Ich schaute gelangweilt aus dem Fenster des Lamborghini und sah mir die verregnete, neblige Landschaft an. Wir mussten wieder umziehen, weil wir immer nur ein paar Jahre an einem Ort bleiben durften, damit es nicht auffiel, dass wir nicht alterten. Abgesehen von mir. Ich bin ein Halbvampir und bin bis zu meinem fünften Lebensjahr gewachsen. Mit dem Unterschied , dass ich, als ich zwei war, aussah wie zehn was echt abnormal ist. Naja, jetzt bin ich neunundsechzig und sehe aus wie siebzehn.
Wir zogen anscheinend zum zweiten Mal nach Forks, meine Geburtsstadt. Ich habe ja die Gabe Erinnerungen zu speichern und an verschiedene Personen weiterzugeben, doch Mom hat mit ihrem Schutzschild eine Blockade um den Teil meiner Erinnerungen aufgebaut, so dass ich, wenn ich versuche mich an die Zeit als ich ein kleines Baby war zu erinnern, jedes Mal schmerzhaft aufkeuchen muss. Als ich sie einmal gefragt habe, warum sie diese Blockade aufgebaut hat, antwortete sie, dass es Sachen gäbe, an die es sich nicht zu erinnern lohne. Dabei hatte sie einen ernsten Blick mit Dad getauscht. Dad ‘s Miene hatte sich verfinstert und ich hatte meine Klappe gehalten.
Jetzt schwirrte dieses Gespräch wieder in meinen Gedanken herum und ich fragte mich wieder einmal was wohl passiert war. Gab es Probleme mit den Volturi? Wobei, mit denen kamen wir ja eigentlich ganz gut aus. Aber vielleicht war es nicht immer so gewesen. Oder war ein schlimmer Unfall passiert, der uns alle zur Flucht gezwungen hatte? Ich wusste es nicht und diese Erkenntnis machte mich wütend. Automatisch biss ich mir auf die Unterlippe, eine Gewohnheit, die ich von meiner Mutter geerbt hatte. Vorne lachten meine Eltern und machten anzügliche Andeutungen, was ich richtig eklig fand, denn immerhin ist mein Vater hundertachtundsiebzig und meine Mutter siebenundachtzig. Leider sehen auch sie aus wie siebzehn. Das heißt an der neuen Schule würden sie meine Adoptivgeschwister werden.
Dad fuhr jetzt in einen Waldweg und als er an unserem neuen Anwesen parkte sog ich erstaunt die Luft ein. Es war traumhaft! Fast vollständig aus Glas und der Rest Holz. Noch dazu riesig groß mit einem flachen Dach. Mom lächelte und flüsterte so leise, damit ich es nicht hörte:
„Euer altes Haus.“
Doch leider unterschätzten mich meine Eltern, was meine Sinne betraf, gewaltig und ich hörte jedes Wort. Hier hatten mein Vater und die anderen also gewohnt, als meine Mutter noch ein Mensch war. Sie lebte damals bei ihrem Vater, meinem Opa, von dem ich nichts wusste und der gestorben war. Hier fing die atemberaubende Liebesgeschichte meiner Eltern an, die ich als Kind immer gerne erzählt bekommen hatte.
Wir stiegen aus dem Auto und gingen zu Tante Alice und Onkel Jasper die übers ganze Gesicht strahlten.
„Es ist total wunderschön“ ,griente Alice und schmiegte sich an Jasper, was ich nicht mitbekam, denn meine Augen wurden zugehalten.
„Wer bin ich?“, quietschte Onkel Emmet mir übertrieben hoher Stimme.
Ich musste kichern und spielte mit.
„Ich weiß nicht so recht. Vielleicht Rosalie?“
Tante Rosalie verdrehte die Augen und stöhnte genervt auf.
„Nein ich bin nicht Rosalie“, quietschte Emmet weiter.
„Hmm, also du bist eindeutig ein Mädchen. Oder ein Mann, der im Stimmbruch stecken geblieben ist.“
Ich grinste frech.
Emmet lachte: „ Das ist gemein!“
Dann hob er mich über die Schulter und raste mit Vamirgeschwindigkeit durch den Wald, der überall um uns war. Ich kreischte vergnügt auf und hämmerte mit den Fäusten auf seinen Rücken. Nachdem ich genug >bestraft< wurde, kehrten wir lachend zurück zu den anderen, die grinsend auf uns warteten. Carlisle schloss die Tür auf und als ich eintrat, war ich überwältigt von dem was ich sah.
Wir standen in einem sehr großen Raum, der das Wohnzimmer darstellen sollte. Helles Licht strömte durch die Fenster und tauchte den ganzen Raum in eine heimelige Atmosphäre. Weiße Möbel taten ihr Übriges. Ein riesiger Flachbildfernseher sorgte dafür, dass ich hingerissen seufzte. Jaja, ich war sehr sentimental. Mir stand der Mund offen und Emmet lachte. Ich zog eine Schnute, dann ignorierte ich ihn ganz bewusst und widmete mich der Küche die direkt daneben war. Bestimmt nur für mich, denn ich war die Einzige, die auch menschliche Nahrung zu sich nahm. Ich war auch die Einzige, die schlafen musste, heulen konnte und *räusper* menschliche Ausscheidungen.. Naja ihr wisst schon!
Dann lenkte Esmè meine Aufmerksamkeit auf sich indem sie die Worte aussprach: „Komm Rensemée, ich zeige dir dein Zimmer.“
Aufgeregt wippte ich auf und ab und ließ mich von ihr hoch zum Dachboden in mein Zimmer führen. Naja, Zimmer traf es nicht ganz, es war eher eine kleine, wunderschöne Wohnung. Meine kleine, wunderschöne Wohnung. Ein Zimmer und ein Bad. In der Mitte meines Zimmers stand ein riesiges Himmelbett mit einer Decke aus dunkelrotem Samt. Davor lagen Perserteppiche und die Wände waren aus Steinen, wie man sie von Burgen kennt. Meine Augen begannen zu leuchten und ich strahlte meine Oma an. Ja, so absurd es klingt, sie war meine Oma. Doch das interessierte mich herzlich wenig, als ich nach unten stürmte und Alice in die Arme fiel.
