Klappentext
Eine dunkle Gestalt kam auf mich zu. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Die Gestalt trug einen langen dunkelgrauen Umhang, der bis auf den Boden hing. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. An der Stelle wo das Gesicht sein sollte, war ein schwarzer Fleck. Lediglich zwei paar lilafarbene Augen blitzten hervor. Immer näher kam die Gestalt auf mich zu. Ich wusste nicht wo ich war, alles um mich herum war ganz schwarz. Ich versuchte meine Beine zum Laufen zu zwingen, doch sie rührten sich nicht. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah in diese Augen. Irgendetwas an ihnen faszinierte mich, machte mich neugierig. Ich wusste, dass es falsch war, doch anstatt versuchen wegzurennen, wollte ich näher an diesen Umhang, doch auch diesmal rührten sich meine Beine nicht. Nun überkam mich eine Welle voller Angst. Ich versuchte zu schreien, doch kein Laut kam aus meinem Mund. Ich presste meine Hände zu Fäusten und biss die Zähne aufeinander. Die Gestalt hatte anscheinend keine Befürchtungen, dass ich wegrennen könnte. Noch einmal versuchte ich meine Beine zu bewegen, doch nichts. Sie rührten sich nicht einen Millimeter. Voller Panik sah ich zu meinen Füßen, jedoch konnte ich sie nicht sehen. Ich sah wieder hoch und genau in diesem Moment holte die Gestalt mit ihrer knochigen Hand, die aussah wie eine Kralle, aus, um mich zu töten...
Vorwort
Niemals würde ich dieses Geräusch und den Namen 'Fox River Street' vergessen. Es war etwas, das man nicht vergessen konnte. Die Augen, das Knurren, diese Angst. Mein ganzes Leben musste ich nun damit leben. Alpträume würden mich plagen. Doch am Schlimmsten war die Angst um Jacob, als er auf dem Boden lag. Noch nie in meinem Leben hatte ich ihn so verletzlich gesehen. Was taten wir nun? Es waren nicht alle. Noch einmal erinnerte ich mich an 'Seths' Worte: 'Noch viel mehr. Und sie werden euch töten, da könnt ihr sicher sein. Und wir werden euch nicht sagen wo sie sind. Lieber sterben wir.' Seine Worte waren nicht gelogen. Sie waren viel mehr. Doch wir wussten immer noch nicht, wie viele es waren. Geschweige denn, wo sie waren. Sie würden uns angreifen - hinterhältig und ohne jegliche Vorwarnung. Und wir... wir wären ungeschützt und unvorbereitet. Vielleicht würden ein paar von uns überleben, doch ich hatte keine Hoffnung, dass alle überleben würden. Die einzige Frage, die mich wirklich beschäftigte war, warum es ausgerechnet immer uns treffen musste. Durften wir kein unbeschwertes Leben führen? Mussten wir immer wieder beweisen, dass wir überleben konnten, auch ohne das 'normale' Vampirleben? Vielleicht waren wir wirklich verdammt...
Kapitel 1:
ein ganz normaler Tag
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Zumindest dachte ich das...
Mein Wecker klingelte mit einem nervenden Piepen um 7:15 Uhr. Ich schlug für meine Verhältnisse sachte darauf, damit der Wecker stoppte. Ich stöhnte. Ich hatte in dieser Nacht nicht besonders gut geschlafen. Ständig war ich durch merkwürdige Geräusche aufgewacht, nur um festzustellen, dass diese Geräusche aus meinem Traum kamen.
Ich strampelte die lilafarbene Decke ab und stand auf. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass meine Haare unmöglich und verzaust aussahen. Anscheinend hatte ich mich in dieser Nacht ständig umher gewälzt.
Ich schnappte mir eine dunkelblaue Röhrenjeans und ein lilafarbenes T-Shirt. Langsam trottete ich ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Ich schloss die Tür ab, obwohl ich wusste, dass mich keiner stören würde. Meine gesamte Familie war heute auf Jagd. Ich hatte dankend abgelehnt, mitzukommen, da ich bereits gestern auf Jagd war. Schnell sprang ich unter die heiße Dusche. Ich stieg aus der Dusche und rubbelte mich trocken. Meine Haare schüttelte ich lediglich, schon waren sie schon trocken. Ich bürstete sie kurz durch und zog mich an.
Anscheinend hatte ich länger gebraucht, als ich gedacht hatte, denn es war schon 7:35 Uhr. Ich hastete die Wendeltreppe hinab ins Wohnzimmer. Meine Schultasche hatte ich gestern bereits gepackt und neben die Haustür gestellt. Da es regnete, und Menschen bei solch einem Wetter normalerweise nicht nur in einem T-Shirt rumliefen, packte ich meine schwarze Strickjacke, die am Kleiderständer hing, zog sie mir an und packte meine Schultasche um in die Garage zu rennen.
Den Rucksack schmiss ich auf den Beifahrersitz. Ich stegte den Schlüssel ins Schloss meines weißen Fords und zündete den Motor. Schnell fuhr ich die kurvenreiche Straße entlang auf den Highway.
Dank meiner rasanten Fahrt war ich um 7:50 Uhr auf dem Parkplatz der Schule. Ich parkte meinen Wagen auf dem üblichen Platz, packte meine Schultasche und ging zu meinen Freunden Zoe, Sam und Ashley. "Heeey Nessie", rief Zoe mir schon von Weitem entgegen. Sam und Ashley, die bis eben noch in einer Klatschzeitung gelesen hatten, blickten auf und stürmten auf mich zu. Jede Einzelne begrüßte ich mit einer Umarmung.
"Wie geht's euch?", fragte ich sie. "Super, spitze einfach fabelhaft", erwiderte Sam. Ich verdrehte die Augen. Alle von uns wussten wieso. Sie war in den Klassenschwarm, Mike, verliebt. Ich konnte ihn nicht ausstehen, aber vielleicht lag das daran, dass ich immer schon mit Jake zusammen war. Ehrlich gesagt, gefiel mir keiner der Jungs aus der Schule besonders gut. Ich mochte zwar einige, aber sonst...
Das klingeln der Glocke ließ mich zusammen zucken. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkt hatte, dass der Parkplatz schon fast leer war. "Lasst uns gehen", murmelte Ashley, "wir haben jetzt Bio. Und ihr kennt ja Mister Johnson..."
Gemeinsam liefen wir zum Klassenraum. Zu unserem Glück war Mister Johnson noch nicht da. Und dass er zu spät kam, war sehr ungewöhnlich und verdächtig. Er kam nie zu spät, es sei denn, er hatte sich noch mit jemandem besprochen.
Dank meines außergewöhnlich guten Hörsinn konnte ich unseren Lehrer schon am Anfang des Flures hören. Er rannte schon fast zu unserem Klassenzimmer und war ganz außer Atem. Schnell setzte ich mich auf meinen Platz neben Ash. "Was ist los?", flüsterte sie, da Mister Johnson den Klassenraum bereits betreten hatte. "Was soll los sein?", murmelte ich etwas verwirrt. "Du bist ganz blass. Gehts dir nicht gut?" Als ob ich nicht immer blass wäre. "Doch", erwiderte ich so leise, dass nur sie es hören konnte. Ashley zuckte mit den Schultern und blickte zu unserem Biologielehrer.
"Meine Damen und Herren", sagte Mister Johnson, "wenn ich bitten darf, beenden Sie doch bitte ihre Privatgespräche. Ich hab euch etwas Wichtiges mitzuteilen." Wusste ich's doch. "Wie Sie alle wissen, plant unsere geliebte Schule einen Marathon durch Forks." Super. Wie ich mich freute. "Nun steht der Termin fest", fuhr Mister Johnson fort, "Nächste Woche Freitag um 15 Uhr starten wir vor unserer Schule. Ich habe die Route für euch ausgedruckt. Miss Smith, könnten Sie bitte die Blätter verteilen?" Ohne ein Wort stand Sam auf, nahm die Blätter entgegen und verteilte sie. Als sie bei mir angekommen war flüsterte sie mir ganz leise etwas zu: "Immer nimmt dieser Idiot mich ran" Ich musste ein Lachen unterdrücken.
Die Route war sehr einfach. Sie ging meistens die Hauptstraße entlang. "Denkt der wirklich, dass wir da alle mitlaufen?", fragte Ash mich. "Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mitlaufen. Sie sind dazu verpflichtet. Wenn Sie nicht kommen, haben Sie einen unentschuldigten Fehltag, Misses Sutherland" Ashley wurde rot und blickte verlegen zu Boden. Ich presste meine Lippen zusammen um nicht lachen zu müssen.
Der Rest des Schultages verging schnell. In der Mittagspause hatte ich mit Jacob, Sam, Zoe und Ashley zusammen gesessen. Doch Jake hatte heute früher Schluss als ich.
Nach der letzten Stunde Sport, ich hatte mich mal wieder ziemlich dämlich angestellt für einen Halbvampir, schlenderte ich zu meinem Wagen. Als ich um die Ecke bog, konnte ich Joe Gardener erkennen. Er lehnte sich gekonnt lässig gegen die Fahrertür. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Joe war in mich verliebt. Das wusste die ganze Klasse, wenn nicht sogar die ganze Schule. Irgendwie tat er mir Leid. Ich hatte ihm schon so oft klar gemacht, dass zwischen uns nie etwas laufen wird. Und trotzdem gab er nicht auf.
"Hallo Nessie", sagte Joe freundlich als ich an meinem Wagen ankam. "Hey Joe", murmelte ich ohne ihn anzublicken. Ich wollte ihm wirklich keine Hoffnungen machen. "Hör mal Joe. Du weißt, dass ich mit Jacob zusammen bin. Zwischen uns wird nie etwas laufen. Es tut mir wirklich Leid, aber ich will dir keine Hoffnungen machen", sagte ich etwas genervt. "Nessie, bitte... Gib dir einen Ruck... Du und Jacob... Ich finde das passt nicht. Er ist sieht so alt" doch weiter kam er nicht, da ich ihn einfach unterbrach. "Joe, es ist mir wirklich egal was du von ihm denkst. Er ist nur ein Jahr älter als ich. Und er und ich sind füreinander bestimmt" Er wusste ja nicht wie sehr wir füreinander bestimmt waren. "Nessie... Ich... Wir..." "Nein Joe. Nichts 'Nessie'" Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen. Ich stieß ihn von der Tür weg und stieg in meinen Wagen. Schnell fuhr ich davon.
Zu Hause angekommen, fuhr ich meinen Wagen in die Garage und stieg aus. Ich konnte ein ruhiges Atmen aus dem Wohnzimmer hören, was nur bedeuten konnte, dass Jake bei uns war. Voller Vorfreude rannte ich ins Wohnzimmer, um Jake um den Hals zu fallen. Doch als ich dort ankam, sah ich alle mit ernsten Mienen am Esstisch sitzen.
"Was ist los?", fragte ich leise. Ich hatte Angst. Richtig Angst. Wenn meine gesamte Familie zu Hause war, war eigentlich immer eine ausgelassene Stimmung. Aber wenn alle so ernst waren, konnte das nichts Gutes heißen.
Niemand sagte etwas. "Was ist hier los?" wiederholte ich noch einmal leise. Wieder rührte sich niemand. "VERDAMMT WAS IST HIER LOS??"
"Nessie setz dich", sagte mein Vater Edward leise, aber bestimmt und ohne mich anzublicken. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Mein Vater blickte auf. "Nessie setz dich sofort hin", wiederholte er jetzt energischer. Langsam ging ich zu meinem Platz neben Jake. Ich starrte verwirrt in die Runde. "Wir haben ein Problem", sagte Carlisle...
Kapitel 2:
Zoe + Joe
Die angespannte Stimmung in diesem Raum konnte einfach nichts Gutes verheißen. Normalerweise war meine Familie immer lustig und ausgelassen, wenn alle beisammen waren.
"Wa... Was meinst du mit 'Wir haben ein Problem'?" fragte ich leise. Ich hatte Angst. Richtig Angst. "Das bedeutet, dass wir ein Problem haben, Nessie", lachte Emmett. Ich funkelte ihn böse an. "Und was genau ist unser Problem?", fragte ich leicht erregt. "Alice hatte eine Vision", murmelte mein Vater. 'Das hatte ich mir gedacht', dachte ich ironisch. "Nessie, das ist nicht zum spaßen! Wir wissen nicht was hier vor sich geht. Alice' Vision wird kurz nachdem sie angefangen hat schwarz. Verstehst du das? Wir wissen nicht was passieren wird" schrie Edward beinahe. Bella drückte seine Hand. Beschämt blickte ich zu Boden.
"Ich habe gesehen, dass wir angegriffen werden. Das ist alles. Danach wird alles schwarz. Was bedeutet, dass ich den oder die Angreifer nicht sehen kann. Das wiederum ist ein großes Problem", sagte Alice mit ihrer Sopranstimme. Ich nickte.
Mir fiel auf, dass Rosalie noch nichts gesagt hatte und etwas abwesend schien. Da sie links neben mir saß, nahm ich ihre Hand und fragte sie durch meine Gabe, was los war. Sie schüttelte den Kopf und nahm meine Hand von ihrer. "Nichts ist... Vergiss es...", sagte sie leise. "Rosalie, was ist los?", wollte nun auch mein Vater wissen. Mist. Seine Gabe hatte ich völlig vergessen. "Ich... Es ist nur...", meinte Rose. Sie redete nicht weiter sondern blickte nur meinen Vater an.
Na super. Wenn sie es ihm sagen konnte, wieso konnte sie es nicht auch mir sagen?! 'Dad, sag mir bitte was los ist', flehte ich Dad an. "Nessie, es geht dich nichts an", erwiderte mein Vater. Und ob es mich etwas anging. Wir hatten keine Geheimnisse in unserer Familie. Schon alleine nicht durch Dads Gedankenleserei. Da konnte man keine Geheimnisse haben. Und ich wollte auch nicht, dass unsere Familie welche hatte.
"Nessie, bitte... Ich will nicht, dass du das weißt...", sprach Rose so leise, dass selbst ich es nur mühsam verstand. Das verwirrte mich. Rosalie hasste es doch selbst, wenn jemand ein Geheimnis vor ihr hatte.
"Und wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?", fragte meine Mutter vorsichtig. Ich hatte das Gefühl, dass sie nur vom Thema ablenken wollte. "Was können wir schon tun? Wir müssen uns auf einen Angriff vorbereiten", meinte Esme. Dieser Gedanke schien ihr gar nicht zu gefallen. "Aber auf was sollen wir uns vorbereiten?", überlegte Carlisle. "Du hast Recht, Carlisle", meinte Jake, der rechts von mir saß, "Wir wissen nicht wer der Angreifer ist. Sind es Vampire? Werwölfe? Oder etwas, das wir noch gar nicht kennen?" Ich verschluckte mich. "Es gibt noch mehr Werwölfe?", hustete ich, als ich wieder ein wenig Luft bekam. "Wer weiß? Möglich ist alles", erwiderte Jake trocken.
Nein, nein, nein, nein, NEIN! Das durfte einfach nicht wahr sein. Noch mehr Werwölfe!? Das bedeutete noch mehr Feinde, die uns töten könnten. Mir war es schon zu viel, dass es so viele, meiner Meinung nach viel zu viele, Vampire gab. Und einige von denen hatten es lediglich auf mich abgesehen! Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Bitte. Das darf nicht wahr sein.
Auf einmal wurde Alice' Blick starr und richtete sich in die Ferne. "Alice, was ist? Was siehst du?", fragte Jasper hektisch. Alice' Blick wurde von einer Sekunde auf die Andere wieder klar. "Nichts", lachte sie, "Nichts, das mit unserem Problem zu tun hat." Dabei sah sie mich eindringlich an. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit mir reden wollte. Ich nahm mir vor, sie nachher beiseite zu nehmen, um mit ihr in Ruhe reden zu können.
"Also wollen wir abwarten?", hakte Esme etwas ängstlich nach. "Abwarten und trainieren. Das ist das Einzige, was wir tuen können", murmelte Edward. Damit war das Gespräch beendet.
Allerdings nicht für mich. Ich wollte von Dad wissen, was er mir verschwieg. Und so leicht ließ ich mich nicht abschütteln. Edward sah mich streng an, nahm Bellas Hand und verschwand wie der Blitz aus dem Wohnzimmer in den dichten Wald. Na toll. 'Wirklich nett, Dad', dachte ich verärgert. Ich konnte ein leises Kichern aus dem Wald hören. Ich verdrehte die Augen.
Dann fiel mir ein, dass ich mit Alice reden wollte. Ich sah mich im Raum um. An der Türschwelle konnte ich sie erkennen. Sie blickte mich an, grinste dann und rannte durch die Tür in Richtung Fluss. Ich rannte ihr so schnell ich konnte hinterher. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch kurz Jake erkennen, der mir verwirrt hinterher blickte.
"Alice... Was...?", fragte ich doch Alice schnitt mir das Wort ab. "Dieser Junge... Aus deiner Klasse. Joe heißt er. Du denkst er ist in dich verliebt, richtig?" Ich nickte. "Nun... Das stimmt nicht ganz. Er war in dich verliebt. Jetzt ist er in Zoe. Er will nur von dir wissen, ob du denkst, dass er Chancen bei ihr hätte." Das verwirrte mich. "Aber was sollte dann der Spruch 'Du und Jacob... Ich finde das passt nicht'?" Alice lachte. "Nessie... Er mag dich... Sehr. Er macht sich Sorgen um dich und er findet, dass Jacob gefährlich aussieht." Ich lachte. "Na wenn das so ist... Ich denke, ich werde mal mit ihm reden. Schließlich will ich mal nicht so sein." Alice grinste. "Braves Mädchen.", lachte sie.
Ich wollte Alice aber noch etwas fragen. "Alice?", fragte ich scheu. "Hmm?", murmelte Alice. "Ähm... Weißt du was Rose Dad vorhin gesagt hat?" Alice zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Ich würde es selbst nur zu gern wissen." Ich lachte wieder.
Der Rest des Tages verlief schnell. Jake war um 22:00 Uhr gegangen, da er die letzten Tage nicht viel geschlafen hatte. Auch ich verabschiedete mich relativ früh aus dem Wohnzimmer. Einige, darunter Bella, Jasper und Rose, hatten mir zwar etwas verwirrt hinterher geblickt, doch das bemerkte ich kaum.
Voller Vorfreude auf den morgigen Tag stieg ich ins Bett. Etwas hatte ich Alice nämlich nicht erzählt. Zoe war auch schon lange in Joe verknallt. Jedoch hatte sie nicht genug Mut ihn anzusprechen, da es offensichtlich war, dass er Interesse an mir zeigte. Ich beschloss, morgen mit beiden zu reden.
Zoe und Joe waren meine letzten Gedanken, bevor ich in die Traumwelt überlief...
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es noch sehr früh. Ich hatte eigentlich vorgehabt noch liegen zu bleiben, doch die Freude zwang mich aufzustehen. Ich hüpfte ins Bad, um mich fertig zu machen.
Zurück in meinem Zimmer hatte ich eine geschlagene Stunde damit verbracht, eine Outfit auszusuchen. Letztendlich entschied ich mich für eine schwarze Leggings, einen jeansfarbenen Minirock und eine weiße Bluse.
Ich stopfte meine Schulsachen in die Tasche und sprang die Treppe hinunter. Ich drückte jeden meiner Familie einmal, was mir nur verwirrte Blicke einheimste. Zu meinem Outfit kombinierte ich noch einen braunen lockeren Schal und blaue Stiefeletten.
Ich stand vor dem Spiegel und begutachtete mich. Perfekt, dachte ich. "Seit wann achtest du denn so sehr auf deine Klamotten?", fragte Alice mich fröhlich. Ich zuckte mit den Schultern. "Seit heute. Oder für heute. Mal sehen." Rose, die neben Alice stand, lachte. Ich verdrehte die Augen schnappte mir die schwarze Strickjacke und verschwand aus dem Haus.
Auf dem Highway fuhr ich noch schneller als sonst.
Um zwanzig vor acht bug ich in die Straße der Schule. Ich parkte meinen Wagen und nahm erst jetzt richtig das Wetter wahr. Es regnete. Welch eine Überraschung. Da ich keine Lust hatte, schon das Schulgebäude zu betreten legte ich irgendeine CD, die ich fand, ein und hörte sie.
In Gedanken ging ich schon das Gespräch zwischen Joe und mir durch. Ein Klopfen am Beifahrerfenster ließ mich zusammen zucken und riss mich aus meinem Gedankengang. Ich konnte Joe erkennen. Perfekt, dachte ich. Ich winkte ihn zu mir rein. Er öffnete die Tür und stieg schnell ein. Er war triefend nass.
"Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass du mich nicht wieder anmeckerst", lachte Joe. Ich verdrehte die Augen. "Also... Was willst du Joe?" "Nicht das was du denkst!", sagte er schnell. "Was denke ich denn?", fragte ich. "Dass ich dich noch liebe und mit dir zusammen sein will. Stimmts?", grinste er. Ich nickte. Das dachte ich. Bis gestern. "So ist es aber nicht mehr", fuhr Joe fort, "Ich bin in Zoe verliebt. Und ich will dich nur fragen ob du meinst, dass ich Chancen bei ihr hätte!?" Genau wie Alice gesagt hatte. "Ich denke schon." Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Frag sie doch einfach mal, ob sie mit dir ins Kino gehen will. Ich bin sicher sie wird sich freuen", ermunterte ich ihn, "Sie hat mir gesagt, dass sie den neuen Film sehen will." "Super. Danke Nessie. Weißt du, alleine hätte ich mich nie getraut sie zu fragen. Du hast mir echt geholfen." "Das freut mich für dich..." und für Zoe.
Gemeinsam stiegen wir aus. Per Fernbedienung schloss ich meinen Wagen ab. Zusammen rannten wir ins Schulgebäude, da es noch immer regnete. Wir liefen zu Mathe bei Mister Blain. Ich setzte mich auf meinen Platz neben Sam.
Ich freute mich schon riesig auf die Mittagspause, was die Stunde nur noch länger erschienen ließ.
Nach zwei Stunden Mathe war es soweit. Ich schnappte mir Zoe und zog sie kurz beiseite. "Zoe, ich muss dir was sagen", grinste ich sie an...
Kapitel 3:
Liebe
"Was ist denn?", fragte Zoe gestresst, "Ich will noch einen Sitzplatz in der Cafeteria." "Na gut. Dann erzähle ich dir die wunderbaren Neuigkeiten eben nicht. Selber Schuld Zoe", sagte ich ironisch. Ich wusste, dass sie es nicht leiden konnte wenn jemand Geheimnisse vor ihr hatte.
Mit einem Seufzer gab sie auf. "Na gut. Erzähl mir was los ist", bat sie mich. Ich räusperte mich. "Willst du es wirklich wissen? Vielleicht mache ich so die ganze Spannung kaputt", überlegte ich. "Nessie!! Jetzt erzähl mir endlich was los ist." "Also... Du denkst doch, dass Joe in mich verliebt ist, richtig?" Sie nickte. "Nun ja. So ist das nicht. Er ist in dich verliebt und wollte nur von mir wissen, ob du ihn auch magst!?" Zoe fing an über beide Ohren zu grinsen. "Das ist nicht dein Ernst, oder? Nessie du erzählst mir die Wahrheit, stimmts?" "Ja Zoe. Ich würde dich niemals anlügen. Versprochen." Zoe klatschte in die Hände und hüpfte wie wild umher.
"Ooooh das ist ja sooo toll", freute sie sich. Plötzlich verharrte sie mitten in ihrer Bewegung und wurde etwas blass. Für einen Menschen wäre das nicht offensichtlich gewesen, doch mir fiel es auf.
"Zoe? Was ist? Geht's dir nicht gut?", fragte ich besorgt. "Ja ja", sagte sie leise, "aber was soll ich denn jetzt machen? Soll ich ihn ansprechen? Erwartet er das von mir? Oder will er mich ansprechen? Nessie, hilf mir!" Ich verdrehte die Augen. "Zoe, alles ist gut! Er wird dich ansprechen. Ich habe mit ihm geredet. Er wird dich fragen, ob ihr zusammen ins Kino gehen wollt." Ich fing an zu lachen.
Nachdem ich ihr mein Gespräch mit Joe bis ins kleinste Detail erzählt hatte, gingen wir zur nächsten Unterrichtsstunde. An der Tür wartete Joe. Ein paar Meter weiter stand Jake. Ich stieß Zoe leicht an und flüsterte: "Viel Glück." Dann ging ich zu Jake.
"Zoe wird ganz rot", kicherte Jake, als ich bei ihm ankam. Ich küsste ihn und sagte dann: "Hör auf sie zu beobachten!" "Wenn du bei mir bist, fällt mir das nicht schwer." Jetzt wurde ich rot.
Der Rest des Schultages verging wie im Flug. Zoe hatte mir noch wahnsinnig aufgeregt von ihrem Date mit Joe am kommenden Samstag erzählt und dann klingelte es auch schon.
Schnell lief ich zu meinem Wagen, da es schon wieder regnete. Ich schloss ihn auf und setzte mich schnell hinein, um nicht alles drinnen nass zu machen. Da Jake noch nicht da war (wahrscheinlich überzog sein Lehrer wieder einmal) und ich auf ihn warten sollte, schaltete ich das Radio ein.
Genervt suchte ich nach einem Radiosender, der nicht dauernd die gleichen Lieder rauf und runter spielte. Als ich aber nichts fand, stellte ich es sauer wieder aus. Stattdessen nahm ich mir eine CD aus dem CD-Fach und legte sie ein. Klassische Musik ertönte. Das beruhigte mich.
Ich musste wohl eingenickt sein, denn als Jake mir sachte den Kopf streichelte zuckte ich zusammen und riss die Augen auf. "Entschuldige, das wollte ich nicht...", murmelte er und blickte mich an.
Irgendwie hatte er es geschafft, mich auf den Beifahrersitz und sich selbst auf den Fahrersitz zu setzen, ohne mich aufzuwecken. "Wie...", begann ich, doch dann merkt ich, dass wir schon längst zu Hause waren. "Du hast geschlafen wie ein Stein", kicherte Jacob.
Ich war sehr müde und hoffte, dass es nichts Neues im Falle der unbekannten Angreifer gab. Ich wollte einfach nur in mein Bett und schlafen.
Träge lief ich ins Haus. Ich hatte Glück, denn es war fast keiner meiner Familie zu Hause. Nur Dad und Mom. "Tag...", gähnte ich. Dad nickte und Bella guckte etwas verwirrt. Sie kannten die Müdigkeit überhaupt nicht mehr. Sie mussten nie schlafen. Darum beneidete ich sie wirklich. Wie viel mehr Zeit ich dann hätte...
"Das kann manchmal aber auch ganz schön lästig sein. So viel Zeit. Da weißt du oft nicht, was du damit anfangen sollst", meinte mein Vater belustigt. 'Natürlich', dachte ich, 'halt dich aus meinen Gedanken raus, Dad!' "Ich bin dein Vater, Renesmee. Ich darf das." Ich schüttelte den Kopf. "Andere Väter können auch keine Gedanken lesen, Dad", erinnerte ich ihn. Ok. Wir waren auch nicht wie andere Familien. Wieso musste mein Vater immer, aber auch wirklich immer, Recht behalten?
"Siehst du Nessie", lachte Edward. Ich verdrehte wieder die Augen. Dann nahm ich Jake, der das Ganze belustigt betrachtet hatte, an der Hand und zog ich mit in mein Zimmer.
Dort angekommen setzte ich ihn auf's Bett. "Warte hier", murmelte ich, während ich ihm einen Kuss auf die Lippen gab. Jake nickte.
Ich schnappte mir ein Handtuch aus dem Schrank und stieg unter die heiße Dusche. Dann kämmte ich mir meine Haare, zog mir eine graue Jogginghose und ein weißes Top an und ging wieder in mein Zimmer.
Jacob hatte sich auf meinem Bett ausgebreitet und hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt. Er starrte an die Decke. Als ich näher kam, blickte er mich liebevoll an.
"Ich liebe dich Jake", sagte ich. Ich liebte ihn wirklich. Er war mein Ein und Alles. Er war mein Leben, meine Seele, mein Herzschlag. Ein Leben ohne ihn konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. "Ich liebe dich auch, Nessie. Du bist mein Leben", sprach er. Und traf damit genau meine Gedanken.
Ich legte mich neben ihn und zog die Decke über uns. Ganz nah schmiegte ich mich an ihn. Jake war so schön warm.
Schön eingekuschelt schloss ich meine Augen. Jake legte den Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Haare. "Ich liebe dich", wiederholte er.
"Ich dich auch", murmelte ich. Ich war schon fast im Reich der Träume angelangt.
Ich drückte mich noch näher an ihn und schlief ein. Jake war mein Leben. Und er würde es für immer bleiben...
Kapitel 4:
"Ich liebe dich."
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war mir sehr kalt. Ich öffnete die Augen langsam, denn irgenwie waren sie veklebt. Mit den Händen tastete ich mein Bett ab. Nichts. Wo war Jake? Er war doch neben mir eingeschlafen!? Jetzt war ich hellwach. Normalerweise verließ mich Jacob nie ohne 'Tschüss' zu sagen. Nun sah ich, wieso mir kalt war. Das Fenster war sperrangelweit geöffnet. Aber ich hatte es gestern Abend noch geschlossen. Ich fasste mir an die Stirn, um den Schweiß abzuwischen, der sich dort gebildet hatte. Meine Stirn kochte, doch meine Füße froren.
Langsam und vorsichtig stand ich auf. Ich hatte Angst, dass ich das Gleichgewicht verlieren würde, denn es ging mir wirklich nicht gut. Ich tastete mich langsam zum Fenster vorwärts, um es zu schließen. Von diesem kurzen Weg war ich schon erschöpft. Ich setzte mich auf den nahegelegenen Schreibtischstuhl und ruhte mich aus. Ich schloss die Augen erneut und legte den Kopf auf den Tisch.
Anscheinend war ich eingeschlafen, denn als ich die Augen öffnete und auf die Uhr sah, war es schon 13:00 Uhr. Da mir immer noch kalt war, schlang ich mir eine dünne Decke um und ging nach unten.
Unten in der Küche stand Edward und kochte. Wieso kochte er? "Morgen Dad", hustete ich. Er blickte mich an. "Guten Morgen Nessie. Wie geht es dir?" Als ob man mir das nicht ansah. Und falls nicht hätte er es längst in meinen Gedanken gelesen. "Mir geht's schlecht. Richtig schlecht. Ich weiß nicht was los ist. Ist Carlisle da?", fragte ich leise. Mein Hals tat weh. "Ja er ist in seinem Arbeitszimmer. Soll ich dich zu ihm tragen? Du siehst nicht aus, als solltest du dich bewegen", bemerkte mein Vater. Ich nickte dankend.
Nachdem Carlisle mich untersucht hatte, grinste er ein wenig. "Tja Nessie. Du hast die typische Grippe." "Und wieso amüsiert dich das so?", fragte mein Vater. Ich lag auf dem Boden und fühlte mich elend. "Ich wollte schon seit Nessies Geburt wissen, ob sie krank werden kann. Und nun weiß ich's. Aber du tust mir wirklich sehr Leid Nessie. Ich gebe dir ein paar Tabletten gegen die Schmerzen. Und falls das Fieber zu hoch wird, solltest du diese Tropfen nehmen." Ich nickte nur. Zu mehr war ich wirklich nicht in der Lage.
Dad hatte mich ins Bett getragen und mich zugedeckt. Dann hatte er Alice, die gerade unterwegs war, angerufen und ihr gesagt, sie solle mir einen Fernseher, Decken, Kissen, Trinken, Essen und noch mehr Zeugs mitbringen. Ich konnte Alice durchs Telefon lachen hören. Wie ich sie kannte, brachte sie noch Klamotten mit und garantiert kaufte sie einen Flachbild HD Fernseher. Ich stöhnte.
"Was ist? Geht's dir schlechter? Brauchst du was?", fragte mein Vater besorgt. Er hatte noch nie miterlebt, dass jemand so krank war. Ich schüttelte den Kopf und stöhnte erneut. "Kopfschmerzen. Tabletten?", krächzte ich. Mein Vater gab mir ein Glas Wasser und eine Tablette. Angewidert schluckte ich sie runter.
15 Minuten später kam meine Mom und Alice nach Hause. Plötzlich fiel mir wieder etwas ein. "Dad?", fragte ich. Mein Dad sah mich an. "Wieso hast du vorhin gekocht?" "Ich dachte du hast Hunger und willst was essen." Er zuckte mit den Schultern.
Dankend sah ich ihn an. "Danke Dad. Du bist der Beste." Edward lächelte mich an.
Dann kam auch schon meine Mutter durch die Tür geschossen. Ich hatte Angst, dass sie meine Möbel umrennen würde. Besorgt sah sie mich an und rannte auf mich zu. Ich zuckte zusammen. "Was ist mit ihr? Was hat sie?", fragte sie. Ich hatte keine Lust ihr das zu erzählen. Stattdessen tat es Edward. Ich schloss die Augen.
Ich war schon wieder eingeschlafen. Als ich aufwachte stand meine gesamte Familie um mich rum. Sie sahen so aus, als hätten sie noch nie jemanden gesehen der krank war. Ich meinte krank, nicht verletzt. Aber sie hatten auch noch nie jemand kranken gesehen. Das Einzige "Außergewöhnliche" war Mom gewesen. Sie war aber verletzt, nicht krank. Sie wussten nicht, was sie mit mir machen sollten. Außer natürlich Carlisle.
"Wie geht es dir mein Schatz?", fragte mich Bella liebevoll. Ich zuckte mit den Schultern. "Schlecht. Verdammt schlecht", hustete ich. Ich zitterte. Sofort legte mir Jasper eine Decke über die vorhandene. "Danke", flüsterte ich. "Keine Ursache", sagte er. Selbst ich konnte die Besorgtheit meiner Familie spüren.
Eine Welle der Ruhe überströmte mich. Ich wusste, dass Jasper seine besondere Gabe nutzte, um alle ruhig zu stellen. Dankend sah ich ihn an. Er lächelte.
Eine Weile blieb es ruhig. Als ich nochmal zitterte, rannte Alice aus dem Zimmer und kam eine Minute später mit einer Wärmflasche wieder zurück. Sie legte sie mir an die Füße. Ich lächelte.
Anscheinend waren wirklich alle um mich besorgt. Aber das wollte ich nicht. Ich war doch nur krank, ich lag ja nicht im Sterben. "Echt Leute, morgen geht's mir bestimmt schon besser. Macht euch nicht solche Sorgen." Ich versuchte ein hoffnungsvolles Lächeln zustande zu bekommen.
"Ich denke, wir lassen Nessie jetzt schlafen", sagte Carlisle. Ich dankte ihm in Gedanken. Ich hatte keine Kraft zu sprechen.
"Ach Mom?", rief ich so laut ich konnte. Meine Mutter erschien in der Tür. "Was denn? Brauchst du was?" "Könntest du Zoe anrufen und ihr sagen, dass sie mir alles haarklein bis ins kleinste Detail per E-Mail schreiben soll? Sie weiß, was ich meine." "Natürlich Schatz. Aber schlaf jetzt", lächelte sie. "Noch was. Falls Jake auftaucht, sag ihm er soll wieder gehen. Ich will nicht, dass er auch krank wird." Meine Mutter lachte. "Ich werd versuchen ihn aufzuhalten. Doch ich bezweifle, dass das was bringen wird." Sie lächelte mich an, schloss die Tür und ging.
Ich hoffte, dass Jake auf Mom hörte. Doch ich bezweifelte es. Jake war nicht aufzuhalten, wenn er etwas wollte. Ich verdrehte die Augen. Typisch Jacob.
Bevor ich wieder einschlief schrieb ich Jake noch eine SMS.
Wehe du kommst hierher! Ich will nicht, dass du auch krank wirst. Und solltest du trotzdem kommen, sag ich meiner gesamten Familie, dass sie dich verscheuchen sollen. Bitte tu mir diesen Gefallen.
Ich liebe dich. xox Nessie
Ich drückte auf 'Senden' und schloss die Augen. Ich war todmüde. Noch nie in meinem Leben war ich so müde gewesen. Schnell schlief ich ein und fing an zu träumen...
Als ich wieder aufwachte, ging es mir wesentlich besser. Trotzdem war ich noch zu schwach, um aufzustehen.
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich deine Familie aufhalten könnte, oder?", fragte eine Stimme. Sie gehörte Jake. Er lehnte sich lässig an die gegenüber liegende Wand. Ich seufzte.
Langsam kam er auf mich zu. "Nessie... Nichts und Niemand kann mich aufhalten, um dich zu sehen. Ich liebe dich. Du bist mein Leben... Ich weiß nicht, wie ich dir sagen soll, wie sehr ich dich brauche... Du bist wie die Luft zum Atmen. Wie das Wasser, das ich brauche um zu überleben. Ich... Ich... Dir gehört mein Herz. Ohne mein Herz kann ich nicht leben. Ohne dich kann und will ich nicht leben. Ich will mein Herz nie wieder haben. Niemals. Das würde bedeuten, dass ich keinen Grund habe, dich zu sehen. Aber ich muss dich sehen. Nessie... Verstehst du, wie sehr ich dich brauche? Ich will nie wieder ohne dich sein. Ich kann das nicht. Du kannst mir nicht verbieten dich zu sehen. Das kannst du nicht... Das geht einfach nicht..."
Langsam rollte eine Träne über meine heiße Wange. Was er da sagte, spiegelte meine Gefühle gegenüber ihm. Ich brauchte ihn. Er war... Wie die Luft zum Atmen. Ich konnte ohne diese Luft nicht leben. Genau wie er.
Ich brach in Tränen aus. Ich wollte nie wieder ohne ihn sein. Das konnte ich genau so wenig wie er.
Ich weinte und weinte. Ich konnte nicht anders. Jake nahm mich in den Arm und wog uns langsam hin und her.
"Ich liebe dich doch auch Jacob. Ich... Ich... Ich wollte dich doch nur schützen. Wollte nicht, dass du das hier auch durchmachen musst. Ich liebe dich so sehr." Ich weinte immer mehr. Es ging nicht anders. Ich konnte mir ein Leben ohne Jake nicht vorstellen. Er war ein Teil von meinem Leben. Mein Leben war wie ein Puzzle. Würde Jake nicht da sein, würde ein Teil fehlen. Das Puzzle könnte nie mehr vollständig sein.
"Nessie... Nessie schhh... Hör auf zu weinen. Du brauchst nicht zu weinen. Ich bin da. Ich werde nicht gehen. Ich werde niemals ohne dich weg gehen. das verspreche ich dir. Niemals", sagte Jake.
Langsam wurden die Tränen weniger. Ich hörte auf zu weinen und blickte Jacob ins Gesicht. Er sah mich besorgt an. Ich setzte mich auf seinen Schoß und lehnte mich an ihn. Er nahm mein Gesicht in seine weichen Hände und blickte mir lange und eindringlich in die Augen. Langsam führte er mein Gesicht immer näher an seins heran. Vorsichtig berührte er meine Lippen mit seinen. Ich drückte meine Lippen auf seine. Wir küssten uns leidenschaftlich. Er legte sich aufs Bett und zog mich zu sich herunter.
Mehr brauchte dieser Moment nicht. Er war perfekt. Wir hatten uns. Ich würde ihn nie wieder hergeben. Nie.
Jake und ich lagen nebeneinander im Bett und kuschelten. Er hatte seine Arme um mich geschlungen und streichelte mein Gesicht. Ich schloss die Augen. Schon wieder war ich total müde. "Jake?", flüsterte ich. "Ja?", fragte er. "Du bleibst doch hier, oder? Du bist noch da, wenn ich aufwache, stimmts?" Jake lachte. "Ja Nessie. Ich werde da sein. Wie gesagt, ohne mein Herz kann ich nicht leben. Ich liebe dich.", meinte Jacob. "Ich liebe dich mehr", erwiderte ich. "Ganz bestimmt nicht." Jake lachte.
Ich zog ihn an mich und schlief ein.
Kapitel 5:
Blut
Als ich am nächsten Morgen aufwachte war mir heiß. Tierisch heiß. Ich öffnete die Augen und schob Jake sanft ein Stückchen von mir weg. Er war geblieben. Erleichtert seufzte ich. Mir ging es schon fast wieder richtig gut. Aber ich wollte morgen und übermorgen lieber noch zu Hause bleiben. Nicht, dass ich schwänzen wollte, aber ich dachte mir, dass es mir morgen wieder gut geht. Und soweit ich gehört hatte, sollte man einen Tag nach der Krankheit noch zu Hause bleiben. Nur zur Sicherheit. Ein Rückfall wäre der Horror. Ich hatte nicht vor, das nochmal freiwillig durchzumachen.
Ich schob die Decke bei Seite und stand auf. Ein wenig wacklig war ich noch, aber es ging. Ich ging an mein Laptop und startete es. Mit einer dünnen weißen Decke machte ich es mir auf meinem Schreibtischstuhl bequem. Schnell tippte ich mein Passwort ein und öffnete den Internet Browser. So schnell wie ich konnte öffnete ich mein Postfach und suchte zwischen unzähligen Spam Mails die Nachricht von Zoe raus. Gefunden. Ich öffnete sie und las neugierig die Mail durch.
Ganz wie ich mir gedacht hatte. Das Date zwischen Joe und Zoe war super verlaufen. Zoe sagte sogar, dass Joe ich Seelenverwandter wäre. Schön, dachte ich. Sie lagen also auf einer Wellenlänge. Das freute mich. Für beide.
"Welch eine Freude", murmelte Jake hinter mir scherzhaft. Erschrocken drehte ich mich um und starrte in sein Gesicht. "Sag mal, was fällt dir ein mich so zu erschrecken? Und wieso liest du heimlich meine E-Mails? Hmm?", schrie ich ihn beinahe an. "Ganz ruhig Nessie", sagte Jacob leicht genervt, "Ich habe nur deine Reaktion verfolgt und den Absender gelesen. Und es tut mir Leid, dass ich dich erschrocken habe. Wirklich. Verzeihst du mir?" Ich stand auf und lief ihm entgegen. "Natürlich verzeihe ich dir. Was für eine Frage. Ich habe total übertrieben. Ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Es tut mir Leid." Jake lachte ein Wenig.
Hand in Hand liefen wir die schmale Treppe hinab ins Wohnzimmer. Also eigentlich hat Jacob mich fast getragen. Alle machten sich solche Sorgen um mich. Ich verdrehte die Augen.
Unten angekommen, wurde ich von Fragen, wie es mir denn ginge, überhäuft. "Ja es geht mir viel besser." "Nein mir ist nicht schlecht." "Ja ich gehe überübermorgen wieder in die Schule."
"Darf ich jetzt was Essen?", fragte ich genervt. "Was Menschliches oder willst du auf die Jagd?", lachte Emmett. Diese Frage war als Scherz gemeint, doch ich überlegte wirklich.
