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Prolog:


Ich wollte sie töten.
Ich hätte sie töten können.
Sie wollten doch den Tot.
Und doch tat ich es nicht.
Vielleicht hätte ich es tun sollen....


1.


Ich stand gerade auf, als die Sonne aufging. Seit Tagen war ich jetzt nicht mehr bei der Arbeit erschienen. Ich hatte mich krank gemeldet, obwohl ich mich eigentlich sehr gut fühlte. Bis auf die Tatsache, dass jemand mich verfolgte und ich mich nicht mehr raus traute. Eigentlich war es nur so ein Gefühl, aber mein Bauch hatte mich bisher nie betrogen. Meine Freunde Ivana und Julien hatten mich oft besucht, weil ich auch ihnen erzählt hatte, dass es mir nicht so gut ginge. Doch heute würde ich wieder zur Arbeit müssen und aus diesem Grund, stand ich jetzt um sechs Uhr früh vor meinem Spiegel im Badezimmer und machte mir meine blonden Locken zurecht. Ein wenig Rusch auf die Wangen und Wimperntusche auf meine Augen. Schließlich mit meiner Tasche in der Hand, lief ich zu meinem Porsche und stieg ein. Ich hatte mir eigentlich einen Jaguar holen wollen, aber dafür reichte mein Geld nicht aus. Der Porsche war auch nur ein Dienstwagen, weil Selea nicht wollte, dass ich ihre Firma als ungebildete hässliche Schlampe ohne Modegeschmack repräsentierte. Selea war meine Chefin und ich eigentlich nur ihre Sekretärin, aber sie betrachtete mich als das Mädchen für alles und ich musste Sachen machen, die eigentlich gar nichts mit mein Arbeitsbereich zu tun hatten. Aber wie alle in meinem Alter und mit einem nur durchschnittlichen Schulabschluss, standen mir nicht sehr viele Türen offen. Und eigentlich genoss ich es bei Selea. Auch wenn sie mich schrecklich behandeln mochte, hatten mich dort fast alle in ihr Herz geschlossen. Ich war letzte Woche zwanzig geworden und als ich noch kleiner gewesen war, hatte ich mir vor genommen, eine ganz große Party zu schmeißen. Doch jetzt war ich nicht mehr klein und so wurde aus der großen Party, eine kleine mit meinen Freunden. Als ich aus meinem Auto stieg und auf das große Gebäude zu lief, schaute ich mich vorsichtig um. Es war keiner zu sehen. Es war nie einer zu sehen, aber ich wusste trotzdem, dass da jemand war. Mit großen Schritten gelangte ich schnell an die große Drehtür und lief mitten hinein. Wie ich hindurch geschritten war, hörte ich sofort die gehasste Stimme von Selea. "Svea! Svea, wo warst du denn die ganze Zeit? Oh man endlich bist du wieder da. Was stehst du da noch so dumm an der Tür? Komm schon, es wartet jede menge Arbeit auf dich." Sie wollte es nicht zugeben, und doch wusste ich, dass sie die wenigen Tage nicht ohne mich hatte überleben können. Ich würde wahrscheinlich den ganzen Tag, ohne Essen überstehen müssen. Ich atmete einmal laut aus und machte mich dann ans Werk.
***
Wie ich mir schon gedacht hatte, hatte ich die ganze Zeit durcharbeiten müssen. Als ich dann Abends um zwanzig Uhr das Gebäude verlies, achtete ich nicht wirklich auf meine Umgebung. Ich dachte an Salea und Ivana, die dort als Designerin arbeitete. Als Salea so in meinem Alter gewesen war, hatte sie Ivana kennen gelernt, die gerade aus Polen angkommen war, weil sie hier Kunst und Modedesign studieren wollte. Wie der Zufall wollte, gingen sie auf die gleiche Universität und begegneten sich immer mal wieder zwischen den Stunden. Salea´s Vater war damals ein sehr erfolgreicher Modedesigner und arbeitet gerade daran, ein großes Unternehmen auf zu bauen. Was ihm letztendlich auch gelungen war. Doch schon zwei Jahre nach seinem Erfolg, starb er und Salea ging von der Uni, um das Unternehmen weiter zu führen. Sie hatte Ivana gebeten bei ihr als Designerin zu arbeiten, da sie wirklich Talent besaß und auch immer noch besitzt. Sie waren beide jetzt Ende vierzig, und doch freundete ich mich mit Ivana an. Sie war einfach zu nett, und manchmal verstand ich einfach nicht, warum sie mit so einer Ziege wie Salea befreundet war. Doch Salea hatte auch noch andere Freunde, die ich nicht kannte. War ja klar, eigentlich hatte doch jeder Freunde, selbst so eine intolerante Kuh wie Salea. Wie ich bei meinem Wagen angekommen war, bemerkte ich, dass ich wohl meinen Schlüssel auf meinem Schreibtisch vergessen hatte. Ich drehte mich um und erstarrte. War es nicht auf einmal anders? Irgendwie dunkler? Die Dunkelheit schien mich ein zu engen. Mein Atem ging schneller und ich bekam keine Luft mehr. Ich spürte wie mein Herz schmerzhaft gegen meinen Brustkorb schlug. Sollte ich jetzt wirklich zurück gehen? Das beklemmende Gefühl nahm noch zu, als ich daran dachte, dass ich ansonsten laufen müsste und dass das bei der Dunkelheit kein Vergnügen gewesen wäre. Schnell befahl ich meinen Beinen sich zu der Drehtür zu bewegen und stellte verwundert fest, dass sie gehorchten. Wie ich mich im Gebäude befand, musste ich über mich selbst lachen. Mein Atem beruhigte sich wieder, genau so mein Herz. Es schlug nun wieder in regelmäßigen Wellen. Mein Verhalten kam mir total bescheuert vor. Warum hatte ich Angst vor der Dunkelheit? Ich konnte mir jeden Horrorfilm anschauen, ohne vor Angst zu schreien. Bei bestimmten war ich sogar eingeschlafen und jetzt hatte ich im Ernst Angst vor so etwas banalem wie der Dunkelheit. Vielleicht hatte ich zu viele Horrorfilme geguckt. An meinem Arbeitsplatz angekommen, der sich vor Salea´s Tür befand, sah ich sofort meinen Schlüssel dort liegen und schnappte ihn mir. Das Licht in dem Raum vor mir war noch an, und ich war nicht scharf darauf, noch etwas für Salea tun zu müssen. Also schritt ich schnellen Fußes wieder aus der Tür und blieb zum zweiten mal an diesem Tag wie angewurzelt stehen. Doch diesmal war es nicht nur ein Gefühl, sondern jetzt standen mir mindestens zehn dunkel gekleidete Männer gegenüber. Mein Atem stockte und ich wollte mich gerade wieder um drehen und rein rennen, als ich merkte wie mich jemand von hinten packte. Ich wurde gegen starke Arme geschleudert und keuchte erschrocken auf. Ich wollte schreien, doch eine in Leder gehüllte Hand, legte sich auf meinen Mund. Eine Stimme drang an mein Ohr. Eine männliche, rauchige Stimme, die ich als sehr sexy beschreiben hätte, hätte ich jetzt nicht so große Angst vor dem Mann. "Wenn du schreist, werden nur noch mehr Menschen verletzt. Und das willst du doch nicht, nicht wahr?" Es hörte sich an, als würde er lachen. Doch es war kein schönes, freundliches Lachen. Ein kalter Schauer traf meinen Rücken und ich fing an zu zittern. Ich war noch nie überfallen, geschweige denn entführt worden. Wurde ich denn entführt? Der Mann hob mich plötzlich hoch, als ob ich gar kein Gewicht hätte. Wir liefen an einer dunklen Gasse vorbei und plötzlich wurde ich aus den Armen des Mannes gerissen und befand mich auf dem Boden der Gasse wieder. Für einen kurzen Augenblick war meine Sicht verschleiert und ich konnte nur die Umrisse weiterer Männer erkennen, die in schwarz gekleidet waren. Wie sich mein Blick wieder klärte, wünschte ich mir meine kurze Blindheit wieder, denn zwei Männer standen sich gegenüber und knurrten sich wahrlich an. Ich wusste nicht, was die für Zeug nahmen, oder wieso sie sich wie Tiere benahmen, aber eins wusste ich, und zwar, dass ich wirklich Angst haben sollte. Doch das musste ich mir nicht erst ins Gedächtnis rufen, denn die Angst war schon seit der Sekunde, als ich die Männer erblickte, da. Ich wollte mich nicht bewegen, meine Glieder taten mir noch von dem Aufprall auf den harten Betonboden weh, doch meine Angst war größer und so schob ich meinen Körper hinter einer Mülltonne und hielt mir die Augen zu. Erzählte man Kindern nicht, wenn sie Angst hatten, zum Beispiel vor Monstern im Schrank, dass sie sich vorstellen sollten, dass sie weg seien und dass dann alles gut sei? Nun dies versuchte ich nun, und plötzlich hörte ich kein Knurren mehr. Hatte es wirklich funktioniert? Kurz lugte ich hinter der Mülltonne hervor und erstarrte wieder. Meine Augen weiteten sich und nun raste mein Herz förmlich. Sie hatten zwar aufgehört sich an zu knurren, doch jetzt kämpften sie gegen einander. Dabei bewegten sie sich so lautlos, wie Katzen. Ihre Bewegungen erinnerten mich irgendwie auch an Katzen. Große Katzen. So wie Tiger oder vielleicht Löwen. Sie waren geschmeidig und schnell. Die Männer konnte ich nicht von einander unterscheiden, da sie beide schwarz trugen, doch die jeweiligen Gruppen schienen sich gegenseitig zu erkennen, denn gegen manche kämpften und andere mieden sie. Aber mein Blick ruhte auf zwei von denen, die ganz in meiner Nähe gegen einander kämpften. Sie wirkten gleichzeitig stark und doch so unterschiedlich wie Mond und Sonne. Ihre Kräfte schienen weit über die der andern zu liegen. Ich achtete zu sehr auf die beiden, um zu bemerken, wie plötzlich jemand hinter mich trat. Er legte seine Arme um mich und ich schrie vor Schreck auf. Einer der Männer, die vor meinen Augen gekämpft hatten, schaute in meine Richtung. Er sah blass aus. Sehr blass, aber es war so dunkel, dass ich mir nicht sicher war. Während er mich anschaute, stieß der andere Mann ihm ein Messer in den Bauch. Ich versuchte noch einmal zu schreien, während ich gegen die starken Armen um meinen Körper ankämpfte. Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich sah, wie der Körper zu Boden sackte. Vor meinen Augen war jemand gestorben. Nein, nicht gestorben, sondern ermordet. Der Mann nahm keine Kenntnis von den immer noch kämpfenden Anhängern, sondern schritt auf mich zu. Ein Schluchzer entkam meiner Kehle, doch die Hand dämpfte ihn. Wie der Mann mir gegenüber stand, hob er seine Hand und streichelte leicht mein Gesicht. Ich erschauderte, und noch mehr Tränen liefen aus meinen Augen. Sein grausames Lachen, das mich sehr an das vorherige erinnerte, drang aus seiner Kehle. In seinen Augen stand Erheiterung. So wie er sich verhielt, hätte man denken können, dass er so eben nicht einen Mann getötet hatte. Aber ich hatte es mit eigenen Augen gesehen und so zitterte ich nur noch mehr. Seine nun kalten, grauen Augen, blickten verächtlich auf mich hinab. Er sprach kurz mit dem Mann, der mich festhielt, worauf dieser mich sofort los ließ und sich zu den anderen, nun nicht mehr kämpfenden Männern, gesellte. Das bemerkte ich nur neben bei. Meine Augen starrten in die meines Gegenübers. Da er mir so nah stand, konnte ich erkennen, dass er sehr blass war. Aber mehr konnte ich nicht sehen, da er seine Haare und den Rest seines Körpers unter schwarzer Kleidung verborgen hielt. Wie er einen weiteren Schritt auf mich zu machte, und nun direkt vor mir stand, packte mich nun mehr die Angst und so spurtete ich los, ohne ein genaues Ziel zu haben. Doch als ich dann gegen eine Mauer knallte, die ich nicht bemerkt hatte, wurde ich gestoppt. Weit war ich nicht gekommen. Nun lag ich am Boden und schaute auf, nach dem ich mich ein wenig aufgerichtet hatte. "W-Was wollen S-Sie?" rief ich in die Richtung, wo der Typ eben noch gestanden hatte. Er war verschwunden, doch seine Freunde verdeckten immer noch den einzigsten Ausgang, wie ich eben schmerzlichst erfahren hatte. Also sah ich mich um und nahm einen Schatten auf meiner rechten Seite wahr. Schnell drehte ich mich in die Richtung. Ein weiterer Schatten auf meiner linken Seite. Wieder drehte ich mich um und da starrte er mich an. Er musterte mich, mit seinen Augen. Erst mein Gesicht, dann meinen Körper, und blieb schließlich auf meiner Kehle liegen. "Was wollen Sie von mir?" wiederholte ich meine Frage. Das schien ihn aufzurütteln und er sah mir wieder in die Augen. "Svea. Du wirst mit uns kommen. Ob du willst oder nicht. Du hast keine Wahl, außer vielleicht, wie du in unser Quartier gebracht werden möchtest. Entweder du steigst jetzt brav in das Auto, ohne uns Schwierigkeiten zu machen, oder ich werde dich in das Auto verfrachten." Sein Lächeln sollte wohl nett sein, doch es erschreckte mich noch mehr. Total perplex fragte ich : "Woher wissen sie, wie ich heiße?" Sein eben noch großmütiges Lächeln verblasste und er packte mich grob am Arm. Anscheinend hatte er beschlossen, dass die Fragestunde zu Ende sei. Schnell zog er mich zu dem schwarzen Geländewagen herüber, der zuvor noch nicht da gewesen war. Wehmütig warf ich einen Blick auf das große Gebäude, das dunkel vor mir auf der anderen Straßenseite stand. Wie gern würde ich mich jetzt darin befinden und die sonst so verhasste Arbeit für Selea tätigen. Der Typ machte die Tür auf und stieß mich auf den Rücksitz. Links und rechts von mir nahmen zwei, auch in schwarz gekleidete Männer, platz. Somit war ich gezwungen in die Mitte zu rutschen. Der Mann, der mich in den Range Rover geschubst hatte, setzte sich auf den Beifahrersitz und ein weiterer Mann saß auf dem Fahrersitz. Die Tränen, die für einen Moment ihren Fluss eingestellt hatten, liefen nun wieder über mein Gesicht. Schluchzer bauten sich in meiner Kehle auf und wurden durch ein lautes "Hicks" Geräusch ausgestoßen. Nach einigen Sekunden startete der Wagen, worauf ich nun mehr richtig anfing zu heulen. Ich schrie und schlug auf einen Mann, rechts neben mir, ein. Er konnte meine Arme mühelos festhalten, schien aber von meinem Geschrei genervt. Vorne auf dem Beifahrersitz regte sich etwas und ich schaute reflexartig in die Richtung. Zu spät bemerkte ich, wie man mir ein Tuch über Mund und Nase legte, wovon ein eigenartiger, ekeliger Geruch ausging. Sekunden lang atmete ich die Dämpfe ein. Ich vermutete, dass es ein, mit Cloroform getränktes Tuch war, was sich nach ein paar Sekunden bestätigte, da ich zur Seite, auf einen der Männer, sackte und mein Bewusstsein verlor.


