Überzeugende Bilder
Tagebuch eins Monsters
Prolog:
Man hatte immer gesagt meine Bilder wären schön,
man hatte mich wirklich dafür beneidet.
Ich hatte immer schon die Macht gehabt andere um den
Finger zu wickeln, doch ich hätte mir nie träumen lassen irgendeine
„wahre“ Macht zu haben.
Die Leute beschlossen irgendwann einmal mir nichts von meiner
Gabe zu offenbaren, mich im Glauben zu lassen ich wäre „normal“.
Und die einzige der das schaden würde war - Oh, Wunder-
natürlich ich.
Im Leben nicht ließ man sich so was träumen- was die Absicht derer
gewesen war die mir verschwiegen hatte wie ich wirklich war-
das ich anders, ja regelrecht unnormal war.
Sie hatten gemeint, wenn ich von dieser Gabe wüsste wäre ich eine
Gefahr für meine Mitmenschen, doch hatten sie jemals
an mich gedacht- daran das ich auch ein Mensch war und eigentlich
überhaupt nichts von einer angeborenen Last die man Gabe nannte
wissen wollte.
Es war doch erst eine wahre Gefahr wenn selbst ich mich nicht unter
Kontrolle hatte, nicht wusste warum ich plötzlich zum Monster wurde,
noch immer in dem Glauben ich wäre normal- ein normaler
Teenager im Alter von 15 Jahren.
Man sagte irgendwann, es wäre schon genug das man mich am
Leben gelassen hätte, obwohl ich ja einen solche
Bedrohung war, da bräuchte ich nichts weiter über mich
geschweige denn meine Macht zu wissen.
Doch niemand hatte je an mich gedacht, oder daran das ich auch
so eine große Bedrohung war, daran das ich keine Kontrolle über
diese Last hatte.
1. Kapitel
Der Pinsel strich über das raue Papier und ein Auge erschien darauf. Ich streiche mein blondes Haar aus dem Gesicht und lächele selbstbewusst meinem Date zu. Sam war ein netter, ehrlicher Junge, mit stets gegeelten Haaren. Er war brav und nicht gerade mein Typ, doch immerhin war das mein erstes Date seit fast einem halben Monat. Natürlich hatte ich, als hübschestes Mädchen der Stadt kaum einen freien Tag und deshalb schien es niemanden etwas auszumachen, das ich meinem Date nie viel Aufmerksamkeit schenkte. Meist malte ich, Menschen, Landschaften aber auch gruselige, übersinnliche Dinge.
Mein Alltag bestand ohnehin meist aus Malarbeiten. So um acht Uhr morgens stand ich, ermüdet aber lustvoll, auf und malte. Dann aß ich auf den Rat meiner Mutter ein Butterbrot und bürstete mir nebenbei die Haare. Schließlich zog ich mich an, packte meine Schulsachen in den Ranzen und die Malsachen in die Tasche, die ich vor einigen Jahren gekauft hatte, bis ich das Haus verließ um in der Schule die Pausen herbeizusehnen um endlich wieder malen zu können. Dabei vergaß mein Gehirn allerdings nicht, sie gut in Szene zu setzten und natürlich ein bisschen zu flirten.
Also war ich eigentlich ein ganz normales, außergewöhnlich selbstbewusstes Mädchen, das in einer Kleinstadt lebte. Nur mit dem Unterschied das ich gerne und gut zeichnete, mit ganzer Leidenschaft.
„Maliyn?“ Ich schrak auf, als ich meinen Namen hörte und zog einen hellgrünen Strich, der die Augenfarbe werden sollte, quer über das Blatt.
„Mensch, Sam, wie kannst du mich nur so erschrecken?“, fragte ich aufgebracht. Sam fuhr sich schüchtern durch die Haare.
„Ich…ich wollte nicht…ich wollte nur…etwas fragen…genau, etwas…fragen!“ Stotterereien waren ihre Ohren gewohnt, also meinte ich nur „Jetzt ist alles für die Katz!“
Wütend ließ ich den Pinsel sinken und verschwand in die Küche um mir eine Cola aus unseren klapprigen Kühlschrank, der wahrscheinlich aus dem letzten Jahrzehnt stammte, zu holen.
Sam war beleidigt und zugleich enttäuscht, wieder mal ein Date versaut zu haben. Und Sam mochte mich wirklich…Er war verliebt.
Ich selbst, in der Küche, jedoch war sauer ihr Bild versaut zu haben, ohnehin war das Date mit Sam mir von Anfang an egal gewesen. Ich öffnete die Flasche, nahm einen großen Schluck und entfernte das schwarz weiße Siegel das zeigte ob diese Flasche Pfand hatte. Ich konnte ihn in dem alten Wohnzimmer seufzen hören, denn obwohl er das nicht gewollt hatte war sein Seufzer sehr laut. Ich raffte mich auf und ging wieder zu ihm.
Er seufzte immer noch, unterließ es aber, als Maliyn ihm- ohne ein Wort- eine weitere Colaflasche reichte. „Du, Maliyn?“ Er sah sie schüchtern an und fuhr sich langsam durch die Haare. „Ja?“, erwidertesie immer noch ein wenig wütend. „Tut mir Leid wegen eben, echt. Ich wollte nicht, das du dein Bild versaust“. Sam sah verlegen aus, seine Wangen leuchteten fast scharlachrot, seine wunderschönen blauen Augen waren groß und seine Haare klebten nass an seiner Stirn. Er tat ja fast so, als sei Maliyn ein Monster!
„Schon gut“, meinte sie für ihre Verhältnisse nett. Erleichtert ließ Sam die Schultern schlaff herunter hängen und verabschiedete sich wenige Stunden später, nachdem er sich noch einige Male entschuldigt hatte und schließlich sogar noch nasser gewesen war als eben.
Nachdem er weg war, sah Maliyn sich ihr missglücktes Kunstwerk, das ihren längst ausgezogenen Bruder darstellen sollte noch einmal an. Ein hell grüner Strich zierte es und das machte es …irgendwie…besonders. Von Anfang an mochte sie es, doch der Hintergrund war ihr noch zu leer. Sofort ließ sie ihre Cola sinken, bis sie ihren Pinsel in der Hand hatte und den Hintergrund bunt malen konnte.
Ihr Pinsel flog förmlich über das Blatt, ließ es bunt werden bis ihr es schließlich doch noch ganz gefiel. Draußen dämmerte es schon, während es an den Türen der Nachbarn klimperte, weil sie endlich auf ihrer Couch sitzen und von der Arbeit abschalten wollten. Es klingelte am Telefon und sie nahm nach dem 2 Klingeln ab.
„Ja, wer ist da“. Maliyn warf selbstbewusst ihre Haare nach hinten und nippte an ihrer Cola.
„Schatz, bist du das? Ich bin´s, Mom. Ich wollte nur kurz sagen, dass ich etwas später nach Hause komme. Oh…Schatz ich muss auflegen, mein Chef will das ich endlich mal wieder ein Haus verkaufe“, erklärte sie und ihre Tochter konnte förmlich sehen, wie sie ihr Haar nach hinten warf, einen Seufzer unterdrückte und begann in ihren Computer zu tippen, um endlich ihren Chef zufrieden stellen zu können. Dann piepte es ihn der Leitung und sie war wieder allein. Das Mädchen tippte eine neue Nummer ein die das Handy ihrer Freundin erreichen sollte.
„Cary Darke, Hallo.“, meldete sich die Stimme.
„Ja, hallo Cary. Hier ist Maliyn, ich bin mal wieder allein, wollte mal mit dir reden“.
„Über was Bestimmtes. Du, Maliyn, ich habe nicht viel Zeit, meine Geschichtsarbeit ist noch nicht fertig und der Test am Mittwoch ist auch nicht ganz ohne. Außerdem ist meine Mom auf Kriegsfuß mit mir.“ Sie klang müde und erschöpft und erweckte einen Mitleiderregenden Eindruck.
„Oh. Ich wollte nicht stören“, meinte Maliyn.
„Mhh. Hast du wieder gemalt, als Sam da war? Er hat das nicht verdient, er ist ein wirklich netter Junge“. So war Cary nun einmal, immer stets nett. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie sich so gut mit ihrer Freundin verstand. Dafür schätzte Maliyn sie.