"Ähm... Ich denke ich frühstücke erst und dann gehe ich auf die Jagd. Kommt jemand mit?", fragte ich in die Runde. "Ich komme gerne mit", trällerte Alice. "Ich auch", meinte Rosalie. "Und ich lasse dich bestimmt jetzt noch nicht alleine auf die Jagd", sagte mein Vater und meine Mutter nickte zustimmend.
"Dann gehen wir also zu", ich zählte schnell durch, "fünft auf die Jagd. Wann geht's los?" "Wenn du fertig bist", sagte Carlisle, "Ich komme auch mit." Zu sechst also, dachte ich.
Ich setzte mich an die Theke in der Küche und sah Jake dabei zu, wie er uns Spiegeleier briet. Nachdem er fertig war, stellte er einen Teller vor mich und stellte seinen auf den Platz neben mir.
Gierig aß ich alles in sekundenschnelle auf. Jake sah mir ungläubig zu. "Ich dachte, du wärst ein Vampir!? Trinken Vampire normalerweise nicht nur Blut?", murmelte er und fing an zu essen. Ich verdrehte dich Augen. "Wie du vielleicht weiß, mein Lieber, bin ich nur ein Halbvampir. Halb Mensch, halb Vampir", erkärte ich, obwohl ich wusste, dass er es ganz genau wusste. Mein Hals brannte. Ich musste so schnell wie möglich auf. Wahrscheinlich waren meine Augen tiefschwarz.
Ich versuchte meinen Durst mit Wasser zu stillen. Schnell goss ich mir ein wenig Wasser ein, nahm einen Schluck und schüttete den Rest ins Waschbecken.
"Macht's dir was aus, wenn ich jetzt schon auf Jagd gehe? Ich halte es nicht mehr aus", fragte ich Jacob bittend. Er schüttelte nur den Kopf und grinste mich so gut es ging an, denn er hatte gerade einen großen Bissen im Mund. Ich drüchte ihm einen Kuss auf die Wange und ging zu den Anderen, die schon warteten.
Carlisle sprang von der Veranda in den Wald. Alice, Rosalie und meine Mom sprangen, vielleicht sollte ich eher hüpfen sagen, hinterher. Edward machte eine Bewegung, die mir zeigen sollte, dass ich vorgehen sollte.
Nun sprang auch ich runter. Mein Vater sprang schnell hinterher, blieb jedoch hinter mir. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich umkippen könnte. Und er hatte ein wenig Recht. Mir ging es wirklich nicht so gut. Aber ich musste einfach auf die Jagd.
Ich verließ mich ausschließlich auf meine Vampirsinne und roch ein paar Rehe.
Schnell schoss ich in ihre Richtung. Ich rannte zwischen den Bäumen durch, als ob sie nicht da wären. Auf einer kleinen, sehr runden Lichtung voller Blumen erkannte ich schon von weitem meine Beute.
Eine große Herde, dachte ich. Schnell wurde ich langsamer und schlich mich an. Die Herde witterte keine Gefahr. Mit einem Satz sprang ich auf das größte Tier zu und brach ihm das Genick. Ich wollte nicht, dass das Tier unnötig Schmerzen erleiden musste.
Schnell bohrte ich meine Fangzähne in die Kehle und sog das warme, genüssliche Blut in mich auf. Nach ein paar Sekunden war das Tier blutleer und ich sprang auf das nächste zu.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Alice sich auch an der Herde zu schaffen machte. Sie hatte schon drei Tiere erlegt und machte sich nun am nächsten zu schaffen. Da ich auch noch was abhaben wollte stieß ich erneut meine Fangzähne in das Reh.
Die gesamte Herde war schnell leer gesaugt. Wenige Rehe hatten es geschafft sich davonzustehlen. Aber wirklich nur sehr wenige.
Rasch machte ich mich auf die Suche nach ein paar anderen Tieren, die ich jagen konnte. Ich fand eine kleine "Familie" aus Wapitis. Alice lief immer noch neben mir her. Vielleicht hatte Edward sie beauftragt auf mich aufzupassen, damit er bei Bella sein konnte. Die zwei konnte wirklich nichts trennen.
Auch diese Herde war schnell tot. Alice mochte es ebenfalls nicht, die Tiere unnötig leiden zu lassen. Demnach brachen wir ihnen zuerst das Genick.
Auf einer weiteren kleinen Lichtung trafen wir uns mit meiner restlichen Familie. Ich bemerkte, dass der gesamte Rest meiner Familie auch dort anwesend war. Alle hatten goldene Augen.
Auch ich fühlte mich wesentlich besser. Vereint sprinteten wir zurück zu unserem Haus und jeder machte wieder wozu er Lust hatte.
Jake war auch noch da. Er saß auf der weißen Couch vor dem Fernseher und zappte durchs Programm. Ich setzte mich neben ihn und tat so als würde ich begeister auf das Baseballspiel achten, das er eingeschaltet hatte.
"Na, wieder da, mein kleiner Vampir!?", neckte er mich. Ich mochte es nicht wenn er mich 'Vampir' nannte. Als ich keine Antwort gab, entschuldigte Jake sich: "Entschuldige bitte, Nessie. Ich habe vergessen, dass du es nicht magst, wenn man dich so nennt. Immerhin bist du Halbmensch, wie du mir vorhin beim Frühstück erklärt hast."
"Würde es euch was aus machen, wenn ihr euch zu uns an den Tisch setzt. Alice hatte eine neue Vision", sagte Rosalie so unfreundlich wie möglich. Sie hatte etwas gegen Jake und mochte es gar nicht, dass er alle Familiendinge wusste. Aber er gehörte nunmal zur Familie. Basta.
Ich stand auf und zog Jacob langsam hinter mir her. Er setzte sich auf den einzigen freien Stuhl und zog mich auf seinen Schoß. Ich blickte mich um. Wir hatten doch eigentlich genug Stühle!? Welchen Gast hatte ich noch nicht bemerkt?
Und dann sah ich ihn. Ich erkannte ihn sofort an seinem Blick und seiner Haut. Jake drückte leicht meine Hand, während die Wut in mir aufstieg...
Kapitel 6:
Neuigkeiten
Sam saß seelenruhig an unserem Esstisch. An einem Esstisch voller Vampire! Die Wut stieg immer weiter an. Was hatte er hier zu suchen? Was ließ er sich einfallen hier einfach so aufzukreuzen?
Er war schließlich der Grund, warum ich seit Wochen nicht mehr in La Push war. Langsam erinnerte ich mich an diesen Tag zurück.
Jake und ich saßen in meinem Auto und fuhren gerade durch den Wald zu seinem Haus. Ich war lange nicht mehr hier gewesen und es war ein Samstag an dem ich nichts vorgehabt hatte. Also hatte ich mich dazu entschlossen, Billy mal wieder zu besuchen.
Nach ein paar Minuten waren wir angekommen. Die Reifen vom Auto schleuderten Schlamm und Gras in die Luft, als wir eine Vollbremsung hinlegten. Jacob hatte immer Spaß daran, so anzuhalten.
Es schüttete so doll, als würde der gesamte Regen, der die letzten Wochen, erstaunlicher Weise, nicht herunter gekommen war, sich auf einmal über uns ergießen.
Ich setzte mir meine Kapuze meiner blauen Regenjacke auf und öffnete die Tür. Schnell rannte ich unter das kleine Vordach. Ich machte mir keine Mühe, so schnell wie ein Mensch zu laufen. Die meisten Leute hier wussten, dass es mich gibt. Und die anderen dachten bestimmt, sie sahen nicht richtig.
Auch Jake flitzte zur Tür und öffnete sie. Dank meiner schnellen Geschwindigkeit war ich nicht nass geworden. Jacob hingegen schüttelte sich und putzte sich die Schuhe ab bevor er eintrat.
Ich schlüpfte nach ihm durch die Tür und hing meine Jacke an die Garderobe. Mein Freund trug wieder nichts, als eine Khakihose und Sportschuhe. Es war bestimmt schön so eine hohe Körpertemperatur zu haben.
Leise Stimmen kamen aus dem winzigen Wohnzimmer. Eigentlich hatte ich vorgehabt nur mit Billy zu reden, denn ich hatte schon lange kein richtiges Gespräch mehr mit ihm geführt.
Doch als ich ins Wohnzimmer trat, saß noch eine andere Person auf dem Sofa. Sam. Wütend starrte er mich an. Ich funkelte genau so sauer zurück.
"Was will sie denn hier?" Er vermied es mich direkt anzusprechen. "Frag sie das doch selber, Sam", sagte Jake. "Das hättest du wohl gern." Jake funkelte ihn an. "Ja, das hätte ich gerne. Was hast du denn gegen sie?" Sam stand auf und lief auf Jacob zu.
"Bitte hört auf euch zu streiten. Nicht wegen mir. Jake... Wir können auch wieder gehen. Wir müssen nicht hier sein", murmelte ich. Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten.
"Kommt gar nicht in Frage. Du hast ein Recht hier zu sein. Ach und Sam, du hast eigentlich kein Recht mehr zu bestimmen. Erinnerst du dich?" Sam fing an zu zittern. Sein ganzer Körper bebte.
"Sam, nein nicht hier!", schrie ich. "Sei still, du Blutsauger!", schrie Sam. Ich verzweifelte. Sam konnte sich hier drinnen nicht verwandeln. Er würde uns alle umbringen. Das Wohnzimmer war schon für vier Personen zu klein. Ein riesiger Werwolf würde das ganze Haus sprengen.
Langsam liefen immer mehr Tränen über meine Wange. "Bitte... Sam... Nicht hier. Du wirst uns alle töten!" Sam lachte ein tiefes grausames Lachen. "Es ist mir wirklich total egal, falls ich dich umbringe." Ich schluchzte. "Und was ist mit Billy? Und Jacob?"
Sams Zittern wurde etwas weniger. "Die beiden werden es schon überleben... Aber meinetwegen können wir das auch draußen klären, Vampir."
"Es regnet, Sam. Ich will nicht, dass ihr krank werdet." Es war das erste Mal, dass Billy etwas sagte. Sam verdrehte die Augen. "Ha. Du weißt genau so gut wie ich, dass ich so gut wie nie krank werden. Und dieses kleine Miststück dort drüben bestimmt auch nicht. Oder werden Blutsauger krank?"
"Ja werden sie. Ich war erst krank, Hund", zischte ich. Ich erschrak vor mir selbst. Normalerweise benutzte ich keine Ausdrücke. Aber Sam ging entschieden zu weit.
"Ach das ist aber schön", lachte Sam, "Na dann. Gehen wir hinaus. Schließlich will ich nicht, dass einer meiner Mitmenschen stirbt." Mir entging nicht, wie er das Wort Menschen betonte.
Der Hund ging erhobenen Hauptes aus dem kleinen verwundbaren Haus nach draußen in den Regen. Nach ein paar Metern blieb er stehen und drehte sich um. Er starrte mich immer noch wütend an.
"Was willst du von mir? Was habe ich dir getan?", fragte ich ihn. Ich versuchte die Fassung zu bewahren. "Das fragst du noch? DU HÄTTEST FAST EINEN MEINER BRÜDER GETÖTET!" Jetzt schrie Sam.
Ich zuckte zusammen. Das stimmte. Zumindest zum größten Teil. "Ja, Sam. Fast. Aber verdammt, ich war auf der Jagd! Was kann ich dafür, wenn deine Brüder mir dabei zu nahe kommen!? Und wie du ja vielleicht weiß, habe ich meine Jagd gestoppt, als ich gesehen habe, wer es war!"
Sams Augen wurden zu Schlitzen. "Und was wär, wenn du dich nicht gestoppt hättest?" Jacob trat neben mich und nahm mich in den Arm. Bisher hatte ich nicht gemerkt, dass die Tränen nur so über meine Wangen flossen. "Sam. Sie hat sich gestoppt. Du musst doch nicht über etwas nachdenken oder über etwas wütend sein, was nicht passiert ist und nie passieren wird. Oder etwa doch?"
Sam schnaubte. "Wer versichert mir denn, dass es nie passiert?" "Ich." Erschrocken blickte ich Jake an. Er? Und was wäre, wenn ich es doch ein Mal nicht schaffte? Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nein. Ich. Sam, wenn mir auch nur ein Mal ein Ausrutscher passiert und ich irgendjemanden auch nur verletzte... Dann komme ich nie wieder nach La Push. Nie wieder. Ich werde mich von diesem Gebiet fernhalten."
"Wenn's sein muss. Jacob wird dich sowieso wieder hierher bringen. Ein Ausrutscher, wie du es so schön umschrieben hast, und du kommst nie wieder hierher. Und ich schwöre dir, wenn du einen Menschen umbringst, jage ich dich solange, bis ich dich gefunden habe. Und dann werde ich dich töten."
Ich schauderte. Ich war mir sicher, dass meine Familie und Jake mich beschützen würden, dennoch hatte ich Angst.
Sam warf noch ein Mal einen wütenden blick in meine Richtung und lief dann fort in den Wald. "Dir wird kein Ausrutscher passieren. Das weiß ich. Ich werde dich davor beschützen", sagte Jake, der mich noch immer fest im Arm hielt. "Man kann nie wissen...", murmelte ich.
Mit einem Mal war ich wieder in der Gegenwart. Alle starrten mich an. Bis auf Sam. Benommen blickte ich zu Jake. Er grinste.
"Tagträumerei?", fragte er mich. Langsam nickte ich. Alle blickten wieder wo anders hin. Bis auf Dad. Er warf mich noch einen langen strengen Blick zu, der wohl bedeuten sollte, dass ich mich zusammenreißen sollte.
"Also? Was gibt es für Neuigkeiten?", fragte Mom. Es mussten schon bedeutende Nachrichten sein, dass sogar Sam hierher gekommen war.
Edward blickte mich erneut an. "Sam ist hier, um uns seine Neuigkeiten zu erzählen und um sich Alice' Vision anzuhören. Alleine werden wir unseren Feind nicht besiegen können. Wir wissen immer noch nicht, wer oder was es ist."
Ich nickte. Dann fing Sam an zu sprechen. "Wir wissen jetzt, dass der Feind kein Vampir ist. Genaueres wissen wir selbst nicht. Außerdem waren sie auf unserem Gebiet. Wir sind ihrer Spur bis fast nach Kanada gefolgt, doch dann war sie plötzlich verwischt. Das ist leider auch schon alles."
"Danke Sam", sagte mein Vater aufrichtig, "wir sind dir zu tiefem Dank verpflichtet. Wenn wir das irgendwie wieder gutmachen können, lass es mich wissen." Sam grinste hämisch und blickte Edward an.
"Nein nicht das. Ich kann sie nicht dazu zu zwingen. Und du genau so wenig." Verständnisslos starrten alle abwechselnd Edward und Sam an.
Mein Vater bemerkte dies und erklärte alles. "Sam will, dass ich Nessie verbiete nach La Push zu gehen. Er hat Angst um seine Brüder."
So sauer wie noch nie starrte ich Sam an. Und ich hatte gedacht, dass zwischen uns wenigstens kein Krieg mehr herrschte. Doch da hatte ich mich wohl geirrt.
Ein tiefes Knurren entfuhr mir. Sam lachte. "Willst du mir etwa Angst machen?" So schnell ich konnte sprang ich auf und schmiss dabei den Stuhl um.
"Leg. Dich. Nicht. Mit. Mir. An. Sam!", fauchte ich. "Und was, wenn ich es doch tue? Willst du mich dann umbringen? So wie die ganzen Tiere und garantiert noch folgenden Menschen? Versuch's doch. Los komm her!"
Diese Aussage brachte das Fass zum überlaufen. Ich versuchte zwar noch mich zu beruhigen, doch das ging gründlich schief.
Langsam lief ich auf Sam zu. Auch er war inzwischen aufgestand und starrte mich angriffslustig an.
"Jetzt wirst du sehen was du davon hast, du verfluchter, kleiner, lästiger Köter!!" Mit diesem Satz sprang ich auf Sam zu, mein Ziel war seine Kehle...
Kapitel 7:
Allein
Nach nur einem Satz war ich bei ihm. Es war mir natürlich bewusst, dass meine Familie dazwischen gehen würde, doch das war mir egal. Noch bevor ich versuchen konnte Sam den Kopf abzureißen, was ich vorgehabt hatte, da Wolfsblut schon widerlich roch, sprang mein Vater dazwischen. Mit einem Stoß stieß er mich ans andere Ende des Zimmers. Emmett hatte Sam von hinten fest umklammert, denn auch er hatte vor zu kämpfen. Ich sprang wieder auf und rannte ein zweites Mal auf den Hund zu. Und wieder sprang Edward dazwischen. Diesmal schubste er mich aber nicht weg, sondern hielt mich wie Sam umklammert.
Wütend knurrte ich ihn an. Ich versuchte mich zu befreien und zappelte wild umher. Ich trat und schlug um mich so doll ich konnte. Doch nichts half. Mein Vater ließ alles über sich ergehen ohne ein Wort zu sagen. Worte hätten mich momentan eh von nichts abhalten können. Trotzdem gab ich nicht auf. Ich wusste nicht was in mich gefahren war, als ich versuchte Dad zu beißen. Erschrocken ließ er mich los. „Hast du sie noch alle?“, schrie er. Entsetzt blickten mich alle an. Und erst jetzt wurde mir wirklich klar, was ich da versucht hatte.
Klar, ich war nicht giftig, aber wie konnte ich nur versuchen meinen eigenen Vater zu beißen? Erschrocken sank ich in die Knie. Mein war Blick leer. Ich wunderte mich, warum Jasper noch nichts unternommen hatte. Doch dann bemerkte ich, dass er und Emmett mit Sam raus gegangen waren. „Ich... Ich... Ich weiß nicht... Was... Mit mir los war“, flüsterte ich, „Entschuldigung“ Mir war klar, dass eine einfache Entschuldigung nichts wieder gut machen konnte. So etwas konnte man nicht wieder gut machen. Dann breitete sich eine große Welle voller Ruhe im Zimmer aus. Jasper war wieder zurück.
„Renesmee, was sollte das?“, fauchte Edward. Er war noch immer tierisch wütend. „Ich hab doch gesagt... Ich wollte das nicht... Ich weiß nicht was in mich gefahren ist...“ Ich fing an zu schluchzen. Immer mehr Tränen rannen über mein Gesicht. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.
Langsam stand ich auf und ging aus dem Haus. Ich wollte allein sein. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mom mir hinterher rennen wollte, doch Edward hielt sie zurück. Natürlich hatte er in meinen Gedanken gestöbert. Nach einer Weile schnellen Rennens nahm ich schwere Schritte hinter mir wahr. Es waren Pfoten. Wütend drehte ich mich um und blickte in Jakes besorgtes Wolfsgesicht. „Was willst du hier?“, schluchzte ich, „Ich will alleine sein... Lass mich in Ruhe... Und...“ Wieder schluchzte ich. „Und geh!“
Ohne eine Antwort abzuwarten rannte ich immer tiefer in den Wald. Ich wusste, dass selbst wenn er mir folgte, mich nicht einholen konnte. Er war zwar fast so schnell wie ich, doch ich rannte so schnell ich konnte. Ich wusste nicht wo ich hin wollte. Ich rannte einfach nur und gab mich meiner Traurigkeit hin.
Ich dachte nichts, fühlte nichts, rannte einfach nur.
Ich hatte nicht bemerkt wie weit ich gerannt war, als ich die Grenze zu Kanada erreichte. Schließlich blieb ich stehen und dachte erstmals darüber nach, wo ich eigentlich hin wollte. Langsam ging ich durch den Wald, um in die Stadt zu gelangen. Wo ich genau war, wusste ich nicht. Nach wenigen Minuten gelangte ich auf eine Promenade mit vielen bunten Ständen und Geschäften. In den Schaufenstern glitzerten verschiedene Mitbringsel in unterschiedlichen Formen und Farben. Die Leute schlenderten vergnügt von einem Geschäft zum nächsten. Die Meisten schleckten an einer Eiskugel oder aßen eine Zuckerwatte. Viele kleine Kinder quengelten, weil sie nicht mehr laufen konnten, noch ein Eis wollten oder etwas aus einem Geschäft haben mussten.
Was für kleine Probleme die Menschen hier im Gegensatz zu mir hatten; Ein quengelndes Kind, Schmerzen in den Füßen... Und ich hatte fast meinen Vater gebissen. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Und dann schlug mir die Erinnerung von Sams Stimme in meinen Kopf ein, wie eine Bombe. Sie klang eigenartig, nicht so, wie sie sonst immer klang.
Nein, das war bestimmt nicht Sam gewesen. Das musste jemand anderes sein. Aber wer?
Wer sah aus wie Sam, sprach fast wie er? Und das Wichtigste war, wer wusste über unser Problem Bescheid und wer kannte uns so gut? Ich zitterte. Die Angst überkam mich und ich musste aufpassen, dass ich nicht vor der Menschenmenge zusammen brach. Mit Mühe und Not riss ich mich zusammen und ging entschlossen zurück in den Wald. Noch schneller als vorher sprintete ich wieder nach Hause.
Innerhalb von ein paar Stunden war ich wieder in Forks und nach weiteren fünf Minuten am Haus. Von drinnen drangen leise aufgeregte Stimmen nach draußen. Eine kalte große Nase stieß mich sachte an. Erschrocken drehte ich mich um. Seth stand mir als Wolf gegenüber. Ich bedeutete ihm, dass er ruhig sein sollte und er nickte mit seinem großen Kopf.
Dad, komm bitte kurz her. Ich bin’s, dachte ich und hoffte, dass er es mitbekommen würde. Doch nichts. Ich wartete noch fünf weitere Minuten und trotzdem kam keiner raus. Entschlossen schlich ich die Treppe hinauf, um ins Wohnzimmer zu gelangen. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Meine Familie saß auf dem Sofa und unterhielt sich ernsthaft mit ‚Sam’. Ich riss die Tür auf und schlüpfte durch die Tür. Alle starrten mich erschrocken an. „Sam, würde es dir etwas ausmachen mich und meine Familie kurz alleine zu lassen? Ich muss ihnen etwas sagen und das geht dich nichts an“, sagte ich so süß ich konnte.
Er nickte und verließ den Raum verwirrt. Mir warf er noch einen strengen Blick zu. Wahrscheinlich ahnte er, dass ich ihn durchschaut hatte. Ich warte bis er die Tür schloss und verschwand. „Das war nicht Sam“, murmelte ich so leise ich konnte. Ich wusste nicht, ob ‚Sam’ versuchte uns zu belauschen...
Kapitel 8
Geburtstag
„Was meinst du mit ‚das war nicht Sam’“, fragte Jasper ruhig. Ich verdrehte die Augen. Das war zwar nicht die Zeit um Späße zu machen, aber was ich mit meiner Aussage meinte, war ja wohl klar. „Renesmee, reiß dich zusammen!“, sagte mein Vater. Ich gehorchte.
„Das was ich gesagt habe. Das war auf keinen Fall Sam. Habt ihr nicht seine veränderte Stimme gehört?“, murmelte ich. „Er könnte sich erkältet haben, oder anders krank sein...“, überlegte Esme. Ich schnaubte. „Nein. Ich bin mir sicher, dass das nicht Sam war. Sam würde mich nie provozieren. Jedenfalls nicht so doll... Ich weiß nur nicht, wer es sonst gewesen sein könnte.“
„Ich hatte auch schon den Verdacht, dass das nicht Sam war. In seinen Gedanken habe ich gesehen, dass... Dass...“ Edward kam ins stocken und das kam selten vor. Sehr selten, so gut wie nie. Er schluckte. „Dass er unser Angreifer ist. Er und sein ‚Rudel’, wenn man es so bezeichnen mag. Aber er ist kein Wolf. Er ist... ein Gestaltenwandler. Er kann sich in mehrere Personen und Tiere verwandeln, wie in Sam, aber auch in Wölfe, Vögel und alle anderen Tiere. Er braucht dazu nur ein wenig Blut oder etwas Haare.“
Schockiert starrten wir alle Edward an. „Ein... ein Gestaltenwandler?“, fragte Bella. „Ja. Und ich weiß nicht, wie wir sie besiegen können. Sie sind einzigartig. Wir müssten in Legenden nachschauen, oder uns bei anderen Zirkeln erkunden. Das sind unsere einzigen Möglichkeiten“, erklärte Dad.
„Wieso hat er das alles gedacht?“, erkundigte sich Carlisle. „Weil er nichts von unseren Gaben weiß. Er kennt nur ‚normale’ Vampire ohne Gaben. Dass wir jetzt wissen, was er ist, ist ein sehr großer Vorteil für uns. Doch wir dürfen uns das nicht anmerken lassen. Wenn er weiß, dass wir wissen was er ist, werden sie womöglich ihre Strategie ändern“, trällerte Alice.
„Aber wieso wollen sie uns töten?“, wollte Emmett wissen, „Wir haben ihnen nichts getan.“ Edward nickte. „Nein, haben wir nicht. Sie akzeptieren unseren Vertrag mit den Wölfen nicht. Sie haben nichts gegen andere übernatürliche Wesen, aber sie können nicht mit Kompromissen zwischen verschieden Wesen leben.“ „Und wieso wollen sie ausgerechnet uns...“ Esme zögerte. „Zerstören?“ Alice wand sich an Esme. „Ganz einfach. Weil die Wölfe mehr sind und sie, wie gesagt, nichts von unseren Gaben wissen. Würden sie das wissen, würden sie versuchen die Wölfe zu töten.“
Beim Wort Wölfe blickte ich mich um. Ich suchte Jacob. Hatte ich ihn vorhin verletzt, als ich ihm sagte, dass ich allein sein wolle? Mit Tränen in den Augen erkundigte ich mich nach ihm. „Er ist bei seinem Rudel. Sie sind hier in der Nähe. Möchtest du hinfahren?“, fragte Bella. Ich nickte nur. Bella stand auf und lief zu der kiefernen Kommode, die im Flur stand. Sie war schön, mit einem wunderschönen Muster an den einzelnen Schubladen. Die Griffe waren Henkel, die mit Gold überzogen waren. Obenauf stand ein Blumenstrauß aus rosafarbenen Rosen in einer nach oben schmaler werdenden gläsernen Vase.
Mom öffnete die mittlere der drei Schubladen und nahm ein kleines blaues Säckchen aus Samt heraus. Nachdem sie die Schublade wieder geschlossen hatte, kam sie langsam auf mich zu. „Ich wollte dir das eigentlich erst an deinem Geburtstag geben, aber ich denke du brauchst es schon vorher. Und dein Geburtstag ist ja schon morgen.“, lachte Bella etwas beschämt. „Eigentlich schon heute. Es ist 00:01 Uhr“, murmelte Edward. Sie überreichte mir das Säckchen. Mit zitternden Fingern öffnete ich es an den beiden Schnüren, mit denen es verschlossen war.
Ich drehte das Säckchen langsam um und ließ den Inhalt auf meine linke Hand fallen. Zum Vorschein kam ein kleiner schwarzer Schlüssel, der wohl für ein Auto sein musste. Ich drehte den Schlüssel auf die andere Seite und sah einen zweiten Schlüssel. „Zwei Autos?“, flüsterte ich. „Ja. Eins für Forks und eins für außerhalb, wenn du sehr schnell fahren möchtest“, grinste Edward.
Ich achtete nicht auf die Firma, die auf dem Schlüssel eingraviert war, denn ich konnte mit Autofirmen nicht so viel anfangen. Ich war froh, dass ich die Zeichen von Mercedes und BMW unterscheiden konnte. Schnell wollte ich in die Garage rennen, um meine neuen Autos zu sehen und um zu Jake fahren zu können, doch Jasper hielt mich zurück. „Na na na, liebe Nessie. Das war nicht dein einziges Geschenk.” „War es nicht?“, fragte ich erstaunt. Jasper schüttelte den Kopf und lachte. „Nein. Und ich habe die große Ehre dir dein anderes Geschenk zu übergeben“, lachte Rosalie.
Anmutig kam sie auf mich zu, mit einer schwarzen Schachtel auf beiden Armen. Etwa einen halben Meter von mir entfernt blieb sie stehen und schaute mich glücklich an. „Was ist das?“, flüsterte ich. Rosalie grinste. „Öffne es doch einfach, dann siehst du schon was es ist.“ Behutsam nahm ich den Deckel der Schachtel ab und gab ihn, ohne den Blick von der Schachtel zu nehmen, Edward.
In der Schachtel lag ein silbernes Armband, bestehend aus zwei Reifen. Sofort konnte ich erkennen, dass echt aus echtem Silber war. Es hätte mich auch gewundert, wenn es versilbert wäre; meine Familie sorgte sich nicht um Geld. Wir hatten genug davon. Zwischen den beiden Reifen war ein einzelner Anhänger befestigt; unser Familienwappen. Noch mehr Tränen kullerten mir über das Gesicht, bis zum Kinn und tropften schließlich auf mein braunes Oberteil. Dort hinterließen sie kleine schwarze Flecken. „Das... Das... Das ist so wunderschön“, schluchzte ich, „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll... Ich danke euch so sehr. Es ist das Schönste, das ich je gesehen habe. Danke schön.“
Nacheinander umarmte mich meine ganze Familie. Edward hielt mich am längsten im Arm. „Du brauchst dich nicht zu bedanken. Jeder hat sein Wappen und du gehörst nun mal zur Familie. Ich liebe dich, Renesmee Carlie Cullen“, flüsterte er, „Und es geht mir gegen den Strich das zu sagen, aber wenn du Jacob einmal heiraten wirst“, er stieß einen angewiderten Laut aus, „dann wird auch er solch ein Wappen bekommen.“ Ich lachte, während ich schluchzte. „Ich liebe dich auch, Dad. Du bist der beste Vater, den man sich nur vorstellen kann.“
Als ich alle umarmt und mich nochmals bedankt hatte, erklärte mir Mom den Weg zu Jake. Ich nahm den Schlüssel für den sehr schnellen Wagen und rannte in die Garage. Abrupt blieb ich stehen. In der riesigen Garage stand der unauffällige graue VW Passat und direkt daneben... ein schwarzer Lamborghini. Auf den Motorhauben der beiden Autos prangte eine dicke fette gelbe Schleife. Ich stöhnte. Meine Beine wollten sich nicht bewegen; ich hatte noch nie in so einem Wagen gesessen. Dann erinnerte ich mich an mein Vorhaben, riss die Schleifen runter und schmiss sie auf den Boden. Ich öffnete behutsam die Fahrertür und stieg auf die schwarzen Ledersessel. Die Sitze waren tierisch bequem und ich war so müde, dass ich fast eingeschlafen wäre, doch wieder erinnerte ich mich an Jake.
Ich raste aus der Garage und über den geschlängelten Weg, zum Highway. Mit Vollgas sauste ich auch diesen entlang, bis zu der Ausfahrt zu der ich musste. Einige Autofahrer beschwerten sich über mein rasantes Tempo durch Hupen, immerhin fuhr ich knapp 250 km/h die Straße entlang, doch das interessierte mich nicht im Geringsten. Mein Tempo drosselte ich erst, als ich auf die Ausfahrt fuhr, doch sobald ich merkte, dass sie auf eine leere Straße führte, gab ich wieder Gas. Ich hatte es sehr eilig Jake zu sehen, denn ich hatte Angst, dass er meine Abfuhr vorhin falsch verstand.
Nach fünf Minuten erreichte ich die Abzweigung die ich nehmen musste. Ich bog also links auf einen unbefestigten Weg ab. Nach weiteren drei Minuten erreichte ich die Lichtung, auf der Jake sich mit Sam und den Rudeln besprechen wollte. Ich sah schon von Weitem 16 riesengroße Wölfe. Ich fuhr langsamer und blieb erst mal in sicherer Entfernung stehen. Den Motor stellte ich auch ab, ich hatte erst mal vor, die Wölfe zu beobachten und nicht einfach reinzuplatzen.
Eine viertel Stunde verging, ehe sich die Versammlung auflöste. Niemand hatte mich bisher entdeckt, doch als der rostbraune Wolf sich umdrehte, um zu verschwinden, begegnete ich seinem Blick. Jacobs Blick lag voller Traurigkeit und... Angst. Verzweifelt sah ich ihn an und hoffte, dass er nicht abhauen würde. Er drehte sich um und rannte in den Wald. Ich riss dir Tür auf und wollte ihm nachrennen, doch da vernahm ich das reißende Geräusch. Wenig später erschien Jake nur mit Shorts bekleidet und in Menschengestalt wieder auf der Lichtung. Schon wieder rannen die Tränen über mein Gesicht. Die Anderen von Jakes Rudel waren immer noch versammelt.
„Setz dich in den Wagen“, befohl er, „Und ihr“, er wand sich an sein Rudel, „verschwindet und geht nach La Push. Sofort.“ Ängstlich stieg ich in den Wagen und wartete auf Jacob. Langsam lief er mir hinterher und stieg ebenfalls in den Wagen. Er verschloss die Türen und starrte aus dem Fenster. Auch ihm rann eine einzige Träne über das Gesicht.
„Was willst du, Renesmee?“, fragte er. Wenn er mich mit meinem vollen Namen ansprach, hatte ich ihn wirklich verletzt. „Jake... Ich... Es tut mir so Leid. Ich meinte das vorhin nicht so... Ich wollte nur allein sein... Nicht dich verletzen. Es tut mir so Leid, Jacob... So Leid...“ Ich fing an zu schluchzen. Ich konnte mich nicht mehr halten, hielt mir die Hände vor meine Augen und wand mich von Jake ab.
Wahrscheinlich dachte ich, dass Jake mir sofort verzieh, da er das immer tat, doch nichts geschah. Als ich wieder einigermaßen normal sprechen konnte, nahm ich die Hände von den Augen und sah meinen Freund an. Er starrte noch immer nach draußen. Es hatte mittlerweile angefangen zu regnen, doch das interessierte mich nicht im Geringsten. Ich wollte nur, dass Jacob mir verzieh.
„Jake... Bitte sag doch was!“, bettelte ich. Er sah mich an. Seine Augen noch immer voller Traurigkeit. „Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen, Renesmee? Soll ich sagen, dass alles gut wird und ich dir nicht böse bin? Wenn ich das sagen würde, müsste ich lügen. Es tut mir wirklich Leid, aber so ist es... Ich... Ich kann dir nicht sagen, ob alles wieder gut wird. Wie du vielleicht weiß, kennen wir die Angreifer eurer Familie nicht. Aber wir werden euch helfen.“
„Und was ist mit der zweiten Sache?“, schluchzte ich. „Nessie... Ich bin dir böse. Aber nicht, weil du mir gesagt hast, dass du allein sein willst, sondern weil du einfach weggerannt bist. Einfach weggerannt, ohne mir zu sagen wo du hinwillst, wann du wieder kommst oder ob du überhaupt wiederkommst. Du wirst jetzt wahrscheinlich sagen, dass du immer wieder kommst, aber ich bin mir momentan nicht mehr sicher, Nessie.“
Wieder schloss ich meine Augen. Jacob hatte Recht. Ich hätte nicht wegrennen sollen, ohne jemanden irgendetwas zu sagen. Heiße Arme umschlossen meine Taille, als ich auf den Beifahrersitz gezogen wurde. Ich ließ es zu. „Nessie, hör auf zu weinen. Als du gegangen bist, bin auch ich weggerannt. Aber ich hätte Edward fragen sollen, was mit dir ist und wann du wiederkommst. Bitte wein nicht mehr. Ich ertrage es nicht, wenn du Kummer hast. Und erst recht nicht, wenn du wegen mir traurig bist. Schschsch. Ich werde bei dir bleiben. Hör auf zu weinen.“
Ich ließ mich von Jacob trösten. Ich liebte ihn so sehr. Niemals würde ich es zulassen, dass uns etwas auseinander bringt. Niemals.
Irgendwann schlief ich, unter Jakes tröstenden Worten, ein. Ich merkte grade noch, wie er die Tür öffnete, ausstieg, mich behutsam auf den Sitz setzte, um dann auf die Fahrerseite zu gelangen und den Motor zu starten. Langsam fuhr er los, während ich immer fester einschlief...
Kapitel 9:
Träume
Bevor ich richtig wach war, verfiel ich in einen Halbschlaf. Ich merkte, wie Jake langsam über einen holprigen Weg fuhr. Schließlich öffnete ich die Augen, setzte mich normal hin und blickte in Jakes Gesicht. Sein Mund war zu einer harten Linie verzogen und er starrte stur nach draußen in den Regen. Ich rieb mir die Augen und strich mir meine Haare zurück, die mir zuvor wild ins Gesicht fielen. Jacob hatte nichts gesagt. Er schien noch nicht mal bemerkt zu haben, dass ich wach war. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. "Jake, was ist los?", fragte ich besorgt. Noch immer blickte er mich nicht an und gab keine Antwort. Ich fragte noch einmal, doch wieder gab Jacob keinen Ton von sich. "Jacob, was ist mit dir los?", schrie ich ihn schließlich an.
Ich sah ihn von oben nach unten an. Bei seinem Bauch stoppte ich. Sein Bauch war über und über mit einer roten Flüssigkeit bedeckt. Blut. Ein Verlangen überkam mich, um das Blut zu kosten. Langsam näherte ich mich Jacob. Das Auto fuhr nicht mehr. Vielleicht hatte ich mir das vorhin nur eingebildet. Ich kam Jake immer näher. Mit beiden Händen stützte ich mich auf seinem Sitz ab. Mit einer Hand berührte ich zart Jakes Lippen. Meine Nase glitt sanft seinen Hals hinunter, über seinen Arm bis zu seiner Hand, die reglos auf seinem Bein lag. Langsam kam ich dem Blut näher. Meine Zunge war kurz davor einen Tropfen Blut zu berühren. Dann kam mir erst in den Sinn, was ich hier eigentlich tat. Ich war kurz davor das Blut von Jake zu trinken! Von meinem eigenen Freund!
Wie der Blitz schoss ich zurück auf meinen Sitz und presste mich gegen die Tür. Was war mit Jacob passiert? War er angegriffen worden? Wahrscheinlich. Aber von wem? Ich bekam Angst. Wenn Jacob angegriffen wurde, wieso ließ der Angreifer mich dann einfach so unversehrt zurück? Noch einmal kroch ich zu Jake, um seinen Puls zu fühlen. Doch da war nichts. Ich hörte auch seinen Herzschlag nicht. Da ich mein Handy nicht mitgenommen hatte, riss ich die Autotür auf und stieg aus. Ich wusste nicht wo ich war. Verstört blickte ich mich um. Wir waren mitten in einem Wald. Doch ich kannte diesen Wald nicht. Wo waren wir?
Hinter mir hörte ich ein Knacksen, so als ob jemand auf einen Stock trat und dieser durchbrach. Ich drehte mich um. Da war niemand. Wieder ein Knacksen. Wieder hinter mir. Noch einmal drehte ich mich. Doch wieder war niemand da. Ich schrie. Was war hier los? Ein widerliches Geräusch ließ mich zusammen zucken. Noch einmal schrie ich. "Wer ist hier? Wer bist du und was willst du von mir? KOMM HER! Komm hier her!", schrie ich. Zwei heiße Hände umklammerten meine Handgelenke, doch ich sah niemanden. Ich schlug um mich und versuchte mich zu befreien. Wieder schrie ich, doch dieses Mal länger und lauter. Wieso hörte mich denn niemand? "Eure Zeit ist gekommen, Renesmee Carlie Cullen", flüsterte eine samtene Stimme zuckersüß, als ob das lieb gemeint wäre, "Ihr werdet alle sterben."
"Hey, Nessie! Wach auf!", sagte Jacob. Ich riss die Augen auf und sah Jake, wie er neben mir in meinem Bett in meinem Zimmer lag und meine Handgelenke umklammer hielt. Ich merkte, wie mir eine einzelne Träne über die Wange lief. "Nessie... Du weinst ja. Was ist denn los? Hattest du einen Alptraum?", flüsterte Jake in mein Ohr. Ich nickte. Zu mehr war ich nicht im Stande. Dieser Traum hatte sich so realistisch angefühlt. "Willst du mir erzählen, was in deinem Traum passiert ist?" Ich schloss die Augen. "Könntest du... bitte... meine Arme loslassen?", murmelte ich. Jake ließ sie sofort los, legte sich auf die Seite und zog mich zu sich. "Ich hab dich nur festgehalten, weil du mich fast geschlagen und gekratzt hättest", erklärte er. Ich zuckte zusammen. "In meinem Traum... da... da waren wir in meinem Auto und... du warst tot..." Ich merkte, wie Jacob zusammen zuckte. "Und ich hab' versucht Hilfe zu holen... Und dann war da jemand, aber ich habe niemanden gesehen. Ich hab' geschrien, aber niemand war da... Und dann bin ich aufgewacht." Jake drückte mich näher an sich, was fast unmöglich war, da ich seine zweite Haut hätte sein können.
"Jetzt ist alles wieder gut. Ich bin ja da. Dir passiert nichts", tröstete er mich. Eine Weile blieben wir so liegen. Jake hatte die ganze Zeit über meinen Arm gestreichelt und mir auf's Haar geküsst. Nach einer Zeit wurde mir aber so heiß, dass ich aufstand und mich im Spiegel betrachtete. Ich sah unmöglich aus; Mein Haar war total zersaust und hing mir wirr ins Gesicht. Auch meine Klamotten sahen nicht besser aus. Ich schnappte mir also meine Lieblingsjeans im Destroyed-Look, ein gelbes lockeres Top und eine schwarze Strickjacke. Dann nahm ich noch zwei Handtücher und marschierte zur Tür. "Bin gleich wieder da", murmelte ich noch zu Jake, bevor ich durch die Tür schlüpfte.
Ich lief ins Bad und sprang erstmal unter die heiße Dusche. Das Wasser war angenehm warm. Ich stand erst eine Weile einfach so unter dem Wasser, bevor ich mich wusch. Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Schließlich föhnte ich mir meine Haare und zog mich an. Das Ganze hatte nur 20 Minuten gedauert. Ich öffnete die Tür und ging wieder in mein Zimmer. Jake lag noch immer auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ich lief zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Brust. Weitere 15 Minuten vergingen, ehe wir beide wieder aufstanden und Hand in Hand in die Küche liefen.
Ich setzte mich an die Theke, während Jacob uns etwas zu essen machte. Die ganze Zeit beobachtete ich ihn. Obwohl ich ihn oft anstarrte, war mir noch nie wirklich aufgefallen, was für Muskeln er hatte. Er war stark. Irgendwie flößten mir seine Muskeln ein wenig Angst ein. Ich war es nicht gewohnt, dass jemand so kräftig war. Ich war völlig in Gedanken, als Jake sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht umdrehte und mich fragte, warum ich ihn so anstarrte. "Weil du so gut aussiehst", neckte ich ihn. Er lachte. "Das gleiche kann ich auch von dir sagen, schöne Frau." Auch ich lachte.