„Oh danke, Tante Alice, du bist echt die allerbeste!“
Denn ich wusste, dass das alles ihr Werk war. Alice lächelte, streichelte mir durch die Haare und umarmte mich fest.
„Für dich tu ich doch alles, Kleines“
Dann wandte ich mich meinen Eltern zu und sagte gähnend: „Mann, bin ich müde. Wie spät ist es eigentlich?“
Ich schaute auf die Uhr und erschrak. Es war schon 2 Uhr und ich musste morgen schon zur Schule.
„Ahh shit, schon so spät? Ich geh pennen, gute Nacht.“
Und ohne, dass Mom mich noch ermahnen konnte nicht zu fluchen, rannte ich nach oben, fiel in mein Bett und schlief ein.
Als ich am nächsten Tag wie immer von meinem Dad mit einem Kuss geweckt wurde, sprintete ich ins Bad und duschte mich. Währenddessen rasierte ich mich und als ich aus der Dusche stieg fühlte ich mich wie neugeboren. Ich schaute mich um und überlegte wo mein Koffer war, da bemerkte ich plötzlich eine kleine Tür. Sehr unscheinbar. Neugierig machte ich sie auf und fing an lauthals zu lachen. Das war mal wieder typisch Tante Alice. Ich stand in einem begehbaren Kleiderschrank. Grinsend inspirierte ich alle schwarzen Klamotten und Schuhe mit fachmännischem Blick und grinste dann zufrieden. Tante Alice hatte echt Style. Sie verstand als Einzige, dass ich nur schwarz tragen wollte und half mir meinen Willen durchzusetzten.
Ich suchte mir eine löchrige Röhrenjeans und ein schwarzes Spitzentop. Dann vervollständigte ich alles noch mit einer langen Kette, schwarzen High Heels und Parfüm. Zuletzt legte ich ein wenig Wimperntusche auf. Da staunt ihr, was? Ich bin kein durchgeknalltes Gothic –Girl, dass sich tonnenweise Kajal um die Augen schmiert und eklige Nietenhalsbänder trägt. Also ehrlich, die, die diese Dinger tragen, kommen mir vor wie Hunde.
Naja, egal. Ich rannte runter in die Küche wo mir Esmè schon ein leckeres Frühstück vorbereitet hatte.
Dann schnappte ich mir meine Schultasche und die Schlüssel des schwarzen (was sonst?) Lamborghini rief allen anderen einen Abschiedsgruß zu und lief zur Garage. Nachdem ich rausgefunden hatte wie man sie öffnete(per Handscanner!) stieg ich in meinen Lamborghini und fuhr los. Erst nachdem ich mich hoffnungslos verfahren hatte, kam mir die Idee, dass ich vielleicht das eingebaute Navi benutzen sollte. Bin ich nicht schlau? Nachdem ich das Ziel eingegeben hatte, lotste es mich zur Schule. Jaja, ihr fragt euch jetzt bestimmt wo die anderen waren und warum sie nicht mit mir mitgekommen sind. Tja, ganz einfach aus dem Grund, dass ich nachher noch ein Treffen hatte. Geheimnisvoll, geheimnisvoll…
Als ich ankam bemerkte ich die Blicke, die auf mir ruhten, sobald ich ausgestiegen war. Das war mir ein wenig unangenehm, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Nach fünf Minuten des schier endlosen Wartens kamen endlich meine Eltern, Tanten und Onkels. Ich stöhnte genervt auf als ich sah, wie sofort alle in dieses ekelerregende Schmachten verfielen. Armer Dad, armer Jasper. In solchen Momenten war ich froh keine Gedanken lesen zu können, oder Gefühle zu spüren. Und dann die Frustration der Mädchen, wenn sie merkten, dass alle Männer vergeben waren. Ouu Mann, der gewohnte Ablauf. Ich spürte Emmets Grinsen, ohne dass ich mich zu ihm umdrehen musste. Es blieb mal wieder alles an mir hängen. Ich musste zahllosen Jungs die Herzen brechen, weil ich mich nicht für sie interessierte. Im Ernst ich hatte noch nie einen richtigen Freund.
Während ich hinter Dad herlief hörte ich, wie er knurrte und zu meiner Mom sagte: „Wie ich es hasse, wenn sich die Gedanken dieser hormongesteuerten Mistkerle nur darum drehen, wie sie meiner Tochter am besten die Kleider vom Leib reißen sollen. Das ist einfach nur widerlich“
„Liebling, beruhig dich. Du weißt, dass Renesmèe sich sehr gut schützen kann. Keiner dieser Jungen könnte ihr auch nur ansatzweise etwas antun“
„Jaja, aber es nervt trotzdem. Ahh sorry, ehm weißt du wo das Sekretariat ist?“, fragte Dad ein Mädchen.
„Jo, also du musst diese Treppe hoch, dann links abbiegen und voila dann siehst du die Tür, des Sekretariats.“
„Danke.“
Wir folgten Dad ins Sekretariat wo eine nette, ältere Dame hinter dem Tresen saß.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie Dad lächelnd.
„Also wir sind hier die neuen Schüler. Ich bin Edward Cullen, das sind meine Geschwister Emmet Cullen, Alice Cullen, Jasper Hale, Rosalie Hale, Isabella Swan und Renesmèe Swan. Wir sind die Kinder von Carlisle Cullen, dem neuen Chefarzt des Krankenhauses.“
„Ach, ihr seid also die berühmten Adoptivgeschwister. So, das sind eure jeweiligen Stundenpläne mit je einem Schulgrundriss. Damit ihr euch nicht verirrt.“
Sie lachte. Grinsend bedankten wir uns und liefen zu unseren Räumen. Ich hatte die erste Stunde mit Dad, Mom und Alice. Geschichte, wie ich dieses Fach liebe. Genervt stöhnte ich auf. Wir betraten das Klassenzimmer und es wurde schlagartig still. Der Lehrer, der bis eben erfolglos versuchte die Klasse zur Ruhe zu bringen, lächelte uns dankbar an.
