Cover

Leseprobe


(Dis)Claimer: Das Universum von Star Trek gehört seinem Erschaffer Gene Roddenberry und dem, der die Lizenzen verkauft. Im Moment ist das Paramount Pictures. Bis auf die bekannten Figuren der Enterprise sind jedoch alle andere Charaktere frei von den Autoren erfunden. Fanfiktion mit diesen Figuren sind erlaubt, eine kommerzielle Verwendung verbietet sich aber aus mehreren Gründen. Bitte bei Leihen der Figuren dieses speziellen Universums in jeglichem Medium die Autorinnen fragen (weil wir nämlich neugierig sind und ein ganz klein wenig sind wir auch aufgeregt) - Mails werden aktualisiert, sollten sie sich ändern. Bei dem Urheber und den Rechtsinhaber von Star Trek bitten wir um Entschuldigung, dass wir nicht gefragt haben. Wir können nur versprechen, im Geist dieses Universums zu schreiben, so gut es uns möglich ist. Eine andere Wahl haben wir nicht, denn mit Star Trek fing im Grunde alles an...


Das ist eine Fanfiktion/Fan-Art. Dieses Buch darf nicht verkauft oder gekauft werden. Bei Missachtung kann im Falle von Regressansprüchen durch den jeweils aktuellen Lizenzinhaber Schadensersatz gefordert werden.


Das Buch wird als Geschenk an Fans von Borderlands durch die Autoren abgegeben.


Impressum


Autoren: Seya und Neko


Bild: Künstlerin Yvonne Less (art for artists) 2017

Cover-Gestaltung: Dana Brandt


Innengestaltung:

Bild: Vector background with abstract particles@ julvil11 (depositphoto)

und unbekannt

Buchsatz für ebook und print: weibsbilder-verlag

Idee des Universums: Gene Roddenberry


Geschrieben: 2005

Erstveröffentlichung: 2016 auf fanfiktion.de und wattpad.de als frei lesbare Geschichte

Print Fanausgabe: 2017


Mail: sheseya@yahoo.de und neko@michiru.de

Webseiten: dana-brandt.com und michiru.de


Inhalt




„Kontrollzentrum von Deep Space 13, hier ist Captain Duval von der Drake. Erbitte Andockerlaubnis für Reparaturen.“

Der Kommunikationskanal rauschte ein wenig und Captain Etienne Valor Duval schlug gegen das Kontrollpaneel. Noch einmal fiepte es, dann ertönte endlich eine weibliche, unpersönlich klingende Stimme: „Captain Duval, Sie haben Andockerlaubnis an Rampe 3.“

Etienne atmete auf. Er hatte schon befürchtet, dass diese kleine Station am Rand der Neutralen Zone überlastet war und keine Schiffe mehr andocken ließ, die nicht der Sternenflotte der Föderation angehörten. Aber umso besser, dass es nicht so war. Denn sehr viel weiter konnte er mit seinem Schiff nicht mehr fliegen.

Mit einem eleganten Schwenk glitt die Drake zur entgegengesetzten Seite der Station auf die besagte Andockrampe zu. Die Drake war kein sonderlich großes Schiff, hatte aber den Vorteil, dass sie keine weitere Crew benötigte. Ein Umstand, der sich in seinem Leben immer wieder ergab.

Bis vor einer Woche hatte Etienne allerdings noch so etwas wie eine Crew gehabt. Genauer gesagt hatte er mit seiner Partnerin Tania auf dem Schiff gelebt. Doch was hatte die Frau gemacht? Sie hatte einfach so beschlossen, sich mit einem reichen Schnösel auf Alpha Centauri III niederzulassen und ein Kind zu bekommen. Tolles Timing, fluchte Etienne einmal mehr. Und das gerade jetzt, da seine weitere Reise ihn ins Romulanische Reich führen würde, um dort ein wenig des überall in der Galaxis beliebten Ale zu bunkern und gewinnbringend in der Föderation zu verkaufen. Von dem anderen, kleinen Auftrag, der ihn in der Hauptsache ins Romulanische Reich führte, einmal völlig zu schweigen.

„Halten Sie Ihre Papiere bereit, Captain Duval. In letzter Zeit hat es vermehrt Schmuggelvorfälle gegeben. Wir überprüfen Ihre Fracht!“, informierte ihn der Kommunikationsoffizier.

Etienne grinste. So, Schmuggel? Sie konnten die Drake gerne auf den Kopf stellen, aber die speziell duraniumverstärkten Verschläge, die sich jedem normalen Tricorderscan entzogen, würden sie nicht finden und damit auch nicht das kleine Kästchen, welches er für Toran hatte besorgen sollen. Das kleine Schmuckstück würde ihm 5.000 Barren in Gold gepresstes Latinum einbringen. Das war ein guter Schnitt für ihn und dem Ärger, den er bisher hatte, mehr als angemessen.

Brav holte Etienne seine Händlerlizenzen heraus, um sie vorzeigen zu können.

Es zischte und ruckelte, als sein Schiff arretiert wurde. Dann zischte es erneut - jedoch etwas länger. Sauerstoffreichere Umgebung hieß das für ihn als Mensch und damit das Wissen, dass die Schleusentüren zum All hin geschlossen waren. Die Raumluft der Drake zu tauschen oder einen neuen Filter einzubauen, war auch keine schlechte Idee, was ihm zu diesem Thema einfiel. Aber vorher musste er die rotbefrackten Sicherheitsleute an Bord bitten. Es waren zwei mit Phasern bewaffnete Männer, äußerlich menschlich und eher langweilig, wenn man die Vielfalt des Lebens bedachte und selbst zu den Menschen zählte. „Stationssicherheit, Deep Space 13. Gewähren Sie uns bitte Zugang, Captain Duval!“

Etienne tat wie geheißen und löste die Sperren, die mit einem bedenklichen Ruckeln beiseite glitten. Das Schiff fiel ihm vor seinen Augen fast auseinander, ein trauriger Anblick.

„Meine Herren, bitte“, winkte er den Sicherheitsleuten mit einem Lächeln auf den Lippen herein, „Ich entschuldige mich für die Unordnung, aber mein letzter Stopp samt Inspektion und allem, was dazu gehört, ist schon eine ganze Weile her.“

Die beiden Offiziere sahen ihn an, als hätten sie auf Zitronen gebissen. Mit ihnen konnte er also durchaus Probleme bekommen, wenn ihre schlechte Laune sich an ihm entlud, wobei das natürlich auf fast jeden Sicherheitsoffizier von Starfleet zutraf.

„Ihre Papiere bitte, Captain Duval! Transportieren Sie verbotene Waren, Tiere, Artefakte oder anderes? Gibt es noch weitere Personen an Bord?“

Als ob die Stationssicherheit nicht wusste, dass er allein war, dachte Etienne. Er hatte die Scannersignale empfangen.

Brav überreichte er seine Lizenzen. „Nein und nein“, antwortete er; was sogar teilweise der Wahrheit entsprach. Außerdem waren die paar Päckchen olosianischer Glücksstaub und ein Artefakt für einen besonderen Kunden in den geheimen Frachtcontainern eigentlich nicht der Rede wert, wenn es nach seinem persönlichen Maßstab ging. Die Ferengi hätten ihm in diesem Punkt auch zugestimmt, doch die Föderation und deren Gesetzgebung war da leider anderer Meinung und dazu noch überaus pingelig.

Die beiden Sicherheitsleute gingen mit Tricordern durch sein Schiff, veränderten öfter die Einstellungen und kamen zurück. „Bitte öffnen Sie die zwei Container!“, forderten sie ihn auf und deuteten dabei auf die zwei Transportcontainer, die als einzige ein offizielles Indiz seines Berufsstandes als Händler waren. Etienne tippte einen Code auf dem Schaltpaneel ein und sie öffneten sich zischend. Darin lagerten allerdings nur ein paar unspektakuläre Ersatzteile für Warpantriebe - das einzige, was an der Drake immer einwandfrei funktionierte - und ein paar Kisten saurianischen Brandy.

„Alles in Ordnung, Sir. Vielen Dank für Ihre Kooperation. Willkommen auf der Station. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt, Captain Duval.“

„Danke“, erinnerte sich Etienne an seine Manieren. Nun, das war fürs Erste geschafft, resümierte er und blickte den Offizieren nach, die ihren Aufgaben nachgingen, ohne ihn noch weiter zu beachten.

Der nächste Schritt hieß wohl, der Drake eine Generalüberholung zu verpassen und zwischendurch herauszufinden, ob diese Station noch etwas anderes beherbergte außer einem Trupp diensteifriger Starfleet-Leute. Nur gut, dass er sich die Idee, selbst der Sternenflotte beizutreten, rechtzeitig schon vor Jahren aus dem Kopf geschlagen hatte. Diese Arbeit war eindeutig nichts für ihn und widersprach schlicht seinem unsteten Charakter.

Etienne streckte sich und tippte ein paar Befehle ein und startete mit einem Befehl das erste Wartungsprogramm, welches die schlimmsten Fehlfunktionen anzeigen sollte. Doch schon jetzt wusste Etienne, er kam keinesfalls um eine Anfrage bei der hiesigen technischen Abteilung herum, um ein paar Ersatzteile zu erstehen. Und mit dem Einbauen jener Teile war es auch nicht ganz einfach. Etienne verstand zwar genügend von der Technik seines Schiffes, aber ein Ingenieur war er nicht. Das war bisher immer Tanias Job gewesen.

Verdammte Weiber! Wann war je eine von ihnen zuverlässig gewesen? Etienne schwor sich, so schnell keine Frau wieder an Bord zu holen.

Doch das stand am Ende der Dinge, die gerade wichtig waren. Er machte sich daher auf den Weg, um die dringendsten Punkte auf seiner langen Liste von Erledigungen abstreichen zu können.

Die Station Deep Space 13 war nicht sonderlich groß und gehörte mit zu den älteren ihres Typs. Genauer, es handelte sich um eine ehemalige, aufgegebene Außenhandelsstation unweit der Neutralen Zone. Im Moment wurde sie von Starfleet generalüberholt, um dann als vollwertige Raumstation eingesetzt zu werden. Überall hingen Kabel aus den Schächten, liefen Ingenieure, zivile wie militärische, durch die Gänge, kommunizierten über die neueste Generation von Kommunikatoren, die Etienne noch immer neidvoll grün anlaufen ließen, wobei sie eine Menge Hektik verbreiteten.