Er stellte mir einen weißen Teller mit Steak vor die Nase. "Steak zum Frühstück?", fragte ich leicht angewidert. "Frühstück? Schau mal auf die Uhr, Schatz", lachte er. Ich schaute auf die Uhr, um festzustellen, dass es schon 18:24 Uhr war. "Wie lange habe ich geschlafen?" Jake schaute nicht von seinem Essen auf, als er antwortete. "So um die zwölf Stunden. Aber du musstest dich von dem Schock erholen." Ich runzelte die Stirn. Schock? Welcher Schock? Als hätte Jacob meine Gedanken gelesen, blickte er mich an und erklärte. "Ich meine, dass ihr heraus gefunden habt, wer euer Feind ist." Achso. Das war verständlich. Gierig aß ich mein Steak auf und nahm mir anschließend ein Glas Wasser. Das war das einzige Getränk, das nicht widerlich schmeckte, wie ich fand. Auch Jake stellte ich ein Glas hin. Jedoch mit Cola gefüllt. Ich wusste, dass er das gerne trank. Er bedankte sich.
"So", sagte ich nach einer Weile des Schweigens, "was wollen wir jetzt machen?" Jacob zuckte die Achseln. "Ich weiß nicht. Was möchtest du denn machen?" Ich überlegte. "Hmm... Um ehrlich zu sein, möchte ich ein bisschen vor dem Fernseher rumlungern, wenn du nichts dagegen hast!? Die letzten Tage waren ein bisschen zu viel für mich. Aber vorher möchte ich Zoe noch eine SMS schreiben." Jake gähnte ausgelassen. "Alles klar. Wir sehen uns in deinem Zimmer." Ich nickte. Jacob liebte den neuen Flachbild-HD-Fernseher, den Alice mir mitgebracht hatte, als ich krank war. Ich schauderte. Diese Zeit war sehr schlimm gewesen. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt einfach miserabel.
Schnell tippte ich die SMS an Zoe:
An: Zoe
Hey Zoe. Ich komme am Montag wieder zur Schule.
Freut mich, dass dein Date toll war ;)
Viel Spaß noch am Wochenende.
Hab dich ganz doll lieb <3
Nessie
Ich klappte mein Handy zu und trottete in mein Zimmer. Jake hatte es sich bereits mit Chips, Flips und Cola gemütlich gemacht. "Was wollen wir gucken?", fragte ich ihn, als ich zu meinem DVD Regal lief. "Hmm... Ich weiß nicht." Nach einer Weile nannte mir Jacob dann doch noch einen Film. Ich kannte ihn nicht, hatte ihn aber trotzdem. Geschwind tat ich die DVD in den DVD Player und setzte mich zu Jake. Er nahm mich in den Arm und gab mir noch einen Kuss, bevor die Titelmelodie des Films begann.
Jake verfolgte gespannt den Film, ich jedoch war die ganze Zeit über damit beschäftigt, ihn anzustarren. Er bemerkte es nicht. Er war so anziehend. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und setzte mich auf seinen Schoß. Er schaute mich, mit einer Mischung aus Überraschung und Erschrockenheit, an. Normalerweise war ich zurückhaltender, da ich Angst hätte, ich könnte ihn verletzen. Jacob lachte immer darüber, doch ich war wirklich besorgt. Mit beiden Händen hielt ich seine Arme neben ihm fest. Er grinste, ich grinste. Langsam und verführerisch kam ich ihm immer näher. Sanft berührte ich seinen Mund mit meinen Lippen, dann wanderte mein Mund immer weiter seinen Körper hinab. Er trug immer noch kein T-Shirt, was die Sache nur noch verführerischer machte. Da ich Jake nicht besonders festhielt, stand er plötzlich auf und drehte sich so um, dass ich auf einmal unter ihm lag.
Er tat das bei mir, was ich zuvor bei ihm gemacht hatte. Keiner achtete mehr auf den Film, als er mir erst meine Jacke und dann mein Top auszog. Sinnlich küsste er meinen gesamten Bauch und mein Gesicht. Verführerisch blickte ich ihn an. Ich biss mir auf die Lippe. Ich wusste nicht, ob wir das wirklich tun sollten, aber Jake war wohl der Meinung. Wieder drehten wir uns, sodass ich wieder auf seinem Schoß saß. Ich zog ihn zu mir hoch und küsste ihn wild. Meine Händer vergrub ich in seinen Haaren, er tat es mir nach. Ich fiel auf meinen Rücken und Jake legte sich auf mich. Leise stöhnte ich. Ich wollte Jake. Jetzt und hier...
Kapitel 10:
Gefühle
Edwards Sicht:
Hand in Hand liefen Bella und ich den Waldweg entlang. Er war von unserer Familie gemacht und schon ziemlich abgetrampelt. Ringsherum standen die mit Moos überwucherten Bäume dicht nebeneinander. Nur wenige Sonnenstrahlen wurden von den Blättern durchgelassen. Manchmal streiften ein paar Blätter sanft meine Hose. Bella blieb stehen und blickte mich an. Sie runzelte die Stirn, legte beide Hände an meine Wangen und schloss die Augen. Ich kannte diesen Ausdruck. Seit sie herausgefunden hatte, dass sie ihren Schild auch wegschieben konnte, fand sie diese Methode der Kommunikation bei wichtigen, oder besser gesagt; bei für Bella wichtigen Dingen, viel praktischer. Nun ja, bei manchen Situationen war das sehr praktisch, denn so konnte uns keiner belauschen. Außer natürlich, wenn ich antwortete.
Nach ein paar Sekunden schaffte es Bella dann endlich ihren Schutzschild ganz wegzuschieben und schon prasselten ihre wirren Gedanken auf mich ein. Also erst mal will ich dir sagen, dass ich dich liebe. „Ich weiß“, flüsterte ich. Pscht, lass mich ausdenken. Sie lachte leise bei ihrem neuen Wort. Hast du das eben gehört? Ich schüttelte kurz den Kopf. Da hat jemand gestöhnt. Meinst du, wir sollten nachsehen? „Ich weiß nicht. Konntest du raushören, wer das gewesen sein könnte?“, fragte ich sie leise, in ihr Ohr flüsternd. Sie kniff die Augen zusammen. Das bedeutete mir immer, dass ich leise und ruhig sein sollte. Wenn ich etwas falsch machte, konnte Bella sich nicht mehr konzentrieren und ihr Schild flutschte wieder über ihre Gedanken. Es hat sich angehört wie... wie Nessie. Ich schnappte mir Bellas Hand und rannte so schnell ich konnte wieder Richtung Haus. Innerlich betete ich, dass Renesmee nichts passiert war. Bella zerrte an meiner Hand, doch ich bemerkte es kaum. „Aua, man! Du tust mir weh!“ murmelte sie. Ohne aufzuhören zu rennen, lockerte ich meinen Griff. „Edward! Bleib doch mal stehen! Das Stöhnen hat sich nicht so angehört, als würde es ihr schlecht gehen. Eher so... als würde es ihr außerordentlich gut gehen. Verdammt, jetzt hör auf zu rennen!“, schrie sie.
Ich verlangsamte meinen Schritt, blieb jedoch nicht stehen. Bella zog stärker an meiner Hand, sodass ich stehen bleiben musste. Genervt wirbelte ich herum und starrte ihr wütend in die Augen. „Was ist?“ Bella verdrehte ich die Augen. Gelangweilt erwiderte sie meinen Blick. „Edward. Ich habe dir doch gerade eben gesagt, dass das Stöhnen sich nicht anhörte, als ob es jemandem schlecht geht. Hörst du mir eigentlich nicht zu?“ Nun war es an mir, die Augen zu verdrehen. „Doch“, murmelte ich. „Wieso weißt du dann nicht, dass es sich nicht schlimm angehört hat?“ Ich seufzte. „Also gut“, gab ich auf, „dann lass uns langsam und gemütlich zurück ins Haus gehen, um sicher zu sein, dass wirklich nichts ist. In Ordnung?“ Nachdem Bella einwilligte, gingen wir zurück zum Haus.
Dort angekommen, öffnete ich behutsam die Tür, um nicht allzu viel Lärm zu machen. Ein leises Stöhnen drang nach unten. Es war also tatsächlich Nessie. Und es hörte sich wirklich nicht schlimm an. Mit Bella an der Hand lief ich langsam die Treppe hinauf. Plötzlich durchtrennte ein Geräusch, das sich anhörte, als sei Holz gebrochen, die Ruhe. Verdammt, das ist Dad, hörte ich Renesmee denken. Leises Rascheln und ein paar ganz leise gemurmelte Worte folgten. Nessie hörte sich wütend an.
Sauer stampfte sie aus ihrem Zimmer. „Müsst ihr euch so anschleichen?“, schrie sie mir entgegen. „Renesmee, beruhig dich“, sagte Bella ruhig, aber bestimmt. „Nein!“, schrie sie weiter, „warum schleicht ihr euch immer so an, wenn ich alleine zu Hause bin? Wisst ihr eigentlich wie ätzend das ist?“ „Renesmee, wir sind nun mal Vampire. Es liegt in unserer Natur leise zu sein. Würden wir lauter sein...“, versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie keifte mir dazwischen. „VERDAMMT NOCH MAL! Hör mit deinen ach so tollen Geschichten auf, Edward!“ Ich zischte. Ich mochte es nicht, wenn Nessie mich mit meinem Namen anredete. Sie funkelte mich an, als Jake seinen Kopf aus dem Fenster streckte. Nach einem prüfenden Blick, wie die Lage war, lief er vorsichtig zu Nessie und schlang seine Arme um Renesmees Hüfte. Ich knurrte, doch davon ließ sich Jacob nicht abbringen. Egal wie viel ich ihm und seinem Rudel zu verdanken hatte, es ärgerte mich gewaltig, dass er sich ausgerechnet auf meine Tochter geprägt hatte.
„Beruhig dich, Edward“, murmelte Jacob. „Sag du mir nicht, was ich tun soll!“, zischte ich. „SCHLUSS JETZT!“, schrie Bella, um die Situation zu entschärfen, „Was soll das? Edward, ich weiß was du denkst, aber das Jake sich auf Renesmee geprägt hat, kannst du jetzt auch nicht mehr ändern. Du hättest es nie ändern können, also hör auf dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Und Nessie, hör auf deinen Vater anzuschreien! Es tut mir...“, sie warf mir einen kurzen Blick zu, „es tut uns Leid, dass wir uns angeschlichen haben. Wir dachten, du seihst verletzt oder in Gefahr. Entschuldige. So... Ich denke, jetzt sollte jeder wieder seinen Dingen nachgehen. Ach und Edward, geh doch schon mal in die Garage, ich komme gleich nach.“ „In die Garage?“, fragte ich verblüfft. „Ja. Wir wollten doch ein paar Bilder besorgen.“ In meinen Gedanken vertieft lief ich in die Garage. Hätte ich es wirklich nie ändern können, dass Jake sich auf Nessie prägt?
Bellas Sicht:
Ich wartete bis Edward sicher in der Garage verschwunden war und ging dann zu Renesmee. Ich nahm sie bei der Hand und lief mit ihr in den Garten, so weit weg wie möglich, ohne Aufsehen zu erregen. "Mom. Warte, was ist denn los?", fragte sie nach einer Weile verwundert. Bevor ich antwortete lief ich noch ein Stück weiter. Ich wollte sicher gehen, dass Edward uns nicht mehr hören konnte. Würde er mitbekommen, was ich Nessie jetzt sagen wollte, würde er bestimmt ausrasten. Und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Ich blieb stehen und drehte mich so um, dass ich meiner Tochter direkt ins Gesicht sah. Hätte ich rot werden können, wäre ich es jetzt geworden. "Nessie", begann ich, "ich weiß was du tun wolltest und warum Jake bei dir war." Renesmee wurde rot und blickte verlegen zu Boden. "Was denn?", flüsterte sie. "Du wolltest mit ihm schlafen", murmelte ich so gleichgültig, als würden wir über das Wetter reden. Sie wurde noch röter.
"Das ist doch nichts Schlimmes, Renesmee. Aber ich möchte, dass du dir sicher bist, dass du es willst. Wenn du dir nicht sicher bist, warte noch ab. Jake wird dafür Verständnis haben." Jetzt wurde ich verlegen. Renesmee nickte und wollte schon gehen, als ich sie festhielt. "Warte!" Sie blieb stehen und guckte mich mit weit geöffneten Augen an. "Und bitte", ich räusperte mich, "bitte verhütet, in Ordnung?" Einen Moment lang blieb es ganz still. Nur das Rauschen des Flusses, die zwitschernden Vögel und der Wind waren zu hören. Dann brach Renesmee in Gelächter aus. Ich ließ sie los, verdrehte die Augen und drehte ihr den Rücken zu. Ich spürte wie der Wind mir sanft durch die Haare wehte und mein blaues Kleid umher wehen ließ.
"Sorry Mom, aber das war wirklich zu witzig." Noch einmal lachte sie. "Willst du mich jetzt wirklich aufklären? Du müsstest doch wissen wie peinlich das ist. Charlie hat es ja auch bei dir probiert. Außerdem haben wir darüber schon gesprochen, Mom. Wir werden verhüten", grinste sie. "Ich will nur, dass dir..." Ich hielt kurz inne. "dass euch nichts passiert. Du weißt nicht, wie stark du dabei bist. Als ich mit..." Sie unterbrach mich. "Mom, bitte fang nicht damit an! Ich will davon nichts wissen. Wirklich nicht. Ich weiß schon was ich tue." Mit diesen Worten verschwand meine immer erwachsener werdende Tochter. Zumindest psychisch. Physisch blieb sie für immer 16. Und das war gut so, fand ich. "Hey, Nessie. Warte noch kurz", rief ich. Sie drehte sich um. Ich kramte in meiner schwarzen Handtasche nach dem Schlüssel, den ich für Renesmee hatte anfertigen lassen. Schließlich fand ich ihn und warf ihn ihr zu. "Hier. Das ist der Schlüssel zu unserem Häuschen. Aber... bitte geht da nur hin, wenn dein Vater und ich sicher nicht hingehen. Er soll das ja bestimmt nicht wissen." Ich zwinkerte ihr zu. Renesmee bedankte sich noch und lief dann wieder davon.
Sie drehte sich noch einmal kurz um und warf mir einen Luftkuss zu. Dann lachte sie noch einmal und verschwand kurz darauf hinter den Bäumen. "Tschüss, Nessie. Ich hab dich sehr lieb", flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass sie mich nicht hören konnte. Früher, als ich noch ein Mensch war, hatte ich nie gedacht, dass es so schön war, eine Tochter zu haben. Es hätte mir nichts ausgemacht, kein Kind zu bekommen. Jetzt sah ich das mit ganz anderen Augen. Ich konnte mir nie vorstellen, ohne meine Tochter zu leben. Sie war ein Teil von mir. Ich würde sie nie gehen lassen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Was, wenn Renesmee mit Jacob ausziehen wollte? In ein eigenes Haus? Womöglich weit weg von unserem? Könnte ich ihr ihr Glück verweigern? Könnte ich das? Was würde Edward dazu sagen? Und Jakes Rudel? Tausende von Fragen schossen mir durch den Kopf. Doch dann beschloss ich, jetzt noch nicht darüber nachzudenken. Vielleicht würde Nessie nie von uns wegziehen wollen. Vielleicht konnte sie auch nicht ohne uns Leben. Immerhin waren wir auch ein Teil von ihr. Zumindest hoffte ich das. Nein, Nessie würde nicht weit wegziehen. Wenn überhaupt, in unsere Nähe. So wie Edward und ich ein eigenes kleines Häuschen ganz in der Nähe vom "Familien-Haus", wie ich es getauft hatte. Ich würde selbst mithelfen es zu bauen und ich würde es so schön wie möglich gestalten. Meine Tochter sollte nur das Beste bekommen.
Ein lautes dröhnendes Hupen riss mich aus meinen Gedanken und ließ die Vögel, die auf den Bäumen gemütlich saßen, aufschrecken und davon fliegen. Das war Edward. Wir wollten ja Bilder kaufen gehen. Da ich ihn nicht noch unnötig warten lassen wollte, schüttelte ich den Kopf, um nicht mehr an Nessies möglichen Auszug zu denken, und lief so schnell ich konnte Richtung Garage. Innerhalb weniger Sekunden war ich dort angelangt. Ich setzte mich in meinen roten Ferrari auf den Beifahrersitz neben Edward. Ich schloss die Tür und nahm seine Hand, die auf dem schwarzen Ledersitz lag. "So", sagte ich, "jetzt können wir los. Entschuldige bitte, dass du so lange warten musstest." Ich vermied es anzusprechen, was ich gemacht hatte. "Was hast du denn noch so lange getrieben, mein Schatz?", fragte er mich. Unwillkürlich zuckte ich leicht zusammen. Edward schien es zum Glück nicht bemerkt zu haben. "Ich musste noch die Wäsche aufhängen", log ich. Skeptisch betrachtete er mich. "Die Wäsche!?" Ich nickte. "Ja, du weißt doch, dass ich meine Lieblingsstücke unter den vielen Klamotten, die Alice mir geschenkt hat, habe." Er nickte, schaute mich aber immer noch unsicher an. "Es ist alles in Ordnung, Eddie", beruhigte ich ihn. Ich nannte ihn immer so, wenn ich ihn ärgern wollte. Er fand diesen Spitznamen scheußlich, genau wie ich. Er knurrte spielerisch. "Nun denn", murmelte er, "lass uns Bilder kaufen. Das wird ein Spaß." Ich lachte. "Ich liebe dich", sagte ich. Er kam mir näher und küsste mich sanft. Dann legte er seine Stirn an meine. "Ich liebe dich auch", flüsterte er. Sofort war er wieder auf seinem Sitz und startete den Wagen. Keine Sekunde war vergangen und schon fuhren wir den holprigen Weg lang. Ich hatte es geschafft. Ich hatte mein Gespräch mit Renesmee Edward gegenüber verschwiegen. Ich war stolz auf mich...
Kapitel 11:
Irgendwann ist immer das erste Mal
Nachdem Mom versucht hatte mich aufzuklären war ich lachend zurück zu Jake gelaufen. „Du glaubst nicht, was meine Mutter mir grad gegeben hat“, lachte ich. Jacob nahm mich in den Arm. „Dann erzählen es mir doch“, flüsterte er in mein Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich liebte es, wenn er das tat. Ich seufzte erfreut. „Sie hat mir einen eigenen Schlüssel für ihr Haus gegeben damit wir da...“ Ich hielt inne. „Damit weitermachen können, wo wir hier aufgehört haben.“ Ich lachte. „Und sie hat versucht mich aufzuklären.“ Jake schnaubte. „Sie hat was?“ Ich drehte mich in seinen Armen so um, dass ich ihn ansehen konnte. „Du hast schon richtig verstanden. Aber ich hab' dankend abgelehnt. Ich hab ihr gesagt, dass wir schon wissen, was wir machen.“ „Da hast du Recht.“ Da kam mir eine Idee. Verführerisch lächelte ich meinen Freund an und strich dann mit einem Finger von seinem Bauchnabel bis zu seinem Mund. Kurz hielt er die Luft an. „Und da meine Eltern gerade nicht da sind und auch so schnell nicht wiederkommen werden, könnten wir jetzt in das Haus gehen. Wir wären eine Weile ungestört“, säuselte ich. Nun war es an Jacob, eine Gänsehaut zu bekommen. „Mit größter Freude.“
Erst nahm er meine Hand, entschied sich dann aber doch dazu, mich auf den Arm zu nehmen. „Hey!“, beschwerte ich mich, „ich kann sehr gut selbst laufen.“ Er reagierte nicht. Also gab ich den Widerstand auf, schmuste mich an seinen nackten Oberkörper und ließ mich von ihm tragen. Zum Glück, dachte ich, ist keiner zu Hause. Wir verließen das Haus und Jake begann zu rennen. Er rannte immer schneller und als wir den Fluss erreichten, wollte ich runter um rüber zu springen, doch mein Wolf hielt mich fest im Arm und sprang kurzerhand von Stein zu Stein über das Gewässer. Ein paar kalte Wasserspritzer trafen mein gelbes Top und meine Jeans. Nach wenigen Minuten erreichten wir das Häuschen. Auch diesmal wollte ich runter, doch Jake nahm mir ohne ein Wort zu sagen den Schlüssel aus der Hand und schloss die Tür auf. Ich wunderte mich, wie er es geschafft hatte, mich zu tragen und gleichzeitig die Tür aufzuschließen und zu öffnen.
Da waren wir. Dad hatte mir erzählt, dass Esme das Haus nach dem Haus auf ihrer Insel eingerichtet hatte, da es Bella so gut gefiel. Esme hatte mir versprochen, dass wir einmal alle zusammen auf die Insel fahren würden und dass ich sie mit Jake auch einmal alleine besuchen durfte, wenn Bella und Edward nichts dagegen hatten. Bisher hatte ich noch keinen der beiden darauf angesprochen, doch ich beschloss, das bald zu tun. Ein paar Wochen ohne meine Eltern und meine Familie würden bestimmt schön werden und vor allem viel Spaß machen...
Jake trug mich in mein Zimmer, das bereits vor ein paar Jahren zu einem Jugendzimmer umgeräumt wurde. In der einzigen Außenwand war ein riesiges Fenster eingelassen worden und vor diesem stand mein riesiges Doppelbett aus schwarzem Leder. Auf dem Bett lagen viele rote und orange Kissen. Die Bettdecke war in einem dunklen Rot gehalten. Der Boden bestand aus dunklem Laminat und die Fensterwand war ebenfalls mit einem dunklen Rot angestrichen worden. Die restlichen Wände waren orange. Rechts und links neben der Tür gingen zwei weitere Türen ab; rechts zu meinem eigenen Badezimmer und links zum riesigen Kleiderschrank, der von Alice und Rosalie bestückt worden war. An der linken Wand stand eine große Kommode aus dunklem Holz. Darauf standen meine Beautyartikel, wie Schminke, und eine cremefarbene Vase mit weißen Rosen. Darüber hing ein großer Spiegel. An der rechten Wand prangte ein großer schwarzer LCD Fernseher aus Klavierlack. Davor stand eine weiße Couch, die sehr einladend aussah und noch kein bisschen dreckig war. Im gesamten Zimmer standen mehrere Pflanzen und Blumen. Ich fand das Zimmer wirklich schön. Als ich es zum ersten Mal sah, bedankte ich mich überschwänglich bei meiner gesamten Familie. Alle hatten mitgeholfen. Als Emmett mir deprimiert mitteilte, dass er, wie bei den Bauarbeiten vom Haus generell schon, noch eine Etage drauf setzen wollte. Doch dies hatten ihm meine Eltern untersagt, da sie meinten, dass ich es so schöner fand. Und sie hatten Recht. Trotzdem hatte ich Emmett aufgemuntert, indem ich ihm sagte, dass er sich und Rose ja ein riesiges Haus mit mehreren Stockwerken bauen könnte. Diese Idee fand er so toll, dass er sich sofort an die Planung machte. Rosalie half ihm begeistert.
Diesmal schaffte ich es mich aus Jakes Armen zu befreien, da er total erstaunt von meinem Zimmer war. Ich seufzte. Er hatte es noch nie gesehen. „Ich mach' mich kurz frisch“, murmelte ich. Jake nickte nur. Ich lief ins Bad und hüpfte unter die Dusche. Wenige Minuten später war ich schon fertig. Dann trocknete ich mich ab und föhnte meine Haare bis sie einigermaßen trocken waren. Verdammt. Ich hätte erst in meinen begehbaren Kleiderschrank gehen sollen. Ganz leise schlich ich auf Zehenspitzen zur Tür und öffnete sie. Ich spähte um die Ecke. Jacob lag auf meinem Bett, die Arme gekreuzt unter seinem Kopf. So schnell ich konnte huschte ich zur gegenüber liegenden Tür, die offen stand, und ging hindurch. Vor mir erstreckte sich ein langer breiter Gang, an beiden Seiten standen waren Regale mit Klamotten angebracht. Ich lief, immer noch auf Zehenspitzen, zum hintersten Teil und nahm mir ein lilafarbenes kurzes Nachthemd aus mit Spitze um unteren Ende. Schnell zog ich es mir über und lief dann in menschlicher Geschwindigkeit wieder in mein Zimmer.
Jacob saß nun auf meinem Bett und machte große Augen, als ich durch die Tür kam. „Wow.“ Ich verdrehte die Augen, bedankte mich aber trotzdem. Ich lief auf ihn zu und setzte mich auf seinen Schoß. Langsam und vorsichtig liebkoste ich seinen Hals. Jacob wollte etwas sagen, doch ich hielt ihn davon ab. „Pscht“, murmelte ich. Jake hielt mich an den Beinen fest und stand auf. „Aufpassen“, flüsterte er in mein Ohr. Dann schmiss er sich aufs Bett, mit mir immer noch im Arm. Es tat nicht weh, aber ich erschrak trotzdem. „Keine Sorge, mein Schatz. Ich lass es nicht zu, dass dir irgendjemand weh tut. Das verspreche ich dir“, beruhigte er mich. „Und du, mein kleiner Halbmensch“ Ich knurrte. Jake lachte kurz auf. „Mein kleiner Halbvampir, du willst wirklich einen Werwolf verführen?“ Ich schnaubte. „Wolf“, säuselte ich. Jacob seufzte. „Mein kleiner Halbvampir verführt einen Wolf. Ob ich das gut...“ Ich hielt ihm den Mund zu. „Klappe halten“, grinste ich. Dann begann ich wieder ihn zu liebkosen. Langsam zog er mir mein lilanes Nachthemd aus, dann seine Hose. Als wir schließlich nur noch in Unterwäsche da lagen, unterbrach Jacob die Stille. „Und du willst das wirklich?“, fragte er mich. „Ja. Ich will dich. Jetzt“, antwortete ich. Dann zog er mir meinen BH aus...
„Wow“, sagte Jake. „Ich weiß. Es war fantastisch. Habe ich dir wehgetan?“, fragte ich besorgt. Jacob schnaubte. Ich nahm das als ein nein. „Und habe ich dir wehgetan?“ Diesmal schnaubte ich. „Du und mir wehtun. Lieber Jacob, auch wenn du ein Wolf bist, bin ich immer noch ein Halbvampir. Du kannst mir nicht so leicht wehtun. Jedenfalls nicht körperlich...“ Am Schluss wurde ich immer leiser. Jacob neben mir setzte sich auf und guckte mich entsetzt an. „Renesmee. Ich werde dich nie, niemals verlassen! Das habe ich dir schon mal gesagt. Wie kannst du nur so etwas denken?“ Da ich vorhatte, das Ganze etwas ins Lächerliche zu ziehen, zuckte ich mit den Schultern. „Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Wer weiß? Vielleicht kommt schon morgen ein Sturm, der uns mich tötet oder es kommt ein mega gut aussehender Vampir.“ Jake guckte mich ernst an. „Renesmee Carlie Cullen. So etwas ist nicht lustig. Über so was macht man keine Witze!“ Ich verdrehte die Augen, hielt jedoch die Klappe.
„Ich glaube, wir sollten uns anziehen, aufräumen und zurück ins große Haus gehen. Edward und Bella werden bald zurück sein“, murmelte Jacob. Ich guckte auf die Uhr. Es waren nur zwei ein halb Stunden vergangen, seit wir hier waren. Also stand ich flink auf und machte das Bett. Dann sammelte ich meine Klamotten ein und schmiss sie in die Waschmaschine, die in der Waschküche stand. Kurzerhand nahm ich meinen Wäschekorb und tat die restlichen Klamotten ebenfalls in die Waschmaschine. Da nun die Maschine voll war, machte ich sie an. Ich lief zurück in mein Zimmer, duschte mich und nahm dann eine schwarze lange Leggins, einen jeansfarbenen Minirock und ein blau-weiß gestreiftes langärmliges Shirt aus meinem Schrank und zog es mir über. Dazu wählte ich weiße Ballerinas. Doch dann fiel mir ein, dass es Alice bestimmt eine Freude machen würde, wenn ich mal High Heels oder Pumps anzog. Also ging ich zu dem bombastischen Schuhregal und suchte mir ein paar schwarze schlichte Pumps aus. Weil ich nicht vorhatte mit so hohen Schuhen zu rennen und zu springen, tat ich die Schuhe in meine weiß-schwarze Handtasche.
Als ich zurück in mein Zimmer lief, hatte Jacob schon alles so aufgeräumt, dass alles wieder aussah wie zuvor. Ich stellte mich vor den Spiegel und nahm eine Strähne aus meinem Haar, flechtete sie und steckte sie fest. Zufrieden lief ich in den Flur zu Jake. Er nahm meine Hand und ging mit mir nach draußen. Sobald wir das Haus ein kleines Stückchen hinter uns gelassen hatten, fingen wir an zu rennen. Wir rannten schnell. Immer tiefer in den Wald...
Kapitel 12:
eine erste Spur
Wir rannten und rannten, bis wir schließlich den Fluss erreichten. Er rauschte schnell an uns vorbei. Ich wollte gerade zum Sprung ansetzen, als mir ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase stieg, der am Ufer des Flusses entlang lief. Abrupt blieb ich stehen und atmete einmal tief durch. Da es sehr windig war, verlor sich der Duft ein wenig, doch ich konnte ihn immer noch riechen. Jacob war langsamer als ich gerannt und kam so erst jetzt an der Stelle an, an der ich wie angewurzelt stand. Ich bemerkte, wie er kurz hinter mir seinen Schritt verlangsamte und sich dann neben mich stellte. Auch er sog die Luft ein und sah mich dann erschrocken an. „Renesmee, was ist das für ein Geruch?“, fragte er mich. Statt zu antworten, schloss ich die Augen und dachte angestrengt nach. Ich kramte in meinem ganzen Gehirn nach einem Duft, der wenigstens ansatzweise so wie dieser hier roch.
Ich erinnerte mich nur an einen einzigen Geruch. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah Jacob, wie er mich etwas ängstlich ansah. „Renesmee, was ist das?“ Er betonte jedes einzelne Wort. „Ich glaube, dass unser Feind hier vorbei gekommen ist. Und die Fährte ist nicht älter als einen Tag“, flüsterte ich. „Der Gestaltenwandler!?“, flüsterte er zurück. Ich nickte nur. Was sollten wir jetzt machen? Abhauen und meiner Familie Bescheid sagen? Aber der Wind war zu stark, er könnte den Duft innerhalb weniger Minuten wegwehen. Anrufen konnten wir auch nicht, da keiner von uns beiden ein Handy dabei hatte. Sollten wir uns trennen? Nein, ich würde Jake nicht ohne Schutz dieser Spur nachgehen lassen und er würde mich auch nicht lassen. Alice konnte uns auch nicht sehen. Also was tun?
Da hörte ich den Wagen meiner Mutter. Erleichtert seufzte ich. Das war die Lösung. Ich wartete bis beide Autotüren geöffnet wurden und schrie los: „Moooom!!! Daaad!! ICH BIN’S, NESSIE. KOMMT ZUM FLUSS! SCHNELL!! ES IST WICHTIG!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jake mich verwundert ansah. Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm bedeuten sollte einfach mitschreien. Er hatte verstanden und schrie ebenfalls nach meiner Mutter und meinem Vater. Ganz leise hörte ich, wie sie erst erstarrt am Auto stehen blieben und leise atmeten. Dann schlugen sie die Autotüren so doll zu, dass ich Angst hatte, dass der Wagen kaputt ging. Gemeinsam rannten sie wie der Blitz zum Fluss. Wenige Sekunden später hatten sie uns erreicht. Der Geruch war nur noch ganz leicht zu riechen.
„Mom, Dad, kommt hier rüber!“, sagte ich. Sie sprangen über den Fluss. Bella kam direkt auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Was ist los, Renesmee?“, fragte mein Dad. Riechst du diesen Geruch nicht?, dachte ich. Es ist ungefähr der gleiche Geruch wie der von unserem falschen Sam. Ich glaube, dass ein weiterer Gestaltenwandler hier entlang gekommen ist. Die Spur ist nicht älter als einen Tag. Wir müssen ihr nachgehen! Er nickte. „In Ordnung. Lasst uns der Fährte nachgehen. Ich werde Carlisle, Emmett und Alice anrufen und ihnen Bescheid geben, dass sie uns folgen sollen.“ Er drehte sich um tippte rasend schnell die Nummer von Carlisle in das kleine silberne Handy. Aufgeregt sprach er zu ihm. Dann legte er auf und wählte die nächste Nummer. Als er auch mit dem dritten Telefonat fertig war, sah er uns an. „Carlisle, Esme, Emmett, Rosalie, Alice und Jasper treffen sich in wenigen Minuten im Haus. Alice wird ihnen sagen wo wir sind.“ Ich befreite mich aus der Umarmung meiner Mutter und schüttelte den Kopf. „Moment mal. Wenn Jacob und ich dabei sind, wird sie uns nicht sehen.“ Bella sah mich traurig an. Ich begriff. „Nein. NEIN!“, schrie ich, „ich komme mit! Auf jeden Fall. Ich habe den Duft am dollsten gerochen. Er war vorhin viel stärker! Ich bleibe nicht hier und warte tatenlos darauf, dass ihr unversehrt zurück kommt. Das kommt gar nicht in Frage!“ Edward spannte den Kiefer an. „Renesmee. Du bleibst hier! Wir werden den Geruch auch ohne deine Hilfe verfolgen können.“ „Und wenn nicht?“, fragte Jake ruhig. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte, seit meine Eltern hier waren. Edward funkelte ihn an. „Wir werden ihn verfolgen können. Und wenn nicht, müssen wir warten, bis wir eine neue Fährte finden“, zischte er durch die zusammen gepressten Zähne.
„Und was ist, wenn das nur eine Falle ist? Wenn der Gestaltenwandler euch von uns weglocken will um uns anzugreifen? Jeden einzeln? Oder wenn sie euch von uns weglocken, damit ihr weniger seid? Ihr seid doch total unvorbereitet! Und wir auch! Wenn jetzt einer von denen ins Haus kommt und uns angreift? Ich hätte keine Ahnung was ich machen soll. Und Jacob auch nicht!“, keifte ich. Bella verzog den Mund zu einem harten geraden Strich. „Du hast Recht“, murmelte Edward. Für einen Moment dachte ich, dass ich mitkommen dürfte, doch Edwards nächster Satz ließ alle meine Hoffnungen platzen. „Ihr werdet nach La Push fahren. Zu Sam und den beiden Rudeln. Das ist hoffentlich in Ordnung, Jacob?“ Flehend sah ich meinen Freund an, doch er blickte nur zu Edward und nickte. „Ja, kein Problem. Wir sind da in Sicherheit. Lass uns gehen, Nessie.“ Jake kam auf mich zu und wollte mich am Arm nehmen und gehen, doch ich sträubte mich. „NEIN!“, schrie ich so laut, dass die Vögel aufgeregt davon flogen. „Ich lasse euch nicht alleine gehen!“
„Renesmee... Bitte... Wenn ihr mitkommt, kann Alice uns nicht sehen und dann findet sie uns nicht. Und dann sind wir wirklich in Gefahr, wenn Gestaltenwandler auf uns warten. Also sei ein liebes Mädchen und geh mit Jake nach La Push. Bitte. Tu es für mich“, murmelte meine Mutter. Das war unfair! Alle wussten, dass wenn meine Mutter mich so anbettelte ich nicht nein sagen konnte. Dass meine Mutter diese Technik jetzt anwandte, war mehr als gemein. Wütend starrte ich sie an, sie erwiderte meinen Blick flehend. Als ich immer noch nicht gehen wollte, nahm sie meine Hand und zeigte mir ihre Erinnerungen. In meinem Kopf sah ich, welche Angst sie hatte, als die Volturi uns zerstören wollten. Und wie sehr sie sich sträubte, als ich Aro anfassen sollte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Dann seufzte ich. Ich riss meine Hand aus der meiner Mutter, drehte mich um und ging. Doch dann fiel mir ein, dass ich nie im Streit mit meiner Familie oder meinen Freunden auseinander gehen wollte. Wenn ich sie nun nie wieder sah? Dann hätte ich mich nicht mal von ihnen verabschiedet. Also drehte ich mich um, lief zu meinen Eltern, die mir traurig nachblickten, und umarmte sie ganz fest. „Ich liebe euch“, flüsterte ich. „Wir dich auch“, murmelte Edward. Dann wirbelten sie herum und rannten der Fährte nach. Ich seufzte.
Da ich aber immer noch sauer auf Jake war, lief ich schnurstracks an ihm vorbei. Ich sprang über den Fluss, ohne mich umzublicken. Dann rannte ich zum Haus. Ich schnappte mir meinen Autoschlüssel aus meinem Zimmer und hüpfte dann in die Garage. Jake stand locker an meinem Lamborghini. Verdammt. Ich hatte eigentlich vor, ohne ihn nach La Push zu fahren, doch der Plan löste sich nun in Luft auf. Ohne ihn zu beachten stieg ich in meinen Wagen ein und startete ihn. Als ich gerade losfahren wollte, stand Jacob vor meinem Wagen und grinste mich breit an. Gleichzeitig drückte ich auf die Bremse und auf das Gaspedal. Jake sprang zurück. Böse lächelte ich ihn an. Dann seufzte er und stieg ebenfalls in meinen Wagen. Damit wir uns nicht unterhalten konnten, drehte ich das Radio voll auf. Jake seufzte wieder.
Ich raste den steinigen Weg bis zum High Way entlang. Auf dem High Way beschleunigte ich auf über 200 km/h. Ein paar Ausfahrten weiter bog ich ab. Ich ging ein wenig vom Gas, als ich La Push erreicht hatte. Leise summte ich bei dem Lied, das gerade im Radio lief, mit. Es war eins meiner Lieblingslieder. Vorsichtig fuhr ich um ein tiefes Loch im matschigen Boden, da ich nicht wusste, wie mein neues Auto auf Schlaglöcher reagierte. Und ich hatte nicht vor mein Fortbewegungsmittel innerhalb weniger Tage zu verschrotten. Wenn ich daran dachte, konnte ich schon Emmett schadenfroh lachen hören. Nach wenigen Minuten hatten wir Jakes Haus erreicht. Die rote Farbe war schon abgeblättert, es war nur noch ein leichter Rotschimmer zu sehen. Meiner Meinung nach, sah es eher rosa als rot aus. Aber das erzählte ich niemandem. Ich wollte ja schließlich niemanden verärgern.
Langsam und vorsichtig fuhr ich in die kleine Hütte, die Jake früher selbst gebaut hatte, da es sehr doll schüttete. Ich stieg aus und machte die Tür zu. Jacob war ebenfalls schon ausgestiegen, also schloss ich mein Auto ab. Ich wusste, dass es hier niemand klauen würde, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Mir war klar, dass ich wahrscheinlich übertrieb mit dem sauer sein, doch Jake sollte ruhig ein bisschen schmoren. Noch immer hatte ich kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Erhobenen Hauptes marschierte ich an ihm vorbei in den Regen und zum Haus. Ich konnte förmlich spüren, wie er die Augen hinter mir verdrehte. Doch das interessierte mich kaum. Unter dem kleinen Vordach angekommen, klopfte ich dreimal an die Tür und hoffte, dass Billy da sein würde. Von drinnen klang durch den Regen gedämpftes Gequietsche von Gummireifen nach draußen. Jakes Vater war also zu Hause. Mittlerweile war auch mein Freund an der Haustür angekommen. Ich würdigte ihn keines Blickes. Quietschend wurde die Tür vorsichtig geöffnet.
„Ach, ihr seid es“, lachte Billy. „Wer denn sonst, Dad?“, murmelte Jake und ging an ihm vorbei in sein Zimmer. Er öffnete die Tür, ging hinein und knallte die Tür zu. Billy sah ihn mich mit einem fragenden Blick an. Leise lachte ich in mich hinein. Manchmal konnte es Jacob wirklich übertreiben. Aber ich übertrieb es auch ein klitzekleines Bisschen. „Nichts von Belangen, Billy. Ich bin nur sauer auf ihn und hab kein Wort mit ihm geredet, seit wir losgefahren sind“, sagte ich. Billy zuckte mit den Schultern. „Wenn das so ist. Er reagiert des öfteren etwas übertrieben. Aber komm doch erst mal rein, Nessie.“ Seitwärts schlich ich mich an Jakes Vater vorbei ins Wohnzimmer. „Setz dich doch“, ertönte es hinter mir. Ich drehte mich um. „Würde ich ja gerne, Billy. Doch ich glaube, ich sollte erst mal mit Jake reden.“ Billy nickte. Also ging ich in Jacobs Zimmer.
Jake lag quer auf seinem Bett, die Hände unter dem Kopf verschränkt. So wie er immer da lag, wenn er nachdachte. Mit wenigen Sätzen hatte ich das kleine, aber gemütliche Zimmer durchquert. Es stand nicht viel in diesem Raum. Lediglich ein kleiner Kleiderschrank, über den Alice nur lachen könnte, ein Bett und ein quadratischer Nachttisch mit einer weißen Lampe, die bereits verstaubt war. Jacob war nicht oft in diesem Zimmer, daher war es auch nicht sonderlich aufgeräumt. Wenn wir hier waren, schmiss er seine Klamotten einfach in eine beliebige Ecke und ließ sie dort liegen. Des öfteren hatte ich hier schon aufgeräumt, um es gemütlicher zu machen, doch nach ein paar weiteren Besuchen sah es wieder aus wie zuvor. Also hatte ich es aufgeben. Und falls ich doch mal ein paar Klamotten aufhob und sie in den Wäschekorb legte, lachte Jake mich immer aus. Dann sagte er immer, dass ich es einfach nicht schaffte in einem chaotischen Zimmer zu leben. Ich verdrehte dann immer die Augen und setze mich zu ihm auf sein Bett. Auch diesmal hob ich vereinzelte Sachen auf und legte sie in den Müll oder in den Wäschekorb. Jake sah mich nicht an. Dann legte ich mich zu ihm und schmuste mich an ihn.
„Hör mal. Das war nicht so gemeint. Ich bin nicht mehr sauer auf dich, trotzdem fand ich es gemein, dass du mir so in den Rücken gefallen bist. Ich dachte wir unterstützen uns gegenseitig“, murmelte ich. Jakes Arm umschloss mich und drückte mich fester an ihn. „Ich bin nicht sauer auf dich, weil du sauer auf mich warst“, erklärte er, „ich denke nur nach. Und ich bin dir nicht in den Rücken gefallen. Ich hatte Angst um dich, Renesmee. Ich hatte Angst, dass dir etwas passieren könnte, wenn wirklich Gestaltenwandler ihr Unwesen am Ende der Spur treiben. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde und ich dich nicht retten könnte.“ Ein Schauer lief mir über den Rücken. „Du kannst mich nicht immer beschützen. Irgendwann wird etwas passieren. Irgendetwas, das du nicht aufhalten kannst. Womöglich eine Krankheit oder ein Unfall. Du kannst mich nicht vor allem beschützen, Jacob.“ Meine Worte erinnerten mich an meine Mutter. Edward hatte mir erzählt, dass sie so etwas zu ihm gesagt hatte, nachdem Jasper sie auf ihrer Geburtstagsparty angegriffen hatte. Meine Eltern erzählten mir viel über ihre Beziehung, bevor es mich gab. Und jedes Mal hörte ich gespannt zu. Jake schwieg erst für eine Weile. „Doch. Ich werde dich vor allem beschützen“, sagte er schließlich und Widerstand war zwecklos...