„Ihr seid bestimmt ein Teil der Kinder von Dr. Cullen. Ich bin Mr. Wilhelm, euer zukünftiger Geschichtslehrer. Wollt ihr euch vorstellen?“
Wir nickten. Nacheinander stellten sich Alice, Mom, Dad sich vor. Als ich an der Reihe war sagte ich nur einen kurzen Satz.
„Ich bin Renesmèe Swan.“
Ich weiß, ihr denkt jetzt bestimmt, dass ich voll verschwiegen oder schüchtern war, oder die Geheimnisvolle spielen wollte. Nein, eigentlich hatte ich keine Lust der ganzen Welt zu erzählen, dass ich das berühmteste Model in ganz Europa bin und ich wette mit euch, irgendjemand von denen findet das in den nächsten zehn Minuten raus.
„Hey, du bist doch Renesmèe Swan“
Ach nee, das hätte ich jetzt nicht gewusst.
„Das Model aus Europa!"
Alle wurden zunehmend hysterischer und dröhnten mich mit Fragen zu. Ich verdrehte genervt die Augen
„Krieg ich ein Autogramm?“
„Machst du auch mal ein Interview mit der Vogue?“
„Ich hab gehört, du willst auch in Amerika durchstarten, stimmt das?“
„Hast du wirklich ‘ne Affäre mit Bruno Mars?“
Bei dieser Frage sah mich mein Vater entsetzt an. Und ich fing an zu lachen. Irgendwann lag ich auf dem Boden und hielt mir den Bauch, der vom vielen Lachen wehtat. Ich stand auf, hielt mich am Lehrerpult fest und wischte mir die Lachtränen vom Gesicht
„Ihr wollt wirklich wissen ob ich mir Bruno Mars zusammen bin?“, fragte ich sie glucksend und sah dann Alice an.
„Mann, das müsste Emmet sehen. Der hätte sich in die Hose gepisst vor Lachen. Aber nein, ich bin nicht mit ihm zusammen. Der ist doch bestimmt zehn Jahre älter!“
Im Stillen dachte ich mir, dass ich ja eigentlich 40 Jahre älter war als er und lachte in mich hinein.
„Liebe kennt aber keine Grenzen!“, rief ein Mädchen.
„Ich liebe ihn aber nicht“, lachte ich.
Mom sagte ganz ernst: „Ja, denn wenn sie mit ihm zusammen wären, was sie nicht ist, wüsste ich es als Erste. Ich bin schließlich ihre Schwester.“
„Nun, da das jetzt geklärt ist, würde ich gerne mit dem Unterricht beginnen. Sucht euch eure Plätzte.“
Mit diesen Worten drehte Mr. Wilhelm sich zur Tafel um, ich setzte mich neben Alice nach hinten und hörte dem Lehrer nur mit halbem Ohr zu. Als es dann endlich zu Pause klingelte seufzte ich erleichtert auf und ging mit den anderen zur Cafeteria. Wir suchten uns unsere Plätze und setzten uns hin. Ich stopfte mir hungrig das ganze Essen hinein, die anderen aßen nichts. Nebenbei erzählte ich denen die nicht bei mir in Geschichte waren, was sie im Geschichtsunterricht verpasst hatten und Emmet brach in sein lautes Lachen aus.
Nach weiteren zwei Stunden Deutsch und Mathematik machte ich mich auf den Weg zum Sportplatz. Jetzt hatte ich Sport, mein absolutes Lieblingsfach. Neben mir lief Estella, ein nettes Mädchen, das genauso wie ich, nur schwarz trug. Ebenfalls kein Gothic-Girl, sie hatte einfach nur eine Vorliebe für alles schwarze. Ich hatte sie in Deutsch kennengelernt und sie war mir auf Anhieb sympathisch.
Ein bisschen gruselig war es schon, da wir beide dieselben Lieblings-und Hassfächer hatten, wie zum Beispiel Chemie und Physik, und wir beide dieselben Hobbys hatten. Außerdem war sie ebenfalls Model. Nicht so berühmt wie ich, aber uns lief beiden ein Schauer über den Rücken, als wir diese Gemeinsamkeiten aufzählten.
In der Umkleide begegneten wir drei Mädchen, die sich mindestens drei Pfund Schminke aufs Gesicht geklatscht hatten. Die in der Mitte war blond und anscheinend die Anführerin. Rechts neben ihr stand ein braunhaariges Mädchen mit Locken und links neben ihr ein Mädchen mit rötlichen Haaren und Sommersprossen. Wir liefen an ihnen vorbei in eine Ecke, in der wir uns breitmachten. Die drei blieben demonstrativ stehen und musterten uns abfällig.
„Ist irgendwas?“, fragte ich sie.
„Ja, ihr seid in unsrer Ecke.“, antwortete Barbie.
„Mann Stella, schau mal wir sind in ihrer Ecke“, sagte ich übertrieben entsetzt.
Estella schaltete sofort und spielte mit.
„Verdammt Nessie, wir müssen hier sofort abhauen“
„Ja, haut ab aus unsrer Ecke!“, riefen die Zicken im Chor.
„Shit, ich hoffe, wir haben die Terminator-Bakterien noch nicht abbekommen.“, kreischte ich immer noch gespielt angeekelt.
„Los komm, wir suchen uns ‘ne Ecke, die nicht verseucht ist.“
Estella hakte sich bei mir ein und zusammen liefen wir lachend in eine andere Ecke der Umkleide.
„Denen haben wir es gegeben, ich glaub nicht, dass die so schnell wieder auftauchen“, grinste Estella.
Und sie sollte Recht behalten. In der Sportstunde machten die Barbies, so haben Stella und ich die drei getauft, einen großen Bogen um uns. Wir hatten die ganze Sportstunde unsere Ruhe und konzentrierten uns vollkommen auf das Volleyballspiel, in dem wir zusammen in einer Mannschaft spielten. Unsere Mannschaft gewann 8:2 und wir räumten ganz schön ab. Nebenan spielten Jungs Football und als ich Stella fragte, wer denn der Junge mit den Muckis und den kurzen, braunen Haaren ist, wurde ihr Blick düster.
„Das ist Jacob Black, der größte Casanova aller Zeiten und ein verdammtes Drecksarsch. Sobald er ein Mädchen einmal gefickt hat, lässt er sie stehen und liegen. Du solltest dich besser von ihm fernhalten.“
Ouu, das klang gar nicht gut.
