Ava J. Thorne
DIRTY VALENTINE
- Erotischer Liebesroman der Dirty Reihe -
Band 1
E-Book
1. Auflage
Copyright © 2017 by
Ava J. Thorne
Ava J. Thorne
c/o Barbara’s Autorenservice
Tüttendorfer Weg 3
24214 Gettorf
Deutschland
avajthorne@freenet.de
Liebe Leserin, lieber Leser,
an dieser Stelle möchte ich dir mitteilen, dass meine Geschichten nicht immer mit Happy End aufhören werden, denn das Leben ist kein Zuckerschlecken und genauso ergeht es den fiktiven Figuren. Auch kann es sein, dass sich manche Figuren einfach ekelhaft benehmen, das andere Geschlecht herabwürdigend behandeln, nicht vereinnehmlichen Sex bevorzugen und dabei auf Kondome verzichten.
Nichts davon bedeutet, dass ich das im wahren Leben auch so sehe, denn dies hier ist eine fiktive Geschichte und entspricht nicht der Realität.
Sollten dich die oben genannten Dinge stören und unvereinbar mit deinen Grundsätzen sein, so bitte ich dich, das Buch nicht zu beginnen.
Und nun viel Spaß mit meinem Roman.
Liebe Grüße Ava
»Unerfreuliche Nachrichten oder warum starrst du so finster auf dein Handy?«, fragte Kate, während sie sich zu mir herüber beugte, um einen Blick auf das Display zu erhaschen.
Genervt rollte ich mit den Augen und seufzte, ehe ich das Telefon wieder zurück in die Handtasche gleiten ließ.
»Meine Chefin verlangt, dass ich morgen meinen freien Tag verschiebe, da wohl eine Kollegin spontan krank geworden ist. Von wegen! Die hat bestimmt nur keine Lust, sich an so einem Tag mit den nervigen Kunden abzugeben. Aber ausgerechnet ich, die sich den Tag schon vor Monaten freigehalten hatte, muss einspringen.« Etwas länger als nötig verharrten meine wild gestikulierenden Hände in der Luft, ehe ich sie sinken ließ und mit hängenden Schultern dastand.
»Aber du hattest doch morgen sowieso nichts vor. So ganz verstehe ich deine Aufregung nicht. Oder wolltest du uns abends zu dem Blind Date begleiten?«, hakte meine Freundin nach und schielte grinsend zu meiner Schwester Zoey.
»Natürlich nicht. Was soll ich denn dort?«, lachte ich laut auf und winkte ab. »Ich hasse diesen Tag einfach. Es gibt nichts schlimmeres, als all die liebestollen Männer, die durch den Laden stürzen, dabei alles durcheinanderbringen, auf der verzweifelten Suche nach einem passenden Geschenk für den Partner.« Um meine Ansprache zu untermalen, gab ich gespielte Würgelaute von mir, als müsste ich mich im nächsten Moment übergeben. »Valentinstag ist einfach nichts für mich.«
»Übertreib doch nicht so«, antwortete meine Schwester und legte ihren Arm um mich.
»Das ist mein voller Ernst«, konterte ich und zog einen Schmollmund, der Sekunden später in ein Grinsen überging. Es gelang mir äußerst selten meine schlechte Laune für länger als einen Moment zu behalten, doch der morgige Tag der Liebe lag mir schwer im Magen. Nur ein Irrer konnte den erfunden haben, denn wer verschenkte schon freiwillig, all dieses kitschige Zeug mit Herzen darauf, nur um seine Zuneigung zu zeigen. Igitt!
Ich wandte mich Zoey zu, die den Blick über die Tanzfläche gleiten ließ und interessiert die Männer darauf beobachtete. So ganz klar war mir bis jetzt nicht, was sie an solchen Typen fand, die versuchten, mit den unmöglichsten Bewegungen, die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich zu ziehen. Tanzen konnte man es auf keinen Fall nennen, zumindest nicht in meinen Augen. Meine kleine Schwester hingegen, die heute dank ihrer High-Heels um einen halben Kopf größer war als ich, begeisterte sich für jeden Beat und war ständig in den angesagtesten Clubs der Stadt anzutreffen.
