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01

Etienne sah kurz von seinem Terminal auf. Die Dragon war bereits in das System von Alpha Centauri eingeflogen und würde bald in den Orbit um den dritten Planeten einschwenken, um die noch fehlenden Crewmitglieder aufzunehmen.

Etienne selbst hatte um einen kurzen Landurlaub gebeten, der ihm erstaunlicherweise auch bewilligt worden war. Nicht, dass er großes Interesse an Alpha Centauri III hatte, aber überraschenderweise hatte er Nachricht von seiner ehemaligen Partnerin Tania bekommen, die laut seiner letzten Information dort mit ihrem schwerreichen Mann lebte. Sie hatte geschrieben, dass es extrem wichtig sei, obwohl Etienne sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was sie wollte. Aber seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man Frauen besser nicht widersprach, wollte man in Frieden leben und sich deswegen angekündigt. Seine Arbeit würde auch nicht darunter leiden: Lieutenant Jeckings hatte Etienne deutlich gemacht, dass dieser seine Arbeit vorerst auch vom Terminal in seinem Quartier erledigen konnte und sich überhaupt nicht in der Wissenschaftsabteilung blicken lassen musste. Etienne hatte die scharfe Erwiderung, die ihm auf der Zunge gelegen hatte, heruntergeschluckt. Er wollte Jeckings erst einmal Zeit geben. Nicht ewig, aber sie waren ja auch gerade erst gestartet.

Etienne sah, wie das Schiff in den Orbit des Planeten schwenkte. Er bekam die Mitteilung, dass er sich im Transporterraum melden konnte. Von A´kebur hatte er sich am Morgen verabschiedet. Dieser hatte nur gemeint, dass sie nicht länger als eine Schicht getrennt seien und er daher wohl kein großes Problem sah. Dann auf einmal war A´kebur einfach stehen geblieben, obwohl er zur Tür hinaus wollte, und hatte sich umgedreht, um Etienne ernst anzusehen. Sehr lange. Dann ging er zu Etienne und küsste ihn, als würde es wirklich ein Abschied für lange Zeit sein und war erst danach gegangen.

Etienne tastete unwillkürlich nach seinen Lippen bei dieser Erinnerung. Bei keinem Abschied davor und war er für Jahre gewesen, hatte sich A´kebur so verhalten. Und nicht einmal das Band hatte Aufschluss gegeben. Hatte A´kebur gedacht, Etienne würde nicht wiederkommen? Dabei war das Unsinn.

Etienne nahm den Turbolift zum Transporterraum. Der Chief nickte ihm zu und gab die entsprechenden Koordinaten ein. Kaum eine halbe Sekunde später fand sich Etienne auf einem großen Platz im Stadtzentrum von Alpha City wieder, an dem Tania auf ihn warten wollte.

"Du bist spät. Wie immer", wurde er begrüßt. Tania sah noch genau so aus, wie er sie in Erinnerung hatte: Lange schwarze Haare, leuchtend blaue Augen. Etienne bemerkte erst jetzt, dass sie vom Typ her Gemeinsamkeiten mit A´kebur hatte und musste schmunzeln.

"Hallo, Tania. Du siehst gut aus", begrüßte er sie, "Und du weißt doch, ich komme immer spät, aber nie zu spät."

"Du bist immer noch der alte Charmeur und glaubst, dass du damit die Frauen rumkriegst. Irrtum, mich bekommst du nicht mehr rum. Komm mit, ich muss dir etwas sagen. Hier ist es aber etwas unpassend", meinte Tania ziemlich kurz angebunden.

Etienne folgte ihr schulterzuckend. "Zu deiner Entwarnung: Ich bin seit Jahren in festen Händen", gab er zurück, "und, wie ist es dir seither ergangen? Immer noch mit Mr. Millionenerbe glücklich?"

Tania sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Du bist in festen Händen? Heißt das, du hast geheiratet? Nun, ich denke, dass wird dennoch kein Problem sein. Du wirst das selbst deinem Frauchen verklickern müssen. Ist nicht meine Angelegenheit."

"Mal langsam. Worum geht's denn nun eigentlich? Wir haben seit Jahren nichts mehr voneinander gehört, warum hast du mich denn nun herbestellt? Hast du Schwierigkeiten?" Etienne musterte sie abwartend.

"Komm einfach mit!", forderte Tania ihn auf. Sie wirkte unwillig, aber sie machte nicht den Eindruck, als ob sie auf Etienne warten würde. Sie ging einfach über den Markt und verschwand in einem der Häuser. Es war graugrün gestrichen. Der Putz bröckelte und im unteren Geschoss war ein Gewürzgeschäft untergebracht.

Etienne wurde das immer unheimlicher. Unwillkürlich tastete er nach seiner Waffe, um einmal mehr festzustellen, dass er natürlich keine bei sichtrug. Mit wachsamen Augen folgte er Tania die knarrenden Stufen hoch. "Dabei hätte ich mir deine Residenz etwas luxuriöser vorgestellt", kommentierte er die altersschwache Einrichtung.

"Halt den Mund!", fuhr Tania ihn an. Sie ging auf eine Tür, drückte auf den Scanner und trat dann ein. "Na, los, komm schon!"

"Nur die Ruhe." Nun, von der alten, immer gutgelaunten humorvollen Tania war wohl nicht viel übrig geblieben im Laufe der Zeit, und er begann sich zu fragen, ob sie in ihrer Beziehung überhaupt glücklich war. Etienne folgte ihr in den nächsten Raum und blieb abrupt stehen. Auf einem Stuhl saß ein kleines Mädchen und drückte etwas an sich, das verdächtig nach einem Tribble aussah. Sie war klein und zierlich, mit strubbeligen blondgesträhnten Haaren, die zu Zöpfen gebunden waren. Neugierig sah sie auf.

Etienne runzelte die Stirn und sah Tania erklärungsheischend an.

"Das ist Cindy. Meine Tochter und deine. Sie ist jetzt sieben Jahre alt und die genetische Untersuchung ist eindeutig. Ich kann sie nicht behalten. Mein Mann will sie nicht in der Nähe haben und hier will ich sie nicht lassen. Für sie bekomme ich kein Geld, was es mir zunehmend schwerer macht, für sie zu sorgen. Also wird es Zeit, dass du als Vater deine Pflichten wahrnimmst. Sie ist hiermit deine", erklärte Tania und verschränkte die Arme.

Etienne blinzelte. Er glaubte sich verhört zu haben. "Moment mal. Unsere Tochter? Und wieso erfahre ich das erst jetzt?", wollte er ungläubig wissen.

"Nun, weil du nie da warst, nicht zu erreichen warst und du geschnappt worden bist. Da ich nicht mehr warten kann und ich herausbekommen habe, wo du bist, habe ich dich ja informieren können." Tania trat zu Cindy und hockte sich vor sie hin. "Mein Schatz, dass ist dein Daddy. Er wird ab jetzt für dich sorgen. Ich kann leider nicht mehr bei dir sein. Sei schön brav und geh mit ihm mit."

Die Kleine sah ihre Mutter an, dann Etienne. Sie hatte genauso blaue Augen wie Tania. "Du bist mein Daddy? Wo warst du denn immer?", fragte Cindy und zog die Stirn kraus.

Etienne ging ebenfalls in die Knie. "Tut mir leid, aber ich wusste gar nicht, wo du warst, Cindy. Ich mache es wieder gut, versprochen." Er sah zu Tania. "Ist das wirklich dein Ernst?", wollte er wissen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er mit Cindy machen sollte, aber wenn Tania sie einfach an ihn weiterreichen wollte, weil sie ihr lästig wurde, würde er die Kleine bestimmt nicht bei ihrer Mutter lassen wollen.

"Ja, das ist mein Ernst", gab sie zu Antwort. Sie küsste Cindy und lächelte. Die harten Züge wurden weich und liebevoll. Dann jedoch richtet sie sich auf und gab den Befehl zum Transport einer Person. Cindy sprang vom Stuhl, doch ehe sie Tania erreichte, war sie weg.

"Mama!"

Der Ausruf der Kleinen zerrte an Etiennes Herz. Verdammt, was fiel Tania ein? Er fluchte innerlich. Aber jetzt gab es nur einen Weg: Cindy mitnehmen, etwas anderes kam nicht in Frage.

"Cindy?", versuchte er es vorsichtig und legte seiner Tochter eine Hand auf die schmale Schulter. Sie war seine Tochter, wie sich das anhörte!

Cindy wischte sich mit ihrem Handrücken über die Augen und sah ihn dann an. "Sie hat gesagt, dass ich nicht da bleiben kann. Sie hat das schon gesagt. Aber ich will bei ihr bleiben. Nicht bei dir!"

"Es tut mir leid", erwiderte Etienne leise, "aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wo deine Mama hin ist. Ich wusste auch nicht, dass sie sofort gehen wollte. Gibt es denn auch sonst niemanden, bei dem du gerne bleiben würdest? Halbgeschwister, Onkel, Tanten, Großeltern?"

"Weiß nicht", murmelte Cindy weinerlich. Sie schluckte und drückte ihren Tribble fest an sich.

"Hör zu. Denkst du nicht, wir könnten versuchen, uns besser kennen zu lernen?" Etienne ging wieder in die Hocke, damit Cindy nicht ständig zu ihm hochsehen musste. Er hatte wirklich keine rechte Ahnung, wie er mit diesem Kind umgehen sollte. Dass seine eigenen Geschwister so klein gewesen waren, war viel zu lange her. "Sag, warst du schon mal auf einem Raumschiff? Ich bin mit einem hergekommen."

"Ich will zu meiner Mami", flüsterte sie jedoch nur. "Ich will zu meiner Mami."

Etienne brach es das Herz, während er gleichzeitig Tania verfluchte. Wie konnte sie dem Kind nur so was antun? Ohne lange zu überlegen, zog er Cindy an sich. "Pscht, ich lasse mir was einfallen, keine Sorge", flüsterte er, "aber hier können wir nicht bleiben."

Cindy krallte sich in sein Hemd. "Aber ich bin hier zuhause!"

"Du kannst aber doch nicht alleine hier bleiben und ich muss wieder zurück", gab Etienne zu bedenken, "Ich verspreche dir, es wird dir auf dem Schiff gefallen."

Die blauen Augen wirkten stumpf. "Okay, Daddy", antwortete sie. "Kann ich meine Sachen mitnehmen?"

"Natürlich." Etienne fiel ein Stein vom Herzen, während ihm gleichzeitig siedendheiß klar wurde, dass er an Bord der Dragon eine Menge Erklärungsarbeit würde leisten müssen. Durfte er in seinem Bewährungsstatus überhaupt das Sorgerecht für ein Kind haben? Und was würde A´kebur sagen? Aber er beschloss, sich darüber erst Gedanken zu machen, wenn sie an Bord waren.

Cindy machte sich von ihm los und lief dann durch das kleine Zimmer. Sie schien hier wirklich gelebt zu haben. Sie zog aus einer Kiste einen kleinen Koffer und stopfte dann allerlei Spielzeug hinein. Sie zögerte, als sie ein kleines Holobild in die Hand nahm, doch dann kam auch das in den Koffer. "Ich... ich habe nichts weiter", informierte sie ihren frisch gebackenen Vater.

"Gut." Etienne streckte die Hand aus, um Cindys kleine Patschhand zu ergreifen und griff nach seinem Kommunikator. "Zwei Personen hoch beamen."

An Bord bekam er einen fragenden Blick vom Transporterschief, doch der erntete nur ein Nicken. Cindy sah sich etwas verängstigt um, aber Etienne lächelte sie aufmunternd an. "Komm, ich zeige dir, wo ich wohne. Dort ist auch genug Platz für ein Zimmer für dich." Etienne dankte im Stillen den Schiffskonstrukteuren, dass sie bei Doppelquartieren an einen zusätzlichen Raum gedacht hatten. Etienne und A´kebur hatten ihn bisher als Arbeitszimmer verwendet, aber das konnte sich ohne viel Aufwand ändern lassen.

Das Arbeitszimmer kam dann in den Wohnraum. So ließ sich alles regeln, sofern das Kind auf dem Schiff bleiben durfte, hieß das natürlich. A´keburs Schicht war sicher schon zu Ende, sie war nur unwesentlich länger als seine eigene. Als er eintrat, stand A´kebur gerade vor Aussicht auf den Planeten und trocknete sich die Haare.

"Bin wieder da", kündigte Etienne sich mit dem sicher dümmsten Satz des Universums an, weil ihm einfach nichts Besseres einfiel. Cindy lugte hinter Etienne hervor und fragte leise: "Daddy, wer ist das?"

A´kebur fuhr herum und beugte sich zur Seite und ahmte unbewusst die Haltung von Cindy nach. Er kniff die Augen zusammen und sah dann Etienne an. "Daddy?", buchstabierte er langsam.

"Das ist eine lange Geschichte", erwiderte Etienne. "Cindy, das ist A´kebur. Er wohnt auch hier und ist meine Familie. Er sieht zwar grimmig aus, ist aber ganz lieb. A´kebur, meine Tochter Cindy."

Cindy und A´kebur sahen gleichzeitig Etienne an und dann ihr jeweiliges Gegenüber. A´keburs Miene wechselte von Verständnisloskeit bis vollkommene Verwirrung. "Tochter", murmelte er. "Das ging schnell. Wachstumsbeschleuniger ..."

"Äh, nein. Sie ist sieben Jahre alt. Wie gesagt, ich erkläre das später." Er schob Cindy ins Zimmer und ging hinüber zum Terminal. "Ich muss dringend den Captain kontaktieren und sie um Erlaubnis bitten, dass Cindy bleiben darf. Sag bitte, dass dir das auch recht ist?"

A´kebur schüttelte den Kopf und wich vor Cindy zurück, die neugierig nähergetreten war. "Was auch immer du willst", antwortete er an Etienne gerichtet, ohne dabei Cindy aus den Augen zu lassen.

"Danke", gab dieser erleichtert zurück, grüßte kurz darauf Captain Volkov per Interkom und bat um einen Termin. Derweil war Cindy auf A´kebur zugetapst, ihren Tribble noch immer in der Hand. "Du hast so schöne Haare", erklärte sie mit großen Augen.

"Sind nass!", brummte A´kebur. "Das ist dein Vater?" Er deutete auf Etienne.

Cindy nickte. "Mami wollte, dass ich jetzt bei ihm bleibe", erklärte sie und biss sich auf Lippe, um erneute Tränen tapfer zu unterdrücken.

"Weinst du?", fragte A´kebur. Etiennes Blick war ihm bewusst. Aber er hockte sich dennoch hin und sah nur Cindy an.

"Nein", gab sie trotzig zurück und wischte sich über die Augen. Dann schnappte sie sich eine von A´keburs Haarsträhnen auf genau die gleiche Art, wie Etienne das immer tat, und strich über die seidigen Haare.

A´keburs Augen wurden größer, als er etwas sah, das ihm ganz und gar nicht behagte. "Ist das ein Tribble?", fragte er etwas entsetzt.

Cindy kicherte. Es war das erste Mal, dass Etienne sie lachen hörte; es klang wie kleine Glöckchen. "Der ist nicht echt. Hast du Angst vor Tribbles?"

"Klingonen mögen keine Tribbles und Tribbles mögen keine Klingonen, die sind nicht so nett. Aber wenn es unecht ist, dann ist es in Ordnung." A´kebur sah zu Etienne auf. "Sie wird hierbleiben. Sie ist dein Kind!" Er erhob sich wieder und ging zurück ins Bad, um sich anzuziehen.

Cindy sah ihm hinterher, dann kam sie zu Etienne. "Du hast recht", flüsterte sie, "Er sieht brummig aus, ist aber nett!"

Etienne grinste. "Na siehst du. Hör zu, wir müssen gleich zusammen zum Captain gehen. Sie muss wissen, wer auf ihrem Schiff ist, deswegen möchte sie dich sehen. Sie ist aber auch sehr nett."

Cindy nickte ernsthaft. "Wird sie mich wegschicken, wenn sie mich nicht mag?"

A´kebur trat aus dem Bad. Er trug seine Uniform und hatte seine Haare zusammengebunden. "Du wirst hier bleiben auf diesem Schiff." Er hielt Cindy die Hand hin. "Du bist die Tochter meines Gefährten. Da du kein anderes Zuhause hast, ist dein Zuhause da, wo er ist und wo er ist, bin ich auch."

Cindy sah ihn an und legte dann ihre kleine Hand in A´keburs. Neben dem hochgewachsenen Klingonen wirkte das Mädchen umso winziger. "Dankeschön", erklärte sie, runzelte dann aber die Stirn. "Gefährte? Ist das so was wie verheiratet sein? Bist du Daddys Ehefrau?"

Etienne verkniff sich ein Lachen.

"Er ist meine Ehefrau und jetzt stell keine Fragen mehr!", brummte A´kebur, während er einen tödlichen Blick auf Etienne abschoss. "Wir müssen zu Captain Volkov", erinnerte er.

Etienne erhob sich, noch ehe die verwirrte Cindy weitere Fragen stellen konnte. "Keine Sorge, der Captain wird dich nicht wegschicken", versicherte er seiner Tochter. "Aber anmelden müssen wir dich schon. Du brauchst ja auch einen Platz in der Schule." Das mit der Schule war Etienne eben noch eingefallen. Himmel, er hatte wirklich keine Ahnung davon, was man mit einem Kind in Cindy Alter machte.

A´kebur überlegte kurz, als er die vielen Trippelschritte bemerkte. Ohne weitere Überlegung hob er Cindy hoch und trug sie weiter.

Die Blicke auf den Gang ignorierte er stoisch. Er ließ sich wie gewohnt durch nichts beeindrucken, wenn etwas nicht ganz seinem üblichen Gebaren entsprach und er damit seine Umgebung verwirrte. Niemand wagte es ihn aufzuhalten oder gar Fragen zu stellen.

Wenn Etienne seine Verwandtschaft mit Cindy zuvor angezweifelt hätte, obwohl sie sich unübersehbar ähnlich sahen, so wäre er spätestens jetzt überzeugt gewesen; die Kleine hatte A´kebur mit ihrem Charme völlig um den Finger gewickelt. Hochzufrieden thronte sie auf dem Arm des Klingonen, der trotz des grimmigen Gesichtsausdrucks mit dem kleinen blonden Mädchen einen für Etienne unglaublich niedlichen Anblick bot. Aber er hütete sich, das auch nur zu denken.

Zum Bereitschaftsraum vom Captain ging es über die Brücke. In diesem Punkt war die Brücke baugleich mit der Enterprise. Auch hier wurden sie mit fragenden Blicken bedacht. Aber A´kebur sorgte nur dafür, dass Captain Volkov wusste, dass sie vor der Tür warteten.

"Kommen Sie herein", forderte sie die drei kurz darauf auf. Angesichts des doch etwas merkwürdigen Aufzugs verzog sie keine Miene, sondern wies nur stumm auf die Sessel vor ihrem Schreibtisch.

"Danke, dass Sie für uns Zeit haben", begann Etienne, "Sie sehen ja, die Angelegenheit lässt sich kaum verschieben." Er sah zu seiner Tochter. "Cindy, sag doch bitte Hallo zu Captain Volkov."

Cindy sah von Etienne zu Captain Volkov. Dann zupfte sie an A´keburs Haaren. Der sah sie fragend an, doch als sie ihn anlächelte, verstand er. Stumm stellte er sie auf ihre Beine. Mit festem Blick ging sie zu der Frau und reichte ihre Hand. "Ich bin Cindy", sagte sie, "Guten Tag!"

Der Captain beugte sich zu ihr herunter und schüttelte dem Mädchen die Hand, als wäre dieses eine hochrangige Diplomatin und kein buchstäblich blinder Passagier. "Guten Tag, Cindy. Willkommen auf der Dragon. Dein Vater sagte mir, du hast außer ihm keinen, der sich um dich kümmern kann?"

"Woher weißt du das?", fragte Cindy. "Er hat doch nur ganz kurz mit dir gesprochen, Captain. Außerdem habe ich eine Mami. Aber sie sagt, dass ich nicht bleiben kann. Sie hat da so einen komischen Mann. Der ist ganz böse."

Captain Volkov zog eine Augenbraue hoch. "Das tut mir sehr leid für dich, Cindy. Es ist nur so, dass man dich eigentlich schon viel früher hätte anmelden müssen, damit du hier mit aufs Schiff kannst." Sie sah zu Etienne. "Ich habe übrigens ihre Bewährungsauflagen durchgesehen; dort steht nichts gegen das Sorgerecht für ein Kind. Der formale Weg ist nur etwas langwierig. Aber nicht unmöglich."

Etienne atmete auf. Das gab Anlass zur Hoffnung. "Das heißt, sie kann bleiben?"

"Vorerst. Zudem, wir können sie schlecht hier lassen, wenn das wahr ist. Haben Sie eine Kontaktmöglichkeit zur Mutter?"

Etienne schüttelte den Kopf. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, wohin sie verschwunden ist. Und ich bezweifle, dass ihr Mann das weiß. Außerdem denke ich nicht, dass sie soviel Aufwand getrieben hätte, um mir Cindy zu übergeben, um sie dann anstandslos wieder zu nehmen. Davon abgesehen, dass ich das auch nicht wollte." Erst jetzt, da er es laut aussprach, war ihm wirklich klar, wie sehr er das kleine Mädchen bereits in sein Herz geschlossen hatte. Selbst, wenn sie nicht seine Tochter gewesen wäre. Sie Tania zu überlassen, verbot sich von selbst.

Cindy hätte eine sehr unerfreuliche Kindheit vor sich, dessen konnte sich Etienne sicher sein. A´kebur trat zu Cindy und reichte ihr die Hand. "Sie bleibt!", sagte er. "Sie ist Etiennes Tochter und es gibt genug Kinder auf dem Schiff, so dass sie kaum ins Gewicht fallen sollte. Das Quartier ist außerdem mehr als ausreichend für uns. Auch zu dritt."

Captain Volkov sah ihn an, dann nickte sie. "Wie ich schon sagte, das ist kein praktisches, sondern ein formales Problem. Ich werde mich aber dafür einsetzen, dass die entsprechenden Anträge schnell bearbeitet werden." Sie sah Etienne an. "Und Ihnen ist klar, was das bedeutet? Die Verantwortung für ein Kind ist keine Aufgabe, die man nebenher bewältigt."

"Ich weiß. Aber da gibt es keine Diskussion." Etienne legte seiner Tochter beide Hände auf die Schultern und zog sie an sich.

"Das ist ja schnell entschieden", murmelte sie.

"Ich darf bleiben? Danke!" Cindy strahlte Captain Volkov an, als habe sie soeben erfahren, dass Weihnachten ist. "Kommt Mami auch hierher?"

Etienne schüttelte den Kopf. "Ich fürchte nicht, Schatz. Ich werde versuchen, sie zu finden, aber ob mir das gelingt, weiß ich nicht." Er fühlte sich plötzlich hilflos.

"War ich böse? Der Mann hat mich immer ausgeschimpft. Mami hat mich dann weggebracht und sie war dann immer wieder weg." Cindy schluckte, weinte aber nicht. Sie sah zu A´kebur auf. Dieser strich ihr durch die Haare. "Cindy-cha irgendwann wirst du deine Mutter wiedersehen. Irgendwann sieht man sie immer wieder."

Die Kleine schluckte ihre Tränen hinunter. "Wirklich? Dann warte ich. Und, singst du mir dafür abends was vor? Sowie Mami es immer gemacht hat?"

A´kebur nickte. "Ich singe dir klingonische Kampflieder vor. Die hat mein Bruder immer gesungen."

Etienne unterdrückte ein Lächeln, und als er zu Captain Volkov hinübersah, schmunzelte auch diese. "Nun, dann ist vorerst alles geklärt", erklärte sie wieder ernst, "Mr. Duval, denken Sie daran, Cindy in unserer Schule anzumelden."

Etienne nickte. "Natürlich. Vielen Dank, Captain. Sie haben uns unendlich weiter geholfen."

Die beiden Männer nahmen Haltung an und Cindy winkte zum Abschied. Erst, als sie wieder auf dem Rückweg zum Quartier waren, gab Etienne einem Impuls nach und hob Cindy hoch, um sie an sich zu drücken.

Sie sah verwirrt aus, doch dann drückte sie so fest sie konnte. "Du bist lieb, Daddy. Warum bist du erst jetzt gekommen? Vielleicht wäre Mami auch noch da."

"Tut mir leid, Schatz", war alles was Etienne einfiel. "Aber ich wusste doch nichts von euch. Sonst wäre ich viel eher gekommen. Ach was, ich wäre von Anfang an da gewesen."

Doch es nützte nichts, dem Vergangenen hinterher zutrauern. Kurz stellte sich Etienne vor, was gewesen wäre, wenn er und Tania eine Familie gegründet und sich brav und ehrbar auf einem Planeten niedergelassen hätte. Was wäre er heute für ein Mensch? Zufriedener, glücklicher? Oder nur ein Schatten seiner selbst? Jedenfalls ohne A´kebur.

Aber vielleicht hätten sie beide auch nie wirklich etwas voneinander erfahren. A´kebur begegnete seinem Blick. Er dachte das Gleiche und gab dies Etienne auch zu wissen. "Hast du Hunger, Cinda-cha?", fragte er.

Die Kleine sah ihn an und krauste die Nase. "Habe ich!", verkündete sie, als ob ihr das bei all der Aufregung erst jetzt klar wurde.

"Aber füttere sie nicht mit Gagh", konnte Etienne noch schnell einwenden.

"Was ist gegen Gagh einzuwenden? Es ist nahrhaft!", brummte A´kebur.

"Für Klingonenkinder vielleicht. Vorerst sollten wir es lieber mit Nudeln und Pfannkuchen probieren. Cindy, gibt es etwas, das du besonders gerne isst, Cindy?"

"Bananen, aber die gab es nicht sehr oft", antwortete sie schnell. "Und Pflaumensaft. Aber den gab es auch ganz wenig."

A´kebur ging zu Replikator. "Zwei Pflaumensaft und eine Banane", bestellte er.

Sofort erschien das Gewünschte. "Oh, ein Repuli... na, Dings halt. Das habe ich mal in einem Laden gesehen", staunte Cindy und nahm ihre Beute an sich. Damit setzte sie sich zu Etienne, der den beiden zugeschaut hatte. A´kebur nahm seinen eigenen Satz, zog einen Stuhl heran und setzte sich vor sie. Er musterte sie aufmerksam. "Sie ist deine Tochter. Aber um es offiziell zu machen, solltest du einen Test machen und das dem Antrag zufügen. Ich denke aber, dass wir erst in einem Jahr wieder erreichbar sein werden und man kein kleines Kind allein zur Erde reisen lassen wird. Egal, was entschieden wird, sie ist sicher für ein Jahr auf der Dragon." Erst jetzt sah A´kebur Etienne an. "Hast du noch mehr Kinder?"

"Nicht, dass ich wüsste. Aber das heißt ja nichts, wie wir heute festgestellt haben", Etienne hatte den Anstand, etwas verlegen dreinzuschauen.

"Ich habe keine Kinder", brummte A´kebur. "Wir müssen also vorerst kein größeres Quartier beantragen."

"Na, das ist doch ein Trost", Etienne musste grinsen, "obwohl ein Kind von dir bestimmt ganz entzückend wäre."

A´kebur sagte nichts darauf. Er würde niemals Kinder haben. Er wollte keinem Kind das antun, was er erlebt hatte. Aber das brauchte Etienne nicht zu wissen. "Dann ist alles geklärt", meinte er nur kurz angebunden.

 

02

 

Die nächsten Tage verliefen für A´kebur und Etienne etwas bizarr. Obwohl keiner der beiden eine Ahnung hatte, wie sich das so schnell verbreiten konnte, der Captain hatte sicher nichts erzählt, wusste bald das halbe Schiff von dem unvermuteten Familienzuwachs. Seltsamerweise schien diese Tatsache Etienne in den Augen seines Vorgesetzten etwas zu rehabilitieren und er durfte sich in der Wissenschaftssektion zur Arbeit melden.