Unvermittelt tauchte ein Schopf mit langen, lockigen Haaren in anderthalb Metern über ihm aus einem der Schächte auf und fluchte in schönstem Klingonisch die farbenprächtigsten Beleidigungen. Der Mann, dem dieses Mundwerk gehörte, schob sich noch ein Stück weiter heraus. Er trug die gelbe Uniform der Technik und war damit eindeutig erkennbar als Angehöriger von Starfleet.

Ein wenig überrascht blieb Etienne stehen. Er hatte schon davon gehört, dass es eine Handvoll Klingonen in der Sternenflotte gab. Der Anblick eines solchen Exemplars in Uniform war und blieb aber selten. Ausgerechnet an diesem Ort ein Exemplar anzutreffen, machte ihn neugierig, zudem er einen Krieger weniger in der technischen Abteilung vermutet hätte – eher bei der Sicherheit. Dort, wo es möglich war, sich als Krieger zu beweisen, wenn man schon bei der Sternenflotte diente und nicht in der Klingonischen Imperialen Flotte.

Etienne schätzte die Klingonen als gelegentliche Handelspartner, aber sie hatten leider auch die unheilvolle Neigung, Meinungsverschiedenheiten jeglicher Art mit Gewalt lösen zu wollen.

Aus diesem und noch einigen anderen Gründen ging Etienne nie unbewaffnet in die Nähe eines Klingonen. Darüber hinaus hatte schon vor Jahren deren Sprache mitsamt allen Idiomen und Dialekten gelernt, um rechtzeitig vorgewarnt zu sein. Und ja, die Flüche, die dieser Klingone hier ausstieß, waren wirklich nicht mehr gesellschaftsfähig.

Inzwischen war der Klingone, der offensichtlich den Rang eines Fähnrichs bekleidete, ganz aus der Jeffries-Röhre herausgekrochen und heruntergeklettert. Dabei hatte er ganz nebenbei eine beeindruckende Körpergröße entfaltet. Doch das war nicht das einzige, was beeindruckte: Etienne erblickte eine Schönheit und er schwor dabei beim Leben seiner Eltern, dass dieser Klingone kein reinrassiger war. Andernfalls aß er freiwillig einen Teller voll Gagh. Als er die spitzen Ohren sah, wusste er auch, wer die andere Hälfte der genetischen Ausstattung bei diesem Exemplar beigesteuert hatte.

„Fähnrich A´kebur, reißen Sie sich zusammen!“ Der gerufene Klingone wandte sich an seinen Vorgesetzten.

„Ja, Sir, dass würde ich gern, Sir. Aber diese Ersatzteile sind der letzte Dreck, Sir. Die Ferengi haben uns da Schrott verkauft.“

„Fähnrich, Sie sind Offizier der Sternenflotte, also mäßigen Sie Ihre Wortwahl!“ Der vorgesetzte Offizier, ein schon in Ehren ergrauter Mensch mit strengem Gesicht und dem Rang nach offenkundig der Chefingenieur der Station, klang deutlich ungehalten, während er zu seinem Fähnrich hinaufsah. „Das Material, das uns die Ferengi geliefert haben, ist dreimal überprüft worden. Es muss eine andere Ursache für die Fehlermeldungen nach dem Einbau geben und damit ein anderer Grund, warum die EPM-Leiter nicht funktionieren. Finden Sie ihn!“

Zufrieden mit seiner Maßregelung und von der Hoffnung beseelt, dass sich die Probleme nicht weiter aufaddierten, wandte sich der Chefingenieur um und kehrte zu seinen eigenen Arbeiten zurück.

Etienne verkniff sich ein Grinsen. Er war zwar noch nie auf dieser Station gewesen, aber das Handelsmonopol in diesem Planquadranten hatte ein einflussreicher Ferengihändler namens Thul. Und dieser hatte die schlechte Angewohnheit, Dinge zu verkaufen, die sich erst beim vierten Prüfen oder einem Spezialscan mit besonderen Einstellungen als der Schrott erwiesen, der sie waren. Von diesem Mann konnte sogar er noch etwas lernen, auch wenn er selbst kein Anfänger auf dem Gebiet war.

Der Klingone, der ein deutliches Merkmal von Vulkaniern mit sich führte, verzog den Mund. Dabei offenbarte er recht gerade Zähne. Kein Vergleich mit dem Raubtiergebiss der reinrassigen Klingonen. Wahrscheinlich war das auch eines der Gründe, warum er hier war und nicht auf einem klingonischen Schiff diente. Die Merkmale dieser kriegerischen und äußerst stolzen Rasse waren nicht stark genug ausgeprägt für deren Geschmack.

Das machte ihn fast automatisch zu einem Außenseiter. Aber der Verhaltenskodex des Fähnrichs und der akzentfreie Dialekt aus dem Zentrum des Klingonischen Reiches verrieten einen langen Aufenthalt außerhalb menschlicher oder gar vulkanischer Einflüsse.

Der Fähnrich schoss gerade auf ihn einen Blick aus blauen Augen ab. Ein weiteres und jetzt wirklich außergewöhnliches Merkmal. Für Klingonen wie für Vulkanier gleichermaßen. A´kebur, wie Etienne erfahren hatte, verbiss sich aber jedes weitere Wort. Trotzdem war die Aussage eindeutig und übersetzt bedeuteten Mimik und Gestik schlicht: „Verzieh dich!“

„Sie sollten die Ersatzteile noch ein viertes Mal scannen lassen“, riet Etienne betont lässig, „Und dann sollten Sie Thul an seinen fetten Ohren aufhängen, wenn er Ihnen das Geld nicht zurückerstattet.“ Mit diesen Worten ging er weiter.

Offenbar würde der Aufenthalt auf dieser öden, abgewrackten Station doch nicht ganz so trübe werden, wenn hier solche interessanten Leute herumliefen. Den Gedanken konnte er jedoch nicht ganz zu Ende denken, denn hinter sich hörte er plötzlich einen handfesten Streit. Es war der kleine Fähnrich mit seinem Vorgesetzten. „Der Ferengi hat Schrott verkauft. Ich habe dieses Teil hier noch einmal gescannt. Es ist defekt. Wenn wir noch mehr Sachen einbauen, dann können wir den Zeitplan nie einhalten“, rief der junge Mann ungehalten und immer noch wütend.

„Mäßigen Sie Ihre Stimme, Fähnrich!“, wurde er von seinem Vorgesetztem erneut zurechtgewiesen, der sich bei seiner Inspektion der übrigen Bereiche noch nicht allzu weit entfernt hatte und nun gezwungen war, sich erneut mit seinem lautstarken Fähnrich auseinanderzusetzen. „Ich prüfe das.“

A´kebur kämpfte derweil deutlich mit seinem Temperament. Nahm jedoch gehorsam Haltung an und ging wieder zurück zu seiner Jeffriesröhre. Er sah kurz hinein, dann steckt er seinen Tricorder zurück in den Gürtel, um sich dann mit einem Zug in die Röhre zu schieben. Eigentlich hätte dieser Ort Platzangst bei einem Wesen seiner Größe verursachen müssen. Aber offensichtlich war das weniger der Fall.

Etienne wartete, um zu erfahren, wie der kleine Zwischenfall weiterging, aber nun schien zu seinem Bedauern Ruhe eingekehrt zu sein. Besonders, weil der Vorgesetzte des Klingonen eines der Ersatzteile scannte und ein verärgertes Gesicht zog, als er merkte, dass die Teile wirklich defekt waren.

„Bauen Sie alle Teile wieder aus, Fähnrich!“, hörte Etienne ihn sagen, „Ich werde umgehend neue ordern.“

Es war, als hätte er damit die Erlaubnis zur Zerstörung gegeben, denn es flogen ein paar Teile aus der Jeffriesröhre in eine Tonne, die eigentlich nur den Schrott aus der alten Station aufnehmen sollte. „Sortieren Sie es extra, Fähnrich!“, kam der prompte Befehl. „Immer das Gleiche mit ihm“, brummte der Chefingenieur, als er an Etienne vorbeiging. „Ein Genie auf seinem Gebiet, aber den Teufel im Leib.“

Nun musste Etienne wirklich an sich halten, um nicht doch noch laut zu lachen. Er wusste nicht, wen er mehr bedauern sollte, den Chefingenieur oder den klingonisch-vulkanischen Fähnrich. Es war zweifellos ein Wunder, dass sie sich noch nicht in Stücke gerissen hatten.

Noch ein letztes Mal sah Etienne sich zur Jeffriesröhre um, aus der nur noch ein paar dunkle Haare herausragten und einmal mehr gedämpfte Flüche zu hören waren, dann schlenderte er weiter.

Etiennes Ziel hatte sich nach diesem kleinen Zwischenfall ein wenig geändert, wobei es kaum einen Unterschied zu seinem vorherigen Ziel gab. Er hoffte, hier am Ende der zivilisierten Welt auf eine anständige Bar mit etwas Besserem als Synthohol und der Möglichkeit, Informationen zu erhalten. Etienne überlegte und überschlug die Wahrscheinlichkeit einer solchen Einrichtung, obwohl sich die Station offenbar in einem grundlegenden Umbau befand. Er musste auf seinem Weg einigen Baustellen ausweichen. Die Station war nicht so bevölkert, wie er bei seiner Ankunft vermutet hatte. Das lag aber wohl mehr daran, dass es hier einfach zu wenig Räume für Gäste gab.

Wenn der Ferengi zudem noch komplett fehlerhafte Ersatzteile geliefert hatte, verzögerte sich der Zeitplan für den Umbau und die Erneuerung der Station sicher erheblich und damit auch der Einzug der Zivilbevölkerung.

Trotz des Umbaus, der Stolperfallen und der fehlenden, weil abgebauten, Wegweiser, fand Etienne ein handgeschriebenes Schild, das ihm den Weg zum Erholungsbereich wies. Diesen gab es eigentlich auf jeder größeren Station. Aber selbst kleinste Stationen versuchten so etwas zu etablieren, auch wenn sie vom Umfang her das Attribut Erholung nicht wirklich verdiente. Etienne wusste, dass es dafür zum Ausgleich aber immer ein paar gute Holosuiten und Holoprojektoren gab, die für den Schein sorgten, dass der Bereich großzügiger wirkte.