Seufzend sah ich mich nach Kate um, da sie nicht mehr an ihrem Platz stand. Ich erblickte sie an der Bar, wo sie sich über den Tresen lehnte und sich angeregt mit dem Barkeeper unterhielt. Dass er dabei nur Augen für ihren großzügigen Ausschnitt hatte, schien sie nicht im Geringsten zu stören. Demonstrativ setzte sie ihre körperlichen Reize ein, während sie ihn an seinem Hemd näherzog und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Eilig wandte ich den Blick ab, als mir auch schon die Hitze in meine Wangen stieg. War ich wirklich die Einzige, die den Männern abgeschworen hatte? Kate und Zoey hingegen, waren auf Männerfang aus. Nicht die Sorte mit der man das restliche Leben verbringen möchte, sondern viel mehr die, die kein Abenteuer ausließen und ihnen einen Orgasmus nach dem anderen bescherten.
»Worüber denkst du nach?«, fragte Zoey und riss mich dabei aus meinen Gedanken.
»Ach nichts«, murmelte ich verlegen, während ich mein Shirt zurecht zog, um das Dekolletée zu verstecken.
»Komm schon. Schließlich bin ich deine Schwester und mir kannst du alles sagen«, scherzte sie und nahm Kate den Cocktail aus der Hand, die soeben mit den Getränken an unseren Tisch trat.
Nervös strich ich eine Haarsträhne hinter meine Ohren, ehe ich nach dem Glas griff und gierig ein paar Schlucke davon nahm. Die skeptischen Blicke der beiden entgingen mir dabei nicht. Ich spürte, wie der Alkohol sich in meinem Körper ausbreitete und hieß die wohlige Wärme in mir willkommen.
»Na los, Ally, raus mit der Sprache«, trieb Kate mich an.
»Ha … Haltet … ihr mich tatsächlich für … prüde?«, kam es schließlich über meine Lippen und klang eher wie ein verzweifeltes Jammern kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Meine Freundin fasste über den Stehtisch hinweg und legte ihre Hand auf meine, die zu Fäusten geballt auf der hölzernen Oberfläche lagen. »Ich mag dieses Wort überhaupt nicht und würde dich auch nie so bezeichnen. Vielmehr ist es wohl eher, dass du … unsicher geworden bist.« Leise fügte sie noch hinzu: »Seit damals.«
Beschämt senkte ich den Blick und blinzelte das Bild vor meinen Augen fort. Ich wollte nicht an ihn denken. Es war längst vorbei und doch hing sein Schatten noch immer über mir und ließ mich erschaudern.
»Du musst aufhören deinem Traum nachzujagen, denn kein Mann da draußen kann dieser Vorstellung gerecht werden«, belehrte sie mich und lächelte mir sanftmütig zu.
»Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, diesen einen Besonderen zu finden.«
»Tut mir leid, Süße, aber wir leben nicht in einem Märchen und du weißt selbst, dass die Realität oft viel härter ist, als wir es erwarten.« Mit diesen Worten ließ meine Freundin mal wieder jegliche Hoffnung in mir zerplatzen.
Natürlich träumte ich nicht von einem Märchenprinzen, der auf seinem weißen Ross angeritten kam. Aus dem Alter war ich längst raus. Aber war es denn wirklich so verkehrt, auf die große Liebe zu warten?
»So drastisch würde ich das nun nicht sehen«, schwächte meine Schwester Kates Worte ab. »Pick dir einfach ein paar wenige Aspekte heraus, auf die du Wert legst und vergiss den Rest. Sei bereit Kompromisse einzugehen.«
»Ach ihr habt leicht reden«, maulte ich, schnappte mir den Drink und leerte den Cocktail bis zur Hälfte. »Da ihr nur Spaß wollt, müsst ihr auf rein gar nichts achten. Einfach nur Vergnügen.«
»Was hindert dich daran?«, hakte Zoey nach und musterte mich eindringlich.
»Ich will einfach mehr als das.« Ausladend deutete ich durch den Raum und betrachtete die Männer der Reihe nach, ehe ich resigniert den Kopf schüttelte. »Nicht nur eine Nacht, oder wenige Monate, sondern ein für immer. Genauso geliebt zu werden, wie man selbst liebt.«
»Du kannst doch überhaupt nicht wissen, ob einer der Anwesenden nicht genau dasselbe will«, ereiferte sich meine Schwester und schenkte mir diesen tadelnden Blick, als wäre ich die jüngere von uns beiden.
