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Prolog



1943
Die Zwillinge Heather und Lilith lebten in Deutschland. Sie waren jüdischen Ursprungs was die NS Soldaten veranlasste ihre Eltern zu töten und die beiden Schwestern gefangen zu nehmen. Lilith hatte schon viel gehört von den Versuchen, die die Nazis an Kindern und vorallem an Geschwistern verübten. Nur waren Heather und sie etwas besonderes. Sie waren Zwillinge. Diese besondere Sache veranlasste den Arzt noch extremere Experimente an den damals 16 jährigen jüdischen Mädchen auszuprobieren. Sie bekamen Gift in hohen Konzentrationen, aber niemals so viel, dass sie hätten sterben können. Aber sie gaben es immer nur Heather, denn sie brauchten ja ein gesundes Vergleichsobjekt. Lilith wünschte sich immer, wenn sie die Schreie ihrer Schwester in der Zelle nebenan hörte, man hätte ihr alles gespritzt. Doch auch weiterhin bekam Heather alles. Langsam veränderte sich ihr psychischer Zustand und auch körperlich zeigten sich die Veränderungen durch die Tortur. Ihr früher so hübsches Gesicht war eingefallen, die Augen tief in den Höhlen und die Nase löste sich Stück für Stück auf. Sie war ein Schatten ihrer selbst und bald würden die Ärzte sie nicht mehr gebrauchen können, was vielleicht eine Erlösung für Sie bedeuten würde. Doch es kam anders als Lilith es sich dachte...

Der Anfang



Zwei Jahre in Gefangenschaft....

