Die Morrisons
- Das Mal der Flammenträger -
von Sila Perin
1.
Dunkelgrün, so weich und warm ein unbeschreiblich unvergleichbarer dunkler moosiger Grünton, so tief das ich Angst habe mich darin zu verlieren. Die tiefschwarzen Pupillen fixieren mich, halten mich bedingungslos gefangen wie seine starken Arme, ich drohe zu versinken und mich in ihm zu verlieren, ich bin außerstande die Augen zu schließen um den unmittelbar bevorstehenden Kuss zu geniesen, aus Angst, dass sich sein Antlitz aus meinen Gedanken schleicht........
So Stopp! Halt! Bis hierhin und auf keinen Fall weiter, meine Liebe! Konzentriere Dich endlich auf Deine Atmung, was hat das Model im Trainingsvideo gepredigt mit ihren wundervollen, brechreizhervorrufenden, perfekten Maßen? Brustatmung, Kopfatmung, Po zusammenkneifen, gerade Haltung, Schultern zurück, Brust raus und einen Schritt vor den anderen. Denn wenn Du Dich weiterhin in seiner Welt aufhältst, läufst Du geradewegs gegen den nächsten Baum.
Just in diesem Moment fiel mir wie jedes Jahr ein, warum ich joggen hasste und warum ich meine guten Vorsätze spätestens 2 Wochen nach dem Beschluss über Bord werfe. Ich war noch nie ein sportlicher Typ Frau, bin es nicht und werde es nie sein, DAS sollte mein Vorsatz eigentlich werden, mein Mantra sozusagen. Und ja, ich liebe Latte Macciato und davon am liebsten 3 Stück am Tag, allein bei dem Gedanken daran flippt meine neue Superwaage im Badezimmer aus, eines jener Modelle die sogar den Fettgehalt anzeigt, eine für die ganz mutigen Frauen.
Außerdem drücken die neuen Laufschuhe, ich beschließe sie zuhause in den Schrank zu sperren zu ihren Kollegen aus den letzten Jahren, am besten noch hinter mein tolles korallefarbenes Kostüm das mir seit 7 Jahren nicht mehr passt, das ich aber nur aus schlechtem Gewissen heraus behalten habe, da ich mir um diesen Preis damals bestimmt auch einen Wochenendtrip hätte leisten konnen, samt Personaltrainer.
Und ja, ich hasse mein Leben, ich versuche es ständig zu ändern und es wird nie besser, meist bin ich nach so einem Versuch unzufriedener als zuvor. Ich habe keine Clique aus Freundinnen oder schwulen Freunden, nein diese Dosis hole ich mir am liebsten vor dem Fernseher wenn ich die x-te Wiederholung von *Friends* oder *How i met your mother* ansehe. Allgemein gesehen müsste ich mich komplett ändern, denn nicht mein Leben passt nicht zu mir, sondern ich passe nicht in dieses Leben.
Frauen lästern mir als Freundinnen oftmals zu viel, benehmen sich zu tussig, Männer nicht verständnisvoll genug, oder einfach zu proletisch. Kurz gesagt ich bin in allem zu sprunghaft und weiß nicht was ich von meinem Leben möchte oder eben es von mir, und das wiederum ist das einzige was sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht, im privaten, in meiner Arbeit, ja sogar in meinem Kleidungsstil, meiner Ernährung und in meinem Musikgeschmack.
Da bieten sich diese Tagträume geradezu an für mich, ständig schweben sie wie eine verlockende, süßlich duftende, weiche rosa Wolke vor mir her und ehe ich mich versehe, befinde ich mich mittendrin nur allzu glücklich darüber ein paar Momente aus dem Hier und Jetzt zu entfliehen.
