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Jägerin der Nacht


*Schicksalsschlag* Kapitel 1


Er drückte ihre Hände fester zusammen, der Druck wurde so stark das sie spürte, wie das Blut in den Adern stoppte, da es nicht weiter hin durch fliesen konnte, so fest drückte er ihre Arme zusammen. Dabei schaute er ihr ganz fest in die Augen und sein Blick schien sie fast zu durch bohren, ihre Augen flackerten und ein Tränenschleier legte sich über diese, doch sie wollte nicht weinen, um alles auf der Welt wollte sie, ihn nicht zeigen das sie schwächer als er war, denn sie hasste es zu geben zu müssen das sie es war.
„So Lana Schätzchen, jetzt hör mir mal ganz genau zu ja? Ich bin es Leid das du dich mir wieder setzt, warum bekommst du in deinen dicken Schädel nicht rein das ich hier das sagen habe? Das du nach meiner Pfeife hast zu tanzen?“, seine dunklen schmalen Augen, drangen immer fester in ihre Seele ein. „Lass mich los…“, sagte sie möglichst mit fester Stimme und versuchte sich seinen Griffen zu entziehen.
Sie war die jüngste der Gruppe und genauso wie sie die jüngste war, war sie auch die Aufsässigste. „Ich werde dich nicht los lassen, Kleines, du warst ungehorsam…“, seine Gesicht verformte sich zu einen miesen Grinsen, er liebte es das er der war, der die Gruppe unter Kontrolle hatte und für nichts würde er dies hergeben.
Sie waren alleine im Raum, er hatte die anderen Fortgeschickt um nun mit ihr alleine zu sein, er liebte ihren Verführerischen Geruch nach Blüten und Honig, man konnte sie ebenfalls wie sie roch, mit einen Blütenblatt beschreiben, sie war unsagbar schön, hatte eine Haarfarbe die man nicht wirklich deuten konnte, es mischte sich aus einen blond und einen rosa Ton, ihre smaragdgrünen großen Augen, wirkten wie die einer Katze und sie war genauso so schlank und geschickt wie ein Kätzchen und dennoch so zerbrechlich, wie ein feines Blütenblatt.
„Du hast nicht das Recht so mit mir um zu gehen, hörst du!!!“, schrie sie ihn nun mit einer harten Stimme an und versuchte seinen Blick standhaft zu bleiben, immer noch gegen den drückenden Schmerz ankämpfend. „So Kätzchen wer sagt das ich dieses Recht nicht habe? Hast du denn nicht begriffen dass wir von den Menschlichenregeln frei sind? Das ich nun die Regeln mache und du hast dich dieser wieder setzt!“, ja er liebte dieses Machtgehabe und er liebte es sie alle zu brechen und besonders bei ihr würde es ihn ein Vergnügen sein.
Ihre Augen funkelten voller Hass und Zorn, er liebte diesen Ausdruck in ihren Augen.
„Ich habe nur gesagt das ich es nicht machen werde und ich bleibe auch bei meinen Wort, wenn du es gerne haben möchtest musst du es dir selber holen okay?!“, ihre Stimme klang nun leicht arrogant und es machte ihn richtig zornig das sie sich nicht einschüchtern ließ.Er packte sie noch fester an den Armen und sie fühlte die harte kalte Wand an ihren Rücken, die es ihr verwehrte weg zu laufen. „Du bist mein Mädel und du wirst schon tun was ich dir sage, du bist mein Vöglein!“, seine Stimme klang sehr ruhig auf einmal, er würde wohl scheinbar erst einmal ruhe geben. Niemals werde ich dein Vöglein sein…. Ihre Augen wurden entschlossen. Sie sah wie er seine Augen schloss und seinen Kopf zu den ihren senkte, sie wollte nicht das er sie küsste, sie konnte diesen Kerl nicht leiden, sie hasste ihn sogar. Doch seine Lippen trafen ihre Stirn und das ganz sanft und zärtlich, so als würde man meinen, er könnte niemals ihr wehtun. Dann ließ er ihre Handgelenke los und sie zog ihre Arme an sich ran, rieb sich jedoch nicht die Stelle wo er zu gepackt hatte, das würde ihn nur zeigen, das er ihr weh getan hatte und dies wollte sie um alles vermeiden. Er trat einen Schritt zurück von ihr, John war einen guten Kopf größer als sie und wog bestimmt das Doppelte von ihr, was alles aber nur Muskeln waren. „Du wirst noch spuren Kätzchen, du hast mich mir unterzuordnen so ist es nun mal, früher oder später werde ich alles für dich sein!“ sagte er lachend und drehte ihr dann mit einen Grinsen den Rücken zu. „Arschlo….“, noch bevor sie das Wort aussprechen konnte, rief sie sich in Erinnerung zurück das er ein sehr gutes Gehör hatte und sie es nicht riskieren wollte ihn noch wütender zu machen. Plötzlich war sie alleine im Raum, der Kalt und unfreundlich wirkte und sie war ganz alleine mit ihrer Angst, mit ihrer Traurigkeit und mit ihrer Wut, man hatte ihr Leben verändert, vor einen Monat, war ihr ganzes Leben welches sie sich aufgebaut hatte zusammen gebrochen und sie musste sich eingestehen, das sie dieses Problem nicht einfach bewältigen konnte, mit diesen Lebenswandel war alles zusammen gefallen was sie sich erkämpft hatte. Sie rutschte an der Wand hinunter mit den Rücken, bis sie schließlich auf den Boden hockte. „wie soll ich das nur überstehen?“, ihre Stimme hallte durch den Raum. Vielleicht wäre es wirklich das Beste wenn sie sich den Anderen richtig anschloss? Aber das wollte sie nicht, sie wollte nicht zu ihnen gehören.

Zu Hause angekommen, brannte drinnen noch Licht und Lana wusste ganz genau was sie gleich erwarten würde, noch mehr ärger…
Sie schluckte schwer trat die letzten Stufen zur Veranda hinauf und fummelte ganz langsam ihren Schlüssel aus der Tasche hervor, sie hatte Zeit, sie hatte es nicht eilig, ihrer Mutter zu begegnen. Doch letztendlich hatte sie keine andere Wahl und kaum war sie im Flur und hatte ihre Schuhe ausgezogen, stand ihre Mutter auch schon mit einen Sorgenvolles Gesicht im Wohnzimmertürrahmen und musterte ihre Tochter die völlig in Schwarz gekleidet war. „Warst du wieder bei deinen neuen Freunden?“, brach diese auch sofort das Schweigen. Lana ging an ihr vorbei, hatte keinerlei Lust sich jetzt vor ihrer Mutter rechtfertigen zu müssen.
„Laaaaaana!“, schrie Moni nun leicht hysterisch sie hatte es satt das ihre Tochter ihr seit neuesten so auf der Nase herum tanzte. „Was ist denn?“, fragte diese genervt, verharrte in ihrer Bewegung aber drehte sich nicht zu ihrer Mutter. „Was ist? Was ist fragst du mich??!“, immer hysterischer wirkender wurde sie. „Es ist halb 5, Draußen wird es schon wieder hell und du kommst jetzt erst nach Hause, sagst mir nicht einmal was du machst und erwartest dass ich es so hin nehme?“, fragte sie leicht verzweifelt. Lanas Finger verkrampften sich, sie musste damit kämpfen jetzt nicht die Kontrolle zu verlieren denn das würde ein schweres Ende nehmen. „Es ist mein Leben…“, sagte sie stattdessen nur barsch „Falsch, Lana, da irrst du dich, noch ist es nicht dein Leben, noch wohnst du bei mir, noch bekommst du alles von mir, ich sorge für dich und noch stehst du nicht auf eigenen Beinen, hast sogar deine Ausbildungsstelle hingeschmissen und treibst dich nun jede Nacht irgendwo rum, soll ich das hin nehmen? Nein, noch wohnst du bei mir und es gibt Gewisse Dinge an die du dich halten musst, hast du das jetzt verstanden?“ Sie klingt wie John… ihre Augen wurden trüb, jeder wollte über sie bestimmen. „Ich zieh aus..“, war alles was sie noch her vor bringen konnte, dann ging sie einfach die Treppen hinauf und ignorierte die weiteren Worte ihrer Mutter. Sie wollte nur noch ihre Ruhe haben, wieso dachten alle sie könnten so mit ihr umgehen?
Sie verschlief den ganzen Morgen und als sie gegen 13 Uhr aufstand war ihre Mutter schon längst auf Arbeit, sie machte sich in Ruhe fertig und ließ das Frühstück oder eher Mittagessen ausfallen, sie hatte keinen Hunger, der ganze Stress hatte sie fast gelähmt und Müde gemacht, doch schlafen wollte sie jetzt nicht, angst davor wieder diese schrecklichen Alpträume zu bekommen, nein das brauchte sie jetzt nicht, da konnte sie lieber hier herum irren.
Nur was würde sie denn jetzt machen? Vielleicht in Zeitungen nach Wohnungen stöbern, sie seufzte auch gleich bei diesen Gedanken, denn wie sollte sie denn diese Wohnung finanzieren, wenn sie keine Arbeit hatte, kein festes einkommen. Dabei hatte sie doch eine gute Lehrstelle gehabt…
Sie warf sich ihren Pullover um die Schultern und verließ das Haus, es war Mitte Juni und die Sonne strahlte heiß vom Himmel, doch konnte man zur Zeit nicht dem Wetter vertrauen, denn so schnell wie die Sonne kam, so schnell verschwand sie auch wieder und hinterließ den kalten Wind. Deswegen der Pulli um ihre Schultern, sicher, ist sicher.
Sie wusste nicht wohin sie gehen wollte, aber ihre Füße würden sie schon tragen, was sollte sie schon zu Hause, sie hielt es nicht aus, diese Stille, diese Wände um sie herum, es gab ihr ein Gefühl eingesperrt zu sein, früher hatte sie dies nie, aber seit dem sie, nicht mehr sie selbst war, war auch dieses Gefühl aufgekommen.
Sie atmete die frische Luft tief ein und bemerkte wie sie sich der Bushaltestelle nährte, vielleicht sollte sie ja in die Stadt fahren? Einen Blick auf ihr Konto werfen und sich etwas gönnen? ja, das war eine gute Idee, es würde ihr gut tun unter Menschen zu sein und vielleicht würde sie auf andere Gedanken kommen.
Der Bus war brechend voll, dabei sollte man meinen dass um diese Zeit die meisten auf Arbeit waren. Trotzdem ergatterte sie noch einen freie Reihe und musste neben niemanden anderen sitzen, sie sah aus dem Fenster und sah wie die Landschaft an ihr vorbei zog. Sie wandte den Blick ab vom Glas und schaute nun auf ihre zierlichen Hände hinab, sie wollte nicht glauben, das sie mit diesen Händen so viel unheil anrichten konnte, ihre Augen wurden trüb und Lana dachte daran, wie es war als sie noch ein normales Leben geführt hatte und man sie nicht so herum geschubst hatte. Sie hasste John, ja sie hasste ihn wirklich, er war es gewesen der ihr dies angetan hatte und nun wollte er über sie bestimmen? Ihre Augen füllten sich mit hass und sie ballte ihre Hände zu Fäusten, nein sie würde sich nicht unterkriegen lassen, sie würde John schon nach zeigen, das er dies mit ihr nicht machen konnte, aber wie? Was wäre denn wenn sie dafür mit den Leben bezahlen müsste? Für John wäre es kein großer Aufwand eine Leiche verschwinden zu lassen. Was würde ihre Mutter tun wenn sie nicht mehr da war? Ihre Augen verloren den Hass und sie dachte daran wie sie die letzte Zeit zu ihrer Ma gewesen war. Wieso war sie ihr gegenüber nur so hart gewesen, schließlich konnte sie für das alles doch nichts, vielleicht sollte sie sich bei ihr entschuldigen?


Fest entschlossen wartete sie darauf das ihre Mutter nach Hause kam sie hatte sich extra in der Stadt beeilt und sie hatte ein mulmiges Gefühl, angst davor das ihre Mutter ihr vielleicht nicht verzeihen würde, plötzlich klingelte es, seit wann klingelte denn Moni, sie hatte doch einen Schlüssel, leicht verwundert ging sie zur Tür und öffnete diese. Sofort machte ihr Herz einen Satz.
„John?“, sprach sie verwundert seinen Namen aus und schaute zu dem großen Mann hinauf, er grinste sie dreist an und man sah ihn richtig an, dass er ihre Verwunderung genoss.
"Ich muss was mit dir besprechen“, sagte er nur während sich seine schmalen Augen wieder in die ihre bohrten, was sollte sie nur tun? Sie wollte nicht mehr mit ihn reden und erst Recht nicht mehr nach seiner Nase tanzen. „Ich habe keine Zeit“, sagte sie stumpf und wollte grade die Tür zu machen da schob er seinen Fuß dazwischen. „Das sehe ich anders!“, er drückte sie mit so einer Gewalt auf das sie angst hatte, die Tür würde aus der Ve rankerung fliegen. Dann trat er einfach hinein und flutete den Raum mit dieser schrecklichen Furcht einflössenden Energie. „Du machst mich unheimlich wütend!“, sagte er mit einer rauen Stimme „Also wo können wir jetzt mit einander reden?“ seine Augen funkelten so aggressiv
das sie wusste sie müsse sich nun hüten. „Oben….“, brachte sie Zähneknirschend her vor und ging die Holztreppen hinauf, er folgte ihr dicht. Der lange helle Flur wirkte freundlich, sie gingen den schmalen Raum bis zum Ende hin entlang, denn die letzte Zimmertür war ihre. Natürlich hatte sie nicht aufgeräumt und es war ihr unangenehm als sie die Tür öffnete und er ihre ganzen Klamotten auf den Boden verteilt sah, leicht amüsiert betrachtete er sich den großen Raum wo die Rollos noch unten waren und den Licht den Eintritt verwährten. Sie schaltete das Licht der Stehlampe an, wischte mit einer Handbewegung die Kleidung von der schwarzen Couch und deutete ihn an das er sich setzen sollte.
„Biste immer so chaotisch?“, fragte er grinsend.
„wenn dir meine Ordnung nicht passt kannste ja gehen!“, fuhr Lana ihn an und schaute leicht eingeschnappt. Er hatte sich auf das Sofa gesetzt und sie sich auf den alten Schaukelstuhl der dem Sofa fast gegenüber stand. „Nein, ich bleibe…“
„Schön…“ hoffentlich nur nicht zu lange…
„Ich möchte das du den Auftrag annimmst den ich dir gegeben habe, ich kann dich nicht in der Gruppe leben lassen, wenn du nichts als Gegenzug tust, wir bieten dir den Schutz an und du gibst uns nichts zurück“
innerlich lachte sie darüber was er ihr zu erzählen hatte, hätte er ihr dies nicht angetan, bräuchte sie diesen blöden Schutz auch nicht. das sprach auch ihr Gesichtsausdruck aus und John verfinsterte seinen Blick sofort.
„Ich habe dir ein Leben geschenkt, welches mit großer Macht zu tun hat und welches dir ewige Jugend und Schönheit schenkt und du? Du dankst es mir nie eine Sekunde!“, sagte er genauso finster wie er schaute. Sie kochte regelrecht vor Wut. „Habe ich dich darum gebeten mir dies an zu tun?“, fragte sie ihn Hasserfüllt, denn wie sie jetzt lebte, was sie jetzt war, das hatte sie sich niemals gewünscht gehabt! Er seufzte und ließ seinen Blick ab von ihr. „Ich hätte eben so gut jede Andere nehmen können, aber ich habe dich nun einmal gewählt weil du…“, er hielt inne und es schien so als wolle er den Satz nicht zu Ende bringen.
„Weil ich was?“, hakte sie nach, denn es interessierte sie wirklich brennend, weshalb er ihr dies angetan hatte. Er zuckte mit den Schultern. „Du bist zu schade zum sterben…“, brachte er dann her vor und schaute in diese Atemberaubenden Augen, die zum Träumen verleiten und sie so geheimnisvoll wirken ließ. „Mir wäre es aber lieb gewesen, wenn ich Tag für Tag altere und dann irgendwann einmal sterbe, so gehört es sich doch auch! So ist es nun einmal gedacht…“ ihre Augen wirkten so voller Entschlossenheit, was ihn kurz innerlich erschrecken ließ, weshalb war sie so entschlossen? Und vor allem über was?
„Ich merke schon das du kein Stück dankbar bist, aber nur ich kann deinen Dämonen in dir zügeln, nur ich kann dir zeigen wie du ihn beherrschen und unterdrücken kannst, wie du ihn nicht da zu verleitest aus dir her raus zu brechen und in deinen Körper unheil anzurichten. Verstehst du nicht Lana? Wenn du dich mir entziehst, meiner ganzen Macht, dann wirst du es auch nicht schaffen ihn zurück zu halten…“, es jagte ihr noch immer angst ein, es jagte ihre jedes Mal angst ein, wenn sie sich in klaren rief, was da in ihr wohnte, was ihr diese Kräfte verlieh und was sie für immer jung halten würde. „Wie kann ich ihn aus mir verbannen?“, stellte sie nun die Frage die sie am meisten interessierte. John schüttelte den Kopf lehnte sich etwas vor und sah sie ganz ruhig an. „Gar nicht Lana, gar nicht…“, diese Worte waren wie Schläge ins Gesicht, es nahm ihr alles an Hoffnung, auch wenn sie John nicht mochte, wusste sie doch irgendwie das er die Wahrheit sprach. „Vertraue mir ein wenig, und schließ dich uns an und vor allem mach dir diese Sache zu nutzen, hörst du? Wir begehen keine Morde, aber wir nehmen es uns was wir brauchen…. So wie ich dich genommen habe“, er sagte den letzten Satz mit einer solchen Betonung das es ihr einen kalten Schauer über den Körper brachte. Ja, er hatte sie zu den gemacht was sie war, er hatte sie bewusst von sich abhängig gemacht, in den Sinne hatte er sie wirklich einfach genommen und sie ihrer selbst beraubt.
„Ich werde nicht stehlen!“, überspielte sie den letzten Satz von ihm. Er sah sie wieder so durch dringend an. „Oh doch Lana, das wirst du und dir wird es gefallen!“
„Woher möchtest du wissen was mir gefällt und was nicht? du hast doch keine Ahnung!“
"Aber jeden gefällt diese Macht…“ damit erhob er sich vom Sofa und streckte sich kräftig, seine Muskeln zeichneten sich unter den schwarzen T-Shirt ab. „Du willst gehen?“, fragte sie erleichtert.„Ja und ich erwarte das du heute Abend um 22 Uhr da bist, ich akzeptiere es nicht wenn du nicht da sein solltest!“ sein Blick sprach eigentlich schon alles aus, sie wollte nicht, aber sie wusste sie hatte keine andere Wahl. Also nickte sie nur. „ich finde selbst hinaus Schätzchen!“ sie hatte auch nicht vorgehabt ihn hinunter zu begleiten, seine ganze Aura fühlte sich so furchtbar und mächtig an, sie war froh wenn er nicht mehr in ihrer Nähe war.


Ihre Mutter kochte Milch auf und schüttete in zwei Becher das Kakaopulver hinein. Ein Lächeln war auf ihren Gesicht und sie wirkte glücklich, was wieder rum Lana auch endlich wieder Freude fühlen ließ, es tat gut, in der Küche auf den alten Stühlen zu sitzen und mit ihrer Mutter unbeschwert einfach einen Kakao trinken zu können, wie lange hatte sie das schon nicht mehr gemacht? Zu lange…
Moni stellte die Becher auf den weißen Tisch und reichte ihrer Tochter die Schlagsahne, ein stetiges Lächeln war auf ihrem Gesicht.
„Ich finde es wirklich schön, das du dich entschuldigt hast!“, gab ihre Mutter zu, die ihr Haar wie üblich hoch gesteckt hatte, sie war eine kleine und leicht rundliche Frau aber dafür strahlte sie eine wärme und ganz viel Fröhlichkeit aus. Lana wusste das ihre Mutter eine gute Frau war, mit einen noch viel schöneren Herzen und sie konnte es nicht ertragen ihrer Mutter weh zu tun, umso mehr tat ihr, ihr eigenes Benehmen leid.„Du verstehst sicherlich nicht weshalb ich die Lehre abgebrochen habe, aber glaub mir es hat seinen Grund, ich verspreche dir, ich werde mich bemühen, ich werde einen Job finden und Geld verdienen um es dir etwas leichter zu machen“, sagte Lana ruhig während sie sich die sahne in den Becher beförderte. Monis Augen versuchten die Situation zu beurteilen. Da saß nun ihre Tochter, hatte sich seit einiger Zeit schrecklich benommen, ihre Ausbildung hin geschmissen und wollte nun jobben gehen, was verbarg sich tief in inneren von ihr?
„Es geht mir nicht darum das du kein Geld abgibst und ich für dich weiterhin zahle, es geht mir darum das du keine Ausbildung machen möchtest und dir somit den ganzen Weg in die Zukunft schwieriger machst, man wird heut zu Tage nicht mehr viel erreichen ohne eine Ausbildung“ „Ich bekomm das alles schon hin, vertrau mir..“
nur irgendwie war sich Lana nicht so sicher wie sie das alles wieder hin bekommen sollte,
ihr Leben war seit einen Monat zum scheitern verurteilt…


*Das erste Mal* Kapitel 2

Sie war die letzte, die den Raum betrat, und alle Augen richteten sich auf sie. Zehn Köpfe waren es mit ihr zusammen, einer fehlte, und es war nicht schwer herauszufinden, welcher. Sicherlich war Daniel noch unterwegs, um einen Auftrag ausführen, also musste sie auf seine Anwesenheit leider erst einmal verzichten.
Lana verkroch sich in eine Ecke, lehnte sich an die Wand und sah dem Geschehen zu, sie unterhielten sich alle, die meisten kannte sie, war schon allen vorgeführt worden, aber trotzdem erinnerte sie an keinen einzigen Namen außer dem von Daniel, denn er war derjenige, der am ehrlichsten und am nettesten war.
John unterhielt sich mit einer Blondine, die eine wirklich schöne Figur hatte und ihre Ausstrahlung erst einmal, sie wirkte stark und erfahren, sie war einer der ältesten hier. Dann schaute John zu Lana hinüber, er verließ Maria, gesellte sich nun zu Lana und lächelte sie charmant an. „Schön dich hier zu treffen, wirklich schön...“ Hatte ich ’ne andere Wahl? „Hab doch gesagt, dass ich komme!“, meinte sie nur. Er nickte und ließ seinen Blick an ihr heruntergleiten, sie trug eine verwaschene Jeans und ein schwarzes Schlabber-T-Shirt, als wollte sie ihre wunderbare Figur verstecken. „Soll ich dir deinen Auftrag geben?“, fragte er sie, während sein Blick immer noch auf ihrer wunderbaren Taille ruhte. „Meinetwegen…“, murmelte sie leicht grimmig, ihr passte das alles immer noch nicht. Doch John ignorierte ihren grimmigen Ton und schenkte ihr stattdessen ein Lächeln. „Es wird eine leichte Aufgabe für dich sein, eine wirklich leichte, wir wollen dich ja nicht gleich überfordern.“ Wie nett von dir… Voller Ironie blickte sie ihn an.
Er reichte ihr einen Zettel, auf dem eine Adresse stand und zwei Uhrzeiten. Sie schaute ihn fragend an und warf dann noch einmal einen Blick drauf.
„Das ist die Adresse, das Haus ist ein Einfamilienhaus, es gehört einem sehr reichen Geschäftsmann, ein Safe befindet sich im Schlafzimmer, du wirst den ganzen Inhalt mitnehmen. Um 22 Uhr verlässt er das Haus, um seine Frau und die Kinder von der Großmutter abzuholen, du hast bis halb zwei Zeit, dann dürfte er frühestens wieder da sein…“, John erzählte das alles so, als wäre es das normalste auf der Welt, Häuser auszurauben und als hätte er das schon jahrelang gemacht.
Lana schaute mit ihren grünen Katzenaugen zu ihm empor, und man konnte aus ihnen lesen, wie wenig ihr dies doch passte. „Ich werde dir ein Auto zur Verfügung stellen, sozusagen ein Geschäftsauto, du hast doch den Führerschein oder?“ Ein Auto??! Obwohl sie es eigentlich vermeiden wollte, fingen ihre Augen an zu funkeln, sie liebte es Auto zu fahren, aber sie kam nicht oft dazu, das Auto ihrer Mutter durfte sie nur selten benutzen, und ein eigenes hatte sie nicht. „Ja klar“, sagte sie fast zu glücklich, was auch John bemerkte und ihm ein Grinsen aufs Gesicht zauberte. „Er wird dir gehören, so lange du für mich arbeitest! Du wirst natürlich für jeden Auftrag eine Menge Geld bekommen, schließlich sollst du auch etwas Luxus genießen dürfen. Was meinst du, schaffst du das?“, fragte er sie dann völlig ernst. Was hatte sie für eine Wahl? Würde sie dies nicht machen, würde man sie aus dieser Gruppe verbannen, dann war sie auf sich alleine gestellt und hätte ihren Dämon unmöglich unter Kontrolle, sie brauchte die Hilfe von John, auch wenn es ihr überhaupt nicht passte, und er wusste dies.
„Ich denke, ich packe es, aber was wenn er eine Alarmanlage hat?“, fragte sie sorgenvoll, denn sie malte sich gerade aus, wie die Polizei sie schnappte, und dann würde man ihre Mutter benachrichtigen, dass sie im Gefängnis saß. Sie schluckte.
John bemerkte, wie blass ihr schönes Gesicht plötzlich wurde, und er streichelte ihr ganz zärtlich über die Wange, was sie sofort wieder aus ihren Gedanken zurückholte. „Lana, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mit den Kräften, die nun in dir stecken wird dir nichts und niemand etwas anhaben können. Und sollte dir die Polizei in die Quere kommen, so wirst du selbst mit denen fertigwerden… Aber zu deiner Beruhigung, es gibt keine Alarmanlage in diesem Haus“, er versuchte sie zu besänftigen, fast jeder hatte beim ersten Mal Angst, seine Schützlinge mussten einfach selber merken, welch Kräfte in ihnen steckten und zu was sie fähig waren.
Sie atmete ruhig ein. „Wann geht’s los?“ „Es hat bereits begonnen!“, er warf ihr einen Autoschlüssel zu und lächelte sie an. „Auf der Rückbank findest du Kleidung, zieh’ die an, damit man dich nicht identifizieren kann.“
Verdattert sah sie ihn an, sollte es jetzt wirklich schon beginnen? „Du kommst doch mit oder?“, fragte sie unsicher.
„Nein, das kannst du ganz sicher alleine, du weißt, wie du mit dem Dämonen eins werden kannst, wie du ihn zu dir rufen kannst, mehr brauchst du nicht. Und beeil’ dich, es ist schon halb elf, und um halb zwei sind sie wieder da!“ Er wandte ihr einfach den Rücken zu und ging weg von ihr.
„John?!“, rief sie ihm bittend hinterher, sie war noch nicht bereit dafür, den Dämonen wieder heraus zu lassen, sie wusste nicht, ob sie schaffen würde, dass er zwar heraus kam, aber sie dennoch sie selbst blieb und ihn solange gefangen halten konnte, wie sie ihn brauchte. Angst überkam sie, schreckliche Angst, sie dachte an die Schmerzen, an das Zerreißen ihres Leibes, sie wollte das nicht wieder durchmachen. John blickte kurz über die Schulter hinweg zu ihr, sah deutlich ihren verzweifelten und flehenden Ausdruck, die panischen grünen Augen. „Ach Kätzchen, du schaffst das, ich weiß es!“ Das war alles was er sagte, dann mischte er sich einfach unter die anderen, und Lana war auf einmal klar, dass es nun ernst wurde, dass sie nun keinen Ausweg mehr hatte und sie mitten im Spiel war. Einen Rückzieher machen? Nein, das kam nicht in Frage.
Sie drückte auf den Knopf des Schlüssels für die Zentralverriegelung, um zu sehen, welches nun ihr Auto sein würde, ein schwarzer kleiner Geländewagen blinkte, und sie konnte nicht anders als lächeln, als sie auf das Auto zuging, es war ein wirklich schöner Wagen. Eifrig stieg sie ein, begutachtete die Innenausstattung, schlicht gehalten war sie – aber einen CD Player gab es, und selbst ein Navigationsgerät war vorhanden. Doch sie durfte keine Zeit verlieren, es war nun soweit, wenn sie noch länger hier rum stehen würde, würde sie noch mehr Zeit verschwenden. Sie blickte auf die Rückbank, ihre Augen erfassten eine Maske, eine rot-goldene mit Federn verzierte Maske, einer dieser Masken, die man in Venedig beim Carneval trug, sie sah hübsch aus, aber auch kitschig. Und damit sollte sie irgendwo einbrechen gehen?
Lana krabbelte auf die Rückbank und betrachtete auch die anderen Sachen, die sie als Verbrecherin tragen sollte, hoffentlich waren sie nicht zu kitschig, sie stand nicht so besonders auf Kitschgramm.
Als sie die schwarze enge Hose angezogen hatte, die sich perfekt an ihre Beine schmiegte – und auch das enge schwarze Top – kam sie sich vor wie in einem Agentenfilm, sie seufzte auf, sie wollte das alles nicht, und schon gar nicht wollte sie diese alberne Maske aufsetzen, mit der sie aussah wie eine Verbrecherin, die eine leichte Macke hatte, wer würde sie damit schon ernst nehmen? Also nahm sie die sicherlich kostbare Maske wieder ab und legte sie vorsichtig auf den Sitz, stattdessen griff sie nach ihrem schwarzen Schlabber-T-Shirt und riss es in Stücke, um sich dann eine Maske draus zu machen, wie Zorro sie trug.
Es war nicht schwer gewesen, das Haus zu finden, dank dem Navi, nun parkte sie vor der Einfahrt. Ein komisches Gefühl beschlich sie, das Haus war dunkel, kein Zeichen von Leben regte sich, und Nachbarhäuser waren auch nicht in der Nähe, das Haus stand sehr einsam und verlassen da, man könnte meinen es wartete nur darauf, dass mal ein Einbrecher vorbei schaute. Lana versuchte ruhig zu atmen, ein Blick auf die Uhr, und sie erkannte, dass sie gerade mal eine Stunde Zeit hatte. Nicht viel...
„Dämon….“, nuschelte sie vor sich hin, um sich ins Gedächtnis zu rufen, weswegen sie hier war.
Sie schnallte sich los und stieg dann aus dem Auto, die frische Abendbrise wehte ihr entgegen, und sie atmete tief ein. „Wie um alles in der Welt…“, fragte sie sich laut. Wie war es ihr möglich, den Dämonen hinaus zu lassen. Sie versuchte sich an ihr erstes Mal zu erinnern.
Ruhig atmen… an die Elemente denken... Feuer….Wasser….Erde… Luft…. In sich gehen….

Die Kraft spüren…den fremden Körper fühlen… Wie in einer Beschwörung holte sie jeden Schritt in ihre Gedanken zurück, und als sie die Augen schloss, spürte sie tatsächlich dieses Wesen, sie fühlte wie es anfing, innen gegen ihre Haut zu kratzen, wie es danach verlangte hinaus zu kommen, sie fühlte wie ihr Körper anfing zu kribbeln, wie ihr Blut dickflüssiger und zäher wurde, wie es in ihrem Kopf anfing zu hämmern – und dann war da nur noch dieser Schmerz, dieser schreckliche Schmerz, als würde man von innen ihren Körper in Stücke reißen, als würde man ihre Haut zerreißen, und er mischte sich mit einer Hitze, einer unerträglichen Hitze, als würde ihr ganzer Körper in Flammen stehen. Sie biss ihre Zähne aufeinander, beim allerersten Mal hatte sie fürchterlich angefangen zu schreien und zu weinen, aber jetzt musste sie sich beherrschen, sie musste an den Käfig denken, an die unsichtbaren Gitterstäbe, die um ihren Körper herum waren, wenn sie nur fest genug an diese Stäbe dachte, würde sie es schaffen, den Dämonen unter Kontrolle zu halten und sich ihm nicht zu unterwerfen. Aus ihrem Körper drang Blut, aus jeder kleinsten Hautpore drang die dickflüssige Masse, ein Außenstehender hätte bestimmt gedacht, sie würde verbluten, aber das Blut war nur ein Zeichen dafür, dass der Dämon sich nun auf ihrem ganzen Körper verteilte und sie nun seine Kräfte freigesetzt hatte, eine Waffe gegen die niemand etwas ausrichten konnte.
Sie spürte das Blut an ihrem Körper. Dann dachte sie an Wasser, an klares sauberes Wasser, welches ihren Körper umhüllte, und sie öffnete vorsichtig ihre Augen, ganz sachte und langsam und schaute an sich herunter. Das Blut war verschwunden, hatte sich einfach aufgelöst, als wäre es niemals da gewesen, doch Lana wusste es besser, noch eben hatte es an ihrem Körper geklebt, sie spürte diese wilde Kraft, mit der sie stärker als jeder Sterbliche war, sie spürte, dass sie schneller war als sonst, und sie fühlte ihn, er war ganz tief in ihr, sie fühlte sein Verlangen, mehr von ihrem Körper zu bekommen, doch das bekam er nicht, niemals würde er dies bekommen!

Sie schaute die Tür ganz genau an, ihre Hände waren mit schwarzen Handschuhen bekleidet, sie tastete den Türknauf ab, wie sollte sie nur hinein kommen? Verdammt, sie war doch kein Profi, sie war noch nie irgendwo eingebrochen, nirgendwo und niemals zuvor, und sie hatte es auch nie vorgehabt. Dreh ihn einfach… Dreh ihn erst nach links dann nach rechts und dann zieh die Tür an dich heran! Erschrocken zuckte sie zusammen, diese kalte kaum beschreibbare Stimme in ihren Kopf… Sie gehört ihm, dem Dämon... .versuchte sie es sich zu erklären, und sie tat, was er ihr sagte, sie spürte die Energie, die durch ihre Handfläche strömte, sie konnte fühlen wie das Schloss klackte, und es wunderte sie keineswegs, als die Tür aufsprang und ihr Eintritt gewährte. „Aber??...“, flüsterte sie fassungslos und trat dann hinein in den Raum. Alles war dunkel, nichts regte sich. Sie hasste die Dunkelheit, sie hatte schon immer Angst im dunkeln gehabt, und obwohl sie jetzt mächtig war und Kräfte besaß, die kein Sterblicher jemals haben würde, fürchtete sie sich noch immer. So stand sie kurze Zeit einfach nur so da, und erst als ihre Augen sich allmählich an die Finsternis gewöhnt hatten, zog sie vorsichtig die Tür hinter sich ins Schloss.
Eine Treppe befand sich direkt links von der Tür, sie hatte nicht vor, sich länger hier aufzuhalten, in den meisten Häusern war das Schlafzimmer oben, also hoffte sie, dass dies auch hier der Fall war. Sie ging die Treppe hinauf, hielt sich am Geländer fest, da sie nur schwer die Umrisse erkennen konnte. Ein unbehagliches Gefühl in ihrem Inneren hielt sie noch immer umfangen, und sie würde es erst verlieren, wenn sie sich wieder im Schutze des Autos befand.
Im ganzen Haus roch es neu, und der Hauch von frischer Farbe lag noch in der Luft, das Haus war sicherlich nicht einmal ein Jahr alt!
Endlich hatte sie die letzte Stufe hinter sich gebracht und stand nun in einem viereckigen Raum, an jeder Wand befand sich eine Tür, außer da wo die Treppe war, also standen ihr insgesamt drei Türen zur Verfügung. Da sie überhaupt keine Ahnung hatte, hinter welcher sich nun das gesuchte Zimmer befand, öffnete sie einfach eine Tür nach der anderen, und bei der letzten hatte sie Glück, es war das Schlafzimmer, und zu ihrer Zufriedenheit brannte dort eine blaue Lichterkette, die ihr somit ein bisschen Helligkeit gewährte. Sie schloss die Tür hinter sich, das Schlafzimmer war ordentlich und wirkte freundlich, hier könnte man sich wohlfühlen, das große Ehebett war gemacht, und an einer Wand hingen viele Bilder von der Familie, insbesondere von zwei Mädchen, sicherlich die Töchter das Ehepaares. Sie seufzte, als sie sich die glücklichen Familienbilder näher anschaute, die ganze Familie strahlte pure Freude aus, und der dicke Mann hatte stets ein warmes Lächeln auf dem Gesicht. Das machte es Lana nicht gerade einfacher die Familie zu bestehlen, aber sie hatte nun mal keine andere Wahl.
Nirgendwo konnte sie den Safe entdecken, und langsam wurde sie ungeduldig, was war wenn die Familie früher nach Hause kommen würde?
Denk an die Filme, wo waren da immer die Safes versteckt…. Hinter Bildern!
Jetzt hatte sie fast jedes Bild umgedreht, auch das kleinste, aber kein Safe. Sie wurde immer ungeduldiger, die Bilder umzudrehen und wieder richtig hinzuhängen, hatte Zeit gekostet.
In Schränken! Schoss es ihr durch den Kopf, sofort ging sie zu dem riesigen Kleiderschrank hinüber und öffnete die Türen, hinter der vierten Tür fand sie endlich das, was sie gesucht hatte, nämlich einen kleinen glänzenden Safe, der mit einem Zahlenschloss versehen war.
Welcher Code? Verdammt! Woher soll ich denn wissen, was er als Zahlencode eingeben hat? Es könnte alles sein…
Aus Zufall wanderte ihr Blick wieder zu dem Familienporträt, und sie sah wieder das glückliche Strahlen dieses reichen Geschäftsmanns, der gleichzeitig auch Ehemann war…
Der Geburtstag eines seiner Kinder? Oder seiner Frau?
Schnell lief sie zu dem Schreibtisch hinüber, wühlte in den Schubladen nach etwas, was ihr das Geburtstagsdatum eines Familienmitgliedes verraten könnte, doch nichts, nur ein Haufen Akten und Rechnungen. Sie seufzte auf, immer banger wurde ihr zumute.
Die Zeit rannte ihr davon, und sie hatte keinerlei Ahnung wie sie auf diesen blöden Code kommen sollte. Gerade als sie sich verzweifelt auf den Drehstuhl fallen lassen wollte, stieß sie mit dem Arm an einen Bilderrahmen, der auf dem Schreibtisch stand, und dieser fiel mit einem lauten Scheppern zu Boden, Lana zuckte zusammen. Ihr Blick wurde fast panisch, der Krach erschien ihr furchtbar, aber wer sollte das schon gehört haben? Keiner war im Haus und Nachbarn gab es hier auch nicht. Sie blickte hinunter zu dem Bild und stellte fest dass der Rahmen und das Glas kaputt gegangen waren. Traurig hob sie es auf, reichte es nicht, dass sie diese Leute bestahl. Musste sie auch noch ihre Sachen zerstören?
Sie schaute das Foto an, welches das Hochzeitsfoto zu sein schien. Die Frau küsste ihren Mann auf die Wange, er streckte der Kamera grade die Zunge raus und verzog leicht sein rundes Gesicht, Beide wirkten glücklich. 08.06.2002… Es musste ein heißer Sommertag gewesen sein.
Wie glücklich beide aussehen und wie hübsch sie ist… Wie benommen legte sie das Bild auf den Schreibtisch zurück.
Plötzlich sprang sie vom Drehstuhl auf, dieser rollte dadurch nach hinten, fast bis zum Bett hin. Schnell eilte sie zum Safe hinüber. „Oh bitte, bitte lass es klappen!“, betete sie still während sie die 08 eintippte. Es klickte… Die 06… wieder ein Klicken…. Und dann die 20… Ende, die letzten zwei Zahlen nahm er nicht an. Sie grübelte, die ersten beiden stimmten schon mal, schließlich gab sie die 02 ein, und zu ihrer Erleichterung hörte sie wieder ein leises Klicken – und der Safe öffnete sich. Ihr Herz pochte wie verrückt, sie hatte es wirklich geschafft. Was würde sich wohl im Safe befinden?
Ein kleines Holzschächtelchen und ein großer brauner Umschlag kamen zum Vorschein. Aber obwohl sie wirklich neugierig darauf, was sich in beiden befand, wollte sie einfach nur raus hier. Also nahm sie die Sachen an sich, verließ hastig das Zimmer und stürmte regelrecht aus den Haus heraus.
Rannte zu ihrem Auto, und erst als sie einige Kilometer gefahren war, hielt sie an einem Waldstück an, griff nach der Schachtel auf dem Beifahrersitz und öffnete die handgearbeitete Schachtel. Eine wunderschöne Diamantkette kam zum Vorschein, sie war fein gearbeitet, und der Anhänger bestand aus zwei Herzen, die ineinander übergingen. Dort wo sie sich miteinander verbanden, war ein großer Diamant in Dreiecksform eingearbeitet. Diese Kette, die wohl aus puren Diamanten und aus Weißgold bestand, war atemberaubend schön und musste ein Vermögen wert sein, voller Staunen klappte sie die Schachtel wieder zu und legte sie zurück, dann griff sie nach dem Umschlag und warf einen kurzen Blick hinein, er genügte ihr, um zu wissen, dass sie ihn zurückbringen musste zu seinen Besitzern, lauter Fotos, Fotos von strahlenden und glücklichen Gesichtern. Sie schluckte, hätte sie doch bloß vorher hineingeschaut, jetzt konnte sie nicht zum Haus zurück fahren, es war bereits fünf vor halb zwei.
Sie würde es aber so bald es ging nachholen, man durfte sie nur nicht dabei erwischen.


