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Abendstunde

  1. Abendstunde

 

Rings um das Haus

breitet Stille sich aus.

Goldener Abendschein

schaut zum Fenster herein,

kein Windhauch mehr weht.

Dämmernd der Tag vergeht.

Aus der Erde steigt Dunkelheit,

vollendet des Tages Zeit.

Blau

Über mir wölbt sich das Himmels Blau.

Unter mir wogt der Fluten Grau.

Winde treiben mein Boot voran.

Flutwellen begleiten seine Bahn.

Und in den Segeln das Lied erklingt

dass der Wind in endlosen Weiten singt.

Fest liegt das Ruder in meiner Hand.

Habe den Blick in die Ferne gewandt,

auf jenen Punkt am Ende der Welt,

wo der Himmel sich dem Meer vermählt.

Jenseits der blauen Unendlichkeit

wartet mein Hafen, am Ende der Zeit.

Das Meer

Wild, wie am ersten Schöpfungstag

unwandelbar,

liegst du vor mir.

 

Du Wandelbares,

das an keinem Tag

sich selber gleicht.

Das sich unendlich

dehnt nach allen Seiten,

mal liegst Du

scheinbar ruhend da

an freundlichen Gestaden.

Mal rauschst du laut

und Well auf Welle rollt heran.

Mal gibst den weiten Strand

du frei für ein paar Stunden nur

und kehrst zurück,

in ew´ger Wiederkehr.

 

Wenn sich die Stürme

treffen über Dir

türmst du dich auf.

Vermählst dich ihnen

Tod und Verderben bringend.

Gleich einem wilden Tier

von Fressgier angetrieben

verschlingst du alles,

was erreichbar ist

in deiner Raserei.

 

Dann kann es sein,

und du erhebst

zu einer einz´gen Welle dich.

Nichts, mag es noch so fest

verankert sein im Fels,

hält dann der Allmacht

dieser einen Welle stand.

Tod und Zerstörung

ist ihr Ziel

 

Und bald darauf,

liegst Du dann wieder ruhig da,

Zärtlich streicht

Windhauch Deine Silberfläche,

sanft gleiten Wellen an den Strand

und in dir spiegelt sich

das grüne Land

und blauer Himmel.

In deinen Fluten

sieht man Wolken ziehen

gemeinsam mit den Fischen

über deinen Grund.

Und in den Nächten leuchtet

sanft des Mondes Licht

aus deiner Tiefe.

 

Du bist das Element

in dem das Leben einst begann.

Bist stärker, als der stärkste Fels,

Nichts ist auf Erden,

dass Dir wider stehen kann.

Du kommst und gehst,

du gibst und nimmst,

Du bist das Meer.

 

 

 

Erntelied

Erntelied

 

Wir bringen heute die Krone dar,

wollen feiern, wie so manches Jahr

mit kühlem Trunk und frohem Tanz

unter dem goldenen Garbenkranz.

Wir geben der Krone gerne Geleit.

 

Wenn wir im Wandel der neuen Zeit

auch nicht mehr Schnitterinnen sind.

Wenn Knecht und Magd, die Frau und das Kind

nicht mehr Garben binden mit flinker Hand,

auf den Feldern schon lang keine Hocke mehr stand:

 

Bedeutet doch Ernte immer noch Brot!

Wir Menschen kämen in große Not,

würde niemand mehr die goldenen Saaten,

wie vor uns unsere Ahnen es taten,

dem Acker, der Erde anvertrauen

 

und dabei fest auf den Segen bauen,

den Gott alljährlich der Erde spendet.

Hat die neue Zeit auch vieles gewendet,

verändert die Technik das Gesicht

unsrer Welt, eines ändert sie nicht:

 

Ernte heißt: Nahrung, Korn, das heißt: Brot.

Für den Segen der Ernte danken wir Gott!

 

 

Für Helmut

Dein Name auf einem schlichten Stein

Darunter zwei Zahlen: Geburt und Tod

nur 40 Jahre sollten es sein,

bis die Krankheit Deinem Leben Einhalt gebot.

 

Zum dreißigsten Male jährt sich die Zeit

der letzten dunklen Tage

Du warst noch lange nicht bereit.

Viel zu jung noch stelltest Du fordernd die Frage:

 

"Warum, warum nur muß ich jetzt gehen"?

Und ich konnte nur stumm neben Dir sein.

Auch nach 30 Jahren am schlichten Stein

kann ich den Sinn des Geschehenen nicht verstehn.

 

Ein stilles Gedenken am schlichten Stein wie in all den 30 Jahren.

Ein Kranz aus schlichtem Tannengrün

Eines Tages, wenn ich wieder neben Dir bin

werd ich die Antwort erfahren!

Abschied vom Moor

Sonne färbt golden

das herbstliche Moor.

Ringsum hör ich

Stare wispern im Chor.

 

War´s nicht erst gestern

als im grün-weißen Gewand

sich das Wollgras

zum Frühlingsreigen fand?

 

Als hoch über der Heide

ein Lied erklungen,

das die Heidlerche

droben für die Liebste gesungen?

 

Als Libellen

im warmen Sonnenglanz

über feuchtem Sumpf

Mücken gejagt beim Tanz.

 

Wie oft bin ich

glücklich gewandert dort.

Doch nun führt

mich mein Schicksal fort.

 

Lausche noch einmal

zum Himmel empor

„hör ich von droben

schon der Kraniche Chor?“

 

Nehme traurig Abschied,

das Herz wird mir schwer,

denn ich weiß,

es gibt keine Wiederkehr!

 

Begegnung mit einem fremden Kind

Wieder so ein früher Morgen.

