Was soll ich denn schreiben?
Oft schon besungen
was soll ich noch schreiben?
unzählige Dichter
haben bedichtet
dein blaues Band.
Knospen schwellen
Schneeglöckchen klingen -
verwelken so schnell.
Im Gras blühen Veilchen. -
Rose und Veilchen begegnen sich nie.
Auf Nachbars Dach die Amsel
flötet.
In der Wiese stelzt einer
der hat dich gespürt bis
in´s ferne Afrika.
Das ganze,
im Herbst verreiste
gefiederte Volk,
kehrt heim.
Knospen am Kirschbaum
wachsen so schnell.
Und erst die Kastanie!
Wie eilig putzt sie
an ihren Leuchtern
um sie auf ihrem hellgrünen Blattwerk
aufzustellen.
Dabei leuchtet die Sonne von Tag zu
Tag heller!
Und lockt und lockt
die Blumen und Bienen;
das Gras und die Rehe.
Und ich?
Öffne die Fenster!
lasse die Luft
in mein dumpfiges Zimmer,
schmücke den Wanderhut
mit meiner Feder
und pfeif auf die Reime!
Es ist 6 Uhr, als die Sonne mich weckt. Es hält mich nicht im Haus. Ich fahre in Richtung Spargelhof und mache einen Umweg durch das Moor. Als die weiten Moore in der Niederung, in der ich lebe, trocken gelegt wurden um sie für die Landwirtschaft zu nutzen, hat man die Entwässerungsgräben schnurgerade, wie ein Schachbrettmuster durch die Sumpflandschaft gezogen und dort Wege aus Sand aufgeschüttet.
Entlang dieser Wege liegen die Weiden und Äcker und am Rande der Gräben stehen Eichen, Moorbirken und vereinzelte knorrig gewachsene Kiefern zwischen weiß blühenden Ebereschen. Darunter wächst ein dichtes Gestrüpp aus Weiden, Holunder und anderen Sträuchern.
Manchmal unterbrechen von Moorbirken und Kiefern bestandene unbewirtschaftete Moorstücke die Weiden entlang der Straße. Heidekraut und Blaubeeren haben dort auf den ausgetrockneten Torfflächen Fuß gefasst.
Mitten im Herzen der großen Moorlandschaft bauen große Maschinen den Torf ab. Leider. Die abgebauten Flächen sollen zwar wieder renaturiert. Nur, bis hier mal wieder eine ursprüngliche Moorlandschaft entsteht, wenn überhaupt, vergehen mindestens 50 Jahre.
Die Holunderbüsche am Wegesrand tragen die ersten Blütendolden im Jahr. Ich pflücke mir ein paar der frühen weißen Blüten für Fliedermost.
Die ganze Luft um mich herum duftet nach den ersten Holunderdolden und frisch gemähtem Gras. Es ist der würzige Duft des Frühsommers, der die Luft erfüllt. Auf dem Rückweg vom Spargelhof mache ich den Umweg über ein ganz besonderes Moorstück. Hier hat der Eigentümer der Fläche nach dem Abtorfen per Hand sein Stück nicht entwässern lassen. Der Wasserstand ist hoch in regenreichen Jahren. Und die Birken, die sich immer wieder dort ansiedeln wollen, verlieren den Kampf gegen den Sumpf. Wie tote Gerippe ragen ihre toten Äste in den Himmel, bis irgendwann ein Sturm die Stämme umwirft. Aber in den Sumpflöchern zwischen dem Totholz haben sich große Teppiche der Sumpfcalla ausgebreitet.
Um diese Zeit, Anfang Mai blüht dieser Teppich mit hunderten von weißen Scheinblüten in dem ein übelriechender Stempel Fliegen und andere Insekten anlockt die diesen Aasgeruch lieben, um sich bestäuben zu lassen. Weil die toten Birken den Weg des Sonnenlichtes nicht mehr behindern, kann diese Orchidee hier üppig gedeihen. So ist das in der Natur, wenn eine Art stirbt, macht sie Platz für eine andere Art.
Auf dem Rückweg fahre ich noch durch eine Gartenstraße im Flecken. In den gepflegten alten Gartenanlagen blühen die ersten frühen Strauch- und Heckenrosen. Zu Hause bereite ich alles vor, für meinen Fliedermost und freue mich schon auf den frischen Spargel für mein Mittagessen.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: © bei der Autorin
Bildmaterialien: Moora: offizielles Foto der Moorleiche. Cover und alle anderen Bilder Privatfotos der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2014
ISBN: 978-3-7368-2094-4
Alle Rechte vorbehalten