„Hattet ihr Mal was miteinander?“, fragte ich sie besorgt.
„Nein, er ist mein Stiefbruder.“, sagte sie genervt.
„Was?!“
Jetzt war ich völlig baff.
„Ihr seid Geschwister?!“
„Ja leider. Meine Mom hat seinen Dad bei ‘ner Gala kennengelernt. Sein Dad ist der Bürgermeister hier und er denkt jetzt natürlich, dass er sich alles Mögliche rausnehmen kann, wie zum Beispiel zu schnell fahren, jede Menge Scheiße bauen und so Zeug halt. Dann, nach sechs Monaten Beziehung, die Mom und dein Vater vor uns geheim gehalten haben, platzen sie mit der ach so tollen Neuigkeit raus, dass sie demnächst heiraten werden. Die Heirat war vor drei Monaten und seitdem muss ich mit ihm zusammen in einem Haus leben. Kannst du dir vorstellen wie schlimm das ist? Jede Nacht dieses perverse Stöhnen und Kreischen seiner Barbies. Echt ekelhaft“
Stella schüttelte sich angewidert und sah mich an.
„Du Ärmste! Das imuss echt wiederlich sein!“, sagte ich ernst und schaute meine Freundin mitleidig an.
Die Sportstunde war zu Ende und somit auch mein erster Schultag. Während wir zu den Umkleiden liefen fragte Stella mich ob ich heute zu ihr kommen wollte. Natürlich stimmte ich zu und freute mich schon auf unser Treffen.
Vor der Tür fiel mir ein, dass ich noch unbedingt mein Mathebuch für die morgige Hausaufgabe brauchte, verabschiedete mich schnell von Stella mit einem Küsschen auf die Wange und ging wieder in die leeren Gänge der Schule. Nachdem ich mein Mathebuch aus meinem Schließfach geholt hatte, machte ich mich, in meiner Tasche nach den Autoschlüsseln suchend, wieder auf den Weg nach draußen.
Den Kopf gesenkt und total auf meine Tasche fixiert, prallte ich gegen einen Körper. Einen männlichen Körper. Einen verdammt sexy riechenden, männlichen Körper. Tief einatmend hob ich den Kopf und blickte direkt in die dunklen Augen von Jacob Black. Genau in diesem Moment verspürte ich das starke Bedürfnis, meine Arme um ihn zu legen und meinen Kopf an seine Brust zu legen.
Oh Gott! Was war nur mit mir los? Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und murmelte eine leise Entschuldigung. Doch ich war wohl nicht die Einzige die diese fesselnde Anziehungskraft spürte, denn Jacob legte auf einmal die Arme um mich und schaute mir tief in die Augen.
„Nessie..“, murmelte er glücklich. „Meine wunderschöne Renesmèe. Ich hab dich so vermisst“
Ohne, dass ich es kontrollieren konnte, schlang ich meine Arme um seinen Hals und bettete meine Stirn an seine.
„Ich habe dich auch vermisst, Jake. So unendlich sehr. Es fehlte immer ein Teil von mir. Ich wusste nich, womit ich dieses Loch füllen sollte, denn meine Erinnerungen wurden mir genommen. Doch jetzt merke ich, dass deine Abwesenheit mich entzwei riss. Endlich bist du wieder bei mir, mein Schatz.“ (schon irgendwie unheimlich, oder?)
Bei diesen Worten fing ich an zu weinen. Selbst die Augen von Jake glänzten verdächtig. Er wischte mir die Tränen weg, flüsterte mit rauer, trauriger Stimme, dass es ihm genauso erging und küsste mich. Mein erster Kuss. Und er war so wie es alle immer beschrieben. Mit dieser Sehnsucht im Bauch, dem klopfendem Herzen und Knien, so weich wie Wackelpudding. Ich dachte eigentlich immer, dass wären nur Klischees, doch als ich Jacobs Mund auf meinem spürte, war ich restlos glücklich.
Bis wir von Schritten, die sich langsam näherten, unterbrochen wurden. Ertappt fuhren wir auseinander und mir wurde schlagartig klar, was ich gerade gemacht hatte. Ich hatte mit einem Fremden geknutscht! Sofort taten Jake und ich so, als würden wir ganz normal reden. Ich fragte ihn, wo sich denn das Lehrerzimmer befindet und er antwortete mir ganz normal und beherrscht. Die Schritte bogen langsam in den Gang ein. Als ich sah, wer diese Person war, ballte ich die Fäuste.
Barbie lief zu Jacob lachte ihn gekünstelt an, würdigte mich keines Blickes und fing vor meinen Augen an mit ihm zu knutschen.
Sie raunte ihm zu: „Na Schatz, wollen wir gehen? Ich hab noch ‘ne Menge mit dir vor.“
Jacob sah mich traurig an als er zu ihr sagte: „Okay, gehen wir.“
Als sie endlich weg waren konnte ich nicht mehr die Tränen unterdrücken und sank heulend die Wand hinab, an der ich mich festgehalten hatte, um nicht umzukippen. Mein Leben verlief im Moment einfach nur schrecklich. Und noch dazu hatte ich Gefühle für einen Mann, den ich nicht einmal kannte...
Nach einer halben Ewigkeit stand ich endlich auf. Völlig erschöpft und ausgelaugt machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr zur Redaktion der Vogue zu fahren, aber ich musste mich irgendwie ablenken. Und das ging am besten, wenn ich arbeitete. Also stieg ich in den Wagen und machte mich auf den Weg. Dort angekommen verdrehte ich genervt die Augen. Paparazzi! Wie ich diese Leute hasste. Hatten nichts Besseres zu tun als andere Personen zu stalken.
Ich holte meine Sonnenbrille aus dem Auto und machte die Türe auf. Die ersten paar Sekunden merkte niemand was, doch dann wurde den Leuten klar, dass ich, Renesmèe Swan, vor ihnen stand. Und das große Chaos fing an. Fragen über Fragen über Fragen.