Samstag ist, ich fahr besorgen

was der Mensch so nötig hat

schnell ins Städtchen mit dem Rad.

 

Sonne liegt noch im Verstecke

hinter einer Wolkendecke.

Meine Stimmung ist genau

wie der Morgen, kühl und grau.

 

Plötzlich klingt von irgendwo

in mein Ohr ein froh „Hallo“

steht da doch ein kleiner Mann

schaut mich fröhlich grüßend an.

 

Fröhlich grüße ich zurück.

Und im gleichen Augenblick

wird mir mein Gemüt gleich heiter.

Fahre voller Frohsinn weiter..

 

Obgleich die Sonne sich versteckt

habe ich sie doch entdeckt

durch den Gruß des kleinen Jungen

der so fröhlich hat geklungen.

 

„Kleiner Mann, ich kenn dich nicht.

Sah nur einmal dein Gesicht.

Möge dir stets beschieden sein

soviel lichter Sonnenschein,

 

wie du mir grade gegeben.

Für ein langes gutes Leben

erhalte dir für alle Zeit

deine Unbefangenheit.

 

Bleibe fröhlich, so wie jetzt.

Ich hoffe, du wirst nie verletzt

und dass du in deinem Leben

stets Menschen liebst, die Liebe geben.

Das alte Hauptbuch

Gestern war´s zu später Stunde

ich drehte noch eine Abendrunde,

da leuchtete aus des Tischlers Haus

trautes Licht auf unsere Straße hinaus.

 

Wir waren nachbarschaftlich vereint

schon viele Jahre. Er war mir Freund.

Beruf und Werkstatt, das war sein Leben.

Morgen wird er alles dem Sohn übergeben.

 

Leise trat ich ins Kontor zu ihm ein.

Ich sah ihn sitzen im Lichter Schein,

den Kopf gebeugt über ein altes Buch,

in das er die letzten Posten eintrug.

 

„Das alte Hauptbuch, es ist an der Zeit.

Mein Sohn ist nun für die Firma bereit“

Voller Gedanken sah er mich an.

„Ich weiß noch, als ich hier einmal begann.

 

Da erhielt ich vom Vater dieses Buch,

in das er getreulich jeden Tag eintrug,

Soll und Haben, seiner Arbeit Gewinn.

Ich hab es geführt in seinem Sinn.

 

Nun schau, ich schreibe das letzte Blatt

weil das alte Buch wohl ausgedient hat.

Mein Sohn, er geht mit der neuen Zeit.

Dort steht schon der Computer bereit.

 

Doch bin ich mir sicher, dass er auch,

so wie es seit Generationen Brauch,

wird Soll und Haben täglich notieren

ehrlich Geben und Nehmen kontieren.

 

Im Haus schlafen meine Enkel schon.

Ich hoffe eines Abends wird mein Sohn

genau wie ich heute, sein Werk beenden

und es weitergeben jüngeren Händen.

 

Und muss von dieser Welt ich gehen,

mein Soll und Haben bleiben bestehen.

Hier im Hauptbuch kann man lesen,

ob ich im Leben erfolgreich gewesen.

 

Wohl endet heute meine Zeit,

doch steht schon eine neue bereit

die das gemeinsame Werk weiterführt.

Getreulich Soll und Haben notiert.

 

Lass uns beide nun ein Gläschen heben.

Auf das alte und auf das neue Leben.

Und das im Hauptbuch alle Tage

Soll und Haben halten einander die Waage“

 

Das Labyrint

 

 

Mein Haus ist ein großes Labyrinth

weil ich dort vieles nicht wieder find.

Ich suche und laufe von da nach hier

nach der Brille, dem Handschuh, dem Hundegeschirr.

Den Handschuh hat Bello, der Hund, versteckt.

Ein Junghund, der gerne Streiche aus heckt.

Die Leine hängt nicht an ihrem Platz.

Die hat gestern Abend mein lieber Schatz,

nicht wieder an ihren Platz gehängt

als Bello ihn zum Gassigehen gedrängt.

Meine Brille habe ich selber verlegt.

Das passiert, wenn man sie nicht immer trägt.

 

Stets renne ich in schnellem Trab

in meinem Hause treppauf und treppab.

Hab doch erst gestern die Betten gemacht.

Nun sind sie wieder zerwühlt über Nacht.

Und in der Küche, das Geschirr,

ist genau das gleiche, glaubt es mir,

dass ich erst gestern , Gott sei dank,

sauber gestellt in den Küchenschrank.

Aber, nun steht es hier wieder benutzt.

Kann nicht sein, habe doch gestern hier geputzt!

Das kann nicht meine Küche sein,

gestern war hier doch alles noch rein.

War alles schön ordentlich aufgeräumt.

Oder habe ich das geträumt?

Ob ich in diesem Labyrinth

wohl noch mal den richtigen Ausgang find

in ein Haus wo alles so ist, wies´s sein soll?

Das fände ich einfach wundervoll!

 

Dichter und Denker

Dichter und Denker

Wehe wenn sie losgelassen

und in schöne Worte fassen

was in ihrem Kämmerlein

ihnen fällt zum Thema ein!

 

Wenn geöffnet erst die Schranke,

folgt Gedanke auf Gedanke.

Gibt man erst das Thema vor,

schon erschallt der Dichter Chor!

 

Fleißig sie die Reime knütteln

und sie aus den Ärmeln schütteln!

Doch die ganz besonders Schlauen

ohne Reim und Metrik bauen.

 

Nein, wie luft´ge Seifenblasen

sie Gedanken steigen lassen

Schnell vergängliches Gefunkel

wie ein Feuerwerk im Dunkel

 

einer sternenklaren Nacht

nur ganz kurz sie heller macht.

