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Eine wahrlich irre Schiffsreise

„Nur eine Schiffsreise“, hatte sie gesagt, „nur eine Schiffsreise“. Doch ich wusste dass es nicht nur eine Schiffsreise war. Ich war auserwählt wurden. Das wusste ich von Anfang an, ich war nicht wie andere, leicht zu überzeugen, nett und nur das liebe gute Mädchen. Ich hatte Power und dass wusste ich genau, ich ahnte dass das auch die Bewohner der Insel gewusst hatten. Warum sonst sollten sie auf die Idee gekommen sein genau mich einzuladen. Irgendetwas Ungeahntes blühte mir dort und das war todsicher. Ich sah auf das glitzernde Blau-grüne Wasser, es funkelte gefährlich, verboten. Und ja, es sah unecht aus. So unecht das es wohl wie gemalt wirkte. Mir stieg ungewohnter Salzgeruch in die Nase. Ich schüttelte mich. Ich hasste diesen Geruch, es roch so fischig. Zu Hause hatte Salz irgendwie nie wirklich gerochen. Im Gegenteil es war so geruchsneutral gewesen das ich mir manchmal sogar einen Geruch gewünscht hatte. Ich atmete den Gestank unwillkürlich ein. „Igitt!“. Wenn nun also auf der Insel etwas Gefährliches drohte und ich dass sogar ahnte warum fuhr ich dann hier mit? Ich kehrte in meine Gedanken zurück. Mom und meiner Schwester zuliebe schoss es mir in den Kopf und ich nickte ohne es zu merken. Ich wollte ihnen einen Gefallen tun, als Dad gestorben war hatte Mom einen Nervenzusammenbruch erlitten. Meine große Schwester Coutray kümmerte sich gut um sie dass war klar doch ich machte mir trotzdem Sorgen. Meine Mutter hatte gewollt dass ich mich ablenke und hier mitfahre. Sie hatte gesagt es wäre doch eine große Chance und wenn ich glücklich wäre, dann würde sie es auch werden. Coutray hatte gesagt dass ich es tun sollte dar es das Beste für Mom war und ich vertraute meiner großen Schwester grundsätzlich, sie war klüger als ich mit meinen 21 Jahren. Sie war schon 31 und wirklich sehr weltoffen und erfahren. “Außerdem“, hatte sie gesagt, „willst du doch sowieso wieder mal einen Job“. Da war wirklich was Wahres dran. Ich wollte endlich wieder nach Bodenschätzen suchen in der Erde buddeln und einfach nur an die Arbeit denken, gerade nach diesem schweren Schlag. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Lindsay?“. Ich schrak auf als ich meinen Namen hörte.
„Jonny!“. Ich lächelte freudig und wischte eilig die Tränen aus meinen Augen.
„Was machst du noch hier draußen, wir haben morgen viel vor, leg dich doch Schlafen“, erwiderte er.
Was soll man auf einem öden Passagierschiff schon vorhaben? Das hätte ich ihm am liebsten geantwortet. Doch diese blauen Augen…Ich schwärmte schon lange für sie.
„Na gut, auch wenn ich nicht wüsste was man auf einem öden Schiff am Mittwoch früh zu tun hat“, erklärte ich scharf.
„Vieles“, er lächelte, „zum Beispiel wollte ich morgen baden gehen“.
Ich lachte. „Okay, überstimmt“.
Jonny ging zur blauen Tür und zwinkerte mir zu. „Bis Morgen“. Als er weg war begann ich erneut zu weinen. Also gut, Dad. Ich werde tun was du mir aufträgst, okay? Das dachte ich wirklich. Ich ging noch lange auf der Reling hin und her bis die Müdigkeit mich schließlich doch besiegte. Ohne das Zimmer dass Soey, Claire und Cylen unseren einzigen Mädchen mich ausgenommen gehörte zu beachten ging ich auf mein Zimmer. Sie hatten regelrecht darauf bestanden zusammen auf einem Zimmer zu schlafen obwohl für jeden der Drei ein wunderschönes Zimmer im linken Flügel des Schiffes lag. Sogar ein Flachbildfernsehen und eine wunderschöne grüne Wand mit weißen Regalen in die Fotos und Andenken sollten. Jeder der drei war erst 17 und alle drei waren bildhübsch. Soey hatte schwarzes Haar und grüne Augen. Helle Haut ein gut geschnittenes Gesicht eine gute Figur und Locken. Claire dagegen war die typische blonde Schönheit: Gut gebräunt mit blauen Augen einem schmalen Gesicht einer guten Figur und langen blonden Haare. Cylen sah ähnlich aus wie Soey nur das sie braune Haare hatte. Ich legte mich in mein blau- weiß gestreiftes Bett und starrte an die Decke. Das blaue Meer brodelte wild, ich beobachtete es noch bis mir die Augen zufielen.


