Was mir besonders bei (oft jungen) Hobbyautoren auffällt, ist die Neigung, wechselnde Formulierungen wie „der Blonde“, „der Jüngere“ oder „die Grünäugige“ anstelle des Charakternamens zu verwenden. Es ist klar, wo das herkommt: Der Autor oder die Autorin möchte abwechseln. Genau das lernt man ja auch in der Schule. Allerdings kann es das Verständnis erheblich erschweren, wenn ein und dieselbe Person ständig mit anderen Umschreibungen versehen wird. Insbesondere dann, wenn es sich dabei um unwichtige Eigenschaften handelt, die die Person mit vielen anderen teilt, wie etwa die Haarfarbe.
Namen gibt es ja nicht ohne Grund. Sie erleichtern es, auf bestimmte Personen zu referieren, ohne diese groß beschreiben zu müssen. Im Namen steckt viel mehr Information als in „der Blonde“. Man könnte nun Harry Potter bezeichnen als den Grünäugigen, den Schwarzhaarigen, den Benarbten, den Bezwinger Voldemorts. Aber man kann ihn auch einfach „Harry“ nennen, denn das beinhaltet all diese Beschreibungen.
Umschreibungen dürfen gelegentlich verwendet werden, aber sie müssen passen. Und zwar zum Verhältnis der bezeichneten Person und der Person, aus deren Sicht gerade geschrieben wird. Wenn Snape die POV-Person* ist, kann man zum Beispiel mit „die Rotzgöre“, „der Bengel“, oder „der nervtötende Gryffindor“ auf Harry referieren. Schreibt man dagegen aus Rons Sicht, wäre er „der Freund“ oder vielleicht „der Zimmergenosse“. Aber auch solche Umschreibungen sollten nicht zu oft benutzt werden.
Man stelle sich vor, man würde im täglichen Leben immer neue Umschreibungen für „Tisch“ verwenden.
„Komm, wir setzen uns an den vierbeinigen Gegenstand.“
„Komm, wir setzen uns an das zum Ablegen von Gegenständen dienende Möbelstück.“
„Komm, wir setzen uns an die an vier Beinen befestigte Platte.“
„Komm, wir setzen uns an den hölzernen Vierbeiner mit oben befestigter Platte.“
Das mag zwar kreativ sein und vielleicht lernt man auch noch etwas über Schreinerei und die Anatomie eines Tisches, aber darum geht es ja in dem Zusammenhang gar nicht. Und vor allem: Es lenkt ab.
Genauso ist es auch mit den Umschreibungen von Namen.
Abwechslung ist in vielen Fällen gut, z. B. bei Verben, bei Adjektiven und bei Adverbien. Bei Namen ist sie nicht zu empfehlen.
*POV = point of view, gemeint ist also die Person, aus deren Perspektive geschrieben ist
Viele Schreibanfänger setzen einfach keine Absätze.
Absätze sind aber sehr wichtig. Sie sind eine Orientierungshilfe für die Augen und machen einen Text leichter lesbar. Nun sollten sie aber nicht vollkommen willkürlich gesetzt werden. Absätze sind Sinneinheiten, ein Absatz behandelt also jeweils ein Thema. Doch wo hört das eine Thema auf, wo fängt das neue an? Nicht immer ist das genau festgelegt. Der Autor hat in vielen Fällen einen gewissen Spielraum.
Wo man Absätze setzen kann
Mit Absätzen kann man eine gewisse Gewichtung vornehmen. Wenn man etwas als eigenen Absatz schreibt, hat es mehr Gewicht, als wenn man es noch in den vorherigen Absatz schreibt.
Beispiel:
Sie wusste, dass er abends immer betrunken war, und hatte sich schon längst daran gewöhnt. Es machte ihr nichts mehr aus, also griff sie nach der Fernbedienung und zappte durchs Programm. Langweilig. Plötzlich ging die Tür auf. Er war da.
versus
Sie wusste, dass er abends immer betrunken war, und hatte sich schon längst daran gewöhnt. Es machte ihr nichts mehr aus, also griff sie nach der Fernbedienung und zappte durchs Programm. Langweilig. Plötzlich ging die Tür auf.
Er war da.
Beim letzten Beispiel erwartet man jetzt eine wichtige Passage, möglicherweise einen Wendepunkt in der Geschichte. Wahrscheinlich tut er ihr jetzt irgendetwas Furchtbares an. In einem Film würde man jetzt das Ganze etwas langsamer zeigen, vielleicht zuerst ihr Gesicht in Nahaufnahme, gruselige Musik und dann Kameraschwenk auf ihn in der Tür.
Im ersten Beispiel ist das Ganze etwas weniger spektakulär, die Szene läuft hier weitgehend normal weiter. Weniger gruselige Musik, kein Gesicht in Großaufnahme, keine Verlangsamung.
Wo man Absätze setzen sollte
Unbedingt* sollte man jedoch in folgenden Fällen einen neuen Absatz machen:
Hier haben sich schon seit Langem Absätze etabliert, weil sich der Text so schneller und einfacher erfassen lässt.
„Wer bist du?“, fragte sie.
Er grinste. „Ich bin ein Troll.“
In manchen Fällen können so auch Missverständnisse vermieden werden.
„Wer bist du?“, fragte sie.