Ich war so freundlich und gab niemandem eine Antwort. Mir wurde die Tür der Redaktion aufgehalten und ein kleiner untersetzter Mann führte mich in einen kleinen Raum. Es wurden verschiedene Getränke angeboten und ich nahm mir eine Apfelschorle.
Wohlwissend, dass in der nächsten Ausgabe drinstehen würde, ich wäre schwanger. Hört euch das mal an. Noch nicht mal die Jungfräulichkeit verloren und schon ein Kind. Aber ein Kind ist besser, als dass die Leute sagen, ich wär Alkoholikerin. Wahrscheinlich käme am Ende raus, dass ich, gefürchtete minderjährige Alkoholikerin abrupt mit dem Trinken aufgehört hätte, da ich ein Kind von Bruno Mars erwartete, doch trotz allem, alles Mühen gescheitert wäre, da das Kind von dem jahrelangen Drogenkonsum eine Missgeburt werden würde und ich deswegen wieder mit dem Trinken angefangen hätte, um das Kind noch in meinem Bauch umzubringen. Jaja...
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als eine junge Frau mit dem Interview anfing. Als der ganze Spuk vorbei war, wollten sie noch ein Foto mit mir schießen. Bestimmt um es dann mit Photoshop zu bearbeiten und mir ‘nen Babybauch zu zaubern. Grinsend stellte ich mich neben die Frau. Mein Grinsen würde dann wahrscheinlich als Mutterglück bezeichnet werden.
Freundlich verabschiedete ich mich von der Frau und ging nach draußen. Jetzt würde ich nach Hause fahren, essen und mich auf das Treffen mit Stella vorbereiten. Wahrscheinlich würde Jacob auch dort sein. Bei dem Gedanken an ihn und an unseren Kuss fing mein Herz an schneller zu schlagen. Endlich angekommen, stieg hastig aus und lief die Treppen der Garage nach oben ins Wohnzimmer. Hungrig schlenderte ich betont lässig zur Küche, setzte mich an den Tisch und aß meine Spagetti. Ich sagte Mom Bescheid, dass ich zu Stella fahren würde und ging die Treppen zur Garage wieder runter.
Auf dem Weg zu Stella machte ich mir Gedanken darüber, was ich zu Jake sagen sollte, wenn ich ihn traf. Einfach nur hi? Oder gar nichts und so tun als ob ich ihn nicht kannte? Würde er den Kuss ansprechen, oder mit mir alleine sprechen wollen? Und wenn wir miteinander reden würden, was würde dann passieren? Würde er mich nochmals küssen? Würde er mir erklären, dass es mit uns nicht ging und das in der Schule nur ein Ausrutscher war? Und was würde ich tun, wenn er mich küssen würde? Ihn zurückküssen? Wenn er mir sagen würde, dass das in der Schule nur ein Versehen war, würde ich dann vor ihm anfangen zu weinen?
Shit, er ist doch nur ein blöder Junge! Kein Grund hysterisch zu werden. Ich würde einfach ganz normal sein. Sofern ich das eben war. Als ich auf dem schönen Grundstück der Blacks und Legrands (ja, Estella hat französische Wurzeln) parkte, atmete ich tief durch. So Nessie, du wirst jetzt höchstwahrscheinlich gleich dem heißesten Jungen aller Zeiten gegenüberstehen, doch das alles wirst du nicht überleben, wenn du nicht atmest und dich beruhigst! Ich stieg aus, schloss ab, stand nun vor der Tür und klingelte.
ER machte mir auf. Verwirrt stand ER in der Tür.
„Willst du mich nicht reinlassen?“, fragte ich süffisant, da Jake so wies aussah, nichts davon wusste, dass ich wegen Stella hier war.
„Ehh, klar. Komm rein. Was machst du hier?“
„Sie besucht mich!“, tönte Stellas Stimme durch den Gang.
„Jep. Ich besuche meine Freundin. Was hast du gedacht?“, fragte ich und versuchte mit aller Willenskraft ihm nicht in die Arme zu springen.
„Ähh, nichts.“
„Dann ist ja gut. Tschüss!“, sagte ich lächelnd und lief mit Stella in ihr Zimmer.
Bis dahin schaffte ich es noch nicht zusammenzubrechen, doch kaum hatten wir die Tür geschlossen, fing ich an zu schluchzen.
„Oh Nessie, was ist denn los?“
„Ich.. Ich muss dir was erzählen“, beschloss ich und berichtete Stella die ganze Geschichte mit Jacob.
Am Ende lagen wir uns beide heulend in den Armen, da Estella ziemlich nah am Wasser gebaut hatte. Wir überlegten, was ich nun bezüglich Jacob machen sollte und kamen zu folgendem Entschluss.
Als ich mich von Estella verabschiedete ging ich hinaus zu meinem Auto, stieg ein und tat so als würde der Motor seinen Geist aufgeben. Leicht hysterisch sprang ich aus dem Wagen, machte die Motorhaube auf und tüftelte geschickt an dem Motor rum. Jake interessierte sich anscheinend für Autos und werkelte gerne an ihnen herum, so dass ich alles unauffällig außer Kraft setzte, damit er nicht merkte, dass sich ein Mensch bzw. Halbvampir an dem Motor vergriffen hatte. Nachdem ich fertig war rannte ich zur Haustür und klingelte. Diesmal machte mir Estella auf. Sie rief nach Jacob und er sah sich den Motor an. Dann kam er zurück
„Also Renesmèe, ich schaff das heute nicht mehr mit dem Reparieren. Wie wär’s, wenn ich dir die Karre morgen nach Hause bring? Bis dahin hab ich sie sicher repariert. Stella, kannst du vielleicht Renesmèe fahren?“
„Ich hab jetzt leider einen Arzttermin und bin schon spät dran. Sorry.“, sagte Stella zerknirscht.
Sie hatte tatsächlich ihre Jacke an und hielt ihre Autoschlüssel in der Hand.
„Macht nichts, dann fahr ich eben mit dem Bus.“, wollte ich einwenden, da ich jetzt doch ein wenig Muffensausen bekommen hatte.
„Nein Renesmèe! Ich kann dich doch nicht bei Nacht mit dem Bus fahren lassen. Das wäre unverantwortlich. Komm, ich bring dich nach Hause“, hörte ich Jacob sagen.