Wenn der Geistesblitz verglüht,

Man wieder jene Sterne sieht,

 

die am Himmel schon seit Jahren

nach Gesetzes Bahnen fahren.

Deren Bild uns Wege weisen,

wenn wir über Meere reisen.

 

Die Amsel

 

Wie oft sah den Lenz ich kommen?

Wie oft hab ich vernommen

der Amsel Frühlingsgesang.

 

Doch hörte ich niemals wieder

die Amsel Abendlieder

so klar und wunderbar

 

wie damals, als wir uns gefunden

in lauen Frühlingsstunden.

Wir waren einander so nah.

 

Hör ich heute die Amsel Lieder

weiß ich, sie kommt nie wieder

unsere Maienzeit

 

Hab das Amsel Lied heut vernommen.

Ich weiß, der Lenz ist gekommen,

Doch es wir nie der unsere sein.

 

Die Brombeere

 

Wenn der Sommer sich zu Ende neigt.

Und die Felder das güldene Kleid

der vielen Kornfelder tragen

dann reife ich an sonnigen Tagen

am Rande der Felder

und der grünen Wälder

Dort findet ihr mich.

Denn dann trage ich

meiner Reife dunkles Kleid

Es ist meine Zeit!

Doch Vorsicht, wollt ihr mich fassen

müsst ihr sehr auf passen

denn meine Dornen könnten euch stechen!

Die Frechen.

 

 

Der Förmchenkrieg

„Gib her, das Förmchen

gehört mir“

„Nein, meins, nimm Du

dies hier.“

„Ich werfe Dich mit Sand.“

„Und ich kann pinkeln,

im Stand!“

So tobt seit uralten Zeiten

der Förmchenkrieg.

Noch niemals hat erfochten

dort jemand den Sieg.

Förmchen, sie bleiben

bestehen.

Kinder werden erwachsen

und gehen.

Werden wieder Kinder

gebären,

damit die Menschen sich

mehren.

Die sich dann wieder

streiten,

um Förmchen,

wie zu allen Zeiten!

 

Frieden

Es führt uns kein Weg

es gibt keinen Steg

der unsere Schritte lenkt,

zum Ziel, das uns Frieden schenkt.

 

Nur wenn Frieden selber der Weg

und Frieden selber der Steg

ist, der unsere Schritte lenkt,

wird uns der Frieden geschenkt.

 

Fuhrmann

Vom letzten Abendschein

vergoldet liegt das Feld.

„Fuhrmann, stell die Pferde ein,

hast dich genug gequält.

Lang war der Tag,

die Ernte ist nun eingebracht,

zu Ende gehen Müh und Plag.“

 

Es naht die Nacht.

 

Über dem Fluss grauer Nebel zieht.

Dunkelheit macht sich breit.

Aus der Ferne hör ich schon das Lied

des Fährmanns. Bald ist es Zeit .

Mein Garten Eden

Ein jeder der an Garten denkt

der denkt sofort an Blüten.

An sein geliebtes Rosenbeet

in dem die Läuse wüten.

 

Er denkt an süßen Obstgenuss

an Erdbeermarmelade.

Und was er heuer spritzen muss.

Es wär doch jammerschade,

 

wenn all das ungewollte Kraut

den Rasen würd versauen.

Salat wird ja nicht angebaut

dass ihn die Schnecken kauen.

 

So macht ein Garten sehr viel Müh

am Abend und am Morgen

Die Pflanzenpracht, wir lieben sie

trotz Arbeit und trotz Sorgen.

 

Warum wir das so gerne tun?

Ich glaub das liegt daran

weil man bei Gartenarbeit nun

sich gut erholen kann.

 

Sie glaubens nicht? Die Plackerei

sei Mühe nur und fad?

Na dann probieren sie doch mal

meinen frischen Salat!

 

Und dieses Glas Rhabarberwein.

Stammt noch vom letzten Jahr.

Es muss die letzte Flasche sein.

Er schmeckte wunderbar!

 

Komm, setzen sie sich her zu mir

und lassen uns genießen

den schönen Sommerabend hier

gleich nach dem Abendgießen.

 

Dann merken sie ganz sicherlich

wie Sie ganz ruhig werden.

Und lieben dann, genau wie ich

mein Paradies auf Erden.

 

Glaube

Als mein Weg

durch bunte Wiesen

und sanfte Hügel

meiner Kindheit

mich geführt,

hab ich hinter

all dem Blühen

rings um mich her

die Kraft gespürt.

 

Als mein Weg

von meiner Kindheit

Auen fort durch

Ödnis, über steile Berge

mich geführt,

hab ich

im Abgrund noch

in den ich stürzte

jene Kraft gespürt.

 

Es ist die Kraft,

die wohl in allem

waltet, weil sie

im Innersten

die ganze Welt

und alles, was

das Auge sehen kann,

unsichtbar jedem Blick

in Händen hält.

 

 

Griff nach den Sternen

 

Wie oft hab ich nach den Sternen gegriffen

meine Hände haben ihr Ziel nie erreicht.

Hab voll Sehnsucht geschaut nach Segelschiffen

die auf den Wellen scheinbar so leicht

mit weißen Segeln getanzt vor den Winden.

Wollte auf ihnen neue Länder finden.

 

Wie oft habe ich an ein Land gedacht ,

in der Ferne, wo alles so rein und so gut.

Habe mich auf den Weg gemacht

voller Hoffnung und voller Mut.

Ich bestieg im Hafen ein festes Schiff.

Doch der Wind trieb es auf ein Felsenriff.

 

Verweile dort nun seit vielen Jahren

stehe am Strand, und schaue aufs Meer,

wo unter Segeln die Schiffe fahren.