*Party mit Folgen* Kapitel 3


John bestaunte mit großen Augen die Diamantkette, und es fiel ihm sichtlich schwer, seinen Blick von ihr abzuwenden.
„Sie ist ein Vermögen wert…“, murmelte er vor sich hin. Daniel, der über Johns Schulter hinweg auf das goldene Ding blickte, stimmte ihm zu. Sie waren die einzigen, die noch da waren, die anderen waren schon gegangen, und Lana fühlte sich erleichtert, weil Daniel auf sie gewartet hatte, sie mochte ihn, und wenn er da war, fühlte sie sich nicht ganz so hilflos in Johns Nähe. Widerstrebend schloss John die Schachtel und stellte sie auf den Holztisch, dann schaute er in Lanas geknickt aussehende Augen.
„Du hast gute Arbeit geleistet“, gab er zu und fragte sich, warum sie ihren Erfolg nicht genoss. „Kann schon sein…“, murmelte sie nur.
„Du musst deinen Dämonen wieder einsperren“, stellte John fest, denn er roch diesen förmlich, und es war nicht gut, den Dämonen lange über den Körper regieren zu lassen. „Ich bin müde“, Lana flüsterte den Satz fast, und es stimmte, die Aufregung hatte sie viel Kraft gekostet, das war sie nicht gewohnt.
„Sperr ihn zurück!“, sagte John nun barsch. Mit ihren Katzenaugen schaute sie ihn an. „Wie denn?“ Sie konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern, wie dies ging.
Daniel trat aus dem Schatten von John hervor und warf ihr einen gutmütigen Blick zu, er wusste, wie schwer das alles in der ersten Zeit war.
„Denk an die Elemente, denk an ihn, versuch ihn zu spüren, wenn du ihn fühlst, dann denk an die unsichtbaren Gitterstäbe und lass den Käfig immer kleiner werden, erst wenn du den Dämonen nur noch in deinem Herz spüren kannst, lasse ab von den Gitterstäben, denn dann hast du ihn wieder dorthin verbannt, wo er ungefährlich ist.“
Es war schwer für Lana, sich das alles vorzustellen, das mit den Elementen war ja einfach, aber ihn zu spüren war furchtbar, denn wenn sie sich auf ihn konzentrierte kam auch wieder die Erkenntnis, dass jemand in ihrem Körper war, den sie nicht haben wollte, es fühlte sich fremd an, und sie hasste dieses Gefühl von zwei Seelen in einem Körper. Sie dachte schnell an die Gitterstäbe, es strengte sie sehr an, sie zu sich heranzuziehen, es war fast so, als würde sie wirklich an Metallstangen ziehen. Aber es gelang ihr, und sie spürte, wie das Wesen langsam in ihr Körperinneres zurück kroch, sie fühlte das gleichmäßige Pochen ihres Herzens, welches immer langsamer wurde, und dann stand es still – und wieder durchflutete sie diese Angst. Diese Angst, weil ihr Herz nicht mehr arbeitete, weil es einfach gegen die Natur war, wie konnte es denn möglich sein, dass ohne die Hilfe ihres Herzens Blut durch ihre Adern floss und sie weiterlebte, und der ganze Zauber kam von dem Wesen, welches sie in ihrem Herz verschlossen hatte, es sorgte nun mit seiner Energie dafür, dass ihr Körper funktionierte, es ersetzte nun ihr Herz.
Sie öffnete ihre Augen, sie hatte es vollbracht, der Dämon war wieder bezwungen, und sofort tauchte auch wieder dieser wundervolle Glanz in ihren Augen auf, dieser Glanz verriet John sofort, dass der Dämon nun eingesperrt war.
„Ich… ich möchte ins Bett…“, gestand sie schlapp, dieses ganze Theater: Dämon raus lassen, Dämon einsperren, es kostete sie Kraft und nagte an ihren Nerven. John nickte, er sah ihr deutlich an wie müde sie war. „Komm, ich begleite dich zum Auto“, sagte Daniel, doch Lana schüttelte den Kopf. „Nein nein, das geht nicht, wenn meine Ma das Auto sieht, dann dreht sie durch und versteht gar nichts mehr, sie würde misstrauisch werden, ich muss das Auto hier lassen und zu Fuß gehen!“, erklärte sie mit müder Zunge. John nickte nur, doch Daniel fand dass dies keine gute Idee war. „Nichts da! Ich werde dich heim fahren!“, er bestand darauf, und obwohl Lana das nicht wollte, wusste sie, dass es wenig Sinn machen würde, ihm zu widersprechen.
Dabei mochte sie Motorrad fahren nicht so sonderlich und dass sie keinen Helm hatte, machte die Sache auch nicht angenehmer.
John bewunderte Lana, sie sah fabelhaft aus, dabei trug sie nichts besonderes, im Vergleich den anderen im Raum, und trotzdem war sie die Schönste. Er musterte sie erst einmal von weitem, wollte noch ein wenig von ihr träumen, davon wie er sie berührte, wie sie sich ihm hingab und wie er mit ihr in Leidenschaft verfallen würde. Er erinnerte sich noch genau an den Tag, als er sie das erste Mal gesehen hatte, es war so, als wäre ihm ein Engel begegnet, sie hatte eine unglaubliche Ausstrahlung, und ihr ganzes Erscheinungsbild wirkte voller Unschuld, voller Reinheit und voller Liebe, sie hatte ein gutes Herz, genau das was er brauchte, genau das was ihn irgendwie antörnte. Und nun stand sie da, sein Vöglein und redete und lachte mit Daniel. Daniel war zwar ein feiner Kerl und war durchaus wichtig für ihn, nur ab und an war er zu stur und zu selbstherrlich, und das passte John nicht. Wenn Daniel ihm Lana streitig machen würde, dann würde er ihn mit einer einzigen Handbewegung vernichten.
„Oh Mann, Daniel, ich weiß ja nicht…“, sagte sie lachend und schaute ihn leicht unsicher an, Daniel jedoch war von seiner Idee begeistert. „Warum nicht? Was ist schon dabei? Wir werden heute richtig schön einen trinken gehen!“
Lana musste Daniel einfach anstrahlen, er sah gut aus, er hatte ein markantes Gesicht, aber dennoch besaß er weiche Züge und ein warmherziges Lächeln, er besaß auch eine mächtige Aura, jedoch war sie nicht so furchteinflössend wie die von John. Wenn John in ihrer Nähe war, legte sich sofort ein seltsames Gefühl über ihren Körper, und sie wusste, sie musste auf der Hut sein. Bei Daniel war das nicht so, sie hatte das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen und ihm vertrauen zu können.
„Ach? Und wie kommen wir denn dann bitte nach Hause?“, fragte sie noch immer grinsend. Daniel legte ihr einen Arm um die Schulter und tat so, als wäre er besoffen. „Dannn mene Liebe, trukeln wir naach Hem und singen Lieda!“
Er stützte sein ganzes Gewicht auf sie und torkelte herum, was sie ganz schön zum Schwanken brachte. Obwohl Lana nicht gerade begeistert davon war, denn sie wusste was ihre Mutter davon hielt, sagte sie schließlich doch zu. „Aber nur, wenn du mir einen ausgibst!“, sagte sie gerade, als John plötzlich bei ihnen stand und beide mit misstrauischen Blicken anschaute. „Was habt ihr vor heute Abend?“, fragte er sofort, da es ihm nicht passte, Daniel kannte ganz klar die Regeln in dieser Gruppe, alle Frauen hier gehörten ihn! Und wenn Daniel dieses Gesetz nicht einhielt, dann würde es ein böses Ende für ihn geben.
„Wir wollen heute Abend ein bisschen um die Häuser ziehen!“, gab Lana ihm sofort zur Antwort, sie bemerkte, dass es ihm nicht passte, und es erfreute sie.
„So?“ John warf Daniel einen vielsagenden Blick zu, dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Ein kleines Treffen unter Freunden, kannst ja mitkommen...“
Allmählich fragte sich John, was sie dachten, wo sie hier waren, in einem Jugendclub? Sie trafen sich gewiss nicht zum Spaß hier.
Er ging gar nicht auf Daniels Einladung ein. „Ihr wisst schon ,warum ihr hier seid?“, fragte er stattdessen. „Man darf doch wohl ein bisschen Spaß haben?“, zischte Lana ein wenig zu gewagt, wütend über ihren Ton packte John sie blitzschnell am Hals und drückte sie mit einer solchen Wucht gegen die Wand, dass ihr der Schock ins Gesicht geschrieben stand. „Wie redest du mit mir?“, fragte er zynisch, und seine Augen loderten vor Wut, sie spürte seine bedrohliche Aura, und sie fühlte die Anwesenheit seines Dämons, er war nicht eingesperrt.
„Lass sie runter!“, mischte Daniel sich mit ruhiger Stimme ein. John warf ihm einem tödlichen Blick zu. „Halt dich da raus!“
Daniel wollte etwas unternehmen, doch er wusste, dass John Lana nichts tun würde, aber er war sich nicht sicher ob er ihn auch verschonen würde.
John verfestigte seinen Griff noch und schenkte Daniel keine Beachtung mehr – und auch nicht den anderen, die schon alle neugierig und fasziniert zuschauten.
„Wie redest du mit mir?“, fragte er sie leise, aber intensiv. Ihr Körper hing schon fast in der Luft – so fest war sein Griff um ihren Hals – sie wurde an die Wand gepresst und gleichzeitig hochgedrückt, das Atmen fiel ihr schwer und das Reden noch viel schwerer. Eine innere Stimme murmelte ihr immer wieder zu, sie solle ihrem Dämon herbeirufen, doch sie wusste, dass dies keine gute Idee war, denn John war viel mächtiger als sie, und sie hätte niemals eine Chance gegen ihn. Also sah sie ihn nur panisch an.
Plötzlich wandte John den Blick von ihr ab und schaute zur Menge, ließ jedoch seinen Griff nicht lockerer werden. „Ihr könnt gehen, ihr wisst ja, was ihr zu tun habt!“ Das war kein Vorschlag gewesen sondern ein Befehl, und alle wussten, sie hatten ihm Folge zu leisten.

Daniel schaute Lana entschuldigend an, es tat ihm leid, dass er ihr nicht geholfen hatte.

„Auch du, Daniel!“, John hatte seinen Blick bemerkt. Daniel nickte nur und ging dann widerstrebend hinaus in die Nacht.
Lana fing bereits an zu röcheln, sie brauchte unbedingt Luft.
Nun wurde sein Griff lockerer, und er ließ sie unsanft zu Boden fallen, sie schlug mit dem Rücken schmerzlich auf, und die Fliesen unter ihr fühlten sich scheußlich kalt an.
Sofort beugte er sich über sie, und sie schaute zu ihm auf wie ein unterwürfiger Welpe.
„Entschuldige dich!“, verlangte er. Doch Lana sah es gar nicht ein, in ihren Augen hatte sie nichts Schlimmes getan, was eine Entschuldigung rechtfertigen würde. „Du kannst mich mal…“, sagte sie nur mit gepresster Stimme, ihr Hals tat unbeschreiblich weh.
Wie ein Löwe stürzte er sich auf sie und begrub sie unter seinem Gewicht, er drückte ihre Hände auf den Boden und hielt sie somit gefangen, während er sie anblickte. „Ich kann dich jederzeit haben, Kätzchen, du gehörst mir, ich halte dein Leben in meinen Händen, vergiss dies nicht immerzu!“, flüsterte ihr zu und streifte mit seinen Lippen die ihren. Es widerte sie an.
Doch so sehr sie auch sich wehren wollte, sie konnte es nicht, sie war ihm nun einmal unterworfen, und ja, er bestimmte wirklich über ihr Leben. Und sie wollte leben...
„Du gehst nicht mit ihm weg, verstanden?“, sagte er barsch.
„Ja“, gab sie nur knapp zurück und sah das Lächeln auf seinem Gesicht, hätte er gewusst, dass sie ihn anlog, hätte er sicherlich nicht mehr gelächelt!

Daniel war richtig verwundert drüber gewesen, dass Lana ihn angerufen hatte. Sie hatte ihn gefragt, was denn mit heute Abend sei, er hatte gedacht, dass John es ihr verboten hätte, aber scheinbar war es wohl nur der Ton ihrer Stimme gewesen, der ihn so aufgebracht hatte.
Daniel mochte Lana, sie war nicht nur hübsch, sondern hatte anscheinend auch was im Köpfchen und ließ sich nicht alles gefallen, aber er fühlte nichts weiter als Freundschaft für sie, und das war auch gut so.
Wie versprochen holte er sie um 23 Uhr ab, sie sah hübsch aus, trug eine dunkle enge Jeans, Chucks, und ein schwarzes Top mit einem leicht grinsenden Totenkopf darauf.
Sie fuhren mit seinem Motorrad die Landstraße entlang, natürlich hatte er ihr mal wieder keinen Helm mitgebracht, sie klammerte sich also ganz dolle an Daniel fest. Sie hasste Motorrad fahren und niemals würde sie es lieben, das schwor sie sich.
Die Fahrt dauerte nicht lange, dann erreichten sie ein Gewerbegebiet, hier war Lana noch nie gewesen, und irgendwie gefiel ihr die Gegend auch nicht besonders.
Er bog in eine schmale Straße ein, und es war nicht schwer zu erkennen, welches Gebäude die Diskothek war, denn eine lange Menschenschlange hatte sich vor dem Gebäude gebildet.
Lana stieg leicht zögernd ab und betrachtete das Geschehen mit gemischten Gefühlen.
Daniel legte den Helm auf sein Bike, und beide gingen sie zur Schlange, um sich anzustellen.
„Oh Mann, wir dürfen bestimmt lange anstehen“, seufzte sie und schaute an der Schlange vorbei, zwei ziemlich finster dreinschauende Türsteher kontrollierten jeden Personalausweis, egal ob von jung oder alt.
„Ach Quatsch, das geht schnell!“, lachte Daniel und legte einen Arm um sie. „Und dann geht es los, und ich werde dich abfüllen!“. Irgendwie fand Lana die Idee gar nicht so witzig.
Die Disco bot mehrere Räume mit verschiedener Musik, wie zum Beispiel Techno, Hip Hop/ RNB, Rock und Schlager, alle Altersgruppen von 16 aufwärts waren vertreten, und die Disco war brechend voll. Daniel zog Lana ohne sie zu fragen in den Schlagerraum, obwohl Lana deutlich erwähnt hatte, dass sie doch viel lieber in den Rockraum wollte, doch sie hatte keine Chance.
Die Töne des Liedes ‚Marmor, Stein und Eisen bricht’ schalten durch den Raum, Daniel stellte Lana an einer Ecke ab, murmelte etwas vor sich hin, er würde was zu trinken holen und ließ sie alleine.
Super, ich glaube hier brauche ich wirklich was zu trinken, um das zu ertragen…
Sie schaute leicht grimmig umher und beobachtete die Menschen auf der Tanzfläche , die sich alle unterschiedlich bewegten.
„Na, ganz alleine hier?“
Was?.... Erschrocken von der fremden Stimme blickte sie nun in ein Gesicht, welches noch sehr jung aussah, der junge Mann war dünn und sah nicht sehr stabil aus, er wirkte zugedröhnt und trug ein dümmliches Grinsen auf dem Gesicht. Außerdem war er nicht viel älter als siebzehn, wenn nicht gar jünger. Lana konnte es nicht verhindern, sie schaute ihn abfällig an. „Nein, du kannst also wieder gehen!“, sagte sie leicht arrogant. Doch Thomas grinste weiterhin dümmlich. „Ich würde gerne mit dir tanzen?“, sagte er lallend, entweder kam das von den Drogen oder dem Alkohol, Lana wusste es nicht. „Geh dir ’ne andere suchen!“, ungeduldig sah sie sich nach Daniel um, der wäre ihr jetzt wirklich sehr willkommen.
„Du bist echt zickig… Bin übrigens Thomas!“; dieser Typ ließ sich einfach nicht vertreiben.
„Ja, und sicherlich keine achtzehn!“, sagte sie wieder abwertend.
Thomas sah kurz gekränkt aus, dann jedoch gab er eine sehr provokante Antwort: „Vielleicht bin ich erst siebzehn, aber ich könnte dir zeigen, dass ich Erfahrungen wie ein wilder Stier…“
Sie hörte gar nicht mehr auf seine Worte, denn eine innere Stimme säuselte ihr immer wieder zu, sie solle ihn in Stücke reißen, und fast wäre sie in Versuchung geraten, dieser Stimme nachzugeben.
„Wer ist denn der?“, Noch nie zuvor hatte sie sich über Daniels Stimme so gefreut. Lana lächelte ihn an und vergaß die Träumerei vom Gemetzel. „Irgendeiner, der wohl ein Stier sein will…“, stellte sie Thomas bloß. Der schaute nun nicht mehr so begeistert, wahrscheinlich schüchterte ihn die Statur von Daniel ein, und ohne ein weiteres Wort zog er ab.
„Was war denn mit dem?“, fragte Daniel wieder und drückte Lana ein kaltes Getränk in die Hand, an dem sie erst einmal schnupperte. „Keine Ahnung, ist ja auch egal… Was ist das?“, sie konnte es nicht einordnen, vielleicht weil sie selber kaum Alkohol t rank.
„Red Bull-Wodka, schmeckt super das Zeug, probier es einfach!“
Die beiden stießen an, und Lana t rank einen kleinen Schluck, sie musste Daniel recht geben, es war super.
Nachdem sie das Glas leergetrunken hatte, fand sie die Musik gar nicht mehr so blöd, sie ließ sich sogar von Daniel auf die Tanzfläche ziehen. Wobei auf einmal ein sehr seltsamer Gedanke in ihre Erinnerung zurückwehte.
„Wir müssen heute Abend was machen!“, schrie sie ihm zu, um gegen die laute Musik anzukommen. „Und was?“ Daniel hatte schon Angst, dass sie ganz was Blödes vorhatte, und so gern er sie auch mochte und so hübsch er sie auch fand, er würde nicht mit ihr schlafen, wobei er sich dann fragte, warum eigentlich nicht?
Wir müssen ein paar Fotos zurückbringen!“, sie konnte sich einfach nicht damit anfreunden, Leute zu bestehlen und dass sie ihnen auch noch die Fotos genommen hatte, die der Familie bestimmt wichtig waren, damit wollte sie erst recht nicht leben!


John stand wutentbrannt an der Bar und schaute den beiden beim Tanzen zu, er konnte es nicht fassen, dass sie sich über seinen Befehl hinweggesetzt hatte, so eine störrische und widerwillige Zicke war ihm noch nicht begegnet, warum hatte sie keine Angst und keinen Respekt vor ihm? Er zerdrückte das Glas heftig in seinen Händen, die Glassplitter, die sich dabei in seine Haut bohrten, nahm er gar nicht war, genauso wenig wie die Blicke der Menschen um ihn herum, die sich fragten was einen Menschen zu so was bewegen konnte.
John wollte einfach nur seinen Respekt wieder haben, und den würde er auch bekommen, das biss sich in seinem Kopf fest!


*Verwelktes Röslein* Kapitel 4


Seine Augen waren voller Zorn, er hatte noch immer die Glassplitter in seiner Handfläche, kümmerte sich jedoch nicht im Geringsten darum. Denn seine Augen hatten Lana fest im Visier. Wie sie innig mit Daniel sprach. Ohne weiter drüber nach zu denken, ging er durch die Menge, die Menschen machten ihn Platz, so als wüssten sie um seine Kraft und seine Wut. Man schaute den dunkel gekleideten Mann hinter her, der mit festen Schritten auf die junge Frau zu ging, ohne ein Wort packte er sie an den Arm und wirbelte sie mit viel Schwung zu sich, das sie in seinen Armen landete und seinen festen Griff sich nicht wieder setzen konnte, dabei fraßen sich die Scherben tiefer in seine Haut, bis sie fast ganz verschwunden warem, er blickte völlig kühl zu ihr hinab und ein unbeschreiblicher Schauer legte sich über ihren Körper, sie fühlte sich gefangen und obwohl alle sie anschauten und sie wusste, das sie nicht alleine waren, fühlte sie, das sie keine Hilfe von irgendwen bekommen würde. ohne ein Wort verfestigte sich sein Griff um ihr Handgelenk und zog sie, wie ein Höhlenmensch, seine grad erkämpfte Frau, hinter sich her. Sie versuchte sich gegen ihn auf zu lehnen aber sie war machtlos und noch dazu schnitten auch ihr, langsam die Glasscherben in die Haut und hinterließen zarte Blut spuren. Daniel folgte den Beiden völlig verwundert, er hatte doch gedacht John hätte sein okay, dazu gegeben.
Natürlich stellte sich ihnen der Türsteher in den Weg und versperrte ihn somit den Weg nach Draußen in die Freiheit. Wie musste es auch schon aussehen, Lana wehrte sich gegen ihn, aber er zog sie einfach grob mit sich. Nun musterte der Sch rank von einem Securitymann die Beiden, um die Lage etwas zu durch schauen. „Brauchen sie Hilfe?“, das war an Lana gerichtet. John schenkte den Menschen einen vernichteten Blick, doch dieser ließ sich nicht einschüchtern. Leicht hilflos schaute Lana den Türsteher an, der von Südlicher Herkunft war. Ja, sie brauchte Hilfe, aber nein, von ihm würde sie keinen erwarten können, sollte dieser Mann sich John in den Weg stellen, würde es nicht gut enden. Da musste sie nun ganz alleine durch, noch bevor sie etwas sagen konnte war Daniel zu den Dreien geeilt und antwortete nun für sie. „Nein, es ist alles in Ordnung!“, irgendwie nahm Lana ihn das krumm, Daniel würde ihr nun wirklich gleich nicht bei stehen, wie konnte er für sie also antworten? Der Securitymann beäugte Daniel misstrauisch. Dann wandte er den Blick wieder zu ihr. „Ist wirklich alles okay?“, er klang wirklich besorgt. Sie nickte, obwohl sie es doch eigentlich nicht wollte, Lana wollte einfach nur schreiend davon laufen. Also trat der Mann, wenn auch widerwillig, aus den Weg und somit zog John Lana mit hinaus, kaum waren sie alleine vor der Diskothek, explodierte er förmlich, wie ein Tornado drehte er sich zu ihr um, seine Augen waren Wut entbrannt.
„Was bildest du dir ein?? Du verdammtes Miststück!“, er achtete nicht mehr auf seine Wortwahl, sondern holte grade sogar Schwung mit seiner freien Hand, als jemand seinen Schlag abbremste, der Lana eigentlich mitten ins Gesicht hätte treffen sollen.
Daniel schaute John völlig gelassen an. „Man schlägt keine Frauen!“, sagte dieser. John wusste nun würde er auch mit Daniel abrechnen, alles nur wegen eines Weibes, sie lehnte sich auf und brachte die ganze Rangordnung durch einander. Zähne knirschend wandte sich John von Lana ab. „Seit wann hast du hier das sagen?“, fragte er nun fast lachend und musterte Daniel kühl. „Ich weiß dass ich es nicht habe, aber ich werde auch nicht mit ansehen wie du Lana behandelst, das hat sie nicht verdient!“ „Hör mir gut zu Daniel, du weist ich kann dich einfach vernichten, dann wann ich es will und wann immer ich Zeit und Lust dazu habe und das schöne ist, es kostet mir nicht einmal viel Kraft! Halte dich einfach daraus, schwing dich auf dein nettes Motorrad und trete mir heute nicht noch einmal unter die Augen, haben wir uns verstanden? Vielleicht bin ich dann ja Morgen besser gestimmt!“, noch bevor Daniel etwas dazu sagen konnte trat Lana hervor und lächelte Daniel sanft an, sie wollte nicht das er wegen ihr Probleme bekam, immer hin war das ihre Schuld, sie hatte gesagt, es wäre okay. „Schon in Ordnung Daniel, fahr bitte nach Hause, ich melde mich bei dir, er wird mir nichts tun…“, wie konnte sie das behaupten wenn sie es doch gar nicht wusste? Daniel wollte sie nicht alleine lassen, aber er wusste, das er schon genug den Zorn von seinen Herren auf sich gelenkt hatte und das es vielleicht wirklich schlauer wäre zu fahren und sich nicht ein zu mischen. Aber wie hieß es doch immer so schön: mit gehangen, mit gefangen! Aber das hier war etwas anderes, John würde Lana nicht umbringen, denn selbst Daniel hatte bemerkt das Lana etwas hatte was John anzog, jede Andere hätte er schon vernichtet. Also schaute er Beide noch einmal an.
„Na gut, aber ich warne dich John, wehe du krümmst ihr auch nur ein Haar!“, John passte es überhaupt nicht das er ihn drohte aber komischerweise nahm er es einfach so hin und sah zu wie Daniel davon fuhr, dann wandte er sich an die junge Frau. „Steig ins Auto!“.


Es war eine seltsame Auto fahrt, sie sprachen nicht mit einander und erst als John den Wagen, vor den Haus ihrer Mutter zum stehen brachte, schaute er sie wieder an und brach nach langen das Schweigen. „Das heute, hat ein Nachspiel!“, seine Stimme klang nicht mehr so kalt und dies beruhigte sie einwenig. Lana schnallte sich ab und wollte grade die Tür öffnen, da verriegelte er sie von Innen. Lana bekam Angst, sie hasste es eingesperrt zu sein.
„Du bist eine Kämpferin Lana und genau das ist es was ich an dir mag, aber auch das hat irgendwann einmal seine Grenzen und du kannst dich nicht ewig über mich hinweg setzen. Die Kette die du mir gebracht hast, es war nicht alles gewesen was dabei gewesen war, was hast du noch aus den Tresor geholt?“, Lana verstand nicht recht, wie er nun darauf kam und es kam ihr seltsam vor, das sie alle so viel Wind um die Fotos machten, also log sie ihn einfach an. „Nur die Kette, wieso?“, er packte wieder ihr Handgelenk und zog sie zu sich fast auf den Sitz, sie konnte seinen Atem spüren, er wirkte wie eine Zeitbombe die gleich explodieren würde. „Lüg mich nicht an! arbeite endlich mit mir zusammen und gib mir das was du noch gefunden hast!“ „Aber es sind doch bloß unbedeutende Fotos für uns!“, sagte sie mit zitternder Stimme, wieder spürte sie die Glassplitter die in seiner Hand steckten und ihr wieder Schmerz zu fügten. „Sie sind nicht unbedeutend, bring sie mir auf der Stelle!“, damit schubste er sie regelrecht zurück, so das sie fast mit den Kopf gegen das Beifahrerfenster knallte. Er öffnete die Türen und Lana war zum weinen zu mute, sie wollte das alles nicht. schnell stieg sie aus, sie wusste, sie müsste ihn die Bilder geben, bevor er völlig die nerven verlieren würde.

Als sie endlich alleine in ihren Bett lag, grübelte sie überall das nach, warum und wozu brauchte John die Fotos? Hatte er etwa auch angst, wie Daniel, das jemand die Fotos finden könnte und sie dann gegen sie verwehrten könnte? Oder hatte es einen Anderen Grund? Irgendetwas faul, nur was? Früher war alles so schön einfach gewesen, da hatte sie sich nie über so etwas den Kopf zerbrechen müssen und sie hatte nicht an Dämonen geglaubt genau so wenig wie an den Teufel. Da jetzt wusste sie es besser und wenn es Dämonen gab, gab es dann auch einen Teufel und einen Gott? Sie fragte sich wie viel mehr es noch gab, von den sie nicht einmal die leiseste Vermutung hatte. Völlig aufgewühlt schlief sie ein. Ihr letzter Gedanke galt John, denn sie hatte sein schmieriges Grinsen gesehen als sie ihn die Fotos übergeben hatte, so als würde er das Leid anderer genießen. Doch irgendwann, das Schwor sie sich, würde sie sich an ihn rächen!


Tore schaute schon eine weile aus den Fenster, seine Frau beobachte ihn besorgt, während sie den Abwasch tätigte. Er war so verbissen in seine schlecht bezahlte Arbeit, sie konnte es gar nicht verstehen und sie wünschte sich, er würde mehr Zeit mit ihr verbringen.
„Schatz?“, fragte sie dann zaghaft, in der Hoffnung seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Tore schaute kurz vom Fenster weg und warf der Brünetten einen abwesenden Blick zu.
„Ja?“, seine Stimme klang müde und sein Erscheinungsbild, passte überhaupt nicht zu dem Bild eines Ehemanns. „Ich dachte mir, wir könnten doch heute einfach mal an den See fahren, nur wir Beide, so wie früher weist du…“, erst machte sich Zorn in ihn breit, wieso konnte sie ihn nicht einfach in seiner Arbeit unterstützen, dann jedoch kam die Einsicht, das sie wirklich schon eine Menge weg stecken musste und auch jetzt, würde sie dies wieder müssen.
„Nein, es geht nicht, ich habe noch eine Menge zu tun“, das war alles was er sagte und sie erwartete auch nichts weiter, sie erwartete auch nicht das er sich weiter mit ihr Unterhalten würde, sie würde nichts mehr sagen, sie würde einfach weiter abwaschen und dann würde sie sich wieder daran machen, einen Job für sich zu finden, sie wusste, das ihr Ehemann es nicht mochte wenn sie ihn in seinen Gedanken unterbrach, also tat sie es auch nicht.
Tore kam einfach nicht hinter diesen Sinn. Bei den letzten Einbruch, wurde eine Weißgoldkette geklaut und noch dazu ein paar Fotos, er verstand den Sinn darin einfach nicht, was möchte ein Dieb mit Familienbilder?
Er erhob sich von seinen Stuhl gab seiner Frau noch schnell einen Kuss auf die Wange und ging dann hinaus aus der Küche, Tina fragte nicht wohin er nun gehen würde, sie wusste er mochte es nicht wenn sie ihn zu viel fragte, so nahm sie einfach an, er würde wieder ins Büro fahren oder irgendwas machen, was mit seiner Arbeit zu tun hatte.
Tore war 31 Jahre alt, er sah an manchen Tag älter aus, als er es war, aber das lag nur daran das seine Arbeit ihn zu schaffen machte und er den Job viel zu ernst nahm, dabei war er nur ein Aushilfspolizist, nicht einmal ein richtiger Bulle, man hatte ihn eingestellt aufgrund das, es auf den Revier zu viel zu tun gab und man ab und an mal eine kleine Hilfe brauchte. Doch Tore hatte sich den Beruf zu seinen Leben gemacht.
Er stieg in seinen kleinen VW Polo schaute in den Rückspiegel und betrachtete seine lange Narbe die seine rechte Wange schmückte, er seufzte, schon wieder hatte er tiefe Augenringe. Aber was sollte er denn sonst schon tun? Er wollte unbedingt wissen was dahinter steckte, warum jemand wertlose Fotos klaute.


John sah sich die Fotos an seinen Schreibtisch an, dann lächelte er zu frieden, es hatte begonnen, nun würde er seinen Vertrag endlich einlösen können, das war nun das erste Teil seines Puzzel’s. Lang genug hatte er darauf warten müssen, doch jetzt hatte er sie gefunden, ganz Sicher hatte er seinen Schlüssel gefunden, der ihn die Türen zu seinen Träumen öffnen würde.
Er legte die Bilder in das Schließfach und steckte den Schlüssel wieder ein. Er überlegte sich ob er sie ein weihen sollte, aber dann verlor er diesen Gedanken auch gleich wieder, denn sie würde niemals freiwillig mit machen, sie hatte schließlich dieses reine Herz, welches er Jahre lang gesucht hatte und noch dazu war sie eine unglaubliche Schönheit, er hatte niemals zu vor ein solch wunderschönes Mädchen gesehen, sie war hübsche 19 Jahre alt, wirkte aber nicht so wie die 19 Jährigen heut zu Tage, die Älter aus sahen, als sie waren, sie wirkte eher noch etwas jünger und unschuldiger, aber keineswegs unreif.
Er hatte auch schon ihr nächstes Opfer, nur wie sollte er Lana erklären, dass sie diesmal nur eine vertrocknete, alte Rose stehlen sollte? Er würde sich schon noch was einfallen lassen.


„Ich soll was?!“, Lana war fassungslos und an liebsten hätte sie einfach los gelacht, da es so lächerlich klang das sie es fast für einen Scherz hielt, doch es war kein Scherz, sondern er meinte es ernst. „Was möchtest du mit einer Rose?“, fragte sie völlig verwundert und schon fast wütend, schließlich riskierte sie es, ins Gefängnis zu kommen und das nur für eine alte Blume? Sie setzte sich auf die Parkbank und starrte auf den Spielplatz, wo ein Junge und ein Mädchen grade im Sandkasten spielten und sich dann plötzlich um eine Schaufel stritten.
John versuchte ihr weis zu machen, das die Rose einen unheimlichen hohen Wert hätte, da sie einst mal aus einer Adligenfamilie stammte, doch Lana glaubte ihn kein Wort, doch sie wusste, das sie auch diesen Auftrag erfüllen musste, sie war nun einmal von ihn abhängig.
Sie war ja schon erleichtert das er den Vorfall vom Abend zu vor nicht erwähnte.
Also ließ sie sich die Adresse geben und die Uhrzeit wann sie da sein sollte.
Als sie auflegte seufzte sie schwer, sie verfluchte den Tag, wo sie ihn über den Weg gelaufen war und sie würde es niemals vergessen, wie er sie einfach zu das gemacht hatte was sie nun war.
Sie stand von der Bank auf und ging den Sandweg entlang, noch immer war sie Gedanken versunken und bemerkte nicht einmal das ihr ein Mann entgegen kam, der genau so wie sie, abwesend zu sein schien, sein Blick war ebenfalls wie ihrer auf den Boden gerichtet, so war es nicht vermeidbar gewesen das sie sich anrempelten.
Erschrocken schaute Lana auf, es war ihr sichtlich peinlich und als sie in diese tiefen blauen Augen blickte, die so unendlich verträumt schienen, blieb ihr ganz und gar die Sprache weg.
In Gegensatz zu Tore, der sie lieb anlächelte und dafür entschuldigte sie angestoßen zu haben. Er schaute ihr fest in die Augen und stellte sofort fest, das sie eine wirkliche Schönheit war, eine Frau die man unter 100 von Anderen wieder erkennen würden und sie hatte einen angenehmen Geruch, es erinnerte ihn leicht an Honig, er mochte Honig.
„Mir auch…“, sagte sie dann knapp, versuchte noch immer sich zu sammeln. Er hatte zwar eine Narbe in seinem Gesicht, aber sie machte ihn irgendwie nur noch interessanter, fast so als gehörte sie dort hin. Seine schmalen Lippen verformten sich zu einen Lächeln. Er wollte etwas sagen, nur damit er noch etwas ihre Nähe genießen konnte, aber er wusste nicht was er sagen sollte, wie alt mochte sie wohl sein? 16, vielleicht aber auch 18, auf jeden fall war sie zu jung für ihn, machte er sich klar, aber auch wenn sein Verstand ihn sagte sie wäre zu jung, fand ein anderer Teil, sie einfach nur fasziniert und anziehend. Da sie ihn genau so wenig zu sagen hatte und ihn nicht die ganze Zeit anstarren wollte, lächelte sie ihn noch einmal lieb an und ging dann an ihn vorüber ohne ein weiteres Wort, doch sie spürte ganz genau, das er ihr noch lange nach sah…


Ihre Haut war wie geladen und ein schreckliches Gefühl machte sich in ihr breit, heute war es ihr richtig schwer gefallen den Dämonen nur bis zu einen gewissen Punkt hinaus zu lassen, fast hätte sie den Kampf verloren gehabt und irgendwas schien mit ihn nicht zu stimmen, denn ihre ganze Haut kribbelte, wie noch nie zuvor und sie fühlte sich noch viel stärker, vor allem fühlte sie sich auf einmal so beweglich, so als wäre es ihr möglich auf einmal sämtliche Gymnastikübungen zu machen, die sie sonst niemals hätte ausführen können.
Lana versuchte sich zu konzentrieren, sie hatte nicht große Lust hier lange zu bleiben und vor allem musste sie diesen Auftrag schaffen.
Mit gemischten Gefühlen schaute sie das kleine Haus an, es war kein Haus von jemanden der viel Geld besaß und es sah ehr baufällig aus. Es stand mitten in einen dichten Wald und Lana musste ihren Wagen etwas weiter weg stehen lassen, da keine Straße her führte, nur ein schmaler Weg, der nicht einmal gepflastert war. Sie machte ihre Taschenlampe an, denn wer sollte sie hier schon sehen? Hier war nichts, außer der Natur.
Dann öffnete sie vorsichtig die Gartenforke die ein furchtbares Knarren von sich gab.
Als sie die Haustür erreichte, brauchte sie nicht einmal ihre Dämonenkräfte ein zu setzen, denn die Tür ging schon nach den Türgriff auf und gewährte der Diebin einlass. Sie leuchtete mit der Taschenlampe das Flurinnere ab. Aber viel war nicht vor zu finden nur eine alte Kommode mit einer Bürste und ein paar weiteren Kleinigkeiten drauf. Sie trat unsicher weiter hin ein. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, irgendetwas stimmte nicht, sagte ein Instinkt ihr. Doch sie konnte jetzt nicht abbrechen.
Es gab kein zweites Stockwerk, sondern nur diese eine Etage, das würde es für sie einfacher machen.
Sie öffnete die erste Tür und befand sich in einer Küche wieder, die leicht Bäuerlich eingerichtet war, aus allen Ecken glänzte und jedes noch so kleinste Detail an seinen Platz war, wo es auch hin gehörte. Lana wusste das sie in der Küche, sicherlich keine Rose finden würde, also verließ sie den Raum wieder und schlich zur nächsten Tür, wo sich ein kleines Badezimmer befand, ebenfalls sauber. Nun gab es nur noch 2 Türen, irgendwo musste sie ja sein. Lana war dankbar, das dieses kleine Hexenhäuschen nicht so groß war, sie öffnete also die vorletzte Tür und als sie diese auch nur einen kleinen Spalt offen hatte, er starrte sie zur Säule. Licht…! Sofort schien ihr schwindelig zu werden und sie fühlte sich ertappt, in diesem Haus war jemand und vielleicht hatte man sie schon längst bemerkt?
So viele Sachen gingen ihr durch den Kopf, doch sie musste sich zusammen nehmen.
Sollte sie die Mission abbrechen und mit lehren Händen nach Hause gehen? Oder sollte sie es wagen? Aber sie wollte keinen verletzen und wie sollte sie dies auch sie war nicht einmal bewaffnet.
„Ist da jemand?“, eine schrecklich alte schwach klingende Stimme, ließ Lana nur noch mehr erschaudern, man hatte sie entdeckt.
„Kerstin, bist du das?“, in der Stimme der alten Frau schwang leichte Hoffnung mit.
Lana versuchte auf zu hören zu atmen, was ihr auch gelang, sie hatte angst das nur das kleinste Geräusch sie verraten könnte. Sie hörte ein Knarren welches von einem Stuhl zu kommen schien, dann hörte sie dumpfe Schritte die sich ihr nährten, ganz langsam, aber sie kamen näher und in ihren Kopf war kein klarer Gedanke mehr, was sollte sie jetzt nur tun?
Weglaufen? Die Frau in ihre Gewalt nehmen, aber für so etwas war sie nicht geschaffen.
Wie versteinert stand sie da, während die Schritte sich der Tür, immer mehr nährten…


*Zeitungsbericht* Kapitel 5


Plötzlich fühlte sie, wie sich eine unbeschreibliche Gänsehaut über ihren Körper legte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte und jeder Muskel kurz vor dem Explodieren war. Es fühlte sich fast so an, als hätte sie ihren eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle, war es überhaupt noch ihr Körper? Gehörte er nicht längst schon dem anderen Wesen? Sie spürte, dass sie gleich etwas tun würde, was sie eigentlich nicht tun wollte, sie wusste, dass sie nicht mehr wegrennen würde, sondern stattdessen der alten Lady gegenüber treten würde. Aber sie wollte ihr doch gar nichts tun, nicht ein bisschen.
In einer schnellen Bewegung ging die Tür auf, und noch bevor Lanas Augen überhaupt die alte Frau wahrgenommen hatten, war sie schon auf sie zugesprungen und hatte sie in einen eisernen Griff genommen. „Bitte tun sie mir nichts!“, wimmerte die Frau, und ihre Stimme erweckte Lanas Verstand endlich wieder zum Leben. Was tue ich da nur? Doch auch als sie spürte, dass sie ihren Körper nun wieder besaß, ließ sie die Dame nicht los, sondern lockerte nur etwas den Griff. Aber nun hatte die Frau sie gesehen und würde die Polizei rufen, das durfte sie nicht zulassen, auch wenn es ihr schwer fiel… Oh sie hasste John…
„Wo ist die vertrocknete Rose?“, fast kam sich Lana lächerlich vor, doch die Alte antwortete ihr sofort. „Was wollt ihr mit der?“, es klang ängstlich. Lana drängte sie in das Wohnzimmer hinein, welches nur vom Kaminfeuer erleuchtet wurde und angenehm nach Zitrone roch, sie schaute sich suchend um, fand einen Schaukelstuhl, der vor einem großen gardinenlosen Fenster stand, und sie schob die hilflose, am ganzen Leib zitternde Frau dort hinüber.
„Setzen Sie sich!“, befahl Lana ihr mit äußerst fester Stimme. Die Frau gehorchte ihr sofort. „Ich warne Sie, tun Sie nichts Unüberlegtes!“, Lanas Stimme klang drohend. Dabei war sie selber voller Angst und fühlte sich in die Enge getrieben, so hätte es nicht ablaufen sollen! Schnell lief sie zum Schrank hinüber, wo sie zu ihrer Erleichterung einen langen Schal fand. Mit diesem in der Hand ging sie zu der Frau zurück, die sie mit schreckerfüllten Augen anschaute. „Tun sie mir nichts, bitte…“, bettelte sie zaghaft, in ihrem altem faltigen Gesicht, welches von langen grauen Haar umrahmt war, stand Entsetzen geschrieben, und die braunen klaren Augen flackerten vor Angst und Ungewissheit. Lana legte sanft eine Hand auf ihre Schulter, wobei die Dame zusammenschreckte, doch als Lana sie liebevoll anlächelte und mit ihren grünen Augen fest in die der Dame schaute, beruhigte sich diese seltsamerweise, so als wüsste sie, dass Lana ihr nichts tun würde. „Keine Angst, ich tue Ihnen nichts, ich möchte nur die Rose haben, dann bin ich verschwunden…“, sie hielt inne, griff nach den Händen der Frau, um diese mit dem Schal zu fesseln, und schnürte sie eng zusammen „Also wo ist sie?“.
Die Frau wehrte sich nicht, wie hätte sie dies auch? Lana war viel stärker als sie. „Sie steht in der Vitrine, aber sie ist doch völlig wertlos… Mein verstorbener Mann hat sie mir geschenkt, es war die erste Rose, die ich von ihm bekommen habe…Sie… sie bedeutet mir doch so viel…“, ihre Stimme erstarb fast. Nicht aus einer adligen Familie? Einfach nur eine wertlose Rose! Was will John damit?
„Sehen Sie es mal so, diese Rose rettet Ihnen nun das Leben“, mit diesen Worten wandte sich Lana von der Frau ab und ging zu der großen Vitrine hinüber, in der jede Menge Schnickschnack stand – und auch die Rose, die sorgfältig in einen Glaskasten eingearbeitet und völlig vom Glas umgeben war. Das Mädchen seufzte, öffnete die rechte der beiden Vitrinentüren und nahm behutsam die glasumschlossene Rose in ihre Hände. Vielleicht hat sie ja doch einen Wert... Wegen der Rose hatte sie die alte Dame ganz vergessen, schnell drehte sie sich wieder zu ihr um, doch die saß immer noch wie angewurzelt auf dem Schaukelstuhl, mit den Rücken zu ihr, da der Stuhl dem Fenster zugewandt war. Ich brauche einen Strick… schnell öffnete sie ein paar Schubladen. doch einen Strick fand sie nicht.
„Ich besitze kein Geld…“, wimmerte die alte Frau, es klang fast so, als würde sie weinen. Lana brannte das Herz, sie wollte das doch nicht, aber sie wusste auch, dass sie keine andere Wahl hatte.
Sie suchte weiter, aber statt eines Stricks fand sie eine Hundeleine. Ob sie einen Hund hat?? Das war nicht sehr wahrscheinlich, dieser hätte sich doch längst schon bemerkbar gemacht, aber die Leine konnte sie gut gebrauchen. Sie ging wieder zurück zu der Frau, legte die Rose, die sie immer noch in der Hand hielt, vorsichtig auf einem Tisch ab – und fing an, mit der Hundeleine die Dame an den Stuhl zu binden, so dass kein Entkommen mehr möglich sein würde. Jetzt war es nicht mehr zu übersehen, dass die alte Dame weinte, und das tat Lana weh. „Es tut mir so leid, Ihnen wird wirklich nichts passieren, gute Frau!“, versuchte sie, ihr Opfer etwas zu beruhigen.
„Mir liegt doch so viel an dieser Blume, bitte nehmen Sie doch etwas anderes mit, aber lassen Sie mir das Röslein da…“ Lana brannte das Herz, aber Auftrag war Auftrag, und als sie die Dame einigermaßen an den Stuhl gefesselt hatte, wollte sie nur noch weg und schnappte sich die Glasblume. „Es tut mir wirklich, wirklich leid…“, mühsam stieß sie diese Worte aus.
Sie verließ hastig das Haus und rannte durch den Garten, machte sich aber diesmal nicht die Mühe die Pforte zu öffnen, sondern sprang stattdessen mit einer unglaublichen Leichtigkeit über sie hinweg, und sie wunderte sich kein bisschen über ihre neuen sportlichen Fähigkeiten, nahm sie einfach so hin. Die Rose hielt sie fest umklammert in ihrer Hand und lief nun den kleinen Pfad zurück zum Auto, wo sie sich gelassen in den Sitz zurücklehnte und tief ein- und ausatmete. Ihr Blick klebte an der wunderschönen Rose, die in dem feinen Glas eingearbeitet war. Nein, es lag ihr wirklich nicht, Leute zu bestehlen, ganz und gar nicht. Dann startete sie den Motor.
An der ersten Telefonzelle die sie auf den Weg zu John entdeckte,, hielt sie an und sprang hinaus. Niemand war in der Nähe, und sie hoffte auch, dass keiner sie beobachtete, ihr Herz raste, als sie nach dem Hörer griff, natürlich hatte sie noch ihre Handschuhe an, sie wollte nirgendwo ihre Spuren hinterlassen. Dann wählte sie die Nummer 110, und es dauerte nicht lange. da nahm auch schon ein Mann ab. Sie ließ ihn nicht einmal ausreden, sondern unterbrach diesen sofort:
„Ich habe eben eine Frau bestohlen, Waldwinkel 18, in Buringhol, das Haus ist gut versteckt im Wald, man findet es nur, wenn man den Pfad zu Fuß entlang geht, beeilen Sie sich, die Dame ist schwer verletzt“, damit legte sie auf. Natürlich hatte sie die Frau nicht verletzt, aber sie wollte. dass die Beamten sich beeilen und nicht herumtrödeln würden, denn schließlich sollte die Dame nicht länger als nötig gefesselt bleiben.