2. Eier & Speck

Am nächsten Morgen weckte die mich die strahlende Sonne die durch das kleine Fenster an der weißen Wand fiel. Ich stieg gähnend aus dem Bett und murmelte irgendetwas von einem leckeren Frühstück und einer kalten Tasse Tee. Immer noch ermüdet wischte ich den Schlafsand aus meinen Augen. Ich stellte mich vor die große blaue Kommode und zog einen Stapel T-Shirts raus. Ohne mich um Farben oder gar passende Muster zu kümmern zog ich wahllos eines heraus, genauso tat ich das auch mit den Hosen. Als ich beides zusammen hatte war ich nicht mehr allzu müde weil die Sonne im Auge stach und ich sie die ganze Zeit offen hielt. Lachend stellte ich fest dass ich aus Versehnen das T-Shirt von Mom herausgezogen hatte dass sie mir als Glücksbringer mitgegeben hatte. Es war schlicht und schwarz- also eigentlich nicht schlecht, doch es war mir mindestens drei Nummern zu groß. Also zog ich ein orangefarbenes T-Shirt aus dem Stapel und suchte meinen weiß-schwarz karierten Rock. Nach einigen Suchen hatte ich ihn gefunden und konnte zum Frühstück gehen. Der Geruch von Speck und Eiern stieg mir in die Nase und ich sog gierig etwas von diesem Duft ein. In dem extra Raum der als Küche diente waren noch nicht viele der Mitglieder dieses Böden und Meeresschätzeclubs. Ich nickte den drei Mädchen Soey, Claire, und Cylen zur Begrüßung eilig zu und setzte mich dann auf einen der großen schwarzen Hocker die neben einigen Tischen verteilt standen. Die Tische waren nummeriert und sorgfältig geputzt und dekoriert wurden. Ich holte mir einen Teller und schaufelte so viel Ei darauf wie ich nur bekommen konnte, mit dem Speck war das genauso. Ich liebte Eier mit Speck, dazu etwas Brot dass reichte mir vollkommen. Ich setzte mich wieder an den Tisch der die Nummer 32 trug- vorher hatte ich nicht einmal gewusst das überhaupt so viele Leute mitgefahren waren- und stopfte gierig mehrere Eistücke mit einmal in den Mund. „Mhh“, machte ich.
Als ich schließlich Aufgegessen hatte machte ich mich auf den Weg zum Unterricht den wir auf dem Schiff bekamen. Alle- egal welches Alter- gingen in eine Klasse und lernten verschiedenes über Bodenschätze, schätzen wir viel der Schatz Wert ist, Alter schätzen, kleine Schrift entziffern und auch Verhalten in Notsituation- auch an Bord, oder Fundorten. Es war dort wirklich sehr interessant.

