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Monas Bär war groß, weich und braun. Wenn es ihr schlecht ging, nahm sie ihn in den Arm und drückte ihn ganz fest. Er war ihr ein und alles.
Wenn andere Mädchen lieber mit Puppen spielten, spielte Mona mit ihrem Bär. Er war so süß mit seinen großen Knopfaugen. Und so lebensecht gearbeitet. Mona setzte ihn gerne auf ihr Kopfkissen und stellte sich dann vor, das er ein echter Bär war. Sie band ihm ein geflochtenes Halsband um und kämmte ihm das wuschelige Fell. Dann streichelte ihn sehr lange und ausgiebig.
Eines Tages nahmen Monas Eltern sie mit zu Zelten. Bess und David hatten schon immer mal in den Wäldern Kanadas zelten wollen und jetzt wurde ihr Traum endlich wahr.
„Mona, pack nur deine wichtigsten Sachen ein.“, befahl Bess mit geschäftigem Ton, während sie Button-Down Hemden in eine große Reisetasche sortierte.
Mona spielte mit ihrem Bären und tat, als höre sie nichts. Immerhin befand sie sich gerade mitten in einer langen und dunklen Höhle, in der sie mit ihrem Bären hauste. Da hatten nervige Mütter nichts zu suchen.
„Wenn du dich nicht fertig machst, darf dein Bär nicht mit!“, drohte Bess.
Das zog. Mona stand grummelnd auf und räumte ihr Lieblingsshirt zusammen mit ihrer Windjacke und einem Paar Jeans in ihren Rucksack.
„Fertig.“, erklärte sie und umfasste ihren Bären um die Mitte, „Jetzt will ich wieder spielen!“
Bess seufzte und räumte noch allerlei Kleidung in den pinken Rucksack ihrer Tochter. „Meinetwegen.“
Mona fasste ihren Bär an seinem Halsband und stapfte mit ihm in den Garten. Dort legte sie sich unter eine große Tanne und starrte nach oben.
„Wir sind ganz allein.“, flüsterte sie ihrem Bären ins Ohr, „Keiner kann uns sehen.“
Mona trug plötzlich abgetragene braune Baumwollkleidung und versuchte ihren wildgewordenen Bären zu bändigen.
„Wir müssen warten, bis sich der Sturm gelegt hat.“, schrie sie ihm ins Ohr, „Sonst ist es zu gefährlich.“
Doch Mona wusste auch, dass wenn sie sich nicht beeilten, der Sturm sie verschütten würde. Und dann konnten sie nie mehr zurück.
Ihr Bär brüllte einmal kurz auf und machte sich dann ganz klein, sodass sie auf seinen Rücken klettern konnte. Jetzt machten sie sich langsam auf den Weg, den steilen Abstieg entlang durch den gefährlichen Sturm…
„Mona, wir wollen fahren!“, rief Bess in den Garten.
Mona seufzte, packte ihren Bären und trottete langsam zu Auto. Dabei war es doch gerade so spannend gewesen!

Der Weg nach Kanada war lange und sehr ermüdend. Mona döste vor sich hin, das Gesicht im Fell ihres Bären vergraben. In ihren Träumen bezwang sie den düsteren Sturm, doch wenn sie aufwachte war da nur das beruhigende Rauschen der Tannen.
„Warum donnert es nicht?“, fragte Mona enttäuscht.
„Möchtest du etwa im Regen zelten?“, fragte David amüsiert und betrachtete im Rückspiegel das verschlafene, rote Gesicht seiner kleinen Tochter.
„Ich möchte einen Sturm!“, erklärte Mona und schlief wieder ein.
Diesmal war sie am Meer, das Wasser spritze ihr die Beine hoch und ein großes Schiff voller Piraten steuerte auf sie zu.
Mona zupfte ihr rotes Kopftuch zurecht und umklammerte Hilfe suchend das Fell ihres Bären.
„Was sollen wir tun? Sie werden uns besiegen!“
Der Bär grummelte und wetzte seine gefährlich aussehenden Zähne. Mona schnappte sich einen Degen und schwenkte ihn wild.
Die Piraten bekamen es mit der Angst zu tun und machten kehrt.
Mona lachte glücklich. „Wir haben es geschafft!“
„Habt ihr das, mein Schatz?“, fragte Bess lächelnd.
„Ja!“, sagte Mona stolz, „Mein Bär hat sie alle verscheucht!“
„Dann ist es ja gut, dass wir ihn dabei haben.“, sagte David und schmunzelte.
„Mit ihm sind wir sicher!“, erklärte Mona energisch.
Sie starrte stumm aus dem Fenster und betrachtete die großen Hemlocktannen. Sie waren wirklich riesig. Vielleicht hausten sogar echte Bären in diesem Wald! Das wäre toll…
„Wir sind da!“, weckte Bess Mona aus ihren Gedanken.
Sie befanden sich auf einer großen Lichtung in mitten des großen Waldes.
David baute ein kleines Zelt auf, während Mona mit ihrer Mutter Feuerholz suchte.
„Mein Bär hätte das auch allein geschafft.“, meinte sich achselzuckend, „Er bringt mir andauernd Holz, wenn wir kurz vor dem Erfrieren sind.“
„Er ist ein echter Held.“, sagte Bess und streichelte den Bären kurz über seinen flauschigen Kopf.