Als er das Entree des Erholungsbereichs betrat, sichtete er seine gesuchte Bar und er hörte darüber hinaus eine wohlbekannte Stimme. Dunkle Haut, weich tönende Stimme, wohlgesetzte Worte. Wenn das nicht sein Lieblings-El-Aurianer Suahi war. Der kräftige Mann, gewandet in dunkle Rot- und Grüntöne, blickte auf und ein Lächeln breitete sich auf seinem freundlichen, vertrauenerweckenden Gesicht aus.

„Valor, mein alter Freund, willkommen! Was hat dich in diesen Teil der Galaxis verschlagen?“, grüßte er und begann ungefragt Etiennes Lieblingsdrink zu mixen, dessen Rezept Suahis großes Geheimnis war.

„Reparaturen, das übliche“, erklärte Etienne und nahm an der Bar Platz. „Ein schönes Plätzchen hast du dir hier eingerichtet.“

„Ja, dieser Platz gefiel mir. Er ist sehr interessant und spannend. Eine Station hat immer viele Besucher. Vor allen Dingen Herausforderungen, wie dich, Valor.“ Suahis stellte das Glas vor Etienne und schnippte gefühlvoll dagegen. Sofort begann dessen Inhalt zu leuchten und bewegte sich, als wäre er lebendig. Etienne probierte und grinste zufrieden. „Das habe ich wirklich vermisst. Und wo wir schon bei Herausforderungen sind, Suahi: Weißt du etwas über einen Starfleetfähnrich namens A´kebur, der hier in der Technik arbeitet. Klingone, nicht zu übersehen.“

„Du meinst, zu überhören!“

„Das auch. Also, was kannst du mir erzählen?“ Etienne nippte wieder an seinem Drink und genoss den würzigen Geschmack und das warme Glühen in seiner Kehle. Die Reparaturzeit auf dieser Station sah von Minute zu Minute weniger trostlos aus, besonders, wenn sich Suahis Köstlichkeiten in Reichweite befanden.

„Nun, er hat Gold in den Händen. Gib ihm etwas Kaputtes. Er repariert es dir. Er ist schnell tödlich beleidigt, hat aber durch seine Uniform einen einigermaßen haltbaren Knebel. Er ist allein, hat keine Freunde auf der Station. Manchmal trinkt er hier etwas. Zumeist zieht er sich aber schnell wieder zurück. Der Captain mag ihn und hält seine Hand, oder genauer, seine Tentakel über ihn. Er hat überlegt, ihn in die Sicherheit zu packen, weil er dort auch etwas zeigen könnte. Aber das Experiment würde wohl nach hinten losgehen. Soweit ich weiß, war er bis vor zehn Jahren noch jenseits der Grenze, ging dann zur Akademie und ist dann hier abgesetzt worden. Seitdem kommt er von hier mehr nicht weg, außer er kündigt. Keiner will einen Fähnrich haben, der auf Befehle Widerworte gibt. Etienne, er hat soviel Wut in sich, dass es für alle hier auf der Station reichen würde.“

„Und woher kommt die Wut? Sicher, Klingonen sind schnell ungehalten, aber trotzdem …“

Suahis hob die Schultern. „Dann müsste er mit jemandem reden, um das zu erfahren. Er vertraut niemandem. Nicht einmal mir, was etwas heißen will. Er ist zufrieden mit den Maschinen. Sie wollen nur repariert werden. Aber sag mal, warum interessierst du dich für ihn? Bist du auf Jagd? Ich dachte, du hättest eine Gefährtin!“ Suahi lächelte. „Eine eifersüchtige Gefährtin“, fügte er hinzu.

Etienne winkte ab. „Mein Freund, das ist drei Jahre her. Ajany und ich gehen schon lange getrennte Wege. War auch besser so!“ Er erinnerte sich nicht gern an die temperamentvolle, besitzergreifende Argelierin, die rundweg erklärt hatte, Etiennes Gesellschaft sei auf Dauer gesundheitsschädlich für sie. Und so etwas wie Treue sei offensichtlich unzumutbar für ihn. Nicht, dass sie Unrecht gehabt hätte. „Und vor einer Woche hat mich meine Ingenieurin sitzen lassen. Wir hatten zwar nicht wirklich was laufen, aber... ach, was soll’s!“ Etienne nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas.

Suahi beugte sich nach vorn. „Willst du damit sagen, dass du spitz bist? Dann würde ich sagen, lass die Finger von dem Kleinen! Der frisst dich mit einem Happs, solltest du dich ihm mit unlauteren Absichten nähern“, warnte er ihn.

„Das glaube ich dir gern. Deswegen habe ich ja dich gefragt, was es mit dem „Kleinen“ auf sich hat. Klingonen muss man schließlich mit Vorsicht genießen“, Etienne grinste, „davon abgesehen liege ich auch schwer im Magen. So schnell wird er mich schon nicht verfrühstücken.“

Suahi schüttelte den Kopf. „Wie immer bist du unverbesserlich. Ich habe hier ein paar nette Frauen gesehen, die dir gern die Zeit vertreiben würden. Halte dich an sie und du lebst ein wenig länger, kleiner Mensch“, wies er ihn auf seine Kurzlebigkeit hin.

„Du kennst mich doch, ich bin nicht für die einfachen Wege. Und von Frauen habe ich vorerst die Nase voll. Besten Dank, alter Freund.“ Etienne trank sein Glas leer. „Nachschub?“

Der Barmann holte seine Zaubertränke hervor und machte Etienne seinen nächsten Drink. „Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte“, meinte er nur und schnippte das Glas an, als er den Drink fertig hatte. Der Drink leuchtete prompt auf und offenbarte seinen optischen Zauber.

„Schon gut! Erzähl mir noch ein bisschen mehr über die Station hier. Und an wen ich mich wenden muss, wenn ich Probleme bei der Reparatur der Drake habe. Das alte Mädchen ist ganz schön mitgenommen und ich fürchte, ich stoße an die Grenzen meiner Fähigkeiten.“ Natürlich wusste Etienne schon ganz genau, wen er fragen würde, aber das musste Suahi ja nicht wissen.

„Besser ist, du fragst den Chefingenieur direkt. Aber ich kann es dir eigentlich nicht raten. Die von der Technik sind knapp eine Woche hinter dem Zeitplan. Kann sein, dass sie die Timeline nicht einhalten können, daher wird er keine Leute entbehren können. Du musst dir, wenn noch welche zu haben sind, einen von den zivilen Technikern holen. Aber die sind mittlerweile auch schon für gutes Geld in der Station beschäftigt und dementsprechend teuer, wenn du sie abwerben willst.“

„Na toll“, brummte Etienne. Die Ersatzteile würden schon ein Loch in seine Kasse reißen, aber einen gutausgebildeten Techniker stundenweise bezahlen zu müssen, würde sein Budget merklich anfressen. Schließlich brauchte er noch genug Geld für die nächsten Wareneinkäufe. Nein, die Idee war weniger schlau.

„Tja, du bist zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen.“

„Daran kann ich nichts ändern. Bis zur nächsten Starbase wäre ich mit den Schäden nicht gekommen. Also muss ich das irgendwie auf dieser Station regeln.“ Etienne attackierte sein zweites Glas und leerte es weitaus schneller als das erste. „Danke, alter Freund. Was schulde ich dir?“

„Nichts! Aber die nächsten zahlst du. Ich schätze, wir werden uns nämlich eine ganze Weile zu sehen bekommen.“

„So schnell komme ich hier sicher nicht weg“, stimmte Etienne der Einschätzung des Barkeepers zu und stand auf. „Bis demnächst, und danke. Ich werde mich mal an die Arbeit machen.“

Suahi lächelte, seine weißen Zähne blitzten zwischen den dunklen Lippen.

Etienne schlenderte langsam durch die Station und prägte sich ein, wo er was finden konnte. Dann trat er den Rückweg zur Drake an, deren Systemcheck gerade durchgelaufen war. Wie von ihm schon erwartet, mussten eine ganze Menge Teile an den Waffensystemen und den Schildgeneratoren ausgetauscht werden und der einzige Händler, der Waren dieser Art führte, war auf dieser Station wieder einmal ein Ferengi, in diesem Fall Thuls Cousin Mok.

Etienne kannte Mok ebenfalls von einer früheren und einmaligen Geschäftsbeziehung und freute sich nicht sonderlich auf eine erneute Begegnung. Aber es blieb ihm zu seinem eigenen Bedauern nichts anderes übrig.

Als er den Händler ausfindig gemacht hatte, hörte er den Chefingenieur der Station. Er warf gerade dem Ferengi den Schrott vor die Füße. „Sagen Sie Ihrem Cousin, dass er einwandfreie Ware liefern soll. Ansonsten werde ich Starfleet mitteilen, dass Ihre Familie von dem Handel mit Starfleet ausgeschlossen werden soll.“

Etienne hörte Moks schleimige Stimme antworten: „Natürlich, Mr. Peel, ganz wie Sie wünschen. Aber Thul hat mir versichert, dass alles im besten Zustand ist. Ich kann mir das wirklich gar nicht erklären.“

„Dann putz dir das nächste Mal deine Segelohren besser, Mok“, machte Etienne sich bemerkbar und trat auf die beiden zu, „Na, kennst du mich noch?“

Mok wich zurück. „Natürlich. Ich bin hocherfreut, Euch zu sehen. Es ist immer ein Vergnügen, mit Euch Geschäfte zu machen“, erklärte er und der ängstliche Blick sprach für Etienne Bände. Der Ferengi sah sich nach dem Chief um, von dem er wortlos Hilfe erwartete. Dieser jedoch schien sich nicht einmischen zu wollen.

„Oh nein, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, Etienne lächelte zuckersüß und warf Mok eine Datenliste zu, die dieser hastig fing, „Ich brauche all diese Teile bis gestern. Und Gnade dir, wenn du mir Schrott andrehen willst. Ich werde alles fünfmal scannen.“ Dann wandte er sich zum Chefingenieur. „Entschuldigen Sie, Commander Peel, aber hätten Sie einen Moment Zeit für eine Frage?“

Dieser hob eine Augenbraue. Er sah noch einmal Mok an. „Wie ist Ihre Antwort?“, knurrte er ihn an.

