Tears of despair
Rays on the bloody night
Von Vivien
*Alle Rechte und Figuren dieses Buches liegen bei mir!
Denke nicht an den Tag zurück,
denn die Nacht wird das sein,
was du erleben wirst.
Liebes Tagebuch,
dies ist alles was ich aus meinem alten Leben mitnehmen durfte, oder konnte.
Keine Bilder, Fotos, oder sonstige Sachen. Alles musste ich zurück lassen.
Doch bin ich traurig?
Nein, und das ist auch kein Grund sich zu schämen, denn mein altes Leben war schon schwer genug. Da muss mein Neues nicht genauso anfangen, wie das Alte endete, denn dann hätte es nichts gebracht.
Skyler
Der Neuanfang
„Skyler, Essen ist fertig!“ „Ok, Judith!“
Judith, meine Adoptivmutter, rief mich zum Essen.
Sie war eine hübsche Frau mit roten Haaren und sehr vielen Sommersprossen. Mit ihrem Mann Thomas hatte sie sechs Kinder, was auch ihre Figur und ihr Alter erklärte. Sie war ungefähr 1,65 Meter und wog schätzungsweise 85 Kilogramm. Thomas ist 50 Jahre, hatte schwarze Haare mit grauen Ansätzen und braune Augen. Die Augen von Judith waren blau – braun.
Ihre Kinder waren alle schon ausgezogen, was auch ein Grund war, warum sie mich ohne weiteres aufnehmen konnten. Ihre Wohnung hatte zwei Etagen und somit genügend Platz.
Unten befanden sich die Küche, das Wohnzimmer, das Arbeitszimmer, das Esszimmer und das Bad. Oben waren nur zwei etwas kleiner Zimmer, wo von das Größere aber mir gehörte.
Ich hörte Thomas gerade die Einkaufssachen herein bringen. Ich wollte ihm helfen, also rannte ich die steile Treppe hinunter. Doch als ich unten ankam hatte er schon alle Sachen ausgeladen und in die Küche geschleppt. Mir blieb also nichts anderes zu tun als die Sachen einzuräumen.
Ich ging in die Küche, die ein großes Fenster mit Blick auf den Central Park hatte, und griff nach dem Kühlschrank. Der Raum hatte zwei lange und zwei kurze Wände, die alle mit einem schönem grün Ton gestrichen sind. Auf dem Boden lag ein weißer Laminat, denn ich zwar nicht so toll fand, dass aber nicht sagen wollte.
Der Tisch, der in der Mitte des Raumes stand, bestand aus Buche, was man aber nicht erkennen konnte, da die übergroße Tischdecke, in grün und braun Tönen, darauf lag.
Ich räumte die Sachen, die Thomas auf die Anrichte rechts neben dem Kühlschrank legte ein und lächelte als ich fertig war. Als ich mich umdrehte blickte ich mich noch einmal genau um.
Mir gegenüber stand ein Wellensittich Käfig auf einem kleinen Tisch. Der Wellensittich war zwar schon seit Jahren tot, doch sie hatten nie die Zeit für einen Neuen.
Und als die Kinder dann alle raus waren, bestand keine Notwendigkeit mehr darin. Alles in dieser Küche bestand aus Buche, selbst der Kühlschrank. Ich blickte auf, als ich den Blick von Judith auf mir ruhen merkte. Ich begegnete kurz ihrem und sah dann aber wieder weg. Ich setzte mich an den Tisch und wartete bis sie mir etwas auf einen Teller häufte. Sie hatte Kartoffel Püree mit Erbsen und Möhren, sowie Rinderbraten gemacht. Als sich auch Thomas an den Tisch setzte fingen wir an zu essen. Als ich fast fertig war, fing Judith an zu reden: „Und was hast du heute noch so vor? Vielleicht mit ein paar Freunden treffen, oder machst du mal wieder Hausaufgaben?“ Ich wurde rot, denn sie wusste genau, dass ich meine Hausaufgaben immer schon fertig hatte, sodass ich sie am Wochenende nicht mehr machen brauchte. Und was die Freunde anging, über die sie sprach, ich hatte noch keine, doch da ich keinen Streit mit ihr wollte, sagte ich: „Ich glaub ich gehe heute mal in den Park.“ „Und triffst du dich da mit ein paar Freunden?“ fragte sie. Ich wusste, dass sie es nur gut meinte, doch ich fand es trotzdem nicht so toll darüber zu reden. „Ähm, Nein. Ich hab eigentlich noch niemanden, über den ich hätte sagen können, das sie meine Freundin ist,“ sagte ich. „Das ist wirklich schade, denn soziale Kontakte sind wirklich wichtig.“ Judith arbeitete als Sozialarbeiterin. Sie hatte oft mit Kindern zu tun, die es sich in ihrem Leben nicht leicht gemacht hatten, oder Andere es ihnen erschwert hatten. Sie versuchte sie auf den richtigen Weg zu lenken. Doch ich war keiner ihrer Fälle. Klar, hatte ich früher Probleme, mit meiner Familie, dass musste aber noch lange nicht heißen, das es mir nicht gut ging, oder ich auf die schiefe Bahn geriet. Als ich gerade etwas sagen wollte, wandte Thomas ein: „Judith, du weißt das sie sich erst mal hier einleben muss. Es sind doch erst zwei Wochen her, seit wir sie aus dem Heim geholt haben. Irgendwann, wird sie bestimmt Freunde finden, doch für den Anfang, reicht es doch erst mal, dass sie hier ist, und nicht mehr in irgendeinem Heim.“ Ich mochte Thomas immer mehr. Mein Blick ruhte nun auf Judith. Ich wollte wissen, ob sie es nicht so meinte, wie er. Doch sie schaute ihn nur kurz an und nickte dann. Wir aßen schweigend weiter. Ich grübelte darüber nach, ob ich wirklich in den Park gehen sollte. Es war wirklich schönes Wetter, doch eigentlich wollte ich nur in mein Zimmer und lesen. Ich musste noch die letzten Seiten von ` Romeo und Julia´ lesen. Ich liebte dieses Buch. Wie die Liebe, zweier so unterschiedlichen und doch gleichen Menschen, zwei Familien wieder zusammen führen konnte, und eine lange Verfeindung zwischen ihnen, wie einen Witz erscheinen ließ. Aber dann dachte ich mir, das ich es eben so gut im Park lesen könnte, und damit würde ich Judith einen Gefallen machen und mir auch, denn ich hatte keine Lust mehr ihre ständigen Vorträge zu hören. Aus diesem Grund wollte ich mich umziehen, um dann in den Park zu gehen. „Darf ich aufstehen?“ fragte ich kurz nachdem ich meinen Teller geleert hatte. „Ok, darfst du. Ich räume deinen Teller mit in die Spülmaschine.“ Ich lächelte Thomas an. Kurz darauf rannte ich nach oben. Als ich vor meiner geschlossenen weißen Mahagonitür mit silbernem Türgriff stand machte ich sie vorsichtig auf, denn direkt dahinter stand mein Schrank. Mein Bett stand mir jetzt gegenüber. Es war schwarz mit chinesischen Zeichen. Mein Schreibtisch, stand unten im Arbeitszimmer, da es groß und gerade genug Platz für zwei Schreibtische gab. Meine Hausaufgaben machte ich jedoch meistens in der Küche, weil ich dabei gerne den Leuten im Park zuschaute. Ich schloss die Tür, damit ich die Schranktür ungehindert öffnen konnte. Ich nahm mir meine graue Jogginghose und einen schwarzen Kapuzen Pulli mit der Aufschrift:`Black Stories ´ hinaus. Ich zog sie an, und schlüpfte in meine schwarzen Vans. Ich würde mich eigentlich eher als einen stilleren Typen bezeichnen. In der Schule passte ich sehr gut auf, aber meldete mich nicht so häufig. Ich antworte, wenn mich der Lehrer dran nahm sonst blieb ich still und hörte lieber zu. Auf mein Aussehen achtete ich eigentlich sehr, nur stand ich halt lieber auf bequemere Sachen, keine engen Fetzen, die einen wie eine Tussie aussehen ließen. Oft lief es in den Pausen so, dass ich die Anderen ignorierte und sie ließen mich in Ruhe. Doch manchmal kam Einer oder Zwei auf mich zu und pöbelten mich an. Ich versuchte sie auch zu ignorieren und ging weg. Früher war ich nicht so, sondern eher wie die Anderen. Ich hatte mich über Leute lustig gemacht, jede Woche einen neuen Freund und mir auf mein Aussehen zu viel eingebildet. Jetzt taten mir solche Leute leid, denn in einer Hinsicht war es etwas Gutes, was mir zu gestoßen war. Inzwischen war ich nicht mehr so dumm wie die, die ich damals meine Freunde genannt hatte. Ich sah gerade in den Spiegel. Meine schwarzen, langen Haare hingen mir über die Schultern. Mein Pony ging mir etwa bis zu den Augen. Meine blauen Augen, sahen skeptisch in den Spiegel. Die eine Sache war geblieben, ich dachte immer noch ich sei hübsch, nur ich war nicht mehr so eingebildet. Ich zog meinen schwarzen Kajal strich nach und sah dann noch mal hin. Etwas Wimperntusche, und ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht mir gegen über.
Ich rannte nach unten. Doch dann viel mir ein, das ich das Buch vergessen hatte. Schnell lief ich wieder nach oben, holte es aus meiner Tasche, um dann gleich wieder unten zu sein. „Ich bin weg,“ rief ich während ich aus der Haustür lief. Ich wollte gar nicht auf die Antwort warten, also joggte ich zum Park Eingang. Als ich im meinem Zimmer gewesen war, hatte ich mir meinen Rucksack geschnappt, mir das Buch, mein Tagebuch und etwas zu trinken und zu essen hinein geschmissen. Außerdem hatte ich mir meine Strand matte mit genommen, denn da heute ein so schöner Tag war, wollte ich nicht auf einer Bank versauern.
Ich suchte mir ein schattiges Plätzchen unter einer alten Eiche. Die wenigen Blätter, die auf der Erde lagen, machte ich mit dem Fuß weg. Ich breitete die Strandmatte aus und legte mich drauf. Davor zog ich noch meine Schuhe aus und stellte sie neben das Fußende. Nachdem ich mein Buch heraus geholt hatte fing ich an zu lesen. Ab und zu schaute ich immer wieder auf, ob mich jemand beobachtet, denn ich hatte so ein komisches Gefühl. Das nächst Mal als ich aufblickte, begegnete ich dem Blick eines Jungen meines Alters oder älter. Als er bemerkte, dass ich ihn ebenfalls ansah, lächelte er. Ich lächelte schüchtern zurück und versuchte mich wieder auf mein Buch zu konzentrieren. Was mir gar nicht so leicht fiel, denn ich spürte seinen Blick immer noch auf mir ruhen. Kurze Zeit später war er jedoch weg.
Gerade als ich meine Flasche herausholen wollte, und ein Schluck trank, huschte mein Blick ganz kurz zu der Bank hinüber. Leer. Irgendwie war ich enttäuscht, denn bisher hatte mich in dieser Stadt kein Junge je so angeschaut wie er eben. Naja, man könnte da nicht mehr viel dran ändern. Also nahm ich einen kräftigen Schluck aus der Flasche, die ich während meiner Grübeleien herausgeholt und geöffnet hatte, verschloss sie wieder sorgfältig und packte sie in meinen Rucksack zurück. Ich schaute kurz auf mein Handy und die Uhr sagte mir, dass es drei Uhr war, also konnte ich noch gut drei Stunden bleiben und lesen.
Kurz nachdem ich wieder angefangen hatte zu lesen, musste ich plötzlich gähnen. Der Versuch mich wieder zu konzentrieren misslang wegen des warmen Gefühls der Sonne auf meiner Haut, und der bequemen Decke unter mir. Es machte mich noch schläfriger, deshalb machte ich mein Buch zu, ließ mein Kopf auf meine Hände sinken und entspannte mich.
Plötzlich merkte ich warme Hände, die sich um meine Schultern schlangen. Ich schreckte hoch, versetzte meinem Angreifer einen kräftigen Stoß und sprang auf die Beine. Doch als ich merkte, dass es gar kein Angreifer war sondern der Junge von vorhin, musste ich lachen. Sein verdutzter Gesichtsausdruck war einfach zu komisch. Als ich lachte blickte mich mein Gegenüber verärgert an. „Warum lachst du denn so?“ „Wei-wei“, ich brach ab, ich musste immer noch lachen. Doch als ich sah, dass er auf zu stehen versuchte, hörte ich auf und gab ihm meine rechte Hand. Er nahm sie dankbar an und sprang auf die Füße. Erst als er stand, konnte ich ihn richtig erkennen. Wow. Er sah vom Nahen sogar noch besser aus als vom Weiten. Er hatte blonde, halb-lange Haare, die in einem seitlichen Pony aus liefen. Seine Augen waren so blau, dass ich glaubte ich in den Ozean zu blicken. Die volle Unterlippe passte nicht zu der dünnen Oberen, doch im Gesamtbild passte das dann doch. Seine kantigen Gesichtszüge ließen ihn männlich wirken und seine Nase war schmal und gerade. Als ich bemerkte wie sich mein Magen zusammen zog, riss ich mich von seinen blauen Augen los und machte mit der Visite weiter. Er trug einen roten Kapuzenpulli mit irgendwelchen lustigen, weißen Tieren über seinem muskulösen Oberkörper. Weiter unten konnte ich eine schwarze Röhrenjeans erkennen und an den Füßen trug er Nikes. Als er merkte, dass ich ihn anstarrte, musste er grinsen. Ich schaute beschämt zu Boden. Einen Jungen derart an zu schmachten, war eigentlich gar nicht mein Stil. „Sorry, dass ich dich gehauen hab.“ nuschelte ich in meinen schwarzen Pulli. Über meine Beschämtheit musste er noch breiter grinsen, bis er schließlich eine Reihe von weißen Zähnen entblößte. „Warum hast du jetzt eigentlich gelacht?“ fragte er mit einer wunderschönen melodischen Stimmte. Mit einem erneuten Grinsen schaute ich ihm in die wunderschönen Augen. „Weil, du hättest mal dein Gesicht sehen sollen. Zum Totlachen.“ Er verzog kurz das Gesicht, fing sich dann wieder und lächelte mich an. Ich glaubte wegzuschmelzen, wollte aber nicht so dumm aussehen wie vorhin, also versuchte ich irgendetwas Intelligentes zu sagen. Doch als ich meinen Mund öffnete kam nichts heraus, deshalb schloss ich ihn wieder und glotzte ihn weiter an. Wie er bemerkte, dass ich nichts mehr zu sagen hatte, meinte er: „Wie wäre es, wenn wir noch mal von vorne anfangen und uns erst mal Vorstellen.“ Als ich nickte reichte er mir die Hand und sagte: „ Hy, ich bin Jackson und du bist?“ `Total verschossen´ doch laut sagte ich „ Hy, ich bin Skyler und es freut mich dich kennen zu lernen.“ Ich ergriff seine Hand und spürte seine Körperwärme. Sein Händedruck war kräftig und auf seinem Gesicht lag ein so breites Grinsen, als hätte er soeben meine Gedanken gelesen. „Und wie willst du jetzt gut machen, dass du mich geschubst hasst?“ Wieder dieses Grinsen, doch nun lag etwas in seinen Zügen, das man bei allen Typen sehen konnte. Er schaltete auf Flirtkurs um. Aus diesem Grund riss ich mich zusammen, schaute ihm in seine Augen und erwiderte: „Ich weiß nicht, fällt dir vielleicht etwas ein?“ und lächelte mit meinem gewinnensten Lächeln. „Du gehst mit mir aus, am Freitag um 8 Uhr.“ Ich musste stutzen, er hatte sich seine Worte so perfekt zu Recht gelegt. Hatte er sie geübt oder sagte er das spontan. Ich tippte eher auf spontan, denn als ich eine Sekunde zu lang zögerte, grinste er schon wieder und fragte: „Haben deine Eltern etwas dagegen, dass du dich mit Typen triffst?“ „Nein, meine Adoptivmom, will eigentlich, dass ich endlich mal raus komme. Andauernd sagt sie mir, wie wichtig es ist, neue Freunde zu finden, damit man nicht auf die schiefe Bahn gerät. Jetzt versteh mich bitte nicht falsch, ich mag sie und finde es echt nett, dass sie mich aufgenommen haben, aber mal ehrlich, ich war immer alleine und musste auf mich selbst aufpassen – und auf meinen Bruder. Er war der einzige, warum ich nicht schon vorher abgehauen bin. Als er starb, schaltete sich das Jugendamt ein und entzog meinem Vater das Sorgerecht für mich, weil ich ja erst fünfzehn war. Sie schickten mich in ein Heim und dann holten mich zwei Jahre später die Hoppes raus.“ Ich wusste nicht, warum ich ihm das alles anvertraute, aber als ich da neben ihm stand, wollte ich einfach mal alles loswerden. Am liebsten hätte ich geschrien, das wäre mir aber dann doch zu peinlich. „Wow, das ist echt schlimm.“ Er schaute mich mitfühlend an, doch ich erwiderte nichts auf seinem Blick. Ich war es nämlich satt, immer von allen als das kleine Mädchen hingestellt zu werden, doch das wollte ich ihm nicht sagen. Er hatte mir ja gerade so nett zugehört, obwohl wir uns ja gerade erst 10 Minuten kannten, also antwortete ich auf seine vorherige Frage:
„Klar, hab ich am Freitag Zeit, aber ...“ Ich wollte ihm nicht sagen, wie sehr ich ihn wieder sehen wollte. Ich konnte das nicht erklären, er hatte eine starke Anziehungskraft auf mich, die ich nicht verstand. Eigentlich dauerte es total lange, bis ich mich in einen Typen verknallte.
„Ok, das aber wird mir nicht gefallen? Hast du einen Freund? Oder“ Er stutzte: „Stehst du auf Frauen?“ Ich schaute ihn mit großen Augen an, drehte mich um und schaute hinter mich, da stand niemand, also drehte ich mich wieder zu ihm und sagte: „Nein, ich habe keinen Freund oder eine Freundin. Dieses Freundin, kannst du wörtlich nehmen. Ich hab bisher keine Kontakte geknüpft, gar keine. Und nur damit du es weißt, ich steh nur auf Typen!“ Ich betonte dieses `Typen´ extra und schaute ihm dann tief in die Augen. Er schien beruhigt. „Was ist es dann?“ „Hast du vielleicht schon Morgen Zeit?“ ich versuchte was zu finden, was ich als Ausrede benutzten konnte, also sagte ich lahm: „Ich schreib bald nen Test in Biologie.“ Ich seufzte theatralisch. „Das Fach kann ich gar nicht ab.“ Er schien mir das ab zu kaufen, doch dann sagte er: „Schreibt ihr am Wochenende immer Tests?“ Schon wieder dieses Grinsen, doch ich konnte nichts machen, ich wurde rot und schaute weg. Nach einer kurzen peinlichen Stille, sagte er: „Klar, Morgen ist es super.“ Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück. Dann drehte er sich um und rief über die Schulter „Dann bis morgen um zwei Uhr.“ Ich lächelte kurz, doch dann erstarb mein Lächeln, als ich bemerkte, dass er gar nicht wusste wo ich wohnte: Ich rief also: „Hey, Jackson. Ich wohne im Haus direkt gegenüber vom Park, ich zeigte in der Richtung unseres Hauses. „Nummer 12 a.“ Er stoppte kurz hörte mir zu und ging dann in die entgegen gesetzte Richtung weiter.
Ich packte meine Sachen zusammen, denn ich wollte nicht mehr weiter lesen, ich hätte mich einfach nicht mehr konzentrieren können. Denn ich war zu aufgeregt auf morgen.
Liebes Tagebuch ,
Heute hatte ich einen wunderschönen Tag im Park. Irgendwie war es eigentlich mehr das Ende, was mir richtig gefallen hatte. Also, ich war im Park, hab alles ausgepackt. Ich hab mich auf die Decke gelegt und gelesen. Zwischendurch, sah ich dann den Typen, er saß auf einer Bank direkt gegenüber von mir. Da lächelte er mich schon die ganze Zeit an. Als ich ein geschlummert war, weckte er mich unsanft und ich verpasste ihm einen Schlag. Er fiel hin und ich musste über sein Gesicht lachen. Er sagte, dass ich das nur wieder gut machen könne indem ich mit ihm ausgehe. Also werden wir morgen irgendwohin gehen.
Mir fiel gerade ein, dass ich gar nicht wusste was ich anziehen sollte, weil ich überhaupt keinen Schimmer hatte, wo er mit mir hin gehen wollte. Doch darüber wollte ich mir erst morgen den Kopf zerbrechen. Also schrieb ich weiter:
Judith hat sich wirklich gefreut als ich kurz nach dem Park Besuch nach Hause kam und sie hörte, dass ich für morgen ein Date hatte. Sie hat regelrecht Luftsprünge gemacht, doch Thomas konnte sie bremsen, aber nur für kurze Zeit. Jetzt ist sie immer noch unten und putzt. Das macht sie immer, wenn sie sich freut, oder etwas sie aufregt. Egal wie spät es ist. A propro, spät, es ist momentan schon 23.00 Uhr, ich sollte langsam mal das Licht ausmachen, ich möchte morgen ja nicht mit Augenringen zu meinem Date kommen.
In liebe Skyler
Ich legte das Buch weg und schlief mit einem Lächeln im Gesicht ein.
Das erste Date
Als ich aufwachte, hatten wir zehn Uhr. Also noch genug Zeit. Ich verschwand ins Bad. Judith und Thomas waren schon um acht Uhr zur Arbeit gefahren, deshalb hatte ich das ganze Haus für mich. Hinter mir schloss ich die Tür und machte die Heizung an. Ich ging kurz auf die Toilette, zwischen Waschbecken (rechts) und Dusche(links). Das Badezimmer war recht klein, für ein so großes Haus.Ich hasste die Baby-blaue Farbe, die in dem gesamten Badezimmer wieder fand. Doch wieder sagte ich nichts dazu. Mein Weg führte mich in die Küche, die fast direkt gegenüber lag. Dort angekommen machte mir einen Toast und holte mir eine Scheibe Käse aus dem Kühlschrank. Als das Toast fertig war, nahm ich die Scheibe Käse und legte sie darauf. Dann biss ich hinein. Mhm ... Ich liebte Gouda Käse. Ich setze mich in unser großes Wohnzimmer. Sie hatten braun mit rot und Silber gemischt. Die Schränke waren Silber und die Wände braun- mit roten Streifen. An der Türseite des Raumes befand sich die große braune Eckcouch, die auch noch an der Wand entlang lief und davor stand ein großer LCD Fernseher. Ich verstand die Leute einfach nicht die sich solche Teile kauften. War es den nicht egal ob man vor nem normalen Breitbild saß oder vor einem LCD? Naja, bis auf das, dass die Bildqualität besser war, konnte ich nichts erkennen und außerdem zum normalen Fernsehen braucht man doch keine besondere Qualität. Aber wenn die Hoppes so etwas nun mal hatten, wollte ich mich nicht beschweren. Ich setze mich also auf die Couch und nahm den Toast noch einmal in den Mund. Ich nahm die Fernbedienungen von dem rechteckigen Glastisch vor mir und schaltete den Fernseher ein. Beim zappen durch die Kanäle stieß ich auf meine Lieblingssendung. Greek. Heute lief eine Sondersendung mit zwei Folgen hintereinander.