2.


Ich schlug meine Augen auf. Zuerst war ich verwirrt, weil ich nichts sehen konnte, doch dann ergriff mich Panik, als ich mich an den vergangenen Abend dachte. Wie spät war es eigentlich? Und vor allem wo befand ich mich? Es roch nach abgestandenem Wasser und irgendwie muffig, wie wenn man einen Raum nicht gelüftet hatte. Außerdem war es kalt. In meiner schwarzen Röhrenjeans und meinem Sweatshirt spürte ich die Kälte um so mehr. Als ich aufstand, um mich ein wenig im Raum um zu sehen, merkte ich nach einigen Metern einen Widerstand an meinem Bein. Als ich einfach weiter lief, legte ich mich der Nase lang auf den Boden. Er fühlte sich schlammig an. In einem Haus konnte ich mich also nicht befinden. Wie ich mich wieder aufgerappelt hatte, fing mein Magen an zu knurren. Ein leichtes Ziehen in meinem Hals, sagte mir auch, dass ich Durst hatte. Was ja auch verständlich war, da ich gestern nichts gegessen hatte. Ab und zu mal etwas getrunken hatte ich schon, aber das war es dann auch schon gewesen. Ich suchte mit den Händen nach etwas auf dem Boden, vielleicht hatten sie, wer auch immer sie waren, auf dem Boden gelegt oder verloren. Aber, da ich nichts sehen und mich auch nicht wirklich bewegen konnte, wegen der schweren Metallkette an meinem Bein, war meine Suche vergebens. Warum war ich denn entführt worden? Was wollten die wohl von mir? Ich hatte nichts falsch gemacht, war nicht einmal bei rot über eine Ampel gefahren. Oder waren sie vielleicht Konkurrenten von Selea? Das würde auch erklären, warum sie mich nach der Arbeit abgefangen hatten. Wenn das der Fall war, was wollten sie dann von mir? Mich frei pressen ? Selea würde nie zustimmen oder? Mein Kopf schmerzte und ich war irgendwie müde, obwohl ich bereits geschlafen hatte, wie lange wusste ich zwar nicht, weil man in dem Raum kein Licht erkennen konnte, aber trotzdem sollte ich nicht müde sein. Der Boden erschien mir schließlich bequemer, als zu stehen, und was mit meinen Sachen geschah, war mir jetzt wirklich egal. Was die anderen jetzt wohl machten? Wenn es morgens war, würde sich Selea wahrscheinlich darüber aufregen, dass ich mal wieder nicht kommen würde. Vielleicht würde sie mich auf mein Handy anrufen. Ein Gedankenblitz schoss durch meinen Geist. Hoffnung regte sich in mir, als ich meine Hand in meine Hosentasche gleiten ließ. Erst in die eine, dann in die andere. Sie waren leer. Wahrscheinlich hatten sie es mir abgenommen oder ich hatte es mal wieder verloren. Ich verlor oft etwas, oder verlegte manches, wusste dann aber nicht mehr, wo ich es hin gelegt hatte. Über meine Schusseligkeit musste ich eigentlich immer Lachen, aber jetzt kamen mir Tränen. Ich robbte in die Richtung, in der ich eine Wand vermutete und lehnte mich an sie. Weitere Tränen liefen lautlos über mein Gesicht und verursachten eine kleine Pfütze zu meinen Füßen.
Sofort, wie ich ein Geräusch vernahm, hob ich meinen Kopf. Es hörte sich an, wie wenn eine Tür im Horrorfilm aufgemacht wurde, wo dann einer hinter stand, der dich im nächsten Moment tötete. Mein Zittern wurde stärker und stärker. Bis ich eine Gestalt sehen konnte, die sich jetzt durch die geöffnete Tür stahl. Kein Lichtkegel drang hindurch, und die Tür wurde sofort wieder geschlossen, wie die Gestalt den Raum betreten hatte. Ich hatte noch mehr Angst, fast so große wie gestern Abend, da ich die Gestalt nicht sehen, geschweige denn ausmachen konnte. Als mir dann etwas über mein Gesicht streichelte, zuckte ich zusammen und schrie überrascht auf. Als dann auf einmal ein Licht entzündet wurde, konnte ich einen Mann, ungefähr dreißig Zentimeter von mir entfernt stehen sehen. Noch einmal stieß ich einen leisen Schrei aus. Er betrachtete mich mit schwarzen Augen, einen nachdenklichen Blick in ihnen. „Du sollst es sein? Die eine?“ Eine? Was schwafelte der da? Aber eins musste ich zugeben, der Typ sah verdammt heiß aus. Wie der Mensch gewordene Sex. Unter seinem schwarzen, enganliegendem Pulli sah man die Muskeln, die sich unbewusst dehnten und zusammen zogen. Auch an seinen Beinen, schien kein Gramm Fett zu viel zu sein, und wenn ich mich nicht in dieser komischen `Ha ha lustig´ Situation befunden hätte, hätte mir diese sexy Stimme wahrscheinlich irgendwelche unanständigen Dinge ins Ohr geflüstert. Doch da ich mich in einem Keller befand, wie ich jetzt vermutete, da eine steinerne Treppe zu einer braunen, alten Holztür führte, und an einer Wand, welche auch aus hartem Stein bestand, gefesselt war, verwirrten mich die Worte des Mannes. „Wer soll ich denn sein?“ fragte ich verwirrt. „Sie haben die Falsche, ich bin nicht Selea und sie wird mich auch nicht frei pressen lassen, dazu ist sie viel zu sehr eine Bitch!“ schrie ich den Mann an. Dieser zuckte nicht mal mit der Wimper, antwortete aber auch nicht auf meine Frage, drehte sich um und stellte sich etwas weiter von mir entfernt wieder in meine Richtung blickend hin. Ich sprang auf und rannte auf den Mann zu. Unbewusst, versteht sich, da ich nicht wusste, was ich machen wollte. Doch wie ich bei ihm angelangt war, holte ich mit der Faust aus, die unaufhaltsam auf sein tolles Gesicht zu flog. Im letzten Moment fing er sie einfach ab, so als würde er eine lästige Fliege vertreiben. Er hielt sie im festen Griff und übte ein wenig Druck auf sie aus. Ich schrie vor Schmerz auf und ging in die Knie, da er meinen Arm anfing zu verdrehen. Tränen traten in meine Augen und mir wurde schlecht. „Bitte,“ jammerte ich unaufhaltsam. Er ließ mich los, und mein Körper schlug mit dem Kopf vor raus auf den Boden.
„Ich glaube ja auch, dass Valentin sich die Falsche geschnappt hat, er aber ist überzeugt von dir. Du musst wissen, dass er von der Einen besessen ist. Wenn sich heraus stellt, dass du sie nicht bist, wird er sich deiner entledigen. Du hast einfach zu viel gesehen, warst einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, wie ihr sagen würdet.“ „V-Valentin?“ Wieso hörte ich mich so verdammt ängstlich an? Oh, ich weiß, weil der Typ gerade erwähnt hatte, dass mich dieser Valentin wahrscheinlich bald töten würde. „Der Mann, der dich hergebracht hat.“ sagte er einfach nur. „Das war Valentin? U-und...“ Der Mut, der mich für vielleicht eine Sekunde ergriffen hatte, war auch schnell wieder verschwunden. „Was?“ fragte der Typ, mir gegenüber. Er schüchterte mich ein, und so antwortete ich nicht. Plötzlich bemerkte ich, dass ich noch immer auf dem Boden lag, also rappelte ich mich hoch, lief wieder zu der Stelle, wo ich gesessen hatte, bevor ich einen wild fremden Mann angesprungen hatte, und ließ mich im Schneidersitz fallen. Wieder trat er zu mir hin, kniete sich nieder und schaute mir in die Augen. Sein Blick war so heiß, er hätte Stahl schmelzen können. Seine Lippen, die nicht weit entfernt von meinen waren, bebten, als er mich mit seinem Blick gefesselt hielt. Ohne es zu wollen, legte ich meine auf seine, wie sie aufgehört hatten zu beben. Seine Hand, legte er auf meinen Hals und ließ seine Zunge in meinem Mund gleiten. Sachte strich er mit seinen Fingern über meinen Rücken, und wieder zurück. Ich schauderte, während er mit meiner Zunge spielte. Als er sich von mir löste, schaute er mir weiterhin tief in die Augen und wie gerade, bebten seine Lippen. Wie er mich nicht mehr anschaute, war es, als hätte mir jemand einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet, oder als ob ich gerade auf wachen würde. Geschockt, von dem, was ich eben getan hatte, drückte ich mich an die Wand und versuchte so viel Abstand zu ihm zu gewinnen, wie es eben möglich war. In seinen Augen stand Erheiterung und seine Lippen wurden von einem bösartigen Grinsen umspielt. „Nettes Spielzeug,“ murmelte er vor sich hin. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß anlief und ich rot wurde. Sein Blick haftete nun auf meinem Hals. „Und sie riecht auch noch so gut,“ meinte er. Ich verstand das alles nicht. Die Angst, die bei meinem überstürzten Kuss verschwunden war, kehrte nun doppelt so stark zurück. Ein Wimmern konnte ich mir nicht verkneifen. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn Valentin mit dir fertig ist, und verstanden hat, dass du, wie wir beide ja eben gesehen haben, nicht die Eine bist, wird er dich vielleicht mir überlassen. Ich würde dich auf jeden Fall überleben lassen...“ Anscheinend dachte er kurz nach, und fügte zu seinen Worten noch etwas hinzu. „Vielleicht solltest du doch Angst haben.“ Ich schrie auf und versuchte noch weiter weg zu kommen, von ihm, diesen Mann, wurde aber von der schweren Kette an meinem Bein daran gehindert. „Hast du Hunger?“ wechselte er das Thema, als ob gar nichts geschehen war. Ich hatte wirklich Hunger und auch Durst, aber ich wollte ihm keine Schwäche zeigen, also schüttelte ich den Kopf. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. „Wirklich nicht?“ Wieder schüttelte ich meinen Kopf. „Nun ich werde dir etwas hier herein stellen, und wenn du dann Hunger hast, und du hast Hunger und Durst, kannst du dir es nehmen.“ Als hätte ich einen Witz verpasst, fing er an zu lachen. Kurz und hart, klang es in dem Raum nach. Er schritt die Treppe hinauf und kam mit einem Tablett wieder. Nach dem er es etwas weiter in der Mitte des Raumes gestellt hatte, ging er wieder, schaltete das Licht aus und mit einem letzten Lachen war er verschwunden.