„Natürlich wird alles ausgetauscht. Schicken Sie die beanstandeten Ersatzteile. Sie erhalten umgehend neue, einwandfreie Ware. Wir sind bekannt für hervorragende Qualität“, versicherte Mok. Der Chief antwortete darauf nichts.

Mit einer Verbeugung suchte der Ferengi das Weite und damit aus den Augen seines natürlichen Feindes: Einem Kunden, der ihn beim Bescheißen erwischt hatte.

„Was kann ich für Sie tun, Mister?“, fragte der Chief, als er mit Etienne allein war.

„Duval. Etienne Duval“, stellte sich Etienne vor, „Ich habe mit meinem Schiff hier angedockt. Es sind daran recht aufwendige Reparaturen nötig, die ich allein nicht bewältigen kann. Ich habe gesehen, dass Sie und Ihre Leute sehr viel zu tun haben, aber vielleicht könnten Sie mir doch weiterhelfen?“

Der Chefingenieur schüttelte den Kopf. „Glauben Sie mir, es kommen einige, die Leute von mir haben wollen. Aber ich kann keinen einzigen entbehren. Wenn ich mehr Leute hätte und weniger Arbeit, ja. Im Moment ist das aber nicht möglich.“

Etienne war schon vorgewarnt gewesen, so dass diese Absage keine Überraschung darstellte. Er hatte lediglich die Verhandlung eröffnet und bereitete die nächste Phase vor. „Wissen Sie denn, wer von den privaten Ingenieuren hier auf der Station gute Arbeit leistet?“

Der Chefingenieur fuhr sich durch die Haare. „Ich fürchte, die habe ich alle engagiert“, meinte er und grinste schief.

„Das ist allerdings schlecht für mich“, brummte Etienne, „Ich muss meine Kunden rechtzeitig versorgen, sonst kann ich mein Geschäft bald ganz aufgeben. Sind Sie sicher, dass Sie niemanden wissen, der mir weiterhelfen könnte?“

Der Chefingenieur strich sich über das Kinn und sah ihn nachdenklich an. „Wir können einen Deal machen. Sie helfen mir, ich helfe Ihnen. Wie wäre es damit?“

„Welche Art von Hilfe benötigen Sie denn?“, wollte Etienne wissen, und betete, dass der Handel auf das hinauslief, auf das er gehofft hatte.

„Nun, ich benötige einen Verhandler bei den Ferengi und einen Handlanger in der Technik. Ich kann da jeden gebrauchen, der sich auch nur einigermaßen mit einem Warpantrieb auskennt. Ich meine nicht, ein Raumschiff zu fliegen. Ich rede von Energieversorgung, Transportertechnik und so weiter; und der das richtige Werkzeug dazu reichen kann, wenn man es ihm sagt. So jemanden.“ Chefingenieur Peel schaute ihn mit einer gewissen Herausforderung an. „Im Gegenzug könnte ich mir vorstellen, dass ich einen Ingenieur finde, der seine gering bemessene Freizeit dafür opfert, Ihnen zu helfen.“

Etienne überlegte nicht lange, gönnte sich aber ein taktisches Zögern. „Einverstanden“, erwiderte er und reichte dem Chefingenieur die Hand, „Ich kann zwar nicht garantieren, dass die Ferengi mich weniger übers Ohr hauen als Sie, aber wenigstens werden Sie es einmal weniger tun.“

Der Chefingenieur lachte. „Okay, dann sind Sie engagiert. Sie kriegen sogar einen kleinen Obolus, den Sie in Ersatzteile ummünzen können. Ich denke, wir werden uns schnell einig.“

„Ganz sicher. Vielen Dank, Commander. Sie finden mich und mein Schiff an der Andockrampe 3“, verabschiedete Etienne sich. Ihm war merklich leichter zumute als noch vor einer halben Stunde. Nun war er vielleicht doch nicht dazu verdammt, die nächsten Monate auf dieser Station zu verbringen.

Mok fing ihn ab, als er zu seinem Schiff gehen wollte und der Chefingenieur außer Reichweite war. „Ich kann Euch schnell beliefern, Valor. Aber die Preise sind gestiegen. Ich kann Euch nur erstklassige Ware liefern, wenn ich einen Zuschlag fordere.“

„Soso“, Etienne tat, als müsse er überlegen, doch im nächsten Moment hatte er den kleinen Ferengi am Kragen gepackt und hochgehoben. „Wiederhole das noch mal!“, forderte er ihn drohend auf.

„Oh, warum seid Ihr so wütend? Die Zeiten sind schwer. Ich habe Unkosten“, jammerte Mok.

„Stell dir mal vor, was ich für Unkosten haben werde, wenn ich deine unverschämten Wucherpreise zahlen würde? Dann müsste ich nämlich auch meine Preise anheben, und das wiederum würde meine Kunden verärgern. Willst du das, Mok? Du magst es also nicht, wenn ich wütend bin. Wäre es dir lieber, mein guter Freund und Kunde Toran wäre sauer? Ich muss ihm dann nämlich leider sagen, wessen Schuld das ist“, wisperte Etienne und lächelte kalt.

„Toran? Toran, der Romulaner?“ Mok zitterte tatsächlich bei diesem Namen. Aber das war auch nicht anders zu erwarten. Es gab auch für einen Ferengi Meister und Toran war ein Händler, der weniger wie einer der kriegerischen Romulaner wirkte, aber dafür wie ein stolzer, romulanischer Händler, der es verstand, auch in anderer Hinsicht seinen Willen durchzusetzen.

„Genau jener! Und du weißt, dass wütende Romulaner noch unangenehmere Zeitgenossen sind als Romulaner überhaupt. Also, wie war das noch einmal mit den Preisen, Mok?“

„Es wird mir ein Vergnügen sein, für einen Kaufmann wie Euch, der ein Lieferant von Toran ist, einen besonderen Rabatt zu gewähren. Es ist mir eine Ehre“, wimmerte Mok. „Aber bitte, nun lasst mich los!“

„Da wäre noch etwas“, Etienne hielt den Ferengi weiterhin am Schlafittchen, „die Teile, die Commander Peel für die Station gefordert hat, sind hoffentlich diesmal einwandfrei und auch zu einem besonderen „Rabatt“. Verstehen wir uns?“

„Was habt Ihr mit dieser Station zu schaffen, ehrenwerter Valor?“

„Oh, nichts weiter, außer, dass ich ab heute für sie arbeite. Und wenn der Commander mir nicht helfen kann, mein Schiff zu reparieren, werden meine Kunden trotzdem verärgert sein, wenn ich zu spät bei ihnen erscheine. Und wir hatten uns doch gerade darauf geeinigt, dass wir das nicht wollten, oder Mok?“

Der Ferengi riss die Augen auf. „Ganz sicher werde ich alles besorgen. Ihr werdet zufrieden sein.“

„Das will ich hoffen!“ Etienne setzte Mok wieder auf seine Füße. „Und jetzt sieh zu, dass du die Sachen besorgst!“

Etienne konnte sich nicht erinnern, den Ferengi je so schnell weg laufen zu sehen zu haben.

„Was heißt, Sie arbeiten für die Station?“, hörte er eine wohlbekannte Stimme mit dem für Klingonen typisch aggressiven Unterton. A´kebur stand mit einem winzigen Technik-Phaser in der Hand vor ihm. Offenbar war das Teil ebenfalls nicht funktionstüchtig, denn er zerdrückte es fast.

„Ihr Chefingenieur hat mich engagiert“, gab Etienne zurück, „haben Sie etwas dagegen einzuwenden? Es sah für mich so aus, als ob Sie hier auf der Station jede Menge Hilfe gebrauchen könnten.“

Heilige Galaxis, war der Klingone ein Bild von einem Mann!, musste sich Etienne im Stillen eingestehen. Auf die Nähe betrachtet, fiel ihm dies noch deutlicher auf. Das Gesicht war bei weitem nicht so grob gehauen wie bei einem reinrassigen Klingonen, strahlte aber die gleiche nahezu animalische Bedrohlichkeit aus. Die Augenfarbe dazu machte den Anblick geradezu exotisch. Ob sein Blut grün war? Oder so rot wie das eines Klingonen? Etienne wusste, dass die Frage, laut ausgesprochen, möglicherweise tödlich für ihn sein konnte.

A´kebur kniff die Augen zusammen. Etienne hörte so etwas wie Händlerpack. Aber er konnte sich auch irren. Soso, da hatte jemand etwas gegen ihn. Oder gegen alle im Allgemeinen? Das ließ sich schnell herausfinden.

Etienne gab ein leises Grollen von sich, das in der klingonischen Kultur für das Äquivalent eines anerkennenden Hinterherpfeifens stand und der Anfang eines Balzrituals darstellte.

Die Reaktion kam prompt und ohne Nachdenken in Form eines leisen Fauchens mit einem grollenden Abgang in der Kehle. Ehe A´kebur auch nur verstand, was er eigentlich da tat, hatten seine Instinkte übernommen. Als sein Verstand wieder einsetzte, wurde er um die Nase ein Hauch grünlich. Der Ausdruck in seinem Gesicht war reines Entsetzen. „Ich muss wieder an die Arbeit“, knurrte er und trat etwas ungeschickt den Rückzug an.

Um ein Haar hätte Etienne schallend losgelacht. Nun, die Frage nach der Farbe des Blutes war damit auch geklärt. Und bis eben in diesem winzigen Moment hatte er gedacht, ER wäre frustriert. Aber dass ein Klingone so auf einen anderen Mann, dazu noch einen Menschen reagieren würde, war köstlich.

Andererseits, Etienne hatte in seinem Leben nur äußerst wenige Ablehnungen seiner Avancen erfahren. Er gehörte zu dem Typ Mann, dessen Art von draufgängerischem Charme schon seit den Zeiten der Piraten auf hoher See Hochkonjunktur hatte. In Verbindung mit kurzen, blond gesträhnten Haaren, dunklen Augen und einem durchtrainierten Körper in meist schwarzer Kleidung brauchte Etienne sich nirgendwo zu schämen. Bei keiner humanoiden Rasse in diesem Universum.

Trotzdem...

Etienne grinste A´keburs hastigem Abgang noch länger hinterher.


