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Positives Sommerfest

R.C. Bluesween - Positives Sommerfest

 

Achtung ! Kein Plagiat !

Ausgeliehene Protagonisten und Realfiguren wurden ausnahmslos und (fast) unversehrt wieder nach Hause entlassen.

 

 

Hinweis:

 

Von Morddrohung bitten wir abzusehen. Sollte sich der eine oder andere in dieser Story wiedererkennen – reine Absicht! Für eventuelle Klagen und Schmerzensgeld, wenden Sie sich bitte direkt an unseren Anwalt Winifred Radler.

 

Herzlichst

R.C. Bluesween

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Scheiße, das nervt!

Aids, schwul, positiv...ich kann`s einfach nicht mehr hören. Diese bemüht anteilnehmenden Phrasen. Das Getuschel und Getratsche. Die mitleidigen Blicke. Sensationsgierige Fragen. Abstand halten, Zurückschrecken.

Ja, ich bin positiv. Nein, das ist kein AIDS. Ja, ich bin schwul. Und NEIN, ich habe mich nicht bei irgendwelchen ominösen schwulen Sexspielchen angesteckt. Stellt euch vor, das kann sogar Heteros passieren!

Vor vier Jahren habe ich ein Praktikum in einer Sucht- und Drogenstation absolviert, als Vorbereitung auf meinen neuen Job als Streetworker. Eigentlich wollte ich nur bei einer Blutabnahme helfen. Die Proben sollten sofort ins Labor. Ich bin mit dem ganzen Zeug, inklusive des Abnahmebestecks, mit den viel zu großen Schuhen, die man mir gegeben hat, gestolpert und habe mir die Injektionsnadel ins Fleisch gestochen.

Während in jeder Arztpraxis sofort die Alarmglocken klingeln, hat man das hier seitens der Stationsleitung einfach auf die leichte Schulter genommen. Desinfizieren, Pflaster drauf und gut.

Kam mir reichlich komisch vor. So bin ich dann doch lieber einen Tag später zu meinem Hausarzt gegangen. Der war fassungslos, bei so viel Verantwortungslosigkeit, und hat mir geraten, schnellstmöglich mit einer PEP, also einer Postexpositionsprophylaxe anzufangen, solange ich noch im 48-Stundenfenster bin.

Was soll ich sagen? Ich hab`s getan und in den nächsten 14 Tagen ein inniges Verhältnis zu meiner Sanitärkeramik aufgebaut. Mir ging es gefühlte 1000 Tage sauelend. Dennoch habe ich mich infiziert. Dank guter Medies bin ich aber unter der Nachweisgrenze.

Mein Dienstherr hat sofort reagiert. Damit ich bei der Arbeit auf der Straße nicht noch zusätzlichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werde, hat er mir einen Job in der Stadtverwaltung besorgt, Abteilung Kultur, Sport, Schule.

Tja, die ersten drei Monate war das echt ein entspanntes Arbeiten. Die Kollegen nett und aufgeschlossen, das Vierpersonenbüro hell und freundlich.

Aber dann...Getuschel, Gemurmel, aus dem Weg gehen. Nicht mehr die Hand reichen. Ich wusste im ersten Moment echt nicht, was die haben.

Meine neue Chefin, die Frau Geldreyer, rief mich zu sich und...ja, sie beförderte mich. Sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein, denkt ihr nicht? Weit gefehlt.

„Mein lieber Herr Grau. Damit Sie bei Ihrer überaus anspruchsvollen und wichtigen Aufgabe (ich rechne den Kulturpass der Stadt ab) ungestört arbeiten können, haben wir für Sie ein eigenes Büro eingerichtet“, säuselte mir die Schnepfe vor und grinste scheinheilig. „Außerdem kommt das ja auch Ihrer Gesundheit zugute“

Mein neues Büro am Ende des Flurs: Die ehemalige Abstellkammer. Ganze 10,5 qm groß, aber mit einer eigenen Kaffeemaschine und Mikrowelle. Mir soll ja freundlicherweise der lange Weg zur Gemeinschaftsteeküche erspart bleiben. Die Putzfirma wurde angewiesen, mein Büro mit den stärksten Desinfektionsmitteln, die sie haben, jede Nacht aufs Gründlichste zu reinigen. Ich habe wohl das sauberste Zimmer im gesamten Haus. Die Kommunikation zu den Kollegen: Ausschließlich per Mail oder Telefon.

 

Und jetzt das: Eine Rundmail mit dem Betreff: NICHT an Hr. Grau weiterleiten!

Einladung zum Sommerfest!

Am … bla bla bla, grillen, tanzen...etc...

Bitte informieren Sie NICHT Herrn Grau! Auf Grund seiner gesundheitlichen Probleme sollte er unserer Veranstaltung fernbleiben. Wir möchten ihn jedoch nicht öffentlich ausschließen und bitten daher um Stillschweigen.