Ich schaute mir beide an und in den Pausen schaltete ich auf den Musik Sender Viva. Jetzt hatten wir 12 Uhr, als ich auf die große Wanduhr über dem Fernseher sah. `Also jetzt muss ich mich wirklich fertig machen,´dachte ich. Ich ging in das Bad und stellte mich unter die Dusche. Danach tapste ich nackt in mein Zimmer und suchte mir meine beste Jeans aus und einen netten Pulli. Das würde überall zu passen. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und schminkte mich. Dezent, ich wollte ihn ja nicht verschrecken. Als ich schließlich auch damit fertig war, trug ich ein neues Parfüm auf. Sehr dezent aber schon so, dass man es riechen konnte. Es war das „wild“ von mexx. Auf dem Weg nach unten schaute ich auf mein Handy, das ich mir in einer kleinen Tasche, die jetzt um meinen Arm hing, eingesteckt hatte. Dort waren auch mein Portemonnaie, Taschentücher und Make - up drin. Wir hatten kurz vor zwei, also musste er jeden Moment kommen. Ich schaute noch einmal schnell in den Spiegel und wischte mir einen schwarzen Fleck von meinem Auge, der wahrscheinlich durch meinen Kajal dort hin gelangt war. Als ich mich schließlich überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, schellte es auch schon. Ein kurzer Blick auf mein Handy, das ich immer noch in der Hand hatte, sagte mir, dass er auf die Minute pünktlich war. Als ich die Tür aufmachte, lächelte ich und als ich ihn erkannte mit seinen blauen Augen und den blonden Haaren, die er sich lässig zur Seite gestrichen hatte, wurde mein Lächeln breiter. Er erwiderte mein Lächeln und schaute mich von oben bis unten an. Auch sein Lächeln wurde breiter, während er mich anstarrte. Meine schwarzen Haare hatte ich kurz nach dem Duschen geföhnt und mir lässig über die Schultern gekämmt. „Und ? Was machen wir jetzt?“ fragte ich nach geschätzten 10 Minuten des gegenseitigen Begaffens. Er schaute mich verwirrt an, doch dann schien er sich zu erinnern was er vor hatte und sagte: „ Ich dachte mir wir gehen vielleicht ins Kino und danach ein Eis essen?“ Er hatte ein Fragezeichen an seinen Vorschlag gesetzt, das hieß, glaubte ich, dass ich, falls ich etwas gegen den Vorschlag von ihm hatte, auch etwas anderes vorschlagen könnte. Aber ich fand seinen Vorschlag toll. Also erwiderte ich: „ Super lass uns los laufen.“ Ich strahlte ihn an und wir gingen los. Da ich in der Nähe der Stadt wohnte, war es nicht weit bis zum Kino. Auf dem Weg redeten wir über umfängliches wie Schule, was das Lieblingsessen war und welche Farbe am schönsten war. Auf jeden Fall hatte ich herausgefunden, dass seine Lieblingsfarbe grün war, welche auch eine von meinen Lieblingsfarben war. Sein Lieblingsessen bestand aus Chili und er war auch gut in der Schule. Schließlich erreichten wir das Kino und er fragte mich welchen Film ich ansehen wollte. Ich guckte mir die Filme an und sagte, dass ich Kindsköpfe sehen wollte. Er linste zu mir herüber und wir betraten die große Eingangshalle des Kinos. Wir gingen zur Kasse und ich holte schon mein Portemonnaie raus als er sagte: „ Nein, lass mal stecken ich bezahle heute für dich.“ Ich musste wohl ziemlich verdutzt geschaut haben, denn er konnte ein Kichern nicht zurück halten. „Warum willst du alles bezahlen? Ich hab selber Geld bei.“ „Na und? Das ist unser erstes Date,“ bei dem Wort Date wandte er kurz den Blick von mir ab „und deshalb lade ich dich heute ein.“ Ich sollte ihn vorwarnen also sagte ich: „ Ich kann aber ganz schön verfressen sein.“ „Na und, “ antwortete er „Ich auch, also lass mich schnell bezahlen. Die Kassiererin wird ungeduldig.“
Während er das sagte, schaute ich hinter den Tresen und schaute in die Augen einer ca. 30 jährigen Frau mit raspelkurzen, braunen Haaren und grauen Augen. Sie hatte ein gezwungenes Lächeln aufgesetzt und trug die übliche Arbeitskleidung fürs Kino. „ Na gut. Teilen wir uns ein Popcorn?“ „Klar, warum nicht.“ meinte er zu mir. An die Kassiererin gewandt, sagte er: „ Zwei mal Kindsköpfe, eine große Cola“, er schaute kurz zu mir rüber und ich nickte. „ und eine große Popcorn, bitte.“ „ Das macht dann 16.60 Dollar.“ Jackson kramte sein Portemonnaie hervor und holte einen zwanzig Dollarschein heraus. Er bekam sein Rückgeld wieder und währenddessen holte ich zwei Trinkhalme aus dem Automaten. Wir hielten unsere Karten an das Lesegerät, das uns Einlass gewähren würde und stellten uns dann an einen der zahlreichen Stehtische vor den Kinosälen. Ich schaute ihn an und sagte entschuldigend: „ Ich müsste dringend noch einmal auf die Toilette.“ „ Na klar, geh ruhig.“ Ich ging Richtung Toiletten davon. Die Haupthalle war dezent und ihn angenehmen Farben eingerichtet, genau wie die Eingangshalle. Nur das an der einen Wand noch Snackautomaten standen. Dort gegenüber steuerte ich gerade hin, da waren die Toiletten. Man musste eine kleine Treppe hinunter. Als ich die Tür erreicht hatte, ging sie sehr schwer auf. Nach einigen Anläufen schaffte ich es und beeilte mich etwas. Ich wollte ihn ja nicht allzu lange warten lassen und der Film würde bald anfangen. So schnell es ging, lief ich wieder zu Jackson. Bei ihm angekommen, war ich aus der Puste, weil ich so schnell gelaufen war. „Und wollen wir rein gehen?“ fragte ich schnell um von meinem stoßweise kommenden Atem abzulenken. Ihm schien es nicht aufgefallen zu sein, denn er antwortete mir: „ Klar.“ und zuckte lässig mit den Schultern, wobei er ziemlich cool wirkte, da er kein bisschen Cola verschüttete, die er schon in die Hand genommen hatte. Ich nahm das Popcorn , das noch auf dem Tisch stand und so gingen wir in den Saal. Es war bereits dunkel und die Werbung lief schon. Wir eilten zu unseren Plätzen und als ich sah welchen Sitzt wir erwischt hatten wurde ich rot, denn wir hatten den einzigsten Paaresitz im Saal bekommen. Er aber hatte wieder sein Lächeln aufgesetzt und setzte sich auf den linken Platz. Ich setzte mich neben ihn und stellte die Cola in meinen Behälter ab. Er sah es zwar, sagte aber nichts weiter, da er mich ja auch einfach fragen konnte, wenn er etwas zu trinken haben wollte. Das Popcorn nahm er auf dem Schoß und ich langte direkt danach. Nicht aber bevor ich ihm ein kleines verschmitztes Lächeln zu geworfen hatte. Gerade als ich mir Popcorn in den Mund geschoben hatte, kam das Kinopersonal herein und fragte ob jemand Eis haben wolle. Da wir nach dem Film noch Eis essen gehen wollten, blieb ich still. Als endlich alle das hatten was sie wollten, wurde es dunkel und der Film fing an.
„Der Film war doch echt lustig, oder?“ fragte Jackson grade, während er sich einen großen Löffel Schokoladen Eis in den Mund stopfte. Ich musste schon wieder grinsen. `Was war nur heute mit mir los? Ich war die ganze Zeit am Lächeln oder Grinsen´. „Ja total, aber nicht so lustig wie deine Gesicht grade,“ sagte ich. Der Löffel war wohl zu voll gewesen und er hatte sich die Hälfte in Gesicht geschmiert. Aus diesem Grund bat ich eine Kellnerin um ein Tuch und reichte es Jackson. Dieser nahm es dankend an und putzte sich das Gesicht ab. Nachdem der Film geendet hatte, waren wir zu dem Eiscafe ganz in der Nähe vom Kino gegangen und hatten uns beide einen großen Schokoladenbecher bestellt. Ich konnte ja manchmal wirklich süchtig nach Schokolade sein und er war es anscheinend auch, wie er mir gesagt hatte. Wir saßen draußen an einem Vierertisch, weil die anderen Tische alle schon besetzt waren als wir ankamen. Inzwischen war es fast sechs Uhr und die meisten hatten das Eiscafé bereits verlassen. Ich saß jetzt mit Jackson, der mir gegenüber Platzt genommen hatte, damit wir uns besser unterhalten konnten und ein paar anderen Pärchen, die sich alle verliebt anschauten, alleine in Café. Er war meinen Blicken gefolgt und nun sagte er: „ Sollen wir uns auch so verliebt anschauen und uns süße Sachen ins Ohr flüstern?“ Ich gab ihm einen Klaps auf den Oberarm, den er mit einen genervt: „Was denn? Ist doch so.“ quittierte. Da wurde ich rot und schaute in meinen nun leeren Eisbecher. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner und wollte sie weg ziehen, aber er hielt sie einfach fest während er darauf wartete, dass ich ihn anblickte. Also tat ich ihm den Gefallen und hob meinen Blick. Nun war sein Gesichtsausdruck gar nicht mehr genervt, sondern nur nett und auch seine Antwort war nett denn er sagte: „Hey, Sorry, ok? War nicht so gemeint.“ Anstatt zu antworten nickte ich nur und schaute wieder auf unsere immer noch aufeinander liegenden Hände. Nach einiger Zeit, ich wusste gar nicht mehr wie spät wir hatten, redete er einfach irgendwelches Zeug und da hob ich meinen Blick wieder und grinste ihn an. Er hatte wohl meinen Stimmungsumschwung bemerkt, denn jetzt grinste auch er. Da fragte er plötzlich: „Wie alt bist du eigentlich?“ „Weiß du das nicht?“ lautete meine Gegenfrage. „Mhhh kann mich nicht erinnern, dass du es mir gesagt hättest.“ „Ach so, aber hättest du mit gedacht, wüsstest du jetzt wie alt ich bin. Aber ich will mal nicht so sein. Ich bin 17.“ Da fiel mir ein, dass auch ich nicht wusste wie alt er eigentlich war, also setzt ich hinten dran: „Und? Wie alt bist du?“ „Ich bin 19“ „19? Wow, also bist du schon mit der Schule fertig?“ „Ja bin ich und jetzt arbeite ich bei meinem Bruder in der Firma, er ist auch 19 aber er hat schon mit 17 die Firma von meinem Vater übernommen.“ „Oh tut mir Leid wegen deinem Vater.“ Da schaute er mich verständnislos an. „Ist er denn nicht tot?“ fragte ich daher lieber mal nach. „Nein, er lebt noch aber er hatte einen Herzinfarkt und arbeitet deshalb nicht mehr. Und ich war damals zu unreif, wie mein Vater sagen würde, um eine Firma zu leiten. Also hat Myrkur sie übernommen und nebenbei seinen Abschluss gemacht.“ „Myrkur ? Komischer Name. Wo ist der her?“ „Der Name kommt aus dem Isländischen. Da ist mein Vater geboren und wir, also ich und mein Bruder auch.“ „Cool. Du bist in Island geboren? Wie cool und warst du noch mal da?“ „Ja mit meinem Bruder, auf einer Geschäftsreise. Aber wirklich viel konnte man nicht sehen, da wir beide ständig in Sitzungen fest gesessen hatten. Aber ich hoffe dort mal Urlaub machen zu können.“ „ Cool“, mehr konnte ich nicht sagen. Wir saßen noch eine Weile da und redeten, bis der Kellner schließlich kam und meinte, dass das Café jetzt schließen würde. Jackson bezahlte und ich schob den Stuhl ran. Auf dem Weg nach Hause nahm er meine Hand und ich merkte, dass ich das schön fand. Ich fand den ganzen Tag eigentlich toll, und das sagte ich ihm auch, als wir grade in den Park gingen. Er lächelte mich an und entgegnete: „ Ich fand ihn auch toll. Der Film war klasse, das Eis war echt lecker und ich hatte eine tolle Begleitung.“ Oh na toll ich wurde schon wieder rot. Doch ich schaute nicht weg. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir stehen geblieben waren und er sich sehr dicht vor mich gestellt hatte. „Du wirst aber ganz schön schnell rot.“ Ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren. Und er kam immer näher. „Eigentlich bin ich ja nicht so.“ Brachte ich mühsahmst hervor. „Wie bist du nicht“, fragte er, wobei seinen Lippen fast die Meinen berührten. Hätte ich auch nur einen Schritt nach vorne gemacht, hätte ich ihn geküsst. „Na ja, eigentlich küss ich keine Typen nach dem ersten Treffen.“ „Das ist aber schon das zweite“, erwiderte er grinsend und schon lagen seine Lippen warm auf meinen. Ich konnte nicht anders und erwiderte seinen Kuss. Oh man, wie sich seine Lippen anfühlten. So weich und doch so männlich. Ich konnte mich einfach nicht von ihm lösen und als er es schließlich tat, war ich ganz außer Atem. Er lächelte mich wieder an und nahm mich in den Arm. „Also, wenn du immer so küsst, können wir uns gerne öfter treffen“, meinte ich im Spaß. Da zwinkerte er mir zu und küsste mich noch mal. Dies mal aber sanfter, nicht so hungrig, wie grade noch. Dann hörte wieder er auf, nahm mich an die Hand und wir gingen weiter. Als wir vor der Haustür angekommen waren, holte ich den Schlüssel aus meiner Tasche und schloss auf. „Tja, ähmmm wir sehen uns?“ fragte ich. „Ja klar, wenn du mir deine Handynummer gibst, könnte ich dich sogar anrufen.“ Toll, wieder ich und meine Schusseligkeit. „Ja natürlich hab ich glatt vergessen.“ Ich sah, wie er sich mühsam das Lachen verkniff „Ja, lach du mal! Wirst sehen was du davon hasst. *********** . Bitte schön, und jetzt kannst du ruhig gehen.“ meinte ich etwas genervt. Da fing er dann doch an zu lachen und tippte aber gleichzeitig meine Nummer in sein Handy ein. „Krieg ich denn einen Abschiedskuss?“ fragte er scheinheilig. Ich machte einen Kussmund und hauchte ihn zu ihm rüber. Dabei musste er noch mehr grinsen und zog mich zu sich ran. Dann küsste er mich wieder. Und als ich mich dann schließlich los machte, zog er ein enttäuschtes Gesicht. „Hey, du musst langsam gehen“, sagte ich nur zu meiner Verteidigung und schob ihn zur Tür raus. Schließlich drehte er sich um und ging.
Liebes Tagebuch,
Heute war der tollste Tag meines Lebens. Jackson und ich sind im Kino gewesen, und haben uns Kindsköpfe angeschaut. Man war der lustig. Und Jackson hatte alles bezahlt. Ich musste nichts selber bezahlen. Das war schon toll. Dann waren wir Eis essen. Wir haben uns beide einen großen Schokoladenbecher geholt und er sagte, dass er genauso Schokoladen besessen sei, wie ich. Ich mein er ist zwar schon 19 aber trotzdem, ich werde doch bald 18 und mach meinen Abschluss und dann könnten wir uns ja treffen. Oh man bin ich glücklich, und ach ja das wichtigste hatte ich vergessen, er hat mich GEKÜSST … und wie, dass war so schön gewesen. Und er hat gesagt, dass wir und unbedingt noch mal treffen sollten, wobei ich natürlich ja gesagt habe. Naja okay mach mich dann auch mal Bett fertig und geh schlafen.
In liebe Skyler
Schlimme Überraschungen
„Skyler, steh schon auf Mensch! Sonst kommst du noch zu spät zur Schule!“ Schule? Was?
Oh, misst! Ich hatte doch echt verschlafen. Oh man. Vielleicht würde mich ja Judith oder Thomas mit dem Auto fahren, damit ich nicht zu spät kommen würde. Also zog ich mir schnell eine Jogging Hose und ein weites T-Shirt an und rannte hinunter. „Hey Judith, kannst du mich vielleicht zur Schule bringen?“ fragte ich, während ich mir ein Butterbrot machte. „Ja, das hättest du wohl gern. Erst zu lange schlafen und dann auch noch belohnt werden? Nein, nein! Und wenn du zu spät kommst, hasst du eine Woche Hausarrest.“ Da guckte ich nicht schlecht, als sie das sagte. Die nette und beste Adoptivmom wollte mir doch echt Hausarrest geben. Und vor allem ich war noch nie zu spät aufgestanden also konnte es daran auch nicht liegen. Ich wollte nicht streiten, deshalb ging ich zu Thomas, der gerade im Wohnzimmer war. „Thomas, kannst du mich vielleicht zur Schule fahren?“ „Wenn Judith schon nein gesagt hat, glaubst du dann dass ich ja sage?“ „Ähmmm, weiß nicht. Dachte schon.“ brachte ich grade so hervor. „Nein, Judith hat völlig Recht und wenn du dich jetzt nicht beeilst, dann kriegst du zwei Wochen Hausarrest.“ Okay? Jetzt war ich mehr als nur verwirrt, aber wenn die beiden das echt durchziehen würden, müsste ich mich jetzt echt beeilen. Nachdem ich mir meinen Rucksack und mein Portemonnaie genommen hatte, rannte ich zur Haltestelle. Da vorne war der Bus, aber er war schon weggefahren und in zwanzig Minuten kam erst der Nächste. Na toll, jetzt würde ich auf jeden Fall Nachtsitzen müssen. Und danach auch noch Hausarrest. Ich glaub ich schreib Jackson lieber eine Sms, dass ich diese Woche nicht kann. Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und gab bei Namen „Jackson“ ein. Doch mein Handy fand nichts. Ach ja, er hatte ja nur meine Handynummer, aber ich nicht seine. `Na dann kann ich nur hoffen, dass die mir nicht auch noch mein Handy abnehmen.´
Der ganze Tag war einfach so an mir vorbei gerauscht. Ich hatte überhaupt nichts mit bekommen, geschweige den hätte ich jemanden sagen können was wir im Unterricht durch genommen hatten. Die ganze Zeit fragte ich mich: `Was war nur los mit Thomas und Judith?´
Die anderen hatten mich wie immer ignoriert, was ich auch wie immer ziemlich gut fand. Zwar war das ungewöhnlich, kam aber auch mal vor.
Nach der Schule ging ich mit ihnen zur Bushaltestelle und wartete bis diese mit ihren Bussen weg waren. Ich hatte heute keine Lust auf Gedränge. Eigentlich hatte ich auf nichts Lust. Immer wieder quälte mich die Frage was denn los war mit den Beiden. Ich würde sie, wenn ich zu Hause angekommen war, zur Rede stellen müssen.
Als ich endlich zu Hause ankam, war niemand da. Das war nicht ungewöhnlich, also holte ich den Schlüssel raus und schloss die Tür auf. Im Flur angekommen stellte ich meine Tasche neben der Kommode ab und ging nach oben. Auf der Treppe fand ich einen roten Tropfen. Auf den ersten Blick sah das aus wie Blut, aber vielleicht war das ja auch nur Ketchup, redete ich mir gut zu. An der Treppe oben angekommen sah ich, dass die Tür zu meinem Zimmer offen stand, obwohl ich sie heute Morgen zugemacht habe. `Vielleicht war Judith ja noch mal drin gewesen und hat was gesucht, oder ich hatte die Tür gar nicht richtig zu gemacht.´ Ich ging weiter bis zum Badezimmer, weil ich mich erst einmal waschen wollte. Plötzlich blieb ich wie erstarrt stehen. Ich sah wie ein weiterer roter Tropfen auf dem Boden den weißen Teppich verunstaltete. Was mich aber so erstarren ließ, waren die vielen roten Tropfen. Ich sah nur noch schwarz und wollte nachsehen was im Bad los war, aber meine Beine gehorchten mir nicht. An Ort und Stelle blieb ich stehen. Als ich wieder klar sehen konnte, bewegte ich meine Beine vorsichtig weiter in Richtung Badezimmer, wobei ich den roten Tropfen auswich, falls es doch Blut war.
An der Badezimmer Tür angekommen, nahm ich allen Mut zusammen und öffnete vorsichtig die Tür. Was ich dann sah, würde ich nie mehr vergessen. Judith lag in der Wanne, das Wasser war von dem vielen Blut rot gefärbt. Mir wurde schlecht. Sie hatte die Augen ganz weit aufgerissen und es sah so aus als würde sie direkt in die Meinen sehen. `Ich glaub ich muss gleich kotzen,´ dachte ich nur. `Aber wer würde so etwas tun? Judith, die liebe nette Judith, die mich aufgenommen hatte, bei meiner Vergangenheit. Judith, die immer jeden helfen wollte.´ Ich konnte es einfach nicht begreifen und mein Verstand arbeitete auf Hochtouren, wofür ich sehr dankbar war, sonst würde ich nämlich jetzt auch hier liegen. Plötzlich fiel mir ein, das ich Thomas bescheid sagen musste, und die Polizei benachrichtigen. Deshalb ging ich wieder aus dem Bad und hinunter zum Telefon. Ich musste mich am Geländer festhalten, weil mir so schwindelig war, aber ich durfte jetzt nicht nachgeben. Die Polizei musste verständigt werden und dann konnte ich mich etwas hinlegen. Am Treppenabsatz bemerkte ich, dass alles total verwüstet war. Die Kommode stand zwar noch, aber die ganzen Schubladen waren heraus gerissen und scheinbar nach etwas durchsucht worden. Darüber machte ich mir jetzt erst einmal keine Gedanken, denn ich musste in Wohnzimmer zum Telefon. Als ich an der Küche vorbei ging dachte ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel gesehen zu haben und dreht mich ruckartig um. Da saß Thomas ja. Mit dem Rücken zu mir auf einem Stuhl an dem Tisch. „Thomas, komm schon. Hast du mich nicht gehört, als ich rein gekommen bin? Thomas, ich muss dir was sagen, aber dreh dich doch mal bitte um. Thomas?“ Als ich keine Antwort bekam ging ich auf ihn zu, legte meine Hände auf seinen Schultern und versuchte ihn umzudrehen. Er sackte jedoch nur gegen meinen Körper und da sah ich ein riesiges Messer in seinem Bauch stecken. Ich ließ ihn los und rannte zwei Schritte zurück. Was war los? Überall Blut, in seinem Mund auf seinem Hemd, ja sogar an der Wand . Mir versagten die Beine. Ich sah nur noch Blut. Alles rot. Niemand mehr da. Ich hatte mich zu einer Kugel zusammen gerollt und schaukelte mich jetzt hin und her. Ich dachte gar nicht mehr daran noch ins Wohnzimmer zu gehen und das Telefon zu holen, denn mein Verstand, der gerade noch so gut gearbeitet hatte, versagte mir jetzt den Dienst. Wahrscheinlich war das selbst für mein Unterbewusstsein zu viel. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich geschrien hatte, bis mir der Hals wehtat. Ich schloss ihn und statt zu schreien fing ich jetzt zu wimmern an. Mir liefen die Tränen das Gesicht runter und verschmierten wahrscheinlich mein ganzes Make - up.
Blut
Blut
Blut
Mehr sah ich nicht, als ich schließlich meine Augen schloss. Ich hoffte den Schwindel wieder zu bekommen, der mich bei Judiths Anblick ergriffen hatte. Ich wollte nicht mehr denken, nicht mehr sehen und nicht mehr hören. Ich wollte, dass sich die Welt aufhört zu drehen. Wie konnte ich weiter machen? Keinem den ich mehr vertrauen konnte. Alle waren Tot oder im Knast, aber für mich waren sie alle gestorben. Ich war erleichtert als sich die Schwere in meinen Gliedern ausbreitete und ich zur Seite sackte. Dann wurde alles schwarz.
Als ich aufwachte, befand ich mich in einem weißen klinisch sauberen Bett, welches in einem weißen Zimmer stand. Es gab einen Schrank, eine Tür, die wahrscheinlich ins Bad führte und eine weiter Tür, die dann in den Flur führen musste. Aus dem Ganzen schlussfolgerte ich, dass ich im Krankenhaus sein musste. Als ich daran dachte, was ich gesehen hatte, merkte ich wie ich wieder langsam in Verzweiflung versank. Mir liefen die Tränen die Wange hinab und ich konnte sie nicht aufhalten. Ich wollte alles vergessen, mich nicht mehr an den gestrigen? `wie lange war ich jetzt hier?´ Tag erinnern. Meine alten Wunden wurden wieder aufgerissen, als ich Judith in der Badewanne gefunden hatte. Ich sah meine Mutter und meinen Bruder vor mir.
„Hey meine Kleine .“ Das war immer ihr Satz gewesen, wenn sie mich gesehen hatte, wie ich die Treppen von meiner Grundschule hinunter lief. Meine Mutter stand an ihrem Auto und winkte mich zu sich. Zwischen ihrer warmen Umarmung und mir befand sich nur eine kleine Straße, die es aber in sich hatte, weil die meisten Autofahrer sie als Schnellstraße benutzten. Ich war gerade los gerannt, als ich sah wie auch sie auf mich zukam. Ich fing an zu strahlen, weil ich dachte, dass sie mir entgegen laufen wollte. Sie machte immer wieder den Mund auf, aber ich konnte sie nicht verstehen. Der Schullärm und die anderen Leute waren einfach zu laut. Wie ich sie fast erreicht hatte, wir waren beide ungefähr in der Mitte der Straße, schubste sie mich auf die Seite und ich fiel auf meine Beine und Arme. Ich drehte mich um, damit ich meine Mutter sagen konnte, dass sie mir wehgetan hatte. Was ich dann sah ließ mir dann den Atem stocken. Ich war sieben, also gerade erst eingeschult worden. Damals hatten wir noch in einer andere Stadt gelebt. Als ich meine Mutter sah, wie sie von einem heran nahendem Auto in die Luft geschleudert wurde, riss ich meine Augen ganz weit auf. Kurz bevor sie auf dem Boden aufprallte blieb das Auto stehen und der Fahrer stieg hastig aus, schon das Handy in der Hand. Er fing gerade an zu reden, als ich aufstand und zu meiner Mutter lief. Ich legte meine Arme um sie und sie machte kurz die Augen auf und ich strahlte sie wieder an. Sie lächelte schwach zurück. „Fahren wir jetzt nach Hause, Mami?“ fragte ich, weil ich nicht verstanden hatte was geschehen war. Ich war doch erst sieben. Sie sagte: „Ja mein Schatz, nach Hause.“ Mama lächelte noch einmal kurz und dann machte sie die Augen zu.
Etwas später hatte man mich nach Hause gebracht und meinem Vater gesagt, dass ich vielleicht einen Schock erlitten hatte und ich auf jeden Fall zum Psychologen gehen musste. Mein Vater saß nur, selbst zu geschockt, neben mir und streichelte meine Hand. Ich war sieben verdammt.
Danach veränderte sich alles und mein Vater fing an zu trinken, weil er den Schmerz vom Tod meiner Mutter verdrängen wollte. Ich musste mit acht Jahren meinen kleinen Bruder versorgen, der gerade mal fünf war. Ich versuchte etwas zu kochen und wusch die Wäsche so gut ich konnte. Doch etwas war in mir gestorben, ich konnte nicht mehr so viel lächeln. Früher hatte ich bei den kleinsten Dingen schon gelacht, doch jetzt war ich die Traurigkeit in Person. Ich hatte mich immer für meinen kleinen Bruder zusammen gerissen und weiter gemacht, bis er starb. Er war zehn und ich dreizehn. Ich war gerade Einkaufen, als ich oben die Stimme von meinem Vater hörte. Ich hörte aus seinem Gelalle und seinen Schreien, dass er mal wieder getrunken hatte. Mit meinen ganzen Einkaufstüten in der Hand wollte ich nach oben rennen, da ich auch die Stimme meines Bruders gehört hatte um den Streit zu schlichten, falls sie einen hatten. Doch als ich die Tür aufgeschlossen hatte, hörte ich plötzlich einen Schrei. Die Tür knallte gegen die Wand, da ich sie so schnell und schwungvoll aufgemacht hatte wie ich konnte und doch kam ich schon wieder zu spät. Mein Vater stand neben dem kaputten Fenster. Ich rannte zu ihm rüber und schaute hinaus. Mein Bruder sah aus als würde er Dehnübungen machen. Sein rechter Arm war über dem Kopf geklemmt und er saß auf dem Po, aber die Beine standen in einem unmöglichen Winkel vom Körper ab. Ich rannte zur Tür zurück, wo die ganzen Einkaufssachen verstreut herum lagen, lief an ihnen vorbei und so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Irgendjemand hatte schon den Krankenwagen gerufen, aber ich wusste, dass es zu spät war. Er war nicht mehr da. Er hatte mich alleine gelassen, wie meine Mutter. Nach der Beerdigung wurde ich in ein Heim gesteckt, aber in einer anderen Stadt. Ich hatte oft versucht mich umzubringen, und doch lebte ich noch. Mein Vater war noch vor Ort verhaftet worden und er wurde zu einer Lebenslänglichen Strafe verurteilt. Er saß wahrscheinlich immer noch dort oder war schon tot, mich scherte es nicht mehr.