Und immer wieder lande ich bei "ihm", der mit den wunderschönen, tiefen dunkelgrünen Augen die mich auffangen und einfangen, er, der nie einen Körper hat in meinen Träumen, meist sehe ich nur die Augen und gleichzeitig die ganze Welt in ihnen. Mit viel Glück sehe ich sein ganzes Gesicht, umrahmt von leicht gewellten, dunkelbraunen Haaren die ihm bis zum Kinn reichen. Zusammen mit den Bartstoppeln und den hohen breiten Wangenknochen gibt es ihm ein leicht verwegenes Aussehen das in mir zugleich das Urvertrauen weckt und mich fast dazu drängt ihm meine Seele zu Füßen zu legen. Ganz zu schweigen von seinem Mund, diesen vollen Lippen die gleichzeitig nicht zu voll sind, in diesem unbestechlich schönem rosa Farbton mit einem geschmeidigen Schwung wie eine anmutige Melodie, die Gedanken in mir hervorruft die ich besser nicht einmal in meinen Tagträumen zulasse, da dieses Buch nicht unbedingt FSK 18 werden soll.. Leider habe ich in seinem Lächeln bisher keine spitzen Eckzähne gesehen, das wäre die Perfektion schlechthin, ich steh nun mal auf diese erotischen Beißer...
Joggen sollte beruhigen und einem ein gutes Gefuhl geben, hm, okay es ist definitiv nichts für mich, denn als ich kurze Zeit später in meinem Badezimmer stehe und mir mein abgespanntes Spiegelbild entgegenblickt, die Strähnen wirr und schweißnass um den Kopf angeordnet wie eine Begegnung mit einem Föhn in der Badewanne dazu ein rotfleckiges Gesicht aus dem mich Mascara verschmierte Augen genervt ansehen, beschließe ich, dass das nun mein endgültig letzter Versuch war, Leichtigkeit in Form von weniger Kilos in mein Leben zu bringen.
Kritisch betrachte ich mich in dem lebensgroßen Spiegel im unbarmherzig kalten Badezimmerlicht, nun ja, dick bin ich nicht unbedingt, mir viel gutem Willen könnte man meine Figur als weiblich bezeichnen, zum Glück falle ich noch nicht in Rubens Beuteschema, der Typ der vorzugsweise seeeehr reichlich proportionierte Damen malte. Und Brüste habe ich auch, sogar reichlich davon und sie richten ihren Blick auch noch nicht gen Süden, mein Bauch naja er ist nicht straff sondern eher weich und meine Hüften, weisen kleine Reiterhosen auf, obwohl ich Angst vor Pferden habe.
Meine Beine könnten durchaus länger sein, dann würde sich mein Gewicht besser verteilen, mein Körper ist allgemeiner Durchschnitt, mit einer Größe von 163 cm und 65 kg, ich bin keine Gazelle mit Kleidergrose 40 aber eigentlich ganz okay. Warum nur stresse ich mich dann jedes Jahr mit Fitness und Diäten die ich nie durchhalte sondern dabei eher noch mehr zunehme, da alleine der Gedanke an eine Diät Heißhunger in mir hervorruft, der dann natürlich sofort in Form von weißer Schokolade gestillt werden muss?
Soweit so gut, ein neues Mantra muss her, ich liebe mich wie ich bin, na schön, aber zu meinem Glück fehlt mir dann doch noch eine Hälfte und wer bitteschön sollte mich so lieben wie ich bin?
Selbst wenn Man(n) bzw. Vampir sich die roten Flecken und die verschwitzten Haare wegdachte, war ich immer noch nicht das Idealbild auf das so Wert gelegt wurde, aber andererseits dachte ich, welche Hälfte kam in Frage? Durfte ich wählerisch sein? Konnte ich bis an mein Lebensende mit einem Mann zusammen sein der mich nie so ansprechen würde wie der Fremde aus meinen Träumen, den ich mit Sicherheit nie bekommen würde, geschweige denn ihm näher als 10 Meter kommen zu können, selbst wenn er in dieser Welt, in der ich mich nicht wohl fühlte, überhaupt existierte?
Grübelnd ließ ich mir ein warmes Schaumbad mit Mandelmilch in meiner Eckbadewanne ein, auf die ich so stolz war, war sie doch der Ort in meiner Wohnung an dem ich mich am wohlsten fuhlte, an dem ich mich meinen Tagtraumen hingeben und meinen Gedanken nachhängen konnte und das stundenlang.