Einige Meter weiter und hinter mehreren Ecken, außerhalb fremder Blicke fand A´kebur die kurze Begegnung weit weniger amüsant. Er fragte sich, was ihn da gerade geritten hatte.

Das Grollen war Teil eines Balzrituals, das von klingonischen Frauen initiiert wurde. Er kannte es nur zu gut, war er doch des Öfteren Ziel solcher Avancen gewesen. Er hatte jedoch mehr dazu gedient, den Ehemännern und Geliebten Hörner aufzusetzen. Aber auch das war ein Teil des Rituals und er war oft genug dabei zum Zuge gekommen.

A´kebur hoffte jetzt aber nun inständig, dass dieser Mensch die Rituale nicht kannte und es nur ein dummer Zufall gewesen war.

Er ging ein Stück des Weges zurück und schaute vorsichtig aus sicherer Entfernung, um einen genaueren Blick auf diesen dummen Menschen zu erhaschen. Unwillkürlich fletschte er die Zähne. Er musste sich besser unter Kontrolle bringen. Sein Verhalten war nicht entschuldbar.

„A´kebur, was machen Sie da?“, fragte ihn der Chief, der wieder auf einen seiner Inspektionsrundgänge war. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn bekamen langsam die Tiefe von klingonischen Stirnwülsten, was bei einem Menschen eher besorgniserregend war.

A´kebur unterdrückte den Drang zu fluchen. Mr. Peel mochte das nicht sonderlich.

„Ich bin mit der Jeffriesröhre fertig. Ich habe aber keine Ersatzteile, um sie zum Funktionieren zu bringen.“

„Dann gehen Sie Sato und McDaniels in Bereich C8 zur Hand!“, meinte Commander Peel, „Oder nein, warten Sie. Gehen Sie Captain Duval in Andockrampe 3 helfen. Ich habe mit ihm abgemacht, dass er uns dafür hilft, die Ersatzteile schneller und diesmal funktionstüchtig zu bekommen.“

A´kebur sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. „Ich werde Captain Duval helfen, Sir“, bestätigte er und wirkte dabei, als wäre er bestraft worden.

Der Chefingenieur nickte. „Dann hoffen wir mal, dass dieses Geschäft uns endlich wieder in einen Bereich bringt, wo wir sagen können, dass wir den Zeitplan einhalten werden. Ich will nicht wissen, was passiert, wenn nicht. Angeblich soll hier eine Tagung stattfinden. Fähnrich A´kebur, versuchen Sie nett zu sein, auch wenn es Ihnen schwerfällt.“

Der Fähnrich legte den Kopf schief und sah für einen Moment sehr jung aus. Mr. Peel grinste schief. „Sie sind der Beste. Aber an Ihren Manieren hat mancher hier zu knabbern. Helfen Sie dem Captain und er wird uns im Gegenzug helfen.“

„Aye, Sir, ich werde mein Bestes tun“, versprach A´kebur ein wenig steif. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg zu den Andockrampen.


Etienne war wieder zur Drake zurückgekehrt und hatte mit den Reparaturen angefangen, die auch ohne Ersatzteile und professionelle Hilfe möglich waren. Von Antrieben verstand er ziemlich viel, und so war es auch kein Problem, den halben Impulsantrieb auseinanderzunehmen, um ein paar Regler im Inneren auszutauschen.

Er hörte hinter sich jemand räuspern. „Sir, ich soll Ihnen zur Hand gehen!“, meldete sich sein Lieblingsklingone.

Fast hätte Etienne sich den Kopf gestoßen in dem engen Maschinenbereich, in den er halb geklettert war. Aber dann robbte er langsam wieder hinaus. „Das hört man gerne, dass Commander Peel so prompt in seinen Versprechungen ist“, erwiderte er und schmunzelte. „Ich glaube, ich habe mich noch nicht anständig vorgestellt. Etienne Duval, Captain der Drake.“ Etienne war sich sicher, noch niemals einen so stocksteifen Klingonen zu Gesicht bekommen zu haben. Der Eindruck hielt jedoch nur für einen Moment an.

„Fähnrich A´kebur, Sir. Ich bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.“

„Erlaubnis erteilt. Ohne die Ersatzteile ist die Reparatur nur begrenzt möglich, aber wenn Sie sich mal die Schildgeneratoren ansehen könnten? Die Justierung ist bei einem Ionensturm völlig durcheinandergeraten“, kam Etienne gleich zur Sache, um dem Klingonen weitere Peinlichkeiten zu ersparen.

Dieser war sichtbar dankbar dafür, auch wenn er am liebsten Etienne getötet hätte. Aber das war eine Sache, die man nicht in der Föderation machen sollte. A´kebur holte seinen Tricorder hervor und scannte den Schildgenerator. „Es ist ein älteres Modell, Sir. Einige Teile hätten schon vor vier Wartungszyklen ausgetauscht werden müssen“, berichtete er sein Ergebnis.

„Ich weiß. Aber mir ist einiges dazwischengekommen.“ Etienne kroch wieder zurück in den Impulsantrieb, sodass seine Stimme nur noch gedämpft zu vernehmen war. „Sehen Sie, was Sie damit machen können!“

A´kebur hob eine Augenbraue. „Aye, Sir, das werde ich“, versprach er aber. Sorgfältig begann er damit, den Generator in seine Einzelteile zu zerlegen und die defekten Teile genauer zu identifizieren. Er machte sich geistig Notizen, welche nicht mehr zu verwenden waren und welche er reparieren konnte. Bald hatte er wie immer vergessen, wo er war. Er versank zufrieden in seiner Arbeit.

Nach drei Stunden hatte er alles auseinandergenommen und alle Teile gereinigt. Der Teil, der wieder zusammengesetzt werden konnte, war wieder zusammengesetzt. Etienne sah über seine Schulter. „Sieht ja fast wie neu aus“, lobte er.

A´kebur sah auf. „War das nicht beabsichtigt?“, fragte er.

„Doch, ich wollte Ihnen nur zu Ihrer Arbeit gratulieren“, erklärte Etienne deutlicher und verkniff sich ein Schmunzeln. Die reinste Vulkanier-Antwort. Ein Wunder eigentlich, dass A´kebur bei all diesen Widersprüchlichkeiten nicht schon längst geplatzt war.

Der Fähnrich nahm derweil die Antwort auseinander und versuchte Hintergedanken herauszufiltern. Etienne konnte es ihm ansehen. Das war der Unterschied zu einem reinen Vulkanier. Er hatte Gefühle, die er nicht immer verbergen konnte und es wohl auch die meiste Zeit gar nicht wollte.

„Ich tue das für die Station“, antwortete A´kebur. Das entsprach der Wahrheit. „Wenn Sie zufrieden sind, wollen Sie helfen, bei den Ferengi zu verhandeln. Der Chefingenieur hat mich darüber informiert. Das haben Sie ja auch vorhin getan Es ist daher in Ordnung, wenn ich gute Arbeit leiste.“ A´kebur unterdrückte, während er das sagte, den Wunsch zu erfahren, ob das Grollen dieses Menschen von vorhin nur Zufall gewesen war, denn im Moment benahm sich der Captain dieses Schrotthaufens wie alle Wesen seiner Spezies.

„Heißt das, dass Sie sonst keine gute Arbeit leisten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, wo Sie doch der Sternenflotte angehören“, bohrte Etienne ein bisschen weiter. Interessant, dass A´kebur sich so rechtfertigte.

„Natürlich leiste ich gute Arbeit! Es ist dennoch etwas anderes, wenn man so“, A´kebur machte eine umfassende Geste, „einen Schrotthaufen reparieren soll.“

Etienne zog die Augenbraue hoch. „Mit Verlaub, diese Station hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Und mein Raumschiff ist ein Gebrauchsgegenstand, den ich leider nicht verhätscheln kann.“ Herrje, warum rechtfertigte er sich jetzt eigentlich selber?

„Dass die Station in diesem Zustand ist, hat nichts mit mir zu tun“, erwiderte A´kebur. „Aber die Ferengi machen alles noch schlimmer.“ Er fletschte angewidert die Zähne. „Händlerpack!“

„Ich bin auch kein Freund dieser Großohren“, gab Etienne zurück, „aber sie sind ein notwendiges Ärgernis und momentan bin ich wohl noch das kleinere Übel, Fähnrich.“

A´kebur überlegte kurz. Dann nickte er. „Gut“, meinte er, „dann sollte ich weitermachen, damit Sie sich schnell wieder Ihren Sachen zuwenden können und diesen Ferengi dazu bringen, die richtigen Ersatzteile zu liefern. Am Generator kann ich im Moment nichts weitermachen. Haben Sie noch etwas, was dringend erneuert werden muss und dass ich zur Reparatur vorbereiten soll?“

„Ja, genügend. Da wäre zum einen die Mechanismen der Schotts, das Waffensystem und die Kommunikationsanlage“, zählte Etienne auf und sah sich im Maschinenbereich um. „Aber das ist noch ein Haufen Arbeit.“

A´kebur erhob sich und scannte das Schiff erneut. „Dann würde ich sagen, die Schotts und die Waffensysteme und dann die Kommunikationsanlage.“ Er begab sich schnurstracks zum Bordcomputer und ließ sich alle Schotts anzeigen. „Ich werde mich an die Arbeit machen. Entschuldigen Sie mich bitte!“

Etienne sah ihm grinsend nach. Da schien jemanden die Herausforderung angenommen zu haben, den „Schrotthaufen“ wieder funktionstüchtig zu machen. Aber das konnte ihm nur recht sein.

Sie arbeiteten schweigend weitere fünf Stunden, bis der Klingone angepingt wurde. „A´kebur, Ihre Schicht war vor sechs Stunden zu Ende. Bringen Sie Ihren Hintern in Ihr Quartier und schlafen Sie!“

Das war der Chefingenieur, der zu Recht vermutet hatte, dass sein Fähnrich wieder einmal bis zu den Hüften in den Eingeweiden eines Schiffsteils steckte.

Es passierte nicht selten, dass er ihn daran erinnern musste, sich auszuruhen, auch wenn der Fähnrich ausdauernd und zäh war. Allein seine Laune, die mit dem Schlafentzug einherging, sank. Das war Grund genug, auf die Einhaltung der Pausen zu bestehen.