Und doch kam all dies jetzt wieder hoch, jetzt wo auch Judith und Thomas von mir gegangen waren. Ich wollte dass alles vergessen, keine Schuldgefühle mehr haben. Niemandem mehr wehtun müssen, vor allem mir selber nicht mehr.
Vergessen
Vergessen
VERGESSEN !!!!
Plötzlich bekam ich heftige Kopfschmerzen und mein ganzer Körper fing an zu zittern. Ich sah wie die Tür geöffnet wurde, und ein Arzt mit einer langen Spritze rein kam. „Ganz Ruhig, es wird gleich aufhören weh zu tun“, sagte er um mich zu beruhigen. Er hatte Recht, es tat verdammt weh, die Schmerzen. Sie wurden immer schlimmer und ich konnte nicht aufhören zu zittern. Mein Kopf fühlte sich an als ob eine Atombombe explodiert war. Der Nachklang war manchmal viel Fataler. Ich merkte wie der Arzt mir die Spritze in den Arm drückte und auch diesmal hatte er wieder Recht. Die Schmerzen hörten auf und meine Lider senkten sich wieder. Nein, ich wollte die Bilder nicht mehr sehen müssen und das würde ich müssen, wenn ich jetzt meine Augen schloss. Doch meine Lider gehorchten mir nicht und sie blieben zu. Nach und nach schwanden auch meine anderen Sinne und ich wurde wieder bewusstlos.
Neu Erwacht
Ich machte die Augen auf und ein grelles Licht blendete mich. Gleich wollte ich meine Augen wieder schließen, wurde aber durch ein Schütteln an meiner Schulter daran gehindert. Plötzlich wurde das Licht wieder ausgemacht und ich musste blinzeln um in der folgenden Dunkelheit etwas erkennen zu können. Schließlich konnte ich ein Gesicht wahrnehmen, ein männliches Gesicht. Der Mann der mich geschüttelt hatte, hatte kurze schwarze Haare, eine dicke Brille, und ganz schön viele Falten. Die Brille verdeckte seine wässrigen grauen Augen. „Hallo. Ich bin Dr. Berg.“ Als er die wenigen Worte aussprach, bildete sich ein freundliches und arztmäßiges Lächeln auf seinen Lippen und um seine Augen herum vertieften sich kleine Lachfältchen. „Hi“, antwortete ich etwas verwirrt. „Weißt du wo du bist?“ „Ja, ich glaub im Krankenhaus oder?“ „Das ist richtig, erinnerst du dich noch was passiert ist?“ „Passiert? Wie passiert? Was soll denn passiert sein?“ Als ich versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren, wurde mir schwindelig. „Nun ja, also kannst du dich nicht erinnern was mit deinen Eltern passiert ist?“ „Nein. Kann ich nicht.“ Langsam wurde ich wütend, konnte er denn nicht endlich auf dem Punkt kommen. „Kannst du dich denn an überhaupt etwas erinnern?“ „Ja.“ antwortete ich schlicht. „Und an was?“ „Ich heiße Skyler Beecke und … und…“ Ab da war alles weg, wieso konnte ich mich nicht erinnern? Was war geschehen? „Okay, das ist wenigstens schon mal ein Anfang, der Rest wird auch schon wieder kommen. Du hast ein Trauma erlitten.“ „Ein Trauma? Weswegen?“ „Das sollte dir lieber jemand erklären den du vielleicht kennst, kann ich dich kurz alleine lassen?“ „Ja natürlich, ich bin ja schließlich kein kleines Kind mehr.“ Er bedachte mich noch mit einem >Ich glaub dir eh nicht, du bist zu verwirrt
Ich befand mich in einem dunklen Raum. Man konnte nichts sehen. Nur etwas riechen. Es roch faulig. Irgendwie alt. Ich hörte ein Klopfen. Darauf folgten Schreie. Immer im Takt und immer wieder das gleiche. Klopfen, Schrei, Klopfen, Schrei. Nach einiger Zeit konnte ich es nicht mehr aushalten und setzte mich auf den Boden. Ich hielt mir die Ohren zu und hoffte, dass es endlich aufhörte …..............… „Skyler? Skyler?“ Ich hörte meinen Namen in der Dunkelheit, wusste aber nicht woher die Stimme kam. Langsam wurde der Raum verschwommen. Die Dunkelheit blieb zwar, aber ich merkte wie ich langsam wach wurde.
Schließlich machte ich meine Augen auf. Auf mich herab blickten zwei blaue Augen. „Jackson“, sagte ich glücklich und warf mich in seine Arme. Er schien etwas überrumpelt, erwiderte die Umarmung dann aber doch. „Ich bin froh dass du jetzt wach bist. Du hattest auf einmal Schweißausbrüche und hast um dich geschlagen. Was war denn los?“ „Ich glaub ich hab nur schlecht geträumt.“ Mit einem Lächeln schlief ich in seinen Armen wieder ein.
Einige Tage später wurde ich endlich entlassen. Die Tage zuvor hatte ich mit Jackson verbracht. Er hatte mich nicht geküsst. Irgendwie war ich froh darüber, da ich zu verwirrt war. Aber wir hatten die Zeit genutzt und über alles Mögliche geredet. Er hatte mir erzählt, dass ich jetzt achtzehn Jahre war. Ich war einen Monat und dann noch einmal zwei Wochen bewusstlos gewesen. Inzwischen waren die Prüfungen geschrieben worden. Für mich wurde jedoch eine Ausnahme gemacht. Also hieß das ich musste lernen, lernen und lernen. In drei Wochen würde ich nach schreiben. Ich hatte kein Zuhause mehr, also meinte Jackson dass ich bei ihm im Gästezimmer wohnen könnte. Er nahm meine Tasche die er für das Krankenhaus gepackt hatte und brachte sie raus in seinen Sportwagen, einen Porsche Boxter. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Jackson einen Führerschein hatte. Er fuhr eigentlich nur wenn es nicht anders ging mit dem Auto. Lieber hatte er sein Motorrad, eine Yamaha. In meinem „Zustand“ wollte er mir das aber nicht zumuten, versprach mir jedoch die Motorradfahrt bald nachzuholen. Ich wollte schon immer einmal auf einem Motorrad sitzen.
Wir fuhren jetzt zu seiner Wohnung. Er hatte sich hier eine Eigentumswohnung gekauft, weil er wegen seiner Arbeit öfters mal hier war und sich nicht ständig in Hotels einmieten wollte. Als wir ankamen, standen wir vor einem riesigen Gebäudekomplex. Er hatte die Wohnungsnummer 12. Wir gingen in Richtung Aufzüge. Schon die Flure sahen sehr luxuriös aus. Sie waren groß und hatten Aufzüge. Wenn aber mal das Gebäude anfangen sollte zu brennen, gab es natürlich auch Treppen. Wir stiegen in den linken von den drei Aufzügen und Jackson drückte den Knopf: `3´. Es gab 15 Wohnungen hier, hatte Jackson gemeint und es gab fünf Knöpfe. Also waren in jeder Etage drei Wohnungen. Und dass in diesem riesigen Gebäude. Ich hatte mir das gar nicht vorstellen können, bis sich die Aufzugstür öffnete und wir vor einem langen Gang standen, an dem eine Tür nach rechts führte, eine weitere nach links und die letzte gerade aus. Jackson lief auf die direkt vor uns zu und ich ging ihm hinter her. Er hatte eine Art Karte aus der Tasche geholt, die ich sonst nur von Hotels her kannte. Er steckte sie in das Kartenlesegerät und lief in die Wohnung. Ich blieb erst mal in der Tür stehen und staunte nicht schlecht, als ich sah wie groß seine Wohnung war. Alles war in hellen Tönen gehalten. Das Wohnzimmer, in das man sofort reinkam, war in beige gestrichen. Seine Möbel waren alle braun außer dem Plasma Fernseher. Durch das Wohnzimmer konnte man auch sofort die Küche sehen. Sie war offen und Jackson aß anscheinend immer im Wohnzimmer, da ich keine Stühle oder einen Tisch, in der kleinen Küche, erkennen konnte. Langsam ging ich rein und zog die Tür hinter mir zu. Jackson kam gerade aus einem der zwei angrenzenden Zimmer und sah etwas verwirrt aus. „Du stehst ja immer noch in der Tür. Komm ruhig rein. Ich beiß auch nicht oder so.“ Er grinste anzüglich, wobei ich kichern musste. Die angespannte Stimmung in meinem Inneren schien sich langsam zu lösen. Ich hatte mir nämlich Sorgen gemacht, dass er jetzt vielleicht anders sein könnte. Jetzt da wir bei ihm waren. Ich kannte ihn schließlich noch nicht lange und vielleicht verhielt er sich zu Hause ganz anders, als wenn er ständig bei mir war. Doch jetzt waren diese Sorgen wie weggeblasen. Er schien immer noch locker drauf zu sein. „Ok. Kann ich vielleicht etwas zu trinken haben?“ fragte ich, um nicht nur so dumm rum zu stehen. „Ja klar. Ich gebe dir was zu trinken und dann kann ich dir zeigen wo alles ist, damit du dann nicht ständig fragen musst. Was möchtest du denn haben?“ „Okay. Ich hätte gerne einen Orangensaft, wenn du den da hast?“ „Orangensaft?“ „Ja ich liebe das fruchtige, aber ich hasse Orangen so zu essen. Da sind fast immer Kerne drin.“ Er schaute mich noch etwas verwundert an, ging aber dann in die offene Küche und fragte: „Willst du frischen oder einen aus der Packung?“ „Ach du kannst mir ruhig den aus der Packung geben“, sagte ich und ging Richtung Couch, da ich immer noch stand. Er gab mir das Glas mit der gelben Flüssigkeit. „So und jetzt sind wir hier.“ sagte ich nach einem kurzen Moment, nachdem er sich auch auf die Couch gesetzt hatte. „Ja. Sind wir. Also ich werde dann mal anfangen mit den Regeln die hier herrschen.“ fing er an. `Oh man. Er ist doch spießig.´ Dachte ich mir nur. „Das war ein Scherz. Ich hab keine Regeln, an die du dich halten musst.“ Er grinste mich an und gab mir einen leichten Klaps auf den Arm. Das lies ich nicht auf mir sitzen und nahm das Kissen, an das ich gelehnt da saß und schlug es ihm über dem Kopf. Ich grinste ihn an und sprang dann auf, um noch einmal auszuholen. Er schnappte sich auch schnell ein Kissen und so rannten wir durch die Wohnung. Er rannte hinter mir und ich drehte mich ab und zu mal um, um nach ihm zu werfen. Ich war schon ganz schön außer Puste, als wir wieder im Wohnzimmer ankamen und er mich auf die Couch warf. Er lag auf mir und wir atmeten beide sehr schwer. „Du hast ja eine ganz schöne Kondition“,sagte er nach einiger Zeit, die wir einfach nur so da lagen. Es fühlte sich einfach nur toll an, seinen Körper auf meinem zu spüren. Sein Herz im Einklang mit meinem schlagen zu hören. „Ja. Du aber auch. Also bei mir lag das daran, dass ich früher immer joggen war. Und bei dir?“ Er lächelte. „Du hast dich schon wieder an etwas erinnert. Das wird ja immer besser. Aber an deine Eltern und deine Adoptiveltern kannst du dich immer noch nicht erinnern?“ „Nein.“ Selbst in meinen Ohren hörte sich meine Stimme sehr hart an. Er schien meinen Stimmungsumschwung zu bemerken, denn er stand auf und zog mich mit sich. „Okay. Soll ich dir jetzt mal dein Zimmer zeigen?“ „Ja klar. Warum nicht.“ Ich war immer noch etwas betrübt. Und dieselbe Frage kreiste wieder in meinem Kopf herum. `Warum konnte ich mich nicht an sie erinnern?´ Er ging vor zu der linken Tür und machte sie auf. Da waren ein riesiges Doppelbett in der Mitte und daneben ein kleiner Nachttisch. Der Schrank war rechts von der Tür und links gab es noch eine Tür, die wohl zum Bad führte. „Wow. Das ist echt toll. Und meine Lieblingsfarben.“ Das Zimmer war in Rottönen gehalten worden. Der Schrank, der Nachttisch und das Bett, über das ein rotes Mückennetz an einer Stange hang, waren schwarz. „Echt? Deine Lieblingsfarben? Cool. Meine auch zum Teil, deshalb habe ich das Zimmer ja auch so einrichten lassen. Ich hatte nicht gewusst, ob es dir gefällt aber es freut mich, dass du es toll findest.“ Er lächelte süß und ich umarmte ihn ganz doll. „Danke. Das Zimmer ist echt schön. Und auch danke, dass du mich hier wohnen lässt.“ Ich ging wieder ein Stück zurück und er schaute etwas erstaunt, lächelte dann aber auch. „Okay. Also ich lass dich dann mal alleine. Aber wenn du noch etwas brauchst, sagst du bescheid. Okay?“ Er hatte gerade die Tür geschlossen, als er noch einmal den Kopf rein steckte. „Oh, hätte ich fast vergessen. Wenn du jemanden anrufen, oder an den Computer möchtest, kannst du ruhig in mein Zimmer gehen. Da ist noch eine neben Tür, in der mein Arbeitszimmer ist.“ „Okay. Danke schön“, sagte ich noch einmal und lächelte. Er hatte die Tür wieder zu gemacht und ich nahm die Tasche, die er mir auf mein Bett gestellt hatte. Als ich sie aufmachte, sah ich ganz oben ein Buch. Es war schwarz und darauf stand ein Spruch: „Nun ist es Zeit weg zu gehen, für mich, um zu sterben, für euch, um zu leben.
Wer von uns dem Besseren entgegen geht, ist jedem verborgen.“ Dann stand da noch Sokrates. Sokrates? Ach so Sokrates! Jetzt fiel mir ein, woher ich den Typen kannte. Er war Philosoph und einer meiner Lieblingsphilosophen. Und das Buch war mein Tagebuch. Oh man, auf einmal fingen meine Hände an zu zittern. Ich setzte mich auf das Bett und fing an es aufzuschlagen und am Anfang zu lesen. Anscheinend war meine Mutter gestorben und mein Vater saß im Gefängnis. Warum sie tot und er im Knast war, wurde aber nicht näher von mir erläutert. Irgendwie war ich sauer auf mich. `Wieso hab ich nichts näher beschrieben? Wieso hatte ich nicht daran gedacht, dass ich vielleicht eines Tages mein Gedächtnis verlieren könnte?´ `Weil sich niemand darauf vorbereiten kann.´ Gab ich mir selbst zur Antwort. Nach dem ich mein Tagebuch durchgelesen und zwischendurch ein paar Tränen verdrückt hatte, nahm ich meine Klamotten und räumte sie in den Schrank ein. Als ich auch damit fertig war, ging ich in das Wohnzimmer, wo Jackson gerade am Zeitung lesen war. Als ich rein kam, blickte er auf und sah mich mit seinen blauen Augen an. „Ähmmm Jackson? Kannst du vielleicht meine Schulsachen aus dem Haus holen?“ „Brauch ich gar nicht. Deine Schule hat deine Unterlagen, die du für die Abschlussprüfung brauchst hierher gefaxt. Die liegen in meinem Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch.“ „Okay Danke .“ Er blickte wieder auf seine Zeitung und ich ging in sein Zimmer. Hier war alles weiß und grün. Die Wände waren hell grün und die Möbel weiß. Ich machte die Tür auf, die von mir rechts war und landete prompt in seinem Badezimmer. Kaum drinnen, wurde ich rot, da er an der Tür einen roten String Tanga für Herren aufgehängt hatte. Das Lachen musste ich mir unterdrücken und wäre fast geplatzt, als Jackson rein kam und ich mich nicht mehr halten konnte. Ich lachte so laut, dass die Nachbarn wahrscheinlich dachten, hier würde ein Tier hausen. Jackson guckte ziemlich böse und deshalb sagte ich entschuldigend: „Sorry, habe mich in der Tür geirrt.“
Gerade, an ihm vorbei gehuscht und die Tür aufgezogen, ergänzte ich: „Ach und schöner Tanga den du da hast.“ Schon wieder musste ich lachen und so ging ich in sein Arbeitszimmer, dass auf der anderen Seite lag. Ich nahm den Ordner, auf dem stand: „Skylers Schularbeiten“ und lief wieder in mein Zimmer, setzte mich auf mein Bett und fing an zu lernen. Ich wollte schließlich einen guten Abschluss haben. Als Jackson schließlich anklopfte und fragte, ob ich auch etwas zu Abend essen wollte, hörte ich auf und ging raus. Er hatte den gläsernen Wohnzimmertisch mit einer Decke versehen und darauf standen jetzt zwei Teller, mit Kartoffeln, Soße und Fleisch. In einer kleinen Schüssel hatte er auch etwas Salat hinein getan. In einem Glas war eine farblose Flüssigkeit, wahrscheinlich Wasser. „Öhmmm, danke“, sagte ich etwas verlegen. Er hatte das Essen extra für mich gemacht. Erstens, musste man wenn man alleine war nicht so viel kochen und meistens aß man dann auch nur Fast Food oder etwas schnelles, aber so etwas Aufwendiges? Also ich hätte mir das nicht jeden Abend machen wollen. „Hast du das alles selber gemacht?“ „Ja .“ Er schien etwas verlegen. „Eigentlich auch nur wegen dir. Ich will ja nicht, dass du hungern musst. Deswegen hatte ich mir gedacht, ich mach mal eben was Tolles.“ „Echt?“ fragte ich mit strahlenden Augen. „Das ist voll nett. Das hat noch niemand für mich gemacht. Glaub ich zumindest.“ Ich lächelte und setzte mich an den Tisch, neben ihn und dann fingen wir an zu essen. Zuerst redeten wir gar nicht, doch dann fing er an zu erzählen wie er jeden Tag zu mir gegangen war und wie er mit mir geredet hatte. Ich fühlte mich schuldig, weil er sich extra für mich Urlaub genommen hatte.
Doch er meinte, dass das selbst verständlich sei. Ich fand das richtig toll. Aber irgendwie war ich etwas enttäuscht, dass ich nicht mehr wusste, über was er mit mir geredet hatte im Krankenhaus. „Ähmmm Jackson?“ Er schaute auf und stopfte sich eine Kartoffel in den Mund. „Was hast du mir eigentlich im Krankenhaus erzählt, als ich im Koma lag?“ Auf einmal wurde er von einem starken Hustenreiz geschüttelt. „Ja also, das ist so eine Sache.“ `Oh man, wurde er jetzt echt rot? Wie süß!´ „Komm schon. Bitte.“ „Bitte was?“ „Sagst du mir bitte, was du mir schon erzählt hast?“ „Mhhhh. Ich weiß nicht ob ich dir das erzählen soll.“ „Komm schon!“ „Okay aber sei nicht sauer, du hasst schließlich gefragt. Also erst einmal hab ich dir gesagt wie langweilig das im Krankenhaus ist.“ Er zwinkerte kurz und sprach dann weiter: „Und halt, dass ich dich..... also, dass ich dich halt süß finde und ich mich in dich verknallt habe.“ Er wurde sogar noch röter, was eigentlich gar nicht mehr ging, aber scheinbar doch. Er sah jetzt aus wie ein kleiner Teenager, der bei etwas Verbotenem erwischt wurde. `Jackson war in mich verknallt?´ Jetzt war ich echt total verwirrt.
In den Erinnerungen, die ich an ihn hatte, hatte er nie irgendwelche Anzeichen von Verknalltheit gezeigt. Außer vielleicht als er mich geküsst hatte, aber das führte ich dahin zurück, dass er aus einer Art Kurzschlussreaktion gehandelt hatte, und nicht aus einem Gefühl heraus.
Er starrte auf seinen Teller und sagte nichts mehr. Wir hatten aufgehört zu Essen, da wir beide fertig waren. „Ähmmm, wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht so genau was ich jetzt sagen soll.“ Okay. Ich wusste, dass ich total in ihn verschossen war, aber wenn er mich nur verarschen würde, wüsste ich nicht was ich machen sollte. Er sah etwas geknickt aus und stand auf. Als ich ihn nicht aufhielt, nahm er die Teller und räumte den Tisch ab. Anschließend ging er in sein Zimmer und schlug die Tür zu. Ich fühlte mich schuldig, weil er mir gerade gestanden hatte, dass er in mich verknallt war und ich nicht vernünftig reagiert hatte. Nach geschlagenen zwanzig Minuten ging ich dann auch in mein Zimmer und nahm meine Schulsachen zur Hand. Ich konnte jetzt aber nicht mehr lernen. Das machte mich echt fertig. Meinte er es ernst, oder nicht? Ratlos wie ich war, beschloss ich eine Liste zu machen. Aus diesem Grund nahm ich mir ein Blatt aus meinem Collegeblock und machte eine Linie senkrecht durch das Blatt. Auf die linke Seite schrieb ich: „Dafür, dass er mich liebt“ und auf die Rechte: „Dagegen, dass er mich liebt“. Nach etwa einer Stunde hatte ich mehr Stichpunkte auf der linken Seite.
Dort stand:
1. Er hat sich Urlaub genommen, nur um bei mir im Krankenhaus zu sein.
2. Er hatte mich nach meinem Zusammenbruch bei sich aufgenommen.
3. Er hat für mich gekocht.
4. Er hat gesagt, dass er mich süß findet und
5. Er wurde rot als er mir gesagt hatte, dass er in mich verknallt sei.
Jetzt konnte ich mich nicht mehr raus reden, denn auf der rechten Seite standen nur so Sachen wie:
1. Es wäre dumm von ihm in mich verknallt zu sein.
2. Er will mich nur verarschen.
3. Ich hab mir das nur eingebildet, dass er mir gesagt hat, dass er in mich verknallt sei.
4. Er lacht hinter meinem Rücken über mich.
Also die Stichpunkte auf der linken Seite hatten mehr Festigkeit. Jetzt wusste ich nicht mehr was ich machen sollte. Er hatte mir gesagt, dass er in mich verknallt war und ich Dummkopf hatte natürlich den Schwanz eingezogen und nichts gesagt. Jetzt war es wahrscheinlich zu spät. Ich versteckte das Blatt in dem Tischchen neben meinem Bett und holte mein Tagebuch hervor.
Liebes Tagebuch,
Ich habe mich lange nicht mehr gemeldet. Das lag daran, dass meine Adoptiveltern von denen ich immer noch nichts weiß, gestorben sind und ich einen Schock erlitten hatte, da ich sie gefunden habe. Ich weiß nicht wie sie aussahen oder warum ich einen Schock habe. So schlimm kann es doch nicht gewesen sein. Oder doch? Ich weiß nicht. Als ich dann aus dem Krankenhaus kam, hat mich Jackson bei sich aufgenommen. Er hat mir ein Zimmer gegeben und abends für mich gekocht. Wie er mir vom Krankenhaus erzählte, meinte er, dass er mit mir während des Komas geredet hatte. Ich wollte natürlich wissen, was er mir ohne hin schon gesagt hatte und er wurde rot. Nach langem betteln rückte er endlich raus mit der Sprache und was er dann sagte, konnte ich bis eben nicht glauben. Er meinte, dass ich süß bin und er sich in mich verknallt hat. Ich war total perplex und wusste nicht, was ich sagen sollte und das sagte ich ihm auch. Darauf hin ist er aufgestanden und in sein Zimmer gestürmt. Ich war so schockiert, dass ich erst zwanzig Minuten nach ihm in mein Zimmer ging und überlegte, ob er mich vielleicht nur reinlegen wollte. In meinem Zimmer machte ich eine Liste und jetzt bin ich überzeugt, dass er es ernst meint. Nur habe ich aber wahrscheinlich verkackt. Was soll ich denn jetzt machen?
In Liebe Skyler
Ich legte mein Tagebuch zu der Blockseite und stand auf um mich Bettfertig zu machen.
Als ich schließlich mein Nachthemd an hatte, das mir bis zu den Knien reichte, legte ich mich ins Bett und schlief sofort ein.