Ich schlüpfte kurz aus dem Bad um das Telefon und die Türklingel abzustellen, denn ich war überhaupt nicht in Stimmung auf Konversation, sei es in Form meiner Nachbarin die eine Tasse Zucker fur ihr Diätmüsli benötigte oder meiner Mutter die sich über die Ungerechtigkeit eines Knebelvertrags ihres Buchclubs auslies.
Langsam glitt ich in die warme Schaumwanne, auja genau das brauchte ich nun, nur warmes Wasser und abschweifende Gedanken, ich schloß die Augen und atmete tief den leicht
süßlichen Geruch der Mandelmilch ein, da streifte mich ein leichter Hauch... und noch einer ... und noch ein Hauch.
Da waren sie wieder, die Augen meines Fremden, sie blickten mich an und in mich bis auf den Grund meines Herzens, selbst wenn ich wollte, so hätte ich ihm diesen Blick nicht verwehren können. Dieser Hauch, das war sein Atem der sanft mein Gesicht streichelte, er schenkte mir Gänsehaut, angenehm und prickelnd, die mich komplett einhüllte. Doch da verengten sich seine Augen langsam und zeigten kleine Lachfältchen, ich ließ meinen Blick zu seinem unsterblich schönem Mund wandern und sah dass dieser ein verschmitztes Lächeln mit strahlendweißen, gleichmäßigen Zähnen aufwies sowie einer ganz schmalen Zahnlücke zwischen den beiden oberen Schneidezähnen. Oh mein Gott ich wusste davor gar nicht wie erotisch so ein kleiner Schönheitsfehler sein konnte. Nein kein Fehler, mein Fremder und Fehler in einem Satz - das passte nicht zusammen, es war weder ein Fehler noch ein Makel es war eine Ergänzung zu seinem perfekten Gesicht. Es war auch das erste Mal das ich ihn so lausbübisch lächeln sah, doch nun nahm ich dunkle warme Töne wahr, die sich anhörten als würde ich auf weiche Federn gebettet, als ich verstand, dass diese Töne sich zu Worten formten. Er sprach! Er sprach zu mir! Wirklich zu mir!
"Abby, tauch auf......"
-Diese Stimme machte mich fast wahnsinnig, ich dachte nach diesem Gesicht, mit diesen Augen und diesem Mund gäbe es keine Steigerung, aber diese Stimmfarbe topte alles
"Abby, tauch auf, Du brauchst Luft!"
- Er versetzte mich in wahre Euphorie..........
"Tauch auf, DU brauchst Luft!"
- Erst jetzt bemerkte ich den sorgenvollen Blick und den veränderten Ton seiner herrlichen wunderbaren Stimme.
Prustend und keuchend tauchte ich in der Wanne zwischen den Schaumwolken hervor, was war das? Hustend hing ich über dem Rand meiner Badewanne, noch zu sehr damit beschäftigt das Wasser aus meinen Lungen zu würgen, als mir langsam dämmerte, das mein Fremder mir soeben das Leben gerettet hatte, das er mir alleine durch seine Traum Anwesenheit fast genommen hätte.
Etwas verwirrt strich ich mir meine nassen Haare aus dem Gesicht und stieg wackelig aus der Badewanne, griff nach meinem Bademantel und schlang ihn um mich, feuchte Fußspuren hinterlassend tapste ich vorsichtig in die Küche, um mir einen Latte zuzubereiten. Mit dem großen Glas dampfender Flüssigkeit ging ich ins Wohnzimmer, kuschelte mich auf meine cremefarbene Couch und schaltete mit der Fernbedienung meinen CD Player an - leise begann Bryan Adams mich einzulullen mit seiner Musik.
Nachdenklich nippte ich an meinem Kaffee, es war inzwischen Abend geworden, draußen war es dunkel, die Lichter in den umliegenden Häusern warfen einen schwachen Schimmer zu mir, ich hatte ein paar Kerzen angezündet und noch immer legten sich die sanften Töne leiser Musik auf mich. Die Leere in mir, die schon immer da war und wie selbstverständlich zu mir gehörte, breitete sich immer weiter aus, es fühlte sich nicht gut an, kühl und leer, als klaffte eine Schlucht in meiner Brust. Wo gehörte ich hin, wo war mein Weg, meine Bestimmung?