3.


Ich starrte die ganze Zeit zu dem Essen herüber. Sehen konnte ich es zwar nicht, aber ich wusste ja, wo er es abgestellt hatte. Innerlich fochte ich einen Kampf aus. Magen gegen Stolz. Bisher hatte der Stolz gesiegt, aber ich fragte mich, wie lange ich noch durch halten konnte. Meine Kräfte schwanden, somit auch die Möglichkeit vielleicht hier zu entkommen. Mein Verstand schloss sich meinem Magen an und versuchte vernünftig mit mir zu reden. Schließlich schluckte ich meinen Stolz herunter und stand auf. Ich lief zu der Stelle und kniete mich hin. Als ich versuchte an das Tablette zu kommen, das genau vor mir stand, hinderte mich mein Bein, oder besser gesagt die Kette an meinem Bein daran. Somit war ich gezwungen, mich auf den Boden zu legen, und mich so lang zu machen, wie es ging. Meine Finger berührten das Tablette nur an einer Kante. Die darauf folgenden Versuche, mich noch größer zu machen, endeten, als ich ein Knacken von meiner rechten Seite vernahm. An das Tablette wäre ich eh nicht dran gekommen, redete ich mir ein. Mein Magen versuchte sich, da es nichts bekommen würde, selbst zu verdauen. Deshalb hatte der Typ eben so gelacht. Er hatte das Tablette absichtlich so weit von mir weggestellt. Anscheinend fand er es lustig, mich leiden zu sehen. Da ich nichts weiter machen konnte, krabbelte ich wieder zu meinem ursprünglichen Platz zurück. Dort lehnte ich meinen Kopf an die Wand, doch an Schlaf war im Moment nicht zu denken, da mein Magen zu sehr weh tat.

Ich befand mich in einer Art Bewegungslosigkeit, als zwei geschätzten Tagen, nach dem ersten Besuch, wieder jemand durch die Tür trat. Ich achtete nicht darauf, da mein Magen immer noch weh tat, meine Kehle sich anfühlte wie die Sahara im Sommer und mein ganzer Körper starr gefroren war. Die Bewegungslosigkeit half mir dabei, überhaupt noch bei Bewusstsein zu bleiben. Als das helle Licht auf meine empfindlichen Augen traf, bewegte ich mich sogar sehr schnell, indem ich mir meine Hände vor die Augen schlug. Was wollten sie so plötzlich wieder vom mir? Es war doch nicht zu übersehen, dass sie mich anscheinend vergessen hatten. Oder sie hatten mich extra so lange schmoren lassen, um mich meiner Kräfte zu rauben. Wieso, wusste ich zwar nicht, da sie sowie so schon stärker gewesen waren, als ich, aber die Erklärung war besser als keine. Vielleicht würden sie mir gleich eine Bessere liefern. „Svea,“ ertönte eine Stimme von der Treppe her. Ich ließ meine Hände fallen, die mir zu schwer geworden waren, und blinzelte durch meine Augen zu der Treppe hinauf. Meine aufgeplatzten Lippen formten ein Wort und brachten es ganz leise heraus „Durst“. Jemand muss es gehört haben, denn plötzlich konnte ich ein Lachen vernehmen, das aus der Richtung gekommen war. Ich wiederholte immer nur dieses eine Wort und senkte wieder meine Lider. Die Dunkelheit umgab mich schützend und langsam nahm der Schmerz ab, der mich zuvor gefesselt hatte. Doch ich konnte nicht dort bleiben. Ich musste Leben. An die Schmerzen klammernd, vernahm ich Schritte, die auf mich zu kamen. Es waren mehr als zwei. Vielleicht vier oder sechs. Die Dunkelheit ließ mich immer noch nicht los, aber ich wurde auch nicht weiter hinein gezerrt. Als ich etwas Kaltes fühlte, das mir meine Kehle hinunter lief, fing ich an zu schlucken. Mein Mund wollte mehr, mein Körper kam langsam wieder in meine Reichweite und schließlich konnte ich meinen Arm heben, um das Glas, das mir jemand an die Lippen hielt, zu nehmen und es nahe zu auf einen Schluck auszutrinken. Natürlich verschluckte ich mich sofort und fing heftig an zu husten, doch das war mir jetzt egal, ich musste mehr haben. „Durst,“ wiederholte ich noch einmal. Das leichte, leere Glas wurde mir aus der Hand genommen und durch ein volles, schweres ersetzt. Wieder setzte ich es an meine Lippen, diesmal darauf bedacht, nicht all zu hastig zu trinken. Ich genoss, wie die Kälte sich in meinem Inneren ausbreitete und meine Kehle stillte. Wie auch das zweite Glas geleert war, schlug ich meine Augen auf. Mir gegenüber stand eine hübsche Frau, die wahrscheinlich nur zehn Jahre oder so älter war als ich. Sie hatte braune Augen, eine Latina farbende Haut und auch braunes Haar. Sie trug ein rotes Kleid, das perfekt zu ihrem Teint passte. In ihrer Hand hatte sie eine Glaskaraffe mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. „Danke,“ sagte ich, als mir klar wurde, dass sie mir die rettende Flüssigkeit gegeben hatte. Sie nickte nur und wurde von einem der Männer, die hinter ihr standen, aufgefordert wieder zu gehen. Erst jetzt erkannte ich sie, da sie nun näher zu mir hin traten. Es waren Valentin und der Mann, vom letzten Mal. Ich dachte, dass derjenige, der gerade gelacht hatte, der andere Mann gewesen war, da er mich ja hatte Hungern und Dursten lassen. Wut und Angst krachten in mir aufeinander und als Valentin anfing zu sprechen, gewann doch die Angst die Oberhand. „Lew. Du sagtest, dass du ihr Essen gebracht hattest,“ meinte Valentin Kopfschüttelnd. „Hab ich doch, Herr,“ entgegnete Lew, mit ausgestrecktem Arm auf das Tablette. „Was kann ich denn dafür, wenn sie nicht dran kommt oder einfach nichts essen will?“ fragte er rhetorisch. Ich starrte ihn nur an, und Valentin wiederum nur mich. Hatte er gerade wirklich “Herr“ gesagt? Oh man, ich wurde verrückt. Das war die einzigste, vernünftige Erklärung. Wer nannte im Einundzwanzigsten Jahrhundert noch jemanden “Herr“? Unter dem Blick Valentin´s wurde ich ganz kribbelig, und da jetzt keiner mehr von beiden redete, hatte ich keinen Vorwand mehr, ihn nicht anzustarren. Er sah sogar noch besser aus als Lew. Seine Gesichtszüge waren männlicher, härter, die von Lew waren irgendwie noch nicht so ausgeprägt. Valentin´s Lippen waren blutrot, dunkler, als meine oder irgendeines anderen Menschen´s. Wahrscheinlich floss dort mehr Blut durch, als bei mir. Wenn ich sie berühren würde, mit meinen Fingern oder mit meinen Lippen, würden sie sich weich anfühlen. „Nun,“ bewegten sie sich nun. Ich konnte nur auf seine Lippen achten, es war, als wäre der Rest seines Körpers nicht mehr vorhanden. „Wollen wir sie mal testen. Wenn sie widerstehen kann, ist sie die Eine, da die Eine schon als Mensch einen starken Willen besitzen muss. Wenn ich allerdings eine nette Nacht mit ihr haben werde, bekommst du ein weiteres Spielzeug, Lew. Dann kannst du mit ihr machen, was immer dir beliebt.“ Was redete er da? Aus seinen Worten konnte ich keinen richtigen Sinn erkennen. Sie wollten mich testen? Konnte ich denn bestehen? Seine Lippen lenkten mich einfach so verdammt von den wesentlichen Dingen, in dem Moment, ab. Ich musste seine Worte begreifen, aber mein Gehirn fühlte sich wie Wackelpudding an. Das Lachen und die Antwort von Lew, hörte ich wie durch Watte durch. „Dann habe ich keine Bedenken, da sie schon bei mir schwach geworden ist. Du hast eine viel stärkere Anziehung. Ich werde dann mal wieder nach oben gehen, und mir einen Drink genehmigen. Viel Spaß.“ Wie er durch die Tür verschwunden war, lehnte sich Valentin vor und ließ sich auf die Knie nieder, genau wie Lew, zwei Tage zuvor. Meine Augen blickten immer noch auf seine Lippen, doch er zwang mich, ihm in seine Augen zu schauen, in dem er meinen Kiefer in seine Hand nahm und zu drückte. Tränen traten mir in die Augen, aber in seinen stand nur Unbarmherzigkeit und keinerlei Mitgefühl, selbst als er folgende Worte aussprach „Ich hoffe für dich, dass du die Eine bist, denn du willst nicht als Spielzeug von Lew enden. Spielchen zu spielen, ist nur eine seiner Passionen.“ „W-wie kann i-ich es d-denn sch-schaffen, d-den T-test zu b-bestehen?“ brachte ich zwischen meinen, fast berstendem Kiefer, stotternd hervor. „Naja. Es gibt nichts, außer deinem, hoffentlich starkem Widerstand und meinen Kräften. Du musst mir nur widerstehen.“ „Und d-dann b-bin ich f-frei?“ „Nun ja, so etwas in der Art. Auf jeden Fall wirst du dann nicht als Lew´s Spielzeug enden.“ meinte er. „O-okay. Können,- können wir an-anfangen?“ „Natürlich. Wann immer du willst,“ lachte er. Sein Lachen, es war so grausam. Lew und Valentin lachten beide so grässlich. Wieso dachte ich jetzt an so etwas? ´Ok, beruhigen, tief durch atmen, und auf sehen.´ Seine Augen, zogen mich in eine nie gekannte Tiefe, sofort, nach dem ich aufgeblickt hatte.
Wie in Trance, fing ich wiederholt an einen fremden Mann an zu küssen. Seine Lippen waren genau so heiß auf meinen, wie ich es vermutet hatte. Er flüsterte etwas, doch in meinem verwirrten Zustand, konnte ich nicht verstehen, was er sagte. Alles, was wichtig war, war sein Mund, sein Körper, sein Geruch. Ich sog ihn genussvoll ein, als er mir mein Sweatshirt über den Kopf zog. Jetzt saß ich nur noch in meinem schwarzen spitzen BH vor ihm. Doch anstatt mich in einer Ecke zu verkrümeln, streckte ich ihm meinen Busen entgegen. Seine Küsse wanderten von meinen Lippen, zu meinem Hals, bis hin zu meinem Bauch, wo er ganz leicht mit seinen Zähnen in meine Haut biss. Ein Schauder überlief mich und ich lehnte mich ganz nah an die Wand. Bevor er mir die Hose anfing aufzumachen, blickte er mir noch einmal tief in die Augen. Mein Verstand löste sich nun vollends auf, und ich konnte es nicht erwarten, bis er mir meine Jeans ausgezogen hatte, also übernahm ich das für ihn. Aus ihr heraus zu schlüpfen, ging ziemlich leicht, doch als ich nun nur noch in Unterwäsche vor ihm stand, fing ich an zu zittern, wegen der Kälte. Er stand auf und zog mich mit sich. Dabei berührte ich, ganz aus versehen, seinen Schritt und grinste ihn teuflisch an, als er scharf die Luft einatmete. Noch bevor er etwas mit mir tun konnte, fing ich an, seinen Reißverschluss zu öffnen, und seinem kleinen Freund die Freiheit zu schenken. Naja, klein war er ja nicht gerade. Wieder holte er tief Luft, als ob er sich beherrschen müsste. Doch ich wollte das genaue Gegenteil und deshalb fing ich an ihn mit meinen Händen zu massieren. Sein Stöhnen, war mir Bestätigung genug, und so ließ ich mich auf die Knie nieder, um ihn in meinen Mund zu nehmen. Ein weiteres Stöhnen. Seine Muskeln spannten sich an, wie Pfeiler aus Stahl. Er war anscheinend immer noch nicht bereit, aufzugeben. Ich sog ihn ganz tief in meinen Mund und misshandelte ihn ganz leicht mit meinen Zähnen. Sein Schwanz schmeckte salzig und war so heiß, wie Feuer. Als er ihn mir entzog, war ich ein wenig enttäuscht, doch da kniete er sich schon nieder und zog mir meinen BH aus. Seine Lippen drängten sich auf meine. Er war kurz davor, endlich aufzugeben. Ich, im Gegenteil, hatte mich ihm ganz überlassen. Seine Hände massierten meine Brüste, so, wie ich kurz zuvor seinen Schwanz massiert hatte. Meine Nippel wurden hart und er knurrte zufrieden. Seine Hände ließ er tiefer gleiten, bis er eine unter meine Unterhose schob und immer weiter hinab gleiten ließ, bis zu dem Gekräusel zwischen meinen Beinen. Einen Finger ließ er in mich hinein gleiten und mein Rücken bog sich durch, wie der Körper einer Marionette. Ich konnte ein lautes Aufstöhnen nicht unterdrücken, und wollte es auch gar nicht. Sollte er doch wissen, wie sehr ich ihn begehrte. Sein Finger glitt in steigerndem Tempo hinein und wieder hinaus, bis mich ein Beben, bis in mein Innerstes erschütterte. Wie die Nachbeben verschwunden waren, kam er wieder zu mir hoch und küsste mich auf den Mund. Seine Hände ließ er rastlos über meine Brüste gleiten und sein Schwanz, drückte sich fordernd gegen meine Schenkel. Ich setzte mich auf den Boden, den Rücken an die Wand gedrückt, und öffnete meine Beine für ihn. Die Lust, und das Verlangen, ihn in mir zu spüren, wuchs bis ins Unendliche. Als er mir endlich den ersehnten Gnaden stoß zu teil werden ließ, glaubte ich mich nie wieder komplett zu fühlen. Er schien mit mir zu verschmelzen. Zwei Personen in einer. Als er sich wieder zurück zog, um im nächsten Moment noch härter zu zu stoßen, spürte ich einen kurzen Schmerz an meinem Hals. Ein leises Aufkeuchen, konnte ich nicht unterdrücken, doch als ich spürte, wie seine Zunge über meinen Hals fuhr, nahm meine Lust noch mehr zu. Der Höhepunkt breitete sich in meinem Magen aus und als ich kam, wurde mir schwindelig und ich sagte zur Seite weg. Bevor mein Bewusstsein jedoch ganz schwand, spürte ich noch, wie er sich von mir zurück zog, sich seine Sachen schnappte und die Treppe hoch verschwand.


