Warum

Jeder kennt diesen Satz: „Warum sollte es ausgerechnet mich treffen?“
Ich denke: „Warum trifft es mich eigentlich nie?“
Nie kam ein Lehrer in meine Klasse, um den Tod eines Mitschülers zu verkünden. Nie gab es tragische Todesfälle in meiner Familie. Ich wurde nie misshandelt. Das Dach über meinem Kopf ist nie durch einen Brand eingestürzt.
Ich frage mich: „Warum ich? Womit habe ich dieses Glück eigentlich verdient?“
Wie dann meine fröhlich grinsende Schwester aus dem Bus aussteigt, auf die Straße tritt und mit einem lauten Knall von einem Auto aus der anderen Fahrtrichtung erfasst wird, denke ich mir: „Damit also...“

Zukunftsängste

Was soll ich bloß tun? Bald habe ich die Schule geschafft. Und was dann? Meine bisherigen Bewerbungen schlugen fehl, trotz angestrebtem Abiturabschlusses. Mögen Arbeitgeber Menschen wie mich überhaupt? Ist ein guter Job es wert, sich selbst aufzugeben? Könnte ich damit überhaupt leben? Oder sollte ich mich doch darauf konzentrieren, eine Stelle zu finden, die sicher, aber dafür nicht mein Ding ist?
Werde ich jemals glücklich werden? Werde ich jemals genug Freizeit haben, um meine Bücher schreiben zu können? Gibt es bei dieser Wirtschaftslage überhaupt eine Stelle für jemanden wie mich?
Oder ist mein Leben bereits vorbei, bevor es angefangen hat?

Verlust

Direkt vor mir liegt eine tote Katze am Straßenrand. Sie sieht aus, als würde sie bloß schlafen. Ich muss meine Tränen zurückhalten, denn auch meine Katzen wurden einmal überfahren.
Die Erinnerung wird erneut zur Realität und weckt in mir schmerzliche Gefühle.
Vielleicht weint in diesem Augenblick ein kleines Mädchen über ihr verschwundenes Kätzchen.
Ich knie mich nieder. Kein Halsband, kein Stempel am Ohr. Zu gerne hätte ich die Besitzer informiert., damit sie sich nicht noch länger Sorgen machen mussten.
Vorsichtig hebe ich den steifen, flauschigen Körper vom blutverschmierten Gehweg auf. Ich werde das arme Tier an einem wunderschönen Platz begraben.

Impressum

Texte: copyright Inhalt und Cover @ Melanie Kespohl
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2010

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