A´kebur hatte ebenfalls alle Hände voll zu tun, da Captain Volkov die Belastungsgrenze der neuen Maschinen austesten wollte und die Dragon somit die meiste Zeit nicht nur mit Warp 9,997 flog, sondern auch noch neuen Parawarpantrieb testen wollte, der auf dem System der Bewahrer beruhte.

Sie brachten Cindy außerdem zur schiffsinternen Schule, in der eine freundliche Andorianerin, die ein wenig an Shana erinnerte, das Mädchen zunächst einigen Lerntests unterzog, um sie dann in die 2. Grundschulklasse einzuteilen. Zumindest hatte Tania dafür gesorgt, dass ihre Tochter eine vernünftige Bildung bekommen hatte.

Auch die ersten Nächte vergingen auf etwas seltsame Weise. Da die Versorgungsabteilung nicht so schnell mit dem Wunsch nach einer Kinderzimmerausstattung hinterherkam. Ein Bett konnte man schließlich nicht einfach aus einem gebräuchlichen Replikator ziehen. Cindy schlief daher zunächst mit im Doppelbett. Das erwies sich allerdings als weniger bequem für A´kebur und Etienne, denn Cindy hatte die Schulter ihres Vaters als Kissen auserkoren und zudem noch eine Haarsträhne von A´kebur fest um die kleinen Finger gewickelt. Dementsprechend blieb den beiden nicht viel anderes übrig, als einfach still zu liegen, um die Kleine nicht zu stören.

 

A´kebur knurrte Cindy leise an. Sie hatte wieder seine Haare fester gepackt und wenn er die übliche Prozedur bedachte, würde sie ihn gleich daran ziehen und vorgeben, nichts davon zu bemerken. Er knurrte wieder und versuchte die kleine Hand aus seinen Haaren zu winden, was alles andere als einfach war. Cindy war äußerst anhänglich. Zudem wurde A´kebur langsam eifersüchtig. Er kam nicht an Etienne heran.

Dieser beobachtete amüsiert A´keburs erfolglose Versuche im Halbdunkel. Er konnte Cindy einfach nicht böse sein. Und dass sie sich so an A´kebur gehängt hatte; nun, der gute Geschmack lag wohl in der Familie. Etienne lachte leise.

Wieder knurrte A´kebur. Dann geschah wieder das, was er fürchtete. Cindy drehte sich und A´kebur musste der Bewegung folgen. "Mist!", brummte er.

"Denkst du, du hältst das noch aus, bis wir ein Extrabett für sie haben?", fragte Etienne leise und lauschte Cindys zufriedenem Atem. Bewegungen störten sie, aber bei Geräuschen schlief sie problemlos weiter.

"Es ist demütigend, so an der kurzen Leine gehalten zu werden", murrte A´kebur und hoffte, dass er damit alles gesagt hatte.

"Ist ja nicht für immer. Außerdem habe ich das auch immer mal gemacht und da hast du dich nicht beschwert."

"Ja, ich erinnere mich. Du hast diese Vorliebe vererbt, ohne mir das vorher zu sagen."

"Entschuldige." Dabei tat Etienne das nicht im Geringsten leid. Er sah über Cindys blonden Schopf zu seinem Geliebten hinüber. "Findest du, dass sie mir auch sonst ähnlich ist?"

"Sie ist ein Mädchen", murmelte A´kebur und zupfte weiter seine Haare aus der kleinen Hand.

"Danke für den Hinweis", gab Etienne trocken zurück, "aber mal im Ernst. Ich habe, seit ich von Zuhause weg bin, nicht mehr in ein Gesicht gesehen, dass meinem so ähnlich ist."

A´kebur hörte auf, sich weiter zu befreien und schaute auf. "Vermisst du deine Familie?", fragte er. "Warum hast du sie nicht besucht? Du hättest sicher Urlaub bekommen."

"Hätte keinen Sinn gehabt. Meine Eltern hätten nicht mit mir reden wollen, Marc ist auf Forschungsreise und Danielles heiles Familienleben störe ich sicher nicht mit meiner kriminellen Anwesenheit." Etienne sah zur Decke. Natürlich vermisste er sie. Aber das änderte ja nichts.

"Du tust dir selbst leid", brummte A´kebur, der dieses Konzept menschlicher Emotionen vor zwei Tagen bei seinem Team hatte erleben dürfen. Er fand es seltsam. Aber er hatte herausgefunden, dass es in der einen oder anderen Form bei jedem Menschen vorkam und wahrscheinlich auch die eine oder andere weitere Rasse davor nicht gefeit war. A´kebur beugte sich über Cindy und pustete ihr ins Ohr. Da war sie empfindlich.

Das Mädchen gab einen Laut wie ein aufgescheuchtes Kätzchen von sich und schlug im Halbschlaf nach A´kebur.

"Müüüüde", murmelte sie.

Etienne grinste. A´kebur ließ nicht nach und blies noch einmal. "Lass mich los, oder ich verfüttere dich an einen Sehlat."

"Soll er versuchen. Ich schmecke nicht." Demonstrativ drehte sich Cindy um und legte sich dabei auf den ausgebreiteten Fächer von A´keburs Haaren.

A´kebur wurde das zuviel. Er schnappte sich Cindy und hob sie in die Höhe.

"Wah!" Das Mädchen fuchtelte erschrocken. "Hey, lass mich runter!" Sie war offenbar die ganze Zeit wach gewesen.

"Cindy, sei lieb und lass A´kebur in Ruhe schlafen, ja?" Etienne nahm seinem Geliebten seine zappelnde Tochter ab.

"Ich wollte sie zu meinem Schmerzstock bringen. Was hast du vor?", fragte der geradezu unschuldig.

Etienne legte Cindy wieder neben sich aufs Bett, aber diesmal auf die andere Seite und rückte selbst in die Mitte. Cindy zog eine Schnute und schnappte sich ihren Plüschtribble, um ihn an sich zu drücken. "Wollte doch nur kuscheln", murmelte sie.

Etienne zog sie an sich. "Ist doch in Ordnung. Aber A´kebur wird scheußliche Laune haben, wenn er seine Ruhe nicht bekommt", erklärte er.

"Aber er tut mir nicht weh!", beharrte Cindy.

"Darauf würde ich nicht wetten", gab A´kebur zurück. "Ich brauche eine Viertelstunde länger am Morgen, um alle Knoten zu entwirren."

"Ich helf dir bürsten", versuchte Etienne den Frieden wiederherzustellen. "Und niemand tut dir weh, Cindy. Jetzt lass uns schlafen, ja?" Langsam war auch er wirklich müde.

A´kebur hatte Lust auf Sex und er gab das Etienne unmissverständlich durch sein Gefühl zu verstehen. Er hatte Frust und er wollte Etienne. Und jetzt stritten sie auch noch wegen Cindy. Cindy hatte sich aufgesetzt und begegnete furchtlos seinem Blick. Für einen Menschen und ein Menschenkind war sie bewundernswert mutig.

"Tut mir leid", erklärte sie richtiggehend würdevoll, "Aber du darfst nicht böse sein, A´kebur. Ich wollte dich nicht ärgern." Und zu Etienne gewandt: "Soll... soll ich ins Wohnzimmer gehen und da auf dem Sofa schlafen, Daddy?"

Etienne setzte sich ebenfalls auf und schüttelte den Kopf. Es wurde ihm langsam zu bunt. "Nein, bleib hier und schlaf weiter. Ich... A´kebur, komm mal mit." Er krabbelte aus dem Bett und schickte ein unmissverständliches Bild vom Badezimmer zu seinem Geliebten.

A´kebur knurrte dunkel. Cindy sah ihn erstaunt an. Sie musste an ein riesiges Raubtier denken. Aber A´kebur ignorierte sie und folgte Etienne vollkommen blind für seine Umgebung.

Etienne zog ihn ins Badezimmer und riegelte die Tür hinter ihnen ab. Er hoffte nur, dass es einigermaßen schallisoliert war; leise sollten sie trotzdem sein. "Wie kann man nur eifersüchtig auf so ein kleines Kind sein?", flüsterte er.

"Sie hat dich. Ich nicht", zischte A´kebur hart. "Sie weiß es außerdem. Es macht ihr Spaß."

"Sie ist ein Kind! Und ja, sie hat niemanden mehr außer mir. Deswegen gehöre ich doch nicht weniger dir." Etienne trat auf seinen Geliebten zu und umarmte ihn. "Zwischen uns kommt nichts und niemand, versprochen."

"Cindy lag vorhin dazwischen", murmelte A´kebur und schloss die Augen, als er Etiennes Duft einatmete. Irgendwie waren seine Sinne in letzter Zeit empfindlicher geworden. Es war geradezu berauschend.

Etienne sagte nichts dazu. Mit Logik war A´kebur im Augenblick sowieso nicht beizukommen. Und da war noch etwas. Ein rotes Glimmen im Band zwischen ihnen, das in letzter Zeit stärker geworden war und auch jetzt wieder aufflackerte. Etienne hatte es schon einmal erlebt. Und es war genau sieben Jahre her.

Er hatte einen Verdacht. Verbarg es aber vor A´kebur. Besser war, er beobachtete weiter. Im Moment wurde er jedoch durch einen ungestümen Kuss eingenommen. A´kebur würde ihn fertigmachen, wusste er, wenn er es nicht irgendwie verhinderte. Da war zuviel angestaut, zuviele Emotionen, zuviel Besitzgier, zuviel Angst, ihn zu verlieren oder gar nur unerreichbar zu sein.

Aber wie dem entgegensteuern? Etiennes Finger wanderten wie von selbst hinauf zu A´keburs Ohren und streichelten sie. Das wilde Raubtier musste wieder einmal besänftigt werden. "Ich liebe dich", flüsterte er.

A´kebur keuchte. "Das ist nicht fair", wisperte er. Ein wenig hilflos küsste er weiter, ohne wirklich Kontrolle über das Geschehen zu bekommen oder den Willen aufzubringen, Etienne aufzuhalten.

"Aber du magst es trotzdem, gib's zu", gab Etienne leise zurück und schob A´kebur gegen die nächste Wand, um sich zum Ohr hochzuküssen. Er spürte deutlich die zitternde Anspannung, die A´keburs ganzen Körper beherrschte.

"Gar nichts gebe ich zu!" A´kebur versuchte die Kontrolle wieder zu erlangen und wollte gleichzeitig mehr. Er entzog sich halbherzig und küsste Etienne harsch, während er ihm die wenigen Sachen vom Leib riss.

Dieser zupfte im Gegenzug an A´keburs Schlafsachen, die sich zum Glück auch nur sehr knapp hielten. "Vergiss nicht, leise zu sein", erinnerte er zwischen zwei Küssen. Nun, diese waren keine schlechte Methode, ihnen beiden den Mund zu stopfen.

"Wo ist... wo ist...", stotterte A´kebur zusammenhangslos. Er wusste, dass es wichtig war. Etienne sollte morgen kein Problem haben.

Dieser hatte bereits wohlweislich vorgesorgt. Mit einer Hand langte er hinüber zum Regal und fischte eine Tube heraus. Vielleicht sollten sie überall in der Wohnung eine deponieren? Etienne musste grinsen.

A´kebur nahm sie ihm weg und im nächsten Moment war Etienne auch darüber ziemlich froh. Sie schafften es, nicht allzu laut zu sein und als A´kebur ihn mit recht klaren Augen anblickte, wusste Etienne, dass die Spannung erst einmal vorüber war. "Danke", brummte A´kebur etwas verlegen.

"Wofür denn?" Etienne kraulte ihm durch die langen Haare. "Du tust ja so, als hättest nur du den Spaß."

"Es hat weh getan!", meinte A´kebur, "und ich hatte nicht vor, dir weh zu tun."

"Weiß ich doch. Aber manchmal lässt sich das nicht vermeiden. Das ist so im Leben. Manchmal beweist einem der Schmerz auch, dass man am Leben ist. Genauso wie die Lust. Also ist es okay." Etienne küsste A´kebur sanft.

"Nein, ist es nicht. Aber das nächste mal dann wieder." A´kebur grinste. "Es wird Zeit, dass Cindy ihr Bett bekommt. Sie macht das mit meinen Haaren mit Absicht."

"Mit etwas Glück liefern die von der Versorgungsabteilung morgen, dann haben wir wieder Ruhe", überlegte Etienne, "Ansonsten versuch es mit Haare zusammenbinden." Er zupfte an einer der langen Haarsträhnen.

"In der Nacht?"

"Obwohl, lieber nicht. Das fände ich auch schade."

A´kebur verzog sein Gesicht. "Wie die Tochter so der Vater", beschwerte er sich.

"Tja, so ist das, damit müssen wir jetzt leben. Aber weißt du, was Cindy und ich noch gemeinsam haben?" Etienne beugte sich vor und flüsterte A´kebur ins Ohr: "Wir haben dich beide sehr in unser Herz geschlossen."

A´kebur schüttelte sich unwillig. "Keine Süßholzgeraspel", brummte er verlegen. Für dieses Wort hatte er eine Weile Recherche aufbringen müssen. Er hatte es bei seinen menschlichen Kollegen gehört und hatte es seltsam gefunden.

Etienne lachte. "Lass mir doch meinen Spaß", schnurrte er, "ich sehe dich nun mal gerne verlegen. Vermutlich ein Fetisch von mir."

"Fetisch?" Jetzt verließen A´kebur wieder seine Kenntnisse, menschlicher Eigenarten.

"Naja, eine spezielle Vorliebe. Oder etwas, dass einen besonders anmacht."

A´kebur hob eine Augenbraue. "Aha", meinte er etwas einsilbig.

"Und? Irgendwelche Fetische auf deiner Seite?", ließ Etienne nicht locker, obwohl er sich einige schon denken konnte.

"Keine, von denen ich wüsste", gab sein Geliebter jedoch zur Antwort.

"Wenn du welche rausfindest, sag's mir", Etienne küsste A´kebur auf die Nase und streckte sich. "Wir sollten duschen und wieder ins Bett."

Damit war A´kebur einverstanden. Bald lagen sie ruhig und zufrieden zu Dritt im Bett. A´kebur schlief schnell ein und es störte ihn nicht mehr sonderlich, dass Cindy sich wieder in seinen Haaren vergraben hatte.

Etienne lag allerdings noch länger wach und blickte auf die beiden Wesen, denen sein Herz gehörte. Einerseits war dieser Anblick tröstlich, aber andererseits... nein, nichts anderes. Trotzdem konnte er noch lange nicht einschlafen.

 

A´keburs Sinne hyperventilierten. Etwas ging mächtig schief. Er gab den Befehl, dass die Stationen zur Überwachung für den Antrieb doppelt zu besetzen waren. Jede Abweichung vom Normalbetrieb musste erkannt werden.

"Captain", meldete er sich. "Ich empfehle die Abschaltung des Antriebs. Etwas stimmt mit ihm nicht. Ich denke, er ist instabil. "

Captain Volkov meldete sich sofort. "Schalten Sie ab, Lieutenant Commander und kommen Sie dann sofort mit einem vollständigen Bericht zu mir."

A´kebur erwiderte, dass er in einer halben Stunde mit dem Bericht bei ihr erscheinen würde. Seine Crew sah ihn fragend an. Für sie waren die Parameter kein Problem. Es bewegte sich alles im Normalbereich. A´keburs Nasenflügel blähten sich. "Ich will, dass auf jeder Station ein Ebene-1-Check gemacht wird", gab er den Befehl. Das war die höchste Priorität, die er vergeben konnte. Doch innerhalb einer halben Stunde würde er nichts erreichen. Er selbst gab in einer Station ein, dass auf einem Holodeck ein absolut identisches Abbild des Antriebs mitsamt den Parametern, die er jetzt sah, entstand. Das Gefühl, das er hatte, konnte er aber nicht replizieren. "Fähnrich Tarrez, Lieutenant T'Sas, bitte kommen Sie mit!", forderte er die seiner Meinung nach für diese Aufgabe kompetentesten Mitglieder dieser Schicht auf, ihm zu folgen.

Sicher gab es noch mehr, die ihm bei seiner Arbeit helfen konnten, aber hier ging es weniger um fachliches Wissen, sondern mehr um eine Angelegenheit, die von Bauch und Verstand gemeinsam gelöst werden musste. Die beiden Fähnriche folgten ihm.

Tarrez gehörte zu den homanioden Rassen vom Körperbau. Doch die wenigen farbig schimmernden Schuppen zeigten, dass der Planet, von dem er kam, ein Wasserplanet sein musste und seine Art diesen Lebensraum bevorzugte. A´kebur war noch immer dabei, die Personaldateien seiner Leute durchzusehen. Er tat das jeden Tag. Aber egal wie oft er versucht hatte, die Heimatwelt von Tarrez sich vorlesen zu lassen, er hatte das Wort nie herausbekommen. Daher bevorzugte er die Bezeichnung PQ 310 A4891. Zudem ließ die sich einfacher merken. Er hoffte, dass Tarrez oder jemand anderes ihn niemals in ein Gespräch verwickelte, wo er dieses seltsame und sich irgendwie unanständig anhörende Geräusch aussprechen musste.

T'Sas war eine reinrassige Vulkanierin. Sehr jung, sehr ehrgeizig und sehr logisch, wobei sich letzteres A´keburs Meinung nach, mit Ehrgeiz gar nicht vertrug. T'Sas war nicht auf Vulkan geboren worden und da auch nicht aufgewachsen.

Das mochte mit ein Grund sein, warum sie sich beweisen musste, Vulkanerin mit Leib und Seele zu sein. In diesem Punkt hatte sie wohl ein wenig Ähnlichkeit mit A´kebur, wie dieser festgestellt hatte. So seltsam das sich für ihn darstellte, doch in irgendeiner Weise versöhnte ihn das mit sich selbst. Er konnte dabei sogar seinem Vater verzeihen. Dessen Weigerung, den Klingonen in A´kebur anzuerkennen, war wohl einfach notwendig gewesen und noch seltsamer daran war, dass sich A´kebur wohl fühlte unter diesem Gemisch aller Rassen, die so anders waren als er selbst.

Es gab ständig Reibereien. Ständig mussten kulturelle Eigenarten geklärt werden. Doch im Tenor gab ihm all das ein Gefühl von Frieden, der ihm Zeit für den Kampf gab, den es auf anderen Ebenen auszufechten galt.

Dennoch, fiel er auf, immer und ständig. Anziehend war dabei, dass es genug Frauen von anderen Planeten gab, die ihn sexuell attraktiv fanden, und den gleichen Kampfgeist und Kodex besaßen wie klingonische Frauen, auch wenn seiner Meinung nach klingonische Frauen unerreicht waren und es auch blieben. Trotzdem schmeichelte es seinem Ego.

Etienne erzählte er jedoch lieber davon nichts. Er blieb ihm treu und dachte noch nicht einmal daran, auf die Avancen einzugehen.

Aber er vermisste Etienne. Cindys Anwesenheit verhinderte das Zusammensein mit ihm. Darüber erwies sich Cindy als Klette, die weder ihm noch Etienne von der Seite wich, sobald sie das Quartier betraten.

A´kebur hoffte, dass sich das mit dem Mädchen irgendwann gab. Seine Idee dabei war, dass sie einfach nicht genug zu tun hatte und ihm daher Etienne streitig machte, wobei ihre Ambitionen Etiennes Zeit und Aufmerksamkeit waren und er sehr viel mehr wollte von Etienne – einschließlich seiner Zeit.

Andererseits, sie war noch ein Kind und ohne Mutter war sie ziemlich allein und fühlte sich auch so. A´kebur verzieh daher Cindy im selben Atemzug, wie er sie verfluchte. Er stand über allen Frust uneingeschränkt zu ihr und langsam entwickelte sich zwischen ihnen so etwas wie eine tiefe Freundschaft.

A´kebur gelangte mit den Fähnrichen bei den Holosuiten an. Als die Tür sich öffnete, befanden sie sich in einer exakten Kopie des Maschinenraumes. "Wenn wir Personal brauchen, können wir uns welche schaffen", meinte A´kebur und trat gleich zu der Konsole, die den neuen Antrieb regelte. Es gab im Grunde zwei separate Antriebe auf der Dragon. Beide konnten sie allein arbeiten. Zusammen waren sie jedoch unübertroffen und mit das Beste, was es bisher in der bekannten Galaxie gegeben hatte. Die Klingonen hatten schon Interesse an dem Antrieb gezeigt.

Aber die Föderation hielt ihn unter Verschluss. Die Klingonen waren Verbündete, kein Mitglied der Föderation. A´kebur hingegen besaß den Status eines Föderationsbürgers. Es hatte ihm irgendwann viel bürokratischen Kleinkram erspart, als er die Vorteile als angehender Fähnrich auf der Sternenflottenakademie durchdachte hatte. Jetzt hatte es ihm auch den wohl im klingonischen Reich begehrtesten Platz im Universum beschert.

T´Sas und Tarrez traten zu ihm.

"Was haben Sie gefunden, Sir?", fragte Tarrez. "Die Werte befanden sich alle im Toleranzbereich. Es gab keine Situation, die ein Abschalten des Antriebs notwendig gemacht hätte."

T´Sas nickte zustimmend. Sie unterdrückte den Drang, Tarrez wegen der unpräzisen Formulierungen zurechtzuweisen. Sie hatte schon ihre Erfahrung gemacht, dass der Lieutenant Commander auch ungenaue Wortwahl korrekt verstand, genauso wie er präzise Angaben ohne Kommentar verarbeitete.

A´kebur legte seine Hände auf die Konsole, trat dann aber wieder zurück. "Mit dem Antrieb stimmt etwas nicht. Die Werte geben darauf den Hinweis, dessen bin ich mir sicher. Das, was wir suchen, muss minimal sein. Vielleicht sogar nicht messbar", erklärte er.

T´Sas hob eine Augenbraue. "Das ist unlogisch, Sir", entfuhr es ihr ein wenig unbeherrscht.

A´kebur nickte. "Ich sagte nicht, dass ich es logisch begründen kann. Gehen Sie aber davon aus, Lieutenant, dass nicht jedes Individuum an Bord dieses Schiffes dieselbe Wahrnehmung hat, wie Sie sie haben. Ich habe direkte Erfahrung mit der Art von Energie, wie die Bewahrer sie verwendet hatten. Sie hat eine recht merkwürdige Wirkung auf mich gehabt. Ich weiß nicht, ob das auch bei denen der Fall gewesen ist, die mit mir dabei waren. Definitiv jedoch ist die destruktive Wirkung bekannt. Sie werden jetzt anmerken, dass der Antrieb getestet worden ist und jede negative Wirkung auf Material, Struktur sowie jedes Leben in der Nähe ausgeschlossen worden ist. Zudem ist nicht die Energiequelle verwandt worden, wie die Bewahrer sie verwendet hatten. Der Antrieb ist daraus nur inspiriert ..."

"Er ist durch Ihr Hologramm und der t-manipulierten Energie inspiriert, die Sie auch holographisch entwickelt haben. Von den Bewahrern wurde die Technik der Stabilisierung übernommen", warf Tarrez ein.

A´kebur wusste um dieses Detail, aber er wusste auch, dass seine Theorie nicht verwendbar war, wären sie nicht durch den katastrophalen Zufall auf die Technik der Bewahrer gestoßen. Eine Theorie war nur so gut, wie sie auch verwendbar war und er war definitiv nicht für das Funktionieren des Antriebs auf der Dragon verantwortlich.

Die drei begannen also, alles noch einmal durchzugehen. Jedes noch so kleine Teil, jede Fluktuation, absolut alles wurde getestet, neu kalibriert und wieder im Zusammenspiel mit dem Rest des Antriebs ausprobiert. Nach der vorgegebenen halben Stunde Arbeit zeigte zumindest der holographische Antrieb keine wie auch immer geartete Störungen und arbeitete augenscheinlich genauso einwandfrei, wie der echte Antrieb.

Obwohl sich keine Störung zeigt, hatte A´kebur Zweifel, dass es an dem Antrieb allein lag. Vielleicht war es eine Kombination mit anderen Abläufen, die er noch nicht bedacht hatte. Er hatte die Luft im Maschinenraum analysiert. Die Auswirkungen des Antriebs waren messbar. Sie galten aber nach Angaben der Ingenieure als vernachlässigbar. Den Geschmack der metallischen Schwere hing A´kebur vielleicht mehr nach als den anderen Mitgliedern der Maschinencrew. Doch A´kebur hatte seine Urteilskraft noch nie von derartigen Dingen vernebeln lassen, so dass er das bezweifelte. "Ich werde Bericht an den Captain erstatten", erklärte er. "Machen sie bitte weiter!"

Seine Kollegen taten wie geheißen, während A´kebur sich auf dem Weg zum Bereitschaftsraum des Captains machte. Captain Volkov brütete über diversen Pads, als er eintrat. "Und, was haben Sie herausgefunden, Lieutenant Commander?", fragte sie, "Können wir den Antrieb wieder in Betrieb nehmen?"

"Captain, ich ..." A´kebur hielt sein Datenpad so stark fest, dass es zu zerbrechen drohte. "Ich habe keinen Beweis, dass etwas nicht stimmt. Die logische Antwort ist, dass wir den Antrieb wieder nutzen können."

Elena Volkov beugte sich vor. "Aber Ihrer Meinung nach ist da etwas, dass eine hundertprozentige Funktionalität nicht gewährleistet. Solange diese Zweifel nicht ausgeräumt sind, werde ich von weiteren Belastungstests absehen und den Para-Warp-Antrieb nicht wieder in Betrieb nehmen lassen. Ich erwarte aber, dass Sie den Fehler finden."

"Ich habe keine Nachweise für mein Gefühl, Captain. Es gibt keinen Grund, warum die Tests nicht weiterlaufen können", wandte A´kebur ein.

"Aber ein guter Offizier verlässt sich im Zweifelsfall auf dieses Gefühl, Lieutenant Commander. Führen Sie noch weitere Tests durch, bis dahin muss Warp 6 ausreichen. Wir haben es ja nicht eilig." Damit schien das Gespräch beendet, denn der Captain wandte sich wieder ihrem Computer zu.

A´kebur legte den Kopf schief. Dann lächelte er, als er verstand, was ihm der Captain gerade zu verstehen gegeben hatte. "Ja, Ma´am", bestätigte er. "Ich hoffe, dass ich mich irre."

"Das hoffe ich auch, Lieutenant Commander. Aber bis dahin ... Erstatten Sie mir bitte alle zwei Stunden Meldung."

"Ja, Ma´am, das werde ich." A´kebur atmete tief durch. Er musste doppelt und dreifach arbeiten, um herauszufinden, was los war. Das stand außer Frage. Er würde Etienne Bescheid geben müssen, damit dieser Cindy von der Schule abholte.

A´kebur ging wieder zurück zur Holosimulation. Die Fähnriche waren nicht wirklich weitergekommen. Er gab die Information, dass sie nicht über Warp 6 gehen durften an den Maschinenraum weiter. Dann setzte er sich auf einen Stuhl, den er sich kurzerhand hatte kreiieren lassen. Nachdenklich sah er sich um. "Computer", sprach er den Holosuitekontrolle an. "Lade die Simulation Charon 7 - Variante 23 A´kebur Lanar." Plötzlich verschwanden die Konsolen des Maschinenraums und ein sehr viel primitiverer Aufbau tauchte auf. Markante Merkmale waren jedoch unübersehbar ähnlich und ließen erkennen, dass beide Simulationen einer gemeinsamen Idee entsprungen waren. A´kebur hatte den letzten Status der Simulation geladen, die er vor mehreren Jahren erstellt hatte. Er hatte sie nach dem Vorfall mit Toran nicht mehr weiterentwickelt.

Aber nun begann er sie auf das Genaueste zu überprüfen. Er hatte sich nie bewusstgemacht, wie viel seiner theoretischen Überlegungen tatsächlich in den Antrieb der Dragon eingeflossen waren, aber jetzt wurde es umso deutlicher. Allerdings gab es immer noch keinen näheren Hinweis darauf, was gerade falsch lief.