4.


Ich schreckte hoch, wie aus einem Albtraum. Zumindest hoffte ich, dass es ein Albtraum gewesen war, doch als ich mich umblickte und eigentlich mein Schlafzimmer erwartete, erblickte ich die Dunkelheit des Kellers. Mein ganzer Nacken war von dem unbequemen Liegen ganz steif geworden. Mir schwindelte immer noch ein wenig, als ich mich aus der sitzend, liegenden Position aufrichtete. Mein Magen beschwerte sich lautstark, dass er etwas haben wollte, das er verdauen konnte. Sie hatten mir doch wirklich immer noch nichts gebracht. Oder hatten sie doch? Vielleicht hatte ich es nicht bemerkt. Meinem Magen war es jedenfalls egal, was er bekommen würde. Wenn sie mir wirklich nichts gebracht hatten, würde ich mich sogar dazu durch ringen ein wenig Erde aus dem Boden zu buddeln und diese zu essen. Ich hoffte wirklich, dass ich das nicht über mich bringen musste. Meine Beine sackten weg, wie ich aufstand, um auf dem Boden nach dem Tablette zu suchen. Doch ich blieb nicht einfach liegen und wartete bis der Schwindel, der mich überkam, nicht mehr da war, sondern kniete mich auf alle Viere nieder und suchte mit meinen Händen blind herum. Etwas hartes stieß gegen meinen Arm. Hoffnung, machte sich in meinem Geist breit, und tatsächlich sie hatten das Tablette so hingestellt, dass ich ohne große Mühe dran kam. Ich nahm es in meine zitternden Hände und versuchte es heil zu der Stelle zu bringen, die ich mittlerweile als meine kleine Ecke betrachtete. Vorsichtig stellte ich es ab, ließ mich auf meinen Hintern fallen und untersuchte das Tablette mit meinen Händen. Es war nach meinem Gefühl nach, zwei Stücke Brot drauf, ein oder auch zwei Stücke Fleisch, ein Glas, ein Karaffe mit Wasser und Kartoffeln. Gierig langte ich erst einmal nach dem, was sich für mich wie ein Brot angefühlt hatte. Es schmeckte ein wenig alt, aber bestimmt besser als die Erde. Nach dem ich meinen ersten Hunger mit dem Brot gestillt hatte, folgten zwei Kartoffeln und ein Stück Fleisch. Ich wusste ja nicht, wann sie mir wieder etwas zu Essen bringen würden, also bewahrte ich mir lieber etwas für später auf, auch wenn es mir sehr, sehr schwer fiel. Den komischen Geschmack und die Fäden zwischen meinen Zähnen, wusch ich mit einem Schluck Wasser weg. Zumindest schmeckte dieses frisch. Ich stellte alles in meine Nähe wieder ab, um nachher noch einmal etwas davon zu essen. Nach dem ich mich diesmal auf meinen Bauch gelegt hatte, bemerkte ich, dass ich Klamotten an hatte, und erinnerte mich schlagartig an letzte Nacht. Was hatte ich getan? Wieso hatte ich es getan? Ich mein, sein Körper hatte sich wirklich toll angefühlt, aber ich war doch sonst eigentlich nicht so. Prüde war ich zwar auch nicht, aber anscheinend hatte ich wohl meine strengste Regel gebrochen, niemals mit einem fremden Mann zu schlafen. Ok, ich hatte dumm, sehr dumm gehandelt, aber was würde das schon für Konsequenzen haben? Angst schlug in meinen Magen ein, wie eine eiserne Faust. Wage erinnerte ich mich an Worte, die Lew gesagt hatte. Irgendetwas von `Nettem Spielzeug´ oder so. Und hatte mich Valentin nicht gewarnt, seinen Test besser zu bestehen? Hatte der Test überhaupt statt gefunden? Ein Gefühl machte sich in mir breit, wie wenn man aufwachte und bemerkte, dass man am Abend zuvor zu viel getrunken hatte, also einen Kater bekam. Nur der Unterschied war, das ich gar nichts getrunken hatte. Wie sollte ich auch, ich war ja zu beschäftigt gewesen. Ein kurzer Blitz zuckte vor meinen Augen auf, wie eine Kurzaufnahme, und zeigte das Bild, wie ich Valentin einen blies. Mit flammend roten Wangen sehnte ich mich, wie noch nie, zu Selea. Und Ivana und Julien. Da ich nichts anderes zu tun hatte, fing ich an, über Julien nach zu denken. Er war mein bester Freund und wir kannten uns schon seit der Highschool. Er hatte mir in der schwersten Phase meines Lebens beigestanden. Vor einigen Wochen, hatte ich nämlich noch bei meinen Eltern gewohnt. Sie hatten ein altes, sehr teures Herrenhaus, und benahmen sich dem entsprechend. Meine Mutter war Vorsitzende, irgendeines Highsociety Vereins und mein Vater ging regelmäßig zum Golf und traf sich mit irgendwelchen zwielichtigen Typen. Meiner Mutter war es egal, womit mein Dad das Geld verdiente, solange die anderen Mitglieder ihres Vereins sie nur weiterhin achteten und sie weiterhin vor ihnen angeben konnte, mit Schmuck oder teuren Geschenken. Ich musste immer Kleider tragen, gute Noten haben und immer ein braves Mädchen sein. Schade nur, dass ich das nicht geschafft hatte, oder eher doch nicht schade, sonst würde ich jetzt immer noch dort fest sitzen. Das Fass zum überlaufen hatte gebracht, als meine Mutter in unserem Garten ein Barbeque veranstaltet hatte und ich einer Dame, aus ihrem Verein, voll auf ihr ach so tolles Kleid gekotzt hatte. Zu meiner Verteidigung war zu sagen, dass das Kleid echt hässlich gewesen war und der Kaviar wie vollgekotzte Katzen pisse geschmeckt hatte. Meine Lehre daraus war, ziehe niemals hässliche Kleider an, wenn Kaviar serviert wird. Außerdem hatte mich meine Mutter raus geschmissen. Zuvor hatte ich auch schon die meiste Zeit der Tage bei Julien verbracht, weil ich es zu Hause nie ausgehalten hatte. Für´s erste, hatte er mich bei sich wohnen lassen, dass wurde mir dann aber zu intim, als ich eines Morgens total verschlafen ins Badezimmer spaziert war, wo dann Julien splitterfasernackt vor dem Spiegel gestanden hatte. Vor Schreck hatte ich mich nicht bewegen können, und um die Situation noch peinlicher zu gestalten, bekam Julien sofort einen Steifen. So schnell, wie es eben möglich war, war ich aus dem Zimmer gerannt und hatte mir auch direkt eine eigene Wohnung gesucht. Über dem Vorfall hatten Julien und ich nicht noch ein Wort verloren. Doch auch, als ich eine eigene Wohnung hatte, trafen wir uns noch oft. Mit ihm konnte man einfach echt gut reden, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass er in mich verliebt war. Doch dies beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Ich mein, Julien sah wirklich gut aus, und viele Frauen fanden es als Verschwendung, ihn nur als besten Freund zu haben. Aber ich achtete nicht so auf das Aussehen. Natürlich sollte er schon etwas her machen, aber wenn der Charakter nicht stimmte, konnte er noch so gut aussehen. Bei Julien vermutete ich, dass ich ihn einfach zu lange kannte. Ich könnte mich nicht in meinen besten Freund verlieben, und ich bin so froh, dass er meine Befürchtungen in mich verliebt zu sein, nie bestätigt hatte. Meinen besten Freund wollte ich schließlich nicht verlieren, und das würde passieren, da ich nicht wüsste, wie ich ihm sagen sollte, dass ich ihn nicht liebte. Auf jeden Fall wäre er verletzt und das wollte ich einfach nicht. Nach dem ich den Job bei Selea bekommen hatte, kam auch Ivana mit in unsere Duo. Wir waren alle so verschieden, aber wir verstanden uns wirklich gut. Wahrscheinlich gerade, weil wir so verschieden waren. Selea hatte nie mit uns Kaffee getrunken, weder privat noch in der Firma. Dort hatte ich dafür sowieso keine Zeit . Wenn man ständig von einem Termin zum nächsten musste, blieb einen nicht viel Zeit, für einen Kaffee oder etwas zu Essen. Aber ich wollte mich ja nicht beschweren, da ich ja meine Miete bezahlen musste. Gerade, als ich anfing, die Situation, in der ich mich befand, zu verdrängen, wurde das Licht angeschaltet. Leise stöhnte ich auf. Ich lag immer noch mit dem Bauch auf dem Boden und erst jetzt viel mir ein, dass mich jemand angezogen haben musste. Meine Jeans und mein Sweatshirt waren weg, an deren Stelle hatte ich nun ein grünes Kleid an, das wahrscheinlich sehr gut zu meinen grünen Augen, und meinen blonden Locken, passte. Es war ein sattes, kein grelles oder helles Grün. Die Farbe erinnerte mich an die Wiesen in meinem alten Garten, wo das Gras immer exakt drei Zentimeter hoch gewesen war. Er sah aus wie Kunstrasen, war aber einfach nur ein, durch unseren Gärtner, gut gepflegter Fleck Erde. Die Person, die das Licht angeschaltet hatte, kam die Treppe herunter und stellte sich neben mich. „Na, schöne Nacht gehabt?“ meinte Lew grinsend zu mir. „Weiß nicht wo von du sprichst,“ entgegnete ich trotzig. Er legte eine seiner Hände an meinen Hals und hob mich mühelos hoch. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Mein Herz schlug schneller und ich bekam langsam keine Luft mehr. „Du weißt nicht wo von ich rede? Soll ich es dir vielleicht noch einmal erklären, während ich dich weiter so festhalte und du langsam erstickst?“ Verzweifelt versuchte ich den Kopf zu schütteln, doch darauf drückte er noch etwas fester zu. „Soll ich es dir noch einmal erklären? Ja oder Nein?“ „Nein,“ brachte ich mit erstickter Stimme hervor. Er ließ mich einfach wieder auf den Boden fallen, wo ich meine Hände an meinen Hals legte und um Luft rang. Während er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche holte, zog er mein Bein hoch, wo die Kette dran befestigt war. Natürlich kippte ich nach hinten über und schlug mit den Kopf auf den Boden. Nach dem er aufgeschlossen hatte, nahm er mich einfach über seine Schulter und lief los. „Wo gehen wir hin?“ fragte ich. Ich konnte sein Gesicht zwar nicht sehen, aber in seinen Worten, schwang ein kaltes Lächeln mit. „Wir, meine Liebe Svea, werden jetzt zu den anderen, spielen gehen.“


5.