Der nächste Morgen brach an, und Lana wurde unsanft von ihrer Mutter geweckt, die völlig aufgeregt in ihr Zimmer stürmte und das Licht anknipste.
„Lana Schatz, steh auf!“. Doch Lana dachte nicht im Traum daran, sondern presste ihr Kopfkissen fester gegen ihr Ohr. Ihre Mutter jedoch gab nicht auf, setzte sich auf ihr großes Bett und hielt die Zeitung auf ihrem Schoss aufgeregt fest. „Steh auf!“, sagte sie wieder unsanft. Brummig blinzelte ihre Tochter sie an, nicht nur dass sie mal gerade erst vor zwei Stunden ins Bett gekommen war, nein ihr Schädel schien fast zu explodieren, so sehr schmerzte er ihr, und ihre Gelenke fühlten sich unangenehm an, sie konnte dieses Gefühl nicht einmal beschreiben. „Lass mich schlafen…“, murmelte sie mit Anstrengung.
Die Mutter zog ihrer Tochter einfach die Decke weg und wurde dafür sofort mit einem zornigen Blick bestraft, um den sie sich jedoch nicht kümmerte. „Hier, lies doch mal!“, sagte sie zu ihrer Verteidigung und warf Lana die Zeitung auf den Schoß. Eigentlich wollte sich Lana gerade fürchterlich darüber aufreden, dass man sie weckte, damit sie die Zeitung las, aber dann erblickte sie ein Foto, welches sie hellwach werden ließ.
Donnerwetter…
Sofort richtete sie sich auf. In der Zeitung war tatsächlich ein Bild von ihr zu sehen, wie sie maskiert in der Telefonzelle stand und telefonierte. Ihr Puls schien zu rasen, und sie kämpfte mit einer unangenehmen Übelkeit, die sich in ihr breit machen wollte.
Sie kämpfte dagegen an und zwang sich dazu, den Artikel zu lesen.

JUGENDLICHE KLAUT ZUM SPASS WERTLOSE ROSE!

Was geht in den Köpfen unserer Heranwachsenden vor?

Eine alte Frau wurde in ihrer eigenen Wohnung überfallen,
man fesselte sie an einen Schaukelstuhl, bedrohte sie –
und raubte ein Andenken von ihrem verstorbenen Mann!
Das Opfer berichtete, dass die Täterin wohl noch recht jung war,
vielleicht gerade mal achtzehn Jahre alt, sie war ganz in Schwarz
gekleidet, trug eine zurechtgeschnittene Maske und Handschuhe.
Das einzige was das Opfer sonst noch erkennen konnte war:
Sie hatte grüne Augen!

Noch unglaublicher ist: Nachdem die Diebin ihre Tat vollbracht hatte,
hielt sie mit einem schwarzen Jeep im Nachbardorf „Grünwalde“ an,
rief von einer Telefonzelle aus die Polizei an und berichtete von ihrer Tat.
Zufälligerweise ging gerade ein Hundeführer mit seinem Hund spazieren.
Ihm fiel die ungewöhnlich gekleidete Frau in der Telefonzelle auf.
Da er die maskierte Frau für sehr seltsam hielt, fotografierte er sie.
Und er beobachtete, wie sie in den schwarzen Jeep stieg und davonfuhr.
Nun versucht die Polizei, die Unbekannte auf dem Foto zu identifizieren.
Die Polizei bittet um weitere Zeugenaussagen und Hinweise.
Dazu wenden Sie sich bitte an die Nummer: 0516/809080

Lana war kreidebleich im Gesicht, und sie hatte Angst, ihre Mutter könnte ihr ansehen, dass sie es war, die die Tat begangen hatte, sie fühlte sich schrecklich und das nicht nur, weil ihr Schlaf fehlte. „Seltsam nicht wahr, Schatz?“, Monis Stimme riss sie wieder aus ihren Gedanken zurück.
„Ja, schrecklich, war bestimmt nur ein dummer Streich oder eine Mutprobe oder so etwas…“, sie hielt kurz inne, dann gähnte sie – „und deshalb weckst du mich auf?“
Ihre Mutter lächelte sanft. „Irgendwie hat sie genau die Figur wie du… Hoffentlich finden sie das Mädchen!“ Lana bekam Angst, ihre Mutter würde schockiert sein, wenn sie erfahren würde, dass sie es wirklich gewesen war. „Ich bin müde, lass mich jetzt bitte ausschlafen!“, sagte sie leicht gähnend. Moni lächelte verständnisvoll und nickte „Aber natürlich, ich wollte es dir nur zeigen, und jetzt muss ich auch gleich wieder zur Arbeit. Schlaf gut!“, mit diesen Worten verschwand sie, und Lana atmete erleichtert auf. Sie wartete noch eine halbe Stunde, bis es keine Zweifel mehr daran gab, dass ihre Mutter wirklich weg war, dann sprang sie aus den Bett, zog sich an, griff nach der Zeitung und verließ das Haus.

John frühstückte gerade, als ihn die Klingel störte. Erst wollte er überhaupt nicht öffnen, doch dieses widerliche Summen hörte und hörte einfach nicht auf, also ließ er seinen Kaffee stehen und ging zur Tür. Als er sie öffnete, war er völlig überrascht.
„Lana, welch eine Freude!“, begrüßte er sie, doch ihr Blick verriet ihm sofort, dass sie nicht besonders gut gelaunt war. „Du Scheißkerl!“, wollte sie gerade loswüten, als er sie am Arm packte und sie in die Wohnung hineinzog, denn er hatte keine Lust darauf, dass seine Nachbarn etwas von der Sache mitbekamen. Kaum hatte er die Tür geschlossen, da meckerte sie auch gleich weiter herum: „Wenn ich wegen dir ins Gefängnis komme, dann kannst du was erleben und das alles nur wegen einer Rose!“, ihre Stimme zitterte fast, so aufgebracht war sie.
„Was ist denn los?“, John verstand nicht, warum sie sich so aufregte, gestern Abend, als sie sich getroffen hatten, war doch alles klar gewesen, es schien doch alles ganz gut gelaufen zu sein.
Sie trampelte förmlich in die Küche und schmetterte die Zeitung auf den Tisch. John folgte ihr und blickte dann die Zeitung verwundert an. „Sehr lieb, dass du mir die Zeitung vorbei bringst!“, sagte er spaßend.

„Hast du was zu trinken?“, ihr Ton war noch genauso wütend wie vorhin. Er holte ein Glas aus den Hängeschrank und goss Eistee hinein, den sie ohne abzusetzen austrank. Sie war zehn Kilometer mit dem Rad gefahren, nur um ihren Frust hier bei ihm auszulassen. „Schau sie dir an!“, sie stellte das leere Glas ab und deutete auf die Zeitung.

Als er die Anzeige, wegen der sie so aufgebracht war, endlich gefunden hatte, verstand er auch ihre Besorgnis. „Keine Angst, die werden dich nicht identifizieren. Die Fotoqualität ist viel zu schlecht, man sieht dich nur von der Seite, du bist gut verkleidet, das schaffen die nicht, außerdem bist du ja noch nicht einmal vorbestraft, du kleiner Engel!“, er zwinkerte ihr zu und setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl, um seinen Kaffee weiter trinken zu können.

„Schön dass du das alles so locker siehst! Aber eins will ich dir sagen! Wenn ich ins Gefängnis komme, dann nicht alleine!“, drohte sie ihm an.

John nahm das gelassen hin, er trank einen weiteren Schluck vom dem schwarzen Gebräu und lehnte sich dann bequem zurück. Aber als er gerade etwas sagen wollte, sah er, wie sie sich auf einmal stark verkrampfte und ihre Lippen aufeinander presste, sie sank auf ihre Knie und krümmte sich zusammen, hielt ihre Augen krampfhaft geschlossen.
Entsetzt sprang er auf. „Laaana??“, fragte er besorgt und ging neben ihr auf die Knie, um sie festzuhalten. Doch als er sie in seinen Armen hielt, verlor sie das Bewusstsein.


*Sein* Kapitel 6


Er betrachtete sie voll Sorgnis, er konnte nicht verstehen, warum ihr ganzer Körper so glühte, das war einfach unmöglich, der Dämon in ihrem Körper würde es eigentlich niemals zulassen, dass sie krank werden würde. Aber dennoch glühte ihr Körper, und Schweiß lief an ihrer Stirn herab, ihr Atem ging schwer, und ihr Gesicht sah gequält aus. Mit ihr – das war deutlich zu erkennen – stimmte etwas nicht!
John setzte sich zu ihr auf das Bett und streichelte ihr zärtlich über das blond-rosafarbene Haar.
„Was ist nur los mit dir?“, flüsterte er ihr sanft zu, und in seiner Stimme lag unendlich viel Sorge, genauso wie in seinem Blick.
Er hatte sie in sein Bett getragen und sie zugedeckt, nun lag sie schon seit zwei Stunden dort, und ihr Zustand wurde immer schlechter. Er wusste sich einfach nicht mehr zu helfen, hatte der Zeitungsbericht sie etwa so sehr aufgeregt, dass ihr Körper deswegen verrückt spielte?
„Verdammt Mädel! Du bist ein Dämon, und die lassen sich doch nicht unterkriegen!“, sagte er im vorwurfsvollen Ton zu ihr, fast so als könne sie etwas dafür.

Stunden waren mittlerweile vergangen, und er war ihr nicht von der Seite gewichen, hatte ihr immer wieder das Thermometer in den Mund geschoben und ihr mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn getupft. Nun brach die Nacht an, und er stieg zu ihr ins Bett. Sie lag auf der Seite, und er schob sich vorsichtig hinter sie, so dass er ihren Rücken berühren konnte, er legte den Arm um sie und sog noch einmal den süßen Honigduft ihrer Haare ein, bevor er die Augen schloss und daran dachte, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte:

*„Du bist einfach nur unglaublich, John…“; die feine Stimme der blonden Schönheit kitzelte sanft sein Ohr, sie saß auf seinem Schoß, er hatte seine Hand auf ihre glatten Beine gelegt, der kurze Rock bedeckte nur das nötigste, und er konnte mit seiner Hand immer wieder unter den Rock gleiten, ohne dass sie auch nur einmal etwas dagegen hatte. Sie war geil auf ihn, das hätte sogar der letzte Idiot gemerkt, und er hatte nichts dagegen, sich ein wenig mit ihr zu vergnügen, er kannte sie nicht länger als eine Stunde, und doch hätte er in diesem Moment alles von ihr bekommen, was er sich wünschte.
Die kleine Kneipe, die vom Zigarettenqualm völlig vernebelt war, sah nicht besonders einladend aus, trotzdem war sie immer gut gefüllt. Vielleicht weil jeder hier fand, was er wollte und die Getränke günstig waren?
Sonst fielen ihm keine Gründe ein, weshalb die Kneipe sonst noch besucht wurde, es gab wirklich schönere Lokale. Aber er war ja auch hier, und warum? John wusste, dass er hier jederzeit eine Frau zum Vögeln finden konnte, sie waren alle gleich, jede von ihnen war freizügig gekleidet, jede von ihnen verriet nie ihren wahren Namen, und jede von ihnen gab immer vor, eine andere zu sein, als sie in Wirklichkeit war. Denn jede von ihnen wollte einfach nur Sex! Genauso wie er.
Doch plötzlich stutzte er. Ein außergewöhnlicher Duft stieg auf einmal in seine Nase, betäubte fast seine Sinne, er kam ihm so verlockend vor, aber er konnte ihn nicht einordnen, er gehörte zu keiner Person in diesem Raum. Er kam von draußen, in ganz schwachen Fäden zog er in die Kneipe hinein und umschmeichelte seinen Geruchssinn.
„Steh auf!“, seine Stimme klang brutal barsch, und die Blonde schaute ihn verwundert an.
„Heb’ deinen Arsch hoch!“, schnauzte er sie ein weiteres Mal an, es bereitete ihm Mühe, den Geruch nicht zu verlieren, er spürte schon, wie er schwächer wurde.
Die junge Frau erhob sich von seinem Schoß, doch es ging ihm zu langsam, also half er nach und schubste sie regelrecht herunter. „Ey!“, protestierte sie keuchend, doch John schenkte ihr schon gar keine Beachtung mehr, er wollte so schnell wie möglich hier raus, er hechtete hinaus auf die Straße, und als ihm eine frische Brise entgegen kam und er sie tief in sich einsog, roch er den Honigduft wieder stärker, außerdem duftete er nach Blüten, nach Blüten die gerade frisch aufgegangen waren und auf einer weiten Wiese standen, sie gehörten zu dem Honigduft. Wie im Rausch folgte er seiner Spur, und als er um die Ecke der Kneipe bog, sah er sie. Sie war es, die diesen lieblichen Duft verströmte, und sie sah genauso aus wie sie roch!
Ihm fiel nichts anderes ein als: Engel…
Wie sie da stand und auf ihr Handy starrte, ihre Augen waren von einem leichten Tränenschleier bedeckt. Und sie passte nicht in diese Umgebung, sie hätte nicht in dieser grauen, dunklen Gegend stehen dürfen, sie hätte in der Sonne am See, umgeben von vielen Blumen sein müssen.

Sie war es! Die, die er gesucht hatte! Er hatte sie gefunden…
Mit sicheren Schritten ging er auf sie zu, sie hatte sich an die Wand gelehnt, ihr Handy in der Jeanstasche verschwinden lassen und schaute nun stur geradeaus auf die Straße. Jedoch fuhr kein einziges Auto vorbei, die Straße schien wie ausgestorben zu sein.
„Lady…“, begrüßte er sie vorsichtig und stellte sich vor sie hin, er wirkte bedrohlich, er war so groß und kräftig, und er war ihr viel zu nah, sie wollte zurückweichen, doch es ging nicht, hinter ihr war die Betonwand. Also schaute sie ihm fest in die Augen.
Diese Augen… er konnte nicht anders, als genau in diese zu starren, sie wirkten so groß und so unschuldig.
„Ist alles in Ordnung?“, versuchte er sich wieder zu fangen, sie nickte erst zaghaft, dann öffnete sie ihren sinnlichen Mund. „Alles gut, ich warte nur darauf, dass ich abgeholt werde!“ Natürlich log sie, denn sie wusste, es würde niemand kommen, um sie abzuholen.
„Kann ich mit dir warten?“; es klang für sie fast so, als wäre er wirklich besorgt, aber er hatte so eine seltsame Ausstrahlung, irgendetwas war bedrohlich an ihm, und sie traute ihm nicht.
„Ich würde lieber alleine warten!“ gab sie ihm mit fester Stimme zu verstehen, dass er verschwinden sollte.
Doch er musterte sie nur von oben bis unten – und lehnte sich dann ebenfalls mit dem Rücken an die Wand.
Zornig schaute Lana ihn an, er passte ihr einfach nicht, seine aufdringliche Art, und noch dazu schaute er sie so komisch an! Mit viel Schwung trat sie von der Wand weg, ihr stufig geschnittenes Haar peitschte kurz durch die Luft, sie hatte all ihren Kummer kurzfristig vergessen und schenkte ihre Aufmerksamkeit nun komplett dem Unbekannten.
„Ich habe kein Interesse an Gesellschaft!“, sagte sie in einem arroganten Ton, der ihm überhaupt nicht passte. Er schaute sie forschend an, war sie wirklich so hart, wie sie gerade tat?
„Ich bleibe bei dir, ob’s dir nun gefällt oder nicht, ist mir egal! Denn eine solche Schönheit sollte man nicht alleine lassen!“, seine Stimme klang auf einmal sehr ruhig.
Was sollte sie tun? Er würde wohl nicht gehen, hatte er denn verdammt noch mal nichts anderes zu tun? Aber ein Auto würde auch nicht kommen, um sie abzuholen. Sie sollte einfach losgehen! Alleine durch den Wald? Das war der kürzeste Weg, aber irgendwie schien ihr dies nicht sehr klug zu sein. Vielleicht sollte sie ihn fragen, ob er sie nach Hause begleiten würde, doch als sie ihn daraufhin anschaute und ihn noch mal gründlich musterte, verwarf sie diesen Gedanken gleich wieder, da konnte sie genau so gut auch alleine gehen. Er sah nun wirklich nicht vertrauenserweckend aus, zugegeben, er war hübsch, und diese bedrohliche Ausstrahlung, die von ihm ausging, machte ihn nur noch interessanter. Schnell schob sie diese Gedanken beiseite und kam wieder aufs Wesentliche zurück: Sie würde einfach alleine gehen, Basta!
„Wünsch dir noch ’nen schönen Abend!“, verabschiedete sie sich von ihm, sie mochte ihn zwar nicht, aber trotzdem war sie gut erzogen und würde nicht einfach so gehen.
Erstaunt schaute er zu, wie sie sich umdrehte und entschlossen einen Fuß auf die Straße setzte.
„Moment mal!“, er schrie sie richtig an, eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sie stehen bleiben oder wenigstens zusammenzucken würde, doch nichts dergleichen geschah, sie ging einfach weiter geradewegs über die Straße auf den Wald zu, der voller Dunkelheit nur darauf lauerte, sie zu verschlucken.
Er wollte sie, er würde sie nicht einfach so gehen lassen, und er wusste, sie war es, sie war die, die ihm gefehlt hatte!
Also eilte er ihr mit großen Schritten hinterher.
Sein Dämon in ihm brodelte richtig auf, er wollte sie, er wollte sie, Oh wie sehr er sie wollte…
Ohne eine Vorwarnung packte er sie am Arm und hielt ihr Handgelenk mit eisernem Griff fest. Er spürte eindeutig, dass sie Angst hatte, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie war die Richtige! Unschuldig, rein und mutig!
„Ich kann dich nicht gehen lassen!“, er flüsterte es ihr fast zu und zog sie dann am Arm in den Schatten des Waldes hinein. Er drückte sie mit viel zu viel Kraft gegen einen Baumstamm, so dass ihr der Rücken wehtat.
Mit erschrockenen Augen schaute sie ihn an. Sie ahnte nichts gutes, alles mögliche schoss ihr durch den Kopf, würde er sie vergewaltigen? Oder würde er noch viel schlimmere Dinge mit ihr anstellen?! Sie wollte schreien, aber sie konnte es nicht, warum um alles in der Welt schrie sie nicht? Warum rührte sie sich nicht? Sie stand einfach wie versteinert da und starrte ihn an, doch plötzlich veränderte sich der Ausdruck in ihren Augen, der traurige Glanz verschwand vollkommen, und sie schaute ihn nun voller Hass und Entschlossenheit an.
Sie war die Richtige, das wusste er nun, und er wollte sie besitzen!
„Ich kann dich nicht gehen lassen!“, wiederholte er sich und schaute ihr fest in ihre grünen Augen, die an eine Katze erinnerten, sie wirkte so zerbrechlich wie eine Elfe und auch genauso stolz.
„Was soll das werden?!“, fauchte sie ihn nun an, und sie wunderte sich selber, woher sie den Mut genommen hatte. Er ließ seinen Blick an ihr herabgleiten, und es machte sie furchtbar wütend, sie hasste es, ihm unterlegen zu sein!
„Ich möchte dir etwas schenken…“, begann er sprechen und umklammerte nun auch noch ihre andere Hand, während er mit seinem Kopf dem ihren ganz nahe kam, sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen. „Ich kann dir die Unsterblichkeit schenken!“, flüsterte er.

Der ist doch völlig irre…
„Verpiss dich!“, sie konnte nicht anders, sie schrie diese Worte hinaus, und in ihrer Stimme schwang Verzweiflung mit.
„Sei still…“, sagte er nur und drückte seine Lippen auf die ihren, doch sie drehte ihren Kopf weg.
„Verschwinde…“, nun klang ihre Stimme gebrochen.
Sie hatte fürchterliche Angst, das wusste er, und es gefiel ihm auf eine Art und Weise, die er sich nicht erklären konnte.
Vorsichtig flüsterte er ihr ins Ohr, dass sie sein war – und dann, dann biss er sie, er biss sie direkt in ihren Hals, wie ein wildes Tier biss er sich an ihrem Hals fest, und der unerträgliche Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, sie schrie aus voller Kraft laut um Hilfe, schrie, er solle aufhören, doch nichts dergleichen geschah, keiner eilte ihr zu Hilfe, und er hörte auch nicht auf sie zu beißen.
Bis ihr schließlich heiß und kalt zugleich wurde, bis ihre Haut zu brennen schien, bis ihr Blut in den Adern zu einer dickflüssigen Masse wurde, ihr Herz plötzlich aufhörte zu schlagen und ihre Haut sich anfühlte. als würde man sie mit Nadeln bearbeiten, da erst ließ er ab von ihr, und sie merkte nur noch, wie ihre Beine nachgaben und sie in seinen Armen landete, ob er sie hoch gehoben oder ob sie gefallen war, das konnte sie nicht sagen, aber sie spürte seinen festen Griff um ihren Körper, das letzte was sie sah, war das dichte Blätterdach, dann schloss sie die Augen…*

John seufzte auf und streichelte zärtlich ihren nackten Arm. Er hatte es sich nicht erlaubt, sie ganz auszuziehen, obwohl es verführerisch war. So lag sie voll angekleidet neben ihm und schlief tief und fest. Ob sie etwas Schönes träumte oder ob sie einen Alptraum hatte, er wusste es nicht.
Ihre unerträgliche Wärme durchströmte nun auch seinen Körper.
Und er machte sich Sorgen, große Sorgen…
Sie konnte doch nicht sterben, nicht wegen einer Krankheit, das ging nicht, das war unmöglich! Sie durfte ihn nicht verlassen, niemals durfte sie ihn wieder alleine lassen!
Das verbot er ihr.
Er schob sich noch enger an sie heran, drückte ihr einen Kuss auf den Rücken und schlief dann selber ein.

Sie war sein….Ganz alleine sein…

*Öhrchen* Kapitel 7


„Waaaasssssss um Himmelswillen!!!!!!!!!“, der grelle Schrei schrillte durch die ganze Wohnung. John fiel fast aus seinem Bett, so erschrocken war er. Es klang fast so, als würde jemand gerade abgemetzelt werden. Er war urplötzlich putzmunter, tastete die Seite ab, wo eigentlich hätte Lana liegen müssen, doch sie war nicht da, wie auch? Sie war im großen Badezimmer und starrte mit Entsetzen im Gesicht ihr Spiegelbild an, sie war fassungslos.
Immer wieder tastete sie mit den Händen darüber, um sich wirklich zu vergewissern, dass sie da waren. „Nein…nein…nein…“, immer wieder murmelte sie dieses Wort vor sich hin, sie konnte einfach nicht glauben, was sie sah und was sie fühlte.
John hatte sich mühsam aus den Bett erhoben, es schien ihr besser zu gehen als am Abend zuvor, wenn sie schon wieder wach war. Trotzdem war er nicht gerade erleichtert, denn irgendetwas schien sie ja zu beunruhigen, das war unüberhörbar. Und so eilte er zu dem großen, hellblau gekachelten Badezimmer, die Tür stand offen, und deswegen konnte er sehen, wie Lana ihre Hände an den Kopf hielt, in den Spiegel starrte und immer wieder irgendetwas vor sich hin murmelte. Doch sie schien gesund und fit zu sein, stellte er erleichtert fest.
Langsam trat er ins Badezimmer ein, er trug nur eine Boxershorts, sonst nichts.
„Was ist denn los?“, fragte er sie etwas verschlafen, wie spät mochte es wohl sein, sechs oder vielleicht sogar erst vier Uhr morgens?
„Ich …ich …ich habe Ohren!“, sagte sie fast jaulend. John zog eine Augenbraue hoch und trat hinter sie, so dass er ihr Gesicht im Spiegel betrachten konnte und sie seins. Sie sah wirklich wieder gesund aus. „Schätzchen, jeder hat Ohren, das ist normal!“, versuchte er sie zu beruhigen, sie schien völlig verwirrt zu sein, vielleicht hatte sie ja doch noch Fieber.
„Halt’ mich nicht für dumm!“, zischte sie ihn an und ließ dann ihre Hände sinken.
„Ich meine das hier!!!“, sagte sie giftig, und auch John war fassungslos, fast klappte ihm der Mund auf. Mit riesigen Augen starrte er auf das, was da durch ihr dickes herrliches Haar ragte.
„Ohh….“, war alles was er hervorbrachte.
„Ja Ohh, toll! Ein Ohh ist alles was dir einfällt! Das ist alles nur deine Schuld!“, fauchte sie weiter, und die kleinen spitzen Katzenohren, die aus ihren Haar heraus lugten, wackelten kurz auf, sie waren mit samtweichen, kuschelweichen Fell überzogen.
Dann musste John auf einmal grinsen, und ihr Blick wurde noch viel zorniger, doch er konnte sich einfach nicht mehr zusammenreißen, sondern fing stattdessen lauthals an zu lachen.
„Mein Kätzchen hat endlich seine Öhrchen bekommen!“, setzte er noch einen drauf, und wie ein kleines Kind lachte er so heftig, dass er seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Lana die nun wirklich nicht gerade gut drauf war, explodierte jetzt völlig.
Drehte sich wutentbrannt zu ihm um und funkelte ihn mit ihren Augen böse an.
„Das! Das ist alles nur deine Schuld!“, schnaufte sie erbittert und zeigte mit dem Finger auf ihn, was irgendwie lächerlich aussah.
„Ach komm’ schon…“, wollte er sie beruhigen und musste noch immer lachen, er konnte sich gar nicht mehr beruhigen, während er dabei völlig gebannt auf ihre neuen Ohren starrte.
„Die sind echt niedlich…“, sagte er lachend.
Lana war so wütend und verzweifelt, dass sie ihm mit voller Wucht eine kräftige Ohrfeige verpasste, und sie hatte alle ihre Kraftreserven hineingelegt, die Ohrfeige brachte ihn tatsächlich zum Schwanken, und sein schallendes Gelächter erstarb sofort.
Verwundert sah er sie nun an, sah wie verzweifelt sie war und sah wie sehr sie kochte. Seine Wange brannte richtig, für eine Frau konnte sie wirklich ziemlich gut zuschlagen. Lana starrte ihn verbissen an, und dann presste sie die Lippen fest aufeinander, um nicht zu schreien. Sie schüttelte ihren hübschen Kopf, drängte sich dann an ihm vorbei und verließ das Badezimmer.
John stand noch immer verwundert da, er konnte sich selber nicht erklären, woher die Ohren kamen, aber dennoch, es sah niedlich aus…
Er musste mit ihr reden, er musste ihr noch einmal das Fieber messen, und er musste sie beruhigen.
Also verließ auch er das Badezimmer und sah sie auf den Boden im Flur sitzen, ihre Beine hatte sie umklammert und ihren einen Schuh hielt sie schon in der Hand, sie wirkte auf einmal nicht mehr wütend, sondern nur noch traurig.
„Lana?“, fragte er sie vorsichtig.
„Ich kann so doch nicht hinaus…“, gab sie leise zu und senkte ihren Blick.
„Komm’ steh auf, ich werde dir Frühstück machen“, schlug er vor, und eigentlich hatte er schon damit gerechnet, dass sie wild protestieren würde, doch stattdessen stand sie auf, stellte den Schuh zurück und ging ins Wohnzimmer.

Als John mit den frisch aufgebackenen Brötchen und einem Tablett mit Besteck und Aufschnitt den Raum betrat, saß Lana leicht schmollend auf dem großen Kuschelsofa und erinnerte an ein Kind, dem etwas nicht passte. John stellte das Tablett auf dem edlen Marmortisch ab und setzte sich neben sie, hielt aber einen deutlichen Abstand zu ihr, sicher war sicher, noch so eine Ohrfeige könnte er heute nicht vertragen, vor allem nicht zu dieser frühen Stunde, es war mal gerade mal sieben Uhr morgens.
„Wenn du Hunger hast, bedien’ dich“, bot er an, sie nickte nur.
„Sag’ mal, wieso lag ich in deinen Bett?“, fragte sie zu seiner Verwunderung.
„Ähm… du bist in der Küche umgekippt, und deswegen habe ich dich in mein Bett gelegt, na ja, außerdem hattest du starkes Fieber und hast geschwitzt, wir sollten besser noch mal Fieber messen“, schlug er vor.
„Nein, ich fühle mich gesund…“, Lana hielt kurze inne, dann seufzte sie „Ich habe Angst…“, gab sie zu und schämte sich etwas, aber mit irgendwem musste sie doch drüber reden.
John sah sie wirklich verwundert an und war für einen Augenblick sprachlos, damit hatte er nun ganz und gar nicht gerechnet und er wollte nicht wieder etwas Falsches sagen, deswegen überlegte er erst einmal.
„Ich weiß nicht… Was wird als nächstes mit mir passieren? Wie soll mein ganzes Leben weiter gehen? Muss ich jetzt für immer für dich stehlen?“, fragte sie zaghaft und schaute ins Leere.
„Na ja…also…“, auf einmal war der ach so tolle Hecht sprachlos, empfand er plötzlich etwa Mitleid mit ihr? Er wusste ganz genau, dass er sie nur ausnutzte, und er wusste nicht einmal selber, wie es weiter gehen würde – mit ihr.
„Sagen wir, du wirst für eine ganze Weile bei uns bleiben, aber irgendwann bist du in der Lage, deinen Dämonen selber unter Kontrolle zu halten, und du wirst mich nicht mehr brauchen, du hast irgendwann deine Schulden bei mir abgearbeitet, und dann bist du frei“, erklärte er.
Sie schaute ihn nun leicht strafend an. „Welche Schulden?“
„Na, für dein unendliches Leben! Meinst du, das ist umsonst?!“
„Ich habe mir nicht gewünscht, dass du mir dies gibst!“
„Ja, aber du hast dich auch nicht sonderlich gewehrt!“
„Ich denke du weißt selber, wie lächerlich das ist! Wie hätte ich mich denn wehren sollen!“

In ihrem Gespräch entstand eine kurze Pause, ja, er wusste selber, dass sie ihn nicht darum gebeten hatte, es zu tun, er hatte sich einfach nur das genommen, was er wollte, aber verdammt noch mal, sie könnte ihm ja wohl etwas dankbarer dafür sein!

Lana erhob sich vom Sofa, dann schaute sie John prüfend an – er trug immer noch nur seine Shorts und sein makellos perfekter Körper war in voller Pracht zu sehen.

„Ich möchte im Moment einfach nur wissen, warum ich diese Ohren habe und was noch mit mir geschehen wird. Ist das schon mal jemanden passiert?“, ihre Stimme klang sicher und fest.
„Nein, nicht dass ich wüsste…“, gab er ehrlich zu.
„Bring’ mir ’ne Mütze!“
„Wozu?“
„Ich möchte nach Hause, aber so kann ich ja wohl kaum unter die Leute gehen.“
Er erhob sich nur widerwillig, eigentlich wollte er sie noch nicht fortlassen, aber es machte auch wenig Sinn, sie hier festzuhalten. Außerdem musste er sich dringend mit jemanden in Verbindung setzen, und da wäre sie nur fehl am Platz. Also tat er, was sie verlangte und brachte ihr eine alte schwarze Wintermütze, die sie sich mit grimmigem Blick über ihr Haar stülpte.
„Wie lächerlich! Draußen sind einundzwanzig Grad, und ich laufe mit einer Wintermütze herum, super!“, ihr Blick wirkte zornig aber irgendwie süß, und als sie die schwarze Mütze aufgesetzt hatte und sie zurecht zupfte, sah sie wieder so unschuldig aus, dass er sie eigentlich an liebsten an sich gedrückt hätte und auf sie aufgepasst hätte. Doch es war idiotisch, er hatte sie selber in Gefahr gebracht, nun war es zu spät, sie zu beschützen, was hatte es nur mit diesen Ohren auf sich?
„Pass auf dich auf!“, rutschte es aus ihm heraus, ohne dass er es wollte, sie beäugte ihn misstrauisch „Sicher…“, murmelte sie und zog ihre Schuhe an.
Dann verschwand sie und ließ ihn alleine zurück.

Kaum war sie aus der Tür hinaus, eilte er auch gleich zum Telefon, ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er eine bestimmte Nummer wählte. Hatte er jemals damit gerechnet, dass es dort ein Telefon gäbe? Nein, niemals hätte er so was vermutet, es war wirklich alles sehr sonderbar.
„Was störst du mich??“, schallte die aggressive Stimme durch den Hörer und riss John aus seinen Gedanken, seine Finger fingen sofort an zu schwitzen, und mit großem Respekt in der Stimme antwortete er: „Ich wollte euch nicht stören, verzeiht mir bitte, aber es gibt ein Problem, also etwas ist passiert, was zu vor …“, druckste John herum.
„Bla…Bla…Bla… Komm’ auf den Punkt! Ich hab’ nicht ewig Zeit! Also???“.
„Ja gut, einer meiner Verwandelten hat Ohren bekommen, Katzenohren, wenn ich mich nicht täusche…“, erklärte John. Am anderen Ende der Leitung war es zuerst ruhig, dann hörte man ein Räuspern.
„Gratuliere, du hast es geschafft, du hast die Richtige gefunden, und das wird nicht das Einzige sein, was sich an ihr verändern wird, dir ist schon bewusst, dass sie früher oder später völlig zum Dämon werden wird?! Umso mehr Seelen sie euch überbringt, umso mehr wird sie ihre Menschlichkeit verlieren.“
John stutzte, warum war ihm dies nicht früher in den Sinn gekommen? Es klang logisch, es würde ihr natürlich ganz und gar nicht passen, also musste er seine Lüge noch erweitern und noch mehr ausarbeiten, Lana durfte niemals erfahren, was sie eigentlich wirklich trieb. „Ja, natürlich, dann habe ich sie wirklich gefunden…“, stellte John zufrieden fest. „Wie gesagt, ich gratuliere und so weiter und so fort! War’s das? Oder willst du mich um noch mehr kostbare Zeit berauben?“.
„Nein, sicher nicht…“, John passte es nicht, wie er mit ihm sprach, aber er wusste, er würde es nicht ändern können.
„Gut…“, das war alles, was sein Gesprächspartner noch zu sagen hatte, dann beendete er das Gespräch. John seufzte, legte den Telefonhörer auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
„Das kann ja noch heiter werden…“, murmelte er.

Lana hatte es geschafft, zu ihrem Geländewagen zu kommen, sie drehte den Schlüssel um, schaltete in den ersten Gang und fuhr los, unterschiedliche Dinge gingen ihr durch den Kopf, und es fiel ihr schwer, sich auf den Verkehr zu konzentrieren.
So dass sie fast einen Unfall baute, der ihr Verschulden gewesen wäre.
Wie konnten ihr nur Ohren wachsen? Über Nacht, so dass sie es nicht einmal bemerkt hatte! Welch seltsame Dinge doch gerade mit ihr passierten. Plötzlich schreckte sie auf, ihr Handy klingelte grell in ihrer Hosentasche, jemand rief sie mit unbekannter Nummer an, sofort bekam sie Panik, was war, wenn die Polizei sie erkannt hatte und sie nun anrief! Bis eben hatte sie diesen blöden Zeitungsbericht noch vergessen gehabt, aber nun holte er sie ein und überrollte sie mit voller Kraft, trieb ihr die Übelkeit in den Magen und ließ sie blass werden. Sie war nicht mehr in der Lage zu fahren, mit letzter Kraft hielt sie auf dem Seitenstreifen der Landstraße an und ging dann nervös an ihr Handy.
„Schätzchen???“, die besorgte Stimme ihrer Mutter ließ sie erleichtert aufatmen, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Du bist es…“, schnaubte sie erleichtert, und sofort umklammerten ihre Hände das Lenkrad nicht mehr so fest.
„Wer sollte es denn sonst sein?“, fragte diese verwundert und neugierig zugleich.
„Nicht so wichtig!“, murmelte Lana.
Plötzlich schien ihrer Mutter wieder einzufallen, dass sie ja sauer auf ihre Tochter war und wütete auch sogleich los:
„Mein liebes Fräulein, was denkst du dir eigentlich, die ganze Nacht weg zu bleiben, ohne anzurufen und Bescheid zu geben? Auch wenn du achtzehn bist und somit volljährig, gibt es dir nicht das Recht, mir solche Sorgen zu bereiten! Du hast dich gefälligst abzumelden und…“
Lana hielt mit müden und satten Augen das Mobiltelefon von sich weg, sie konnte diese Rede heute ganz und gar nicht ertragen. Als es endlich still wurde und sie die Stimme ihrer aufgebrachten Mutter nicht mehr hörte, näherte sie ihr Ohr wieder vorsichtig dem Hörer.
„Es tut mir leid Mutter, wird nicht wieder vorkommen, ich habe bei einem Freund übernachtet und einfach die Zeit vergessen, tut mir leid.“
„Toll! Und wann kommst du nach Hause?“, ihre Mutter war noch immer sauer, wie man unschwer hören konnte. „Ich weiß es nicht, denke heute Abend, nicht böse sein! Hab’ dich doch lieb. Also bis nachher“, damit legte sie auf und wusste, wenn sie nach Hause kam, würde der Spaß weiter gehen, aber erst einmal musste sie eh woanders hin…


*Mission …gescheitert!* Teil 8


Daniel schaute Lana ganz verdattert an, aber er lachte nicht, er grinste nicht, er war einfach nur schockiert, und er empfand sofort Mitgefühl mit dem Mädchen, welches total durcheinander zu sein schien. Sie stand noch immer bewegungslos da und hielt mit der einen Hand ihre Mütze fest, sie hatte sie sich vom Kopf gezogen, als Daniel sie fragte, was sie so aufgewühlt hätte – und nun schaute er sie mit großen erstaunten und zugleich schockierten Augen an.
Daniel wohnte weit abgelegen von allem, nur der Wald umgab das kleine Häuschen, welches er von seinen Großeltern geerbt hatte, und eigentlich brauchte keiner der beiden Angst davor haben, hier gesehen zu werden. Aber trotzdem fand Daniel diese Ohren einfach zu sonderbar, und er hatte kein gutes Gefühl dabei, dass Lana hier so offen herumstand, also bat er sie sofort in sein Holzhaus herein.
Lana war schon einmal bei Daniel gewesen und sie hatte sich sofort sehr wohl dort gefühlt, alles war so gemütlich eingerichtet, er hatte seine ganz eigene Ordnung und sammelte mit Vorliebe hübsche Landschaftsbilder, die perfekt in diese Hütte passten.
Lana setzte sich ohne Aufforderung auf das weiche blaue Kuschelsofa, sie streifte ihre Schuhe ab, zog die Beine hoch, umklammerte sie mit ihren Armen und lehnte sich dann bequem zurück.
Daniel stand noch immer leicht verdattert im Türrahmen und bestaunte ihre neuen Ohren. „Hast du deine anderen Ohren auch noch?“, fragte er vorsichtig, er hatte Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Lana nickte und seufzte dann. „Ja, schon, aber ich benutze sie nicht mehr, ich höre alles nur noch über diese schrecklichen Dinger!“. Daniel musterte die weißen Plüschohren noch einmal ausführlich, dann wandte er sich einfach um und kam wenig später mit zwei Gläsern Limo zurück, die er auf dem Wohnzimmertisch abstellte, bevor er sich zu ihr setzte.
„Was hat John dazu gesagt?“
„Er hat gelacht… das war eigentlich auch alles! Aber ich finde das nicht gerade zum Lachen! Was erzähl’ ich denn bitte meiner Mutter, wenn sie die entdeckt?“
Daniel atmete tief ein, es war noch früh am Morgen, und er hatte nicht mit Besuch gerechnet, so trug er nur eine schwarze Boxer Shorts und ein graues Schlabber-T-Shirt welches schon leicht durchlöchert war, sein Haar war noch verzaust, und eine Zahnbürste hatte er an diesen Morgen auch noch nicht gesehen, doch irgendwie fand Lana, dass er richtig niedlich wirkte, und das verstrubbelte Haar stand ihm, er sah frech und locker damit aus.
Daniel nippte kurz an seiner Limo, stellte sie dann aber mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zurück.
„Pfui! Ich glaube, ich könnte eher ’nen Kaffee vertragen…“, murmelte er beiläufig und wandte sich dann wieder dem eigentlichen Thema zu: „Typisch, der Arsch interessiert sich wieder mal überhaupt nicht für deine Gefühle! Ich wette, er ahnt nicht einmal, wie es dir dabei geht…. Hmm… aber viel wichtiger ist ja jetzt, was das zu bedeuten hat. Und warum du diese Dinger bekommen hast!“ Wieder deutete er auf die Ohren, runzelte die Stirn. „Sag mal, hörst du damit eigentlich anders.
„Bis jetzt nicht, also mir ist es jedenfalls nicht aufgefallen, aber vielleicht sollte ich mal drauf achten…“
In diesem Moment meldete sich ihr Handy mit einem grellen Klingelton, der beide erschrocken zusammenzucken ließ. Lana schaute zähneknirschend auf das Display, auf dem der Name John aufleuchtete. „Nicht der ….“, rutschte es aus ihr heraus, und für einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihn einfach weg zu drücken, doch dann verwarf den Einfall schnell wieder.
„Was gibt’s?“, fragte sie nicht sonderlich freundlich.

