Das einzige, was ich in dem Moment tun konnte, war ihn anzuschauen. Ich war sprachlos!! Ihn anschauend trat ich ein paar Schritte zurück, drehte mich um und rannte los. Weg von ihm. Weg vom Krankenhaus. Einfach weg von allem. Kaum kam ich daheim an, rannte ich auch schon in mein Zimmer. Schloss die Tür ab und warf mich auf mein Bett. Mein Gesicht in das Kissen vergrabend fing ich an zu weinen. Einfach drauf los. Vergaß alles um mich herum und weinte mich schlussendlich in den Schlaf. Als ich aufwachte, war es schon Nacht. Der Mond schien heller als sonst, wie es mir schien. Langsam setzte ich mich auf und lehnte mit meinem Rücken an die Wand. Die Erinnerungen kamen zurück und ließen mich ausschluchzen. Wie konnte er nur Glauben, dass wir zusammen keine Zukunft haben könnten. Warum glaubt er, dass er sterben würde?? Wunder geschehen und an die glaube ich auch. Abermals aufschluchzend sank ich wieder in mein Bett zurück. Auf ein Wunder hoffend schlief ich wieder ein. Das Wunder, um welches ich gebeten hatte, wurde mir vom Schicksal nicht gewählt. Kurz Zeit nach dieser Nacht starb er.
Als die Ärzte mir mitteilten, dass er tot sei, wollte ich es nicht glauben. Der Schmerz in meiner Brust war viel zu groß und unerträglich. Tage vergingen und ich sprach mit niemandem. Am Tag seiner Beerdigung ging es mir am schlimmsten. Ich drohte zu kollabieren und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Zeit im Krankenhaus verging schnell, war aber auch eine meiner schlimmsten Zeiten. Dort hatte ich das Gefühl ganz nah bei ihm zu sein, was mir einerseits Freude bereitete, aber andererseits beängstigte. Nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus, beschloss ich mein Leben weiterzuleben. Was sich leicht anhörte, war aber in Wirklichkeit sehr schwer. Meine Familie und Freunde unterstützten mich wo sie nur konnten. Gingen mit mir auswärts Essen oder versuchte mich mit anderen Aktivitäten auf andere Gedanken zu bringen. Trotz allem half dies nicht. Ich konnte ihn nicht vergessen. Nicht so! Nicht ohne mich vorher von ihm Verabschiedet zu haben. Dachte ich mir.
Also nahm ich mir vor, sein Grab aufzusuchen und Lebewohl zu sagen. 3 Tage später war es soweit. Ich besuchte sein Grab. Mir kam es so vor, als wüsste Gott, wie es in mir drinnen aussieht, denn es regnete. Als ich an seinem Grab ankam, war ich erst mal sprachlos. Ich konnte nicht Lebewohl sagen. Das spürte ich. Tränen liefen meine Wange hinunter und vermischten sich mit dem Regen. Ich sank auf sein Grab nieder und schlug mit meiner Faust immerzu drauf. Gleichzeitig rief ich: „Warum? Warum nur hast du mich verlassen? Wie konntest du mich allein hier zurück lassen??“ Ich war mir der Kälte, welche vom Grabstein ausging bewusst, nahm aber diese jedoch nicht wahr. Es war, als würden mich meine Gefühle verlassen und nichts außer einer leblosen Hülle zurücklassen. Zusammen gekauert lag ich da und spürte, wie meine Lider schwer wurden und sich schlossen. Nichts oder kaum etwas nahm ich wahr. Ich hörte wie der Regen aufschlug und Schritte, die sich näherten. Ganz sanft umschloss mich eine Wärme und trug mich davon. Arme die mich umschlingen und mich weg trugen. Weg von seinem Grab und weg von ihm. Ich wollte schreien und um mich treten. Wollte sagen, dass ich nicht von ihm gehen möchte. Aber die Kraft, die ich dazu benötigte, hatte ich nicht. Am Rande nahm ich war, wie mein Herz in kleine Splitter zusammen fiel und dort an Ort und Stelle blieben. Unwissend ob diese jemals wieder zusammen geflickt werden können. Vielleicht gibt es hierfür Hoffnung. Vielleicht aber auch nicht!!
