Korrekturlesen kann anstrengend sein und häufig übersehen wir viel mehr, als wir denken. Insbesondere bei eigenen Texten ist es schwierig, da das Gehirn nicht das liest, was da steht, sondern das, was da stehen* sollte.
Bei einer kommerziellen Veröffentlichung sollte daher auf keinen Fall auf ein professionelles Korrektorat verzichtet werden. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, wie ihr den Text schon vorher so vorbereiten könnt, dass am Ende so wenig Fehler wie möglich drin sind.
Und übrigens: Fehlerfreie Bücher gibt es nicht.
Hier die Tipps:
1. Zeitlicher Abstand:
Lasst den Text, sofern das möglich ist, ein paar Wochen liegen. Mit etwas Abstand sieht man die eigenen Fehler wieder besser.
2. Vorlesen (lassen):
Lest den Text laut vor oder lasst ihn vorlesen. Word hat hier unter „Überprüfen“ eine sehr praktische Vorlesefunktion. Die Stimme klingt zwar recht monoton, aber gerade dadurch fallen Fehler gut auf.
3. Rechtschreibprüfung:
Lasst die Rechtschreibprüfung drüberlaufen.
Eine automatische Rechtschreibprüfung findet längst nicht so viele Fehler wie ein menschlicher Korrektor, aber um ein paar grobe Buchstabendreher zu finden, ist sie durchaus nützlich.
Aber Vorsicht: Eine automatische Rechtschreibprüfung kann sehr wohl auch falsche Vorschläge machen. Wenn man selbst sicher in Rechtschreibung ist und nur Tippfehler entsorgen will, ist das kein großes Problem. Wenn man jedoch unsicher in Rechtschreibung ist, sollte man die Prüfung besser wirklich nur für offensichtliche Buchstabendreher verwenden. Für komplexere Themen wie Getrennt- und Zusammenschreibung, Kommasetzung, Groß- und Kleinschreibung oder gar Grammatik ist sie weniger geeignet.
4. Änderung des Layouts
Häufig wird der Tipp gegeben, den Text auszudrucken. Das ist auch durchaus sinnvoll, allerdings bei Romanmanuskripten von mehreren hundert Seiten ziemlich kostenintensiv. Als Alternative könnt ihr einfach mal die Schriftart, das Seitenformat oder Ähnliches ändern.
Wenn ihr einen E-Reader habt, könnt ihr euch den Text auch auf den E-Reader übertragen (beim Kindle geht das recht einfach über eine Mail mit Betreff „convert“). Dadurch ändert sich das Layout und ihr könnt den Text bequem auf der Couch lesen. Der Nachteil dabei ist, dass man am E-Reader in der Regel nicht direkt verbessern kann, aber das Problem hat man beim Ausdruck auch.
5. Suchfunktion einsetzen
Wenn ihr bestimmte Wörter habt, die ihr immer wieder falsch schreibt, könnt ihr gezielt mit der Suchfunktion (bei Word Strg + F) danach suchen.
Und zu guter Letzt – das wäre dann Punkt 6 – ist es natürlich sinnvoll, eine andere Person drüberlesen zu lassen.
*Es gibt übrigens sowohl "da stehen" als auch "dastehen". Bei Zusammenschreibung wird "da" stärker betont als "stehen".
1. scheinbar und anscheinend
Hier ist es eigentlich recht einfach. „scheinbar“ und „anscheinend“ sind zwei Wörter, die zwar häufig wie Synonyme benutzt werden, laut Duden aber tatsächlich unterschiedliche Bedeutungen haben.
„anscheinend“ bedeutet, dass etwas wahrscheinlich so ist, „scheinbar“ dagegen heißt, dass es nur so scheint, als ob es so wäre, d. h., in Wirklichkeit ist es nicht so.
Sie log anscheinend nie: Alles deutet darauf hin, dass sie nie log.
Sie log scheinbar nie: In Wirklichkeit log sie, sie gab nur vor, nicht zu lügen.
2. das Gleiche und dasselbe
Umgangssprachlich unterscheidet man hier kaum. Laut Duden gibt es aber einen Unterschied und eigentlich hat es ja durchaus Vorteile, wenn man differenzieren kann.
Wir tragen die gleiche Hose: Wir tragen beide ein Exemplar des gleichen Hosenmodells. Unsere Hosen sehen also gleich aus, fühlen sich gleich an usw.
Wir tragen dieselbe Hose: Wir haben beide jeweils ein Bein in diese Hose gesteckt.
Dasselbe gibt es immer nur einmal. Das Gleiche kann es oft geben.
3. Sie wog den Kopf hin und her.
Es ist richtig, dass „wog“ das Präteritum von „wiegen“ ist. Allerdings kann „wiegen“ unterschiedliche Bedeutungen haben. Wenn es dabei um Gewicht geht, sind die Vergangenheitsformen „wog“ und „gewogen“ richtig. Ist mit „wiegen“ aber eher eine Art Schaukeln gemeint, lauten die Präteritumformen „wiegte“ und „gewiegt“.
4. „Aber es ist schon dunkel“, wand sie ein.
Richtig ist „wandte sie ein“, denn „wandte“ ist das Präteritum von „wenden“ (hier „einwenden“), „wand“ jedoch ist das Präteritum von „winden“.
5. erschreckte/erschrak
Ein Klassiker.
Wenn Peter Ilse in Schrecken versetzt, dann erschreckt er sie. Ilse dagegen erschrickt dann.
Geht es um die aktive Handlung, jemanden in Schrecken zu versetzen, heißt es also „erschreckt“. Geht es dagegen um den Zustand des Erschrockenseins, ist „erschrickt“ korrekt.
6. Er hing den Mantel auf
Ganz ähnlich verhält es sich mit „hing“ und „hängte“. Wer etwas in hängenden Zustand gebracht hat, der hat es aufgehängt oder er hängte es auf. Das- oder derjenige, das/der in diesem Zustand ist, hat gehangen bzw. hing.
Im Grunde besteht zwischen diesen beiden „hängen“ das gleiche Verhältnis wie zwischen „stellen“ und „stehen“, nur dass sich das hier leider nur in der Vergangenheit zeigt.
Vgl. Sie stellte die Vase auf. Die Vase stand dann da.
vs. Sie hängte das Bild auf. Das Bild hing dann da.
Hinweis:
Dieser Artikel gibt die aktuelle Stellung des Duden(s) wieder. Natürlich achtet man im Alltag nicht auf alles so genau, manches hängt von der Region ab, und vor allem kann sich die Duden-Meinung auch in den nächsten Jahren ändern.
Anmerkung: "Duden" steht anscheinend nicht im Duden. Aber hier benutzen sie den Genitiv mit -s:
https://www.duden.de/ueber_duden/auflagengeschichte
Tag der Veröffentlichung: 17.09.2023
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