»Ach komm, sieh sie dir doch an, die haben alle nur Party und feiern im Kopf.« Mit einem Nicken deutete ich in die Runde. Einige von den Kerlen waren bereits so betrunken, dass sie nur noch wie ein nasser Kartoffelsack über ihren Gläsern hingen. Davon würde keiner meine erster Wahl sein, auch nicht die zweite oder dritte.
»Um einen Prinzen zu finden, muss man mehr als einen Frosch küssen«, antwortete Kate amüsiert.
»Dafür ist in meinem Leben keine Zeit«, antwortete ich geknickt und dachte an meinen straffen Arbeits- und Studienalltag, der keinen Freiraum ließ, um auf Männerjagd zu gehen. Als wäre das mein Stichwort warf ich einen Blick auf meine Uhr, die mit ihrem roséfarbenen Lederband mein Handgelenk zierte. Ein Geschenk, das mir mehr bedeutete, als alles auf der Welt.
»Vergiss doch mal all das und habe Spaß. Komm tanz mit uns«, forderte mich meine Freundin auf und zog mich am Handgelenk hinter sich her, so dass ich einige Schritte vorwärts stolperte, ehe ich stehenblieb.
»Keine Lust. Ich und tanzen, das passt so gar nicht zusammen«, antwortete ich knapp und schüttelte den Kopf.
Kate und Zoey blickten mich streng an, doch bevor sie etwas erwidern konnten, scheuchte ich die beiden zur Tanzfläche. Als ich an den Stehtisch zurückkehrte, betrachtete ich mürrisch die halbvollen Cocktails und zog mit dem Zeigefinger Kreise am Glasrand. Ich war ein richtiger Miesepeter geworden in den letzten Jahren, hatte den Spaß am Leben verloren und wenn das so weiterging, würde wohl meine kleine Schwester meinen Platz als beste Freundin, neben Kate einnehmen.
Fluchend zog ich die Honigmelone von meinem Getränk und warf sie auf die Serviette, ehe ich mit großen Schlucken den Glasinhalt leerte.
»Darf ich dich auf einen Drink einladen?«, vernahm ich eine fremde Stimme hinter mir und zuckte merklich zusammen. Verdammt! Warum ausgerechnet, wenn ich alleine war? Hilfesuchend ließ ich meine Augen über die Tanzfläche gleiten, bis ich Kate und Zoey in der Menge entdeckte. Engumschlungen tanzten sie mit mir unbekannten Typen. Auf die Hilfe der beiden war somit nicht zu hoffen.
COREY
Allmählich wurde ich ungeduldig und kam mir ziemlich albern vor. Entweder sie schien mich nicht zu bemerken, oder sie ignorierte mich gefließentlich. Ich betrachtete ihre zierliche Figur einige Sekunden länger und war für einen Moment versucht, ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben. Kopfschüttelnd verbannte ich diesen Gedanken, dafür war später noch genügend Zeit, wenn wir den Abend zu zweit ausklingen ließen. Ich beugte mich vor und räusperte mich, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
Abrupt drehte sie sich zu mir um und blaffte mich an: »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«
Irritiert lugte ich an ihr vorbei und warf einen Blick auf den Tisch, an dem nur noch die beiden Getränke ihrer Kolleginnen standen. Ihr Glas hingegen war inzwischen leer.
Mir war nicht entgangen, dass sie mit hochgezogener Augenbraue meinen Aufzug musterte, der für diesen Club eindeutig overdressed war. Doch das störte mich nicht im Geringsten. Ich bevorzugte auch außerhalb meiner Arbeitszeit teure Anzüge und dieser hier gehörte definitiv zu meinen Lieblingsstücken.
Noch immer stand ich unbeweglich da, eine Hand lässig in der Hosentasche, während die andere darum bemüht war, die beiden Sektgläser nicht fallen zu lassen. Krampfhaft krallten sich meine Finger um die Stiele und versuchten, die Getränke im Gleichgewicht zu halten. Kein leichtes Unterfangen, wenn ich bereits spüren konnte, wie sie langsam taub wurden und mein Gegenüber mich mit ihren Blicken auszog. Denn anders konnte ich ihre Musterung nicht deuten.
»Danke, aber ich habe bereits etwas zu trinken.« Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, wandte sie sich von mir ab.
So leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. Als ich neben sie trat, hatte sie die restlichen Getränke um sich gescharrt, in der Hoffnung ich würde darauf hereinfallen. War sie tatsächlich abgeneigt sich mit mir zu unterhalten, oder spielte sie eines dieser Spiele, die Frauen so sehr liebten?
Ihr Blick war starr auf die Tanzfläche gerichtet, während sie den pinken Strohhalm zwischen ihren Fingern maltretierte. Machte ich sie etwa nervös? Unglaublich, und das, obwohl ich mich noch nicht mal ins Zeug gelegt hatte.
Ich betrachtete meinen Kollegen Gideon, der sich gerade an eine der Damen auf der Tanzfläche heranmachte und kaum die Finger, oder besser gesagt, die Zunge von ihr lassen konnte. Kopfschüttelnd wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder der Frau neben mir zu und stellte die beiden Gläser auf dem Tisch ab.
Befreit von dem Gewicht begann es in meinen Fingern zu kribbeln, als das Blut wieder durch die Venen floss. Missmutig verzog ich die Mundwinkel und knetete meine Finger, um das unangenehme Gefühl darin loszuwerden.
Während ich sie nicht aus den Augen ließ, schob ich eines der Sektgläser in ihre Richtung. »Lass uns anstoßen«, sagte ich und hob mein Getränk an.
Widerwillig wandte sie den Blick von ihren Freundinnen ab und betrachtete mich stirnrunzelnd, ehe sie den Kopf leicht zur Seite neigte.
»Man stößt auf Gemeinsamkeiten an und da wir uns noch nie begegnet sind, bezweifle ich sehr stark, dass uns etwas verbinden könnte«, konterte sie schnippisch.
»Ich denke da irrst du dich etwas. Zumindest sollten wir auf unsere Freunde anstoßen, die sich blendend verstehen.« Ein anzügliches Grinsen umspielte meine Mundwinkel, während ich sie musterte und nur mit dem Zeigefinger auf die Tanzfläche deutete.
Für einen Augenblick schien sie überrascht zu sein, bis sie ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und mich wütend anfunkelte.
»Das hat nichts zu bedeuten. Ich kenne Kate - eine Nacht und der Typ ist Geschichte.« Sie schenkte mir ein süffisantes Lächeln, das jedoch nicht bis zu ihren Augen vordrang. Schwungvoll zog sie das Glas an sich und verschüttete dabei einige Tropfen Sekt auf den Tisch. Achselzuckend ignorierte sie die Flecken und kippte das prickelnde Getränk hinunter.
Amüsiert betrachtete ich sie und registrierte, wie sich ihre verkrampfte Haltung langsam löste und der Alkohol sie entspannte.
»Ich bin übrigens Corey«, stellte ich mich vor und streckte ihr meine Hand entgegen. Zögernd legte sie ihre hinein und erwiderte den Händedruck.
»Allison«, murmelte sie mit gesenktem Kopf.
Unruhig nestelte sie an ihrem Top herum und lenkte meinen Blick auf ihren tiefen Ausschnitt, den sie eilig zu kaschieren versuchte. Die ganze Zeit war ich bemüht gewesen Augenkontakt zu halten, um nicht in die übliche Falle zu tappen, dass wir Männer nur oberflächlich wären. Seufzend strich ich mit den Fingerspitzen durch meine gegelten Haare, bevor ich mich meinem Glas zuwandte.
Viel lieber hätte ich mir einen harten Drink gegönnt, doch da morgen eine äußerst wichtige Besprechung anstand, musste ich mich wohl mit einigen Schlucken Sekt begnügen. Zumindest würde mir ein Kater erspart bleiben. Grinsend schielte ich zu Gideon, denn mir war jetzt schon klar, dass er bestimmt zu spät kommen würde.
Als er meinen Blick bemerkte, löste er sich von seinem attraktiven Fang und schlenderte in meine Richtung.
»Du scheinst ja ausgesprochen viel Spaß zu haben«, scherzte mein Freund und klopfte mir tröstend auf die Schulter.
»Naja, könnte wahrlich besser sein«, knurrte ich verhalten und schüttelte enttäuscht den Kopf. Den Abend hatte ich mir doch etwas anders ausgemalt.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine ruckartige Bewegung. Eilig wandte ich den Kopf in die Richtung, nur um zu erkennen, dass meine schwarzhaarige Abendunterhaltung nicht mehr an ihrem Platz war. Ich wirbelte auf dem Absatz herum und erhaschte einen Blick auf ihr blaues Oberteil, das Sekunden später unter dem dunklen Mantel verschwand.