2.
Ich wäre fast ertrunken...... wie war es soweit gekommen mit mir? Ich glitt einige Jahre in die Vergangenheit zurück, dachte an meine Kindheit, die schlichtweg durchschnittlich war, Vater, Mutter, Geschwister, Mietswohnung, Schule, Ausbildung, keine besonderen Vorkommnisse.
Nur die Tatsache dass ich mich noch nie wirklich irgendwo dazugehörig gefühlt hatte, blieb. Meine Geschwister verstanden sich gut, auch ohne mich, in der Schule gab es viele Cliquen, mal stand ich bei der einen, mal bei der anderen, doch richtig eingebunden war ich nirgends, obwohl ich kein Außenseiter war. Genau genommen wollte ich auch nirgends fest dazugehören, weil es immer etwas gab, das mich störte, das mir das Gefühl gab, nicht Teil dessen sein zu wollen.
Später habe ich eine Ausbildung gemacht zur Landschaftsgärtnerin, doch auch das machte mir keinen Spaß, trotzdem zog ich die Lehre durch, mit dem Vorsatz in diesem Beruf nach meinem Abschluss nicht zu arbeiten.
Mit Freunden war es ähnlich, meine erste große Teenieliebe war eine 1-jährige Beziehung mit einem 4 Jahre älteren Softeisverkäufer, doch trotz der rosa Brille, fand ich nicht das was ich suchte, so war es weiterhin bei jedem Freund, nicht das nun der Eindruck entsteht, das ich eines der Mädchen war, das leicht zu haben sei, oh nein, denn dafür hielt es mich nie lange genug.
Heute bin ich 29 Jahre, habe weder Mann, Kind, Haus noch Apfelbaum, keine beste Freundin, aber ein paar gute Bekannte, keine feste Vollzeitarbeit, sondern 3 Minijobs, da ich wie immer nie das finde, nachdem ich suche.
Was ich allerdings hatte, das war "er", der Fremde in meinen Tagträumen, zu ihm konnte ich abdriften wann immer ich wollte, er gab mir Wärme, Geborgenheit und ich hatte das Gefühl angekommen zu sein, am Ende meiner Suche und am Anfang meines Lebens. Doch gleichzeitig würde ich auch jedes Mal ein bisschen trauriger, denn ich konnte zwar immer bei ihm sein, doch nur in meinen Gedanken, er war nicht real, er existierte nicht und das war das eigentliche Problem. Er war mein Versteck, meine Zuflucht vor dieser Welt, und wenn sich nicht schleunigst etwas änderte, wurde ich über kurz oder lang reif für die Klapse sein.
Ich musste mich von ihm verabschieden, so weh es auch tat, diese Träume auszublenden, es war die einzige Chance mein reales Leben in die Hand zu nehmen anstatt einer Fata Morgana hinterher zu hecheln, die nie existieren würde.
Zuallererst sollte ich, Abby, erst einmal herausfinden was ich eigentlich suchte, das war wie immer die Frage aller Fragen.
Seufzend griff ich nach meiner neuesten Eroberung, einem Vampirroman, indem der böse, perfekt aussehende Beißer nachts kommt und sich in die wunderschöne, natürlich makellos aussehende Sterbliche verliebt und sie zum Schluß glücklich vereint beißend in die Ewigkeit blicken.
Das war der Stoff aus dem Träume sind, dort fühlte ich mich wohl und angekommen. Diese Paare hatten den Sinn ihres Daseins gefunden, und sie wurden durch den jeweils anderen komplettiert. Das musste der Himmel auf Erden sein, endlich zu wissen wohin man gehörte. Diese Bücher verschlang ich nahezu, pro Nacht schaffte ich etwa ein Buch, meine Buchhändlerin zeigte sich jedes Mal verzückt wenn ich den Laden betrat, so kaufte ich doch pro Woche mindestens 4 Bücher, was mittlerweile ein Loch in meine sowieso schon recht magere Kasse riss. Doch trug ich immer noch die Hoffnung in mir, durch das stetige Abtauchen in fremde Welten mein eigenes klammes Loch in meiner Brust zu verdrängen, mich hineinzufühlen in deren Dasein, um zu vertuschen wie jämmerlich und einsam doch mein eigenes Leben war.