Helles Licht durchdrang meine Lider. Da ich aber nicht aufstehen wollte drehte ich mich im Bett um und schlief weiter. Na ja. Das hatte ich vor, aber etwas hielt mich davon ab. Etwas starkes aber zu gleich Weiches und angenehmes. Ich wollt mich drankuscheln, aber als der Geruch dieses Etwas zu mir drang, stoppte ich. Das war ein undefinierbarer Geruch. Denn kannte ich nicht. Oder doch?? Langsam drehte ich mich im Bett um und blickte plötzlich in ein markantes schlafendes Gesicht. Die Brust hob und senkte sich um gleichmäßigen Takt. Plötzlich kamen die Erinnerungen wieder hoch und ich fragte mich schon, seit wann ich hier liegen würde. Mein Herz fing an zu rasen. Schweiß bildete sich und ich bekam Panik. Was wenn dieser Mann ein krimineller war? Was wenn er was Schlimmes mit mir vorhat. Mir schwante nicht gutes. Ich versuchte mich aus dem Griff von dem Klammeraffen (ich nenn ihn mal so, da er wirklich einen Klammergriff hat) zu befreien, was mir nicht gelang. Ich blickte noch mal in sein Gesicht. Er hat schöne lange Wimpern, für die einige Frauen Mord begehen würden. Volle, sinnliche Lippen und einen perfekten Teint. Ich blickte nochmal zu seinen Augen und sah wie er blinzelte und schließlich aufwachte. Er blickte mich erst unergründlich an. Wie lange dieser Blickkontakt hielt, weiß ich nicht. Jedoch unterbrach ich ihn, in dem ich mich räusperte. „Ähm wäre es möglich, deinen Klammergriff zu lösen??“
„Nein!“ antwortet er und blickt mich weiterhin an.
„Und Warum?“ fragte ich lauernd.
„Ich lieg grad schön“ ließ er mich wissen und zog mich plötzlich näher zu sich.
Ich schrie kurz auf und versuchte ihn dabei wegzudrücken, was mir leider missfiel.
Langsam wanderte seine Hand tiefer und gelang in ganz andere Regionen, die für ihn nicht bestimmt waren. Er packte mich kurz am Hinter und kniff zu, worauf ich ihm eine schallende Ohrfeige gab und schnell aus dem Bett hüpfte, aus dem Zimmer rannte und in einen Flur stand. Alles war mir fremd und ich fragte mich wo ich denn sei. Wissend, dass er sich jetzt auf der Suche nach mir machen würde, ging ich den Flur entlang und riss jede Tür auf, die mir in den Weg kam. Hier fand ich ein Badezimmer, da ein weiteres Schlafzimmer, eine Küche und ein Wohnzimmer. Schließ endlich fand ich ein Ankleidezimmer, was sehr geräumig und ausgefüllt war. Bei genauem hinsehen, erkannte ich zu meinem Pech nur Männerkleider. Da ich leider schon Schritte hörte, stibitzte ich mir eine Hose und ein T-Shirt. Zog beides an und war auch schon wieder raus aus dem Zimmer. Auf der Suche nach einer Tür zur Freiheit, gelang ich wieder in die Küche. Dort blieb ich aber versteckt, da ein Rücken mir entgegenblickte. Wie es aussah, suchte er nach etwas, denn er raufte sich die Haare und als er sich plötzlich umdrehte, war es, als würde die Zeit stillstehen. Doch als ich bemerkte, dass er einen Schritt auf mich zu machte, drehte ich mich um und rannte davon. Als ich schon die Tür in Sicht hatte, bemerkte ich, dass seine Schritte näher waren als mir lieb ist und legte einen Zahn zu. Draußen nahm ich einen kleinen Zahn zu und kurz bei einer Abbiegung blieb ich stehen und drehte mich um. Dabei sah ich, wie er sein Gesicht kurz verzog, während er mich ankuckte, sich umdrehte und die Verfolgung wohl aufgab. Er konnte mich wohl schlecht mit nur einer Boxershort bekleidet jagen. Euphorisch gelaunt begab ich mich nach Hause. Dabei fiel mir auf, dass ich nicht mal Schuhe anhatte. Passanten gingen an mir vorbei, lachten und kuckten mich schräg an. Hatte ich den einen überdimensionalen Pickel im Gesicht oder was sonst? Ein Blick in dem Schaufenster einer Boutique reichte, um mir Gewissheit zu verschaffen. Meine Haare standen Bergauf, die Augen Blutunterlaufen und mit Augenringen, die Kleidung hing nur so an schleppen an mir und ließ mich wie einen Landstreicher aussehen. Leider entwischte mir beim Betrachten meinerseits ein Schrei, was dafür sorgte, dass noch mehr Leute sich umdrehten. Zu Hause angekommen ging ich schnell unter die Dusche und ließ erst mal das Wasser nur auf mir rufprasseln. Dabei ging ich wieder den gestrigen Tag durch und fragte mich immer wieder, wie ich in dem Zimmer/Bett von diesem Klammeraffen gelangte. Doch als ich den Tag an mir vorbei wiederholen ließ, kam mir eine Vorahnung, wer er sein könnte. Aber gleichzeitig kam auch die Erinnerung an dem Grabbesuch wieder hoch, was mir wieder die Tränen brachte. Wie lange ich im Bad saß, die Wärme des Wassers spürte und weinte weiß ich nicht. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, als ich aus dem Bad stieg und meinen Körper mit einem Handtuch umhüllte. Anschließend ging ich in mein Zimmer und zog mir etwas Bequemes an. Danach legte ich mich in mein Bett und dachte an den Klammeraffen. Ich bin echt froh, dass ich ihn nie wieder zu Gesicht bekommen werde. Nun ja. Vorerst!