„Einen neuen Auftrag, meine Liebe, nur für dich bestimmt!“; Johns Stimme hingegen klang so, als wäre alles vollkommen in Ordnung, ihn schienen diese Ohren wirklich nicht im Geringsten zu interessieren.
„Ich bin heute nicht in Stimmung…“, seufzte sie.
„Solltest du aber! Sobald du ihn ausgeführt hast, wirst du zu mir kommen und dann, na ja, dann erkläre ich dir das Wunder mit den Ohren, abgemacht?“, er versuchte sie zu begeistern oder zu bestechen, wie auch immer man es nennen wollte. Doch was für eine Wahl hatte Lana denn wirklich? Sie musste den Auftrag ja sowieso durchführen.
„Ja ist klar, gib mir einfach die Daten per Sms durch… Bye…“, damit legte sie auf, während sie wütend schnaufend aus- und einatmete.
Daniel musterte sie mitfühlend. „Ein neuer Auftrag?“, fragte er. Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ja…. Und er weiß was wegen der Ohren, will es mir aber erst sagen, wenn ich den Auftrag ausgeführt habe!“
„Drecksack..“, sagte Daniel verächtlich und strich Lana, die noch immer ziemlich bedrückt aussah, liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wenn du möchtest, kannst du bei mir bleiben, dann musst du dich nicht vor deiner Mutter fürchten.“
Er meinte es lieb, aber es ging nicht, sie wollte ihre Mutter nicht alleine lassen, wie lange sollte sie sich denn bitte noch vor ihr verstecken? Nein, Moni war keine schlechte Mutter, und sie hatte es nicht verdient, sich Sorgen um ihre Tochter machen zu müssen.
„Danke, aber ich muss nach Hause, meine Mutter würde sich zu große Sorgen machen, und früher oder später müsste ich ja doch wieder zurück, ist schon in Ordnung so, ich muss mir nur was einfallen lassen, wie ich die verstecken kann…“ Sie deutete unbestimmt auf die neuen Ohren.
Beide sahen nachdenklich aus, aber dann wandte Daniel sich ihr zu. „Hol dir doch eine schicke Sommermütze, dann sieht das wenigstens nicht so lächerlich aus wie mit diesem Ding da!“, er zeigte auf Johns Wintermütze und verzog das Gesicht. Lana grinste bei dem Anblick und nickte. „Ja, sollte ich wohl machen!“

Skeptisch schaute die Dämonin das alte Schloss an, irgendetwas in ihr sagte, dass dort etwas nicht stimmte, dass wieder alles schief gehen würde! Der halbe Mond, der gerade wolkenfrei war, spiegelte sich im Schlosssee wieder und verlieh dem Ganzen etwas Mystisches, der Rest des Himmels war von Wolken bedeckt, und es sah so aus als würde es jeden Augenblick anfangen zu regnen.
Sie zupfte ihre schwarze Mütze zurecht, die ihr Schutz vorm Erkennen gab und die außerdem auch ihre neuen Ohren gut versteckte. Den schwarzen Jeep hatte sie an einem Waldweg abgestellt und war die wenigen Minuten hierhin zu Fuß gegangen, die Gefahr war einfach zu groß, entdeckt zu werden.
Das Schloss war dunkel, tiefdunkel, kein noch so kleines Lichtlein verriet ein Lebenszeichen in ihm, noch nicht einmal ein roter Punkt war zu sehen, der auf einen Fernseher oder irgendein anderes Gerät im Standby-Modus hinweisen würde.
Lana fühlte sich trotzdem nicht wohl. Ihr innerer Dämon sagte ihr, jemand wäre hier, und ein grausames Gefühl beschlich sie, als würde jemand auf sie warten.
Ein Schauder lief ihr den Rücken herunter.
Wovor hatte sie Angst?

Es gab weit und breit nichts, das solche Kräfte besaß, die sich mit den ihren messen konnten.
Schnell riss sie sich wieder zusammen, sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren.
Sie umrundete einmal das Schloss mit leisen Schritten, um sicher zu gehen, dass sich auch wirklich nirgends ein Zeichen von Leben regte.
Dann trat sie an das Metalltor heran, welches mit gusseisernen Rosen verschönert war, die sie jedoch nicht würdigte, schnell war sie über das hohe Tor geklettert und hatte nun den Innenhof erreicht, der jeden Schritt den sie tat widerhallte. Seltsame Figuren schmückten die unterschiedlichen Türen, sie wirkten tatsächlich etwas unheimlich, und dieses Gefühl, etwas würde auf sie lauern, wollte einfach nicht verschwinden, sondern verstärkte sich nur noch.
Es war lächerlich hier einzubrechen, sicher gab es überall Alarmanlagen, hier wohnte eine stinkreiche Familie, und alles was sie von ihnen stehlen sollte, war ein uraltes Gemälde. Sie seufzte laut auf und hielt sich sofort die Hand vor den Mund, der schwarze Lederhandschuh fühlte sich angenehm kalt an, während ihr Seufzer durch das Hofinnere schallte.
Nicht panisch werden! Es ist nur ein altes Gebäude, nichts, gar nichts könnte mir hier gefährlich werden…!
Und plötzlich hörte sie es, Schritte, Viertaktschritte, keine menschlichen, sie spürte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, von überall schienen diese Schritte näher zu kommen, und durch das Hallen konnte sie einfach nicht wahrnehmen, aus welcher Richtung sie kamen, aber sie näherten sich ihr, und dann roch sie diesen muffeligen Geruch, diesen Geruch von Sand, Matsch, Wald, Mensch und ganz klar, Hund.
Die Schritte gehörten zu einem Hund, sie hatten einen Wachhund.
Was sollte sie nur tun? Doch noch ehe sie handeln konnte, wurde über ihr eins dieser alten Fenster blitzschnell aufgerissen, und sie sah erschrocken empor. Eine schwarze lange Waffe lugte aus dem Fenster heraus, und dahinter erkannte sie eine schemenhafte Gestalt, welche die Pistole hielt.
Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht, man hatte auf sie gewartet.
„Hände hoch! So dass ich dich sehen kann!“, schrie die Gestalt nun, es war eindeutig ein Mann, und dann tauchte aus dem finsteren Loch des Innenhofs ein braun- schwarzer Hund auf, der sich angespannt zum Sprung bereit hinstellte und bedrohlich wild knurrte.
Eigentlich mochte Lana ja Hunde aber diesen hier hätte sie am liebsten durchgeschüttelt.
Sie saß mächtig in der Scheiße.
„Hörst du nicht! Hände hoch! Ich sage es dir ein letztes Mal!“, nun wurde diese Stimme noch rauer und drohender. Lana tat, was man ihr befahl und sah abschätzend zum Fenster hinauf, wie schnell würde sie wohl rennen können? Schnell genug, um dem Hund zu entkommen? Und der Kugel? Sie wusste es nicht, und besonders scharf darauf, die Kugel oder die Zähne des Viehs zu spüren, war sie auch nicht gerade.
„Und nun stell’ dich an die Wand mit dem Rücken zu mir, aber lass’ ja deine Hände über deinem Kopf!“, diese Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor, aber woher kannte sie die?
Sie sah den Schäferhund kurz prüfend an, und der schaute sie wiederum an, als wäre sie seine Beute, was sie irgendwie ja auch war, sie hoffte nur, das Schmusehündchen würde jetzt nicht auf dumme Ideen kommen.
Widerwillig drehte sie sich um, und zwar so, wie der Mann es ihr befohlen hatte, mit dem Rücken zu ihm – und es passte ihr ganz und gar nicht, nicht sehen zu können, was nun passieren würde, sie hörte nur wie jemand das Fenster noch weiter öffnete und anscheinend auf den daneben liegenden Balkon kletterte.
Klar, er wollte sie nicht aus den Augen lassen, wenn er die Treppe benutzte, musste er ins Schlossinnere gehen und dann würde er keine Kontrolle mehr über sie haben.
Sie hörte einen dumpfen Laut, er war das letzte Stück auf den Hof herunter gesprungen und näherte sich ihr nun.
Der Mann drückte ihr unsanft den Lauf der Waffe gegen den Rücken.
„Dann wollen wir doch mal sehen, wer hinter all dem steckt!“, seine Stimme klang verächtlich, Nein, das musste sie verhindern, egal was auch immer er vorhatte, auf keinen Fall durfte er an ihre Mütze!
Doch schon spürte sie seine Hände an dem Stoff.
Sie musste jetzt handeln, ganz schnell handeln.
Und nun war ihr alles egal, sie setzte alles auf eine Karte, Tod oder Leben!
Zerfleischt, erschossen, gefangen – oder aber rennen.
Mit aller Kraft holte sie zum Tritt aus, und trat dem Mann zwischen seine Beine.
Dieser schrie entsetzt auf, und noch ehe er die Pistole benutzen konnte, hatte Lana sich umgedreht und ihm das Ding aus der Hand geschlagen, ihre Augen funkelten wütend auf. Der Schäferhund kam bellend auf sie zu gerannt, schnell glitt sie links an dem Mann vorbei, so dass sie losrennen konnte, doch der Hund raste auf sie zu.
Schnell sprang sie über ihn hinweg und rannte in Richtung Tor.

Endlich war Tore wieder zu sich gekommen und hob seine Pistole auf, er drehte sich zu ihr um und sah gerade noch, wie sie mit Leichtigkeit über das Tor kletterte und wie der Polizeihund immer wieder wütend an dem Eisentor empor sprang, wohl in der Hoffnung, seine Beute doch noch zu kriegen.
„Stehen bleiben oder ich schieße!“, brüllte er ihr hinterher, doch es war vergebens, sie war schon längst aus seiner Schusslinie hinaus gehastet. Und im Dunkel des Waldes verschwunden.
Sie war unsagbar schnell, und er hatte nicht einmal gesehen, wie sie sich zu ihm gedreht hatte, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. So etwas gab’ s doch gar nicht, sie musste entweder eine sehr gute Kampfausbildung gehabt haben, oder…. Oder aber was?
Tore pfiff den Hund zurück, und Speed kam mit der Rute wedelnd zu seinem Herrchen und ließ sich den Kopf tätscheln.
„Gib’ s doch gar nicht…“, murmelte er immer noch fassungslos, und dabei hatte er alles so gut durchdacht gehabt.

Schnaufend und völlig außer Atem, kommt Lana an ihrem Auto an, der Schweiß läuft ihr die Stirn hinab und ihr Blut brodelt in den Adern.
Das ist knapp gewesen, sehr knapp, und sie ist gerade noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Ihr Gefühl hat sie nicht getäuscht...
Aber wie um alles in der Welt konnte dieser Bulle wissen, dass sie dort erscheinen würde?
Oder ist es überhaupt kein Bulle, sondern vielleicht einfach nur ein Securitymann, der von der Familie eingestellt worden ist? Aber verdammt, wieso kommt ihr diese Stimme nur so bekannt vor?
Sie setzt sich in den Jeep, atmet noch einmal tief ein und aus, startet dann den Motor und fährt ohne Licht ganz langsam den Waldweg entlang, was sich als sehr schwierig erweist, aber das Licht an zu machen kommt gar nicht in Frage, denn wenn es wirklich ein Bulle ist, dann hat er vielleicht noch Verstärkung, und die suchen sie nun im Wald. Und sie will auf keinen Fall entdeckt werden.


Wie kann sie John dies nur erklären? Er hat bestimmt – wie so oft – kein Verständnis für sie.


*welch ein Theater* Kapitel 9


Sie hatte ihre Hand schon auf dem Klingelknopf, als ihr plötzlich etwas richtig klar wurde:
Jemand hatte sie verraten!
Aber wer sollte dies getan haben? Es wusste kaum jemand von ihrem Auftrag, eigentlich nur zwei Personen, nämlich Daniel und John. Es sei denn, John hatte noch jemand anderen mit eingeweiht. So war es bestimmt, es musste ein Mitglied in der Gruppe geben, welches nicht wirklich dicht zu halten schien.
Sie presste ihren schlanken Finger auf den Knopf der Klingel und drückte ihn kurz hinunter, während zeitgleich in der Wohnung ein schrilles Klingeln ertönte.
Doch nichts rührte sich, niemand schien sie gehört zu haben.
„Toll, erst mich hierhin bestellen und dann nicht aufmachen!“, wütend drückte sie noch einmal den Knopf und hielt ihn dann mit aller Kraft gedrückt, als hätte sie Angst, er würde herausfallen.
Schlurfende Schritte waren nun zu vernehmen.
„Ja, Mensch!! Ich komm’ ja schon…“, Sie hörte Johns brummende Stimme im Flur, und sie klang nicht gerade begeistert.

Ein breites Grinsen hatte sich auf Lanas Gesicht gelegt, und nun klingelte sie im Sekundentakt.
Finger locker…Finger fest… Klingel…
Und das ganze wieder von vorne.
Bis ein entgeisterter John fast die Tür aus der Verankerung riss und sie wie ein schnaufender Bulle anstarrte.
„Sag’ mal, sind bei dir noch alle Schrauben locker?!“, fuhr er sie an.
Lana grinste bis über beide Ohren und tippte John ein paarmal an die Stirn, bis er ihre Hand weg schlug und sie nun wirklich genervt, fassungslos und zugleich verwundert anstarrte. „Was wird das?? Hast du dir einen Sonnenstich geholt, oder was ist mit dir los?!“
Lana zuckte mit ihren schmalen Schultern.
„Wollte nur mal sehen ob bei dir noch alle Schrauben locker sind…“, giftete sie zurück, während das breite Grinsen immer noch ihr Gesicht überzog.
„Du spinnst doch! Was meinste, was ich jetzt für Kopfschmerzen habe, nur wegen dir. Einmal Klingeln reicht völlig aus!“
„Anscheinend nicht, du bist ja nicht gerade schnell an der Tür gewesen, lagst bestimmt gerade auf deinen grauen Gehirnzellen und hast nun auch deine restlichen platt gedrückt!“, Lana wusste selber nicht, warum sie ihn gerade so angriff, aber sie verspürte einfach den Drang dazu.
„Was denkst du dir eigentlich?“, war alles, was er nun brummte.
„Dass du ein dämlicher, arroganter, eingebildeter, besitzergreifender Arsch bist!“, nun war ihr Grinsen doch verschwunden, und sie schaute eher sauer und aufgebracht.
„Du kleines Miststück!“, zischte er gerade, als oben eine Tür aufgerissen wurde.
„Haltet endlich die Schnauze, hier wollen Leute schlafen!!“, Johns Nachbar war nicht besonders gut gelaunt. John stierte kurz nach oben, packte Lana dann grob am Arm und schleifte sie mit sich in die Wohnung, wo sie im Flur erst einmal über einen roten Spitzen-String stolperte.
Verwirrt und angeekelt runzelte sie die Stirn, doch noch ehe sie etwas dazu sagen konnte, hatte John sie in seine Küche geschoben, sie auf einen Stuhl verfrachtet und schaute nun zu ihr hinunter wie zu einem unartigen Schulkind.
„Was erlaubst du dir eigentlich?“, fragte er plötzlich völlig gefasst, erst jetzt fiel Lana auf, dass sein Haar merkwürdig zerwühlt war und er sein T-Shirt falsch rum anhatte, außerdem roch er unangenehm nach… na ja… nach Sex, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, und sofort kehrte ihr Grinsen zurück.
„Ich habe dich doch nicht etwa gestört, oder?“, fragte sie ihn dreist..
Er musterte sie abschätzend, natürlich wusste er, sie hatte ihn durchschaut.
Aber er würde sicherlich nicht darauf reagieren.
„Du bist zu früh!“, übersprang er nun einfach ihre Frage.
Lana warf einen gespielten Blick auf ihre Uhr und zog dann eine Augenbraue hoch.
„Nein, tatsächlich! So was aber auch, ich bin ja wirklich zu früh…“, ihre Stimme klang ziemlich gekünstelt.
John fuhr sich durchs Haar, er hatte jetzt wirklich kein bisschen Interesse an diesem blöden Spiel. „Komm’ zur Sache Lana, was willst du jetzt schon bei mir?“.
Leicht sauer und mit wütend funkelnden Augen blickte sie zu ihm hoch, dabei kam es ihm fast so vor, als schaute sie ihn verletzt und zugleich bestrafend an.
„Nur weil ich dein Scheiß Rumgesexe unterbrochen hab’, hast du überhaupt keinen Grund unfreundlich zu werden!“, giftete sie nun in einer wirklich seltsamen Tonart.
Er schaute sie forschend an, war sie etwa eifersüchtig?
„Was ich privat mache, geht dich nun wirklich nichts an, meine Liebe!“, sagte er ruhig.

„Ach nein?? Ich denke schon, schließlich mischst du dich ja auch in meine Angelegenheiten ein!“, sie hatte ihre Stimme überhaupt nicht unter Kontrolle.
Nun war er es, der leicht grinste.
„Lana, meine Süße, kann es sein dass du etwa eifersüchtig bist?“, fragte er wieder ruhig.
Plötzlich stieg ihr die Röte in die Wangen, was dachte der sich nur? Aber wenn es nicht stimmte, was er da von sich gab, warum regte es sie dann so auf?
Sie blitzte ihn nun wütend an.
„Ist mir doch völlig egal, wo du ihn rein schiebst!! Aber erspare mir die Unterwäsche deiner Geliebten! Wenn wir verabredet sind, kann ich ja wohl erwarten, dass dein Flittchen ihre Sachen weggeräumt hat oder sie wieder am Körper trägt!“
„Du bist eifersüchtig…“, murmelte er genüsslich, als plötzlich die Küchentür aufging und eine schlanke und sehr ausdrucksvolle Schönheit hereintrat, sie sah aus, als könnte sie glatt aus einem Märchen entsprungen sein, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass sie nach einem Mann roch und nach ihrem eigenen Schweiß, ihre schlanke Figur war in ein knappes rotes Nachtkleid gehüllt, und selbst ohne das bisschen Stoff hätte sie nicht heißer aussehen können. Bei ihrem Anblick merkte Lana plötzlich, wie fehl sie sich am Platze fühlte und wie die pure Wut in ihr emporbrodelte.
Sie wusste, wer die Frau war, sie hatte sie schon auf einem Treffen gesehen, wo alle ihrer Gruppe anwesend waren, außer Daniel.
Maria… huschte der Name verächtlich durch ihren Kopf.
„Redet ihr über mich?“, fragte diese gerade mit ihrer zuckersüßen Stimme. Sie lehnte sich verführerisch am Türrahmen an, ihr blondes Haar, war ebenfalls leicht verzaust und machte sie nur noch wilder und attraktiver.
„Ja“, schoss es aus Lanas Mund, warum sollte sie lügen?
„Nein“, sagte John zeitgleich mit kräftiger Stimme.
Maria wickelte eine Strähne ihres Haares um ihren Finger, kam dann mit eleganten Schritten auf John zu, umfasste seine Hüften von hinten und schaute an der Seite vorbei zu Lana.
„Ach, du bist es, unser Fohlen…“
Ihre Stimme, wieso klang ihre Stimme immer wie purer Gesang, Lana saß da wie ein schmollendes Kind.
Fohlen! Dass ich nicht lache… du miese Schlange….
„Ich wusste gar nicht, dass du heute noch vorbei kommen würdest, dann hätte ich dich natürlich anders in Empfang genommen“, sagte Maria freundlich, zu freundlich für Lanas Geschmack.
„Ist doch Johns Wohnung, soll der mich doch anders in Empfang nehmen“, knurrte Lana schon fast.
John genoss es regelrecht, er hatte noch nie bemerkt, dass Lana sich für ihn interessierte, aber wie sie nun da saß und ihr Gesicht verzog, die Arme in einander verschränkt hatte und rumpampte... Sie war sonnenklar eifersüchtig.
„Übrigens, ich finde diese Ohren wirklich putzig“, sagte Maria, sie zwinkerte ihr zu und entblößte mit einem unwiderstehlichen Lächeln zwei Reihen makellos weißer Zähne.
John wusste ,dass Lana jeden Moment ihre Krallen ausfahren würde, wenn noch so etwas über ihre Ohren erklingen würde. Also griff er ein, und kam zum Wesentlichen.
„Hast du das Gemälde im Auto, oder wie darf ich mir das vorstellen?“.

Es fiel Lana schwer, ihren Blick von Marias Händen zu lösen, die immer wieder an Johns Hüfte entlang glitten.
Aber schließlich schaffte sie es doch, und sie blickte John fest in die Augen.
„Tut mir leid, aber du musst dir was anderes in dein Wohnzimmer hängen!“, gab sie zu.

„Was soll das heißen?“, fragte er nicht gerade begeistert.
„Das soll heißen, das ich dein Scheiß Bild nicht habe!“, sagte sie ruhiger, als sie es von sich erwartet hatte.
„Ohh…“, gab Maria unnötig dazu.
„Und warum nicht, wenn ich mal fragen darf?“, John war nun ganz und gar nicht mehr entzückt.
„Weil du oder irgendein anderer die Bullen gewarnt hat! Die haben dort nämlich auf mich gewartet! Komischerweise mit Hündchen, und ich glaube kaum, dass die dort Gassi gehen wollten!“, sagte sie giftig, während sie sich langsam vom Stuhl erhob.
„Dort im Schloss waren also Polizeileute oder wie darf ich das verstehen?“, hakte er nach.
„Wow, der Teilnehmer hat hundert Punkte erhalten…“
„Verdammte Scheiße! Hör’ sofort auf, mich für dumm zu verkaufen! Du Scheiß Miststück!“, schrie er mit knallrotem Kopf, seine Faust knallte wuchtig auf den Tisch nieder, der fast unter seiner Gewalt zerbrach, Maria war erschrocken zur Seite gewichen.
Doch Lana hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
Klar, sie hatte gelogen, es war ja nur ein einziger Polizist gewesen, aber ganz sicher war sie sich darüber ja auch nicht, und außerdem würde John sie wegen einem einzigen Bullen auslachen.
John schaute Lana seltsam an, und irgendwie spürte sie, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, er sollte wegschauen von ihr.
„Wenn da wirklich Bullen waren, dann heißt das, wir haben ein ernsthaftes Problem!“
„Ich lüge nicht!“, verteidigte sie sich sofort.
„Ich glaube dir…“, das war das einzige, was er zur ihrer Überraschung sagte, dann herrschte kurz eine unangenehme Stille.
„Das würde heißen, jemand hat uns verraten, und das kann wiederum nur einer von uns gewesen sein…“, murmelte John.
Lana nickte und schaute kurz zu der blonden Schönheit, diese stand noch immer dort, wohin sie vor Johns Zorn gewichen war, und sie schien ebenfalls über etwas nach zu grübeln.

„Und was ist jetzt mit den Ohren? Was hast du raus bekommen?“, fragte sie nach einigem Überlegen.

John blickte kurz zu ihr hin, und sie wünschte sich, sie hätte die Frage nicht gestellt.

„Das kann warten! Du hast mir ja auch nicht dieses Bild gebracht, geh’ jetzt nach Hause!“, das war’s, mehr kam nicht von ihm. Und als sie zur Tür ging, wie ein in seine Schranken verwiesener Welpe, bemerkte sie den triumphierenden Blick von Maria.


Welch ein Theater… Völlig durcheinander ließ sie den Kopf auf das Lenkrad fallen.

Nichts, gar nichts war an diesem Tag gut gelaufen, und dann hatte sie auch noch so eine Show bei John abgezogen, warum nur? Und wieso hatte sie sich eigentlich drüber aufgeregt, dass er mit einer Frau schlief, das war doch schließlich das normalste auf dieser Welt.

Doch sobald sie auch nur dran dachte, wie die beiden es unbekümmert miteinander trieben, wurde sie wütend und sauer zu gleich.

Sie mochte diese Maria nicht, auch wenn sie noch so freundlich zu ihr war.

Wohin jetzt?

Kraftlos richtete sie sich wieder auf, schnallte sich an und wandte den Kopf zur Straße. Ja, wohin sollte sie denn jetzt? Sie musste jetzt wohl oder übel zu ihrer Mutter, sie hatte es lang genug hinausgezögert.

Es war so unfair von John, ihr nicht zu sagen, was nun mit ihrem Körper passiert war, er wusste es und behielt es einfach schamlos für sich.


*Klarheiten! Kapitel 10*


„Schatz, bist du das?“
Oh Gott! Lana kniff ihre Augen zusammen, sie hatte sich doch so angestrengt, leise zu sein, trotzdem hatte ihre Mutter wohl mitgekriegt, dass sie nach Hause gekommen war. Sie entschloss sich, nicht zu antworten, aber da hörte sie auch schon Schritte auf die Wohnzimmertür zukommen, die Tür ging schwungvoll auf, Moni lugte herein und sah Lana argwöhnisch an.
„Wieso kommst du erst so spät?“, fragte sie dann in einem leicht vorwurfsvollen Ton.
Lana zwang sich dazu, zu lächeln. „Waren noch bei einer Freundin DVDs schaun und so, du kennst das doch, nicht böse sein…“, log sie und zog sich derweil ihre Schuhe aus.
„Ich hatte dich doch gebeten, nach Hause zu kommen…“, ehe Moni so richtig los legen konnte, unterbrach ihre Tochter sie.
„Ach Mutti, du weißt doch, wie das mit mir ist, nicht böse sein, ja??“, sie hatte ihre Schuhe ausgezogen, sie ordentlich in den Schuhschrank gestellt und wandte sich nun liebevoll lächelnd ihrer Mutter zu. „Es ist spät, und ich bin müde, lass uns morgen reden“.
Moni versuchte sich an die Zeit zu erinnern, als sie jung war, sie war nicht anders gewesen, und warum vergaß man das immer als Erwachsene? Sie seufzte noch einmal bedrückt vor sich hin.
„Ist schon gut, geh’ schlafen Schätzchen, aber ich möchte, dass du morgen nicht so spät nach Hause kommst!“, sagte sie schließlich liebevoll zu ihrer Tochter.

Lana drückte ihr daraufhin einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich die Treppe hochmachte.
„Schlaf gut!“, rief Moni ihr noch hinterher, sie wunderte sich anscheinend gar nicht über die Mütze auf ihrem Kopf, wahrscheinlich hatte sie die gar nicht bemerkt, denn immerhin war es schon sehr spät, halb zwei mindestens, und morgen musste sie pünktlich zu Arbeit.

Tore tätschelte den Kopf des Hundes, während seine Frau ihn strafend ansah, dann schweifte ihr Blick von ihm weg und richtete sich auf den Hund. Hund
„Ich möchte nicht, dass er im Haus schläft!“, gab sie zu verstehen und blitzte den Rüden wütend an, der schien ihre Blicke richtig zu spüren und versteckte sich hinter seinem Erzieher.
„Du könntest ja wohl ein bisschen mehr Verständnis für meine Arbeit haben!“, schnaufte Tore und verschränkte die Arme ineinander.
„Ja…! Ja genau das ist das Problem! Immerzu muss ich Verständnis für deine schlecht bezahlte Arbeit haben, aber hast du überhaupt Verständnis für mich?!“, nun fing sie an, wie ein aufgekratztes Hühnchen im Flur hin- und her zu laufen.
„Miriam! Das ist auch mein Haus, und ich habe auch zu bestimmen, und ich sage dir der Hund bleibt hier!“, giftete er zurück, während sie wieder anfing, sich am Arm zu kratzen, das tat sie immer, wenn sie aufgebracht war, so wie andere gierig an ihrer Zigarette zogen, tat sie dies.
Nun blieb sie abrupt stehen und starrte den geduckten Hund an, der ihren Hass förmlich spürte.
„Schön, wie du willst!“, schnaufte sie, drehte sich auf den Absatz um und stampfte die Treppe hinauf zum Schlafzimmer. Tore blickte den Schäferhund an, seufzte leise und murmelte zu dem Hund hinunter: „Jetzt heißt es gleich: Dann schlaf’ halt auf der Couch, du Idiot! Und dann schmeißt sie mir die Bettdecke zu und anschließend das Kissen.“
„Gut, dann schlaf’ halt auf der Couch, du Idiot!“, brüllte Miriam stinksauer oben an der Treppe und warf ihm erst die Decke mit einer ungeheuren Kraft herunter, als wollte sie ihn erschlagen und – wie Tore prophezeit hatte – anschließend das Kissen.
Er zuckte nur mit den Schultern. „Was hab’ ich dir gesagt…“, murmelte er in sich hinein und sammelte das Bettzeug auf.

Miriam stand am nächsten Morgen mit einem leicht schlechten Gewissen im Wohnzimmer und schaute auf das Sofa, wo ihr Mann die Hälfte des Platzes einnahm, der Rest gehörte dem Hund, der sabbernd schnarchte, oder war es ihr Mann der schnarchte?

Als sie sich langsam dem großen Sofa näherte, öffnete der Schäferhund ruckartig seine Augen und starrte direkt in die ihren, sie versuchte das Gefühl der Unsicherheit zu überspielen, der Hund war ein gut erzogener Polizeihund, er würde ihr nichts tun.
Drohend knurrte er sie an, als er bemerkte, dass sie sich seinem Herrchen näherte, diese Frau, die ihn bestimmt nicht hier haben wollte.
„Sei still!“, brummte sie ihn leicht unsicher an und wollte die Hand nach der Wange ihres Mannes ausstrecken, als der Hund den Kopf hob und sein Gesicht nun direkt vor dem ihren war. Dann bellte er, und sie wurde fast leichenblass, taumelte zurück und landete zwischen Sofa und Glastisch. Zeitgleich regte sich nun auch Tore, streichelte dem Hund über den Kopf und schaute dann seine noch immer blasse Frau an, die vor ihm auf den Boden saß.
„Schatz?“, fragte er verwundert, sie sah aus wie eine tickende Zeitbombe, die in Gefahr stand, jeden Moment zu explodieren, und genau dies tat sie jetzt auch, sie sprang richtig wütend hoch, stand leicht breitbeinig da und stierte ihren Ehemann an.
„Entweder der Hund geht – oder ich gehe!“, ihr Gesichtsausdruck kam ihm fast vor wie ein Vulkan, der kurz vorm Ausbruch stand, verdattert sah Tore erst seine Frau an, dann Speed, wie er seinen Kopf auf seinen Schoss gelegt hatte und ihn mit großen Augen ganz verzweifelt anschaute.
Kurz räusperte er sich, dann sagte er trocken: „Der Hund bleibt!“.

Genau eine Stunde später fand er sich mit einem Koffer und dem Hund draußen vorm Haus wieder. „Schon klar: Entweder der Hund geht – oder ich!“, äffte er sie nach und packte den Koffer am Griff.
„Da schmeißt die mich tatsächlich raus… oh Mann…“, leicht trotzig machte er sich auf den Weg zum Auto.

Lana hatte sich dazu entschlossen, noch einmal mit John zu sprechen, immerhin war es ihr gutes Recht, zu erfahren was er wegen ihrer Ohren rausbekommen hatte, und sie hatte sich zu leicht von ihm abspeisen lassen. Doch noch einmal würde sie nicht zu ihm gehen, diesmal würden sie sich nicht in seiner Wohnung treffen und vor allem ohne dieses blonde vollbusige Miststück!
Sie war zu ihrem Lieblingscafé geschlendert, und sie saß natürlich draußen, es war so ein schönes Wetter. Sie trug eine kurze sportliche Jeans und ein grünes Top, welches perfekt an ihrem schlanken Körper anlag, auf ihrem Kopf saß ein Käppi, das leider nicht sehr gut aussah und auch nicht besonders auf ihren Kopf passte, es lag einfach an den zu großen Ohren, die waren das Problem.

Die Kellnerin brachte Lana einen Eiscafé mit extra viel Sahne, so wie Lana ihn liebte, sie bedankte sich und nippte dann ein wenig am Strohhalm, ihr Blick war auf den Waldsee gerichtet, der prächtig unter der Sonne schimmerte und zum Schwimmen verlockte. Die Sonne brannte angenehm auf ihrer Haut, und nachdem sie sich etwas gesammelt hatte, griff sie zum Handy, rief John an und bestellte ihn hierher.
Und nun wartete sie mit einem seltsamen Gefühl im Bauch auf ihn. Hoffentlich kam er auch wirklich alleine, so wie sie es von ihm verlangt hatte.
Doch sofort verwehte ihre Hoffnung im lauen Sommerwind. Sie sah nämlich, dass John und die Blondine auf sie zu spazierten. Seelenruhig und völlig entspannt, so als wären sie im Urlaub. John schaute grinsend zu Lana herab und sie empfand automatisch, dass sein Blick etwas Kaltes enthielt.
„Guten Morgen!“; begrüßte er sie, und beide setzten sich zu ihr.
„Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich Maria mit gebracht habe, aber wir wollten den Tag heute zusammen verbringen!“, erklärte er, während er die junge Kellnerin heran winkte.
Maria strahlte richtig, ihre Haut, ihre Augen, ihr rotes Sommerkleid, der rote Lippenstift, das blonde Haar, einfach alles an ihr strahlte. Liegt bestimmt am vielen Sex...
Lana versuchte sich wieder zu fangen und starrte nun John an, der auf ihren Eiscafé schaute, und so sehr sie auch innerlich brodelte, heute würde sie sich zusammen reißen, noch so einen Auftritt konnte sie ganz und gar nicht gebrauchen.
„Was trinkst du da? Sieht gut aus!“, fragte John sie dann.
„Einen Eiscafé mit Sahne, schmeckt auch gut“, ihre Stimme klang ruhig, schon fast zu ruhig. John wandte sich an sein Flittchen neben ihm und lächelte sie an.
„Möchtest du auch so etwas?“, fragte er sie sanft und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel, Lana spürte fast, wie das Wasser überschwappte, so sehr war sie am kochen.

Doch Maria schüttelte ihren hübschen Kopf.

Lana grinste spöttisch „Zu viele Kalorien, was?“, fragte sie Maria dann zuckersüß.
Diese schaute nun mit ihren blauen Augen Lana an, sie spielte wieder an ihren Haaren herum und lächelte viel zu charmant.
„Nein, darauf achte ich nicht, aber ich bin nicht so für Kaffee zu haben!“
John strich ihr wieder übers Bein. „Du hast eine umwerfende Figur!“, säuselte er ihr zu, man hätte meinen können, er hätte Lana völlig vergessen.
Zu Lanas Erleichterung kam endlich die Kellnerin und nahm die Bestellungen auf.
Als diese weg war, wollte Lana auch keine Zeit mehr verlieren, sie musste die beiden so schnell wie möglich wieder loswerden.
„Erzählst du mir jetzt endlich was wegen der Ohren? Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren!“, fing sie an, Maria schaute Lana seltsam an, und John wandte nur kurz seinen Blick von seiner Blonden ab, um Lana kurz zu mustern.
„Ich habe dir doch gesagt, erst das Bild, dann die Fakten!“

Für was hält der sich!

Eilig trank sie einen großen Schluck des Gebräus, um ihre Worte zu sammeln.
„Ich bin nicht gerade gut gelaunt, und ich sage dir was, entweder du zeigst dich mir gegenüber endlich mal respektvoll, oder ich mache bei deinem Scheiß nicht mehr mit!“; ihre Stimme klang sicher und stark zugleich.
„Willst du mir drohen?“, fragte er nun und schenkte ihr auf einmal seine völlige Aufmerksamkeit. „Du weißt, dass du deinen Dämonen ohne mich nicht unter Kontrolle hättest! Und dass du ...“
„…töten wirst, unschuldige Menschentöten wirst!“ Sie unterbrach ihn barsch, während sie ihm tief in die Augen schaute. „Bla, bla, bla…. Ich weiß! Aber weißt du was, das ist mir egal! Ich lasse mich nicht ständig von dir unter Druck setzen!“, an ihrem Gesichtsausdruck spürte er, dass sie die Wahrheit sprach, und dies machte ihm Angst.
„Na schön…“, murmelte er schließlich zähneknirschend „Ich werde dir sagen, was mit dir passiert!“ Er wandte sich an Maria und sah sie ernst an.
„Süße, kannst du uns bitte kurz alleine lassen, geh’ doch schon mal vor zum See, ja? Ich bring’ dir was zu trinken mit!“, forderte er sie zärtlich auf. Mit einem schnellen Blick schaute Lana leicht triumphierend zu Maria hinüber, so nach dem Motto: Tja, nun hab ich ihn! Doch Maria würdigte sie nicht eines Blickes und wirkte nicht einmal geknickt, sie verließ das Café einfach und stolzierte mit ihrem Korb, in dem sich Decke, Handtücher und sämtliches Badezeug befand, zum See hinüber.
John blitzte Lana noch immer bedrohlich an.
„Du drohst mir also, Schätzchen!“, das Schätzchen sagte er ziemlich verächtlich.
„Du kannst mich auch beim Namen nennen!“ Lana gefiel das ganz und gar nicht.
„Nur weil du eifersüchtig bist, brauchst du jetzt nicht so eine Nummer abziehen!“
Plötzlich wurde Lanas Gesichtausdruck empört. „Komm endlich zur Sache und tu nicht so, als würde ich auf dich stehen“
Er musterte sie nachdenklich und vielleicht sogar abschätzend, ehe er antwortete: „Deine Ohren sind ein sehr gutes Zeichen, ich habe dir schon einmal gesagt, dass…“, plötzlich hielt er inne, denn die Kellnerin stellte gerade die bestellten Getränke auf den Tisch, und als sie wieder verschwunden war, fuhr er fort.
„Ich hatte dir gesagt, dass du etwas ganz besonderes für mich bist, du bist meine Gefährtin, dir und mir ist es möglich, zusammen über die anderen zu herrschen…
Wenn du nicht nur immer so dickköpfig wärst, ich meine, wir sind für einander bestimmt und du verachtest mich.“
Lana zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn argwöhnisch an. „Deine Gefährtin??“, fragte sie spöttisch nach – und überlegte, ob es noch absurder werden würde.
John kam innerlich ins Grübeln, zu Hause hatte er seinen Plan so gut durchdacht gehabt, und jetzt wo er ihr gegenüber saß, wusste er einfach nicht mehr, was er ihr erzählen sollte, seinem Schatz…
„Ja, du hast genau solche starken Kräfte wie ich, bist sozusagen also auch ein Alphamännchen oder Weibchen, und eigentlich ist nur der Schöpfer der Gruppe dazu in der Lage, also der erste Dämon der Gemeinschaft. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, aber du und ich, mein Blut fließt durch deine Adern, und du wurdest halt als gut genug befunden, an meiner Seite mit den gleichen Kräften zu kämpfen!“
Lana trank ihren Eiscafé in einem Zug aus.
„So ein Schwachsinn, deine Gefährtin, dass ich nicht lache, dann müsste ich mich ja zu dir hingezogen fühlen! Komisch, denn das tue ich gar nicht! Rück’ endlich mit der Wahrheit raus!“, protestierte sie und schob ihr leeres Glas beiseite, an dem noch etwas Sahne klebte.
John wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen, denn er hatte Angst, sie würde ihn durchschauen.
Dann aber raffte er sich zusammen.
„Ach?? Seltsamerweise bist du ja ganz schön eifersüchtig auf Maria. Findest du das nicht etwas komisch?“
„Ich bin nicht eifersüchtig, das hättest du wohl gerne, und jetzt lenk’ nicht ab!“, zischte sie, langsam nervte er sie richtig.
„Ich lenke nicht ab, ich habe dir alles gesagt was ich weiß, in der nächsten Zeit könnte sich noch so einiges an deinem Körper verändern, aber was genau weiß ich auch nicht, das ist bei jedem anders!“
„Ich ertrage diesen Schwachsinn nicht mehr!“, sagte sie leicht müde und stand auf.
„Der Kaffee geht doch sicherlich auf dich?!“, das war keine Frage, sondern so von ihr beschlossen. Gerade als sie einfach an ihm vorbei gehen wollte, hielt er sie bestimmend am Arm fest, und seine braunen mandelförmigen Augen bohrten sich regelrecht in die ihren.
„Sei nicht so stur, dies würdest du nur teuer bezahlen müssen“, hauchte er ihr leise zu, und die bestimmende Art, wie er ihren Arm fest hielt, verursachte bei ihr eine unangenehme Gänsehaut, und ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
Sie wollte weg! Schon lange war er ihr nicht mehr so bedrohlich vorgekommen wie jetzt!
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden und richtete den Blick stur geradeaus.
„Kann sein, wir sehen uns!“, schon ließ er sie los, und sie eilte in schnellem Tempo davon.

