Kapitel 1
Langsam hob ich den Kopf gen Himmel und atmete die kühle Nachluft ein.
Es war still und ruhig um mich herum. Ganz im meinem Element versunken konzentrierte ich mich wieder auf meine Umgebung, bereit jedes noch so kleines Geräusch, jede noch so kleine Bewegung sofort zu realisieren und zu zuschlagen.
Meine Krallen bohrten sich vor Anspannung in den weichen Waldboden, der duft von einem Hasen stieg mir in die Nase und das verlangen zu töten wurde größer.
Ich pirschte los. Über eine lange, weitläufige Wiese wieder zurück in den Schutz der Bäume und schon spürte ich das weiche Fell zwischen meinen reißmesserscharfen Zähnen.
Ich liebte das Jagen, genauso sehr wie ich eigentlich mein Gestaltwandler Dasein liebte. Wenn es den nicht so mit Leid und sorgen verbunden wäre.
Schon seit Jahren bestand mein Leben nur aus fliehen und ständigem misstrauen.
Seit ich von meinen Rudel weggelaufen bin.
Ich konnte einfach nicht länger unter ihnen sein und nach ihren Regeln leben. Wenn ich eines hasste dann war es von jemand anderen abhängig zu sein und von ihm kontrolliert zu werden. Ich brauchte meine Freiheit genau so sehr wie die Luft zum atmen.
Der Metaliege Geschmack von Blut breitete sich auf meine Zunge aus und ich verdrängte jeglichen weiteren Gedanken. Wollte mich in diesem Moment einfach dem Wolf in mir hingeben um ein kurzen Augenblick in meinem schon so langem leben einfach ich selbst zu sein.
Der Augenblick verflog für mich viel zu schnell. Schon bald erhellte das schwache Licht der Sonne meine Umgebung und ich hob misstrauisch die schnauze um mich zu vergewissern das außer mir niemanden anderes hier im Wald war. Die Leute aus meinem Rudel waren auf der Suche nach mir, dass wusste ich.
Sie würden zwar jedem entlaufenem Mitglied ihres Rudels hinterher jagen, aber nur mir schenkten sie dabei so viel Aufmerksamkeit das jeder noch so kleiner Fehler mir das Leben kosten könnte. Zumindest mein leben in Freiheit.
Das lag allein daran das der Sohn des Anführers meines Rudels mich, schon als ich klein war, für sich beansprucht hatte. Er wollte mich, weil mein Fell die seltene Farbe von schneeweiß hatte. Ich mein damit keinesfalls irgend so ein gelbliches weiß, nein mein Fell war genauso rein und hell wie das einer fallenden Schneeflocke und damit einzigartig was mir zum Verhängnis wurde.
Gegen alles würde ich meine Fellfarbe tauschen um endlich in Frieden leben zu können aber das ging nicht, leider.
Juan, so hieß der Sohn des Rudelführers, setzte alle Hebel in Bewegung um mich zu finden. Bis jetzt hatte ich es immer geschafft abzuhauen oder mich zu wehren, wie lange das allerdings noch klappte vermochte ich nicht zu sagen.
Ein leises Knurren, entwich meiner Kehle, als mir das Bild von dem letzten versuch mich zurück zu holen durch den Kopf schoss.
Sie hatten ganze 5 Wölfe vorbei geschickt nur um mich, eine Frau im alter von 20 Jahren zurück zu holen.
Ich hätte natürlich keine Chance gegen sie gehabt, wenn ich nicht geflohen wäre. Ich war schnell und hatte mittlerweile gelernt wie man sich richtig versteckte. Das kam mir zugute und so konnte ich meine Verfolger schon bald abhängen.
Langsam setzt ich mich wieder in Bewegung um mich von diesen düsteren Gedanken abzulenken. Schon bald erreichte ich das ende des Waldes.
Ab hier würde ich in Menschengestalt weiter gehen müssen, zumindest wenn ich nicht wollte, das schon bald eine Meute Wütender Menschen hinter mir herjagten.
Ich atmete noch einmal tief durch und startete dann die schmerzhafte Verwandlung. Ich spürte wie die Knochen in meinem Körper sich verbogen, wie Krallen und Zähne kürzer wurden das Fell zurück ging und platz für die verletzliche und zarte Haut meines Menschlichen Körpers zu machen.