Kapitel 13:
Angst
Lange lagen wir so da und jeder hing seinen Gedanken nach. Ich fragte mich, worüber er nachdachte, doch empfand es als unhöflich einfach durch meine Gabe in seinen Gedanken zu stöbern. Deshalb fragte ich ihn. „Nichts Besonderes“, murmelte er nur. Enttäuscht schloss ich die Augen. Wenn er über nichts Besonderes nachdachte und es nicht wichtig war, hätten wir auch etwas machen können. „Wenn es nicht wichtig ist, können wir auch was unternehmen“, sagte ich. Jake kam meinem Ohr näher. „Ich habe nicht gesagt, dass es nicht wichtig ist, nur dass es nichts Besonderes ist“, flüsterte er. Ich verdrehte die Augen. „Und wenn es wichtig ist, musst du es mir sagen.“ „Muss ich das?“, neckte er mich. Ich ging auf seine Anspielung nicht ein. „Ja. Ich bin deine Freundin, oder etwa nicht!? Und wenn du über etwas Wichtiges solange nachdenken musst, habe ich das Recht es zu erfahren, Jacob. Du willst doch auch immer alles wissen, was ich denke! Wie du mir, so ich dir!“ Jacob seufzte laut.
„Du bist kurz eingeschlafen. Und als du geschlafen hast, bin ich raus, hab mich verwandelt und meinem Rudel gesagt, dass sie der Fährte deiner Familie folgen sollen. Ich wollte ihnen helfen. Und ich überlege die ganze Zeit darüber, was passiert ist. Ob etwas passiert ist. Ist diese Erklärung genug für dich?“ Geschockt lag ich wie versteinert da. Wenn Jacob darüber nach dachte, ob seinem Rudel etwas geschehen ist, musste er wirklich besorgt sein. Sonst prahlte er immer damit, dass Wölfe so leicht nichts fertig machen konnte. „Glaubst du denn, dass etwas Schlimmes passiert ist?“, fragte ich, als ich wieder sprechen konnte. Jake zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich denke nur, dass wir langsam etwas essen und dann zum Haus zurück fahren sollten.“ Ein kurzer Blick auf die kleine Digitaluhr über der Tür verriet mir, dass bereits sechs Stunden vergangen sind, seit wir hier waren. Dazu kam noch einmal eine halbe Stunde Fahrt. Müde wälzte ich mich erst mal im Bett und stand dann auf. Als ich am Spiegel vorbei lief, sah ich kurz hinein; meine Haare sahen schrecklich aus. Schnell fuhr ich mit den Finger durch und machte mir dann einen hohen Pferdeschwanz. Weil ich das Gefühl hatte, dass die Frisur so zu spießig aussah, zupfte ich ein paar Strähnen hinaus und ließ sie mir locker ins Gesicht fallen.
Zufrieden lief ich in die winzige Küche und half Jacob beim Essen machen. Gemeinsam machten wir uns Steaks und Pommes. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten, da Billy bereits angefangen hatte, als wir aus Jakes Zimmer kamen. Nachdem Jake sich auf die Couch gesetzt und den Fernseher angemacht hatte, war das Sofa voll. Er bot mir an, mich auf seinen Schoß zu setzen, doch beim Essen war das nicht sehr praktisch. Also setzte ich mich vor ihn auf den Boden. Billy saß in seinem alten Rollstuhl an Jacobs Füßen. Wir aßen und sahen dabei irgendein Football Spiel. Da mich das nicht wirklich interessierte, konzentrierte ich mich auf die möglichen Situationen, die passiert sein könnten, als meine Familie und das Rudel das Ende der Spur erreichten. Es könnte sein, dass die Spur sich irgendwo verlor, zum Beispiel im Wasser. Dann könnte es sein, dass es nur irgendeine Spur von einem Vampir war, die mit etwas anderem vermischt wurde. Und dann... Ich schluckte. Dann könnte es noch sein, dass dort, am Ende der Fährte, alle Gestaltenwandler, die es auf uns abgesehen haben, auf sie warteten. Ich schüttelte den Kopf. Meine Familie würde sich zu wehren wissen. Sie würden wissen, was sie machen müssten. Entweder die Gestaltenwandler konnten wie Menschen sterben, oder man musste sie, wie Vampire, zerreißen und verbrennen. Und mit dem Rudel an ihrer Seite, würde meiner Familie bestimmt nichts passieren.
Als alle aufgegessen hatten, standen Jacob und ich auf, verabschiedeten uns von Billy und gingen nach draußen. Es regnete noch immer. Hand in Hand rannten Jake und ich zu der Hütte. Ich war gerade dabei auf der Fahrerseite einzusteigen, als mich Jakes heiße Arme umschlossen und zurückhielten. „Ich fahre“, sagte er. Geschickt drehte ich mich in seinen Armen so um, dass ich ihn ansehen konnte. „Wenn mein Wagen nur einen klitzekleinen Kratzer oder sonst was hat, fährst du nie wieder damit.“ Er verdrehte die Augen und ließ mich los. Ich setzte mich also auf die Beifahrerseite. Mein Freund startete den Motor und fuhr los. Er war ganz ruhig, ich jedoch war total hibbelig und konnte nicht still sitzen. Ständig warf ich einen Blick auf die eingebaute Uhr. Auf der Fahrt sprachen wir nicht. Bei meiner Aufregung, hätte ich auch kein Wort heraus bringen können.
Als wir endlich die Garage erreichten, riss ich die Tür auf und rannte ins Haus. Jake schrie mir irgendetwas nach, doch ich achtete nicht darauf. Ich musste jetzt sofort wissen, ob meine Familie etwas zugestoßen war. Als ich das Wohnzimmer erreichte, sah ich niemanden. Also lief ich in die Küche; niemand. Ich durchsuchte das gesamte Haus, einschließlich dem Dachboden, doch ich fand niemanden. Nicht mal eine Nachricht von ihnen. Da kam mir eine Idee. Ich sprintete in mein Zimmer und öffnete hektisch die Schublade meines Nachttisches. Ich durchkramte die gesamte Schublade, bis ich schließlich erleichtert mein Handy fand. Schnell tippte ich die Nummer meines Vaters ein und wartete bis es tutete. Als niemand abnahm ergriff mich die Angst. Doch ich riss mich zusammen, atmete tief durch und wählte die Nummer von Alice. Nach einer Sekunde nahm sie ab. „Nessie? Was ist denn?“, trällerte sie froh. Erleichtert seufzte ich. „Alice, wo seid ihr? Geht’s euch gut? Was ist mit der Fährte?“ Im Hintergrund hörte ich Edward und Bella, die leise miteinander sprachen. „Nessie, beruhig dich. Es geht uns gut. Wir sind gerade auf dem Weg zum Haus. Die Fährte verlor sich im Wasser. Ich würde dir ja sagen, wann wir am Haus sind, doch Jakes Rudel ist hier.“ Also keine Kämpfe mit überirdischen Gestalten. „Oh... ok. Bis gleich“, verabschiedete ich mich. „Bis gleich, Nessie“, trällerte Alice und legte auf.
Erleichtert und enttäuscht zugleich ging ich wieder ins Wohnzimmer. Wäre der Gestaltenwandler da gewesen, hätte meine Familie ihn beseitigen können. Jacob lag auf der Couch und sah irgendein Basketballspiel. Diesmal legte ich mich zu ihm. Er nahm mich in den Arm. „Es ist alles in Ordnung“, murmelte ich, „meine Familie...“ „Ich weiß. Ich hab dich gehört. Und da du dein Telefon ziemlich laut eingestellt hast, konnte ich auch Alice hören.“ Ich schürzte meine Lippen. Ich versuchte mich auf das Spiel zu konzentrieren, doch das gelang mir nicht wirklich. Und als Jacob begann meinen Nacken zu küssen, verlor ich völlig den Faden. Ich versuchte die Fassung zu bewahren, versagte jedoch auf ganzer Linie. Genüsslich gab ich mich seinen Küssen hin und genoss sie in vollen Zügen. Bis ich schließlich meine Familie rennen hörte. Ich sprang auf und versetzte Jake dabei einen Schlag gegen das Kinn. „Ah, du hast mich geschlagen!“, stöhnte er. Anscheinend hatte ich ihm sehr wehgetan. Ich wirbelte herum und sah mir sein Kinn an. Es war nichts zu sehen, nur ein bisschen angeschwollen. „Entschuldige“, murmelte ich und flitzte in die Küche. Rasch öffnete ich das Eisfach und nahm ein Kühlpack raus. Dann rannte ich zurück zu Jacob und gab es ihm. „Tut mir Leid, aber meine Familie kommt“, murmelte ich weiter. Vorsichtig nahm ich das Kühlpack von seinem Kinn und sah es mir noch mal an. Die Schwellung war bereits zurückgegangen, jedoch noch nicht ganz verschwunden. „Willst du es noch weiter kühlen?“, fragte ich ihn. Er schnaubte. „Das fühlt sich nicht wirklich kalt an. Lass es einfach. Es ist ja nichts.“ Mit diesen Worten gab er mir das Päckchen zurück. Ich nahm es entgegen und raste zurück in die Küche, um es wieder wegzulegen. Genau so schnell rannte ich wieder zurück ins Wohnzimmer und setzte mich vor Jacob, wie ich es vorhin bei Billy auch schon getan hatte. Dann stellte ich irgendeine Soap ein und tat so, als würde ich zugucken. „Das ist so unauffällig, dass es schon wieder auffällig ist“, flüsterte Jake. Dann setzte er sich hin und zog mich neben sich. Dagegen würde mein Vater nichts haben.
Wenige Sekunden später erreichte meine Familie und Jacobs Rudel das Haus. Ich hörte, wie die Wölfe sich wieder in Menschen verwandelten und hinter meiner Familie eintraten. „Hallo ihr zwei“, trällerte Alice mit ihrer Glockenstimme. Ich grinste sie an. „Hallo, Nessie. Jacob.“ Jasper nickte uns zu. „Nessie, wir war dein Tag?“, fragte Rose mich. „Schön.“ Sie verdrehte die Augen. Sie hasste es, wenn meine Antworten nur aus einem Wort bestanden. „Na, Nessie. Wie war’s mit Jake?“, wollte Emmett wissen. Ich funkelte ihn an und er bekam einen Lachkrampf. Ich biss die Zähne aufeinander. Eine Viertelsekunde später erreichten auch meiner Eltern das Wohnzimmer. Kurz dahinter waren Seth und Leah. Bella kam mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht entgegen und zwinkerte mir zu. Dann setzte sie sich aufs Sofa und klopfte mit der flachen Hand auf den Platz neben ihr. Edward verstand und setzte sich neben sie. Da fiel mir ein, dass Alice mir versprochen hatte, dass sie mir alles erzählt, wenn sie da ist. „Alice“, rief Edward, „kommst du bitte her und erzählst Nessie unsere Erlebnisse heute.“ Na toll. Er hatte mal wieder meine Gedanken gelesen. Ich hasste das! Alice kam ins Zimmer gehüpft und setzte sich in den schwarzen Ledersessel. „Also, wo soll ich anfangen?“, fragte sie mich. „Am besten am Anfang“, lachte ich.
Sie verdrehte die Augen. „Also gut“, fing sie an, „ich denke, ich fange an, als wir die Spur erreicht haben. Wir konnten die Fährte nur anhand dem Geruch von Edward und Bella verfolgen. Der Geruch von dem Gestaltenwandler war schon verflogen. Wir sind der Fährte bis zu einer kleinen Lichtung gefolgt. Dort haben wir deine Eltern gefunden. Sie haben uns gesagt, dass der Duft sich in einem Fluss verliert und auf der anderen Seite des Flusses ging die Spur nicht weiter, aber das habe ich dir ja schon am Telefon gesagt.“ Sie zuckte die Schultern. Enttäuscht ließ ich mich in die Kissen zurück sinken. Eigentlich hatte ich gehofft, dass meine Familie den Typen finden würde. Aber jetzt hatten wir nicht, außer dem Geruch. „Dad, ich habe Angst“, wimmerte ich. „Ich weiß....“, murmelte er, „aber das brauchst du nicht.“ Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. „Wir wissen aber nicht, wie viele es sind. Was ist, wenn es viel mehr sind?“ Mein Vater blickte zu Boden. „Beide Rudel werden euch an der Seite stehen. Wir lassen euch nicht im Stich“, sagte Jake entschlossen. „Und vielleicht könnten wir die Denalis fragen, ob sie uns helfen“, murmelte Esme hinter mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie unser Gespräch mit angehört hatte. „Vielleicht“, seufzte Edward, „und ich bin überzeugt, dass sie uns helfen würden, doch vielleicht muss es gar nicht soweit kommen. Möglicherweise sind es nur wenige Gestaltenwandler.“ In seiner Stimmer war Hoffnung zu spüren, die ich momentan nicht besaß. Ich hatte keine Hoffnung, dass es nur wenige waren. Ich glaubte nicht, dass sie sich in Unterzahl auf einen so großen Zirkel, wie unserer es war, einlassen würden. Ich glaubte einfach nicht daran. Und dass wir keine Erfahrung mit Gestaltenwandlern hatten, erschwerte die Lage nur noch mehr. „Nessie, ich glaube du solltest jetzt schlafen gehen. Morgen musst du wieder zur Schule“, sagte meine Mom. Ich nickte und stand auf. Mom und Dad gab ich noch eine Umarmung, dann nahm ich Jacob bei der Hand und lief mit ihm in mein Zimmer. Er bleibt hier! Mit ihm fühle ich mich sicherer, dachte ich, um meinem Dad davon abzuhalten, einen Aufstand zumachen. Ich hörte wie er hinter mir seufzte.
Als wir oben angekommen waren, nahm sich Jake seine Schlafanzughose und ging aus dem Zimmer, um sich umzuziehen. Ich zog mir ein Shirt von ihm an und legte mich ins Bett. Wenige Sekunden später kam auch Jacob wieder. Er legte sich zu mir und nahm mich in den Arm. „Du brauchst keine Angst zu haben“, murmelte er in meine Haar. „Das hoffe ich“, flüsterte ich. Bevor ich gänzlich einschlief, gab er mir noch einen Kuss, dann glitt ich ins Reich der Träume...
Kapitel 14:
verlassen
Ein nerviges Piepen weckte mich um Punkt 7:15 Uhr. Ich stoppte den Wecker und setzte mich langsam auf, meinen Kopf legte ich in meine Hände. Obwohl ich mich nicht dran erinnern konnte, wusste ich, dass ich schlecht geschlafen hatte, da mein T-Shirt total durchgeschwitzt war. Jake schlief immer noch, deshalb weckte ich ihn sanft. "Jacob, wir müssen zur Schule", gähnte ich. Er grummelte. Ich ließ ein leises Lachen von mir. Schule. Ich empfand es als sinnlos in unserer Situation zur Schule zu gehen. Ich konnte den gesamten Stoff dieses Schuljahres bereits, doch Mom meinte, es wäre auffällig solange nicht zur Schule zu gehen und außerdem hätte ich Zoe schon Bescheid gegeben. Genervt stand ich endgültig auf und trottete mit meinen Klamotten unterm Arm ins Badezimmer. Schnell hüpfte ich unter die Dusche und wusch mich. Wenige Minuten später war ich bereits damit fertig und trocknete meine Haare. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis heute etwas Besonderes mit meinen Haaren anzustellen. Sonst hingen sie mir immer nur locker über die Schultern. Als meine Haare trocken waren, flechtete ich sie zu einem Seitenzopf. Wieder zupfte ich einzelne Strähnen heraus und ließ sie locker runterfallen. Mit einer Rundbürste föhnte ich noch einmal meinen schräg geschnittenen Pony, um die Locken etwas rauszukriegen. Alice hatte vorausgesehen, dass es heute etwas wärmer werden würde, also zog ich mir eine schwarze Leggins und ein blaues Kleid an. Dazu kombinierte ich blaue Ballerinas mit Keilabsätzen.
Vor meiner Zimmertür wartete Jacob bereits auf mich. Er trug ein schwarzes eng anliegendes T-Shirt, Khakishorts und schwarze Chucks. Da die Ärmel meines Kleides so lang wie die von einem kurzärmeligen T-Shirt waren, ließ ich die Jacke weg. Gerade als an Jake vorbei schlüpfen wollte, um meine Schultasche zu holen, hielt er mich zurück und zeigte mir seine rechte Hand mit seiner und meiner Tasche. Dankbar lächelte ich ihn an. "Kein Problem", murmelte er. Hand in Hand liefen wir die Treppe hinab und schnappten uns jeweils einen Apfel aus dem Korb in der Küche. Dann schlenderten wir langsam in die Garage. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass mein weißer Ford verschwunden war. "Das war nur ein Leihwagen", rief Dad von oben. Ich nickte, obwohl ich wusste, dass Dad es nicht sehen konnte. Also setzte ich mich auf den Beifahrersitz meines grauen VWs. Rückwärts fuhr Jacob aus der Garage. Nach einer geschickten Wendung brauste er den steinigen Weg entlang, bis wir zum Highway gelangten. Dort gab er noch mehr Gas. Im Außenspiegel sah ich mich und ich sah irgendwie bekümmert aus. Auch Jake schien das bemerkt zu haben, denn plötzlich nahm er meine Hand und drückte sie fest. Ich sah ihn an. Selbst ich spürte, dass mein Blick traurig und hoffnungslos war. Ich spürte wie meine Augen sich mit Tränen füllten und eine Träne kullerte mir über die Wange. Rasch wischte ich sie weg. Jacob fuhr auf den Standstreifen und hielt an. Entsetzt sah ich an; das durfte man nicht. Wenn uns jetzt jemand erwischte, würde das eine ordentliche Strafe geben. „Keine Sorge“, sagte er, „Renesmee, was ist los? Warum guckst du so traurig? Hast du immer noch solche Angst, dass die Gestaltenwandler uns überlegen sein könnten?“ Ich schluckte. „Es ist nur... Ja. Ich habe Angst. Ich glaube, dass die Gestaltenwandler uns einzeln angreifen werden. Und sie würden bestimmt nicht so einen großen begabten Zirkeln angreifen, wenn sie uns unterlegen sein würden.“ Gedankenlos ließ ich meinen Blick über die Bäume streifen, bis Jake das Wort ergriff. „Nessie, ich bin bei dir. Ich werde dich nie allein lassen. Und wenn du Recht hast, wenn sie uns einzeln angreifen, dann nur an Orten, wo kein Anderer ist. In der Schule wird dir also nichts passieren. Beruhig dich. Wenn dich jemand so sieht, wird er garantiert misstrauisch. Atme tief durch, okey?“ Ich nickte.
Die restliche Fahrt atmete ich tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Wir bogen auf den riesigen Parkplatz der Schule und suchten einen Parkplatz. Noch einmal sah mich Jacob an. „Alles klar? Können wir gehen?“ Wieder atmete ich tief ein und warf einen Blick in den Spiegel, um zu überprüfen, ob ich einigermaßen in Ordnung aussah. Meine Augen waren nicht mehr gerötet und meine Wimperntusche nicht verschmiert. Ich versuchte ein Lächeln zustande zu bringen und stieg aus. Die Sonne schien auf mein Gesicht und ließ es glänzen. Da ich nur ein Halbvampir war, glitzerte meine Haut nicht wie die meiner Familie. Sie glänzte nur ein wenig und sah aus, als hätte ich mich eingecremt. Menschen sahen es sowieso nicht. Am anderen Ende des Autos wartete Jake auf mich und nahm meine Hand. „Ganz ruhig“, flüsterte er als wir meine Freundinnen Zoe, Sam und Ashley erreichten. Sam und Ashley lasen wie immer in einer Zeitschrift, die ausschließlich über Stars berichtete. Sie alle saßen auf einer Holzbank in der Sonne. Als Zoe mich erblickte stand sie auf und kam auf mich zu. Sie umarmte mich lange und begrüßte mich herzlich. „Da bist du ja wieder. Wie geht’s dir? Was hattest du?“ Auch Ashley und Sam standen nun auf und umarmten mich. „Mir geht’s super“, log ich. Denn in Wahrheit ging’s mir schlecht, aber nicht körperlich. „Ich hatte Grippe. Ist nichts weiter.“
Gemeinsam liefen wir zur nächsten Stunde; Mathe. Ich war zu sehr in Gedanken versunken, um am Unterricht teilzunehmen und ehe ich mich versah, klingelte es zur fünf Minuten Pause. Ashley, die neben mir saß, stand auf und sah mich misstrauisch an. „Bist du dir sicher, dass du wieder gesund bist? Du siehst nicht sehr gut aus.“ Verdammt. Ich hatte vergessen, dass Ash sehr aufmerksam war. „Ja, mir geht’s gut. Ich war nur etwas in Gedanken. Hab ich was Wichtiges verpasst?“, lachte ich. Auch Ash fing an zu lachen. „Nein, hast du nicht. Nur Wiederholung, außerdem hast du doch sowieso in jedem Fach eine eins. Also mach dir mal keine Sorgen, wenn du eine Stunde nicht aufpasst.“ Ich grinste sie an. Lachend und den neuesten Klatsch austauschend, schlenderten wir zum nächsten Raum. Diesmal hatte ich mit Jake zusammen Biologie und das half mir sehr. Er half mir dabei, nicht zu elend auszusehen und einen normalen Eindruck zu machen. Bevor der Unterricht begann, lehnte ich mich an Jakes Brust und schloss die Augen für ein paar Sekunden. Dann drehte ich mich um und gab ihm einen Kuss. „Ich liebe dich“, flüsterte ich. „Ich liebe dich mehr“, flüsterte er zurück. „Niemals“, lachte ich und da betrat auch schon Mr. Johnson den Raum. Auch diesmal beteiligte ich mich mit keiner Meldung. Stattdessen sah ich gelangweilt aus dem Fenster. Erst als wir ein Arbeitsblatt ausfüllen sollten, versetzte mir Jacob einen leichten Stoß unterm Tisch. Ich zuckte zusammen und Jake grinste mich an. Sofort machte ich mich daran das Blatt auszufüllen und hatte dies auch schnell beendet. „Wenn Sie fertig sind, Ms. Cullen, bringen Sie mir doch bitte das Blatt nach vorne.“ Ich stand also auf und gab das Blatt beim Lehrer ab. Alle meine Lehrer waren mir gegenüber sehr misstrauisch. Ich konnte das in gewisser Weise auch verstehen; welcher Schüler schrieb schon in jeder Arbeit eine eins!? Wahrscheinlich dachten sie, dass die gesamte Cullenfamilie Dopingmittel benutzte. Ich lachte in mich hinein.
Da alle Anderen Schwierigkeiten mit dem AB hatten, machten wir den Rest der Stunde nichts Anderes. Als es schließlich klingelte kam von allen Seiten ein erleichtertes Seufzen. Bevor auch nur einer den Raum verlassen konnte, ergriff Mr. Johnson das Wort. „Bitte vergesst nicht, dass am Freitag und 15 Uhr unser Marathon ist. Ach, und das Arbeitsblatt, das ich Ihnen ausgeteilt habe, ist Hausaufgabe.“ Ein Raunen ging durch die gesamte Klasse. Schnell warf ich einen Blick auf Jakes AB und sah, dass er auch noch nicht ganz fertig war. Ich schnappte mir meinen Kugelschreiber und füllte die restlichen Aufgaben aus. Dann gab ich es Jacob wieder und bedeutete ihm, es bei Mr. Johnson abzugeben. „Danke. Aber das“, fing er an, doch ich beendete seinen Satz, indem ich ihm den Zeigefinger auf den Mund legte. „Ein ‚Danke’ reicht“, murmelte ich.
Gemeinsam liefen wir zur Tür hinaus in die Cafeteria und setzten uns an den Tisch, wo auch schon Zoe, Sam, Ash und Joe saßen. Hinter Sam konnte ich Mike und Michael erkennen, die sich ebenfalls zu unserem Tisch aufmachten. Ich setzte mich neben Ashley und zog Jake neben mich. Erstens hatte ich nicht vor neben Mike oder Michael zu sitzen und zweitens saß Jacob immer neben mir. Als ich aufstand, um Jake und mir etwas zu Essen zu besorgen, packte ich meine Tasche auf meinen Platz, um zu verhindern, dass einer der beiden „Neuen“ sich auf meinen Stuhl setzte. „Willst du was Besonderes?“, fragte ich Jacob. Er schüttelte den Kopf, also lief ich um irgendwas zu besorgen. Ich stand in der Schlange, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie Mike sich gerade auf meinen Stuhl setzen wollte, doch Jake hielt ihn zurück. Ich spitzte die Ohren, um zu verstehen was er sagte. „Hier sitzt Nessie, wie du vielleicht an der Tasche sehen kannst. Also setz dich bitte woanders hin.“ Ich lächelte und sah wie Mike die Hände zu Fäusten ballte. „Miss, was wollen Sie?“, fragte mich die freundliche Küchenhilfe. Ich überlegte schnell. „Einmal bitte die Nudeln mit Tomatensoße und ein Sandwich mit Käse, bitte“, sagte ich. Sie nickte und begann das Essen auf mein Tablett zu stellen. Als sie fertig war kaufte ich noch schnell eine Cola und ein Wasser, dann lief ich zurück zu Jacob und setzte mich auf meinen Stuhl. Ich nahm mir das Sandwich und das Wasser vom Tablett und schob den Rest zu meinem Freund rüber. Während er sein Essen schnell verschlang, zupfte ich nur an meinem Sandwich herum, biss ab und zu ab und schlürfte etwas von dem Wasser. Mike machte sich gerade an Sam ran und Michael versuchte es bei Ashley, als die Glocke zur nächsten Stunde klingelte.
„Was haben wir jetzt?“, mampfte ich, da ich gerade einen Biss im Mund hatte. „Spanisch“, antwortete Zoe, die mit die Hände mit Joes verschlungen hatte. Ich grinste. Spanisch hatte ich auch mit Jacob zusammen und ich brauchte ihn heute mehr denn je. Auch Jake lächelte bei der Antwort. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mike gerade Sam in die Jungentoilette zog. Oh oh. Ich hoffte, Sam wusste was sie tat. Ich wollte nicht, dass Mike sie nur ausnutze, um wieder mit einer Eroberung zu prahlen. Aber wahrscheinlich hatte ich nur ein schlechtes Bild von ihm und in Wahrheit war er ganz nett. Jake grinste, denn auch er sah, was Mike gerade gemacht hatte. Ernst sah ich ihn an und schüttelte den Kopf, doch er grinste weiter und zog mich in eine abgelegene Ecke. Er nahm mich auf den Arm und drückte mich gegen die Wand, dann begann er mich wild zu küssen. „Jake“, murmelte ich, zwischen zwei Küssen, „nicht jetzt, nicht hier. Wir müssen zum Unterricht, wenn Edward das rausbekommt, kriege ich riesigen Ärger!“ Jacob seufzte zwar ärgerlich, ließ jedoch von mir ab. Schnell fuhr ich mir mit den Fingern durch die Haare und zupfte mein Kleid gerade. Jake lief schon davon, ohne auf mich zu warten, obwohl es noch nicht geklingelt hatte. Die Hände vergrub er in den Hosentaschen, den Blick hielt er gesenkt und er lief schnell. Ich rannte ihm hinterher und hielt ihn fest. „Jacob, was ist denn? Willst du, dass ich Ärger bekomme?“ Er wirbelte herum und sah mich bitter an. „Nein, Renesmee, will ich nicht. Aber immer wenn wir uns näher kommen fängst du mit deinem Vater an. Edward hier, Edward da. Falls du es nicht mehr weißt, er hatte auch eine Beziehung mit jemandem, mit dem es eigentlich nicht erlaubt war. Mit jemandem, mit dem er keine Erfahrung hatte. Was hat er dagegen? Bella hat er doch auch geküsst! Bitte, Renesmee, wenn du nicht mich nicht küssen willst oder keine Beziehung mit mir haben willst, wenn du jemand anderen liebst, bitte sag es mir, aber benutz nicht immer die Ausrede mit Edward, okey!?“ Erschrocken sah ich ihn an, er hielt meinem Blick stand, doch ich schaffte es nicht. Beschämt blickte ich zu Boden. „Nein“, sagte ich, „ich liebe nur dich. Und ich will dich, genau so wie du mich willst...“ „Das bezweifle ich“, sagte Jake. Ich hob meinen Kopf und sah ihn wieder an. Diesmal war er es, der den Blick abwendete. „Aber ich habe Angst. Angst vor dem, was passieren könnte. So etwas wie dich und mich gab es noch nie! Es gab noch nie einen Halbvampir, der einen Wolf liebt.“ Wütend sah mich Jake an. „So etwas wie Bella und Edward gab es auch noch nie und trotzdem haben sie es versucht“, zischte er. „Ich weiß“, murmelte ich, „Aber ich liebe dich...“ „Dann benimm dich auch so“, sagte er. Dann lief er davon und ließ mich stehen...
Kapitel 15:
leer
Da stand ich nun. Meine Arme hingen schlaff an mir herunter. Mein Blick war leer und glasig. Es klingelte das erste Mal, was bedeutete, dass die Schüler sich in die Klassen begeben sollten. Zahllose Menschen strömten an mir vorbei und unterhielten sich laut. Keiner schien mich zu bemerken, oder bemerken zu wollen. Jedes einzelne Wort von Jacob hatte mir einen kleinen, aber sehr schmerzhaften Stich versetzt. Es hatte sich angefühlt, als ob mir jemand mit voller Kraft kleine, dicke Nadeln direkt ins Herz rammen würde. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und als er dann gegangen war, brach mein Herz. Es brach in viele kleine Teile, die nun schwer in mir rumlagen. Ich wusste nicht was ich jetzt tun sollte, was ich fühlen oder denken sollte. Ohne Jacob kam mir mein Leben sinnlos vor. Wenn das jetzt das Ende unserer Beziehung war, würde ich innerlich sterben. Ich würde nicht mehr leben, nur noch existieren. Ich würde nichts mehr fühlen. Nie mehr. Noch einmal rief ich mir sein Bild in Erinnerung, als er mit geneigtem Kopf davon ging und wie er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte. Das tat er immer nur, wenn er aufgewühlt war. Ich kannte ihn gut. Sehr gut. Und das verschlimmerte die Lage nur noch mehr. Ich kannte ihn besser als mich, besser als irgendjemanden. Ich kannte ihn sogar besser, als er sich selbst kannte. Es klingelte zum zweiten Mal, also schüttelte ich den Kopf, um die Geschehnisse von gerade eben abzuwerfen. Ich wollte während der Schule nicht daran denken, was mir aber außerodentlich schwer fiel. Würde ich das tun, würde ich wahrscheinlich auf die Knie sinken und los schreien.
Schnell blickte ich mich um, um festzustellen, ob noch ein Mensch in den Fluren unterwegs war. Als ich mich versichert hatte, dass keiner mehr da war, rannte ich in Halbvampirgeschwindigkeit in die Toilette, um mich wieder einigermaßen herzurichten. Ich wischte mir die Augen trocken, fuhr mit den Fingern durch die Haare und zupfte wieder einmal mein Kleid gerade. Dann rannte ich in Menschengeschwindigkeit so schnell es ging in die nächste Klasse. Ich hatte Glück; unserere Spanischlehrerin, Mrs. Gates, war noch nicht da. Schnell setzte ich mich auf meinen Platz. Der Stuhl neben mir war frei. Den ganzen Unterricht über huschte mein Blick immer wieder zur Tür und zum Fenster. Ich hoffte, fürchtete mich zugleich aber auch davor, dass ich Jake noch sehen würde, bevor die Schule zu Ende war. Doch nichts. Jacob erschien die ganze Unterrichtsstunde über nicht. Und wieder einmal beteiligte ich mich nicht ein einziges Mal am Unterricht. Als es zum Stundenende klingelte, wollte ich gerade den Raum verlassen, als mich Mrs. Gates aufhielt. "Cullen", sagte sie. Mrs. Gates sprach uns immer nur mit Nachnamen an. Kein Mr. oder Mrs. "Wissen Sie, wo sich Black rumtreibt?" Na toll. Das war genau das, was ich im Moment nicht brauchte. Wieder traten mir Tränen in die Augen und Einzelne rollten meine Wange hinunter. Meine Lehrerin sah mich geschockt an. "Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen mit dem Handrücken ab. "Nein", schluchzte ich, "Es ist nur... ich habe mich mit Jacob gestritten. Dann ist er davon gelaufen und ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ich habe keine Ahnung wo er ist. Tut mir leid, Mrs. Gates." Ich traf ihren tröstenden Blick.
"Möchten Sie, dass ich Mrs. Young frage, ob Sie den Rest des Tages freigestellt werden können?" Anscheinend sorgte Mrs. Gates wirklich um mich. "Nein", sagte ich entschlossen, "nein, danke, aber ich brauche jetzt Ablenkung. Zu Hause erinnert mich bloß alles an ihn und dort werde ich nichts zu tun haben. Aber danke für das Angebot." Ich versuchte zu lächeln und hoffte, dass ich es gechafft hatte. Mrs. Gates sah nicht überzeugt aus, ließ mich aber dennoch gehen. Langsam schlürfte ich den Gang entlang zum Geschichtsraum. Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf rum und ich hatte das Gefühl, er würde gleich platzen, wenn ich nicht schnell alle Fragen beantwortete. Warum hatte Jacob das gesagt? Fühlte er wirklich so? Warum sagte er es mir erst jetzt? Würden wir uns wieder vertragen? Hatte ich etwas falsch gemacht? Womöglich nutzte ich Edwars Ansichten nur aus, um Jacob auf Abstand zu halten. Ich schüttelte den Kopf. Nein. Warum machte ich mir jetzt Vorwürfe? War ich gegangen, ohne eine Lösung zu dem Problem zu suchen? Nein, das hatte Jake getan, nicht ich. Und wenn er so fühlte... Doch darüber wollte und konnte ich jetzt nicht nachdenken. Also lief ich zum nächsten Klassenzimmer. Da ich auf dem Flur schon Mrs. Miller sah, huschte ich schnell vor ihr in den Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz neben Zoe. Auch diese Unterrichtsstunde flog an mir vorbei, ohne dass ich Etwas mitbekam. Eigentlich war Geschichte eins meiner Lieblingsfächer, doch an diesem Tag interessierte mich nichts. Zoe schien zu bemerken, dass Etwas mit mir los war, doch sie sprach mich nicht drauf an. Und das war gut so. Ich wollte im Moment mit niemandem über irgendetwas reden.
Zoe begleitete mich schweigend zu Musik, musste dann jedoch zu Englisch. Ich stöhnte. In Musik durften wir uns unseren Sitznachbarn nicht selbst aussuchen, Mrs. Watson teilte uns ein. Ich hatte die große Ehre neben der Oberzicke Claire Cole zu sitzen. Sie hielt sich für die Tollste und Schönste und Reichste. Doch alle wussten, beziehungsweise alle dachten, dass das nicht stimmte. Toll war sie vielleicht, doch ihre Arroganz überwog heftig. Niemand hatte bisher heraus gefunden, ob sie toll war. Niemand traute sich, es mit ihr aufzunehmen. Ein paar Jungs schwärmten für sie, doch die Meisten fanden mich besser. Ich wusste warum. Die 'Schönheit' der Vampire besaß ich. Zumindest sagte das Jacob. Allein seinen Namen zu denken tat mir weh. Doch dann dachte ich wieder an Claire. Durch die 'Vampirschönheit', die ich im gegensatz zu ihr besaß, war sie also auch nicht die Schönste. Und meine Familie hatte mindestens zehn Mal so viel Geld wie ihre auf dem Konto. Vielleicht sollte ich auf den Konten sagen. Als Kind hatte ich sie mal gezählt, doch mit den Jahren kamen immer mehr dazu und dann hatte ich keine Lust mehr. Somit war sie auch nicht die Reichste. Ich wusste, dass das eingebildet klang, doch erstens konnte mich keiner hören und zweitens war es mir egal. Claire hielt sich also für vieles, was sie nicht war. Und anscheinend wusste sie das, denn sie war tierisch eifersüchtig auf mich. Jedes Mal, wenn ich sie traf, tötete sie mich mit ihren Blicken. Und dass sie mal scharf auf Jake war, wusste die gesamte Schule. Einmal hatte sie versucht sich an ihn ranzumachen, doch sie kassierte lediglich einen heftigen Korb. Seit kurzem schmachtete sie Mike Montgomery, den beliebtesten und, abgesehen von Jacob, heißesten Jungen der Schule und wahrscheinlich auch Forks, an. Autsch. Bei Jakes Namen versetzte es mir wieder einen Schlag. Susan Dearing und Heather Simpson waren Claires 'Anhängsel'. Sie machten wirklich alles mit ihr und machten ihr alles nach. Claire brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, schon kamen Susan und Heather angetrabt.
Ich wusste selbst nicht, wieso ich mir so viele Gedanken über Claire machte, wahrscheinlich wollte ich mich nur ablenken. Während meines Gedankengangs hatte ich mich auf meinen Platz gesetzt und als die Tür zu fiel, zuckte ich zusammen. "Na, wieder von deinem Schatz geträumt?", fragte Claire in ihrem zickigen Ton. Ich beachtete sie nicht und wieder trafen mich tötende Blicke. Mrs. Watson ging wie jedes mal die Namensliste durch und als sie mich aufrief, murmelte ich nur ein kurzes 'hier'. Zu meinem Glück machten wir heute nur theoretischen Unterricht. Wieder meldete ich mich nicht. Am Ende der Stunde nahm ich meine Tasche und lief zum Parkplatz. Doch als ich den Platz, wo mein Auto zu Beginn des Schultages gestanden hatte, kam, stand mein Auto nicht mehr da. Stattdessen parkte dort Alice' gelber protziger Porsche, den sie von Edward bekommen hatte. Vom Fahrersitz grinste mir Alice entgegen. Was bildete sich Jacob eigentlich ein!? Erst davon laufen und dann mit MEINEM Auto wegfahren!? Langsam, aber sicher, verwandelte sich die Trauer in Wut. Alice warf mir einen ungeduldigen Blick zu. Ich blinzelte, atmete tief durch und stieg ins Auto. Stur blickte ich gerade aus. "Dir auch einen schönen Tag, Nessie", trällerte Alice. Ruckartig drehte ich mich zu ihr um. "Wo ist mein Wagen?", zischte ich. "Jacob hat angerufen und gesagt, er brauche ihn." Sie zuckte mit den Schultern. "Hat er auch gesagt wo er hin will?" Alice startete den Wagen und fuhr rückwärts aus dem Parkplatz und vom Schulgelände runter, ehe sie antwortete. "Nein. Hat er nicht. Ist irgendwas?" Ach ja. Ich vergaß; Alice konnte Jacob und mich nicht sehen. Wieder ein Schlag. "Wir haben uns heftig gestritten. Er meinte, wenn ich ihn liebe, solle ich mich auch so verhalten. Das war nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich nicht auf dem Schulflur rummachen möchte. Er meinte, ich würde Edwards Ansicht zu der Beziehung zwischen Jake und mir nur ausnutzen, weil ich ihn nicht wolle." Ich achtete nicht auf meine Wortwahl. Mir war momentan alles, wirklich alles, egal. "Oh", murmelte Alice, "das tut mir wirklich leid, aber das wird schon wieder. Ihr habt euch doch schon öfter gestritten und wieder vertragen." Das stimmte. Doch dieses Mal war der Streit wesentlich krasser, doch das sagte ich Alice nicht. Ich wollte nicht diskutieren.
Die restliche Fahrt verlief schweigend. Wir kamen am Haus an und ich stieg schnell aus und lief in mein Zimmer. Edward sah mich fragend an. Er zog die Augenbrauen zusammen. Gerade als er etwas sagen wollte, erklärte Alice leise, was mit mir los war. Ich hörte nicht hin, sondern rannte in mein Zimmer, nahm ein Handtuch aus dem Schrank und lief weiter ins Badezimmer. Dort angekommen warf ich mein Handtuch auf den Boden und ließ Wasser in die Badewanne laufen. Während die Wanne sich langsam mit heißem Wasser füllte, saß ich auf dem Badewannenrand und starrte ich in den Spiegel. Äußerlich sah ich aus wie immer. Doch innerlich war ich zerstört. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mein gesamtes Leben auf das Zusammensein mit Jacob aufgebaut war. Ich hätte niemals gedacht, dass wir uns jemals so streiten würden oder dass wir uns sogar trennten. Schon seit meiner Geburt war Jake immer für mich da. Er war mit mir zusammen jagen gegangen, hatte mir bei meinen ersten Schritten geholfen, als ich in die Schule kam, half er mir bei meinen Hausaufgaben, wir spielten zusammen... Er war immer bei mir, stand mir in schwierigen Zeiten immer zur Seite. Nie wusste ich das zu schätzen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass er auch mit anderen Mädchen zusammen sein könnte... Dass er im Prinzip nur mit mir zusammen war, weil er sich auf mich geprägt hatte. Mein Mund klappte ein Stück auf. Hätte Jacob sich nicht auf mich geprägt, wären wir vielleicht nie ein Paar geworden. Wir hatten mit den Wölfen nur so ein gutes Verhältnis, weil er sich auf mich geprägt hatte. Nur deshalb war er fast jeden Tag hier. Unsere Beziehung baute auf die Prägung auf. Und mein Leben baute auf unsere Beziehung auf. Und sein Leben? Worauf baute sein Leben auf?
Die Badewanne hatte sich schließlich mit Wasser gefüllt, also kippte ich ein wenig Duschgel hinein. Dann rührte ich das Wasser ein wenig um, sodass Schaum entstand. Ich entledigte mich meinem Kleid und meiner Unterwäsche und stieg in die Wanne. Das Wasser war angenehm warm und ließ mich all meine Sorgen ein Wenig vergessen. Von draußen zwitscherten die Vögel ein frohes Lied und ich konnte Eichhörnchen erkennen, die an den Bäumen kletterten. Der Himmel war blau, lediglich ein paar Wolken zierten ihn. Durch die dichten Blätter an den Bäumen drangen wenige helle Sonnenstrahlen ins Bad. Zwei blaue Schmetterlinge flogen am Fenster vorbei. Dichter Dampf stieg aus der Badewanne. Ich schloss die Augen und rutschte bis zum Mund ins Wasser. Ich träumte mich in eine andere Welt. In eine Welt, in der es keine Vampire oder Wölfe gab. Eine Welt ohne Probleme, ohne Konflikte, ohne Sorgen. Doch es würde diese Welt nie geben. Es würde nie eine Welt ohne Sorgen geben. Niemals. Ich musste mich mit den Problemen abfinden. Ich konnte die Sachen nicht ewig aufschieben. Ich musste sie lösen, nicht davon laufen. Es gab jetzt keinen anderen Weg mehr. Vor Jahren hatte ich meinen Weg gewählt und diesen musste ich nun auch bestreiten. Es ging einfach nicht anders.