Er sah ihr nach, bis sie verschwunden war.


*Willenlos…Kapitel 11*


Tore saß auf der Schaukel und stieß sich vorsichtig immer wieder vom Boden ab, völlig gedankenverloren saß er dort auf dem Spielplatz wie ein trauriges Kind. Der Hund saß neben ihm, er passte auf und beobachtete die Dunkelheit, während sein Kollege schaukelte.
Tore dachte an die Diebin, an diese großen, wütend blitzenden Augen, an diese Kraft, die sie in sich hatte, an ihre Schnelligkeit und daran wie leichtfüßig sie über das Tor geklettert war. Irgendwie faszinierte sie ihn ja, trotzdem, er würde sie hinter Gitter bringen und dann vielleicht eine kleine Beförderung erhalten.
Bei diesem Gedanken funkelten seine Augen auf, dann würde seine Miriam ihn auch wieder unterstützen und ihn lieben und zu ihm halten, sie würde wieder zu ihm aufsehen.
Er lächelte, erst glücklich, dann traurig.
Und wieso unterstützte sie ihn jetzt nicht? In guten wie in schlechten Tagen, und wo war sie jetzt?
Sein Blick wurde finster, sie hatte ihn hängen gelassen, rausgeworfen aus seinem Haus und warum? Weil er nicht mehr der Topverdiener war, den sie mal geheiratet hatte, damals, als er noch beim Bund gearbeitet hatte, war Miriam glücklich gewesen, er konnte ihr teure Kleider kaufen, schönen kostbaren Schmuck, sie zum Essen ausführen, aber jetzt?
Eine kleine Gestalt kam auf den Spielplatz, er bemerkte sie nur, weil sein Hund den Kopf aufmerksam in die Richtung wandte, kurz winselte und den Punkt regelrecht fixierte.
„Schon gut, Speed! Es ist nur ein Kind“, beruhigte er seinen wachsamen Partner und beobachtete, wie das Kind sich auf die Rutsche setzte und dort bewegungslos verharrte.
Eine Weile beobachtete er die Gestalt noch, dann wurde es ihm zu langweilig, er stand auf, ging in Richtung Ausgang und musste somit an der Gestalt vorbei, die sich als ein junger Teenager erwies, ein Mädchen, welches stumm vor sich hin träumte. „Alles in Ordnung?“, fragte Tore das Mädchen vorsichtig, welches ihn wohl gar nicht bemerkt hatte, denn es zuckte nicht einmal zusammen.
„Nein…“, gab es kraftlos zu. Tore wollte nun doch mehr wissen, er konnte sie unmöglich hier zurück lassen, also hockte er sich neben sie.
„Mein Kumpel und ich…“, er deutete kurz auf den Hund, der jetzt neben dem jungen Mädchen stand und seinen Kopf einfach auf ihren Schoss gelegt hatte, „wir hören gut zu und sogar sehr gerne, also wenn du reden möchtest?“
Er bemerkte wie sie unsicher anfing, den Hund zu streicheln, und dann seufzte sie.
„Ich.. ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, es wird Ihnen verrückt vorkommen…“, stammelte sie vorsichtig. Tore musterte sie, sie war zu dünn, wirkte fast verhungert, trug exakt die Kleidung, die in Mode war, alles stimmte, wahrscheinlich orientierte sie sich, was die Figur anging, an den viel zu dünnen Models auf dem Laufsteg. Tore hatte solche Models noch nie attraktiv gefunden.
„Du kannst es ruhig erzählen, keiner wird dich verurteilen…“, Tore war schon immer sehr gut darin gewesen, mit Fremden zu reden.
„Es fing vor einigen Tagen an. Meine Oma war so seltsam, sie hat immer von Schatten erzählt, die auf sie lauern und sie ergreifen würden, irgendwann. Sie sagte, sie spüre es förmlich, dass sie nur auf den richtigen Moment warten würden…“, die Kleine hielt inne, und ihre Hände verkrampften sich kurz.
„Und dann… ich wollte sie besuchen kommen, aber da war es schon zu spät, man hatte sie tot in ihrer Hütte gefunden, die Augen weit aufgerissen …“, flüsterte sie nun fast, so als wäre sie zu schwach, um lauter zu sprechen.
„Das, das tut mir wirklich leid…“, murmelte er ehrlich und schaute sie mitfühlend an, erst jetzt fiel ihm auf, dass sie weinte.
„Ich hasse sie!“, sagte das Mädchen dann auf einmal völlig wütend, während sich ihre Hände wieder verkrampften. Tore runzelte die Stirn, er dachte sie trauere über ihre tote Oma.
„Wen hasst du?“, fragte er vorsichtig, aus Angst etwas Falsches zu sagen.
Sie schaute plötzlich auf, ihre braunen Augen wirkten trübe, denn ein dicker Tränenschleier hatte sich in ihnen breit gemacht.
„Die Diebin!“; spuckte sie regelrecht aus.
Tore zog verwundert eine Augenbraue hoch, nun wollte er mehr wissen.
„Wurde bei euch eingebrochen?“, fragte er ganz vorsichtig, Das Mädchen schüttelte sofort den Kopf.
„Nein, aber bei meiner Oma, und so ein blödes junges Gör hat ihr ihre Rose geklaut. Was für ein Mensch macht denn so etwas? Die Rose war überhaupt nicht wertvoll, aber meine Oma hing sehr an ihr, denn mein Opa hatte ihr die geschenkt…“, die Kleine hielt kurz inne, streichelte den Hund und starrte dabei auf ihre Hand.
„Nachdem, die Rose weg war und es keine richtige Spur von der Täterin gab, wurde meine Oma so schreckhaft, da fing sie plötzlich an von Schatten zu reden die auf sie warten würden, und das Seltsame ist, meine Oma war eigentlich immer ein Mensch, der nie an so etwas geglaubt hat. Ich denke, dass sie den Einbruch einfach nicht verkraftet hat.“
Tore sah sie musternd an, sie sprach die Wahrheit, ihre Geschichte stimmte, denn er fühlte wirklich, wie sie innerlich mit sich kämpfte, um nicht völlig zu verzweifeln, sondern nach vorn zu schauen.
„Das tut mir sehr leid, bei den meisten Menschen ist es nach einem Überfall so, dass sie besondere Ängste haben, es ist etwas ganz natürliches, denke ich… Du sagtest, dass eine Rose gestohlen wurde? Wir sprechen doch bestimmt nicht über den Fall, der in der Zeitung stand oder?“, hakte er nach.
Der Teeny schaute Tore nun skeptisch an. Und Tore überlegte. Er würde ihr nicht sagen, dass er von der Polizei war, damit würde er sie nur verschüchtern.
Stattdessen erhob sich das Mädchen unerwartet und wirkte nun völlig wie ein Strich in der Landschaft, nur Haut und Knochen, kein Gramm Fett am Leib.
„Ich hätte nicht mit Ihnen drüber reden sollen, es tut mir wirklich leid, wünsch Ihnen noch einen schönen Abend!“, wollte sie sich schnell verabschieden. Doch Tore musste unbedingt wissen, ob es dieser Fall war!
„Warte!“, rief er ihr nach, sie drehte sich abrupt um und sah ihn verwundert an. Dann verstand sie was er wollte, und sie nickte traurig.
„Ja, es stand in der Zeitung…“, gab sie leise zu und wandte sich wieder zum Gehen Tore bekam ein schlechtes Gewissen, sie schüttete ihm ihr Herz aus, und er fragte nach so etwas, nur wegen seiner Arbeit.
„Es tut mir leid, wirklich!“, rief er ihr noch hinterher, doch er wusste nicht, ob sie es hörte, sie war schon ziemlich weit weg von ihm und drehte sich auch nicht mehr nach ihm um.


Frustriert saß Lana an einem Tisch in der Ecke und starrte in ihr Glas, welches mit Whisky-Cola gefüllt war, die kleine Bar wirkte einladend mit der hellen Atmosphäre und der gepflegten Einrichtung. Vielleicht aber redete sie sich dies auch nur ein, damit sie nicht nach Hause musste, ihre Mutter wartete schließlich immer noch auf das Gespräch, und sie hatte keinerlei Kraft dazu.
Ihre Gedanken kreisten um John und die Tatsache, dass jemand sie verraten hatte. Also bemerkte sie auch gar nicht dass jemand die Bar betrat, den sie eigentlich kennen musste.
Tore war noch immer mit seinen Gedanken bei dem Mädchen, das mit der Oma war tragisch und dennoch, so etwas war nicht zum ersten Mal passiert.
Schatten… flog es immer wieder durch seinen Kopf, wurde der Fall jetzt zu einer Akte X-Sache? Ein mattes Grinsen legte sich auf sein zernarbtes Gesicht, und er setzte sich an einen Tisch, als ihm plötzlich diese junge Frau auffiel, sie kam ihn bekannt vor.
Sie jedoch bemerkte ihn anscheinend nicht, schaute nur in ihr Glas und träumte vor sich hin. Sie sah noch sehr jung aus, war nicht mal achtzehn, und diese Haare, wenn sie sich die gefärbt hatte, alle Achtung, es stand ihr. Das sanfte Rosa umschmeichelte ihre feinen Gesichtszüge, und auch die komische kleine Kappe störte kein bisschen den Gesamteindruck.
Und dann fiel ihm ein, warum sie ihm bekannt vorkam, er hatte sie doch gesehen, es war im Park gewesen, dort hatten sie sich angerempelt.
Sollte er zu ihr hinüber gehen?
Irgendwie war ihm zwar der Gedanke durch den Kopf geschlichen, dass sie seine Anwesenheit nicht wünschte, aber dies wäre ihm heute Abend egal, seine Chancen waren fünfzig zu fünfzig.
Also erhob er sich und ging sicher auf den Tisch in der Ecke zu, wo sie noch immer in ihr Glas starrte.
„Darf ich?“, fragte er vorsichtig und zeigte auf den Stuhl gegenüber von ihr.
Mit müden Augen schaute sie zu ihm hoch.
Dann nickte sie, sie erkannte ihn sofort wieder, und in ihr kam leichte Panik hoch. Er war der Bulle, der sie fast enttarnt hätte und der Mann, dem sie in die Arme gelaufen war.
Sie musste ruhig bleiben, wusste er etwa, dass sie es gewesen war?
„Sie sahen so einsam aus, und ich bin ebenfalls einsam…“, was für einen Müll gab er da überhaupt von sich, er räusperte sich. „Da dachte ich mir, wir könnten…“
„Uns zusammen besaufen?“, beendete sie den Satz für ihn und schaute ihn abwartend und forschend zugleich an.
Ein ehrliches Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Also sind sie dabei?“, fragte er grinsend.
„Natürlich…“, sie wirkte nun nicht mehr traurig oder müde, sondern wie eine Katze, die jederzeit bereit war anzugreifen.
Er nickte, fuhr sich durch sein Haar und musterte sie, natürlich fiel ihm dieser wunderschöne Körper sofort auf, und er musste sich vorstellen, wie sie wohl nackt aussah, als er sich bei diesem Gedanken erwischte, schämte er sich, er war schließlich verheiratet.
„Kann ich Ihnen was zu trinken mitbringen, ich möcht mir jetzt was holen“, sagte er zu ihr und stand auf, Lana sah zu ihm empor, er wirkte nicht alt, vielleicht dreißig, und sein kräftiger, muskulöser Körperbau kam sicherlich von seinem Job. „Klar, das was Sie nehmen, nehme ich auch…Warten sie!“, schnell setzte sie ihr Glas an, trank es in einem Zug aus und reichte es ihm mit einem verschmitzten Blick.
„Nehmen Sie das doch bitte mit!“
Er lächelte, irgendwie wusste er, der Abend würde noch unverhofft gut werden, und so verschwand er kurz an die Bar, kam dann schnell mit zwei Gläsern voll Whisky zurück, stellte eins vor Lana hin und grinste sie unverschämt an, während er sich ihr gegenüber setzte.
„Ich hoffe, Sie sind nicht zimperlich!“, sagte er grinsend und deutete auf das Glas vor ihr, und sie lächelte keck zurück.
„Oh, ganz sicher nicht!“, sie setzte das Glas an und trank einen großen Schluck.
Als sie bei der vierten Runde angelangt waren, fühlten sich beide vom Whisky ordentlich beschwipst, und Lanas Angst, er hätte sie erkannt, war vom Alkohol ersäuft worden, nun genoss sie einfach seine Nähe. Sie lachten viel und redeten sinnlosen Quatsch.
„Wussten Sie, dass meine Frau mich rausgeworfen hat?“, lallte Tore dann auf einmal und lehnte sich etwas über den Tisch.
Lana sah ihn überrascht an „Versteh ich gar nicht… ich hätte Sie nicht rausgeworfen!“, gab sie zu, und es stimmte, er gefiel ihr, er war lustig, charmant und behandelte sie respektvoll, nicht so wie John.
John… sein Name rauschte durch ihren Kopf, schnell griff sie zum Glas, fast so als wollte sie den Namen wegspülen.
Tore sah sie lächelnd an, sie war so schön und wirkte so unschuldig.
„Würden Sie nicht??“; fragte er leise, Lana, die noch immer leicht mit den Gedanken bei John war, verstand nicht so recht.
„Na ja, heute nacht darf ich wohl im Auto schlafen…“, murmelte er.
Lana lehnte sich nun auch zu ihm hinüber, und ihr Atem berührte ihn.
„Wie unbequem…“, flüsterte sie und sah Tore eindringlich in die Augen, zögerlich berührte er ihre Wange und streichelte sanft eine Haarsträhne zur Seite, während sich auf Lanas Körper eine Gänsehaut ausbreitete, sie wollte mehr, sie hatte ihn schon beim erstenmal so attraktiv gefunden.
„Fährst du mich zu meinem Auto?“, hauchte sie ihm zu, verwundert schaute er sie an, sah den erwartungsvollen Ausdruck in ihrem Gesicht, und dann spürte er dieses Kribbeln in seinem Körper. Sollte er wirklich noch fahren? Er hatte richtig gut was getrunken.
Vorsichtig legte Lana ihre Hand auf die seine und fuhr mit ihren Fingern seinem Handrücken nach, es kribbelte ihn wieder.
Wie alt war sie nur? Auf jeden Fall zu jung für ihn…
Er warf noch einmal einen Blick in ihre Augen, die gierig und erwartungsvoll funkelten, ihre warme Hand auf seiner, schon alleine diese Berührung machte ihn fast wahnsinnig, wie mochte dann erst der Rest mit ihr sein? Aber seine Frau...
Scheiß drauf! Er setzte sein Glas an und trank es in einem Zug leer, dann erhob er sich und reichte ihr die Hand entgegen. „Darf ich bitten?“, fragte er auffordernd.
Er wollte endlich mit ihr alleine sein.
Schief lächelnd schaute Lana ihn an „Ich habe noch nicht einmal ausgetrunken“, wandte sie ein.
Er schüttelte den Kopf, sah sie noch immer eindringlich an. „Meinst du nicht, dass wir genug gesoffen haben?“
Sie erhob sich, gab ihm ihre Hand, und beide verließen Hand in Hand die Bar.
Tore kam sich wie ein aufgeregter Teenager vor, mit der heißesten Braut der Schule an seiner Hand.
Er führte sie zu seinem kleinen VW, schloss die Tür auf und hielt Lana sogar die Tür auf.
Kaum saß er im Auto, spürte er auch schon ihre Hand in seinem Schoss, er wurde plötzlich furchtbar nervös, was war los mit ihm? Sonst war er doch auch nicht gerade schüchtern.
Lana war vom Alkohol benebelt, sie wusste, es war falsch und sie würde es bereuen, aber sie sehnte sich so sehr nach Nähe, wie konnte John ihr dies nur antun und sie so hintergehen mit dieser blöden Blondine?
Lana sah Tore erwartungsvoll und verlangend an.
Tore startete den Wagen und fuhr langsam los, er wusste ja nicht einmal, wo sie ihr Auto geparkt hatte, aber wollte sie überhaupt zu ihrem Auto?
Fast so als hätte Lana seine Gedanken gelesen, gab sie ihm eine Antwort darauf. „Fahr’ da rein“, sie deutete sie auf den kleinen Waldweg, der von der Hauptstraße weg führte.
Tore tat was sie sagte. Er parkte das Auto an einer geschützten Stelle und schnallte sich los. Plötzlich musste er an Miriam denken, daran dass sie verheiratet waren und daran dass es falsch wäre, würde er mit Lana schlafen.
Lana bemerkte den besorgten Gesichtsausdruck von Tore, der über das Lenkrad nach vorne schaute, dann glitt ihr Blick hinab zu seiner Brust die sich ruhig hob und wieder senkte, sie wollte ihn berühren, er war so unglaublich schön und männlich.
Sie löste sich ebenfalls aus ihrem Gurt, und lehnte sich nun zu ihm, ihre Lippen berührten vorsichtig fast fragend sein Ohr. „Ist das richtig?“, flüsterte sie ihm zu, da sie selber nicht wusste, ob es in Ordnung war, irgendwie fühlte es sich falsch an, obwohl doch nichts daran falsch sein konnte, oder?
„Was ist schon richtig?“, murmelte Tore mit leiser, aber fester Stimme, wie um sich selber Mut zu machen. Er wandte sich endlich zu ihr, schaute ihr tief in die Augen, in ihre großen katzenartigen, wissbegierigen Augen, sie war so wunderschön.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, dann schloss er seine Augen und kam ihr näher, bis seine Lippen auf die ihren trafen und ineinander zu verschmelzen schienen. Er küsste sie erst vorsichtig, doch dann gierig, er wollte mehr von ihr, dieser lieblichen Frau.
Lana schmolz fast dahin, er konnte unglaublich gut küssen, zärtlich und zugleich so bestimmend. Ihre Hände fuhren automatisch sein Hemd entlang, das sie nun hastig öffnete, um endlich seine nackte warme Haut unter ihren Händen zu fühlen.
Als sie dies geschafft hatte und ihn sanft über seinen makellosen stahlharten Body streichelte, während sie sich immer noch küssten, fuhr ihre Hand nun tiefer, in seine Hose hinein, er war schon hart und schien nur auf sie zu warten.
Tore hatte sich selber nicht mehr unter Kontrolle, Miriam war nun völlig aus seinem Kopf verschwunden, seine Gedanken waren ganz alleine bei Lana, wie sie ihn streichelte, küsste, anfasste… Oh Gott, er wollte sie endlich richtig spüren.
Eilig streifte er ihr das Top über den Kopf und entblößte ihren schwarzen BH, ihre Brüste waren fest und straff, so jung… dachte er sich.
Er trennte seine Lippen von den ihren, küsste ihren Hals hinab, massierte ihren Puls mit seiner Zunge, schmeckte ihre Zartheit und roch ihre nach Honig und Blumen duftende Haut. Dann öffnete er ihre Hose und zog sie ihr hastig von den glatten Beinen, beachtete nicht einen mal ihren String, sondern zog diesen auch gleich mit aus, um sie endlich dort unbekümmert streicheln zu können, was er nun auch tat, ganz zärtlich, ganz vorsichtig aus Angst, er könne ihr weh tun.
Lana stöhnte leise auf, seine Finger berührten sie ganz zärtlich, und sie wollte mehr von ihm, so viel mehr.
Ihre Hände massierten noch immer seine Männlichkeit, dann jedoch ließ sie davon ab, um seine Hose etwas herunter zu ziehen, er half ihr dabei, indem er sein Becken etwas anhob.
Sein Finger glitt ganz vorsichtig in sie, und Lana spürte wie das Verlangen ihn zu spüren immer größer wurde, sein Finger machte sie fast wahnsinnig.
Tore öffnete mit der freien Hand geschickt ihren BH, um zärtlich ihre Brüste küssen zu können, seine Zunge umspielte ganz behutsam ihre Knospen.
Während Lana leise stöhnte.
Dann schob er seinen Sitz zurück und packte sie mit beiden Händen sanft aber bestimmend um ihre Hüften und zog sie auf seinen Schoß.
Als er in sie eindrang, hatten beide schon längst alles um sich herum vergessen, waren nur noch mit diesem Moment beschäftig und mit dem, was gerade zwischen ihnen passierte. Seine Hände auf ihrer Hüften kniffen fast schon in ihre Haut, und sie bewegte sich erst zögernd auf ihm, bevor sie sich völlig fallen ließ.

Es war kurz vor drei Uhr morgens, Lana lag in seinen Armen und noch immer auf seinem Schoß, noch immer war sie nackt, Tore schlief tief und fest. Sie fühlte noch immer die Reibung zwischen ihren Beinen, spürte noch immer diese Tiefe der Befriedigung.
Sie schaute ihn an, er schlief ruhig. Wovon er wohl träumte, fragte sie sich kurz und streichelte ihm über die Wange.
Dann plötzlich packte sie ein ganz mieses Gefühl, was war in sie gefahren?
Sie hatte wirklich mit einem Polizisten geschlafen? Was stellte sie sich eigentlich vor?
Wie sollte dies denn weiter gehen?
Einfach nur ein Ausrutscher… versuchte sie sich selber zu beruhigen und suchte derweil nach ihrem String, um ihn anzuziehen, sie musste schnell weg von hier, bevor er aufwachte und ihr vielleicht Fragen stellte. Das könnte nämlich kritisch werden.
Ganz sachte krabbelte sie auf den Beifahrersitz, wobei sie mit dem Knie fast gegen die Hupe stieß.
Verdammt, ist das Auto klein… fluchte sie innerlich und zog sich umständlich an. Meine Mütze!!! Erschrocken tastete sie ihren Kopf ab, ihre Mütze war immer noch da, wo sie hingehörte, nur etwas verrutscht. Erleichtert atmete sie auf.
Als sie komplett angezogen war, warf sie einen letzten Blick auf Tore, der völlig ruhig und zufrieden schlief, sie lächelte schwach, er sah so gut aus.
Die Nacht war wirklich umwerfend gewesen, und es würde ihr sicherlich nicht leicht fallen, ihn zu vergessen, doch das musste sie.

Schweren Herzens öffnete sie die Tür, stieg vorsichtig aus und schloss sie ganz leise wieder, dann rannte sie den Waldweg entlang, bis zu der Stelle, wo ihr Auto stand. Es war ganz schön weit...


*Eine Menge Gefühle…Kapitel 12*


Etwas surrte unangenehm neben ihrem Ohr, ihr Rücken tat weh, und ihre Beine waren eingeschlafen, vorsichtig öffnete sie die Augen, es war halb acht, draußen wurde es bereits dunkel, und sie lag immer noch in ihrem schwarzen Jeep, der Schlüssel steckte bereits, und es war ihr Handy, das ihr ins Ohr surrte. Warum hatte sie hier im Auto geschlafen?
John ließ nicht locker, er war hartnäckig und ließ es endlos klingeln, aber auch Lana war stur und hartnäckig und ging einfach nicht dran, irgendwann würde er schon aufgeben.
Lana dachte nach, sie war in ihr Auto gestiegen, noch immer völlig durcheinander wegen der Sache mit diesem Mann, ach du lieber Himmel, sie kannte ja nicht einmal seinen Namen, war wahrscheinlich auch besser so!
Dann wollte sie eigentlich nach Hause fahren, aber sie hatte sich so unwohl gefühlt, sie stank nach Alkohol und nach Sex, wie lange hatten sie eigentlich miteinander geschlafen? Sie wusste es nicht mehr, aber es war zu geil gewesen. Jedenfalls wollte sie, so wie sie roch und sich fühlte, nicht ihrer Mutter begegnen, also hatte sie einfach im Auto gepennt.
Das Display vom Mobiltelefon leuchtete auf, sie hatte eine sms erhalten.
Erst wollte sie diese ignorieren, aber ihre Neugier war zu groß.
„bitte komm sofort zu mir ohne umwege oder sonst etwas! ich möchte mit dir reden, ich weiß dass du wach bist und keine lust hast ran zu gehen! john“, las sie sich selber leise vor, müde verdrehte sie die Augen, er würde auf sie warten müssen, er ließ sie ja schließlich auch immer warten. Erst einmal musste sie unter die Dusche, alles wegspülen!

Um zwei Uhr stand sie dann doch vor seiner Tür, mit leichten Kopfschmerzen und völlig müde, obwohl sie sich doch noch hingelegt hatte zu Hause, ihre Mutter war zum Glück schon auf der Arbeit gewesen, so dass sie ihr nichts erklären musste, sie hatte ihr nur schnell einen Zettel geschrieben: Es geht mir gut, heute Abend bin ich zuhause. Ich hab’ dich sehr lieb!

Die Tür ging abrupt auf, fast wäre sie aus ihrer Verankerung gefallen, so viel Kraft hatte John aufgewendet.
„Hab’ doch gewusst dass du da bist!“; sagte er triumphierend, es kam Lana vor, als ob er mit sich selber sprechen würde.
Sie sah ihn nur leicht genervt an.
„Willst du jetzt einen Preis dafür oder wie?“, fragte sie etwas mürrisch.
John trat zur Seite, er schluckte widerwillig eine pampige Antwort herunter und ließ sie in die Wohnung hinein.
Wieder saßen sie in der Küche, wahrscheinlich weil sein Wohnzimmer nicht aufgeräumt war, John schenkte ihr freundlicherweise einen Kaffee ein und setzte sich dann zu ihr.
„Du hast dir viel zu viel Zeit gelassen…“, er beugte sich vor und schaute sie forschend an, sie wirkte ausgelaugt und kaputt, als hätte sie eine wilde Nacht hinter sich.
„Wo bist du gewesen?“, fragte er sie neugierig.
„Einen, oder zwei trinken… Weswegen hast du mich hergerufen?“, sie nahm einen Schluck, der Kaffee war ziemlich stark und heiß, genau was sie jetzt brauchte, ihre Nacht war auch ziemlich heiß und stark gewesen, ein Schmunzeln legte sich auf ihr Gesicht, welches John gewiss nicht entging.
„Was ist so komisch?“, fragte er misstrauisch.
„Ach nichts… Also was ist denn nun?“.
John schaute sie noch immer musternd an, so recht glauben konnte er ihr ja nicht.
Er goss sich ebenfalls heißen Kaffee in seinen Becher, dann stellte er die Kanne wieder auf den Tisch, wahrscheinlich wollte er einfach nur Zeit schinden.
Er atmete tief durch und versuchte sie dann ganz lieb anzulächeln.
„Was ich dir gestern erzählt habe, dass du meine Gefährtin bist, du kannst es nicht einfach so ignorieren, es könnte sonst nicht sehr gut für dich enden.“
Lana hätte am liebsten losgebrüllt vor Wut, sie war sicherlich nicht seine Gefährtin, Gefährtin hieß Verbundenheit, Vertrautheit, Leidenschaft und unendliche Liebe! Und nicht, dass er mit jeder X-beliebigen ins Bett huschte.
Und sie selber? Sie hatte aus Rache und Trauer mit einem Anderen geschlafen...
Fast hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt, kurz hustete sie auf, und John schaute sie fragend an, ihr Gesicht wirkte so geschockt.
„Was ist los mit dir?“, fragte er vorsichtig, doch Lana nahm seine Worte gar nicht richtig wahr.
Hatte sie wirklich nur mit Tore geschlafen, weil sie frustriert war und sich an John rächen wollte? So ein Schwachsinn, als würde John dies jucken, es war ihm doch egal, mit wem sie sich vergnügte, oder?
„Lana??“, langsam wurde John richtig nervös, sie schaute so seltsam drein.
Lana schüttelte kurz ihren Kopf, so als wolle sie ihre Gedanken daraus vertreiben, dann versuchte sie sich wieder zu fassen.
„Ja?“, fragte sie mit sanfter Stimme, was John gar nicht von ihr kannte.
„Geht es dir nicht gut?“, hakte er nach.
„Doch, hatte mich nur am Kaffee verschluckt…“, ihr Finger kreiste um den Rand des Bechers.
„Na ja gut, hast du mir denn überhaupt zugehört?“
„Sicher, ich soll deine Gefährtin sein…“, kurz hielt sie inne, während sich ein sonderbares Grinsen auf ihrem Gesicht breit machte.
John starrte sie gespannt an.
„Wenn es so ist, warum schläfst du dann mit dieser Maria?“
„Das ist dein Problem? Dass ich mit einer Anderen schlafe?“, fragte er lächelnd.
Sie schaute ihn mit einem leicht eingeschnappten Blick an. „Wenn ich deine Gefährtin sein sollte, dann müsstest du dich doch zu mir hingezogen fühlen und nicht zu dieser Tussi!“
„Du bist mir eine, denkst du nicht, dass du vielleicht selber daran schuld bist? So kalt wie du immer zu mir warst und so stur? Meinst du wirklich, ich würde ewig auf dich warten?“
Lana sah ihn abschätzend an, ihre Augen bohrten sich regelrecht in die seinen. „Ja! Wenn ich wirklich deine Gefährtin wäre, dann glaube ich, würdest du ewig auf mich warten!“, sagte sie mit fester Stimme, und John spürte wie ihre Worte ihm regelrecht unter die Haut gingen.
„Also hat sich das damit für mich erledigt! Ich bin nicht deine Gefährtin! Du irrst dich, es gibt vielleicht eine Gefährtin irgendwo für dich, aber ich bin es nicht!“, sie erhob sich steif und fast wie ein Roboter von ihrem Stuhl, sie spürte wie ihr schlecht wurde und wie ihr Dämon von innen immer wieder gegen ihre Haut kratzte, es war ein schreckliches Gefühl, er wollte hinaus. Außerdem war sie zornig, enttäuscht und zugleich traurig? Aber warum fühlte sie so? Sie wusste keine Antwort, konnte es nicht benennen.
„Wo willst du hin?“, fragte er sie eindringlich.
„Geht dich nichts an“, schnaufte sie, ihr Körper fühlte sich matt an, und der Dämon schien regelrecht in ihr zu brodeln er wollte hinaus, er versuchte die Ketten zu sprengen, er nagte an ihrer Haut, sie spürte das Brennen.

Plötzlich hörte sie einen dumpfen Knall, erschrocken wandte Lana sich dem Geräusch zu. John war so schnell vom Stuhl aufgesprungen, dass er ihn umgerissen hatte, und er wirkte wie ein geladener Stier, seine Augen flackerten, und Lana wusste instinktiv, sein Dämon war nicht eingesperrt, sein Dämon war immer eins mit ihm, und manchmal regierte wohl der Dämon über Johns Körper und nicht John selber.
„Du gehst nirgendwo hin, du dummes Ding!“, schrie er sie an und trat mit schnellen Schritten auf sie zu. Er drängte sie zur Küchenzeile hin, sie wich vor ihm zurück, bis sie das Holz der Arbeitsplatte in ihrem Rücken spürte, während sie ihn atemlos ansah, völlig gefangen von seinem wilden Blick.
Er packte ihre Hände und drückte diese mit einer gewaltigen Kraft auf die Platte, so dass es sie schmerzte.
„Warum kapierst du es einfach nicht? Oder tust du nur so?“, zornig flog ihr seine Stimme entgegen, sie fühlte wie ihr Dämon innerlich schrie, er wollte heraus, er wollte sich nicht so behandeln lassen, er wollte John in Stücke reißen.
„Du gehörst mir! Du hast angefangen für mich zu leben seit dem Moment, als ich dich gebissen habe, seitdem, meine Liebe, bist du mein!“, er klang völlig psycho, und seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Körper.
„Ich gehöre niemanden!“, sie stammelte es schon fast.

John ließ blitzschnell ihre Hand los, um nun mit seiner auszuholen und ihr eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Die getroffene Stelle fing sofort an zu brennen und war bestimmt knallrot, Lana schaute ihn schockiert an.
Was bildet der sich ein? Voller Zorn holte sie Luft, sie durfte sich nicht länger so behandeln lassen.
„Du verdammtes Arschloch! Was denkst du dir eigentlich!“, ihre Stimme zitterte regelrecht, es war gefährlich, sich jetzt gegen ihn aufzulehnen, aber sie durfte dies einfach nicht auf sich sitzen lassen.
John blickte sie noch immer hasserfüllt an, in ihm brodelte so viel Wut, sie gehörte ihm, aber sie stritt es ab, wieso nur?
Die Zeit schien still zu stehen, niemand sagte etwas, beide schauten sich nur an.
„Du solltest hinter mir stehen…“, murmelte er plötzlich leise, fast so, als wäre er verzweifelt.
„Ich hinter dir? Du tickst doch nicht richtig, du schlägst mich, du widerlicher Bastard!“, ihre Stimme war voller Groll.
„Du lässt mir keine andere Wahl… Du bist meine Gefährtin, fang’ endlich an, dies zu akzeptieren!“
Ihre Augen funkelten wild, noch immer brannte ihre Wange, und ihr Dämon schien in ihr zu randalieren.
„Sei still! Ich will davon nichts hören! Du schläfst doch mit ihr, mit diesem Miststück!“
Lange sahen sie sich in die Augen, und auf einmal verschwand der Hass aus seinem Blick.
„Du bist eifersüchtig, deswegen stört es dich, du willst mich für dich haben…“, stellte er fest.
Lana unterbrach den Augenkontakt nicht. „Sicher nicht, du kannst mit ihr schlafen und sie lieben! Aber dann erzähl’ mir nicht, dass du und ich … dass wir für einander bestimmt sind!“
Ganz sanft streichelte er ihr über die Wange, die er eben noch geschlagen hatte, sie zuckte zusammen, es tat fürchterlich weh, und sie wollte nicht, dass er sie berührte, schreckte davor zurück.

„Wir sind eins…“, murmelte er gedankenverloren, und der Griff seiner Hand, die ihre Hand immer noch auf die Arbeitsplatte gepresst hielt, wurde noch fester, fast schnürte er ihr das Blut ab.
„Verstehst du das nicht? Sie bedeutet mir nichts! Es war pure Lust die mich getrieben hatte, nicht mein Herz, nicht mein Verstand … aber bei dir…“, er hielt inne, schien sie förmlich mit seinem Blick zu durchbohren, sie wollte das nicht, sie wollte, dass er sie endlich in Ruhe ließ.
„Ich fühle so viel mehr für dich… Gleich beim erstenmal, als ich dich gesehen habe, da wusste ich, du bist es, und ich musste dich besitzen, alles an dir… Doch du, du musstest dich ja wehren, dich gegen mich sträuben. Warum?“, seine Worte klangen ruhig und wohldurchdacht.
Du empfindest was für mich?? Nein…Nein… lass mich in Ruhe. Ich hasse dich, du hast mir nur Leid gebracht! Du schlägst mich und hast mich in ein Monster verwandelt…Lass mich, lass mich einfach gehen…

Ein Tränenschleier legte sich über ihre Augen, warum? Sie wusste es nicht, war es wegen der furchtbaren Schmerzen, die der Dämon ihr gerade zufügte, war es wegen der schallenden Ohrfeige, war es, weil John eine Andere berührte, küsste und spürte – oder lag es daran, dass er sie so behandelte und sie nichts dagegen tun konnte? Was es auch war, es trieb ihr die Tränen in die Augen, denn es tat ihr furchtbar weh.
„Lass mich! Ich will das alles nicht hören“, sagte sie abwehrend.
John bemerkte, wie verzweifelt sie war, er wollte sie in seine Arme schließen, ihr sagen, dass die Ohrfeige ihm leid tat, dass er so viel für sie empfand, aber als er sie zu sich heran zog, spürte er wie sich alles an ihr verkrampfte.
„Lass mich…“, stammelte sie.
Er konnte nicht anders, als sie loszulassen und sah sie mitfühlend, fast traurig an.

Endlich hatte er ihre Hand freigegeben!
Sie wartete keine Sekunde ab, sondern stürmte regelrecht an ihm vorbei, und er vernahm nur noch, wie die Tür ins Schloss fiel, sie war fort und er, er war allein...


* Seltsames Rätsel Kapitel 13*


Tore hockte an seinem Schreibtisch, er saß direkt gegenüber seinem Kollegen, und er schluckte jetzt schon die dritte Aspirintablette, doch die Kopfschmerzen gingen einfach nicht weg.
Selbst Schuld… gestand er sich ein und dachte mit einem furchtbar schlechten Gewissen an den Abend zuvor. Klar wusste er, wie falsch es gewesen war, mit dem fremden Mädchen zu schlafen, aber diese Nacht, sie war so unglaublich gewesen, und herrjeh, wenn er noch einmal die Chance dazu hätte, er würde es weiß Gott noch einmal tun!
Doch wie konnte er seiner Frau nur jemals wieder in die Augen sehen.
Sie hat dich raus geschmissen, alles was sie interessiert ist dein Geld…
Die Einsicht tat weh, trotzdem wusste er, dass es nicht richtig war, sie zu betrügen, es gab ihm nicht das Recht dazu, aber er war doch auch nur ein Mensch, er sehnte sich nun einmal nach…
„He Tore!“, unsanft riss ihn der Kollege, der gleichzeitig auch sein Freund war, aus diesen Gedanken.
Mit müden und matten Augen blickte Tore zu Fred hin und bemerkte, dass sein Freund ihn forschend ansah. „Was denn?“, fragte er verwirrt.
„Hast du mir überhaupt zugehört?“ Fred wandte den Blick von seinem Kollegen ab, der heute leicht neben der Spur wirkte und tippte weiter auf seiner Tastatur herum, um Berichte in den Computer einzugeben.
„Hmmm… hab’ s nicht so richtig mit bekommen… Was ist denn?“
„Oh Mann, was ist nur los mit dir? Na ja, wie auch immer... Die nette Diebin, hast du wirklich nichts? Nicht den kleinsten Hinweis, der uns weiter helfen könnte?“
Tore schüttelte den Kopf und trank einen Schluck von seinem Mineralwasser. „Sie war einfach geschickt und schlank, schnell… ach keine Ahnung…“, eigentlich hatte Tore überhaupt keine Lust, sich jetzt um diesen Fall zu kümmern, dafür war er viel zu sehr mit dem gestrigen Abend beschäftigt, mit diesem Mädchen, mit ihrer wunderbaren Figur, diesen Kurven, ihren brennenden Küssen… „Zu jung…“; murmelte er gedankenverloren.
Fred schielte von seinem PC hinüber zu Tore. „Wie, zu jung?“, fragte er verdattert.
Oh Scheiße, habe ich das laut gesagt? Oh Mann…
„Die Diebin, sie wirkte noch so jung.“ Das war nicht einmal gelogen, zwar einfach nur gesagt, um sich rauszureden, aber es stimmte, sie war wirklich jung gewesen.

„Langsam kommen wir der Sache näher…“ meinte Fred nachdenklich..


Wie schaffte John das nur? Erst machte er ihr eine Szene, und dann schickte er sie gnadenlos auf einen Auftrag. Und es handelte sich wieder um dieses dämliche Bild!
Sie hatte kein bisschen Lust, diesen Fall zu erledigen, aber ihr war klar, dass sie es machen musste.
Was würde sie tun, wenn ihr wieder dieser Bulle über den Weg lief? Könnte sie sich wirklich durchsetzen gegen ihn? Ihn gar verletzen?
Denn dazu musste sie bereit sein, wenn sie ihren Auftrag erfüllen wollte, aber sie wollte ihn nicht verletzen, sie mochte ihn doch…
Ein kleines Fältchen machte sich in ihrem Gesicht breit, das Fältchen, das sie immer dann bekam, wenn sie sich um etwas sorgte, es zog ihre Mundwinkel leicht herunter, und ihr Mund wirkte dadurch üppig und fast schmollend.

Ihre Mutter kam in die Küche, in der Hand hielt sie zwei frische Pizzakartons, deren Inhalt noch dampfte.
Moni spürte, dass ihre Tochter in Gedanken vertieft war, sie legte die Pizzaschachteln auf den Tisch, holte ein großes Messer, setzte sich ihrer Tochter gegenüber und lächelte versöhnlich.
Lana bemerkte sie erst, als sie ihr gegenüber saß.
„Pizza?“, fragte ihre Mutter grinsend und öffnete den ersten Karton, um die wohlriechende Pizza in handliche Stücke zu schneiden.
„Was für eine Frage! Natürlich!“ Lana grinste auch und warf einen Blick auf die erste Pizza, ganz eindeutig Salami.
„Ich dachte mir, wir könnten mal in Ruhe reden.“ Moni sagte das sehr vorsichtig und fing dann an, auch die zweite Pizza zu zerteilen, sie war mit allen möglichen Gemüsesorten und mit Käse belegt.
Lana nahm sich schon mal ein Stück Salamipizza und biss mit Appetit hinein. „Sicher…“, sagte sie leicht schmatzend.
Jetzt da beide Pizzen geschnitten waren, begann auch Moni zu essen.
„Wie soll es eigentlich weitergehen?“, fragte sie sanft und schaute ihre Tochter dabei fest an.
Lana hatte diese Frage befürchtet, und irgendwie war es doch Ironie, sie selber stellte sich diese Frage auch immerzu, und sie wusste einfach keine Antwort darauf.
„Ich weiß nicht…“, murmelte sie.
„Aber irgendetwas muss doch geschehen, du solltest versuchen, einen Ausbildungsplatz zu finden, und dann hättest du wieder einen normalen Tagesablauf... Schätzchen, so kann das doch nicht weiter gehen!“
Lana merkte deutlich, dass es ihrer Mutter nicht leicht fiel darüber zu sprechen, doch alles, was sie dazu sagen wollte war: „Gib mir bitte etwas Zeit.“
Ihre Mutter gab sich damit zufrieden. „Und warum um Himmelswillen, läufst du im Sommer mit einer Wintermütze rum?“, Moni biss vorsichtig in die heiße Pizza.
Diese Frage hatte ich doch befürchtet…
„Ist zurzeit in Mode!“
Moni musterte Lana argwöhnisch, sparte sich aber den Satz, dass sie sich doch sonst auch nicht dafür interessierte, was in Mode war. Im Moment verhielt ihre Tochter sich einfach seltsam – aus was für Gründen auch immer – und ihren neuen Freunden, den traute sie auch nicht über den Weg.
„Bitte, kümmere dich einfach um eine Ausbildung…“, sagte sie liebevoll.
Lana schaute ihre Mutter fest an, schluckte den Bissen hinunter und fragte sie dann, ob es ihr ums Geld ginge.
Sofort schüttelte Moni den Kopf. „Nein, es geht mir nicht ums Geld und das weißt du auch, ich möchte nicht, dass du etwas abgibst. Aber versteh’ doch, es ist nun mal wichtig, dass du eine Ausbildung machst…“
„Gut, ich verspreche dir, ich werde mich bewerben, okay?“
Man sah deutlich, wie erleichtert Moni über diese Worte war.
Der Rest des Gesprächs lief locker und freundschaftlich ab, nicht so, wie man es eigentlich von einer Mutter und ihrer Tochter erwartet. Sie verstanden sich gut, und Lana war fast dazu bewegt ihr alles zu erzählen, alles was auf ihrem Herzen brannte, wie schlecht John sie behandelte und sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Aber ihr Verstand hatte ihr es verboten, und sie wusste, es war wahrscheinlich besser so.