Spielen? Was er damit wohl meinte? Es war genau so verwirrend, wie “Spielzeug“. Außerdem, was für andere? Bisher hatte ich nur Valentin, Lew, das Mädchen von Gestern und die Typen, die mich entführt hatten. Dabei war ich wir sicher, dass ich nicht mit denen spielen wollte, so wie die gekämpft hatten. Weiterhin, wusste ich nicht mal, wie lange ich jetzt schon in dem Keller verbracht hatte, und ob die Jungs überhaupt noch da waren. Aber die Zeit, die ich dort unten verbracht hatte, kam mir vor wie Tage. Außerdem, konnte man schon nach einigen Stunden an Durst leiden? Oder Hunger? Ich war mir zwar nicht sicher, vermutete aber, dass dies nicht der Fall war. Er schubste mich vor sich her, immer weiter durch die Dunkelheit des Hauses. Wieso stieß er nicht gegen eine Wand oder etwas anderem? Auf dem kurzen Weg, war ich bereits drei mal gegen die Wand gelaufen. Wahrscheinlich kannte er das Haus einfach nur sehr viel besser als ich. „Wo bringst du mich hin?“ verlangte ich zu erfahren. Erst sagte er nichts, doch nach einigen Sekunden, meinte er: „Hab ich dir doch gesagt! Zu den anderen. Zu meinen anderen Spielzeugen, die sich in der Zeit so angehäuft haben. Jetzt können wir auch endlich wieder mein Lieblingsspiel spielen. Mit so Wenigen macht das einfach kein Spaß. Andauernd muss ich auf neue warten, die mir von Valentin gewährt werden. Aber da du nun hier bist, sind wir fünfzehn. Ich spiele natürlich auch mit.“ „Also habt ihr mich entführt, um zu spielen?“ „Nein. Weiß du nicht mehr, gestern Abend? Deswegen warst du hier, um den Test zu bestehen. Aber wie das Schicksal wollte, hast du ihn nicht bestanden, was mich zu einem besonders glücklichen Mann macht.“ Ich wollte nichts mehr sagen, da man mir sonst wahrscheinlich den Ekel, vor diesem Mann, angehört hätte. Er entführte Menschen, um zu spielen? Wie krank musste man denn sein. Mein Gang wurde schneller, da ich denn Mann hinter mir nicht berühren wollte. Doch der Nachteil war, dass ich unvorsichtig wurde und total gegen die Wand lief, die mich abstoß, als wäre sie aus Gummi. Bevor ich jedoch mit dem Hinterkopf auf den Boden knallen konnte, hatten mich zwei Arme umschlungen und hielten mich fest. Lew drückte mich gegen eine Wand, und zog mit seiner frei gewordenen Hand eine Zimmertür auf. Wie sie geöffnet war, ließ er mich los, packte im selben Moment aber meinen Arm und zog mich ins Zimmer. Dort saßen vierzehn Frauen, wie Hühner auf einer Stange, auf Stühlen und grinsten dumm vor sich hin. Es sah aus, als hätten sie Drogen oder so etwas in der Art genommen. Ihre Augen waren starr, der Körper steif und auf ihren Gesichtern lag ein dümmliches Grinsen. „W-Was ist mit denen los?“ fragte ich Lew, der mich auf einen Stuhl zog und meine Beine an den Stuhlbeinen und meine Arme an der Lehne fesselte. Sein Unwillen mir zu antworten, regte mich auf, doch wie die letzten Tage, zügelte ich meinen, manchmal berechenbaren Charakter, weil ich Angst hatte. Nach dem er mich gefesselt hatte, drehte er meinen Stuhl, die Stühle der anderen Frauen und zog sich einen Stuhl heran, und stellte ihn neben mich ab. „Hallo Laddies. Wir haben eine neue Spielkameradin. Sie heißt Svea. Sagt doch alle mal Hallo.“ „Hallo,“ wiederholten sie monoton. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir nun in einer Art Kreis saßen. Ein breites Grinsen huschte über das Gesicht meines Nachbarn´s. Plötzlich schnippte er mit seinen Fingern und der glasige Ausdruck wich aus den Augen der Frauen. Das komische Grinsen blieb jedoch. „Also Leute. Wir sind vollzählig und können endlich beginnen. Also wer möchte anfangen?“ fragte er, während er einen Revolver aus seiner Jacke holte. Oh mein Gott?! Was wollte er denn spielen? „W-was w-willst du d-damit?“ hakte ich nach. Sein Blick lag grüblerisch auf mir. „Wie wäre es, wenn wir mit dir anfangen?“ seine Frage war wohl an die Anderen gerichtet, denn sie antworteten alle mit einem nachdrücklichen „Ja“, da sie wohl alle nicht die erste sein wollten. „Womit denn anfangen?“ meine Verwirrtheit schien Lew nur zu bestärken, denn er drückte mir die Waffe in die Hand. „Jetzt dreh an der Trommel und lass uns in deinen Tod blicken.“ Meinte der das jetzt ernst? Ein Lied kam mir in den Kopf und sofort wusste ich, was hier los war. Wieso er meinte, dass es mit so wenigen kein Spaß machte und er nach jedem mal immer neue beschaffen musste. Er wollte dass ich mir den Revolver an die Schläfe drückte und abfeuerte. Ob ich starb oder nicht war ihm egal, denn er spielte Russisches Roulette mit uns. Er wusste auf das Risiko. Es juckte ihn nicht mal. Spielte er etwa auch mit? Mit geweiteten Augen drehte ich meinen Kopf und blickte ihn an. „Das meintest du mit spielen? Russisches Roulette?“ Sein Grinsen wurde teuflisch. „An was hattest du denn gedacht? Etwa an Dame oder Mühle oder vielleicht Golf?“ Die Anderen fingen an zu lachen, genau so wie Lew. Ich blickte mich um und entdeckte keine Angst auf den Gesichtern der Frauen. Wieso hatten sie denn bitte keine Todesangst? Mein Blick war immer noch auf Lew gerichtet, der langsam ungeduldig zu werden schien. Ganz langsam sank mein Blick zu meinen Händen in denen immer noch der Revolver lag. Wie ferngesteuert, legte ich die Patrone, die Lew mir gab, in die Trommel und drehte. Mein Blick auf meine Knie gerichtet, hob ich meinen rechten, zitternden Arm, mit der Waffe und hielt sie an meinen Kopf gedrückt. Der Moment, der alles entscheiden würde, war gekommen. Der Moment, auf den andere Jahre warten. Den Moment, den manche herbei sehnen. Den Moment, den ich eigentlich erst erwartet hatte, wenn ich achtzig war. Dieser Moment war jetzt gekommen und es gab kein Zurück mehr. „Also? Worauf wartest du noch?“ drängte er mich. Ich schloss die Augen, und drückte ab.
***
War ich jetzt tot? Fühlte es sich so an? Immerhin konnte ich noch denken. Konnte man denn denken, wenn man tot war? Nach einer quälend langen Sekunde öffnete ich meine Augen und schaute in das grinsende Gesicht von Lew. „Hattest du wohl Glück gehabt. Mal gucken, wie es in der zweiten Runde für dich aussieht.“ meinte er hämisch. Mein Herz, dass während des kurzen, aber wirkungsvollen Schreckens, ausgesetzt hatte, setzte wieder ein. Schneller, aber regelmäßig schlug es in meiner Brust. Ich gab die Waffe an die Frau, die neben mir saß und erschrak. Es war die Frau, die mir Wasser gebracht hatte. Ich versuchte aufmunternd zu lächeln, was aber gar nicht nötig war, da sie immer noch, wie die anderen, ein Grinsen auf dem Gesicht hatte. Sie nahm mir die Waffe aus der Hand, legte sie an und schoss. Zuerst dachte ich, dass auch sie Glück gehabt hatte, doch dann löste sich ein Schuss und die Patrone drang in ihren Kopf ein. Ich konnte nichts machen, als sie mit weit, aufgerissenen Augen anzustarren. Ihr schlaffer Körper sackte zur Seite weg und Blut sickerte aus der Wunde an ihrem Kopf. Ich wollte ihr helfen, doch ich war immer noch an dem Stuhl gefesselt. Meine Beine fühlten sich schon richtig taub an, da er das Seil nicht gerade sanft befestigt hatte. Mein rechter Arm, der frei war, hing verloren an meiner Seite. Der linke war genau so taub, wie meine Beine. Ein Schrei drang aus meiner Kehle. Das schien Lew lustig zu finden und er Lachte und lachte. Die anderen Frauen setzen ein. Sie schienen nicht mal registriert zu haben, dass ein Mensch tot war, und dass sie vielleicht die Nächste sein könnten. Mit Schrecken wurde mir bewusst, dass sie direkt neben mir gesessen hatte und schaute auf mich hinab. Mein Kleid hatte einige Blutspritzer abbekommen. Uhh wie ekelig. Sie hatte neben mir gesessen. Das hieß, dass ich nur einen Platzt hätte weiter sitzen müssen und dann wäre ich, anstatt ihrer, jetzt tot. Erleichtert sackte ich auf meinen Stuhl zurück, worauf ich Gewissensbisse bekam, da ich angesichts dieser Tragödie erleichtert war. Schließlich hatte sie mir geholfen, als ich beinahe gestorben wäre. Doch mein Überlebensinstinkt war stärker. Es meinte immer wieder, besser sie als ich. Und überhaupt sahen die sowie so schon verloren aus. Welcher normale Mensch lacht denn, wenn ein anderer sich erschießt? Während meines Gedankenganges, hatte Lew eine weitere Patrone in den Revolver geladen und gab ihn an die Frau, die jetzt links neben mir saß. „Fangen wir wieder an.“ „Bis wann werden wir das denn spielen? Bis alle tot sind?“ „Nein, bis alle tot sind, außer einem.“ Nur einer sollte überleben? Dann war ja sowie so klar, dass ich überhaupt keine Chance hatte. Auch wenn ich noch so viel Glück haben sollte, würde Lew mich schließlich selbst töten, damit er nicht sterben musste. Es klopfte an der Tür und zwei in schwarz gekleidete Männer traten ein. Beide glichen sich bis aufs Haar, deshalb vermutete ich, dass sie zumindest Brüder waren, wenn nicht sogar Zwillinge. Lew starrte sie an und die beiden zuckten nicht mal mit der Wimper. „Was wollt ihr?“ fragte er sie. „Wir wollten fragen, ob wir mit spielen dürfen. Uns ist langweilig und Valentin hat uns gesagt, dass wir im Moment frei haben. Und als wir aus seinem Büro kamen, hatten wir den Schuss gehört und haben uns gedacht, dass du wieder Russisches Roulette spielst.“ Der, der gesprochen hatte lächelte mich unverschämt an. Sein Grinsen wurde breiter, als er sah, dass ich leicht zitterte, unter seinem Blick. „Nun. Da ein Stuhl frei geworden ist, denke ich, dass einer von euch sich einen aus der Ecke holt und sich der andere neben unsere liebe Svea setzt.“ Ich keuchte erschrocken auf, als einer der Brüder auf mich zukam, und sich neben mich setzte. Da er immer noch grinste, wusste ich, dass es der Sprecher gewesen war. „Das sind André und Luké.“ meinte er und wendete sich wieder seinem Spielzeug zu. „Hi ich bin André,“ meinte der neben mir. Ich nickte nur und starrte auf die Waffe, in der Hand einer Frau. Mein Geist beschäftigte jedoch etwas ganz anderes, worüber ich sehr froh war, da ich dadurch nicht bemerkte, wie sich eine Frau nach dem anderen abknallte. Bei jedem Schuss, zuckte ich zwar zusammen und hörte angeekelt dem Lachen der drei Männer und einigen wenigen Frauen zu, dachte jedoch an André. Er hatte sich ziemlich schnell bewegt. Schneller, als ein normaler Mensch sich bewegte. In einem Moment hatte er noch neben seinem Bruder an der Tür gestanden und im nächsten schon auf dem Stuhl, neben mir gesessen. Wie hatte er das gemacht? Als jemand mir etwas Kaltes in die Hand drückte, zuckte ich zusammen. Ich schaute auf meine Hände, es war schon wieder der Revolver. Mein Blick richtete sich auf unseren Kreis. Die Hälfte der Frauen waren tot. Ich hatte zwar die Schüsse und das alles gehört, aber mir war es egal, entschied ich. Entweder würde ich mich jetzt zu ihnen ins Jenseits begeben und ich würde mich nicht mehr schlecht fühlen oder ich würde wieder Glück haben und mein schlechtes Gewissen einfach verdrängen. Ich hoffte natürlich, dass ich mein Gewisse verdrängen müsste und legte mir zum zweiten mal an diesem Tag die Waffe an den Kopf. Ein leises Klick Geräusch ertönte.


