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Ich sitze im Gras und sehe das kleine Mädchen zwischen den Bäumen verschwinden, dass gerade noch still und neugierig die Kaulquappen im Teichwasser beobachtet hatte. Endlich bin ich allein. Ich schaue über die glänzende Wasseroberfläche rüber zur anderen Seite des großen Teichs, dorthin, wo das Schilf dicht zusammen im Wasser steht und genieße die heißen Sonnenstrahlen, die meinen Rücken erwärmen. Ruhe kehrt ein. Nur der Wind rauscht leise durch das Geäst der Bäume, welche das Wasser umranden. Zuvor hatte noch ein Hund im Wasser herumgetollt und die Tiere zum Schweigen gebracht. Ich sitze auf einer Plastiktüte und genieße diese unverhoffte Stille. Morgen muss ich wieder zur Schule, doch daran will ich jetzt eigentlich gar nicht denken. Ich sitze in Gedanken und schaue am Ufer entlang. Die Kaulquappen schwimmen in dunklen Scharen zurück. Sie hatten sich bei all dem Tumult, der hier vorher geherrscht hatte, an einer dunklen Stelle im Wasser gesammelt. Nun besiedeln sie erneut die freiliegenden Gewässer. Der erste Frosch quakt aus dem Schilf heraus. Allmählich spüren die Tiere, dass die Gefahr vorüber ist. Ich blicke zum Schilf hinüber und sehe plötzlich immer wieder auftauchende kleine Wellenkreise überall im Wasser. Ich glaube, es regnet und erwarte die kalten Tropfen auf meiner Haut. Sie bleiben aus. Verwirrt schaue ich genauer hin. Es sind nur die Kaulquappen und Fische, die es nun wieder wagen, an der Wasseroberfläche nach Nahrung zu suchen. Jetzt beobachte ich den falschen Regen mit Genuss. Dann sehe ich etwas Anderes. Eine Wellenformation, die nicht zu den anderen passt, gleich da, nahe bei der winzigen Insel. Sie bewegt sich vorwärts. Ich kann nur erkennen, dass da etwas aus dem Wasser herausragt und umherschwimmt. Ich versuche neugierig, etwas zu erkennen. Das Wasser leuchtet von der Sonne so stark. Ich stelle mir ein kleines Wassermonster vor. Vielleicht ein kleines Loch Ness Tierchen. Das Etwas bewegt sich an eine schattige Stelle. Ich erkenne, dass da wirklich etwas oberhalb des Wassers zu sehen ist. Etwas Längliches. Ich glaube, eine kleine Schlange zu erkennen und schaue noch angestrengter hin, um meinen Verdacht zu bestätigen. Tatsächlich erkenne ich eindeutig eine dunkle Schlange, die da den Teich durchquert. Vielleicht kann ich an die Uferstelle laufen, an der sie das Wasser vermutlich wieder verlassen wird, doch ich bin unsicher und starre ihr weiter hinterher. Wenn ich aufstehe, verliere ich sie aus den Augen. Bald wechselt sie die Richtung und verschwindet im Schilf. Ich freue mich breit grinsend über meine Beobachtung. Noch nie habe ich leibhaftig eine Schlange schwimmen sehen. Ich schaue, nun wieder entspannt, übers Wasser. Die zahlreichen Wellenkreise haben sich vermehrt. Es scheint stärker zu regnen. Hin und wieder höre ich das Summen eines Insekts in meiner Nähe und werde leicht nervös. Auch sie scheinen nun wieder aus ihren Verstecken zu kommen. Vor meinen Augen erscheint etwas Leuchtendblaues in der Luft. Eine kleine Libelle. Sie landet rechts neben mir auf einem Grashalm. Ich begutachte sie genau. Sie ist wunderschön. Knabbert sie an dem Halm herum? Ich kann es nicht genau erkennen. Vorsichtig krame ich meine Digitalkamera aus der Tasche und reiße den Klettverschluss der Schutzhülle auf. Noch bleibt sie ruhig sitzen, doch nun kommt ein starker Wind auf und ich glaube schon, sie wird verschwinden, doch trotz starker Bewegung des Grashalms bleibt sie sitzen. Schnell mache ich ein Foto. Dann fliegt sie davon und der Wind lässt wieder nach. Links im Wald beginnen einige Küken nach Futter zu schreien. Ich kann es deutlich hören. Es klingt niedlich. Ich stelle mir die Jungvögel vor, mit ihren weit aufgerissenen Schnäbeln. Eine Männerstimme. Ich hoffe, sie kommen nicht her ans Wasser. Ich will alleine sein. Die Frösche quaken plötzlich sehr laut. Es klingt wie eine Warnung. Es sind immer mehr Frösche. Ihr Gesang verschmilzt zu einem ohrenbetäubenden Ton. Dann eine Frauenstimme. Sie klingt unfreundlich. Die Vögel werden lauter. Die Stimme verstummt und die Tiere beruhigen sich wieder. Der Wind säuselt friedlich um mich herum. Erfrischend bei dieser Hitze. Ich stehe auf. Merkwürdige Abdrücke vom Gras sind an meinen Beinen zu sehen. Der Wind nimmt zu und jagt kleine glitzernde Wellen kreuz und quer über die vorher so ruhige Wasseroberfläche. Auf meiner Hand sitzt ein kleines Gewittertierchen. Ich denke nur, nein danke, ich will kein Gewitter und puste es vorsichtig weg. Meine Augen folgen jedem Insekt, in der Angst, vielleicht gestochen zu werden. Ich schaue auf zum Himmel und erschrecke fast vor einem tieffliegenden Segelflugzeug. Es rauscht dahin und verschwindet hinter den Bäumen. Ich bemerke, wie heiß meine Schultern geworden sind von der Sonne. Die unzähligen Kaulquappen schwimmen an die Oberfläche und tauchen wieder ab. Ich sehe ihnen zu und lächle. Wieder Stimmen. Sie gehen vorbei. Erleichterung. Mich kitzelt etwas. Erschrocken verscheuche ich eine Fliege von meiner Schulter. Ein Frosch springt irgendwo hörbar ins Wasser. Irgendwo hinter den Bäumen rauscht ein weiteres Segelflugzeug leise vorüber. Mir fällt auf, dass die Frösche wieder zu quaken aufgehört haben. Ich wische mir den Sand von den Beinen, nehme meine Sachen und gehe. Bald werde ich wieder hierher kommen.




Ich saß am Teich und hatte plötzlich einfach Lust, alles aufzuschreiben. Vielleicht wird es eine Sammlung und ich mache sowas öfters. Mal sehen =)

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Texte: Copyright by M. K.
Tag der Veröffentlichung: 25.05.2009

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