Sie wollte raus. In die Welt. Weg von hier. Weg von diesem Ort, in der sie von ihrem Vater gesperrt wurde. Mit keinem hatte sie Kontakt, mit niemandem durfte sie Worte wechseln. Sie selbst hatte keine Erinnerungen an ihre vermeindliche Gabe. Es gab in ihrem Kopf keine Erinnerung an ihre verhängnisvolle Macht.
Vielleicht war sie schon abgeklungen. Vielleicht war sie verraucht.
Hillam liebte nichts mehr, als mit Menschen zu sprechen. Im Königreich war sie nicht nur für ihre Gabe bekannt. Nein. Auch ihre letzte Rede war wie eingebrannt im Kopf der Untertanen. Sie wusste genau, wie sehr sie sie berührt hatte. Doch dies hatte nichts ausgelöst in ihnen.
Die Gabe wirkte erst, wenn sie denjenigen persönlich ansprach. Während ihrer ganzen Ausgangszeit hatte sie niemanden anreden dürfen, musste alles über sich ergehen lassen.
Wie immer saß sie an ihrem Schreibtisch, vor sich vollgeschriebenes Briefpapier. Niemand würde sie sehen, aber sie musste ihre Gedanken mit jemanden teilen.
Auf die letzten Zettel standen jedoch andere Pläne: ihre Flucht. Keinen Tag länger wollte sie in ihrem stickigen Zimmer ausharren.
Und morgen war es so weit. Morgen hieß es raus in die weite Welt. Sie war sich ganz sicher, dass sie ihre Gabe unterdrücken konnte.
Ihre Gabe, Menschen in ihren Bann zu ziehen.
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
an meine eigene Prinzessin, die immer für mich da ist und mir bei meinen Problemen zur Seite steht. Was wäre ich nur ohne dich.