„Na ja. Ich habe gemalt, aber er hat mein Bild so wieso versaut. Und jetzt habe dich doch nicht so, du musst schon zugeben: Ich hatte schon bessere Date´s.“
„Maliyn!“
Dann klickte es in der Leitung und Cary Darke war weg. „Toll“, murmelte sie. „Jetzt bin ich wieder allein“. Ihr blondes Haar lag wie immer perfekt auf ihren Schultern, während Maliyn erneut die Nummer ihrer Freundin wählte um sich zu entschuldigen, wenn sie auch nicht wusste warum sie das tun sollte. Sie hatte ja nicht bei einem Treffen mit ihr gemalt, sondern bei einem Date mit einem zugegeben nicht wirklich tollen Typen.
Nach dem dritten Klingeln nahm Cary ab. „Cary Darke, Guten Abend“, meldete sie sich wieder.
„Cary!“ Das Mädchen wusste sonst immer eine originellere Antwort, im Moment fiel ihr aber nur ein lasches „Cary“ ein.
„Maliyn, du schon wieder“, erwiderte Cary gereizt. Maliyn konnte förmlich sehen wie sie ein Taschentuch nahm und es sich über die Stirn wischte.
„Schon gut, ich dich auch. Ja, du musst nicht so begeistert sein, ich weiß dass ich toll bin“, gab sie sarkastisch zurück.
„Du bist wirklich ein Monster, Maliyn Smith. Du hast Sam und so ziemlich jeden Jungen der Highschool ein Date versprochen und sie anschließend als Zuschauer genommen, wenn du gemalt hast. Du hast ihnen nicht mal eine Cola angeboten. Maliyn, ich würde fast alles, nein, alles geben um einen Typen wie Sam zu bekommen“.
Das Monster verzog eine Miene und sprach in den Hörer: „Du bist viel zu naiv. Denkst du das macht sonst niemand, oder was? Außerdem ist Sam doch total qut“.
„Du bist wirklich ein Monster, Mrs. Smith. Ich kann dich nicht verstehen“, sagte Cary Darke und verabschiedete sich im nächsten Augenblick, mit der Begründung dass sie ihre Hausaufgaben machen musste.
Nicht oft kam es vor, das Maliyn über irgendetwas nach dachte, doch als Monster wurde sie auch nicht allzu oft bezeichnet. Eher als Queen der Nihgs -Highschool. Also dachte sie tatsächlich eine Weile darüber nach, ob sie wirklich so schlimm war.
Sie griff zum Pinsel und begann, ein Monster mit ihrer Mimik zu malen. Daneben malte sie Sam und Cary Darke die beide kuschelten. Maliyn griff nach ihnen und tat ihnen in ihrer Monstergestalt weh. Sie malte alles nur schwarz-weiß, damit sie es später noch fertig stellen konnte.
Als sie ihr Bild so in schwarz-weiß fertig gestellt hatte, klingelte es an der Tür und Maliyn wusste das es ihre Mom war. Sie öffnete, erklärte ihrer Mutter dass sie noch Hausaufgaben machen musste und verschwand auf ihr Zimmer. Zehn Minuten später kam ihre Mutter mit einer aufgewärmten 5-Minuten Terrine rauf und war gleich darauf auch schon wieder verschwunden. Maliyn hatte nicht vor ihre Hausaufgaben zu machen. Sie wollte ein wenig durch die Gegend laufen, wie sie es beinahe jeden Tag tat. Eigentlich mochte Maliyn diese dunkle, gruselige, Gebiet, doch am heutigen Abend lief ihr ein Schauder den Rücken herunter und eine Gänsehaut zierte ihre zarten Arme. Die Gegend war nur durch ein paar flimmernde Straßenlaternen und die Taschenlampen einer Wandergruppe erleuchtet. Maliyn mochte diese alten Häuser und die Jugendlichen, die sich davor jeden Abend trafen. Ihr abendlicher Spaziergang führte immer hierher, immer mit der gleichen Ausrede. Sie hätte noch Hausaufgaben.
Dem Mädchen lief ein eiskalter Schauder den Rücken herunter als sie die Jugendlichen Mädchen und Jungen, die sich sonst immer vor einem alten, baufälligen Haus trafen nicht entdeckte. Eigentlich war es hier immer gruselig, aber sonst störte Maliyn dass nicht. Doch heute war es eigenartig dunkel, nicht einmal die Senioren waren noch hinter ihr. Ihre Beine führten sie zu ihrer Wohnung, sie kletterte durch ihr Fenster ins Zimmer und war froh, wieder da zu sein.
2. Kapitel
24. November, 8:21
Es ist 8 Uhr noch was und ich könnte eigentlich schon auf den Weg zur Schule sein. Doch irgendwie beunruhigt es mich dass es mich gestern so gegruselt hatte, immerhin führte mein abendlicher Spaziergang immer dorthin. Die Senioren waren auch auf einmal verschwunden gewesen, obwohl sie sonst fast jeden Tag lange Nachtwanderungen machen. Cary ist auch sauer und meine Laune hat sich definitiv verschlechtert als ich einen Zettel mit der Schrift meiner Mutter gefunden habe, der verkündete dass sie heute erst spät nach Hause käme, weil ihrem ewig schlecht gelauntem Chef mal wieder eine Laus über die Leber gelaufen war. Ich saß also hier war schlecht gelaunt und wollte mich nicht auf den Weg in die Schule machen.. Und wenn der Test in Mathe heute genauso schlecht wird wie der Letzte dann darf ich einen ziemlich langen Hausarrest und irgendeine andere Strafe absitzen und mich zu Tode langweilen. Jedenfalls habe ich nicht vor, mich in den nächsten zehn Minuten auf den Schulweg zu machen, obwohl ich beinahe eine halbe Stunde brauche und obwohl es fast schon halb ist, ich allerdings um 8 schon die Schulbank drücken müsste. Wahrscheinlich werde ich ohnehin zu spät kommen, also kann ich auch noch zu Ende schreiben. Ich habe nämlich auch noch zu sagen, dass ich heute unbedingt mit meiner Mom sprechen und sie besänftigen muss, da ich nicht glaube dass der Test besser wird. Verheimlichen kann ich ihr die Note auch nicht, ich meine: Wir leben in einer Kleinstadt mit dem Namen Dhtosford, man redet. Na gut…Jetzt muss ich wirklich los, sonst wird meine Mutter noch wütender.
Maliyn nahm ihren Mantel von dem Ständer, warf ihn sich über und verließ sofort das Haus. Sie eilte die Gassen entlang, vorbei an einigen alten Häusern und wenigen Kaufläden. Die Schule war winzig und die einzige in näherer Umgebung, jedoch gefiel es ihr dort, wenn da nicht die Lehrer und die vielen Tests wären. Maliyn hatte viele Freunde dort, allerdings hatten es einige nur auf ihre Schönheit abgesehen. Cary und Wes waren ihre einigen, richtig guten Freunde.
Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schultern. „Hey, wie geht´s Maliyn“, fragte mich eine Stimme, die zu der Hand gehörte, die sie auf die Schultern getippt hatte. „Hey, Wes“. Maliyn sah ihren Kumpel an: Er hatte dunkel braune Haare, wunderschöne grüne Augen und ein paar Bartstoppeln unter seinem Mund. Seine Figur war einfach nur wunderbar, genau wie sein ganzes Äußeres. Sein Körper war mit jeder Menge Muskeln verziert, die sich hart von seiner Haut abzeichneten. In diesem Augenblick fragte sie sich, warum die beiden nicht zusammen waren, doch sie kannte die Antwort: Wes stand auf schüchternere Mädchen. Mit seiner tiefen Stimme meinte er: „Ich dachte schon, ich treffe dich heute früh gar nicht mehr und kann erst am Nachmittag mit dir reden. Du weißt schon, wir haben heute nur eine Stunde zusammen, ich bin zu spät und die Mittagspause fällt wegen dem Test auf eine andere Zeit. Doch wie ich sehe bist du auch zu spät“. Sie zuckte mit den Schultern. „Wie ich Mrs. Monstyn kenne kommt sie sowieso erst gegen Viertel“, bemerkte Maliyn. „Mhh. So gut geht es mir mit Mr. Stain nicht, er ist immer über pünktlich, deswegen muss ich jetzt auch los. Meine Bücher muss ich auch noch auspacken, ich will mir keine allzu schlimme Standpauke anhören“, erwiderte Wes. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und machte sich eilig auf den Weg in das Schulgebäude. Maliyn ging ihm nach und stellte froh fest, das Mrs. Monstyn noch nicht im Klassenzimmer war. Ihre Schultasche fand Platz neben ihrem Tisch und sie unterhielt sich noch mit Cara, einem Mädchen ihrer Klasse. „Hey, wie geht´s, Cara“, eröffnete ich das Gespräch. „Ganz okay, mich kotzt Jay an“, erwiderte sie. Jay war ihr Ex-Freund und seit kurzen ihr Feind. Seine Kumpels standen da voll hinter ihm. „Was ist denn mit Jay? Was hat er nun schon wieder angestellt?“ Sie erklärte Maliyn dass er sie gestern in den Schlamm geschmissen hatte, und dass als sie ihre Designerklamotten an hatte. Maliyn redete noch eine Weile mit ihrer Klassenkameradin, bis die Lehrerin den Raum betrat.