Doch heute fand ich mich nicht gleich in den Roman ein, ich legte ihn wieder ab und starrte auf die flackernden Kerzen, es musste sich endlich etwas ändern, ich musste mein Leben in den Griff bekommen. Ich wollte eine anständige Arbeit die mir Spaß machte, anstatt 3 Aushilfsjobs, ich wollte einen Partner an meiner Seite und endlich richtig leben, dann würde ich eben ein paar Abstriche machen mussen. Wer bekommt schon ein Paket überreicht mit dem Aufdruck " Dein perfektes Leben, viel Spaß damit!"?
Abrupt setzte ich mich auf, ich hatte einen Entschluß gefasst, ich würde nicht morgen oder übermorgen damit anfangen etwas zu ändern, sondern jetzt sofort.
Meine Wanduhr zeigte 23:17 Uhr als ich das Licht im Wohnzimmer anknipste, in meine gemütliche Jogginghose samt T-Shirt schlüpfte und meinen Laptop hochfuhr.
Wahrend der PC leise summte, suchte ich im Altpapier nach dem Wochenblatt mit den Stellenanzeigen, es musste eine Arbeit geben für mich, egal was, Hauptsache eine Arbeit die mich auch wirklich den ganzen Tag beschäftigte sowie mir ein festes und regelmäßiges Gehalt garantierte. "Super Abby wie öde... ja ich weiß, das ultimative Ultimum hörte sich anders an, aber es wäre ein Anfang"
Die kleinen goldfarbenen Sprenkel in diesem dunklem grün seiner Augen, die um seine Pupillen tanzten, schienen zu leuchten, er lächelte mich sanft an, ich betrachtete verzückt seine Grübchen an den Wangen als sich seine Mundwinkel leicht nach oben zogen.
Er freute sich, er freute sich allem Anschein nach wirklich dass ich wieder bei ihm war und es mir gut ging
"Abby.."
Ich seufzte, als ich meinen Namen hörte, eingehüllt in den warmen, rauen Tönen seiner Stimme. Sein Atem streifte uber meine Augenlider, die zu flattern begannen vor Glückseligkeit ihm nahe zu sein. Wärme legte sich uber meine Wangen und ein Teil der Wärme bewegte sich langsam auf meinen Mund zu. Er hatte mein Gesicht in seine Hände genommen und hielt mich zärtlich als er begann mit seinem Daumen vorsichtig uber meine Lippen zu streichen. Die ganze Zeit über ließ er mich nicht aus den Augen, meine Haut kribbelte und seine Berührungen hinterließen ein angenehmes Prickeln, daß ich nie wieder missen wollte. Langsam senkte er seinen Kopf, dabei fielen ihm einige Strähnen seiner Haare ins Gesicht, er hielt meinen Blick mit seinem gefangen und ganz vorsichtig streiften seine Lippen die meinen. Es raubte mir schier den Atem, seinen Mund auf meinem zu spüren, zu schmecken, sein warmer Atem drang wie ein sanfter zarter Hauch in meinen Mund und erfüllte mich mit purem Verzücken. So muss pures Gluck schmecken, weich, vollkommen und unendlich.
Ich blinzelte ein paar Mal, Stopp! rief ich mir in Gedanken zu, das wolltest du nicht mehr zulassen! Er ist nicht real, er zieht Dich in eine Welt die nicht existiert, geh weg von ihm! Jetzt! Sofort! Geh` bevor alles zu spät ist!
Ich saß etwas verstört auf dem Boden neben der Altpapierkiste und heiße Tränen strömten mir die Wangen hinab. Ich sah immer noch seinen erschrockenen Blick auf mir ruhen, ein Blick der Unverständnis und Schmerz ausdrückte als ich mich so abrupt von ihm trennte, traurig den Kopf langsam schüttelte und aus seiner Welt verschwand. Es ging so schnell, dass ich ihm nicht einmal die Zeit ließ zu widersprechen, er hätte es noch schwerer gemacht.