Kurz entschlossen, ließ A´kebur den aktuellen Antrieb über das alte Modell projizieren.

Die Fähnriche traten fasziniert näher. "Erstaunlich", murmelte T'Sas. "Die Energiequelle hat eine leicht andere Frequenz. Ich meine, die der Simulation von Ihnen, wenn ich das richtig sehe. Sie ist auch anders als die von Charon 7. Ich habe die Berichte studiert. Es gibt überall deutliche Unterschiede. Die Frage ist, was sie für einen Einfluss haben. Vielleicht habe Sie eine besondere Wahrnehmung und merken eine gewisse Form von Disharmonien."

"Ist das eine Spekulation?", fragte A´kebur.

Die Vulkanierin erwiderte steif: "Nein, nur eine Theorie, Sir, die durch logische Annahmen gestützt wird. Ich schlage vor, dass wir sie überprüfen." A´kebur wollte soeben antworten, als sein Kommunikator piepte. "Krankenstation an Lieutenant Commander A´kebur", meldete sich eine ihm unbekannte Stimme, "bitte finden Sie sich in einer Stunde zur medizinischen Routineuntersuchung ein."

A´kebur unterdrückte einen Fluch. Er hatte die Untersuchung jetzt schon das dritte Mal verschoben, weil er zuviel zu tun hatte. Er hätte sich vor einer halben Stunde erneut einfinden sollen. Jetzt hatte er wohl ein sogenanntes medizinisches Ultimatum bekommen. Er wollte schon um eine weitere Verschiebung bitten, ließ es dann aber sein. So oder so musste er dorthin und besser war, er brachte es endlich hinter sich, um ungestört arbeiten zu können.

"Aye, ich bin in einer Stunde da."

03

 

Er schaffte es tatsächlich dieses Mal pünktlich zu sein. Nach T'Sas’ Hinweis. In der Krankenstation wurde er von einer etwas missmutig dreinblickenden Ärztin begrüßt. Sie schien schon etwas älter und wirkte streng mit ihrer bereits ergrauenden Hochsteckfrisur. Etienne hätte so etwas vermutlich als Schreckschraube bezeichnet.

"Lieutenant Commander A´kebur? Ich bin Doktor Hansen. Bitte kommen Sie mit." Sie lotste A´kebur in den hinteren Bereich der Krankenstation zu einer der Untersuchungsliegen. "Bitte das Oberteil ausziehen und sich hinlegen."

A´kebur tat wie geheißen. Er ließ sich in die Untersuchungsstation sperren und versuchte sich zu entspannen. Aber ihm war heiß. Fast war es angenehm, dass er kein Uniformhemd mehr tragen musste.

Doktor Hansen machte ein paar Scans, überprüfte die Werte und runzelte dann die Stirn. "Lieutenant Commander, Sie sind fast in bester körperlicher Verfassung, abgesehen von ein paar erhöhten Werten, die ich nicht erklären kann. Adrenalin, Serotonin, Testosteron, Herzfrequenz, Körpertemperatur. Ich habe Ihre medizinische Akte vorher eingesehen und weiß daher, dass das auch für Sie nicht normal ist."

A´kebur sah sie an, während sie weiterlas. "Ah", meinte sie. "Das erklärt es natürlich. Sie befinden sich in Ihrem Brunftzyklus. Ponfarr nennen das die Vulkanier. Warum haben Sie das nicht gesagt?"

A´kebur blinzelte verwirrt. Er verstand erst nichts, dann jedoch hätte er sich beinahe abrupt aufgesetzt und damit die Untersuchungsliege ruiniert. Er wollte dieses verdammte Ponfarr nicht. Nicht noch einmal mit all den Nebenwirkungen und einem Zustand, der einfach wie die Hölle war.

Doktor Hansen musterte ihn. "Ich gehe davon aus, Sie wissen, was ich sage. Wenn ja, dann werde ich Ihnen einen Blocker verschreiben; auf Dauer sind diese erhöhten Werte alles andere als gesund."

"Einen Blocker", fragte A´kebur, der seinen Ohren nicht traute. "Das ist zu unterdrücken? Hört es dann einfach auf?" Er konnte es nicht glauben.

Wenn es das schon vorher gegeben hatte, dann hätte er sich vor sieben Jahren alles ersparen können. Wie ein Zombie durch die Gegend zu laufen und die schmerzhafte Entfernung zu Etienne zu verfluchen, war nichts, was er wiederholen wollte.

"Nein, ich fürchte, damit kann man die Symptome nur verzögern und dämpfen. Wenn es wirklich ein Mittel zur kompletten Unterdrückung des Ponfarr gäbe, hätten die Vulkanier es längst entwickelt." Doktor Hansen lächelte dünn und winkte einem Assistenten, ihr das entsprechende Hypospray zu bringen. "Damit werden Sie für die nächsten 48 Stunden voll einsatzfähig bleiben, danach ..." Sie machte eine vielsagende Geste, die jedoch keiner weiteren Erläuterungen bedurfte.

A´kebur schnaufte kurz. Damit war zu rechnen gewesen. Er ließ sich willig das Spray geben. "48 Stunden also", meinte er. "Kann ich die Wirkung noch einmal verlängern?"

"Es ist möglich, aber nicht ratsam, weil Ihr Körper dann die zusätzliche Belastung des Ankämpfens gegen das Medikament hat. Melden Sie sich in 40 Stunden noch einmal bei mir, dann werde ich erneut die Werte messen."

A´kebur zuckte nur kurz mit der Schulter und zog sich dann sein Hemd über. Er prüfte kurz den Unterschied. Er war eindeutig ruhiger. Die Anspannung hatte er gar nicht bemerkt, weil er sie instinktiv ausgeblendet hatte.

"Sie können wieder zum Dienst zurückkehren. Aber denken Sie an den Termin", ermahnte Doktor Hansen ihn beim Hinausgehen. "Und vielleicht sollten Sie auch Ihren Partner, äh, vorwarnen." Sie hüstelte.

A´kebur hob eine Augenbraue. "Danke für Ihre Sorge, Dr. Hansen", meinte er steif und in perfekter Haltung eines Vulkaniers. Damit war er aus der Tür.

Die Ärztin sah ihm kurz nach und begann dann ihren Bericht zu schreiben. Früher oder später würde sie A´kebur wohl für dienstunfähig erklären müssen, und das letzte, was der Captain im Augenblick brauchte, war ein nicht einsatzfähiger Chefingenieur.

 

A´kebur verdrängte sein Ultimatum vollkommen. Er ignorierte auch, dass einige weibliche Besatzungsmitglieder einiger Rassen fast vor die Wände liefen, weil sie ihm wie gebannt nachschauten. Er fühlte sich in Ordnung und mehr brauchte er im Moment nicht. An Etienne dachte er auch erst einmal nicht.

Zurück im Holodeck machte A´kebur sich mit seinen Kollegen wieder an die Arbeit, die technischen Gegebenheiten des Antriebs und der Pläne zu vergleichen. Obwohl sie noch weitere kleine Abweichungen fanden, wussten sie nicht, ob es an diesen gelegen hatte. Der nächste Schritt war, es vor Ort im Maschinenraum umzusetzen.

A´kebur informierte irgendwann Etienne darüber, dass er eine Doppelschicht machen würde, um das Problem zu beheben. Doch als er das sagte, war er nicht so richtig bei der Sache, so dass er gar nicht mitbekam, dass Etienne ihn noch etwas hatte fragen oder sagen wollen.

Cindy sah ihren Vater mit großen Augen an. "Kommt er heute nicht?", fragte sie.

"Doch, aber später. Er hat viel zu tun, weißt du", erklärte Etienne. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Cindy nachmittags vom Klassenzimmer abzuholen, wenn nicht A´kebur dieses Privileg für sich in Anspruch nahm.

Natürlich war der Weg zurück zu ihrem Quartier weder so lang oder so kompliziert, dass das Mädchen ihn nicht hätte allein finden können, aber Etienne sah nicht ein, warum er auf Cindys strahlendes Gesicht und die feste Umarmung verzichten sollte, die er so jedes Mal bekam. Außerdem sollte seine Tochter gar nicht erst auf die Idee kommen, er würde sie irgendwo zurücklassen.

"Was hat er denn alles so zu tun " Cindy zupfte an dem Bund seines Hemdes. "Killian sagt, er wäre Inschenur oder so etwas. Ich kann das Wort nicht aussprechen. Aber es hört sich so ähnlich an."

"Ingenieur." Etienne sprach das Wort betont langsam aus. "Also, A´kebur muss dafür sorgen, dass hier im Schiff alles funktioniert. Aber ab und zu darf er auch andere Leute herumscheuchen, die dann in Ordnung bringen, wenn etwas kaputt ist."

"Ah, haben diese Leute denn das kaputt gemacht, was sie wieder in Ordnung bringen müssen?", stellte Cindy die nächste Frage.

Etienne lachte. "Nun, manchmal vielleicht, aber meist gehen die Sachen von alleine kaputt."

"Auch bei einem neuen Schiff, Papa?"

"Gerade bei einem neuen Schiff. Man versucht besonders vorsichtig zu sein, und zack, ist doch wieder was kaputt. Aber A´kebur macht es Spaß, wieder alles zusammenzubasteln, da können wir ihn ganz beruhigt machen lassen. "

Cindy lachte. Sie war glücklich. "Er ist mein Papa!", meinte sie und tänzelte zufrieden herum.

Etienne war einmal mehr froh, das zu sehen. Er hatte befürchtet, Cindy würde sich verschließen, aber nichts dergleichen. Auch in der Schule hatte sie sofort Freunde gefunden.

Einen Turbolift später waren die beiden auch wieder im Quartier angelangt. Nachdem Etienne Cindy sanft, aber mit Nachdruck an die Hausaufgaben gesetzt hatte, nahm er sich die neuesten Berichte über die Planeten vor, die sie demnächst anfliegen würden.

"Ich habe Hunger!", rief Cindy eine halbe Stunde später und hüpfte zum Replikator.

 

Etienne sah A´kebur zwei Tage lang nicht. Er wusste, dass auch sein Gefährte nicht über unendliche Energie verfügte. Aber er spürte nichts über den Äther.

A´kebur merkte jedoch etwas. Er begann wieder zu schwitzen, seine Konzentration ließ nach. Doch er hatte langsam eine Idee, wo das Problem beim Antrieb lag. In dem Wissen, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, wo ihm sein Verstand zur Verfügung stand, notierte er seine Beobachtungen und stellte die Behauptung auf, dass das Schiff mit beiden Antrieben bei voller Leistung in etwa einer Woche Ermüdungserscheinungen zeigen würde. Das war ähnlich wie bei dem Planeten. Es hatte etwas mit Schwingungen zu tun. Minimale Schwingungen. A´kebur verstand das Prinzip noch nicht so richtig. Aber er hatte keine Zeit mehr. Mit brennenden Augen und heißem Blut in den Adern sah er auf. Seine Crew arbeitete und schien nichts von dem Blick ihres Chefs bemerken zu wollen.

Allerdings waren die 40 Stunden schon lange um, die Doktor Hansen ihm gegeben hatte. Genauer gesagt, die 48 Stunden. A´kebur wischte sich über die Stirn.

Genau in diesem Moment sah T'Sas von ihrer Arbeit auf. "Sir?", sprach sie A´kebur an, "Wenn Sie sich nicht wohl fühlen, sollten Sie eine Pause machen."

"Mir geht es bestens", wehrte A´kebur ab. Er schaute nach seinem Vertreter. "Lieutenant McDoyle, Sie haben das Kommando. Ich werde meine Ruheschicht antreten."

"Aye, Sir."

A´kebur hatte beim Hinausgehen das Gefühl, dass alle Menschen und Nicht-Menschen im Maschinenraum nur darauf gewartet hatte, dass er endlich einmal Pause machte. Als ob alle kollektiv die angehaltene Luft ausatmen würden.

So schlimm konnten die Pheromone gar nicht sein, die er absonderte und auch der Schweiß nicht, grummelte A´kebur still in sich. Er roch probehalber an sich selbst und zuckte dann mit der Schulter. Knapp orientierte er sich. Er bemerkte, dass er diese Sekunde benötigt. Offenbar hatte er wirklich nicht mehr viel Zeit. A´kebur ging jedoch zu Dr. Hansen, die ihn mehr als offensichtlich schon erwartet hatte.

Die Ärztin sah ihn finster an. "Ich sagte, Sie sollten sofort nach 40 Stunden wiederkommen", knurrte sie, "muss ich das nächste Mal die Sicherheit losschicken, um Sie herzuschleppen? Wie fühlen Sie sich denn?"

"Ich habe das Kommando abgegeben. Ich schätze, Sie werden mich jetzt für dienstunfähig erklären. Mir geht es im Übrigen gut. Darf ich wieder gehen?" A´kebur atmete tiefer als normal und wirkte, als würde er eine Übung machen.

"Noch nicht." Die Ärztin griff nach ihrem Tricorder und scannte ihn. "Wie lange dauert bei Ihnen diese Phase für gewöhnlich? Damit ich Sie unmittelbar danach wieder checken kann."

A´kebur blinzelte und sah sie erstaunt an. "Ich habe keine Ahnung. Ich habe die Zeit noch nie gemessen. Und es ist erst so schlimm, seitdem ich einen Gefährten habe. Also, das hier ist das zweite Mal. Reicht Ihnen das zur Antwort?"

Sie nickte. "Ja, aber melden Sie sich trotzdem, sobald es wieder geht. Danach sollten Sie sich noch mindestens zwei, drei Tage frei nehmen."

A´kebur unterdrückte den Drang so etwas zu sagen, dass wie ein abfälliges "Menschen" klang. Er war belastbar. Er brauchte keine Ruhezeit. Aber er hatte es jetzt einfach nur eilig, um einen Disput zu führen.

A´keburs Ziel war das gemeinsame Quartier.

Er stellte die kälteste Stufe der Dusche ein und kühlte sich erst einmal ab. Dann wählte er zivile Kleidung und kämmte sein Haar sorgfältig. Bevor er jedoch wieder ging, kontaktierte er den Schiffscounselor. "Ich möchte Sie darum bitten, Cindy für ein paar Tag ein anderes Quartier zu finden. Sie kann nicht hierbleiben", erklärte er Ian.

Dieser fragte nicht nach, was los sei, sondern sagte sofort zu. "Natürlich. Ich bringe der Kleinen die Grundzüge fürs Pokern bei, dann kann sie demnächst mitspielen", erklärte er schalkhaft. "Wo ist Etienne?" Dank der gemeinsamen Pokerabende waren sie inzwischen alle auf Vornamenbasis, was manches vereinfachte und anderes wieder verkomplizierte.

"Er hat gerade Schicht. Ich werde ihn abholen. Vielen Dank." A´kebur wartete nicht auf einen höflichen Abschied, sondern beendete einfach die Verbindung. Er hatte nicht mehr viel Zeit, bevor er nur noch Instinkt war und kaum noch wusste, was er tat. Daher ging er auch auf dem direkten Weg zu Etienne.

Dieser war gerade über eine wissenschaftliche Station gebeugt. A´kebur hatte ihn nicht gewarnt.

Als Lieutenant Jeckings auf ihn aufmerksam wurde, sah er ihn fragend an. In Zivil machte der Mischling auf ihn einen martialischen Eindruck. Er wirkte kriegerisch und gefährlich.

A´kebur hatte aber außer einem kurzen Gruße keinen Blick für ihn. Er ging zu Etienne und blieb stumm neben ihm stehen.

Dieser sah auf, als er die vertraute Präsenz spürte, über die sich etwas unzweifelhaft Wildes gelegt hatte. "Na, hast du deinen geliebten Warpkern mal alleingelassen? - Sir, ich beende diese Analyse später, wenn Sie mich entschuldigen würden?", rief er zu Jeckings hinüber.

Für einen Moment öffnete sich A´kebur Geist und Herz und hüllte Etienne unmissverständlich mit seinem Begehren, seiner Liebe und seiner Leidenschaft ein. An Mr. Jeckings gewandt, erklärte er: "Sie sollten diese Aufgabe jemand anderes geben!" Es interessierte ihn nicht sonderlich, dass er keinerlei Befehlsgewalt hatte. Aber er hatte auch keinen Befehl ausgesprochen, sondern eher eine alternativlose Empfehlung.

Etienne würde etwas Zeit brauchen, wenn sich das Feuer gelegt hatte. Und für die nötige Zeit würde wohl schon die Schiffsärztin sorgen.

Lieutenant Jeckings würdigte diese Aussage keiner Antwort, aber der Blick auf Etienne verhieß nichts Gutes. Dieser merkte aber nichts davon; er musste sich einen kurzen Moment an der Computerkonsole festhalten, um wieder so etwas wie Realität um sich zu fühlen. "Gehen wir", murmelte er atemlos und zog A´kebur zur Tür, "Wieso hast du nicht eher was gesagt? Ich hatte neulich schon was gemerkt, aber dass schon wieder sieben Jahre herum sind, ..."

"Ich habe frei", meinte A´kebur lapidar und sparte sich jede Antwort auf die Vorwürfe. "Und du wirst wohl bald frei haben." Er lächelte minimal und nicht wirklich erfreut.

"Scheint so. Was machen wir mit Cindy?", fiel Etienne siedendheiß ein, "ihr das zu erklären sollte schwer werden."

"Sie ist bei Ian und er sorgt für sie!" A´kebur trat ein wenig zur Seite. "Ich kann nicht mehr lange", gestand er. "Lass uns keine Zeit verlieren. Ich will deinen Geist berühren."

"Aber nicht vollständig, erst wenn wir im ...", weiter kam Etienne nicht, denn schon spürte er A´keburs vertraute, glühende Gegenwart in seinem Kopf, die ihn lockte, umgarnte, nach mehr verlangte. Er atmete tief durch und sagte dem Turbolift das Zieldeck. A´kebur berührte seine Schläfen. Leicht und zart. Er lehnte seinen Kopf an Etiennes Schulter und suchte seine Nähe.

Der Turbolift, das Schiff, das alles schien um sie herum zu verschwinden. Nichts bleib mehr außer ihnen beiden und das leuchtende Band, das den letzten Abgrund zwischen ihnen beiden überbrückte.

Wer will schon sich allein gehören, wenn er das hier haben kann?, schoss es Etienne durch den Kopf- oder war es A´keburs Gedanke? Es war nicht weiter mehr wichtig, da Grenzen aufhörten zu existieren.

Aber es war A´kebur, der es schaffte, die Nähe wieder in Distanz zu wandeln, so schmerzhaft das auch war. Die Turbolifttür stand offen und sie waren nicht mehr allein. A´kebur schnappte sich Etienne, der noch benebelt war und zog ihn hinter sich her, bis sie in der Intimität ihres Quartiers waren. Dann erinnerte sich A´kebur an nichts mehr, was irgendetwas mit Konturen zu tun hatte.

 

Etienne schaffte es, irgendwann ein paar Stunden später wieder halbwegs klar denken zu können, wobei es auch Tage sein konnten. Er lag halb unter A´kebur auf dem Bett, die Decke war auf dem Boden gelandet. Glücklicherweise fühlte sich diesmal keiner von Etiennes Knochen so an, als sei er gebrochen, aber sein Schädel brummte und die Sicht war ein bisschen unscharf. Über den Rest wollte er vorerst nicht nachdenken.

A´kebur bewegte sich ein wenig. Er schien erwachen zu wollen. Irgendwie sah er so aus, wie Etienne sich fühlte. A´kebur blinzelte. "Du hast Kopfschmerzen", murmelte er. Er küsste Etienne, vorsichtig, ungewohnt sanft und irgendwie fragend. "Du bist..., du bist nicht verletzt?"

"Nicht wirklich, glaube ich", gab Etienne leise zurück. Er war völlig heiser. "Aber unsere entzückende Bordärztin werde ich trotzdem belästigen gehen. Aber erst, sobald ich mich wieder rühren kann." Er hob eine Hand und strich A´kebur durch die hoffnungslos zerzausten Haare. "Wie geht's dir?"

"Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich am wohlsten, wenn ich dir so nahe sein kann, dass nichts mehr zwischen uns steht." A´kebur berührte mit seiner Stirn die von Etienne. "Aber ich habe Angst, wenn diese Zeit ist. Dann muss ich aufpassen, nicht die Kontrolle zu verlieren. Warum bin ich Telepath, wenn ich eigentlich keiner sein will." Es war keine wirkliche Frage und sie beide wussten es.

Etienne antwortete jedoch trotzdem. "Da kannst du genauso gut fragen, warum wir leben. Es ist eben so. Und man sollte das Beste draus machen." Er küsste A´kebur auf die Stirn. Dieser schloss für einen Moment die Augen, dann jedoch wandelte sich seine Stimmung zusehends. "Ich muss erst einmal dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst. Ich schätze, irgendetwas werde ich doch an dir kaputt gemacht haben."

Etwa fünf Minuten später wusste A´kebur auch, was Etienne hatte. Er musste sich irgendwann, irgendwo und irgendwie innerhalb des Blutfiebers heftig den Kopf gestoßen haben. Er hatte daher eine Gehirnerschütterung. A´kebur verschaffte Etienne und sich selbst ein präsentables Äußeres. Gemeinsam gingen sie dann in die Krankenstation. Auf dem Weg dahin bekamen sie allerlei merkwürdige Blicke geschenkt. A´kebur riskierte es, für einen Moment seine telepathische Mauer zu senken und dem Strom der Gedanken, die eher einem Orkan glichen, zu lauschen. "Wir waren sehr laut", brummte er. "Den ersten Tag knapp eine Stunde oder etwas mehr. Dann waren wir sehr still." Er runzelte die Stirn. "Wir waren dann wohl etwa drei Tage im Delirium." A´kebur wurde, als er das sagte, etwas grün an den Spitzen seiner Ohren.

"Drei Tage? Na, das wird meinem Chef gefallen", brummte Etienne. "Und was soll ich Cindy erzählen? Ich muss hiernach sofort zu ihr." Er beschleunigte seinen Schritt Richtung Krankenstation.

A´kebur folgte ihm stoisch. Er würde Etienne keine Minute allein lassen. Das letzte Mal hatte er ihm die Knochen im Leib gebrochen. Heißer war er immer noch, also hatte sich in bestimmten Punkten nichts geändert.

Kaum hatten sie beiden die Krankenstation betreten, kam ihnen auch gleich Dr. Hansen entgegen. Sie musterte sie auf eine Art, mit der sie sonst sicher ungezogene Schuljungen gemustert hätte und ordnete an: "Ab auf die Untersuchungsliegen mit Ihnen, bitte. Lieutenant Commander, ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Sie sich melden sollten. Warum habe ich das Gefühl, meine Worte gehen bei Ihnen zum einen Ohr herein und zum anderen wieder heraus?"

"Weil sie vielleicht spitz sind?", schlug Etienne als Erklärung vor und schaffte es sogar, dabei einigermaßen unschuldig zu wirken.

A´kebur sagte zu seinen Ohren gar nichts. "Wir sind vor zwanzig Minuten und einundfünzig Sekunden aufgewacht", erklärte er nur und legte sich dann hin.

"Aha", Dr. Hansen machte sich Notizen und begann dann mit den ersten Tricorderscans. "Ihre Werte sind wieder normalisiert, auch wenn Ihr Nervensystem ziemlich überlastet scheint. Sie sollten dringend noch Ruhe halten." Damit schien A´kebur abgehakt, und sie wandte sich Etienne zu. "Und Sie sind völlig verrückt, überhaupt herumzulaufen. Liegengeblieben!", knurrte sie, als Etienne sich verteidigen wollte. Sie drückte ihm einen Zerebralscanner auf die Stirn.

A´kebur setzte sich auf. Etwas ratlos sah er seinen Geliebten auf der Liege an. "Ich werde Cindy holen", schlug er vor. Ihre Verbindung war so dicht, dass er diese Sorge Etiennes ohne Berührung und telepathischen Kontakt spürte.

"Danke", gab Etienne zurück und versuchte zu lächeln, auch wenn ihm seine momentane Lage wieder einmal überhaupt nicht gefiel. "Doktor, es ist eine Gehirnerschütterung, keine Fraktur", versuchte er Freiraum und Dispens zu erheischen, "Geben Sie mir was gegen die Kopfschmerzen und ich verspreche, mich in meinem Quartier brav zu schonen."

"Nichts da, ich werde Sie untersuchen und dann entscheiden", donnerte Dr. Hansen. Sie wandete sich A´kebur zu. "Machen Sie das immer so?", fragte sie.

A´kebur wurde grün. "Nein", knurrte er.

Etienne verkniff sich ein Grinsen, versteckte es aber schnell, als die Ärztin sich ihm wieder zuwandte. "Können Sie mir denn wenigstens den Gefallen tun und mich vor meiner Tochter nicht so angeschlagen aussehen lassen? Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht."

"Daran hätten Sie denken sollen, bevor Sie sich zusammenschlagen haben lassen. Nichts da! Sie bleiben hier und ich werde hier keine kosmetische Operation vornehmen, damit Sie gut dastehen!"

A´kebur trat zu ihr und sah sie wütend an. "Drohen Sie ihm nicht und beschimpfen Sie ihn auch nicht. Ich trage die Verantwortung für seinen Zustand. Sie haben nicht das Recht, ihn zu beleidigen. Machen Sie alles, damit sich unsere Tochter keine Sorgen machen muss. Ich denke, dass ich nicht zuviel verlangt."

Dr. Hansen wurde blass vor Ärger. "Lieutenant Commander, das hier ist meine Krankenstation, und Sie werden mich hier nicht herumkommandieren! Ich schiebe Ihre Reaktion noch auf Ihren aufgebrachten Zustand, aber wenn das noch einmal vorkommt, muss ich einen Bericht anfertigen."

Etienne sah eindringlich zu A´kebur und ermahnte ihn stumm, es auf sich beruhen zu lassen. Außerdem hämmerte sein Schädel viel zu sehr, als dass er den lautstarken Streit noch länger ertragen wollte.

"Sie werden alles tun, dass unsere Tochter sich nicht sorgt", wiederholte A´kebur leise. "Und mir ist es egal, ob Sie einen Bericht fertigen oder nicht."

"Dann bitte ich Sie jetzt zu gehen, Lieutenant Commander, damit ich meine Arbeit machen kann", erklärte die Ärztin frostig. Sie nahm den Scanner von Etiennes Stirn, spritzte ihm ein Hypospray und griff nach einem kleinen Regenerationsgerät. Noch bevor sie anfing, damit die Kratzer in Etiennes Gesicht zu verschließen, wusste dieser, dass A´kebur gewonnen hatte.

Dr. Hansens Gesicht war verschlossen und ärgerlich, aber Etienne meinte auch einen Funken widerwilliger Anerkennung darin zu sehen.

A´kebur wandte sich grußlos ab und ging. Sein direkter Weg war der zum Schiffscounselor und zu Cindy. Warum er Cindy als seine Tochter betrachtete, hatte er geglaubt bei Dr. Hansen als Frage zu erkennen. Sie war niemand, der er das sagen würde. Er kannte sie nicht und ihre Art machte es ihm nicht leicht, Vertrauen zu ihr zu fassen. Cindy wurde schlicht einfach zu einem Teil seiner Familie, weil sie die Tochter von Etienne war. Daran gab es keinen Zweifel. Und es war leichter, in ihr eine Tochter zu sehen, als einen Fehltritt von Etienne.

"Ah, ich fragte mich schon, wann Sie wieder auftauchen", begrüßte Ian A´kebur an der Tür, "Cindy hat schon dauernd gefragt."

"A´kebur!!!" Ein blonder kleiner Wirbelwind kam angerannt und warf sich gegen A´keburs Beine. "Wo warst du? Wo ist Daddy?

Warum habt ihr mich allein gelassen?" Sie sah ihn mit großen blauen Augen an.