Der Schmerz der bei jeder Verwandlung meinen Körper durchzuckte hielt nur kurz an, war aber trotzdem recht unangenehm .
Kaum das ich mit meinem nun wieder menschlichen Füßen den Boden berührte, verschwand ich auch schon hinter einem kleinen Eichenbaum und zog meine Klamotten zum Vorschein die ich mir hastig überstreifte.
Mein langes braunes Haar ließ ich offen, so das es mir leicht über die Schulter viel.
Da ich mir schon seit gestern hier ganz in der nähe dieses Waldes eine kleine Hütte besorgt hatte, hatte ich noch glück nicht direkt durch die Stadt laufen zu müssen.
Mein weg führte mich einen kleinen Hügel hinauf und durch eine wildwuchernde hohe Wiese, bis ich schließlich am Rand einer kleinen Lichtung, die direkt zur Stadt führte meine Hütte entdecken konnte.
Sie war nicht gerade groß und auch nicht mehr die neuste ihrer Art aber für mich würde sie erst einmal reichen. Zumal ich sowieso nicht so lange hier bleiben würde. Ich war noch nirgends länger als 2 Wochen geblieben, weil es einfach zu gefährlich für mich war mich irgendwo fest nieder zu lassen.
Ich müsste im Notfall immer fliehen können und zwar direkt mit sack und pack, dar war so eine Hütte gar nicht mal so schlecht.
Kurz schärfte ich meine Sinne um sicher zu stellen das auch niemand mir gefolgt war und schloss dann die kleine Holztür auf.
Der Geruch von Modernen Holz und Moos kam mir entgegen als ich in den mit Teppich ausgelegten Flur trat. Ich mochte den Flur nicht sonderlich, was wohl daran lag das man sich in diesem engen Raum wie gefangen fühlte, es gab dort noch nicht einmal ein Fenster.
Also flüchtete ich direkt ins angrenzende Wohnzimmer. Der Raum war für meine Verhältnisse schon weit aus besser. Er war weiträumig geschnitten und es gab zwei große Fenster durch die man fliehen konnte sollte es mal hart auf hart kommen. So etwas musste ich immer berücksichtigen, war schon Alltag in meinem Leben.
Müde und mittlerweile erschöpft ließ ich mich auf das dunkelbraune Sofa fallen und tastete beiläufig nach der Fernbedienung für den Fernseher.
Nach dem ich diese gefunden hatte, schaltete ich den Fernseher ein, ließ die Nachrichten laufen und schloss für einige Zeit die Augen. Zumindest hatte ich vor sie nur kurz zu schließen, aber irgendwie ist es dann doch so gekommen das ich schon nach wenigen Minuten in ein Traumlosen schlaf viel.
Kapitel 2
Als ich aufwachte realisierte ich sofort das es draußen dunkel war. Es drang kein Licht mehr durch die Fenster ins Wohnzimmer, aber das war es nicht was mich aus dem schlaf gerissen hatte.
Irgendetwas oder besser irgendjemand war hier. Ein Gestaltwandler der gleichen art wie ich, das roch ich sofort.
Hastig prang ich auf die Beine, wobei ich kurz aufpassen musste nicht direkt wieder rücklings auf dem Sofa zu landen. Ich hasste diesen Schwindel nach dem aufstehen.
Noch bevor ich mich darum jedoch kümmern konnte, ertönte von draußen ein leises knacken. Für ein Menschliches gehör wäre es mit Sicherheit nicht hörbar gewesen aber für ein Gestaltwandler wie mich mit Wolfsinnen war es laut und deutlich.
Ich musste schnellstmöglich hier weg. Ich wusste zwar nicht
wie sie es so schnell geschafft hatten mich zu finden, aber darüber konnte ich mir jetzt auch nicht den Kopf zerbrechen.
So schnell wie ich mich eben in dieser kleinen Hütte bewegen konnte, schnappte ich mir meinen Schlüssel, so wie meine Tasche mit etwas Geld und Wechsel Klamotten die immer bereit zur flucht in meinem Schrank lagen. Gerade als ich fieberhaft am überlegen war, in welchen Richtung ich am besten verschwinden konnte, ging im Flur mit einem lautem knall die Haustür auf.
Super, die war wahrscheinlich jetzt aus den Angeln, den schaden konnte diese Typen ersetzen.
