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"Du bist wirklich meine beste Freundin", mit diesen Worten verabschiedete sich Kathi von mir. In all den Jahren unserer Freundschaft hörte ich diesen Satz immer und immer wieder. Manchmal kam es mir sogar so vor, als wäre es wirklich nur noch ein Satz, der bereits jegliche Bedeutung verloren hat. Doch Kathi bewies mir jedes Mal aufs Neue, dass sie wirklich glücklich war meine Freundin zu sein. Waren wir anfangs nur flüchtige Bekannte, so konnte ich es mittlerweile gar nicht mehr abwarten sie anzurufen und auf den neuesten Stand meines Lebens zu bringen. Wir verbrachten jeden Tag zusammen und hatten außer Unsinn und Spaß nichts anderes im Kopf. Das sich dieses freiheitsliebende Leben mit ihr einmal verändern würde, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Natürlich hatten wir gute und auch schlechte Zeiten. Aber wir fanden immer wieder zueinander, denn beste Freunde bleiben beste Freunde.
Anfang April, kurz vor meinem Geburtstag stand Kathi wie immer mit mir vor dem Kleiderschrank und wir diskutierten lachend über unser Outfit für die große Party. "Ich bin echt froh, dass du mir bei der Auswahl hilfst", sagte ich zu ihr, während sie unter einem Berg von Kleidern, Jeans und Tops verschwand, die ich zu ihr aufs Bett warf. Grinsend schaute sie mich an, "meine Hilfe brauchst du gar nicht, du siehst doch immer gut aus, egal was du an hast". Mit einem schiefen Blick guckte ich zu ihr rüber und präsentierte ihr meine Entscheidung. "Das ist genau das Richtige für dich", sagte sie und half mir die anderen Sachen wieder einzuräumen. Nachdem wir alles verstaut hatten gönnten wir uns jeder eine Zigarette und gingen zum hundertsten Mal alle Details durch. "Kathi, du musst um spätestens halb 9 in der Bar sein, damit alles glatt geht", sagte ich ihr im bestimmenden Ton. "Geht klar Schätzchen. Ich muss jetzt los, habe noch Nachhilfe", sagte sie bevor sie aufsprang, mir hastig ein Küsschen gab und durch die Tür verschwand.
Endlich stand der Abend der Party bevor und ich konnte es kaum noch erwarten heute mal wieder so richtig zu feiern. Alles lief gut und die Gäste amüsierten sich prächtig, bis mir um kurz vor zehn auffiel, dass Kathi immer noch nicht aufgetaucht war. Ich probierte es auf ihrem Handy und auch bei ihr Zuhause, doch ich konnte sie nicht erreichen. Um nicht in völliger Panik durch die Gegend zu rennen, schrieb ich meinem Freund eine Sms, die ihm klar machte, dass er sich nun um den Rest kümmern musste. Chris half mir immer so gut es ging und meisterte auch die Partyorganisation ganz gut. Zufrieden fielen wir spät in der Nacht ins Bett und kuschelten uns aneinander bevor wir beide einschliefen. "Das war ne miese Aktion von Kathi", sagte ich zu Chris, als wir am Frühstückstisch saßen und Kaffee tranken. Er blickte mich mit einem dieser 'ach komm schon' - Blicke an und sagte, "wahrscheinlich hat sie es einfach nicht geschafft dir abzusagen. Reg dich nicht darüber auf. Bestimmt steht sie nachher vor der Tür und bittet um Verzeihung". Das Schöne an Chris war, dass er immer nur das Gute in den Menschen sah. So konnte er mich wenigstens ein bisschen aufmuntern und ich war nicht mehr all zu sauer auf Kathi.
Am Abend hatte ich immer noch nichts von ihr gehört, so beschloss ich klein bei zugeben und sie anzurufen. Wieder nur die Mailbox, so ein Mist, dachte ich mir und schmiss das Handy in die Ecke. Anschließend fuhr ich bei Kathi vorbei um sicher zu gehen, dass es ihr gut geht. Ich klingelte an der Tür, doch niemand öffnete. Das darf nicht wahr sein, schoss es durch meinen Kopf. Sauer und auch enttäuscht machte ich mich auf den Heimweg.