A´kebur zog sie einfach zu sich hoch, als würde sie nichts wiegen. Diese Bewegung war es vor allen anderen Dingen, die Cindy sich so vorbehaltlos an A´kebur hatte gewöhnen lassen. "Dein Vater ist auf der Krankenstation. Er hat sich ein wenig verletzt und wird von Dr. Hansen versorgt. Er ist bald wieder gesund. Vielleicht sogar schon in ein oder zwei Tagen."

"Verletzt? Aber wieso denn?" Cindy sah A´kebur erschrocken an; es war ganz deutlich, welche Verlustangst soeben von ihr Besitz ergriffen hatte. "Und tut dir auch was weh?" Sie tippte vorsichtig A´keburs Hals an, auf dem ein Knutschfleck prangte.

"Nein, mir tut nichts weh. Ich habe auf deinen Vater leider nicht gut genug aufgepasst. Aber jetzt sorgt die Ärztin für ihn und dann wird er ganz schnell wieder gesund werden", versprach A´kebur.

"Wirklich? Kann ich zu ihm?"

"Ja, ich wollte dich zu ihm bringen!" A´kebur sah zu Ian, der ziemlich zufrieden wirkte. "Danke für Ihre Hilfe", erklärte A´kebur förmlich.

"Gern geschehen. Bis bald, Cindy", verabschiedete Ian die Kleine.

Cindy winkte ihm, dann sah sie wieder zu A´kebur. "Bei Ian war es nett", erklärte sie, "aber ... wenn ich bei euch bin, kann ich auch auf Daddy aufpassen helfen. Dann passiert ihm bestimmt nichts."

"Du willst ihn vor mir schützen?", fragte A´kebur. "Es war keine Absicht und es wird nicht mehr passieren."

"Vor dir? Aber ..." Cindy runzelte die Stirn. "Du würdest Daddy doch nie wehtun?"

"Doch!", antwortete A´kebur ehrlich.

Cindy stemmte sich etwas von A´kebur weg, um ihn richtig ansehen zu können. "Ich dachte, du hast Daddy lieb. Du hast mich doch auch lieb und tust mir nichts, auch wenn du mal grimmig schaust."

"Es war keine Absicht", erklärte A´kebur. "Ich bin zur Hälfte Vulkanier und diese Hälfte ist es, die mich alle paar Jahre vergessen läßt, dass dein Vater ein Mensch ist und etwas zerbrechlicher als ein Vulkanier oder Klingone. Diese Zeit nennen die Vulkanier Ponfarr. Dein Vater weiß das und er weiß, dass ich ihm nicht absichtlich weh tue."

"Oh", diese Erklärung schien etwas über Cindys kluges, aber erst siebenjähriges Köpfchen zu gehen, denn sie sah A´kebur verwirrt an. Dann fasste sie einen Entschluss und bat: "Dann, dann versprich mir, dass du Daddy wirklich nie absichtlich was tun wirst."

"Ich werde es versuchen, Cindy-cha, aber ich habe deinem Vater nichts angetan, was dieser nicht wusste. Dein Vater weiß, was es bedeutet, dass wir beide Gefährten sind."

"Irgendwie ist das alles kompliziert", fasste Cindy die Situation zusammen und krauste die Nase, "ich dachte immer, das wäre einfacher."

A´kebur blieb stehen. "Hatte ich auch gehofft. Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht sonderlich gut aus. Aber ich werde wohl damit leben müssen und ich hoffe, dass dein Daddy damit leben kann."

Cindy schien fürs Erste zufrieden, auch wenn immer wieder ein prüfender Blick das ernste Gesicht A´keburs streifte.

Einen Turbolift später trafen sie wieder in der Krankenstation ein; Etienne sah sofort auf und lächelte Cindy an. Dr. Hansen hatte ihm so eben einen Spiegel gegeben, der ihm wieder ein präsentables Äußeres zeigte.

Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren verschwunden und ein paar Blessuren, die mehr beunruhigend aussahen, als dass sie wirklich gefährlich gewesen wären. Cindy strampelte leicht. A´kebur ließ sie einfach herab und dann zu ihrem Vater laufen. Er hielt sich im Hintergrund und schaute einfach zu.

Etienne zog Cindy an sich, die ihn glücklich umarmte. Er versicherte ihr erneut, dass alles mit ihm in Ordnung sei. A´kebur sah kurz zu Dr. Hansen hinüber und konnte erkennen, dass die strenge Ärztin lächelte. Offenbar war sie doch nicht ohne Mitgefühl. A´kebur zog sich zurück. Er wollte im Maschinenraum nach dem Rechten sehen. Hier brauchte ihn niemand.

Aber da lag er falsch. "A´kebur!" Etienne und Cindy hatten ihm im Duett gerufen.

A´kebur drehte sich um und sah sie fragend an. "Ja?"

"Komm nicht zu spät zurück nachher, ja?", bat Etienne, "Deine Maschinencrew kommt auch mal ohne dich aus."

A´kebur lächelte. "Weiß nicht. Ganz bestimmt kommt sie das, aber besser ist, ich schaue trotzdem nach", meinte er. "Man kann nicht alles sehen. Manches muss man fühlen."

"Lass mal die Leute die Sachen, die sie kaputt machen, auch wieder heile machen!", rief ihm Cindy noch hinterher.

A´kebur sah sie verblüfft an. "Ich denke nicht, dass sie etwas kaputt machen", wandte er ein. Dann plötzlich verstand er. "Ich werde es ihnen aber sagen, wenn sie etwas kaputt machen sollten", versprach er.

Cindy grinste und winkte ihm. Ihr und Etiennes Lachen im Rücken verließ er zufrieden die Krankenstation.

Dr. Hansen sah die beiden an. "Nun, Mr. Duval. Sie haben Bettruhe, wenn ich mich recht erinnere. Also hören Sie auf, wie Ihre Tochter herumzutoben."

"Aye, Ma´am." Nicht wirklich reumütig lehnte Etienne sich wieder zurück und sah Cindy an, die auf der Bettkante saß. "Hat sich Ian gut um dich gekümmert?"

"Ja, hat er. Er hat mir Poker beigebracht. Ich habe eine Puppe gewonnen. Er sagt, ich würde ihn arm machen. Aber das glaube ich nicht", erzählte Cindy vergnügt.

"Er hat dir Poker beigebracht? Dabei wollte ich das doch. Ich wette aber, ich habe genug Tricks, die ich dir noch zeigen kann", meinte Etienne und zupfte an einem von Cindys Zöpfen.

"Klar, du bist ja auch mein Vater!", antwortete sie ihm neunmalklug. Sie lächelte. "Wird dir A´kebur noch einmal weh tun?", fragte sie dann.

"Nein, so schnell nicht. Das passiert ihm nur alle sieben Jahre", beruhigte Etienne sie, "Und du siehst ja, es ist wirklich nicht schlimm. Dein Papa hält einiges aus."

"Du hast keine Angst? A´kebur ist so stark und er tut dir weh und du findest das gut. Ich verstehe das nicht. Und warum nur alle sieben Jahre?" Cindy verknotete ihre Hände.

Etienne seufzte. "Das ist eine komische Eigenart bei den Vulkaniern. So wie wir Menschen im Winter Schnupfen bekommen. Und nein, ich finde das nicht wirklich gut. Es ist eben kompliziert."

"A´kebur sagt, er versteht es auch nicht und er mag es nicht", murmelte Cindy. "Warum hört er dann einfach nicht auf? Schnupfen kann man schließlich auch einfach wegmachen."

"Schatz, es ist leider nicht so einfach. Es gibt Dinge, gegen die man nichts tun kann, auch wenn man es gerne würde. Das gehört einfach zum Leben. Also mach dir keine Sorgen mehr." Etienne wusste selber, dass das keine vernünftige Erklärung war, aber was sollte er sagen?

Beim nächsten Ponfarr würde Cindy eine bessere Erklärung bekommen, zumal sie dann auch älter war. Seine Tochter sah ihn traurig an.

"Gut, wenn du sagst, dass das in Ordnung ist, dass er dir weh tut, dann ist es wohl so."

Etienne zog sie an sich. "Du musst dir wirklich keine Sorgen machen", flüsterte er, "Und denk daran: ansonsten ist es nie in Ordnung, einander weh zu tun."

"Nur alle sieben Jahre und nur, wenn man Vulkanier ist oder ein Teil Vulkanier. " Cindy nickte. "Ich werde es mir merken."

"Kluges Häschen." Etienne zupfte wieder an Cindys Zöpfen, die das Mädchen tatsächlich immer ein wenig wie ein Häschen mit Schlappohren aussehen ließen. Die ersten paar Tage hatte sich Etienne ziemlich damit abgemüht, den Frisuransprüchen des Mädchens gerecht zu werden, aber dann hatte A´kebur resolut die Sache in die Hand genommen. Prompt hatte Cindy dann auch darauf bestanden, A´kebur Zöpfe zu flechten, was diesem aber weniger gepasst hatte.

Nur, seine Chancen waren genauso gering gewesen, wie Cindy ihm gegenüber.

Am Ende hatten sie dann einen Waffenstillstand beschlossen, aber A´kebur half Cindy weiterhin mit ihren Haaren. Etienne fing Dr. Hansen strengen Blick ein und lehnte sich wieder zurück. "Wenn ich nicht artig bin, wird diese Schreckschraube mich ewig hier festhalten", flüsterte er Cindy zu, "aber wenn du mir Karten holst, bringe ich dir ein paar Tricks bei."

Das Mädchen grinste verschwörerisch. "Mach ich!"

04

 

Zufrieden beobachtete der Commander von der Brücke aus das majestätisch dahingleitende Schiff, den ganzen Stolz der Föderation, das nur mit lächerlichen Warp 4 flog. Sie hatten sich lautlos an die Fersen der Dragon geheftet und eine besondere Frequenz hatte dem Para-Warpantrieb den Rest gegeben. Nein, die Föderation mochte zwar die Technologie der Bewahrer am Effektivsten genutzt haben, aber wie man den größten Schaden anrichtete, ohne entdeckt zu werden, darin gab es andere Meister. "Commander Toran? Wir haben die Dragon gescannt. Sie haben definitiv nichts bemerkt", berichtete ihm einer seiner Untergebenen.

"Sehr gut. Fangen Sie mit den Tiefenscans an."

Noch eine neue Entwicklung: Tiefenscanner, die nicht entdeckt werden konnten. Der Commander lächelte zufrieden. Ja, sein Schiff war auf dem neuesten Stand, auch wenn er nicht offiziell im Dienst der Regierung handelte. Wäre er erfolgreich, würde man ihn als Helden des Reiches verehren. Versagte er, hatte man ihn nie gekannt; tot wäre er dann sowieso. Aber er hatte dem Tod schon einmal ins Auge geschaut, diesmal würde er Erfolg haben.

"Commander, sehen Sie sich das bitte an. Wir haben hier zwei Signale. Das eine ist identisch, dass andere in der Zusammensetzung zur Hälfte identisch." Er beugte sich über die Konsole und studierte die Werte. Dann wurde sein Lächeln breiter. "Das ist sogar noch besser", erklärte er, "der Transporterraum soll sich bereithalten, das zweite Signal zu erfassen. Auf meinen Befehl schlagen wir zu."

Erneut wandte sich der Commander der Ansicht der dahingleitenden Dragon zu. Er war kurz davor, sein Ziel zu erreichen.

 

A´kebur sah finster auf die Anzeigen. Da war sie wieder, diese Spitze, die nicht zu den Frequenzen gehörte, die es im und um das Schiff geben durfte. Und das, was er spürte, begann immer dann, wenn diese Frequenz wieder einsetzte.

Wieder glich A´kebur alles ab. Dann richtete er sich abrupt auf. "Captain", kontaktierte er die Brücke, "Wir werden von einem Signal sabotiert oder gescannt." Im nächsten Moment brach die Hölle aus. Mehrere Stationen explodierten. A´kebur sah aus dem Augenwinkel, wie der Bewahrerantrieb instabil wurde und ohne weiteres Nachdenken fuhr er ihn runter. Qualm biss in den Augen und erschwerte den Atem. "Atemmasken und Sicherung der Stationen. Alle verfügbare Energie auf die Schilde", befahl er.

"Nichtautorisierter Transporterstrahl", ertönte die Stimme des Ersten Offiziers über die Lautsprecher. "Schilde 100%. Kein Schiff in Scannerreichweite." A´kebur hatte die Kommunikation auf die Lautsprecher geschaltet. So waren augenblicklich alle Mitglieder seines Teams informiert. Er bahnte sich seinen Weg zur Hauptkonsole, wo T´Sas schon die ersten Notschaltungen vervollständigt hatte. "Wir haben beinahe den Antrieb verloren", berichtete sie. "Zwei Tote, Mr. Thomas und Sisstrana. Außerdem gibt es Verletzte. Die Sanitäter sind schon informiert."

A´kebur nickte und dankte. "Maschinenraum an Brücke, der Bewahrerantrieb ist ausgeschalten. Wir haben den Ionenantrieb. Der Warpantrieb ist in fünf Minuten wieder einsatzbereit. Volle Energie auf Waffen und Schilde."

"Danke!", hörte er den Captain.

 

Etwa 1 Minuten zuvor

 

Etienne fuhr sofort von der Liege hoch, als er sah, dass sich Cindy mitten in der Bewegung auflöste. Transporterenergie flackerte, und das Mädchen war verschwunden. Er sprang von der Liege und rannte aus der Krankenstation, die Rufe der Ärztin hinter sich ignorierend. Ein Ruck ging durch das Schiff und dann war etwas, was sich wie ein merkwürdiges Grollen aus der Tiefe anhörte. Alarm gellte auf und Befehle wurden gerufen. Die Mannschaft eilte durch die Gänge und Etienne hatte Mühe, nicht im Weg zu sein, während er nur einen Weg kannte: Den auf die Brücke. Die Fahrt mit dem Turbolift schien ewig zu dauern. Als er die Brücke betrat, wurde er nicht bemerkt.

"Captain Volkov? Er ist irgendwo da draußen und er hat meine Tochter!"

"Wer ist wo da draußen und hat Ihre Tochter?", gab der Captain zurück. Sie ignorierte, dass Etienne so aussah, als wäre er aus dem Behandlungszimmer der Krankenstation entwichen.

"Toran. Er hat sie direkt aus der Krankenstation gebeamt. Romulanische Transporterenergie ist unverkennbar und er wäre, der einzige, der ... verdammt, tun Sie etwas!" Etienne überlegte fieberhaft. Er war sich all die Jahre nicht sicher gewesen, ob Toran mit seinem Schiff explodiert war, aber wenn er noch lebte, dann hatte er seinen Groll zweifellos gepflegt. Und war besser gerüstet denn je. "Scannen Sie nach irgendwelchen Plasmasignaturen. Hier muss irgendwo ein getarnter Warbird sein."

Captain Volkov sah ihn für einen Moment prüfend an. "Fähnrich", gab sie dann den Befehl, "Scannen Sie die Umgebung des Schiffes nach Plasmasignaturen. Alarm Rot aufrechterhalten. Computer, stelle den Status von Cindy Duval fest!"

"Cindy Duval befindet sich nicht an Bord", ertönte die ruhige Computerstimme. Der Fähnrich sah auf seine Anzeigen und erklärte dann: "Die Sensoren können kein Plasma entdecken, Captain. Aber wenn es wirklich ein Warbird ist, hat er vielleicht eine verbesserte Technologie, um seinen Ausstoß zu filtern."

Captain Volkov ersparte sich den Kommentar, dass das dann wohl so sein musste. "Ändern Sie die Frequenzen und versuchen Sie es erneut. Fähnrich Tarres, öffnen Sie einen Kanal und kontaktieren Sie den Warbird!"

"Aye, Sir. Korrektur, Captain, Sie rufen uns bereits."

Captain Volkov trat zwei Schritte vor. "Auf den Schirm!"

Das Gesicht eines romulanischen Commanders erschien. Etienne hätte dieses eine nicht in tausend Jahren vergessen können. Toran lächelte joval und ohne auch nur den Ansatz eines schlechten Gewissens. Im Gegenteil, er wirkte geradezu geschäftsbereit. "Ah, Captain. Ich vermute, Sie vermissen einen kleinen Passagier?", plauderte er.

"Darf ich Ihren Namen erfahren?", erwiderte Captain Volkov darauf ohne die Schärfe aus ihrer Stimme zu nehmen.

"Commander Toran vom Warbird Scavenger. Aber ich denke, dass wissen Sie bereits, Captain, oh, und Ihren Namen brauche ich gar nicht. Es geht mir hier ja um einen anderen Captain." Toran sah Etienne an.

Dieser ballte die Fäuste. "Ich dachte, Sie wären fein säuberlich mit Ihrem Schiff explodiert. Wäre für alle Beteiligten besser gewesen."

Toran lächelte. "Die Gerüchte über meinen Tod waren und sind stark übertrieben", meinte er.

Captain Volkov sah Etienne an. Sie gab dem Kommunikationsoffizier ein Zeichen, dass er den Sprechkanal schließen sollte. "Ein Kurzabriss, Mr. Duval", befahl sie knapp.

"Toran war derjenige, der die Artefakte der Bewahrer wollte. Ich habe sie ihm abgejagt, aber auf dem Weg gab es eine Menge Blut, Folter und Beleidigungen", fasste Etienne mit finster zusammengezogenen Augenbrauen die Ereignisse der Vergangenheit zusammen. "Der Mann ist extrem gefährlich. Gehen Sie keinen Handel mit ihm ein", riet er dann jedoch noch.

"Es geht um Ihre Tochter", meinte Captain Volkov. Ehe Etienne darauf etwas erwidern konnte, ließ sie wieder den Kanal öffnen. "Captain Toran, darf ich erfahren, was Sie mit dem Kind wollen?"

"Die Kleine ist ein wirkliches Goldstück, denken Sie nicht? Und mit ihr habe ich gar nichts vor, es sei denn, Sie kommen mir nicht etwas entgegen." Toran lächelte tückisch und Etienne biss die Zähne zusammen.

"Ihnen ist bekannt, dass die Föderation mit Terroristen und Entführern keinen Handel eingeht?", fragte Captain Volkov.

"Solche harten Worte. Ich bin Geschäftsmann, Captain. Und ich denke, um die Kleine heil wieder zu sehen, würden Sie schon das eine oder andere tun. Zumindest aber Captain Duval, oder?"

Etienne knurrte etwas auf Romulanisch, das die Universaltranslatoren der Anwesenden sich weigerten zu übersetzen. Captian Volkov knurrte kurz zurück, dass er seinen Mund zu halten habe, dann wandte sie wieder ihre ganze Aufmerksamkeit Toran zu: "Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Commander. Sagen Sie, was Sie wollen!"

"Ganz einfach: Ich will die technischen Daten der Dragon, ganz besonders des Antriebs, schlicht alles, was die Föderation von den Bewahrern übernommen hat. Ein akzeptabler Preis für ein kleines Mädchen, oder sehen Sie das anders? Oh, und wenn Sie noch ein Stück guten Willen zeigen wollen, schicken Sie mir Captain Duval gleich mit. Ihm gehören noch immer Manieren beigebracht. Ohne ihn sind Sie auf jeden Fall sicherer. Ich tue Ihnen hiermit einen Gefallen."

Captain Volkov zog die Augenbrauen zusammen. "Ich werde Ihnen in einer Stunde eine Entscheidung mitteilen, Commander Toran. Dragon Ende." Sie gab das Zeichen, alle Kanäle zu schließen und sah dann Etienne an. "Ich kann Sie verstehen, was Sie bewegt, Mr. Duval. Aber wenn Sie noch einmal einmischen, werde ich Sie das nächste Mal von der Brücke schmeißen lassen."

"Das ist meine Angelegenheit, nicht Ihre!", gab Etienne aufgebracht zurück, "Und Sie werden doch nicht wirklich diesem Wahnsinnigen geben, was er will? Die Romulaner würden wer weiß was mit der Technik anstellen."

"Das ist mir bekannt und das hatte ich auch nicht vor, Mr. Duval. Aber ich habe auch nicht vor, das Leben eines kleinen Mädchens zu vergessen. Sie ist Ihre Tochter. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich zurückhalten, bis Sie wieder klar denken können. Alle Offiziere und auch Sie, Mr. Duval, in den Besprechungsraum!"

Etienne erwiderte nichts darauf, sondern folgte Captain Volkov in den Besprechungsraum. Ian warf ihm einen mitfühlenden Blick zu, aber dafür hatte Etienne im Augenblick nichts übrig.

A´kebur kam etwas verspätet vom Maschinenraum zur Besprechung.

Er war noch immer in Zivil, da er sich eigentlich noch gar nicht offiziell im Dienst befand. Er brachte den Geruch von verbranntem Fleisch mit und einen Blick, der sagte, dass er auf emotionaler Ebene im Moment nicht angesprochen werden wollte.

"Bericht", überließ Captain Volkov ihm das erste Wort.

"Ich vermute, dass Toran es geschafft hat, durch eine neuartige und unbekannte Waffe unseren Antrieb außer Funktion zu setzen. Ich denke, dass er vermutet, er habe am Schiff noch mehr zerstört. Aber der neue Antrieb funktioniert trotz der Sabotage einwandfrei. Ich habe eine Frequenz, die bei den Störungen innerhalb der Toleranz gemessen wurden, auch beim Warpantrieb festgestellt, nur sehr viel stärker. Ich denke daher, dass sich Toran schon die ganze Zeit in der Nähe der Dragon aufgehalten hat, ohne dass wir ihn bemerkt haben. Er hat versucht, den Antrieb zu sabotieren, ohne ihn zu zerstören. Wir haben einen Frequenzmodulator als provisorischen Schutz neben den Antrieb gestellt, der die Wirkung der Waffe neutralisiert, sobald die Sensoren die Störungen registrieren. Sein Angriff …" A´kebur presste kurz die Lippen zusammen. "Es sind drei Mitglieder meiner Mannschaft tot, drei weitere schwer verletzt, mehrere leicht Verletzte."

Captain Volkov musterte ihn. Aufgrund der vorübergehenden Abstinenz ihres Chefingenieurs waren einige der Informationen neu und sein Zustand erklärte dessen besonderen Empfindungen, als der Antrieb manipuliert worden war.

"Also war Ihre Vorsicht gerechtfertigt", murmelte sie, "wie lange werden die Reparaturen brauchen?"

"Wir können den Antrieb der Bewahrer sofort verwenden. Er ist einsatzbereit. Der Impulsantrieb ist wieder einsatzbereit. Wenn es möglich ist, würde ich ihn jedoch zuvor für den vollen Einsatz neu kalibrieren. Die Frequenzwaffe hat auch hier Spuren hinterlassen. Der Warpantrieb benötigt etwa zwölf Stunden für den vollen Einsatz. Wenn es notwendig ist, ist auch er jetzt zu 80 Prozent einsatzbereit", erklärte A´kebur.

"Das Wichtigste ist zuerst der Impulsantrieb. Ich brauche volle Manövrierfähigkeit", stellte Captain Volkov ihre Prioritäten klar, "die Frage ist jetzt, wie wir weiter vorgehen. Hat jemand Ideen?"

"Ich sagte schon, mit Toran ist nicht zu reden", ergriff Etienne wieder das Wort, "wenn ich Sie wäre, würde ich einen intelligenten Photonentorpedo losschicken, ausmachen, wo die Scavenger ist, ein Transpondersignal festlegen, ein Enterkommando zusammenstellen und den verdammten Bastard überrollen!"

Captain Volkov lehnte sich zurück und sah ihn aufmerksam an, dann drehte sie sich mit ihrem Stuhl ihrem Ersten Offizier zu: "Ihre Prognose?", fragte sie.

A´kebur ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen. Er sagte jedoch nichts und wartete auf die Einschätzung des Commanders. Er hatte durch die wissenschaftliche Station erfahren, was passiert war. Jetzt wollte er wissen, wie Cindy wieder befreit wurde.

Commander Sobold erklärte: "Ich halte das für zu riskant, Captain. Dem Mädchen könnte alles Mögliche zustoßen, wenn wir das Schiff angreifen, von der Gefahr, die von der Mannschaft und dem Captain selbst ausgehen, einmal abgesehen. Vielleicht sollten wir das Flottenkommando kontaktieren und ihnen ..."

"Jede Minute, die wir zögern, steigt die Chance, dass Cindy was passiert!", unterbrach Etienne ihn abrupt, "Wissen Sie, was Toran mit seinen Gästen macht? Ich würde es meinem ärgsten Feind nicht wünschen! Wir müssen jetzt was tun!"

"Mr. Duval, Ihre Einwände sind nicht sehr hilfreich. Wir haben keine Zeit dafür, wie Sie selbst bemerkt haben", rief Volkov sichtlich ungehalten. "Und wir sind gerade dabei, die Möglichkeiten durchzugehen, um Ihrer Tochter zu helfen."

Etienne verschränkte die Arme und schwieg, aber es brodelte weiter in ihm. Wie er diese Starfleetnasen kannte, würden sie endlos diskutieren, ohne ein vernünftiges Ergebnis zu bekommen, und bis dahin konnte Cindy ... er versuchte nicht daran zu denken.

"Jeder Warbird hatte bisher eine Schwäche", konstatierte A´kebur völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Er war im Geiste alle bisherigen Modelle der Warbirds durchgegangen. "Mag sein, dass wir mit den bisherigen Frequenzen der Sensoren nicht wissen, wo der Warbird ist, aber ich schätze, dass jede Technik die eine oder andere Einschränkung hat."

"Dann beauftrage ich Sie mit der Modifizierung unserer Sensoren, Lieutenant Commander. Streuen Sie Mehl aus, wenn nötig, damit wir dadurch die Fußspuren bekommen. Wir müssen den Warbird ausfindig machen, und das möglichst so, dass Toran es nicht bemerkt. Dann haben wir zumindest einen kleinen Vorteil", beschloss der Captain. "Noch weitere Ideen, Ladies and Gentlemen?"

"Nun", ließ sich Ian vernehmen, "Wir hatten uns in der Schule entschlossen, alle Kinder an Bord des Schiffes mit einem kleinen Sensor auszustatten. Wir hatten eine Tour durch das Schiff gemacht, wo sie in bestimmten Bereichen auch frei herumlaufen konnten. Soweit ich weiß, sind alle Kinder noch mit diesem Chip ausgestattet."

A´keburs Augen blitzten auf, als er das hörte. Ian spürte eine deutliche mentale Welle und er sah ihn überrascht an.

"Dann kontaktieren Sie sofort die Schule und finden Sie die Sensorfrequenz heraus. Das Problem bleiben aber die Schilde. Wir müssen sie durchdringen. Vorschläge?" Der Captain sah stirnrunzelnd zwischen A´kebur und Ian hin und her, während sie das fragte. Sobold bemerkte das, sagte aber dazu nichts.

"Nun, Commander Toran konnte unseren Warpantrieb außer Gefecht setzen, ohne dass er dazu die Tarnschilde hatte senken müssen. Zudem scheint er schon eine ganze Weile unserer Spur zu folgen, was darauf schließen lässt, dass der Antrieb nicht mehr soviel Energie braucht und in bestimmten Bereichen Energie, sagen wir von Phasern, durchlässt. Seine Position wird er verraten, wenn er versucht, etwas vom Schiff nach außen zu bringen. Die Frage ist, wie viel Zeit uns dann bleibt, wenn er auf uns schießt."

"Vermutlich zuwenig. Und ein Warbird ist uns bewaffnungstechnisch ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen", ließ sich der Sicherheitsoffizier vernehmen.

Etienne hatte genug gehört. Er stand auf und sah in die Runde. "Hören Sie, Captain: ich sehe schon, Sie wollen Ihr kostbares Schiff nicht riskieren, was ich verstehen kann. Also folgender Vorschlag: Wir gehen auf den Handel ein, ich gehe mit einem gefakten Datenpad nach drüben und in dem Moment muss Toran seine Schilde runterfahren. Dann beamen Sie Cindy via Sensorsignal zurück. Toran würde so oder so nicht Wort halten. Und dann verschwinden Sie."