Mit freundlichen Grüßen

Ramona Geldreyer

 

Ja, glauben die, ich bin mit dem Klammerbeutel gepudert? Habe mit der Infektion auch mein Hirn eingebüßt? Was bitte ist daran nicht ausschließen? Das nennt man dann wohl Streichelmobbing.

Wer hat mir diese Mail überhaupt geschickt? Der Ahrens aus dem Kämmereiamt. Ein schnuckeliger und zurückhaltender Typ, wenn ich mich recht erinnere.

Ich bin sauer. So richtig stinkwütend. Nun, wo ich mich endlich gefangen habe, nach dem anfänglichen Schock und den folgenden Depressionen, kommt sowas.

Für heute ist Feierabend. Ich muss hier raus. Auf dem Weg zum Bus entscheide ich mich, zum Zentrum zu gehen. Ohne die Leute dort hätte ich mich schon längst gehenlassen oder die Radieschen von unten angesehen. Der hauseigene Fitnessraum steht uns Tag und Nacht offen. Erst einmal werde ich anständig einen Sandsack vermöbeln und falls mir nach Reden ist, findet sich bestimmt auch ein Gesprächspartner.

Phuh, das tat gut. Der Kopf ist frei, die Arme und Hände schmerzen ein wenig und ich bin total durchgeschwitzt. Fünf Minuten auf der Matte ausruhen und dann unter die Dusche.

Malte, der heute hier Aufsicht hat, grinst mich an. „Na? Schlechten Tag gehabt?“ Malte ist ein Kerl wie ein Baum. Niemand würde glauben, dass er schon seit 10 Jahren infiziert ist. Er und sein Partner Jörg leiten das Therapiezentrum. Als sie sich kennen lernten, war Malte erst seit Kurzem infiziert und in ein tiefes Loch gestürzt. Jörg hatte gerade seine Ausbildung zum Psychotherapeuten beendet und Malte war sozusagen sein erstes Opfer. Zusammen haben sie das Zentrum gegründet. Eine Begegnungsstätte für Infizierte und Kranke, Treffpunkt der Selbsthilfegruppe und medizinische Versorgung. Aus einem kleinen Raum auf einem Hinterhof ist inzwischen ein Gebäude mit Aids-Sprechstunde, 24h-Notdienst, Therapieangeboten, Fitnessraum und Cafeteria geworden.

„Du, Freddi? In einer halben Stunde kommt eine Neue für die Gruppe. Wäre schön, wenn du noch bleibst. Sie scheint ein wenig Angst vor mir zu haben. Vielleicht hilft ihr ja deine Anwesenheit“

„Klar bleibe ich“ Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich Malte das erste Mal gesehen habe. Zwei Meter Schrankwand mit Glatze und überall tätowiert, grinste er mich mit spitz zugefeilten Zähnen an. Vor Schreck bin ich nach hinten über einen Stuhl gefallen und musste mir dieses dämonisch aussehende Prachtstück auch noch von unten anschauen. Plötzlich kam eine Kugel um die Ecke geschossen, langte hoch an das Ohrläppchen dieses Riesen und schimpfte wie ein Rohrspatz. Diese Kugel war Jörg. Stolze, 1,62 m groß und wohl auch breit.

Während ich noch meinen Gedanken nachhänge, spricht Malte mich an: „Ab unter die Dusche mit dir. Oder willst du unseren Neuzugang mit deinem Geruch vertreiben?“

„Bin schon unterwegs“, erwidere ich grinsend und mache mich vom Acker. Unter dem warmen Wasser entspanne ich mich und streichele meinen Körper. Plötzlich habe ich das Bild von dem Ahrens im Kopf, während ich so an mir rumspiele. Wo kommt das denn auf einmal her? Egal, dann ist er eben meine neue Wichsvorlage. Erfährt ja keiner. Mein Orgasmus ist kurz und heftig. Das Ergebnis wird von dem herabrauschenden Nass hinweg gespült. Wie lange hatte ich eigentlich schon keinen Sex, außer mit meiner Hand und den Spielzeugen? Kein Wunder, dass ich da auf komische Ideen komme.

Angenehm entspannt betrete ich die Cafeteria, laufe vor Schreck gegen den nächsten Tisch und lande auf dem Hosenboden. Da sitzt er, meine Wichsvorlage,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: R.C.Bluesween
Bildmaterialien: unter Verwendung von Bildmaterial von pixabay
Lektorat: Silvia
Tag der Veröffentlichung: 30.05.2015
ISBN: 978-3-7368-9766-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors. Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autoren und erwerben eine legale Kopie. Danke! *********************** Diese Geschichte wurde bereits in der Anthologie POSITIVER SOMMER, HITZE UND HERZGLÜHEN von den HomoSchmuddelNudeln veröffentlicht, deren gesamter Erlös an den Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz e.V. Berlin geht. Die Schwestern sind queere Nonnen des 21. Jahrhunderts. Sie verbreiten ehrenamtlich universelle Freude, haben stets ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte, bieten Sündenablass und Segnungen und verteilen kostenlos Safer-Sex-Material. Dabei sammeln sie Spenden für Menschen, die von HIV und Aids betroffen sind.

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