Ich machte mir nicht die mühe zu überprüfen ob es wirklich Typen aus meinem Rudel waren. Mir reichte das wissen das sie Gestaltwandler waren, dass war mein Zeichen zur flucht. Ich war nun einmal nicht so ein Rudeltier wie sie, ich brauchte keine andauernde Gesellschaft.
Der erste Gestaltwandler betrat genau dann das Wohnzimmer als ich meine Tasche auf das Fensterbrett stellte.
Es war ein Mann, von vielleicht 22 Jahren.
Er war groß, gut gebaut -was üblich für unsere Art war- und hatte dunkelbraunen fast schwarze Haare die ihm leicht in den Nacken fielen. Noch dazu hatte er perfekt darauf abgestimmte brauen Augen. Er verschlug mir glatt die Sprache auch wenn ich mich dafür am liebsten selbst geohrfeigt hätte.
Ich wusste nämlich sofort das er kein Mitglied meines alten Rudels war. Nein ich stand hier gerade einem anderem Rudelführer gegenüber. Einem dem ich bis jetzt noch nicht begegnet war.
Noch während ich dabei war den Mann vor mir zu mustern, kamen zwei weitere dazu. Einer der etwas kleiner war als der Rudelführer, mit blonden zotteligen Haaren und blauen Augen. Die Macht die er ausstrahlte zu urteilen war er noch ein recht junger Gestaltwandler und ein etwa genauso großer, mit hellbraunen Haaren und brauen Augen. Ich konnte einen leichten Bartansatz feststellen wollte darauf jedoch jetzt nicht weiter eingehen.
“Was wollt ihr?” in meiner stimme schwang ein bedrohliches Knurren mit, das ich nie so ganz verheimliche konnte wenn ich misstrauisch, wütend oder nervös war. In dem Fall hatte ich es dem misstrauen zu verdanken.
Der Mann mit den blonden Haaren kniff die Augen zusammen. “Wir wäre es mit etwas mehr Respekt dem Rudelführer gegenüber?”
Ich schnaubte. “Tut mir leid, ich Hab keine zeit für Formalitäten.”
“Wir wollen doch nicht gleich aggressiv werden.” mahnte der Rudelführer und machte eine ausschweifende Handbewegung in meine Richtung. “Wir sind nicht hier um die etwas zu tun.”
“Ach nein und wieso brecht ihr dann in mein haus ein?”
Sollten die Leute hier immer so ihre Gastfreundlichkeit gegenüber Neuankömmlingen zeigen sollte ich mir einen Türvorrat zulegen.
“Nun du bist in unserem River gewesen und hast noch dazu dort gejagt ohne vorher zu uns zu kommen.”
Mist!
“Ja äh... Ich war etwa in eile...”
“In eile?” wiederholte der Rudelführer nachdenklich und ließ sein Blick kurz durchs Wohnzimmer schweifen, bevor er in wieder auf mich richtete. “Na ja wie auch immer, hiermit rufen ich ein treffen meines Rudels zusammen, bei dem auch du anwesend sein wirst, denk daran das du dich auf unserem Gebiet befindest und scheinbar noch dazu ohne Rudel dastehst du hast also keinerlei Schutz.”
Ich bis vor lauter Wut die Zähne zusammen. Die Regeln der Gestaltwandler waren eindeutig, der Rudelführer hatte also allen recht dazu mich zu Anwesenheit zu zwingen solange ich mich Auf seinem Gebiet befand. Ich hätte einfach vorsichtiger sein müssen. Bis jetzt bin ich die ganze zeit über mit keinem anderem Rudel aneinander geraten, weil ich mich größtenteils an die Regelen gehalten hab. Aber hier hatte ich bis gerade ja noch nicht einmal den verdacht gehabt, das ein Rudel im Wald hauste. Wieso hatte ich ihre Anwesenheit beim Jagen nicht gespürt?
Das war äußerst seltsam.
Also entweder ich würde jetzt ohne aufstand mit ihnen mitgehen oder versuchen abzuhauen, wodurch ich einen Kampf starten würde der mich zum freiwild für das Komplette Rudel erklären würde.
Da ich keine Lust hatte, von noch einem Rudel gejagt zu werden entschied ich mich für die erste Möglichkeit.
“Na schön, wie ihr wollt, ich werde mitkommen, aber danach muss ich weiter!”