"Mr. Duval", begann Captain Volkov in einem Ton, der absolute Aufmerksamkeit forderte. "Als was sehen Sie sich an Bord dieses Schiffes?", fragte sie.

Etienne sah sie an. "Ich bin hier, um für die Wissenschaftssektion zu arbeiten. Aber ansonsten: laufender Ballast?" Er zog eine Augenbraue hoch.

"Nein, Mr. Duval, Sie sind Mitglied meiner Crew!" Captain Volkov faltete ihre Hände und sah ihn eine Spur traurig an. "Das heißt, dass wir hier gemeinsam eine Lösung finden, wie wir Ihre Tochter befreien. Wenn Sie an Bord des Warbirds bleiben, werden wir Sie auch befreien. Verstehen Sie, was ich sage?"

"Ja, und ich weiß es zu schätzen. Aber Ihnen scheint nicht klar zu sein, dass ich nicht weiter tatenlos zusehen kann! Wenn ich etwas tun kann, um Cindy zu helfen, mache ich es, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für mich."

"Dann werde ich Sie in Gewahrsam nehmen müssen, Mr. Duval", flüsterte Captain Volkov. "Ich hätte Sie aber lieber im Rettungsteam. Verstehen Sie sich als Teil dieses Teams? Der Heldenmut eines einzelnen könnte Menschenleben kosten. Vielleicht sogar das Leben Ihrer Tochter. Vertrauen Sie Ihren Kollegen, dass sie alles tun würden, damit Cindy wieder wohlbehalten zurückkehrt?"

Etienne zögerte einen Moment. Dann nickte er. Wenn man ihn einsperrte, würde er nichts tun können. Aber der Kompetenz der Starfleet-Leute vertraute er deswegen noch lange nicht.

Leider schien man ihn das auch anzusehen. Aber bis auf eine hochgezogene Augenbraue erfolgte kein weiterer Kommentar. "Ich bitte Sie", erklärte Captain, "seien Sie so ehrlich, wenn Sie einen Alleingang vorhaben."

Etienne lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. "Captain, wenn ich das wirklich vorhabe, halten Sie mich nicht auf. Sie nicht und auch die gesamte Schiffsicherheit nicht. Also lassen Sie uns lieber einen Plan machen, mit dem wir alle leben können, bevor es soweit kommt."

"Dann hören Sie auf, einen Kamikazeplan zu entwickeln", konterte Captain Volkov.

"Ich sagte doch, wenn Sie endlich eine Entscheidung treffen würden ... wie wir schon gesagt haben, wir müssen Toran dazu bekommen, seine Schilder herunterzufahren. Die Frage ist jetzt, wie."

"Mr. Duval, ich lasse Sie festsetzen, wenn Sie sich weiter so aufführen!"

Etienne biss die Zähne zusammen. "Entschuldigen Sie, Captain. Vielleicht sollte ich besser gehen und Ihnen und Ihren Offizieren die Sache überlassen."

Captain Volkov war damit überhaupt nicht einverstanden, aber sie nickte und entließ Etienne damit. Dieser kehrte so schnell es ging, zu seinem Quartier zurück. Es war geradezu schmerzlich leer; normalerweise hatte ihn ein kleiner blonder Wirbelwind begrüßt. Etienne schüttelte diese Gedanken ab. Er musste jetzt einen klaren Kopf behalten. Unter dem Bett zog einen kleinen Koffer hervor. In all der Zeit, die er mit den Archäologen auf diversen Planeten unterwegs gewesen war, hatte er Teile für eine Waffe zusammensammeln können; offiziell durfte er natürlich keine kaufen. Mit geübten Handbewegungen setzte er den Disruptor zusammen. So oder so, Toran würde diesmal zahlen, das hatte Etienne sich geschworen. Er steckte die Waffe in seine Jacke und entnahm dem Koffer ein Sensorpflaster, das er sich unter die Fußsohle klebte: der sicherste Platz dafür, weil man dort nicht suchen würde. Notfalls konnte die Dragon ihn so wiederfinden. Schließlich hatte Etienne nicht den Wunsch zu sterben.

 

05

 

A´kebur starrte vor sich hin. Er spürte, was Etienne tat. Ian sah ihn an, bis er dessen Blick bemerkte. "Rechnen Sie mit Etiennes Widerstand", murmelte A´kebur. "Wir sollten ihn laufen lassen und dann einsammeln. Es könnte sein, dass er tatsächlich uns die Tür öffnet, die den Warbird für uns angreifbar macht", erklärte A´kebur.

Alle Anwesenden sahen A´kebur überrascht an. "Ist das Ihr Ernst?", hakte Ian nach, "das Risiko ist viel zu groß, für ihn für Cindy, für uns. Außerdem geht es hier um Ihren Partner."

A´keburs Blick wurde klarer. "Ich werde ihn nicht aufhalten können, außer er wird betäubt. Er ist ein Pirat und sein ärgster Feind hat seine Tochter. Er wird sich Toran anbieten im Tausch für seine Tochter. Wir werden das nutzen und den Warbird entern. Das ist die einzige Möglichkeit, Toran zu schlagen. Wir müssen das Schiff in unsere Gewalt bringen. Diplomatisch ist das ein Problem, aber die Gefahr für die Dragon ist zu groß."

Schweigen herrschte am Tisch. Captain Volkov faltete ihre Hände und blickte von einem Senioroffizier zum anderen. Überall begegnete ihre Ratlosigkeit oder Missfallen. Dann sah sie zu A´kebur. "Ihnen ist klar, was das heißt? Untersuchungen durch Kriegsgerichte, diplomatisches Chaos, Verstoß der Bewährungsauflagen bei Mr. Duval. Ich setze meine Crew und mein Schiff ungern für so etwas aufs Spiel, aber das Leben der Kleinen hat Vorrang." Sie atmete tief durch.

"Das ist der Grund, warum ich das vorschlage", erklärte A´kebur geradezu ruhig. Unheimlich ruhig. Ian glaubte die Fassade nicht. Aber der vulkanische Klingone hatte seine Schilde wie eine Burg errichtet.

Elena Volkov sah zu ihrem Ersten Offizier, Mr. Sobold, der nickte. "Also gut. Finden Sie die Sensorfrequenz der Kleinen heraus und halten Sie die Leute im Transporterraum bereit, Cindy sofort zu uns zu beamen, sobald die Schilde der Scavenger unten sind. Mr. Duval wird nicht aufgehalten, es sei denn, er hat vor, dem Schiff irgendwelchen Schaden zuzufügen. Lieutenant Commander A´kebur stellen Sie einen falschen Blueprint unseres Antriebs zusammen, um Toran wenigstens vorläufig zu täuschen."

"Aye, Ma´am, schon erledigt. Ich habe das schon erledigen lassen. Es war die einzige logische Lösung um wen auch immer abzulenken."

"Gut. Mr. Duval soll sich im Transporterraum einfinden, ich werde Toran kontaktieren. Es muss alles gleichzeitig geschehen, also kann sich keiner einen Fehler erlauben."

A´kebur ignorierte die Technik, sondern rief Etienne direkt an: Beweg deinen lebensmüden Hintern in den Transporterraum. Du hast deine Chance. Seine Wut über soviel Unvernunft verbarg A´kebur nicht. Kurze Überraschung antwortete ihm, dann Zustimmung.

Captain Volkov stand auf. "Also los." Die Senioroffiziere erhoben sich, und alle kehrten zur Brücke zurück. "Fähnrich, rufen Sie den Warbird", befahl Capain Volkov.

A´kebur gab dem Computer auf seinem Weg zum Maschinenraum den Befehl, ihm ein Uniformhemd zu machen, damit er endlich vernünftig gekleidet war. An Etienne verbot er sich zu denken. Er war wütend auf ihn. Wut war jedoch etwas, was ihn die falschen Entscheidungen treffen lassen konnte.

Ian stand hinter dem Sessel des Captains. Als Torans Abbild erschien, sondierte er dessen Gefühle.

Aber der Romulaner hatte sich gut unter Kontrolle. Außer dem offensichtlichen Überlegenheitsgefühl war da nichts. Und die Gewissheit, dass ihm nicht zu trauen war. Aber das hatte Etienne ja schon gesagt.

"Ah, Captain. Nun, haben Sie eine Entscheidung getroffen?", fragte Toran.

Captain Volkov nickte. "Ja. Wir akzeptieren Ihre Bedingungen. Mr. Duval wird mit den Plänen zu Ihnen hinüberbeamen."

Toran zeigte sich überrascht. "Sie scheinen mir ein wenig zu willig zu sein. Was ist der Grund dafür, Captain Volkov?"

"Sie kennen Etienne Duval, nicht wahr? So oder so würde ich ihn nicht aufhalten können, seiner Tochter helfen zu wollen. Also habe ich es lieber unter meiner Kontrolle", Captain Volkov sah keinen Grund zu lügen, zumal Romulaner in dieser Disziplin die besseren Meister waren.

Toran lachte auch, als er das hörte. "Oh, ich weiß, wie man mit solchen Subjekten umgeht, Captain. Es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen, Ihnen dieses Problem vom Halse zu schaffen. Vielleicht wollen Sie ja sehen, wie er sich gibt, wenn ich mit ihm fertig bin und ihn dressiert habe. Ich werde jedoch vorher ausführlich die Pläne prüfen, ehe ich das kleine Balg wieder an Sie übergebe. Sie verstehen!"

"Natürlich, Commander. Jetzt brauche ich nur noch die Koordinaten für den Transport."

"Wir werden ihn transportieren. Ich brauche daher seine Koordinaten!" Toran lächelte süffisant.

"Er ist in unserem Transporterraum, Sie können ihn direkt von der Plattform beamen." Captain Volkov gab dem Fähnrich ein Zeichen, die Koordinaten zu schicken. Jetzt kam es darauf an, schnell zu sein.

A´kebur starrte gebannt auf die Anzeige. Er hatte sich alle Monitore anzeigen lassen, auf denen er sah, was geschah. Als er sah, dass Etienne von der Plattform gebeamt wurde, lächelte er nur. Das Programm, welches er programmiert hatte, lief wie geplant an und mit Etienne wurde irgendwo an Bord des Warbirds ein kleiner Sensor mitgebeamt. A´kebur kontaktierte den Captain und teilte ihr mit, dass sie den Warbird in zwei Minuten sehen würden können. Dann würde der Sensor das Schiff für die Sensoren der Dragon sichtbar machen.

Captain Volkov hatte soeben die Com-Verbindung zu Toran getrennt und nahm die Nachricht erleichtert entgegen. "Gut, dann heißt es jetzt warten. Lieutenant, warten Sie auf die Zielerfassung", befahl sie dem Sicherheitsoffizier.

Der Transportoffizier meldete sich. "Ich habe die kleine Cindy. Sie ist wohlbehalten. Ich habe sie in die Krankenstation transportiert."

"Sehr gut. Jetzt müssen wir nur noch unseren Piraten wiederbekommen", Captain Volkov erlaubte sich ein Lächeln. Bisher lief alles nach Plan.

 

Etienne umklammerte das Datenpad mit den Blueprints wie einen Talisman, versucht, mit der anderen Hand nach seiner Waffe zu greifen. Aber er beherrschte sich. Als er die Transporterenergie spürte, gingen alle seine Sinne in Alarmbereitschaft.

Natürlich, er wurde mit gezogenen Distruptoren erwartet und von einem triumphierenden Toran. "So sieht man sich wieder", meinte er äußerst zufrieden. "Offenbar will man Sie nicht. Das tut mir aber leid."

"Danke für das Mitgefühl", knurrte Etienne zurück, "aber ich habe ein Talent, mich unbeliebt zu machen, das wissen Sie ja."

"Ja, das weiß ich. Aber ich glaube, wir werden uns bestens verstehen. Bringt ihn in seine Zelle!" Toran nahm die Blueprints entgegen, die Etienne aus der Hand genommen wurden. "Dann wollen wir mal sehen, was das Geschenk so alles mit sich bringt."

"Viel Spaß beim Auspacken!", knurrte Etienne noch, bevor ein paar stämmige Romulaner ihn packten und unsanft aus der Tür schoben.

Toran sah sich die Daten an und gab sie dann seinem wissenschaftlichen Offizier. "Sieh dir das an. Ich will wissen, ob die echt sind."

"Commander Toran!", wurde er alarmiert. "Das Menschenkind ist transportiert worden. Es befindet sich wieder auf der Dragon."

Toran wirbelte herum. "Was? Sofort den Kurs ändern. Und machen Sie die Waffen scharf. Ich glaube, ich muss ein Wörtchen mit unserem neuen Gast reden."

 

A´kebur wartete auf das Signal des Sensors. Wenn der Transporteroffizier das Zeichen gab, dass er Etienne wieder auf der Dragon war, würde er alle Energie auf die Schilde und auf die Waffen geben.

 

Derweil verlangte Toran einen Statusbericht. Offenbar stimmte etwas mit der Schutzschildfrequenz nicht, aber seine Untergebenen waren bereits dabei, den Fehler zu finden. Er kontaktierte die Dragon. "Captain, es ist aber gar nicht nett, unsere Vereinbarung zu brechen. Ich fürchte, ich muss drastischere Maßnahmen ergreifen."

"Sie erwarten doch nicht, dass wir Ihnen das Kind überlassen. Sie haben, was Sie wollten. Und, Sie hatten doch auch nicht vor, sich an die Regeln zu halten." Captain Volkov lächelte minimal. "Ich denke, wir sind quitt."

"Gut, wenn Sie sich Ihr Grab schaufeln wollen..." Toran unterbrach die Verbindung. "Zielt und Feuer. Blast sie vom Himmel! Und bringt mir Captain Duval. Er soll sich das gut ansehen."

 

"Captain Volkov", meldete der Fähnrich, "Wir werden beschossen!" Elena fragte sich, ob in diesem Fähnrich Vulkanier steckten. Die konnten auch so ruhig eine Katastrophe vermelden.

"Commander A´kebur?", fragte sie.

"Captain, vier Sekunden", meldete A´kebur.

"Halten Sie sich bereit!" Captain Volkov hoffte dringend, dass sie nie wieder in so eine Situation geraten würde.

 

Etienne wurde auf die Brücke des Warbird geschoben. Er hatte sein Glück kaum fassen können, als die Wachen ihn nicht nach Waffen durchsucht hatten. Und jetzt war seine Chance gekommen.

"Na, Ärger?", stichelte er, "Die Starfleet-Leute sind nicht so dumm, wie sie aussehen."

"Nun, dann werden Sie sehen, was aus diesen dummen Starfleet-Leuten wird. Feuer!", rief Toran.

Die Scavenger feuerte, doch die Dragon hatte bereits ihre Schilde hochgefahren, sodass das Geschoss abprallte. Gleich darauf feuerte sie zurück, und Torans zuversichtliche Miene wankte, als sein Schiff leicht erbebte. "Was ist mit unseren Schutzschilden? Und dem Tarnfeld?", brüllte er.

"Commander, es gibt Fluktuationen. Offenbar können sie uns sehen..."

"Ausweichen, sofort!"

Etienne riss sich los, griff nach seiner Waffe und hielt sie auf Toran gerichtet.

"Ah, der Gefangene hat noch seine Zähne!"

"Denken Sie, ich gehe in die Höhle des Löwen, ohne vorbereitet zu sein?", gab Etienne zurück. "Brechen Sie den Angriff ab! Es hat sowieso keinen Sinn."

Toran lächelte nur minimal. "Und glaubst du, dass ich dich hier zur Brücke bitte, ohne mir den Rücken freizuhalten?"

Im nächsten Moment explodierte Etiennes Schädel und es wurde Nacht. Er hörte nur noch Torans höhnisches Lachen.

 

A´kebur erstarrte mitten in der Bewegung. Dann fluchte er auf klingonisch, dass seine Untergebenen glaubten, die Streben des Schiffes erzitterten.

"Was ist los, Lieutenant Commander?", wollte Captain sofort wissen.

A´kebur sah sie verärgert an. "Etienne ist bewusstlos."

"Halten Sie sich an den Plan. Sobald die Schilde der Savanger unten sind, erfassen Sie ihn!"

A´kebur bestätigte grimmig.

Die Dragon wurde mehrfach erschüttert. Dann hörten sie die typischen Geräusche, wenn die Phaserkanonen abgefeuert wurden. Die beiden riesigen Schiffe umkreisten einander lautlos und feuerten immer wieder aufeinander. Undeutlich war die Scavenger zu erkennen; das Tarnfeld flimmerte und wurde immer schwächer. Doch keine der beiden Seiten konnte wirklich die Oberhand gewinnen.

Die Dragon feuerte zwei Torpedos auf die Scavenger und brachte damit die Tarnung völlig zum Zusammenbruch.

Die Scavenger erschien glasklar auf den Bildschirmen der Dragon. "Ein majestätisches Schiff", stellte Captain Volkov fest. Das war sie in der Tat. Und noch ein Stück größer als die Dragon.

"Captain, unsere Schilde sind auf 70 Prozent, die der Scavenger ebenfalls. So kommen wir nicht weiter", warnte der Sicherheitsoffizier.

"Lieutenant Commander A´kebur, ich brauche jetzt Ihren Plan!", rief sie A´kebur. "Das Überraschungspaket sollte möglichst jetzt in Empfang genommen werden!"

A´kebur antwortete nicht. Seine Finger flogen gerade über die Konsole. Er hatte Kontakt zu seinem Präsent auf der Scavenger. Die Schilde waren schwach genug. Er aktivierte das Programm und jagte einen Energiestoß durch den schlanken Leib der Scavenger - gespeist von der eigenen Energiequelle.

 

Toran brüllte auf, als das Licht auf der Brücke kurz ausging. "Lagebericht!"

"Sir, die Schilde sind deaktiviert. Wir können nicht ..." Ein Photonentorpedo schlug direkt unter ihnen ein; mehrere Konsolen explodierten. Toran fluchte. "Eine volle Breitseite!"

Captain Volkov gab den Befehl für einen weiteren Torpedo: "Feuer!" Die Scavenger taumelte hilflos im All. Der Transporteroffizier erfasste den Sensor an Etienne und gab Energie. Toran wirbelte herum und schrie wie ein waidwundes Tier auf.

A´kebur lächelte still. "Schäden erfassen, nach Prioritäten ordnen und die Schadenteams besetzen", befahl er.

"Fähnrich, rufen Sie Commander Toran", gab Captain Volkov den Befehl. Auf dem Bildschirm erschien die Ansicht einer halbzerstörten Brücke in flackernder Notbeleuchtung. "Commander, ich schlage vor, Sie ergeben sich."

"Ergeben? Dann kennen Sie uns Romulaner schlecht!", knurrte Toran und betätigte ein Schaltpult.

"Anstieg der Energie der Scavenger", meldete der Wissenschaftsoffizier. "Der Warpkern kollabiert. Toran zerstört sein Schiff."

Captain Volkov nickte. "Hart wenden und volle Energie auf den Antrieb."

Die Dragon drehte von der treibenden Scavenger ab und verschwand kurz darauf in einem Lichtblitz. "Gehen Sie zurück auf Impulskraft, ich will den Para-Warpantrieb noch einmal checken lassen, bevor wir ihn wieder dauerhaft in Betrieb nehmen", erklärte der Captain. "Transporterraum? Wie steht es mit Mr. Duval?"

"Er ist in der Krankenstation, Captain. Er ist am Leben."

"Gut." Der Captain atmete auf. "Commander, übernehmen Sie das Kommando", wandte sie sich an ihren Ersten Offizier, "ich werde nach unserem Helden sehen und dann einen Bericht abfassen. Gute Arbeit." Damit schickte sie sich an, die Brücke zu verlassen.

"Ich werde das Gebiet der Scavenger scannen, Captain", informierte sie der Erste Offizier. "Ich will wissen, ob auch niemand entkommen ist."

Captain Volkov nickte. "Tun Sie das!" Damit ging sie, um sich Mr. Duval zur Brust zu nehmen. Indirekt hatte er die Erlaubnis von ihr bekommen, indem A´kebur für ihn gesprochen hatte. Aber hier ging es um Teamwork und Mr. Duval hatte noch einiges darin zu lernen.

Auf der Krankenstation kam dem Captain gleich Doktor Hansen entgegen. "Captain, ich bitte um die Erlaubnis, diesen Patienten zu fixieren. Er hätte mit der Gehirnerschütterung nicht herumlaufen und sich auch noch einen Schlag auf den Kopf einfangen sollen", brummte sie, "abgesehen davon geht es Mr. Duval gut, was auch immer das aussagt. Die kleine Cindy ist in Ordnung, wir haben sie auf Nanosonden und Viren gecheckt." Sie deutete zu dem Mädchen, die am Bett ihres Vaters saß und sich an dessen Hand festhielt.

Etienne war noch immer bewusstlos, aber seine Werte waren stabil, so dass im Moment nichts zu befürchten war. Captain Volkov bat darum, dass Etienne geweckt wird. "Ich will mit ihm reden."

Die Doktorin nickte. "Aber bitte nicht lange. Er braucht Ruhe." Sie injizierte Etienne ein Stimulans, und kurz darauf öffnete er die Augen.

"Daddy? Geht's dir gut?", fragte Cindy sofort besorgt.

"Hallo Häschen. Alles in Ordnung." Etienne rang sich ein schiefes Lächeln ab und wollte seine Tochter umarmen, stellte aber fest, dass ihn ein paar solide Riemen daran hinderten.

"Das hindert Sie im Moment daran, Ihrem Temperament nachzugeben", erklärte Dr. Hansen. Captain Volkov sah sie kurz an und bat sie allein durch ihren Blick, dass sie allein mit Etienne sein wollte.

Die Ärztin nickte und ging. "Ich nehme mal an, wir haben es geschafft", fragte Etienne. "Bitte sagen Sie, dass Toran tot ist!"

"Wir prüfen das gerade. Aber ich will mit Ihnen in dieser Zeit etwas sehr viel Wichtigeres besprechen. Etwas, was über Ihre Zukunft entscheidet."

"Nützt es etwas, wenn ich mich entschuldige? Ich wollte weder das Schiff noch die Crew gefährden", erklärte Etienne. Er verschwieg, dass ihm der Rest absolut nicht leidtat.

Aber das wussten sie beide sowieso schon mehr als genug. Vielleicht gab es sogar Verständnis aufgrund von Sympathie.

"Nein, nützt es nicht!", antwortete jedoch Captain Volkov. "Dass nichts in den offiziellen Berichten stehen wird, liegt daran, dass Ihr Gefährte Ihre Pläne offenbart hat. Durch mich haben Sie die Erlaubnis bekommen. Doch das ist kein Zustand, den ich akzeptiere. Ich bin der Captain der Dragon, Sie sind Mitglied der Dragon. Ich bin für Sie verantwortlich. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Ihren Arsch rette, doch ich erwarte von Ihnen Loyalität. Ich erwarte, dass Sie tun, was ich Ihnen befehle. Ich erwarte, dass Sie sich als ein Mitglied meines Teams verstehen. Dass Sie es als Ihre Heimat akzeptieren, das will ich nicht von Ihnen fordern. Dazu habe ich kein Recht. Aber wenn es eines Tages so sein wird, dann würde es mich freuen. Doch bis dahin würde ich es begrüßen, wenn Sie aufhören, in James-Bond-Manier im Alleingang die Welt zu retten. Wahlweise Ihre Tochter oder jemanden anderes."

Etienne konnte nicht anders, als bei Captain Volkovs Worten zu grinsen. "Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich im falschen Jahrhundert lebe. Aber im Ernst: ich bin sehr wohl teamfähig, aber bei allem Respekt: bisher wurde mir hier nicht das Gleiche zugemutet wie einem vollwertigen Crewmitglied. Entweder ganz oder gar nicht, denken Sie nicht auch?"

"Wieso wurde Ihnen nicht das Gleiche zugemutet wie einem vollwertigen Crewmitglied?", fragte Captain Volkov ihn entgeistert.

"Fragen Sie mal Lieutenant Jeckings. Alles, was ich tue, seit ich hier bin, ist seine fehlerhaften Berichte zu korrigieren. Die Rechtschreibfehler, wohlgemerkt. " Etienne übertrieb etwas, aber im Großen und Ganzen stimmte es.

A´kebur hatte sich Lieutenant Jeckings eigentlich vornehmen wollen. Aber Etienne hatte ihn darum gebeten, dass er das allein durchstehen wollte. Seitdem war A´kebur noch immer sauer, sobald der Name Jeckings auch nur in seiner Nähe auftauchte. Captain Volkov hob eine Augenbraue.

"Das würde erklären, warum Ian meinte, dass Mr. A´kebur und Mr. Jeckings sich nicht mögen und es etwas mit Ihnen zu tun hätte. Er konnte nur nicht sagen, was es war. Warum haben Sie sich nicht an mich gewandt? Glauben Sie tatsächlich, dass ich das auf sich hätte beruhen lassen? Sie sind hier wissenschaftlicher Mitarbeiter. Sie sind nicht für die Rechtschreibfehler zuständig. Sie sind mein Experte in der Kultur der Bewahrer und praktischer Archäologe."

"Ich bin aus dem Alter hinaus, in dem man der Lehrerin petzt, dass einem auf dem Schulhof das Pausenbrot geklaut wurde", gab Etienne zurück, "ich dachte, das würde sich geben. So kann ich nie zu einem vernünftigen Einverständnis mit Jeckings kommen."

Captain Volkov löste die Fesseln, zog sich einen Stuhl heran und sah Etienne aufmerksam an. "Nein, petzen ist es nicht. Es geht darum, dass hier völlig fremde Leute zueinander finden müssen. Wir müssen lernen, dass wir eine Familie sind. Wir müssen lernen, dass Fremde keine Feinde sind. Auch ein Mr. Jeckings. Es geht nicht darum, ihn zu maßregeln. Es geht darum, den Blick auf die Perspektiven zu öffnen, und die haben sich eindeutig geändert. Wenn Sie jetzt verstehen, um was es geht und sich endlich als das sehen, was Sie sind, dann haben wir ein gutes Stück Weg geschafft. Wie ich schon sagte: Ganz freiwillig habe ich Sie nicht genommen. Aber mit meiner Entscheidung sind Sie alles, nur kein Ballast. Noch einmal: Willkommen an Bord der Dragon!"

Etienne richtete sich halb auf und lächelte Captain Volkov an. "Danke, Captain. Ich werde mich bemühen, das Vertrauen, das sie in mich setzen, nicht wieder zu enttäuschen. Aber unter uns; Ihren Job wollte ich auch nicht haben wollen. Dazu gehört eine Geduld, die mir gänzlich fehlt."

Elena lachte herzlich. "Ja, und ich bin froh, dass Sie meinen Job nicht haben. Füllen Sie Ihren aus und ich werde mit Mr. Jeckings reden."

"In Ordnung. Und eins noch: sagen Sie Doktor Hansen, ich werde verrückt, wenn ich noch länger hier herumliegen muss. Auf Krankenstationen bin ich langsam allergisch." Etienne sah sie mitleidheischend an.

"Kann ich nichts machen. Es gibt eine Macht in diesem Universum, die die Macht eines Captains einschränkt: Das ist der Schiffsarzt", meinte Captain Volkov mit einem Augenzwinkern. "Halten Sie durch und wenn Sie sich gut führen, dann dürfen Sie sich in heimeligerer Umgebung erholen."

Etienne lehnte sich wieder zurück und seufzte, dann zog er Cindy an sich, die sich wie ein Kätzchen halb auf ihm zusammenrollte.

Captain Volkov lächelte. "Du kannst noch hierbleiben, Cindy. Aber ich denke, Ian würde dich gern einmal sehen."

"Ich gehe dann nachher zu ihm, Madame Captain", erklärte Cindy, "Danke." Etienne strich ihr übers Haar. Sie hatten unwahrscheinliches Glück gehabt. Allerdings wollte er nicht wissen, was A´kebur zu all dem sagte.