6.


Zum Glück, das ich scheinbar heute zu genüge hatte, passierte gar nichts und ich reichte die Waffe an André weiter. Dieser grinste und hielt meine Hand in seiner fest. Seine Augen sahen aus wie ein Loch, in das man freiwillig hinein sprang. Doch erst einmal hinein getaucht, würde man nicht so schnell wieder heraus finden. Mein Körper spannte sich gegen die Seile und beugte sich so weit vor, wie es eben ging. Alles in mir verlangte danach, sich seinem Körper zu nähern. Ihn zu berühren und zu küssen. „André,“ reif eine herrische Stimme neben mir. Nach dem er aufgeschaut hatte, hatte ich so zu sagen Flügel bekommen und war aus den Tiefen seiner Augen wieder aufgetaucht. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was war hier nur los? Alles und jeder in diesem Haus war komisch. Langsam fing ich an zu glauben, dass es mit Hexerei oder anderem Hokuspokus zu tun hatte. „Lass sie einfach in Ruhe.“ meinte Lew zu André. Dieser schenkte mir noch einmal ein strahlendes Grinsen, das ich unter gesenkten Lidern quittierte. Seine linke Hand, in die die Waffe lag, hob er an seine Schläfe. Was dann passierte, geschah in einem Sekundenbruchteil. Die Patrone löste sich, André sah auf einmal aus wie ein Geist. Nur für einen kurzen Moment. So kurz, dass ich es mir auch hätte einbilden können. Doch André´s Blick galt eher meinem Bauch. Verdutzt blickte ich nun auch an mir hinab und sah einen, sich immer weiter ausbreitenden, roten Fleck auf meinem Bauch. Erst als ich diesen wahr genommen hatte, spürte ich den Schmerz. Vor Entsetzten drückte ich mir meine Hand auf den Bauch. Tränen stiegen mir in die Augen und liefen lautlos mein Gesicht hinab. Die lachenden Frauen, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte, kamen nun wieder in mein Bewusstsein und lachten noch lauter wie zuvor und einige sprangen sogar auf, um um unseren kleiner gewordenen Kreis zu tanzen. Wäre ich nicht gefesselt gewesen, wäre ich bestimmt nach vorne gesackt. André oder Luké, oder wer auch immer, stand urplötzlich neben mir und machte meine Fesseln los. Erleichtert und unter Schmerzen aufkeuchend legte er mich auf den Boden. „Sie hatte so eine reine Gestalt.“ flüsterte etwas an meinem Ohr. Mit Belustigung und Schrecken stellte ich fest, dass mein zu genüge da gewesenes Glück, nun jemand anderen erwählt hatte. Ich war ihm nicht mehr würdig gewesen. Ein hysterischer Schluckauf breitete sich in meiner Brust vor, auszubrechen, doch als ich einen Laut machte, tat dies so sehr weh, das ich eher auf keuchte. Meine Hände lagen jetzt nicht mehr auf meinem Bauch, sondern neben meinem Körper. Jemand hatte mich auf den Schoß genommen und bettete sanft meinen Kopf aus seine Knie. Nachdem ich meinen verschwommenen Blick von meinem Bauch losriss, starrte ich in zwei harte, kalte graue Augen. Ein leichtes Zittern war in ihnen wahr zu nehmen. Es war zu Hundert Prozent Luké, da ich nicht bemerkt hatte, dass André aufgestanden war. Sein Blick war zwar ausdruckslos gewesen, als er die Wunde auf meinem Bauch gesehen hatte, aber er sah nicht aus, wie der Typ, der sich Sorgen machte. Seinem Bruder schien mein nahender Tot doch nahe zu gehen. Ich wusste zwar nicht warum, und mir war es total egal. „André?! Was hast du dir dabei gedacht? Wir spielen nach fairen Bedingungen.“ „Als hättest du die Patrone nicht einfrieren lassen, als sie auf dich zu gekommen war. Die Weiber waren einfach zu high von deinem Blut um das zu bemerken. Wo wir gerade bei der Sache sind, hast du ihr auch dein Blut gegeben?“ „Nein,“ selbst ich, in meinem geschundenem Zustand, bemerkte, dass Lew´s Stimme angewidert klang. „Und die andren haben gar kein Blut bekommen, sondern einfach nur Meskalin. Wir wollen doch kein Risiko eingehen.“ „Gut. Sollen wir nun weiter spielen? Luké, du bist dran. Lass sie einfach liegen, bis die ankratzt.“ Einen kurzen Moment Stille und dann ein leises Knurren. „Nein. Ich spiele nicht mehr mit.“ „Was? Warum? Ach komm schon Luké. Es werden noch viele Frauen in dein Leben treten. Vielleicht wird dir Valentin auch mal erlauben, eine zu verbessern und sie zu eine von uns zu machen, aber bis es soweit ist, solltest du deinen Spaß nicht vergessen.“ „Sie ist anders. Doch jetzt ist es zu spät. Ich höre schon, wie ihr Herz langsamer wird.“ Woher konnte er das wissen? Ich merkte es dadurch, dass mir schwindelig wurde, meine Arme und Hände, Beine und Füße, taub wurden und mein Geisteszustand sich weiter verschlechterte. Starb ich nun? Bis auf ein leichtes Ziehen in meinem Bauch, das zuvor mehr wie ein Reißen, und davor wie, als wenn dreißig Männer mit deinem Körper Tauziehen machen würden, gewesen war, ging es mir, je länger ich in Luké´s Armen lag, immer besser. Anscheinend würde ich friedlich sterben. Doch langsam wurde ich ungeduldig. Wieso hatte ich nicht durch einen Kopfschuss gestorben? Das Schicksal wollte es mir wohl nicht all zu einfach machen, von dieser Welt zu verschwinden. Aber der Kopfschuss wäre schneller gegangen und wäre dadurch nicht so schmerzhaft gewesen. Meine Lider schlossen sich endlich und mein Bewusstsein verabschiedete sich für immer.


7.


Zum zweiten Mal an diesem Tag, fragte ich mich, ob es sich so anfühlte zu sterben. Wieder konnte ich denken, nur für eine kurze Zeit, war ich bewusstlos gewesen. Doch so kurz kann es gar nicht gewesen sein, da ich nicht mehr auf dem harten Boden in dem Zimmer, wo ich verletzt worden war, lag, sondern auf etwas Weichem. Es fühlte sich irgendwie komisch an. Als ich meine Augen öffnete, sah ich einen riesen großen Müllberg, auf dem ich lag. Angewidert schloss ich die Augen wieder, öffnete sie aber schnell wieder, um nicht vielleicht von Ratten angeknabbert zu werden. Doch anstatt auf zu springen und von dem Dreck weg zu kommen, wie mein Kopf es eigentlich geplant hatte, blieb mein Körper einfach regungslos liegen. Wieso konnte ich mich nicht bewegen? Oh. Natürlich. Genervt schaute ich auf meinen Bauch und sah immer noch die Wunde. Durch dieses Loch war ich wahrscheinlich gelähmt worden. Super, was sollte ich jetzt machen? Lew und Luké oder André oder Valentin oder wer auch immer, dachten wahrscheinlich dass ich tot war und die würden mir auch nicht helfen können. Außerdem, wie kam ich denn bitte schön auf einen riesigen Müllberg? Die einzige Erklärung, die mir einfiel, war, dass mich Lew hier abgeladen hatte. Meinen Kopf konnte ich erstaunlicherweise bewegen. Das stellte ich fest, nachdem ich ihn nach rechts gedreht hatte und plötzlich in die toten Augen einer der Frauen blickte, die auch gestorben waren. Wieso dachte ich jetzt auch? Ich war doch gar nicht tot, oder? Nein beschied ich und versuchte mir krampfhaft etwas zu überlegen, wie ich aus dem Schlamassel jetzt wieder heraus kam. Schnell wandte ich meinen Kopf wieder gen Himmel und schaute ihn mir genau an. Es war dunkel und der Mond stand etwas weiter rechts von mir. Viele wunderschöne Sterne funkelten auf mich herab, als wollten sie mich trösten oder so etwas. Schnell bemerkte ich, dass mir Tränen aus den Augen liefen. Es war diese aussichtslose Situation, die mich so verzweifeln ließ. Am Leib trug ich immer noch das Kleid, das nun aber total schmutzig und mit meinem Blut getränkt war. So viel Blut konnte doch keiner verlieren, ohne zu sterben. Ich war zwar kein Arzt oder so, aber mit so etwas hätte man ins Krankenhaus gemusst, um zu überleben. Noch während mir dieser Gedanke im Kopf rum spuckte, spürte ich plötzlich etwas. Eine Art Brennen, auf meiner Hand. Ein leises Zisch-Geräusch begleitete das Brennen. Es fühlte sich anfangs nur unangenehm an, wurde aber mit rascher Geschwindigkeit immer heftiger. Nun fühlte ich kein Brennen mehr, sondern eine Art Explosion. Sie wanderte von meiner Hand zu meinem Arm hinauf. Da ich auf meine Hand nicht hatte blicken können, um mir das Zisch-Geräusch zu erklären, ohne mir das Genick zu brechen, schaute ich jetzt auf meinen Arm. Ein erschrockenes Keuchen entfuhr mir, als ich sah, dass meine Haut Blasen geworfen hatte. Es sah aus, als hätte ich mich tatsächlich verbrannt, aber es war kein Feuer zu sehen und die Sonne, die nun gar nicht schien, da es Nacht war, konnte solch einen Schaden auf keinen Fall anrichten. Verzweifelt versuchte ich meinen anderen Arm zu bewegen, doch auch von dort hörte ich ein unangenehmes Geräusch. Schnell blickte ich dort hin und schluchzte verzweifelt auf, als auch dort die Blasen zu erkennen waren. Der Schmerz stieg bis ins Unerträgliche an und aus meinen Schluchzern wurde ein leiser Schrei. Das imaginäre Feuer hatte meinen Oberkörper und meine Beine erreicht. Das Feuer in meinen Armen- und Brustbereich suchte sich einen Weg um sich mit dem Brandt in meiner unteren Körperhälfte zu vereinen. Wenn dies geschehen sollte, wusste ich, dass der Schmerz noch schlimmer werden würde, doch ich konnte nichts, rein gar nichts dagegen unternehmen. Ich konnte einfach nur daliegen, da ich mich immer noch nicht bewegen konnte, und mich auf dem unausweichlichen vor zu breiten. Doch als es geschah, war ich keines Wegs vorbereitet. Ein markerschütternder Schrei drang aus mir hervor und ließ die Vögel in der Umgebung aufschrecken. Viele waren es nicht. Anscheinend gab es hier nicht all zu viele Bäume. Der Brandt arbeitete sich von meinem Bauch, zu meinem Oberkörper und was zurück blieb, war abgestorbene und verbrannte Haut. Es war als hätte man mich in einen Säurebehälter geworfen und den Deckel drauf gemacht. Der Schmerz wanderte weiter bis zu meinem Mund, zu meiner Nase und verkohlte noch die kleinste Strähne meiner blonden Haare. Mein Schrei gellte in der Stille der Nacht und hätte sogar Tote aufgeweckt, wären welche in der Nähe gewesen. Wieso war ich nicht durch meine Bauchverletzung gestorben? Das wäre bestimmt schöner gewesen, als hier zu einer alten, verschrumpelten Leiche zu verwesen. Mein Kleid hatte sich bestimmt schon verabschiedet. Es war mir im Moment auch ziemlich egal, ich hoffte nur jede Sekunde, die der Schmerz gegenwärtig war, zu sterben. Und dann hörte er plötzlich auf. Einfach so. Als wäre er nie da gewesen. Verwundert schaute ich nochmals an mir hinab und stöhnte auf, als ich sah was geschehen war. Wie durch ein Wunder konnte ich mich aber jetzt bewegen, als hätte der Schmerz meine Nerven wieder zusammen gefügt, damit er mich noch mehr hatte quälen können. Als ich meine Hand auf meinen Bauch legte, da wo die Wunde war, versuchte ich ein wenig von der abgestorbenen Haut weg zu schieben. Schnell wurde mir klar, wie einfach das war und wie ich mein Bauch dann befreit war, weiteten sich meine Augen. Die Wunde war weg. Einfach verschwunden. Mein Gehirn spielte mir doch sicher nur einen Streich. Wahrscheinlich lag ich noch immer im Keller und verhungerte gerade. Doch keiner konnte sich solch einen Schmerz vorstellen geschweige
denn so etwas phantasieren. Es musste real sein. „Hilfe,“ rief ich schwach. Warum ich rief, fragte ich mich gerade selber. Ich stand auf, wodurch meine zitternden Beine mich nur schwach aufrecht hielten, doch ich musste versuchen hier weg zu kommen, bevor jemand merkte, dass ich gar nicht tot war und mich womöglich erneut in den Keller sperren würde. Dessen ungeachtet, erschienen überraschend mehrere Gestalten, die in meine Richtung liefen. Allem Anschein nach, hatten sie meinen leise Hilferuf gehört oder aber den gellenden Schrei, wie ich Blasen geworfen hatte. In Windeseile waren sie bei mir und standen einfach nur dumm unten vor dem Müllberg und beschauten mich. Es waren alles nur Männer. Ich betete, dass sie nicht aus der Armee von Valentin waren, doch meine Hoffnung wurde zunichte gemacht, wie ich sah, dass sie sich teilten und durch ihre Mitte, Valentin auf mich zu kam. Er sah beunruhigt aus. Auch er blieb am Fuße des Berges stehen. Seine Stimme jedoch klang laut und deutlich zu mir hinauf. „Svea? Wie ist das möglich?“ fragte er mich das jetzt wirklich? Und was meinte er überhaupt mit “das“? Ganz klar, der Typ musste verrückt worden sein. Kurzerhand fing er einfach an zu lachen. „Nun ich denke, wir lagen falsch.“ meinte er zu einer Person hinter sich. Ich erkannte sie. Es war Lew. Seine Augen waren geweitet. Es hätte komisch ausgesehen, wäre ich nicht gerade verbrannt, zu einem Blasen besetztes Etwas geworden und total genervt davon, dass keiner mir erklären wollte, was los war. „Nun denn. Svea, du solltest lieber darunter kommen. Du siehst ganz und gar nicht gut aus.“ Kurz lachte er auf und meinte dann weiter: „Außerdem solltest du duschen gehen. Ich werde dir eine Dusche überlassen. Ansonsten könntest du dich natürlich auch bei mir sauber mache.“ Seine erstaunte Miene leuchtete auf, doch ich machte es ihm zu nichte, in dem ich leise Würgte. Angewidert blickte er mich noch einmal an. Der Klos in meinem Hals wollte nicht raus. Er hatte sich einfach dort festgesetzt. Abrupt fiel ich auf meine Knie und übergab mich. Es war einfach so über mich gekommen. Wie ich in mein Erbrochenes blickte, beschleunigte sich mein Atem und mein Herz fing an zu rasen. Ich hatte Blut erbrochen. Und kleine Klümpchen, die nicht sehr appetitlich aussahen. Mein Magen rebellierte abermals, doch es gab nichts mehr, was raus kam. Weiße Pünktchen tanzten vor meinen Augen und blendeten mich. Wenigstens fiel ich nicht in meine Kotzte, als ich den Berg runter kullerte. Unten angekommen, blickte ich flehentlich zu Valentin auf und hoffte er möge mir helfen, da ich merkte, dass mir mein Geist nochmals entglitt. Doch er schien nicht wissen, wie er handeln sollte, und so stand er einfach nur da und beäugte mich kritisch. Meine Augen fielen zu, mein Atem wurde langsamer, genau wie mein Herz. Leise horchte ich auf die kleinen Schläge die es nur noch machte. Babumda. Babumda. Babumda. Und schließlich war da kein Babumda mehr und auch ich war nicht mehr zugegen.