Er grinste.
„Ich bin ein Troll.“
Durch den Zeilenwechsel erwartet man hier eher, dass sie der Troll ist.
Zusätzlich zum Absatz sollte hier jeweils davor und danach eine Leerzeile gesetzt werden
Wie schreibe ich einen schlechten Dialog? Und wenn wir schon mal dabei sind, wie schreibe ich einen guten Dialog?
Ehrlich gesagt finde ich es langweilig, Tipps zu gutem Stil zu geben, indem ich die üblichen Schreibregeln, wie sie in jedem Ratgeber zu finden sind, aufzähle. Ich finde es anschaulicher, ein wirklich schlechtes Beispiel zu geben.
Also hier mal ein Beispieldialog, natürlich selbst erfunden:
Beispiel 1
„Hallo“, erzählte Gertrud.
„Hallo“, erzählte Hansbert.
„Wie geht es dir?“, erzählte Gertrud.
„Mir geht es gut“, erzählte Hansbert.
„Das freut mich“, erzählte Gertrud.
„Und wie geht es dir?“, erzählte Hansbert.
„Mir geht es auch gut“, erzählte Gertud.
Ich denke, wir sind uns einig, dass sich das grausig liest. Und dabei geht es hier noch nicht einmal um den Inhalt, der nun auch nicht besonders spannend ist. Was läuft hier also sonst noch falsch?
Wie könnte man diesen Dialog (den Inhalt lassen wir hier mal außen vor) also verbessern?
Schauen wir uns Beispiel 2 an.
Beispiel 2
„Hallo“, sagte Gertrud, als sie sich neben Hansbert setzte.
„Hallo.“ Hansbert sah zu ihr auf und erwiderte ihren Gruß mit einem Lächeln.
„Wie geht es dir?“ Gertrud machte es sich auf der Couch bequem und schlug ihre langen Beine übereinander.
Hansbert lächelte. Genau so war sie immer schon gewesen. „Mir geht es gut“, antwortete er.
„Das freut mich.“ Sie blickte ihn aufrichtig an.
Hansbert räusperte sich. „Und du,“, fragte er, „wie geht es dir denn so?“
Gertrud schwieg eine Weile, während sie in einer Fernsehzeitschrift blätterte. Hansbert fragte sich, was sie wohl gerade schaute. Mochte sie lieber Rosamunde Pilcher oder war sie wie er ein Tatort-Fan? Schließlich legte sie die Zeitung beiseite und lächelte ihn an. „Mir geht es auch gut.“
Was ist anders als bei Version 1?
Eine andere Möglichkeit wäre Beispiel 3.
Beispiel 3
„Hallo!“
Überrascht drehte sich Hansbert um. Da hinten saß Gertrud, seine alte Schulfreundin, und winkte aufgeregt. Eilig lief er zu ihr hinüber.
„Hallo“, sagte er, vollkommen verblüfft, sie hier zu sehen.
Gertrud strahlte ihn an, als sei sie überglücklich, ihn wiederzusehen. Obwohl er sich das kaum vorstellen konnte, nach ihrer letzten Begegnung, bei der sie einen Blumentopf nach ihm geworfen hatte.
„Wie geht’s dir denn so?“, fragte sie.
Hansbert hob die Schultern. „Gut“, sagte er. „Mir geht es gut.“ O Gott, wie bescheuert klang das denn? Gleich würden sie noch übers Wetter reden? Fiel ihm denn sonst gar nichts ein?
Gertrud lächelte unbeeindruckt weiter. Was wohl wirklich in ihr vorging? „Das freut mich“, sagte sie und ihrem Blick war nicht zu entnehmen, ob sie das ernst meinte oder ob das ein Witz sein sollte.
Hansbert kratzte sich verlegen am Hals. „Und bei dir?“, fragte er schließlich. „Wie geht’s dir so?“
„Auch ganz wunderbar.“ Sie strahlte ihn an. „Mir geht es absolut wunderbar.“
Hier ist es noch etwas weiter ausgebaut. Wir erfahren mehr über die Beziehung zwischen Hansbert und Gertrud („alte Schulfreundin“), dass Hansbert und Gertrud anscheinend mal ein gutes Verhältnis hatten, es dann aber eine Art Streit gab, weswegen sie nun befangen sind („Oh Gott, gleich sprachen sie noch über das Wetter!“, „kratzte sich verlegen“).
Der Dialog ist hier in die Szene eingebaut, das Ganze liest sich schon wesentlich angenehmer.
Fazit:
Es muss nicht jede wörtliche Rede mit einem Begleitsatz abgeschlossen werden. Gut macht sich nach der wörtlichen Rede auch ein Satz, der Mimik, Gestik, Gedanken des Sprechers oder eine Beobachtung, die er gerade macht, beschreibt.
Bei zwei Personen kann man gelegentlich auch darauf verzichten. Der Sprecherwechsel wird durch den Zeilenumbruch verdeutlicht.
„Hallo“, sagte Gertrud.
„Hi.“ Hansbert nickte ihr zu. „Wie geht es dir?“
„Ganz gut. Und dir?“
„Auch gut.“
Ich glaube, man versteht hier problemlos, wer spricht.
Also in Stichpunkten:
Tag der Veröffentlichung: 04.12.2023
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