Als das Wasser kälter wurde, stieg ich aus der Badewanne. Ich band mir ein weißes Handtuch um, nahm meine Sachen und ging in mein Zimmer. Schnell rubbelte ich mich ab und föhnte und kämmte meine Haare. Dann nahm ich mir eine Jeans, ein blaues schlichtes langarmliges Shirt und ein paar braune Stiefeletten. Rasch zog ich mich an und warf noch schnell einen Blick in den Spiegel; ich sah in Ordnung aus. Ich atmete tief ein und aus. Noch einmal schloss ich kurz die Augen, dann schnappte ich mir mein Handy und wählte seine Nummer. Es tutete ganze fünf mal, bevor jemand ranging. Erst sagte niemand was. Ich hatte meine Nummer unterdrückt, also wusste er nicht, wer dran war. Schließlich sagte er doch etwas. Seine Stimmer klang unsicher, ängstlich. "Hallo?", fragte er. Ich biss die Zähne auf einander. "Wo bist du?", wollte ich wissen. An der anderen Leitung atmete er scharf ein. "Das kann dir doch egal sein", zischte er und legte auf. Doch ich war schlauer...
Kapitel 16:
ein falsches Spiel
Meine Familie besaß so ziemlich alles. Deshalb hatten wir auch ein Ortungssystem. Bevor ich Jacobs Nummer gewählt hatte, hatte ich mein Telefon an das System angeschlossen und da wir länger als 15 Sekunden telefoniert hatten, konnte das Ortungssystem ihn orten. Ich blickte auf die Anzeige und schrieb die Adresse auf ein Stück Papier. Ich kannte die Adresse nicht, trotzdem würde ich mich jetzt auf den Weg machen, um dort hin zu fahren. Um keinen Verdacht zu schöpfen, rief ich noch einmal bei Jake an, doch diesmal mit angezeigter Nummer; er drückte mich weg. So, dachte ich mir, auf gehts. Ich schnappte mir eine schwarze Handtasche und warf mein Handy, meinen Hausschlüssel und die Adresse hinein. Entschlossen stapfte ich die Treppe hinunter und ging schnurstracks zur Garage. "Renesmee?" Meine Mutter. Ich stöhnte, verdrehte gleichzeitig die Augen und drehte mich um. Bella erschien in der Tür. "Nessie, wo willst du denn hin?", fragte sie mich skeptisch. Ich hatte nicht vor zu lügen, deswegen sagte ich ihr, dass ich zu Jacob wollte. "Hmm... Ok. Aber sei nett zu ihm!" Sie lachte. Ich wirbelte herum und stieg in meinen Lamborghini. Etwasverunsichert startete ich ihn und brauste die Straße entlang zum Highway. Dort angekommen trat ich noch mehr aufs Gadpedal. Die Bäume an mir verschwammen, ich konzentrierte mich nur auf die Straße. Aus dem Augenwinkel meinte ich, einen schwarz-grauen Wolf zu erkennen, doch wahrscheinlich ging die Fantasie mit mir durch. Ich beschleunigte auf 300 km/h. Einige Autofahrer hupten.
Nach circa fünf Minuten erreichte ich die Ausfahrt, die ich nehmen musste. Mit einem Mal fuhr ich von der linken Spur, über die Mittlere auf die Rechte. Dann raste ich die Ausfahrt hinaus und bog links ab. Kurz darauf erreichte ich eine sehr befahrene Kreuzung, auf der ich rechts abbiegen musste. Nun musste ich einige Minuten gerade aus fahren, was mich etwas hibbelig machte. Ich hoffte nur, dass Jacob sich inzwischen nicht aus dem Staub gemacht hatte. Ich erreichte den schmalen Weg, den ich befahren musste. Obwohl es mir gegen den Strich ging, verlangsamte ich mein Tempo. Der Weg war von ein paar hohen Bäumen umgeben, auf ihm lagen jede Menge große und kleine Steine. Ab und zu konnte ich einen Vogel sehen. Nach einer Weile wurde die Straße noch schmaler, also hielt ich an und stieg aus. Ich verriegelte den Wagen und ging zu Fuß weiter. Die Gegend kam mir unheimlich vor, doch ich lief mutig weiter. Ich lief und lief, bis ich schließlich das kleine Haus erreichte. Mittlerweile war es schon etwas dunkler geworden und die Bäume warfen unheimliche Schatten. Vorsichtig schlich ich auf die kleine Veranda und spähte durch ein Fenster. In dem kleinen Wohnzimmer standen ein paar unterschiedliche Stühle und ein kleiner Tisch aus Glas. Ein Bild von einem weißen Sandstrand und einer Palme hing über dem alten Fernseher, der auf einem wacklig aussehenden Tisch stand. Das Wohnzimmer war offen, ohne Tür, deshalb schloss die ebenfalls kleine Küche direkt an. Sie war ganz in weiß gehalten. Der Kühlschrank brummte leise.
Plötzlich knackte es im Wohnzimmer. Es hörte sich an, als ob jemand auf einen knarrenden Teil des Holzbodens getreten war. Jacob, Seth und Leah betraten den Raum. Schnell rutschte ich ein Stück weiter runter, um sicher zu gehen, dass mich keiner sah. Ich drückte mein Ohr an die Wand, damit ich hören konnte was sie sagten. Seth sprach zu erst. "Jake, warum hast du mit Nessie Schluss gemacht?" Ich war verwirrt. Die Drei waren doch bestimmt nicht nur hier, weil sie über mich sprechen wollten!? Und hatte er denn mit mir Schluss gemacht? Waren wir jetzt nicht mehr zusammen? Als Jacob keine Antwort gab, redete Seth weiter. "Ausgerechnet jetzt, wo es ihr so schlecht geht. Man, Jake, du machst mit ihr Schluss, weil sie in dieser krassen Zeit nicht rummachen will!? Sie hat sicher viel im Kopf. Ich meine, ihre gesamte Familie wird von irgendwelchen irren Gestaltenwandlern bedroht. Niemand weiß was sie", er räusperte sich, "was uns erwartet! Verdammt, Jacob! Sie liebt dich! Wie oft hat sie dir das schon gesagt? Soll ich raten? 300 Mal? Plus minus 20? 10?" Öfter, dachte ich, viel öfter. Bei jeder Gelegenheit hatte ich ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebte und brauchte. Eine Weile schwiegen alle. "Ich weiß...", sagte Jake schließlich, "ich habe bestimmt einen Fehler gemacht... Jedenfalls einen Kleinen, aber so schnell werde ich mich nicht bei ihr entschuldigen. Außerdem ist es nicht nur jetzt so, wie es ist. Es war schon immer so! Jedes Mal, wenn wir uns näher gekommen sind, hat sie abgeblockt. Langsam glaube ich, dass sie im Haus mich nur zum Schweigen bringen wollte." "Im Haus?", fragte Leah. Ich konnte förmlich spüren, wie Jacob rot wurde. "Ja...", murmelte mein Exfreund. Tränen traten mir schnell in die Augen. Mein Exfreund. Wenn wir jetzt nie wieder zusammen kommen würden... Ich könnte niemals jemand anderen lieben. "Wir haben... Ihr wisst schon..." Leah fing an zu lachen. "Du meinst, ihr habt miteinander geschlafen?", prustete sie. Jacob knurrte. Ein paar Sekunden später, hörte Leah auf zu lachen. Jake sprach weiter. "Ich liebe Nessie. Jedenfalls glaube ich das... Aber ich komme mit ihrem Verhalten nicht klar. Klar, eine Beziehung sollte nicht auf so etwas aufbauen, aber sie sollte auch nicht ohne das sein. Ich werde nicht mehr mit ihr zusammen sein, wenn sie sich nicht wenigstens ein Bisschen ändert. Auch wenn ich auf sie geprägt bin. Ich werde einfach abhauen. Nach Europa. Italien, Spanien, Deutschland, Griechenland, Portugal. Irgendwas wird sich schon finden. Vielleicht sollte ich Italien streichen... Wegen den Volturi." Er lachte.
Das reichte mir. Immer mehr Tränen rollten über mein Gesicht. Ohne darauf zu achten, ob mich einer der Drei sehen konnte, rannte ich so schnell ich konnte zu meinem Wagen zurück. Inzwischen war es stockdunkel. Schließlich kam ich bei meinem Lamborghini an und stieg ein. Hektisch startete ich den Wagen. Gerade als ich losfahren wollte, kam ein roter Ferrari von hinten angefahren. Ängstlich blickte ich in den Rückspiegel; es war der Wagen meiner Mutter. Mom und... Ich rieb mir die Augen. Mom und JACOB stiegen aus dem Wagen. Schnell hatte Bella den Wagen erreicht. Sie öffnete meine Tür und zog mich aus dem Wagen. "Ich glaube, ihr beide habt was zu klären. Wo warst du eigentlich die ganze Zeit? Saßt du hier nur rum? Ich dachte du wolltest mit Jake reden!?" Ich drehte mich um. Jacob stand, mir nur halb zugewandt, an Moms Wagen. Den Blick hielt er gesenkt, die Arme hatte er verschränkt. Er sah ängstlich und zurückhaltend aus. Vielleicht sogar schüchtern. "Aber...", stammelte ich, "aber ich war doch gerade bei ihm! Er war mit Seth und Leah in einem kleinen Blockhaus da hinten." Ich zeigte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Mom zog eine Augenbraue hoch. "Renesmee, gehts dir nicht gut? Jacob war die ganze Zeit bei mir, im Auto. Er ist eine halbe Stunde nachdem du abgehauen bist, ins Haus gekommen, um sich zu entschuldigen. Ich hab' ihm gesagt, dass du gerade weg bist, zu ihm. Ich hatte Angst um dich, also habe ich Jacob gebeten mit mir dich zu suchen. Wir haben dein Handy geortet..." Meine Augen weiteten sich. "Aber wer war das dann im Haus?", murmelte ich. "Ich bin mir ganz sicher, dass es Jake, Seth und Leah war." Jacob kam langsam auf uns zu. Ich wandt mich ab. "Die Gestaltenwandler", murmelte er. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Keiner sagte etwas. "Nessie, ruf Edward und Carlisle an. Schnell. Ich rufe Alice, Rosalie und Emmett an. Jacob, ruf du bitte Esme an. Sie müssen ALLE ganz schnell herkommen", sagte meine Mom schließlich hektisch. Ich riss mich aus ihrer Umarmung und schnappte mir mein Handy. Rasch wählte ich Edwards und Carlisle Nummer; ich machte eine Konferenzschaltung. Edward ging zu erst ran. Eine Viertelsekunde später nahm auch Carlisle ab. "Nessie? Was ist?", fragte Carlisle. "Kommt beide ganz schnell in die Fox River Street. SCHNELL!" Keiner der beiden fragte warum. Ehe sie auflegten, konnte ich noch hören wie sie losrannten.
Jacob hatte inzwischen auch mit Esme telefoniert, nur Bella telefonierte noch. Jake kam mit traurigen Augen auf mich zu. Ich saß auf der Motorhaube meines Wagens, zog die Knie an und verbarg mein Gesicht in meinen langen Haaren. Jake setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Ich ließ es geschehen. Ich hatte keine Kraft mich zu wehren. Und außerdem tat es mir gut. "Nessie...", seufzte Jacob in mein Haar, "es tut mir so leid. Du weißt gar nicht wie sehr ich mich selbst schlagen könnte für das, was ich dir angetan habe. Ich weiß nicht was mit mir los war. Ich weiß, dass Alles im Moment sehr kompliziert ist. Ich muss nicht mit dir schlafen, um mit dir zusammen zu sein. Du verhälst dich nicht falsch. Ich liebe dich. Ich werde dich nie mehr verlassen. Das schwöre ich. Kannst du mir verzeihen?" Ich schmiegte mich an ihn. "Deine Worte haben mich verletzt, Jacob. Du weißt, dass ich momentan viel im Kopf habe. Ich werde mit Edward reden, ok?" Er drückte mich an sich. "Ja. Aber verzeihst du mir?" Ich nickte. "Ja." Mehr war im Moment nicht zu sagen. Der Moment war perfekt, abgesehen davon, dass die Gestaltenwandler weniger als einen Kilometer von uns entfernt waren. Drei Minuten später erreichten uns Edward, Carlisle, Alice und Jasper mit Edwards Volvo. Kurz darauf kamen Rose, Emmett und Esme an. Hinter ihnen sah ich Seth und Leah in Wolfsgestalt. Plötzlich fielen mir zwei Dinge ein. "Jacob, was ist mit deinem Handy?", fragte ich. Verwirrt sah er mich an. "Das wurde mir geklaut. Wieso?" "Weil ich dein Handy geortet habe, um dich zu finden." Er nickte. "Warte hier", flüsterte ich. Ich stand auf und lief an jedem vorbei, um 'ihnen zu erzählen was los war'. Doch in Wahrheit roch ich unauffällig an ihnen, damit ich sicher sein konnte, dass es auch wirklich sie waren und keine Gestaltenwandler.
Wir versammelten uns in einem Kreis, um die Lage zu besprechen. "Moment mal", sagte Jacob, der mich im Arm hielt. "Wenn drei der Gestaltenwandler sich in Leah, Seth und mich verwandelt haben, müssen sie etwas von uns gehabt haben, Haare zum Beispiel." Diese Erkenntnis hatte bisher noch keiner von uns. Ich war aufgeregt. "Können wir jetzt nicht einfach mal losgehen, bevor sie weg sind?", fragte ich, "das Restliche können wir nachher besprechen, in Ordnung?" Alle nickten. Wir verteilten uns; Edward lief mit Bella, Jasper mit Alice, Rosalie mit Emmett, Seth mit Leah, Esme mit Carlisle und Jacob mit mir. Wir wollten in mehreren Etappen loslaufen, deshalb rannten Edward, Bella, Rosalie, Emmett, Seth und Leah zu erst. Dann kamen Jasper, Alice, Esme, Carlisle, Jake und ich. Wir liefen in unseren Zweiergruppen verteilt. Als das Haus in Sichtweite kam, konnte ich Seth und Leah sehen, die sich gerade versteckten. Carlisle, Esme und Jasper rannten in den kleinen Wald. Alice, Jacob und ich hatten die Aufgabe die Gestaltenwandler aus dem Haus zu locken. Ich hatte zwar vorgeschlagen, dass Jake und ich das alleine machen könnten, doch Edward wollte, dass noch jemand dabei war, damit es drei gegen drei schien, denn in Wahrheit waren wir ja mehr. Solange es wirklich nur drei waren... Meine Aufgabe war es einen Streit mit Jacob vorzutäuschen. Alice sollte so tun, als ob sie uns beschwichtigen wollte. Ihr wichtigster Satz war: 'Lasst uns gehen, es ist unheimlich hier. Und wer weiß wer hier alles sein Unwesen treibt.' Oder zumindest sowas in der Art.
"Verdammt, Jacob! Ich hab' dich im Haus gehört. Ich soll mich doch ändern, oder? Ich WILL mich aber nicht für dich ändern. Ich bin wie ich bin. Such dir doch ein anderes Mädchen, das mit so einem Idioten, wie dir klarkommt!", kreischte ich. Dann schubste ich Jacob. "Renesmee, ich will dich nicht verlieren! Aber manche Sachen stören mich an dir. Änder dich doch einfach!", schrie er. "NEIN!! ICH WILL NICHT." Alice seufzte. "Leute, beruhigt euch. Wenn ihr euch unbedingt streiten wollt, tut das, aber nicht hier! Lasst uns bitte gehen. Ich finde, es ist unheimlich hier. Und wer weiß wer sich hier alles rumtreibt." Sie schauderte. Plötzlich schwang die Tür der Hütte auf und ein Gestaltenwandler in Jacobs Gestalt trat heraus. "Ja, wer weiß das schon, Alice Cullen. Ach, und wen haben wir denn hier? Renesmee 'Nessie' Carlie Cullen, Tochter von Edward und Bella Cullen. Ganz alleine unterwegs? Ohne Eltern? Und das mit 15?", fragte er mich. "16", murmelte er nach einer Weile. Seine Stimme war nicht mehr verstellt, jetzt klang sie sehr rau. "Oh, entschuldige bitte. Alles Gute nachträglich. Und das hier ist Jacob 'Jake' Black. Der Freund, nein, ich sage lieber, der Exfreund von Renesmee. Es ist mir eine Ehre deine Gestalt tragen zu dürfe, Jacob Black." Jake knurrte. Zwei weitere Gestaltenwandler traten aus dem Haus, in Gestalt von Leah und Seth. "Darf ich vorstellen?", fragte 'Jacob', "das sind ein paar meiner vielen Partner. In Gestalt von Seth und Leah Clearwater. Geschwister, aber ihr kennt sie ja. Nun ja, liebe Renesmee, wir haben dir vorhin etwas vorgemacht. Wie du dir vielleicht mittlerweile denken kannst, waren wir das vorhin im Haus. Dein lieber Jacob war brav woanders." Ich sah Jacob an. Dann lief ich auf ihn zu und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung. "Es tut mir so leid, Nessie. Ich liebe dich", flüsterte er. "Ich liebe dich auch", sagte ich.
"Oh, wie schön", sagte 'Leah', "ein Happy End. Doch leider müssen wir euch jetzt töten." Sie sagte es, als würden wir über das Wetter reden. "Aber wieso? Was haben wir euch getan?", fragte Alice verzweifelt. "Ja, ich finde ihr habt ein Recht das zu erfahren. Wir akzeptieren euren Vertrag mit den Wölfen nicht. In dieser Welt muss jeder gegen jeden kämpfen, um Leben oder Tod", sagte 'Seth' - gleichgültig und kalt. "Das ist alles?", fragte ich erstaunt. 'Seth' zuckte mit den Schultern. "Ja." Plötzlich wurden die Augen der drei Gestaltenwandler lila. Mit einem Mal sahen sie aggresiv aus. Mit langsamen Schritten liefen sie auf uns zu. Wir hätten eh kein Chance. "Bitte nicht", schluchzte Alice. Das war das Stichwort für die anderen. Wie der Blitz schossen sie aus ihren Verstecken hervor. 'Jacob' begriff sofort und rannte auf mich zu, um mich zu töten. Ich schloss die Augen und wartete auf den Schmerz. Doch nichts. Ich riss die Augen auf und sah wie Jacob gegen 'Jacob' kämpfte. Mein Herz setzte aus. 'Nein nicht Jacob', schrie eine Stimme in mir. Ich wollte mich bewegen und ihm helfen, doch meine Beine wollten sich nicht bewegen. "Hilfe!", schrie ich. Plötzlich wurde ich von hinten gegriffen und weggeschleudert. Ich knallte mit dem Rücken und dem Kopf an einen Baum. Mir tat es nicht doll weh, lediglich mein Kopf dröhnte, doch der Baum litt; es war nur ein kleiner Baum, deshalb fiel er mich einem ächzenden Geräusch um. Ich sah mich um. Edward hatte mich beiseite geschubst, da 'Leah' sich auf mich stürzen wollte. Ich konnte nur mit Tränen in den Augen zusehen.
Doch dann sah ich Jake auf dem Boden liegen; er regte sich nicht. Ich biss die Zähne aufeinander und zwang meine Beine sich zu bewegen. Und tatsächlich; langsam und wacklig lief ich vorwärts. Meine Angst war verflogen, ich wollte nur, dass Jake nichts passiert war. 'Seth', 'Leah' und 'Jacob' wurden von Emmett, Edward und Jasper festgehalten. Ich taumelte auf Jacob zu. Als ich ihn erreichte, sank ich auf die Knie. Aus Jakes Hüfte strömte Blut. Bella schmiss mir mit den Worten, ich solle sie Jake umbinden, eine schwarze Jacke zu. Wie benebelt legte ich die Jacke auf Jacobs Wunde und band sie fest. Zusätzlich drückte ich noch rauf. Alice kam angelaufen und schob meine Hände beiseite. "Kümmer dich um Jacob. Versuch' ihn wach zu kriegen", sagte sie leise. Ich sah sie kurz an; sie nickte mit dem Kopf auf Jacob. Das Gesicht meines Freundes war schmerzverzerrt. Nicht allzu doll klatschte ich mit der flachen Hand auf seine Wange. Bella seufzte und kam ebenfalls zu mir. Sie klatschte Jake auch ins Gesicht, doch doller als ich zuvor. Ich war zu nichts in der Lage. Traurig schloss ich meine Augen. "Jacob...", schluchzte ich, "bitte, bleib bei mir. Du darfst nicht gehen. Bitte... Ich liebe dich doch so sehr." "Ich liebe dich auch", flüsterte Jake - seine Stimme war voller Schmerz. Ich riss die Augen auf. Jake sah mich an und nahm meine Hand. "Jacob", flüsterte ich. "Ja." Vorsichtig lehnte ich mich zu ihm runter und küsste ihn. "Seine Wunde ist verheilt", sagte Alice.
Noch eine Weile sah ich Jacob an, bevor ich aufstand; mein Bein schmerzte. Ehe ich mich versah, stand Jacob neben mir und nahm mich auf den Arm. "Nicht", protestierte ich. Er beachtete mich nicht. Wir, beziehungsweise er lief zu den anderen. Edward, Emmett und Japser hielten die Gestaltenwandler immer noch fest. Wieso waren sie noch am Leben? Carlisle trat vor und sah jeden Einzelnen der Drei an. "Wieso wollt ihr uns töten?", fragte er ruhig. 'Jacob' wollte sich losreißen, doch Emmett war stärker. "Weil es keine Verträge geben darf", zischte 'Leah'. "Nun ja, das ist unsere Sache. Gibt es noch mehr von euch, die uns ebenfalls töten wollen?" 'Seth' funkelte ihn an. "Noch viel mehr. Und sie werden euch töten, da könnt ihr sicher sein. Und wir werden euch nicht sagen wo sie sind. Lieber sterben wir." Emmett lachte finster. "Na dann. Legen wir los. Alice, mach ein Feuer." Alice hatte bereits ein paar große Äste besorgt. Sie schmiss sie auf einen großen Haufen und zündete diesen an. "Sieh nicht hin", flüsterte Jacob und drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansah. Doch allein das Geräusch der Gestaltenwandler, als sie auseinander gerissen wurden, ließ mir einen kalten Schauer über Rücken laufen. Ich verbarg mein Gesicht in Jakes T-Shirt. Jemand hielt mir die Ohren zu, doch ich konnte trotzdem hören wie 'Leah' laut vor Schmerzen schrie - ein markerschüttender Schrei. Das Letzte was ich hörte war Jacobs Stimme, die mich beruhigen wollte, dann fiel ich ihn Ohnmacht...
Kapitel 17:
in der Schule!?
Niemals würde ich dieses Geräusch und den Namen 'Fox River Street' vergessen. Es war etwas, das man nicht vergessen konnte. Die Augen, das Knurren, diese Angst. Mein ganzes Leben musste ich nun damit leben. Alpträume würden mich plagen. Doch am Schlimmsten war die Angst um Jacob, als er auf dem Boden lag. Noch nie in meinem Leben hatte ich ihn so verletzlich gesehen. Was taten wir nun? Es waren nicht alle. Noch einmal erinnerte ich mich an 'Seths' Worte: 'Noch viel mehr. Und sie werden euch töten, da könnt ihr sicher sein. Und wir werden euch nicht sagen wo sie sind. Lieber sterben wir.' Seine Worte waren nicht gelogen. Sie waren viel mehr. Doch wir wussten immer noch nicht, wie viele es waren. Geschweige denn, wo sie waren. Sie würden uns angreifen - hinterhältig und ohne jegliche Vorwarnung. Und wir... wir wären ungeschützt und unvorbereitet. Vielleicht würden ein paar von uns überleben, doch ich hatte keine Hoffnung, dass alle überleben würden. Die einzige Frage, die mich wirklich beschäftigte war, warum es ausgerechnet immer uns treffen musste. Durften wir kein unbeschwertes Leben führen? Mussten wir immer wieder beweisen, dass wir überleben können, auch ohne das 'normale' Vampirleben? Vielleicht waren wir wirklich verdammt...
Langsam öffnete ich die Augen. Ich blinzelte ein paar mal, um mich umsehen zu können. Ich lag auf der weißen Couch im Wohnzimmer. Mein Blick huschte durch den Raum; ich war allein. Draußen war es noch dunkel, lediglich eine kleine Lampe erleuchtete das Zimmer. Etwas kaltes nasses lag auf meiner Stirn. Mit der rechten Hand nahm ich es herunter; es war ein Waschlappen. Hatte ich Fieber? Ich fühlte meine Stirn; nein, jedenfalls nicht mehr. Mein linker Arm fühlte sich seltsam schwer an. Müde blickte auf ihn. In meiner Hand steckte ein langer durchsichtiger Schlauch, durch den eine ebenfalls durchsichtige Flüssigkeit schwappte. Irgendwo neben mir piepte ein Gerät, doch ich war zu müde um nachzusehen. Wieder blinzelte ich, doch diesmal schloss ich die Augen. Ich konnte hören, wie jemand die Tür öffnete. "Renesmee, bist du wach?", flüsterte Dad. Ich nickte vorsichtig. Innerhalb einer Achtelsekunde war Edward neben mir. Dad, was ist mit mir?, dachte ich. Ich war zu kaputt, um etwas zu sagen. "Du bist in Ohnmacht gefallen", murmelte er, "nachdem wir die Gestaltenwandler getötet haben. Nessie, ich hätte dir das so gerne erspart." Ich habe Angst, Dad. "Ich weiß..." "Warum bin ich an Geräte angeschlossen und warum steckt ein Schlauch in meinem Arm?", fragte ich. "Edward hat darauf bestanden", sagte Carlisle und kam auf mich zu. Er legte mir eine seiner kalten Hände auf die Stirn. "Fieber hast du keins mehr", sagte er. Ich sah Edward an. "Du hast darauf bestanden, mich an solche Geräte", ich zeigte auf die seltsam piependen Monitore, "anzuschließen, weil ich in Ohnmacht gefallen bin!?" Belustigt blickte Dad mich an. "Nun ja, Nessie, du hast ausgesehen, als ob du ein Vampir wärst. Du warst total bleich und kalt. Es tut mir so leid, dass du das mit ansehen musstest." Ich konnte die Aufrichtigkeit in seinen gold-braunen Augen erkennen. "Das Gleiche hat er mir auch gesagt, als Bree", Bella schluckte, "getötet wurde."
Edward beachtete Moms Worte nicht. "Nessie, verzeihst du mir, dass ich dir das nicht ersparen konnte? Ich hoffe du kannst, denn ich kann mit dieser Schuld nicht leben." Unwillkürlich zuckte Dad zusammen. "Natürlich, Dad. Du kannst doch nichts dafür", beruhigte ich ihn. Dad, warum bist du zusammengezuckt? Ist etwas passiert?, dachte ich. "Nein", murmelte er, "es ist nur... Diese Worte, die ich dir eben gesagt habe..." Mom setzte sich auf Dads Schoß und schmiegte sich an ihn. "Diese Worte hat er benutzt, als wir aus Volterra wieder gekommen sind. Nachdem er mich verlassen hat", flüsterte Bella. "Bella, ich werde mir diesen Fehler niemals verzeihen. Das war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe. Ich werde es niemals wieder gut machen können, doch ich werde nie aufhören es zu versuchen. Bella, was du durchmachen musstest, tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen", sagte Edward. Mom nahm Dads Gesicht in ihre Hände und küsste ihn leidenschaftlich. "Ich verstehe, was du getan hast. Es muss dir nicht leid tun. Und wenn du mich nicht verlassen hättest, hätte es sein können, dass ich niemals ein Vampir geworden wäre", neckte sie ihn. Ich lächelte schwach. Die Beiden waren zwar meine Eltern, doch sie waren noch wie Teenager. Sie liebten sich wie am ersten Tag.
"Wo... wo ist Jacob? Gehts ihm nicht gut? Ist er verletzt?", fragte ich aufgeregt. "Schhhh, Nessie. Jake ist noch draußen. Er konnte dich nicht so sehen. Du warst sehr schwach und wie Edward schon sagte, sehr bleich und kalt", sagte Carlisle. "Sag ihm, er soll reinkommen. Bitte." Carlisle lächelte und lief aus dem Haus. Wenige Sekunden später erschien Jake in der Tür und grinste mich breit an. "Na, hast wohl doch keine so starken Nerven, wie du immer behauptest, was!?", lachte er. Mom und Dad knurrten laut und sahen Jacob böse an. Er bemerkte es nicht. "Du kannst auch gleich wieder gehen", sagte ich beleidigt. "Nein, Nessie. Es tut mir leid. Wie gehts deinem Bein?", fragte er. Ich runzelte die Stirn. "Meinem Bein? Was soll denn mit meinem Bein sein?" "Dein linkes Fußgelenk ist stark verstaucht, Renesmee. Ich habe dir ein paar Krücken besorgt, da du in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht laufen solltest", sagte Carlisle. Ich stöhnte. "Vor Gestaltenwandlern, die sie töten wollen, hat sie keine Angst, aber sobald sie an Krücken gehen muss... Nessie, du bist wie deine Mutter", murmelte Dad. Bella grinste breit und zwinkerte mir zu. "Jacob, wie gehts deiner Hüfte eigentlich?", fragte ich, als mir einfiel, dass er geblutet hatte. Er lachte und hob sein grünes T-Shirt ein wenig hoch. Seine Wunde war nur noch anhand einer kleinen länglichen Narbe zu erkennen. "Hast du noch Schmerzen?" Wieder lachte Jake. Ich nahm das als ein nein.
Ich seufzte; mir war tierisch langweilig. "Nessie, kannst du zur Schule gehen? Wenn ja, müsstest du dich jetzt fertig machen", sagte Dad nach einer Weile. Ich nickte und setzte mich vorsichtig auf. Carlisle gab mir ein paar rote Krücken. Ich nahm sie entgegen und stand auf. Obwohl ich mich wacklig auf den Beinen fühlte, lief ich weiter. Jake lief direkt hinter mir. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich umfalle. Ich lief zur Treppe und wollte gerade die erste Stufe betreten, als Jacob mich von hinten hoch nahm und mich die Treppe hoch trug. Oben angekommen, wollte ich wieder runter, doch Jake trug mich noch bis ins Badezimmer. "Sag bescheid, wenn du in dein Zimmer möchtest", sagte er und zwinkerte mir zu. Denkste, dachte ich mir. Mein linker Fuß war verbunden, daher setzte ich mich in die Badewanne, um mich ein wenig abzuduschen. Danach kämmte ich mir die Haare und trat aus dem Bad. Neben der Tür stand Jake, der mich sofort wieder auf den Arm nahm und in mein Zimmer trug. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. "Soll das den ganzen Tag so weiter gehen? Willst du mich in der Schule auch tragen?", fragte ich. "Wenns sein muss. Ich habe kein Problem damit", antwortete er belustigt. Ich seufzte. "Darf ich mich wenigstens alleine anziehen?" Jacob grinste. "Eigentlich wollte ich das machen." Obwohl ich es nicht wollte, musste ich lachen. "Sag mir einfach, was du anziehen willst." "Die graue 3/4 Jeans, die schwarzen Ballerinas, einen weißen trägerlosen BH , eine Unterhose und das schwarze trägerlose Oberteil." Mit großen Augen sah Jacob erst mich und dann meinen riesigen Kleiderschrank an. Ich lachte laut und wollte aufstehen. Mein Freund kam auf mich zu geschossen und setzte mich wieder hin. "Vergiss es, ich krieg' das schon hin", flüsterte er in mein Ohr. Wieder seufzte ich und sah ihm dabei zu, wie er jedes Fach nach den richtigen Sachen durchkämmte.
Ganze 15 Minuten brauchte er, um alles zu finden. Bei den Schuhen musste ich ihm ein bisschen helfen. Und obwohl es mich wunderte, zog er mich wirklich an. Jedenfalls teilweise; die Unterwäsche durfte ich mir noch selbst anziehen, den Rest machte er. "Deine Schultasche?", fragte Jacob, als sowohl er als auch ich angezogen waren. Ich zeigte auf die graue Handtasche, die auf meinem Schreibtischstuhl stand. Wieder nahm Jake mich auf den Arm und trug mich runter. Als Emmett uns sah, prustete er los und ließ einen dummen Spruch ab. Mit einem breiten Grinsen lief Jacob in die Garage und setzte mich behutsam auf den Beifahrersitz meines VWs. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass jemand ein paar Kissen übereinander in den Fußraum gelegt hatte. Vorsichtig legte ich mein Bein auf die Kissen und stellte das Radio an. Jacob schloss die Tür und setzte sich anschließend neben mich. "Was haben wir als erstes?", fragte ich. Obwohl das Schuljahr nur noch bis Freitag ging, konnte ich den Stundenplan immer noch nicht auswendig. Jacob war das schon gewöhnt. "Wir haben beide Englisch." Ich hatte bei Mrs. Black Englisch, Jake bei Mr. Grey. Als mein Lieblingslied im Radio lief, sang ich munter mit. Ab und zu sah Jacob mich grinsend an.
Schnell erreichten wir die Schule. Jake suchte einen Parkplatz und schaltete den Motor aus. "Ich liebe dich, Jacob", sagte ich. Er sah mich lächelnd an. "Ich weiß." Ich musste lachen. "Na dann, auf und davon", sagte ich. Jacob stieg aus und lief ums Auto herum zu mir. Wie angewurzelt blieb ich stehen, nachdem Jacob mir meine Tasche abgenommen und mir meine Krücken gegeben hatte. "Was ist?", fragte er, "tut dir was weh?" Ich schüttelte den Kopf. "Es ist nur... was soll ich den anderen erzählen, wenn sie mich fragen, wie ich das hingekriegt habe?" Jake lachte. Böse funkelte ich ihn an. "Du bist zu schnell die Treppe runter gelaufen und dabei umgeknickt." Ich nickte und lief los. Es war sehr ungewohnt mit Krücken zu laufen, trotzdem kriegte ich es hin. Jake stützte mich unauffällig und trug meine Tasche. Am Klassenzimmer angekommen, gab er mir meine Handtasche und küsste mich sanft. Ich lächelte, dann lief er davon. Vorsichtig humpelte ich auf meinen Platz neben Sam. Sam bemerkte mich kaum; sie war zu sehr damit beschäftigt Mike anzuschmachten. "Hallo, Sam", grüßte ich sie laut, damit sie mich auch hörte. Erschrocken blickte sie zu mir. "Oh, entschuldige", murmelte sie, "ich... ich war beschäftigt." Ich lachte kurz auf. "Das habe ich gesehen." Sam wurde rot. "Was ist mit deinem Fuß?", fragte sie, um das Thema zu wechseln. "Ich bin zu schnell die Treppe runter gerannt und dabei umgeknickt." Ich zuckte mit den Schultern. "Ist nichts weiter." Sam grinste schief. "Na dann, gute Besserung." Dankbar lächelte ich sie an.
Mrs. Black betrat den Raum und begann mit dem Unterricht. Unser Thema momentan war 'Romeo und Julia'. Das Lieblingsthema meiner Mutter. Meine Gedanken kreisten um den Vorfall gestern, als Mrs. Black mich aufrief. Mist, ich hatte die Frage nicht mitbekommen. "Mrs. Cullen? Könnten Sie uns die Antwort sagen? Oder haben Sie nicht aufgepasst?", fragte sie. "Doch... Ähm...", stotterte ich. Ich legte vorsichtig die Hand auf Sams Arm und laß die Antwort darin. "Die Familien von Romeo und Julia waren schon lange verfeindet. Deshalb hielten sie ihre Liebe vorerst geheim", sagte ich dann. Eine einfache Frage... wenn man aufgepasst hatte. Mrs. Black sah mich zwar noch einen Moment skeptisch an, führte dann jedoch den Unterricht weiter. "Hey, das war fast die gleiche Antwort wie die, die ich gegeben hätte", flüsterte Sam. Ich konnte ein hysterisches Lachen gerade noch so unterdrücken, stattdessen lächelte ich ein Wenig. Ab jetzt versuchte ich mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich wollte nicht noch einmal so einen peinlichen Auftritt hinlegen.
Der Unterricht zog sich hin und ich hatte das Gefühl, dass sich alle auf das Stundenende freuten. Als es schließlich zum Stundenende klingelte, kam von allen Seiten ein erleichtertes Seufzen. Ich nahm meine Tasche und meine Krücken und lief aus dem Zimmer. Gegenüber der Tür lehnte Jacob lässig an der Wand. Grinsend kam er auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Ich hab' dich vermisst", flüsterte er leise. "Wir haben ja gleich Mittagspause", antwortete ich ebenso leise. "Ich hol dich ab." "Okey." Jake strich noch kurz über meinen Arm, dann lief er wieder zu seiner Klasse. Langsam humpelte ich zu meinem nächsten Klassenraum. Ich hatte jetzt Geschichte und diesmal freute ich mich auf den Unterricht. Auch diese Stunde zog sich, doch das lag wahrscheinlich daran, dass ich mich sehr auf die Mittagspause freute. Voller Freude lief ich aus dem Klassenraum, nachdem es geklingelt hatte. Wie versprochen, stand Jake neben der Tür und nahm mir meine Tasche ab. Gemeinsam schlenderten wir in die Cafeteria. "Setz dich schon mal hin, ich hole uns etwas zu essen. Möchtest du was bestimmtes?", fragte er mich. "Einen Bagel, bitte. Und ein Wasser", antwortete ich und lief zu dem Tisch, an dem schon Zoe und Joe eng umschlungen saßen. Ich setzte mich neben Zoe und stellte meine Tasche, die Jacob mir, bevor er an die Essentheke gegangen war, noch wieder gegeben hatte, auf den Platz neben mir, um ihn freizuhalten. Sam, Ashley, Mike und Michael betraten gemeinsam die Cafeteria und kamen auf unseren Tisch zu. Ich konnte sehen, wie Claire Sam böse Blicke zu warf. Sam schien es nicht zu bemerken, da sie gerade mit Mike zur Essensausgabe ging.
Ashley setzte sich neben Michael und nahm seine Hand. Demonstrativ legten die Beiden ihre Hände auf den Tisch. "Herzlichen Glückwunsch", lachte ich. "Danke", murmelte Ash, "aber was ist daran so lustig?" Ich schüttelte den Kopf. "Nichts. Ich fand es nur lustig, wie ihr uns das sagen wolltet." Belustigt machte ich ihre Bewegung mit Zoes Hand nach. Ashley wurde ein Bisschen rot. Mike und Sam kamen mit Jake zurück zum Tisch. Automatisch wanderte mein Blick zu Sams Hand, die in Mikes lag. Hatte ich etwas verpasst? Sam traf meinen Blick und huschte dann zu mir. "Wir sind ein Paar. Ist das nicht genial?", quiekte sie, "ich habe nur ein wenig Angst vor Claire." Sie lachte, dann lief sie wieder zu Mike, der sie zärtlich in den Arm nahm. "Und wie kommt's, dass wir mit einem Schlag zwei neue Paare am Tisch haben?", fragte ich. Sam schluckte ihren Bissen von ihrer Pizza runter, bevor sie antwortete. "Wir waren gestern zu viert im Kino. Und ja... danach waren wir noch essen. Hat sich einfach so ergeben." Ein wenig verwirrt runzelte ich leicht die Stirn. "Und wieso hast du mir das vorhin nicht schon gesagt?" Sam zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Nicht dran gedacht."
Ich nahm meinen Bagel und biss herzhaft ab. Bagel waren mein Lieblingsessen in der Cafeteria. Genüsslich und sehr schnell aß ich meinen Bagel auf, dann lehnte ich mich an Jake, der ebenfalls bereits mit dem Essen fertig war. Er nahm mich in den Arm und streichelte mich sanft. Ich genoss seine Berührungen in vollen Zügen. "Hey", schrie Ash plötzlich, "wie wär's, wenn wir mal ein Vierer-Date machen?" Alle stimmten zu. Wir einigten uns darauf, am Freitagabend erst ins Kino und dann essen zu gehen. Erneut gab ich mich Jakes Berührungen hin, bis er sich plötzlich versteifte. "Nessie, komm mit", flüsterte er nur und zog mich vom Sitz. Ich konnte gerade noch so meine Krücken schnappen. "Was ist denn?", fragte ich, als soweit von den anderen entfernt waren, dass sie uns nicht mehr hören konnten. "Riechst du das nicht?" Ich wollte gerade den Kopf schütteln, als mir ein bekannter Geruch in die Nase stieg. "Was ist das?", fragte ich - nervös und ängstlich. "Erkennst du ihn nicht?" Ich atmete spitz ein. "Jacob, ich habe keine Lust auf Rätsel raten. Sag mir einfach was los ist!" Abrupt drehte Jacob sich um. "Nessie, ich glaube, hier war ein Gestaltenwandler." Mir blieb die Luft weg. Ein Gestaltenwandler? In unserer Schule? Aber wieso? Wieso hier?
"Wieso? Was wollte er hier?", fragte ich. Ich war sehr beunruhigt. "Ich weiß es nicht... komm mit." Jake nahm mich am Arm und schob mich vorwärts. Ich hatte Mühe mit meinen Krücken mitzukommen. Jacob führte mich in eine abgelegene Ecke und drückte mir sein Handy in die Hand. Verwirrt sah ich ihn an. Er atmete tief ein. Anscheinend hatte er Mühe sich zu beherrschen. "Ruf Edward an", sagte er - kurz und ungebunden. Ich blinzelte kurz und tippte dann Dads Nummer in das kleine silberne Telefon ein. Es tutete nur kein einziges Mal, bis Edward ran ging. "Renesmee? Was ist los?", fragte er. Ich konnte seine Aufregung gut verstehen; wenn ich anrief, solange ich in der Schule war, gab es nie gute Nachrichten. "Dad, Jake und ich haben gerade einen seltsamen Geruch in der Cafeteria gefunden. Er glich dem der Gestaltenwandler", sagte ich ruhig, "was sollen wir machen?" Für kurze Zeit blieb es an der anderen Leitung still, dann hörte ich Edward, der aufgebracht mit Carlisle und Alice redete, um ihnen mitzuteilen, was ich ihm gerade gesagt hatte. Dad gab das Telefon an jemand anderen weiter. "Nessie, bleib wo du bist. Wir kommen zu euch", sagte Bella. "Nein!" Ich schrie schon fast. "Wisst ihr eigentlich wie peinlich das ist, wenn ihr alle hier aufkreuzt?" Mom atmete spitz ein. "Renesmee. Erstens geht es um eure Sicherheit und zweitens werden wir nicht kommen solange noch Mittagspause ist." Erleichtert seufzte ich. "Und warum soll ich dann bleiben wo ich bin?" Mom lachte leise und kurz. "Du sollst nur in der Schule bleiben, Nessie. Geh nicht raus. Mach einfach weiter wie du es auch machen würdest, wenn nichts Besonderes geschehen wäre. In Ordnung?" "Ja", flüsterte ich, "aber passt auf euch auf." "Ich liebe dich, Nessie." Ich lächelte. "Ich dich auch, Mom." Bella legte auf und ich stand nach wie vor ohne neue Erkenntnisse auf dem Flur der Schule...