Jedes Ende hat auch immer einen Neuanfang
In dieser Nacht hatte ich nichts geträumt. Das nahm ich als gutes Zeichen. Um in der Küche Frühstück zu zubereiten, ging ich so wie ich war aus meinem Zimmer und lief prompt gegen eine harte Mauer aus Muskeln. Ich landete nicht wie erwartet auf dem Boden, denn zwei starke Arme hielten mich fest. „Hey. Ich wollte gerade fragen ob du Frühstück möchtest.“ Anscheinend war Jackson Frühaufsteher, denn auf dem Tisch stand schon alles fertig vorbereitet. Er hatte sogar Brötchen geholt und Eier gemacht. „Ähmmm. Sorry, dass ich in dich rein gerannt bin.“ „Kein Problem“, sagte er mit ruhiger Stimme. Um ehrlich zu sein, war ich wirklich erleichtert. Nach gestern Abend hatte ich erwartet, dass Jackson stinke sauer sein würde und kein Wort mehr mit mir reden würde. Jetzt war ich mehr als positiv überrascht, dass er sogar so ein tolles Frühstück gemacht hatte. „Ähmmm, sind das frische Brötchen?“ „Ja natürlich. Hier vom Bäcker um die Ecke.“ Als er mich dann los ließ, setzte ich mich an den Tisch, um zu Essen. Jackson stand immer noch in meiner Tür und starrte mich leicht entgeistert an. „Was ist denn los? Komm schon, die Brötchen werden sonst noch kalt.“ „Ja, Entschuldigung. Aber hättest du dir nicht mehr anziehen können?“ Verwirrt schaute ich an mir runter und wurde rot, da ich vergessen hatte, dass ich nur mein weißes Nachthemd an hatte. Zuckte gleich darauf aber nur mit den Schultern und er setzte sich neben mich, worauf wir begannen zu Frühstücken. Nach einiger Zeit der Stille, fing Jackson an zu reden. „Und kannst du schon viel für die Schule? Hast ja nicht so richtig viel Zeit, um alles zu lernen.“ „Naja, Mathe kann ich schon. Ich hab nur Probleme mit Chemie und Französisch.“ „Wenn du willst, kann ich dir ja vielleicht bei Französisch helfen. Ich hab mal in Avignon für eine Weile gelebt. Geschäftlich reise ich, wie du ja weißt, viel und dort hatte ich einen festen Wohnsitz, so wie hier. Doch waren unsere Geschäfte in Frankreich nicht so erfolgreich, wie in Amerika, weswegen mein Bruder meinte, dass ich meinen Sitz dort aufgeben sollte, da er uns nur unnötig Geld kostete. Aber dennoch, habe ich in dieser Zeit in Frankreich viel über die Kultur und Sprache gelernt. Tes yeux sont beaux comme la mer. Et vos lèvres l'air si doux que la laine de mouton.“ Ich verstand zwar kein Wort, aber so wie er es sagte, klang es, als ob er singen würde. Er hatte einen leicht verträumten Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Und weißt du was ich dir vielleicht noch alles beibringen könnte? Kannst du Schach?“ „Ich Schach? Ähmmm, nein. Aber ich wollte es immer schon einmal lernen und Klavier. Oh bitte sag mir, dass du mir Klavier beibringen könntest.“ Jetzt klang meine Stimme auch sehr träumerisch, aber er hatte mich in einen Bann gezogen, aus dem ich nicht so schnell hinaus fand. „Ja natürlich kann ich dir beibringen wie man Klavier spielt. Ich hatte bei dem besten Lehrer Unterricht. Aber nun wieder zur Schule zurück.“ Wieso sagte er dass jetzt schon? Er war doch der jenige gewesen, der von dem Thema Schule abgelenkt hatte. Aber okay. „Ja also bei Französisch kannst du mir ja dann helfen, aber Chemie? Ich kann ja noch einmal versuchen, dass alleine zu packen. Weißt du, in meinem Tagebuch stand, dass Chemie mal mein Lieblingsfach gewesen ist. Darin stand auch, dass meine Mutter mir immer etwas am Klavier vorgespielt hatte, als ich noch klein war. Sie war Konzertpianistin. Mein Vater war anscheinend dagegen, aber sie hatte sich ihm immer widersetzt und er wollte sie eigentlich nur glücklich machen.“ Jetzt sah Jackson mich mitfühlend an. „Weißt du“, sagte ich „Gestern hatte ich lange über sie nach gedacht. Ich hatte versucht mir ihre Gesichter vorzustellen, aber ich konnte es nicht. Ich wollte es wirklich, aber ich konnte nicht. Es fühlte sich an, als ob es sie nie gegeben hat. Nur auf dem Papier. Ich wünschte ich könnte mich an sie erinnern. Aber selbst wenn ich mich wieder erinnern würde, hieße das noch lange nicht, dass ich mich an ihr Gesicht erinnern könnte. Ich war damals noch so jung gewesen. Ich hab echt Angst, dass sie für immer verloren sein könnten, aber vor allem hab ich Angst, dass meine Mutter weg sein könnte.“ Ich merkte wie mir heiße Tränen aus den Augen flossen. Tränen der Verzweiflung, wie ich bemerkte. Jackson schaute etwas mitgenommen, nahm mich aber vorsichtig in den Arm. Anfangs noch behutsam, so als wolle er mich nicht verletzten, aber dann klammerte ich mich an ihm fest und er hielt mich eng umschlugen an seiner Brust. Meine Tränen ruinierten seinen blauen Pullover, den er an hatte. Ich wollte mich etwas zurückziehen, aber er ließ es nicht zu. Nach kurzer Zeit wurde ich von Schluchzern geschüttelt. Er hielt mich immer noch fest an sich. Als er mich etwas los ließ, drückte ich mich wieder an ihn und er begann zu sprechen. „Skyler. Ich werde dir jetzt etwas sagen, was du bestimmt schon in unendlich vielen Filmen gehört und ich unendlich vielen Büchern gelesen hasst. Aber der Satz stimmt. Ich weiß es aus Erfahrung. Menschen, die man liebt und dann verliert, sind nicht ganz verloren, solange man sie nicht aus seinem Herzen ausschließt. Das heißt solange du ab und zu an sie denkst, und sei es nur wegen eines Tagebucheintrages, sind sie hier drin.“
Er nahm seinen rechten Arm, der mich immer noch hielt und legte ihn auf mein Herz. Dadurch musste ich noch heftiger schluchzen, aber Jackson schien es nicht schlimm zu finden. Er hielt mich einfach weiter fest. Als ich endlich wieder reden konnte ohne zu stottern, sagte ich: „Danke Jackson. Du bist immer so nett zu mir und ich war gestern echt fies. Du weißt wie du mich aufbauen kannst, aber ich hatte das Gefühl, du würdest nur mit mir spielen.“ Er schaute mich entsetzt an und meinte: „Wie kommst du darauf? Wieso sollte ich nur mir dir spielen, dich aber in meiner Wohnung wohnen lassen?“ „Ich weiß, dass war dumm von mir. Nur versteh doch, ich hatte so viel Pech in meinem Leben und es ist schwer anderen Menschen zu vertrauen, die dich nur wieder enttäuschen könnten. Doch jetzt weiß ich, dass du mich nie enttäuschen wirst. Und ich hätte dir gestern schon sagen sollen, dass ich in dich verliebt bin.“ Als ich sagte, dass er mich nicht enttäuschen würde, sah ich einen kurzen Moment Unsicherheit in seinen Augen aufflackern, aber es war zu kurz gewesen um ihn darauf an zu sprechen. Jetzt lächelte er einfach nur und fragte ganz süß: „Du bist in mich verliebt. Echt?“ „Ja echt.“ „Wow, das hätte ich jetzt nach gestern nicht erwartet, aber es ist schön zu hören.“ Jetzt grinste er und ich versuchte mich von seiner Umarmung los zu machen, um ihm einen Klaps auf die Schulter zu verpassen. Doch er war schneller und drückte leicht meine Arme an seinen Körper, so dass ich sie nicht heben konnte. „Tja jetzt sitzt du ziemlich in der Patsche. Was soll ich denn jetzt mit dir machen?“ „Wie wäre es, wenn du mich küssen würdest?“ sagte ich etwas kokett und er schaute mir in die Augen. „Mhhh, ich weiß nicht so recht ob du dir einen Kuss verdient hast. Du wolltest mich schließlich hauen.“ Er grinste frech und zwinkerte mir zu. „Ach was. Jetzt quäle mich doch nicht so.“ Darauf sagte er nichts mehr, sondern legte seine Lippen auf meine. Seine Lippen waren sanft und weich. Ich hatte sie vorher schon einmal geschmeckt, doch dies Mal war es irgendwie anders. Süßer, ja das war das richtige Wort. Als ob ich ihm am Anfang nichts bedeutet hatte, jetzt aber umso mehr. Bei unserem ersten Kuss hatte er verkrampfte Lippen, die rau über die meinen strichen, aber jetzt waren sie einfach nur ein Geschenk. Ich meine, der erste Kuss war toll, so männlich gewesen. Aber jetzt war es romantischer. Schöner. Ich wollte gar nicht, dass es endete. Doch er nahm seine Lippen von meinen und sagte dann: „Wir sollten uns vielleicht erst einmal mit deinen Schulsachen beschäftigen, ich möchte ja nicht dass du schlechte Noten schreibst.“ Er stand auf und zog mich mit sich. „Und was ist mit den Frühstückssachen? Vielleicht sollten wir die vorher einmal wegräumen“, meinte ich nur. Mein Blick huschte kurz zu der Uhr über dem Fernseher. Wir hatten 11 Uhr. „Nein. Nein. Das machen wir nachher. Jetzt wird erst einmal gelernt.“ „Okay. Aber nicht so lange.“ Er sagte nichts mehr, sondern schob mich einfach in mein Zimmer. Als wir fertig waren mit lernen, war es schon 16 Uhr. Wir hatten ganze fünf Stunden gelernt. Und auch wenn mein Kopf jetzt dampfte wie eine Dampflok an ihren besten Tagen, waren es fünf tolle Stunden gewesen. Jackson war ein toller Lehrer und bei ihm verstand ich viel mehr, als bei unserem Französischlehrer. Bei Chemie hatte er mir auch versucht zu helfen. Das führte aber dazu, dass ich ihm alles erklären musste und ich mir dann selber geholfen hatte.
„Können wir vielleicht etwa essen?“ „Ja ich könnte dir eine Schnitte machen, ich wollte mit dir heute Abend mal ausgehen. Immer nur in der Bude hocken, ist ja auch irgendwann mal langweilig.“ „Oh klasse. Aber die Schnitte kann ich mir auch selber machen, wenn du mir zeigen würdest wo alles ist.“ Ich ging vor und er folgte. Er holte Brettchen und ein Messer aus einem der Hängeschränke und legte eine Scheibe Brot, die er aus einem der unteren Schränke holte, auf das Brettchen. Dann zeigte er auf den Kühlschrank und meinte: „Da müsste alles drin sein. Hol dir raus was du willst.“ Ich ging zum Kühlschrank und nahm mir eine Scheibe Gauda aus dessen Verpackung, legte ihn auf das Brot und biss herzhaft hinein. „Schmeckt´s?“ fragte er und ich nickte nur. „Willst du nichts essen?“ „Nein. Ich hab noch gar keinen Hunger. Aber bei dir kann ich das verstehen. Du hast ja auch fleißig gelernt.“ Er setzte sich auf die Couch und machte den großen Fernseher an. Nach einer Weile, in der ich aufgegessen und das Brettchen und das Messer in die Spülmaschine verstaut hatte, setzte ich mich neben ihn. Er nahm mich in den Arm und ich kuschelte mich bei ihm ein. Es war so ein vertrautes Gefühl und es fühlte sich einfach nur gut an. Als hätte ich nie etwas anders gemacht. In diesem Augenblick konnte ich einen kleinen Moment des Glücks erleben. Wir sahen bis kurz vor sieben fern und machten uns dann fertig um Essen zu gehen. Er meinte, ich solle mich überraschen lassen wo es hinging. Als ich schließlich fertig aus meinem Zimmer kam, hatte er ein weißes Hemd über einer schwarzen Jeans an. Das stand ihm sehr gut und irgendwie fühlte ich mich ein bisschen underdresst. Da es draußen immer noch warm war, hatte ich mir mein grünes Sommerkleid und dazu meine schwarzen Ballerinas angezogen. Ich hatte bemerkt, dass ich gar nicht mehr so viele Sachen hatte. „Jackson. Was ist eigentlich mit meinen anderen Sachen? Sind die noch im alten Haus?“ „Ja, die wurden als Beweismittel mitgenommen, hat die Polizei mir gesagt. Der Täter war anscheinend auch in deinem Zimmer.“
Jetzt fühlte ich mich unbehaglich. „Stell dir mal vor, ich wäre da gewesen. Er hätte mich auch erwischt.“ Fast wären mir wieder Tränen gekommen, aber da ich mein Make-up nicht zerstören wollte hielt ich sie zurück. Jackson kam auf mich zu und tröstete mich wieder. „Pssst, alles ist gut. Du warst nicht da und jetzt bist du hier, bei mir und siehst übrigens wunderschön aus.“ sagte er mit klarer Stimme. Er schaffte es schon wieder mich zu beruhigen. „Danke und du siehst in deinem Hemd echt sexy aus.“ Ich grinste frech und drückte ihn noch einmal fest. Dann ließ ich ihn los und nahm seine Hand. So und wo geht es jetzt hin?“ „Ich dachte, dass wir vielleicht erst einmal tanzen gehen und dann etwas essen.“ „Tanzen? Au ja. Das wird bestimmt klasse.“ Und das wurde es auch. Wir fuhren mit Jacksons Boxter zu einem Club. Der Club hieß: `Zum Tanzeck´ Es war ein Society Club. Als wir drin waren, wurde Jackson von jedem gegrüßt. Ich nahm das einfach hin, ohne etwas dazu zu sagen. Wir setzten uns in den VIP Bereich, den wir ganz für uns alleine hatten. Man konnte die Tanzenden durch eine Glasscheibe beobachten, die von außen aussah wie ein normaler Spiegel. `Wie bei der Polizei´, dachte ich. Wir waren im zweiten Stock. Es gab nur zwei Räume und neben dem VIP Bereich war ein Büro, wahrscheinlich vom Geschäftsführer. Wir saßen eine Weile hier oben und bestellten uns etwas zu trinken. Da ich jetzt achtzehn war, wollte ich einen Cocktail, den man zwar auch mit sechzehn bekam, aber ich wollte mich ja schließlich nicht abschießen. Jackson nahm ein Wodka Tonic und meinte auf meinen Fragenden Blick hin: „Ich werde nicht so schnell betrunken.“ „Aber wir wollen es ja auch nicht übertreiben“, meinte ich nur. „Wir müssen schließlich noch nach Hause und da du noch nichts gegessen hast, würde ich auch nicht so viele davon trinken.“ Ich zeigte auf sein Glas, das ein Kellner gebracht hatte und nahm einen Schluck von meinem Cocktail. Wir beobachteten eine Weile die Leute unten und sahen zu wie sie tanzten. Die Frauen hatten auch alle Kleider an. Die Männer Hemden oder einfache Pullover. „Wollen wir vielleicht auch einmal runter gehen und tanzen?“ fragte Jackson. Er stand auf und reichte mir seine Hand. Jetzt war ich froh die Ballerinas an zu haben und nicht die hochhackigen Pumps, die ich auch in meiner Tasche gefunden hatte. Wir gingen Hand in Hand runter und fingen an zu tanzen. Anfangs liefen ein paar Kuschellieder, die man langsam und eng umschlugen tanzte. Aber nach dem dritten oder vierten Lied kamen schnellere. Wir tanzten bis uns beiden die Füße wehtaten. Dann kehrten wir in die VIP Lounge zurück, tranken noch etwas und redeten einfach.
Als sich dann mein Magen lautstark meldete, fingen wir beide an zu lachen, standen aber auf um etwas essen zu gehen. Wir gingen in ein Italienisches Restaurant. Mir war das etwas unangenehm, dass Jackson so viel Geld für mich ausgab, aber ich sagte nichts. Ich war einfach nur glücklich. Zu essen bestellten wir uns beide das gleiche. Während wir unsere Pasta con Formaggio e Broccoli (Nudeln mit Käse und Brokkoli) aßen, redeten wir über die Leute in dem Restaurant. Am Tisch rechts neben uns saß zum Beispiel eine Frau, alleine und trank einen Rotwein. Wir machten uns einen Spaß daraus zu raten wie das Leben der Person wohl aussah. Ich meinte, dass sie versetzt worden war und sich jetzt mit Rotwein abschoss, während Jackson meinte, dass die Frau keinen Mann hatte, drei Katzen und hier nur saß, um zu zeigen, dass es sie auch noch gab. „Wow, du hast aber eine Fantasie.“ meinte ich darauf nur. „Fantasie bestimmt das Leben“, sagte er grinsend. „ Schade nur, dass wir nie erfahren werden, weshalb sie hier ist.“ redete ich leise mit mir selbst, aber Jackson schien das gehört zu haben und stand auf. „Wohin gehst du?“ „Zu der Frau. Ich werde jetzt einmal fragen warum sie hier ist.“ Und schon war er weg. Das war mir jetzt echt peinlich, man konnte doch keinen wildfremden Menschen anreden und fragen, warum sie oder er alleine in einem teuren Restaurant war. Ich konnte alles hören und war überrascht, dass die Frau keineswegs sauer war, wie sie immer wieder beteuerte. Sie habe das Spiel auch immer gespielt, als sie noch jünger gewesen war. Aber im Gegensatz zu Jackson war sie nie zu den Personen gegangen und hatte sie gefragt. Wie es schien fand sie es toll und anscheinend hatte Jackson recht gehabt. `Das war aber nur reines Glück gewesen,´ dachte ich mir nur und setzte ein böses Gesicht auf. Während Jackson zu unserem Tisch zurückkam, fing er an zu grinsen und als er sich hinsetzte fing er schallend an zu lachen. Die Leute um uns sahen uns nur komisch an und die Frau, die alleine an ihrem Tisch saß, fing auch an zu lachen, aber wesentlich leiser als Jackson. „ Ich geh mal auf die Toilette“, meinte ich nur und stand auf. Als ich wieder kam war alles ruhig. Zum Glück hatte sich Jackson beruhigt. „ Und geht es jetzt wieder?“ fragte ich etwas genervt, während ich mich hinsetzte. „Ja. Mir geht es wieder gut. Sollen wir bezahlen?“ „Ja.“ Wir hatten mittlerweile schon dreiundzwanzig Uhr. Da Jackson meinte, dass er noch fahren konnte stiegen wir in sein Auto und fuhren los.
Nach einer Weile setzte leichter Nieselregen ein, der bald schlimmer wurde, bis man das Donnern hören und das Blitzen sehen konnte. Ich war erleichtert, als wir zu Hause ankamen und das unverletzt. Es hätte leicht passieren können, dass wir den Abhang runter stürzten oder gegen ein anders Auto fuhren. Was dann mit uns geschehen hätte können, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Vielleicht ein paar Monate im Krankenhaus oder doch schlimmer - der Friedhof. Ich war froh darüber, dass ich mir deshalb jetzt keine Gedanken mehr machen musste. Jetzt lief endlich alles einigermaßen geregelt. Ich hatte Jackson, der sich um mich kümmerte und der meine Gefühle nicht verspottete sondern zurückgab.
Meine trüben Gedanken verbannt, hatte ich große Lust etwas Unanständiges zu machen. Wir gingen gerade nach oben, als ich Jackson ins Ohr flüsterte, dass ich es endlich erleben wollte: „Mein erstes Mal“.
Auf seinem Gesicht zeigten sich widersprüchliche Gefühle. Zum einen schien er es genau so zu wollen wie ich, aber zum anderen hatte er Angst. Er fand es zwar toll, dass er der Erste sein würde, aber wiederum zeigte sich auch so etwas wie Furcht. Ich wusste nicht woher sie kam und wollte sie ihm nehmen. Wir standen gerade alleine im Aufzug, als ich sagte: „Jackson. Du denkst vielleicht, dass es ein Fehler sein könnte, aber ich bin mir absolut sicher. Ich will dich und das am besten sofort, wenn wir oben in deinem Zimmer sind.“ Jetzt sah man nur noch reines Verlangen in seinen Augen, die meinen so sehr ähnelten. Er zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Die Aufzugtüren gingen auf und er zog mich mit sich raus. Als er die Tür aufmachte sagte er: „Diesen Abend wirst du nie vergessen.“ Und dann ließ er seine Worte wahr werden.
„Ich benehme mich wie ein Teeneger.“„Nein, du bist verliebt!“
Ich wachte in Jacksons Zimmer auf. In seinem Bett. Mein Körper fühlte sich gut an. Gestillt. Es war unbeschreiblich gewesen. `Wieso hatte ich so lange gewartet?´ Die Antwort wusste ich schon längst. Ich hatte gewartet. Gewartet auf den Richtigen. Auf Jackson. Es hatte sich alles so gut angefühlt. Jede Berührung, jeder Zentimeter von ihm. Ich war immer noch in einer Art Rausch gefangen. `Er liebte mich’, dachte ich immer und immer wieder. Er war der erste, der mein Herz erobert hatte und würde auch der letzte sein. Ich wusste nicht, woher ich mir so sicher sein konnte, aber es war wie gestern Abend. Ich war mir einfach sicher das Richtige zu tun. Ich drehte mich um und machte die Augen auf. Er lag nicht mehr neben mir. Anscheinend war er schon aufgestanden, um Frühstück zu machen. Also zog ich mir schnell ein T-Shirt von ihm an und tapste auf nackten Füßen raus. Ich hatte Recht gehabt. Er stand am Herd und brut irgendetwas, das nach Eiern roch. Ich umarmte ihn von hinten und flüsterte leise in sein Ohr: „Guten morgen Schatz. Hast du gut geschlafen?“ Er drehte sich um, ein Lächeln um seine Lippen, aber einen gequälten Ausdruck in den Augen. „Ja. Natürlich, nach gestern war das ja auch nicht anders zu erwarten.“ Die Aussage erhellte ein wenig seine trostlosen Augen. Aber nicht ganz. „ Ist was passiert?“ Er schwieg und drehte sich wieder um. „ Was ist los?“ Doch er blieb stumm. Ich packte ihn am Arm und drehte ihn wieder zu mir um. Jetzt sah er mir nicht einmal in die Augen. „Jackson? Was ist los?“ Ich fragte ihn mit ruhiger, aber auch gleichzeitig ordinärer Stimme. Jetzt schaute er auf und blickte mir endlich in die Augen. „Mein Bruder hatte angerufen und gefragt warum ich nicht mehr arbeite.“ „Na und?“ „Na und? Jetzt wollte er vorbei kommen und sehen ob alles in Ordnung ist. Ich konnte ihn noch grade eben so davon abhalten.“ „Wieso? Dann hätte ich ihn mal kennen lernen können.“ „Nein!“ Jetzt schrie er fast. Man konnte sehen, dass er außer sich war. Er war nicht mehr der nette Mann, der mir die schönsten Stunden meines Lebens geschenkt hatte. „Was ist denn so schlimm daran wenn ich ihn kennen lernen würde? Du redest von ihm immer in den höchsten Tönen und jetzt willst du ihn mir nicht einmal vorstellen?“ „Skyler. Das verstehst du nicht. Ich liebe meinen Bruder, aber in der Sache musst du mir glauben. Es wäre nicht gut wenn er hier auftauchen würde.“ Es standen ihm Tränen in den Augen. Es war das erste mal, dass ich dies sah. „Du darfst ihm nie begegnen. Das darf nicht passieren. Nie.“ Er nahm mich in den Arm und jetzt musste ich ihn mal trösten. „Ist ja gut. Wenn du nicht willst, dass ich ihn kennen lerne, muss das nicht sein.“ Er drückte mich noch fester an sich. Es tat schon etwas weh, aber für ihn würde ich jeden Schmerz aushalten. Ich setzte ihn auf die Couch und holte die Eier vom Herd runter. Danach machte ich etwas auf zwei Teller und holte Brot und etwas Aufschnitt aus dem Kühlschrank und reihte alles vor Jackson auf. Anschließend holte ich zwei Messer und Gabeln und setzte mich neben ihn. Er nahm mich schon wieder in den Arm. Es war als dachte er, dass er mich verlieren würde. „ Ich bin ja da.“ Er beruhigte sich und wir konnten schließlich essen. Ich ließ mir das Spiegelei besonders schmecken. Ich liebte Eier, in jeglicher Variation. Nach dem wir fertig gegessen hatten, räumte ich den Tisch ab und meinte zu Jackson, dass ich gerne noch etwas lernen wolle. Doch er entgegnete nur: „Sorry. Aber heute kann ich dir nicht helfen, ich muss wieder an die Arbeit.“ Er warf mir noch einen letzten Blick zu und verschwand dann in seinem Zimmer. Ich ging in meines und setzte mich auf mein Bett um zu lernen.
Die nächsten Tage verliefen alle einigermaßen gleich. Jackson ging jetzt wieder seiner Arbeit nach, manchmal tat er dies von Zuhause aus, aber oft musste er auch in die Firma.
Es waren jetzt zwei Monate seit meinem Zusammenbruch vergangen und ich konnte mich immer noch nicht an meine Eltern oder an meine Adoptiveltern erinnern. Es war schon merkwürdig, wie mir der Arzt sagte. Ich musste nämlich zum Arzt gehen, wegen Rückschläge oder so, die ich bekommen könnte. So genau wusste ich es nicht. Außerdem war die Polizei bei uns Zuhause gewesen. Ich sah Jacksons Wohnung jetzt schon als unsere. Als ich mich einmal versprochen hatte, hatte Jackson sich gefreut und seit dem nannte ich es auch mein Zuhause.
Die Polizisten hatten mich wegen meiner Adoptiveltern ausgefragt, aber da ich nicht mehr so viel wusste oder besser gesagt gar nichts, hatte ich auch keine große Hilfe sein können. Wenn Jackson dann abends nach Hause kam, lernte er mit mir oder wir gingen aus. Doch nach den zwei Wochen, in denen ich endlich die Klausuren schreiben konnte, mussten wir nicht mehr zusammen lernen und gingen deshalb öfter aus.
Jackson machte sich immer Sorgen, dass ich mich alleine Zuhause langweilen könnte aber ich fand es nicht schlimm. Er hatte mir nach den Klausuren angefangen Klavier bei zu bringen. Also übte ich in den Stunden in denen er arbeiten war. Ich wollte ihn nicht stören. Durch mein ständiges Üben wurde ich immer besser. Man konnte sehen, dass Jackson stolz auf mich war. Ich fand es schön, wenn er stolz war als ich mal wieder etwas richtig gemacht hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich besser sein müsste. Irgendwie hatte ich Angst, dass er mich nicht mehr lieben könnte, wenn ich schlecht sein würde. Und so hatte ich mir auch in den Klausuren den Kopf zerbrochen. Tag und Nacht hatte ich geackert und hatte jetzt Angst vor dem Ergebnis. Es konnte sein, dass meine Mühen belohnt, oder zu Nichte gemacht wurden. Ich hoffte auf das erste. Ich schrieb natürlich weiter in mein Tagebuch. Ab und zu auch ein paar Gedichte. Aber mein altes Tagebuch wurde langsam zu voll und die leeren Seiten wurden immer weniger. Also sagte ich Jackson, dass ich heute einmal Schoppen gehen wollte und er ruhig arbeiten sollte. „Aber du hast doch neue Sachen“, meinte er nur darauf. Ich schaute ihn etwas genervt an und wackelte mit meinen Augenbrauen. „ Ich bin eine Frau. Ich sollte eigentlich süchtig nach Klamotten sein. Aber ich hoffe du siehst ein was für ein Opfer ich damit gegeben habe, dass ich nicht mehr täglich shoppen gehe.“ Ich lachte als ich sein verdutztes Gesicht sah. Eigentlich war ich früher nie oft shoppen gegangen. Ich fand neue Sachen nicht so toll und meistens waren sie unbequem oder etwas kratze auf meiner Haut. Meine alten Sachen waren das Wahre gewesen, aber die konnte ich ja schlecht wieder haben wollen. Sie hatten den Gestank des Todes in sich aufgenommen und den wollte ich nicht in unserem Zuhause haben. Ich hatte die Polizisten angewiesen meine alten Sachen zu verbrennen oder den Obdachlosen zu spenden oder an wen auch immer, nach dem sie alle Spuren gesichert hätten. Ich wollte sie einfach nicht mehr. Jetzt lachte auch Jackson und strahlte mich an. „Das nehme ich also als ja? Soll ich dir vielleicht einen schönen Pullover mitbringen, wenn ich einen sehe?“ „Nein“, sagte er und zog mich an sich. „Ich habe genug. Aber ich wünsche dir viel Spaß.“ „Ich dir auch.“ sagte ich und grinste ihn frech an. Ich wusste, dass er seinen Tag lieber mit mir verbringen würde aber er konnte nicht. Er hatte seine Pflichten und ich nahm es ihm nicht übel.