Die Tage schieden trostlos an Lilith vorüber, während ihre Schwester nur noch Schmerzen wahrnehmen konnte.
Doch sie war guter Dinge, dass das bald alles ein Ende nehmen würde. Für Lilith war der Tod schon lange keine schlechte Lösung mehr, sondern schien für sie die einzige Möglichkeit ihrer Schwester und sich selbst Frieden zu bringen. Es würde auch nicht mehr lange dauern, denn sie hatte vor ein oder zwei Nächten ein Gespräch zwischen dem Arzt und einem Besucher mitbekommen, in dem es um ihre Schwester Heather ging. Sie wollten sie nun endlich erlösen, außerdem hatten sie im gleichen Satz erwähnt, dass sie ein neues Produkt ausprobieren wollten. Um was es sich allerdings handelte, konnte sie nicht mehr verstehen, da die beiden bereits an ihrer Zelle vorbei geschritten waren und sich außerhalb ihrer Hörweite befanden.
In der darauffolgenden Nacht, wachte Lilith unerwartet durch ein leises kratzendes Geräusch auf dem Boden ihrer Zelle auf und sprang von ihrer notdürftigen Schlafstelle auf, auf der sie nun eine Zeitlang grübelnd gelegen hatte, bevor sie eingeschlafen war. Da sie nun stand, konnten sich ihre Augen besser an die Umgebung gewöhnen und sie erkannte eine große Gestalt etwa fünf Meter von ihr entfernt. Die Person kam nun immer näher und Lilith drückte sich ganz fest an die Wand, ihrer ungefähr sechs mal sechs Meter großen Zelle. Auch wenn sie den Tod erhoffte, hatte sie dennoch große Angst was kommen könnte und ob sie starke Schmerzen haben würde. Die Gestalt hatte sie nun ereicht und fasste sie grob am Arm. Ein leises Aufkeuchen kam aus ihrem Mund, während sie aus der offenen Zellentür geschliffen wurde und in einen noch kleineren Raum gebracht wurde, in dem nur ein Stuhl stand, auf dem sie nun festgemacht wurde. Nach dem der Typ, auf den sie durch das spärlich beleuchtete "Zimmer" einen kurzen Blick hatte erhaschen können, den Raum wieder verließ, versuchte sie sich aus den Fesseln zulösen. Doch diese waren einfach zu fest, obwohl sie eigentlich nur noch aus Haut und Knochen, wegen der schlechten Nahrungsrationierung, bestand, schaffte sie es nicht, die Seile von ihren Handgelenken zu schieben. Der große Mann mit den kurzen schwarzen Haaren kam wieder und trug auf seinen Armen eine zierliche Gestalt. Als sie sie erkannte, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf und Tränen schossen ihr in diese. Dieses dünne und kleine etwas, was nun auf den Boden gelegt wurde, war Heather. Ihre geliebte Schwester, die nur wie betäubt liegen blieb und sie anstarrte aber scheinbar nicht erkannte. Sie hatte ihren Zwilling nicht gesehen, gehört schon, aber sie hatte nicht geahnt welches Ausmaß an Qualen sie durchlebt hatte. Ihre braunen Haare hingen strohig am Kopf, wenn sie nicht schon ausgerissen waren. Ihre Kopfhaut war überzogen von Kratzern und einer einzigen Kruste, die sich vom rechten ohr bis zu Höhle erstreckte, welche mal ihr linkes Ohr gewesen war. Sie sah aus wie ein Skelet und auch ihre karamellfarbenden Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Lilith war zu tiefst... schockiert. Ein anders Wort konnte oder wollte ihr in diesem Moment einfach nicht einfallen. Sie starrte eine Weile noch auf ihre Schwester hinunter bis sie Schritte wahrnahm, die vor der von dem großen Mann geschlossen Türe anhielten. Es klopfte zwei mal leise und dann öffnete der Schwarzhaarige und ließ den mir schon bekannten Arzt rein. Dieser schien es eilig zu haben, denn er schaute schnell nochmal auf seine Uhr bevor er eintrat und direkt auf Lilith zuging. "So, da haben wir also unsere Patientin," sagte er mit einer näselnden Stimme, die von seinem Schnurrbart zum größten Teil verschluckt wurde. Er hatte ebenfalls schwarze Haare, jedoch schon eine weitgehende Halbglatze. Die Brille, die er nun aufsetzte, baumelte vorher um einer Kette vor seinem karieren Hemd und der Arztkittel schien ihn zu verschlucken. Lilith wollte gar nicht wissen was der Arzt in der einzigen Spritze bereit hielt, die er nun aus seiner Kitteltasche geholt hatte. "So wollen wir mal anfangen und es möglichst kurz halten." Lilith musste schlucken, doch ihr Mund war so trocken, dass sie nichts hinunter schlucken konnte uns so wartete sie einfach ab. "Ich werde dir, Nummer 3854, nun etwas spritzen, was dich zunächst einschlafen lässt. Was danach mit deinem Körper geschieht, wissen wir noch nicht, doch wir hoffen eine neue Armee mit dem Serum zuerschaffen, die es unserem "Führer" erleichtern wird, eine neue Weltordung herzustellen." Ohne dies näher zu erläutern, überbrückte er die kurze Distanz mit drei Schritten, injezierte ihr die sich farblich ständig verändernde Flüssigkeit und verließ dann mit dem anderen Mann den Raum. Man hörte noch einen Stahlriegel einrasten und dann absolute Stille. Und auch Lilith wurde immer schläfriger, bis sie die Augen nicht mehr offen halten konnte und ihr Kopf sich langsam auf ihre Brust senkte.