Mein Herz klopfte wie wild als ich schüchtern antwortete: „Okay, wenn du meinst.“
Als ich mich zu Estella wandte um ihr Tschüss zu sagen, sah ich wie sie strahlte und mir aufmunternd zulächelte. Dann stieg sie in ihr Auto und fuhr davon. Jetzt waren Jake und ich alleine. Ich sah ihn fragend an. Er nickte und wir gingen zu seinem Auto. Vor seinem Auto blieben wir plötzlich stehen.
„Nessie..“
Dieses Wort reichte aus um wieder diese elektrisierende Spannung entstehen zu lassen.
„Jake..“
Mit zwei Schritten war er bei mir und nahm mich in die Arme. Und mir fiel auch echt nichts Besseres ein als mich schluchzend an ihn zu schmiegen. Jake vergrub seine Nase in meinem Haar und ich spürte, wie er tief einatmete.
„Warum weinst du, mein Engel?“, flüsterte er mir in mein Haar.
Ich konnte nichts antworten, da ich von einem Weinkrampf geschüttelt wurde. Jake hielt mich einfach nur tröstend fest und gab mir Halt. Als ich endlich zu ihm aufsah liefen mir wieder stumme Tränen die Wangen hinunter. Ich weinte eigentlich nicht oft. Ehrlich gesagt hatte ich seit ich zehn war nicht mehr geweint. Und jetzt stand er hier vor mir und ich fing an zu heulen. Ich hatte mich immer gefragt warum ich in den ersten zehn Jahren meines Lebens immer grundlos angefangen hatte tagelang zu weinen. Jetzt wurde mir bewusst, warum. Mir wurde Jacob weggenommen. Er war ein Teil meiner Seele gewesen und dieser Teil wurde mir herausgerissen.
Ich konnte mich immer noch nicht an die Ereignisse von damals erinnern, wusste aber auf einmal, dass er sich in einen Wolf verwandeln konnte. Das sagte ich ihm auch und war mir sicher, dass er auch wusste, dass ich ein Halbvampir bin. Er nickte nur stumm und diesmal war ich die Erste, die ihn küsste. Seine Lippen schmeckten einfach fantastisch und ich könnte stundenlang in seine Augen sehen.
„Ich habe grad irgendwie keine Lust mehr aufs Autofahren. Wie wär’s, wenn wir einen Spaziergang durch den Wald zu dir machen?“
„Klingt romantisch.“, grinste ich, nahm Jacob Hand und wir machten uns auf den Weg.
Wir verbrachten mehr Zeit mit Küssen, als mit nach Hause laufen, doch wir standen trotzdem irgendwann am Waldrand zu meinem Haus. Instinktiv wusste ich, dass ich Jake den anderen noch nicht zeigen durfte und wir verabschiedeten uns deshalb hier.
„Ich liebe dich, Renesmèe.“, flüsterte er mir ins Ohr und ehe ich ihm etwas antworten konnte war er weg. Lächelnd sah ich ihm nach und schlenderte schließlich selig zur Haustür. Als ich im Wohnzimmer stand war es mucksmäuschenstill und ich bekam ein wenig Angst, dass die Anderen uns vielleicht doch gesehen haben könnten.
„Hallo?“
Niemand antwortete mir. Als ich meine Tasche auf der Couch abstellte, sprang mir der Zettel auf dem Couchtisch ins Auge.
“Sind beim Jagen, geh schon mal schlafen, wir kommen später“
Mir auf die Lippe beißend ging ich ins Bett. Vielleicht hatten sie ja meinen und Jacobs Geruch aufgenommen und dachten jetzt, ich sei in Gefahr. Jake war ja immerhin ein Wolf und er roch höchstwahrscheinlich für meine Familie auch so. Mit diesem beunruhigenden Gedanken schlief ich ein.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem „Plopp“ an der Fensterscheibe geweckt. Erstaunt machte ich das Fenster auf und sah wie Jake mir wild gestikulierend bedeutete, nach unten zu kommen. Ich blickte auf den Wecker, es war 8 Uhr morgens und meine Familie war wahrscheinlich immer noch jagen. Unten hörte ich niemanden, was wohl bedeutete, dass sie Jacob nicht gerochen hatten. In letzter Zeit hatten sie es sich zur Gewohnheit gemacht, immer für ca. eine Woche jagen zu gehen. Sofort raste ich in Vampirgeschwindigkeit nach unten und hüpfte in Jakes Arme. Dieser knurrte auf einmal. Verwirrt sah ich ihn an.
„Babe, schau mal an dir runter..“, flüsterte er mit rauer Stimme.
Schluckend folgte ich seiner Bitte. Prompt wurde ich knallrot. Ich stand in Unterwäsche vor ihm! Jetzt verstand ich auch, warum Mom meine Angewohnheit, in Unterwäsche zu schlafen nicht wirklich billigte.
„Sorry, war keine Absicht.. Kommst du mit hoch, dann kann ich mich umziehen. Was machst du eigentlich hier?“
„Ich hab dir deinen Wagen mitgebracht. Glaub ja nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass du am Motor rumgewerkelt hast.
Schuldbewusst lief ich die Treppen nach oben. Hinter mir fing Jake wieder an zu knurren. Diesmal kicherte ich und wackelte extra mit dem Hintern. Oben angekommen öffnete ich die Tür.
„Was sollen wir heute eigentlich noch machen?.“
„Hmm, wir könnten nach Port Angeles fahren und ich könnte dich zum Essen einladen. Was meinst du?“
„Klingt gut.“
Gerade als ich noch hinzufügen wollte, dass ich mich nur noch schnell umziehen musste, überlegte ich es mir grinsend doch noch anders.
„Schatz, wartest du dann nur noch kurz, bis ich geduscht hab?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte ich mich um und ging ins Bad. Als ich die Tür zumachte, sah ich gerade noch, wie Jake leise vor sich hin fluchend auf meinem Bett saß. Vor mich hin lachend, stellte ich mich unter die erfrischende Brause und rasierte mich noch mal an allen wichtigen Stellen. Als ich mit tropfenden Haaren und nur mit einem Handtuch bekleidet vor Jacob stand, klappte ihm der Mund auf und er ließ sich rücklings aufs Bett fallen.
