Cover

2 Monate sind vergangen, seitdem Kathi mir alles erzählt hat. Wir trafen uns zwar wieder häufiger, doch es war nicht mehr dasselbe. Kathi war sehr kühl und stark distanziert. Natürlich dachte ich mir, dass es daran liegt, dass sie soviel durchmachen musste. Doch ich konnte nicht verstehen warum es so eine Wirkung auf unsere Freundschaft hatte. Immer wieder versuchte ich auf sie zuzugehen aber sie war wie versteinert. Mach dir nicht zu viele Gedanken, rief ich es mir in den Kopf und setzte mich an meinen Laptop um mich abzulenken.
"Sammy wo bist du?", rief Chris die Treppe hoch, "wir müssen los." Wir waren zum Essen verabredet und ich freute mich sehr endlich wieder hier raus zu kommen. Auf dem Weg zum Chinesen hat Chris mich von der ganzen Situation abgelenkt, indem er mich mit peinlichen Geschichten aus unserer Vergangenheit quälte. Komisch war es schon, denn ich konnte einfach alles fallen lassen und den Abend genießen. Vollgestopft mit Frühlingsrollen, Hähnchen und gebratenen Nudeln fuhren Chris und ich glücklich nach hause. Während wir im Bett lagen und einen Film guckten konnte ich gar nicht richtig entspannen. Chris setzte sich hinter mich und fing an mir den Rücken zu massieren. "Das tut soo gut", schwärmte ich. Er wusste halt immer was ich in schweren Zeiten brauchte und half mir so gut es ging. Seit wir zusammen sind hat er mir bei so manchen Problemen zur Seite gestanden und mich nie fallen lassen. Plötzlich hörte Chris auf und guckte mich an, "Maus, es wird alles wieder gut. Kathi hat eine schwere Zeit hinter sich und ist einfach froh, dass du immer noch zu ihr hälst. Ich kann verstehen, wenn sie nicht viel mit dir redet, ich würde mich nicht anders verhalten." "Du hast ja Recht", sagte ich und ließ mich in seine Arme fallen bis ich irgendwann einschlief.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich unwohl und verschwand bereits nach dem Kaffee. Chris fragte nicht nach, denn er kannte meine Launen mittlerweile in - und auswendig. Als ich zuhause ankam zog ich mir meine Jogginghose an, schnappte mir unseren Schäferhund Ainya und ging mit ihr in den Park um eine Runde zu joggen. Nach einer Stunde begab ich mich vollig erschöpft zu Kathi. Zum Glück war es für sie kein Problem, wenn ich Ainya mitbrachte und wir gingen hoch in ihr Zimmer. "Hast du Lust am Samstag mit mir shoppen zu gehen?", fragte Kathi, so als hätte das Gespräch vor 2 Monaten gar nicht stattgefunden. Ich war glücklich, dass Kathi sich anscheinend von allem erholt hatte und so sagte ich ihr zu. "Du Kay, ich muss jetzt los, nicht das meine Eltern sich Sorgen machen", denn mittlerweile war es schon sehr spät geworden und ich merkte wie Ainya unruhig wurde, da sie wohl Hunger hatte. Ich zog mir meine Jacke über, schaltete den iPod an und sagte Kathi das ich Samstag um 10 bei ihr bin.
Die Woche zog sich extrem langsam hin und ich freute mich, als ich Freitag Abend nach hause kam und das Wochenende vor der Tür stand. Ich fuhr den Laptop hoch und checkte schnell mein Online Banking, um für die große Shoppingtour gewaffnet zu sein. Am Samstag stand ich bereits um 7 Uhr auf, denn die Nacht habe ich sehr unruhig und von schlechten Träumen geplagt geschlafen. So machte ich mich in aller Ruhe fertig und ging um kurz vor 10 zu Kathi. "Guten Morgen Sammy, schön dich zu sehen", empfing mich ihre Mum. "Danke, freut mich auch Sie zu sehen", antwortete ich während ich bereits die Treppe hoch ging. Nach Smalltalk war mir jetzt wirklich nicht, und so verschwand ich auch zügig in Kathis Zimmer. "Oh, da bist du ja schon", staunte Kathi als sie nur in Top und Shorts vor mir stand. "Du weißt doch, ich bin pünktlich auf die Minute", zwinkerte ich ihr zu. Ich setzte mich aufs Bett und rauchte mir eine Zigarette während Kay zwischen ihrem Zimmer und dem Bad hin - und herlief. Es machte immer wieder Spaß ihr zuzusehen, wenn sie noch nicht fertig war und versuchte völlig gelassen voran zu kommen. Kathi war schon immer ein chaotischer Mensch aber das liebte ich so an ihr. Sie checkte noch 3 mal ihr Outfit und dann setzte sie sich zu mir. In ihrem Gesicht konnte ich erkennen, dass irgendwas sie bedrückte aber ich wollte sie nicht drauf ansprechen, denn ich freute mich auf einen schönen Tag unter besten Freundinnen. Es klopfte an der Tür und Kathis Mum kam ins Zimmer. "Katharina, ich möchte