3. In der Schiffsschule

Ich wusste schon sehr viel, da ich bereits 21 und schon mal in so einer Schule gewesen war. Als wir die Notsituationen an Bord die kommen könnten nachspielten kam der Chef des Clubs herein und wollte wissen wer schon am meisten Erfahrung hatte, damit er ihnen die schwierigen Stellen auf der Insel, zum durchsuchen nach Bodenschätzen, zuordnen konnte. Unsere Lehrerin schlug mich und Jonny vor. „Ich glaube da haben sie zwei sehr erfahrene Menschen, der Moinsen“, erklärte sie. „Na gut, dann nehme ich die beiden einmal mit, natürlich nur wen sie einverstanden sind, ich will sie nicht bei ihren Unterricht stören“, antwortete er und zog eine kleine Fliege aus seinen Bart. „Igitt“, machte er. Die Lehrerin nickte. Der Herr führte uns in einen großen Raum, mit weißen Wänden und vielen Postern. In grünen Buchstaben stand an der Tür: „ Herr Moinsen, Chef“. Also, das war der Raum vom Chef. Er sah nicht besser aus als die Räume der Mitglieder dieses Clubs. Eher sah er aus wie ein Abstellraum. „Also, mein Reich“, seufzte der ältere Herr. „Ich muss euch etwas sagen, besser: Ich muss euch vor etwas warnen!“, fuhr er fort. Jonny und mein Mund formten sich zu einem großen runden O. „Vor was denn?“, fragte ich und warf Jonny einen fragenden Blick zu. Er zuckte mit den Schultern und sah dem Chef in die Augen. Ich guckte fragend im Raum umher. „Ihr seid auserwählt! Genau wie ich. Jede Nacht riefen mich Stimmen „ Gründe einen Club, einen Schätzesuchclub! Einen Geografenclub!...“. Er schüttelte den Kopf. „Ich musste es einfach tun! Ich gründete ihn, aber ich weiß es war falsch. Irgendetwas ist gefährlich auf der Insel. Ihr müsst verschwinden“, erklärte er. Jonny lachte. „Genau, ich schwimme jetzt ans Ufer, sind ja nur ein paar Millionen Kilometer!“, kicherte er. Mir war nicht so freudig zumute. „Ich denke nicht dass das Spaß war!“, wies ich ihn zurecht. „Lindsay hat Angst“, stichelte er. „Jaja, du bist doof. Wir könnten auch mit dem Rettungsboot an Land fahren du Dummi!“, ärgerte ich ihn. „Du hast ja Recht, ich bin doof. Aber nicht abergläubisch, ich bleiben auf jeden Fall“. Jonny begann erneut zu lachen. „Hihi, auserwählt“, kicherte er. „Okay, ich bleibe auch. Allerdings gehe ich sofort wenn auch nur die kleinste Sache passiert“, erklärte ich und das meinte ich wörtlich. „Gehe vor allem“, lächelte Jonny. „Du gehst auf Wasser“. Ich lachte ironisch „Haha“. Mir fiel auf das Her Moinsen weg war. „Mr.? Sind sie da?“, schrie ich. Keine Antwort. „Mr Moinsen? Sind sie nicht da? Wo sind sie“, schrie nun auch John. Allerdings gerade mal halb so ernst. „Helft mir“, kam eine kratzige Stimme aus der Tür. Ich öffnete die Tür und sah dass der ältere Herr mit hunderten von Büchern auf dem Flur stand und die kleine Treppe herunterzufallen drohte. „John, hilf mir“, rief ich und nahm dem Mann die Bücher weg. Schnell schnappte ich ihn. Doch ich konnte ihn nicht halten. Polternd flog er die Treppe herunter.