Der Mathetest war kurz davor sie in den Wahnsinn zu treiben, erst musste sie ihre Bruchkenntnisse zusammenkratzen, dann sollte sie etwas Geometrisches zeichnen und schließlich erklärte man ihr, dass dieser Test zu fast 50 % ihrer Note beeinflussen würde.
Am Nachmittag traf sie sich mit Wes und der schlecht gelaunten Cary, die kein einziges Wort mit ihr sprach. Wes meinte, sie sollen sich vertragen, doch die beiden blieben stur- sehr stur. Als die Schule dann endlich aus war, umarmte Maliyn Cary und alles war wieder gut, Wes hingegen war verwirrt. Nach der Schule liefen die 3 zusammen ins BeachSun Cafe, ein beliebter Treffpunkt Jugendlicher. In dem Cafe sah es mehr aus, wie in einer Kneipe, die gerade auf Hawaii- Tour war. Die Wände waren mit imitierten Holz verkleidet, dass schon älter aussah, die Bänke die eigentlich nur ältere Holzkisten waren, waren knalltürkis, leuchtend pink, hellgrün und strahlend gelb angemalt wurden, überall hingen Hawaii-Ketten, die Decke war weiß angemalt wurden- und das vor allzu langer Zeit, die Barhocker waren braun und der Tresen war mit einer bunten Folie geklebt. Cary setzte sich auf einen braunen Hocker, Wes und Maliyn folgten ihr. „Ich bestelle, glaube ich, ein Salami-Sandwich“, meinte sie. „Ich auch“, stimmte Cary zu. „Ihr Fresstanten, ich habe noch gar nichts zum Mittag gegessen und trotzdem keinen Hunger. Ich glaube, ich bestelle mir einen Paapaliana“, erwiderte Wes. Ein Paapaliana war ein Orangensaft, mit Zitronennektar und ein bisschen Kokos, Wes liebte es. Maliyn schlug ihn eine, nur um sicherzustellen das er seine Worte bereuen musste und bestellte zwei Sandwichs, eins für sie und eines für Cary. Als sie ihr Essen hatten, mussten sie sich beeilen, da Cary noch Tanz-AG hatte und so machte sich Maliyn ein paar Minuten später mit Wes auf den Weg nach Hause.
„Meinst du, Cary ist noch sauer“, fragte sie ihren Kumpel. Das Mädchen warf ihre Haare nach hinten und sah Wes an. „Warum sollte sie? Du machst dir viel zu viele Sorgen, Maliyn“, meinte er. Sie liefen schweigend die leeren Gassen entlang, während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand. Als die beiden Maliyn´s Haus entdeckten, war es schon ganz dämmerig und jede Sekunde wurde es dunkler. Schritt für Schritt kamen sie dem Haus näher und schließlich erreichten sie es. Wes zog sich die Schuhe aus und warf sie achtlos neben die Tür, der böige Novemberwind wehte sie jedoch durch den gesamten Hausflur. „Verdammt“, schrie Wes und rannte die nasse Treppe herunter, um seinen Schuh noch zu erreichen bevor er in den Keller fiel. Als er ihn hatte hastete er zu Maliyn und fiel dann buchstäblich in die Tür. „Na wenigstens hast du dir nicht wehgetan“, meinte sie, nachdem er heftig geschimpft hatte. „Das wäre ja auch noch schöner gewesen!“ Maliyn führte ihren Kumpel in das Wohnzimmer, wo sie es sich mit einer Tüte Chips und zwei Gläsern Cola gemütlich machten. Sie schalteten sich den Fernseher ein und sahen eine neue Folge von „Verdachtsfälle“. Das kalte Novemberwetter ließ nicht zu, dass die beiden draußen etwas unternehmen konnten und außerdem war den Freunden auch nicht danach. Stunden später, als Maliyn´s Mom sich immer noch nicht blicken ließ, schlug Wes vor eine Pizza zu bestellen. Während er bei dem Pizzaservice anrief um zwei Hot-Dog-Pizzas anzufordern, holte Maliyn ihr Tagebuch unter ihrem Bett hervor. Sie zückte ihren Stift und begann zu schrieben:
24.November, 18:55
Gerade ist mir siedend heiß klar geworden, dass es nur noch ein Monat bis Weihnachten ist und ich mir noch nicht den kleinsten Gedanken gemacht habe, was ich meinen Freunden und meiner Familie schenken will. Wes schenke ich wahrscheinlich ein Playstationspiel - wie jedes Jahr, da muss ich nur aufpassen das er es nicht schon hat. Aber den anderen?
Na ja, immerhin ist es noch ein Monat. Und ich wollte von meinem Tag erzählen, der gar nicht so furchtbar war, wie ich gedacht habe. Cary war zwar sauer und das bis irgendwann heute Nachmittag und wie immer sah ich nicht ein, mich zu entschuldigen, bis sie mich umarmte, ich erwiderte ihre Umarmung dann. Oder war es anders herum? Egal. Jedenfalls ist wieder alles in Ordnung, obwohl sie dass mit dem „Monster“ nicht zurückgenommen hat. Ich frage mich immer noch ob Cary es ernst gemeint hatte. Das werde ich wohl sowieso nie erfahren. So wichtig ist dass auch nicht, wichtiger ist, dass ich echt mit meiner Ma reden muss, ich habe zwar keine Ahnung wie, aber ich könnte ihr vorhalten das sie immer arbeitet und hätte ein so zusagen ein „Alibi“ für meine Fünf…Ich will nur hoffen, das die 50 % nur ein Scherz waren, sonst dürfte ich in diesen Jahr nämlich nur noch Einsen bekommen. Ich meine: „Hallo“, die hat sie doch nicht mehr! 50 % ist echt übertrieben und ich sehe dass nicht ein, echt mal. Ich könnte zwar mit dem Klassensprecher (mit mir) reden und mit der Klasse, aber das würde nichts bringen.
Man weiß das jeder versucht so gut mit Mrs. Monstyn klarzukommen, da sie eine ziemlich gute Verbindung mit jedem Lehrer und sogar dem Direktor hat und sich niemand gegen sie wenden würde, nicht einmal wenn man eine 83 auf dem Zeugnis hätte! Ich glaube ich muss jet...