das du noch etwas isst bevor ihr fahrt, sonst musst du nächsten Monat wieder einkaufen fahren, weil dir alle deine Jeans zu groß werden." Immer wenn Kathis Mum sie mit ihrem vollen Namen ansprach musste ich kurz überlegen wen sie eigentlich meint, denn außer ihren Eltern nannte keiner sie Katharina. Mir fiel auch auf, dass Kathis Mum Recht hatte. Kathi hatte immer noch starkes Untergewicht und ich hoffte, dass es nur daran lag das sie im Moment wenig isst. "Yo Mum, ich zieh mir gleich noch ein Brötchen rein", antwortete Kathi trocken und haute ihrer Mum die Tür vor der Nase zu. Anschließend drehte sie den Schlüssel um, was mich verwunderte, denn Kathi schloss die Tür nie ab. "Sammy, weißt du noch was ich dir erzählt habe ? Das ich auf einem Entzug bin. Alles lief gut und ich dachte ich schaff es. Doch ich bin auch hier an die falschen Leute geraten und wieder Rückfällig geworden. Und ich will dir das auch nicht antun. Ich will nicht, dass du mich so siehst und denkst was ich für ein Opfer bin. Aber ich kann nicht anders." Sie ging zu ihrem Schreibtisch und holte ein kleines Päckchen mit weißem Pulver als Inhalt raus. Kathi streute etwas davon auf den Schreibtisch, holte so etwas wie ein Röhrchen aus ihrer Handtasche und zog sich das Pulver durch die Nase. Mit Tränen in den Augen guckte sie mich an, "Sammy ich wollte nie das du mich so siehst wie in diesem Moment. Aber ich bin abhängig."Ich stand auf und ging auf sie zu. Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen, "Kay meine Süße, ich werde dir immer helfen, dass weißt du doch. Du musst jetzt stark sein. Wir werden das zusammen durchstehen, ich will dich nicht wieder verlieren." Wir überlegten uns wie es weitergehen soll und machten uns anschließend auf den Weg. Nun konnte ich auch verstehen warum Kathi nicht zunahm. Durch die Drogen hatte sie jegliches Hungergefühl verloren und nichts mehr gegessen. Als ich wieder zuhause war rief ich Chris an und erzählte ihm was passiert ist. Er zögerte nicht lange und sagte, "Schatz ich komme sofort bei dir vorbei. Ich will dich jetzt nicht alleine lassen." Und schon hörte ich das Tuten, welches mir zeigte, dass das Gespräch beendet war. Keine 10 Minuten später ging meine Zimmertür auf und Chris stand mit einem großen Paket Eiscreme vor mir und grinste mich an. "Wir gucken jetzt ein paar Komödien, essen das komplette Eis und bringen dich auf andere Gedanken." "Du bist immer für eine Überraschung gut", sagte ich und nahm ihn in den Arm. Der Abend lief doch besser als ich dachte und Chris blieb über Nacht bei mir.
Ich setzte alles daran, dass Kathi ihren Entzug durchsteht und so traf ich mich jeden Tag mit ihr und begleitete sie auch zur Psychologin. Das es ihr unangenehm war konnte man Kathi ansehen aber ich wollte ihr mit allen Mitteln helfen. Später fuhren Kathi und ich noch nach McDonalds und ich zwang sie wenigstens einen Burger zu essen.
Die Tage und Wochen vergingen und ich sah mit der Zeit, dass es Kathi endlich besser ging. Sie hatte wieder ein paar Kilo zugelegt und war mir gegenüber nicht mehr so verschlossen wie am Anfang. "Ich kapier es einfach nicht, warum du die ganze Scheiße mit mir durch machst", sagte sie. "Man ey Kay, du bist meine beste Freundin. Ich will dich nicht leiden sehen. Zwischen uns wird es nie mehr dasselbe sein, dass weiß ich,aber wenn du deine lebensfrohe Art zurück hast bin ich glücklich." Schmunzelnd kam Kathi auf mich zu und nahm mich in den Arm, "Sammy, du machst mich sprachlos. Jeder andere hätte mich längst aufgegeben. Aber du, du hälst zu mir."
Kathi hat ihren Entzug erfolgreich durchgezogen und ist wieder genau das Mädchen, dass ich kennen gelernt habe. Man kann ihr ansehen, dass sie froh ist das alles hinter sich gebracht zu haben und sie lächelt endlich wieder. Unsere Freundschaft ist wirklich nicht mehr die selbe aber es hat uns stark gemacht. Ich hoffe, dass so etwas nie wieder passiert. Und wenn doch, dann wünsche ich mir, dass Kathi direkt zu mir kommt und weiß, dass sie auf mich zählen kann. Sie ist wirklich meine beste Freundin.

Impressum

Texte: cover by google images story by crazydeluxxe
Tag der Veröffentlichung: 13.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meiner besten Freundin Kathi und all den Menschen die uns unterstützt haben. Danke

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