„Babe, willst du mich umbringen?!“, rief er verzweifelt.
Ich lief zum Bett beugte mich über ihn und küsste ihn hauchzart auf den Mund.
„Was kriegst du eigentlich, wegen der Reparatur jetzt?“
Als Antwort packte er mich an den Hüften und setzte mich auf ihn. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren fing ich mich geradeso noch mit meinen Händen ab. Mit meinen Händen die nur wenige Sekunden zuvor mein Handtuch festhielten, damit es nicht runterrutschte...(was jetzt passiert könnt ihr euch ja denken! :D)
„Honey, aufwachen“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
Süß, sie war danach eingeschlafen und es wurmte mich, dass ich sie jetzt wecken musste. Murrend schmiegte sie sich an mich.
„Nur noch fünf Minuten, bitte“
„Mhmm, von mir aus.“
Während sie weiterschlief, war ich etwas verwirrt über meine Gedankenströme. Dass wir gleich miteinander geschlafen hatten , war schon etwas seltsam. Einerseits war sie meine Geprägte und bei uns Wölfen üblich folgte man seinem Trieb. Das war schon seit Anbeginn der Zeiten so. Aber andererseits war es schon wunderlich, denn sie war nämlich immer noch ein Halbvampir und wie jeder wusste hegten Vampire und Wölfe gegeneinander Groll. Aber irgendwie fehlte noch ein Teil, doch ich kam einfach nicht drauf. Ich knurrte.
„Jake, Ist irgendetwas passiert?“, fragte Nessie mich schüchtern.
Wie ich den Klang ihrer Stimme liebte… Auch wenn sie mich aus meinen Überlegungen riss.
„Nichts, Honey. Gehen wir jetzt nach Port Angeles, oder willst du lieber etwas anderes machen?“
„Port Angeles…Nachdem wir uns angezogen haben, nehme ich an. Du willst doch nicht halbnackt durch Kalifornien laufen? Wobei ich das ja gar nicht zulassen würde, bei deinem Körper. Die Mädels würden sich auf dich stürzen und dann wäre nichts mehr für mich übrig.“
„Eifersüchtig, oder was?“
„Nö, ich tu das nur, damit du nicht in sämtlichen Zeitungen, Nachrichten und Hochglanzmagazinen auftauchst.“
„Hä? Also das mit den Zeitungen und Nachrichten versteh ich ja noch, aber was zur Hölle meinst du mit Hochglanzmagazinen?!“
„Paparazzi, Hübscher. Tonnenweise Stalker“
„Und was wollen die von mir?“
„Von dir? Gar nichts. Du solltest lieber fragen, was sie von MIR wollen. Also ein bisschen enttäuscht bin ich ja schon. Ich hab echt gedacht du kennst mich.“
Jetzt stand ich endgültig auf dem Schlauch. Was versuchte sie mir da gerade zu erklären?
„Klartext, bitte. Natürlich kenn ich dich. Ich kenn dich in- und auswendig, Honey!“
„Scheint aber nicht so. Du weisst im Ernst nicht, dass ich ein weltberühmtes Model bin?“
„Model… Okay.“
Ich schwieg eine Weile und dachte nach. Und dachte nach. Und dachte nach. Als ihre Sätze in mein Gehirn durchsickerten und ich dem Ganzen eine Bedeutung abgewinnen konnte, verkrampfte ich mich. Wie stellte sie sich das bitteschön vor? Ich spürte ihren verdutzten Blick auf mir liegen.
„Sag mal geht’s dir noch gut? Hast du noch alle Tassen im Schrank, alle Löffel in der Schublade und alle Eier in der Schachtel? Model! Hätte es nicht noch ein bisschen unauffälliger sein können?“
Verletzt schaute sie mich an.
„Was meinst du damit?“, fragte sie kleinlaut und wahrscheinlich schon ein bisschen eingeschüchtert von meinem Gebrüll. Doch darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen.
„Was ich damit meine? Mann, Renesmèe, was willst du den Leuten in ein paar Jahren sagen, wenn du kein Stückchen gealtert bist? Menschen haben zwar eine lange Leitung im Gegensatz zu uns, klar. Aber so verblödet sind sie dann doch nicht! Willst du ihnen erzählen, dass du ein super Anti-Aging-Produkt benutzt? Okay, damit kommst du noch ein paar wenige Jährchen durch. Und dann? Was willst du ihnen erzählen?“
„Ich.. Ich täusche einfach Selbstmord vor, weil mich mein Freund in den Wahnsinn treibt und mir kein bisschen Spaß gönnt. Ich müsste dann nur ein paar Jahrzehnte untertauchen und schließlich wäre alles wieder paletti!“, erklärte sie mir trotzig.
Mit riesigen Augen schaute ich sie fassungslos an. Sie war echt reif für die Psychiatrie. Komplett durchgeknallt!
Plötzlich fing sie an zu grinsen und sagte: „Und während diesen 60 Jahren kommst du mit mir mit, damit mir nicht langweilig wird.“
Ich rollte mich so auf sie drauf, dass sie zwischen dem Bett und mir eingesperrt war.
„Und was machen wir dann um uns die Zeit zu vertreiben?“
Mit funkelnden Augen sah sie mich an und flüsterte ein einziges Wort, das mein Herz einen Schlag lang aussetzten ließ, nur um danach doppelt so schnell weiterzuschlagen.
„Liebe.“
Wir stiegen aus dem Auto aus und ich wusste nicht, dass das der aufregendste Shoppingausflug in meinem Leben werden würde. Ich blickte Nessie an, die sich ihre Sonnenbrille in die Haare schob und mich angrinste. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. Weit und breit waren keine Paparazzi in Sicht. Als hätte sie meine Gedanken gelesen rief sie mir zu: „Keine zehn Minuten und du bekommst dein Schauspiel.“
Ich nickte nur knapp und wir liefen ins Einkaufszentrum rein.