„Ich glaub ich sollte mir nach dem Zeugnis auch einen Job suchen.“ hatte ich einmal gesagt. Er war sofort darauf angesprungen und hat mich ausgefragt, was ich denn gerne machen würde. Ich wusste es nicht so genau. Auf jeden Fall etwas Kreatives. Einen Job bei dem man sich bewegen und erholen zugleich konnte. Er meinte vielleicht Gärtner oder Architekt. Ich wusste nicht ob mir die Berufe gefallen würden, aber es gab ja so eine Art Schnupperkurs. Den wollte ich mal im Internet, in den Jobs suchen und mal eine Stunde buchen. ´Die sind bestimmt nicht kostenlos’, dachte ich. Aber Jackson würde mir alles erfüllen. Manchmal war es mir peinlich wenn er mir ständig Geld gab. Das war auch ein Grund warum ich einen Job ausüben wollte. „Ich geh nach dem Schoppen noch mal kurz in die Schule um zu fragen, ob mein Zeugnis schon fertig ist.“ Er sah mich verständnisvoll an. „War mir fast schon klar. Wie oft in dieser Woche warst du schon dort? Fünf, sechs Mal?“ „Stimmt nicht. Es waren bloß vier Mal. Außerdem bin ich die Einzige die noch auf ihr Zeugnis wartet. Die anderen haben es schon längst und konnten sich freuen oder auch nicht.“ „Okay. Ich wünsche dir dann noch ein Mal viel Spaß und mach dir nicht so ein Kopf wegen deines Zeugnisses. Es wird perfekt sein. So wie du.“ sagte er verträumt und ich lächelte glücklich über seine Worte und schon war er verschwunden. Heute war Donnerstag, also noch zwei Tage bis wir einen ganzen Tag zusammen verbringen konnten. `Ich weiß, es ist lächerlich die Tage zu zählen aber ich freute mich halt so wenn ich bei ihm war.´ Ich hatte nie an diese lächerlichen Filme oder Bücher geglaubt, in denen es um unsterbliche Liebe oder Liebe auf dem ersten Blick ging. Ich las und schaute sie gerne aber das war dann schon alles. Es war schön in ihnen zu versinken um nicht daran denken zu müssen wie “beschissen“ das Leben doch in Wirklichkeit war. Aber seit ich bei Jackson wohnte, hatte ich kein einziges Buch gelesen, obwohl sein Büro voll davon war. Vielleicht waren das die falschen Bücher, literarische Meisterwerke oder so, ich hatte nicht genau hingeschaut, aber eigentlich gab ich mich mit jedem Buch zufrieden. Daran konnte es also auch nicht liegen. `Was mache ich mir denn jetzt Sorgen, dass ich nicht mehr lese?´ Ich verdrängte die Gedanken und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Nach einer knappen halben Stunde war ich fertig und nahm meine Schlüsselkarte, die Jackson für mich hatte anfertigen lassen und schloss ab, nach dem ich die Tür hinter mir zu gezogen hatte. Jackson war mit mir in einem der teuersten Läden gewesen und hatte natürlich alles bezahlt, als wir shoppen gewesen waren. Er hatte den Mitarbeitern befohlen mir jeden Wunsch von den Augen ab zu lesen. Bis auf den etwas ängstlichen Ausdruck auf den Gesichtern der Leute, war es ein schöner Tag gewesen. Wir waren Eis essen gegangen und er war mit mir zu der Schule gefahren. Aber an dem Tag hatten wir kein Glück gehabt. Ich hoffte, dass es heute anders lief. Jackson war mit seinem Motorrad gefahren. Er hatte mich immer noch nicht mit genommen. Aber egal. `Irgendwann wird er er tun.´ Also rief ich mir ein Taxi, hätte aber natürlich lieber seinen Boxter genommen. Ich liebte schnelle Autos, Motorräder und alles was schneller als einhundert fuhr, aber da ich noch keinen Führerschein hatte, ging es nicht. Der Taxifahrer war nach 15 Minuten da und ich sagte ihm, dass ich in die Stadt wollte und er mich da absetzten sollte.Als ich dort ankam, nach einer halben Stunde Fahrt, bezahlte ich den Taxifahrer und wartete bis er davon gefahren war. Ich schlenderte eine weitere halbe Stunde einfach herum ohne einen bestimmten Laden an zu peilen und ließ mir Zeit. Jackson würde nicht vor acht zuhause sein. Wir hatten gerade erst mal drei Uhr. So hatte ich also noch genügend Zeit. Ich sah einen netten Laden und ging hinein. Es war eine große Markenkette. H&M. Ich probierte verschiedene Sachen an, die ich mir selber raus gesucht hatte. Mit zwei Röhrenjeans, drei Blusen, einem Pullover und einem Cardigan ging ich zur Kasse. Nach einer Stunde, in dem Laden verbracht hatte war ich jetzt etwas erschöpft, aber zufrieden. Die Schlange vor mir war nach kürzester Zeit verschwunden und ich bezahlte meine Sachen. Jackson hatte mir vorher etwas Geld in die Tasche gesteckt. Als ich durch die Türen des Ladens ging wehte mir eine kühle Sommerbrise ins Gesicht. Ich beschloss mich in ein schattiges Café zu setzten und einen Espresso zu trinken. Ein kleines Café an der Ecke der nächsten Straße erregte meine Aufmerksamkeit. Die Stühle waren sehr bequem und kühl. Der Wind, der gerade aufkam, wehte mir durch die Haare und zerzauste sie. Ich bestellte mir einen Espresso, als dieser kam bezahlte ich direkt. Ich genoss ihn und beobachtete meine Mitbürger um mich herum. Die vielen unterschiedlichen Charaktere, die über die Straße liefen, sich ein Taxi nahmen oder einfach nur am Café vorbei gingen, wirkten irgendwie beruhigend auf mich. Ihnen beim Laufen zuzusehen. `Wie Fische in einem Aquarium,´ dachte ich. Sie flossen nur so dahin. Ich trank meinen Espresso aus und fuhr dann zu meiner alten Schule. In dem alten Gebäude sah ich meinen Lehrer in Geschichte wieder. Geschichte war meine Lieblingsfach gewesen und das einzige bei dem ich immer dachte: `Ich wünschte die Stunde würde nie enden.´ Ich redete kurz mit ihm und ging dann weiter zum Sekretariat. Auf dem Weg dorthin, begegnete ich einigen Leuten aus meiner Klasse, die anscheinend Sitzen geblieben waren. Ich wollte schon an ihnen vorbei, als mich einer von ihnen dumm anmachte. Doch ich ließ mich nicht davon beeindrucken, sondern fragte nur: „Was ist dein Problem, man.“ und ließ ihn und seine Truppe einfach im Flur stehen. Die Plakate an den Wänden, in denen es um Geschichte ging, fand ich spannender, als ein Streit mit jemanden, der mich nicht mochte. Früher, als ich neu gewesen war, hatte ich mir immer vorgestellt einmal Archäologin zu werden. Es wäre schön gewesen, herum zu reisen und alte Grabstätte zu erkunden. Das wäre es gewesen. Aber als ich hörte, dass man die Reisen und Ausgrabungen selbst bezahlen musste, hatte ich den Traum verworfen und mich auf andere Dinge konzentriert. Die Tür vom Sekretariat ging auf und ein gut aussehender Mann mit wunderschönen grauen Augen kam heraus. Er rannte genau in mich hinein. Kurz bevor ich auf dem Boden aufkam, hielt er mich fest. „Ähmmm, könnten sie mir bitte aufhelfen?“ fragte ich ihn, da er mich immer noch in einer liegend, sitzenden Position fest hielt und es nicht sehr bequem war. Er schien sich aus seiner Starre zu lösen und blinzelte ein paar Mal. „Ja natürlich.“ sagte er schlicht und half mir hoch. Ich starrte ihn von unten heran an. Er war mindestens einen Kopf größer. Wahrscheinlich sogar so groß wie Jackson. „Wollen sie sich nicht entschuldigen, dass sie mich umgerannt haben?“ Er sah etwas verärgert aus, was aber gar nicht zu seiner Stimme passte: „Entschuldigung.“ Er schien keine richtigen Sätze machen zu können, denn er sagte immer nur ein oder zwei Wörter. Seine kalten, klaren grauen Augen passten nicht zu dem Rest seines Körpers. Er war zwar etwas blass, so als habe er etwas zu wenig Schlaf abbekommen, aber ansonsten hatte er breite Schultern und auch einen bemerkenswerten Brustkorb. Er schien Sport zu treiben oder so etwas in der Art. Er blieb einfach stehen und schien darauf zu warten, dass ich ihn durch lassen würde. Aber ich blieb auch einfach stehen. Ich wollte nicht, dass der Kerl dachte, dass er einfach so mit durchkam. Nach einem kurzen, unbehaglichen Schweigen stellte ich mich trotzig vor ihm und sagte: „War das alles, Mr. Mallochio? Das nenne ich aber keine richtige Entschuldigung.“ Den Namen wusste ich von dem Namensschild, an seinem Hemd. In seinen Augen blitzte ein sarkastisches Licht auf. Es schien darin umher zu wirbeln. „ Natürlich. Es tut mir wirklich leid, Miss. Es wird nicht mehr vorkommen, könnten sie mich vielleicht jetzt vorbei lassen?“ Ich sah noch einmal auf das Namensschild, dass er an seinem schwarzen Hemd befestigt hatte. Darauf stand:
Dor Mallochio
Security bei J&M
„Sie arbeiten bei J&M?“ fragte ich etwas erstaunt. „Ja, Miss.“ „Oh. Naja Entschuldigung für die Frage aber was machen Sie in einer Schule, wenn sie doch als Security Mann bei J&M arbeiten?“ „Mein Chef, Mr. Verkir, hat mich hierher beordert, damit ich den `Kindern´ beibringe, wie man sich verteidigt und solche Sachen.” Man konnte sehen, dass er seinen Chef dafür verachtete. Es schien als ob er auch die “Kinder” wie er sie nannte, verachtete. „Wegen der Peär, wie er gemeint hatte.” „Ach so dann noch einmal Entschuldigug aber ich muss jetzt wirklich los.” Er machte auf dem Absatz kehrt und ging auf dem Ausgang zu. Ich dachte noch über den Sicherheitsmann nach, während ich schon die Tür zum Sekreteriat aufgemacht hatte. `Jackson heißt Verkir.´ Es war ein besonderer Nachname, der wohl nicht so häufig vorkam. `Arbeitet Jackson bei J&M?´ `Mhhh ich werde ihn nachher mal fragen´ und damit hakte ich mit dem Typen und seinen furchteinflössenden Augen ab. „Hallo? Miss?” Erst jetzt bemerkte ich, dass die Frau am Tresen mit mir sprach und mich fragte, was ich denn wolle.
„Oh. Ja tut mir leid. Ich bin eigentlich nur hergekommen um mein Zeugnis abzuholen, wenn es denn schon fertig ist?“ „Wie ist ihr Name?“ fragte sie und rollte mit ihrem Stuhl zu der gegenüberliegenden Wand, wo die ganzen Aktenordner standen. „Beecke, Skyler.“ Nach einigen Ordnern, erklang ihre raue Stimme. „Hier haben wir dich ja.“ Sie machte meine Akte auf und sah mich verblüfft an. Wie ich merkte, wurde ich sofort rot. „Sie hatten ihre Prüfungen drei Wochen später schreiben müssen, richtig? Und haben dennoch einen Durchschnitt von 1,6. Das schaffen nicht viele Schüler, vor allem nicht in einem so geringen Zeitrahmen.“ „Was?“ Ich war … geschockt? verblüfft? Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben. `1,6? Das hatte ich mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen ausgemalt.´ Sie gab mir mein Zeugnis und ließ mich stehen. Ich ging wieder hinaus und alles kam mir so unwirklich vor. Wie unter Wasser. Ich stieg in ein Taxi, um das ich die nette Empfangsdame noch gebeten hatte und legte die Mappe auf meinen Schoß. Vorsichtig, so als ob er verschwinden könnte, schaute ich auf den brauen Umschlag. `Soll ich ihn aufmachen? ´ `Nein,´ entschied ich mich, während ich dem Taxifahrer meine Adresse nannte. Das Gespräch mit Dor hatte ich schon wieder vergessen, denn ich wollte nur noch nach Hause und Jackson fragen ob er den Umschlag öffnen könnte. Doch da fiel mein Blick auf die Uhr in dem Radio. Es war gerade mal sechs Uhr. Jackson würde um acht nach Hause kommen. `Dann werde ich eben etwas aufräumen.´ und das tat ich dann auch, als ich eine halbe Stunde später nach Hause kam und den Taxifahrer bezahlt hatte. Den Umschlag mit dem Zeugnis legte ich auf dem Wohnzimmertisch und fing an. Nach einer Stunde war ich fertig. Ich hatte sogar Jacksons Zimmer und sein Arbeitszimmer aufgeräumt. Sein Schreibtisch hatte ja ausgesehen. Aber jetzt war alles ordentlich sortiert. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte. `Kochen?´ Ja, dass hatte ich lange nicht gemacht. Jackson würde sich bestimmt freuen, wenn er nach Hause kam, seine Wohnung aufgeräumt war und das Essen auf dem Tisch stand. Also machte ich mich dran aus den Sachen, die wir in der Wohnung hatten ein gutes Mahl zu zaubern. Während das Fleisch im Ofen vor sich hin dampfte, holte ich mir mein Tagebuch aus meinem Zimmer und fing an zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
Jackson und ich sind immer noch sehr verliebt. Es ist schön ihn zu haben. Er ist jemand auf dem man sich verlassen kann und der mich nie anlügen würde. Es gibt nicht viele solcher Menschen und meist taten sich diese mit ihres gleichen zusammen. Ich will nicht meckern, nur manchmal versteh ich nicht, warum mich Jackson liebt. Warum ich ihn liebe hab ich grade geschrieben, aber warum er mich liebt? Ich weiß es nicht. Aber es ist mir egal, solange er mich liebt ist alles gut. Ich habe mit dem Gedichte schreiben angefangen und möchte hier mein erstes rein schreiben.
Niemand würde je mein Tagebuch lesen, deshalb ging ich wieder in mein Zimmer und holte einen Zettel mit einem Gedicht und fing an zu schreiben. Während des Schreibens änderte ich noch ein paar Zeilen und fügte noch etwas hinzu bis das heraus kam:
Wunderschön
Wunderschön
Deine Augen verzaubern mich
Wunderschön
Deine Seele ist so rein
Wunderschön
Du bist Du. Ich bin Ich
Wunderschön
Ohne dich bin Ich nicht allein
Wunderschön
du wirst immer in meinem Herzen sein.
Ich packte das Tagebuch wieder weg und schmiss den Zettel, mit dem Gedicht, in den Mülleimer in der Küche. Als Jackson nach Hause kam, sah er müde und gestresst aus. „Und wie war die Arbeit?“ rief ich ihm aus der Küche zu. Doch anstatt zu antworten, umarmte er mich von hinten. Ich erschrak ein wenig, da ich gedacht hatte, dass er sich im Wohnzimmer hingesetzt hatte. „Die Arbeit war schrecklich lang ohne dich.“ Er küsste meinen Hals. Seine Lippen wanderten immer weiter runter, zu meinen Schultern. Doch ich stoppte ihn, in dem ich mich durch seine Arme duckte und mich so von ihm los machen konnte. Dann ging ich mit der Pfanne in der Hand ins Wohnzimmer um jeden ein paar Kartoffeln und das Fleisch, aus dem Ofen, auf die Teller zu hieven. „Kommst du jetzt oder hast du etwa kein Hunger?“ Als er dann endlich kam, gab er mir einen Kuss auf die Wange. „Hallo Schatz“, sagte er und lächelte, während er sich geschmeidig auf den Platzt neben mir nieder ließ. Doch jetzt war nicht die Zeit für Gespräche, das merkte ich daran, dass er sich mein Essen schmecken ließ und nach jedem Bissen einen wohligen Seufzer ausstieß. Er beließ es nicht bei einer Portion, sondern gönnte sich noch eine zweite, während ich schon mit der Ersten zu kämpfen hatte. Er war sogar noch vor mir fertig. „Hat es dir denn geschmeckt? Oder hast du überhaupt etwas schmecken können, so wie du geschlungen hast.“ „Doch war echt lecker, das solltest du öfter mal machen.“ „Was denn? Das Essen im allgemeinen oder das Rezept?“ Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an und schaute sich dann in der Wohnung um. Danach ließ Jackson einen leisen Pfiff durch die Zähne zischen. „Wow. Hast du etwa aufgeräumt?“ „Ja. Nach dem ich bei der Schule war, konnte ich einfach nicht still sitzen, da musste ich einfach etwas machen. Also hab ich aufgeräumt, die Wäsche in die Waschmaschine in deinem Badezimmer gesteckt und etwas zu essen gekocht.“ Jetzt sah er mich verwundert an. `Na toll. Gleich würde er fragen, was mich denn so aufgekratzt hatte. ´ Und so kam es auch. „Warum warst du denn aufgekratzt?“ Doch anstatt zu antworten, sah ich nur verstohlen zu dem braunen Briefumschlag hin, der jetzt in der Küche auf dem Tresen lag. „Was ist das?“ fragte er und stand auf, um in die Küche zu gehen. Er hob den Umschlag auf und machte ihn auf. „Das ist nur mein Zeugnis“, sagte ich etwas verspätet. In der Bewegung inne haltend, sah Jackson mich erwartend an. „Dein Zeugnis? Warum ist der Umschlag dann noch verschlossen? Willst du gar nicht wissen, was drin steht? Möchtest du den Umschlag dann lieber öffnen?“ fragte er mich und kam zu mir auf die Couch, auf die er sich dann niederließ. „Nein. Mach du ihn lieber auf. Ich hab Angst vor dem Ergebnis.“ Darauf hin nahm er mich in den Arm und machte den Brief ungeschickt mit einer Hand auf. Als er den Zettel heraus holte, machte ich meine Augen zu. „Skyler.“ `Ich will das nicht sehen.´ „Skyler!“ Meine Augen blieben geschlossen. „Sky, mach doch die Augen auf.“ Erst als er mich mit der Abkürzung von Skyler ansprach, machte ich die Augen auf. `So hatte er mich noch nie genannt.´ Also beschloss ich ihm zu vertrauen, sah ihm aber erst in die Augen, um das Ergebnis einschätzten zu können. In seinen Augen war ein Strahlen, was mich veranlasste auf seine, zu einem Lächeln verzogenen Lippen zu gucken. Schnell warf ich einen Blick auf das Blatt in seiner Hand und verstand nicht was da stand. „Die wollen mich doch veräppeln oder?“ Ich redete eher mit mir selbst, konnte aber auch den Unglauben in meiner Stimme hören. Erst als Jackson aufsprang und mich mit sich zog, löste sich meine Starre und machte einer großen Freude platzt. Wir sprangen und hüpften durch die ganze Wohnung. Nach einer halben Stunde war ich total erschöpft und ließ mich auf Jackson fallen, der sich gerade auf die Couch geflegelt hatte. Er ächzte ein wenig unter meinem Gewicht, sah mich aber immer noch strahlend an. „Wow.1,6“ Seine Hand legte er auf meine Wange und ich drehte meinen Kopf so, dass ich ihm einen Kuss auf die Innenfläche seiner Hand geben konnte. Seine Augen schienen von innen zu glühen. Das Glühen wurde immer stärker, da ich langsam anfing an seiner Hand zu knabbern. Als er es nicht mehr aushalten konnte, nahm er mich auf seine Arme, worauf ich mich verzweifelt an ihm fest klammerte. Er ging mit mir in sein Zimmer und ließ sich einfach auf das Bett fallen, auf das er mich vorher sanft ablegt hatte. „Ich liebe dich“, sagte er. „Und das weißt du oder?“ Anstatt einer Antwort, bekam er einen langen zärtlichen Kuss, wobei ich meine Hände unter sein T-Shirt schob und sie über seine breite Schulter gleiten ließ. „Du bist perfekt“, brachte er zwischen meinen Küssen hervor. „Ich liebe dich auch“, gab ich ihm zur Antwort, wobei mein Herz auf der Zunge lag und er es mit meinen Worten in sich aufnahm. Er sah mich einen Moment glücklich an und schenkte mir dann ein zweites Mal meinen glücklichsten Moment.