„Wes, gib das her“, schrie sie und versuchte ihm das Tagebuch aus der Hand zu klauen. Doch er las nur laut vor- so laut dass die Nachbarn es wahrscheinlich hören könnten, den diese haben sehr gute Ohren…“15.November, 13: 45 Oh Wes ist ja sooooo süß! Er ist zum knutschen, ich glaube, irgendwann bekomme ich ihn schon noch rum…Habe ich eigentlich schon gesagt, wie süß er mit seinen wunderschönen grünen Augen und den wenigen Bartstoppeln und den vielen Muskeln und dem Superbody…ist? Er ist…unglaublich, echt“, zitierte er kichernd. Maliyn konnte ihm das Tagebuch entnehmen und war froh dass er nicht noch mehr lesen konnte. „Wie süß! Manche Mädels füllen schon ihre Tagebücher mit meinem Namen“, kicherte Wes und klopfte sich auf die Schultern. „Ich bin also sooooo süß, ja?“, fügte er hinzu. „Mann, da war ich noch jünger und…“ Maliyn wollte ihren Satz beenden als Wes sie mit diesen Worten unterbrach: „Da warst du genau 9 Tage jünger als Heute, Malle“. Seine Freundin klatschte ihn eine, dafür dass er in ihrem Tagebuch gelesen hatte und dafür dass er sie „Malle“ nannte- statt Mally - wie sie es ihm befohlen hatte. Er wollte sein berühmtes „Auuuu“ schreien als es an der Tür klingelte und eine raue Stimme „Pizzaservice“ rief. Mally eilte zur Tür, öffnete und nahm die Pizza entgegen, die der Mann ihr förmlich zuwarf. „Das macht dann 11 Dollar 98, okay?“, meinte der junge Pizzabote. Sie kramte das Geld aus ihrem Geldbeutel, reichte ihm dies und ließ sich von Wes ein bisschen Trinkgeld geben, da sie nur noch größere Scheine hatte. Nachdem der Typ sich bedankt hatte verschwand er mit einem weiteren Stapel Pizza und seinem Geld in den Fahrstuhl. „Komischer Vogel“, sagte Maliyn zu sich und gab ihrem Kumpel eine Pizza. Die Beiden machten es sich mit dem Essen im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich.
Als Wes sich dann aus dem Staub machen wollte- seine restliche Pizza schon im Gepäck- musste sie ihm noch regelrecht einprügeln dass er jedes Wort ihres Tagebucheintrages vergessen sollte. „Ist schon gut, ich hab ja schon vergessen wie toll ich eigentlich bin“, meinte er- eine leicht sarkastische Arroganz in der rauen Stimme. „Du Arschloch“, meinte Mally und schlug ihm leicht eine auf den Hinterkopf. Als Wes nun das Haus verlassen hatte, damit er nicht mehr da war wenn „Malle´s“- Mom kam legte sie sich ihr halb fertiges Bild auf den Tisch um es fertig zu malen.
Maliyn setzte den Pinsel an Cary´s Bein und malte es Hautfarben an. Plötzlich flog ihr Pinsel nur so über das Blatt, sie malte alles so an, wie es ihr gefiel, sie musste nicht einmal überlegen, was farblich zusammen passte. Als Maliyn gerade: „Wunderschön“ sagen wollte um wie immer stolz auf sich sein zu können, verwandelten ihre Hände sich plötzlich in Klauen, ihr Haar wurde zu einem Fell, das einen leichten Hügel auf ihrem behaarten Kopf hinterließ und alles an ihr sah aus- sie wagte sich nicht, daran zu denken- wie ein Monster. Und plötzlich sah sie auch Cary und Sam neben sich, wie sie sich aneinander kuschelten, sich tief in die Augen sahen, bis sie beim Anblick Maliyn´s erschraken. „Du…Cary…Sam und….ICH?“ Das war alles, was ihren Mund verließ, doch ihr beleidigender Gedanke „Ihr blöden Kühe, was macht ihr ZUSAMMEN, OHNE MICH“ blieb ihr im Hals stecken und hinterließ einen Kloß. „Oh, ähm, Maliyn?“, fragte Sam schüchtern und etwas…sie fand keine Worte für ihr ehemaliges Date, doch sie war auf einmal- nur Gott weiß warum- fuchsteufels- wild. Ihre Klauen, ja man konnte sie Klauen nennen, griffen gierig nach den beiden, die sie nur ein wenig schüchtern ansahen, als wäre nichts. Doch dann, als Maliyn nach ihnen griff und ihnen drohte, verkrochen sie sich in einer Ecke. Sie konnte nicht anders, bedrohte sie, grapschte nach ihnen und machte ihnen offensichtlich Angst.
Und plötzlich war alles vorbei, Maliyn saß ruhig auf einem Stuhl in der Küche und aß eine Terrine, die ihre Mutter ihr vom Einkauf mitgebracht hatte. Sie sah auf ihre rote Armbanduhr und musste feststellen, dass es fast ein Uhr war. „Schatz, du bist munter…“ Ihre Mutter sah das Mädchen an, als wäre sie von einem anderen Planeten. „Was ist los, Mom“, fragte ich sie müde. „Du bist über deinem Essen eingeschlafen und ich wollte dich nicht wecken, Schatz, aber jetzt solltest du schlafen gehen.“ „Ich glaube auch, Mommy. Ich gehe nur noch schnell ein bisschen auf mein Zimmer und…sehe ein bisschen fern“, erwiderte sie. „Jetzt noch? Was willst du dir denn jetzt noch ansehen, ich möchte das du schlafen gehst, Maliyn“, meinte Mom. Maliyn schlurfte in ihr Zimmer und zog ihr Tagebuch aus dem Fach im Bett.
24. November, 24:56
Liebes Tagebuch,
Alles ist so komisch gelaufen und auch wenn ich todmüde bin muss ich erzählen, warum. Na ja, ich hatte diesen Tagtraum- oder was auch immer das war, ich griff nach Sam und Cary, tat ihnen weh. Und jetzt soll das nicht echt gewesen sein? Wo doch alles so real war, dass es schon wieder irreal war…Da sagt mir meine Mutter „sie wolle mich nicht wecken“ und dabei wusste sie gar nicht wie schlimm der „Traum“ war, den ich immer noch nicht als einfachen Traum abstempeln wollte.
Denn ich weiß, es ist kein Traum…Warum sollte ich so etwas schlimmes, nein Schreckliches, träumen?
Wes war doch außerdem da, solange das ich gar keine Zeit hatte, einzuschlafen. Dann hatte ich gezeichnet, wann also sollte ich mich in die Küche gesetzt und mir eine Terrine genommen haben, bis ich schließlich eingeschlafen und solange „liegen“ geblieben war, bis letztendlich meine Mutter gekommen war und mich nicht hatte wecken wollen, weil ich ja so schön schlief…Das kann zeitlich überhaupt nicht sein, ich hatte die ganze Zeit was vor, also konnte dies kein Tagtraum gewesen sein. Ich weiß zwar auch nicht warum ich dass denke, aber ich glaube es hat irgendetwas mit meinem Bild zu tun. Ich bekomme es mit der Angst zu tun…War das tatsächlich nur ein Traum und drehe ich inzwischen wirklich durch?
3. Kapitel
Den nächsten Tag verbrachte Maliyn damit, mit einer Freundin zu chatten und zu telefonieren. Meg Kaynon, war ein Mädchen, dass ihr immer schon wichtig gewesen war, dem sie alle Geheiminisse auftischen konnte, ohne dass sie sich sorgen musste, ob es in sicheren Händen wäre, doch die Geheimnisse die sich momentan pflegte, die konnte selbst Meg nicht erfahren. Sie würde Maliyn doch ohnehin nur für verrückt erklären. Und so kam es, das diese die ganze Zeit dasaß- mit einem schlechten Gewissen- und log.
Als ihre Mom am Abend schon damit drohte, den Strom abzuschalten, fuhr Mally den Computer lieber runter und beendete ihr Gespräch, und da Samstag war, konnte sie danach sogar mit ihrer Mutter zu Abend essen. Als sie genüsslich ihre selbst gekochten Nudeln- das einzige Gericht das ihre Mom kochen konnte- aß, fing ihre Mutter an, sie zu durchlöchern. „Mit wenn hast du da eigentlich geschrieben?“ Als Maliyn schon mit „Was geht es dich an“ antworten wollte, hob sie die Hand und meinte. „Schon gut, das geht mich nichts an, ich frage mich nur warum du in letzter Zeit nichts mehr mit deinen richtigen Freunden unternimmst, was ist mit diesen Des? Oder mit Cary? Du hast dich doch nicht mit ihnen gestritten, du weißt ja du kannst…“ Ab diesen Punkt schaltet sich jedes Gehirn ab- auch ihres. Na ja, jedenfalls hätte es das getan, wenn sie dann nicht angefangen hätte, über Jungs zu reden.
Und da Maliyn nicht über Jungs reden wollte, verzog sie sich in ihr Zimmer. Als das Telefon klingelte, ließ sie es klingeln und tat gar nicht der Gleichen. Doch nach dem hundertsten Klingel nahm sie dann doch ab. „Maliyn, ja?“ Sie meldete sich mit einer gelangweilten, störrischen Stimme und drückte dabei ihren Teddy eng an sich. „Du, Maliyn. Hier ist Cary, ich habe heute so komische Wunden entdeckt und…“, begann Cary. Doch ihre Freundin unterbrach sie heftig. „Cary Darke! Und deswegen rufst du mich an? Zudem so aufdringlich, ich glaube es nicht, wegen ein paar Schrammen!“ Jedenfalls wusste sie jetzt, dass sie einige Sachen mehr auf die Palme gebracht hatten, als sie sich zu wagen getraut hatte.