Doch keins trieb wieder zum Felsenriff her.

Nur wenn die Sonne im Meer versinkt

der Sterne Licht neue Hoffnung mir bringt.

 

Heilige Nacht?

Wieder erwacht

in dunkler Nacht

ist Bethlehems Stern.

Von nah und fern

Glocken erklingen.

Höre singen

der Engel Worte:

„Ehre sei Gott in der Höhe

und Friede auf Erden,

und den Menschen ein Wohlgefallen“

Von Ort zu Orte

klingen sie weit

herüber aus ferner Zeit.

 

Wieder erwacht

in jeder Nacht

gleißendes Licht.

Seh den Himmel nicht.

Marktschreier locken.

Hör keine Glocken.

Hör nicht erklingen

der Engel Worte:

„Ehre sei Gott in der Höhe

und Friede auf Erden

und den Menschen ein Wohlgefallen.“

von Ort zu Orte

klingt uns her,

nur erfundene Mär?

 

Herbst

 

Vergangen

ist des Himmels Blau.

Verhangen

die Welt mit Nebelgrau.

Kühle

steigt auf rings um mich her

Fühle

sie dumpf und erdenschwer.

 

Sonne

brachte uns einst zurück

Wonne

der Liebe und Frühlingsglück.

Oh, Sonne!

Ist es denn schon vorbei?

Die Wonne

der Liebe, der blühende Mai?

 

Kühle

steigt auf rings um mich her,

fühle

sie dumpf und erdenschwer.

Räume

durchdringt ein stummer Schrei

säume

nicht. Winter naht. Lenz ist vorbei.

 

Herbst (Pantun)

 

Wieder naht des Herbstes Zeit

Dichter dichten heuer wieder

von der Bäume buntem Kleid

überschwänglich ihre Lieder.

 

Dichter dichten heuer wieder

als sei es das erste Mal

überschwänglich ihre Lieder

in unendlich großer Zahl.

 

Als sei es das erste Mal

voller Stolz wird präsentiert

in unendlich großer Zahl

was man immer wieder hört.

 

Voller Stolz wird präsentiert

aller Bäume buntes Kleid

wie man`s immer wieder hört

Wenn sich naht des Herbstes Zeit.

 

Ein wilder Geselle

Als ich heut Morgen spazieren ging

hat der Herbstwind mich einfach gepackt

mit seinem starken Arm umringt

und mit mir getanzt im Takt.

 

Aber nicht nur mit mir hat er sich vergnügt.

Auch die Bäume hat er gedreht

sich mit ihren Ästen im Tanze gewiegt

die Blätter herab geweht..

 

Sie flatterten taumelnd vom Baum herab.

Ihm hat`s keine Ruhe gelassen.

Hielt das bunte Laub gehörig auf Trab

trieb es wild durch die Straßen.

 

Und dann hat er als Abschiedsgruß,

noch bevor ich die Haustür erreicht,

mit einem schnellen Regenguss

die Jacke mir eingeweicht!

Herbstzeitlose

S´war Herbst als ich das erste Mal geblüht

Nahen Winter habe ich nicht gefühlt.

Lud mit meinem Nektar mir Gäste ein,

dachte, es sollte für immer sein.

 

Doch dann, in einer einzigen Nacht

hat mich getötet des Winters Macht.

Kalt wurde die Erde rings um mich her.

Meine fliegenden Gäste kamen nicht mehr.

 

Zieht einmal ein neuer Frühling ein

werde ich nicht mehr bei euch sein.

Fremd bin ich geworden wo einst ich vertraut.

Schrilles Treiben ertönt dann, bunt und laut.

 

Neues Leben erhebt sich rings umher.

Bin sicher, bald kennt mich niemand mehr.

Nur einmal im Herbst habe ich geblüht.

Wusste nicht, es war ein Abschiedslied.

Hoffnung

Ich hörte Stürme toben,

über kahlem leerem Feld,

sah Schleier, aus Nebel gewoben,

verdunkeln das Licht der Welt.

 

Spürte Frost im Land regieren

des Sommers Blütenpracht.

Sie töten und erfrieren

in einer einzigen Nacht.

 

Mein Land lag tief verborgen

unter kühlem Leichentuch

wusste nicht um heute und morgen

kannte nicht mehr Segen noch Fluch.

 

Da seid ihr leise gekommen.

Dass ich Euch blühen sah

hat mir die Angst genommen.

Ich weiß nun, der Frühling ist nah.

 

Schneeglöckchen Hoffnung geben.

Selbst durch des eisigen Winters Nacht

dringen sie empor zum Leben.

So zart, und doch voller Macht!

 

Ich bin die Oma.....

Ich bin die Oma die nie einen Joint geraucht.

Die noch nie einen Fuffi für Koks gebraucht

Die den Koks noch in eine Heizung schippte

und nicht ihre Nase zum Koksen ein dippte.

 

Bin die Oma, die zu „Stranger on the Shore“

mit der ersten Liebe getanzt, more and more!

Die noch heute gerne von „Sumertime“ träumt.

Früher nie einen Boogi Woogie versäumt.

 

Die einst mit Bill Haley um die Uhr gerockt.

Jünglinge mit ihrem Petticoat zum Tanze gelockt.

Bin die Oma, die für Elvis Pressley schwärmt.

Sein „ar you lonsame tonight“ ihr das Herz erwärmt.

 

Bin die Oma, die nicht mehr all zu schnell rennt.

Die keine der aktuellen Musikbands kennt.

Die zwar Englisch kann, doch kein Denglisch spricht.

Die Oma mit den vielen Falten im Gesicht.

 

Doch wenn ihr mich seht denkt immer daran,

wie gut ich den Boogie Woogie kann!