Morddrohungen
Wir wurden durch das Piepsen der Waschmaschine wach. Zehn Stunden hatten wir geschlafen und Jackson würde zu spät zu seiner Arbeit kommen, da wir schon zehn Uhr hatten und er eigentlich schon um acht Uhr hätte losfahren müssen. Das bemerkte er auch erst, nachdem sein Blick mich für einen kurzen Moment losließ, und zu der Uhr auf dem Nachttisch, neben dem Bett, wanderte. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und machte sich hastig fertig. Während er im Bad herum hantierte, machte ich ihm in der Küche etwas zum Mitnehmen. Zwei Brote mit Butter und Käse. Nach einer geschätzten viertel Stunde, standen wir vor der Tür und er gab mir einen Abschiedskuss. „Hab einen schönen Tag“, sagte er während die Tür schon ins Schloss fiel. Ich ging wieder in die Küche und machte mir auch ein Käsebrot auf einem Brettchen. Danach schaltete ich den Fernseher ein und pflanzte mich mit meinem Brot auf die Couch. `Uhh. Meine Lieblingssendung´ Die ließ ich an und aß dabei mein Brot. Als es dann schellte fluchte ich etwas übertrieben, stand aber auf und ging zur Tür,um diese zu öffnen. Ich machte große Augen, als Jackson an mir vorbei rauschte und in die Küche ging. Nachdem er wieder kam, hatte er die Wohnungskarte und die braune Tüte in der Hand, wo die Brote drin waren. Er zeigte auf die Karte und meinte dann: „Hab meine Karte vergessen.“ Was ich ziemlich unnötig fand, da er sie ja nicht benutzt hatte, um in die Wohnung zu gelangen. „Ok. Ich wünsche dir dann noch einen schönen Arbeitstag, “ sagte ich und schob ihn wieder zur Tür raus. Als ich mich durch den Türspion versichert hatte, dass er weg war, setzte ich mich wieder auf die Couch und sah weiter fern. Dabei aß ich dann mein Brot auf und stellte das Brettchen in der Pause in die Spüle. Gegen Mittag hatte ich genug vom faulenzen, also schaltete ich den Computer in Jacksons Arbeitszimmer ein, um im Internet zu gucken wie teuer denn so Schnupperkurse waren, und in welchen Bereichen die überhaupt angeboten wurden. Es gab Unmengen von Kursen. Die teuren sortierte ich aus und die, die nichts mit Kreativität zu tun hatten, auch. Am Ende hatte ich ungefähr zwanzig Stück rausgesucht, die mir persönlich nahe lagen. `Die soll Jackson sich nachher mal anschauen,´ dachte ich und speicherte sie unter Jacksons Favoriten. Danach schaltete ich den Computer wieder aus und machte mich an der Wäsche zu schaffen. Ich stopfte die Klamotten einfach in den Trockner, neben der Waschmaschine. Jacksons Badezimmer war sehr groß. Als ich auch danach fertig war und nichts mehr machen konnte, beschloss ich ein wenig am Flügel zu üben, den Jackson ins Wohnzimmer hat stellen lassen. Er meinte zwar, dass das ein gebrauchter Flügel sei, und ich war ja auch keine Flügelexpertin, aber man konnte sofort sehen, dass dieser Flügel in einem zu gutem Zustand war, als das er hätte gebraucht sein können. Aber ich hatte meinen Mund gehalten, weil mich der Flügel sofort verzaubert hatte. `Wie Jackson habe ich ihn sofort in mein Herz gelassen,´ dachte ich etwas theatralisch. Darauf musste ich lachen, weil niemand meine Gedanken hören konnte, selbst wenn sich jemand in diesem Raum aufgehalten hätte. `Also kann ich so theatralisch sein, wie ich möchte,´ rief ich mir selbst ins Gedächtnis und setzte mich auf den Hocker, der vor dem Flügel stand. Ich klappte das schwarze Verdeck hoch, das die Tasten vor Schmutz und Staub schützen sollte. Der Flügel bestand aus einem schwarz, glänzendem Holz. Nur die Beine waren weiß. Sie glänzten aber genau so. In der rauen und zu gleich glatten Oberfläche konnte man sich erkennen, wenn man sich vorbeugte und genau wie beim Spiegel starrte man in das eigene Gesicht. Bei mir bemerkte ich Unterschiede zu früher, die ich erst jetzt ganz bewusst wahr nahm. Zum Beispiel hatte ich mich nicht mehr geschminkt, was Jackson scheinbar nicht schlimm fand und meine Augen strahlten mehr. Außerdem lag ein ständiges Lächeln um meinen Lippen, das die Lachfältchen um meine Augen erklärte. `Ich sehe glücklicher aus´, stellte ich zufrieden fest und setzte mich wieder richtig hin. Als sich meine Finger wie von selbst über die Tastatur bewegten, dachte ich an Jackson. Seine Augen. Seine Nase und an seinen Geruch. Ich bemerkte gar nicht, dass ich meine Augen geschlossen hatte und die Musik sehr viel mehr Gefühl hatte. Herzzerreißend, würde mein alter Lehrer sagen, den ich in Deutsch gehabt hatte. Er hatte leidenschaftlich gerne anderen Leuten beim Klavier spielen zugehört. Ab und zu hatte er sogar eine Schulstunde mit Musik unterstrichen, die irgendein Student gespielt hatte, der bei ihm ab und zu in der Lehre gewesen war oder an unserer Schule ein Praktikum gemacht hatte. Das hatte Mein Lehrer aber nur getan, wenn wir Lyrik oder im Allgemeinen die Analyse von Gedichten durchgenommen hatten. Meine Musik, wurde so schlimm süß, dass ich die Finger schnell von den Tasten nahm und die Augen aufschlug. `Ich hab ohne Noten gespielt,´ stellte ich verblüfft fest. Der Gedanke, dass mein Lehrer Recht gehabt hatte, durchzuckte mich. Er hatte einmal gesagt, dass man jegliches Gefühl in das Klavier hinein stecken konnte, das wurde dann noch mal verdoppelt und konnte jedem zeigen wie es einem geht, wenn man das nicht mit Worten zu beschreiben vermochte. Um nicht mehr an ihn zu denken nahm ich das Notenbuch, das ich von Jackson geschenkt bekommen hatte, vom Tisch, wo ich es hingelegt hatte, nachdem ich es aus meinem Nachtschränkchen geholt hatte, und schlug irgendeiner Seite auf. Ich spielte mal etwas Schnelles und mal etwas Langsames. Meine Finger glitten über die Tasten, als ob ich schon Jahre spielen würde und nicht erst seit einem Monat. Meine Finger taten mir weh, als ich Jackson hörte, wie er versuchte die Karte in das Schloss zu schieben. Meine Musik war immer noch da, auch als sie schon ausgeklungen war. `Ich habe sie in mir´, bemerkte ich und ging zu Tür um sie zu öffnen, da Jackson sich immer noch damit abmühte die Karte in das Schloss zu bekommen. Mir entgegen blickte ein erleichtertes Gesicht. „Du bist noch da. Geht es dir gut?“ fragte er, während er mich mit in die Wohnung zog, wobei er die Tür schloss und mich auf die Couch setzte. `Was ist den los´, dachte ich verwirrt. Jacksons Haare standen wild in alle Ecken ab und sein Gesicht war weiß wie der Schnee im Winter. „Geht es dir nicht gut? Bist du krank?“ fragte ich daher besorgt nach und stand auf um zu Jackson zu gehen, der nervös auf und abging. Doch als ich schon halb stand, schob er mich wieder etwas grob auf die Couch zurück. „Hey.“ protestierte ich. „Was soll das? Was ist denn los?“ Schließlich blickte er mich an und setzte sich neben mich. „Im Büro heute hab ich eine Morddrohung bekommen. Die bezieht sich zwar auf mich, ich hatte aber trotzdem Angst um dich.“ `Eine Morddrohung?´ jetzt war ich mehr als verwirrt. „Wer soll dich den umbringen wollen?“ hakte ich nach. „Was weiß ich“, antwortete er und stand wieder auf, um nervös auf und ab zu gehen. „In meinem Beruf ist es normal, dass man gelegentlich Briefe bekommt, die nicht sonderlich höflich oder nett sind.“ Doch sein Gesicht strafte seinen Worten Lüge. „Da ist noch mehr oder?“ tastete ich mich vorsichtig vor. Und sah an seinem erstaunten Gesichtsausdruck, dass ich den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte. Und wusste intuitiv auch schon was das war. „Das ist nicht der erste Brief oder?“ „Nein“, sagte er und setzte sich neben mich auf die Couch. „Das ist nicht die erste Morddrohung und Dor meinte, dass ich das langsam mal ernst nehmen sollte.“ „Dor? Arbeitest du bei J&M?“ Schon wieder dieser erstaunte Gesichtsausdruck. „Woher weißt du das alles? Naja egal. Ja ich bin der leitende Geschäftsführer, in diesem Bezirk, mein Vater ist der Gründer und mein Bruder ist sozusagen der Geschäftsführer von dem ganzem Laden.“ „Und dieser Dor ist der Sicherheitschef oder?“ „Ja. Und er hat gesagt, dass ich das ernst nehmen soll. Er meinte auch, dass es wahrscheinlich jemand ist den ich mal gefeuert hab oder jemand dem ich das Geschäft vermasselt habe.“ Die Sorge stand Jackson ins Gesicht geschrieben. Aber er machte sie sich nicht um sich selber. „Was ist da noch?“ Er wich meinem Blick aus, daher wusste ich, dass da noch mehr war. „Jackson. Komm schon. Du kannst mir vertrauen.“ „Der Briefschreiber hatte auch erwähnt, dass er mich, wenn ich ihm nicht eine Millionen Dollar auf sein Konto überweise, umbringt. Und...und dass er vorher meine Familie und Freunde töten wird....Langsam...und qualvoll. Und..und der einzigen aus meiner Familie, der er etwas antun könnte, bist....bist du.“ Die Hälfte von seinem Gestammel hatte ich nicht verstanden, aber den Großteil. „Du wirst ihm das Geld doch nicht etwa geben oder?“ Er blickte mir in die Augen und ich konnte sehen, dass sie schon feucht wurden. Ich nahm ihn in den Arm. „Komm schon. Du darfst ihm das Geld nicht geben. Das ist es doch was er will. Dass du ihm vor lauter Angst um dich und die Leute um dich herum, alles geben wirst. Diese Macht darfst du ihm nicht geben. Das darfst du einfach nicht.“ Jetzt sah er mich erstaunt an und fing plötzlich an zu lachen. „Weißt du, du hörst dich genau so an wie Dor. Ich glaube ihr würdet euch gut verstehen.“ sagte er. „Das glaub ich nicht“, murmelte ich vor mich hin doch er schien es nicht zu hören. Er war immer noch am lachen. Aber als er plötzlich aufhörte breitete sich eine unangenehme Stille in dem Zimmer aus. „Aber bei diesem Punkt wirst du ihm wahrscheinlich nicht zu stimmen,“ meinte Jackson. Doch ich versuchte ihm zu ermuntern also erwiderte ich: „Versuch es doch.“ „Ich soll für eine unbestimmte Zeit untertauchen. Wo, darf niemand wissen, außer mein Bruder und Dor. Das habe nicht ich so bestimmt. Aber wenn ich untertauche, werde ich dich mitnehmen.“ Wir lagen uns immer noch in den Armen, deshalb konnte Jackson mein Gesicht nicht sehen. Ich war erst geschockt, versuchte mich aber unter Kontrolle zu bringen. „Für eine unbestimmte Zeit, sagst du?“ „Ja. Aber ich möchte, dass du mit kommst.“ „Nein“, ich war selbst überrascht von meinem Ausruf. „Wenn Dor es für richtig hält, dass du ohne mich untertauchst, dann muss da auch etwas dran sein und außerdem, hattest du nicht mal gesagt, dass dein Bruder nichts von mir wissen dürfte? Und so würde er auf jeden Fall etwas in Erfahrung bringen.“ Er schob mich etwas von sich weg. „Ich weiß nicht. Dich hier alleine zu lassen, erscheint mir nicht sehr klug.“ „Wenn du nicht hier bist, wird nichts passieren. Er wird denken, dass du mich verlassen hast und dich um deine eigenen Probleme kümmerst. Ihr wisst ja noch nicht einmal, ob die Person, die dir Drohbriefe schreibt, ein Mann oder eine Frau ist. Und ich denke nicht, dass sie oder er mich umbringen würde. So würde die Person doch gar kein Geld bekommen.“
Ich lächelte ihn ermunternd an. In meinem Innern sah es anders aus. Nach Außen versuchte ich stark zu sein. Einmal in meinem Leben etwas Richtig zu machen, auch wenn ich dafür von Jackson getrennt sein würde. Aber Innen drinn hatte ich Angst, dass ich ihn dann nie wieder sehen würde. Ich wusste auch gar nicht, was ich die ganzen Tage, Stunden, Minuten und Sekunden ohne ihn machen sollte, aber er musste weg, das wusste ich und diese Gewissheit ließ mich von Außen stark wirken.
„Vielleicht hören diese Drohbriefe schon nach einer Woche auf. Oder erst nach einem Monat, aber irgendwann werden sie aufhören und dann sitzen wir wieder auf dieser Couch und lachen uns schlapp.“
Er schien mit sich im inneren Konflikt zu stehen. Man konnte es ihm deutlich ansehen und zum Glück siegte die Vernunft. „Ok aber versprich mir, dass wir auf einer unbekannten Nummer in Verbindung bleiben. Ich ruf dich dann immer an ok?“ „Auf jeden Fall.“ sagte ich erleichtert und fing an zu lachen. Er stimmte ein. Unser Lachen war aber anders als sonst. Irgendwie verkrampft und ich wusste auch warum.
„Wann musst du los?“ „Eigentlich sofort. Dor hatte gemeint, dass ich dir noch schnell Aufwiedersehen sagen könnte, ich aber dann danach sofort los müsse.“ „Sofort?“
Ich musste mich wohl etwas enttäuscht angehört haben, da er mich in den Arm nahm und er auf einmal anfing zu weinen.
„Ja, sofort. Und ich werde dich ganz doll vermissen.“ „Ich dich auch.“ Ich zog ihn hoch und schob ihn zur Tür. Da fiel mir ein, dass er gar keine Sachen mit hatte. „Sollen wir eben noch schnell eine Tasche packen?“ fragte ich daher mal lieber nach. „Das ist nicht nötig. Ich habe immer eine Tasche im Büro, falls ich mal unerwartet ausbrechen muss und nicht mehr die Zeit habe etwas zu packen. Zum Beispiel durch einen Anruf von einem Kunden, zu dem Myrkur nicht gelangen kann und der sich bei mir in der “Nähe“ befindet.“ „Ok, also eine Tasche hast du. Der Wagen steht unten bereit und du rufst mich auf jeden Fall an wenn du angekommen bist, wo auch immer das sein sollte?“ „Ja. Ich werde dich dann anrufen. Ich freue mich schon“, sagte er, gab mir einen zärtlichen Kuss und schmiss dann die Tür hinter sich zu.
Das war alles ein bisschen zu viel für mich. Ich lehnte mich an die geschlossene Tür und ließ mich langsam daran runter gleiten. `Jackson würde für eine unbestimmte Zeit weg sein.´ Das war das schlimmste, nicht zu wissen, ob und wann er wieder zurück kommen würde. Wenn ich jetzt wüsste, dass er zum Beispiel in einem Monat wieder kommen könnte, hätte ich nicht so ein großes Problem damit. Ich spürte wie mir Tränen über das Gesicht liefen. Nach geschlagenen vierzig Minuten, in denen ich nur an der Tür gelehnt gesessen und geweint hatte, setzte ich mich auf. `Ich lass mich doch nicht unter kriegen.´ dachte ich und fühlte mich nicht länger schwach.
Da wir jetzt schon neun Uhr abends hatten würde es sich nicht lohnen, noch im Internet zu gucken, wegen der Kurse. Das würde ich auf morgen verschieben. Also holte ich mir eine Decke aus meinem Zimmer, legte mich auf die Couch und schaltete den Fernseher wieder ein. Hunger hatte ich jetzt nicht mehr. Mein Handy legte ich auf den Tisch und zappte dann wahllos durch die Kanäle. Schließlich blieb ich bei einem Musiksender hängen und hoffte, dass mich die bunte Musik etwas aufheitern würde. Als ich nach einiger Zeit ein nerviges Piepsen vernahm, wachte ich schlagartig auf. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen. Kurz verspürte ich ein schlechtes Gewissen, das ich aber verdrängte. Warum sollte ich denn ein schlechtes Gewissen haben? Ich hatte doch nur etwas geschlafen. Da fiel mir ein, weshalb ich aufgewacht war und ging schnell an mein Handy. „Hallo?“ fragte ich etwas atemlos. „Hi.“ sagte Jackson mit seiner wunderbaren Stimme. „Jackson“, rief ich und saß sofort Kerzengerade auf der Couch. „Wie geht es dir? Wie spät ist es eigentlich?“ „Entschuldige wenn ich dich geweckt habe, aber ich bin noch unterwegs und wollte nicht mehr so lange warten, bis ich deine Stimme wieder hören konnte. Wir haben jetzt bei dir drei Uhr morgens. Mir geht es eigentlich gut, aber ich denke immer noch, dass es ein Fehler war, dich nicht mit zu nehmen.“ Drei Uhr? Um wie viel Uhr war ich denn eingeschlafen? Ein kurzer Blick auf den Fernseher, der immer noch lief, bestätigte Jacksons Aussage, da sich dort halb bekleidete Frauen obszön rekelten um für irgendein Callcenter Werbung zu machen. Als ein lautes Stöhnen aus den viel zu lauten Lautsprechern kam, schaltete ich ihn schnell aus. Jackson schien es aber gehört zu haben. „Was war das? Ist jemand bei dir? Skyler, was ist da los? Ich bin doch grade mal fünf Stunden weg und schon hast du Besuch?“ Ich musste lachen. Wie konnte er denn denken, dass ich ihn betrügen würde, aber um ihn ein bisschen zu ärgern sagte ich mit der Hand auf dem Hörer, so dass Jackson aber immer noch alles hören konnte: „Oskar, sei doch bitte etwas leiser ich telefoniere grade. Wir können gleich weiter machen. So entschuldige Jackson es kann weiter gehen.“ Im Hintergrund konnte ich hören, wie Reifen quietschten und dann erklang die wütende Stimme von Jackson. „Was soll das? Wer ist Oskar? Skyler, beantworte mir sofort die Frage. Hast du nur darauf gewartet, dass ich abhaue?“ Jetzt war ich schockiert, über seine Reaktion. Er schien mich echt zu lieben. „Ach Jackson, reg dich ab. Das war nur ein Scherz, hier ist gar kein Anderer außer mir und meinem Handy, aus dem deine Stimme kommt. Das was du grade zufällig gehört hast, war der Fernseher, den ich aus Versehen angelassen hatte und zu dieser Zeit kommt doch immer die beste Werbung, findest du nicht?“ Ich konnte ihn einen erleichterten Seufzer ausstoßen hören. „Fahr bitte weiter Dor, war falscher Alarm. So und jetzt zu dir, tu mir so etwas nie wieder an! Du weißt dass ich dich liebe. Du darfst nicht mit mir spielen. Bitte.“ Seine Stimme hörte sich verzweifelt an. „Ok, aber wenn du wieder da bist, werde ich mit dir spielen und daran kannst du mich dann nicht hindern.“ sagte ich verschmitzt. „Du böses Mädchen, “ ich konnte ihn mit seiner rauen Stimme lachen hören und vergaß für einen Moment, dass ich ihn vor erst nicht sehen würde, und warum. „Aber na gut. Dann darfst du mit mir alles anstellen was du willst.“ Er schien sich nicht mehr ein zu kriegen. Und die Zweideutigkeit in seinem Satz hatte ich auch bemerkt. Darauf wurde ich rot, dass konnte er aber zum Glück nicht sehen. „Ok, aber es tut mir leid ich bin jetzt echt müde, wir können ja nachher noch mal telefonieren? Wenn du dann angekommen bist?“ „Ja. Tut mit leid, dass ich gestört hab.“ „Nein hast du nicht. Ich bin einfach nur kaputt. Das ist nicht so leicht gewesen, dich gehen zu lassen und am liebsten würde ich die ganze Zeit mit dir reden, bis du wieder zu mir kommst. Aber ich muss halt schlafen, sonst labere ich gleich irgendeine Scheiße, die du dann eh nicht verstehen wirst.“ „Ok. Gute Nacht und bis nachher. Kann aber noch ein wenig dauern, bis ich dich dann anrufe.“ „Ok.“ sagte ich etwas geknickt, da ich mich wieder erinnerte, warum er weg war und wie lange. Ich wollte nicht auflegen, er aber anscheinend auch nicht. „Sollen wir auf drei auflegen, wie früher als ich dreizehn war?“ „Ok. Eins...“ „..Zwei..“ „..Drei..“ und ich hörte wie er auflag und legte auch schnell auf. Es war schön ihn gehört zu haben. Auch wenn es erst fünf Stunden waren, in denen wir getrennt gewesen waren, aber die kamen mir vor wie fünf Monate. Meinen trägen Körper schleppend, ging ich in Jacksons Zimmer, legte mich mit den Klamotten, die ich an hatte, ins Bett und schlief augenblicklich ein.
Die folgenden Tage liefen alle gleich ab. Ich stand auf, machte mir Frühstück, zog mich an und spielte Klavier oder schaute fern. Gegen Abend rief mich dann immer Jackson an und wir telefonierten dann meist auch zwei, drei Stunden. Dabei machte ich mir meist was zu essen. Danach ging ich dann ins Bett und freute mich dann schon auf den nächsten Tag, eher nur auf das Telefonat mit Jackson, das mich meistens aus meinem tristen und langweiligen Zustand befreite.
Auch heute stand ich wieder auf. Es war jetzt eine Woche her, dass Jackson weg war , denn heute war Dienstag. Doch ich beschloss den Tag anders zu gestalten. Also druckte ich mir die Kurse aus, die ich mir in dem Computer vor gemerkt hatte und rief bei den einzelnen Betrieben an, ob die Angebote denn noch aktuell waren. Ich hatte kein Glück und wollte schon aufgeben, aber ich wollte mich auch nicht Tag für Tag langweilen. Es gab ja auch noch andere Sachen, die ich machen konnte. Am einfachsten wäre ja Kellnerin. `Ich geh morgen mal auf Tour und schau ob jemand vielleicht eine Kellnerin braucht.´ Mit dem Vorsatz, setzte ich mich wieder an mein Flügel und spielte bis das Handy in meiner Tasche an fing zu vibrieren. „Hey.“ hörte ich ihn sagen. „Und gibt es was neues bei dir?“ „Ne. Und bei dir?“ fragte ich. „Auch nicht. Mir ist es nur langsam zu viel ohne dich.“ „Ja mir auch. Und deshalb habe ich beschlossen endlich etwas zu machen. Ich will mich nicht den ganzen Tag langweilen und ich werde mal schauen ob ich eine Stelle als Kellnerin bekommen kann.“ „Oh echt? Ich würde mich freuen, wenn du dich nicht langweilen musst, also beeile dich,“ sagte er und bevor er auflegen konnte, sagte ich noch, dass ich ihn liebte und legte auf. Seine Antwort kannte ich ja bereits.
Ich ging schnell ins Bad und machte mich fertig.
Der erste Job
Wie ich mich dann endlich fertig gemacht hatte, ging ich los. Zuerst musste ich natürlich einen Laden finden. Gerade aus der Haustür hinaus getreten, sah ich ein Paket auf dem Boden, hob es hoch und legte es anschließend in der Küche auf den Tresen. Ich wollte es später öffnen, jetzt musste ich mich ganz auf meine `Mission´ konzentrieren. Gut vorbereitet und aufgestylt verließ ich die Wohnung. Anfangs war ich noch guter Dinge gewesen, doch nach einer Stunde des herum Irrens, hatte ich die Lust am Suchen verloren. `Gab es hier denn keinen vernünftigen Laden?´ Aufgeben wollte ich auch nicht, also marschierte ich wortwörtlich weiter, den Blick immer mal wieder zur Seite schweifend, um bloß keinen Laden zu verpassen, der vielleicht jemanden suchen würde. Es wurde immer dunkler und meine Hoffnungen schwanden auch immer weiter, als ich plötzlich ungefähr eine Stunde entfernt von meiner Wohnung einen netten Laden erblickte, der vielversprechend aussah, also näherte ich mich meinem Objekt. Kurz bevor ich die Nase an die Scheibe drücken konnte, um einen Blick von dem Innenleben zu erhaschen, wurde die Tür aufgerissen und ein junges Pärchen trat hinaus. Schnell wich ich zur Seite aus, um die Tür nicht gegen den Kopf zu bekommen. Ich hoffte nur, dass das niemand gesehen hatte. Doch vergebens, denn als ich mich wieder aus meiner Sitzenden Position aufgerafft hatte und durch das Fenster gucken konnte, unter dessen Fensterbrett ich mich eben versteckt hatte, blickt ich in zwei, mir gegenüber liegende braune Augen. Vor lauter Schreck vergaß ich das Fensterbrett und stieß mir prompt den Kopf daran, was die zwei Augen veranlasste in schallendes Gelächter auszubrechen. Gedemütigt, saß ich mir den Kopf reibend unter dem Fenster und hoffte, dass sich ein tiefes schwarzes Loch unter meinen Füßen auftun würde, doch wie es schien, erbarmte sich Gott, an dessen Existent ich nicht glaubte, meiner nicht. Schwarze Sterne tanzen vor meinen Augen und ich wollte erst aufstehen, wenn sie weg waren. Die Augen, die mich eben noch ausgelacht hatten, kamen nun aus der Tür, mit einem ernsten Ausdruck, der sich auf das gesamte Gesicht des Mannes ausbreitete und kurz nachdem ich mir noch fast den Nacken verrenkt hatte, damit ich ihm in die Augen sehen konnte, waren sie nun mit meinen auf einer Höhe. Der Mann war etwas zu breit gebaut und ich hatte den Eindruck, dass er sich für ziemlich toll hielt, da er einen Anzug von Boss trug und er seine grauen Haare nach hinten gekämmt und dort dann mit viel Gel befestigt hatte. „Ist mit ihnen alles in Ordnung?“ Für einen Moment war ich zu perplex um zu antworten, erinnerte mich dann aber wieder an meine Manieren und brachte ein ziemlich klägliches: „Ja, danke der Nachfrage“ heraus. Er schien nicht überzeugt und half mir auf die Beine. Als ich schließlich stand, schwankte ich etwas, so als ob ich besoffen wäre, und musste mich wieder an diesem Mann fest halten. Es bereitete mir Unbehagen, ihm so nah zu sein, da er mich jetzt an seine Seite presste und in den Club ging. Ich hatte eigentlich vorgehabt ihn von außen zu betrachten, aber wie der Zufall wollte, wurde ich nun direkt hinein geschleppt. Der Mann ließ mich in eine Nische, abseits der tanzenden Leute und der Bar, auf einen Stuhl gleiten und verschwand. Die Sterne vor meinen Augen waren zwar immer noch da, aber nicht mehr so intensive wie zuvor und als der Mann mit einem Glas Wasser wieder kam und es vor mir auf den Tisch stellte, ging es mir, nach dem ich es auf einen Schluck geleert hatte, schon sehr viel besser. „Danke“, sagte ich nochmals. Er schien lachen zu müssen und plötzlich fragte ich mich, warum alle meine bisherigen Begegnungen mit Männer, wobei es nur zwei waren und ich eindeutig nicht auf diesen hier stand, immer eine Lachnummer waren. `Ich glaub ich treffe mich nur noch mit Frauen´, dachte ich nur und trank dabei mein Glas Cola leer, um das ich ihn gebeten hatte. Ich stand zwar nicht auf Frauen, war aber auch nicht gegen eine Gleichgeschlechtliche Beziehung, solang ich nicht eine war, die eine Freundin hatte. Warum wurden Frauen eigentlich besser akzeptiert als Männer? Klar ich fand den Gedanken auch abstoßend mir vorzustellen wie die es miteinander trieben, aber man musste ja auch nicht daran denken. Außerdem, der Gedanke an zwei Frauen, die zusammen im Bett waren, bescherte mir auch ein nicht so tolles Bild und ich war froh, als ich meine Gedanken, die mir etwas abhanden gekommen waren, wieder auf den Mann vor mir richten konnte. Er hatte irgendetwas gefragt, nur dummer Weise wusste ich nicht um was es sich dabei handelte. „Ähmm wie bitte?“ Er schaute mich mit einem Die-hat-sich-den-Kopf-gestoßen-Blick an und ich wäre davon überzeugt gewesen, dass er einen Krankenwagen gerufen hätte, wenn die nächsten Worte es ihn nicht hätten vergessen lassen. „Entschuldigung. Ich war mit meinen Gedanken wo anders gewesen. Meine Name ist Skyler.“ Ich reichte ihm, über den runden Tisch, meine Hand, da er mir gegenüber saß. „Henry“, antwortete er und irgendwie passte der Name zu ihm, wegen seines Aussehens. Seine Hand war feucht und ich musste mich zusammenreißen um nicht meine Hand schnell wieder zurück zu ziehen. „Und wieso lungern sie vor meinem Lokal herum?“ fragte er jetzt und ich spürte wie meine Wangen heiß wurden und ich wusste wie es für ihn aussehen musste. Doch etwas an seinen Worten ließ mich stutzen. „Das ist ihr Lokal?“ „Ja. Gerade von dem Besitzer abgekauft und dies ist der letzte Tag.“ `Der letzte Tag? ´ „Was meinen sie damit?“ „Nun ja, ich werde es neu renovieren und unter einem anderen Namen neu eröffnen.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass der Raum in dem wir saßen abgeblätterte Farbe an den Wänden hatte und auf dem Tanzpaket waren ein paar sehr gefährlich aussehende Stolperfallen, die man schon längst hätte wegmachen müssen. „Mhhh ob die hier vielleicht eine Kellnerin bräuchten?“ „Ja klar.“ Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich es laut ausgesprochen hatte. Schon wieder wurde ich rot. Eigentlich wurde ich nie schnell rot. Nicht einmal wenn ich log, was ziemlich hilfreich war, aber auch lästig werden konnte. „Warum? Suchen sie einen Job?