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Wie alles begann

„Mein Name ist Troy Nordman, 18 Jahre und das hier ist mein erster Tag.“ Ja, ungefähr so musste ich mich in der Runde vorstellen. Ich setzte mich wider und die Blicke ruhten auf mir.„Schön dass du da bist Troy, du wirst dich hier sicher ganz schnell zurecht finden.“ Herr Ricos, das war der Name unseres Gruppentherapeuten. Meine Blicke wanderten in der Gruppe umher, alles irgendwie Gesichts lose Jugendliche die nur darauf warten, dass ich irgendwas sage oder mache.„Troy ist hier weil er an manischen Depressionen leidet und bisher alle Versuche fehlgeschlagen sind, doch dies soll kein Hindernis für uns darstellen.“ Meinte er und lächelte mich an. Er sah selber etwas mitgenommen aus, kein Wunder wen er sich Tag ein Tag aus mit solchen Menschen abgeben muss die wirklich lieber sterben wollten als das hier durchzumachen. „Machen wir doch da weiter wo wir letztens aufgehört haben“ fuhr er fort. „Stellt euch alle eure größte Angst in der Form eines gewöhnlichen Haushaltsgegenstandes vor und versucht die Symbolik dahinter zu erklären. Ich gebe euch 10 Minuten Zeit.“ Er drückte auf die Fernbedienung in seiner Hand und aus der hinteren Ecke des kleinen Zimmerchens ertönte irgendeine Meditations Musik. Ich konnte so etwas doch nicht, ich kenne mich nicht mit Symbolik und alldem aus, ich wollte nur noch zurück in mein Zimmer, in mein eigenes, nicht diese Gefängniszelle die sie hier „Zimmer“ nennen. Ich fragte mich was wohl die andern über mich dachten, kurz einen Blick in die Runde geworfen, Vier saßen mit geschlossenen Augen da und meditierten vor sich hin, Zwei saßen einfach nur gedankenverloren da und starten Löcher in die Luft, Einer kauerte sich fest in seinen Stuhl und sah sich panisch um, als würde er von hungrigen Löwen umgeben sein. Alle hatten sehr ähnliche Kleidung an, niemand irgendwas besonderes, da stand ich mit meiner Schwarzen Lederjacke schon fast im Mittelpunkt. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und stützte mich auf meinen Beinen ab, Fragen löcherten mich doch es wurden keine beantwortet. „Also“ Ricos legte die Beine übereinander und schaut zu mir „Troy, willst du anfangen?“ Schnell schüttelte ich den Kopf ohne etwas zu sagen und verbarg mein Gesicht noch mehr in meinen Händen. Er schaute etwas enttäuscht von mir weg und zu dem panischen jungen. „Lukas, willst du anfangen?“ Er fragte ganz vorsichtig, als wolle er ihn nicht erschrecken wen er mit ihm redete. „Wollknäuel“ sagte er ganz leise und zitternd. „Sehr gut Lukas, keine Sorge, du bist hier bei uns sicher atme tief durch und stell dir vor du wärst auf der Schaukel beim Spielplatz.“ Ricos redete mit einer sehr ruhigen stimme auf ihn ein und Lukas gehorchte, er schloss die Augen, atmete tief durch und entspannte sich tatsächlich ein wenig. „Willst du mir sagen was das Wollknäuel zu bedeuten hat?“ „Es, … Es schnürt einen ein und lässt einen nicht mehr los, es verschlingt und verknotet einen immer mehr.“ Schon wieder begann er zu zittern. „Sehr gut Lukas, soll ich dir was sagen? Selbst wenn dich das Wollknäuel verschluckt, du hast eine Schere die dir helfen kann dich zu befreien, diese Schere trägst du in dir und du wirst noch lernen mit ihr um zu gehen, sie ist wie dein klare Verstand der dir sagt das du dich nicht fürchten musst.“ Er redete noch weiter auf ihn ein doch meine Gedanken schweiften ab, ich hätte mir etwas mehr erhofft als nur diesen „glaub an dich und es wird besser“ quatsch, da lag ich wohl falsch. Was sollte ich eigentlich für einen Gegenstand nehmen? Sollte ich auch einfach das Wollknäuel nehmen und sagen mir kam was Ähnliches in den Sinn? Oder ich nehme einfach das Wort Schnur, dann ist es nicht so auffällig das ich es kopiert habe.„Troy, jetzt bist du dran. Was für ein Wort ist dir in den Sinn gekommen?“ Ohne nachzudenken sagte ich einfach: „Käse“ Verwunderte Blicke lagen auf mir. „Okay, gut und was bedeutet der Käse für dich?“ „Er hat Löcher die nicht gestopft werden, sondern nur größer werden, irgendwie wie die Fragen in meinem Kopf, keine wird beantwortet, aber es entstehen immer mehr.“ Verwunderte Blicke wurden zu neugierigen, anscheinend hatte meine Aussage sogar noch Sinn ergeben. „Wow, wirklich eine sehr gute Metapher. Weist du, niemand kann dir eine Antwort auf alle Fragen geben, manchmal musst du dir selber eine Antwort schaffen, wenn du dich selber fragst wieso du hier bist, dann beantworte die Frage mit weil ich es verdient habe das es mir gut geht und weil man mich dabei unterstützen will.“

 

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Tag der Veröffentlichung: 16.09.2014

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