Etienne bekam diesen Anruf ebenfalls mit und sah überrascht auf sein Chronometer. Auch er hatte nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war und er eigentlich ziemlich erschöpft war. „Ich hätte Sie schon viel eher entlassen müssen, Fähnrich“, entschuldigte er sich, „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

„Ich werde morgen nach meiner Schicht wieder zu Ihnen kommen. Wann denken Sie, dass der Ferengi liefern wird?“

„Ich denke, in 48 Stunden, wenn der Gauner sich nicht wieder etwas Neues einfallen lässt“, überlegte Etienne, „aber sicher kann man sich erst sein, wenn man die Teile auch in der Hand hat. Ich denke jedoch, ich habe ihn genug... ermuntert.“ Er lächelte. „Bis morgen, Fähnrich A´kebur.“

Der Fähnrich hob die Augenbraue. Der Mensch wurde ihm unheimlich. Sein Name war korrekt ausgesprochen. Was bedeutete, dass der Captain der Drake sich sehr wohl in den Riten seines Volkes auskannte. Er wollte nachfragen.

Aber dann teilte ihm sein Verstand mit, dass es besser war, sich hier nicht zu entblößen. Der Mensch würde wieder gehen, dann war er mit ihm auch alles andere ledig, einschließlich dessen seltsamen und nicht nachvollziehbarem Verhalten.

„Bis Morgen, Sir“, verabschiedete er sich.

Etienne sah dem Fähnrich einmal mehr nach. Das entwickelte sich komplizierter als gedacht. Einerseits freute er sich, dass er ausgerechnet A´kebur als Hilfe bekommen hatte, aber andererseits konnte das noch große Probleme geben, wenn der Klingone so sehr darauf bedacht war, alles streng nach Vorschrift zu machen. Auch wenn sein Instinkt ihm vielleicht etwas anderes riet.

Etienne nahm sich vor, genau diese Instinkte am nächsten Tag noch ein bisschen weiter zu testen. Wer konnte schon genau sagen, was sich da noch so alles ergab. Etienne erlaubte sich nun, da er allein war, den Luxus zu gähnen und schloss die Luken der Drake. Auch er brauchte dringend Schlaf.


Am nächsten Tag erschien A´kebur pünktlich nach seiner Schicht bei ihm auf der Drake. Er grüßte ihn knapp und machte sich an seine Arbeit, als hätte er sein ganzes Leben auf dem kleinen Schiff verbracht. Etienne fiel jedoch auf, dass der Fähnrich etwas derangiert wirkte. Das bezog sich aber weniger auf sein Äußeres, sondern eher auf die Aura, die dieser mit sich führte.

Etienne konnte nicht ganz festmachen, warum ihm das so vorkam, aber der saloppe, menschliche Ausdruck dafür wäre zweifellos „wuschig“ gewesen. Hatte sein Lieblingsklingone Ärger mit seinem Vorgesetzten gehabt oder wieder mit den Ferengi?

Oder machte Etienne ihn etwa nervös?

Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein.

Während sie schweigend arbeiteten, beobachtete er A´kebur immer wieder aus dem Augenwinkel.

An der Arbeit an sich war nichts auszusetzen. Aber dann schaute er direkt in diese blauen Augen. Es war eine Mischung aus Ärger, Neugier und Unbehagen, die er darin erkannte.

„Gibt es einen Grund, warum Sie mich die ganze Zeit beobachten?“, fragte A´kebur ihn. Etienne unterdrückte ein verräterisches Schlucken.

„Tue ich das? Entschuldigen Sie“, meinte Etienne, obwohl es ihm nun wirklich nicht leidtat, und ging zum Frontalangriff über. „Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich noch nie einen Klingonen mit so hellblauen Augen gesehen habe.“

„Das geht Sie nichts an!“, wies ihn A´kebur zurecht und offenbarte damit eine Wunde, die jedem, der Klingonen kannte, nur zu offenkundig war. Es war von Etienne nicht höflich, auf offensichtliche Schwächen in seinen Genen hinzuweisen - auch für einen Menschen nicht - wenn Etienne das auch nicht sonderlich kümmerte. Er hatte schließlich ganz andere Ambitionen.

Doch das Ergebnis seiner forschen Feststellung war, dass er wieder ein wenig grünes Blut unter der goldbraunen Haut beobachten durfte.

A´kebur grollte leise.

Etienne konnte fast dessen Gefühle sehen und die damit verbundenen Gedanken. Der vulkanische Klingone hasste es, auf seine Unvollkommenheit hingewiesen zu werden. Weder gehörte er zu den Klingonen noch zur Föderation. Etienne ahnt aber auch, warum der Fähnrich hier war. In der Föderation wurde er trotz seiner Unvollkommenheit einigermaßen akzeptiert. Leider gehörten aber auch Menschen zur Föderation und diese waren äußerst neugierig und darüber hinaus sehr kommunikativ. Sie hatten kein Problem damit, andere Spezies mit ihrer Neugier zu bedrängen. Der Captain der Drake machte dabei keine Ausnahme.

„Ihnen scheint es wirklich schwer zu fallen, ein Kompliment als solches zu verstehen“, gab Etienne beiläufig zurück und nahm wieder die Leitungen des Impulsantriebes in Angriff.

A´kebur bleckte die Zähne. „Warum machen Sie mir Komplimente? Wollen Sie etwas von mir?“

„Ist es verboten, offensichtliche Tatsachen auszusprechen? Ich dachte, Starfleet sei so sehr für Ehrlichkeit.“ Etienne behielt zwar eine ernste Miene bei, aber innerlich lächelte er. Sieh an, der Kleine wurde langsam munter, stellte er zu seiner Zufriedenheit fest.

„Was hat das mit Ehrlichkeit zu tun?“, biss sich der Klingone fest. „Sie tun Sachen, die Sie nicht tun sollten. Meines Wissens, gibt es auf der Station ein paar... Frauen, die Ihnen helfen könnten.“

Nun konnte Etienne sein Grinsen nicht mehr unterdrücken. „Soso, Sie scheinen sich in der Richtung ja auszukennen. Besten Dank für den Rat.“

A´kebur griff an seinen Gürtel. Aber da war kein Dolch, wie er es als Krieger gewohnt war. Abrupt erhob er sich. „Ich glaube, Sie kommen ganz gut allein zurecht“, knurrte er.

„Warten Sie!“ Etienne schob sich aus dem Maschinenraum. „Ich wollte mich nur mit Ihnen unterhalten. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir noch etwas helfen könnten, denn ich komme ganz sicher nicht alleine klar.“

A´kebur sah an ihm vorbei. Er wog ab - überlegte, was der Chief davon halten würde, wenn er einfach ging und damit den Erfolg für die Station in Frage stellte. „Dann hören Sie auf, Dinge zu tun, die Sie Ihr Leben kosten können“, knurrte er seine Bedingungen, als er zu einem Ergebnis kam.

Etienne zuckte leicht mit den Schultern und lächelte fast entschuldigend. „Ich bin es gewohnt, gefährlich zu leben, Fähnrich. Das hinterlässt Spuren.“

A´kebur sah ihn etwas schief an. „Wie Sie meinen, Sir“, murmelte er angespannt, wobei er jedoch mehr durch eine Geste zu verstehen gab, dass er nachgab.

Gemeinsam machten sie sich wieder an ihre Arbeit und Etienne behielt dieses Mal seine Augen brav auf seine Arbeit gerichtet. Dafür spürte er im Gegenzug immer öfter einen Blick im Nacken.

A´kebur versuchte diesen Drang zu unterbinden. Nur zu gern hätte er die Unterstützung Etiennes hinter sich gebracht. Seine Kollegen auf der Station traten ihm niemals so nahe oder forderten ihn angesichts seines Temperaments heraus. Einzig der Chief behandelte ihn manchmal etwas seltsam. A´kebur hatte mit Hilfe des Barkeepers herausgefunden, dass das eine Art Vaterverhalten war. Es war nur nicht das Vaterverhalten, das A´kebur normalerweise kannte. Er akzeptierte es aber.

Die anderen Mitglieder der Crew mieden seine Wege, weil er als aufbrausend galt. Dass sich jemand aber so benahm wie dieser Captain Duval, war ungewohnt irritierend. Er fragte sich, ob dieser wusste, wie gefährlich er damit lebte. Auch als Starfleetoffizier war er nur bedingt zurückhaltend. Das war ein Problem, welches sich reichlich in seiner Personalakte niederschlug. A´kebur erlaubte sich einen stummen Seufzer. Er war hier wohl genauso falsch wie im Klingonischen Reich und die Menschen machten es einem da nur noch schwerer.

Doch er hoffte, dass er bald erlöst sein würde. Die Außentüren arbeiteten Dank seiner Hilfe wieder einwandfrei, und auch ein Großteil der Waffensysteme war wieder voll einsatzbereit.

„Wir sollten für heute Schluss machen. Nicht, dass Ihr Vorgesetzter Sie wieder ermahnen muss“, meinte Etienne, „Suahi, der Barkeeper, ist ein guter Freund von mir und würde sicher etwas ganz besonderes mixen. Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?“

Oh ja, Etienne wusste, wie gefährlich er lebte, aber er war auch der Meinung, dass fünf Stunden harter Arbeit das Gemüt des Klingonen wieder etwas gekühlt hatten.

A´kebur sah ihn überrascht an. Offenbar war ihm gegenüber noch nie eine Einladung ausgesprochen worden. „Gern!“, antwortete er denkbar knapp.

„Gut.“ Etienne hatte gewusst, dass A´kebur bei einer Einladung reflexartig nicht nein sagen würde. Aber A´keburs Arbeit war auch mehr als ein Drink wert. Von daher war er ihm das schuldig. Er ließ noch ein Testprogramm für den Impulsantrieb laufen und schloss dann, nachdem sie das Schiff verlassen hatten, die Luken der Drake von außen. Sie ruckelten und quietschten nicht mehr, sondern glitten geräuschlos zu. Ein wirklicher Fortschritt.


Suahi schien sie erwartet zu haben. Er stellte vor Etienne sein Spezialdrink und vor A´kebur ein großes Glas romulanisches Ale. A´kebur kippte das Zeug in einem Zug hinunter und wurde dabei noch nicht einmal grün vor Anstrengung. Ganz nebenbei ignorierte er dabei alle Föderationsvorschriften, die Etienne in Bezug auf dieses Getränk kannte.