Kapitel 18:
Zeichen
Eine Weile blieb ich stehen. Erwartete Mom jetzt wirklich von mir, dass ich einfach den Tag beendete, wie ich es ohne Gestaltenwandler in der Schule auch getan hätte? Ich glaubte nicht, dass ich das konnte. "Was hat dein Dad gesagt?", fragte Jake, als ich mich noch immer nicht rührte. "Ähm... sie kommen nach der Mittagspause hierher... wir sollen wieder in die Klasse gehen...", murmelte ich als Antwort. Er nickte ohne etwas zu sagen. Etwas verstört humpelte ich zurück in die Cafeteria und setzte mich wieder auf meinen Platz. "Was war denn?", fragte Zoe zwischen zwei Bissen. "Nichts weiter", sagte ich, ohne sie anzugucken. Eine halbe Minute später klingelte es und wir mussten zu Sport. "Ähm Jacob... wie soll ich so", ich zeigte auf meinen linken Fuß, "Sport machen?" Jake lachte laut. "Gar nicht. Bella hat mir, bevor du wach wurdest, vorsichtshalber eine Entschuldigung gegeben." Typisch Mom. Sie sorgte immer für alles, Aber dafür liebte ich sie nur noch um so mehr. Er gab mir den Zettel und lief in die Jungenumkleide. Ich humpelte also an den Kabinen vorbei und direkt in die Turnhalle. Dort gab ich Mr. Grant meine Entschuldigung. Er prüfte sie kurz und sagte mir dann, ich solle mich auf die Bank setzen. An der Bank angekommen, setzte ich mich gemütlich hin und legte mein linkes Bein ebenfalls auf die Bank.
In mich hinein lachend, beobachtete ich meine Klasse, wie sie sich an Volleyball versuchten. Ein paar Wenige, darunter Jacob, Zoe und Sam, bekamen es ganz gut hin, doch der Großteil von ihnen versagte kläglich. Ich war sehr froh, dass ich nicht mitmachen musste; Sport war nicht mein Fach. Das musste ich wohl von meiner Mutter geerbt haben. Nachdem die erste Stunde vorbei war, liefen die Meisten in die Umkleidekabinen, um etwas zu trinken, wie ich annahm, Jacob jedoch kam auf mich zu. Auch er war ein bisschen verschwitzt, aber nicht so doll wie die Anderen. "Wie geht's dir?", fragte er. Ich grinste breit. "Super." Jake lachte leise. Es klingelte wieder, also ging Jacob wieder auf das Feld. Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, mir auszumahlen, was meine Familie wohl gefunden hatte. Eher als gedacht, klingelte es schon wieder. Langsam stand ich auf und lief aus der Halle. Wenige Minuten später war Jacob umgezogen und wir gingen gemeinsam zu meinem Auto. Wieder legte ich mein Bein auf die Kissen und stellte das Radio an. "Was meinst du...", fing ich an, hatte dann jedoch keine Lust mehr weiterzureden. "Was meine ich?", hakte Jake nach. "Vergiss es", gähnte ich. "Müde?", fragte er. Ich nickte langsam.
"Aufwachen, Prinzessin, wir sind da", flüsterte Jake plötzlich. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass ich eingeschlafen war. "Kannst du mich tragen?", fragte ich schläfrig. Behutsam nahm er mich auf den Arm und trug mich ins Haus. "Warte", murmelte ich ganz leise, "sind Mom und Dad schon wieder da?" Jake hielt nicht an, sondern lief weiter in mein Zimmer. "Nein, sind sie nicht. Aber ich sag' ihnen, dass sie zu dir kommen sollen, sobald sie da sind." "Danke." Jacob stand langsam auf und ging aus dem Zimmer. "Warte", rief ich, "wo willst du hin?" Er erschien wieder in der Tür und lächelte mich lieb an. "Ich komme gleich wieder. Ich möchte nur meinem Rudel Bescheid geben. Hab keine Angst." Er schloss die Tür, dann sank ich wieder ins Reich der Träume...
Eine dunkle Gestalt kam auf mich zu. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Die Gestalt trug einen langen, dunkelgrauen Umhang, der bis auf den Boden hing. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. An der Stelle wo das Gesicht sein sollte, war ein schwarzer Fleck. Lediglich zwei lilafarbene Augen blitzten hervor. Immer näher kam die Gestalt auf mich zu. Ich wusste nicht, wo ich war, alles um mich herum war schwarz. Ich versuchte meine Beine zum Laufen zu zwingen, doch sie rührten sich nicht. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sah in diese Augen. Irgendetwas an ihnen faszinierte mich, machte mich neugierig. Ich wusste, dass es falsch war, doch anstatt versuchen wegzurennen, wollte ich näher an diesen Umhang, doch auch diesmal rührten sich meine Beine nicht. Nun überkam mich eine Welle voller Angst. Ich versuchte zu schreien, doch kein Laut kam aus meinem Mund. Ich presste meine Hände zu Fäusten und biss die Zähne aufeinander. Die Gestalt hatte anscheinend keine Befürchtungen, dass ich wegrennen könnte. Noch einmal versuchte ich meine Beine zu bewegen, doch nichts. Sie rührten sich nicht einen Milimeter. Voller Panik sah ich zu meinen Füßen, jedoch konnte ich sie nicht sehen. Ich sah wieder hoch und genau in diesem Moment holte die Gestalt mit ihrer knochigen Hand, die aussah wie eine Kralle, aus, um mich zu töten...
Ich schrie laut und wachte schweißgebadet auf. Wie in meinem Traum war alles um mich herum dunkel, doch das lag daran, das es mitten in der Nacht war. 02:47 Uhr, um genau zu sein. Aufrecht saß ich in meinem Bett. Ängstlich sah ich an mir hinab. Irgendjemand hatte mir meine Klamotten aus- und ein schwarzes Nachthemd angezogen, doch das war es nicht, was meine Aufmerksamkeit erregte. An meinem rechten Arm waren deutlich drei tiefe Kratzspuren zu sehen. Sie waren rot und bluteten ein wenig. Die Tür wurde aufgerissen und Dad, Mom und Jake erschienen im Türrahmen. Mit einem Satz war Dad bei mir. "Nessie, was ist passiert? Geht es dir gut?", fragte er aufgebracht. "Ich... ich...", stammelte ich leise, "ich hatte einen Albtraum." Ich erzählte ihnen von meinem ungewöhnlichen Traum. "Und jetzt habe ich hier am Arm drei Kratzspuren." Ich zeigte auf meinen rechten Arm. Dad wies mich an, mich zu drehen, damit er sich meinen Arm ansehen konnte. Alle drei begutachteten meinen Arm gründlich. "Nessie,
da ist nichts", flüsterte Mom. "Was? Das... das kann nicht sein", schrie ich. Noch einmal sah ich auf meinen Arm, doch anstatt der Spuren, die gerade eben noch deutlich zu sehen waren, stand dort nun ein einfacher Satz, der jedoch viele Emotionen in mir auslöste.
Wir werden euch vernichten.
"Dad", schrie ich hysterisch, "da... da steht jetzt was!" Entsetzt sah Edward mich an. "Edward, was steht da? Da ist doch nichts", sagte meine Mom. "Nein", murmelte Dad, "nur Nessie sieht es. Auf ihrem Arm steht 'wir werden euch vernichten'" Die Augen meiner Mom weiteten sich schlagartig. "Was bedeutet das? Warum sieht nur Renesmee das? Edward!" Edward schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht." Ich atmete schwer. "Bella, ruf Carlisle an, er soll SOFORT herkommen. Jacob, bleib du bitte bei Renesmee. Ich muss etwas nachsehen." Mit diesen Worten verschwand Dad aus meinem Zimmer, Mom rannte ihm hinterher. Langsam wurde mir bewusst was mir passiert war. Ich fing an zu schluchzen. "Jacob... du... du hast gesagt, du bleibst bei mir!" Jacob setzte sich zu mir ins Bett, nahm mich in den Arm und wog uns langsam hin und her. "Schhh, Nessie, ganz ruhig. Ich bin nur nach unten gegangen, weil Bella und Edward gerade nach Hause gekommen sind. Ich habe dir doch versprochen, dass ich sie zu dir schicke, sobald sie da sind. Nessie, ich lasse dich nicht im Stich. Vertrau mir..."
Es war gut, Jake bei mir zu haben. Mit ihm fühlte ich mich sicherer. Er war meine Zuflucht. Lange saßen wir so da, sagten und taten nichts. Erst als Carlisle in meinem Zimmer erschien, hob ich ruckartig den Kopf. "Nessie, zeigst du mir bitte deine Arm?", fragte er. Ich konnte sein Anspannung spüren; ich war mir sicher, dass auch er sowas noch nie erlebt hatte. Jake ließ mich los und ich drehte mich so, dass Carlisle meinen Arm ansehen konnte. Er sah ihn sich gründlich an und verschwand dann aus dem Zimmer. Kurz darauf kam er mit einem dicken Buch, das in braunem Leder eingebunden war, zurück. Es war mit einer goldenen Schnalle verschlossen, in diese Schnalle musste man einen Schlüssel einführen, um es öffnen zu können. Hastig schob Carlisle den ebenfalls goldenen Schlüssel in die kleine Öffnung und schlug dann das Buch auf. Zuerst sah er in das Inhaltverzeichnis, dann schlug er mit einem Mal die richtige Seite auf. Bella erschien hinter ihm und sah ihm neuriegig über die Schulter. Kurz darauf kam auch Edward wieder; auch er trug ein dickes Buch bei sich.
Wie zuvor Carlisle schlug er das Buch ebenfalls mit einem Mal auf der richtigen Seite auf. Beide lasen eine Weile, ehe sie anfingen, etwas zu sagen. Carlisle war als Erster fertig. "In meinem Buch steht leider nichts, was auch nur annähernd an das, was du hast, herankommt." Das Bedauern schwang stark in seiner Stimme mit. Ich spürte wie meine Augen nass wurden und blickte zu Boden. "Ich habe etwas", sagte Edward nach kurzer Zeit, "hier steht, dass manche Dämonen die Träume von ihnen gewählten Personen lenken können und dass diese Wirkung auch noch eine Weile nach dem Wachwerden anhalten kann." Erst jetzt sah Dad auf. Ich wusste, dass es unmöglich war, doch ich hatte das Gefühl, dass er noch bleicher war als zuvor. "Das heißt, dass die Gestaltenwandler Dämonen sind!?", fragte Mom. "Höchstwahrscheinlich", murmelte Carlisle. "Deswegen habe ich diese Sachen auf meinem Arm gesehen", sagte ich. "'habe gesehen!?", fragte Dad. Ich nickte. "Ja. Ich sehe sie jetzt nicht mehr." Mein Stimme klang leer, leblos.
Wieder nahm Jacob mich in den Arm. Sanft drückte er mir einen Kuss aufs Haar. Minutenlang saßen wir fünf so da. Jeder hing seinen Gedanken nach und blickte in irgendeine Ecke des Raumes. Dad war der Erste, der aufstand. "Renesmee, ich werde mich noch mal im Internet nachsehen, ob ich etwas finde." Ich blickte ihn an. Wie meine Stimme war auch mein Blick leer. "Ein Hoch auf das Internet." Edward lächelte, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. "Ich helfe dir", murmelte Mom. Ich wusste, dass es ihr schlecht ging, wenn etwas mit mir war. Es war egal, ob ich krank war oder Kummer hatte. Mom litt mit mir, sie versuchte immer, mir meine Sorgen abzunehmen. Hand in Hand liefen sie die Treppe hinab. Nur Carlisle stand noch neben meinem Bett. "Ich werde ein bisschen herum telefonieren. Vielleicht hat ein anderer Zirkel schon mal so etwas Ähnliches erlebt." Ich nickte. Als er die Tür verschlossen hatte, legte Jake mich sanft ins Bett. "Schlaf jetzt wieder. Wir müssen heute in die Schule." "Ja, Sir", murmelte ich. Ich suchte mir eine bequeme Schlafposition aus und zog dann Jacob erbarmungslos zu mir herunter. Er legte sich neben mich und nahm mich abermals in den Arm. "Gute Nacht, Prinzessin." "Nacht." Ich war schon fast eingeschlafen...
Wie jeden Morgen klingelte mein Wecker um 07:15 Uhr. Ich ließ ihn klingeln und schlummerte weiter. Erst als der Wecker plötzlich verstummte, öffnete ich die Augen. Jake hockte vor meinem Bett und lächelte mich an. "Aufstehen", flüsterte er sanft. Ich setzte mich auf und sah ihn an; er war schon geduscht und komplett angezogen. "Wann bist du denn aufgestanden?", gähnte ich. "Vor einer halben Stunde." Ich streckte meine Arme aus und gähnte noch einmal kräftig, dann stand ich auf ging ins Bad. Zehn Minuten später war ich fertig geduscht und gekämmt. Schnell suchte ich mir etwas zum Anziehen raus; eine dunkle Röhrenjeans, ein dunkelgrünes Top, eine weiße Jacke und einen weißen Turnschuh, da mein linker Fuß immer noch verbunden war. Schnell zog ich mich um und stellte mich dann vor Jacob, um ihn zu küssen. Er erwiderte meinen Kuss stürmisch und wir fielen gemeinsam auf das Bett. Ich begann zu lachen, Jacob stimmte mit ein. "Hast du dir deinen Fuß gestoßen?", fragte er dann, als ich mich wieder eingekriegt hatte. "Nein. Alles prima. Lass uns gehen." Er nahm meine Hand und wir liefen zur Garage.
"Nein, du fährst nicht, Renesmee!", rief Dad von oben. Ich verdrehte die Augen. Musste er immer meine Gedanken kontrollieren? Ein leises Gekicher drang nach unten. Jake schien es zu gefallen, mit meinem Auto zu fahren, da er die ganze Fahrt über das Gaspedal fast durchdrückte und bis über beide Ohren grinste. Bei den scharfen Kurven bekam ich fast Todesangst, da er auch hier nicht vom Gas ging. Als wir endlich den Parkplatz erreichten, seufzte Jacob zufrieden. So schnell ich konnte, stieg ich aus. Aaah, endlich frische Luft und festen Boden unter den Füßen, dachte ich erleichtert. Immer noch grinsend kam Jacob ums Auto rum gelaufen. "War das nicht toll?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Toll? Du hättest uns fast umgebracht!" Statt einer Antwort verdrehte er die Augen. "Komm wir gehen, wir sind spät dran", murmelte er schließlich. "Spät dran?" "Ja, wir sind ziemlich spät los gefahren. Deswegen bin ich so gerast." "Natürlich", meinte ich ironisch. Jake kicherte.
Er nahm mich auf den Arm und trug mich in die Schule, da es gerade anfing zu regnen. Drinnen angekommen setzte er mich ab und sah mich an. "Ich liebe dich", flüsterte er. "63 mal." Er runzelte die Stirn. "Was?" Ich kicherte leise. "Seit wir uns gestritten haben hast du mir 63 mal gesagt, dass du mich liebst." "Oh, das kann ich noch toppen." Ich lächelte sanft, dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. "Wir müssen zu Spanisch" flüsterte er leise in mein Ohr. Ich seufzte und ließ ihn los. Langsam humpelte ich Richtung Klassenraum. Ich huschte auf meinen Platz und lehnte mich an Jacob, da Mrs. Gates noch nicht da war. Als sie schließlich den Raum betrat und Jake und mich sah, blieb sie erst kurz stehen und lächelte mich dann an. Ich wusste, was das heißen sollte: sie freute sich für mich, dass Jacob und ich uns wieder vertragen hatten. Sie begann mit dem Unterricht und ich setzte mich gerade hin.
Die Stunde verflog schnell, vielleicht sogar zu schnell, denn auch Spanisch machte mir Spaß. Jake und ich liefen gerade zu Bio, als Zoe von hinten angerannt kam. "Nessie, Nessie!", schrie sie. Ich drehte mich um und sah sie verdattert an. "Was ist denn?" Zoe war ganz außer Atem. Anscheinend war sie sehr schnell gerannt. Sie atmetete noch ein paar Mal kräftig ein und aus eh sie weiter sprach. "Joe hat mich zum Ball eingeladen! Ist das nicht toll?" "Wow, das ist wirklich toll." Ich drückte sie einmal schnell, da sie weiter musste, um ihre Neuigkeit mit allen, die sie kannte, zu teilen. "Der Ball ist Samstag, richtig?", fragte Jake. Ich nickte. "Willst du hingehen?" Ich wandte mich ihm zu. "Soll das eine Einladung sein?" Er lachte. "Wenn du es so willst. Warum nicht!?" "Oh nein, ich will eine richtige Einladung, nicht eine, die nicht mal nach einer Einladung klingt." Mit diesen Worten lief ich an ihm vorbei in die Klasse. Jacob kam wenige Sekundem nach mir in das Zimmer und setzte sich ohne ein weiteres Wort neben mich.
Im Gegensatz zu der Stunde davor, zog sich diese gewaltig hin. Mir kam sie vor, als wären es drei. Als es endlich klingelte, stand ich auf und lief in die Cafeteria. Ohne Jacob. Ich holte mir eine Pizza und setzte mich an den üblichen Tisch, an dem schon alle anderen saßen. Außer Jacob. Wir aßen und lachten die ganze Pause. Dann liefen alle aus der Cafeteria. Bis auf Jacob. Wir teilten uns auf und jeder lief zu unseren nächsten Räumen, ich lief zu Mathe. Ohne Jacob. Gerade als ich um die Ecke bog, konnte ich in vor der Tür sehen. Er stand lässig an die Wand gelehnt, die Arme verschränkt. Ich wollte schnurstracks an ihm vorbeilaufen., doch Jake hielt mich zurück. Vorsichtig, immer auf meinen Fuß bedacht, drückte er mich gegen die weiße, kalte Wand. Die Arme hatte er rechts und links von mir an der Wand abgestützt, ein Entkommen war unmöglich. Er kam meinem Gesicht immer näher. Mein Atem ging schneller. Ich hatte das starke Bedürfnis, mich an ihn zu drücken, ihn zu küssen, doch ich hielt mich zurück. Meine Arme hatte ich an die Wand gepresst, ebenso wie meinen Oberkörper. Kurz vor meinem Mund machte er halt. "Renesmee Carlie Cullen, möchtest du mit mir zum Ball gehen?", hauchte er. Ich hielt es nicht mehr aus; statt einer Antwort zog ich ihn zu mir heran und küsste ihn wild. "Ja", flüsterte ich...
Kapitel 19:
College
Jacob lächelte und drückte mich dann fester an die Wand. Wieder begann er mich zu küssen. Zärtlich fuhr er mit den Lippen meinen Hals entlang, seine Hände glitten unter mein Top. "Nein", murmelte ich, "Jacob, nicht hier. Bitte." Er seufzte und stellte sich dann gerade hin. Auch ich hörte auf mich an die Wand zu lehnen. Schnell fuhr ich mir mit den Fingern durch meine Locken und zupfte mein Oberteil gerade. "Es tut mir leid", sagte Jacob. Mitten in der Bewegung hielt ich inne und sah ihn erstaunt. "Was tut dir leid?" Er atmete spitz aus. "Dass ich schon wieder in der Schule damit angefangen habe. Ich weiß, dass du das nicht möchtest." Ich atmete geräuschvoll aus. "Jake", flüsterte ich, während ich näher an ihn ran trat, "ich will dich doch auch... Aber soll ich dir was sagen? Meine gesamte Familie ist bis morgen Nachmittag nicht zu Hause. Wir könnten also..." Doch weiter kam ich nicht, da sich Mr. Parker hinter Jake laut räusperte. Jake wirbelte herum und zog mich neben sich. "Tut uns leid", murmelte er. "Nun denn, gehen Sie bitte in die Klasse. Der Unterricht beginnt und ich glaube nicht, dass Sie so kurz vor den Ferien eine Verspätung eingetragen bekommen möchten. Vor allem Sie, Mrs. Cullen. Abgesehen von den paar Tagen letzten Woche, wo Sie krank waren, haben Sie keinerlei Fehltage oder Verspätungen. Oder möchten Sie, dass sich das ändert?", fragte mein Mathelehrer mich. Schnell schüttelte ich den Kopf. Mr. Parker streckte einen Arm aus und bedeutete uns, in den Klassenraum zu gehen und uns hinzusetzen. Jacob lief voran und zog mich unsanft hinterher. Ich hatte Mühe auf meinen verbundenen Fuß aufzupassen.
"Hey", flüsterte ich ganz leise, als wir auf unseren Stühlen saßen, "was sollte das?" "Nessie, wenn du auf ein gutes College willst, musst du auf deine Noten und auf deine Fehltage und -stunden aufpassen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ach, und du nicht?" "Können wir das nachher besprechen?" Ich nickte und wandte mich dem Unterricht zu. Was hatte Jacob auf einmal mit dem College? Meine Gedanken kreisten die gesamte Stunde um Jacob. Ich hatte Glück, dass Mr. Parker mich nicht ran nahm. Erst als Jake mich antippte und mir sagte, dass es bereits geklingelt hatte, packte ich meine Sachen zusammen und lief mit ihm auf den Flur. "Können wir jetzt reden?", fragte ich schließlich als er immer noch schweigend neben mir herlief. Er seufzte. "Nessie, ich glaube, das wird ein längeres Gespräch. Wenn wir bei dir sind, in Ordnung?" Ich biss die Zähne aufeinander. Langsam überkam mich das Gefühl, dass Jacob das Ganze nur herauszögen wollte. Als wir an meinem Klassenraum ankamen, wollte er mir einen Kuss geben, doch ich drehte den Kopf weg. Wenn er mir nicht sagen wollte was los war, wollte ich ihn auch nicht küssen. So einfach war das. Wieder seufzte er. Sanft strich er mir mit den Fingerspitzen über die Wange. Dort, wo er mich berührt hatte, brannte meine Haut, nachdem er sie losgelassen hatte. Es tat nicht weh, das Brennen war eher angenehm. Wieder einmal lief er davon und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Ich wusste nicht wieso, aber in letzter Zeit stritten Jake und ich uns öfter als sonst. Ich wollte das nicht, hatte aber auch nicht das Gefühl, dass ich es ändern könnte. Wahrscheinlich waren wir nur sehr angespannt.
Langsam lief ich zu meinem Platz neben Sam. Sam saß auf Mikes Schoß und kuschelte sich an ihn. Ab und zu neckten sie die Zwei. Ach, wie schön, dachte ich. In den ersten Wochen oder Monaten, in denen man verliebt war, kam einem die Welt perfekt vor. Alles stimmte und man liebte sich, doch irgendwann wurde alles alltäglich; das Kuscheln, das Küssen, das Beisammensein. Ich spürte zwar noch ein Kribbeln im Bauch, wenn Jacob mich berührte, doch ich musste mir eingestehen, dass es nicht mehr wie am Anfang war, als aus unserer Freundschaft Liebe wurde. Jake liebte mich schon immer, doch als ich noch kleiner war, war er für mich immer nur wie ein großer Bruder. Erst mit Ende zwölf empfand ich mehr für ihn. Mit 13 sagte ich ihm, dass ich in ihn verliebt war und mit 14 waren wir ein Paar. Doch heute, mit 16, war alles für mich zu Gewohnheit geworden. Dass Jacob für immer mir gehörte, verursachte nicht mehr ein so starkes Glücksgefühl. Wenn er bei mir war, bekam ich keine Schmetterlinge im Bauch mehr. Mittlerweile fühlten sich die Schmetterlinge eher wie kleine Falter an, wenn überhaupt. Ich war zwar glücklich, wenn wir zusammen waren, doch früher... Ja, früher war es anders..
Als Mrs. Black den Raum betrat, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Good morning", begrüßte sie uns. Die Klasse leierte ein 'Good Morning Mrs. Black' und dann begann sie mit dem Unterricht. Ich wollte nicht mehr über das Alltägliche nachdenken, ich würde das Leben mit Jacob einfach wieder frischer gestalten. Wir könnten zusammen in den Urlaub fahren, zusammen essen und ins Kino gehen. Zufrieden lächelte ich. "Could you tell us why you're smiling?", fragte Mrs. Black plötzlich. Sofort verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht. Schnell durchforstete ich meinen Kopf nach einer passenden Antwort. "I'm sorry, Mrs. Black. I... I just like your way to teach. But sorry. It won't happen again." "Okey, Mrs. Cullen., I hope it. And thank you." Mrs. Black fuhr mit dem Unterricht fort und ich atmete leise erleichtert aus.
Endlich klingelte es zum Stundenende. Rasch verstaute ich meine Sachen in meiner Tasche und lief dann hinaus in den Flur. Normalerweise holte Jacob mich immer vor dem Klassenraum ab, doch nun stand er nicht da. Egal, dachte ich mir, vielleicht überzieht sein Lehrer. Ich entschloss mich schon mal zum Auto zu laufen und dort auf ihn zu warten. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, stellte das Radio an und nahm den Bagel aus meiner Tasche, den ich mir Mom heute Morgen gemacht und in die Tasche gesteckt hatte. Genüsslich biss ich hinein. Als ich aufgegessen hatte, waren schon 10 Minuten vergangen, da ich mir Zeit gelassen hatte, doch Jacob war immer noch nicht da. Ich wartete weitere fünf Minuten, in denen ich vor mich her sang, ehe Jake endlich ins Auto stieg. „Wo warst du denn so lange?“, fragte ich ihn. „Mr. Grey hat mich aufgehalten“, gab er knapp zur Antwort. „Und was wollte er von dir?“ Jake schnaubte. „Ist das nicht egal?“ Schnell fuhr er den Wagen vom Parkplatz und auf den Highway. „Mir ist kalt“, sagte ich nach einer Weile. Ohne ein Wort stellte er die Heizung an. Erst als die Heizung die Luft von ihm zu mir 'pustete', wusste ich was mir schon die ganze Zeit über an Jake so seltsam vor kam; er roch nicht wie sonst. Und seine Stimme klang auch ein Wenig anders. Beruhig dich, Nessie, es ist nichts, versuchte ich mich selbst zu beruhigen, doch als Jake an der Ausfahrt zu unserem Haus vorbei fuhr, bekam ich Panik. Und dann wusste ich was war; der Typ neben mir war nicht Jacob, es war ein Gestaltenwandler, ein Dämon.
Ich erstarrte, versuchte jedoch mir nichts anmerken zu lassen; ich wollte zu erst abwarten was geschah. Der Typ fuhr langsamer und hielt schließlich auf einem abgelegenen Parkplatz vor einem Wald. „Was wollen wir hier?“, fragte ich. Meine Stimme zitterte leicht und ich hoffte, dass 'Jake' nichts davon mitbekam. „Ist etwas?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. „Wenn du meinst… Ich dachte, wir gehen ein wenig spazieren. Was meinst du?“ Ich hatte das Gefühl, dass er langsam bemerkte, dass ich wusste wer er war. „Ich soll mit meinem Fuß spazieren gehen?“ Er lachte. „Ich kann dich auch tragen.“ Normalerweise hätte ich jetzt bei einem Dämon, der mich tragen wollte, nein gesagt, doch bei Jake hätte ich auch ja gesagt, deshalb nickte ich vorsichtig. „Bist du dir sicher, dass nichts mit dir los ist?“ „Ja. Alles in Ordnung.“ Ich lächelte. Er sah mich skeptisch an. Für einen Moment dachte ich, dass er mich durchschaut hätte, doch dann stieg er aus und lief um den Wagen rum. Er öffnete mir dir Tür und half mir beim Aussteigen. Wieder lächelte ich, um 'Jake' davon zu überzeugen, dass angeblich nichts mit mir war. „Okay, dann lass uns gehen“, murmelte ich. Er hob mich hoch und hielt mich fest im Arm. Sogleich lief er einen schmalen Pfad entlang, der durch den Wald führte. „Wolltest du mir nicht sagen, warum du dir über meine Zukunft plötzlich solche Sorgen machst?“, fragte ich. Ich spürte, wie er kurz die Luft anhielt. „Ja… ähm… ich sag es dir, wenn wir angekommen sind. Ich habe etwas vorbereitet.“
Ich fühlte mich in 'Jakes' Armen gar nicht wohl. Ständig liefen mir die grausamsten Szenen durch meinen Kopf. Ich schluckte, doch zu meinem Glück bemerkte er es nicht. Nach einer Weile erreichten wir eine kleine Lichtung mitten im Wald, auf der bereits eine blaue Decke lag. Er setzte mich ab und ließ sich neben mir nieder. Wie angewurzelt blieb ich stehen. „Setz dich doch, Nessie“, murmelte 'Jake'. Nein! rief meine innere Stimme, nein, tu es nicht! Wenn du dich jetzt setzt, wirst du nicht so schnell entkommen können. Tu es nicht, Renesmee! Doch ich hörte nicht auf meine innere Stimme; ich wollte keinen Verdacht erregen. Vorsichtig und ganz langsam setzte ich mich auf die Decke, doch ich hielt so viel Abstand wie möglich. Er schwieg, ich schwieg. Plötzlich klingelte mein Handy und ich zuckte zusammen. Schnell holte ich es aus meiner Hosentasche, stand auf, ging ein paar Meter von der Decke weg und nahm schließlich den Anruf entgegen. „Nessie, wo bist du denn?“, fragte Jake mich leicht verärgert. „Jake“, flüsterte ich, „hilf mir.“ „Wie…“, doch weiter kam Jacob nicht; mein Handy wurde mir aus der Hand gerissen und zugeklappt. Ich fuhr herum und sah direkt in die lilafarbenen Augen.
„Na na na. Wir wollen uns doch nicht den Nachmittag verderben, oder!?” Der Gestaltenwandler sprach jetzt nicht mehr mit Jakes Stimme. Mein Atem ging schneller. „Was wollt ihr von uns?“, fragte ich. Ich versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen, doch ich versagte. „Nein, pscht. Hab keine Angst! Ich töte dich schnell.“ Er stieß einen lachenden Laut aus. „Wir wollen nichts von euch, aber das haben dir meine Freunde, die ihr getötet habt, doch schon gesagt.“ In dieser Sekunde fasste ich einen Entschluss; ich schubste 'Jake' soweit es ging von mir weg und fing an zu rennen. Mein Fuß schmerzte höllisch und ich war mir sicher, dass es ihm nicht gut tat. Inzwischen hatte sich der Gestaltenwandler gefasst und rannte mir hinterher. Unter meinen und seinen Füßen knackten die Äste und das Laub raschelte. Es waren Geräusche, die ich liebte, doch im Moment machten sie mir Angst. Der Gestaltenwandler kam mir immer näher, also lief ich schneller. Ich rannte so schnell ich konnte; ich rannte um mein Leben. Mein Fuß tat immer mehr weh, es war kaum auszuhalten, doch ich zwang mich weiter zu rennen. Was hatte ich zu verlieren? Würde ich anhalten, würde ich sterben, würde ich weiter rennen, würde ich mir höchstens eine Sehne reißen. Mein Atem ging immer schneller und langsam aber sicher kam ich aus der Puste. Wenige Sekunden später erreichte ich den Parkplatz, auf dem das Auto stand. Schnell schätzte ich die Entfernung zwischen mir und 'Jacob' ein und entschloss mich mit dem Auto zu fahren. Ohne abzubremsen, rannte ich auf das Auto zu. Ich hörte den Dämon hinter mir knurren. Rasch schloss ich die Tür und stellte fest, dass der Schlüssel noch steckte. Ich startete den Motor und brauste auf die Straße. Als der Dämon dies bemerkte, rannte er noch schneller, doch im Gegensatz zu mir, lief er nicht auf der Straße sondern rannte durch den Wald. Immer wieder warf ich ihm kurze Blicke zu. Und dann kam mir eine Idee; ich holte mein Handy hervor und wählte Dads Nummer. Sofort nahm er ab: „Dad? Hör zu, ihr müsst sofort nach Port Angeles kommen, um genau zu sein in das Industriegebiet. Vor diesem alten Gebäude, in dem früher irgendeine Marke für Jeans hergestellt wurde. Frag nicht wieso, ich habe keine Zeit, aber kommt alle.“ Ohne ein weiteres Wort legte Dad auf.
Wieder warf ich einen Blick in den Wald; mir stockte der Atem. 'Jake' war nicht mehr zu sehen. Beruhig dich, Nessie, redete ich mir selbst ein, er verfolgt dich immer noch. Er wird nicht abgehauen sein. Ich sah wieder auf die Straße und bekam einen heftigen Schock; keine 20 Meter von mir entfernt stand der Dämon auf der Straße und grinste mich breit an. Ich riss das Lenkrad herum und fuhr an ihm vorbei. Wieder nahm er die Verfolgung auf. Endlich hatte ich Port Angeles erreicht. In demselben Ort hatte Dad Mom vor ein paar Jahren gerettet. Mir lief es eiskalt den Nacken herunter. Ich raste um die Kurven und hielt schließlich vor der Fabrik. Meine Hände umklammerten das Lenkrad und ich blieb wie versteinert sitzen. Erst als ich den Gestaltenwandler von Weitem kommen hörte, stieg ich aus dem Auto. Mein Fuß schmerzte noch immer, es war kaum auszuhalten. Ich biss die Zähne aufeinander und ging weiter. An einer unbefahrenen Straße sah ich etwas Weißes von der einen auf die andere Seite flitzen; ein Vampir. Voller Hoffnung joggte ich auf die Straße zu, da ich nicht mehr rennen konnte. „Glaubst du wirklich, du kannst mir entkommen?“, rief der Dämon hinter mir. Er war nicht allzu weit entfernt, aber auch nicht sehr nahe an mir dran.
Ich beschleunigte meinen Schritt und erreichte dann die Ecke, an der ich meine Familie vermutete. Gerade als ich die Ecke erreichte, wurde ich von zwei weißen kalten Händen gefasst und in eine dunkle schmale Gasse gezogen. Ich wollte schreien, doch jemand hielt mir den Mund zu. „Schhh, Nessie, ich bin's, Emmett“, flüsterte er. Ich war mir sicher, dass es Emmett war, da er genau wie er roch und so wie er sprach. „Hälst du die Klappe, wenn ich dich loslasse?“ Ich nickte. Endlich ließ er mich los und ich schnappte nach Luft. „Nessie, wir gehen, komm mit“, flüsterte Alice. „Was? Wir können nicht gehen, der Gestalten…“ Alice unterbrach mich. „Nessie, wir gehen jetzt. Der Rest kümmert sich um ihn.“ Da ich mich noch immer sträubte zu gehen, seufzte Alice und nahm mich auf den Arm. Sie fing an zu rennen und beruhigte mich. Wir erreichten ihren gelben Porsche und sie setzte mich hinein. Noch immer blieb ich sitzen ohne mich zu rühren. Wieder seufzte Alice und schnallte mich dann an. Sie flitzte um den Wagen rum und setzte sich anschließend neben mich. Hastig startete sie den Motor und fuhr dann schnell davon.
„Nessie, du sollst uns doch Bescheid sagen, wenn du in Gefahr bist“, seufzte Mom. Inzwischen waren alle wieder zu Hause. Sie hatten den Dämon gekriegt und ihn getötet. Dad hatte mir erzählt, dass er die gleichen Worte wie der Andere benutzt hatte. „Mom… Wie hätte ich euch denn früher Bescheid geben können? Ich kann ja schlecht anrufen, während der Typ neben mir im Auto sitzt und mir zuhört. Das war die erstbeste Gelegenheit, Mom.“ Sie nahm mich fest in den Arm. „Ja… Ich verstehe dich ja. Ich habe mir nur solche Sorgen um dich gemacht.“ Carlisle kam ins Zimmer und murmelte etwas Unverständliches. Ich spitzte meine Ohren, um zuhören zu können, jedoch konnte ich nur Bruchstücke verstehen „Ihr etwas mitgeben… Notfall… Schnell da sein… Was?“ Erst jetzt bemerkte ich, dass er mit Edward sprach. Edward lief aufgeregt im Raum umher.
„Könntet ihr etwas lauter sprechen, bitte? Ich möchte auch etwas verstehen.“ Ohne zu antworten, sprachen sie lauter, jedoch nicht langsamer. „Wie wäre es mit einem Notfallknopf, den sie drücken könnte, wenn sie in Schwierigkeiten ist!?“, sagte Dad. Carlisle nickte. „Ja, das wäre eine gute Idee, aber der müsste dann auch einen Chip haben, den wir orten können.“ Ah. Sie überlegten also, wie ich mich das nächste Mal schneller melden könnte, damit mir nichts passierte. Doch eigentlich hoffte ich, dass es kein nächstes Mal geben würde. „Renesmee, irgendwann wird wieder irgendwas passieren“, sagte Edward. Ich geh schlafen, dachte ich. Dad nickte. Langsam schlürfte ich die Treppe hinauf und legte mich ins Bett. Fünf Minuten später stand ich wieder auf, um mich zu duschen und mich umzuziehen. Weitere zehn Minuten später lag ich wieder im Bett. Schnell war ich eingeschlafen und träumte vor mich hin…
Waren wir verdammt?
Kapitel 20:
Fragen
So viele Fragen trieben sich in meinem Kopf rum, er drohte zu explodieren. Nicht alle hatten mit dem gleichen Thema zu tun, doch, so schien es, hingen sie alle irgendwie zusammen. Was würde Dad sagen, wenn ich mit ihm über die Beziehung zwischen Jake und mir sprach? Wie wollten Carlisle und Dad mir helfen, damit ich schneller Bescheid geben konnte, wenn ich in Gefahr war? Warum machte Jake sich plötzlich solche Sorgen um meine Zukunft? Was hatte meine Familie in der Schule gefunden, als dort Gestaltenwandler aufgetaucht waren? War mein Fuß noch schlimmer geworden? Waren die Gestaltenwandler wirklich Dämonen? Woher hatten unsere Feinde unsere DNA*? Langsam aber sicher bekam ich Kopfschmerzen von den vielen unbeantworteten Fragen, deshalb wachte ich auf. Ich versuchte die Fragen aus meinem Kopf zu drängen, um sie später beantworten zu können, da ich sehr müde war, doch es wollte mir nicht gelingen. Immer weiter kämpfte ich dagegen an, bis ich schließlich seufzend aufgab.
Genervt stand ich auf und trottete ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vermutete. Auf den stechenden Schmerz in meinem linken Fuß achtete ich nicht. Endlich erreichte ich das Zimmer. Da keine Nachricht von meiner Familie irgendwo herumlag, nahm ich an, dass sie einfach in anderen Räumen waren. Ich setzte mich auf das Sofa und rief die Namen meiner Familie: „Mom? Dad? Carlisle?“ Ich überlegte. Alice konnte ich vielleicht auch gebrauchen. Und Jasper. Schlussendlich entschloss ich mich dazu einfach alle zu rufen. Einer nach dem anderen setzten sie sich zu mir. Dad war als erster da. „Nessie, was ist denn? Du sollst doch jetzt eigentlich schlafen.“ Ich seufzte. Das würde ich auch gerne, Dad, aber ich habe so viele Fragen, dachte ich. Jetzt war es an ihm, zu seufzen. „Kann das nicht bis morgen warten?“ Ich verdrehte die Augen und legte meine Hand an sein Gesicht. Langsam zeigte ich ihm, was ich vorhin im Bett gedacht hatte. Er sah sich jede Erinnerung ganz genau an. „In Ordnung“, murmelte er schließlich.
Kurz danach traf auch der Rest ein. „Ich habe ein paar Fragen an euch“, sagte ich – klar und deutlich, obwohl ich wusste, dass sie mich auch verstanden hätten, wenn ich genuschelt hätte. „Frage Nummer eins: Carlisle, habt ihr euch schon überlegt, was ihr mir für ein 'Gerät' geben wollt, damit ich schneller um Hilfe rufen kann?“ Erwartungsvoll sahen alle Carlisle an. Er stand ohne ein Wort auf und ging in sein Büro. Kurz darauf kam er mit einem kleinen schwarzen Kästchen zurück, auf dem ein roter Kreis war, der aussah wie ein Knopf. „Hier.“ Er übergab mir das schwarze Ding. Ich drehte es hin und her und versuchte herauszufinden, was es ist, doch ich wurde einfach nicht schlau daraus. „Was ist das?“, fragte ich schließlich. „Ein Knopf, der direkt mit unseren Telefonen verbunden ist und ein Chip besitzt, den man orten kann“, murmelte Dad. Er schien nicht ganz bei der Sache zu sein, warum, konnte ich mir jedoch nicht ausmalen. „Was so viel heißt wie, wenn ich in Schwierigkeiten bin und diesen Knopf drücke, wählt das Teil eure Nummer und es ortet mich, damit ihr mich finden könnt!?“ Carlisle nickte. „Gut“, machte ich weiter, „Frage Nummer zwei: Was habt ihr eigentlich in der Schule gefunden?“ Alice lachte. „Die Frage ist einfach; nichts. Nur die eine Fährte, die dann im Wald verloren gegangen ist.“ Ich nickte gedankenverloren. „Nummer drei?“, fragte Emmett hibbelig. Wahrscheinlich wollte er auch mal eine Frage beantworten, er hasste es, wenn er nichts zu einem Thema sagen konnte. „Sind die Gestaltenwandler wirklich Dämonen?“ „Ha“, rief Emmett, „ja sind sie. Wir haben im Internet und in Carlisles alten Büchern geforscht und sind zu dem Schluss gekommen, dass Gestaltenwandler Dämonen sind.“ Ich lachte kurz auf, doch es war kein erfreutes, sondern ein hysterisches Lachen. „Wie sind sie an unsere DNA gekommen?“, fragte ich zu guter Letzt. Die anderen Fragen wollte ich mit Dad beziehungsweise Carlisle oder Jake alleine besprechen. Ich merkte wie alle den Atem anhielten und erstarrten. „Was? Was ist?“, rief ich in die Runde. „Da… da ist jemand…“, flüsterte Alice. Sofort sprangen alle auf und rannten aus dem Haus, in eine unbekannte Richtung, etwas unbekanntem hinterher. Ich wollte ihnen gerade nach rennen, als Dad mich anbrüllte. Noch nie hatte ich ihn so in Rage gesehen. „RENESMEE CULLEN! DU BLEIBST HIER! UND WENN DU DICH AUS DIESEM HAUS BEGIBST, HAST DU FÜR DEN REST DEINES LEBENS HAUSARREST!“ Erschrocken über seine Worte blieb ich stehen.
Mittlerweile war auch Jacob wach geworden und kam ins Wohnzimmer gestapft. „Nessie, was ist denn los? Warum schläfst du nicht?“, gähnte er. Ich war sauer, tierisch sauer. Ohne ein Wort stampfte ich an Jake vorbei in mein Zimmer. Dort knallte ich dir Tür zu und schmiss mich auf mein Bett. Ich war mir sicher, dass mein Vater das Knallen noch gehört hatte. Klar, er war der Schnellste aus der Familie, aber er hatte auch sehr, sehr gute Ohren. Ich versuchte die Tränen, die aus meinen Augen quollen, zurückzuhalten, doch es gelang mir nicht. Das war eine alte Angewohnheit von mir; immer wenn ich wütend war, fing ich an zu weinen. Leise klopfte es an die Tür. „Darf ich reinkommen?“, fragte Jacob ganz leise. „NEIN!“, schrie ich, doch dann bemerkte ich, dass er gar nichts für meine Laune konnte und ließ ihn rein. „Hey, Süße, du weinst ja!“ Wieder fing ich an zu schluchzen und ließ meine ganzen Gefühle, die sich in mir angestaut hatten, raus. Jake sagte nichts, ließ mich einfach nur weinen. Eine lange Zeit weinte ich einfach nur, weinte und weinte. Ich konnte nicht anders. Es tat gut zu weinen. Es half mir dabei, meine Gefühle in den Griff zu bekommen.