Sie hatte tatsächlich die erste Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich aus dem Staub gemacht. Langsam sollte ich mir wohl Gedanken über mein Auftreten machen, denn so eine Abfuhr hatte ich schon lange nicht mehr erhalten. Und ich musste zugeben, dass sie damit die schillernde Oberfläche meines Egos ankratzte.
»Shit! Sorry Kumpel, aber ich muss los. Wir sehen uns morgen«, rief ich Gideon zu und war bereits auf dem Weg durch die Menge. Mit großen Schritten steuerte ich auf den Ausgang zu, lief die Kellertreppe nach oben, ehe ich das Metalltor aufstieß.
Die kalte Februarluft hüllte meinen Körper ein und ließ mich frösteln. Kurz war ich versucht zurückzugehen und mein Jackett zu holen, als mich eine wütende Stimme zum Innehalten brachte. Verwirrt blickte ich mich um, doch im schwachen Schein der Straßenlaternen konnte ich kaum etwas erkennen. Ein Pärchen stand eng umschlungen an einer Hausmauer und es sah so aus, als hätten sie tatsächlich vor, sich bei dieser Eiseskälte zu vergnügen.
Allein schon bei dem Gedanken zog ein Kälteschauer über meinen Rücken und ließ mich erschaudern. Schützend schlang ich meine Arme um den Oberkörper, der nur von einem dünnen Hemd bedeckt war.
»Argh! Du verdammtes Miststück!«, knurrte eine tiefe Stimme.
Abrupt wandte ich den Kopf in die Richtung und sah gerade noch wie das Pärchen in einer Seitengasse verschwand. Verunsichert starrte ich den beiden hinterher, denn das mulmige Gefühl seit dem Ausruf verschwand nicht. Nachsehen konnte nicht schaden.
Ich stapfte über die letzten Schneereste, die vom Winter noch übrig waren. Als ich in die Gasse einbog, wollte ich meinen Augen nicht trauen.
Da war sie. Doch mein erster Eindruck hatte mich getäuscht. Diese beiden waren definitiv kein Liebespaar. Sekunden später packte ich den Kerl am Arm und riss ihn von ihr fort. Taumelnd stürzte er auf den schneebedeckten Boden und streckte die Hände aus, um mich abzuwehren.
»Fass noch einmal meine Freundin an und ich bringe dich um«, drohte ich ihm und trat gegen seine Schulter, woraufhin er aufkeuchte, sich aufrappelte und davonkroch.
Als er außer Sichtweite war, wandte ich mich wieder zu ihr um. Mit zittrigen Fingern knöpfte sie sich ihren Mantel zu.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich bei ihr und hob ihr Kinn hoch.
Erschrocken zuckte sie zusammen und trat einige Schritte beiseite. »Danke für deine Hilfe, aber ich wäre auch alleine klargekommen«, fauchte sie und wandte sich ab.
Wie bitte?So eine Kratzbürste. Das war doch mehr als lächerlich. Natürlich hatte ich keinen Orden dafür verdient, doch etwas mehr Höflichkeit hätte ich schon erwarten können.
»So warte doch«, rief ich ihr hinterher, als sie sich aus dem Staub machte und mich in der Kälte zurückließ. Als ich aus der Gasse trat, blickte ich mich in alle Richtungen um, doch sie war verschwunden.
Mit hängenden Schultern trat ich den Rückweg an. Resigniert stellte ich fest, dass mir eine weitere Nacht ohne eine Frau an meiner Seite bevorstand.
Mein Magen revoltierte, während ich mit großen Schritten die leeren Gänge entlangeilte und das Echo meiner Absätze von den Wänden widerhallte. Nach der gestrigen Nacht verlangte er nun lautstark nach etwas Essbarem, doch diesen Wunsch musste ich ihm leider verwehren. Ich war ohnehin schon spät dran und durfte auf keinen Fall diese wichtige Vorlesung verpassen. Ansonsten musste ich wohl oder übel das Semester wiederholen und erneut meine Zukunftspläne nach hinten schieben.
Obwohl ich mir sicher war, dass der Alkohol inzwischen meinen Körper verlassen hatte, wurde mir erneut
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2018
ISBN: 978-3-7438-5311-9
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