Wenn ich dann noch weiter kommen sollte.
Der Rudelführer neigte neugierig den Kopf. “Wieso bist du überhaupt hier so ganz alleine ohne Rudel, jeder weiß das das Selbstmord ist,”
“Ich hab meine Gründe.”
“Du weiß hoffentlich das du mir antworten musst?”
“Jetzt muss ich noch überhaupt nichts!”
Nein jetzt hatte ich praktisch noch das recht zu schweigen bei der Versammlung nachher, jedoch nicht mehr.
“Nun, scheinbar weiß du ja prima über die Regeln bescheid, ich frage mich wieso du sie trotzdem gebrochen hast.”
Ich schwieg eisern, womit ich mich auf das recht zu schweigen berufe.
“Gut, wenn du jetzt nicht reden willst, gleich werden wir ja noch genug erfahren, na los, die meisten Rudermitglieder sind schon auf der Lichtung.”
Der Rudelführer, drehte sich um und stolzierte erhobenen Hauptes aus den Raum. Das spöttisches grinsend das er dabei auf dem Gesicht hatte, hätte ich ihm am liebsten eigenhändige ausgetrieben.
Ich wusste wieso ich solche Rudelführer nicht leiden konnte, sie waren doch alle gleich. Eingebildete, arrogante Machtgierige Machos.
Die beiden anderen Typen warteten bis ich vor ihnen den Raum verließ, wobei mir der blonde ein finsteren Blick zu warf. Ich erwiderte ihn mit einem unschuldigen lächeln, was ihn glaube ich noch mehr auf die Palme brachte.
Der andere musste leise auf ihn einreden damit er sich nicht auf mich stürzte.
Eigentlich bescheuert von mir, mir direkt Feinde statt Freunde zu machen. Jetzt wusste ich wenigstens wer mich als erstes umbringen will wenn ich zum freiwild erklärt werden würde.
Draußen schlug mir der frische kühle wind entgegen. Ich schloss kurz die Augen und ließ meine Umgebung auf mich wirken. Die Natur hatte immer eine beruhigende Wirkung auf mich, und ruhe konnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen.
Der Rudelführer stand zwei Meter vor mir an einem Baum gelehnt und wartete scheinbar auf irgendetwas ich warf ihm lediglich einen fragenden Blick zu, als die beiden anderen Männer sich links und rechts neben mir positionierten.
“Werde ich jetzt behandelt wie ein Schwerverbrecher?” fragte ich spöttisch in die Runde. “Bekomm ich vielleicht dann auch noch Handschellen.”
“Du kleines Miststück....”
“Jase beruhigt dich!” unterbrach der Rudelführer ihn ruhig. “Die junge Dame hier hat anscheinend ein ziemlich loses Mundwerk, deswegen müssen wir aber nicht direkt beleidigend werden.”
Ich mochte die art wie er über mich redete nicht. Sie war so herabschätzend, während seine dunklen Augen kurz über meinen Körper schweifte.
Ich versteifte mich sofort. Es erinnerte mich daran wie der Sohn meines früheren Rudelführers mich immer angesehen hatte. So besitzergreifend und voller gier.
“Wollten wir nicht gehen?” erinnerte ich die Männer um mich von der Erinnerung abzulenken. “Ich hab nicht die ganze Nacht zeit.”
“Oh.. Dann musst du dir die zeit jetzt mal nehmen.”
Ich knurrte leise und meine Augen blitzten gefährlich. Ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Natürlich war mir klar das man sich niemals so gegenüber eines rudelführers benehmen durfte, aber mein drang nach Freiheit nach dem eigenem leben erlaubte es mir nicht vor irgendjemanden nieder zu knien und ihn anzubeten als wäre er irgendein Gott.
Der Rudelführer warf mir einen Blick zu der mir unmissverständlich zu verstehen gab, das jeder weiterer Fehler folgen haben würde.
Mühsam unterdrückte ich das verlangen ihm irgendeinen Beleidigung an den Kopf zu werfen und senkte stattdessen den Blick. Ihn weiterhin ins Gesicht zu sehen das so viel Entschlossenheit ausstrahlte würde mich sonst doch noch dazu bringen mich auf ihn zu stürzen.
“So wenn das dann geklärt wäre, brechen wir auf und zwar in Wolfgestalt, sonst dauert es zu lange.”