Noch eine Weile saßen wir so da, bis ich mich schließlich ausgeweint hatte. „Danke“, flüsterte ich nur. Nach zwei Stunden war dann auch endlich meine Familie wieder zu Hause. Enttäuscht erzählte mir Mom, dass sich die Spur, wie fast immer, im Wasser verlor. Ich ließ meine Schultern hängen; eigentlich hatte ich gehofft, dass sie etwas finden würden. Wieder stellte ich meine Frage über die DNA. „Wahrscheinlich aus irgendwelchen Klamotten“, trällerte Alice. Ich hatte das Gefühl, dass sie die Frage nicht wirklich interessierte. Warum, war mir nicht klar. „Nein“, sagte ich, „das kann nicht sein. Vampire verlieren keine Haare!“ Alice verdrehte die Augen. „Nessie, ist dir noch nicht aufgefallen, dass die Gestaltenwandler sich bisher immer nur in einen Wolf oder in dich verwandelt haben? In einen Menschen“, sie hüstelte etwas bei diesem Wort, „der Haare verliert?“ Ich war geschockt, als Alice mir das sagte. Nein, das war mir bisher noch nicht aufgefallen. Wieso entfielen mir immer solch kleine, aber doch wichtige Dinge? „Ach so… Okay“, sagte ich, „ähm… Carlisle? Kannst du meinen Fuß noch einmal röntgen? Ich bin gerannt, als ich von dem“, ich schluckte, „Dämon weggerannt bin. Vielleicht ist es schlimmer geworden.“ Carlisle nickte. „Ich glaube das zwar nicht, da du immerhin ein halber Vampir bist, aber wir wollen auf Nummer sicher gehen.“ Geschwind stand er auf und lief in sein Arbeitszimmer, ich dackelte ihm hinterher.
„Auf der Röntgenaufnahme ist nichts Besonderes zu sehen. Dein Fuß ist wieder heil. Er ist schneller geheilt, als ich mir gedacht hätte. Sei froh“, murmelte Carlisle, als er meinen Fuß geröntgt hatte. Ich seufzte erleichtert. „Außerdem brauchst du jetzt keine Krücken mehr.“ Dankbar lächelte ich Carlisle an, dann stand ich auf, um Dad 'seine' Frage zu stellen. Zufrieden stellte ich fest, dass er alleine in der Küche saß; seinen Kopf auf die Hände gestützt. „Dad?“, flüsterte ich ganz leise. Sofort sah Dad auf und nahm eine 'normale' Haltung an. Kann ich dich was fragen? fragte ich zögerlich. Er nickte. Was hast du gegen die Beziehung von Jake und mir? Edward lachte, doch es war kein erfreutes Lachen, es klang eher hysterisch. „Ich denke, ich habe nur etwas gegen ihn, weil er fast mit Bella zusammen gekommen wäre.“ Er biss die Zähne zusammen, um nicht lachen zu müssen. „Und weil er ein Wolf ist.“ Oben lachte jemand. Diese Möglichkeit hatte ich noch nie näher betrachtet; wäre Dad damals nicht zurückgekommen, nachdem er Bella verlassen hatte, hätte Bella sich wahrscheinlich irgendwann in Jacob verliebt. Mich gäbe es dann nicht. Dad zuckte unwillkürlich zusammen, doch ich achtete nicht darauf. Das würde bedeuten, fuhr ich meinen Gedankengang weiter, dass Jake sich niemals auf mich geprägt hätte. Er wäre mit Bella zusammen gekommen. Mit meiner eigenen Mom! Mein Atem setzte aus. Noch nie hatte ich darüber nachgedacht. Jacob war früher mit Bella zusammen gewesen, er hätte alles für sie getan. Einfach alles. Für ihn gab es nur sie. Ich wusste nicht, ob es Jacob störte, dass Bella nun mit Edward vereint war. Für immer. Oder ob es Bella störte, dass Jacob jetzt mit mir vereint war. Für immer. Mir jedenfalls bereitete das ein mulmiges Gefühl, doch ich würde es niemals Jake oder Mom sagen.
„Und ob es mich stört, dass du jetzt mit Jacob zusammen bist?“, durchbrach Dad meine Gedanken. Ich zuckte lässig mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, Dad, und jetzt sei bitte nicht sauer, es ist mir relativ egal, ob es irgendjemanden stört. Jake und ich bleiben für immer zusammen“, gab ich ruhig zur Antwort, dabei betonte ich die Wörter für immer. Dad seufzte hörbar, doch erwiderte nichts mehr. Also? dachte ich, dürfen Jacob und ich jetzt eine richtige Beziehung führen, ohne dass du dann immer sauer bist? „Wenn's sein muss“, grummelte er. Ich machte einen Freudensprung und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, Dad, du bist der Beste“, lachte ich. Freudig tänzelte ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich war jetzt viel zu glücklich und aufgeregt, um auch nur ans Schlafen zu denken. „Jake!“, sagte ich laut und rüttelte dabei an seiner Schulter, da er bereits wieder eingeschlafen war. „Was?“, grummelte er und warf einen kurzen Blick auf die kleine Digitaluhr, die auf meinem Nachttisch stand. Die grünen Zahlen zeigten 05:27 Uhr an. „Man, lass mich schlafen“, murmelte er weiter. „Ich bin mir sicher, du willst die Neuigkeiten wissen… Aber wenn du lieber schlafen möchtest. Viel Spaß!“, sagte ich und lief dann auf meinen monströsen Kleiderschrank zu, um mich anzuziehen. Obwohl ich mit dem Rücken zu Jake stand, bemerkte ich wie er ganz leise aufstand und mich von hinten umarmte. Ich lächelte zufrieden; er war einfach zu neugierig. Schnell drehte ich mich in seinen Armen so um, dass ich ihm einen Kuss geben konnte.
„Du wusstest, dass ich aufstehen würde, hab' ich recht?“, fragte er etwas enttäuscht. Ich nickte und schubste ihn Richtung Bett. Bereitwillig legte er sich auf die blaue Bettwäsche. Lachend setzte ich mich auf ihn und kam seinem Gesicht immer näher. Kurz vor seinen Lippen machte ich halt. „Edward wird nichts mehr sagen. Wir können tun und lassen was wir wollen“, grinste ich. Dabei dachte ich etwas Bestimmtes. Von unten hörte ich ein lautes Knurren. Selber schuld, wenn du andauernd meine Gedanken liest, dachte ich. Edward seufzte. Ich bekam einen Lachanfall. Erst nach ein paar Minuten konnte ich wieder aufhören. In diesem Moment war ich einfach nur glücklich. Ich war glücklich darüber, dass Jacob einzig und allein mir gehörte, dass ich so eine fabelhafte Familie hatte, dass ich solch wunderbare Freunde besaß, dass ich leben durfte. Leben, wie jeder andere, obwohl ich nur zur Hälfte Mensch war. Und genau in diesem Moment fasste ich einen Pakt mit mir selbst: Würde ich sterben müssen, würde ich nicht weinen, nein, ich würde tapfer sein und es durchstehen. Das war ich meiner Familie und vor allem Jacob schuldig. Ich durfte so ein fantastisches Leben leben, da durfte ich nicht verzweifeln, wenn es zu Ende ging. Nein, ich würde erhobenen Hauptes gehen. Egal was jetzt noch kommen würde, wir würden es meistern. Nichts konnte mich jetzt noch stoppen.
„Ich liebe dich so sehr, Jake“, sagte ich und um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, drückte ich mich an und küsste ihn noch einmal. Ich merkte, dass er verwirrt über meine plötzliche Reaktion war, doch er wusste ja auch nichts von meinem Pakt. Lange blieben wir so liegen, bis schließlich mein Wecker klingelte. Bei dem Geräusch zuckte ich ein wenig zusammen. „Oh man, schon Viertel nach Sieben“, murmelte ich, stand auf und lief abermals zu meinem Schrank, um mir ein Outfit rauszusuchen. Da ich mich aber gar nicht entscheiden konnte, hatte ich die Wahl zwischen blind rein greifen und Alice fragen. Ich wollte aber auch keine Sachen anziehen, die überhaupt nicht zueinander passten, also entschloss ich mich Alice zu rufen. Wie der Blitz schoss sie in mein Zimmer und benötigte gerade mal ein paar Sekunden, um das passende Outfit für heute rauszusuchen. „Du brauchst mir nicht zu danken. Du weißt, ich mache das sehr gerne“, trällerte sie und hüpfte wieder aus meinem Zimmer. Langsam begutachtete ich, was Alice mir in die Hand gedrückt hatte; eine schwarze Glanzleggings, ein lockeres weißes Shirt, auf dem eine Englandflagge zu sehen war, die sich senkrecht über den gesamten vorderen Bereich des T-Shirts erstreckte, schwarze Römersandalen mit Absatz, einen schwarzen Blazer mit, deren Kragen mit silbernen Nieten besetzt war und dessen Ärmeln bis zum Ellenbogen gingen und braune dicke Holzarmbänder, dazu einen schwarzen dünnen Gürtel, der das T-Shirt nicht allzu locker aussehen ließ. Kurzerhand griff noch nach meinem Wappenarmband, dann ging ich zufrieden.
Jake wartete unten, ebenfalls von Alice angekleidet, in einer jeansfarbenen zerschlissenen Jeans und einem enganliegenden grauen T-Shirt, das seine Muskeln hervorragend zur Geltung brachte. Er sah einfach atemberaubend aus. „Wow“, flüsterte ich, „Jake du siehst fantastisch aus.“ Jake lachte – ein wunderschönes kehliges Lachen. „Das Kompliment gebe ich gerne zurück. Du siehst… heiß… aus. Vielleicht sollte Alice uns jetzt immer anziehen!?“ Ich wurde rot, nickte jedoch. Auch Alice lachte. Es klang wie ein Glockenspiel. „Das mache ich sehr gerne. Und ihr seht übrigens wirklich spitze aus.“ Zufrieden nahm ich Jacobs Hand und ging mit ihm in die Garage. Dad, rief ich in Gedanken, dürfen wir heute meinen Lamborghini nehmen? Bitte, bitte, bitte!? „Wow, Renesmee, du siehst super aus“, sagte Edward, der plötzlich ebenfalls in der Garage stand. Wieder wurde ich rot. „Aber meinst du nicht, dass der Lamborghini ein wenig auffällig ist?“, fragte er stirnrunzelnd. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir sind eh schon auffällig, also macht der Lamborghini auch keinen Unterschied mehr. Bitte, Dad, nur heute“, bettelte ich. Edward seufzte hörbar, was hieß, dass er nachgab. „Aber nur heute“, fügte er ernst hinzu. Mal schauen, dachte ich und kicherte.
„Heute fahre ich“, gab ich Jake zu verstehen. Auch er seufzte, also setzte ich mich höchstzufrieden auf den Fahrersitz meines schwarzen schnittigen Lamborghinis. Sobald auch Jacob saß, gab ich Gas und fuhr den Weg entlang…
Kapitel 21:
unerwünschter Besuch
Ich grinste über beide Ohren während ich zwischen den Autos auf dem Highway langbrauste. "Aber zu mir sagen, ich hätte uns fast umgebracht...", murmelte Jake, der ebenfalls grinsend neben mir saß. Ich lachte und musste noch mehr grinsen. Ich wusste nicht wieso, doch ich fühlte mich heute sehr glücklich. Es hatte sich nicht wirklich was verändert, aber das machte mir nichts aus. Überglücklich parkte ich den Lamborghini auf dem großen Parkplatz vor der Schule, die nicht sehr nach Schule aussah. Die backsteinfarbenen Gebäude hätten ebenso eine Wohnungsanlage sein können. Ganz Forks war sehr grün, das hatte schon meine Mutter gedacht, und trotzdem pflanzten die Menschen hier wo es nur ging einen Strauch oder einen Baum hin. Und in den Häusern stand noch mehr grünes Gewächs. Die Schüler guckten nicht schlecht, als sie mein Auto sahen. Dank meines guten Gehörs verstand ich, was die Gruppe aus Jungen Mädchen in der Nähe flüsterte. Etwa "war ja klar, dass die auch solche Autos haben." - "Nessie fährt das Auto bestimmt zu Schrott." - "ja klar, protzt doch noch mehr rum." - "als ob die nicht schon genug angeben würden mit ihrem Aussehen und den Klamotten. Aber nein, sie müssen auch noch mit diesem Auto zur Schule kommen." Kurzerhand beschloss ich, nie wieder mit dem Lamborghini zur Schule zu fahren. "Renesmee?", sagte Jacob und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich sah ihn an und musste direkt lächeln. Er lächelte ebenfalls. "Ich liebe dich." Ich lehnte mich über die Bremse zwischen den beiden Sitzen und küsste ihn romantisch. Noch nie hatte ich mich so von ihm angezogen gefühlt. Schlussendlich gab ich der Versuchung nach und setzte mich auf seinen Schoß. Dank meiner rasanten Fahrt waren wir nämlich schon um 7:30 Uhr an der Schule. Als ich Jake küsste, spürte ich, wie er lächelte. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. Nie mehr wollte ich ihn loslassen, doch das Klingeln machte mir einen Strich durch die Rechnung. Seufzend ließ ich von ihm ab. Auch er sah nicht gerade glücklich darüber aus. "Wir können auch schwänzen...", schlug er vor. Ich schüttelte den Kopf und stieg aus. "Nein, das kommt nicht so gut an", lachte ich. "Als ob du dir darüber Sorgen machen müsstest", grummelte er. "Ach Jake." Ich nahm seine Hand und zog ihn aus dem Auto. Viele dachten bestimmt, dass wir erst seit kurzem zusammen waren, da wir uns wie frisch Verliebte Teenager benahmen.
Wir hatten nur noch zwei Tage Schule, was mich sehr glücklich machte. Ich hatte vor, mit Jacob in den Ferien irgendwo in den Süden zu fahren. Meine Familie wusste davon zwar noch nichts, aber das würde ich ändern... Es klingelte zum zweiten Mal, also löste ich mich von Jacob, rief ihm ein 'bis nachher' entgegen und rannte zum Musikraum, während Jake zu Geschichte musste. Immer noch glücklich betrat ich den langgezogenen Saal, an dessen Wänden kleine und große Bilder von Instrumenten, Schulveranstaltungen und berühmten Musikern und Komponisten hingen, doch meine gute Laune verflog sobald ich mir in Erinnerung rief, neben wem ich sitzen musste. Natürlich saß Claire schon auf ihrem Platz und wie immer starrte sie mir "unauffällig" böse entgegen, jedoch beachtete ich sie gar nicht. Ich hatte keine Lust mir von ihr den Tag verderben zu lassen. "Na Renesmee, wo ist denn dein Freund?", zackte sie mich an. Ich gab mich gekonnt gelangweilt von ihrem Verhalten. "Hat Geschichte." Mrs. Watson sorgte für Ruhe, was Claire von einer Antwort abhielt. Sie war zwar eine totale Zicke, jedoch wusste ich, dass sie so schnell und so weit wie möglich von Forks weg wollte. Irgendwo in den Süden. Vielleicht auch nach Europa.
Nach der Doppelstunde lief ich so schnell es ging in die Cafeteria, da Mrs. Watson später Schluss gemacht hatte. Jacob wartete bereits und lächelte mich traumhaft an, als er mich erblickte. Auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Freudig lief ich auf ihn zu. Ich setzte mich neben ihn und lehnte mich an ihn. "Ich hab dich vermisst", flüsterte er mir ins Haar. "Ich dich auch. Ich liebe dich so sehr, Jacob." "Hey, Schluss mit den Liebesschwüren", lachte Sam. Wollen wir heute nach der Schule was unternehmen?" Ich seufzte. Eigentlich wollte ich heute mit Jake ins Haus meiner Eltern, um alleine zu sein. "Darf ich?", fragte ich Jacob so leise, dass ein Mensch es unmöglich hätte verstehen können, doch Jake hatte Übung darin und schließlich war er zur Hälfte Wolf. Ohne zu fragen, was ich meinte, nickte er. Er wusste es. Ich legte meine Hände an seine Wangen und zeigte ihm meine Vorstellung von dem heutigen Tag. Als ich an der Stelle im Haus angelangte, grinste er, was mich rot werden ließ, doch ich machte weiter. Er nickte. Das Ganze war so schnell, dass keiner es mitbekommen hatte. "Also?", fragte Sam erneut. "Tut mir Leid, Sam, aber mein Dad will, dass ich heute nach Hause komme. Er will irgendwas mit mir bereden." Sam machte ein enttäuschtes Gesicht. "Aber vielleicht haben die anderen Zeit", versuchte ich sie aufzuheitern, was mir recht gut gelang.
Der Rest des Schultages verlief schnell, in Englisch nahmen wir ein Buch durch, dessen Name ich nicht mitbekommen hatte, und in Sport spielten wir Volleyball. Ungeduldig wartete ich im Auto auf Jake, der noch nicht da war. Diese Situation, dachte ich. Ein Déja-vu. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich mich an die Szene zurück erinnerte, in der ein Gestaltenwandler, statt Jacob, in mein Auto stieg und mich erst entführen und dann töten wollte. Jake öffnete die Tür und ich zuckte zusammen. "Hey", sagte er und schüttelte sich, da es draußen regnete. Als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah, fragte er, was mit mir los war. "Nichts... Es ist nur, diese Situation... beim letzten Mal... beim letzten Mal war ein Gestaltenwandler in meinem Auto und nicht du." Er nahm mich in den Arm und ich erkannte an seinem Geruch, dass es wirklich Jacob war. "Soll ich fahren?", fragte er mich. Ich nickte. Jacob strich mir über die Wange, ehe er ausstieg und um den Wagen gelaufen kam. Ich kletterte durch den Wagen auf den Beifahrersitz und schnallte mich dort an. Auch Jake stieg wieder ein und fuhr blitzschnell nach Hause. Während der Fahrt unterhielten wir uns nicht, doch es war ein angenehmes Schweigen.
Als wir angekommen waren, schaltete Jacob den Motor aus und sah mich an. "Ist alles okay?" Ich versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. "Ja." Ich stieg aus und lief ins Wohnzimmer, um meine Familie zu begrüßen, doch anstatt sie in froher Runde zu sehen, erbot sich mir ein ganz anderes Bild. Zuerst sah ich Alice, die zusammengekauert in einer Ecke saß und von... von ihr selbst!? in Schach gehalten wurde. Ich rieb mir die Augen, da ich dachte, ich würde träumen oder ich hätte Halluzinationen. Kurz nach mir erreichte auch Jacob den Raum. Geschockt blieb er stehen und nahm mich anschließend beschützend in den Arm. Mein Blick wanderte weiter durch das sonst so familiäre Wohnzimmer, doch mit den ganzen Dämonen, die meine Familie festhielten, erkannte ich es nicht wieder. Ich wollte einen Fuß vor den anderen setzen, doch die Stimme eines Gestaltendwandlers hielt mich zurück. "Stopp!", rief er, "bleib sofort stehen, oder dein Dad stirbt!" Sofort blieb ich stehen. Der, der gerade gesprochen hatte, zeigte auf Dad und um nichts in der Welt würde ich das Schicksal jetzt heraus fordern. Er selbst hielt keinen fest. "Was... was wollt..." Ich verstummte und brach in Tränen aus. Kurz darauf sackte ich in mir zusammen und fing an zu schreien. Jake hockte sich neben mich und versuchte mich zu beruhigen, war jedoch in Angriffshaltung und das beunruhigte mich noch mehr. "Was wollt ihr?", vollendete Jake meinen Satz. Die zwei vordersten der Dämonen wechselten einen nichtssagenden Blick, doch keiner sagte etwas. "Verdammt, was wollt ihr?", schrie Jacob. Er stand auf und fing an zu zittern. Ich wusste was passieren würde, wenn ich ihn jetzt nicht beruhigte, also sprang ich sofort auf und stellte mich vor ihn. Mit dem Rücken zu den Feinden, was mir gehörig widerstrebte, doch erstmal ging es darum, Jacob zu beruhigen. Ich redete auf ihn ein, doch das half nichts. Sein Blick war stur auf die Dämonen gerichtet. Schlussendlich gab ich das Gerede auf, stattdessen schlang ich meine Arme um ihn. Ich wusste, dass er sich niemals verwandeln würde, wenn ich ihm so nahe war. Er würde mich töten. "Renesmee!", rief mein Vater, doch sogleich wurde ihm der Mund zugehalten. Traurig blickte ich ihn an. Dad, begann ich, wenn alles nichts hilft, werde ich nicht nutzlos da stehen. Ich werde kämpfen. Und wenn auch das nichts hilft und die wollen, das einer von uns stirbt, werde ich es sein. Ich kann nicht einfach zusehen, wie einer von euch stirbt. Dad fing an zu zittern und er versuchte um sich zu schlagen und zu treten, doch bei jedem Tritt und bei jedem Schlag wurde er stärker festgehalten.
Mittlerweile hatte Jake sich einigermaßen beruhigt, jedenfalls zitterte er nicht mehr, also drehte ich mich wieder zu meiner Familie. "Was wollt ihr?", fragte ich noch einmal, diesmal ruhiger. "Haben euch das nicht schon unsere Kollegen gesagt?", fragte der Gestaltenwandler. Es klang weder erstaunt, noch ernst gemeint. Wahrscheinlich war es eine Frage, um abzulenken, doch niemand lenkte meine Sinne im Moment ab. Niemand. Meine Ohren nahmen jedes noch so leises Geräusch auf, meine Augen wanderten den Raum entlang und meine Nase musste diesen widerlichen Geruch der Dämonen ertragen. "Ihr wisst doch eh schon alles. Aber wir haben erkannt, dass es euch mehr Schmerz zufügen würde, wenn wir nur ein paar von euch umbringen. Die restlichen würden mit diesem Verlust klar kommen müssen. Wenn wir euch aber alle töten würden, hat doch niemand hier einen Verlust zu ertragen." Wie ich es gedacht hatte. "Und wie viele, oder wen wollt ihr", ich schluckte, "umbringen?" Meine Stimme war nur ein Flüstern, doch alle verstanden mich. "Von jedem Paar einen", sagte Alice' Double leichthin, als würden wir über das Wetter reden. Durch den hellen Sopranklang von Alice' Stimme, klangen die Wörter aber noch heftiger. "Opfert euch doch", lachte Emmetts Gestaltenwandler. "Gar keine so schlechte Idee", murmelte der Gestaltenwandler, der die ganze Zeit schon sprach. Anscheinend war er der Anführer. "Bringt mich um", flüsterte ich. Jake nahm mich von hinten in den Arm und drückte mich fest an sich. "Nein", sagte er, "mich." Ich hatte kein Kraft mehr, um zu widersprechen.
"Tötet mich", sagte Alice. Nach und nach, sagte jeder eines Pärchens, dass er sterben wolle, der andere widersprach. Emmett, Carlisle und Dad opferten sich ebenfalls. Als Mom das hörte, fing sie an zu schluchzen. Esme tat es ihr gleich. Ich wusste, dass sie jetzt in Tränen ausbrechen würden, wenn sie nur könnten. "Gut", sagte der Anführer, "Alice' Double, Emmetts und Edwards, haltet sie fest. Jacobs Double, komm her." Er schnippte mit den Fingern und von der Terrasse trat "Jake" ein. Sofort nahm er Jacob in den Würgegriff. Damit hatte er keine Probleme, auch Jacob hatte keine Kraft mehr, sich richtig zu wehren. "Ich nehme Renesmee", sagte der einzige Dämon in diesem Raum, der niemanden festhielt. Der Anführer. Ich schloss die Augen und wartete. Die eisigen Hände umfassten meine Taille und meinen Hals, sodass auch ich im Würgegriff da stand. Noch immer hielt ich die Augen geschlossen. "Macht die Augen auf", zischte er. Ich öffnete sofort die Augen, da ich mich nicht mit einem Dämon anlegen wollte. Jedenfalls nicht jetzt. "So", fuhr er fort, "Jasper, Rosalie, Bella und Jacob, bringt sie um!" Ich riss meine Augen auf. "NEIN!", schrie ich, "nein, ich muss sterben. Lasst Jacob in Ruhe!" Der Anführer lachte ein grausiges Lachen. "Willst du das wirklich?", säuselte er in mein Ohr. Ich schauderte, als mir bewusst wurde, wie nah er mir war. "Ja", weinte ich, "ja..."
Kapitel 22:
Freund oder Feind?
Der Gestaltenwandler, der noch immer hinter mir stand und mich so stark festhielt, dass ich schon fast keine Luft mehr bekam, lachte erneut. Es war ein schreckliches Lachen. "Ist es das, was du willst?", fragte er mich. Eine weitere Träne rann meine Wange hinunter. Ich nickte, da ich meiner Stimme nicht traute. Ich hätte bestimmt keinen Laut herausbekommen. Mit einer Hand fuhr der Dämon meinen Rücken hinab und wieder hinauf. Ich schauderte. Dann drehte er mit einer seiner eiskalten Hände meinen Kopf nach rechts, mit der anderen hielt er meinen Hals fest. Die perfekte Position, um jemanden den Kopf abzureißen. "NEIN!", schrie Jacob hinter mir. "Jake...", flüsterte ich, "bitte." Ich hörte, wie er hinter mir anfing um sich zu schlagen und versuchte sich zu befreien. "JACOB!", keifte ich so laut es nur ging, "verdammt, hör auf damit! Ich kann und will ohne dich nicht leben, also lass es!" Der Griff um meinen Hals wurde stärker, sodass mir die Luft weg blieb. "Oh, entschuldige bitte", sagte der Anführer hinter mir gespielt liebevoll, nachdem ich um Luft gerungen hatte.
Wir brauchten nur eine Sekunde, in der die Dämonen unaufmerksam waren, einen Moment der Ablenkung. Doch wie sollte das funktionieren?, fragte ich mich. Ich konnte schlecht dem Anführer zwischen die Beine treten; er war steinhart, wie ein Vampir es war. Und höchstwahrscheinlich würde er schneller reagieren als ich. Niemand in diesem Raum sagte etwas, bewegte sich oder atmetete. Ausgenommen Jake und ich. Wir MUSSTEN atmen. Noch immer nahm ich jedes Geräusch und jede Veränderung wahr. Ich konnte sogar die Autos auf dem Highway fahren hören. Wenn diese unschuldigen Menschen nur wüssten, wer unter ihnen lebte und was hier vor sich ging. Ich erinnerte mich an die Worte, die ich gedacht hatte, als ich vorhin noch fröhlich in der Schule gessesen hatte und als Claire mich angezickt hatte; Claire hatte bereits auf ihrem Platz gesessen und mich angestarrt. ICH HATTE KEINE LUST MIR VON IHR DEN TAG VERDERBEN ZU LASSEN. Nein, SIE hatte mir nicht den Tag verdorben, dachte ich ironisch. Nein, Renesmee, lass dich nicht ablenken!, befahl ich mir selbst. Ich durfte mir jetzt einfach keinen Fehler erlauben. Er könnte uns ALLEN das Leben kosten. Und wenn ich ehrlich war, ich konnte es nicht ertragen, dass ich sterben würde und Jake mit meinem Tod klarkommen musste. Ich wusste, dass er daran zerbrechen würde. Eigentlich war es grausam von mir, ihn mit diesem Schmerz zu konfrontieren, doch ich konnte nicht anders...
Der Anführer hielt mich wieder doller fest, doch diesmal achtete er darauf, dass ich noch Luft bekam. Anscheinend war es jetzt Zeit zu gehen... Ich hatte keine Ahnung wieso er mir noch Luft ließ. In wenigen Minuten, vielleicht sogar nur Sekunden, würde ich sterben und meine Familie, zumindest der Teil der davon übrig blieb, musste weiterleben, wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie das tun würden. Schon gar nicht, wenn jedem der Seelenverwandte genommen wurde. Anscheinend hatten die Gestaltenwandler das nicht bedacht. Oder vielleicht interessierte es sie auch gar nicht. Womöglich wollten sie nur, dass jeder den Tod des anderen mit ansehen musste. "Tut ihr das wirklich nur, weil ihr unseren Vertrag mit den Wölfen nicht akzeptiert?", platzte es plötzlich aus mir raus. Der Typ, der mich festhielt, schien für einen Moment verwirrt. Doch statt einer Antwort von ihm, erhielt ich sie von "Rosalie". "Willst du es wirklich wissen?" Ich sagte nichts. "Victoria, James und Laurent waren meine besten Freunde. Sie waren wie meine Familie. Und ihr habt sie alle drei umgebracht! Ihr habt meine Familie ausgelöscht!", schrie sie. Ich erstarrte. Wer war Victoria? Und wer war Laurent? Ich kannte nur James. James hatte versucht meine Mutter umzubringen und allein deshalb fand ich es nicht im geringsten schlimm, dass er tot war. Und genau so wenig machte es mir was aus, dass Rose' Double diesen Bastard, den sie als Familie bezeichnete, verloren hatte.
"Hätte meine Mom sterben sollen?", fragte ich gereizt. Ich hatte mal gelesen, dass man mit Selbstmördern oder Leuten, die einen umbringen wollten, reden sollte. Zwar dachte ich nicht, dass es etwas bringen würde, schließlich waren es Gestaltenwandler und keine Menschen, doch einen Versuch war es in jedem Fall wert. Im Moment würde ich ALLES probieren, um wenistens meine Familie heil aus der ganzen Sache rauszubringen. Nichts, wirklich nichts war mir im Moment wichtiger, als das Leben meiner Familie. Meins kam mir plötzlich unbedeutend vor. Ich verglich es mit einem Staubkorn. Staub wollte niemand, man wischte ihn weg und es interessierte einen nicht, ob er "tot" war. Doch Bäume, in diesem Fall das Leben meiner Familie, Bäume brauchte man. Sie reinigten die Luft und verschönerten die Welt. Die Menschen liebten Bäume, warum also sollte es sie nicht interessieren, wenn sie plötzlich alle weg waren? Ja, ich musste alles dafür geben, dass meine Familie überlebte. Und genau das würde ich tun, dachte ich, als ich einen Plan schmied...
Aus dem Augenwinkel sah ich Dad, der mich böse anfunkelte, wahrscheinlich passten ihm meine Gedanken nicht. Ich war kurz davor, ihm wie ein Kleinkind die Zunge rauszustrecken, so sehr hatte ich die Situation um mich herum verdrängt. Die Stimme von Rosalies Double riss mich aus meinen wirren Gedanken. "Ja, hätte sie. Wen interessiert schon das Leben eines kleinen, unbedeutenden Menschen?" Dad knurrte bedrohlich, was die wunderschöne Blondine zum Lachen brachte. Ruhig bleiben, Nessie!, beruhigte ich mich selbst. Ich war kurz davor auszurasten, daher spannte ich meine Muskeln an und presste meine Hände zu Fäusten. Ich konnte es mir einfach nicht leisten jetzt die Beherrschung zu verlieren. "Gut", sagte ich - so normal wie möglich, "ich schlage euch etwas vor. Einen Deal." Nun lachte "Emmett". "Wir machen hier keine Deals!", rief er. Mit einer lockeren Handbewegung brachte der Anführer ihn zum Schweigen. "Lasst uns hören was sie zu sagen hat." Ich schluckte. Plötzlich war ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher. Wollte ich das wirklich? Schließlich bestand die Möglichkeit, dass es gründlich schief ging...
Ich atmete tief ein und begann anschließend zu sprechen. "Bringt mich um, foltert mich, quält mich. Macht was ihr wollt mit mir. Aber lasst meine Familie in Ruhe! Und ihr lasst sie gehen, bevor ich sterben muss." Ich versuchte es so gleichgültig wie möglich zu sagen. Die Augen meiner Mutter, meines Vaters, meiner ganzen Familie öffneten sich. Sie sahen mich mit einer Mischung aus Schrecken, Entsetzen und etwas, das ich nicht deuten konnte, an. Niemand der Gestaltenwandler rührte sich oder sagte etwas, sie warteten auf die Entscheidung ihres Anführers. Und so wie ich es mitbekam, war auch dieser sehr erstaunt. Und genau diesen Moment hatte ich gebraucht. Einen Moment der Unaufmerksamkeit. Mit voller Wucht trat ich dem Anführer in den Bauch, sodass er zurück flog. Dad tat es mir gleich. Ich hatte ihm zuvor über meine Gedanken Bescheid gegeben. Die Anderen schalteten sofort, sie befreiten sich aus den Armen ihr Double und sprinteten so schnell aus dem Haus, dass man sie nicht sehen konnte. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden, doch auch die Gestaltenwandler brauchten nicht viel länger als wir. Auch sie rasten aus dem Haus und stellten sich in Angriffsstellung gegenüber von uns auf.
Wir knurrten uns an, fauchten und schrien. "Sehr schlau", knurrte "Rose", "doch das wird euch nicht viel bringen. Ihr ernährt euch doch von Tierblut, oder!? Ihr seid nicht annähernd so stark wie wir!" Mir entging nicht, dass sie mir einen Schritt näher kam. Sofort trat ich zwei Schritte zurück. Wenn wir in dieser Stellung bleiben würden, hätten alle meiner Familie eine Chance zu überleben. Emmett hatte genug Kraft, Alice würde die Attacken voraussehen, Jasper hatte genug Kampferfahrung und Edward war auch ein sehr guter Kämpfer. Okay, zugegeben, Rosalie, Bella, Esme und Carlisle kämpften nicht so gut wie die anderen und hatten auch noch nicht so viel Erfahrung, doch sie würden gewinnen. Sie gewannen auch alleine gegen die Neugeborenen. Nein, halt. Moment. Beim Kampf gegen die Neugeborenen hatten uns die Wölfe geholfen. Mit den Wölfen würden wir sicher siegen. Doch wir konnten ihnen nicht sagen, dass sie herkommen sollten. Erstens, weil wir sie nicht wegen uns WIEDER in solch eine Gefahr bringen DURFTEN und zweitens, weil wir sie eh nicht erreichen konnten.
Hinter mir hörte ich ein Reißen, das mich abermals aus meinen Gedanken riss. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen um nachzusehen was geschehen war. Ich konnte es mir denken. Und mein Verdacht bestätigte sich, als Jacob als riesiger Wolf neben mich trat. Er knurrte bedrohlich und alle Gestaltenwandler traten mehrere Schritte zurück. "Nein, Jacob. Lass es. Ruf nicht die Wölfe!", flüsterte ich - leise und ängstlich. Er fiepte. "Renesmee hat Recht. Halt sie daraus", murmelte Dad. Wieder fiepte Jake. Plötzlich trat Jake zurück und wieder hörte ich ein Reißen, doch diesmal wurde es durch ein gequältes Jaulen gestört. Ich konnte nicht anders als mich umzudrehen und nach Jacob zu sehen. Dad nahm meine Stellung ein und passte auf, dass mir niemand zu nahe kam. Jake lag bewusstlos auf dem Boden, zwischen unzähligen spitzen Ästen. Mit einem Satz war ich bei ihm angelangt. Ich hatte vom letzten Mal gelernt; diesmal schlug ich meinem Freund doller ins Gesicht, um ihn wach zu kriegen. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte mich an. Mit einem Mal riss er seine Augen auf und schubste mich zur Seite. Ich sah, wie ein Gestaltenwandler auf mich zu springen wollte, doch Jacob versetzte ihm einen heftigen Tritt in die Magengrube, sodass er an einen Baum knallte. Jake schrie auf und verkrümmte sich. Wieder preschte ich auf ihn zu.
"Jake, Jacob, was ist?" Er sagte nichts. "Was macht ihr mit ihm?", schrie ich die Dämonen an. Die einzige Erklärung, die für mich plausibel klang, war, dass diese Bastarde meinem Jacob über Gedanken Schmerzen zufügten. "HÖRT AUF DAMIT!" Man konnte Jake ansehen, dass mit einem Mal der Schmerz verschwand. Er hob eine Hand an legte sie auf meine Wange. Ich schloss die Augen und genoss die Berührung. Womöglich war es die letzte. Für immer. Doch daran durfte ich nicht denken, ich musste stark bleiben und kämpfen. Wenn ich jetzt aufgeben würde, wäre alles verloren, was wir bis jetzt erreicht hatten. Jake biss die Zähne aufeinander und stand auf. Er nahm meine Hand, drückte sie fest und stellte mich hinter sich, wo ich bleiben sollte.
"Bitte lasst uns in Ruhe... bitte...", flehte ich die Gestaltenwandler an. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass wir überleben würden, doch ich wollte unter keinen Umständen die Hoffnung verlieren, denn das war mit das Schlimmste, was ich jetzt machen konnte. Immer positiv denken, redete ich mir selbst ein. "Warum sollten wir euch in Ruhe lassen?", fragte der Anführer. Ich wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als Carlisle anfing zu sprechen. "Wir wussten nicht, dass Laurent, James und Victoria wie eure Familie waren. Sonst hätten wir sie nicht getötet. Es tut uns Leid." Ich war mir 100%ig sicher, dass es eine Lüge war, doch sie hörte sich echt an. Wenn ich einer dieser Bastarde wäre, könnte ich mir nicht vorstellen, dass der Satz gelogen war. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht laut loszulachen, da ich wusste, dass es meiner Familie nicht im Geringsten leid tat, dass sie James, Laurent und Victoria umgebracht hatten. "Tja, das hättet ihr euch früher überlegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Zu spät, es rückgängig zu machen und zu spät unsere Entscheidung zu ändern. Es gibt sehr, sehr, sehr viele von uns. Und ALLE wissen, dass ihr sterben müsst. Sie werden euch alle solange jagen, bis ihr tot auf dem Boden liegt und verreckt", sagte Rosalie - eiskalt, wie ein Stein.
Ich schluchzte und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die mir in die Augen gestiegen waren, doch es half nichts. Sie rannen mir die Wangen hinab. Nein, Renesmee! Du musst stark bleiben!, rief meine innere Stimme, wenn du nicht stark bleibst, werdet ihr verlieren! Ihr könnt es schaffen. Ihr WERDET es schaffen. Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken die Tränen ab und blickte wieder in die Gesichter unserer Feinde. Ich konzentrierte mich und suchte nach einer Lösung, die uns zum Sieg führen würde, als es hinter mir laut knackste...
Kapitel 23:
unerwartete Hilfe
Ich wagte es einfach nicht mich jetzt umzudrehen. Ein falscher Schritt, ein falscher Gedanke und wir wären alle tot. Gestorben durch meinen bescheuerten Fehler. Ich verharrte also in meiner starren Position, wie eine Statue. "RENESMEE, PASS AUF!", schrie mein Vater. Gegen mein Vorhaben, still zu stehen, wirbelte ich herum und blickte direkt in das Gesicht eines Gestaltenwandlers, der sich an mich heran hatte schleichen wollen. Mit voller Wucht schlug ich ihm ins Gesicht, damit er erstmals verwirrt da stand und mich anstarrte. Diesen Moment nutzte ich, um ihm in den Bauch zu treten, sodass er in die Höhe flog und anschließend über den Waldboden rutschte. Danach knallte er an einen Baum, doch ein paar Sekunden später sprang er auf, lief erneut auf mich zu, sprang jedoch zwei Meter vor mir ab und landete elegant bei den anderen Dämonen.
Es knackste erneut hinter mir, doch dieses Mal drehte ich mich um, da ich Angst hatte, dass es erneut ein Dämon war. Ich blickte in zwei große braune Augen, die mir sehr vertraut waren. Die Augen eines Wolfes. Um genau zu sein, die Augen von Sam. Er sah mich eindringlich an und nickte dann in die Richtung, aus der er gekommen war. Hinter ihm standen zwei weitere Wölfe und ein Stückchen weiter weg, konnte ich noch weitere erahnen. Voll mit neuer Hoffnung, auf den Sieg, drehte ich mich wieder um, doch da war niemand mehr. Weder die Gestaltenwandler, noch meine Familie war zu sehen. Ich sah mich um und konnte sie schließlich östlich sehen, wie sie den Gestaltenwandlern hinterher rannten. Keine Sekunde später, preschten auch die Wölfe an mir vorbei, meiner Familie hinterher. Erst stand ich wie angewurzelt da, zu benommen, um klar denken zu können. Doch dann schüttelte ich meinen Kopf und rannte Richtung Osten. Ich rannte so schnell ich konnte, bis ich außer ganz außer Atem war, jedoch blieb ich nicht stehen. Ich MUSSTE zu meiner Familie. Jetzt.
Ich rannte noch ein paar Kilometer, erst dann erreichte ich die Lichtung, auf der meine Familie und die Wölfe sich befanden und mit den Dämonen kämpften. Ein paar leblose Gestalten lagen bereits auf dem Boden. Schnell zählte ich meine Familienmitglieder durch und atmete erleichtert auf. Es waren also die Feinde, die tot rumlagen. Da alle Gestaltenwandler bereits gegen jemanden kämpften und Dad und Mom sicher nicht wollten, dass ich mich in solch eine Gefahr begab, stellte ich mich hinter einen Baum und beobachtete das Geschehen. Bei Gefahr hatte ich eingreifen wollen, doch im Moment sah es ganz gut aus. Plötzlich bekam ich einen Schlag auf den Hinterkopf, sodass ich in mir zusammen sackte und auf den kalten, nassen Boden fiel...
Als ich wieder aufwachte, lag ich, wie immer wenn ich ohnmächtig geworden war, auf dem Sofa im Wohnzimmer unseres Hauses. Meine Familie und die Wölfe standen um mich herum und beäugten mich skeptisch. Ich unternahm den Versuch, mich aufzusetzen, doch sobald ich das tat, fing mein Kopf an zu dröhnen, also legte ich mich wieder hin. "Was ist passiert?", fragte ich nach einer Weile. Meine Stimme klang zittrig und ängstlich, obwohl alle, die mir wichtig waren, hier anwesend waren. " Du hast von einem Dämon einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, aber Jacob hat ihn dann getötet. Wir haben den Kampf gewonnen. Alle Gestaltenwandler, die uns angegriffen haben, sind tot. Alle bis auf einen", murmelte Dad. Ich riss die Augen auf und blickte erschrocken in die Runde. "Was heißt das, alle bis auf einen?" Dad seufzte hörbar. "Alle Bösen sind tot." Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Alle Bösen?"
Bellas Sicht:
Wie sollte man seiner Tochter beibringen, dass hier im Zimmer noch ein Dämon stand? Zugegeben, er hatte uns etwas gesagt, das wir dringen wissen mussten. Ohne diese Neuigkeit würden wir bestimmt weiterhin im Dunkeln tappen. Doch sobald einer von uns Renesmee sagen würde, dass hier noch ein Gestaltenwandler anwesend war, würde sie bestimmt aufspringen und ihn suchen, um ihn zu töten. Wie also anfangen? Ich grübelte über einen geeigneten Satz nach, als Emmett das Wort ergriff. "Nessie, hör zu. Und raste nicht gleich aus. Hier in diesem Raum ist noch ein Gestaltenwandler, aber er, oder besser gesagt sie, ist nicht so wie die Anderen. Sie hat uns geholfen." Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. "Was meint ihr damit?", fragte Nessie. Alice schilderte ihr die Geschichte ausführlich, während alle Anderen sich langsam verabschiedeten und den Raum verließen. Jetzt standen nur noch Emmett, Jasper, Alice, Edward und ich um Renesmee herum. Emmett und Jasper waren hier, weil sie aufpassen wollten, ob Lucy, die Gestaltenwandlerin, nicht doch noch ausrastete, Alice, weil Nessie und sie wie Zwillinge waren und Edward und ich... ganz einfach, weil wir ihre Eltern waren.