Denn tief in mir trotz grauer Haare

lebt noch immer der Teeny der Fünfziger Jahre!

Kalender

Kalender, trägst nur noch ein Blatt.

Zeigst ein Bild voll Winterruh.

Das Jahr nur noch wenige Tage hat.

Dann bist Vergangenheit du.

 

Jeder Tag, der für dich vergangen ist,

bringt hervor einen neuen Tag.

Wenn abgelaufen deine Frist,

ich dich gerne erneuern mag.

 

So habe ich denn voller Vertraun

schon den Neuen angebracht

und werde sein erstes Bild an schaun

in der kalten Silvesternacht.

 

Doch auch er hat nur begrenzte Zeit.

Zeigt am Ende sein letztes Blatt.

Ein neuer hängt dann schon bereit

misst die Tage an seiner Statt.

 

Gehen auch meine Tage dahin,

wenn das letzte Jahr ist erreicht,

und ich nur noch Erinnerung bin,

die Welt neue Bilder zeigt.

 

Stets wird dort neu die Welt erstehen

wo Menschen voller Vertrauen,

hinter jedem Ende den Anfang sehen

und darauf ihre Hoffnung bauen.

 

Kirschendiebe

Ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch

lockt mich auf meine Sonnenliege

um mich herum versenden Blumen ihren Wohlgeruch

ich träume, dass ich mit den weißen Wolke fliege.

 

Es ist so friedlich unter azurblauem Himmel.

Mein Blick geht über Nachbars Gartenzaun

um in dem grünen Blattgewimmel

die ersten reifen Kirschen zu erschaun.

 

Jedoch, von jeher ist es so bestellt,

wo es zu ernten gibt ist gut stiebitzen.

So geht´s nun mal auf dieser Welt.

Ich sehe sie denn auch dort oben sitzen,

 

schwarze Gesellen, viele an der Zahl

die von den Zweigen gänzlich unverholen

sich Früchte für ihr Abendmahl

aus Nachbars Kirschenbaum gestohlen.

 

Ich selber schaue neidisch übern Zaun

möcht auch so gerne von den Früchten naschen

Doch darf als Mensch ich leider mich nicht traun.

Der Nachbar könnte mich beim Klauen überraschen!

 

Schon in der Bibel kann man lesen

von Vögeln unterm Himmelszelt

die niemals Sämänner gewesen

und deren Tisch doch wohl bestellt.

 

Ich werde wohl zum Krämer an der Ecke laufen,

und mir die Früchte dort für Euros kaufen.

Denn was ein Vogel darf, darf ich noch lange nicht!

Diebstahl ist strafbar und kommt vor Gericht!

 

Alltags Klage eines Vampirs

Alle Tage ruh ich aus

von der Nächte grauser Plage

liege friedlich in dem Sarge

unten in dem alten Haus

 

Doch am Abend muss ich raus.

Allnacht packt mich meine Lust

pocht das Herz mir in der Brust

breite meinen Umhang aus,

 

Allnacht fliege ich hinaus

such im Häusermeer der Städte

eine möglichst junge, nette

Braut für meinen Hochzeitsschmaus.

 

Saug das Blut aus ihr heraus.

Wird im Osten es dann heller

kehr ich heim in meinen Keller

unten in dem alten Haus.

 

So sieht nun mein "Leben" aus

Alltags schlaf ich in dem Sarge

mach die Allnacht mir zum Tage

und verbreite meinen Graus.

 

Könnte ich doch im alten Haus

meinen Alltag wieder leben

mit der Sonne mich erheben

und aus meinen Federn raus.

 

Aber ach, der Allnacht Graus

ist zum Schicksal mir gedacht

und so flieg ich Nacht für Nacht

such mir meine Opfer aus.

 

Wandern

Wandre durch meine

eigne Welt

bin froh und wohlgemut

Der Rucksack den ich trage

enthält mein

Hab und Gut.

In meiner Jugend

hab auch ich

den großen Traum

geträumt.

Sah auf dem höchsten

Berge mich.

Von Blüten rings

um säumt.

Doch als ich immer

höher stieg

wurde die Luft mir

knapp.

Manch harter Stein

kostet den Sieg

schnitt meinen

Weg mir ab.

Hab dann die Wege

so gewählt,

wie`s meinen

Lungen frommt.

Steine, in meinen

Weg gestellt

umging ich lieber

prompt.

So kam auf meinem

Wege ich

ein gutes Stück voran.

Bis dann mein Rucksack

plagte mich.

Ein neuer Kampf begann.

Ich stellte fest,

auf meinem Weg,

sammelte ich zu viel auf.

Und das hat dann

behindert mich

in meinem freien Lauf.

Da habe ich

voll Traurigkeit

so nach und nach entsorgt,

was ich in meiner Wanderzeit

mir gerne hab geborgt:

Die Träume, die ich

einst geträumt

um die ich mich gesorgt.

Als dann der Rucksack

endlich leer,

der mich einst niederzwang,

blickte ich frank und frei

umher,

lauschte der Vögel Sang.

Jetzt geh ich leichter

meinen Weg

der mir so

war bestimmt.

Erkenne vor mir

eignen Steg

der mir die Luft

nicht nimmt.

 

Kraniche

Sie fliegen wie seit uralten Zeiten

gleich gefiederten Pfeilen dahin

die vor dem herbstblauen Himmel gleiten

wenn mit heiserem Ruf sie südwärts ziehn

 

Vom hohen Norden reisen sie her

Über Land und Flüsse und über das Meer

auf der Flucht vor der langen arktischen Nacht

geführt von geheimnisvoller Macht.