„Sie wissen schon, dass das Gebräu illegal ist, oder?“, fragte Etienne A´kebur und zwinkerte dem Barkeeper zu, der dem Klingonen prompt ein weiteres Glas hinstellte.

Dieser schoss einen Blick auf ihn ab und kippte das zweite Glas hinunter.

„Nun, oy ́DaSIQjaj[1]“, prostete Etienne auf Klingonisch seinem Begleiter zu und nahm einen Schluck seines Drinks. Wenn das so weiterging, dann war der Klingone schneller blau als ein Hafenarbeiter auf Riegel in der ersten Stunde seines Aufenthalts im Vergnügungsviertel. Aber das dritte Glas Ale blieb vor A´kebur stehen. „Auf Kahless“, meinte er und nahm lediglich einen kräftigen Schluck.

„Eternal ben law' batlhmey qeylIS![2]“, erwiderte Etienne den Trinkspruch, wie er ihn bei diversen Gelegenheiten schon gehört hatte. Er wusste nicht viel über Kahless, aber jede Kultur brauchte wohl ihre Helden.

„neH qeylIS yIn fame tlhIngan tIq Suq[3]“, rief A´kebur im breiten Klingonisch. Er prostete Etienne zu und trank noch einmal einen großen Schluck.

Suahi sah den beiden Männern mit offenem Amüsement zu. Er wusste, dass beide sehr viel vertrugen. Aber er machte sich ein wenig Sorgen wegen des Fähnrichs.

Der Mensch würde besser abschneiden als der Klingone. Aber letzterer starb eher durch ein Messer, welches ihm schneller zwischen die Rippen gestoßen wurde, als dass er zugeben würde, einen Kater zu haben. Doch dafür war noch ein wenig Zeit, es war erst das dritte Glas Ale. Das Limit für den Fähnrich war noch lange nicht erreicht. Dazu war der junge Krieger viel zu stolz.

Kein Klingone von Ehre knickte jemals vor einem Menschen ein und überließ ihm irgendein Schlachtfeld.

In Anbetracht der Tatsache, dass Etienne jedoch an ihm interessiert war, stellte dieses Verhalten wiederum ein kleines Problem dar. Suahi musste zugeben, er war äußerst gespannt, wie sich die Angelegenheit entwickeln würde.

A´kebur hatte mittlerweile sein drittes Glas geleert und bekam von ihm das vierte. Jetzt ging es etwas langsamer zur Sache. Die Züge des jungen Klingonen wurden weicher und der Blick bekam einen melancholischen Glanz. Suahi hoffte, dass er nicht anfangen würde zu singen. Das war bis jetzt nur ein einziges Mal passiert. Da war der Fähnrich die erste Woche auf der Station gewesen. Danach hatte er nie wieder so schnell so viel getrunken, dass er über sein Verhalten keine Kontrolle mehr gehabt hätte.

Klingonen waren in der Föderation dafür bekannt, Kriegs-, Kampf- und Liebeslieder in jeglicher Lebenslage und mit nahezu jedem Alkohollevel rezitieren zu können. Wenn sie tranken, dann sogar noch, wenn sie schon längst unter dem Tisch lagen. Die Tonlagen wurden dabei immer schräger und die Stimmen immer lauter. Suahi warf Etienne einen warnenden Blick zu und hoffte, dass dieser verstand.

Aber dieser hatte bereits mitbekommen, dass sein Begleiter sich auf dem besten Weg befand, noch mehr die Kontrolle über sich zu verlieren als sonst schon. Das war einerseits zu begrüßen, andererseits auch mit Vorsicht zu genießen. Etienne nuckelte an seinem Drink und fragte dann: „Haben Sie schon mal Suahis Spezial-Chili-Tortillas probiert?“

Besagte Knabberhäppchen schmeckten köstlich, hatten aber die Eigenschaft, nach ein paar Minuten höllenscharf auf der Zunge zu brennen. Es sei denn, man löschte rechtzeitig mit ein wenig Flüssigkeit. A´kebur sah ihn an, als habe er etwas gesagt, dass sich seinem Verständnis entzog.

„Was für Tortillas?“, fragte er.

„Also nicht!“ Etienne war hoch erfreut. „Suahi?“, rief er. Grinsend stellte der Barkeeper eine Schüssel mit Tortillas auf den Tisch. Etienne griff zu und achtete darauf, gleich einen Schluck seines Drinks hinterher zu nehmen. Der Fähnrich sah ihm dabei zu, dann griff er genauso selbstverständlich zu und stopfte die Teigfladen in seinen Mund. Er kaute, blinzelte und nahm sich die nächste Portion. „Das schmeckt gut“, murmelte er mit vollem Mund.

„Sage ich ja. Sie sollten vielleicht öfter hierherkommen“, bemerkte Etienne. A´kebur nahm sich ein nächstes Stück. „Warum sollte ich das tun?“, fragte er ihn.

„Nun, aus eben dem Grund, warum man in Bars oder Restaurants geht: Wegen des guten Essens, wegen der Drinks, aber vor allem, um andere Leute zu treffen.“

„Mich will keiner sehen“, war die knappe Antwort seines Gastes.

Um ein Haar hätte Etienne sich eingestanden, dass A´kebur ihm auf unbestimmte Weise leidtat. Es war offensichtlich, dass der Klingone einsam war. Aber ganz unschuldig daran war er sicherlich auch nicht, wenn er sich grundsätzlich vor persönlichen Kontakten scheute.

„So? Und warum sitze ich dann hier mit Ihnen?“, fragte Etienne beiläufig.

Der Klingone leckte sich die Finger ab und sah ihn aufmerksam an. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er schmerzlich offen, „Sie haben um mich geworben. Vielleicht deshalb.“

Suahi hielt für einen Moment mit dem Polieren eines Glases inne und fragte sich, ob er sich verhört hatte.

Etienne lächelte und hob zuprostend sein Glas. „'ange'eghQo' quv Hutlhbogh jagh neH ghobtaHvIS ghaH[4]“, zitierte er eine alte Klingonenweisheit.

A´kebur hob sein Glas, antwortete ihm auf dieselbe Art und trank.

Geräuschvoll stellte er sein Glas wieder ab. „Woher kommt es, dass Sie so gut und akzentfrei meine Sprache sprechen?“, fragte er.

„Ich bin viel innerhalb des Klingonischen Reiches herumgereist und habe dort Handel getrieben. Und auf Universalübersetzer ist nicht immer Verlass, besonders bei Geschäftsklauseln“, erwiderte Etienne.

A´kebur griff sich die letzte Tortilla. Er fühlte, dass sein Mund sich langsam in ein kleines Lagerfeuer zu verwandeln begann. Blut sammelte sich in seinen Ohrenspitzen und färbte sie leicht grün. Aber davon ließ er sich nicht sonderlich stören. Das Essen schmeckte ihm und die Schärfe war ihm nicht unbekannt, auch wenn er schon lange kein so stark gewürztes Essen mehr hatte - auch etwas, was er vermisste.

„Ich kenne mich mit der Sprache der Händler nicht aus. Sie sind doppelzüngig“, erwiderte er unfreundlich. Er sah auf und schaute direkt in Etiennes Augen. „Werben Sie um mich, oder werben Sie nicht um mich?“, knurrte er ihn an.

Seelenruhig nahm Etienne noch einen Schluck und beobachtete aus dem Augenwinkel Suahi, der sich ein Schmunzeln ob der Situation kaum verkneifen konnte.

„Kommt ganz drauf an, wie Sie es verstehen wollen“, erwiderte Etienne, „denn es liegt mir fern, Sie beleidigt zu sehen. Entscheiden Sie also, was ich hier tue.“

„Wie kann ich entscheiden, was Sie tun? Ich glaube, ich werde jemanden fragen, der mit einem Verrückten zusammen arbeiten kann.“ Der Fähnrich kippte den Rest seines Ales hinunter und erhob sich.

Etienne hatte nicht vor, den Klingonen gehen zu lassen. Oh nein, so schnell würde er nicht davonkommen!

Er warf Suahi einen warnenden Blick zu, dass dieser besser sich selbst und alles Zerbrechliche in Sicherheit bringen sollte. Er stand ebenfalls auf und hielt A´kebur fest. „Einen Augenblick, Fähnrich!“, rief er. Als dieser sich umdrehte, versetzte Etienne ihm mit voller Wucht einen Kinnhaken.

Suahi riss die Augen auf.

Ähnlich erging es den anderen Gästen.

Warum musste Etienne das auch öffentlich machen, fragte sich der Barkeeper im Stillen, während A´kebur sich seinerseits fragte, an welcher Stelle sich der Film geändert hatte und welche Rolle ihm dabei zugeteilt worden war. Aber dann setzten seine Reflexe ein.

Erstaunlich koordiniert versetzte er Etienne einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Dann wich er zurück. „Sie sollten auf Ihr Schiff gehen, Captain, Sie sind betrunken“, gab er ihm die Möglichkeit zum Rückzug.

Etienne rappelte sich wieder auf, warf Suahi das Geld für die Drinks hin und wischte sich ein wenig Blut aus dem Mundwinkel. „Im Gegenteil, ich bin sehr nüchtern. Aber Sie haben recht, wir sollten woanders hingehen“, erklärte er leise und tippte mit einer blutigen Fingerspitze gegen A´keburs Lippe.

Bis jetzt hatte niemand die Sicherheit gerufen und Suahi hatte das auch nicht vor. Aber er sah mit Bedenken, wie der Klingone das Blut ableckte.

Das Feuer in den Augen flackerte bedrohlich. Suahi hoffte, dass der Captain der Drake auch wusste, was für eine Beute er da an Land zu bringen gedachte. „Wohin?“, knurrte A´kebur. Suahi erkannte die erste Stufe der Rage. Klingonen waren und blieben Klingonen, einerlei ob sie vulkanisches Blut in sich hatten. Dieses war dem Ausbruch, der gerade bevorstand, sogar noch förderlich, war A´kebur nie als Vulkanier erzogen worden.