„und ich kann mich nicht daran erinnern, sie mir zugezogen zu haben“ fuhr sie unbeirrt fort. „Und was soll mir das sagen“. Maliyn ließ ihre Tasche auf dem Bett liegen, obwohl sie diese weg räumen wollte und verließ ihre Wohnung. Sie setzte sich auf die Treppen im Hausflur und warf die Tür hinter ihr zu. Die braunen Holztüren gingen auf und Leute schreckten ihre Köpfe heraus. Eine Frau kam zu mir und lächelte. „Hast du Streit mit deinen Eltern“, fragt sie, wahrscheinlich bemerkt sie das Telefon nicht einmal. Ich halte es ihr direkt unter die Nase, doch sie reagiert nicht. „Ich sehe doch, dass etwas ist.“ Sie lächelt, doch ich kann Besorgnis in ihren Augen sehen. Allerdings interessiert mich das nicht, denn Cary schreit mir schon so ins Ohr, das ich am liebsten selbst schreien will. Und plötzlich fängt die Frau an, mich an etwas zu erinnern. „Kenne ich sie?“, platzt es mir heraus. Die Frau schüttelt den Kopf, was wohl eindeutig als Nein zu werten ist. „Geht es dir gut?“, fragt sie und ich denke nicht, dass sie damit meint wie ich mich fühle, sondern eher das sie wissen will ob ich noch ganz dicht bin. „Ich bin Mrs. Miller. Ich wohne direkt gegenüber von dir und ich habe gehört, dass du die Tür zugeschlagen hast, deswegen will ich wissen, wie du dich fühlst. Du musst wissen, ich war Lehrerin. Nun, leider bin ich ihn Rente gegangen. Aber ich kenne solche Gefühlsausbrüche. Ich glaube einfach du fühlst dich nicht gut, aber dass du noch ganz dicht bist, glaube ich schon“. Hat sie meine Gedanken gelesen oder war dass Zufall? Und warum kommt sie mir so bekannt vor? Plötzlich fällt es mir ein. Das Bild, das ich vor Kurzen gemalt habe. Und dann vergleiche ich die Frau mit dem Bild: Sie hat dasselbe, rötlich braune Haar, das zu einem Knoten zusammen gebunden ist, den selben schlichten, dunkelblauen Pullover, mit den selben schwarzen Knöpfen, die Frau hat die selben Augen, die so grün schimmern, obwohl sie braun sind, die selbe schwarze Jeans und das selbe faltige, aber liebe Gesicht. Und ich trage auch dasselbe wie auf dem Bild: Mein grünes Lieblingtop, eine weiße Hose und die schwarzen Riemchensandalen. Sogar die Schminke stimmt: Ein bisschen Mascara, grauen Lidschatten und einen farblosen Lipgloss. Zufall, rede ich mir ein. Ein harmloser Zufall. „Was ist?“, will sie wissen. Ich antworte nicht, sondern halte ihr das Handy unter die Nase und murmele „Sorry“, weil ich das Geschrei nicht mehr ertragen kann. Als sie geht, nachdem sie mir noch ein letztes Lächeln zu geworfen hat, schreie ich genauso laut in den Hörer, wie Cary es die ganze Zeit getan hat. Eigentlich hätte das so gar die Frau mit ihren alten Ohren hören müssen. Und plötzlich murmelt Cary beschämt: Tut mir leid. Weißt du, ich dachte nur. Es ist idiotisch, vergiss es. Und so legt sich auf.
Am nächsten Morgen kann ich selbst in der Schule nur noch an den „Zufall“ denken, das alles wie auf dem Bild war. In der Mittagspause, warte ich im Lunchbereich schon auf Cary, als sie endlich kommt. Im Schlepptau hat sie ihre Freundin Lynn, die mich freundlich anlächelt. „Hey“ murmelt sie verlegen und hält mir einen Lippenstift unter die Nase. „Der neue 12.539, der Lippenstift der 24 Stunden hält“ Sie lacht. Cary grinst und meint: „Den hat sie im Kosmetik-Geschäft um die Ecke erstanden. Sie ist ziemlich stolz darauf, weil ihn auch Stars wie...ach keine Ahnung, tragen“. Ich versuche, ein Lächeln aufzubringen, auch wenn meine Gedanken ganz wo anders sind. „Der sieht klasse aus“, lüge ich, denn ich finde ihn scheußlich, aber das kann ich unmöglich zu geben. „Wirklich?“ Und dann zieht Cary sie zum Essenstand. „Ja, natürlich. Maliyn lügt nie“. Und schon sind sie verschwunden, während sie mich allein ließ, ohne mir die Aufmerksamkeit zu geben, die sie von ihnen gewollt hatte. Maliyn mochte Lynn nicht. Sie war ihr eigentlich viel zu aufgetusst und außerdem war sie sauer, weil Wes einmal mit ihr zusammen gewesen war. Und als ich an meinen besten Freund dachte, bog er auch schon um die Ecke. „Hey, Mally. Wie geht’s?“ Er sah sie an, während er an seiner Banane knabberte. „Geht so“. Ich sah ihn an und versuchte ein Lächeln aufzubringen. „Nein, es geht mir gut“, versicherte sie und beschloss auch ihm ihr Geheimnis zu enthalten. „Sieht aber nicht so aus. Sag schon, was ist passiert?“ Und obwohl Maliyn weiß, dass er nicht locker lassen wird, antwortet sie mit einem schlichtem „Nichts“. „Ich kenne dein Nichts, Malle. Nun sag schon“ Er sieht sich in der Cafeteria um, nichts als lauter Leuten, die sich am Essenstand versammelt haben und auf irgendetwas Leckeres hoffen. Ich sehe ihn an und meine: „Es ist wegen Lynn“.
In der Mathestunde zog ich mein Tagebuch hervor, und schrieb ein bisschen.
Liebes Tagebuch,
ich weiß auch nicht, warum ich vorhin gesagt habe, es wäre wegen Lynn. Ich mag sie nicht, aber sie ist mir eigentlich so egal, dass ich sie auch nicht hassen kann. Natürlich habe ich mir damit eine Menge Fragen eingebrockt, was mit Lynn wäre, ja und nun weiß ich nicht mehr was ich sagen soll. Ich könnte zwar Märchen erfinden und sagen, sie hätte mich beklaut oder so, aber das wäre vollkommen unfair und gemein. Okay, Lynn ist eine Tussi. Sie ist zickig und auch kein wirklicher Unschuldengel. Sie als Feindin zu haben ist kein Spaß- und als Freundin ist sie auch nicht wirklich unersetzlich.
Aber so etwas ist gemein. Sie war immer in Ordnung zu mir- und ich weiß dass die das nur Cary zu Liebe getan hat, dass es sich wirklich Überwindung gekostet hat. Sie hat mir sogar schon einige Male ihre Kosmetika anvertraut, von der ich weiß, dass sie ihr viel bedeutet. Lynn ist nicht perfekt, aber dass ist einfach kein Grund, sie in eine Lüge einzubauen. Ich werde das alle wieder gerade rücken, das verspreche ich.