Als sie zurück zu ihrem Lager kamen, baute Mona aus Tannenzapfen und Zweigen ein Lager unter einer großen Hemlocktanne, deren Zweige bis fast ganz zum Boden reichten.
Dann kroch sie mit ihrem Bären hinein. Sie sie standen hoch oben auf einer Klippe und unter ihnen peitschte das Meer.
Hinter ihnen kamen böse Räuber angerannt.
„Springt!“, brüllten sie.
„Niemals!“, schrie Mona zurück. Sie klammerte sich an ihren Bären.
„Dann schubsen wir euch!“, rief ein Räuber und trat auf sie zu.
Mona schrie erschrocken auf, doch ihr Bär stürmte plötzlich vor und verpasste dem Räuber einen Schlag mit seiner gewaltigen Pranke.
Der Räuber wich nun verängstigt zurück.
„Mona, es gibt Abendessen!“
Sie seufzte und kroch wieder nach draußen auf die Lichtung.
Ihre Eltern hatten ein Lagerfeuer aufgeschichtet und grillten nun Würstchen über dem Feuer.
Mona gab ihrem Bären dann und wann ein Stückchen ab, schließlich hatte er sie so tapfer beschützt.

Mitten in der Nacht schreckte Mona plötzlich aus dem Schlaf. Sie spürte den warmen Atem ihrer Eltern neben sich, doch irgendetwas war anders. Draußen auf der Lichtung hörte sie ein Tapsen und ein Knurren.
Mona sprang auf, packte ihren Bären und lugte vorsichtig aus der Öffnung des Zeltes. Im Mondschein konnte sie eine dunkle Gestalt ausmachen, die sich langsam näherte.
„Mummy, Daddy, da ist etwas.“, flüsterte sie.
„Hmh?“, David trat neben sie und spähte ebenfalls nach draußen, „Verdammt, ein Wolf!“
„Der hat es bestimmt auf unser Essen abgesehen.“, meinte Bess und fuhr sich durchs Haar, „Hoffentlich geht er bald wieder.“
Mona starrte angestrengt in die Dunkelheit und konnte nun den Wolf erkennen, der langsam näher kam.
„Was machen wir jetzt?“, piepste sie angstvoll.
David verzog sein Gesicht. „Wir hoffen, dass er sich bald wieder davon macht.“
„Und wenn nicht…?“, setzte Mona gerade an, als plötzlich ein Brüllen die Ruhe zerriss.
Der Wolf schreckte hoch und stürmte mit langen Sätzen davon. Eine Sekunde später betrat auch schon ein gewaltiger Bär die Lichtung.
Mona starrte ihn wie hypnotisiert in die großen Augen. Der Bär schnaubte einmal kurz, dann schüttelte er sein Fell und trabte gemächlich davon.
„Der Bär hat uns gerettet!“, rief Mona begeistert.
„Ja, so sieht’s aus.“, stimmte David ihr lächelnd zu.
Mona hüpfte strahlend zurück in ihr Bett und drückte ihren Bären an sich. „Dein Verwandter hat uns gerettet!“
Sie hatte es eben immer gewusst. Ihr Bär war ein echter Held.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich liebe Bären und es wäre sehr sehr sehr schade, wenn wir Menschen es wirklich schaffen, ihren Lebensraum komplett zu zerstören!

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