Mit einer Verbeugung verabschiedete sie sich. Die Männer schauten der jungen Frau noch lange hinterher, dann setzten sie ihre Unterhaltung fort. Die Frau blieb stehen. Lauschte, bis auf die Stimmen im Nebenzimmer war nichts zu hören. Schnell zog sie das Schwert unter ihrem Kimono hervor. Die Maske hatte sie schon hinter der Kommode im Flur versteckt gehabt. Sie zog sie hervor und setzte sie auf. Hinter ihr fühlte sie sich sicher, niemand konnte ihr etwas anhaben. Wenn sie ihre Maske aufsetzte, dann war sie ein anderer Mensch. Nicht die Kohana die sie kannte. Die Kohana, die Angst hatte, jemand könnte ihr ihre eigentliche Schwäche ansehen gab es dann nicht mehr. Hinter ihrer Maske versteckt war sie stark - unbesiegbar. Sie war in dieses Leben hineingeboren, ob sie es wollte oder nicht war egal. Mit einem Schwung schob sie die Tür auf, wieder waren alle Blicke auf sie gerichtet. Bemerkte überhaupt jemand ihr Schwert? Die Klinge blitze auf, spiegelte sich in den Augen der Männer wieder. Noch bevor alles begann endete es auch schon. Lautlos, als hätte die Erde für einen Augenblick lang aufgehört sich zu drehen. Als hätte nur sie sich bewegt und um sie herum stand alles still. Doch die Zeit lief weiter. Sie schaute hinab auf die Leichen der Männer, ruhig. An der Klinge ihres Katanas tropfte Blut auf die Tatami Matten. "Es tut mir Leid…" hauchte sie und war verschwunden. Der Mond schien hell und die Nacht war klar. Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, zu den Sternen. So nah und doch so fern. Einen Moment lang dachte sie, sie bräuchte nur die Hand ausstrecken um sie zu greifen, doch im nächsten Moment wurde ihr klar wie kindisch dieser Gedanke war. Der Rest ihres Jahrgangs war vor ihr. Es waren die letzten Tage, ehe sich ihre Wege trennten. Und auch wenn es niemand wusste, sie würden Kohana vergessen und nie mehr zu Gesicht bekommen. Bald wäre sie alt genug um das Geschäft ihrer Familie zu übernehmen. Sie würde heiraten. Einen Mann den sie nicht kannte. Dann würde sie Kinder bekommen. Von einem Mann den sie nicht liebte. Und ihren Kindern würde sie beibringe zu töten. Etwas, das sie nie tun wollte. Sie hatte nicht um diese Kraft gebeten und ihre Kinder würden es ebenso wenig tun. Trotzdem, es war ihr Schicksal und sie mussten sich fügen. "Schön, nicht wahr?" Seine Stimme holte sie zurück in die Gegenwart. Sie nickte, aber wandte den Blick nicht ab von den Sternen. "Ich wünschte ich könnte so sein wie sie" flüsterte sie. "Wie wer?" - "Na wie die Sterne. Immer da, aber dennoch unsichtbar am Tage und unerreichbar in der Nacht" Sie lächelte sacht. "Verrückt, nicht wahr?" Er grinste sie an "Was habe ich anderes von dir erwartet?" Es war eine rhetorische Frage, und doch fühlte sie sich verpflichtet zu antworten. Sich zu rechtfertigen. "Hör zu" begann sie, und nun richtete sie ihren Blick auf ihn. Er war so schön. Sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn und seine Augen leuchteten blau im Schein der Nacht. Er grinste, noch. "Ich werde gehen, ich weiß das es komisch klingen muss. Aber ich fühle mich verpflichtet es wenigstens dir zu sagen, auch wenn du mich eh vergessen wirst" Er setzte an um etwas zu erwidern, doch sie unterbrach ihn "Ich weiß das das, was wir vielleicht einmal hatten… etwas zu bedeuten hatte" Sie zögerte " Doch ich werde heiraten" Er schaute sie an, sprachlos, entsetzt. Enttäuscht? Doch sie achtete nicht darauf, versuchte ihre Maske aufzusetzen hinter der sie ihre Gefühle verbergen konnte. Doch es ging nicht "Es tut mir Leid…" flüsterte sie und ließ ihn stehen. Kohana. Sie war nicht hübsch, nein nicht im Geringsten. Sie war wunderschön. Sie war nicht der Typ Mädchen, dem man auf der Straße hinterher pfiff. Sie gehörte wohl eher zu den Mädchen, nach denen man sich umdrehte, wenn man wusste das sie es nicht bemerken würden. Und denen man gebannt hinterherschaute. Und dann, wenn sie aus dem Blickfeld verschwand, in der Masse der Straße, dann bereute man es, sie gehen lassen zu haben. Selbst wenn man eigentlich weiß, das es unmöglich gewesen wäre mit ihr zu reden. Kohana. Wer war sie? Das wusste keiner. Doch als man sie in dem kleinen See fand, so berichteten die Polizisten, war die Luft angereichert von Magie. Sie zogen ihre Mützen und schauten auf das friedliche Gesicht der Frau. Blass und kalt umhüllt von langen schwarzen Haaren, die im seichten Wasser wogen. Ihre blutroten Lippen zu einem leichten, zufriedenen Lächeln verzogen. Es war das Bild reinen Glücks
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2013
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