Beklommen stand sie vor dem großen alten Gebäude, hier war sie schon einmal gewesen, und nun sollte sie sich wieder in dieses Gruselschloss wagen?
Es regnete wie aus Eimern, dicke Tropfen durchnässten ihre Kopfhaut, liefen dann unangenehm an ihrem Gesicht herab und landeten in ihrem Nacken. Ihre Kleidung triefte förmlich. Doch um das Wetter machte sie sich keine Sorgen, viel mehr fürchtete sie das, was sie im Schloss erwartete.
John hatte ihr zwar versichert, dass diesmal keine Polizei da sein würde, aber woher wollte er das wissen? Er hatte wohl kaum beim Polizeirevier angerufen und gesagt: „So Leute, haltet euch heute bitte von dem Schloss fern, meine Kollegin möchte ungestört die Bude ausräumen, dafür habt ihr doch sicherlich Verständnis?“
Lana grinste spöttisch, was wusste John schon, er wusste gar nichts!
Sie spürte diese fremden Kräfte, die ihr so vieles ermöglichten, die ihr jedoch kalt und einfach nur brutal vorkamen, sie verachtete sie, genauso wie sie Waffen verachtete.

Sie raffte sich auf und schritt vorsichtig auf das Schloss zu, mit Leichtigkeit ließ sie das eiserne Tor hinter sich und betrat nun den Hof.
In ihr zog sich alles zusammen, als sie an den Hund dachte. Aber noch schlimmer erschien ihr die Erinnerung an den Polizisten, der gleichzeitig ihr One-Night-Stand war. Wenn sie ihn jetzt wiedertraf, was dann?
Eilig lief sie den Hof entlang, sie wollte so schnell es ging in dieses Schloss, wollte das Bild holen und dann sofort wieder verschwinden.
Mit zittrigen Händen berührte sie eine kleine Tür, eine Tür, die älter als sie selbst zu sein schien und für die sie sich leicht bücken musste, um hindurch zu kommen, die Leute von damals waren eindeutig kleiner gewesen, und dabei war sie wirklich nicht gerade groß! Die Steinfigur, die einem Troll im Teufelskostüm glich, schien sie förmlich zu beobachten, und bereitete ihr eine unangenehme Gänsehaut.


Bring’ es hinter dich! befahl sie sich selber, rüttelte und drehte an dem Türknauf, doch nichts geschah, sie war zu hektisch, sie musste sich mehr konzentrieren, ihr Dämon würde ihr schon helfen, doch es war nicht gerade einfach, sich zu konzentrieren, während man fror und zitterte, und dies lag bestimmt nicht nur an der Kälte.
Plötzlich fühlte sie, wie ihre Hand heiß wurde, als stünde sie in Flammen, fast hätte sie den Knauf los gelassen, dieses Brennen war unerträglich, doch wie von Sinnen zog sie die Tür nun mit aller Kraft zu sich heran, sie fühlte das heiße Eisen des Griffes, spürte wie das Schloss zerschmolz – und dann machte es KLACK.
Die Tür stand offen.
Verrückt, unheimlich, absurd….Magie… Ja, Magie, es war für sie nicht anders zu beschreiben, wie sollte sie dies auch beschreiben, durch sie hindurch floss eine seltsame Kraft, die Sachen zustande brachte, die nie einer glauben würde.
Sie betrat mit gemischten Gefühlen den Raum.
Dann hörte sie etwas, sie konnte es nicht richtig deuten, aber sie verweilte auf ihrem Platz und lauschte. Da war es wieder, sie wusste plötzlich, was es war, jemand atmete ganz ruhig und vorsichtig, so als hielte er schon fast die Luft an.
Hier ist niemand!!! versuchte sie sich zu beruhigen und schritt vorsichtig voran.
Lanas Herz hämmerte so wild, als wäre es auf der Jagd.
Sie war auf der Jagd, noch war sie die Jägerin, die Jägerin, die nachts unschlagbar war.
Ein kleines Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Alles war in Ordnung, das versuchte sie sich einzureden.
Dann ging sie eine schmale Treppe hinauf, deren Stufen vor kurzem erst erneuert wurden waren, das sah sie, obwohl es stockdunkel war.
Sie sah alles so klar und deutlich, als würde die Sonne scheinen.
Ihre Augen mussten sich verändert haben.
Die letzte Stufe hinter sich lassend, stand sie in einem riesigen runden Raum, dessen Decke mit einem Gemälde verschönert war, es zeigte den Himmel, kleine Engel und die Sonne. Wie unpassend… dachte sie makaber… Denn in diesen Raum steht gerade der Teufel… ein trauriger Schatten legte sich über ihr Gesicht, während sie den Raum entlang hechtete.
John hatte ihr gesagt, sie würde auf Anhieb wissen, welches Bild er haben wollte, sie würde es fühlen, in jeder Faser ihres Körpers.
Das war für sie nur schwer vorstellbar gewesen. Aber als sie ein paar Minuten und etliche Räume später in einem riesigen Saal stand und ihr ein Schauer über den Rücken lief, das wusste sie es tatsächlich: Er hatte Recht gehabt!
Das Bild ihrer Gefühle war so groß wie ein riesiges Poster, es zeigte einen Hengst, einen stolzen schwarzen Hengst, dem Flügel gewachsen waren und der regelrecht lebendig aussah, während er um sein Leben in den Flammen kämpfte, die sich um ihn herum ausbreiteten.
Ein helles Licht schien vom Himmel hinab, es schien dem Pferd sagen zu wollen:
„Hab’ keine Angst, flieg’ zu uns empor, wir werden dich freundschaftlich empfangen!“ In den schwarzen Augen des Pferdes spiegelten sich die Flammen wieder und auch die pure Entschlossenheit, nicht aufzugeben.
Das Gemälde, es wirkte so lebendig, so als stünde man direkt vor diesem Pferd und als könne man den Rauch der Flammen richtig riechen.
Der Künstler oder die Künstlerin, schien es mit großer Leidenschaft gemalt zu haben.
Ehrfürchtig nahm Lana das Bild von der Wand, es war viel leichter, als sie gedacht hatte, sie las den Nahmen, der rechts in der Ecke des Bildes stand:

„P. Jolin“


Sie war noch in ihre Gedanken vertieft, als sie wieder dieses Geräusch wahrnahm, dieses leise Atmen. Es konnte nicht sein, niemand war hier, oder? Außerdem wäre es doch unmöglich für sie, die Atemgeräusche zu hören, solange die Person nicht direkt hinter ihr stand, sie bildete sich das nur ein, nichts weiter. Aber dennoch, es beunruhigte sie, sie wollte hier raus, und somit lief sie mit schnellen Schritten den ganzen Weg zurück, den sie gekommen war, dabei verlief sie sich zweimal, denn das Haus, es war einfach zu groß.

Sie beruhigte sich erst wieder, als sie hinter dem Eisentor stand und dem Schloss den Rücken zugewandt hatte.
Unheimlich, dieses Schloss, es war einfach unheimlich, und es lag nicht nur daran, dass man sie hier schon fast einmal geschnappt hatte.

Als Tore am nächsten Morgen die Zeitung aufschlug, hätte er fast seinen Kaffee wieder ausgespuckt.
Der Zeitungsbericht war unfassbar, diese Diebin hatte es doch tatsächlich gewagt, noch einmal dort aufzutauchen, und diesmal hatte sie sogar Erfolg gehabt.
Das Bild war nicht mehr an seinem Platz, und Tore war stinksauer.
Vor allem darüber, dass er es aus der Zeitung erfahren musste und nicht aus dem Revier, man hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihn anzurufen.

Gute Arbeit, das hatte er gesagt und ihr zweihundert Euro in die Hand gedrückt. Hatte er tatsächlich erwartet, sie würde noch etwas bei ihm bleiben und mit ihm reden? Worüber denn? Über Sonnenschein und Heiterkeit? Sicherlich nicht!

Sie kam einfach nicht darüber hinweg, er hatte ihr eine Ohrfeige verpasst und sie dann angerufen, hatte so getan, als wäre nichts geschehen und ihr gesagt, dass sie den Auftrag zu erfüllen hatte, was dachte er sich? Dass er allmächtig war?
Zornig hämmerte sie auf ihrer PC-Tastatur herum, Bewerbungen sollte sie schreiben, das hatte sie ihrer Mutter versprochen – aber wozu?
Okay, versprochen war versprochen, und somit tat sie dies auch, aber ob sie auch zu weiterem Handeln fähig war, war ja eine andere Sache.
Das Klingeln ihres Handys ließ sie in ihrer Tipperei innehalten.
„Du kannst mich mal!“, fluchte Lana laut vor sich hin, doch trotzdem warf sie einen Blick auf das Display.
Daniel…verwundert und zugleich erfreut nahm sie ab.
„Hey!“, begrüßte sie ihn herzlich.

„Na Sonnenschein, alles gut bei dir?“, er wirkte besorgt.
„Außer dass mich John tierisch aufregt, ist alles bestens. Und bei dir?“
„Bei mir sowieso, du sag’ mal, hast du Lust, heute Abend mit mir was trinken zu gehen, ich muss mit dir reden.“
„Na klar, find’ ich gut, wo denn?“
„Ich hol dich einfach so um acht Uhr ab…“
„Geht klar, klingle auf mein Handy durch, wenn du da bist, meine Mutter muss nicht unbedingt deine Bekanntschaft machen.“
„Wieso das denn nicht? Bin ich so angsteinflößend?“
Lana kicherte ins Telefon. „Nein, du nicht, aber sie!“


So saßen sie am späten Abend zusammen in einer gemütlichen Kneipe, die gut besucht war und direkt in der City lag. Und sie tranken nun schon ihr drittes Glas Bacardi-Cola zusammen, Lana hatte ihm alles über den Quatsch mit der Gefährtin erzählt, und Daniel konnte sich kaum noch halten vor Lachen, er lief schon richtig rot an.
„So ein Spinner, oh Mann, und seit wann lässt er bitte Bilder von unbedeutenden Künstlerinnen klauen?“, fragte er immer noch kichernd.
„Keine Ahnung, ich meine, das Bild sah echt gigantisch aus und so lebendig, aber ich habe nach ihrem Namen gegoogelt. Und nichts! Sie ist nicht aufzufinden, außer dass mal eine Paulina Jolin ein Springturnier gewonnen hat und wenig später ihr Pferd dann bei einem Brand ums Leben kam...“
Lanas Augen wurden plötzlich groß.
„Vielleicht ist das Bild ja ihrem Pferd gewidmet?!“, spuckte sie ihren Gedanken laut heraus.
Daniel schaute sie neugierig an. „Meinst du, sie hat das Bild wegen ihrem Pferd gemalt, als Andenken sozusagen?“, hakte er nach.
Sie zuckte mit ihren Schultern. „Wäre doch gut möglich oder? Schließlich zeigt das Bild ein in Flammen stehendes Pferd mit Flügeln… Und die Flügel können ja vielleicht dafür stehen, dass es nun im Himmel ist.“
Daniel grinste breit „Ist es nicht eigentlich egal, warum und weshalb sie das Bild gemalt hat, die Hauptsache ist doch, dass es nichts wert ist, denn sie ist keine bekannte Künstlerin.“
Lana trank einen Schluck, nickte zustimmend und schob das leere Glas von sich weg. „Sonst stehlen wir doch eigentlich nur wertvolles Zeug, oder?“
„Klar, oder meinst du, wir klauen zum Spaß?“, fragte er grinsend.
„Nein, aber warum dann ausgerechnet dieses Bild? Und diese Rose und die Fotos?“ Nun wirkte sie nachdenklich, und auch Daniel beunruhigte dies ein wenig.
„Hmmm… Noch was zu trinken? Sambuca?“, grinste er breit, er hatte seine nachdenklichen Gedanken einfach beiseite geschoben.
„Na logisch…“, stimmte sie zu


*Alkohol du böser Geist* Teil 14


Nachdem Daniel sie vor der Haustür abgeliefert hatte und sie gerade in ihrer Tasche nach dem Schlüssel kramte, kam ihr plötzlich ein Gedanke, sie musste John endlich zur Rede stellen, so konnte es einfach nicht weiter gehen! Gar nichts konnte so weiter gehen!
Also drehte sie sich wieder um und ging in Schlangenlinien die Straße entlang, wo hatte sie nur ihr Auto geparkt? Es fiel ihr einfach nicht ein, toll, nur weil sie es vor ihrer Mutter verstecken wollte, fand sie es nun selbst nicht! Doch was sollte es, dann würde sie sich halt ein Taxi nehmen!
„Arschloch…“, grummelte Lana beim Aussteigen, was der Taxifahrer jedoch nicht mehr hörte. Da hatte er ihr doch tatsächlich gesagt, sie solle nicht in seinen Wagen spucken! Sah sie etwa wirklich so besoffen aus? Und nur weil er so beschissen fuhr, hieß es noch lange nicht, sie würde sich genau so beschissen benehmen!
Ach was sollte es, Trinkgeld gab es jedenfalls nicht für ihn, auch wenn sie eigentlich genug Geld hatte.
Nun stand sie vor Johns Tür, die Uhr zeigte gerade Punkt zwei Uhr Morgens an, er schlief sicherlich, das Licht im ganzen Haus war aus, jeder schlief und sie? Sie stand nun hier vor seiner Tür, mit einer Fahne, von Whisky, Bacardi und Sambuca!
Halleluja! Da war sie!

Sie zerrte ungeschickt an der Tür, die ins Treppenhaus führte, fragte sich zornig, warum diese nicht aufging. „Verdammtes Scheiß Ding!“, fluchte sie laut und trat wütend gegen die Tür, die dabei schwungvoll nach innen aufschoss.
Klar! Nicht ziehen, sondern drücken … oh Mann …
Hoffentlich hatte dies niemand gesehen, es fiel ihr sichtlich schwer, ihren Körper kontrolliert zu bewegen und geradeaus zu gehen, sie hatte eindeutig zu viel getrunken, viel zu viel, aber das würde ihr bestimmt erst Morgen früh so richtig klar werden, und zwar beim Aufwachen...
Sie kämpfte sich regelrecht die Treppen hinauf, bis sie endlich an Johns Tür ankam. Misstrauisch beäugte sie die Klingel, bewegte die sich etwa? Verdammt, alles drehte sich in ihr, und alles schien zu zappeln und sah verschwommen aus.


Alkohol du böser Geist,

auch wenn du mich zu Boden reißt, ich stehe auf,

du boxt mich nieder,

ich kotz dich aus und sauf dich wieder!!!


Ein Kichern drang aus ihrer Kehle, als sie ins Schwanken kam und sich schnell am Türgriff festhielt. Nur nicht umfallen, ging es ihr durch den Sinn, und wie auf Band spulte sich immer wieder dieser Reim in ihrem Kopf ab, wie oft hatte sie sich doch geschworen, nie wieder so ein Zeug zu trinken.
Egal! Sie war aus einem ganz anderen Grund hier, nicht um sich über den alten Reim Gedanken zu machen.
Klingeln… ich wollte klingeln… rief sie sich in Gedanken zurück und kicherte wieder lauthals los wie ein unartiges Schulmädchen.
Ihr Finger näherte sich der Klingel, und sie brauchte drei Versuche, bis sie die auch endlich traf. Dann hielt sie den Finger darauf, war ja schon schwer genug gewesen den Knopf zu treffen, dann sollte es sich wenigstens auch lohnen, nebenbei hielt sie sich noch am Türknauf fest und bewegte sich wie ein im Wind schwankender dünner Baum, hin und her.
Wieder ein Kichern.

Ob es Daniel wohl auch so geht? Der hat ja gut mit mir mitgehalten.
Plötzlich zog die Tür sie nach vorne, John hatte sie von innen geöffnet und somit Lana ihren Halt genommen. Sie flog jetzt im hohen Bogen in die Wohnung hinein und landete neben Johns Füßen.
Erst war es ruhig, John schaute verschlafen hinunter auf die Frau, die vor seinen Füßen lag.
Dann wieder dieses Kichern, nur diesmal ging es in ein grelles Lachen über.
„Himmel Herr Gott noch mal! Lana!“, fauchte er genervt und bückte sich nach ihrem Arm, um sie wie einen nassen Sack hochzuziehen, dabei war er nicht gerade sanft.
Als er die lachende Halbdämonin wieder auf ihre Beine verfrachtet hatte und sie somit nicht mehr halb im Flur und halb im Treppenhaus lag, konnte er nun auch endlich die Tür schließen.
„Was ist in dich gefahren?“, fragte er sie ziemlich zornig. Lana, die sich volle Elle auf seinem Arm abstützte, hatte immer noch das Gesicht zu einem Grinsen verzogen.
„Ich bin halt stürmisch…“, lallte sie ihm undeutlich zu, dabei stieß ihm ihr alkoholgeschwängerter Atem ins Gesicht.

„Verdammte Scheiße! Was hast du bitte gesoffen?“, fragte er sie nun nicht mehr ganz so sauer.
„Sambuca, Bacardi… und ähhhm….“, sie zählte alles an ihren Fingern auf und starrte ihre schlanken Finger dabei an. „Glaub auch noch…“, ehe sie ihren Satz zu Ende stammeln konnte, unterbrach John sie: „Reicht mir schon…“.

Er packte sie unsanft am Arm und schleifte sie regelrecht ins Wohnzimmer, welches stockdunkel war, doch beide sahen sie durch ihren Dämon genug.
Er warf sie regelrecht aufs Sofa und griff dann nach einem Feuerzeug, um die Kerze auf den Tisch anzuzünden.
Als die kleine Flamme loderte und den Raum leicht erhellte, musterte er Lana.
„Was geht nur in deinem Schädel vor…“; murmelte er vor sich hin und eilte dann schnell in die Küche, um ihr ein Glas Wasser zu holen. Als er wieder zurück in Wohnzimmer kam, hatte Lana sich zurückgelehnt, und ihre Augen waren geschlossen.
Ha das denkst du dir wohl! Jetzt zu schlafen! Erst mich wach machen mitten in der Nacht und dann seelenruhig auf meiner Couch schlafen, so nicht Fräulein…
Er stellte das Glas Wasser auf den Tisch und setzte sich zur ihr.

„Ey aufwachen!“, schrie er ihr fast ins Ohr, wodurch sie sofort wieder wach war und ihn nun wieder so seltsam angrinste.
„Ich hab’ ein Hühnchen mit dir zu rupfen!“, säuselte sie und grinste noch breiter.
Sie zog sich schnell ihre Mütze vom Kopf, und ihr blond- rosafarbenes Haar fiel wirr über ihren Kopf. John konnte nicht anders, als ihre Katzenohren anzustarren, er fand sie immer noch niedlich.
„Du hast mir nicht ganz die Wahrheit gesagt, und lüg’ mich jetzt nicht an!“, lallte sie und setzte sich aufrecht hin.
Er reichte ihr das Glas Wasser, und sie nahm es dankend an.
Sie trank es in einem Zug aus, sie hatte erst jetzt gespürt wie trocken ihr Hals doch war.
„Warum soll ich bitte für dich eine Rose und ein wertloses Gemälde klauen?? Das ergibt doch keinen Sinn.“
John hatte es befürchtet, dass dies irgendwann einmal kommen würde, aber er würde und konnte ihr niemals die Wahrheit sagen, wer würde schon gerne hören, dass er bald sterben musste?
„Schätzchen, das ist so … Die Dinge, also ich werde von Leuten beauftragt, für die sind sie sehr wertvoll, also diese Dinge, sie zahlen mir sehr viel Geld dafür, dass ich sie stehle, ich weiß den genauen Grund auch nicht, er interessiert mich auch nicht, Hauptsache ich bekomme mein Geld“
Nur Lana war es, die diese wertlosen Dinge stahl, Lana hatte nämlich das reine Herz und die Seele, die sie bald verlieren würde.
Die anderen in der Gruppe stahlen nur wertvolle Sachen, sie trieben das Geld für John ein, während Lana die Garantie für sein unbekümmertes langes Leben war, so lief das nun einmal.
Lana sah John argwöhnisch an „Warum? Warum verlangt jemand so etwas, warum zahlt er für so etwas so viel Geld?“, diese Frage war gerechtfertigt und keineswegs dumm, warum war sie einfach nicht naiv?
John seufzte „Das kann ich dir nicht sagen, vielleicht finden sie diese Dinge einfach nur schön, so schön wie ich dich finde, und dich wollte ich auch um jeden Preis haben, und was hat es mir gebracht?“, er hielt inne, und Lana hatte eine tiefe Gänsehaut auf ihrer Haut, er wollte sie um jeden Preis besitzen, sie, warum ausgerechnet sie?
„Aber du gehörst mir nicht, kein bisschen, obwohl du meine Gefährtin bist, ich bezweifle überhaupt, dass du jemals mein sein wirst. Aber dennoch, ich habe dich an diesem Abend gesehen, und ich wollte dich einfach haben, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was ich dann mit dir mache… Vielleicht ist es bei den Käufern auch so, sie sehen diese Dinge, und sie wollen sie einfach besitzen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was sie wirklich wert sind!“ John schaute Lana eindringlich an, und sie spürte eine seltsame Spannung im Raum.
„Warum nur Lana, warum nur gibst du mir keine Chance?“, seine Stimme klang plötzlich so liebevoll, und er hielt ihren Blick in dem seinen gefangen.
Sein struppiges Haar machte ihn unheimlich attraktiv und dass er nur in Shorts vor ihr saß, machte die Sache nicht gerade besser, klar er war hübsch und hatte so einiges, was sie anzog, aber er war nun einmal das, was er war, ein arrogantes, selbstsüchtiges, unverschämtes und brutales Arschloch – und sie sollte ihm trotzdem eine Chance geben? Warum?
Damit er sie mit Maria betrügen konnte?
Ihre Augen funkelten ihn böse an. „Kannst du vergessen!“, spuckte sie ihm entgegen.
Johns Blick wirkte geknickt.
„Warum hast du mich überhaupt aus dem Bett geholt?“, fragte er nun genervt.
„Ich bin nicht deine Gefährtin, also woher kommen nun meine Ohren?“
Sie war wirklich hartnäckig, er aber auch. So rutschte er dichter an sie heran und nahm ihren Kopf liebevoll zwischen seine Hände, sie waren ganz warm, und es brachte sie plötzlich ungewollt in Verlegenheit.
Schaute ihr fest in die grünen Augen und sah wie schüchtern sie plötzlich war.
„Du bist meine Gefährtin, muss ich es dir denn wirklich erst beweisen?“, hauchte er ihr in einem Flüsterton entgegen und fühlte, wie sie anfing zu zittern.
Trotz ihrer Fahne war sie immer noch sehr attraktiv, und sie machte ihn fast verrückt.
Er schloss seine Augen und küsste sie zärtlich.
Es war nur eine leichte, sanfte Berührung der Lippen, aber Lana fühlte wie ihr schwindelig wurde, und das lag diesmal nicht am Alkohol.
Sie kämpfte dagegen an, als sie seine Zunge spürte, die immer wieder sanft über ihre Lippen leckte, sie wollte den Mund nicht öffnen, sie wollte ihn nicht küssen oder wollte sie doch?
Erst als er plötzlich richtig bestimmend wurde und seine Zunge anfing, sich zwischen ihre geschlossenen Lippen zu drängen, konnte sie nicht anders, als den Mund vorsichtig zu öffnen und seine Zunge mit der ihren zu empfangen.
Er küsste so völlig anders, als sie erwartet hatte, und es fühlte sich richtig gut an, sie wollte mehr!
Als er seine Hand ihren Rücken hinab fuhr, bekam sie plötzlich eine Gänsehaut, die jedoch keine angenehme war.
Nein! Schrie sie sich innerlich an, und verharrte auf einmal in all ihren Bewegungen.
Was John jedenfalls nicht sonderlich zu interessieren schien, denn er küsste sie einfach fordernd weiter.
Nein! Verdammt noch mal, nein! Plötzlich stieß sie ihn mit aller Kraft von sich, und er landete wie ein Sack rücklings auf den Sofa.
„Was ist los?“, fauchte er regelrecht.
Ja, was ist nur mit mir los? Erst der Polizist und jetzt auch noch John. Niemals!
Sie erhob sich mit schwankenden Schritten vom Sofa, der Alkohol machte sich noch immer bemerkbar.
„Lana?“, rief er fragend und richtete sich ebenfalls auf. „Warum streitest du alles ab? Wir sind für einander bestimmt, du kannst dich nicht dagegen wehren!“
Sie schüttelte wild mit dem Kopf, so als wolle sie seine Worte aus ihrem Ohr schütteln.
„Nein, verfluchte Scheiße, Nein!“, schrie sie wie von Sinnen und wandte ihm den Rücken zu, um dann hysterisch den Raum zu verlassen. Immer wieder fragte sie sich, was sie sich nur dabei gedacht hatte.
John zögerte nicht lange, sondern folgte ihr in den Flur, wo sie gerade dabei war, die Wohnungstür aufzumachen.
„Lana, wage es jetzt nicht, diese Wohnung zu verlassen!“, seine Stimme klang richtig drohend, wie konnte sie ihm nur einen Korb geben. Ihm, der doch sonst alle Mädchen bekam, die er wollte? Und immerzu zeigte sie ihm die kalte Schulter! Doch heute nicht, heute würde sie ihm gehören, heute würde sie spüren müssen, dass er viel stärker war als sie. Sie wollte es ja nicht anders.
Als Lana die Tür öffnete, wandte sie sich noch einmal John zu, ihre Augen funkelten voller Zorn und Verzweiflung. „Drohst du mir?“, fragte sie ihn ernst und zog die Tür noch weiter auf.
Sofort sprang John mit einem mächtigen Schritt zu ihr hin, sie taumelte erschrocken zurück und stieß somit die Tür wieder zu. John drückte sie regelrecht an die Tür, und sein Kopf war dem ihren ganz nahe, wobei er hinunterblicken musste, da sie ein gutes Stückchen kleiner war als er.
„Du gehst nirgendwo hin, meine Liebe!“, sagte er ihr mit ruhiger Stimme, er packte sie grob am Arm und zog sie wieder ins Wohnzimmer, wo er sie dann mit aller Kraft auf das Sofa schubste.

Paulina saß zitternd in ihrem Himmelbett, ihre Augen suchten immer wieder panisch das Zimmer ab. Schatten waren da, überall Schatten, so als würden sie auf sie lauern, als würden sie ihr die Seele stehlen wollen.
Sie traute sich nicht, nach dem Lichtschalter der kleinen Lampe neben ihrem Bett zu greifen, sie war wie gelähmt vor Angst.
Sie redete sich immer wieder ein, da wäre nichts, sie würde es sich nur ein bilden, sie war doch schließlich kein Kind mehr, sondern schon siebzehn Jahre alt, trotzdem blieb die Angst.
So war es auch dazu gekommen, dass sie nur kurz um das gestohlene Bild getrauert hatte, welches ihrem verstorbenen Pferd gewidmet war, denn seitdem wurde sie von diesem Schatten verfolgt, er lauerte überall auf sie, ob es nun in der Küche beim Brotschmieren war oder in den Stallungen, überall schien er auf sie zu warten, fest dazu entschlossen, sie an sich zu nehmen.
„Verschwinde! Verschwinde endlich! Ich habe keine Angst vor dir!“, schrie sie völlig panisch und starrte auf den Fleck an der Tür, der sich langsam zu einer Masse formte und immer größer und größer wurde, eine schwarze Kreatur die einen Menschen mit Hörnern ähnelte und statt Fingern, Klauen besaß.

„Hau ab!“, schrie sie außer sich, und an ihrem Körper lief der Schweiß hinab.
Doch der Schatten verschwand nicht, er glitt nun auf den Boden hinab und näherte sich ihrem Bett. Sie zog sich wie ein kleines Kind die Decke über den Kopf und redete sich immer wieder ein, sie würde es sich nur einbilden, bis sie spürte wie ein kalter Luftzug unter die Decke kroch…


*der dunkle Schatten* Kapitel 15


Ihre Augen funkelten ihn wütend an, John hatte sie achtlos wie einen Gegenstand auf das Sofa geworfen und betrachtete sie nun so merkwürdig, sie konnte seinen Blick nicht deuten, war er lüstern?
„Du hast keinen Respekt, und du weißt nicht, was gut für dich ist! Aber ich werde dir schon noch zeigen, was dir gefällt…“, seine Stimme klang so furchtbar anders, er machte ihr Angst.
„John, lass mich bitte!“, sagte sie fast flehend, doch stattdessen sah sie nur, wie er seine Boxer Shorts ein Stück hinunter zog und sein bestes Stück preisgab.
Ihre Augen weiteten sich vor Angst, er bluffte, er konnte dies doch nicht ernst meinen, er würde ihr dies doch nicht antun oder? So war er doch nicht!
Innerlich lachte etwas in ihr, eine Stimme kicherte vor sich hin, war es ihr Verstand, der sie auslachte?
Sei nicht albern du dummes Ding! Natürlich wird er dich jetzt nehmen, ob du es willst oder nicht, und er wird nicht gerade sanft mit dir umgehen. Du denkst doch nicht wirklich, dass er dich liebt! Hahaha! Da kannst du ja genauso behaupten, es gäbe den Weihnachtsmann und den Osterhasen!
„Nein…“, murmelte sie völlig aufgelöst, er würde ihr dies nicht antun, so war er einfach nicht, er scherzte doch gerade nur.
Doch als er sich zu ihr aufs Sofa hinunterfallen ließ und seine Shorts noch immer auf halb Acht hingen, da wusste sie, er würde nicht scherzen, er hatte ganz was anderes im Sinn, und es lähmte sie schier.
„John, nicht…“, stammelte sie, doch er schien ihre Worte gar nicht wahr zu nehmen sondern drückte sich nun zwischen ihre Beine. Sein ganzes Gewicht lag auf ihrem Körper, und sie fühlte, wie er sein aufgerichtetes Glied an sie presste.
„Geh runter von mir!“, schrie sie nun außer sich und versuchte ihn von sich weg zu drücken, doch der Alkohol machte sie so schrecklich schwach und ungeschickt. Sie spürte, dass er viel zu stark für sie war, und sie fühlte sich so hilflos. Wie konnte er ihr so etwas nur antun? Wie konnte ein Mensch überhaupt jemanden so etwas antun?

Sie stöhnte qualvoll auf, als er in sie eindrang, nicht zärtlich, nicht sanft, sondern grob und schnell, es bereitete ihr furchtbare Schmerzen, und in diesem Moment schaltete sie ab, sie ließ sich fallen, fallen in eine andere Welt, wo das was er ihr gerade antat sie nie erreichen konnte….

Tore schaute auf das junge Mädchen herab, die Augen der Kleinen waren leer und trotzdem weit aufgerissen, so als hätte sie den Teufel persönlich gesehen. Das erschütterte ihn, er war zwar durch seinen Beruf abgehärtet, aber trotzdem ging ihm so etwas sehr nahe. Sie war doch noch ein Kind!
„Woran ist sie gestorben?“, fragte er die Kollegen ernst und konnte seinen Blick nur schwer von diesen Augen lösen, die panisch ins Leere blickten.
Sein Kollege der auf die fünfzig zuging, zuckte mit den Schultern.
„Herzstillstand!“, sagte die junge Beamtin, die gerade neben die Männer getreten war und das Mädchen anschaute, als wäre es einfach nur ein Stück Fleisch, welches sie gleich genau untersuchen würde.
Für ihr Alter war sie schon sehr weit gekommen, und sie war auch sehr gut in ihrem Beruf, dafür sah sie auch nicht sehr gut aus, Tore musste kurz schmunzeln, es gab doch noch Gerechtigkeit...
„Was mich hier wundert, ist genau dieser Herzinfarkt. Soviel ich weiß, war sie sehr sportlich und gesund, und für ein Mädchen von gerade mal siebzehn Jahren ist so ein Herzstillstand doch schon recht merkwürdig!“, sagte die Frau leicht grübelnd.
„Gestern hatte man ihr doch das Bild gestohlen, wenn ich mich nicht irre?“, warf Tore ein und schaute noch immer das tote Mädchen an.
„Ja, stimmt…“, murmelte die Frau.
„Na ja, vielleicht hat sie sich ja deswegen so aufgeregt dass es zu dem Herzstillstand kam!“, fuhr Tore fort: „Ihre Mutter hat mir erzählt, dass sie sehr an dem Bild hing, sie hat fast ein halbes Jahr gebraucht, um das Bild fertig zu malen. Es war wohl so eine Art Hilfe für sie, um den Tod ihres Pferdes besser verkraften zu können, sie besaß wohl nicht sehr viele Freunde, und das Pferd war sozusagen der Ersatz dafür.“
„Warum klaut man nur so ein Bild, es ist doch vollkommen wertlos!“ Tores Kollege seufzte kurz auf.

„Immerhin sieht es gut aus!“, sagte Tore. Allerdings verstand er selber auch nicht, warum sich jemand strafbar machte für ein Bild, das keinen hohen Wert besaß.

Der Regen hatte ihre Kleidung völlig durchnässt, und dicke Tropfen liefen an ihren Wangen hinab, doch sie war dankbar für den warmen Sommerregen, der ihre Haut auf eine merkwürdige Art und Weise sanft streichelte, er zeigte ihr, dass sie noch da war, dass sie noch existierte, dass sie noch nicht tot war! Anderseits hasste sie den Regen, denn sie fühlte ihn so deutlich auf ihrer Haut, dass sie wusste: Sie schlief nicht! Sie träumte nicht! Sondern sie war hellwach, und das was gerade passiert war, war die schreckliche, eiskalte Wirklichkeit.
Obwohl es Sommer war und die Sonne gerade aufging, fröstelte sie, und sie zitterte am ganzen Körper. Eine Stunde lief sie nun schon zu Fuß die Straßen entlang, und sie hatte nur ein bestimmtes Ziel vor Augen, ganz fest vor Augen.
Der Schmerz der noch immer zwischen ihren Beine brannte, brachte sie fast um den Verstand, und an liebsten wäre sie breitbeinig gegangen, doch sie wollte niemanden auch nur ahnen lassen, was sie heute durchlebt hatte. Sie schämte sich so schrecklich, sie fühlte sich so furchtbar dreckig und schuldig. Ja! Lana fühlte sich schuldig, für etwas, wofür sie doch nichts konnte, doch trotzdem hatte das Wort ‚schuldig’ sich unerbittlich in ihrem Kopf eingenistet, und es wollte einfach nicht daraus verschwinden.
Kraftlos und erschöpft erreichte sie das kleine Häuschen, kein einziges Lichtlein brannte darin, und kein Lebenszeichen drang aus ihm heraus. Daniel schlief wohl noch, aber sie brauchte ihn doch jetzt so furchtbar dringend.
Mit zitternden Händen klopfte sie vorsichtig an, einmal, zweimal – aber nichts passierte, während ihre leeren Augen die Tür fixierten wie eine Katze die Maus.
Dann fing sie plötzlich an, wie wild auf das Holz ein zu hämmern. Daniel, Daniel, Daniel! Sie brauchte ihn jetzt einfach, er sollte ihr diese furchtbaren Schuldgefühle nehmen!
Und dann endlich ging die Tür auf, und ein verschlafener und verkaterter Daniel stand vor ihr und sah sie verwundert an, doch noch ehe er etwas zu ihr sagen konnte, war sie ihm um den Hals gefallen und hatte sich an ihn geklammert, wie ein Kind, das sich an seine Mutter klammerte, wenn es furchtbare Angst hatte.
Erst stand er überrumpelt da, doch dann schloss er sie in seine Arme und streichelte ihr sanft über den schweißnassen Rücken.
„Was ist denn los?“, fragte er vorsichtig flüsternd, doch dann spürte er, wie sie auf einmal anfing zu zucken und sie schließlich in Weinkrämpfe ausbrach, die ihren ganzen Körper kontrollierten, während sie sich an ihn klammerte.
Ohne zu überlegen hob er sie hoch, schloss mit dem Fuß die Tür und trug sie in das unaufgeräumte Wohnzimmer, wo er sie ganz sachte auf das Sofa legte und in eine dicke Wolldecke wickelte.
„Lana, Schätzchen! Was ist denn los?“, versuchte er es noch einmal.
Es brauchte eine ganze Weile, bis sie aufhörte zu weinen, Daniel kochte ihr in der Zwischenzeit einen Tee, stellte ihr Schokokekse vor die Nase und rubbelte mit einem Handtuch vorsichtig ihr Haar trocken, er fragte sie nicht noch einmal, was los war, sondern kümmerte sich nur um sie, bis sie sich etwas in seinen Armen beruhigte und ihren Kopf auf seinen Schoss legte, während er ihr sanft durch das Haar fuhr. Erst jetzt wagte er es noch einmal, sie zu fragen, und was er als Antwort bekam, versetzte ihm einen riesigen Stich ins Herz.
Ungläubig starrte er auf die gegenüberliegende Schrankwand, wo schon lange mal wieder Staub hätte gewischt werden müssen...
„Er hat was?“, murmelte er fassungslos vor sich hin, und es war fast so, als würde etwas in ihm zusammenbrechen. „Nein, Schätzchen, das kann nicht sein, du musst….“
Er stockte, ja, was musste sie? Sich irren? Sich dies nur eingebildet haben? War er denn blind? Sie lag völlig verstört hier auf seinem Sofa und hatte nur die Worte ‚John’ und ‚Vergewaltigung’ herausgebracht. Und er? Er wollte ihr wirklich sagen, sie müsse sich irren?
Aber das konnte nicht John getan haben, nicht sein John, nicht der John, der einmal sein bester Kumpel gewesen war.
Verblasste Erinnerungen holten Daniel ein. Wie John damals gewesen war und wie er sich verändert hatte. Damals, da hatte John alles nur Erdenkliche für seine beiden Kinder getan, er hatte nächtelang durchgearbeitet, um ihnen ein schönes Weihnachtsfest bereiten zu können, er hatte jede Woche seine Großmutter im Altersheim besucht, und er hatte Frauen geholfen, die von Kerlen dumm angesabbelt wurden. Wo war dieser John nun?
Er war damals ganz anders gewesen, und Daniel wusste natürlich, woran es lag und warum John sich so verändert hatte.
Der Dämon, nur er machte John stark und verschaffte ihm die ewige Jugend, aber dafür verlor er langsam seine Seele, und sein Verhalten wurde immer skrupelloser. Es fing damit an, dass ihm seine Kinder scheißegal wurden, dass er seine Großmutter nur noch einmal besuchte, um ihr Haus zu erben und dass er Frauen nur noch als Gegenstände für seine Lust betrachtete, er hatte seine Kinder verloren, sie wollten ihn zwar sehen aber er scherte sich einen Dreck um sie – und jetzt, jetzt hatte er eine Frau vergewaltigt und ihr für immer einen dunklen Schatten in ihrem Herzen verschafft. Er war nicht mehr der John von früher, sondern er wurde allmählich zu dem Dämon in seinem Inneren!
Und Daniel bekam auf einmal schreckliche Angst, würde er auch so werden? Und die anderen mit ihm? Würde er zu einem Monster werden? Immerhin steckte auch in ihm ein Dämon.
Nein, er wollte nicht so werden wie John, er wollte nicht so ein Monster werden!

Tore starrte gedankenverloren auf sein Frühstück, die Augen der Kleinen wollten ihn einfach nicht mehr loslassen, sie waren so voller Panik gewesen und dann fiel ihm noch etwas ein, dieses Mädchen auf dem Spielplatz, hatte es nicht von seiner Großmutter erzählt? Und war die nicht auch kurz nach dem Raubüberfall gestorben?
Hingen die beiden Fälle vielleicht zusammen? Und Moment mal, da war noch etwas Seltsames passiert! Dieser reiche Mann, dem eine teure Kette und Familienfotos gestohlen wurden, er hatte mehr um die Fotos als um die Kette getrauert, was war eigentlich aus dem Fall geworden? Hatte man ihn etwa zu den Akten gelegt?
Tore hatte kein Verlangen mehr nach dem leckeren Frühstück mit dem Rührei und den frischen Brötchen, welches er sich eben noch voller Appetit bestellt hatte.
Jetzt spukte ihm ganz etwas anderes durch den Kopf, er legte einen Zwanzigeuroschein auf den Tisch, winkte der Kellnerin zum Abschied zu und verschwand aus seinem Stammlokal.

Tore hatte schnell die Adresse des Mannes herausbekommen, zum Glück lag es nur ein paar Kilometer weit weg. Und während der Fahrt dorthin überlegte er sich schon die Fragen, die er der Familie gleich stellen würde.

Das Haus lag tief versteckt im Wald, es wirkte wie ein verwunschenes Märchenschloss, und es sah sehr einladend aus.
Tore parkte das Auto am Eisentor des Hauses, er klingelte an und sagte seinen Namen auf Wunsch in die Gegensprechanlage, dann öffnete man ihm.
Eine asphaltierte Straße führte durch die Gartenanlage zum Hauseingang, und dort stand bereits eine Frau in der großen geschnitzten Tür, sie trug das altmodische Kleid eines Zimmermädchens. Hübsches Ding, wie Tore fand, aber noch sehr jung, vielleicht zwanzig?
Tore stellte sich vor und fragte nach dem Herrn des Hauses, doch die Angestellte schüttelte traurig den Kopf. „Tut mir leid, aber der Herr ist leider vor kurzem verstorben“, informierte sie Tore.
Irgendwie wunderte das Tore überhaupt nicht, alles passte, und dieser Fall ähnelte haargenau den anderen beiden Fällen.
„Darf ich dann mit seiner Frau sprechen?“, fragte er vorsichtig.
Sie nickte, und er folgte ihr in das riesige Haus hinein, alles sah sehr reinlich aus, und es roch angenehm nach Hühnchen.
„Störe ich etwa beim Essen?“, fragte er die junge Frau, die ihn durch die Zimmer führte.
„Nein, das Essen wird nur gerade zubereitet, es wird erst Punkt dreizehn Uhr serviert!“, erklärte sie ihm und blieb dann vor einer Tür stehen.
Sie klopfte sanft an, und eine freundliche Frauenstimme bat sie hinein. Das Zimmermädchen, so nannte Tore sie im Geiste, trat allein in den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Wenig später öffnete sich die Tür wieder. „Sie können nun hereinkommen“, sagte das Zimmermädchen und lächelte ihn aufmunternd an.