Tag für Tag rief ich Kathi an und Tag für Tag hatte ich immer nur diese dämliche Mailbox an der Strippe. Jedes Mal, wenn ich vor ihrer Tür stand war keiner da. Und so vergingen die Tage, Wochen und Monate.....
"In 2 Tagen ist Weihnachten, Schatz, sei nicht so traurig", sagte Chris zu mir, als ich wieder einmal gedankenverloren auf meinem Bett saß. Ohne den Blick zu erheben sagte ich zu ihm "ich kann das alles nicht verstehen. Warum kann ich sie nicht erreichen? Ich habe sie seit Monaten nicht mehr gesehen". Er nahm mich in den Arm und gab mir zärtlich einen Kuss auf die Stirn, "sie wird sich melden, glaub mir. Sie ist deine beste Freundin und lässt dich nicht im Stich."
Es war ein total kalter, verschneiter Tag als plötzlich mein Handy klingelte und ich vor Schreck fast umgefallen wäre, als ich sah wer mich da grade anrief. Es war Kathi. Hastig ging ich dran und das einzige was ich verstehen konnte war, "um 8 am Stammplatz". Tränen liefen mir übers Gesicht und ich konnte es nicht fassen, dass sie endlich angerufen hat. Ich sagte mein Date mit Chris ab und ging in aller Ruhe noch einmal die letzten Monate durch.
Als Kathi auf mich zu kam war sie nicht mehr die, die ich einmal kannte. Ihr Gesicht war eingefallen und ihre Kleidung schlackerte nur so an ihrem Körper herum. Sie hielt ein wenig Abstand von mir und dann fing sie an. Tränen rannten nur so über ihr Gesicht und ihre Worte überschlugen sich. "Schatz, du bist meine beste Freundin. Ich wollte mich jeden verdammten Tag bei dir melden. Doch es ging nicht. Du hättest es nicht ertragen, mich so zu erleben. Ich hasse mich dafür, dass ich dir nichts gesagt habe und einfach so verschwunden bin. Du sollst wissen was passiert ist. Durch einen blöden One-Night-Stand war ich schwanger. Meine Eltern hätten mir fast den Kopf abgerissen. Sie sind mit mir nach Dänemark gefahren und wollten das ich das Kind abtreibe. Es war schrecklich. Ich fiel in schwere Depressionen und ich hatte keinen der für mich da war. Die Leute die dort für mich so etwas wie Freunde waren haben mich mit Drogen in Verbindung gebracht. Am Anfang war es harmlos, doch es wurde immer schlimmer. Ich konnte das alles nicht mehr ertragen und wollte schon ganz aufgeben. Doch dann dachte ich an dich. Ich konnte dich doch nicht im Stich lassen. So kam es, dass ich mir professionelle Hilfe suchte und zurück nach Deutschland fuhr. Ich werde immer noch professionell betreut und bin dabei einen Entzug zu machen. Und erst jetzt, nach all den Monaten kann ich dir das sagen. Denn ich hatte Angst du würdest es nicht verstehen und mich fallen lassen." "Kathi... Ich würde dich nie fallen lassen. Du bist doch mein kleiner Schatz, meine beste Freundin. Ich werde alles mit dir durchstehen, so wie wir vorher auch alles durchgestanden haben. Bitte, lass mich nie wieder alleine. Ich habe dich so sehr vermisst und musste immer an dich denken. Und glaub mir ich werde dir bei allem helfen, was auf dich zukommt. Verlass dich auf mich. Ich werde immer für dich da sein".
"Du bist wirklich meine beste Freundin", mit diesen Worten verabschiedete sich Kathi von mir.

Impressum

Texte: cover by google images, story by crazydeluxxe
Tag der Veröffentlichung: 13.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meiner besten Freundin Kathi. Ich liebe dich.

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