“ „Ähmm ja eigentlich schon, aber ich möchte ihnen nicht zur Last fallen.“ sagte ich etwas eingeschüchtert, da er vorhatte die Bar neu zu gestalten und ich nicht wusste, ob es mir gefallen würde. Mir war es immer sehr wichtig gewesen, später mal an einem Arbeitsplatz zu sein, der mir gefallen würde, doch in diesem Fall wusste ich ja nicht, was er mit dem Laden vorhatte. „Das würden sie nicht.“ Er schien guter Dinge zu sein, was mich betraf. „Aber erst einmal, sind sie Drogenabhängig?“ „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Schwanger?“ „Nein.“ „Wie alt sind sie?“ „Gerade 18 geworden.“ „Haben sie eine Wohnung hier in der Nähe?“ „Ja und nein. Ich bin mit dem Fuß hierher gelaufen und weiß nicht so genau wie lange ich mit dem Fahrrad brauchen würde, da ich auch sehr viele Umwege genommen habe.“ „Sie haben keinen Führerschein?“ „Nein.“ „Nun,“ sagte er „dann werden sie das aber dann machen müssen, damit sie vielleicht mal Lieferungen für mich ausfahren können oder Kunden nach Hause fahren, wenn sie zu betrunken sind und keine freien Taxen mehr da wären. Aber okay. Ich schlage ihnen etwas vor. Sie machen ihren Führerschein während ich die Bude hier auf Vordermann bringe und wenn sie fertig sind, melden sie sich bei mir okay?“ „Ja ähmmm natürlich. Aber sie brauchen mich nicht zu siezen.“ „Okay. Also ich sehe dich dann in drei Monaten wieder hier?“ „Ja. War schön dich kennen zu lernen, Henry.“ meinte ich und wollte grade gehen, als ich mich fragte, wie ich ihn den anrufen sollte, wenn ich keine Nummer hatte. Da hielt er mir wortlos eine Servierte mit einer Nummer hin und als ich mich umdrehte, lächelte er schräg. „Sie sind wohl etwas vergesslich, was?“ fragte er und ich konnte nur grinsen. „Eigentlich nicht, aber heute ist wohl nicht einer meiner besten Tage.“ meinte ich dann nur und verschwand aus dem Laden. `Puhhh. Endlich habe ich einen Job. Zwar erst in drei Monaten, aber bis dahin habe ich ja genug mit dem Führerschein zu tun. ´ Ich beschloss morgen wieder loszuziehen um mir eine Fahrschule zu suchen. Jetzt war es schon zu spät, da die eher zu machten als Bars oder Clubs. Als ich durch die leeren Gassen ging, durch die ich zu meinem neuen Arbeitsplatz gekommen war, hörte ich plötzlich alle möglichen Sachen und ich sah sogar einen Schatten hinter ein paar Mülltonnen verschwinden. Das war wirklich kein sicherer Fußweg, auch wenn der Schatten vielleicht nur ein Hund gewesen war, würde ich doch froh sein, wenn ich mit Jacksons Auto werde fahren können. Die Gedanken, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte, gelangen langsam wieder in mein Bewusstsein. Jackson war immer noch weg. Niedergeschlagen und meinen Gedanken nachhängend ging ich einfach weiter. An der Wohnung angekommen ging es mir immer noch nicht besser, doch ich öffnete die Tür und setzte mich mit meinen ganzen Klamotten auf die Couch und machte die Augen zu. Als dann ungefähr 10 Minuten später mein Handy schellte, gab ich ein genervtes Stöhnen von mir. Ich wollte nicht dran gehen, aber es könnte ja Jackson sein. `Wer sollte dich den auch sonst anrufen? ´ rief ich mir ins Gedächtnis und ging etwas fröhlicher an mein Handy. „Hay, Jackson. Ich vermiss dich so.“ sagte ich sofort nach dem abheben. „Hallo Skyler.“ sagte eine unbekannte männliche Stimme. Ich war verwirrt. Sofort schaute ich auf mein Handy, doch der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt. „Ähmm Hallo? Wer sind sie?“ fragte ich etwas verunsichert. „Das, wirst du bald erfahren, aber jetzt erst einmal zu meinem Geschenk. Du hast es noch nicht geöffnet und ich bin wirklich enttäuscht von dir.“ Die Stimme war rau und das Rauschen in der Leitung half mir nicht wirklich weiter. „Entschuldigung, aber welches Geschenk und WER sind sie?“ fragte ich nachdrücklicher. „Wie gesagt, das wirst du zu gegebener Zeit erfahren, aber jetzt mach doch bitte erst ein mal mein Geschenk auf. Du hast es auf dem Tresen in der Küche gelegt.“ Tresen? Was für ein Geschenk? Meinte er etwa...? „Woher wissen sie wo ich das Paket hin gepackt habe?“ „Skyler, Skyler. Ich weiß noch viel mehr. Ich beobachte dich.“ seine Stimme war ganz ruhig, als wäre es etwas ganz normales jemanden zu beobachten. Ich schluckte einmal und ging in Richtung Küche. Am anderen Ende erklang seine Stimme: „Das machst du gut.“ Woher wusste er, dass ich jetzt aufgestanden war? Mir war schwindelig und ich lehnte mich kurz an den Tresen, wo das Geschenk drauf lag. Ich machte das Handy auf Lautsprecher und legte es an die Seite, um beide Hände frei zu haben. Ich holte eine Schere aus einer der vielen Schubladen und begann damit das Paket zu öffnen. Da drin war eine schwarze Box. `Mhhh, was war das? ´ „Was soll der Scheiß? Warum schicken sie mir eine schwarze Box?“ rief ich in das Handy. „Nicht so unfreundlich Skyler. Du solltest die Box mal aufmachen. Ich habe sie extra für jemanden wie dich aufgehoben.“ Also öffnete ich die Box, die gerade so in meine Hand passte, ohne dass ich Gefahr lief sie fallen zu lassen, und ließ sie doch augenblicklich fallen. Meine Augen waren weit aufgerissen, als ich beobachte wie die Einzelteile eines Kaninchens aus der geöffneten Box kullerten. Ich stieß einen erstickten Schrei aus, hielt mir aber dann die Hände vor dem Mund. Ein leises Lachen erklang aus dem Hörer und dann nur noch das gewohnte ´tut´ Geräusch, wenn jemand aufgelegt hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen und am liebsten hätte ich angefangen zu heulen. Doch ich riss mich zusammen und nahm die Box, schaufelte mit einem Kehrblech die Überreste des Kaninchens hinein und schmiss dann alles in den Müll, den ich anschließend nach draußen brachte und in den Container warf. Wieder oben machte ich eine neue Tüte in den Mülleimer. Dies alles hatte ich in einem Robotermäßigen Zustand erledigt, doch erst jetzt wurde mir klar, was passiert war. Schnell rannte ich in Jacksons Badezimmer, denn ich merkte wie mir schlecht wurde. Der Anblick des Kaninchens war einfach zu schrecklich gewesen. Über der Kloschüssel hängend, dachte ich darüber nach, wer so etwas tun würde. Niemand, den ich kennen könnte, oder der mich kennen könnte. Niemand, mit dem ich Kontakt hatte, außer vielleicht kurz, wie zum Beispiel im Krankenhaus oder in der Schule aber ansonsten, keine Kontakte. Und niemand hätte meine Nummer haben können. Aber wieso hatte jemand dies getan? Nach etwa einer Stunde, ging es mir soweit besser, dass ich mir einen Tee machen konnte. Ich setzte mich mit dem heißen Tee auf die Couch, kuschelte mich in eine Wolldecke, die am Fußende gelegen hatte, und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich wollte jetzt kein Fernsehen, da ich das Laute wahrscheinlich nicht ausgehalten hätte. Als dann mein Handy schellte, zuckte ich zusammen. Teils wegen des plötzlichen Geräusches und teils wegen dem was passiert war, als ich das letzte Mal an mein Handy gegangen war. Doch wieder könnte es Jackson sein und ich wollte, nein ich musste unbedingt seine Stimme hören, nach dem, was heute passiert war. Also stellte ich die Tasse mit dem Tee auf den kleinen Tisch und ging in die Küche, wo mein Handy immer noch lag. Ich hatte es zwar nicht ausgemacht gehabt, aber das Handy hatte den Anruf wahrscheinlich selbst beendet. „Hallo?“ fragte ich mit dünner Stimme. `Bitte lass es Jackson sein. Bitte. Bitte´ dachte ich und als ich dann seine vertraute Stimme vernahm, fiel ich erleichtert auf den Boden. „Skyler?“ seine Stimme klang verwirrt und hätte ich in dem Moment sein Gesicht sehen können, spräche es wahrscheinlich Bände. „Ja hy“, sagte ich noch einmal. Ich war einfach zu erleichtert, um im Moment was Sinnvolles hervor zu bringen. „Wie geht es dir? Ist bei dir alles in Ordnung?“ „Ja mir geht es gut.“ Ich hatte beschlossen ihm nichts von dem Kaninchen und dem Anruf zu sagen, er hatte jetzt andere Sorgen. Er musste auf sich aufpassen und wenn ich es ihm erzählen würde, würde er sofort zurück kommen wollen. Ich wollte das. Sehr sogar, aber ich wollte es nicht riskieren ihn in Gefahr zu bringen. Also hielt ich den Mund und suchte in meinem Kopf nach einem unverfänglichen Gesprächsthema. „Und bei dir? Wie ist es bei dir so?“ „Naja es ist langweilig. Ab und zu Golf spielen mit Dor, und andere Sachen, aber es ist ziemlich langweilig. Es würde dir aber auf jeden Fall gefallen. Es ist echt schön hier, aber ich kann mich einfach nicht darauf konzentrieren. Ich mach mir immer noch zu viele Sorgen um dich.“ `Wenn er wüsste, ´ dachte ich düster. „Ach Jackson“, versuchte ich ihn auf zu muntern. „Das brauchst du nicht. Mir geht es wirklich gut. Zwar auch ein bisschen langweilig aber ich hab in drei Monaten einen Job.“ „In drei Monaten?“ „Ja, der Besitzer hatte den Laden heute Abend erst übernommen und er möchte es restaurieren und ich soll den Führerschein machen in der Zeit. Ich hab nur Angst, dass die Zeit dafür nicht reichen könnte. Die Theorie ist ja nicht wenig und die Praxis lernt man auch nicht über Nacht, aber ich möchte es zumindest versuchen.“ Meine Stimme hatte einen flehenden Unterton angenommen. Selbst ich bemerkte das. Doch ich wollte so sehr, dass Jackson mich verstand. Meinen Wunsch, nicht länger untätig herum zu sitzen. „Sky. Ich denke du kannst es schaffen. Du bist ein so kluges Mädchen. Du hattest nicht wirklich viel Zeit für deine Prüfungen gehabt und hast vielleicht sogar die besten Noten geschrieben, die deine Schule jemals gesehen hatte. Du hast in wenigen Wochen Klavier zu spielen gelernt. Weißt du wie lange ich daran saß um zu lernen, wie du nach einer Woche gespielt hast?“ Es war eine Rhetorische Frage und deshalb antwortete ich gar nicht. Wie erwartet fuhr er fort: „Ich sitze immer noch dran. Ich spiele jetzt schon mindestens... Naja auf jeden Fall sehr lange und du kannst besser spielen. Ich will dir das nicht als Vorwurf vorhalten, ich will dir ausschließlich sagen, du kannst alles schaffen, wenn du es nur stark genug willst.“ Jackson fand immer die richtigen Worte, damit ich mich besser fühlte.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich ihn nicht verdient hatte. „Danke“, flüsterte ich leise in den Hörer. Als ich meine Muskeln anspannte um auf zu stehen, sagte er eben so leise wie ich: „Keine Ursache.“ An der Couch angelangt, nahm ich mir meinen Tee und setze mich wieder gemütlich in die Decke gekuschelt drauf und telefonierte noch eine ganze Weile mit Jackson. Bis ich merkte, dass ich müder und müder wurde, ich hatte bereits meinen Tee ausgetrunken und die Tasse wieder auf den Tisch gestellt, schlossen sich einfach meine Augen. Jacksons Stimme in meinem Ohr schlief ich ruhig und ohne Träume von Kaninchen ein.
Am nächsten Morgen stand ich gegen 12 Uhr auf. Ich wusste nicht, wie spät ich eingeschlafen war.
Noch während ich meine Augen aufmachte, spürte ich meinen Rücken, der sich laut klagend bei mir beschwerte. `Das würde ein schlimmer Tag werden´, dachte ich und stand von der unbequemen Couch auf. Mein Handy musste ich von meinem Gesicht ziehen, da es dort fest geklebt war. Nach 30 Minuten im Bad, einer Tasse Tee und zwei Broten mit Käse, stand ich vor der Tür und überlegte, ob ich alles hatte. Schnell warf ich noch einen Blick in meine Tasche. Zum Glück bemerkte ich, dass ich meine Schlüsselkarte nicht eingesteckt hatte. Also rannte ich in die Küche und fand sie auf dem Tresen liegen. Nachdem ich sie eingesteckt hatte, ging ich wieder zur Tür hinüber und lief hinaus. Ich stieg in ein Taxi, das gerade zufälligerweise direkt vor mir frei wurde und fragte die ältere Dame, die hinter dem Steuer saß, ob es hier in der Nähe eine gute Fahrschule gab. Sie bejahte und fuhr mich zu einem kleinen Gebäude, wo vorne `Fahrschule Nord´ drauf stand. Kritisch beäugte ich die Fahrschule und hakte noch mal nach: „Das soll eine gute Fahrschule sein? Ähmm gibt es keine bessere?“ „Nein, “ meinte sie „es gibt keine bessere im Umkreis von 50 Meilen. Also wenn du, Kindchen, jetzt nicht aussteigen willst, sage mir doch bitte eine neue Adresse zu der ich dich fahren soll. Ich mein, wir können auch noch gerne hier weiter herum sitzen, plaudern und dein Geld verplempern, aber ich hätte dann gern ganz schön viel Trinkgeld.“ Am liebsten hätte ich ihr gesagt, wo sie ihr Trinkgeld hin stecken könne, wollte aber keinen Ärger. Aus dem Grund, stand ich auf, nahm eine 20 Dollar Schein aus meiner Brieftasche und stieg aus. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, ging ich auf die geschlossene Flügeltür zu. Nach dem sie mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug, weil ich sie zu feste aufgestoßen hatte, starrten mich alle Leute im Raum an. Mindestens 14 Augen waren auf mich gerichtet. Zwei Leute standen am Schalter und weitere drei dahinter. An einem Tisch stand ein gutaussehender Mann. Aber etwas an seinen Augen verwirrte mich. Sie sahen mich an, als ob er mich kennen würde. Ich starrte zurück und dann wurde ihm offensichtlich bewusst, dass er mich anstarrte und warf seinen Kaffee, der auf dem Tisch gestanden hatte, in den Mülleimer, zu seiner linken und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Die anderen Augenpaare wandten sich wieder ihrer früheren Beschäftigung zu. Nur eine Frau mit nettem Gesichtsausdruck, die zuvor mitten im Raum gestanden hatte, kam auf mich zu. „Hallo“, sagte sie mit einer angenehmen Stimme. „Ich bin Jennifer.“ „Skyler“, antwortete ich. „Kann ich ihnen vielleicht helfen?“ „Ähmm ja, das können sie durchaus. Ich würde gerne einen Führerschein machen.“ „Ach Schätzchen, “ sagte sie und fing an zu lachen. „Das wollen fast alle bei uns, weswegen sollte man denn hier her kommen? In eine Fahrschule? Aber okay. Wie alt bist du denn? Und um eines mal klar zu stellen, man kann nicht einfach hier herein spazieren und sagen, dass man einen Führerschein machen möchte, man braucht Disziplin. Das hört sich vielleicht einfach an, aber es ist harte Arbeit.“ Sie klopfte mir mit ihrem speckigen Arm auf die Schulter und ich versuchte nicht mich weg zu bewegen. „Okay“, war alles was ich sagen konnte. „Nun, wie alt bist du denn?“ „18“, meinte ich. Sie nahm ihren Arm immer noch nicht weg und der Schweißrand unter ihrem Arm, widerte mich an. „Nun in dem Fall, werde ich dich mal an meinen Kollegen vermitteln. Er ist Fahrlehrer für Jugendliche.“ „Es gibt für jede Altersgruppe einen eigenen Fahrlehrer?“ „Nein eigentlich nicht, aber ich habe nicht die Geduld um mich mit Kindern zu beschäftigen, die eh nur meine Zeit vergeuden.“ Sie bedachte mich noch einmal mit einem netten mütterlichen Blick, doch diesmal fand ich das nicht mehr so toll. `Der erste Anschein kann trügen´, schien mir bei ihr ziemlich zutreffend zu sein. Endlich ließ sie den Arm sinken und führte mich zu dem freien Schalter. Dahinter saß ein geschätzt 40 jähriger Mann. Sein Körper war hinter einer Glasscheibe versteckt, die mich von ihm trennte, doch sein Gesicht war schmal geschnitten und wies auf einen durch trainierten Körper hin. „Hallo Jennifer, wen soll ich dir denn diesmal abnehmen?“ „Das ist Skyler“, stellte sie mich vor und ignorierte den ironischen Ausdruck auf dem Gesicht des anderen. Sein Blick wanderte zu mir herüber und ich lächelte leicht. „Hay“, ich hob kurz meine Hand und ließ sie dann wieder sinken. „Hallo Skyler, ich bin Torsten. Und wie es scheint werde ich dir wohl die Fahrstunden geben. Ich hoffe du hast da keine Probleme mit?“ „Nein“, antwortete ich erleichtert, nicht mehr in der Nähe von Jennifer sein zu müssen. Er bedachte mich mit einem wissenden Blick und sagte dann zu Jennifer: „Okay, wir wären dann fertig. Wir sehen uns ja noch.“ Zu mir sagte er: „Würdest du bitte mit in mein Büro kommen, dort können wir dann alles Formelle regeln.“ Ich folgte ihm in ein kleines, in braunen Tönen gehaltenes Büro. Die Wände besaßen ein angenehmes beige und auf dem Boden lag ein schokoladen-brauner Teppich. Ein Schreibtisch, welcher aus Buche bestand, war hinein gequetscht worden und die Stühle standen jeweils schon an den Wänden. „Nimm bitte Platz“, forderte er mich auf, in dem er auf einen der Stühle deutete. Er bot mir Kaffee an, doch ich lehnte ab. Sich selber schenkte er eine Tasse ein. Nach dem er mir gegenüber Platz genommen hatte, fing er an über alles Mögliche zu reden und mich nach allem Möglichen zu fragen.
Nach dreißig Minuten, waren wir endlich fertig. Er stand auf und reichte mir die Hand. Seine schwarzen Haare saßen immer noch, wie vor dem Gespräch und nur seine braunen Augen wirkten etwas trüber. „Es hat mich gefreut. Ich sehe sie dann am Donnerstag. Und morgen gehen sie dann zur ersten Theorie Stunde, nicht wahr? Nun dann wünsche ich ihnen viel Spaß und Erfolg.“ „Ich danke ihnen.“ Und mit den Worten schritt ich aus dem Büro und weiter hinaus an die frische Luft.
Auflegen oder weiter reden?
Ich wollte noch nicht nach Hause gehen, also schritt ich mit schnellen Beinen auf ein Taxi zu, das leer zu sein schien, doch als ich die Tür aufzog, saß da wieder der Mann aus der Fahrschule. Er riss die Augen auf und ich schlug hastig die Tür wieder zu, bevor ich mich entschuldigt hatte. Meine Schritte halten auf dem Boden bei jedem Schritt, obwohl ich meine Sneaker trug. Dazu noch eine schwarze ausgefranste Röhrenjeans und ein blaues Top mit Bolero, eine kleine Jacke, drüber, da es langsam Herbst wurde. Man konnte schon einzelne Blätter fallen sehen, wenn man darauf achtete. Doch in dem Moment, wie ich die Tür wieder zu geschlagen hatte, lief ich hastig in eine Richtung, von der ich hoffte, dass sie in die Stadt führen würde. Peinlichst darauf bedacht in Seitenstraßen zu laufen, damit mir kein Taxi folgen konnte, lief ich umher. Doch auch nach einer Stunde fand ich die Stadt nicht und ich gelangte in eine dubiose Gegend. In einer kleinen Sackgasse blieb ich stehen und lehnte mich erst einmal an die Wand. Am liebsten hätte ich mich hingesetzt, aber der Boden sah nicht sehr sauber aus und deswegen beschloss ich, dass es besser sei zu stehen. Nach ein paar kurzen Atemzügen, ging es mir wieder so gut, dass ich mich fragen konnte, was den überhaupt passiert war. Ich hatte einfach nur einen Mann, den ich zufällig vorher gesehen hatte, in einem Taxi überrascht und war geflohen. Aber warum war ich geflohen? Irgendetwas hatte mich beunruhigt. Schon als ich ihn das erste mal gesehen hatte, hatten meine Alarmglocken geschrillt. Mein Unterbewusstsein hatte ihn anscheint als gefährlich eingestuft, aber er sah nicht sonderlich gefährlich aus. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten für mich, wobei ich sehr stark zu einer tendierte. Erstens, ich bleib hier in der Gasse stehen, grüble weiter über mein unerklärliches Verhalten nach und werde am Ende womöglich noch überfallen, oder die zweite Möglichkeit war, dass ich mein Verhalten der letzten anderthalb Stunde vergesse und mir schnellst möglich ein Taxi rufe. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit. So wie ich es entschieden hatte, nahm ich mein Handy aus meiner Handtasche `Warum hatte ich vorher nicht daran gedacht?´ und rief im Taxiunternehmen an, dass in meinem Telefonbuch eingespeichert war. Es dauerte zwanzig Minuten, bis das Taxi endlich da war und weitere fünfundzwanzig Minuten bis ich mich endlich in meiner Wohnung befand. Meinem Vorsatz folgend, ging ich ins Bad und ließ mir Wasser in die Wanne laufen. Ich schaute mich nach einem Schaumbad um und fand eines, das nach Rosen roch. Nach dem ich mich meiner Sachen entledigt und mein Handy auf den Rand der Wanne gelegt hatte, ließ ich mich langsam in das brühend heiße Wasser hinab. Meine versteiften Muskeln lockerten wie erwartet auf und ich legte mich entspannt an den Wannenrand. Auf einmal, wollte ich Jackson hier haben. Bei mir. `Er sollte nicht wo anders sein. Als er ging, nahm er ein Teil von mir mit. Aber er würde ja nicht für immer weg bleiben,´ rief ich mir ins Gedächtnis. Langsam fing der Rosenduft an sich zu entfalten und ich vergaß meine Sorgen und Ängste um die Zukunft. Ich schloss leicht die Augen und genoss das warme Wasser, das mich überall am Körper sanft bedeckte. Meine Haare, die ich zu einem festen Knoten gebunden hatte, berührten leicht die Wasseroberfläche. Jedes mal, wenn ich mich bewegte, geriet das Wasser in Wallung und schlug kleine Wellen, die ihr Ende an meinem Körper fanden. Ich hätte Stunden einfach nur so daliegen können, aber dann läutete mein Handy. Meine Hände fanden das nervende Teil und schließlich riss ich meine Augen auf, um auf dem Bildschirm zu schauen, wer denn da anruft. Ich wusste nicht wie spät es war und auf meinem Handy stand 11:32, dass konnte auf keinen Fall stimmen. Da mein Handy noch nicht aufgehört hatte zu schellen, ging ich schließlich ran. „Hallo?“ fragte ich mit müder Stimme. Mein Geist musste erst einmal wach werden, obwohl ich gar nicht geschlafen hatte. „Hallo Skyler,“ schon wieder diese Stimme und als hätte ich einen Stromschlag bekommen, sprang ich fast aus dem Wasser. „Was, was wollen sie?“ fragte ich. Meine Stimme zitterte und ich bekam Magenschmerzen. Ich saß jetzt in der Wanne und war alles andere als entspannt. „Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten,“ antwortete er mysteriös. „Aber ich bin froh, dass du deinem kleinen Freund nichts von meinem Geschenk erzählt hast. Eigentlich wollte ich, dass er zurück kommt, aber jetzt habe ich andere Pläne, die weitaus interessanter werden könnten. Aber du musst natürlich mitspielen. Denn sonst geht es nicht. Was heißt, eigentlich musst du gar nichts tun. Nur gelegentlich an dein Handy gehen und mit mir reden und ein paar meiner Geschenke annehmen.“ Seine Stimme hatte einen ähnlichen träumerischen Klang, wie Jackson, als er über das Klavier spielen geredet hatte. „Und warum sind Sie sich so sicher, dass ich mein Handy nicht hier und jetzt einfach ins Wasser fallen lasse? Und Ihre Geschenke einfach NICHT entgegen nehme?“ „Nun Skyler, auf diese Frage weist du doch sicher selbst die Antwort, nicht wahr? Nein, gar nichts?“ Ich antwortete nicht, wollte ihm nicht die Genugtuung geben, mich lächerlich zu machen. „Du enttäuscht mich ein wenig, um ehrlich zu sein. Wenn du dein Handy jetzt in dein überaus wundervoll duftendes Wasser fallen lassen würdest, hättest du gar kein Kontakt mehr mit deinem Freund und er würde sich schreckliche Sorgen machen. Das wäre nicht sehr schön, da er herkommen und dich mir wegnehmen würde.“ Den letzten Satz hatte ich kaum verstehen können, da er ihn geflüstert hatte. `Darum geht es ihm,´ schoss es mir in den Kopf. „Was wollen sie denn von mir?“ „Eins nach dem anderen,“ seine Stimme klang wieder stark und unheilverkündend. „Wenn du meine Geschenke nicht annimmst, wird das schreckliche Konsequenzen für dich haben, welche, wirst du dann selbst erfahren. Und nun zu deiner nächsten Frage, ich will dich. Du und deine Familie sind wirklich interessante Leute. Naja deine Eltern sind tot und du hast sie umgebracht, aber dennoch hast du eine wirklich interessante Familie. Deine älteren Geschwister, die alle schon ausgezogen waren, als du deine Eltern tötetest, sind verschwunden. Alle direkt hintereinander. Was für ein komischer Zufall, nicht wahr? Erst sterben deine Eltern und dann verschwinden auf einmal alle deine Geschwister. Ach, die Polizei wird dich dies bezüglich auch noch einmal in baldiger Zeit aufsuchen. Und um deine Frage konkret zu beantworten, du bist genau wie ich, nur du weist das noch nicht aber bald wirst du zu mir gehören.“ Er hatte nicht mitbekommen, wie sich mein Atem beschleunigte und ich nur noch keuchend Luft bekam. Beschuldigt zu werden, jemanden umgebracht zu haben, war schlimm. Sehr, sehr schlimm. Aber beschuldigt zu werden die eigenen Eltern umgebracht und seine Geschwister entführt oder sonst was mit ihnen angestellt zu haben, war wirklich die Höhe. Am liebsten wäre ich geplatzt und hätte ihn angeschrien, aber ich hatte zu große Angst um die Konsequenzen. Mein Verstand setzte einen Moment ein und fragte sich, wo er so viele Informationen über mich her hatte, die aber nicht wirklich zu treffend waren. Denn, wie in meinem Tagebuch gestanden hatte, hatte ich meine Adoptiveltern gefunden und meine leiblichen Eltern waren zwar auch tot, aber die meinte er nicht. Er meinte Judith und Thomas und ihre Kinder. Die Kinder, die verschwunden waren, an deren Entführung ich aber nicht beteiligt war. `Oder war ich doch?´ meldete sich eine irrationale Stimme hinten im meinem Kopf. Hatte ich meine Adoptiveltern umgebracht und deswegen den Gedächtnisverlust erlitten? Zu meinen Magenschmerzen kamen nun auch noch Kopfschmerzen und ich lehnte meinen müden Körper wieder der Länge nach an den Rand der Wanne. Mein Atem normalisierte sich, doch ich konnte mich noch immer nicht entspannen und dann erinnerte ich mich plötzlich, dass am anderen Ende immer noch der Typ dran war. Vielleicht könnte er mir ein paar meiner Fragen beantworten, obwohl es mir zuwider war ihn überhaupt fragen zu müssen. „Was, was meinen Sie damit?“ „Was mein ich womit?“ Seine Stimme hatte einen selbstzufriedenen Klang angenommen. Aber da ich es erwartet hatte, sofort nach dem ich die erste Frage gestellt hatte, reagierte ich erst gar nicht darauf. „Wieso sollte ich meine Eltern umgebracht haben?“ Ich stellte zunächst die unmittelbarste Frage. Außerdem hatte ich beschlossen ihm nichts von meinen leiblichen Eltern zu erzählen. „Was weiß ich denn? Im Polizeibericht stand nichts und leider kann ich nicht in deinen Kopf hinein schauen, obwohl es da drin wahrscheinlich genau so aussehen würde, wie in meinem. Wir sind uns sehr ähnlich, und trotzdem verstand ich deine Tat nicht. Erst nach dem ersten Mordbrief an Mr. Verkir, beschloss ich, mich auch um deine Akte zu kümmern und habe sofort eine Verbindung zu dir hergestellt. Doch deine Tat verstand ich auch nach Wochen noch nicht.“ `Er hatte Jackson bedroht?´ „Sie haben Jackson die Drohungen geschickt? Wegen Ihnen ist er weggefahren? Sie verdammter Mistkäfer. Ich werde es ihm erzählen. Alles und er wird mich verstehen und her kommen.Und er wird sich um alles kümmern, auch um Sie!“ Ich hatte meine Wut lange genug eingehalten. Ich hatte bemerkt wie sie zu brodeln begann, um nun endlich ihre Wege durch meinen Mund zu bahnen. Ich schrie das gesamte Haus zusammen und stand mit wackeligen Beinen auf. Als meine Füße den Teppich berührten, erinnerte ich mich an einen Satz, den er ausgesprochen hatte.