 

Vorboten des Winters, wir laden Euch ein

für kurze Zeit unsere Gäste zu sein.

Bis die Kälte des Nordens, vor der ihr flieht

auch durch unsere weiten Moore zieht.

 

Im Frühjahr, wenn der Sonne Bahn

sich wendet, dann kündet den Frühling ihr an.

Auf dem Weg in die Heimat seid wieder uns Gast

Unsere Moore bieten wir euch zur Rast. 

Facetten der Liebe

Sie führte einst der Eltern Hand,

die mich begleitetet durch´s Kinderland.

Später dann traf mich dein erster Blick,

Sie ließ mich erschauern vor seligem Glück.

Bis zum Halse schlug mir das Herz in der Brust.

Sie füllte zum Rand den Brunnen der Lust.

Sie trug uns, wenn in seligen Stunden

wir zwei uns zueinander gefunden.

Sie war es, die uns noch enger verband

als aus uns neues, junges Leben entstand.

 

Und als dich ereilte ein früher Tod,

brachte sie Trauer und innere Not.

Doch sie starb nicht in den bitteren Stunden

Durch sie sind wir noch immer verbunden.

Sie gab mir die Kraft, in schweren Tagen

des Schicksals Last für die Meinen zu tragen

Durch sie lerne ich jeden Tag neu zu schauen,

die Schönheit um mich, in den Wäldern und Auen

der Heimat, das Blühen rings um mich her.

Wie wäre mein Leben ohne sie leer!

 

Sie macht so verletzlich das eigene Herz,

für der Enttäuschungen bitteren Schmerz.

Sie quält uns mit Sorge um der Kinder Geschick.

Nicht jeder Lebensweg führt in´s Glück.

Sie mahnt, wenn man sich im Nebel verirrt.

Sie ist der Kompass, der uns sicher dann führt.

Sie schafft die Trauer den bitteren Schmerz.

Sie heilt mit Tränen das blutende Herz.

Sie nimmt alles, um uns alles zu geben.

Die Liebe ist alles, sie ist das Leben.

 

An meinen Urenkel

Da liegst du nun,

schaust in die welt

und jeden tag in deinem kleinen leben

nimmst du ein stückchen mehr um dich herum

von allem wahr

erst fühlst du dich geborgen

in der warmen dunklen wärme

deiner mutter

geräusche treffen nur gedämpft dein kleines ohr.

dann plötzlich weicht das dämmerlicht.

ein ruck geht durch dein neues leben.

das pochen deiner mutter herz

verklingt. und grelles licht

fühlst du auf deiner

zarten haut, die

eben noch von wohlig feuchter

dämmerwärme

umfangen war.

ein klapps, und schreiend

füllst du deine eignen lungen mit

jenem stoff, der nun

für dich zum lebensodem wird.

dein kleines herz pocht wild.

an diesem tag beginnt dein eignes leben.

sovieler ahnen blut und erbe

lebt in dir.und doch

bist du ein eigner mensch auf dieser welt!

du wirst sie neu entdecken

mit gestalten

um dann,

so hoffe ich

am ende deines lebens

genau so staunend, glücklich

so wie ich an diesem tag vor dir,

vor einem neugebornen

kleinen menschen stehen,

von deinem blut und stamm

und dankbar sein,

dass, durch ein kind verjüngt,

ein teil von dir dem leben bleibt

auch wenn du eines tages selbst vergangen bist..

 

Der innere Raum

Wenn du mich suchst,

dann komm zu mir

in das Haus gleich hinter dem Moor.

Gern öffne ich Dir das Tor.

 

Schau die Blumen im Garten

Sie blühen für Dich.

Stets wirst Du willkommen sein

Schau doch einfach mal bei mir rein.

 

In meiner Küche,

steht frischer Tee

Den gemeinsam wir trinken können

wenn wir gemütlich beisammen klönen.

 

Gern zeige ich Dir

dann das alte Haus

In dem ich seit Jahren schon hause:

Meines Lebens vielräumige Klause.

 

So viele Menschen

sind in diesem Haus

mit den Jahren aus und ein gegangen.

Mein Erinnern hält sie gefangen.

 

In den Räumen

in diesem alten Haus

Wand und Türen weit offen stehn

wenn wir Zwei durch die Zimmer gehn.

 

Nur dort hinten

am Flur die letzte Tür

verschließt sich für jeden, auch Dir

Der Raum gehört allein mir.

 

In ihm liegt verborgen

was mich im Innern bewegt.

Mein Hoffen, meine Liebe und Not,

meine Tränen, meine Demut vor Gott.

 

Metamorphose der Oberflächlichen

Menschen hasten eilig

vorbei an gläsernen Wänden.

Dahinter

mit bizarr verrenkten Gliedern

lauern seltsame Gestalten.

 

Sie starren

aus leblosen Augen

auf die hastende Menge.

 

Es scheint

als warten sie,

eingehüllt

in phantasievolle Gewänder,

auf ihre Wandlung:

 

Von der Puppe

zum Schmetterling

der über blühende Wiesen

im Sonnenlicht tanzt

auf brennenden Flügeln

in seinen Tod.

 

Doch sie

wandeln nur ihre Hülle

wenn Phantasie

die Gewänder

modisch verändert

im Lauf eines Jahres

und seiner Gezeiten.

 

Ihre Gesichter

verharren,

sich gleichend,

in ewiger Jugend.

Nie hat

fortschreitendes Leben

dort Furchen gezogen.

 

Starr blickende Augen,

die nie

eine Seele um schlossen,

blicken,

voller Leere

auf die eilenden Menschen

jenseits der Mauer

aus Glas.

 

Sie bleiben,

als Puppen,

in ihren modischen Hüllen

gefangen

auf ewig.