"Und dieser Gestaltenwandler..." - "Gestaltenwandlerin", verbesserte Alice.“Und diese Gestaltenwandlerin heißt also Lucy!?", beendete Renesmee ihren Satz. Alice nickte freudig. Sie hatte sich direkt mit Lucy anfreunden können, da sie ebenfalls so auf Shopping und Mode stand und wahnsinnig gerne andere Leute einkleidete. Ich persönlich konnte mich noch immer nicht richtig damit anfreuden. Zwar hatte sich meine Einstellung gegenüber von Klamotten deutlich gebessert, das hatte zumindest Alice gesagt, doch so sehr wie sie mochte ich es noch immer nicht. Doch wer mochte Mode auch schon so sehr wie Alice? "Kann ich sie kennenlernen?", fragte Nessie zögerlich. Emmett zuckte mit den Schultern. "Klar." Er holte Lucy in den Raum und starrte sie die ganze Zeit an. Nur zu Nessies Sicherheit, versteht sich. Renesmee stand auf und lief auf Lucy zu. Sie streckte ihr die Hand hin und begrüßte sie. "Hallo, ich bin Renesmee Carlie Cullen, aber du kannst mich ruhig Nessie nennen." Ich konnte förmlich spüren, wie Jasper und Emmett sich neben mir verkrampften. So ganz vertrauten sie Lucy nämlich noch immer nicht, obwohl Edward gesagt hatte, dass sie nicht lügt. Lucy schlug in die Hand ein und stellte sich ebenfalls vor. "Ich bin Lucy Woods. Es tut mir wahnsinnig leid, was die anderen Gestaltenwandler euch antun wollen, aber meine Familie und ich sind anders. Du musst wissen, es gibt sehr viele Gestaltenwandler. Doch sie sind nicht alle so, wie die, die ihr kennengelernt habt. So wie sie sind nur ein paar. Um genau zu sein, jetzt sind es nur noch ungefähr 20. Alle anderen, und das sind Hunderte, leben friedlich mit allen anderen. Die Blacks, wie wir sie wegen ihrer schwarzen Seele nennen, sind von uns verstoßen worden, weil sie sich nicht unter Menschen verstecken wollten. Sie wollten die Macht über alle anderen Lebewesen. Deswegen akzeptieren sie auch euren Vertrag mit den Werwölfen nicht. Wir versuchen schon die ganze Zeit über, wie wir euch helfen können, doch uns ist noch nichts eingefallen. Töten wollen wir sie nämlich auch nicht, da das gegen unsere moralischen Grundsätze verstoßen würde."
Renesmee hatte aufmerksam zugehört und ab und zu zu uns gesehen, um wissen zu wollen, ob Lucy die Wahrheit sagte. Kein einziges Mal hatte sie sie unterbrochen, was sie normalerweise sehr gerne tat. Jedenfalls bei Edward und mir...
Renesmees Sicht:
Lucy war ein hübsches Mädchen. Ihre schwarzen Locken fielen ihr lock in ihr rundes Gesicht. Sie hatte gebräunte Haut und war sehr schlank. Obwohl sie nur schwarze Shorts und ein olivgrünes Top zu schwarzen Turnschuhen trug, machte sie einen tollen Eindruck. Nachdem sie mir die Geschichte über die Blacks erzählt hatte, war ich sehr erstaunt gewesen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es zwei verschiedene "Arten" von Gestaltenwandlern gab. Nun saßen wir zusammen auf meinem Bett und unterhielten uns. "Könntest du mir die Geschichte von euch Gestaltenwandlern erzählen? Ich bin so wahnsinnig neugierig", grinste ich. "Na klar, aber nur wenn du mir danach die Geschichte der Vampire erzählst", lachte sie. Ich willigte ein und Lucy begann zu erzählen. "Okay, aber ich fasse es zusammen. Gut... Ursprünglich kommen wir aus Süditalien, aus einer kleinen Stadt namens Almore. Wir lebten friedlich unter den Menschen und passten uns an. Bis die Vampire, ich glaube sie nannten sich Volturi, bei uns aufkreuzten und uns aus Italien vertrieben. Sie hatten behauptet, es sei ihr Land. Da die Vampire viel stärker waren als wir, flüchteten wir zunächst nach Deutschland. Das war vor ungefähr 300 Jahren. Doch da wurden wir von den Werwölfen angegriffen. Bei einem großen Kampf gab es sehr viele Opfer. Vor allem Gestaltenwandler. Wieder flüchteten wir. Diesmal nach Amerika, wo wir endlich unsere Ruhe hatten. Hier wurden wir von allen anderen übernatürlichen Wesen akzeptiert. Doch irgendwann passte es einem Teil von uns nicht mehr, unter den Menschen leben zu müssen. Sie wollten, wie ich vorhin schon gesagt habe, die Macht über die Anderen. Vom Ältesten, wie wir unser Oberhaupt nennen, forderten sie die Genehmigung, eine Schlacht anzufangen, in der alle entweder sterben oder sich den Gestaltenwandlern unterwerfen sollten. Der Älteste, der übrigens auch unsere Grundsätze festgelegt hat, war strikt dagegen und verbannte die Blacks aus unserem Land. Erst vor ein paar Wochen haben wir erfahren, dass sie zurückgekommen sind, um das zu vollenden, was sie niemals anfangen durften..."
Mir blieb der Atem weg. Mit so einer Geschichte hatte ich nicht gerechnet. "Aber weißt du, was das Dumme an der Geschichte ist?" Ich schüttelte den Kopf. Woher sollte ich das auch wissen. "Die Blacks sind zurück nach Italien gegangen, wo über die Hälfte von ihnen umgebracht wurde." Das war wirklich dumm... "So, und jetzt du." Ich erzählte Lucy die Geschichte der Vampire. Vom Anfang bis ans Ende, was wesentlich länger dauerte, obwohl ich mich kurz fasste, da es Vampire anscheinend schon länger ab als Gestaltenwandler. An der Stelle, wo ich von den Volturi erzählte, klappte Lucy der Mund auf. "Eure "Königsfamilie" hat uns aus Italien vertrieben?" Ich nickte. Anscheinend. Vorher hatte ich nichts davon gewusst. Eine Weile schwiegen wir beide und hingen unseren Gedanken nach. Schließlich fiel mir eine Frage ein, die ich unbedingt beantwortet haben wollte. "Lucy, wie alt bist du?" Sie lachte. "Auf meinem Pass steht 17, aber eigentlich bin ich schon 56. Wir altern, wie ihr, nicht. Aber wir können uns fortpflanzen, ohne dass wir andere beißen müssen." Sie brach in Gelächter aus und ich nahm mir ein Kissen, mit dem ich sie abwarf, doch dann musste ich mit lachen.
Lucy und ich unterhielten uns noch eine ganze Weile. Über unsere Freunde, Familie, Schule... Wie ich erfuhr, hatte Lucy auch einen Freund, Mike. Ich schlug vor, mal ein Doppeldate zu machen, was Lucy lachend annahm. Schließlich schliefen wir beide, noch in Klamotten, ein und ich hatte das angenehme Gefühl, in Lucy eine neue Freundin gefunden zu haben...
Kapitel 24:
Schulball
Am nächsten Morgen, es war ein sonniger Freitag, wurde ich von Alice geweckt. Ich rieb mir die Augen und gähnte erstmals ausgiebig. Anschließend blinzelte ich ein paar Mal, ehe ich mich reckte und dann aufstand. Alice hatte mir schon Klamotten auf meinen Stuhl gelegt; ein beiges längeres Oberteil, das perfekt mit der braunen Lederjacke harmonierte, braune Sandaletten, eine dunkelbraune Kette, eine schwarze Sommermütze und deine braune große Tasche. Daneben hatte sie noch ein Parfum und schwarzen Nagellack gestellt. Verwundert stellte ich fest, dass neben meinen Klamotten noch zwei weitere Stapel lagen; für Jake und Lucy. Für Jake war klar, aber wieso für Lucy? "Alice?", rief ich. Sofort erschien sie neben mir. "Gefällt dir dein Outfit nicht?" Sie machte ein trauriges Gesicht. Typisch. "Doch, aber warum gibst du Lucy auch Sachen? Nicht, dass es mir was ausmachen würde, aber hab ich was verpasst?" Alice lachte ihr helles Sopranlachen. "Nein, aber ich lasse sie nicht noch einen Tag in diesen Klamotten herum laufen. Wenn sie aus unserem Haus kommt, darf sie nicht das Gleiche wie am Vortag anhaben. Sonst ist mein Ruf zerstört", jammerte sie. Ich lachte, Alice war so modesüchtig.
Als ich bemerkte wie spät es schon war, zog ich mich rasch an und machte mich fertig. Dann verstaute ich meine Schulsachen in der braunen Tasche und lief nach unten, wo Jacob bereits auf mich wartete. Als er mich erblickte, lächelte er traumhaft. Er reichte mir seine Hand und zog mich in die Garage. Dort hob er mich hoch, setzte mich auf den Tresen und küsste mich. Ich griff in seine Haare und zog ihn näher an mich heran. In den letzten paar Tagen hatten wir solche wunderschönen Momente nur selten. Aber ich brauchte diese Momente! Sie gaben mir die Kraft weiterzumachen, auch wenn die Situation noch so aussichtslos erschien. Jacob fuhr mit seinen warmen Händen unter mein Shirt und ich bekam eine Gänsehaut. Unsere Küsse wurden immer wilder, während mir immer heißer wurde.
Ein leises Räuspern kam von der Tür. Sofort ließ Jacob von mir ab, ließ es sich jedoch nicht nehmen, meine Hand weiterhin festzuhalten. An der Tür stand Lucy. Sie sah so aus, als ob ihr die Situation sehr peinlich war. "Ähm... Edward hat gesagt, ich soll heute mit euch zur Schule gehen... wenn das okay ist", sagte sie. "Ach ja, stimmt ", murmelte Jacob.“Ja, klar. Wenn das mit der Schule abgesprochen ist... wieso nicht?", lachte ich. Bevor wir in meinen grauen VW Passat stiegen, sagte sie mir, dass es mit der Schule abgesprochen sei. Dad hatte der Schulleiterin gesagt, dass Lucy nur einen Probe Tag machen wolle, da sie eventuell nächstes Jahr auf die Schule wechseln wolle. Lucy kletterte auf den Rücksitz und ich setzte mich Beifahrersitz. Jake fuhr nicht allzu schnell, obwohl wir uns beeilen mussten. Vielleicht wollte er Lucy nicht erschrecken. Ich musste lachen. Diese Vorstellung fand ich zu amüsant. Als ob man einen Gestaltenwandler durch schnelles Fahren verschrecken konnte.
Kurze Zeit später erreichten wir den schon total überfüllten Parkplatz der Schule. Wir kurvten um die Autos herum, auf der Suche nach einem Parkplatz. Weitere fünf Minuten vergingen, doch wir fanden keinen. Inzwischen war es 7:55 Uhr. "Nessie, was hälst du davon, wenn ihr beide schon mal aussteigt und ich einen Parkplatzsuche!? Meine erste Stunde fällt eh aus", meinte Jake. Kritisch beäugte ich ihn. Wenn seine erste Stunde wirklich ausfiel, wieso hatte er mir das dann nicht gesagt? Normalerweise erzählte mir immer alles... "Also?", hakte Jake nochmal nach. "Ja... okay", murmelte ich. Ohne ein 'bis später' oder ähnliches stieg ich aus dem Wagen und lief auf die Eingangstür zu. Ich riss die Tür auf und blieb kurz darauf stehen. "Hey, Nessie, warte doch!", rief Lucy hinter mir. Keuchend kam sie bei mir an. "Was ist denn los?" "Nichts", sagte ich, "komm, wir müssen in den Unterricht." Sogar ich bemerkte, dass das eine Lüge war. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich zutiefst verletzt. Ich hatte das Gefühl, dass Jacob mir in letzter Zeit immer weniger erzählte. Trotz meinen negativ eingestellten Gedanken, bekam ich es irgendwie auf die Reihe, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
Der restliche letzte Schultag verlief wie der Tag schon angefangen hatte. Ich redete kaum mit Jacob, was er anscheinend kaum bemerkte, denn er war zu sehr damit beschäftigt Lucy über ihr Leben auszuquetschen und sie anzustarren. Kein einziges Mal nahm ich seine Hand, doch auch das bemerkte er nicht. Bei Lucy war es nicht viel anders. Sie war mit Jake beschäftigt und bemerkte nicht, dass ihr so gut wie alle Jungs hinterher starrten, als sie lachend an ihnen vorbei ging. Okay, sie sah wirklich gut aus, aber diese Jungs kannten sie doch überhaupt nicht!? Irgendwann wurde mir alles zu viel und ich entschied mich dazu, die zwei Turteltauben einfach alleine zu lassen und zu Zoe und Sam zu gehen. "Hey", sagte ich, als sie vor ihren Spinden standen. "Hey", meinte Zoe, "wo ist Jacob und diese Lucy?" Ich presste meine Zähne aufeinander und sagte nichts. "Hey, was ist denn los?", wollte Sam wissen. Ich spürte wie mir bereits die ersten Tränen in die Augen stiegen. "Nichts." Am anderen Ende des Ganges sah ich Jake und Lucy, wie sie immer noch laut lachend rumliefen. Und dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte hier weg. Einfach nur weit weg, wollte ihn nicht sehen, nicht an ihn denken müssen. Ich wollte jetzt im Moment nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er sollte ruhig sehen, was er davon hatte. Es war mir egal. Völlig egal.
Mit Zoe und Sam im Schlepptau rannte ich auf die Mädchentoilette und setzte mich auf einen Klodeckel. Hier konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Meine zwei Freundinnen sagten nichts, sondern strichen mir nur behutsam über den Rücken. Sie wussten, dass ich, wenn ich reden wollte, auch mit ihnen sprach. Nach zehn Minuten des Weinens, stand ich auf und lief aus der Schule, da ich jetzt Schluss hatte. Ich stieg in meinen Wagen und fuhr nach Hause. Sollten Lucy und Jacob doch zusehen, wie sie nach Hause kamen. Toller letzter Schultag. Zuvor hatte ich Sam noch für das Dreierdate abgesagt.
Jetzt saß ich in meinem Zimmer im Haus meiner Eltern auf der weißen Couch. Ich hatte mir eine Decke, Schokolade, Cola, Gummibärchen und einen schnulzigen Film rausgesucht, den ich nun sah. Frustessen. Als ich nach Hause gekommen war, hatte Mom mir schon angesehen, dass etwas nicht stimmte. Ohne ein Wort hatte ich meine Schultasche in mein Zimmer gepfeffert, inklusive meines Mp3 Players und meines Handys. Anschließend hatte ich mir eine graue Jogginghose und eine graue Jacke über ein schwarzes Oberteil angezogen. Unten im Flur kamen dann noch schwarze Turnschuhe dazu. Fertig umgezogen war ich aus dem Haus gestürmt und hierher gerannt. Als ich hier angekommen war, hatte ich mir das Haustelefon geschnappt und Moms Handynummer gewählt. Ich hatte ihr gesagt, dass sie Jacob oder Lucy nicht sagen sollte, wo ich war. Und meine anderen Familienmitglieder sollten es ihnen ebenfalls nicht sagen. Ich wollte keinen der beiden jetzt sehen. Sie hatte zugestimmt, dann hatte ich aufgelegt.
Die Schokoladentafel näherte sich ihrem Ende, also machte ich mich an die Gummibärchen, doch auch die waren fast leer. Ich seufzte und fragte mich, wieso mein Leben nicht einmal wie das, eines normalen Teenagers laufen konnte. Immer musste etwas schief gehen. Entweder, es lief alles auf einmal den Bach runter, oder es gab ein tolles Ereignis, auf das jedoch direkt ein schlechtes folgte. Ich hoffte zutiefst, dass nachdem wir die Gestaltenwandler besiegt hatten, ich glaubte fest an den Sieg, endlich einmal alles gut sein würde. Nur einmal.
Als der Film schließlich zu Ende war, schaltete ich den Fernseher aus und legte mich auf mein Bett, um über mein Leben nachzudenken. Während draußen die Sonne unterging, schlief ich auf meinem Bett ein. Alleine...
Ein schrilles Klingeln weckte mich am nächsten Morgen. Ich murrte. Schnell sah ich auf die Uhr; 7:17 Uhr. Ich stand auf und ging dann an die Tür, um sie zu öffnen. Draußen standen Mom und Alice, die mich besorgt ansahen. "Nicht jetzt", brummte ich und lief ins Badezimmer. Ich hüpfte rasch unter die Dusche, kämmte und föhnte mir meine Haare, zog mir etwas Schlichtes an und ging ins Wohnzimmer, wo Alice und Mom bereits warteten. Als Alice meine Kombination aus einer dunkelblauen Hose, einem schwarzen T-Shirt und blauen Chucks sah, machte sie ein trauriges Gesicht. "So lasse ich dich nicht gehen." "Alice...", seufzte Mom. "Nichts 'Alice'. Ich lasse sie nicht gehen. Basta." Sie flitzte in meinen begehbaren Kleiderschrank und kam kurz darauf mit einer grauen Röhrenjeans, einem grauen Blazer, einem weißen T-Shirt und weißen Ballerinas zurück. Ich seufzte, zog mich jedoch um, da ich wusste, dass Alice nicht nachgeben würde. Als sie mich fertig umgezogen sah, grinste sie bis über beide Ohren. "Sehr schön", kommentierte sie.
Mit Mom und Alice rannte ich zum Haus zurück. Nun musste ich mich wirklich beeilen. Schnell schnappte ich mir meine Schultasche, die Rose Gott sei Dank schon für mich gepackt hatte, und stieg in mein Auto. So schnell ich konnte startete ich den Motor und brauste davon, da ich Lucy im Wohnzimmer hören konnte und ich reichlich wenig Lust hatte mit ihr in einem Auto zu hocken. Ich fuhr also den Weg entlang, der zum Highway führte. Dort angekommen beschleunigte ich den Wagen auf über 180km/h. Auf dem Parkplatz hatte ich Glück; es war noch genau ein Parkplatz frei. Entzückt stellte ich fest, dass er neben Zoes schwarzem Opel lag. Ich stieg aus dem Wagen und rannte beinahe in Zoe. Auch sie hatte sich elegant angezogen. Kein Wunder, wir bekamen heute unsere Zeugnisse. Normalerweise bekamen wir unsere Zeugnisse immer am Freitag, doch dieses Jahr musste die Zeugnisausgabe aus organisatorischen Gründen verschoben werden. "Hey, geht's dir besser?", fragte Zoe mich. "Ja, es geht." Ich hakte mich bei ihr unter und lief mit ihr, Sam und Ashley, die kurz danach zu uns gestoßen waren, in die riesige Aula. Wir setzten uns auf unsere Plätze in der vierten Reihe und lauschten Mrs. Thompson, unserer Direktorin, die uns viel Spaß in den Ferien wünschte und hoffte, dass wir anschließend alle gesund und munter in das neue Schuljahr starten könnten. Für meine Jahrgangsstufe war es das letzte Schuljahr an der High School. Danach müsste ich ein College besuchen. Oder würden wir umziehen? Ich wusste es nicht. Möglich war es ja.
Nachdem wir unsere Zeugnisse bekommen hatten, ich hatte einen Durchschnitt von 1,1, Zoe einen von 1,5, Ashley hatte 1,7 und Sam 1,9, entschieden wir uns dazu, in ein Eiscafé zu gehen, da wirklich schönes Wetter war und wir uns nun eine Weile nicht sehen würden. Wir quatschten über alles Mögliche, was mir sehr dabei half, Jake wenigstens für ein paar Stunden aus meinem Kopf zu verbannen.
Nach drei Stunden verließen wir das Café und marschierten zu unseren Autos. Schnell verabschiedeten wir uns, aber wir sahen uns ja in ein paar Stunden noch mal auf dem Ball. Ging ich denn überhaupt auf den Ball? Schließlich hatte ich vorgehabt mit meinem Freund dorthin zu gehen, jedoch sah es im Moment nicht so aus. In meinen Überlegungen vertieft, bemerkte ich nicht, dass an der Beifahrerseite eine dunkle Gestalt lehnte. Erst als ich den Wagen per Fernsteuerung öffnete und eine Tür aufging, blickte ich auf, direkt in das Gesicht von Jacob. "Was willst du?", fragte ich genervt und stieg in mein Auto. Er tat es mir gleich. "Ich will mit dir reden", gab er zur Antwort. "Tut mir leid, ich habe weder Interesse noch Zeit. Ich muss mich für einen Ball fertig machen." Jacob brummte. "Willst du alleine hingehen?" Erst jetzt bemerkte ich, dass er einen schwarzen Anzug trug. "Höchstwahrscheinlich ja. Geh du doch mit Lucy, ich wette sie freut sich." "Ist das dein Ernst? Deswegen redest du nicht mehr mit mir? Wegen LUCY?" Ich verstand nicht was daran so witzig sein sollte. "Ich rede nicht mit dir? Du hast mich doch gestern die gesamte Zeit über ignoriert. Du hast lieber mit Lucy geredet, stimmt doch, oder!? Du hast nicht mal bemerkt, als ich weggegangen bin." Ich startete den Wagen und fuhr nach Hause. "Nessie... bitte. Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich ein Arsch war. Und ich weiß auch, dass ich dir versprochen habe, so etwas nie wieder zu machen, aber..." "Was aber?", fragte ich, während ich an einer Kreuzung abbog. "Ich weiß es nicht." Ich lachte. "Das ist nichts Neues." Eine Weile schwiegen wir. "Willst du jetzt alleine zum Ball gehen, oder mit mir? Du weißt, dass ich dich liebe und niemanden anderen will, als dich." Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln. Noch nie konnte ich lange sauer auf Jacob sein, dafür liebte ich ihn einfach zu sehr. Aber vielleicht war genau der Grund dafür, dass wir uns so oft stritten. Ich hatte mal gehört, dass man sich ab und zu streiten MUSS, weil man sonst nicht dazu kommt dem Partner die Meinung zu sagen. "Ist das ein ja?", wollte Jacob wissen. Ich nickte.
Zu Hause angekommen warteten Rosalie und Alice schon auf mich. Sobald ich den Raum betrat, nahmen sie mich am Arm und führten mich erst in Alice' Zimmer, um mir das Kleid anzuziehen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war trägerlos und obenrum schwarz, unten war es mit einem schwarz-violetten Tigermuster versehen. Dazu sollte ich schwarze Pumps tragen. Ehe ich mich versah, hatte Rosalie mir eine Hochsteckfrisur gemacht, anschließend zogen sie mich ins Badezimmer, wo sie mich schminkten. Fertig gestylt drehte ich mich vor dem riesigen Spiegel in Rose' Zimmer. Nicht, dass ich eingebildet war, aber ich fand mich ehrlich gesagt echt hübsch. Alice und Rosalie hatten anscheinend alles aus mir heraus geholt. Zufrieden lief ich die Treppe hinab. Im Wohnzimmer stand meine Familie, inklusive ein paar Wölfe. Sie alle machten große Augen, als sie mich sahen, was mich lediglich rot werden ließ. Am Ende der Treppe erwartete Jacob mich bereits. Ich legte den Arm um ihn, verabschiedete mich von meiner Familie und stieg in den VW, mit dem wir zu unserem vorletzten richtigen Schulball fuhren...
Kapitel 25:
die Schlacht
Jake saß neben mir im Auto und hielt meine Hand. Ich musste einfach lächeln. Es war ein unglaubliches Gefühl. Schließlich kamen wir am Parkplatz der Turnhalle an. Die Leute hier hatten es noch immer nicht auf die Reihe bekommen, eine Aula oder etwas dergleichen zu bauen, damit man solche großen Festlichkeiten dort veranstalten konnte.
Ich fragte mich, wieso sie das noch nicht geschafft hatten. So schwierig war das doch nun wieder auch nicht. Jacob parkte den Wagen nahe der Turnhalle, da noch fast alle Parkplätze frei waren, weil wir recht früh dran waren. Ich hatte noch keine Lust, mich jetzt schon da drinnen blicken zu lassen, also wandte ich mich an Jake. Als ich ihn ansah, bemerkte ich, dass er mich die ganze Zeit beobachtete. "Was ist?", fragte ich misstrauisch. "Du willst nicht auf den Ball." Ich zog die Augenbrauen zusammen. Wie kam er denn jetzt DARAUF? "Wieso sollte ich denn nicht dahin wollen?", fragte ich."Wenn ich das wüsste...", murmelte er.“Jacob, ich WILL auf den Ball. Ich liebe solche Veranstaltungen. Das weißt du." Jake verdrehte die Augen. "Kann es sein, dass Du nicht auf den Ball willst?", wollte ich wissen. Nun sah Jacob mich wieder an. In seinen Augen lag etwas Wehmütiges. Und Sehnsucht. "Was willst du jetzt für eine Antwort hören?" "Die Wahrheit. Ja oder nein." Jake blickte wieder nach draußen. "Jein. Ich MUSS nicht auf diesen Ball. Aber ich gehe dir zuliebe." "Du kannst auch wieder nach Hause fahren..." Innerlich würde es mich zerfetzen, wenn er wieder gehen würde.
Nicht, weil ich ein Problem damit hatte, alleine dorthin zu gehen... Sondern weil ich ihn einfach dabei haben wollte, weil ich ihn liebte. Erneut verdrehte er die Augen. "Nein, ich komme mit dir. Wohin du willst. Wenn es sein muss, auch bis ans Ende der Welt, falls du dahin möchtest. Ich kann nicht ohne dich Leben, Renesmee Carlie Cullen. Was wär ich denn ohne dich?" Wow. Was für eine Liebeserklärung. Nicht weinen, dachte ich, als mir die Tränen in die Augen steigen wollten. "Komm, wir sollten rein gehen", sagte Jacob schließlich, drückte meine Hand, ehe er sie losließ und ausstieg.
Er lief so schnell um den Wagen rum, dass ich nicht mal Zeit hatte, überhaupt auf die Idee zu kommen, aus dem Wagen auszusteigen. Ganz Gentleman, öffnete er mir die Tür und ließ mich aussteigen. Anschließend schloss er die Tür wieder und nahm meine Hand. Gemeinsam liefen wir zum Tresen, wo die Karten verkauft wurden. Man hätte sie auch schon vorher im Sekretariat kaufen könne, doch das hatte ich versäumt. Während Jacob bezahlte, blickte ich mich um, auf der Suche nach Sam, Zoe und Ashley. Ich entdeckte sie am auf der Tanzfläche, wo sie bereits mit ihren Freunden tanzten. Ich bemerkte nicht, dass Jacob schon fertig war, als er mich auf die Tanzfläche zog. Gerade lief ein langsameres Lied, also zog er mich an sich heran und legte seine Arme um meine Hüfte, während ich meine um seinen Hals legte. Wir wogen uns im Takt der Musik hin und her, während ich langsam aber sicher alles um mich herum vergaß. Oder verdrängte. Ich hatte nur noch Augen für ihn. Langsam ging die Musik in ein schnelleres Lied über, also lösten wir uns ein wenig von einander, was mir ordentlich widerstrebte. Wir wirbelten über die Tanzfläche, als ob es nichts Anderes mehr gäbe.
Nur noch ihn, die Musik und mich.
Wir tanzten noch zu drei anderen Liedern, ehe wir uns ans Buffet begaben und uns etwas zu trinken holten. Wir entschieden uns für Wasser, da es am Besten den Durst löscht. Nachdem wir ausgetrunken hatten, schlug ich vor, ein wenig nach draußen zu gehen, da man sich hier drinnen bei dieser Lautstärke unmöglich unterhalten konnte. Wir setzten uns auf eine abgelegene Bank und sahen uns an. "Gefällt es dir?", fragte Jacob schließlich. Ich nickte freudig. "Ich liebe es. Und was ist mir dir?" Er lächelte mich traumhaft an. "Mir gefällt es auch. Weil du dabei bist." Ich merkte, wie ich rot wurde. "Jacob... ich möchte aber nicht, dass du nur wegen mir hier bist." Er senkte den Blick und heftete ihn auf die braune Bank. Wir saßen noch weitere 15 Minuten auf dieser Bank, bis Jake aufstand, mir aufmunternd zunickte und mir seine Hand hinhielt.
Ich griff danach und lief zusammen mit meinem Freund, den ich niemals verlassen würde, wieder in die Turnhalle, um weiter zu tanzen. Diesmal war es wieder ein schnelles Lied, das jedoch eher in Richtung Disco ging. Wir tanzten und tanzten, obwohl mir Lust mittlerweile ein wenig vergangen war...
Der Ball endete um halb vier Uhr nachts. Als Jacob und ich das Gelände verließen, um unser Auto aufzusuchen, redeten wir kein Wort. Was zu einem Teil daran lag, dass ich todmüde war und zum anderen, weil es nichts zu sagen gab. Nachdem wir ins Auto eingestiegen und losgefahren waren, schlief ich fast ein. Ich konnte mich gerade noch wach halten. Schließlich erreichten wir unser Haus, in dem noch immer Licht brannte. Wir stiegen aus dem Auto und liefen ins Wohnzimmer, wo alle aus meiner Familie saßen und warteten. Höchstwahrscheinlich auf meinen Bericht vom Ball. Alle sahen mich mit erwartungsvollen Mienen an. Ja, sie mussten ja auch nicht schlafen, aber ICH! Und ich war so müde, dass ich fast im Stehen eingeschlafen wäre. "Und wie war's?", fragte Alice hibbelig. Ich seufzte laut. "Alice, du weißt doch eh was die anderen hören werden... sag du es ihnen bitte. Ich bin zu müde", gähnte ich und verzog mich samt Jacob in mein Zimmer, wo ich mich schnell umzog, mich abschminkte und ins Bett legte.
Am nächsten Morgen wachte ich noch immer völlig fertig auf. Jacob lag neben mir und schlief, wobei er laut schnarchte. Wie konnte ich bei diesem Krach nur schlafen? ,fragte ich mich. Ich warf die Decke zurück und stand auf. Als nächstes streckte ich mich, ehe ich in die Küche stapfte, um mir etwas zu Essen zu machen. Ich entschied mich für Pancakes mit Ahornsirup. Als ich sie fertig gebraten hatte, nahm ich mir einen Teller aus dem Schrank und legte sie darauf. Dazu goss ich mir ein Glas Wasser ein. Da ich keine Lust hatte, alleine in der Küche zu frühstücken, nahm ich meinen Teller und das Glas und setzte mich vor den Fernseher, den ich anschaltete. Ich suchte nach einem Kanal, den ich sehen wollte, und blieb schließlich bei einer Doku über den Klimawandel hängen. Das Thema interessierte mich wirklich sehr, ich fand, dass die Menschen viel zu schlecht mir der Erde umgingen.
Nachdem ich fertig gegessen hatte und Jake auch aufgestanden war, sprang ich schnell unter die Dusche und zog mir anschließend eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt an. Als ich fröhlich aus dem Bad hüpfte, stand plötzlich Dad vor mir. Geschockt blieb ich stehen und starrte ihn an. "Was fällt dir ein?", zischte ich. Erst jetzt bemerkte ich seine traurigen, leeren Augen. "Dad... was ist?", flüsterte ich. "Komm mit", sagte er nur - seine Stimme kalt und leblos. Auf das Schlimmste gefasst lief ich ihm nach. Wir
liefen aus dem Haus, durch den Wald, über eine Schnellstraße und nochmal durch ein Waldstück, bis wir schließlich eine große Lichtung erreichten, die jedoch genau so leblos aussah, wie Dads Stimme sich angehört hatte. Am anderen Ende erkannte ich meine Familie und die Wölfe, die in Kampfposition in einem Kreis standen und sich umguckten, als ob sie etwas suchten. Dad lief auf sie zu, ich folgte ihm.
Als meine Familie und die Wölfe, inklusive Jacob, mich sahen, lockerten sie ihre Haltung ein wenig. Aber wirklich nur ein kleines Stück. "Dad, was. ist. los?", fragte ich, dabei betonte ich jedes einzelne Wort. "Die Gestaltenwandler wollen uns angreifen", meinte er nur, während er auf Bella zulief, um ihre Hand zu nehmen. "Aber Lucy meinte doch, es sind nur noch zwanzig und mit den Wölfen sind wir mehr als zwanzig...!?" Carlisle sah mich mitleidig an. "Was?", fragte ich verwirrt. "Das war nicht die richtige Lucy... ich meine, es gibt eine, aber die Dämonen haben sie entführt und einer von ihnen hat ihre Gestalt angenommen, um uns hinters Licht zu führen", erklärte er. "Und wieso helfen uns die guten Gestaltenwandler dann nicht?" Diesmal war es Emmett, der das Wort ergriff. "Die Dämonen haben eine Mitteilung an die Gestaltenwandler geschickt, in der sie sagen, dass wenn sie gegen sie kämpfen würden, sie Lucy töten würden. Und Lucy ist die Enkelin des Ältesten." Oh. Das erklärte alles. Auch warum sie sich so an Jacob rangeschmissen hatte. Die Dämonin wollte uns auseinandertreiben, damit uns die Wölfe beim Kampf nicht helfen würden. Tja, aber dafür war das Band zwischen Jake und mir einfach viel zu stark, als dass so ein kleines Mädchen uns einfach entzweien könnte.
Nachdem Emmett mir unseren Kampfplan beigebracht hatte, stellte auch ich mich in den Kreis und stellte meine Sinne scharf. Ich nahm jedes noch so leise Geräusch auf und suchte mit meinen scharfen Augen den Wald ab. Bei jeder Regung zuckte ich zusammen. Ich hatte Angst. Richtig Angst. Eine weitere halbe Stunde verging, ohne dass etwas Außergewöhnliches geschah. Doch noch immer standen wir im Kreis und lauschten. Plötzlich hörte ich Emmetts Knurren, worauf sich alle versteiften und noch mehr die Gegend absuchten. "Östlich", brummte er so leise, dass nur wir es verstehen konnten. Auch die Wölfe gingen in Angriffsposition. Jake warf mir einen schnellen, aber vielsagenden Blick zu. 'Pass auf dich auf'. Ich nickte, obwohl ich nichts versprechen konnte. Wie hätte ich es auch können?
Langsam und siegessicher schritten um die 50 bis 60 Gestaltenwandler geordnet auf die riesige Lichtung. Gegen diesen Haufen sah unserer mickrig aus. Sie liefen immer näher auf uns zu. Ich bekam Angst; ich wollte noch nicht sterben! Und vor allem wollte ich Jacob nicht verlieren...
Ohne jegliche Vorwarnung schossen zwei Reihen der Dämonen auf uns zu und griffen uns an. So schnell konnte ich nicht schalten; ich war doch kein Vampir! Einer der Gestaltenwandler wollte meine Ablenkung ausnutzen und rannte auf mich zu. Noch immer stand ich wie benommen da und rührte mich nicht. Mom schmiss sich dazwischen und warf den Dämon auf den Boden. Sofort riss sie ihm den Kopf ab und schmiss ihn auf den winzigen Haufen zerrissener Gestaltenwandler, der aus maximal drei von denen bestand. "RENESMEE, LAUF WEG!! ICH WILL DICH NICHT DABEI HABEN", brüllten Mom und Dad fast gleichzeitig. "NEIN", schrie ich zurück, "ICH WILL HELFEN!" Dad preschte auf mich zu. "Hör zu, Renesmee, du kannst uns nur helfen, wenn wir nicht vor Sorge um dich unaufmerksam sind. Wenn wir die ganze Zeit darüber nachdenken müssen, ob du dich verteidigen kannst. Also lauf weg!", sagte er so schnell, dass ich es nur mühsam verstand. "Und was ist wenn mir einer folgt? Wenn ich DANN ganz alleine bin?" Dad biss die Zähne aufeinander. "Hör zu, ich habe weder Zeit noch Lust JETZT zu diskutieren, nimm meinetwegen Jacob mit. Aber bitte, bitte Lauf, Renesmee! Ich hole dich, wenn alles vorbei ist." Mit diesen Worten schob er mich zu Jacob, sagte ihm dass er mit mir weglaufen sollte, setzte mich auf Jacobs riesigen Wolfsrücken und sah mir traurig nach.
Jacob rannte soweit er konnte, bis ich schließlich rief, er solle endlich stehen bleiben. Ich schwang mich von seinem Rücken und setzte mich in eine Ecke. Wir waren noch immer mitten im Wald, ich kannte mich hier nicht aus, also wusste ich auch nicht, worauf ich achten musste. "Meinst du sie schaffen es?", fragte ich Jake. Meine Stimme klang zerbrechlich. Jake nickte und legte sich dann neben mich. Langsam kraulte ich ihm den Hals, wobei ich jedoch immer noch auf die Umgebung achtete. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Auch Jacob ließ seinen Blick schweifen, doch fürs erste, schienen wir sicher zu sein. Nun war es an der Zeit zu warten...
Zwei Stunden später...
Noch immer saß ich zusammengekauert an einen Baum gelehnt, Jacob neben mir liegend. Wir, besser gesagt Jacob, war so weit gerannt, dass ich den Kampf nicht mal hören konnte. Ich wusste nicht was da unten vor sich ging. Da kam mir eine Idee; ich tippte Jacob vorsichtig an und sagte ihm, er solle die Gedanken von seinem Wolfsrudel lesen, damit wir wussten, ob alles gut ging. Er nickte. Nach zwei Minuten sah er mich an. "Alles okay?", fragte ich leise. Er nickte mit seinem riesigen Kopf und stieß mich
an. "Ja... ich gebe mir ja Mühe positiv zu denken, aber es sind so viele..." Meine Stimme versagte.
Eine halbe Stunde später...
Langsam wippte ich mich vor und zurück. Noch immer hatte ich kein Zeichen meiner Familie erhalten. Wie sollte ich ihnen denn helfen, wenn sie in Schwierigkeiten steckten? Wenn sie es nicht schafften, alleine alle Dämonen zu besiegen? Wenn sie am Verlieren waren? Doch so durfte ich nicht denken. Das Einzige, was mir übrig blieb, war zu hoffen, dass alles gut ging.
Eine Stunde später...
Langsam machte ich mir echt Sorgen. Jake jaulte auf; ich konnte die Tonart nicht deuten, also fragte ich ihn. Statt einer Antwort rannte er davon, verwandelte sich und kam in Menschengestalt wieder zu mir zurück. Ich deutete es als ein gutes Zeichen. "Also?", fragte ich noch einmal. Wieder antwortete er nicht, nahm einfach nur meine Hand. Ganz langsam liefen wir in Richtung Lichtung, wobei ich es nicht aushielt, dass Jacob mir nicht sagte, ob alles gut gegangen war. Ich sah ihn von der Seite an. Sein Blick war traurig, es war keine Spur von Freude. Die Tränen stiegen mir in die Augen und bahnten sich einen Weg meine Wangen hinab. Jacob sah nicht fröhlich aus, ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich hatten wir verloren... Ganz leise weinte ich, sodass es Jacob nicht mitbekam. Er war eh schon genug mitgenommen. Wir erreichten die Lichtung und das erste was ich sah, war ein riesiger brennender Haufen, von dem lilafarbener Neben aufstieg. Tote Vampire?
Ich atmete erleichtert auf, als ich hinter dem Haufen meine Familie sehen konnte. Alle standen da und starrten in die Flammen. Vorsichtig näherte ich mich ihnen; ich konnte mir nicht sicher sein, dass sie es waren. Vielleicht waren es auch nur Gestaltenwandler. Meine Nase brannte, als ich den Rauch ausversehen einatmete. Kurz darauf konnte ich jedoch wieder den bekannten Duft meiner Familie einatmen. Ja, es war meine Familie. Tränenüberströmt rannte ich auf sie zu und nahm jeden nacheinander in den Arm. Ich fing an zu schluchzen und es rannen noch mehr Tränen über mein Gesicht.
Zwei Tage später...
Ich war bei Seth zu Besuch. Schweigend saß ich neben ihm und strich ihm über den Rücken. Er hatte seinen Kopf auf seine Hände gestützt und ließ seine Haare an den Seiten herunterhängen. Auch ich fing an zu schluchzen, bis ich schließlich in Tränen ausbrach und auf den Boden sackte. Ich kannte Leah nicht sehr gut und sie mochte mich auch nie sehr, aber es fühlte sich trotzdem so an, als würde mir jemand gewaltsam ein Teil meines Herzens rausreißen, das ich nie wieder zurück bekomme würde. Mein Leben würde nie mehr so sein, wie es früher war. Man konnte diesen Teil einfach nicht ersetzen. Seitdem Leah von einem Gestaltenwandler getötet worden war, hatte er weder etwas gegessen, noch etwas getrunken. Jetzt hatte er nur noch seine Mom. Und auch die ging an dem Tod ihrer Tochter zu Grunde. Sie hatte nur mit Mühe und Not den Tod ihres Mannes überlebt, hatte Dad mir erzählt. Die Clearwaters taten mir so unendlich leid. Ich wünschte, Leah hätte nicht mitgekämpft. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass wir sie eh nicht hätten abhalten können. Sie hasste Vorschriften und war stur. Wie also, hätten wir es ihr verbieten sollen?
Die Gestaltenwandler waren alle von meiner Familie getötet worden. Dad hatte Lucy aus einer Höhle befreit und sie zu ihrer Familie gebracht. Ein paar Tage später war sie zu Besuch gekommen und nachdem ich sie kennengelernt hatte, mochte ich sie sehr. Ich war mir sicher, dass wir gute Freundinnen werden könnten. Und jetzt wollte ich einfach nur meine Ferien so gut es ging in Forks genießen...
21 Tage später...
Nachdem ich die Clearwaters noch viele weitere Tage besucht hatte, hatte Sue zu mir gesagt, ich solle endlich meine Ferien genießen und in den Urlaub fahren, sie würden es schon schaffen. Ich hatte widersprochen, doch da hatte sie schon die Tickets für mich und Jacob gebucht. Auf Esmes Insel ging es. Ich hatte diese Insel noch nie gesehen, aber meine Eltern hatten dort ihre Flitterwochen verbracht. Bei Esmes und Carlisles Geschmack war ich mir sicher, dass sie wunderschön war. Jacob drückte meine Hand. Wir waren da...
Sorgfältig schließe ich mein Tagebuch und blicke in Jacobs Gesicht. "Lass uns ins Haus gehen", sagt er, nimmt meine Sache und trägt sie auf die Insel. Ich steige aus dem Boot und folge ihm, mit meinen Erinnerungen in der Hand...
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2010
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