Als Tore auf einem der grünen Sessel Platz nahm, genau der Witwe gegenüber, da beschlich ihn auf einmal ein beklemmendes Gefühl, die Frau wirkte sehr kraftlos und zerbrochen, sollte er ihr wirklich diese Fragen stellen und sie wieder daran erinnern? Er musste es aber doch tun… Vorsichtig räusperte er sich.
„Es tut mir leid, dass ich wieder alles aufwühlen muss, aber ich würde gerne wissen woran Ihr Ehemann gestorben ist?“, begann er sanft.
Sie schloss kurz ihre Augenlider, als wolle sie tief in sich gehen. „Er hat einen Herzinfarkt erlitten…“, gab sie schließlich zur Antwort.
Wie die Kleine…
„Das tut mir wirklich leid, es muss furchtbar schwer für Sie gewesen sein“, er wusste einfach nicht, wie er weiter vorgehen sollte. Aber es half alles nichts...
„Ist Ihnen davor etwas bei Ihrem Mann aufgefallen? Irgendetwas Merkwürdiges?“, fragte er vorsichtig.
„Ja...“, ihre Stimme klang zögernd. „Er hat behauptet, man verfolge ihn. Er meinte, etwas würde auf ihn lauern. Es hat mir Angst gemacht, das was er mir erzählt hat, und nun, nun ist er tot, wie kann das möglich sein?“, fragte sie nun Tore mit zittriger Stimme.
Schatten etwa?
„Ich weiß es leider nicht, aber ich möchte Ihnen helfen, glauben Sie mir. Dafür muss ich aber noch etwas wissen, tut mir leid.“, er hielt inne und musterte die Frau, die noch immer etwas zitterte.
„Hat er von Schatten erzählt?“

Die Frau sah plötzlich auf und schaute Tore mit einem seltsamen Blick an. „Woher wissen Sie das?“, fragte sie irritiert...


*Hass…* Teil 16

So, das war es nun also, das war also John, der richtige, wahre John?
Lanas Augen sahen immer noch leer und verlassen aus, fast so als wäre ihre Seele weit weg von der Wirklichkeit. Aus und vorbei… schoss es durch Daniels Kopf. Sie würde nie mehr das Mädchen sein, das sie einst gewesen war. Dieses Erlebnis hatte ihre Seele beschmutzt.
„Lana, Schätzchen?“, flüsterte er ihren Namen, so als hätte er Angst, sie zu erschrecken, und vielleicht verspürte er diese Angst auch. Lana blickte ihn kurz an, aber sie sah ihn nicht wirklich, es schien fast so, als schaute sie durch ihn hindurch.
„Möchtest du was essen?“, fragte er sie leise.
„Keinen Hunger…“, murmelte sie und senkte den Blick, alles an ihr fühlte sich so widerlich an, es war nicht mehr ihr Körper, sie wollte diesen Körper nicht mehr haben!
„Du musst doch aber was essen, du wirst sehen, es wird dir gut tun! Glaub’ mir!“, versuchte er sie zu überzeugen, doch er ahnte schon, dass dies sinnlos war.
„Duschen…“, murmelte sie wie ein Kleinkind, welches zum ersten Mal einen Schmetterling sieht und dann dessen Namen ausspricht, zum allerersten Mal...
Daniel nickte wissend. „Ja, super Idee, du gehst duschen, und dann siehst du gleich alles ganz anders, du wirst sehen, es wird dir danach viel besser gehen!“.
Besser gehen? Wie sollte eine Dusche gegen dieses Verbrechen helfen? Wie sollte ein bisschen heißes Wasser diesen ganzen Seelenschmerz hinweg spülen? Das war nicht möglich. Nichts könnte ihr jemals diesen Schmerz, diese furchtbare Erinnerung nehmen, leider.
Daniels Augen wurden traurig, sie tat ihm leid, John war ein Schwein, ein Schwein welches mit seinen Verbrechen einfach so davon kommen würde, und das war nicht fair.
Vorsichtig erhob Lana sich, und Daniel tat es ihr gleich, er führte sie ins Badezimmer, das war wohl in dieser Hütte der einzige Raum, der in jeder Ecke vor Sauberkeit glänzte, wenn Daniel eins nicht mochte, war es ein dreckiges Badezimmer.
Er legte ihr ein großes weiches Handtuch aufs Waschbecken und lächelte sie sanft an.
„Wenn du noch etwas brauchst, dann sag Bescheid und ansonsten, lass es dir hier gut gehen und nimm dir so viel Zeit wie du brauchst!“, mit diesen Worten ging er zur Tür und ließ Lana alleine im Zimmer.

Erst drehte sie den Schlüssel im Schloss herum, dann jedoch öffnete sie das Schloss wieder, sie wollte nicht eingeschlossen und gefangen sein, auf keinen Fall wollte sie dies!
Das heiße Wasser umspielte sanft ihre Haut, es fühlte sich verdammt gut an, und zuerst beruhigte es sie auch irgendwie, aber dann brach sie wieder in Tränen aus, die sich mit dem Duschwasser vermischten. Sie weinte jedoch nicht verzweifelt, sondern ruhig und stetig, die Tränen flossen einfach so aus ihr heraus.

Eine Stunde war vergangen, dann hörte Daniel, wie das Wasser abgestellt wurde, schnell eilte er in Richtung Badezimmer, er hatte ganz vergessen, ihr Kleidung raus zu legen, ihre eigenen Klamotten wollte sie sicher nicht wieder anziehen. „Ich hab’ dir vor die Tür ein Hemd und eine Hose von mir gelegt, komm’ dann am besten zu mir in die Küche…“
Und genau dorthin machte er sich auch wieder, um den Pfannkuchenteig weiter zu brutzeln. Der Duft verbreitete sich schon verführerisch im ganzen Haus.

„Riecht lecker…“, erschreckte ihn plötzlich die Stimme von Lana, die im Türrahmen stand, sie trug seine Sachen und hatte nasse Haare.
Er wandte sich ihr kurz zu und lächelte sie an, er war erleichtert, sie schien sich etwas gefangen zu haben. „Ich hoffe, du magst Pfannkuchen zum Frühstück? Ich finde, es gibt nichts Besseres!“, er stellte den Teller mit den fertigen gebratenen Kuchen auf den Esstisch und ging dann zur Kaffeemaschine.
„Setz dich doch, ich mach’ uns noch schnell einen Kaffee, und dann komm’ ich zu dir!“
Lana tat was er sagte, und als sie auf die lecker duftenden Pfannkuchen schaute, stellte sie fest, dass sie wirklich Hunger hatte.
„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe!“, entschuldigte sie sich.
Daniel, der gerade dabei war, Wasser in die Kaffeemaschine zu füllen, hielt inne in seiner Bewegung. „Bist du blöd! Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen, du weißt genau, dass ich immer für dich da bin!“, sagte er leicht gekränkt.
Die Maschine fing an, blubbernde Geräusche zu machen und arbeitete vor sich hin. Daniel setzte sich zu Lana und musterte sie besorgt. Er wollte mit ihr darüber reden, aber er hatte Angst davor, sie hatte sich doch gerade erst wieder beruhigt.
„Isst du Sirup oder Nutella zu deinen Pfannkuchen?“, fragte er sie, er saß ihr direkt gegenüber und blickte ihr aufmerksam in die Augen.
„Nutella…“, sagte sie knapp und lächelte.
Nun grinste er auch. „Gut, dann muss ich nicht noch einmal aufstehen!“
Er legte ihr einen Pfannkuchen auf den Teller und dann einen auf seinen.
„Wenn du willst, kannst du so lange hier bleiben, wie du möchtest!“, bot er ihr an, während er sich Nutella auf den gebackenen Teig strich und ihn dann zusammen rollte.
„Ich weiß, das ist sehr lieb von dir, aber es geht nicht, ich kann meine Mutter nicht alleine lassen…“; kurz war es still, dann sah Lana wieder bedrückt aus, ein kurzes Seufzen entwich ihr. Sie spürte noch immer einen unangenehmen Schmerz zwischen ihren Beinen, instinktiv presste sie ihre Beine ganz eng aneinander.
„Er soll leiden…“, rutschte es ihr unbewusst und leise von den Lippen.
Daniel sah sie verwundert an, doch er konnte es verstehen, dass sie so dachte.
„Er soll genau so ein Leid ertragen, wie ich es musste…“, fuhr sie fort und starrte nachdenklich auf ihren dampfenden Teller.
„Es gab eine ganz kurze Zeit, da hätte ich es ihm fast geglaubt dass ich seine Gefährtin wäre, aber jetzt… Jetzt wo er mir so etwas angetan hat, glaube ich dies nicht mehr. Im Gegenteil, ich hasse ihn, ich verachte ihn und ekle mich vor ihm!“, ihre Stimme wirkte traurig.
Daniel wusste nicht so recht, was er sagen sollte, was sollte er ihr darauf hin nur sagen?
Er wusste es nicht, und er wusste nicht, was mit John auf einmal los war.
„Ich verstehe das nicht“, gestand er und schaute nun auch auf seinen Pfannkuchen, wo das Nutella schon hinunter rann, flüssig und heiß.
„Was verstehst du das etwa nicht, dass ich so empfinde?“, ihre Stimme klang vorwurfsvoll.
Erschrocken sah Daniel sie an und schüttelte sofort den Kopf. „Schätzchen, natürlich verstehe ich deinen Hass und deine Wut! Ich verstehe nur nicht, wie so etwas aus ihm werden konnte! Er war damals so anders!“

Das leise aber intensive Ticken der Wanduhr machte John fast verrückt, er saß auf dem Sofa, sein Haar völlig verstrubbelt und die Augen stur geradeaus gerichtet.
Was habe ich getan? Was habe ich ihr nur angetan?
Seine rechte Hand fuhr durch sein Haar, er fühlte sich so kaputt, so als hätte er nächtelang durchgefeiert.
Vorwürfe hämmerten durch seinen Kopf, sowie etliche Frage: Wieso, Warum?
Doch er konnte sie sich nicht beantworten. Es tat ihm so furchtbar leid ,und er wünschte sich, er könnte es wieder gut machen, doch wie sollte er dies jemals schaffen? Sie hasste ihn, er hatte ihr etwas Furchtbares angetan.
Ist es die Sache wert? Ist es das alles wert? Ewiges Leben, Reichtum, Macht?
Aber ich bin nicht mehr ich…
Er seufzte und fuhr sich noch einmal durch sein Haar, wieder das Ticken der Uhr.
Tick …Tack…Tick… Tack….
Sei nicht albern! Die Schlampe hat’s verdient und das weißt du genauso wie ich!
Wild schüttelte John seinen Kopf.
Nein! Niemand hat so etwas verdient und erst recht nicht sie!
Ein grelles Lachen durchfuhr seinen Kopf und hämmerte sich in seinem Gehirn fest.
Du müsstest dich nur einmal selber hören! Du klingst wie ein Weichei, du klingst, als würdest du sie lieben! Aber vergesse nicht! du kannst und darfst nicht mehr lieben! Auch das war der Preis dafür, oder hast du es vergessen?
Wieder schüttelte John den Kopf und fixierte einen dunklen Fussel auf dem Teppich zu seinen Füssen. „Nein!“, presste er mühsam hervor.
Also hör’ auf dich wie ein Narr zu benehmen! Du hast nichts Unrechtes getan, du bist schon fast an deinem Ziel, nicht mehr viele Seelen, mein Lieber, nur noch ganz wenige trennen dich von deinen Wünschen!

Die Sonne färbte den Horizont in ein warmes Orange, es wirkte beruhigend, friedlich und voller Hoffnung. Lana seufzte, sie lehnte sich auf der Bank noch weiter zurück und starrte in den Himmel hinauf.
Warum? Warum nur? Ihre Augen wirkten matt, ein Schleier aus Tränen hatte sich wieder darin breit gemacht. Aber sie erlaubte es ihnen nicht, herunter zu tropfen.
Wie lange saß sie nun schon auf dieser Bank im Wald?
Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und es erschien ihr auch nicht wichtig.
Langsam verstummten die Laute des Tages, und eine beruhigende Stille legte sich auf der Welt nieder.
Was habe ich getan? Was habe ich getan dass du mich so bestrafst, Gott?
Sie senkte ihren Blick und starrte nun in den Wald hinein, der sich dunkel hinter dem Waldweg erstreckte.
Habe ich etwas verbrochen? Ich werde vom Teufel geführt…
Sie seufzte…
Was denke ich da nur?
Sie spürte den Hass in sich hoch kommen, eine brodelnde Wut kochte in ihr auf und schob sich über ihre Traurigkeit und ihre Selbstzweifel.
Töten sollte ich ihn!
Sie presste ihre Lippen fest zusammen, ja sie sollte ihn töten, und dieser Gedanke, setzte sich tief in ihr fest.
Plötzlich durchfuhr sie ein furchtbarer Schmerz, der ihren Körper erzittern ließ, es fühlte sich an, als würde man direkt in ihr Herz stechen und den Dolch immer weiter hineinschieben.
„Nein!!!“, schrie sie auf und verkrampfte sich am ganzen Körper.
„Nein, hör’ auf!“, spukte sie die Wörter hinaus, während sie fühlte, wie eine fremde Macht versuchte, ihren Körper in Stücke zu reißen.
Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und sie sackte zusammen, rutschte von der Bank und rollte hilflos auf dem Boden herum.
Der Schmerz schien sie schier zu zerfetzen, und dann brannte ihre Haut, und das Brennen fraß sich unter ihrer Haut zu ihren Organen hin, es fühlte sich an, als würde sich ihre Lunge, ihre Niere verformen.
Sie schrie vor Pein auf, und ihr Schrei hallte durch den Wald, doch niemand würde ihr zur Hilfe eilen, niemand würde ihren Schrei hören. Der Wald war menschenleer!

John sah in den Rückspiegel seines Autos und schaute sich selber ganz fest in die Augen.
Du musst dich bei ihr nicht entschuldigen, sie hat keine andere Wahl, sie muss dir gehorchen, sie braucht dich…
Ein kleines zögerliches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, dann schnallte er sich ab und stieg hinaus. Die warme Abendluft umfing ihn freundlich, und er atmete tief durch, sog den Sauerstoff tief in seine Lunge hinein.
Dann trat er zur Hütte und klopfte zweimal kräftig an.
Daniel öffnete die Tür sofort, fast so als hätte er nur darauf gewartet.
Doch sein Blick verriet, dass er ganz und gar nicht mit John gerechnet hatte.
„Hey Daniel!“, begrüßte John ihn, seine Stimme klang dabei sonderbar kalt. Daniel nickte kurz, er hatte nicht mit John gerechnet, aber dann auf einmal überwältigte ihn plötzlich der Hass und wischte all seine guten Manieren fort.
Grob packte er John an seinem Hemdkragen und schnürte ihm die Luft ab.
Damit hatte der Anführer keinesfalls gerechnet, und er war so überrascht, dass er gar nicht reagieren konnte, blitzschnell war Daniel aus der Hütte getreten und hatte John brutal gegen die Wand gedrückt, seine Augen loderten vor Zorn.
„Du mieses Schwein!“, drang es drohend aus seiner Kehle hervor, es klang fast wie ein Knurren.
John der nun langsam wieder begriff, was hier nun gerade passierte, ließ dies natürlich nicht kalt. Doch er konterte nicht mit einem Gegenangriff, er wehrte sich nicht.
„Was ist in dich gefahren?“, fragte er stattdessen verwundert.
Daniel glaubte, er höre nicht richtig, und er hoffte, dass John noch rechtzeitig begreifen würde, dass er nicht zum Spaßen aufgelegt war.
„Du elender Dreckskerl!“; knurrte er stattdessen nur wieder und schnürte ihm den Kragen noch enger um den Hals.
John schaute Daniel fest in die Augen, sein Blick wirkte völlig beherrscht.
„Lass mich gefälligst los, Daniel!“, brachte er nun mit ruhiger Stimme heraus.
Doch sein Gegenüber wollte wohl nicht darauf eingehen, er ignorierte diese Worte einfach. „Dafür solltest du in der Hölle schmoren, du bist echt das Letzte, und nun sag’ etwas dazu, bevor ich dich in den Boden ramme!“, Daniels Stimme glich immer mehr einem Knurren.
„Ich sage es dir ein letztes Mal, lass mich los!“, nun fiel es John deutlich schwerer, ruhig zu bleiben.
„Ich denke nicht einmal daran, was willst du machen, mich töten?“, spukte Daniel ihm entgegen, und dabei funkelten seine Augen spöttisch.
„Wenn es sein muss!“, murmelte John leise und packte Daniel ebenfalls ruckartig an der Kehle, die er nun mit seiner Hand regelrecht zusammen drückte.
Daniels Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse.


Teil 17 Rasantes Wiedertreffen

Diese Schmerzen, sie durchzuckten ihren ganzen Körper, brachten sie zum Zittern, sie musste sich auf die Seite krümmen, sie musste sich übergeben, die warme Flüssigkeit brannte in ihrer Speiseröhre, und sie fühlte sich elend, doch der Schmerz, die Reizung all ihrer Nerven, es hörte einfach nicht auf.
Der Horizont war nun in völlige Dunkelheit getaucht, und der Wald wirkte furchtbar bedrohlich. Ein schrecklicher Schrei entwich ihrer Kehle, ihre Haare klebten an ihrem Nacken, und die Mütze die sie sonst immer trug um ihre Ohren zu verstecken, lag wenige Meter vor ihr auf dem Boden.
Sie wollte aufstehen, sie wollte den Schmerz ignorieren, doch es ging nicht, es war fast so, als würde sich etwas in ihrem Körper befinden, klar der Dämon, aber der hatte ihr noch nie solche Schmerzen zugefügt, es war fast so als hätte man sie vergiftet.
Krampfhaft griff ihre Hand nach einem Bündel Gras, um sich an irgendetwas fest zu halten, doch die Schmerzen hörten und hörten einfach nicht auf, bis sie schließlich den Kampf verlor und ihre Augen müde und kraftlos zufielen.

Tore glaubte es immer noch nicht richtig, konnte es wirklich sein, dass die ganzen Fälle zusammen hingen? Und dass jedes Opfer der Diebin starb?
Vielleicht war es ja eine Geisteskranke, die Spaß daran hatte, ihre Opfer zu ängstigen und sie dann zu töten?
Er schluckte schwer, dann schaute er auf seinen Hund, der auf den Beifahrersitz saß und wachsam Ausschau hielt.
Er tätschelte den Kopf des Tieres. „Auf dich ist Verlass!“, lobte er ihn, dann verstellte er seinen Sitz etwas nach hinten und ließ seine Gedanken zu dieser Frau wandern, zu dieser wunderschönen jungen Frau, deren Körper ihm den Atem verschlagen hatte. Wie gerne würde er sie doch wiedersehen und sie berühren, sie küssen, sich in ihr verlieren. Er musste sie wiedersehen, aber wie nur?

Wie ein geschundenes Kind öffnete Lana ihre Augen, sie fühlte sich schwach und müde, es brauchte einige Zeit, bis sie begriff wo sie war und bis sie sich an alles wieder erinnern konnte. Der Wald, der um sie herum lag, jagte ihr Angst ein, er wirkte so bedrohlich. Sie wollte aufstehen und weg laufen. Nach Hause laufen, die Türen hinter sich schließen und diesen Wald hinter sich lassen, aber sie war zu schwach, ganz einfach zu schwach um auf zu stehen, geschweige denn sich überhaupt zu bewegen.
Das konnte doch nicht sein, es kam ihr so vor, als wäre ihr ganzer Körper gelähmt, nicht einmal ihren Kopf konnte sie zur Seite drehen.
Und dann plötzlich hörte sie Schritte, dumpfe feste Schritte, die immer näher kamen, sie konnte nicht nachsehen was da auf sie zu kam, dazu hätte sie ihren Kopf zur Seite drehen müssen, aber das konnte sie einfach nicht.
Dann verharrten die Schritte, und sie spürte etwas unmittelbar neben ihr , es war ganz nahe bei ihr.
„Ein Glück, da bist du ja!“, die Stimme jagte ihr eine furchtbare Gänsehaut über den Körper, sie wollte schreien, sie wollte aufspringen und davon stürmen, doch es ging nicht, sie war ohne Kraft und hilflos. Sie konnte nicht einmal ein Wort herauspressen.
Der Mann kniete sich zur ihr hinunter und strich ihr zärtlich über die Wange, gleichzeitig überkam Lana ein Ekelgefühl.
John sah sie mitfühlend an und nahm sie dann ganz vorsichtig hoch, ihr Körper fühlte sich glühend heiß an.
„Was ist nur mit dir? Keine Angst, nun bist du in Sicherheit, ich nehme dich mit zu mir!“, flüsterte er ihr leise zu und ging den Weg, den er gekommen war, mit ihr im Arm zurück. Lana wollte schreien, aber sie konnte nicht, sie fühlte sich wie versteinert, als wäre ihr Körper eingefroren, sie wollte auf keinen Fall mit zu John, diesem verfluchten Kerl, der ihr so schrecklich weh getan hatte.
Sie kamen vor der Hütte von Daniel an, darin brannte kein einziges Licht, nur der Jeep von John wies auf Leben hin.
Er öffnete die Zentralverriegelung und legte Josi vorsichtig auf die Rückbank, dann stieg er ein und fuhr los.
„Wenn wir zu Hause bei mir sind, werde ich dir Hilfe holen Kleines, hab’ keine Angst“, versuchte er sie zu beruhigen, was aber keineswegs half.

Tore beobachtete die Landstraße, die vor ihm lag, er wusste nicht so recht, was er hier eigentlich suchte, kein einziges Auto fuhr vorbei, und dabei könnte er jetzt ein wenig Arbeit gut vertragen. Er hatte sein kleines Auto auf einem Feldweg geparkt, das Licht ausgeschaltet und wartete nun darauf, dass ein Auto zu schnell an ihm vorbei fuhr, oder dass sonst irgendetwas geschah, doch es geschah nichts.
Der Schäferhund auf dem Beifahrersitz, war bereits eingenickt und träumte nun sicherlich von fliegenden Knochen oder einem Feld voller Hasen, die er voller Freude jagen durfte. Tore konnte es dem Hund nicht verübeln, eigentlich würde ihm eine Mütze Schlaf auch ganz gut tun, nur war ihm nicht danach, er warf einen Blick auf das Messgerät, welches vor ihm auf der Ablage stand, natürlich tat sich nichts, wie denn auch? Es fuhr ja kein Auto vorbei.
Doch dann auf einmal kam ein schwarzer Geländewagen wie aus den Nichts angesaust und fuhr mit 130 Sachen an dem Feldweg vorbei, Tore blieb fast der Mund offen stehen.
„Den Bastard hole ich mir!“, murmelte er, während er gleichzeitig den Motor anwarf und seinen Wagen so schnell es ging beschleunigte. Hatte er überhaupt mit dieser Mühle eine Chance gegen den Jeep?
Er folgte dem Verlauf der Straße, und wie durch ein Wunder sah er das Auto, welches gerade noch mit 130 km/h an ihm vorbei gerauscht war, am Straßenrand stehen.
Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während er rechts ranfuhr, und hinter dem Geländewagen zum Stehen kam.
Der Fahrer stieg gerade mit einem verärgerten Gesicht aus und öffnete die Motorhaube.
Tore griff nach der Taschenlampe, die auf seinem Beifahrersitz lag und stieg nun auch aus, sein Hund war durch die hektische Autofahrt aufgeschreckt und sprang seinem Herrchen schnell hinterher, ehe Tore die Tür zuwarf.
Er ging zu dem Auto hin und leuchtete ins Wageninnere.
Sein Herz machte einen Satz.
„Oh Gott!“, das war SIE. Er schaute wie besessen in das Gesicht seiner gesuchten Namenlosen. Sie lag wie tot da, die Augen weit offen. Was ihn jedoch wirklich entsetzte waren diese plüschigen mit Fell überzogenen Ohren, die aus ihrem dichten Haar hervor lugten.
Ohne zu überlegen riss Tore die Tür auf und beugte sich zu ihr herunter.
Er tastete am Hals nach ihrem Puls, tatsächlich, sie lebte noch.
„Alles in Ordnung bei dir?“, sprach er sie leise an, als ihn plötzlich jemand grob an der Schulter packte und ihn wieder nach oben riss. Ehe er sich versah, wurde er gegen das Auto gepresst, John hielt ihn grob gegen die Fahrertür.
Obwohl Lanas Augen geöffnet waren, konnte sie nicht sehen was nun passierte, die beiden befanden sich nicht in ihrem Gesichtsfeld, und sie hatte auch keine Chance sich zu bewegen, es war ein grässliches Gefühl, so hilflos zu sein.

Natürlich war alles so furchtbar schnell gegangen, aber dennoch, Tore wusste was er gesehen hatte, sie hatte Ohren, Ohren wie die einer Katze.
Dann endlich wurde ihm bewusst dass er jetzt keine Zeit hatte, sich darüber einen Kopf zu machen, denn jemand drückte ihn mit einer so ungeheuren Kraft gegen das Auto, dass er keine Chance hatte, diesem Griff zu entkommen.
Sein Angreifer stand hinter ihm und hatte ihn mit dem Bauch gegen das Auto gedrückt, er spürte den Atem des Fremden in seinem Nacken, er blieb ganz ruhig bewegte sich nicht.
„Scheiß Neugier!“, hörte er dann eine kräftige Männerstimme rufen, und der Griff wurde noch fester.
Der Schäferhund stand währenddessen völlig angespannt mit gesträubten Nackenhaaren neben dem Fremden und fletschte bedrohlich die Zähne, doch John würdigte den Hund keines Blickes.
Er wird ihn umbringen, wenn ich nichts mache, dann wird er ihn umbringen!
Lanas Herz begann zu rasen, warum nur war sie so hilflos, sie wollte ihm helfen, wollte John, wenn es sein musste umbringen.
Verdammt was sucht er überhaupt hier? Fragte sie sich, und sie versuchte mit aller Kraft diesen gelähmten Körper zu besiegen – und dann plötzlich spürte sie einen schrecklichen Schmerz, der ihre Haut fast zerriss, der Dämon kratzte von innen gegen ihre Haut, er wollte hinaus und sie, sie würde ihn hinauslassen bis zu einen bestimmten Punkt, vielleicht würde sie es mit seiner ja Kraft schaffen...
Ihre Haut fing an zu bluten, das Blut quoll aus jeder ihrer Hautporen, und sie fühlte wie jeder Tropfen schrecklich brannte und Feuerspuren auf ihrem Körper hinterließ.
Sie schrie auf, ihr Schmerzensschrei klang grell in ihren Ohren, sie konnte sie wieder bewegen. Hoffnung machte sich in ihr breit, ließ sie entschlossen die Schmerzen ignorieren. Sie bewegte nun ihre Finger und es klappte, es tat zwar höllisch weh aber sie schaffte es.
Denk an die Ketten! Er darf nicht noch mehr Besitz von dir ergreifen!
Sie dachte an die unsichtbare Mauer, die den Dämonen dort festhielt, wo er bleiben sollte.


Teil 18 Vertrauen

John wusste, was er tun würde, er würde diesem verdammten Schnüffler den Hals umdrehen, ihm das Genick brechen, denn nichts anderes hatte dieser Hurensohn verdient. Er legte seine Hände um den Kopf des Mannes, und sein Griff zerquetschte Tore fast den Schädel.
Doch dann endlich sprang der Hund hoch und biss John in den Oberarm, seine Zähne bohrten sich tief, ganz tief in das Fleisch des Mannes, bis sie auf den Knochen stießen und John qualvoll aufschrie. Es passierte alles ganz schnell.

Lana sprang aus den Auto, trat hinter John und riss ihn so fest an den Schultern zur Seite, dass er überhaupt keine Chance hatte stehen zu bleiben, und während John rücklings zu Boden fiel, ließ der Schäferhund knurrend seinen Arm los, aber nicht ohne ihm ein großes Stück Fleisch heraus zu reißen.
Tore stand wie versteinert da, begriff kaum was gerade geschehen war. Lanas Augen loderten gefährlich auf, als sie zu John auf den Boden herab sah.
John machte den Eindruck eines ängstlichen Babys, als er Lana anstarrte. Flammen standen in ihren Augen, und sie wirkte so bedrohlich, sie sah nicht mehr wie sie selbst aus, sah aus als wäre sie eine Fremde, eine Fremde die anscheinend über höllische Kräfte verfügte, er wagte es nicht aufzustehen und ihr im Kampf gegenüber zu treten, dabei müsste er doch eigentlich viel stärker sein als sie, er hatte sie ja schließlich erschaffen!
Lana warf ihm noch einen angewiderten Blick zu, dann packte sie Tore am Arm und zerrte ihn in den Jeep hinein, der Hund folgte schnell seinem Herrchen und sprang zuerst auf den Vordersitz und dann nach hinten, kaum war die Tür zu, raste Lana wie eine Rennfahrerin die Landstraße entlang, ihr Blick war verbissen nach vorne gerichtet.
Tore schaute sie völlig sprachlos an, fixierte ihre seltsamen Ohren und ihre Augen, in denen sich Flammen spiegelten, die wild loderten.
Wer oder was um Himmelswillen war sie nur?
„Ich hätte ihn umbringen können!“, brach sie plötzlich das Schweigen und bog rechts in einen Feldweg ein, dabei nahm sie die Kurve so schnell, dass Tore sich festhalten musste und der Hund, der eben noch auf dem Rücksitz gestanden hatte, zur Seite kippte.
„Aber…“, war alles, was Tore herausbringen konnte, dann verstummte er wieder und starrte sie weiter einfach nur an.
„Dieser Bastard! Er hat nichts anderes als die Hölle verdient“, es schien fast so, als redete sie mit sich selber.

Endlich sah sie die Holzhütte von Daniel, Daniel, er musste ihr helfen, er war der einzige, der ihr helfen konnte.
Doch die Hütte schien verlassen, es brannte immer noch kein Licht.
Mit einer Vollbremsung kam der Wagen zum Stehen. Tore knallte fast mit dem Kopf aufs Armaturenbrett.
Lana öffnete schwungvoll die Tür und stürmte auf die Hütte zu.
Tore überlegte währenddessen, ob es nicht vielleicht besser war, abzuhauen. Mit ihr stimmte etwas nicht, aber sie hatte ihm doch das Leben gerettet, oder?
Als sie fast an der Haustür war, verlangsamte sie das Tempo und kam fast zum Stehen, etwas stieg ihr in Nase, es roch rostig, und noch ein anderer Geruch war darin enthalten, er war ihr unbekannt, aber sie spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Sie ging immer langsamer auf die Hütte zu, und dann sah sie ihn.
Ihr Herz schien fast zu zerspringen, und ihre Wut wurde unendlich groß, sie wollte schreien, doch sie konnte nicht, Tränen standen in ihren Augen, aber auch weinen konnte sie nicht. Nur seinen Namen konnte sie hervorstoßen. Daniel...
Da lag er, fast vor ihren Füßen, er sah sie an, aber etwas war unnatürlich, erst beim genaueren Hinsehen wurde ihr bewusst was es war.
Sein Kopf war verdreht, er lag auf den Bauch, aber sein Kopf, sein Blick war dem Himmel zugewandt, jemand hatte ihm auf brutalste Art und Weise den Kopf umgedreht, und sein Körper war über und über mit Blut bedeckt.
Überall hingen Hautfetzen von ihm herab, auch seine Kleidung war in Fetzen gerissen.
Sie wusste sofort, wer es gewesen war, wer ihm solch ein Leid zugefügt hatte, und purer Hass und Verzweiflung überkamen sie.
Sie löste nur schwer den Blick von Daniel, Übelkeit kam in ihr hoch, und sie hatte das Verlangen sich zu übergeben, aber sie konnte nicht, es ging einfach nicht.
Steif drehte sie sich um und ging langsam mit wackeligen Beinen zum Auto zurück, in dem Tore immer noch saß und sie beobachtete.
Völlig bleich setzte sie sich wieder auf den Fahrersitz und drehte mit zittrigen Händen den Schlüssel im Zündschloss um.
Dann fuhr sie los, ruhig, gesittet und irgendwie einen Tick zu langsam.
Sie wirkte auf einmal so anders, sie sah wieder wie dieses Mädchen aus, welches er kennen gelernt hatte, zerbrechlich, fast ein wenig kindlich.
Er traute sich nicht sie zu fragen, was los mit ihr war, was überhaupt gerade geschehen war und was hier gespielt wurde, er hatte nicht die Mut und die Kraft dazu.

Nach einer Weile, sie waren schon durch drei Dörfer gefahren, hielt sie mitten auf der Landstraße an, sie war ohne Ziel einfach los gefahren, hatte den Weg genommen, der ihr gerade in den Sinn gekommen war. Hauptsache weg, ganz schnell weg von der Hütte, dieser Anblick, sie ertrug ihn nicht, wollte ihn vergessen, verdrängen, er wirkte furchtbar, so wie man es aus Horrorfilmen kannte, aber es war viel, viel schrecklicher es in echt zu sehen, es wirkte unglaubhaft, absurd – aber es war passiert. Jemand, nein nicht jemand, John war es, John hatte ihrem Freund, ihrem Daniel das angetan, dieses Grauenvolle angetan.
Langsam senkte sie ihren Blick, der wie versteinert wirkte, und ihr Körper fing an zu zittern, sie fing an zu weinen, alles kam wieder in ihr hoch, die Verwandlung, der Dämon in ihr, die Vergewaltigung und nun der Tod von Daniel.
Tore sah sie hilflos an, dann legte er ganz vorsichtig und zögerlich den Arm um sie, und sie ließ es zu seiner Erleichterung zu.
Sie schien plötzlich zu hyperventilieren, alles an ihr zitterte, ob es nun ihre Ohren, ihr Kiefer oder ihre Beine waren, alles an ihr zitterte. Tore hatte Angst, er hatte so etwas noch nie erlebt, sie schien völlig am Ende zu sein. Er schnallte sie wortlos ab, und ohne auf eine Reaktion zu warten, zog er sie an sich, streichelte ihr durchs Haar und hielt sie so fest, dass er Angst hatte, sie zu zerdrücken. Doch es schien zu helfen, sie beruhigte sich zusehends, das Zittern wurde schwächer, bis sie schließlich still in seinen Armen lag und vor sich hin schniefte.
Eine seltsame Wärme umschloss sie, füllte sie aus, beruhigte sie. Sie war sicher, wenn er bei ihr war, sie hielt, sie ganz fest hielt, dann war sie sicher. Alle Sorgen sanken ganz langsam auf den tiefen Meeresgrund des chaotischen Ozeans ihrer Gefühle.
Seine Hand die ihr zärtlich durch das Haar streichelte, fühlte sich so angenehm sanft an und dennoch stark.
Er wusste nun halbwegs von ihrem Geheimnis, das war ihr klar, sie sollte ihm eigentlich alles erzählen, aber sie war erleichtert, dass auch so ging.
Ein Kind, sie ist ein Kind, sie wirkt so unschuldig, rein und zerbrechlich. Was ist nur los mit ihr? Unbewusst drückte er sie noch näher an sich. Und fing an, sie in seinen Armen zu wiegen, wie man es mit einen kleinen Kind tut.

Irgendwann traute er sich das Schweigen zu brechen, mit einer ganz simplen, leichten Frage: „Wie heißt du überhaupt?“, kurz war es wieder still, ihre Hand ruhte still auf seinem Oberschenkel.
„Lana…“, sagte sie nur, ihre Stimme klang nun ruhig, nicht verweint.
„Schön, ich hatte schon Angst ich würde dich nie mehr wieder sehen. Ich bin Tore und der Hund da hinten ist Speed.“
Lana tat es gut, dass er mit ihr sprach und das Schweigen durchbrach, es war schön seine Stimme zu hören.
„Ist ein toller Hund!“, gab sie zu.
Tore lächelte. „Ja, das ist er. Wo willst du eigentlich hin?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Weg, einfach nur weg von hier, kein bestimmtes Ziel, kein zu Hause“, wurde es ihr bewusst, wie sollte es nun weiter gehen, würde John sie auch umbringen? Wenn sie so überlegte, war der Tod nichts Furchtbares, schlimmer war die Art, wie sie nun leben musste, wie eine Sklavin, das war schlimm, dagegen war der Tod doch etwas Harmloses.
„Wenn das so ist, wollen wir uns ein Hotel mieten?“, er hatte keine Hintergedanken, na ja, vielleicht doch ein paar, er wollte sie näher kennen lernen.
„Ja, ich bin müde“, gab sie zu, und sie fühlte sich noch immer so wohl in seiner Nähe.
„Gut, ich werde fahren“, bestimmte er.
Die Frau an der Rezeption starrte etwas verwirrt auf Lanas Ohren.
„Die sehen verdammt echt aus!“, gab sie zu und reichte Tore, der neben dem jungen Mädchen stand die Schlüssel für das Zimmer. Tore zwinkerte der Dame zu. „Sie fühlen sich auch so an!“.
Dann sah die ältere Dame den beiden zu, wie sie im Fahrstuhl verschwanden. Sie schüttelte den Kopf „Die Menschen werden auch immer verrückter, nun stehen die Männer auch noch auf unechte Tierohren… Tzz …Tzz!“

Das Zimmer wirkte gemütlich und groß, es war freundlich eingerichtet, und das Bad war schon fast ein Traum. Eine riesige Eckbadewanne war der Hingucker überhaupt. Lana verspürte plötzlich das Verlangen zu baden, so ein Bad würde ihr bestimmt gut tun.
Tore bemerkte ihren Blick und lächelte wissend. „Geh ruhig ich werde mich schon mal schlafen legen“, sagte er und verließ dann das Badezimmer.
Lana war alleine im Bad, und sie fühlte sich elendig und klein. Als sie vor dem Spiegel stand und sich anstarrte fragte sie sich immer wieder: Warum sie? Warum ausgerechnet sie? Langsam zog sie ihr Oberteil aus und dann folgte ihr BH, sie betrachtete ihre kleinen festen Brüste, ihren flachen Bauch und ihre schmalen Schultern, sie war nichts besonders, warum wollte John sie also unbedingt haben?
Sie wandte sich vom Spiegel ab und entkleidete sich völlig, dann ließ sie heißes Wasser in die Wanne einlaufen und goss etwas von der Badeessenz hinein, es roch angenehm verführerisch nach Rosen. Sie setzte sich auf den Wannenrand und sah zu wie das Wasser hinein lief, es klang beruhigend dieses Rauschen zu hören.
Sie hatte die Tür nicht abgeschlossen, sie fürchtete sich nicht vor Tore, und sie wollte, falls etwas passieren sollte, dass er sofort ihr zur Hilfe eilen konnte.
Langsam stieg sie in die Wanne, das Wasser umfing sie angenehm warm, es war schon fast zu heiß, doch sie verstellte den Wärmegrad nicht.
Sie legte sich zurück und schloss die Augen, entspannte sich, wollte dieses furchtbare Bild von Daniel vergessen, wollte sich vorstellen, dass es ihm nun gut ging, dort wo auch immer er jetzt war, dass er seinen Körper nicht mehr teilen musste, dass sein Körper jetzt nur ihm ganz alleine gehörte, doch es war alles so schwer zu verstehen, es war schwer zu glauben, dass er wirklich nun frei und sorgenlos war. Und sie sah wieder dieses Bild, wie er da lag, sein Kopf verdreht, klaffende Wunden, ausdruckslose leere Augen, es sollte verschwinden dieses schreckliche Bild, doch es ging einfach nicht aus ihrem Kopf. Nun schrie sie auf, und ihr Schrei hallte durch das ganze Zimmer.
Erschrocken hatte sie die Augen wieder geöffnet und in Sekunden schnelle, wurde die Badezimmertür aufgestoßen. Tore stand im Türrahmen und schaute Lana zerstört an.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er sie. Lana schüttelte den Kopf. „Nein nichts ist in Ordnung… bleibst du bei mir?“, fragte sie mit einer sehr unsichereren Stimme.
Tore lächelte und trat in den Raum hinein und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. „Aber natürlich“, sagte er ruhig und kam zu ihr, zur Badewanne, der Schaum bedeckte ihre Brüste, und er sah nur ein Knie aus dem Wasser herausragen, da sie das eine Bein angewinkelt hatte und ihre nassen schönen Schultern, ihre Haut glänzte vom Schaum und Wasser und wirkte wie geölt.
„Setz dich ruhig“; forderte sie ihn auf, er sollte bei ihr bleiben, sie wollte nicht alleine sein.
Als er auf dem Badewannenrand saß, lehnte sie ihren Kopf gegen seinen Körper. Sie wollte reden, sie wollte ihm alles erzählen.
„Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, was ich dir erzählen soll, ich habe Angst…“; gab sie zu.
Er sah sie forschend an. „Wovor?“, fragte er sie sanft. „Dass ich es nicht verstehe?“
Sie nickte. „Du kannst es nicht verstehen, ich verstehe es selber nicht einmal, glaubst du an Monster, Dämonen und Geister?“, fragte sie leicht verächtlich.
Tore überlegte kurz. Dann kam ihm wieder in den Sinn, dass die Opfer alle zu ihm gesagt hatten, sie würden Schatten sehen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“, gab er zu.
„Ja, so geht es mir auch, ich weiß auch nicht woran ich glauben soll. Ich weiß nicht was ich bin, ob ich gut oder böse bin, vielleicht habe ich den Tod verdient, vielleicht auch nicht“, sie klang verzweifelt. Er streichelte ihr vorsichtig über den Kopf.
„Warum sagst du so etwas?“ Er streichelte ihr vorsichtig über den Kopf.
„Warum fragst du mich nicht, was das für hässliche Ohren sind!“
„Sie sind nicht hässlich, sie sind einzigartig und etwas Besonderes.“
„Ich bin nicht einzigartig und erst recht nicht Besonders!“
„Doch das bist du, du weißt gar nicht, was du für eine unglaubliche Anziehungskraft hast!“
„Ich … ich bin …“
„…Du bist wunderschön!“, unterbrach er sie und beugte sich nun zu ihr, um ihr in die Augen zu schauen, ihr Blick wirkte flehend und irgendwie auch hilflos.
Sie schloss einfach ihre Augen, und er küsste sie, ganz sanft und bestimmend.
Es tat ihr gut, es schien ihr Kraft zu geben, seine Lippen auf den ihren zu spüren, sie fühlte sich auf einmal schwerelos, so als würde sie nicht im hier und jetzt sein. Sie wollte ihn, sie brauchte ihn. Er würde ihr nie etwas Schlimmes antun das wusste sie und spürte sie. sie zog ihn fast zu sich in die Wanne, er spürte ihre Sehnsucht, ihr Verlangen und obwohl er wusste, dass sie doch noch so jung war, wollte er sie, aber nicht auf eine schmutzige Art und Weise, sondern auf liebevolle, sehnsüchtige Weise.
Er zog sein Hemd aus, und dann folgte der Rest, langsam rutschte er zu ihr in die Wanne, das Wasser umfing ihn zärtlich, aber es war nichts im Vergleich zu ihren sanften Händen, die ihm zärtlich über den Rücken streichelten, er rutschte ganz dicht an sie heran, umfasste ihre Schultern und küsste sie nun etwas wilder, er hatte solch ein Verlangen nach ihr. Wie sehr hatte er sich nach ihr gesehnt, er fühlte wie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper stießen, ihre Knospen waren hart, auch sie sehnte sich nach ihm. Er drängte sich ganz sanft aber bestimmend zwischen ihre Beine, doch so konnte er nicht mit ihr schlafen, also setzte er sich hin und zog sie auf seinen Schoss. Sie spürte deutlich seine Erregung, und es machte sie verrückt. es beruhigte sie eigenartig, es hatte sie von allen Sorgen los gerissen.
Saugend und beißend arbeitete er sich von ihrem Hals hinab zu ihren Brüsten, die er mit seiner Hand sanft knetete, die andere Hand, war hinter ihrem Rücken.
Dann zog er einen Kreis mit der Zunge um ihre Knospe und brachte sie zum Zittern, sie wollte, dass er sie nahm, dass er ihn einführte und dass er sie überall küsste, wo er sie jetzt gerade nur neckte.
Dann endlich berührte er ganz sachte mit seiner Zungenspitze ihre Knospe, bis er immer gieriger wurde und sein Necken zum wilden Saugen wurde.
Lana konnte nicht anders als ihren Kopf zurück in den Nacken zu werfen und wild anzufangen zu stöhnen. Sie wollte ihn, sie wollte ihn so sehr.
Seine Hand rutschte ihren Rücken hinunter zu ihrem Po, er knetete ihn kurz und drückte sie hoch, damit er in sie eindringen konnte, ganz langsam und zärtlich.
Sie erbebte fast, als sie spürte wie er in ihr versank, dabei leckte und saugte er immer noch an ihrer Brust und knetete sie mit seiner anderen Hand.
Ihr Stöhnen stachelte ihn nur noch mehr an, er drang tiefer und fester in sie ein, sie fühlte sich so gut an so eng und so rhythmisch.
Sie krallte ihre Hände tiefer in sein Fleisch und stöhnte ihm nun direkt ins Ohr, ab und an saugte sie an seinen Ohrläppchen. Er raubte ihre jeden klaren Verstand, sie war völlig losgelöst, bis sie endlich kam. Durch das Saugen an ihrer Brustwarze und das Gleichzeitige kneten, sowie das ewige, gleichmäßige in sie Stossen, sie konnte nicht mehr, das war zu viel. Sie explodierte förmlich, ihr Körper begann zu zucken, und ein langes sinnliches Stöhnen drang aus ihrer Kehle hervor.
Tores Hand packte ihren Hintern fester, und nun wurde er schneller, ließ von ihrer Brust ab, um schneller Atem zu können, ehe er in ihr verharrte und sie noch fester mit beiden Händen an sie drückte, um dabei zu kommen. Er fühlte sich so erlöst, so vollkommen glücklich, zärtlich küsste er ihren Hals und dann ihre weichen Lippen, sie erwiderte es und drang mit der Zunge in seinen Mund ein.
Als beide sich voneinander lösten, er war noch immer in ihr, schauten sie sich fest in die Augen und das was er für sie empfand, war mehr als nur Fleischeslust, er würde alles für sie tun, er war verliebt, so richtig verliebt, wie er es noch nicht einmal in seinen jungen Jahren gewesen war, aber es war verrückt, er wusste doch so gut wie nichts von ihr.
Auch ihr war dieses Gefühl bisher fremd gewesen. Was sie bei ihm empfand, hatte sie noch nie zuvor gefühlt, Beide sagten nichts, es war auch gar nicht nötig,, so wie sie sich anschauten, war schon alles klar. Und als er sie noch einmal leidenschaftlich küsste, war jedes Wort überflüssig.