„Was willst du als erstes tun?“
„Einen Skandal verursachen. Lass uns Schuhe kaufen gehen.“
Sie strahlte mich an und ich lächelte zurück. Während wir zum ersten Laden liefen, dachte ich darüber nach was Nessie mit „Einen Skandal verursachen“ meinte. Wir gingen doch nur Schuhe kaufen, oder? Als wir den Laden erreichten schrie Nessie entzückt auf. Sie hatte schwarze High Heels mit Nieten im Schaufenster gesehen und stürmte nun in den Laden. Augenverdrehend folgte ich ihr wesentlich langsamer. Frauen! Sie konnten ihre Schuhe mehr als ihre Männer lieben.. Nun ja, jedenfalls rannte Nessie zum Schaufenster und angelte nach den Schuhen. Nachdem sie einen Blick auf die Schuhgröße geworfen hatte, schaute sie mich enttäuscht an. Stöhnend nahm ich ihr die Schuhe ab und lief zu der jungen Verkäuferin.
„Ham sie die Schuhe auch in Größe 39?“
Die Frau nickte, lief zu einem Regal, strich mit dem Zeigefinger über verschiedene Kartons und holte schließlich eins raus, dass sie mir reichte. Dabei drückte sie ihren Körper dreist an mich und lächelte mich mit den Wimpern klimpernd an. Bevor ich ihr jedoch sagen konnte, dass ich nicht an ihr interessiert war und eine feste Freundin hatte, wurde sie auch schon von mir weggezogen. Nessie funkelte die Verkäuferin wütend an zeigte mit dedm Zeigefinger auf mich.
„Der da, der is mein Freund. Mein Freund. Wenn sie noch ein bisschen leben wollen, nehmen Sie sofort die Finger von ihm. Bitte.“
Zuckersüß lächelnd schaute Nessie die Verkäuferin an, die sie verblüfft ansah. Nach einer Weile registrierte sie, wer vor ihr stand und ließ hastig von mir ab.
„Entschuldigung, ich wusste nicht, dass Sie Renesmee Cullen sind. Sie sind mein größtes Vorbild, dürfte ich ein Autogramm von ihnen haben?“
„Natürlich“
Nessie lächelte sie an und ich war ein wenig verwundert von ihrem plötzlichen Sinneswandel. Die Verkäuferin hastete zum Tresen und holte ein kleines Blatt und einen Stift hervor, damit Nessie ihr das Autogramm geben konnte. Dann probierte Nessie die Schuhe an und nahm, wie sollte es auch anders sein, sie auch gleich mit. Wir verließen den Schuhladen und als ich einen Blick zurückwarf merkte ich, wie die Verkäuferin angeregt mir jemandem telefonierte. Ich konnte mir denken, mit wem sie sprach.
Nessie schaute ebenfalls zurück und lächelte mich süffisant an.
„Komm Schatz, gehen wir bitte Eisessen.“
Da ich ihr keinen Wunsch abschlagen konnte und nur das Beste für sie wollte, liefen wir zu meiner Stammeisdiele, die ich immer mit meinen Jungs besuchte um Weiber aufzureißen. Brauchte ich ja nicht mehr, ich hatte nun Nessie wieder. Meine Blockade war nun aufgehoben und ich erinnerte mich endlich an alles was passiert war, doch ich würde es Bella überlassen ihr die Wahrheit zu sagen. Ich wurde schon wieder aus meinen Gedanken gerissen, aber es war diesmal nicht Nessie, sondern Giovanni, Inhaber und ein guter Kumpel. Er begrüßte mich wie immer mit seinem starken italienischen Akzent.
„Jacob Black, mein Amigo, lange warst du nicht da, kommt mir wie ´ne Ewigkeit vor. Wer ist denn die hübsche Senorita an deiner Seite?“
Ja, ich weiß, das kommt euch jetzt ein bisschen spanisch vor, aber er ist wirklich ein Vollblutitaliener. Er hat nur vor kurzer Zeit einen Spanisch-Kurs besucht und hielt sich jetzt für einen Frauenschwarm, was an sich eigentlich nichts neues war.
„Ich bin Renesmee.“
Nessie strahlte ihn an.
„Ein wunderschöner Name, für eine wunderschöne Frau“
Giovanni zwinkerte ihr zu. Flirtete der gerade mit ihr? Mit meiner Nessie? Ich knurrte ihn wütend an. Fragend sah Giovanni mich an. Nessie blickte ebenfalls ein wenig verwirrt. Plötzlich schien Giovanni ein Licht aufzugehen, man konnte schon fast die Glühbirne neben seinem Kopf schweben sehen.
„Was Ernstes?“, flüsterte mir Giovanni ins Ohr.
„Ich liebe sie“, antwortete ich genauso leise zurück.
Auf einmal wurde Giovanni ganz geschäftig, brachte uns an einen Zweiertisch und sagte nur noch: „Ich weiß schon, was ich euch beiden bringen werde. Keine Sorge, es wird euch schmecken.“
Schulterzuckend nickte ich, er machte so was des Öfteren. Als er in die Küche verschwand sah ich zu Nessie, die ein selig vor sich hin lächelte. Ich beschloss, sie gar nicht erst darauf anzusprechen und beobachtete sie schweigend. Irgendwann wurde sie sich jedoch meiner Blicke bewusst und sah mich an.
„Was ist?“
„Du bist wunderschön, ich schaue dich einfach nur an, mehr nicht“
Sie wurde von diesem Kompliment rot, was mich an ihre Mutter erinnerte. Bella wurde als Mensch in meiner Anwesenheit auch immer rot, bis sie Edward kennenlernte und das Spiel mit ihm weiterführte. Bevor sie sich bedanken konnte, kam auch schon Giovanni, mit beiden Händen einen riesengroßen Eisbecher balancierend. Er stellte den Becher vor uns ab und verbeugte sich galant, bevor er wieder in die Küche lief. Es waren sechs Eiskugeln Amarena, meine absolute Lieblingssorte. Darauf waren diese Holzstäbchen mit dem Lametta dran und zwei Herzförmige Waffeln steckten im Eis.
„Magst du Amarena?“
„Nö, ich liebe es“, antwortete Nessie fröhlich auf meine Frage.
Wir wollte gerade anfangen zu essen, als plötzlich die Tür der Eisdiele aufging und jemand ganz bestimmtes reinkam…
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2013
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