Und als die Mathestunde rum ist, tue ich so als krame ich in meiner Tasche und suche etwas, damit ich mich dann gemütlich aus dem Staub machen kann, ohne erklären zu müssen was Lynn mir getan hat. Doch Wes wartet an der Tür auf mich, obwohl ich beinahe eine Viertel-Stunde so sitze und vorgebe etwas zu suchen. „Was hat Lynn dir eigentlich getan? Ich mag sie zwar auch nicht…“- nicht mehr, fügte ich in Gedanken hinzu- „…aber sie hat dir nichts getan, wenn doch, dann sag mir bitte was“. Ich sehe ihn flehend an. „Lynn hat mir nichts getan. Ich war vorhin durcheinander, ich weiß nicht warum ich das gesagt habe. Ich mag sie, wirklich“. Ich zwinge ich, den letzen Satz glaubwürdig rüberzubringen. Und offensichtlich hat es etwas gebracht. Bis auf einen Satz war es ja auch die Wahrheit. Wes sieht mich glücklich an und meint: „Da bin ich aber froh. Hast du Lust, heute Nachmittag, mit mir, Cary und Lynn shoppen zu gehen? Vielleicht kommt sogar Cara mit, sie hat gesagt, sie muss erst mal gucken. Das heißt aber so viel wie, dass sie kommt. Du kennst sie ja“. Und als ich höre, das Lynn auch mitkommt, muss ich aufstoßen. „Ähm, nein. Also das heißt…Ja. Also eigentlich nein. Ich meine klar, ich habe Lust. Aber…ich muss, ähm…abwaschen“. Ich wünschte, ich hätte die Klappen gehalten, doch jetzt war es raus. Mein Freund sah mich ungläubig an. „Abwaschen“ Er runzelt die Stirn. „Ich meinte natürlich, ich muss abwaschen, meine Schuhe putzen und ein Referat halten. Also vorbereiten. Meine Mom besteht drauf“. „Ah“, meint Wes. Ich glaube zwar nicht, dass er mir glaubt, aber immerhin, sieht er nicht mehr ganz so ungläubig aus wie zuvor.
Am Nachmittag beschließe ich doch mit shoppen zu gehen. Ich rufe Wes an, damit er mir sagt wo wir uns treffen und ziehe mir schließlich ein rotes Top und eine hellblaue kurze Jeans an. Als ich gerade die Treppen runterrasen will, weil ich ohnehin schon zu spät bin, fällt mir ein rotes Tuch auf, das auf der Treppe liegt. „Übertreibe es nicht“ ist in roter Schrift, die kaum lesbar ist, draufgeschmiert. Ich nehme das Tuch mit und stecke es unter mein Top. Das zeige ich Wes, beschließe ich. Als ich im Bus sitze, treffe ich Lynn und ich bin ziemlich erstaunt, dass ich sie an der Schulter tippe und ihr den Platz neben mir anbiete. „Oh, danke“, bedankt sie sich und hält mir eine neue Mascara unter die Nase. „Hab ich bei Kosmische Kosmetik gekauft. Musst du unbedingt mal ausprobieren“. Ich antworte mit einem raschen: „Klar“ und zeige ihr zu meiner Überraschung ein Paar Schuhe, auf einem Foto, das in dem Bus aushängt. „Die will ich unbedingt haben, leider viel zu teuer“ Ich sehe sie an, als hätte ich das falsche Weihnachtsgeschenk bekommen und meine „Selbst wenn ich mir die kaufen könnte- danach wäre ich pleite“. Sie nickt. Als die Türen aufgehen, rennen wir die drei anderen förmlich um. Da stehen Cara, Cary und Wes. Eine rasche Umarmung, ein kleines Küsschen und wieder hat Lynn die volle Aufmerksamkeit der anderen. „Irgend so ein Honk vor mir, der hat einfach eine stinkhässliche Weste mitgehen lassen. Ohne zu bezahlen! Also wenn schon stehlen, dann auf jeden Fall was ordentlich“, meint sie und die anderen lachen sich halb schlapp. Alle kläglichen Versuche, Aufmerksamkeit zu erregen, scheitern. Und plötzlich sehe ich ein Mädchen, genau da wo ich es gemalt habe. Das Mädchen hat wie auf meinem Bild hochhackige, schwarze Schuhe und ist eigentlich viel zu fein für die Stadt zurechtgemacht. Sie trägt ein langes, rotes Kleid und ihre Haare hängen offen herab. Langsam kommt mir das ganze komisch vor. Ohne etwas zu sagen verschwinde ich von der Bildfläche und gehe zu der Frau, die vermutlich Mitte 20 ist. „Hallo“, bringe ich hervor. „Kann ich sein das ich dich kenne?“ Sie sieht mich verwirrt an. „Gottess Wilen, neein. Woher solle ich dich kennen?“ Ihr französischer Akzent, war hinreißend. „Entschuldige“. Mir ist es peinlich, wie dumm ich mich aufgeführt habe und trotzdem lächle ich.
Meine Füße tapsen über den Asphalt und gelangen dann zu meinen Freunden. „Kanntest du die, fragt Wes- der einzige der bemerkt hat dass ich weg war. Die anderen scheinen von Lynns Geschichten zu gefesselt zu sein. „Mhh“ Weil mir nichts anderes einfällt nickte ich und lächle dann „Kindergartenfreundin“, ist alles was ich noch hervor bringe. Und allmählich verstehe ich, warum niemand lange mit mir redet, ohne sich zu langweilen.
Als wir mindestens 20 Klamottengeschäfte, 10 Schuhläden, 2 Büchereien, einen Brillen(&Sonnenbrillen)laden, ein Schmuckgeschäft und 3 Eisdielen, in denen wir je 2 Kugeln Eis gegessen haben, abgeklappert haben, sind wir völlig fertig und pappsatt. Ich habe mindestens 150 Euro ausgegeben- und bin froh dabei gewesen zu sein, auch wenn das ein ganz schönes Loch ein meinen Geldbeutel gebrannt hat. „Huch“ Cara lässt sich auf einen größeren, grauen Stein fallen und meint: „Ich habe ganze 34 T-Shirts gekauft. Das ist Rekord. Und dann die Ketten und Tücher erst…40 an der Zahl!“ Ich lache und gucke in meinen Beutel, um die Kleidungsstücke zu zählen. „27 Oberteile, 2 Röcke, 6 Hosen und ein Tuch. Ist auch nicht zu unterschätzen“. Ich sehe Cara an und weiß, das ihr Lächeln Wes verzaubert. Ihre goldenen Haare hängen offen an ihren Schultern herunter und verdrehen jedem den Kopf. Ihre glänzenden Zähne machen einen blind, ihre Augen sind einfach wundervoll und man kann sich vorstellen, was passiert, wenn sie lächelt. Jeder Junge sieht sie an. Und plötzlich merke ich, dass es nicht Cara ist, die Wes anhimmelt. Es ist Lynn. Und dass, obwohl er weiß, das ich in ihn verknallt bin. Und dass obwohl er weiß, dass ich Lynn nicht mag. Plötzlich fasst Cary mich am Arm und fragt: „Und- hat es dir gefallen?“ Ich reiße mich los, versuche zu lächeln und sage „Tut mir leid- ich muss…weg“
Zu hause angekommen, schnappe ich mir eine Terrine und verschwinde auf mein Zimmer. Ich weiß zwar, dass meine Mom da ist, aber das lässt mich kalt. Und so setze ich mich an meinen Tisch und beginne, meine größte Feindin dieses Planeten zu malen: Lynn. Und da ich unglaublich wütend bin, male ich ein Messer. Nicht etwa, eines mit dem sie isst. Und keines das neben ihr liegt. Sondern ein Messer dass ihr mitten ins Herz geht. Dann zeichne ich den Menschen, der sie tötet- mich. Ich bin erstaunt darüber, wie blutrünstig ich bin, tue jedoch nichts dagegen. Doch als ich das Bild noch grausamer machen will, stoppe ich mich selbst. Das einzige, was ich noch mache, ist ihr ein bisschen Blut auf die Brust zu malen, und ihr Gesicht so umzuformen, dass es aussieht als würde sie sterben. Plötzlich klopft es. Schnell lege ich das Bild auf den Tisch, um eine Mappe zu suchen. Doch da kommt meine Mom schon rein. „Hallo, Schatz, Was hast du denn da? Einen Liebesbrief?“ Er das Gegenteil, denke ich und sehe meine Mutter bittend an. „Eine Überraschung“ lüge ich und sehe sie unschuldig an. „Na gut, ich lasse dich allein. Aber ich dachte, wir könnten vielleicht heute Abend essen gehen“
Und so sitze ich ein paar Stunden später in einem Nobelresturant, mitten in der Stadt. Meine Mom ist zu einem dauernd lächelnden Monster geworden und einige Kellner sind einfach nur hohl. Das einzig gute an diesen Abend ist, dass ich meine neuen Klamotten ausprobieren kann. Ich habe einen lila-blau-grauen Rock angezogen, der kariert ist, dazu ein weißes Top und ein schwarzes Tuch, mit silbernen Streifen. außerdem trage ich hochhakige mit einem Monsterabsatz und muss zugeben, dass ich fabelhaft aussehe. Als endlich ein Kellner kommt und fragt was mir wollen, antworte ich ziemlich schnell. „Alles, nur keine 5-Minuten- Terrinen“ Ich lächle, obwohl man wohl merkt, das ich keine Lust hier rauf habe. „Ähm…Darf´s was spezielles sein?“, fragt er und ich weiß, das seine Gedanken von: Ist die noch ganz dicht, nicht weit entfernt sind. „Ich möchte gerne das Hühnergeschnetzelte mit Pfeffersoße und Nudeln. Dazu bitte einen Salat. Und trinken möchte ich bitte einen von diesen Cocktails, den hier“, hängt meine Mom sich in das Gespräch. Sie zeigt auf einen grünlichen Cocktail mit einer Kiwi und einem Zuckerrand am Glas. „Ich nehme das Salatpfännchen mit Käse und Hühnerfleisch. Dazu den Tomatensalat und einen Orangensaft bitte“, sage ich als ich mir endlich einig geworden bin, was ich essen und trinken möchte. Den restlichen Abend, verbringe ich damit, so zu tun, als hätte ich Freude daran mit meiner Mutter zu essen.