Als Kind hatte ich von meinem Großvater ein kleines Herz aus Glas geschenkt bekommen, das ich fortan hütete wie meinen Augapfel. Aus Angst es zu verlieren nahm ich es überall hin mit, auch in mein Bett, doch legte ich mich eines Nachts im Schlaf darauf und es zersprang in viele kleine Scherben.
Genauso fühlte sich nun mein Herz an, es war zersprungen, zerbrochen an einem nicht realen Fremden, nach dem sich meine Seele so sehr sehnte und den es nie geben würde in meiner Welt.
Die Tränen strömten weiter über mein Gesicht, ich konnte sie nicht aufhalten, sie floßen aus Trauer um den Fremden, aus Wut über meine Entscheidung, aus Verzweiflung darüber daß es ihn nicht gab, egal wie echt es sich jedes Mal angefühlt hatte. Ich weiß nicht mehr wie lange ich schluchzend auf dem Boden saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und mein Korper von Weinkrämpfen bebte.
3.
Irgendwann muß ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte schien ein Sonnenstrahl direkt auf mich, er hatte sich zwischen den grauen Regenwolken die draußen den Himmel beherrschten hindurchgekämpft, als wollte er mir sagen, dass es immer einen Lichtblick gibt, egal wie düster alles aussieht.
Langsam rappelte ich mich von dem harten Holzboden auf, mir tat jeder Knochen einzeln weh, ich wusste gar nicht das mein Körper so viele Knochen besaß die gleichzeitig schmerzen konnten. Ich wankte vorsichtig ins Badezimmer, tastete nach dem Lichtschalter und erschrak vor der Frau die mir im Spiegel entgegenblickte.
Ich hatte dicke verquollene Augen, mein Gesicht fleckig und aufgedunsen, dunkle Augenringe komplettierten den unansehnlichen Anblick, einzig meine halblangen roten Locken machten das was sie immer taten, sie standen widerspenstig in alle Himmelsrichtungen ab. Das Erschreckenste jedoch war der leere Blick meiner Augen, stumpf und tot blickten sie ins Leere, wohlwissend das größte Glück verloren zu haben, das es in meiner Welt nicht gab.
Ich schälte mich aus meiner Kleidung und stieg in die Dusche, schloß die Augen und ließ mir das heiße Wasser auf den Nacken und den Rücken prasseln, doch kaum hatte ich tief durchgeatmet waren sie wieder da...... die Augen. Nein das durfte nicht sein! Schnell riss ich meine Augen auf um den Anschluß an das Hier und Jetzt nicht zu verlieren und um nicht wieder zu ihm gezogen zu werden. Erneut verschwamm mein Blick vor Schmerz. Ich drehte die Dusche auf kalt und prustete erschrocken über den kalten Schwall der sich über mir ergoß. Zitternd hielt ich einige Sekunden unter dem eisigen Wasser stand, spürte meine
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Sila Perin
Bildmaterialien: Joachim
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2012
ISBN: 978-3-86479-362-2
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Danke an Chris, den ich mit meiner Tipperei oft an den Rand des Wahnsinns gebracht habe, der kein Vampir ist, aber verdammt nah` dran, ich liebe Dich :)
Elli, meine Probeleserin, die das Fantasy Genre eigentlich gar nicht mag :)
Nettchen, meine 2. Testleserin, die genau wie ich ein absoluter Vampyr Fan ist und der die "Liebesszenen" viel zu unausgereift waren.
Docy, der mir bei der Auswahl des Covers half incl. seiner endlosen Cappuccino Suche.
Joe, danke für Dein Gesicht, ohne Dich ware das Cover verdammt einsam.
Danke Mama & Papa, das ihr mich habt so werden lassen wie ich jetzt bin.
Last but not least, danke an den realen Edward, für seine Musik, die mich bei sehr vielen Szenen inspiriert hat.