Als sie aufwachte, war das erste was sie wahrnahm unglaubliche Schmerzen in ihren Armen und Beinen. Sie fing an zu schreien, doch niemand kam um nach ihr zu sehen. Warum sollte das hier auch jemand tun? Hier wurde jeden Tag geschrien. Tränen liefen ihrer blassen Wange hinab und sammelten sich in einer kleinen Lache zu ihren Füßen. Sie fühlte sich, als ob einzelne Eissplitter durch ihre Adern gejagt wurden und hinterher von einer Hitze verglüht wurden, die sie nicht einmal beim Brand ihrer alten Wohnung wahrgenommen hatte, obwohl sie und ihre Schwester nur knapp hatten enkommen können. Lilith schaute nun zu ihrer Schwester, die noch immer teilnahmslos drein schaute und versuchte sich so gut wie möglich auf etwas anderes zu konzentrieren. Sie schaffte es nicht, denn die Schmerzen schienen noch zuzunehmen. Die Anzahl der einzelnen Eissplitter wurden pro Minute immer mehr und es kam Lilith so vor als ob sie sie zählen konnte. Bis sie ihr Herz erreichten und die Qualen so unerträglich waren, dass nur noch die Bewusstlosigkeit sie hätte retten können, was sie aber nicht tat. Stattdessen raste ihr Herz im Wettlauf mit ihren Schmerzen und wurden schier unmöglich, als plötzlich alles vorbei war und Lilith erleichtern nach vorne sackte, wodurch sie erst bemerkte wie wie sich an den Stuhl gepresst hatte, um den Schmerzen zu entfliehen. Doch etwas war anders. Etwas ganz entscheidenes. Sie öffnete ihre, vor Erleichterung zugefallenen Augen, und nahm einen wunderbaren Duft aus der Richtung ihrer Schwester wahr. Unwilkürlich fletschte sie die Zähne und schaute zu der von ihr begierigen Stelle. Mit einem Ruck waren die Seile zu Boden gefallen und sie stand schon in der nächsten Sekunde vor ihre Schwester. Doch statt stehen zubleiben, kniete sie sich neben sie, legte ihre Lippen auf den Hals von Heather, als ob sie ihr dort ein Kuss geben würde und biss dann in das Fleisch bis zur Hauptschlagader und sog mit gierigen Schlücken.