4. Sonntag, ein Tag am Meer

Jonny kam aus dem Raum und wollte den alten Herrn retten, doch es war schon zu spät. Als wir die Treppe runtereilten hörten wir jemanden lachen. „Hahaha“. Jemand lachte über den Chef! Ich sah wie er sich aufsetzte und sich den Bauch hielt. Was war ihm zugestoßen? Mr. Moinsen drehte sich zu mir um. Ich sah dass niemand ihn auslachte. Er lachte! „Mr?“, fragte ich. „Haha, mir geht’s gut“, sagte er.
Der Rest des Tages war langweilig. Die meiste Zeit las ich oder arbeitete ein bisschen an einer Überraschung für Mom. Schon um halb 10 legte ich mich schlafen. Das Holz des Bettes knarrte und ätzte, es hörte sich an als würde das Holz sterben!
Am nächsten Tag, einem Sonntag gab es zum Frühstück selbstgemachte Marmelade, frischgebackene Brötchen und herzhafte Wurst. Es war ungefähr halb so gut wie Eier und Speck. Ich musste bei dem Gedanken lachen. „Was ist so witzig, Lindsay?“, fragte mich Claire. „Ach nix, Claire“, antwortete ich und schüttelte den Kopf. „Was machst du heut´“, wechselte sie unser Thema. „Ach nix. Und du?“, wollte ich wissen. „Schwimmen, aber allein macht das keinen Spaß. Willst du nicht mitkommen?“, fragte sie. „Klar, aber erst am Nachmittag. Ich muss noch was erledigen“. Wenn sie gewusst hätte was ich erledigen wollte hätte sie mich für verrückt erklärt. Ich wollte im Internet nachsehen ob ich etwas über diesen Club fand. Wie sonst hätten die ganzen Mitglieder ihn finden sollen? Ich selbst wusste nicht mehr, wie ich darauf gekommen war mich hier anzumelden. Es war wirklich komisch doch es fiel mir einfach nicht mehr ein. Als ich zu Hause gefragt hatte wie wir eigentlich auf den Club gekommen waren, war die kurze Antwort „Keine Ahnung“, gewesen. Bis jetzt war es mir auch egal, doch das was Herr Moinsen gesagt hatte, hatte mich stutzig gemacht.
Am Mittagstisch sah ich ertäuscht ein Stück Bierschinken an. Es gab nix das auf diesen Club hinwies. Nicht wen man den Namen eingab, nicht wenn man allgemeine Begriffe eingab, nicht wenn sich nach Werbungen umsah. Ich hatte ungefähr 2000 Begriffe getippt, 1000 Beschreibungen durchgelesen, 10.000 Seiten durchgeklickt und null Ergebnisse erhalten. Dieser Club war verwirrend- verzweifelnd. Jonny sah mir zu wie ich ein Stück geschmolzenen Käse vom Auflauf abmachte und ihn auf die Gabel spießte. Milchige Soße tropfte davon ab und landete mich einen leisen, dumpfen PING auf dem Teller. „Was ist denn los, Lindsay?“, fragte mich Jonny sanft. „Ach nix. Es ist bloß…vergiss es einfach!“. Ich wurde wütend. Nicht auf Jonny, nicht auf den Club auf die Suchmaschine! Sie hat nur nicht alles durchsucht, wie sollte man den Club denn sonst finden?, redete ich mir ein. Mir wurde übel. „Sorry, Lindsay, aber was hab ich dir denn getan?“. Jonny war beleidigt. „Nix, nix! Sorry, ich war…scheiße drauf, halt“, sagte ich. „Ah ja“. Er tat fragend. „Und deshalb nölst du mich voll?“. „Natürlich nicht, Sorry. Es war wirklich nicht nett von mir, aber es tut mir wirklich leid. Weißt du es gab da ein paar „Vorkommnisse“ die nicht unbedingt geplant waren und da bin ich halt wütend geworden. Wirklich, mein Brummelbär, es tut mir leid“, erklärte ich ihm. „Tut mir leid, ich wollte dich auch nicht gleich so fertig machen“, entschuldigte er sich. Ich sah sein goldenes Haar an und kam ins schwärmen. „Du, Jonny, hast du heut´ schon was vor?“. Ich sah ihn fragend an. Jetzt hatte ich wirklich Lust auf Abwechselung. „Ach eigentlich wollt ich schwimmen gehen, abends ist das saugeil da“, erklärte er. „ Ah ja“, sagte ich.
Am Abend hatte ich keine Lust schwimmen zu gehen. Die Sonne schien und es war herrliches Wetter- trotzdem, ich wollte nicht schwimmen gehen. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Da unten waren mindestens 20 Menschen die die Sonne und den Sonnenuntergang genossen, schwammen, spritzten und Spaß hatten, da würde ich um ein Gespräch nicht herumkommen. Außerdem müsste ich den vielen glücklichen Leuten zusehen. Ich las in meinem Buch bis ich mich langweilte.

5. Flucht vor der Ankunft?

Am nächsten Tag herrschte Aufregung. Wir würden auf der Insel sein, bevor die Sonne unterging, so hatte Herr Moinsen es versprochen. Doch ich wusste nicht ob ich überhaupt noch Lust hatte dort anzukommen. Ich wartete in meinen Zimmer bis Claire und Soey aufgeregt in meinen Raum gestürmt kamen- mit blauen Plastiktellern in den Händen. „Ich freue mich so wenn wir auf der Insel Schätze suchen können“, schwärmte Soey. „Ich erst!“. Claire fiel in ihr schwärmen ein. Ich seufzte. Wenig später wurde mich mit großen Augen angeblickt. Soey musterte mich streng. „Was ist denn los, Lindsay?“, fragte sie mich. Ihre Freundin sah mich komisch an. „Du freust dich ja gar nicht!“, stellte sie erschrocken fest. Ich nickte. „Warum denn nicht“, wollten sie wie aus einem Munde wissen. „Wegen der Vorkommnisse“. „Der Vorkommnisse“, die beiden sahen mich verwundert an. „hä“. „Ach, am besten ihr vergesst es“. Ich lächelte die beiden an. „Also wie lange dauert es noch bis wir endlich da sind?“, fragte ich. Die Mädchen sahen wirklich verwirrt aus. Ob sie wohl nichts von dem allen wussten?
Am Nachmittag war ich fertig mit den Nerven. Ich wollte unbedingt fliehen. Der Tag war furchtbar gruselig gewesen. Erst die Freude der beiden Mädchen- dann die plötzliche schlechte Laune von Herr Moinsen. Ich ging nach unten, in den so genannten Keller, in dem viele Rettungsboote nur so auf mich warteten. Sie waren für den absoluten Notfall, aber da keine wusste wie viele es waren. Ich konnte ich eines nehmen und fliehen. Ich nahm mir den Block der neben einem Koffer lag und schrieb eine Nachricht mit meinem Lippenstift:

Dieser Club ist verflucht. Und wir alle sind auserwählt wurden. Ihr müsst alle fliehen, wir werden nicht bis zum Ufer kommen aber wenigstens werden wir wahrscheinlich nicht so grausam sterben wie hier.

Das klang zu schrecklich und ich wusste dass es nicht wahr war- ich musste etwas Neues schreiben. Ich dachte lange nach, was. Was??? Ständig seufzte ich und Tränen schossen mir in die Augen. Ich nahm den Block erneut und dachte mit etwas weniger Schlimmes aus. Dieser Zettel würde Panik auslösen das wusste ich. Doch plötzlich fiel mein Blick auf etwas anders. Etwas, was eigentlich ganz normal wäre. Aber nicht in einem Schiff, eigentlich eher draußen. Ich sah einen Stein. Einen großen, naturweißen Stein. Er war sehr schön, sah aus wie gemalt. Schrift darauf erweckte mein Interesse. Ich musste es lesen. Langsam näherte ich mich dem Felsbrocken und musste weinen. Warum, wusste ich nicht. Ich konnte die alte Schrift nur sehr angestrengt entziffern. Ich las es zehn- nein, besser hundert- Mal durch um es zu verstehen. Obwohl konnte man das was ich da tat wirklich „verstehen“ nennen.


Lindsay,
Gefahr naht. Rette dich, flieh. Etwas Böses wird passieren. Etwas Grauenhaftes. Warne die anderen, rette nicht nur dich sondern alle Mitglieder des Clubs. Lindsay, warne sie, Lindsay rette sie, Lindsay man wird es dir danken. Bitte, tue den anderen nicht noch mehr Grauen an, denn sie fürchten sich alle! Wirklich alle! Ich wünsche dir viel Glück. Lindsay, das wirst du brauchen, bitte befolge meine Anweisung!

Zitternd fuhr ich mit dem Finger über den Stein. Woher wusste ein Stein was ich durchmachte, wie ich hieß und was hier los war. Ich zitterte wie Espenlaub und konnte mich nicht beruhigen. Ich wollte es auch nicht. Plötzlich herrschte Aufregung, ich wurde gerufen. „Lindsay, wo steckst du?“, rief jemand. Ich wusste wer es war. „Ich komme, Cylen, ich komme, warte nur kurz“, schrie ich schrill. Ich musste die anderen warnen. Egal wie komisch das alles war, ich musste es. Ich wusste zwar nicht wie die mich kennen konnten, ich wusste überhaupt nix. Ich wusste bloß das Cylen mich jetzt brauchte. Sie sagte es nicht aber ich wusste es. Oder doch nicht? Ich schritt die 5 Treppen hoch und rückte mein Haareif zurecht- er war beim Treppensteigen verrutscht. „Beeil dich wir müssen aus dem Schiff, es ist soweit- wir sind da“, ertönte ihre sanfte Stimme.
Da waren wir also. Auf der Insel. Gefährlich. Unecht. So wirkte sie auf mich, wie gemalt. Den anderen gefiel sie. Besonders Jonny war begeistert. Die Freude war ihm richtig anzumerken. Die schönen blauen Augen leuchteten. Ich pflückte eine Beere und aß sie- in der Schiffsschule hatten wir gelernt das man sie essen konnte. Wir hatten uns eine Namen ausgedacht: Malayakumbeere. Obwohl sie einen Namen hatte, hatte Mrs Howe uns gebeten ihr einen Namen zu geben damit wir lernten dass man Fantasie haben musste. Was auch immer das bedeuten soll? Ich weiß es nicht. Ich wusste nur: Diese Insel war nicht normal!