 

 

Nie

werden sie

ihre Flügel entfalten.

Niemals als Schmetterlinge

im Sonnenlicht

über blühenden Wiesen tanzen,

mit verbrannten Flügeln

in ihren Tod

 

 

Migrantensommer

Ein Sommerabend senkt sich über den kleinen Ort.

Kein Windhauch treibt die Hitze des Tages fort,

wo in engen verwinkelten Plätzen und Gassen

Haus an Haus sich drängt zwischen Asphaltstraßen.

Noch am Abend dringt aus der Steine Meer

die Sonnenhitze des Tages her.

An einem der Häuser, gleich neben dem Tor

sitzt eine alte Frau davor.

Ein Kopftuch bedeckt ihr ergrautes Haar.

 

Um sie herum tobt eine Kinderschar.

Schwarze Augen schauen her zu mir

voller Neugier, sind eben Fremdlinge hier.

Nur auf dem Stuhle vor der Wand,

die alte Frau, regt keine Hand.

Die Hände liegen auf ihrem Schoß verschränkt.

Woran sie an diesem Abend wohl denkt?

Denkt Sie an die Sommer in dem südlichen Land

wo einstmals das Haus ihrer Eltern stand?

Vielleicht zwischen Bergen in einem südlichen Tal

wo auf Trockenweiden Schafe ihr karges Mahl

unter der Sommersonne gefunden

in den kühlen Abendstunden.

 

Oder lag es vielleicht am Meer hinterm Strand

wo Fischer am Abend ihre Netze gespannt?

Vielleicht wuchs auch gleich beim Haus ein Hain

von Olivenbäumen zwischen Reben für Wein.

Wo immer ihr Elternhaus auch stand,

ein tiefblauer Himmel hat es umspannt.

Doch dann kam ein Krieg. Zerstörte den Ort

ihrer Kindheit, so zog sie im Alter noch fort

mit den Kindern in ein nördliches Land,

wo Sohn oder Tochter neue Arbeit fand.

Sie, die inzwischen viel Jahre alt

sitzt nun hier zwischen Stein und Asphalt

Vielleicht träumt sich sich in ihre Kindheit zurück

in ihr freies südliches Sommerglück!

 

Moor im November

 

Tote Birkenstämme

wachsen aus leblosem Wasser

wie bleichende Knochen.

Verlorenen Seelen gleich

steigen Nebel

aus dunkler Erde auf.

Verschlingen die Sonne.

Bleich entfärbte Gräser

trauern. Tränken mit

tropfenden Tränen den Grund.

Zeit hält inne, erstarrt.

Leblose Stille erfüllt weiten Raum.

Nebel verschluckt die Grenze

zwischen Himmel und Erde.

Ewigkeit breitet sich aus.

Nomadengleich

Nomadengleich wandre ich unterm Sternenzelt.

Und bin doch gebunden in der Heimat Welt.

Wurzeln hielten mich fest an ihrem Ort.

Nur meine Seele reiste einst fort

von der Heimat Ufer vertrautem Strand

weit über die Meere, in fernes Land.

 

Zog hinauf zu unbekannten Höhn,

um nach dem Land jenseits der Berge zu sehn.

Folgte in Tälern der Wässer Lauf,

stieg mit den Wolken zum Himmel auf.

Und jenseits der Schranken der eigenen Zeit

durchwanderte sie die Unendlichkeit.

 

Voller Unruhe suchte sie ein Ziel

wo am Ende der Reise sie ausruhen will,

wenn einst ermattet der Flügel Schwingen,

die Schwäne ein letztes Lied ihr singen.

Erst heute weiß ich, dass Jahr um Jahr

meine Seele auf dem Weg zur Heimat war.

 

Nun hat sie zu mir zurückgefunden;

zu den Wurzeln die uns immer verbunden.

Ich öffne ihr unser Heimathaus

sie ruht sich von ihrer Reise aus.

Ich aber schaue zum Sternenzelt

und fühle mich eins mit der ganzen Welt.

 

Nur mit dem Herzen....

Du glaubst,

du siehst, was mich

im Innersten bewegt?

Erkennst, wenn Dunkles

sich auf meine Seele legt?

 

Du irrst, mein Freund.

Dein Blick schaut nur

ein Oberflächenbild

meiner Statur.

 

Willst du ganz tief

bis in die Seele schaun

darfst du nicht

deinem Augenpaar

vertraun..

 

Nur mit dem Herzen

sieht man wirklich gut!

Denn nur ein

Herz erkennt

was tief in

eines Menschen Seele ruht!

 

Omas Gartenlaube

Wer heute „in“ sein will,

mit der Zeit will gehen,

darf nur nach vorne,

nie nach hinten sehen.

 

Coolness und Erfolg

sind heute angesagt.

Nippes und Plüsch

sind nicht mehr gefragt.

 

Doch, am Sonntag,

wenn die Sonne lacht,

Denke ich manchmal

was Oma heute wohl macht?

 

Wie oft haben wir früher

bei ihr gesessen

n der Gartenlaube und

Selbstgebackenes gegessen.

 

Am Holztisch stand

in einer Ecke,

das rot Plüschsofa

mit der wollenen Decke.

 

Dort hat der Opa

manche Sommernacht

seiner Enkelschar

Skat Spielen beigebracht.

 

 

Die Zeit misst

in Omas Garten nur

Aussaat und Ernte.

Sie braucht keine Uhr.

 

Die Sonne bestimmt

wann es so weit

für neue Aussaat ist.

Und wann Erntezeit.

 

Und vor der Laube

halten treulich Wacht,

die Gartenzwerge,

Stücker Acht.