8.

Ich spürte mein Herz nicht. Okay, nicht panisch

werden, riet ich mir selbst. Es geschahen immer schlimme Dinge, wenn jemand in Panik geriet. Doch war ich jetzt im Himmel? Ich wollte meine Augen nicht öffnen, aus Furcht ich könne vielleicht doch nicht im Himmel sein. Lange konnte ich es jedoch nicht mehr heraus zögern und letztendlich öffnete ich meine Augen, nur einen Spalt und riss sie dann ganz auf. Ich konnte alles, wirklich alles erkennen. Die Dunkelheit im Keller, in dem ich mich wieder befand, war nun nicht mehr befremdend. Es war, als hätte jemand eine Kerze angezündet, die ihr flackerndes Licht im Raum verteilte. Doch auch die Konturen waren schärfer. Die feinen Staubteilchen, die ich zuvor nicht wahr genommen hatte, tanzten vor meinen Augen und ich drehte mich mit. Ließ mich von ihrem wunderschönen Tanz leiten und wurde prompt in die Wirklichkeit zurück geholt, als ich, total benebelt, auf die Schnauze fiel. Mein Bein hatte nicht mit gehen wollen und natürlich wusste auch auch schon den Grund, ohne mein Bein anschauen zu müssen. Ich lag also auf den Boden und fluchte heftig. „Scheiße Mann! Wieso immer ich? Erst der Keller, dann der ganze Müll und jetzt schon wieder der Keller!“ frustriert Schrie ich auf. Dabei bemerkte ich, dass meine Kehle ganz trocken war. Wie ich das feststellte, konnte ich an nichts anderes denken. Wenn ich schluckte, fühlte es sich an, als ob ich Sand, nein nicht nur ein bisschen Sand, sondern die gesamte Sahara, runter zu schlucken versuchte. Wie ich mich hasste. Für meine Schwächen, meine Tränen, die jetzt wieder über mein Gesicht liefen, und wegen meiner Angst, die dieser völlig bekannte, aber dennoch neue Raum, in mir auslöste. In den letzten Tagen hatte ich nur noch an meine Bedürfnisse denken können. Das erste war natürlich gewesen, nicht zu sterben. Mein Überlebensinstinkt war sehr stark, das Zweite war, nicht zu verhungern oder zu verdursten, und das dritte Bedürfnis, das ich mir nun nicht gerne eingestand, war der, noch einmal mit Valentin zu schlafen. Vorher hatte ich nicht bewusst darüber nach gedacht, doch nun schien ich eine neue Sicht auf die Dinge zu haben. Meine Gedanken, die zuvor von einer Art Schleier bedeckt gewesen waren, lagen nun offen dar und zeigten mir die schönen Gefühle, die er in mir ausgelöst hatte. Doch dieser Durst, ich dachte mir, dass ich durstig war, da man eine trockene Kehle bekam, wenn man durstig war, und die hatte ich nun mal. In solch einem Ausmaß hatte ich es noch nie gespürt, doch ich wusste instinktiv, was mein Körper brauchte, und das war Flüssigkeit. Ich würde noch Dehydrieren, wenn Valentin mir nicht bald etwas runter bringen würde, doch da die Frauen aller Voraussicht nach alle tot waren, und sich Valentin oder Lew, nicht dazu herab lassen würden, Dienstmädchen Aufgaben zu übernehmen, würden sie mich diesmal doch sterben lassen. Der Gedanke, der mir vorhin auf dem Müllhaufen gekommen war, schlich sich wieder ein. Wäre ich doch, ganz einfach durch einen Kopfschuss gestorben. Erinnerungsfetzen tauchten vor meinem inneren Auge auf. Der Müllhaufen, die Schmerzen, die Blasen auf meiner Haut, und wie ich schließlich den Berg herunter fiel. Geschockt setzte ich mich auf und schaute mir meinen Körper genausten an. Bemerkenswerterweise hatte ich keine Blasen auf der Haut. Nicht einmal rote Striemen oder Narben. Doch wie ich meine Hand drehte und einen Blick auf die Innenseite warf, stachen die blauen Adern, total raus. Hin und her schwenkend betrachtete ich meine Hände genauer und mir fiel auf, dass meine Haut irgendwie durchsichtig aussah. Sie war weiß, und richtig glatt, als ich mit meinem Zeigefinger drüber strich. Auch die anderen Stellen meines Körpers hatten sich verändert. Alle waren von einer weißen, fast durchsichtigen Haut bespannt. Außerdem, fühlte ich mich mindestens zehn Kilo leichter. Ansonsten hatte man mir abermals ein grünes Kleid angezogen, welches einen weiten “V“ Ausschnitt besaß und ziemlich fiel Rückenlage zu bieten hatte. Dennoch fühlte ich mich total unwohl und die Wolle, aus die das Kleid bestand, kratzte auf meiner Haut. Normalerweise fand ich Wolle wirklich klasse und zog diese auch gerne an, doch das Wollkleid empfand ich einfach nur als unangenehm. Es reichte mir bis an die Kniekehlen und war aus feinsten Fasern gewoben worden. Nun stand ich in dem Keller dumm rum und dachte über die Veränderungen meines Körpers nach. Na toll, was sollte der Tag oder die Nacht, noch für schlimme Sachen für mich parat halten? Also schrecklicher konnte es jetzt echt nicht mehr werden, oder? Da ich nicht mehr stehen sollte, setzte ich mich einfach wieder auf den kühlen Lehm Boden. Als ich Schritte wahrnahm, die von der Treppe her ertönten, krampfte sich mein Magen zusammen. Wieso konnte ich plötzlich alles so laut hören? Nachdem mir die Schritte zu Ohren gekommen waren, bemerkte ich weitere Dinge, die ich nicht hören sollte. Leise Stimmen, die einander aufgeregt etwas berichteten. Es war eher ein Rauschen, doch je mehr ich versuchte es zu ignorieren, desto lauter und nerviger wurde es, solange bis es sogar schmerzhaft wurde. Ich schlug meine Hände vor meinem, nun sehr empfindlichen, Organ und versuchte den Schmerz irgendwie weg zu pressen, oder etwas in der Art. Doch als dies mir nicht gelang, fing ich an zu wimmern. Es war ein kläglicher Ton, den ich aber nicht unterdrücken konnte, deshalb bemerkte ich zu spät, wie jemand die Tür aufgemacht hatte und hindurch geschritten war. Erst als sie vor mir zu stehen kamen, fiel mir auf, dass ich meine Augen fest zugekniffen hatte. Schnell riss ich sie auf, dem Brennen in meiner Kehle und dem Schmerz in meinen Ohren sehr wohl bewusst, und versuchte jemanden vor mir aus zu machen. Doch anstatt wie erwartet eine Person zu erblicken, schauten mir zwei Augenpaare entgegen. Verärgert, drehte ich mich von ihnen weg, da ich Lew und Valentin erkannt hatte. Wie mich zwei Hände um zu drehen versuchten, wendete ich mich mit enormer Geschwindigkeit von selbst und fing an zu knurren. Verwirrt, hielt ich für einen Moment inne und überlegte, was ich da tat. Zu den Schmerzen, die ich bereits hatte, fing auch nun noch mein Kiefer an sich bei mir zu beklagen. Eine Hand, die ich hinter meinem Rücken verschränkt hatte, führte ich zu meinem Mund. Dadurch erhoffte ich mir, den Grund zu finden. Als ich allerdings zwei spitzte Zähne fühlen konnte, die dort waren, wo eigentlich meine normalen, stumpfen Eckzähne hätten sich befinden müssen, keuchte ich leise auf. Meine Augen waren die ganze Zeit über auf Lew und Valentin gerichtet. Zum ersten mal viel mir auf, dass die beiden ziemlich schmackhaft aussahen. Nicht die Sex-Art schmackhaft, sondern eher etwas woran man knabbern konnte. Wodurch das Brennen in meiner Kehle wahrscheinlich gelindert werden würde. Gelinde gesagt, bereiteten die beiden mir einen Mords Hunger. Mit bedacht ruhigen Schritten, ging ich auf die beiden zu, und lächelte ihnen entgegen. Sie sollten keine Angst haben, damit ich sie in Ruhe würde betrachten können. Meine Gedanken erschreckten mich nicht einmal mehr. Irgendetwas geschah mit meinem Körper, was ich würde akzeptieren müssen, und dies war der erste Schritt, es zu bewerkstelligen. Mein Blick wanderte zu dem Hals von Lew, wo ich durch die weiße Haut die blaue Ader sehen konnte. Ich hörte zwar kein Herzschlag, wusste aber dass er mir würde bieten können, was ich unbedingt brauchte.
`Blut´
***
Sein Blut strömte durch diese wunderbaren Adern. Lew und Valentin wichen nun ein paar Schritte zurück. Was ich mit einem leisen Knurren quittierte. Sie hatten keineswegs Angst in den Augen stehen, sondern eher so etwas wie Vorsicht. Schritt für Schritt gelangte ich näher an sie heran und plötzlich spürte ich einen Widerstand an meinem Bein. Zuvor waren die beiden nur wenige Meter vor mir stehen geblieben. Jetzt wusste ich auch warum. Sie dachten diese lächerliche Kette an meinem Bein würde mich aufhalten können. Ich hatte sie mir nicht genauer angesehen, wusste aber das sie nur aus einem einfachen Material gemacht worden war. Es würde ein leichtes sein sie zu zerbrechen und den Schmerz, der schmerzlich durch meine ausgedörrten Adern pulsierte, zu lindern. Ich fing an zu lachen, welches sich in dem Kellerraum eigenartig anhörte. Ich riss an meinem Bein, mit all meiner Kraft, doch nichts geschah. Ich blickte hinab und zog nochmals feste dran. Wieder gab sie nicht nach. Nun nahm ich auch meine Hände zur Hilfe.Sie klammerten sich an das Eisen und rissen und zogen dran, doch nichts geschah. Es musste mit irgendetwas verstärkt sein. Wie ich ein leises Lachen vor mir wahrnahm, blickte ich auf und meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Daraufhin wurde das Lachen lauter und lief in ein leises Kichern über. Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen die Fußfessel und streckte beide Arme nach Lew aus, der erschrocken weiter zurück taumelte. Valentin war da stehen geblieben, wo zuvor auch Lew noch gestanden hatte. Das Grinsen war aus dem Gesicht von Lew gewichen und er starrte mich nun mehr Hasserfüllt an. Ich riss weiter an dem metallenem Etwas. Es war überaus ärgerlich, dass ich meinen Hunger, oder vielmehr meinen Durst nicht würde stillen können, bevor sie nicht näher in meine Reichweite treten würden und das wäre ziemlich dämlich, und sie würden dies auch gewiss nicht tun, dafür waren sie zu raffiniert. Oder doch? Denn nachdem ich den Gedanken zu ende gedacht hatte, kam Valentin ein Stück näher, in meine Richtung. Nun stand er genau vor mir. Beschwichtigend legte er mir seine Hände auf die Schulter. Was sollte das denn jetzt bitte? „Wie geht es dir, Svea?“ fragte er mich mit einem Leuchten in den Augen. „Ich bin durstig,“ brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, bevor ich mich mit Schwung auf ihn stürzte. Meine Zähnen waren nur Zentimeter von seinem Hals entfernt, als er mich ruckartig nach hinten warf und nun auf mir saß. Ich schlug nach ihm und konnte ein wenig erschreckend klingendes Knacken hören, welches nach meinem Schlag auf seinem Arm erfolgte. Erschrocken wich er vor mir zurück und sprang wieder aus meiner Reichweite. Betrübt sprang ich hinter ihm her und schnappte nach ihm. Als ich nichts zu fassen bekam, knurrte ich frustriert auf und stellte fest, dass es die aufgestaute Wut entließ, also knurrte ich immer weiter und immer lauter. Schließlich drehte sich Valentin, immer noch den Arm reibend, zu Lew um und meinte, dass sie André holen sollten, was ich nicht verstand, aber im Moment war ich so in meine Raserei vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, dass sie plötzlich nicht mehr vor mir standen. Noch mehr frustriert knurrte ich weiter, welches bald von einem Brüllen, meinerseits übertönt wurde. Sie hatten doch wirklich den Raum verlassen. Verwirrt und gedemütigt und noch viele andere Gefühle empfindend, setzte ich mich auf den Boden und wartete.