Na super, wieder einmal würde mir meine Farbe zum Verhängnis werden. Aber was sollst schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden.
“Ich gebe dir 1 Minute um dich hinter dem Baum zu entkleiden und zu verwandeln.” bemerkte der Rudelführer und trat ein stück näher na mich heran. Instinktiv wich ich ein stück zurück. Blöde Macht Verteilung. Er hatte so viel mehr Macht als ich und das spürte der Wolf in mir. “Nicht jeder bekommt so viel Privatsphäre also lern sie zu schätzen.”
Mit einem ungläubigen schnauben verschwand ich hinter dem nächsten Baum und atmete einmal tief durch. Ich könnte jetzt einen flucht versuch starten aber.... Ich glaube das wäre sinnlos.
Also entlud ich mich meiner Kleidung, faltete sie ordentlich zusammen und startete dann die Verwandlung in die vertraute wolfgestallt.
Knochen bogen sich, das Fell spreizte aus der Haut und an fingern zu wie Füßen bildeten sich spitze Krallen. Ich spürte immer alles haargenau. Konnte es in jeder Phasen spüren auch denn Schmerz der so eine Verwandlung mit sich brachte. Aber den nahm ich gerne in kauf wenn ich dann wieder meine geliebte wolfgestallt annehmen konnte.
Kurz darauf trat ich wider hinter dem Baum hervor, darauf bedacht stolz und Entschlossenheit auszustrahlen den wer jetzt schon den schwarz einzog hatte verloren das wusste ich aus Erfahrung.
Der Rudelführer so wie auch die beiden anderen Männern hatte sich nun ebenfalls verwandelt und obwohl ich es wohl auch direkt an der Machtverteilung hätte spüren können wusste ich auch so auf den ersten Blick wer von den drei großen Wölfen der Rudelführer war.
Sein Fell war so schwarz wie die Nacht und seine Haltung zeigte das er hier das sagen hatte. Er war mächtig so viel stand schon mal fest, sehr mächtig sogar.
Mein Fell als ich zu ihm trat, war ein krasser Kontrast zu seinem.
Schwarz und weiß trafen aufeinander, fast wie Ying und Yang.
Schneeweiß?
Der rudelführer benutzte die Gedankliche Kommunikation wie es unter Gestaltwandler in Wolfsgestalt üblich war.
Scheint so.
Ich regte leicht die schnauze, so als würde mich das ganze nicht im geringsten interessieren.
Na ja seltene Fellfarbe, hast du deswegen kein Rudel?
Ich wüsste nicht was dich das angeht.
Wieso den immer direkt so abweißend?
Ich hab nun mal gelernt besser niemanden zu vertrauen.
Ich unterbrach den Blickkontakt um ihn zu zeigen das ich nicht weiter mit ihm reden wollte und wartete stattdessen darauf das sie mir endlich den weg zu dem Rest ihres ach so tollen Rudel zeigen würden.
Also gut Leute, wir brechen auf.
Die Gruppe setzte sich in Bewegung und da ich wusste das jeder Flucht versuch Zwecklos war folgte ich ihnen mürrisch.
Kapitel 3
Wir liefen eine ganze weile, einfach gerade aus durch den dichten Wald. Ich musste genau hinter dem Rudelführer laufen, eingekreist von seinen beiden Wachhunden... oder eher Wachwölfen.
Mich störte das schnelle Tempo nicht das die drei nach einer weile eingeschlagen hatten. Nein eher genoss ich es in vollen Zügen den kühlen wind in meinem Fell zu spüren.
Nach c.a 20 Minuten tauchte vor uns ein helles Licht auf. Neugierig neigte ich den Kopf beim rennen ein wenig zur Seite so das ich am Rudelführer vorbei gucken konnte.
Das Licht kam von einem großen Lagerfeuer, das mitten auf einer weitläufigen Lichtung errichtet wurde. Ich brauchte erst gar nicht zu fragen, wer die ganzen Leute um das Lagerfeuer herum waren. Natürlich handelte es sich dabei um ein paar Mitglieder des Rudels, dessen Name ich irgendwie immer noch nicht kannte.
Es waren an die 15 Leute, soweit ich sehen konnte. Alle richteten sie die Augen auf uns als wir die Lichtung erreichten und neigten zu Begrüßung des Rudelführers den Kopf.