6. Tiere?

Am Abend lag ich in meinem Zelt auf der weichen Erde und weinte. Die anderen saßen am Lagerfeuer und konnten mich nicht hören. Cylen hatte gefragt ob ich nicht mitkommen wollte und ihnen Gesellschaft leisten könnte, aber ich hatte Nein gesagt. Ich wollte hier liegen und darum weinen dass ich die anderen nicht gewarnt hatte, darum das nicht mal ich mich hatte gerettet. In Erinnerung an den Stein begann ich etwas auf einen Block zu kritzeln:

Ich bin so nutzlos. Ich fühle mich wirklich nutzlos. Die anderen wollte und sollte ich retten und was mache ich? Ich lege mich seelenruhig in mein Zelt und genieße diese Insel in vollen Zügen. Na gut, ganz so schlimm ist es nicht. Ich mache mir die größten Vorwürfe und durchlebe die Hölle. Aber das bringt mir jetzt auch nichts mehr. Ich kann die anderen nicht mehr retten- mich ebenso wenig. Irgendetwas geht hier vor, ich weiß nicht was, aber irgendjemand weiß von dieser Hölle und will mir helfen sie zu besiegen. Jemand der den Stein beschriftet hat und mich damit warnen wollte. Es musste also ein Mensch gewesen sein der mich kannte, wusste das ich hier mitfuhr und natürlich das Schiff kannte. Coutray? Nein, wahrscheinlich nicht. Mom? Ganz bestimmt nicht! Cylen? Warum sollte sie. Claire? Nein, sie weiß nichts davon. Soey? Die eben so wenig. Jonny oder Herr Moinsen? Ja, vielleicht! Na ja Jonny nicht, aber Herr Moinsen wusste das ich ihm glaubte und er wusste auch das ich Angst hatte. Also könnte er es gewesen sein, sicher, war er es. Ich glaube wirklich dass er es war, die anderen kamen nicht in frage. Mom und meine Schwester kannten das Schiff ja nicht einmal, oder??? Nein, Mom ganz bestimmt nicht. Sie litt doch an einem Nervenzusammenbruch. Meine Schwester kümmerte sich ausschließlich um Mom, so etwas wie ein Schiff besichtigen tat sie sonst sowieso nicht. Also ich war sicher: Herr Moinsen war der, der mich warnen wollte. Aber jetzt höre ich auf zu schreiben. Dass was ich hier schreibe hört sich an wie aus einem Tagebuch einer Oma. Einer verrückten Oma. Aber davon einmal abgesehen habe ich noch nie Tagebuch geschrieben und habe es eigentlich auch nicht vor. Na ja, vielleicht wenn ich älter bin…

Jetzt, wo ich meine Gedanken nieder geschrieben hatte, fühlte ich mich schon besser. Ich hatte noch nie so viel über meine Gedanken und ernstzunehmende Sorgen geschrieben. Von Tagebüchern hielt ich nun wirklich nichts. Aber vielleicht sollte ich es mal mit ihnen versuchen um meine Probleme loszuwerden. Ich wusste dass ich wie eine Verrückte klang doch diesen Block würde nie jemand finden, geschweige denn lesen. „Lindsay“, ertönte plötzlich eine Stimme. Ich schrak auf. „Ja“.
„Kommst du denn nicht raus, ans Lagerfeuer? Es ist wirklich schön dort. Wir spielen Flaschendrehen. Bitte, komm“, sagte Jonny.
„Kein Interesse“, sagte ich. „Es ist mir zu kalt draußen“.
„Okay“, nickte Jonny, drehte sich gebückt um, und verließ das Zelt.
Plötzlich raschelte es. Schritte. Bestimmt waren es Schritte. Oder doch nicht? Und wenn dann, Schritte von wem? Vielleicht waren es ja auch Tiere. Das Geraschel wurde lauter, ich zog die Decke übers Ohr und trank einen Schluck aus meiner Thermosflasche. Der inzwischen kalte Tee schmeckte bitter und glitzerte Grün-rot im Mondschein. Im bösen, hellen Mondschein. In dem Mondschein der mir Angst machte. Das Rascheln ertönte erneut. Ich fuhr erschrocken zusammen, riss die Augen auf und erstarrte. Vor mir stand jemand…jemand war zu viel gesagt. Es war ein furchtbares Wesen.


Quellen Bild:

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Impressum

Texte: Bild gefunden bei Google
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Mom, weil sie einfach immer für mich da ist.

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