Captian Volkov ging und ließ sie allein. Sie suchte A´kebur auf, den sie unter einer Konsole wiederfand, von der sie wusste, dass sie eigentlich zerstört hätte sein müssen. Offenbar waren die Reparaturen schneller vonstattengegangen, als A´kebur es gesagt hatte. Mit ihm hatten die Dragon wirklich einen fähigen Offizier erhalten. Etiennes Fähigkeiten würden sich auf einem anderen Gebiet beweisen. A´kebur tastete nach seinem Tricorder und sah dann Elenas Beine. "Ja?", fragte er, weil er nicht erkannte, wer ihn sprechen wollte.

"Mr. A´kebur, kann ich Sie kurz sprechen?"

Es knallte heftig und sie hörte A´kebur fluchen. Was weder A´kebur noch Elena wussten, war, dass seine Mannschaft sich sicher war, diesen Fluch noch nicht gehört zu haben. Aber sie wussten auch, dass es da eine ganze Menge Flüche dieser Art geben konnte.

Mit finsterem Blick zog sich A´kebur hoch und nahm dann Haltung an.

"Ich will Sie nicht lange aufhalten", begann der Captain, "wie ist unser Status? Ich will vor allem wissen, ob der Para-Warpantrieb wieder fehlerfrei läuft."

Für einen Moment wirkte A´kebur, als wollte er mit der Schulter zucken. "Soweit ich das, ähm, sagen kann, würde ich sagen, ja. Wobei das nicht auf einer Messung basiert. Eher auf, ähm, Gefühl!" A´kebur wurde leicht grünlich, als wäre es ihm unangenehm, das zu zugeben. "Die Reparaturen sind in zwei Stunden beendet. Volle Energie haben wir schon jetzt."

"Gut. Und ich habe bisher noch keinen guten Techniker erlebt, der sich nicht hin und wieder auf sein Gefühl verlassen hätte", Captain Volkov lächelte leicht. "Ich vertraue da Ihrem Urteil. Und was das betrifft: Ihr Vorschlag, Mr. Duval einfach gehen zu lassen, mag zwar riskant gewesen sein, aber letztendlich war es der Richtige."

"Das werde ich noch sehen müssen", murmelte A´kebur. "Er wird es bereuen, solche Aktionen zu starten."

"Ich will mich nicht in Ihr, äh, Privatleben einmischen, aber ich rate Ihnen, Mr. Duval keine weiteren Gründe zu geben, in der Krankenstation zu landen. Wir werden in drei Tagen unseren ersten Zielplaneten erreichen, da brauche ich meinen Archäologen."

A´kebur blinzelte sie an. "Ich hatte nicht vor, ihn zu einem Kampf aufzufordern", meinte er verwirrt.

"Nun, wie auch immer. Wie gesagt, ich brauche Sie beide voll einsatzfähig. Und machen Sie nur die halbe Schicht, Commander. laut der Ärztin sollen Sie sich ebenfalls noch ausruhen", erinnerte der Captain.

A´keburs Augenbrauen zogen sich zusammen. "Das geht nicht", meinte er nur knapp. "Ich werde mich aber zurückhalten."

"Tun Sie das." Captain Volkov verließ den Maschinenraum. Auf seine Art war ihr Chefingenieur genauso ein stures Bündel wie Etienne. Doch ihm das zu sagen, war fast genauso sinnlos. Aber Elena musste zugeben, dass sie im Grunde kaum etwas anderes erwartete. Solche Angehörigen eines Schiffes hatten sich immer als besonders loyal herausgestellt. Bei ihnen war es aber auch schwierig, sie in das Team eines Schiffes zu integrieren. Daher hielt wohl so ein Band auch für eine sehr lange Zeit und über alle Höhen und Tiefen hinweg.

Sie kontaktierte ihren Ersten Offizier und fragte nach dem Ergebnis seines Scans.

"Wir haben Trümmer geortet, die mit einem explodierten Warbird übereinstimmen", berichtete er, "allerdings stimmen nur die Komponenten, nicht die Masse. Es ist durchaus möglich, dass vorher noch ein Shuttle entkommen ist. Unsere Sensoren zeigen aber nichts weiter an."

"Keine Impuls- oder Warpspur? Ungewöhnlich, wenn wirklich ein Shuttle entkommen sein soll. Sie sollten den Umkreis erweitern."

"Aye, Captain, ich erstatte Ihnen dann Bericht." Captain Volkov unterbrach die Verbindung. Sie hatte das Gefühl, seit Tagen auf den Beinen zu sein, Sie beschloss, erst einmal ein paar Stunden zu schlafen, bevor sie mit Ian sprach. Er sollte Cindy befragen. Doch das hatte noch Zeit.

06

A´kebur rollte seine Muskeln. Die Anzeige teilte ihm unerbittlich mit, dass er vier Stunden über dem Schichtende lag. Er seufzte. Wenn das jemand nachprüfte, dann konnte er sich eine Standpauke von der Schiffsärztin holen. Die Frau machte ihm keine Angst. Aber es war einfach lästig, sich vor ihr rechtfertigen zu müssen.

Seine Vertreterin sah ihn von der Seite an. "Mr. A´kebur, wenn Sie möchten, kann ich übernehmen. Es ist seit 3,32 Stunden bereits meine Schicht."

A´kebur verstand die Kritik. Aber die Vulkanierin hatte nicht die Befehlsgewalt eines Schiffsarztes. Von daher brauchte er nicht weiter darüber nachdenken. "Übernehmen Sie", befahl er.

"Aye, Sir." Ohne viel Federlesen ging sie zu der Konsole, an der A´kebur eben noch gearbeitet hatte und kroch darunter. Damit war er vorerst arbeitslos.

Er ging schnurstracks zur Krankenstation. Er war sich sicher, dort Cindy zu finden. Über Etiennes Aufenthalt brauchte er nicht zu spekulieren. Als die Tür zur Station sich öffnete, sah er beide, ihn und seine Pflegetochter, auf einer Liege liegen. Sie waren eingeschlafen, wie es schien. Cindy mümmelte im Schlaf an Etiennes Hemd und murmelte leise.

A´kebur strich ihr über die Haare. Sanft entfernte er den Stoff aus ihrem Mund und hob sie hoch. "Hallo tIqwIj[1], wie geht es dir?"

"Hm?"Cindy blinzelte ihn verschlafen an, dann erkannte sie ihn. "A´kebur!" Im nächsten Moment hatte das Mädchen ihn fest umarmt.

A´kebur lächelte. "Wie fühlst du dich?"

"Ganz gut. Bin froh, wieder hier zu sein. Ich dachte, ich sehe euch nie wieder." Sie schniefte leise.

"Eine starke Frau weint nicht", rügte sie A´kebur sanft. "Du warst nicht vergessen und nicht verloren. Dein Vater ist dir gefolgt. Vergiss das niemals. Niemand lässt dich hier einfach gehen, außer du willst es selbst."

"Ich weiß. Aber der böse Mann hat gesagt, er bringt Daddy um, wenn er ihn sieht. Er wird aber nicht wiederkommen, oder?" Cindy wischte sich über die Augen.

"Nein", erklärte A´kebur entschieden, "Und sollte er wiederkommen, dann werde ich ihn töten. Er hat sich nicht an dir zu vergreifen oder an deinem Vater. Das nächste Mal wird er sich wirklich bei seinen Ahnen wiederfinden, sollte er überlebt haben."

"Du beschützt uns? Das ist gut." Cindy lehnte sich an ihn. "Die Madame Captain hat gesagt, ich soll noch zu Ian gehen."

A´kebur war da anderer Meinung. Es war spät und Cindy gehörte in ein vernünftiges Bett, wo sie Ruhe hatte. "Das kann warten. Morgen kann dich Ian immer noch sehen. Jetzt bringe ich dich nach Hause."

Cindy nickte. "Kann Daddy mitkommen oder muss er noch hierbleiben? Ich will nicht allein sein."

"Du bist bei mir und Daddy wird noch ein wenig hierbleiben. Wir können ihn auch morgen besuchen. Er ist ja nicht weit weg." Damit wandte sich A´kebur ab und verließ mit Cindy auf dem Arm die Krankenstation.

Auf dem Weg zu ihrem Quartier schlief Cindy wieder ein. A´kebur zog ihr die Schuhe aus und legte sie vorsichtig ins Bett.

Er ließ sie im Bett schlafen, das Etienne und er benutzten. Cindy schlief schlecht in ihrem neuen Bett. Und jetzt war sie sicher froh, wenn er nicht weit weg war, wenn sie erwachte. Er duschte und legte sich neben sie. Dann schlief auch er.

 

Der nächste Morgen, oder das, was man mangels aufgehender Sonne so bezeichnete, kam viel zu früh. "A´kebur, aufstehen! Ich will zu Daddy!", quengelte Cindy und setzte sich auf A´keburs Bauch.

A´kebur rollte sich mit ihr, so dass sie an seiner Seite zu liegen kam. "Gib Ruhe", murmelte er.

"Los, komm!" Sie zupfte an seinem Ohr.

A´kebur grummelte. "Schlaf oder ich bring dich in den Kindergarten!"

"Ich habe erst später Schule!", berichtigte sie ihn. Dann wurde es ruhig, Cindy war aufgestanden und zum Replikator getapst, um sich heiße Schokolade zu ordern. "Ich gehe ohne dich", drohte sie.

A´kebur rollte sich auf die andere Seite, um sie anzusehen. "Licht, zehn Prozent", befahl er dem Computer. Er blinzelte. "Cindy, dein Vater schläft noch. Es ist nachtschlafende Zeit. Ich habe gerade vier Stunden geschlafen. Gleiches gilt für dich. Also leg dich endlich wieder hin. Vorher trink deinen Kakao."

Die Kleine zog einen Schmollmund, griff nach ihrer Tasse und krabbelte dann wieder ins Bett. "Na schön."

"Danke für deine Großmütigkeit", brummte A´kebur.

Schlürfend trank Cindy ihren Kakao. "Hast du dir keine Sorgen um Daddy und mich gemacht?", wollte sie wissen.

A´kebur legte sein Kinn auf seine Hand und sah sie an. "Ich habe mir Sorgen gemacht", bekannte er. "Aber ich musste auf deinen Daddy aufpassen und auf das Schiff. Und ich wusste, dass dein Daddy loslaufen wird und Madam Captain das tun wird, was ich vorschlage. Daher hat es funktioniert, dich zu befreien. Daher habe ich mir erst wirklich Sorgen gemacht, als es schon vorbei war."

"Ich hatte große Angst, wirklich. Aber wenn du doch wusstest, dass du uns retten kannst, wieso hast du dir dann hinterher Sorgen gemacht?"

"Weil ich vergessen habe, mir Sorgen zu machen, als es darum ging, dich zu retten. Ist doch logisch!"

"Hm..."Cindy überlegte. "Wie kann man so was vergessen? Daddy hat sich doch auch sofort Sorgen gemacht und ist deswegen los."

A´kebur hob nur seine Schulter. "Ich habe erst nach einer Lösung gesucht. Bist du nun fertig mit deinem Kakao?"

"Bin ich." Cindy trank den letzten Schluck aus und kuschelte sich dann in die Kissen. "Danke, dass du uns gerettet hast." Sie beugte sich vor und gab A´kebur einen feuchten Kuss auf die Wange.

"Das war dein Daddy. Er ist losgerannt." A´kebur deckte sie zu. "Er denkt manchmal etwas kurz. Aber dafür hat er großen Mut."

"Ihr seid beide mutig", erklärte Cindy. "Ich hoffe, ich werde auch mal so."

"Ganz sicher wirst du eine große Kriegerin. Dafür sorge ich schon", murmelte A´kebur und schlief wieder ein.

 

Etienne lag mit offenen Augen herum und langweilte sich. Die Ärztin hatte ihm streng verboten, aufzustehen oder sich gar aufzusetzen, also starrte er die Decke der Krankenstation an und hoffte, dass irgendetwas passierte.

Die Tür ging einmal mehr auf, doch dieses Mal kam niemand rein. Beziehungsweise niemanden, den er sehen konnte. Doch er hörte kleine Füße, die auf ihn zu rannten. Dann sah er A´kebur durch die Tür treten und wusste, dass es Cindy war, die nach ihm suchte.

"Hallo, Häschen. Hast du A´kebur auch nicht zu sehr genervt?", begrüßte Etienne seien Tochter und lächelte A´kebur an.

"Sie hat", antwortete A´kebur, bevor Cindy etwas sagen konnte.

"Habe ich nicht", erwiderte sie stur. "Er hat nicht so früh aufstehen wollen."

"Es war drei Uhr morgens. Ich habe mich geweigert", brummte A´kebur.

"Cindy, müde Klingonen darf man nicht stören. Dann sind sie griesgrämig", belehrte Etienne seine Tochter. Dann sah er zu A´kebur. "Hey, alles klar?"

A´kebur hatte die Arme verschränkt und wirkte nicht so, als ob die Frage tatsächlich an ihn adressiert war. "Ich gehe arbeiten", meinte er dann nur, "ich bringe Cindy vorher jedoch noch zur Schule."

"Und mich hier vor Langeweile sterben lassen?"

A´kebur nahm Cindy auf seinen Arm und sah auf Etienne. "Ich werde dich reanimieren, wenn ich Feierabend habe", meinte er.

"Danke, da fühle ich mich doch gleich besser." Etienne seufzte und ließ den Kopf wieder zurücksinken.

A´kebur beugte sich zu ihm und küsste ihn. "Ich werde mich an dich rächen dafür, dass du mir solche Angst eingejagt hast", flüsterte er ihm zu. Dann erhob er sich und ging mit Cindy stolz erhoben nach draußen.

"Soll ich jetzt Angst haben oder mich freuen?", murmelte Etienne und grinste. Hoffentlich konnte er bald hier weg.

Dr. Hansen sah um die Ecke. "Was auch immer, wenn Sie sich bewegen, dann dürfen Sie Angst haben", warnte sie ihn.

"Ich bin ganz brav", gab Etienne zurück, "aber ich würde trotzdem gerne wissen, wann ich hier raus darf."

"Zwölf Stunden unter Beobachtung hier auf der Krankenstation, drei Tage dienstunfähig im Quartier mit Schonung. Dann noch einmal zu mir und dann können Sie vielleicht schon wieder los."

"Gut, damit kann ich leben. Aber seien Sie ehrlich: Sie sind froh, mich schnell wieder loswerden zu können, oder?" Etienne grinste entwaffnend.

Dr. Hansen grinste ihn an. "Ach, Sie sind noch pflegeleicht. Als Schiffsarzt ist man Kummer gewohnt. Kaum können die Leute wieder arbeiten, fliehen sie regelrecht von der Krankenstation. Dabei ist die Verpflegung vollkommen in Ordnung."

"Gegen die klage ich auch nicht. Es ist eher das untätige Herumliegen, das mir nicht liegt. Die Decke anzustarren ist nicht wirklich spannend."

Dr. Hansen sah zur Decke hinauf. "Naja, der Innenarchitekt hat nicht an Abwechslung gedacht."

"Ist einer an Bord. Dann sollten Sie die Decke vielleicht bunt streichen lassen oder einen Bildschirm dahin montieren."

Dr. Hansen lachte. "Sie können sich ja darum kümmern." Damit ging sie gut gelaunt.

Brav ertrug Etienne die Langeweile bis zum Abend, immer in der Aussicht, dann endlich hier wegzukommen. Als A´kebur schließlich wieder durch die Tür kam, fühlte er sich definitiv gerettet.

Er trug Cindy auf seinem Arm. Offenbar war für ihn das die natürliche Art der Fortbewegung die seiner Tochter anstand. Sein Blick war immer noch so düster wie am Morgen. Er sagte auch nicht viel. Er schaute ihn nur an.

Etienne rang sich ein Lächeln ab, das ihm zumindest Cindy erwiderte. "Doktor, meine Ablösung ist da", machte er sich bei der Ärztin bemerkbar, "darf ich auschecken?"

Sie schüttelte den Kopf. "Und wieder einer weniger", murmelte sie.

Etienne grinste, setzte sich langsam auf und schwang die Beine über die Liege. "Macht’s Ihnen was aus, wenn ich hoffe, dass wir uns so bald nicht wiedersehen?"

Sie lachte. "Nein, tut es nicht. In drei Tagen aber sehen wir uns spätestens wieder."

"Yep. Und danach erstmal eine ganze Weile nicht." Gutgelaunt marschierte Etienne aus der Krankenstation. "Und, habt ihr beiden das Schiff auch nicht auseinandergenommen, während ich außer Gefecht war?"

"Nein", rief Cindy gut gelaunt. "Ich habe heute in der Schule gelernt, wie der Antrieb der Dragon funktioniert. Es ist sehr kompliziert. Wenn er kaputtgeht, dann muss man sehr viel wissen."

"Da siehst du mal, wie schlau A´kebur ist, weil er der Antriebschef ist", erklärte Etienne mit ernster Miene, "wenn du willst, kannst du das später auch werden."

"Ich glaube, Toran hat überlebt", murmelte A´kebur, der zugehört hatte und doch nicht ganz am Gespräch teilnehmen konnte.

Etienne wirbelte herum. "Was? Ich dachte, das Schiff wäre explodiert? Hat der Bastard sich also doch wieder herauswinden können? Ich hätte ihn doch umbringen sollen!"

"Du warst bewusstlos, wann hättest du das tun wollen?"

"Vorher. Ich hatte Toran direkt vor dem Lauf meiner Waffe. Ich hätte einfach abdrücken und nicht so lange fackeln sollen."

A´kebur schüttelte den Kopf. "Typisch, wenn sich Gelegenheiten geben, dann werden große Reden geschwungen. Doch darüber zu lamentieren, macht es nicht besser."

"Ich weiß." Etienne schaute finster. "Aber, wenn der Bastard noch lebt, bekomme ich ja noch eine Chance. Auch wenn ich es damit nicht eilig habe."

A´kebur hob eine Augenbraue. Sie waren vor ihrem Quartier und der Computer öffnete ihnen die Tür.

Etienne ging hinein und ließ sich gleich in einen Sessel fallen. "Heute Nacht schlafe ich garantiert besser als in dieser grauenhaften Krankenstation. Ich glaube, ich bin erstmal damit zufrieden, ungefährliche Recherchen am Computer zu betreiben. So für die nächste Woche." Er grinste.

A´kebur lächelte minimal. "Computer, Programm A´kebur fünf starten."

Etienne sah sich misstrauisch um, konnte aber keine Veränderung erkennen. "Was war das eben?", wollte er wissen.

"Oh, das wirst du sehen", meinte A´kebur und ließ Cindy herab. "Hilf den Tisch decken. Dann gehen wir zu Ian. Er wollte dich noch einmal sehen."

"Was wollt ihr denn essen?", fragte die Kleine gleich", kann ich Pfannkuchen bekommen?"

"Bekommst du", erklärte Etienne und ging zum Replikator, um zu bestellen.

"Eierkuchen", bestellte A´kebur und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

Fünf Minuten später saßen die Drei am Tisch und ließen es sich schmecken. Natürlich war das Essen auf der Krankenstation nicht schlechter gewesen, aber im Kreis seiner Familie, fühlte sich Etienne doch gleich besser, auch wenn das Gefühl und die Worte immer noch ungewohnt für ihn klangen.

A´kebur gab sich gewohnt schweigsam. Dass ihm aber etwas auf der Seele lag, dass war offensichtlich. Doch wie immer sagte er es nicht sofort, sondern brauchte seine Zeit. Es konnte auch sein, dass er darauf wartete, dass sie allein waren und Cindy sich bei Ian befand.

Auch gedanklich hörte Etienne nichts von ihm, als er lautlos nachfragte. Was immer es war, es musste wohl warten. Etienne war allerdings nicht sonderlich beunruhigt; vermutlich war A´kebur ob seines Kamikaze-Manövers etwas verschnupft.

Als Cindy satt war, brachte A´kebur sie zu Ian und kam kurz darauf wieder. Er sah Etienne an. "Willst du das Schiff verlassen?", fragte er.

"Wie kommst du denn darauf?", fragte Etienne verdutzt.

"Weil du alles tust, damit du von hier weg kannst. Ich wollte nichts, was du nicht wolltest. Doch wenn das darin endet, dass du den Tod suchst, dann werde ich dich zwingen, dass du das Schiff verlässt. Ein Krieger begrüßt den Tod, aber er sucht ihn nicht, außer es geht um seine Ehre."

"Denkst du das wirklich? Ich habe den Tod nicht gesucht! Es ging mir um Cindy. Was glaubst du, wie froh ich bin, noch zu leben?" Etienne sah A´kebur direkt an. "Davon abgesehen kannst du mich nicht vom Schiff werfen. Captain Volkov hat mir gerade erst klargemacht, dass sie mich hier braucht."

"Dann stelle ihre Befehle nicht wieder in Frage!"

"Werde ich auch nicht mehr. Die Gute weiß mehr von ihrem Job, als ich ihr zugetraut hätte." Etienne lächelte. "So, und verrätst du mir jetzt, was das Programm da eben war? Candlelight-Dinner für Zwei war es ja nicht."

"Oh, nur eine Strafe. Ich hatte mir gedacht, dass ich dir alle Kleidung nehme und dich wie eine Ferengifrau hier festhalte. Aber ich lasse es. Du solltest nicht arbeite – ärztliche Anweisung. Das ist alles."

"Ferengifrau?" Etienne zog eine Augenbraue hoch. "Ach ja, ich erinnere mich, es ist ja dein, Fetisch, mich in möglichst wenig Klamotten zu sehen, Allerdings brauchst du da nur fragen."

"Ich ..." A´kebur senkte den Blick. "Ich weiß nicht, ob ich mit dir zusammen sein kann, wenn du nicht hier sein willst. Wenn du nicht denkst, dass du hier anerkannt wirst. Ich würde denjenigen herausfordern, der mich nicht anerkennt. Aber das ist nicht die Art der Menschen. Aber auf deine Art geht es auch nicht."

Etienne lächelte. Aha, das war es also. "Hör zu, ich denke, es wird jetzt besser werden. Captain Volkov und ich hatten ein kleines Gespräch betreffs der Sache. Ich brauche noch etwas Zeit, aber spätestens, wenn wir am ersten Zielplaneten sind, werde ich was zu tun bekommen."

A´kebur trat näher. "Und du meinst, dass ist es, was du willst?"

"Wer weiß schon wirklich, was er will? Ich weiß auf jeden Fall, dass ich da sein will, wo Cindy und du seid. Und wenn ich endlich wieder das tun kann, was ich am besten kann, bin ich zufrieden."

A´kebur trat noch näher. "Was passiert, wenn Toran noch einmal kommt. Was ist, wenn er Cindy noch einmal entführen kann? Was wirst du tun?"

"Dafür sorgen, dass es nicht wieder passiert. Diesmal bin ich gewarnt. Ich habe mich in Sicherheit gewogen, weil ich Toran für tot hielt. Den Fehler mache ich nicht wieder."

A´kebur trat jetzt so nahe, dass er Etienne fast berührte. "Ich werde ihn töten", erklärte er leise. "Ich werde ihn finden. Er wird niemals mehr wieder Hand an jemanden legen."

"Du bist Offizier der Sternenflotte, schon vergessen? Du darfst keiner persönlichen Vendetta nachgehen. Davon abgesehen wirst du keine Chance haben, weil ich ihn zuerst erwische." Etienne griff nach einer von A´keburs langen Haarsträhnen und zog ihn näher.

"Das ist mir egal. Ich bin Offizier der Sternenflotte. Ich bin aber auch Klingone und Vulkanier. Ich werde nicht zulassen, dass er noch eine Chance erhält, dir zu nahe zu kommen."

"Ich sagte doch, das wird er nicht. Und wo kommen wir dahin, wenn du verrückte Aktionen meinetwegen unternimmst. Davon hatten wir schon genug. Und ich lerne auf mich selbst aufzupassen, versprochen."

A´kebur zog es vor zu schweigen. Doch in seinem Kopf formten sich erste Pläne. Niemand durfte es wagen, noch einmal irgendjemand zu benutzen. Er hatte Angst gehabt. Aber das, was er Cindy verschwiegen hatte, war die unendliche Wut und grauenhafte Hilflosigkeit. Er wäre auch losgelaufen, hätte es nicht Etienne gemacht. So war er gezwungen gewesen, wieder nachzudenken.

Bis Etienne ihn schließlich mit einem sanften Kuss aus den Grübeleien riss. "Du wolltest mich doch reanimieren, wenn ich halbtot von der Krankenstation komme, oder?"

"Du bist sehr lebendig. Du bist sogar selbst von der Krankenstation gekommen", wandte A´kebur ein.

"Ja und? War alles nur Tarnung. Ohne Zuwendung gehe ich ganz schnell ein." Etienne blinzelte unschuldig.

A´kebur legte den Kopf schief. Er trat einen Schritt zurück. "Du siehst gut aus und vollkommen gesund. Außerdem sollst du dich schonen. Also solltest du ins Bett gehen."

"Du schickst mich ins Bett, als wäre ich Cindy? Also wirklich." Etienne verschränkte die Arme. "Nur, wenn du mitkommst."

"Ja, mit Cindy war ich auch im Bett. Sie wollte genauso wenig schlafen."

"Liegt wohl in der Familie. Außerdem habe ich die ganze Zeit herumgelegen und gedöst." Etienne seufzte und setzte sich wieder.

A´kebur nickte. Er ging ins Schlafzimmer, zog die Decke zurück und kam zu Etienne zurück. Er holte ihn auf die Beine und schob ihn zum Bett.

"Das ist dein Ernst, was?" Etienne runzelte die Stirn und ließ sich aufs Bett fallen.

"Nun, egal, wem ich begegne: Alle sagen, dass ich dich heil lassen soll", erklärte A´kebur mit unschuldigem Blick.

"Ach so? Sehe ich wirklich aus wie eine Porzellanpuppe oder was, oder warum denken alle, ich sei zerbrechlich? Vielleicht sollte ich mir einen Schnurrbart wachsen lassen, das sieht mehr wie Macho aus", sinnierte Etienne.

A´kebur machte eine gerade zu menschliche Geste, indem er die Schultern hob. "Ich sagte doch, dass Menschen zerbrechlich sind", meinte er und wiederholte damit seine alte Feststellung. Er senkte seine Schilde und lud Etienne ein, bei ihm zu sein. Aber egal wie zerbrechlich du sein magst, erklärte er in seinen Gedanken, wärest du so schwach, wie ich sage, würde ich dir nicht vertrauen. Ich habe wohl in den letzten Jahren mehr von den Verhaltensweisen der Vulkanier angenommen, als mir bewusst war. Das habe ich gemerkt, als du einfach gehandelt hast, während ich überlegt habe.

Wäre ja noch schöner gewesen, wenn wir beide losgerannt wären. Meuterei und so weiter. Du hast schließlich eine Karriere zu verlieren. Ich nicht. Ich habe nur Cindy und dich. Diese Gedanken hatten einen bitteren Beigeschmack, das wurde Etienne erst jetzt klar. Aber es stimmte. Da zählte auch Captain Volkovs Willkommen nicht. Etienne stand abrupt wieder auf. A´kebur sah ihn fragend an.

"Ich gehe aufs Holodeck." Etienne ging zum Schott, aber dieses öffnete sich nicht. Er betätigte den Türschalter, aber nichts geschah. Stirnrunzelnd drehte er sich zu A´kebur um.

Dieser sah ihn lächelnd an. "Computer, Türen öffnen!", meinte er nur.

Etienne warf keinen Blick zurück, sondern stürmte mehr als dass er ging aus dem Quartier. Das Gefühl zu ersticken wurde immer stärker. Er brauchte Luft.

Die Fahrt im Turbolift schien ewig zu dauern, bis er auf der Ebene der Holodecks angekommen war. Gleich das Erste war frei, und Etienne stürzte hinein.

"Computer, Programm Drake vom Speicherplatz Etienne Duval laden", befahl er.

 

A´kebur lehnte sich zurück, bis er im Bett lag. Er schloss seine Augen und sah Etienne. Es war anders. Er war nicht eingeladen zu sehen und zu fühlen, was Etienne bewegte. Aber er spürte es dennoch. Instinktiv wartete A´kebur einfach.