Ich erkannte schnell das außer uns alle in ihrer Menschlichen gestalt waren. Wenn der Rudelführer jedoch dachte ich würde mich jetzt hier zurückverwandeln hatte er sich geschnitten.
Das hätte er mir sagen könne bevor ich meine Klamotten hinter dem Baum versteckt hatte, dann hätte ich sie nämlich mitgenommen!
Wie ist dein Name?
Selbst wenn ich nicht den direkten Blickkontakt zum Rudelführer gehabt hätte, hätte ich gewusst das die frage mir galt.
Shia.
Jack, Dave begleitet Shia in die Mitte des Kreises.
Die beiden Gestaltwandler die ich als Wachhunde getauft hatte, setzten sich in Bewegung und drängten mich mit jedem Schritt in die Mitte des großen Kreises, den die Rudelmitglieder mittlerweile errichtet hatten.
Ich fühlte mich mehr als nur unwohl inmitten dieser Gesellschaft, was nicht nur dem leisen Knurren aus den letzten Reihen zu verdanken war. Alle, wirklich alle Blicke waren nun auf mich gerichtet, in manchen lag Neugierde, in anderen Hass und in wieder anderen so etwas wie mitleid.
Um nicht die zähne zufletschen wie ich es in einer solch ungünstigen Lage für mich immer gemacht hatte, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Rudelführer zu.
Dieser war jedoch grade mitten in der Verwandlung und automatisch senke ich den Kopf.
Das hatte ich teils der Frau in mir und teils dem Wolf in mir zu verdanken.
Erstens wollte ich diesen Mann nur ungern nackt sehen. Nicht weil er so unattraktiv war, Gott bewahre das war er gewiss nicht aber ich hatte keine Lust in anzustarren und vielleicht auch noch zu sabbern nur weile meine Hormone mit mir durchgehen als wäre ich in der Pubertät. Zweitens war es einem Gestaltwandler der nicht zum Rudelgehörte nicht erlaubt bei der Verwandlung des Alphamännchens zuzusehen. Der Wolf in mir wusste das natürlich und achtete auf diese Regel peinlichst genau.
“Du kannst den Kopf wieder heben, Shia.” bemerkte der Rudelführer nach einer weile. “Ich bin fertig.”
Trotzig richtete ich mein Blick wieder auf ihn und versuchte dabei ganz lässig auszusehen. Was als Wolf wohl ziemlich bescheuert aussehen musste, den über dem Gesicht des Alphamännchen huschte ein kurzes Grinsen bevor er wieder zum sprechen ansetzte.
“Zuerst einmal, die Gestaltwandler um dich herum gehören alle den Darkshadow-wolfclan an, dessen Rudelführer wie du sicher schon weißt ich bin. Mein Name ist übrigens Ray.”
Ich widerstand dem drang bei seiner Rede die Augen zu verdrehen und ließ mir stattdessen noch einmal kurz den Namen des Wolfsrudels durch den Kopf gehen. Darkshadow-wolfclan... Irgendwo hatte ich den Namen schon mal gehört... Nur wo?
“Du weißt wieso du hier bist, oder?”
Ich nickte.
“Gut, also wirst du mir jetzt erst einmal ein paar Fragen beantworten.” Ray machte ein paar Schritte auf mich zu. Da er nun wieder in seiner Menschlichen Gestalt war musste ich den kopf in den Nacken legen um ihn ansehen zu können. “Wieso bist du so ganz ohne Rudel in dieser Gegend?”
Ich war... Auf der durchreise.
Da ich noch in der Wolfsgestalt war musste ich den gedanklichen Weg zum kommunizieren nehmen, was nicht weiter schlimm war. Alle Wolfgestaltwandler, können mithören was ich sage wenn ich die Verbindung richtig legte. Und das musste ich in diesem Fall ja.
Meine antwort, war jedoch... Na ja sie war irgendwie nicht gelogen aber auch nicht ganz wahr.
“Und wieso so ganz ohne Rudel?”
Weil ich kein Rudel habe.
Entsetzte aufschreie waren zu hören und leises Gemurmel durchbrach die eisige Stille. Es war klar das die Rudelmitglieder entsetzt waren. Für sie gab es kein Leben ohne Rudel. Wurde man verstoßen, starb man entweder an Vereinsamung oder durch die Hand eines anderen Gestaltwandlers.