„Holosuite“, erwiderte Etienne genauso knapp und marschierte ohne ein weiteres Wort aus der Bar. Seiner Meinung nach waren die Holodecks noch am ehesten geeignet, weil dort nichts zu Bruch gehen konnte und die Sicherheitsmaßnahmen gut waren.

Außerdem hatte man dort die freie Wahl der Umgebung. Er fühlte die Hitze, die der Fähnrich ausstrahlte. Er brodelte regelrecht vor Wut.

Sicher waren die Hände geballt, aber das wollte er im Moment nicht prüfen.

A´kebur hatte seinen Blick auf Etiennes Rücken geheftet. Als die Gäste sahen, dass sie sich in eine Holosuite zurückzogen, atmeten sie sichtlich aus. Mochte es sein, dass sie sich gegenseitig verprügelten. Aber wenigstens würde niemand dabei umkommen. Es war die beste Wahl, die sie treffen konnten.

Suahi wischte die Theke sauber und schüttelte innerlich den Kopf. Nun, mit großer Wahrscheinlichkeit würde er am nächsten Tag mindestens ein ramponiertes Ego pflegen müssen.


Etienne überprüfte am Kontrollpaneel, welche Holosuite frei war und trat dann durch das Schott. „Wählen Sie die Arena“, forderte er A´kebur auf.

„Mir egal!“, knurrte dieser, „Hören Sie auf, sich mit Nebensächlichkeiten zu befassen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, sind Sie ein Fall für die Krankenstation.“

„Das werden wir ja noch sehen“, gab Etienne zurück, „Computer, Umgebungsprogramm N23.“ Die sterilen Gitternetze der Holosuite verschwammen und verwandelten sich in einen rötlich angehauchten Himmel und eine weite, grasbedeckte Ebene. In der Ferne schimmerten bizarre Berge und ein Gewässer. A´kebur wartete nicht mehr. Seine Faust suchte Etiennes Körper. Dieses Mal war es dessen Magen.

„Sie sollten sich nicht mit jemanden anlegen, dem Sie nicht gewachsen sind“, grollte er.

Etienne klappte wunschgemäß etwas zusammen, doch ließ er sich unvermittelt fallen und zog dem Klingonen die Füße weg. „Das kann ich nur zurückgeben“, wisperte er.

„Was ist, wenn ich nicht will?“, flüsterte A´kebur. „Sie sind ein Mensch. Ein Mann. Sie sind mir nicht einmal annähernd ebenbürtig.“

Etienne grinste. War da etwa jemand besorgt um ihn? „Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Außerdem kämpft man nicht immer, um zu gewinnen.“

Damit schien er den Fähnrich endgültig entfesselt zu haben. A´kebur begann auf ihn einzuprügeln. „Schwächlinge, Feiglinge, widerliches Pack“, brüllte er dabei. Da aber das romulanische Ale seine Zielgenauigkeit etwas beeinträchtigt hatte, schaffte Etienne es oft genug, allzu harten Schlägen zu entgehen und seinerseits genug auszuteilen.

Aber ihm war klar, dass er auf Dauer nicht die Oberhand gewinnen könnte, wenn es um rohe Gewalt ging. Hier war Finesse gefragt.

Etienne sah zu, dass er den Klingonen möglichst aus dem Gleichgewicht brachte und dabei selbst wieder außer Reichweite ging. Am liebsten hätte er seinen Disruptor gezückt und auf niedrigster Stufe seinem Gegner ein wenig gelähmt.

Aber das war ein definitiv unfaires Mittel und nur für den Notfall. Erst blieb die Frage zu klären, ob A´kebur wirklich auf sein Angebot einzugehen gedachte oder einfach nur eine Mordswut hatte. Die Unterscheidung würde allerdings nicht ganz leicht fallen.

Kurzerhand sammelte Etienne seine Kraftreserven, warf den Klingonen erneut von den Füßen und setzte sich auf ihn, die Arme hinter dem Rücken festhaltend. Er wusste, dass er ihn nicht lange würde halten können, aber das Risiko musste er eingehen. „Wollen wir den ganzen Tag so weitermachen?“, fragte Etienne etwas atemlos. Er konnte deutlich die Hitze spüren, die von dem Klingonen ausging. Dessen Atem trug ihn mit Leichtigkeit.

„Sie machen sich lustig über mich. Sie machen sich lustig über meine Bräuche und Traditionen. Sie beleidigen mich und fragen mich, ob ich den ganzen Tag so weitermachen will? Wenn ich nicht bei Starfleet sein würde, würde ich Sie dafür töten“, brüllte er ihn an.

„Ich dachte, Sie wüssten inzwischen, dass ich es ernst meine“, gab Etienne zurück und ließ A´kebur los. „Ich spiele brav nach Ihren Regeln, aber vielleicht sollten Sie sich mal entscheiden, ob SIE die Regeln annehmen.“

„Ich bin ein Mischling“, flüsterte A´kebur, deutlich zurückhaltender. „Niemand meint es mit mir ernst. Ich bin gut genug für Spielchen. Sie wären nicht der erste, der Tradition dazu benutzt, um mich zu benutzen.“ Er lächelte unheilvoll. „Wissen Sie, dass man die Frau töten darf, wenn man sie nicht für würdig hält?“

„So? Und wie erweist sie sich als würdig?“

„Indem Sie es ernst meint. Aber ich glaube Ihnen nicht. Außerdem sind Sie nicht würdig. Sie sind schwach. Sie sind ein Mensch. Sie sind kein Krieger. Sie haben nicht einmal die Kraft einer Frau.“

„Dafür, dass ich so schwach bin, habe ich mich aber bisher ganz gut gehalten“, ließ sich Etienne nicht verunsichern, „Und man sollte Frauen und Männer nicht vergleichen. Da schneidet einer grundsätzlich schlechter ab.“ Er grinste.

„Reden! Menschen können nur reden.“ A´kebur schüttelte leicht den Kopf, warf Etienne ab und rollte sich, so dass er zum Sitzen kam. „Am besten Sie gehen! Die Krankenstation soll gut sein. Ich werde jetzt schlafen. Meine Ruhezeit beginnt gerade.“

„Wollen Sie schon wieder weglaufen? Ich habe eine Frage gestellt, die Sie schon richtig verstanden haben, und ich warte auf eine Antwort. Dann können wir das Gespräch beenden und uns Besserem zuwenden - oder auch nicht.“

A´kebur kniff die Augen zusammen und sah ihn prüfend an. Kurz blitzten seine Zähne auf. Dann grollte er. Etienne schmunzelte, dann gab er ein antwortendes Knurren. Das hätte alles auch viel einfacher gehen können, aber was soll’s? Jetzt waren sie wenigstens beide ausreichend erhitzt. A´kebur Grollen wurde tiefer, noch während Etienne sich darüber freute, dass dieser die Werbung akzeptierte.

A´kebur beugte sich vor und kam ein Stück näher. Auch Etienne kam ihm näher und zog den Klingonen unvermittelt und nicht sonderlich sanft zu sich hinunter; wobei es sich gerade auszahlte, dass sie annähernd gleich groß waren. Ein letztes aufforderndes Fauchen, dann hatte er die Lippen A´keburs mit den seinen in Besitz genommen.

A´kebur schien nur darauf gewartet zu haben. Er wirkte wie entfesselt. Ungeduldig riss er an Etiennes Sachen. Der Stoff knirscht und die Nähte knackten warnend. Dieser Gewalt waren seine Sachen eigentlich nicht gewachsen und das taten sie auch nicht. Etienne ließ sich nicht lange bitten und suchte nach dem versteckten Reißverschluss am Rücken von A´keburs Starfleet-Uniform. Unpraktisch, äußerst unpraktisch...

Schließlich hatte er das ärgerliche Kleidungsstück aber offen und schaffte es, es A´kebur über den Kopf zu ziehen. Der Anblick von bronzener Haut über stahlharten Muskeln ließ Etienne erneut anerkennend knurren.

Sein Geliebter war aber für derlei Komplimente zu ungeduldig. Der zerrte an seiner Hose, riss den Knopf ab und warf ihn um, um ihm so die Hose ausziehen zu können.

Glücklicherweise war der künstliche Boden des Holodecks weich, denn Etienne glaube nicht, noch genügend kohärente Worte zu finden, um irgendetwas umzuprogrammieren. Bereitwillig ließ er sich die Hose ausziehen und zog A´kebur näher zu sich, um dessen Gürtel mit noch mehr unpraktischen Starfleet-Verschlüssen ebenfalls zu attackieren.

A´kebur knurrte ihn animalisch an.

Das hieß wohl, dass er seine Finger wegnehmen sollte. Tatsächlich klackte es und der Gürtel war los. Ungeschickt versuchte sich A´kebur selbst zu befreien. Da würde er wohl dann doch Hilfe brauchen, war Etiennes Feststellung. Mit ein paar Handgriffen zog er seinem Liebhaber die Hose aus und warf sie beiseite.

Um noch mehr von dieser betörenden Hitze spüren zu können, vergrub Etienne sein Gesicht in A´keburs Halsbeuge und knabberte dort an den angespannten Muskelsträngen.

Dieser Klingone war eindeutig wärmer als die reinrassigen. Vulkanisches Blut hatte seine Vorteile, wisperte es in seinen Gedanken.

A´kebur Grollen bekam einen gurrenden Unterton. Die kräftigen Hände begannen ihn zu kneten. Vielleicht eine Spur zu kräftig, um für einen Menschen auf Dauer angenehm zu sein. Etiennes Stöhnen ging in ein Knurren über, und er rollte sich unvermittelt herum, sodass er auf dem Klingonen lag. Hier war die Aussicht eindeutig besser. A´keburs lange Haare fielen ihm zerzaust ins Gesicht und gaben ihm noch mehr den Anschein eines urtümlichen Kriegers. Trügerisch sanft fuhr Etienne durch die langen Locken, nur um dann etwas rauer daran zu ziehen und A´kebur in einen weiteren hitzigen Kuss zu verwickeln.

Das Knurren, das folgte, war eindeutig zufriedener Natur. A´kebur rieb sich an ihm und begann nahe seiner Körpermitte zu suchen. Zärtliche Liebesspiele waren wohl etwas, was der wilde Krieger noch lernen musste. Aber nicht

Impressum

Bildmaterialien: Yvonne Less
Cover: Dana Brandt
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2017

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Widmung:
Den Fans von Borderlands

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