 

[1] Mein Herz (Süße, Schatz)

 

07

Etienne schloss die Augen und spürte die salzige Meeresbrise auf seinem Gesicht. Auch wenn sie nicht echt war, so war sie in diesem Augenblick doch echt genug für ihn. Unter seinen Füßen spürte er das sanfte Wiegen des Schiffes, hörte das Ächzen der hölzernen Planken. Seit er seine eigene Drake nicht mehr hatte, war Etienne dazu übergegangen, diese Dreimastbrigg des 18. Jahrhunderts der Erde so zu nennen. Wenn auch nur ein paar Daten im Computer, bot sie doch für ihn eine Zuflucht für begrenzte Zeit.

Die Brise frischte auf, und die weißen Segel blähten sich stärker. Die fiktive Mannschaft, alles schönste Klischées des Begriffs "Pirat", tummelten sich auf Deck oder in der Takelage. Etienne lächelte.

 

A´kebur erhob sich. Er kannte dieses Schiff. Er hatte es aber noch nie wirklich gesehen. Bisher hatte er Etienne dabei allein gelassen. Doch dieses Mal ging es nicht. Es war, als würden sie sich beide auf einen Scheideweg befinden. Es war wichtig, dass er zu ihm ging. A´kebur bat daher vor der Tür zum Holodeck um Einlass.

Dieser wurde ihm nicht verwehrt. Im nächsten Moment fand sich A´kebur auf dem Deck des Schiffes wieder. Die holographischen Personen waren wohl darauf programmiert zu reagieren, denn sie beäugten ihn misstrauisch und zogen gleich darauf ihre Messer und Pistolen.

"Halt, Jungs, er ist unser Gast", Etienne ließ das Steuer los und kam die Treppe zum Hauptdeck hinunter. Mit seiner authentischen Aufmachung inklusive Dreispitz, offenem Hemd und Degen an der Seite fügte er sich nahtlos in die Umgebung ein.

A´kebur hob eine Augenbraue. Er musterte ihn von Kopf bis Fuss. "Faszinierend", kommentierte er.

Etienne grinste. "Captain tut es auch", erklärte er. "Nun, Eindringling, was führt dich her? Willst du mein Schiff übernehmen oder mich der Krone ausliefern? Oder noch besser, mich zum Duell fordern?" Die Mannschaft gröhlte.

"Ich hatte eigentlich nur vor, mich ein wenig umzuschauen. Eigentlich wollte ich dich sehen, Etienne, ähm Captain."

"Soso." Etienne lehnte sich an die Reling. "Dann bitte. Ich würde dir ja den Posten des ersten Maats anbieten, aber den hat Cindy schon bekommen. Aber wir brauchen noch einen Schiffskoch. Übrigens darfst du gerne lachen. Erwachsene Männer, die Pirat spielen, sind etwas erbärmlich." Etienne drehte sich um und kehrte zu seinem Steuer zurück.

"Ich verstehe nicht", murmelte A´kebur etwas hilflos.

"Also, warum bist du hier?", wiederholte Etienne seine Frage und sah zu A´kebur hinunter. "Oder interessiert dich, warum ich hier bin? Vielleicht fangen wir mal damit an. Ich brauchte Luft. Seit Wochen wird mir gesagt, was ich tun und lassen soll, man behandelt mich wie ein kleines Kind, das keine Entscheidungen für sich treffen kann. Vielleicht ist das auch nur die Art von Starfleet, ich weiß nicht. Du hast dich vom kleinen Fähnrich auf einer abgehalfterten Sternenbasis zum Chefingenieur des neuesten Schiffes von Starfleet gemausert, du kannst jetzt selber die Befehle geben. Aber ich? Ich darf wissenschaftliche Berichte abfassen, den richtigen Archäologen einen Pinsel reichen, und wenn’s hochkommt, die gefährlichen Fallen entschärfen." Etienne atmete tief durch; ihm war kaum bewusst gewesen, dass er immer lauter geworden war. "Ich habe nichts außer dir und Cindy. Aber wenn ich, um euch haben zu können, mich einsperren lassen muss, ist der Preis verdammt hoch. Ihr könnt mir nicht auch noch den Himmel wegnehmen."

A´kebur sah ihn stumm an. Hinter seiner Stirn und in seinem Bauch sammelte sich Zorn. Er fing an zu knurren.

Etienne erwiderte seinen Blick, ohne sich einschüchtern zu lassen. "Wenn du nicht verstehst, was ich meine, hat es keinen Sinn, weiter darüber zu reden."

"Niemand darf dir weh tun", flüsterte A´kebur. "Ob ich es verstehe oder nicht. Ich habe nur zugestimmt, wenn du hier bist und wenn man dich sein lässt, was du bist. Diese Bedingungen sind verhandelbar!"

"A´kebur ..." Etienne trat auf ihn zu. "Niemand tut mir weh. Es ist Starfleet, mit der ich mich nicht vertrage. Vielleicht sogar die ganze Föderation. Und daran kannst du leider auch nichts ändern. Man wird mir ja wohl kaum meine Drake, meine Lizenzen und meine Waffen zurückgeben und mich gehen lassen. Damit habe ich mich abgefunden. Auch will ich Cindy nicht solchen Gefahren aussetzen, solange sie noch so klein ist. Aber ..." Er brach ab und wandte sich ab.

Wie sollte er das erklären? Wortlos griff er nach A´keburs Geist und versuchte ihm zu zeigen, was er nicht in Worte fassen konnte.

A´kebur legte seine Hand auf sein Herz. Er spürte das wortlose Sehnen und diese große Portion an Hoffnungslosigkeit. "Du bist frei", erklärte A´kebur. "Du kannst gehen. Ich werde dich nicht halten. Ich werde dir folgen. Du gehörst hier nicht her."

Damit wandte er sich ab, um das Holodeck zu verlassen.

Etienne starrte auf die Stelle, an der sich das unsichtbare Tor zurück in die Realität gebildet hatte. Hätte er nicht A´keburs tiefen Ernst in der Stimme gehört, hätte er das für einen schlechten Scherz gehalten. Sein Geliebter konnte nichts in der Hinsicht ausrichten, selbst wenn er es wollte. Und Etienne konnte nicht einfach aus dem nächstbesten Fenster in die Freiheit springen.

A´kebur wandte sich wieder zu ihm um. "Es gibt andere Wege. Und ich sagte schon: Wenn es keinen anderen Weg gibt, dann werde ich aufhören, zu Starfleet zu gehören. Dann werde ich auf der anderen Seite sein. Diesem Äquivalent von diesem seltsamen Wasserfahrzeug."

Etienne war mit drei Sätzen neben ihm. "Du bist verrückt, weißt du das? Im Zweifelsfall landen wir nur beide im Knast, und damit ist keinem geholfen. Vergiss, was ich gesagt habe."

A´kebur umfasste sein Gesicht. "Mein Denken dreht sich um dich. Es dreht sich um deine Person, deinen Geist, dein Herz. Ich mag mich in Maschinen verkrauchen, ich mag wütend sein. Doch wenn ich dich da weiß, dann geht es mir gut. Ich habe Angst, dass dir was passiert. Ich hasse es, wenn jemand dich beleidigt. Aber ich lass dich deine Dinge auf deine Weise machen. Ich habe kein Recht, dich zu bevormunden. Aber jetzt ist genug. Ich werde niemanden mehr an dich heranlassen, der dir auf diese Weise weh tut und wenn es Starfleet ist, dann werde ich dafür sorgen, dass Starfleet weit von uns fort ist. Ist es die Föderation, dann werden wir die Föderation verlassen. Das Universum ist groß. Der Rest ist unwichtig."

Etienne fühlte etwas Feuchtes in den Augen und wischte es schnell weg. Was hatte er eigentlich getan, um so eine Ergebenheit zu verdienen? A´kebur meinte es wirklich ernst. Und vielleicht ... vielleicht hatte er ja recht. "Ich liebe dich, aber du bist trotzdem verrückt", flüsterte Etienne und umarmte ihn. "Aber lass uns erst einen anderen Weg finden. Abhauen können wir immer noch."

"Ich bin nicht verrückt", widersprach A´kebur. "Ich bin ein Krieger. Ich bin Klingone und ich bin Vulkanier und ich werde meinen Gefährten nicht hier lassen. Entweder du wirst dich durchsetzen oder wir werden gehen. Ich werde nicht für dich kämpfen. Ich werde dich nicht damit demütigen. Du hast eine andere Art."

"Dann lass mir die Chance, es noch mal hier zu versuchen. Entweder es klappt oder es klappt nicht, aber das werden wir früh genug sehen." Etienne dankte A´kebur stumm. Er musste wirklich damit alleine klarkommen. Und vielleicht konnte er jetzt dafür auch die Kraft finden.

A´kebur sah in schief an. "Okay, dann hör auf, dich hier auf diesem Gefährt zu verstecken. Das ist nicht dein Himmel. Der ist woanders."

"Ich weiß." Etienne nahm seinen Piratenhut ab und setzte ihn A´kebur auf. "Der wartet draußen. Und ich habe vor, ihn mit dir zu teilen. Einverstanden?"

"Schon lange!" A´kebur hob vorsichtig den Hut ab. "Ich glaube, dass ist nicht ganz meine Tracht."

"Dann suchen wir dir bei Gelegenheit was Passenderes. Vielleicht ein Röckchen aus Palmenwedeln?" Etienne grinste.

"Dir geht es wieder gut", brummte A´kebur.

"Tut es. Ein bisschen frische Luft und dazu deine charmante Gesellschaft. Was brauche ich mehr? Aber lass uns Cindy abholen gehen." Etienne sah sich noch einmal um, dann befahl er: "Computer, Programm beenden und speichern." Zurück blieben nur die leuchtenden Gitternetze des leeren Holodecks.

"Was willst du wirklich, Etienne?", fragte A´kebur, der sich weigerte zu gehen.

"Sag ich dir, wenn ich’s rausgefunden habe. Ich werde meinem entzückenden Chef erstmal die Hölle heißmachen und zusehen, dass ich was Vernünftiges zu tun bekomme. Übermorgen sind wir beim ersten Planeten. Und da werde ich als Erster in die Ruinen eindringen und den dort befindlichen Text übersetzen. Wenn sie mich nicht lassen, werden sie nie erfahren, was da steht." Etienne schnallte seinen Degengurt ab, der sich daraufhin auflöste. "Und jetzt will ich bloß, dass du bei mir bleibst und nicht wieder die Türen zu schließt, es sei denn, die zum Schlafzimmer."

"Wenn ich meine Gedanken immer offen habe, kann ich an nichts anderes denken und das Schlafzimmer ist nicht mal das geringste Problem dabei", murmelte A´kebur.

Etienne lächelte und küsste A´kebur. "Damit kann ich leben."

A´kebur bezweifelte das ernsthaft. Aber er machte seinen Geist für Etienne durchlässiger. Es war ein Risiko, da er so auch einen Schwachpunkt schuf, der für anderen ein Einfallstor sein konnte. "Ich werde mal schauen, was du unter Hölle verstehst", lenkte er aber dann zum eigentlichen Thema ab.

"Sicher? Aber vielleicht verstehst du dann auch, was ich mit Himmel meine." Etienne lehnte sich an ihn.

A´kebur schloss seine Arme um ihn. Es war wie nach Hause kommen und es gab ihm die Ruhe, die er nur bei Etienne fand. Durch ihn und mit ihn. Er ließ es ihn wissen. Wortlos, nur durch sein Gefühl. "Ich will dich nah bei mir haben", murmelte er.

"Wirst du immer haben", gab Etienne leise zurück, "ohne dich gehe ich nirgendwo mehr hin." Wenn er zumindest etwas sicher wusste, dann das. Aber da war noch etwas. Etienne küsste A´kebur erneut. "Wenn ich's recht bedenke, kann Cindy noch etwas warten. Computer ..." Er sah A´kebur fragend an. Dieser nickte. "Ja", gab er seine Zustimmung.

"Programm R99 aktivieren", gab Etienne den Befehl. Augenblick verwandelte sich das Holodeck in opulent ausgestattete Räumlichkeiten mit Vorhängen und Kissen in verschiedenen Rot- und Goldtönen. In der Mitte war ein marmorner Pool, auf dem Blumen schwammen. Es duftete nach Räucherwerk. "Der Paradies-Salon auf Risa", erklärte Etienne, "hier wollte unbedingt mal mit dir hin. Nenn mich ruhig einen hoffnungslosen Romantiker."

A´kebur sah sich um, ohne Etienne los zu lassen. "Das ist also Romantik. Ich hätte es als sehr überladen bezeichnet. Aber mir ist es recht."

"Dann ist ja gut. Das nächste Mal kann ja wieder der Badezimmerfußboden herhalten." Etienne grinste und griff nach A´keburs Hand, um ihn Richtung Pool zu ziehen.

A´kebur hatte nichts gegen Wasser. Aber sollte er jetzt wirklich baden? Er seufzte stumm. Nun, es war sein Wunsch gewesen. Die Ausführung hatte er Etienne überlassen. Damit war die Frage wohl beantwortet. Er machte seine Hand frei und zog sich aus.

Etienne tat nichts dergleichen, abgesehen von seinen Stiefeln; er sah nur zu und bewunderte einmal mehr die glänzende Haut über stahlharten Muskeln. Vermutlich würde er nie genug davon bekommen.

A´kebur sah ihn fragend an, als er sich aller störenden Sachen entledigt hatte.

Selbst das methodische Ausziehen hatte bei ihm noch etwas Erotisches. Etienne trat hinter ihn, löste die Haare aus dem Zopf und schob ihn sanft zum Becken. "Mach’s dir bequem."

A´kebur setzte sich an den Rand und ließ sich hineingleiten. Das Becken war nicht groß genug, um einen Kopfsprung zu machen und sicher war es auch einfach zu flach. Die Bestätigung hatte er, als er bis zum Bauch im Wasser stand. "Und jetzt?", fragte er Etienne. "Willst du mit Sachen ins Wasser?"

"Lehn dich zurück", Etienne setzte sich an den Beckenrand, nur die Beine im Wasser, und griff nach einem bereitstehenden Fläschchen.

Etienne schob dessen Haare über die Schulter und begann das Öl in die Muskeln dort einzumassieren. Ab und an wanderte seine Hand vorne zum Hals und über die Brust, dann wieder zurück.

A´kebur seufzte und ließ sich das schlicht gefallen. Etienne fand jeden Muskel und jede Sehne. "Du kannst kräftiger zupacken", murmelte er. Was Etienne dann auch prompt tat, bis die verspannten Stellen sich lockerten. Erst dann wurde sein Griff wieder weicher, beinahe streichelnd. "So machen das die Mädchen auf Risa: erst die Männer so locker machen, dass sie kaum mehr aufstehen können, und dann wieder erregen. Stundenlang."

A´kebur blinzelte. "Ich war noch nie auf Risa. Aber das hört sich gut an. Schaffen sie auch Klingonen?"

"Die schaffen alles. Aber ob ich ihnen das erlauben würde, ist die andere Frage. Das hier ist nämlich alles meins." Etienne streichelte wieder die Brust entlang und küsste A´keburs Ohrspitze.

Sein Geliebter zitterte leicht und schloss die Augen. Noch immer ging ihm diese Berührung durch und durch.

Etienne knabberte ein bisschen daran herum, dann flüsterte er: "Schaffst du’s noch bis zu den Kissen oder willst du hierbleiben?"

A´kebur drehte sich nur widerwillig um. Er sah Etienne an. "Ich schaffe alles", meinte er. Er stemmte sich aus dem Becken und sah Etienne auffordernd an, sich auch zu erheben.

Dieser war gleich darauf auf den Beinen und ließ es sich nicht nehmen, A´keburs nassen, eingeölten, glänzenden Körper von oben bis unten mit seinen Blicken zu streicheln. So verführerisch auszusehen, war in jedem Fall gesetzeswidrig. Ohne viel Federlesen schob er A´kebur unvermittelt zu einem Haufen Kissen und drückte ihn herunter.

A´kebur störte das wenig. Er begann an Etiennes Sachen zu zerren. Diese störte eindeutig. Er küsste ihn und versuchte ihn davon zu überzeugen, dass seine Meinung bezüglich mehr Haut etwas für sich hatte.

Aber Etienne hielt ihn fest. "Alles der Reihe nach", wehrte er ab und schnappte sich wieder eine Ohrspitze zum Knabbern. Seine Hände wanderten derweil auf A´keburs Körper nach unten.

Sein Gelieber schnappte hörbar nach Luft und bäumte sich wie ein Pferd auf. Der forsche Angriff auf seine sensibelsten Körperteile blieb nicht ohne Spuren und ließen A´keburs Willen schmelzen.

Und genau das war Etiennes Absicht gewesen. Langsam küsste er sich vom Ohr hinab über Hals Brust und Bauch, schmeckte die heiße Haut.

A´kebur war immer einige Grad wärmer als er. Doch in solchen Moment fing er schnell an regelrecht zu glühen. A´kebur bewegte sich unruhig auf den seidenen Kissen, die ihm keinerlei Kühlung verschafften. Es knirschte leise, als er eines davon zerriss und kleine weiße Federn aufstoben. A´kebur merkte davon nichts.

Aber Etienne musste lächeln, als sich ein paar der Federn auf A´keburs ausgebreiteter Lockenpracht niederließen und ihn wie einen gefallenen Engel aussehen ließen. Mit diesem definitiv sündigen Gedanken küsste Etienne sich noch ein Stück nach unten und begann sich dann ernsthaft der Sache zu widmen.

A´keburs Augenlider flatterten. Ein lautes Grollen entrang sich seiner Kehle, welches ganz und gar nicht zum dekadenten Ambiente passte. Mit Mühe gelang es ihm Etienne bei seinem Tun zu zu schauen. Dieser bewies seine ganze Kunst und ließ A´kebur in den Zügeln seiner Lust tanzen.

Dabei achtete er darauf, dass Erregung zwar aufflammte, aber dann wieder abebbte. Ganz so leicht davonkommen wollte Etienne ihn heute nicht lassen. Erst wollte er seinen Klingonen völlig selbstvergessen sehen.

Als A´kebur schweißbedeckt mit verschleiertem Blick und völlig konfusen Gedanken und lustgetränkten Gefühlen dalag, entschied er, dass er dieses Ziel schon einmal erreicht hatte. A´keburs Brust hob und senkte sich. Sein Körper schien schwer, fast bleiern. Selbst seine Hände hatten vergessen, dass sie eigentlich Etienne vor unendlich langer Zeit hatten ausziehen wollen.

Das übernahm dieses nun aber selbst. Langsam schälte er sich aus den Überresten seiner archaischen Aufmachung. Es schien fast zu zischen, als ihre Körper wieder aufeinandertrafen. Etienne hatte nun auch keine Lust mehr zu warten. Mit einer Hand angelte er sich das Massageöl, während er A´kebur erneut küsste.

Dieser schaffte es, seine Arme um ihn zu legen und ihn fest an sich zu drücken. Gleichzeitig ließ er es zu, dass Etienne ihn vorbereitete. Er stellte sogar seine Beine auf, um es ihm leichter zu machen.

Etienne zwang sich, langsam vorzugehen, obwohl alles in ihm danach schrie, sich in diesen glühenden Körper zu versenken. Aber es war schon eine Weile her für A´kebur, also wollte er Rücksicht nehmen. Schließlich presste er sich eng an ihn und küsste ihn erneut.

A´kebur verspannte sich für einen Moment und hielt den Luft an, dann keuchte er. Doch erst als er Etienne ganz in sich spürte, entspannte er sich. Er öffnete seine Augen, um Etiennes Blick zu suchen. Mit ungelenker Hand suchte er die sensiblen Punkte an der Stirn und Schläfe seines Geliebten. "Bereit?", fragte er leise.

Etienne nickte, versunken in den Augen seines Geliebten, die dunkelblau vor Lust schimmerten. Im nächsten Augenblick gab es keine Grenze mehr zwischen ihnen, kein Universum, nur einen Geist, ein Herz. Während ihre Körper sich in geradezu verzweifelter Leidenschaft aneinanderklammerten, tanzten die Seelen zum Rhythmus ihres Herzschlages.

Es war fast so wie im Ponfarr. Aber nur fast. A´kebur verlor nicht für Tage die Kontrolle über sich und er verlor auch nicht das Gefühl für Zeit. Aber das störte wenig. Wichtig war, dass Etienne dieses Mal bestimmte und das A´kebur sich an alles erinnern konnte.

Schließlich hielten sie sich schweratmend in den Armen; keiner der beiden war geneigt, sich zu bewegen. Etienne lauschte A´keburs nur langsam ruhiger werdendem Herzschlag, schmeckte den Salzfilm auf dessen Haut. Das war auch ein Stück Himmel, das er hier in den Armen hielt, schoss es ihm durch den Kopf.

A´kebur lächelte bei diesem Gedanken. Ja, das war es, stimmte er zu.

Etienne merkte einige Zeit später, dass sie eingedöst sein mussten. Sanft stubste er A´kebur an, als er erwachte.

Wie immer brummte sein Gefährte nur. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn weckte. Zudem war es angenehm warm, er, Etienne, war in seiner Nähe und er fühlte sich absolut wohl. Das konnte Etienne durch ihre Verbindung spüren. A´kebur hatte sie nicht geschlossen, wie er es sonst tat.

Eigentlich war Etienne versucht, auch weiter so liegen zubleiben, aber da war ein kleines Mädchen, dem es inzwischen zweifellos nach seinen Eltern verlangte. Außerdem hatte Etiennes neugefasster Entschluss zur Konsequenz, dass er sich wieder an die vorbereitenden Arbeiten für die Expedition auf dem Planeten machen musste. Himmel, er hatte sich noch nicht einmal merken können, wie der Stern überhaupt hieß!

"P49QT0599997", murmelte A´kebur.

"Bitte was?" Etienne beugte sich näher über seinen Geliebten.

"P49QT0599997", antwortete A´kebur, ohne wirklich zu erwachen.

"Hätte man dem Ding keinen einfacheren Namen geben können? Planet Bob oder so?" Etienne strich durch A´keburs lange Haare und wickelte sich eine Locke um den Finger. "Egal, ich muss mich drum kümmern."

A´kebur blinzelte. "Was?", murmelte er.

"Wenn man mich auf diesem verflixten Schiff brauchen soll, muss ich auch was dafür tun. Ich habe mir die Lage der Ruinen noch nicht angesehen. Jeckings hat mir die Pläne nicht gezeigt, aber ich habe sie mir trotzdem gesucht." Etienne grinste.

A´keburs Blick war stumpf. Er verstand kein Wort, dessen war sich Etienne absolut sicher. A´kebur zog die Augenbrauen zusammen und versuchte die Informationen zu sortieren. Dann bewegte er sich leicht. "Du bist noch in mir ..." Seine Ohren wurden grün. Es gab wohl Dinge, die sich nie änderten.

"Ups. Ich würde ja noch eine kurze Runde vorschlagen, wenn du nicht sofort wieder einschläfst." A´keburs heiße Ohrenspitzen bekamen einen Kuss.

Der sah ihn beleidigt an. "Ich schlafe nicht ein, wenn du mit mir schläfst. Ähm, das ist eine seltsame Sprache, die Menschen da pflegen."

"Ich habe sie nicht erfunden. Aber Menschen neigen gerne dazu, alles zu umschreiben, weil ihnen die direkte Aussage zu unfein erscheint."

"Ist Fortpflanzung und Sex unfein? Dann lass uns mehr davon machen!" A´kebur grinste.

"Mit Fortpflanzung wird es schwierig, aber sonst bin ich sehr dafür." Etienne umarmte ihn von hinten und rollte ihn auf den Bauch. Aus dem zuvor zerpflückten Kissen schneiten erneut kleine Federn.

"Mhm?" A´kebur sah sich nach ihm um. So war er noch nie mit Etienne zusammen gewesen.

Das brachte ihm erst einen Kuss auf die Lippen, dann wieder aufs Ohr ein, während sich Etiennes Hände erneut sanft massierend an seinem Nacken zu schaffen machten. "Mach’s dir einfach bequem."

"Ich kann dich aber nicht sehen", beschwerte sich A´kebur.

"Du weißt doch, wie ich aussehe. Mach die Augen zu und fühl einfach."

A´kebur brummte nur leise. Aber er sah gehorsam nach vorn und schloss dann seine Augen.

Etienne küsste ihn den Nacken entlang und streichelte über den Rücken. Seinen Geliebten so völlig ergeben vor sich zu haben, war wirklich etwas Neues, aber es zeugte von Vertrauen, das Etienne ausreichend zu belohnen gedachte.

A´kebur schien sich leicht zusammenrollen zu wollen. Seine Augen waren noch immer geschlossen. Er zog sich auf alle Viere und hob Etienne damit auf, zwang ihn selbst auf seine Hände. Ungeduldig wollte er sich an ihm reiben.

Etienne umfasste seine Hüften und zog ihn enger an sich, biss ihn in den Nacken. Die Hitze zwischen ihnen baute sich bereits wieder auf, ließ den Atem schneller werden.

A´kebur grollte. Er konnte es nicht glauben, dass er mit einem Biss fixierte wurde. Als Etienne jedoch einfach in ihn eindrang, schrie er auf und brüllte seine Lust heraus.

Etiennes Hände glitten von A´keburs Hüfte zu dessen Erregung und taten dort ihr Übriges, um ihn weiter anzuheizen. Ihr Rhythmus beschleunigte sich, ließ beide aufkeuchen.

A´kebur war fast verzweifelt, soviel Lust überschwemmte ihn. Er versuchte sich aus Etiennes Griff zu befreien. Seine Hände krallten sich in die Kissen und er versuchte sie wie ein Pferd aufzubäumen.

"Shh, ganz ruhig", Etienne leckte über die sich deutlich abzeichnenden Bissmale in A´keburs Nacken und zwang sich, sich etwas langsamer zu bewegen. Er wollte diesen Moment noch etwas länger hinauszögern.

A´kebur hielt schwer atmend inne. Zögernd stellte er seine Beine weiter auseinander, dann zwang er sich, regelrecht ruhig zu bleiben, obwohl er halb wahnsinnig wurde durch all die Empfindungen, die von seiner Mitte aus durch seinen ganzen Körper rasten.

Geradezu quälend langsam bewegten sie sich aufeinander zu und wieder voneinander weg, bis die Glut zwischen ihnen völlig unerträglich wurde. Selbst Etiennes Vorsatz, A´kebur noch etwas länger hinzuhalten, schmolz zusammen unter der Wucht ihrer Gefühle. Unvermittelt vergrub er sich tief in A´kebur und warf sie beide über die Klippe.

Er hörte A´kebur brüllen und sich selbst schreien. Dann war es still bist auf ihre hektischen Atemzüge. A´kebur öffnete müde seine Augen und sah verwirrt, dass er wohl geweint hatte. Beim Sex war ihm das ganz sicher noch nie passiert. Er fand es seltsam. Aber nur für einen Augenblick. Schöner war das Gefühl, dass Etienne bei ihm war.

Dieser drehte A´kebur vorsichtig um und umarmte ihn, küsste ihn auf die schweißnasse Stirn. "Alles in Ordnung?", fragte er leise.

"Alles in Ordnung", murmelte A´kebur. "Das war eindeutig ein herrlicher Ritt." Er grinste anzüglich und zeigte deutlich seine Eckzähne.

Etienne grinste zurück. "Da siehst du mal, wozu deine Ehefrau gut ist. Sie bekommt dich wenigstens geschafft." A´keburs Kehrseite bekam einen kleinen Klaps.

A´kebur verzog sein Gesicht. "Du bist mein Gefährte", erklärte er und entschuldigte sich damit indirekt, dass er Etienne als seine Ehefrau bezeichnet hatte.

Aber dieser lachte nur. "Dafür bist du ein toller Mama-Ersatz für Cindy, von daher."

"Ich bin ihr anderer Vater. Aber ich mache wirklich bessere Zöpfe als du."