Ich unterhalte mich nicht mit ihr, weil es mir zu blöd ist, aber als sie fragt, warum ich das nicht tue, kann ich unmöglich so antworten. Deshalb lüge ich schamlos, obwohl ich weiß dass ich eine verdammt schlechte Lügnerin bin. Eigentlich sage ich immer ehrlich was ich denke- was manchmal ziemlich verletzend sein kann. „Mhh, weißt du, ich habe seit heute früh Kopfschmerzen und deshalb bin ich nicht so gut drauf“ Sie sieht mich traurig an und meint:“Ich glaube, du solltest nach Hause gehen. Soll ich dich fahren? Ich glaube, ich bleibe noch ein wenig und esse mein Essen auf“ Sie lächelt lieb, während ich mich hinter den Stuhl stelle und ihn an den Tisch schiebe. „Ich komm allein nach Hause- du wartest einfach auf dein Essen und isst meins gleich mit“, bringe ich stotternd hervor, weil ich weiß, dass ich ihn wenigen Sekunden rot wie eine Tomate anlaufen werde und bis dahin verschwunden sein muss. „Tschüss“, rufe ich ihr hinterher und bin verschwunden.
Als ich zum Bus renne, stoße ich peinlicherweise ein turtelndes Paar um, das- wie ich sehe- gerade knutscht. Und da dies ziemlich peinlich ist- selbst für ein ziemlich selbstbewusstes Mädchen, ziehe ich es vor, mich zu entschuldigen. „Ähm, Sorry“, bringe ich selbstbewusst hervor. Bis ich sehe wer da turtelte, dauerte es. meldete mein Gehirn eine Ähnlichkeit zwischen dem Paar und noch jemanden, aber ich kam nicht gleich darauf, das meine größte Feindin gerade mit meinem besten Freund knutschte, in den ich zufälliger Weise auch noch verliebt war. „Lynn du falsche Schlange“ zische ich, doch im Nachhinein wünschte ich, sie hätte es gehört. Wes nimmt sie in den Arm und meint gelassen: „Hab ich dir schon gesagt dass ich nun mit Lynn zusammen bin?“ Ich weiß ganz genau, dass er sich sicher ist, dass er mir nie etwas von den beiden erzählt hat, aber ich sage nichts. Schließlich zische ich wütend „Nein, zufälliger Weise sagst du dass deiner besten Freundin als Letztes. Oder irre ich mich hier vollkommen? Weiß davon vielleicht niemand etwas?!“ Er fasst mich am arm um mich zu beruhigen, aber ich ziehe den Arm weg. „Maliyn, reg dich doch nicht so auf“ Ich beachte ihn gar nicht, sondern verpasse seiner Lynn eine. „Du miese Schlange“, schreie ich und blicke ihr dabei fest in die Auge. Wes nimmt seine „Freundin“ noch mehr in den Arm, damit ich ihr keine mehr runterhauen kann und hält meine Hände fest. „Lass sie in Ruhe“ redet er ruhig auf mich ein. „Sie kann nichts dafür! Lass sie in Ruhe“ Er blickt mir in die Augen und zwinkert- warum auch immer. „Sie ist verrückt geworden, ruft den Notarzt. Sie ist verrückt!“ schreit Lynn, die immer noch dicht an meinen Schwarm gekuschelt ist. „Sie weiß genau, was sie tut“, sagt Wes und zwinkert mir wieder zu. „Lass das Gezwinkere, du Karpfen. Lass mich“ Ich sehe meiner Feindin fest in die Augen und meine gelassen, gelassener als ich bin. „Das wirst du bereuen, miese Schlange“ und verpasse ihr noch eine. „Du irres, kleines Mädchen. Hör endlich auf, mich zu schlagen. Oder soll ich den Notarzt rufen, damit die dich in die Klapse bringen?“ Ich werfe ihr einen arroganten Blick zu und meine „Der kann dir dann auch nicht mehr helfen“ Und obwohl ich nicht weiß, warum ich dass sage, verschlägt es ihr die Sprache. Und dass ist gut so.
Als ich spät abends, als meine Mutter auch schon da ist, zu Hause ankomme, weil ich die gesamte Zeit in einem Bahnhof gesessen und auf meine Bahn gewartet habe, lasse ich mich müde ins Bett fallen. Bevor ich die Augen schließe, nehme ich mein Tagebuch und fange an, zu schreiben:
Liebes Tagebuch,
ich weiß nicht genau wie spät es ist, aber jedenfalls habe ich lange auf meine Bahn gewartet und nun bin ich- wie man merkt, todmüde. Eigentlich müsste immer ein *gähn* zwischen den Wörtern eingebaut sein, weil ich so dasitze. Ein *gähn* Wort *gähn* …
Ich glaube, diese fiese Schlange- Lynn- weiß dass ich sie nicht mag. Also dass ich sie im übertragenen Sinne hasse. Deshalb hat sie was mit Wes angefangen, für den sie sich anfangs immer zu gut gefühlt hat. Okay, im Moment sind wohl solche Weicheier in, die ihr „Pony“ über den Augen hängen lassen und die typische Bieber- Frisur tragen, aber mal ehrlich. Wes ist süß. Mehr wie das. Er ist Hammer, grandios, faszinierend, super, fantastisch…
Aber zurück zum Thema- jedenfalls glaube ich Lynn tut das, um mir eins auszuwischen. Ich meine, sie steht doch auf solche Typen die Mutter und Vater erschlagen haben, und deshalb Justin-Bieber-Dumm-Daddel-Frisuren tragen. Sie hat immer gesagt Wes wäre ja so was von nicht ihr Typ- da wäre David- so ein hässlicher Typ aus der 5- ja ein Topmodel. Ich meine- hey- ein bisschen plötzlich oder??? Ich könnte sie erschlagen, wirklich. Na ja. Ich werde jetzt jedenfalls schlafen gehen.
Schlafen, dachte ich verbittert. Ich schlief wahrscheinlich nicht länger als zehn Minuten. Dann begann der schreckliche Traum. Er fing an wie alle meine Träume, ich saß verbittert zu Hause auf der Couch und sehnte mich danach normal zu sein, mit meiner Mutter fern zusehen, die zu dieser Zeit nicht mehr arbeiten sollte und versprochen hatte, früher dazu sein als sonst. Doch dieser Traum war anders, er war so real dass er fast irreal wirkte. Ich sah ihn mir nicht an wie einen Film- so wie es bei Träumen war. Nein, man konnte sagen ich erlebte ihn. In der Geschichte- ob nun wahr oder nur eine „Schlafgeschichte“- zog ich mir aus Wut schnell ein rotes Paar Schuhe an und verließ, mit der Absicht einen Spaziergang zu machen das Haus. Doch ich kam nicht weit, denn ich wurde plötzlich und unvorbereitet mitten ins Herz getroffen. Ich sah sie. Zusammen. Wes und meine Feindin- Lynn. „Diese Mistkricke, du…“, wollte ich schreien, doch es blieb mir im Halse stecken als ich sah, wie sie sich küssten. Halb weinend, halb stumm schreiend ließ ich mich auf den Boden sinken und senkte meinen Blick auf den Boden. Sie hatten sich geküsst. Mein Traumtyp der hätte mich küssen sollen, nun, er hatte es mit ihr getan.