Ray jedoch blieb unbeeindruckt. Nur das leichte wölben seiner rechten Augenbraue zeigte das auch er überrascht von meiner antwort war.
“Du hast kein Rudel?” wiederholte er, als müsse er sicher gehen sich nicht verhört zu haben.
Nein.
“Und wieso nicht?”
Ich zog eine lüge in betracht, entschied mich jedoch dagegen. Gestaltwandler hassten lügen und ich war schon so fast dem Tode verurteilt. Ich wollte das ganze nicht noch beschleunigen.
Weil ich von meinem altem Rudel geflüchtet bin.
Ray ging leicht in die Hocke und musterte mich, scheinbar interessiert. “Welches war dein altes Rudel?”
Die Shadowhunter-Wölfe.
Ein leises knurren entrag seiner Kehle als er sich so abrupt von mir abwand das ich ihm verblüfft hinter her sah.
Auch in der Menge entstand erneutes Gemurmel. Es wurde heftig diskutiert, über was konnte ich in dem durcheinander jedoch nicht wirklich verstehen.
Kennt ihr das Rudel?
In meiner stimme klang ehrliche Neugierde mit. Für mich war es in dieser Situation äußerst wichtig herauszufinden ob dieses Rudel Freund oder Feind von meinem alten war.
“Kennen ist noch untertrieben,” brummte Ray. “wir sind nicht gut aufeinander zu sprechen.”
Ihr seit Feinde?
“So könnte man es sagen.”
Dann waren sie mit Sicherheit auch auf mich nicht gut zu sprechen.
“Mal was anderes, wieso bist du geflüchtet?”
Ich schwieg eine Weile. Wahrscheinlich würde es keinen unterschied machen wenn ich ihnen die Wahrheit sagte, aber eine lüge wäre in dem Moment wohl noch schlechter. Es gab weitaus schlimmeres als den Tod.
Ich konnte nicht weiter unter dem Zwang des Rudels leben, ich brauche meine Freiheit wie wir alle die Luft zum Atmen und die habe ich in einem Rudel nicht. Der Wolf in mir hasst es irgendwelche Befehle anderer auszuführen.
Ray runzelte leicht die Stirn. “Das hab ich auch noch nie gehört.”
Natürlich nicht, schließlich will ja unbedingt jeder Gestaltwandler einem Rudel angehören.
Selbst ohne richtig zu sprechen triefte meine stimme vor Sarkasmus.
“Stimmt das wollen eigentlich wirklich alle Gestaltwandler...”
Vielleicht lügt sie ja.
Mischte sich plötzlich der Wolf rechts von mir ein. Noch nie hat jemand von einem Gestaltwandlerwolf gehört der keinem Rudel angehören will, das ist doch absurd.
Ich lüge nicht! Aber bitte wenn ihr mir nicht glaubt euer Pech.
Nein, eher dein Pech.
Ich verdrehte leicht die Augen.
Etwa weil ihr mich dann tötet?
Der Wolf neben mir Knurrte. So schnell wie ich ihn auf die Palme gebracht hatte war das wohl der blonde... Wie war noch gleich sein Name... Ach ja Jack.
Ray hob eine Hand und brachte Jack mit seinem Blick zum schweigen. Dann wandte er sich an mich. “Wenn du lügen solltest, würde es dir tatsächlich nicht gut bekommen, Shia.”
Das wusste ich selber nur zu gut. Ich lüge nicht!
“Na schön, dann glaub ich dir jetzt erst mal. Sind die Shadowhunter-Wölfe immer noch hinter dir her?”
Ich nickte leicht.
“Dann bist du also nicht auf der durchreise sondern auf der Flucht.” Da das eher eine Feststellung als eine frage war, sagte ich nichts dazu.
“Was werden sie machen wenn sie dich haben?”
Mich mitnehmen.
“Sie wollen dich nicht töten?” fragte Ray überrascht. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Gestaltwandlerwölfe die sich vom Rudel abwenden werden immer getötet, sobald das Rudel sie aufspürten. Aber bei mir war das ein wenig komplizierte, schließlich wollte Juan mich lebend.