Am nächsten Morgen wachte ich in meinem Bett auf und fühlte mich recht wohl. Ich stand von meinem Bett auf und begab mich in mein Bad. Dort machte ich mich frisch und ging mit einer Jogginghose und einem T-Shirt bekleidet in die Küche. Nahm mir einen Apfel und aß ihn direkt dort auf. Danach zog ich meine Schuhe an und joggte los. Ich glaub es wird Zeit, dass ich anfange etwas über mich zu erzählen. Ich heiße Mina Racota, bin 20 Jahre alt und habe vor 6 Monaten meine Koch-Lehre begonnen. Der Grund, weshalb ich Köchin werden möchte ist, dass ich erstens leidenschaftlich koche und zweitens es ist seit meinem 5 Lebensjahr, als ich das erste mal einen Kochlöffel in der Hand hatte, mein Traum. Mit Kochen verbinde ich sehr vieles. Nun denn weiter zu mir. Ich habe lockige, gewellte braune Haare, die mir bis zu meiner Taile reichen und Haselnuss braune Augen. Ich bin vom Charakter her eher eine ruhige Person, die nicht so schnell in Rage gebracht werden kann, aber wenn doch dann heißt es oft rette sich wer kann. Zu Hause angekommen und fertig von meiner Joggingrunde, gehe ich ins Bad und nehme erst mal eine Dusche. Danach begebe ich mich in die Küche und bereite mir Frühstück vor. Nach dem ich gegessen und aufgeräumt habe, gehe ich in mein Zimmer und ziehe ich an. Da ich heute wieder arbeiten muss, ziehe ich eine Jeans und ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Life is nothing without you“ an. Noch die Haare zurecht machen, Jacke an und raus aus der Wohnung. Ich selbst wohne in einer ruhigen Wohngegend und besitze eine 4 Zimmer Dachwohnung. Mit meinem Motorrad mache ich mich dann auf den weg und stoppe erst, als ich vor dem „Spiecy“ Restaurant bin. Im „Spiecy“ ist schon jetzt, obwohl es erst Mittag ist, recht viel los. Schnell gehe ich in die Umkleidekabine und ziehe mich um. Danach begebe ich mich schon in die Küche, wo mich eine Menge erwartet. Wegen der ganzen Hektik vergaß ich alles um mich herum und war genau in meinem Element. In meiner Pause erfuhr ich von Anita, meine Arbeitskollegin und gleichzeitig Freundin, dass wir wohl einen neuen Küchenchef und einen Inhaber des Restaurants bekommen werden. Beim Kaufvertrag wurde wohl abgemacht, dass der Name des Restaurants blieb und die Arbeiter ihre Stellen nicht verlieren würden. Alle waren insgesamt aus dem Häuschen, da unser jetziger, bisher noch Chef alles schleppend laufen ließ. Da kommt ein sogenannter Tapetenwechsel geradezu recht. Nach der Pause ging alles wieder ihren Lauf und um kurz vor 21 Uhr ging ich mich umziehen. Danach verabschiedete ich mich von allen und begab mich nach Hause. Dort machte ich schnelle eine Ofenpizza heiß und aß diesen vor dem Fernseher auf. Da nichts Spannendes lief, ging ich in mein Zimmer, zog mich um und legte mich in mein Bett. Eine Zeit lang konnte ich nicht einschlafen, da grün-braune Augen mich verfolgten. Ich versuchte diese zu verdrängen, in dem ich meine Augen schloss und bis 10 zählte. Bis welche Zahl ich es schaffte weiß ich nicht, da ich eingenickt bin
Aus Sicht des geheimen Mannes:
Als ich den letzten Karton zuklebte und mich anschließend im Raum umsehe, bin ich eigentlich zufrieden mit mir. Das muss schon ich sagen. Ich mache mich auf den Weg und gehe noch einmal durch die Räume, da heute meine letzte Nacht hier sein wird. Was ich nicht ganz bedauere, da meine neue Wohnung einerseits größer und geräumiger ist und andererseits auch näher an meinem neu erkauften Restaurant liegt. Das Restaurant liegt in einer sehr schönen Gegend. Mein bester Freund Nigel und ich entschieden unser eigenes Geschäft zu öffnen. Er wird sich um alle finanziellen Dinge kümmern und alles was mit Steuerberater und sonst wem zu tun hat. Ich hingegen werde der Chefkoch. Kochen ist meine Leidenschaft. Da das Restaurant einen Vorbesitzer hat, aber dieser sich nicht gut um das Objekt unserer Begierde gekümmert hat, haben Nigel und ich vor mit den Mitarbeitern, also eigentlich unseren Angestellten, eine Renovierung durchzuführen. In meinen Gedanken versunken durchquere, ich mein Wohnzimmer, welches mit überfüllten Kartons belagert ist und gehe in den Flur. Von dort aus, ist mein Ziel mein Schlafzimmer. Nichts ähnelte einem oder gibt ein Anzeichen dafür, dass jemand hier schläft, außer dem Bett, was ich morgen abbauen werde. Während ich auf mein Bett zugehe, kommt mir wieder die Braunhaarige in den Sinn. Ich grübele seit ihrem Ausbruch darum, was ihr Grund war, dass sie im Friedhof auf einen Grabstein zusammen gebrochen ist. Immer noch sehe ich alles klar vor mir, als wäre es gestern gewesen.
Rückblick zum Tag des Geschehens:
Wie jeden Tag, wenn ich mir mal Frei nehmen kann, mache ich mich auf den Weg und besuche meine Mutter. Da mein Vater durch einen Autounfall ums Leben kam, lebt meine Mutter alleine. Auch wenn die Vergangenheit innere Narben ihr gelassen haben, ist sie trotz dessen ein aufgeweckter und menschenliebender Mensch. Jeden empfängt sie mit offenen Armen. Hätte jemand mir gesagt, dass ich an diesem Tag, wo ich meiner Mutter eine Überraschung machen wollte, jemanden kennen lernen würde, dann hätte ich nur gelacht. Doch mir wäre das Lachen im Hals stecken geblieben.
Auf dem Weg zu meiner Mutter wollte ich erst einen Halt am Grab meines Vaters machen. Am Tor des Friedhofes bleibe ich für einen Moment stehen um mich zu sammeln. Als dies der Fall ist, gehe ich rein und begebe mich zum Grab meines Vaters. Dort lege ich Blumen hinab und spreche einige Worte zu ihm. Als ich aufstehe und meinen Blick hebe, blicke ich geradewegs in braune Augen. Diese zeigen mir einen Berg von Schmerz und eine Qual, welches die Person, zu dem die Augen gehören, erdulden musste. Die Augen wenden sich ab und was bleib und durch den wind mir zuwinkt, ist eine Lockenpracht. Aus Neugierde folge ich der Unbekannte und bleibe erst stehen, als auch sie stehen bleibt. Ihre Schultern beben und daraus schlussfolgte ich, dass sie weint. Sie kniet sich hin und schlägt plötzlich mit ihren Händen, die zu Fäusten geballt sind, auf das Grab. Immer und immer wieder. Dunkle Wolken ziehen währenddessen auf und sagen ein Unwetter hervor. Was mit einem leichten Regen anfängt, ist schon nach Sekunden ein Unwetter.
Bildmaterialien: by just.love (ich danke dir viel mals)
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2012
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