Als Lynn ihn zum Abschied drückte und ihm dabei noch einen Kuss gab, platzte mir endgültig der Kragen. Ich folgte ihr bis zu der dunklen Gasse, die voller alten Häusern war, die schon längst zusammengestürzt waren. Erschöpft von dem schnellen Marsch blieb ich stehen, holte tief Luft und fühlte dann, wie meine Beine mich wie mechanisch weiter trugen, ohne auf mein rasendes Herz zu achten. Ich rannte förmlich, um ihr zu folgen, bis sie schließlich in ihr kleines Einfamilienhaus verschwand, das eine so idyllische Lage und einen solch fröhlichen Anstrich aufwies, dass jede Happy-Familie-Mom neidig geworden wäre. Sie schloss die Tür hinter sich nicht- ich vermute sie wollte noch einmal rausgehen, vielleicht um den Müll rauszubringen oder so etwas, vielleicht aber auch, hatte sie nur etwas holen und dann wieder zu Wes gehen wollen. Aber sie kam nicht weit. Denn ich folgte ihr ins Haus, und sah zum ersten Mal wie erstklassig ihr Haus eingerichtet war, den Flur zierte ein großes Wandbild, das einen Engel aufwies und der Boden war voller Mosaikfliesen, die wahrscheinlich ein halbes vermögen Geld gekostet haben mussten, und ungefähr genauso viel Zeit, den sie zeigten eine Frau mit einem Kind im Arm, waren nicht einfach nur irgendwie dort hingeklebt worden. In ihrem Zimmer- in dem sie sich befand- gab es ziemlich knalligfarbene Wände in grün, eine riesige Ankleide plus begehbaren Kleiderschrank, zwei oder drei Holzstühle, die um einen kleinen Couchtisch versammelt waren, der teils aus Marmor gefertigt war, einen kleinen Schrank, an dem dunkle Türen waren, hinter denen sich wahrscheinlich Schulbücher versteckten und einige Regale mit Büchern und kleinen Dekogegenständen. Ich hielt mich nicht versteckt- sie war sowieso in ihren Kleiderschrank, außerdem wollte ich ja auffallen. Plötzlich drehte sie sich um. „Oh, hey Maliyn, wie bist du denn hier rein gekommen? Was führt dich her?“
„Zu „wie bist du den hier rein gekommen“, die Tür stand offen und…“, begann ich. „Oh, ich Dummkopf, ich vergesse immer wieder glatt sie zu zumachen, Dumm, oder? Aber zur zweiten Frage, was führt dich her“, unterbrach sie mich.
„Würdest du mich ausreden lassen, Lynn?“ , fauchte ich giftig.
„Natürlich“
„Gut, denn was mich hier herführt bist du. Du und Wes- ihr wart zusammen ihr habt euch“- ich verziehe das Gesicht um zu zeigen wie ekelhaft ich das finde- „ ihr habt euch geküsst. Du und Wes habt euch geküsst, nicht wahr? Gib es zu ich hab`s gesehen.“
„Oh, du hast es gesehen, er ist süß, ich musste einfach…Das macht ihr doch nicht aus, oder? Ich meine ihr beide seid ja nur…“
„Nein, so leicht nicht Lynn. Und ja- stell dir vor- ich habe es gesehen. Und darauf bin ich nicht gerade stolz, denn entschuldige den harten Ausdruck, aber es war widerlich. Und du weißt genau, wie süß ich Wes finde, nicht wahr?“ Ich werfe meine Haare nach hinten und warte.
„Das wusste ich nicht, oh entschuldige, dass ist ja…“
Diesmal war ich es, die sie unterbrach. „Spar dir deine falschen Entschuldigungen. Und jetzt sag mir, warum du das gemacht hast. Nein weißt du was, knie nieder dann verzeihe ich“, meinte ich arrogant.
„Du hast mir hat nicht zu sagen, Maliyn. Und außerdem, was kann ich dafür wenn die Jungs dich und deine miesen Spielchen langsam Satthaben? Nun, Maliyn, du solltest niederknien, vor den Jung und mir. Und, seien wir ehrlich, so hübsch bist du auch nicht“
Kurz verschlugen mir ihre Worte die Sprache, dann senkte mein Gehirn eine Kurzschluss Reaktion, ich nahm eine Vase hinter mir und schlug ihr damit den Kopf ein. Durch verdrehte sie schmerzhaft die Augen, dann fiel sie um.
Am nächsten Morgen wachte ich schrecklich müde auf, als hätte ich die ganze Nacht Sport getrieben. Es war Samstag und mein furchtbarer Traum steckte mir noch immer tief in den Knochen. Als ich in die Küche kam um mir einen Orangensaft zu nehmen, damit ich wach werden konnte, fand ich meine Mutter schluchzend vor. „Oh, Schatz, ich das nicht eine aus deiner Schule, War das nicht deine Freundin?“ Erst reagierte ich gar nicht auf die Zeitung, die sie mir vor die Nasen hielt, dann murmelte ich müde. „Nee, das ist nur wieder so ein Fast-Zwilling.“ Bis ich sah, dass sie mir ein Foto von Lynn, das in der Zeitung abgedruckt worden war, hinhielt. „Lynn, die Mistkricke“, entfuhr es mir. „Was?“, fragte meine Mutter mit einem Gesichtsausdruck, der verriet, dass sie es gehört hatte, jedoch wollte dass ich es wiederholte. „Ich wollte sagen: Lynn, meine Motte, so nenn ich sie“, log ich lächelnd. „Aber nun sag- was ist mit ihr?“
Natürlich erwartete ich nur ein „sie wurde wegen einen geretteten Leben geehrt, och sie ist ja so toll“ doch deswegen erschreckte es mich umso mehr als sie sagte: „Sie ist tot“ und einen Seufzer losließ. Ich verstand nicht sofort, also meinte ich nur: „Schön für sie“. Und dann: „Was??“
Plötzlich schoss mir meine Vision in den Kopf- oder der Traum, wie auch immer. Währenddessen legte meine Mom die Zeitung auf den Tisch und forderte mich auf, den Artikel zu lesen. Das tat ich:
Polizei steht vor mysteriösen Rätseln
Die Polizei der Stadt steht vor einem Rätsel. Lynn Mosbeck (15) wurde gestern tot in ihrem Zimmer aufgefunden. Ein Polizeisprecher meinte heute Morgen beim Interview: „Das ist ein ziemliches Rätsel vor dem wir da stehen, da Lynn ein sehr beliebtes Mädchen war, keine Feinde hatte, und auch keinen Kontakt zu Männern. Die Eltern stehen außer Verdacht, da sie ein Alibi haben, das bestätigt werden konnte, Freunde zum großen Teil auch und Verwandte ebenfalls“ und weiter „ Lynn war immer sehr aufmerksam, hätte wenn ein fremder eingebrochen wäre einen Notknopf gehabt. Ihre Eltern sehen keinerlei Spuren, ebenso wenig wie Freunde oder Bekannte, Wir haben ein großes Einsatzkommando gegeben und hoffen bald die Lösung des Rätsels zu finden“ Ein wirklich schlechtes und trauriges Rätsel bekommt keine Lösung. Wie wir von ihren Eltern erfahren haben, hatte ihre Tochter viele Möglichkeiten Hilfe zu bekommen. Lynn Mosbeck wurde mit einer Vase die im Haus erhalten war erschlagen, die Vase wird überprüft. „Das Ergebnis steht in Wenigen Tagen zur Verfügung, wir hoffen, wir kommen der Lösung nahe und der Täter kommt hinter Gitter“, meint ihr Vater. Seine Frau liegt wegen einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus. „Das ist doppelt schwer für mich“ meint er und zeigt auf seinen Sohn. „Auch er braucht uns noch- er ist erst 11“. Wer mehr über das Mädchen weiß, soll sich bitte bei der örtlichen Polizei melden, oder an angegebener Nummer anrufen.
Unter dem Text standen noch ein paar Adressen, an die man sich wenden konnte, wenn man einen Hinweis hatte und eine kleine Ansprache an Verwandte und Bekannte.
Tag der Veröffentlichung: 28.04.2011
Alle Rechte vorbehalten