Ich war dem Sohn des Rudelführers versprochen...
begann ich zögernd. Ich hasste es jemanden davon zu erzählen und jetzt hörten auch noch an die 15 Leute zu. Ich wurde natürlich nicht gefragt, hätten sie es getan hätten sie von mir sofort ein striktes nein gehört, ich mochte ihn schließlich noch nicht einmal.
“Warte...” unterbrach mich Ray verwirrt. “Ein Gestaltwandler wird niemals gezwungen mit jemanden zusammen zu sein den er nicht liebt, zumindest nicht in seinem Rudel.”
Erzähl das mal Hakun und Juan. Hakun , unser Rudelführer, hat mit meinem Vater bereits ausgemacht das ich später Juan gehören würde als ich gerade mal 3 Jahre alt war und mich zum ersten mal verwandelt hatte.
“Wegen deiner Fellfarbe?”
Ich nickte. Erst jetzt viel mir auf, das alle anwesenden meine Geschichte gespannt mitverfolgten. Sogar Jack hatte sein Körper so gedreht das er mich direkt ansehen konnte. Seine Augen leuchteten vor Neugierde und entsetzten.
Na ja auf jeden Fall musste ich seit dem immer mit Juan spielen, auch wenn ich es nicht wollte. Später als Juan und ich älter wurden hatte Juan natürlich mehr Bedürfnisse die wie Hakun immer sagte gestillt werden mussten. Ich weigerte mich strikt dagegen, allein meine Mutter verstand mich, konnte aber nicht viel gegen mein Vater, Juan und Hakun zusammen ausrichten. Deshalb entschloss ich mich zu fliehen.
Ich schloss kurz die Augen um die Bilder in meinem Kopf zu verdrängen, besonders die von meiner Mutter. Ich hatte sie damals allein zurück lassen müssen. Natürlich hatte ich seit diesem Tag oft an sie gedacht, schließlich war sie die einzige die mich früher verstanden hatte. Anders als mein Vater, er war ein Wächter gewesen und damit er noch weiter aufsteigen konnte hat er alles für Hakun gemacht, sogar seine eigene Tochter hätte er dafür hergegeben.
Ray kniete sich wieder vor mir. In seinem Blick spiegelte sich Wut, entsetzten und so etwas mit mitleid wieder. “Wie alt warst du, also du geflüchtet bist?”
17.
“Und wie alt bist du jetzt?”
21.
“Du hast 4 Jahre ohne Rudel überlebt und dann auch noch bei ständiger flucht?”
Es war zwar nicht leicht, aber ja.
Es war wirklich nicht leicht gewesen. Zwar hatte mir die Einsamkeit nicht so sehr zugesetzt, das ständige flüchten allerdings schon. Gestaltwandlerwölfe waren es gewohnt an ein und den selben Ort zu bleiben und zwar für lange zeit. Ich war an einem Ort immer nur höchstens 2 Wochen.
Ray schwieg eine ganze weile. Gerade als ich dachte er würde heute kein Ton mehr rausbekommen, erhob er sich wieder und richtete seinen Blick auf die umliegenden Darkshadow-wölfe.
“Shia wird fürs erste mit in unser Quartier kommen.” verkündete er mit fester stimmte. “Was dann passiert bespreche ich Morgen mit den Wächtern.”
Mir klappte die Kinnlade runter. Er wollte mich nicht umbringen, nicht verjagen, gar nichts?
Aber wer kann uns versichern das alles was sie erzählt hat auch die Wahrheit ist?
wollte der Wolf zu meiner linken wissen.
“Niemand Dave, ihr müsst mir einfach vertrauen.”
Also ich stehe voll und ganz hinter dir.
beteuerte Jack.
Dave nickte langsam. Wenn du ihr glaubst, tu ich es auch. Du hast uns bis jetzt noch nie enttäuscht.
Auch sämtliche andere Rudelmitglieder beteuerten Ray ihre treue. Ich beobachtete das ganze skeptisch.
Bei den Shadowhunter-Wölfen hab ich nie solche ein vertrauen gespürt.
Ich kannte es auch nicht das andere Rudelmitglieder in den Entscheidungen mit einbezogen wurden, dieses Rudel schien komplett anders zu sein als meine früheres.
Wenigstens sollte ich fürs erste nicht getötet werden das war ja schon mal ein Anfang.
Texte: alle rechte für dieses Buch liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Kimberly weil sie einfach immer für mich da ist :)