Der Feind meines Feindes ist mein Freund



Als sie aus ihrem Dilirum erwachte und bemerkte, was sie ihrer Schwester angetan hatte, fing sie an zuschreien. Es war kein Schmerzensschrei im herkömlichen Sinne, sondern er schien tief aus ihrer Seele zukommen. Ihre Seele schrie ebenfalls um Erlösung und gleichzeitig verlangte ihr Verstand nach Erklärungen. Ihre Denkweise hatte sich scheinbar verändert. Sie konnte mehrere Probleme gleichzeitig angehen und doch schienen sie verwirrend. Die Schritte, die nun vom Flur kamen, nahm Lilith sehr wohl war, und dennoch erschrack sie als die Tür knarrend aufging. Sie musste ein jämmerlichen Anblick bieten, wie sie dort auf dem Boden saß, in den Armen ihre tote Zwillingsschwester. Sie wurde ruppig am Arm hochgerissen, woraufhin sie wie wild anfing zu knurren. Die Person ließ sie vor schreck fallen, doch sie landete geschickt auf ihren zwei Beinen. Sie nahm eine Habacht-Stellung ein und ging in die Hocke. Sie hatte währendessen nicht auf gehört zu knurren. "Chef," rief der Mann nun und wollte schon wieder zur Tür hinaus, woran Lilith ihn jedoch hinderte. Obwohl er zwischen ihr und der Tür gestanden hatte, wurde nun die Tür von einer erstaunten und immer noch verwirrten Lilith geschlossen. Der Mann fing unangenehm an zu riechen und sie rümpfte willkürlich die Nase. Im Gesicht des Mannes stand Angst geschrieben und Lilith hätte amliebsten noch etwas mit ihm gespielt und ihn eingeschüchtert. Doch sie musste hier raus und deswegen sollte er erst sterben. Sie ging gemächlich auf ihn zu, woraufhin er immer weiter zurück wich, bis er an der Wand stand. Sie redete gar nicht erst mit ihm sondern riss ihn zu Boden, und biss in seinen Hals. Sie schluckte und schluckte bis die Quelle erloschen war. In der kurzen Zeit war auch sein "Chef" hereingestürmt. Dieser schaute nun bestürtzt zu seinem Untergebenen und dann zu Lilith. "WAS HAST DU MIT IHM GEMACHT?" schrie er sie an. "Ihn getötet," antwortete sie schlicht mit einer gefühlskalten Stimme. Er schaute wieder zu dem Toten und schien angestrengt zu überlegen was er machen sollte, bis plötzlich ein Arm zwischen der halb geschlossenen Tür zu sehen war, die dem Mann eine Spritze in den Hals rammte.
Fast sofort klappte dieser zusammen und blieb regungslos liegen. Erst jetzt hatte sie bemerkt, dass sie seinen Herzschlag hatte hören können, da dieser nun aufhörte. Dem Arm folgte ein Bein und dann ein Kopf mit schönen braunen Haaren und wunderschönen grünen Augen. Der Körper den sie nun betrachten konnte war von einem Kittel verdeckt. Schon wieder ein Arzt der ihr wehtun würde. Unwillkürlich hockte sie sich wieder auf den Boden und knurrte, bis der Mann mit klarer Stimme zu ihr sprach. "Ich weiß das muss alles verwirrend für dich sein, aber ich werde dich hier raus holen. Ich hasse diese Einrichtung hier wahrscheinlich genauso sehr wie du,..." "Das glaub ich kaum," sprach sie ihm dazwischen. "Jedenfalls," ließ er sich nicht beirren "Werde ich dir helfen hier rauszukommen. Die anderen sind bereits weg, nur noch du bist da." Sie sah ihn traurig an und stand dennoch auf, während sie sprach. "Warum sind sie nicht früher dagewesen?" "Nun heute ist Heilig Abend, weswegen nur ein drittel der sonstigen Besatzung hier stationiert ist, wodurch ich weniger Personen schaden musste." Er reichte ihr seine Hand und da viel ihr ein Satz ein den einer der Wachposten mal verwendet hatte `Der Feind meines Feindes ist mein Freund´. Sollte sie diesem fremden Mann trauen? Immerhin hatte er den "Chef" ausgeschaltet. Und wenn sie nicht mit ihm gehen würde, würde sie eh nur wieder eingesperrt werden, was hatte sie also zu verlieren? Immer noch etwas zögerlich ging sie auf ihn zu und drehte sich, als sie die Tür erreicht hatte, nocheinmal um. Ihre Schwester lag in gekrümmter Haltung an der Wand. Es schien als würde sie schlafen, doch Lilith wusste es besser. "Ich werde dich nicht vergessen" sprach sie die letzten Worte an ihre geliebte Heather und drehte sich dann wieder um und lief mit dem Mann schnell aus dem Raum. Er zog sie fast hinter sich her, da ihr ihre Beine so schwer wie Blei vorkamen. "Wie heißen sie eigentlich?" fragte sie den Arzt, der ihr Leben gerettet hatte. Der anstregende Lauf durch die scheinbar endlosen Gänge, langweilte sie etwas. Außerdem versuchte sie sich abzulenken. "Tullio," antwortete er mit stolz in der Stimme "und du?"
"Ich bin Lil... Ähmm ich meinte Nummer 3854," korrigierte sie sich ängstlich. Sie wurde immer bestraft wenn sie ihren wahren Namen nennen wollten, denn für die Nazis waren sie nur Nummern. Er schaute sie an und schüttelte dann den Kopf. Dieses Gespräch führten die zwei während sie dem Ausgang immer näher kamen und schließlich erblickte Lilith nach langer Zeit endlich wieder die Sonne und... Ja was erblickte sie sonst noch? Eine trostlose Einöde, wie sie sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte.

Impressum

Texte: Die Inhalte sind teilweise historisch und teilweise durch mich erfunden oder weiter gesponnen.
Bildmaterialien: Meine Bilder, die ich selbst zusammengestellt habe.
Tag der Veröffentlichung: 27.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

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