9.


Ich musste eingeschlafen sein, denn plötzlich spürte ich ein ziehen in meinem Brustkorb. Es war kein schlimmes Gefühl, eher so als ob ich etwas oder jemanden, den ich total vermisst hatte, bald wieder sehen würde. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, sah ich in zwei kalte, graue Augen. Sie starrten mich mit Abscheu und Verachtung an. Die starken Arme, die André um mich gelegt hatte, waren weich, trotz all dieser erstaunlichen Muskeln. Auf einmal fühlte ich mich geborgen und der Schmerz in meinen Gliedern, meiner Kehle und in meinen Ohren ließ nach, obgleich er mich immer noch verhasst anstarrte. Ich lächelte träge, auch wenn er es nicht erwiderte. Plötzlich kam mir ein Gedanke, der mich eigentlich erschrecken sollte, doch ich spürte, dass es richtig war. Ich liebte ihn, stellte ich fest. Auch wenn ich ihn nicht kannte, und er meine Liebe nicht erwidern würde, werde ich ihn doch bis in alle Ewigkeit lieben. Das Lächeln lag noch immer auf meinen Lippen, während ich meinen Kopf hob, um meinen Mund auf seinen zu legen. Überrascht hielt er einen Moment inne, antwortete dann aber mit einer leidenschaftlichen Zunge, die meinen Mund ungehindert plünderte. Ein leises Stöhnen drang aus meinem Mund und hallte in André´s nach. Es war so wunderschön, bis er die Illusion zerplatzen ließ, in dem er anfing zu sprechen: „Ich finde dein plötzliches Interesse ja sehr schmeichelhaft, aber leider liegt es nicht an mir, sondern an der vorübergehenden Blutbindung zwischen uns. Ich sollte das nicht ausnutzen, obwohl es sehr schwer sein wird dir zu widerstehen.“ Er lächelte mich schelmisch an und ich rückte etwas von ihm weg, bis ich die Wand in meinem Rücken spürte. „Ausnutzen? Wieso ausnutzen? Ich liebe dich.“ meinte ich verwirrt. Ich hatte ja gewusst, dass es nicht auf gegenseitig beruhte und dennoch hatte er mich abgelehnt, obwohl ich nicht einmal etwas von Liebe gesagt hatte. Er hatte meinen Körper verschmäht und das sitzte tiefer in mir, als der Schmerz, der nun wieder kam. Tränen sammelten sich in meinen Augen, dadurch wurde der etwas weicher gewordenen Blick von André wieder so kalt wie Eis. „Liebe! Pahh, als ob du das jetzt schon wüsstest, was liebe ist. Du bist nicht einmal ein Tag alt. Ich bin nur hier, weil Valentin testen wollte, ob ich dein Schöpfer bin. Da diese Sache nun geklärt wäre, werde ich dann mal wieder gehen.“ „Nein!“ schrie ich traurig, sprang auf und warf ihn in eine Ecke, wo ich mich auf seinen Schoß setzte und anfing ihn zu küssen. Sein anfänglicher Widerstand bestand nur darin zu versuchen, mich weg zu stoßen. Doch als ich plötzlich mit dem Gesicht nach unten fiel, wo gerade eben noch André gesessen hatte, blickte ich mich verwirrt um. Er stand einige Schritte hinter mir. „Wie hast du das gemacht?“ fragte ich ihn klagend und interessiert zu gleich. „Ich hab mich entmaterialisiert. Jeder Hirudo hat eine bestimmte Fähigkeit.“ Er drehte sich in Richtung der Treppe, schien sich dann doch zu entscheiden, mir noch etwas mitzuteilen. „Da du mein Blut in dir hast, wirst du für wenige Monate meine Fähigkeit haben, aber da Valentin deine eigentliche Fähigkeit wissen möchte, wird er dich nicht frei herum laufen lassen. Dazu wäre das Risiko zu groß, dass du vielleicht jemanden tötest. Das würde nur die Anderen

auf uns aufmerksam machen.“ Moment. Jetzt verstand ich wirklich nur noch Bahnhof. „Was ist ein Hirudo? Und wer sind die Andren

, aber am aller wichtigsten, warum wurde ich überhaupt entführt und hierher verschleppt?!“ „Ich habe jetzt keine Lust auf deine Fragen zu antworteten. Luké wird gleich runter kommen und dir dein Essen bringen. Er wird dir zeigen, wie du trinken kannst, ohne zu töten, aber zunächst wirst du es wahrscheinlich nicht umsetzten können, und den Menschen töten, aber nach einer gewissen Zeit, in der du deine Begierde und deine Bedürfnisse besser kennst, wirst du dich zurück halten können. Wenn du dann noch Fragen hast, Luké wird sie dir sicher gutmütig und ohne Bedenken erzählen.“ Bevor ich meinen Mund erneut geöffnet hatte, um meinen Protest zu verkünden, war er bereits aus der Tür getreten, die nun langsam zufiel. Meine Gedanken kreisten hauptsächlich um André. Jetzt, da er sich nicht mehr im gleichem Raum mit mir befand, kam mir mein Verhalten wirklich sonderbar vor. Ich liebte ihn doch gar nicht. Aber wieso hatte ich so eine starke Anziehung zu ihm verspürt, die nun verschwunden war. Ein leises Quietschen, das ich zuvor nicht wahrgenommen hatte, kam aus der Richtung der Tür. Ich horchte auf, konnte aber weder einen Luftzug spüren, oder hören, noch eine Stimme, die mir mitteilte, wer sich nun im Raum befand. Dafür konnte ich etwas ganz anderes wahrnehmen. Ein leises, aber gleichzeitig schnell schlagendes Herz. Mein Mund trocknete noch weiter aus, soweit es möglich war, und ließ bei einem tiefen Einatmen einen plötzlichen, brennenden Schmerz zurück. Langsam, und etwas verunsichert, stand ich auf und drehte mich um. Unten am Absatz der Treppe sah ich zwei männliche Gestalten. Luké, und einen Mann, dessen Herz einen Marathon hinter sich zu haben schien. Es schlug wild und kräftig unter seiner Haut. Die Ader an seinem Hals pulsierte genau so schnell, wie sein Herz schlug. Sein Geruch löste in mir das zuvor von André erwähnte Verlangen aus. Ich wollte ihm seinen Hals aufreißen und sein ganzen Körper Blutleer zurück lassen. Doch irgendetwas schien mich zurück zu halten. Ich wusste nicht was, bis sich Luké hinter ihm bewegte. Er starrte mich mit seinen grauen Augen interessiert an. Seine waren nicht so hart wie die seines Bruders. Auch in seinem Gesicht war weder von Verachtung etwas zu sehen, noch von Gleichgültigkeit. Eine Erinnerung befiel meinen Geist. Ich sah sein Gesicht, wie er mich zuvor betrachtet hatte, als er glaubte, ich würde sterben. Er hatte mich in seinen Armen gehalten, während alles Leben aus mir gewichen war. Nun stand er staunend vor mir. Etwas beschlich mich und nistete sich in meinem Herzen ein. Zu ihm fühlte ich mich auf einer anderen Ebene verbunden, als zu André. Bei ihm war es nur Verlangen und eine Art Zwang gewesen, der mich die Worte hatte aussprechen lassen, die ich nun natürlich sehr bereute. Doch bei Luké? Es war komisch, aber auch bei ihm hatte ich den Schmerz für einen Moment vergessen, bis das einzigste, schlagende Herz im Raum Loopings zu drehen schien. Wasser lief in meinem Mund zusammen und sammelte sich dort. Ich war mir nicht sicher, ob ich es würde runter schlucken können, doch nachdem ich es versuchte, stellte ich fest, dass zumindest eines von mir normal geblieben zu sein schien. „Ich hab dir etwas zu essen mit gebracht.“ Er sagte das mit einer so sachlichen und ruhigen Stimme, als wäre der Mensch,
erstens nicht im Raum und zweitens, eben kein Mensch, dessen Blut ich brauchte. Als ich meine Augen von Luké´s los riss, blickte ich den Mann an. Man konnte deutlich sehen, wie viel Angst er vor mir hatte. Auf der einen Seite machte es mich traurig, doch ich hatte so schrecklichen Durst und seine weiche Haut, unter der sich sein Blut kräftig, durch sein Herz, verteilte, verhieß mir die Erlösung, derer ich mich mehr sehnte, denn ob er mich fürchtete. Luké stieß ihn in meine Richtung. Er wollte protestieren, doch seine Kraft reichte nicht an die von Luké. Nun stand er genau vor mir und ich spürte wie sich meine Eckzähne verlängerten. Sachte berührte ich mit meiner Zunge seinen Hals und schaute noch einmal kurz zu Luké hinüber, bis ich meine Zähne schließlich in die pulsierende Ader rammte.


Hallo Leute,
ich freue mich, dass ihr mein Buch lest :D
und ich werde bald auch schon weiter schreiben xD

ps.: ich versuch euch so gut wie möglich bescheid zu sagen,
könnt mir ja vlt eine Freundschaftseinladung schicken, weil ich dann ein Rundschreiben an meine Freunde schicke xD

Impressum

Texte: Die Figuren sind allein mir vorbehalten.
Bildmaterialien: Meine Bilder, die ich selbst zusammengestellt habe.
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner besten Freundin ;) Ich hoffe du weißt, dass du gemeint bist ;)

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