Er trug sie vom Badezimmer ins Bad, ihr Haar war völlig zerzaust und noch etwas feucht, er hatte sie abgetrocknet und sie ihn, alles war wortlos geschehen, dann hatte er sie einfach hoch genommen und trug sie nun in das Schlafzimmer.
Speed schaute die beiden leicht schlafgetrunken vom Bett aus an. Er hatte es sich in den Decken und Kissen bequem gemacht und guckte leicht verwundert, als Tore die junge Frau neben ihm aufs Bett legte, ihn dabei nicht einmal beachtete, sich einfach nackt über die Frau legte und anfing, sie zärtlich überall zu küssen. Das wurde dem Hund zu blöd, und er sprang von selbst vom Bett hinunter.
„Endlich…“; murmelte Tore, kurz über ihren Lippen und küsste sie zärtlich weiter.
Sie schliefen in der Nacht noch weitere drei Mal miteinander, bis Lana völlig erschöpft ohne Gedanken einfach nur glücklich in seinen Armen einschlief.


Teil 19 Die Einweihung

Als beide erwachten, war es bereits halb zwölf, sie schauten sich eine Zeit lang in die Augen, dann beugte sich Tore über sie, und Lana strich ihm zärtlich über die Narbe in seinem Gesicht.
„Sie ist furchtbar hässlich, ich weiß“, sagte er leise.
Sie lächelte ihn sanft an. „Oh nein, ich finde sie unglaublich sexy.“
Er grinste und küsste ihre Stirn ganz vorsichtig. „Heute Morgen, als ich aufgewacht bin, habe ich mich nicht getraut die Augen zu öffnen, aus Angst nur geträumt zu haben“, gab er zu und schaute ihr tief in die Augen.
„Ja, es ging mir auch so.“
„Sag’ mal, was bist du eigentlich?“, fragte er sie nun und bereitete sich auf eine verletzte Reaktion von ihr vor.
Doch sie wirkte keineswegs verletzt. „Ich weiß es einfach nicht, fürchtest du dich vor mir?“, fragte sie nun etwas ängstlich.
„Vor dir fürchten? Bist du verrückt, wie könnte ich mich vor dir fürchten?“ Nun endlich traute er sich ihre Ohren zu berühren, sie fühlten sich weich an.
„Sie sind hübsch…“, gab er zu.
„Sie sind furchtbar…“; widersprach sie.
„Was ist mit dir passiert? Überhaupt, was passiert hier gerade auf dieser Welt?“
Lana wusste, dass die Frage kommen musste, aber sie wusste absolut nicht, wie sie ihm das erklären sollte, aber dann fing sie einfach an zu reden, es sprudelte ohne Punkt und Komma aus ihr heraus, einfach alles, von dem Tag an, als sie John begegnet war und wie er sie biss, wie er sie vergewaltigte, wie er sie dazu zwang, zu stehlen und wie Tore und sie sich begegnet waren am Schloss und wie sie Daniel gestern aufgefunden hatte.
Dann war sie still, Tore schaute sie einfach nur schweigend an. sie wusste nicht, ob er sie gerade hasste, verachtete, sie für verrückt hielt, sie wusste gar nichts.

John drehte gereizt den Schlüssel im Schloss um, endlich hatte er die Wohnung erreicht, die Nacht war die Hölle gewesen, sie hatte ihm sein Auto geklaut und war mit irgendeinem Sterblichen davon gefahren, was war nur los mit ihr? Was war überhaupt los hier? Er musste sie finden, er musste ihr den Kopf umdrehen. Nein, vorher musste sie weiter die Seelen sammeln! Sie hatte gar keine andere Wahl. Oder hatte sie etwa doch eine Wahl?

„Ui… das muss erst mal jemand verdauen…“, sagte er dann endlich und ließ sich auf den Rücken fallen.
„Du glaubst mir nicht!“, sagte sie traurig.
Er richtete sich auf, beugte sich wieder zu ihr herunter, während sie ihn abwartend ansah. „Wie könnte ich dir nicht glauben, ich meine diese Ohren…“ er stupste sie sanft an. „Die sind da, und ich habe deine Kraft gestern erlebt, nur weiß ich nicht, was ich nun dazu sagen soll, was ich machen soll.“
Lana seufzte, sie war zwar erleichtert, dass er ihr glaubte, aber dennoch hatte sie Angst, er würde sie nun verachten und sie verlassen. „Ich erwarte nicht, dass du das alles verstehst und mir hilfst, ich glaube sowieso, mir kann niemand helfen“, sie wirkte verzweifelt.
Auf einmal sah Tore sie seltsam an, so ernst. „Sag’ Lana, hast du deinen Opfern jemals etwas angetan?“
Sie erschrak vor dieser Frage, für was hielt er sie denn? „Nein, niemals! Was denkst du von mir?“, irgendwie war sie traurig darüber, wie er über sie dachte.
„Bist du dir sicher? Du würdest mich nicht anlügen oder?“, hakte er nach, denn auch wenn er ihr glauben wollte, dass sie niemanden was getan hatte, musste er mit ihr darüber reden.
„Nein, wieso denkst du so etwas von mit? Glaubst du wirklich…“
Er unterbrach sie und streichelte ihr währenddessen über die Wange. „Nein, ich denke nicht so von dir, ich glaube nicht, dass du irgendjemanden etwas antun könntest, aber dennoch ist es so, dass alle nach deinem Überfall starben.“
Lana wurde plötzlich blass, und ihr Blick ging an ihm vorbei. „Was???“, fragte sie geschockt, sie richtete sich auf und wirkte völlig durcheinander.
„Ja, sie haben alle davon erzählt dass sie das Gefühl hätten, verfolgt zu werden, von Schatten, und nicht viel später dann waren sie tot. Meinst du, es hängt mit dir… mit John zusammen?“
Lana sah Tore unsicher an, das erinnerte sie an etwas, und sie fing an zu grübeln.
„Schatten sagst du?“, fragte sie noch einmal nach.
„Ja, keine Ahnung sie haben nur von Schatten berichtet“.
“Oh nein!“, plötzlich wurde ihr etwas klar, etwas was bisher für sie nur im Verborgenen gelegen hatte, stand auf einmal hell und ganz klar vor ihrem geistigen Auge.
„Nein…nein… wie konnte ich nur so dumm sein!“, es traf sie wie ein Blitz, sie wusste zwar nicht genau, was mit den Menschen geschehen war, aber sie wusste, dass sie daran Schuld hatte. Das Zeug, welches sie gestohlen hatte, dieses Wertloszeug war für niemand anderen wichtig außer für diejenigen, denen sie es geraubt hatte, und niemand hatte John dafür Geld geboten, John hatte sie belogen. In Wirklichkeit steckte etwas viel Schlimmeres dahinter! Hatte John sie alle getötet?
„Dieser Dreckskerl!“, stieß sie hervor.
„Was? Was ist dir gerade durch den Kopf gegangen, Lana? Was weißt du?“, nun wurde Tore ganz hibbelig, konnte er den Fall bald zu den Akten legen?
„Er hat mich benutzt, das wusste ich schon vorher, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass ich so wichtig für ihn war, bin... Er sammelt die Sachen, er verkauft sie nicht. Oh Gott, nein, nein…“ , sie wirkte fassungslos, und sie rang förmlich nach Luft.
„Ein Seelensammler!“, sie spuckte das Wort regelrecht heraus, während Tore sie verwundert anschaute.
Lana sprang vom Bett auf und stürmte ins Bad, um sich ihre Sachen anzuziehen.
„Damals als ich noch ein Kind war, da habe ich mich für Fantasieromane interessiert, ich habe mal eins gelesen, da hat ein Mann Menschen ihre Seelen geraubt, in dem er ihnen Sachen geklaut hat, die von großer Bedeutung für sie waren, sie wurden danach von Dämonen verfolgt und in die Hölle gezogen, er hat mit dem Teufel einen Pakt abgeschlossen, hat dem Teufel die Seelen verkauft, und dafür hat er Macht und Reichtum bekommen…“, es sprudelte nur so aus ihr heraus, während sie sich eilig anzog.
„Schätzchen, ich versteh’ nur die Hälfte, wenn du so schnell redest!“, unterbrach Tore sie und trat auch ins Bad, wo sie vor dem großen Spiegel stand und mit einem Kamm ihr viel zu dickes Haar bändigen wollte, es sah ziemlich ungeschickt aus.
„Nur was habe ich damit zu tun? Warum sollte ich die Dinge klauen, wenn doch er diesen Vertrag geschlossen hat?“, murmelte sie gedankenverloren vor sich hin.
„Meinst du nicht, du übertreibst jetzt etwas, das klingt doch weit hergeholt, ein Vertrag mit dem Teufel, glaubst du denn dann auch an Gott?“, so sehr er sie auch verstehen wollte, er konnte es im Moment nicht, seine ganze Welt war völlig auf den Kopf gestellt worden. Er trat hinter sie und legte seine Hände um ihre Hüften, drückte sie fest an sich.
Sie hielt inne mit dem Kämmen und schaute Tore nun durch den Spiegel an, er hatte Recht, es klang abgefahren. Aber es war nun einmal auch Tatsache, dass sie ihren Körper mit einem Dämonen teilen musste, und warum sollte es dann nicht auch einen Teufel geben? Lana lächelte Tore an und neigte ihren Kopf etwas zu ihm hin, um ihn dann auf seine Lippen zu küssen. Es war kein langer Kuss, aber er war intensiv genug, dass beide davon eine Gänsehaut bekamen.
„Glaub’ mir, ich war nie gläubig, aber langsam ist es an der Zeit umzudenken…“, flüsterte sie ihm zu, während ihre Lippen kurz über den seinen schwebten.
„Es ist verrückt…“, gab er zu und verlor sich in ihren Augen.
„Ja, ich weiß, und ich erwarte nicht, dass du mir hilfst. Aber ich muss einen Ausweg aus dem Ganzen hier finden!“
„Was hast du vor?“, seine Stimme klang besorgt, er fragte sich, ob es überhaupt eine Chance für sie gab, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
Lana zuckte mit ihren Schultern und wandte sich wieder ihrem Spiegelbild zu.
„Wenn ich das nur wüsste, aber erst muss ich noch einmal fort. Und dich werde ich da absetzen, wo du möchtest!“, sagte sie und wollte sich gerade von ihm und dem Spiegel abwenden, doch seine bestimmenden Hände um ihre Hüften hinderten sie daran.
„Ich möchte dich aber wiedersehen…“, hauchte er nur.
Ein kleines Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht, dann schaute sie zu seinem Ring. „Ich halte das für keine gute Idee!“, gab sie zu bedenken.
„Ich schon… lass mich das hier erklären…“, er deutete dabei auf den Ring, doch Lana schüttelte nur den Kopf. „Nicht jetzt, ein anderes Mal, ich muss was erledigen!“

Sie hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, sie konnte sich nicht entscheiden, ob es an der Wut in ihr lag, oder vielleicht daran, dass sie Angst hatte, aber sie wollte es hinter sich bringen. Nur wie sollte sie das schaffen? Wie sollte sie John gegenüber treten, würde es reichen ihn zu töten? Jetzt wäre sie auch dazu bereit. Er hatte Daniel getötet, und er war sicherlich auch an dem Tod der anderen Menschen schuld.
Die alte Frau….
Das junge Mädchen….
Sie atmete tief durch, dann öffnete sie die Wagentür und trat ins Tageslicht, es war ein herrlicher sonniger Tag, eigentlich viel zu schade, um ihn zu verderben.
Sie trat an die Tür und klingelte.
Nichts passierte.
Sie klingelte noch einmal, und dann summte endlich der Türöffner.
Endlich! Es kam ihr alles wie in Zeitlupe vor, sie lief die Treppen hinauf – und da stand er.
Er schaute sie mit einem seltsamen Blick an und drehte sich zur Seite, damit sie eintreten konnte. Als sie über die Türschwelle ging, schoss ihr alles wieder durch den Kopf wie ein furchtbarer Alptraum, sie sah ihn auf sich liegen, schwitzend und stöhnend. Sie war so wehrlos, und er nahm sie sich einfach, gegen ihren Willen. Alles an ihr brannte so schrecklich, Tränen liefen ihr übers Gesicht, doch er machte einfach weiter, so als wäre sie ein Gegenstand, als wäre sie nichts wert.
Und nun durchflutete sie die Angst, wieder so hilflos und klein zu sein, wieder einfach nur als Gegenstand zu dienen. Sie wollte hinausstürmen, raus aus seiner Wohnung, sie wollte nie wieder in seiner Nähe sein. Doch da loderte etwas in ihr auf, es schrie sie an, sie solle sich zusammenreißen, sie solle stark sein.
Sie spürte pure Wut in sich, der Hass gegen ihn war stärker als ihre Angst.
Er sagte irgendetwas zu ihr, doch sie verstand kein einziges Wort.
Sie fühlte den Dämon in sich, wie er in ihr wuchs, wie er wirklich größer und massiger wurde, wie er aus ihr drang, aus jeder Hautpore, nur dieses Mal war es anders, er war mächtiger, sie war mächtiger
John schaute erschrocken zu Lana hinüber, ein Schauer überkam ihn, es schüttelte ihn am ganzen Körper, was passierte da mit ihr. Sie verwandelte sich, aber anders als sonst, brutaler.
Blut strömte aus ihrer Haut und färbte sie in Rot, es lief an ihr hinab, tropfte auf den Boden, ihre Augen starrten ihn an, wieder mit diesen Flammen in sich.
Was war sie? War es nun so weit, war sie nun endgültig ein Dämon, hatte er genug Seelen, das war unmöglich, er hatte nicht einmal die Hälfte.
Plötzlich verschwand das Blut und nun stand sie vor ihm, mit ihren Katzenohren, in blutgetränkter Kleidung, ihre Haare mit Blut befleckt, und ihre Augen glimmten rot.
„Lana???“, flüsterte er ihren Namen.
Sie zeigte keine Reaktion, war noch damit beschäftigt, damit klar zu kommen was gerade mit ihr passiert war. Sie fühlte sich so mächtig wie noch nie, sie spürte ihr Herz nicht mehr, ihre Haut fühlte sich furchtbar unecht an, wie tot, wie abgestorben.
Endlich bemerkte sie, dass John sie panisch anschaute, er hatte Angst vor ihr, und sie musste sich eingestehen, sie hatte auch Angst vor sich selber.
Doch nun würde sie ihre Stärke gegen ihn verwenden.
„Erzähl’ doch mal John, was genau habt ihr abgemacht, du und der Teufel?“, ihre Stimmlage war ruhig, zu ruhig, es passte nicht hinein in diese Situation.
John jedoch fühlte, dass er vielleicht verloren war, und er spürte, wie etwas in ihm schwand, nämlich sein Mut.
„Ich weiß nicht wovon du redest“, sagte er dennoch ruhig. Lana kam mit festen Schritten auf ihn zu und packte ihn am Arm, sie zog ihn mit Leichtigkeit in sein Wohnzimmer und schleuderte ihn auf das Sofa.
„So, weißt du nicht? Ich weiß aber, dass du die Seelen sammelst, ich weiß nur nicht, was ich dabei für eine Rolle spiele!“, schrie sie ihn wütend an.
Er wusste, er hatte verloren, er wusste, sein Plan war gescheitert, sein Vertrag war besiegelt, sein Leben oder besser gesagt sein Tod war nun bestimmt.
Er war sich so sicher gewesen, er hatte gedacht, das Vollkommene dafür gefunden zu haben, die perfekte Seele, nur leider hatte er nicht damit gerechnet, dass sich ihr Dickkopf so sehr gegen ihn richten würde, er wirkte auf sie nicht unwiderstehlich, und sie gab sich nicht mit ein paar Antworten zu frieden, sie wollte alles wissen. Und nun, nun war sie dahinter gekommen – und er? Das Einzige, was er jetzt noch tun konnte war zu grinsen.
„Ich erinnere mich an das Kleingedruckte, der Teufel hat es mir ja deutlich unter die Nase gerieben. Aber ich war mir ja meiner Sache so sicher. Ewiges Leben, mächtiges Leben, Reichtum und alles was ich wollte… Er sah sie an, und in seinen Augen stand Panik.
„Aber ich hatte halt nicht eine Minute daran gedacht, das du mich verraten würdest, mir all das nehmen würdest,“ seine Stimme klang nun gefasst, und in seinen Augen spiegelte sich Resignation wieder.
Lana trat näher an ihn heran. „Was stand in dem Vertrag?“, wollte sie es genauer wissen.
„Ich sollte ein Mädchen finden, rein, unschuldig und tapfer sollte sie sein, also etwas besonderes, und sie sollte eine gute Seele haben, kein bisschen Schmutz sollte an ihr kleben. Du weißt ja gar nicht, wie schwer das heutzutage zu finden ist, jeder Mensch tut irgendwo, irgendwann etwas Unrechtes, auch wenn es nur das Belügen eines Freundes ist. Aber du hast all das besessen, und es war so einfach gewesen für mich, dich zu beißen, dich zu verwandeln, dich dazu zu zwingen, für ihn die Sachen zu stehlen.“ John machte eine nachdenkliche Pause, bevor er fortfuhr:
„Es war abgemacht, dass du nichts davon erfährst, denn das hätte deine Seele beschmutzt, und er wollte dich völlig rein haben, du solltest sein Dämon werden, ein Dämon. der eine reine Seele besaß. Hatte anfangs ja auch gut geklappt, du hast die Ohren bekommen, wir waren auf den richtigen Weg. Doch du, du wolltest immer mehr wissen. Nichts konnte deine Gier nach Antworten stillen!
Hundert Seelen solltest du den Menschen stehlen, aber das ging ja gründlich daneben, es sind nicht viele geworden, nun weißt du, dass du daran Schuld bist, und sieh dich an, du bist ein Dämon, aber keiner mit einer reinen Seele, denn du weißt jetzt, dass du diese Menschen getötet hast….“, er hielt inne, schaute sie fest an und wartete auf einen Kommentar von ihr, doch es kam keiner. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was nun passiert, mich wird er holen, und ich muss ihm ewig dienen. Aber was er mit dir vorhat… keine Ahnung“.
Lana sah ihn fest an, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Ich hätte also ein Dämon werden sollen – und dann?“, fragte sie nur knapp.
„Keine Ahnung, wofür er dich wollte, ich weiß es nicht, es war mir auch egal, vielleicht wärst du gestorben, vielleicht hättest du ihm auch in der Hölle dienen müssen? Wer weiß das schon.“
Es war still, keiner von ihnen sagte etwas, beide waren in Gedanken versunken.
„Ich werde es dir nie verzeihen, die Vergewaltigung, Daniels Tod, all das… du gehörst wahrhaftig in die Hölle!“, ihre Stimme war voller Zorn, er hatte ihr weismachen wollen, dass er sie liebte, dass sie seine Gefährtin wäre, und in Wirklichkeit hatte er sie verkauft.
Sie lächelte ihn traurig an. „Ich weiß nicht, am liebsten würde ich dich in Stücke zerschlagen, aber so bin ich nicht, ich bin nicht so ein Monster wie du“, sagte sie und trat einen Schritt zurück. „Ich werde einfach gehen…“, murmelte sie, während er genau beobachtete, was sie tat. Würde sie wirklich einfach so verschwinden? Jetzt, wo sie die ganze Wahrheit wusste? Hatte sie nicht noch mehr Fragen, oder war es ihr einfach egal?
„Lana?“, rief er vorsichtig ihren Namen. Sie wandte sich zu ihm, und schaute ihn erwartungsvoll an. „Meine Gefühle zu dir, die waren nicht gespielt, ich wollte dich wirklich an meiner Seite haben, ich hatte verdrängt, dass du nur für ihn geschaffen warst. Es tut mir leid….“, seine Stimme klang seltsam, etwas schuldbewusst und traurig.
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist mir egal, die Hauptsache ist, dass du mich verkauft hast, mehr muss ich nicht wissen, um zu wissen, wie grausam du bist…“
Mit diesen Worten wandte sie sich um und ging, ohne noch einmal hinter sich zu schauen zur Tür hinaus. Im Treppenhaus fing plötzlich ihr ganzer Körper an zu brennen, sie schaffte es gerade noch, die Haustür zu öffnen, doch dann spürte sie wieder diese furchtbaren Qualen, völlig erschöpft und mit letzter Kraft schleppte sie sich ins Freie hinaus, dort angekommen wurde ihr schwarz vor Augen, und alles, was sie noch wahrnahm, war der Aufprall auf die kalten, harten Betonplatten.

Fortsetzung folgt


Teil 20 Frei

„Schätzchen?“, eine vertraute Stimme hallte in ihrem Kopf, erzählte ihr etwas, fragte sie etwas. Doch sie war so schwach, sie konnte sich nicht bewegen – und dann immerzu dieses furchtbare Piepen und Summen. Wo war sie? Und was war mit ihr passiert?
Vorsichtig versuchte sie die Augen zu öffnen, sie brannten etwas, als sie das grelle Licht erblickten und nicht mehr in wohltuende Dunkelheit eingehüllt waren. Ihr Schädel brummte, üble Kopfschmerzen hatten sich in ihrem Kopf breit gemacht. Nur ganz langsam verwandelte sich das verschwommene Bild in Formen und Gegenstände. Und sie erkannte einen hellen weißen Raum, sie brauchte nicht lange um zu verstehen, dass sie in einem Krankenhauszimmer lag.
Jemand drückte ihre Hand, sie wandte den Kopf dorthin und sah, dass ihre Mutter neben ihrem Bett auf einem Stuhl saß und sie völlig besorgt anschaute, aber auch etwas erleichtert.
„Oh mein Schätzchen, endlich bist du aufgewacht, ich hab’ mir solche Sorgen gemacht, mach’ so was…“, plötzlich hielt Moni inne und ergriff nun auch Lanas andere Hand. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, es war jetzt wirklich nicht die richtige Zeit, um ihrer Tochter eine Standpauke zu halten.
„Was ist passiert?“, fragte Lana mit matter Stimme.
„Du bist ohnmächtig geworden, und man hat dich ins Krankenhaus gebracht. Mensch Kind, was hast du da nur gesucht? Und warum hast du dich nie bei mir gemeldet, bist nie nach Hause gekommen, Lana, was ist los?“, nun klang Monis Stimme drängend.

Lana seufzte, sie versuchte sich zu erinnern, was war geschehen? Sie hatte mit John geredet, er hatte ihre Seele an den Teufel verkauft. Plötzlich wurde ihr übel, ihr wurde bewusst, dass man ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt hatte. Ihre Seele an den Teufel verkauft, das war verrückt. Dann war sie hinausgerannt aus seiner Wohnung, und diese schrecklichen Schmerzen überkamen sie wieder, die Schmerzen, die sie auch im Wald gehabt hatte. Oh Gott Daniel! Sie wurde leichenblass, als ihr wieder einfiel, wie sie Daniel vorgefunden hatte.
„Schätzchen, bitte rede mit mir, was ist passiert?“, ihre Mutter riss sie aus ihren Gedanken. Aber was sollte sie ihr nur erzählen? Wie sollte sie das alles erklären?
„Ich habe Schmerzen, mein Kopf tut fürchterlich weh, ich würde gerne etwas Ruhe haben und schlafen“, sagte sie und sah ihre Mutter bittend an.
Diese nickte. „Gut, ich warte hier und schicke einen Arzt zu dir, der soll dich noch mal untersuchen, jetzt wo du wach bist.“, Moni wollte gerade aufstehen, als ihre Tochter sie zurückhielt.
„Nein, bitte fahr’ nach Hause und lass mich in Ruhe hier liegen, du brauchst dich nicht um mich sorgen!“
Moni schaute ihre im Bett liegende Tochter eine Weile an, sollte sie Lana wirklich alleine lassen? Gut, wenn das ihr Wunsch war, wahrscheinlich würde es ihr dann Morgen früh besser gehen. „Aber ruf’ mich bitte sofort an, wenn was ist oder du dich wieder fit fühlst!“, das war keine Bitte, sondern es klang wie ein Befehl.
Lana lächelte. „Natürlich Mutter!“

Sie wartete genau eine Stunde, noch war kein Arzt zu ihr gekommen, aber sie hatte auch überhaupt keine Lust auf eine Untersuchung, etwas anderes schwebte ihr im Kopf herum. Sie musste wissen, was nun los war, was nun passieren würde, wie es weiter gehen würde, und John war der einzige, der Antworten darauf hatte.
Ganz langsam richtete sie sich auf, die Kopfschmerzen waren unerträglich, aber sonst kam ihr alles normal vor, sie schien keine schweren Verletzungen zu haben. Vorsichtig trat sie mit einem Fuß auf, nichts tat ihr weh, außer dem Kopf, aber sonst war alles in Ordnung, nur etwas schwach fühlte sie sich. Sie fühlte ihren Kopf ab und ertastete eine Stelle, die angeschwollen war und wehtat, aber da fehlte doch etwas, war es möglich? Sie tastete noch einmal alles ab. Verrückt, ihre Ohren sie waren weg! Doch darüber würde sie sich gleich noch Gedanken machen können, nun musste sie erst einmal hier raus und zu John.
Sie schaute an sich herab, in diesem Krankenhaushemd konnte sie nun wirklich nicht gehen, schnell blickte sie sich im Zimmer um und fand das, wonach sie gesucht hatte. Es war klar, ihre Mutter dachte an solche Sachen, und es wunderte sie keineswegs, als sie die Tasche auf dem Stuhl neben dem Tisch sah. Vorsichtig ging sie zur ihr hinüber, öffnete sie und fand einen Haufen Kleidungsstücke darin.
Es war ein Kinderspiel, das Krankenhaus zu verlassen, sie sah ja auch unauffällig aus mit ihrer Jeans und dem T-Shirt, nur ihre Haare waren zerzaust und sahen leicht ungepflegt aus, doch da Lanas Kopf bei jeder Berührung wehtat, hatte sie auf eine Bürste ganz und gar keine Lust.
Sie nahm sich vor dem Krankenhaus ein Taxi, und es brauchte zwanzig Minuten, bis sie endlich an der Wohnung von John ankam.
Es war bereits dunkel, und ihr gingen sämtliche Fragen durch den Kopf.
Als sie bei John klingelte, passierte nichts, ein ungutes Gefühl überkam sie, irgendetwas stimmte da nicht, und irgendetwas war auch bei ihr anders, nur was?
Und wie konnte sie in die Wohnung von John kommen? Da kam ihr die Idee, sich zu verwandeln, mit den Kräften des Dämons würde sie einfach die Tür aufbrechen.
Doch plötzlich fiel ihr auf, dass etwas anders war, dass ein wunderbares befreiendes Gefühl in ihr war.
Er war weg!
Ihr Körper, er gehörte nur noch ihr, ihr ganz allein, sie fühlte ihr Herz unbeschwert pochen, sie fühlte ihr Blut durch die Adern fließen, spürte es, wenn sie die Luft tief einsog, wie war das möglich? Ihr Dämon, er war weg, und sie hatte es erst jetzt gemerkt!
Ein Strahlen legte sich auf ihr Gesicht. Es war unmöglich, ihr Dämon war nicht mehr da, und sie fühlte sich normal, sterblich, schwach, und es war ein wunderbares Gefühl.

Auf dem Weg nach Hause, sie nahm diesmal Bus und Bahn, dachte sie über all das nach, John meinte, sie hätte seinen Vertrag gebrochen, war deshalb der „Fluch“ von ihr gewichen?
Eine alte Dame setzte sich zur ihr, und Lana rutschte etwas dichter an das Fenster der Bahn. Sie holte ihr Handy aus der Tasche, ging ins Telefonbuch und suchte Johns Nummer. Doch niemand ging ran. Es war seltsam, was war mit ihm? Einerseits war es ihr völlig egal dass sie nichts mehr von ihm hörte, wäre da nicht die Sache, dass sie nicht wusste, wie es wohl weiterging. War sie nun wieder ein völlig freier Mensch?
Fast hätte sie ihre Station verpasst, schnell sprang sie noch auf und stürmte hinaus.
Die milde Abendluft wehte ihr angenehm ins Gesicht, und sie konnte nicht anders als dauernd zu lächeln, er war weg, und sie war frei!

Eine Woche war vergangen eine Woche, hatte Lana nichts von John gehört und gesehen, obwohl sie öfter zu seiner Wohnung gefahren war. Langsam kam ihr das alles nur wie ein böser Traum vor, es erschien ihr so unecht, als hätte sie dies niemals erlebt. Doch sie wusste es, sie wusste, dass es so etwas gab, Dämonen…
Ihre Mutter schickte sie noch ein paar Mal zum Arzt, doch der konnte den Grund für ihre Ohnmacht nicht finden, sie war kerngesund.
Langsam holte sie wieder der ganz normale Alltag ein, sie schrieb Bewerbungen, ging spätestens um 22 Uhr zu Bett und wachte morgens um 8 Uhr auf. Ihre Mutter fragte sie noch ein paar Mal nach ihrem Befinden, doch es ging ihr gut, Lana hatte das Gefühl, dass alles wieder normal werden würde.
Aber dennoch dachte sie sehr oft an Daniel und vor allem an Tore, Tore war verheiratet, das hatte sie ja deutlich an seinem Ehering gesehen, warum also hatte er nur mit ihr geschlafen? Er wollte sie wiedersehen, hatte er gesagt, sie hatte abgelehnt, aber jetzt auf einmal würde sie ihn gerne noch einmal sehen. Wollte mit ihm über all das reden, was geschehen war und dass der Spuk nun zu Ende zu sein schien. Was machten wohl die anderen, die für John ebenfalls gestohlen hatten?
Sie beschloss zum Polizei Revier zu fahren und dort nach Tore zu fragen.

Da stand sie nun vor dem Schalter, und der junge Polizist schaute sie musternd an. Als sie den Namen „Tore“ erwähnte, fing er plötzlich an zu grinsen und löste seinen Blick aus ihrem Ausschnitt. Er war arrogant, nicht gerade sehr höflich, und es machte sie sauer, so behandelt zu werden.
„Ich weiß zwar nicht ob er Zeit hat, aber ich werde mal nachsehen, warten sie hier!“, befahl er ihr schon fast. Sie erwiderte daraufhin nichts, setzte sich auf einen Stuhl und wartete.
Es dauerte nicht lange, und jemand tauchte in ihr Blickfeld, sie erkannte ihn sofort wieder, groß war er, muskulös, und die Narbe im Gesicht war ihr so vertraut. Lana lächelte ihn leicht schüchtern an, und Tore strahlte über das ganze Gesicht.
„Mit dir hätte ich überhaupt nicht gerechnet, ich hatte mir schon Sorgen gemacht“, seine Stimme klang ruhig und leise, wahrscheinlich wollte er nicht, dass der junge Mann am Schalter ihn hörte.
„Mir geht es gut, ich wollte dir alles berichten, hast du Zeit?“, sie war sich gar nicht mehr so sicher, ob sie das Richtige tat. Immer wieder fiel ihr Blick auf seinen Ring.
„Sehr gerne, ich hole nur noch eben mein Geld und dann gehen wir was essen.“

Sie blickte immer wieder schüchtern von ihrer Lasagne hoch, sie waren zum Italiener um die Ecke gegangen, und irgendwie wirkte die Stimmung sehr gedrückt.
Tore schaute von seinem Essen auf und lächelte sie an. „Also dann erzähl mir alles“, sagte er und trank einen Schluck Mineralwasser.
„Ich habe also John noch am gleichen Tag zur Rede gestellt, und was soll ich sagen, es war genau so, wie ich gedacht hatte. Er hat mich an den Teufel verkauft, ich sollte ihm all die Seelen holen. Stell’ dir das nur einmal vor... Jedenfalls kam es zwischen uns zum Streit, er meinte, ich hätte den Vertrag gebrochen und alles zunichte gemacht. Ich bin rausgestürmt, sonst hätte ich ihm noch was angetan. Draußen bin ich wohl zusammengebrochen und im Krankenhaus wieder aufgewacht. Seitdem ist mein Dämon weg, und seit einer ganzen Woche erreiche ich auch John nicht mehr…“, sie nahm etwas von der Lasagne und schob es sich nachdenklich in den Mund.
Tore saß ihr gegenüber und schaute sie interessiert an, wie immer war sie wunderschön, mit den rosa Strähnchen im Haar und überhaupt mit dieser ganzen Ausstrahlung...
Er räusperte sich kurz. „Wir haben jemanden gefunden…“
Lana sah von ihrem Teller auf und schaute Tore gespannt an.
„Ich dachte mir schon, dass es was mit dir zu tun hatte. Aber ganz sicher war ich mir nicht…“, er hielt inne.
„Was denn, erzähl’ bitte“, drängte sie ihn und hörte auf zu essen.
„Einen Tag später, nachdem wir uns getrennt hatten, haben wir eine Leiche aus einer Wohnung geholt, in der Gegend von Völlingen, der Name des Mannes war John Huseln…“
„Lana sah Tore verdutzt an. „Das ist er, das ist John… Oh mein Gott, ist deswegen der Fluch vorbei, weil er nun tot ist?“, die Frage stellte sie sich eher selber. Sie war ja so erleichtert, dass er nicht mehr lebte, John würde nie wieder jemandem etwas Schreckliches antun können. Aber es beunruhigte sie auch, dass sie nun nie die ganze Wahrheit erfahren würde.
„Heißt das, dass endlich alles vorbei ist? Kannst du wieder ein normales Leben führen?“, fragte Tore sie und sah sie eindringlich an.
Lana nickte, aber sie wusste es besser, ein normales Leben? Nein, das konnte sie nie wieder führen, sie wusste nun über all das Bescheid, sie wusste, wie es war seinen Körper mit einem anderen Wesen teilen zu müssen, sie wusste, es gab einen Teufel, und die Angst, er würde irgendwann einmal wiederkommen, war groß, war sehr groß.
Sie erhob sich und lächelte Tore liebevoll an. „Danke, du hast mir wirklich sehr geholfen… Aber ich muss jetzt gehen!“, verabschiedete sie sich von ihm.
Tore sah verwundert zu ihr hoch, sie hatte noch nicht einmal aufgegessen.
„Sehe ich dich wieder?“, er kannte die Antwort irgendwie schon, aber er wollte sie von ihr selber hören. Sie schüttelte ihren hübschen Kopf, ging um den Tisch herum und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Auch wenn es nur eine kurze sanfte Berührung war, ließ ´sie Tore kurz träumen, ließ ihn zurückdenken an die Erlebnisse mit ihr, an den Sex, an das was sie in ihm bewirkte. Zu jung… ging es ihm durch den Kopf, sie war zu jung, und das würde immer zwischen ihnen stehen.
„Nein, wir werden uns nicht wiedersehen. Geh’ zu deiner Frau, da gehörst du hin…“, sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern wandte sich zum Gehen.
Tore konnte nichts sagen. Er wusste, es war aus, der Traum, das Erlebnis, das Abenteuer? Was auch immer es gewesen sein mochte, es war vorbei. Und er? Er wusste nicht, was er nun tun sollte. Vielleicht sollte er wirklich zu seiner Frau zurückgehen, aber das ging nicht. Nicht nach Lana. Er würde den Hund nehmen und mit ihm ausziehen, ja das würde er machen und dennoch, Lana war weg, raus aus seinem Leben.
Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, er hatte noch nie zuvor eine Frau so sehr begehrt wie diese, und vielleicht hatte man sie nur zusammengefügt, damit er ihr helfen konnte, das hatte er getan, ihr geholfen, und nun wünschte er sich von ganzem Herzen, dass sie ihren Weg wieder finden würde.

Lana wollte nicht gleich nach Hause gehen, sie schlenderte langsam zu ihrem Lieblingssee, den kaum einer kannte. Sie saß am Ufer und starrte schon eine Weile auf das Wasser, welches völlig ruhig vor ihr lag. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden, ob sie nun glücklich, traurig oder einfach nur ängstlich sein sollte. Wahrscheinlich war sie das alles in einem.
Sie war glücklich, denn sie war wieder frei, sie konnte wieder ein normales Leben führen, soweit es eben ging mit diesen Erinnerungen und dem, was sie erlebt hatte.
Sie war traurig, denn sie hatte einen guten Freund gewonnen gehabt, Daniel der hinter ihr gestanden hatte, er musste sterben, nur weil er ihr geholfen hatte. Und dann war da noch das mit Tore, sie empfand sehr viel für ihn, aber sie musste vernünftig sein, er war viel älter als sie, und dazu noch war er verheiratet, er würde sicherlich seine Frau nicht für sie verlassen, es war besser so, er sollte bei seiner Frau bleiben, und sie sollten einander vergessen.
Dann war diese Angst, Angst davor, es wäre nicht vorbei, er würde wiederkommen, der Dämon, Angst davor, der Teufel würde sie doch noch holen, und sie müsste ihm dienen, Angst davor, wieder an jemanden zu geraten, der sie wie John benutzen würde.

Ein Seufzer verließ ihre Lippen, sie ließ sich nach hinten fallen und starrte nun hinauf in den Himmel, die Wolken sahen wie kleine Bäuschchen aus Zuckerwatte aus, und die Sonne lachte vom Firmament. Dann wurde ihr bewusst, so richtig bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte, wäre sie nicht dahinter gekommen, hätte sie den Plan nicht durchschaut, dann wäre etwas Schlimmes passiert. Aber sie, sie hatte den Spieß umgedreht und nun, nun würde alles wieder besser werden.
Ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht, und sie schloss zufrieden die Augen, um einfach nur die Sonne zu genießen.
Sie wusste nicht, was mit John passiert war, ob er wirklich tot war, oder ob der Teufel ihn geholt hatte, und es war ihr egal. Das einzige was zählte war, dass sie es geschafft hatte, sie hatte John einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht für das, was er ihr angetan hatte und nun?
Nun war sie frei…. Vogelfrei….

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 05.04.2010

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