Wenn du dein Handy jetzt in dein überaus wundervoll duftendes Wasser fallen lassen würdest,...
Woher wusste er, wie mein Badewasser roch? Ich schaute mich um und fühlte mich auf einmal einfach nur nackt und entblößt. Schnell nahm ich mir ein Handtuch von dem Haken an der Tür und band es mir um. Während der ganzen Zeit hatte ich mir mein Handy an mein Ohr gehalten, aber dort war kein Ton heraus gekommen. Doch jetzt hörte man nur ein schreckliches Lachen und eine kalte Stimme, die sagte: „Ach Skyler. Du hast einen so wunderschön jungen Körper, der von einer alten Seele bewohnt wird. Wir passen so gut zusammen. Unsere Eltern hatten uns nie akzeptiert und mussten sterben. Weißt du wie alt ich war, als ich das erste Mal tötete? Nun, ich war acht gewesen. Dein erstes mal war zwar erst mit siebzehn gewesen, aber du verstehst mich doch besser als die meisten Menschen. Meine Verwandten hatten mich in eine Psychiatrische Anstalt eingewiesen, wo sie mich ständig mit Drogen voll pumpten. Das würdest du nicht wollen, glaub mir. Du fühlst dich wie ein Tiger im Käfig. Erst läufst du frei durch die Wildnis und lernst es kennen, wie sich deine Tatzen durch das Gras bewegen und deine Zähne sich in das kleine süße Fleisch von Hirschen, Elchen oder Rindern schlagen. Wenn du erst einmal Blut geleckt hast, ist es sehr schwer auf zu hören. Fast unmöglich. Doch wenn du nach diesen Erlebnissen in der Wildnis plötzlich eingesperrt wirst und nicht mehr frei sein kannst, lernst du sehr schnell auf deine Instinkte zu hören. Den Instinkten, die dir sagen, dass du unbedingt weiter leben musst und alles machen musst, um dies zu gewährleisten. Sie hatten mich an ein Bett gefesselt, im wahrsten Sinne des Wortes und immer wieder betont, dass alles gut werden würde. Es ist auch alles gut geworden, denn ich bin zurück. Meine Tatzen berühren wieder den weichen Boden und meine Zähne werden bald auch wieder etwas zum zerreißen haben. Nur diesmal wird es anders sein. Die Einsamkeit, die mir bei der Jagd zur Gewohnheit geworden ist, wird bald nicht mehr da sein. Du wirst an ihre Stelle treten, bereit zu töten und deine Lust nach dem süßen Fleisch, der unschuldigen Tiere zu stillen. Wir sind Raubkatzen. Tiger in ihrer natürlichen Umgebung, und ich freue mich schon, wenn zu mir stoßen wirst.“ DAS war einer seiner längsten Reden gewesen und einer seiner Furcht einflössensten. Mir stand immer noch der Schock in meinen Gliedern, dass ich angeblich meine Eltern umgebracht haben sollte. Nicht ganz Herr über meine Glieder, warf ich das Handy auf den Boden, so dass es in kleine Einzelteile zersprang. Wie ich bemerkte, was ich getan hatte, fiel ich, immer noch im Handtuch, auf meine Knie und mächtige Schluchzer bauten sich in meinem Brustkorb auf. `Wie um Himmels willen soll ich den jetzt mit Jackson reden?´ war mein erster Gedanke und heiße Tränen liefen meine Gesicht hinab. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Aber der Gedanke von ihm beobachtet zu werden, wie ich hier zusammen brach, widerte mich an. Wäre mein Handy ganz geblieben, hätte er wahrscheinlich sofort wieder angerufen. Also hatte es was gutes, obwohl mich eine unendliche Schwere zu erdrücken drohte. Langsam stand ich auf, schaute mich einmal kurz um und lief dann aus dem Bad in mein Zimmer. Eigentlich hatte ich nach dem Bad vorgehabt noch mit Jackson zu telefonieren, doch dies war nun nicht mehr möglich. Wieso hatte ich das Handy nur auf dem Boden geworfen? Dieser Typ hatte mich doch gewarnt gehabt. Alles wurde in der Sekunde von mir zerstört, in der das Handy den Boden berührte. Jackson würde zurück kommen und dieser Kerl würde ihn mir nichts dir nichts umbringen, wenn nicht sogar quälen. Wieder meinen Gefühlen erlegen, versuchte ich mich nicht von ihnen wegreißen zu lassen. Aus meinem Schrank holte ich mir eine bequeme Jogginghose und ging dann in Jacksons Zimmer, wo ich mir ein altes T-shirt von ihm überzog. Es hatte noch sein Geruch an sich haften. Die Tränen, die mir wiedermal kamen, wischte ich schnell mit dem Handrücken weg und ging in die Küche, wo ich mir einen Tee machte. Leise schaltete ich das Radio an, dass ich bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte, da es versteckt unter den Schränken hing. Leise lief die Musik um mich herum und ich lief erneut in mein Zimmer, um mal wieder in mein Tagebuch zu schreiben. Nach langer Zeit brauchte ich es mal wieder.
Mit dem Tee in der einen und meinem Tagebuch in der anderen Hand, setzte ich mich auf die Couch und stellte den Tee auf den Tisch. Den Stift, den ich an den Rand des Buches geheftet hatte, nahm ich ab und fing an zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
Ich habe einfach alles falsch gemacht. Alles, was in meinem Leben gut war, ist weg.
Jackson, der aber nicht lange weg sein wird, da er mich doch suchen würde. Ich hatte aus Kontrollverlust mein Handy auf den Boden geworfen. Es war natürlich in tausend Teile zersprungen. Aber ich habe auch einen plausiblen Grund. Dieser Typ, der mich jetzt schon ein mal angerufen hatte, hatte mich wieder belästigt. Er erzählte etwas davon, dass ich meine Eltern getötet hätte und meinte damit meine Adoptiveltern, oder? Langsam weiß ich nicht mehr was ich glauben kann oder soll. Die Polizei, wie er meinte, würde mir noch einmal einen Besuch abstatten und mich verhören wollen. Aber ich kann mich doch nicht erinnern!!! Wieso denken alle, dass ich etwas böses getan haben sollte? Außer natürliche Jackson. Oder? Er wird mir doch sicher glauben, wenn ich es ihm erzähle, oder? ICH KANN MIR EINFACH NICHT SICHER SEIN!!! Vielleicht ist er bereits vor mir geflohen? Die Sache mit dem Drohbrief muss ihn doch sicher sehr gelegen gekommen sein. Oder? Oder? ODER?
Angewidert von mir selbst, warf ich das Buch auf den Boden und merkte erst jetzt, wie mir Tränen kamen. In den letzten Wochen hatte ich sehr oft geweint. Ich musste aufpassen, es nicht zur Gewohnheit werden zu lassen. Schließlich wollte ich nicht schwach erscheinen. Die Tränen waren wahrscheinlich auch gekommen, weil im Radio gerade ein Liebeslied gespielt wurde. Eine schöne Stimme erklang klagend und ließ die Oktaven in spielender Leichtigkeit durch die Luft schweben. Sie erfüllten die Luft um mich herum und ließen mein Herz sehr schwer werden. Nein. Jackson nicht. Er würde mir so etwas nie antun. Er wird zurück kommen, womit er sein Todesurteil unterschrieb. Und schon wieder würde meine Welt in kleinste Teile zerspringen, so wie das Handy eben bewiesen hatte, wie einfach es war. Es war aus einem ganzen Stück in viele kleine zersprungen, eben so wie es mit meinem Herz geschehen wird, wenn Jackson zurück oder nicht zurück kommen würde. `Aber er wird zurück kommen.´ Da war ich mir sicher, aber jetzt im Moment, wollte ich mir deswegen keine Sorgen machen. Ich hatte nicht vergessen, dass Er mich beobachtet. Ich beschloss, für den Moment erst einmal so weiter zu machen, wie vorher. Ich würde meinen Führerschein erhalten und meinen Job antreten. Ich schlich in mein Zimmer und legte mich mit samt meiner Kleidung drauf. Kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch einmal kurz an mein Tagebucheintrag, den ich nicht zu Ende geführt hatte. Dieses eine kleine Wörtchen, dass immer wieder zum Vorschein gekommen war und mich meiner zweifeln ließ. „Oder?“ Ständig stellte ich mir Fragen, aber wieso konnte ich nicht mal antworten? Mit dem Gedanken, schlief ich letztlich dann ein.
1Monat später...
Jackson war immer noch nicht zurück gekommen. Ob ich doch recht gehabt hatte? `Nein,´ widersprach mir meine Kenntnis über ihn. Ich kannte ihn nur als netten und liebevollen Menschen. Er würde so etwas niemandem antun, auch mir nicht. Auch nicht, wenn er über mich bescheid wusste. Ich war mir sehr sicher, dass ich meine Adoptiveltern nicht umgebracht hatte. Also konnte Jackson auch gar nichts wissen. Vielleicht vermuteten es andere und hatten ihm dies gesagt. Wie dem auch sei, ich fühlte mich ausgelaugt. Richtig entkräftet, doch ich machte immer weiter. Mein Führerschein kam voran und ich würde vielleicht noch einen oder zwei Monate brauchen. Torsten hatte mich gelobt, wie schnell ich lernte und ich hatte das Kompliment dankend angenommen. Wir setzen uns manchmal noch nach einer Fahrstunde in ein Café und tranken Kaffee und Tee. Er war ein wirklich netter Mann und seine Frau auch. Sie hieß Julia. Wie in meinem Lieblingsbuch, Romeo und Julia. Zusammen hatten sie zwei Kinder, Tamara(2Jare alt) und Jim(13 Jahre alt). Manchmal, brachte mich Torsten nach Hause und zwischendurch, lud er mich sogar ein, bei ihnen zu essen. Irgendetwas hatte mich dazu bewogen, ihm ein Teil meiner Geschichte zu erzählen. Zum Beispiel, dass mein Freund aus beruflichen Gründen für eine ganze Weile vereist war. Das mit den Anrufen und dem Geschenk hatte ich nicht mehr erwähnt. Dreimal, waren noch welche vor meiner Haustür abgelegt worden, doch ich hatte sie immer direkt in die Mülltonne, in einer Gasse, geworfen. Nicht einmal einen kleinen Blick hatte ich gewagt. Ständig hatte ich das Gefühl, dass er in der Nähe war. Torsten hatte mich schon oft auf meinen gehetzten Gesichtsausdruck angesprochen, doch ich erzählte ihm dann immer eine kleine Lüge. In der Fahrschule war ich stets wachsam, hatte aber nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Selbst in meiner Wohnung hatte ich mittlerweile Angst, weswegen ich die meiste Zeit im Park oder in Cafés oder so herum hing. Möglichst nicht in der Nähe meiner Wohnung, und doch wurde ich das Gefühl nie los. Im Theorieunterricht hatten wir auch schon eine Menge gelernt. Irgendwie erinnerten mich die Stunden an die Schule, nur mit weniger Schülern. Ich lernte wirklich schnell und die Tage flogen nur so dahin. Den Flügel hatte ich seit einem Monat nicht mehr angerührt. Ich lernte und lernte. Meine Tage sahen nichts anderes vor. Außerdem versuchte ich mich mit dem lernen ab zu lenken, um nicht ständig an Jackson denken zu müssen. Die Tage flogen nur so an mir vorbei. Und ehe ich mich versah, hatte ich schon meinen Führerschein. Ein Glücksgefühl baute sich in meinem Magen auf. Glücklich durfte ich Torsten sogar zu meiner Wohnung kutschieren, von wo er dann selber nach Hause fuhr. Jackson war für einen Moment vergessen und ich wollte ihn auch nicht so schnell wieder in Erinnerung haben, weshalb ich mir dann, noch während ich unten stand, auf meinem neuen Handy ein Taxi rief, welches schon nach kürzester Zeit da war. Ich nannte dem Taxifahrer die Adresse von dem Club, zu dem ich hin wollte und stieg an der Straße dann aus. Schnell gab dem Fahrer einen 30 Dollar Schein und lief dann in den Club. Meine schwarzen Röhrenjeans und mein rotes Top, welches ich unter einer Sweatshirt Jacke getragen hatte, passten zu dem Ambiente. Meine schwarzen riemchen Sandalen mit kleinem Absatz verschönerten mein Outfit noch. Selbstsicher lief ich auf die Bar zu und bestellte mir einen Wodka Tonic. Zu spät bemerkte ich, dass das der Drink war, den Jackson sich einmal bestellt hatte. Aber das war mir jetzt egal, redete ich mir selber ein. Ich wollte für einen Moment mal abschalten und das würde mir mit dem Alkohol leichter fallen. Ein bisschen gelangweilt zupfte ich an meinem T-shirt rum und wartete auf meinen Drink. Als dieser dann kam, warf mir der Barkeeper ein umwerfendes Lächeln zu. Entzückt grinste ich zurück und lehnte mich etwas über die Theke rüber. Sofort war er bei mir und grinste mich an. „Na alleine hier?“ Typisch Kerle. Immer die selbe Frage. „Ja. Ein Problem damit?“ fragte ich etwas zickig, doch er ging gar nicht auf meinen Tonfall ein, er grinste mich einfach weiter an. Langsam kam ich mir ein bisschen blöd vor, also nahm ich einen Schluck meines Getränks. Kurz schüttelte ich mich, doch dann nahm ich mich zusammen und zog das Glas leer. „Noch einen,“ meinte ich zu dem Grinsebold mir gegenüber. Er ging rüber zur Theke und schenkte mir noch ein Glas ein. Dann musste er wieder arbeiten und die anderen Gäste bedienen. Erleichtert wandte ich den Blick ab und ließ ihn über die Tanzfläche gleiten. Ein paar Typen weiter hinten in einer Ecke, starrten mich an und als mein Blick den ihren streifte, grinsten sie mich frech an. Schnell wandte ich meinen Blick wieder den tanzenden Leuten zu. Als das zu langweilig wurde, drehte ich mich wieder auf dem Barhocker um und trank mein Glas auf einen Zug leer. Ich schaute mich nach dem Barkeeper um und als ich ihn erblickte, zeigte ich auf mein leeres Glas. Er verstand, nahm die Bestellung von zwei Typen auf und kam dann wieder zu mir herüber. Bei mir angelangt, rief ich ihm über die immer lauter werdende Musik: „Einen doppelten, bitte.“ Er schaute mich an, drehte sich aber um und goss mir meine Bestellung in ein Glas, welches ich sofort ohne nach zu denken weg kippte. „Willst du noch einen?“ fragte er, als er sah wie schnell ich mein Glas geleert hatte. Ich nickte nur und beugte mich wieder über die Theke. „Ich heiß Skyler,“ rief ich. Während er mein Glas abstellte, erwiderte er: „John.“ „John? Einfach nur John?“ Irgendwie hörte sich dass ein bisschen langweilig an, für einen Barkeeper. Wieder grinste und zwinkerte er mir zu. Dieses mal ließ ich noch einen kleinen Schluck im Glas. Er warf mir beim Abspülen der Gläser immer wieder Blicke zu und ich lächelte immer breiter, je öfter er es tat. „Hast du vielleicht Lust gleich noch ein bisschen zu quatschen? Wenn du Pause hast?“ Meinte ich und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. Anscheinend war er ein wenig überrascht, denn er antwortete nicht sofort, aber dann sagte er: „In 5 Minuten hab ich Feierabend.“ Ich grinste und nickte, bis mir vom lauter Kopfschütteln schwindelig wurde und der Alkohol sich langsam aber sicher bemerkbar machte. Mit einem verblödeten Grinsen auf dem Gesicht, lief ich nach 5 Minuten am Arm von John aus der Bar. Er führte mich zu einem schwarzen Porsche, der wirklich zauberhaft aussah. Meine Gedanken fingen an sich langsam zu verwirren, was ich dadurch wusste, dass ich nicht mal mehr den Namen des Auto´s kannte und ich noch nicht mal bemerkt hatte, wie ich mich auf den Beifahrersitz hatte fallen lassen. John´s Fahrstil war wirklich gut, aber da es dunkel war, bemerkte ich zu spät, wo wir hinfuhren. Er fuhr in Richtung meiner Wohnung. `Vielleicht fährt er ja an dem Haus vorbei in dem ich wohne.´ Doch es kam genau anders. Er parkte den Porsche auf dem Parkplatz des Hausmeisters, stieg aus und wollte mir gerade aussteigen helfen, als ich völlig verwirrt, von dem Alkohol, die Tür aufstieß, aus dem Auto raus sprang und anfing zu rennen. `Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht,´ dachte ich während ich die schweren Schritte hinter mir hörte. Ein heftiges Seitenstechen behinderte meine Flucht. Schon nach wenigen Metern hatte er mich geschnappt. Er sprang auf mich drauf und ich fiel, mit dem Gesicht vorraus, auf den harten Betonboden. Seine Hand packte mich grob am Kinn und zwang mich, mich zu ihr umzudrehen. Ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht, während er mein Haar zurück streichelte. Dann ließ er mein Gesicht plötzlich los, sodass ich mit dem Hinterkopf hart auf dem Boden aufschlug. Das gab mir den Rest, und alles wurde schwarz.
Familiengeheimnisse
Ich wachte in einem stickigen Raum auf, der verdächtig nach unserem Keller aussah, doch wegen dem wenigen Licht, dass nur von dem kleinen Fentser an der gegenüberliegenden Wand, hereinscheinen konnte, hätte ich nicht genau sagen können, wo ich mich befand. Das Licht fing sich in den Haaren von John. Ein irrer Gesichtsausdruck lag auf seinem Gesicht. Alles freundliche war daraus gewichen. Sein Blick begegnete dem meinen und plötzlich fing er an schallend zu lachen. Es war wirklich beängstigend. Langsam, wie eine Schlange auf der Jagd, glitt er auf mich zu. Schritt für Schritt. Mein Herz setzte aus. Mein Mund wurde trocken, doch es gelang mir zu schreien. Der Schrei hallte im ganzen Raum wieder, und wurde doppelt so laut wieder zurück geworfen. Meine Ohren fingen an zu schmerzen, deshalb hörte ich auf. "Du kannst ruhig schreien," meinte John. "Dich wird hier unten eh niemand hören und ehe du dich versiehst, wirst du tot sein, es sei denn, dein kleiner Freund kommt und rettet dich." Er war es! Er hatte mich mit Anrufen terrorisiert, weil er nicht an Jackson herankam. Doch wieso hatte er am Telefon gemeint, dass er nun nicht mehr Jackson wolle sondern mich? Das war alles wirklich verwirrend für mich. Doch eines wusste ich mit Sicherheit, Jackson würde nicht kommen und mich retten, da er nichts mehr von mir wissen wollte. "Er wird nicht kommen." schrie ich John ins Gesicht. Es war stehengeblieben und schaute mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an. "Oh, doch das wird er, er hat ja auch eine Menge Geld für dich hingeblättert. Weiß der Kuckkuck warum." Er hatte Geld für mich bezahlt? Redeten wir vom gleichen `Er´? "Ähmm Jackson hat Geld für mich gezahlt? Damit ich frei komme oder was?" "Nein, du dummes Mädchen." Durch den Alkohol konnte ich nun, auch nachdem ich ein unfreiwilliges Nickerchen gehalten hatte, nicht klar denken. Ich verstand seine Worte einfach nicht. Er kam auf mich zu, stellte sich genau vor mich und gab mir eine Backpfeife. So ungern ich es zugeben wollte, das tat gut. Durch den harten Zusammenstoß mit seiner Hand, wurde ich geistig wieder wach. "Mr. Verkir wird sie morgen Nacht zu seinem Schloss eskortieren lassen. Ob er selbst anwesend sein wird, kann ich dir nicht sagen." Ich sah etwas in seinen Augen, als er den Namen aussprach. Etwas, das mich zu tiefst beunruhigte. Ich sah Angst. "Ich verstehe aber immer noch nicht, was das alles mit Jackson zutun hat, und wieso sie mich gefesselt bzw. Zuvor entführt haben. "Ich meine nicht Jackson, Skyler. Soll ich dir noch eine Ohrfeige geben? Ich wollte dich ja eigentlich leiden lassen, für das, was dein Freund mir angetan hat, aber Er wird dich noch viel mehr quälen, hoffe ich zumindest." Schon wieder dieser `Er´. "Wer ist er denn?" Er beugte sich vor, sodass seine Augen mit meinen auf einer Höhe waren. Und sagte nur einen Namen, den ich zuvor schon gehört hatte. "Myrkur." Plötzlich drehte er sich um und fing an quer durch den Raum zu hüpfen, wobei er wieder in dieses schallende Gelächter fiel. Dieses wahnisige Verhalten und den ängstlichen Ausdruck auf dem Gesicht, machten mir große Angst. Aber da er anscheinend nicht weiter über Myrkur und seine Vorhaben reden wollte, stellte ich die nächste Frage, die mir im Kopf herum schwirrte: "Warum wolltest du denn Jackson oder nun mich quälen? Was hat er dir so schlimmes angetan?" Er hörte auf zu lachen, hüpfte aber noch durch den Raum, bis er unverwand vor mir Halt machte. "Er hat mich gefeuert und dadurch habe ich alles verloren." `Er hat ihn gefeuert, na und? Deswegen will man doch nicht gleich seinen Arbeitgeber quälen.´ "Was hast du denn verloren und warum wurdest du überhaubt gefeuert?" Einige Sekunden schaute er mich nur an, schien abzuwägen was er mir sagen wollte und was nicht. Als er den Mund öffnete hatte er eine Entscheidung getroffen. "Ich war an einem heißen Sommertag im Büro. Ich arbeitete damals als Sicherheitschef. Durch die wahnsige Hitze und durch die geschlossenen Fenster fing ich schnell an zu schwitzen. Doch ich sollte noch für eine Stunde den Eingang bewachen, weshalb ich mir kein anderes T-shirt anziehen konnte. Die Minuten verstrichen sehr langsam, doch es wurde immer unangenehmer in meiner Uniform. Ich wollte einen Kollegen fragen, ob mich jemand vielleicht für ein paar Minuten vertreten könne, doch niemand war da. Es würde ja nur für ein oder zwei Minuten sein, dachte ich mir, weshalb ich mich von meinem Posten entfernte und zu den Männerumkleiden im Rausenraum ging, wo ich in meinem Spinnt ein neues T-shirt hatte. Es dauerte nicht lange, doch als ich auf meinen Posten zurück ging, war die Hölle los. Jemand hatte anscheinend darauf gewartet, dass ich irgendwann mal nach lässig werde und hat sich in den paar Minuten mit der 9 millimeter in seiner Hand einen Durchgang geschossen. Der Typ konnte schließlich zur Strecke gebracht werden, doch die Frau von Myrkur starb bei dem Vorfall und er gab mir die Schuld, was ich nur bestätigen kann." Es strengte ihn sichtlich an, die Geschichte zu erzählen. Doch was hatte das mit Jackson und mir zu tun, wenn Myrkur sauer auf John war? Ich wollte ihn gerade fragen, da redete er einfach weiter. "Nun ja, die Polizei sperrte mich für einige Zeit ein, weshalb es nach meiner Freilassung schwer wurde wieder einen Job zu finden. Was es auch beschwerte, war dass Myrkur jeden gewarnt hatte mich einzustellen. Ich weiß, dass ich Mist gebaut hatte, doch ein kleiner Teil von mir nahm das nicht wahr und hasste Jackson dafür, dass er mich gefeuert hatte. Ich schmiedete über Jahre einen Plan ihn zur Strecke zu brigen, und mein Fanatismus ließ mich meine Frau und mein Kind verlieren, was mich noch saurer machte, und die Schuld schob ich wieder Jackson zu. Doch als er dann abgehauen war, warst du die einzige Person die ich kannte, die näher etwas mit ihm zu tun hatte, und dass du zufällig in meine Bar gekommen bist,war wirklich eine glückliche Wendung, denn ca. 1 Stunde zuvor hatte mir Myrkur dieses unschlagbar gute Geschäft angeboten. Jetzt wartest du hier, während ich nach draußen gehe und mal schaue, was so los ist." Damit drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und lief hinaus. Die schwere Metalltür war das letzte was ich hörte, dann wurde es still.
Texte: Cover : Wallpaper-Sophie-Bush-Model Google
Tag der Veröffentlichung: 09.09.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Eingentlich niemandem bestimmten. Nur an die, die genau so verückt sind wie ich oder auch nicht ;D
Ich hoffe einfach, dass ihr Spaß am lesen meines Buches habt:D
Liebe Grüße :D