"Na eben. Ein Grund mehr, warum wir dich über alles lieben." Ein weiterer Kuss landete auf A´keburs Nasenspitze. "Übrigens wird dich Dr. Hansen lebendig häuten. Du hast dafür gesorgt, dass ich keine Ruhe gehalten habe."

A´kebur zog seine Nase kraus. "Wer wird es ihr erzählen?", fragte er unschuldig. "Außerdem hast du den aktiven Part nicht abgelehnt. Wobei ich nicht weiß, was passiv bedeutet."

"Nach meiner Meinung gibt es so was wie aktiv und passiv beim Sex nicht. Dazu gehören immer zwei, die es wollen. Von daher."

A´kebur lachte dunkel. "Du hast immer eine Erklärung."

"Sicher doch. Der Tag, an dem es mir mal die Sprache verschlägt, ist hoffentlich mein letzter." Etienne zupfte ein paar Federn aus A´keburs Haaren und pustete sie weg.

Dieser schloss zufrieden die Augen und rückte näher. "Ich hoffe, du lässt dich nicht von irgendeinem Menschen einschüchtern. Du bist mein Gefährte und ich habe dich gewählt, wie du mich gewählt hast. Du bist stark. Also kämpfe!"

"Das werde ich. Weggelaufen bin ich oft genug. Und wenn ich mir eine blutige Nase hole, was soll's wäre nicht die erste. Wer Angst vor dem Leben hat, sollte zu Hause unter der Bettdecke bleiben. Obwohl... ab und an ist die Idee auch nicht schlecht." Etienne grinste anzüglich.

"Schon wieder?", fragte A´kebur. "Und ich dachte, Menschen können nicht so schnell hintereinander."

"Wo hast du denn das Gerücht her? Aber eigentlich wollte ich gerade dezent andeuten, dass wir uns wieder anziehen und zurückgehen sollten. Wir haben beide noch einiges zu tun, oder?" Etiennes Lippen auf A´keburs Ohr strafte seine Worte allerdings Lügen.

Er hatte damit gerechnet, dass A´kebur nach all den Endorphinen in seinem Körper noch empfindlicher als sowieso schon war. Er schloss fast wie in einem Reflex seine Augen und gab ein Geräusch von sich, das fast ein Schnurren sein konnte.

"Auch auf die Gefahr hin, dass du mich dafür frisst: Du bist süß", flüsterte ihm Etienne ins Ohr und kraulte zärtlich durch die langen Haare.

"Sag, wann immer du das magst. Aber sag es niemals vor Zeugen", warnte A´kebur, ohne jedoch den verzückten Gesichtsausdruck zu verlieren.

"Versprochen", wisperte Etienne.

 

08 - Epilog

Die Dragon nahm Kurs auf P49QT0599997, oder Planet Bobb oder Blobb, wie ihn Etienne wahlweise insgeheim nannte. Nach der Entführung von Cindy konnte kein Mannschaftsmitglied so schnell wieder zur Routine zurückkehren. A´kebur und Etienne wurden gleichermaßen aufgesucht. Aber auch der Counselor bat sie, doch mit Cindy zusammen vorbeizuschauen. Doch es zeigte sich, dass die kleine Familie ihre eigene Balance hatte.

Nicht nur der Captain sah es gern.

Je besser sich Etienne einfand in sein eigenes kleines Reich, umso besser würde er sich auch in die Mannschaft einfinden. Es gab keine Stimmen mehr, die sich gegen ihn aussprach. Nach einem klärenden Gespräch mit Lieutenant Jeckings stellte sich für Etienne auch bei seiner eigenen Arbeit eine Besserung ein.

Jedenfalls war Etienne beim ersten Landungsteam dabei, das die Ruinen auf dem Planeten erkunden sollte. Der Himmel war dunkelgrün mit nicht weniger als sieben Monden, vor dem die bizarren schwarzen Steinreste aufragten. Etienne wusste, dass sie am richtigen Ort waren. Hier würden sie ein weiteres Puzzlestück auf dem Weg zur Entschlüsselung der Geheimnisse der Bewahrer finden.

Lieutenant Jeckings kommandierte seine Leute und rief auch Etienne zu sich.

"Mr. Duval, Sie machen einen kompletten Scan der Anlage", wies er an, "die anderen umrunden die Ruinen und suchen nach möglichen Eingängen."

"Aye, Sir. Darf ich auch nach Eingängen oder möglichen Fallen suchen?", wollte er wissen. So oder so würde er natürlich danach suchen.

"Sie scannen nur und wenn Sie etwas gefunden haben, dann machen Sie es kenntlich. Mr. Pennal wird sich dann das alles anschauen." Lieutenant Jeckings wandte sich schon wieder halb ab.

"Aye, Sir." Ja, von wegen. Etienne zückte seinen Tricorder und ging Richtung Ruine. Er bezweifelte, dass sein Kollege Pennal von der Architektur und auch den Tücken der Bewahrer mehr Ahnung hatte. Jeder x-beliebige Fähnriche konnte einen Tricorder hochhalten und scannen!

Etienne sah sich nach Lieutenant Jeckings um, aber der unterhielt sich mit dem Ersten Offizier. Die anderen Wissenschaftler waren bereits ausgeschwärmt. Keiner achtete mehr auf ihn. Etienne sah auf seinen Tricorder, der den Ruinenkomplex als kompakte Masse darstellte und veränderte die Parameter, um nach Temperaturunterschieden zu suchen.

Er wusste, dass das zusammen mit unterschiedlicher Dichte auf Technik hinwies. Dabei ging es hier nur um ein halbes Grad Unterschied.

Aber da er wusste, wonach er zu suchen hatte, war der Scan erfolgreich. Etienne sah sich noch einmal um, dann ging er auf die anders temperierte Mauer zu und begann sie vorsichtig abzutasten. Der schwarze Stein war völlig glatt, aber auf Augenhöhe befand sich eine winzige Delle. Etienne hatte solch einen Mechanismus schon einmal gesehen und es war nicht gerade amüsant, ihn aufzubekommen. Aber da war nichts zu machen. Etienne tippte mit dem Finger auf die Delle und spürte gleich darauf einen Stich. Die Wärme der winzigen Blutstropfen setzte den Mechanismus in Gang, der den Eingang sichtbar werden ließ. Lieutenant Jeckings und der Commander sahen überrascht auf, als sich direkt vor ihren Nasen ein großes Tor im schwarzen Stein abzeichnete.

"Niemand tritt da ein!", befahl Etienne, als sich ein Fähnrich neugierig näherte. "Ich werde allein gehen."

Lieutenant Jeckings fuhr auf: "Sie gehen da nicht allein rein!"

Etienne drehte sich um. "Entschuldigen Sie, Sir, dass ich meinen Job mache." Damit ging er unbekümmert auf das Tor zu.

Jeckings schnappte nach Luft. "Mr. Duval, ich bin hier der kommandierende Offizier!"

"Ich weiß. Aber bei allem Respekt, Sir, das nützt Ihnen im Augenblick gar nichts. Wollen Sie riskieren, da drin Leute zu verlieren?"

Etienne hatte sich ihm zugewandt. Jeckings runzelte die Stirn. Die Bewahrer-Kultur war nicht sein Metier. Er hatte sich jedoch einiges angelesen. Zu seiner eigenen Schande hatte er auch die Schriften von Etienne gelesen. Sie waren nicht ausgereift vom Stil her, aber sie waren praxisorientiert und perfekt schlicht gehalten, um die Bewahrer-Kultur zu verstehen. Egal wie man es drehte oder wendete: Etienne Duval war hier eindeutig der Experte und ihn zu ignorieren konnte tödlich enden. "Tun Sie Ihre Arbeit!", erklärte Jeckings und wirkte mit einem Mal etwas müde.

Auf diese Antwort hatte Etienne nur gewartet. "Aye, Sir. Lieutenant, können Sie mir ausnahmsweise einen Phaser geben? Ich kontaktiere Sie, wenn der Weg frei ist."

"Sie wollen doch nicht die Anlage in Schutt und Asche legen", fragte dieser ihn entsetzt.

"Nein, natürlich nicht. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, besser auf alles vorbereitet zu sein", beruhigte Etienne ihn.

Jeckings sah ihn etwas verzweifelt an. Aber er reichte ihm persönlich einen Phaser. "Lassen Sie etwas übrig", bat er ihn.

"Ganz sicher. Mir liegen diese Altertümer mehr am Herzen, als Sie denken." Etienne grinste, steckte, die kleine Waffe ein und ging Richtung Tor.

Dahinter empfing ihn Dunkelheit. Etienne verließ sich nicht auf seinen Tricorder, sondern folgte dem Luftzug bis zu einer Wand. Mit etwas Herumtasten fand er einen Lichtmechanismus. Blaue Flammen züngelten hinter transparenten Scheiben empor und erleuchteten den Raum. Es war eine Vorhalle, von der aus drei weitere Korridore abzweigten. Etienne entschied sich für den linken – links war bei den Bewahrern die sogenannte heilige Seite gewesen und hielt sich dicht an der Wand, damit er die kunstvollen Fliesen in der Mitte des Raumes nicht betrat. Kaum hatte er den Gang erreicht, ging Etienne hinunter auf alle Viere. Obwohl die Gebäude der Bewahrer für Menschen nahezu die richtige Größe hatten, war die wahre Größe der Bewahrer bisher noch nicht feststellbar gewesen. Insbesondere die Fallen nahmen auf kein besonderes Merkmal möglicher Eindringlinge Rücksicht. Etiennes Vorsicht wurde belohnt, als es über ihm zischte.

Das Phaserfeuer ging über ihm hinweg. Es war tödlich, aber es war einmal die Vermutung ausgesprochen worden, dass die Phaser auf eine Art von Lebewesen eingestellt gewesen war, die diesen Phaserstrahl mit einer Betäubung überleben konnte. Doch das war eben nur eine Vermutung, so lange niemand wusste, was die Bewahrer mit ihren Anlagen bezweckten. Etienne kam in den Saal, der die Bezeichnung Tempel bei den Archäologen trug. Er war hoch wie eine Kathedrale und weitläufig. Getragen wurde er von mindestes einundfünfzig Säulen. Es konnten auch mehr sein, wichtig war nur, dass es mehr als 50 waren und diese eine ungerade Zahl ergaben.

Etienne schritt die Säulen ab und musterte immer wieder die Mitte des Tempels aus verschiedenen Blickwinkeln. Bei der siebzehnten Säule vom Eingang links aus gesehen blieb er stehen. Das Licht, das durch die mit farbenprächtigem Glas verzierte Kuppeldecke fiel, war hier etwas anders. Genauer gesagt, eines der Glasfenster warf einen Lichtstrahl direkt zur Mitte. Etienne holte tief Luft und machte einen Schritt nach vorn, direkt auf den Lichtstrahl. Als nichts geschah, ging er weiter auf die Mitte zu.

Endlich flimmerte die Luft und eine durchsichtige Konsole materialisierte sich. Damit konnte er die gesamte unterirdische Anlage kontrollieren, auch wenn man eigentlich keinen Zugangscode hatte und keine Zugangskarte, wie Etienne in Gedanken hinzufügte. Irgendein Äquivalent zur irdischen Zugangskontrolle gab es ganz sicher. Nur, dass sie nichts dergleichen besaßen. Es hatte einige Tode gegeben, bevor diese Routine entdeckt worden war. Dennoch konnte es sein, dass man auf Abweichungen stieß, dass die Anlage andere Parameter hatte. Alles war möglich.

Etienne berührte ein Symbol auf der Konsole, das auf das Aufrufen der Grundfunktionen hinwies. Von dort aus sollte es nicht so schwer sein, ein mögliches Sicherheitssystem zu umgehen.

Oder doch. Als nächstes schien der Computer doch einen Code zu verlangen. Jetzt wurde es schwierig. Etienne ging sicherheitshalber in die Hocke und so weit wie nur möglich von der Konsole weg, ehe er Passwort eingab, das bisher in fast allen alten Systemen der Bewahrer funktioniert hatte. Einen Moment lang passierte nichts, dann flimmerte die Luft erneut, und ein durchsichtiges Gesicht erschien. Die Anzeige auf den Konsolen blinkte rot.

Etienne wich einen Schritt zurück.

Eine Stimme hallte von allen Seiten. Sie schien etwas zu fordern. Die Sprache war melodisch und klar. Dennoch wusste, dass Etienne sein Leben in Gefahr war, wenn er jetzt nicht wusste, was er tun sollte.

Er hatte zwar mitgeholfen, die Schrift der Bewahrer zu entziffern, aber das war das erste Mal, dass er sie in gesprochener Form hörte. Fieberhaft fischte Etienne seinen Tricorder heraus und suchte nach einer Textstelle, die sie auf Varaas 3 gefunden hatten. Es war eine allgemeine Erkennungsformel gewesen. Aber wie zur Hölle wurde das ausgesprochen? Die Theorien waren auseinander gegangen in Bezug auf die Vokale; sicher war man sich nur, dass es eine Klangfärbung haben musste, die ans Asiatische erinnerte.

Die Stimme wiederholte ihre Worte. Ganz sicher war es eine Frage. Die roten Lichter blinkten schneller.

Etienne sah noch einmal auf die Worte auf dem Bildschirm seines Tricorders, holte tief Luft und versuchte zu antworten. Er hatte mal aus Spaß Mandarin gelernt. Schlimmer konnte es kaum sein.

Der Computer schwieg, als er das hörte. Das rote Licht hatte sich beruhigt. Nach einer Weile wiederholte sie die Worte. Aber seltsamer Weise auf eine sehr langsame Art.

Etienne atmete auf. Wenn er jetzt noch herausfinden konnte, was das Ding von ihm wollte und er seinen Akzent vielleicht noch ein bisschen ins Indische verschob, sollte es gehen. Als nächstes versuchte er es mit dem Befehl "Kommandofunktionen auf manuelle Eingabe wechseln".

Er bekam eine knappe, nicht verständliche Antwort. Aber dann war nur noch Stille.

Etienne wartete ein paar Momente, dann trat er wieder näher an die Konsole. Mit den Symbolen kam er weitaus besser zurecht. Und siehe da, die primären Kommandofunktionen waren aufgerufen. Etienne suchte nach den Sicherheitssystemen, um die Fallen auszuschalten, was allerdings alles andere als leicht war, da das holographische Gesicht ihn zu beobachten schien. Es ähnelte den wenigen Darstellungen der Bewahrer von sich selbst: Humanoides Gesicht, weiße Haut, große, sehr schrägstehende Augen mit pupillenlosen blauen Iriden.

Doch endlich war es ihm gelungen, alle Fallen zu lokalisieren und die Türen zu öffnen. Das Gesicht vervollständigte sich und wurde zu einem ganzen Bewahrer. Offenbar hatte Etienne es geschafft, die kompletten Kommandofunktionen zu aktivieren. Damit war die Noteinstellung beseitigt.

Erst als die Euphorie etwas abklang, erinnerte Etienne sich daran, dass draußen vor dem Gebäude noch die Starfleet-Leute warteten. Er aktivierte seinen Kommunikator. "Lieutenant Jeckings? Hier ist Etienne Duval. Der Weg ist jetzt frei. Gehen Sie einfach in der Vorhalle links."

"Okay, wird gemacht."

Jeckings wandte sich an seine Mannschaft. "Ausschwärmen. Den linken Gang nehmen und Augen aufhalten", befahl er.

Etienne hörte bereits die Schritte der sich nähernden Wissenschaftler. "Du bleibst trotzdem meine Entdeckung", flüsterte er dem holographischen Gesicht zu.

Es schien ihn anzulächeln. Ein wenig nachsichtig, aber nicht unfreundlich. Als endlich die Crew kam, lehnte er bequem gegen die doch recht haltbare Konsole aus Licht und Kraftfeldern. Die bewundernden Blicke seiner Kollegen, die der Halle galten, sonnte auch sein Gemüt.

Jeckings und all die anderen konnten sagen, was sie wollten, ohne ihn wären sie nicht so weit gekommen. Oder nur sehr viel langsamer und mühsamer. Etienne hatte ihnen nun zeigen können, was er wert war. Und dass es auch ohne tausend Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen ging, wenn man dafür seinen Verstand einsetzte.

Vielleicht sah das jetzt auch endlich Jeckings ein. Der brummte jedoch nur. Er teilte seine Leute ein. Als er Etienne wieder ansah, überlegte er kurz. Dann sagte er: "Schauen Sie sich um. Sie kennen sich besser aus. Nachher geht’s zum Rapport. Dann tragen wir zusammen, was wir gefunden haben. Ich will jedoch, dass Sie jetzt alle darüber informieren, welche Sicherheitsregeln zu beachten sind."

Nicht die Antwort, die Etienne erwartet hatte, aber im positiven Sinne. "Natürlich." Kurz erklärte er den anderen, was sie anfassen durften und was nicht. "Das hier scheint der Zentralcomputer der Anlage zu sein", erklärte er Jeckings und deutete auf das holographische Gesicht. "Das ist eine interaktive A.I. der Bewahrer. Wenn wir die richtigen Fragen stellen, können wir von ihr vermutlich alles über die Geschichte und den Verbleib der Kultur erfahren."

"Verstehen Sie die Sprache, die die Bewahrer gesprochen haben?", wurde er gefragt.

"Verstehen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber ich bin auf dem besten Wege, richtig zu raten", gab Etienne zu. "Geben Sie mir ein, zwei Wochen, in denen ich mich hier mit unserem holographischen Freund unterhalte, und ich kann sie."

"Oh, dass Sie ein sprachliches Genie sind, hat mir keiner gesagt", warf Jeckins ein. "Wenn hier alles läuft, würde ich sagen, dass Sie sich an die Übersetzung machen. Wir haben fünfzehn Tage. Das ist nicht die Welt, aber genug, um den Archäologen das Feld zu ebnen. Wir werden unseren Teil dazu beitragen und Sie werden als der Wissenschaftler in die Geschichte eingehen, der die Grundlagen für die Erforschung der Sprache der Bewahrer gelegt hat."

Etienne grinste. "Sir, wenn Sie so weitermachen, fange ich noch an zu glauben, dass Sie was von mir halten. Aber danke. Ich mache mich gleich an die Arbeit."

Jeckins brummte und winkte, dass sie sich alle an die Arbeit machen sollte. "Ich halte Sie immer noch für einen Piraten. Was den Rest angeht: Wir werden sehen." Jeckins grinste und machte sich selbst an die Arbeit.

Damit war Etienne zufrieden. Vorher hatten er und Jeckins zwar schon Waffenstillstand geschlossen, aber jetzt sah es so aus, als könnte der Chef der Wissenschaftsabteilung Etienne auch vollends akzeptieren. Spätestens bei den nächsten Ruinen würde es wieder Reibereinen geben, aber warum sollte das Leben auch einfach sein?

Das holographische Gesicht schien immer noch zu lächeln.

 

"...und dann bin ich den supertödlichen Fallen entronnen und habe den Tempel gefunden", erzählte Etienne am Abend einer staunenden Cindy, die partout nicht zu Bett gehen wollte, ehe sie nicht gehört hatte, was ihr Daddy heute wieder Spannendes gemacht hatte.

A´kebur versuchte sie zu bändigen, weil er ihre Haare machen musste. Er fing sie ein und kämmte dann die Haare. Er murrte nicht und knurrte nicht. "Du bist der Held der Dragon", murmelte er leise vor sich hin. Cindy krabbelte ihm gerade wieder davon. Geduldig zog er sie wieder zu sich.

Etienne musste schmunzeln. Es war zu süß. "Cindy, bleib stillsitzen, sonst erzähle ich nicht weiter", mahnte er lachend. Das kleine Mädchen zog einen Schmollmund, blieb dann aber, wo sie war. "Und nein, dein Dad ist kein Held. Ich habe bloß einen uralten Computer zum Sprechen gebracht. Er wird mir alle Geheimnisse der Bewahrer verraten, sobald er mir verziehen hat, dass ich einen grauenhaften Akzent habe."

"Der Computer war sauer auf dich, Daddy?", fragte Cindy ihn erstaunt.

A´kebur schüttelte den Kopf. "Nein, war er nicht. Er verstand deinen Daddy nur nicht besonders gut. Sauer war er nicht."

Etienne nickte. "Der Computer ist doch ein bisschen geduldiger als A´kebur es mit deinen Haaren ist, Schatz. Und jetzt ab ins Bett. Du bist morgen sonst zu müde für die Schule." Cindy betastete zufrieden ihre nun knotenfreien Haare. A´kebur und Etienne bekamen jeweils eine Umarmung, dann hüpfte das Mädchen in ihr Zimmer. Bevor sie darin verschwand, drehte sie sich noch einmal um. "Knutscht ihr jetzt heimlich? Ich habe Ian gefragt und er hat auch gesagt, dass ihr heimlich knutscht." Sie grinste zahnlückig.

A´kebur hob eine Augenbraue. "Ich küsse nicht heimlich", stellte er klar. Kurzerhand zog er Etienne zu sich und gab ihm einen atemberaubenden Kuss. Als er aufschaute, hatte Cindy die Hand auf ihrem Mund und sah sie beide entgeistert an. Dann gluckste sie und verschwand lachend in ihrem Zimmer.

"A´kebur!" Etienne schob seinen Geliebten entrüstet von sich. "Ich glaube nicht, dass wir hier gerade ein gutes Beispiel abgeben. Schlimm genug, dass die Wände hier nicht mal richtig schalldicht sind."

"Lässt sich sicher ändern. Ich kann außerdem ein Harmoniegerät installieren. Jeglicher Laut wird geschluckt. Automatisch."

"Wäre vielleicht nicht so verkehrt. Cindy muss ja nicht alles mitbekommen und immer den Mund halten ist auch lästig." Etienne grinste und holte sich noch einen Kuss; schließlich war die Tür zu Cindys Zimmer zu.

"Irgendwann wird sie sowieso erfahren, wie das mit dem Sex geht", wandte A´kebur ein. "Von daher gibt sich das ziemlich schnell."

"Hm, vielleicht sollte ich mal mit ihrer Biologielehrerin reden, damit sie nicht auf falsche Ideen kommt", überlegte Etienne. Dann stand er auf und setze sich mit dem Rücken zu A´kebur. "Kämmst du mich auch?"

A´kebur überlegte. Er zog den Kamm hervor und begann Etienne zu kämmen. Ruhige Züge. Fast meditativ. "Was ist mit dir?", fragte er plötzlich. Etienne hatte gespürt, dass er ihn geistig berührt hatte. Nur kurz. Ein Kontakt war nicht zustande gekommen. "Hat dich Jeckings wieder drangsaliert?"

Etienne hatte die Augen geschlossen und genoss das Striegeln. "Nein, überhaupt nicht. Erst hat er herumgemeckert, dass ich nicht alles alleine machen sollte, aber am Ende war er hochzufrieden. Er hat auch nicht versucht, das Ganze als seine eigene Heldentat auszugeben, sondern mich in Gegenwart des Ersten Offiziers gelobt. Ich denke, es wird einfacher werden."

A´kebur hörte auf und drehte ihn um. Etienne bekam einen fragenden Blick, doch dann nickte A´kebur. "Wenn du meinst, dass du es schaffst, dann schaffst du es auch. So lange du nicht aufgibst, bin ich zufrieden."

"Hatte ich nicht vor. Als ich heute da allein in dem Tempel stand, wurde mir klar, dass ich hier was tun kann, was niemand sonst hinbekommt. Das ist hundert Typen von der Sorte Jeckins wert." Etienne lächelte. "Du musst unbedingt mal mit runterkommen, es ist der Wahnsinn."

"Ich denke, dass ich bald Zeit haben werde. Ich baue nur noch die Sicherheitssysteme um, damit nicht noch einmal passieren kann, was Toran mit dem Antrieb gemacht hat. Das Transportsystem wird jetzt auch gesichert genauso wie die Personenkennung. Keiner wird mehr hier vom Schiff gebeamt, ohne dass es einer merken würde."

"Das beruhigt mich zu hören." Etienne lehnte sich an A´kebur. "Ein paar Minuten schwieg er, dann erklärte er mit einem Blick auf das Foto seiner Familie, das noch immer im Regal stand: "Ich habe überlegt, ob ich meine Eltern kontaktiere. Vermutlich wollen sie nicht mit mir reden, aber zumindest Cindy hat ein Anrecht auf Großeltern."

A´kebur atmete tief durch. Er dachte an seine Familie. Vielleicht gelang Etienne, was ihm nicht gelang: Anerkennung und Respekt. "Ruf sie an", sagte er daher einfach.

"Denkst du? Das kann aber noch haariger werden als bei deiner", warnte Etienne, "meine Eltern sind so ziemlich die konservativsten und moralischsten Menschen in der ganzen Galaxis. Kein Wunder, dass ich kriminell geworden bin."

"Deine Eltern sind für deine Entscheidung verantwortlich?" A´kebur sah ihn erstaunt an. "Ich dachte, das ist man immer selbst."

Etienne lachte. "Das habe ich nicht gesagt. Aber Eltern beeinflussen einen, ob man will oder nicht. Davon abgesehen mache ich ja auch immer noch einen Unterschied zwischen Moralität und Legalität."

A´kebur verzog das Gesicht. "Wortglauberei. Übernimm die Verantwortung für dein Handeln. Fertig. Wenn du nicht damit zufrieden bist, dann ändere es. Oder lass dich nicht erwischen, wenn du nicht ganz den Spuren des Gesetzes verfolgst. Aber sei immer ehrvoll."

"Das zumindest bin ich, seit ich dich kenne." Etienne zupfte spielerisch an einem von A´keburs Ohren. "Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe? Und dass das Leben schön ist?"

A´kebur schloss reflexhaft die Augen und gab einen schnurrenden Laut von sich. "Ich liebe dich auch", murmelte er.

Etienne drehte sich vollends zu ihm und betrachtete ihn. Ja, er würde sein persönliches Stück Himmel immer bei sich haben, egal, wohin er auch ging. Das konnte ihm niemand nehmen.

 

 

 

 

 

ENDE

 

Take my love.

Take my land.

Take me where I cannot stand.

I don't care,

I'm still free.

You can't take the sky from me.

 

Take me out to the black.

Tell 'em I ain't comin' back.

Burn the land

And boil the sea.

You can't take the sky from me.

 

Have no place I can be

Since I found Serenity.

But you can't take the sky from me.

 

(Joss Whedon)

 

 

Nimm mir meine Liebe.

Nimm mir mein Land.

Nimm mich dorthin mit, wo ich nicht stehen kann.

Es macht mir nichts,

Ich bin immer noch frei.

Du kannst mir den Himmel nicht wegnehmen.

 

Nimm mich hinaus in den schwarzen Himmel.

Sag ihnen, ich komme nicht zurück.

Verbrenn das Land

Und koche das Meer.

Du kannst mir den Himmel nicht wegnehmen.

 

Ich habe keinen Platz mehr, wo ich sein kann

Seit ich Seelenfrieden gefunden habe.

Aber du kannst mir den Himmel nicht wegnehmen.

 

 

 

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Die Autorinnen

Neko (Neko Hoshino)
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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.03.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Rechteinhaber: Das Universum von Star Trek gehört seinem Erschaffer Gene Roddenberry und dem, der die Lizenzen verkauft. Im Moment ist das Paramount Pictures. Bis auf die bekannten Figuren der Enterprise sind jedoch alle andere Charaktere frei von den Autoren erfunden. Fanfiktion mit diesen Figuren sind erlaubt, eine kommerzielle Verwendung verbietet sich aber aus mehreren Gründen. Bitte bei Leihen jeglicher Art die Autorinnen fragen (weil wir nämlich neugierig sind) - Mails werden aktualisiert, sollten sie sich ändern. Bei dem Urheber und den Rechtsinhaber von Star Trek bitten wir um Entschuldigung, dass wir nicht gefragt haben und wir lediglich versprechen können, dass wir das hier nicht als unsere eigene Sache ausgeben. Es ging einfach nicht anders, denn mit Star Trek fing im Grunde alles an...

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