 

Wenn Du genug hast

von der neuen Welt,

in der nur Erfolg

und Coolness zählt,

 

Dann komm, wir gehn

in Omas Schrebergarten

essen Selbstgebackenes

oder Hasen Braten

 

vom hölzernen Tisch

auf dem Sofa aus Plüsch

mit den Gartenzwergen

im Gartengebüsch.

 

Zwischen all dem Nippes,

dem uncoolen Kram,

da wird dir dein Herz

bestimmt wieder warm!

 

Rauhnächte

Nebel verhüllt meine Welt

ohne Sonne

Vergehen die Tage.

Es ruhen Wald und Feld.

Mein Herz ruft stumme Klage:

„Bleibe doch, selige Zeit.“

Echo nur tönt von Weit:

„Rauhnächte stehen bereit“.

S`ist Zeit

Die Abendglocken

läuten schon.

Weit über das Land

trägt der Wind ihren Ton

 

Ihr Klang erfüllt

das müde Herz.

Meine Augen schauen

himmelwärts.

 

Möcht nicht mehr hoffen

nicht mehr schauen.

Nur auf die nahende

Nacht vertrauen.

 

In der stillen

nächtlichen Dunkelheit

münden alle Gedanken

im Meer der Zeit.

Schneewinter

Wolkenkristalle wirbeln übers Feld

sie hüllen die schlafende Winterwelt

wie mit einer weichen Flauschdecke ein.

Die Sonne sendet ihren Schein

nur zaghaft durch das Wolkenmeer.

Schräg überm Horizont schaut sie her

über das schlafende, ruhende Land

das der Frost mit eisiger Faust gebannt.

Doch manchmal zerreisst das Wolkengrau.

Dann spannt der Himmel sein glasklares Blau

weit über den lichtdurchfluteten Saal

der gefügt ist aus blitzendem Wolkenkristall. 

Sonne im Januar

Sonne schaut zum Fenster herein.

Lockt mit ihrem warmen Schein

mich hinaus in Feld und Flur

zu einem Gang durch die Natur.

 

Kaum ist die Erde aufgetaut

der Maulwurf seine Hügel baut.

Auf den Feldern mancher See

erinnert an vergangenen Schnee.

 

Seht den Moorbach der hat nun

mit dem Schmelzschnee viel zu tun.

Kann die großen Wassermassen

kaum mit seinem Bette fassen.

 

Enten schwimmen froh und frei

denn die Eiszeit ist vorbei.

Auf wintermüden Rasenmatten

malt die Sonne meinen Schatten.

 

 

Ich schaue zum blauen Himmel empor

von wo ein vielstimmiger Gänsechor

über kahlen Baumwipfeln südwärts zieht.

Laut erklingt droben ihr Reiselied.

 

Haselnusskätzchen vor dem Wald

warten schon. Sie müssen bald

ihren Blütenstaub zerstäuben,

bevor die ersten Blätter treiben.

 

Sonne blinkt aus dem Teich empor.

Schaut zwischen knorrigen Stämmen hervor.

Dringt tief hinein in Mutter Erde

damit aus ihr neues Leben werde.

 

Sonnenaufgang im Moor

Tote Birken im dunklen Wasser stehn

zwischen bleichen Stämmen

Nebelschwaden gehn

 

Sonne steigt auf vom Himmelssaum;

sendet Strahlen in den weiten Raum

zwischen Himmel und Erde. -

Vertreibt mit ihrer leuchtenden Kraft

die stetig neues Leben schafft,

das Dunkel und den Nebel der Nacht.

 

Und wie am dritten Schöpfungstage

steigt aus dem Nebel über dem Moor

neues Land aus dem grauen Dunst hervor.

Von der Krone moorbrauner Erdendämme

leuchten silberne Birkenstämme.

 

Zuletzt besiegt mit leuchtender Macht,

die Sonne den Nebel der tiefen Nacht,

der über den Wassern bis zuletzt

sich ihren Srahlen wiedersetzt.

Und in des Wassers leisen Wogen

spiegelt sich blau der Himmelsbogen.

 

 

Sternensstaub

Bin Sternenstaub.

Bleibe verbunden

unsrem Planeten.

Will mit ihm durch runden

Raum und Zeit -

Ewigkeit.

 

Bin Sternenstaub,

der Erde verwoben,

und doch Teil der Gestirne.

Mit ihnen durchmesse ich droben

Raum und Zeit -

Ewigkeit.

Und doch....

Noch sehe ich drunten im Garten

wie herrlich die Rosen blühen.

Und doch -

weit in der Ferne hör ich

die Wildgänse ziehen.

 

Bin barfuß durch blühende Heide

im warmen Sand gegangen.

Und doch -

hat am Morgen über dem Moor

schon grauer Nebel gehangen.

 

Im Sonnenlicht leuchten Trauben.

Prangen im gold grünen Kleid.

Und doch -

In seinem Keller

hält der Winzer die Kelter bereit

 

Noch präsentiert der Sommer

mit Früchten sich vor der Welt.

Und doch -

ich spüre tief drinnen,

seine Tage sind längst schon gezählt.

 

Noch seh ich in meinem Garten

Rosen neu erblühen.

Und doch -

aus weiter Ferne

hör ich die Wildgänse ziehen.

 

Wasser des Lebens

So lange Wasser,

das der Lebensquell

so rein und klar hervorgebracht,

sich seinen Weg durch

harten Fels erkämpfen muss,

erscheint es klar.

Schau tief hinein.

Und du erkennst

den harten Fels

der einst des Flusses Lauf gehemmt,

zermahlen von des Wasser Kraft

als reinigenden Kies

am Grunde liegen.

 

Doch sucht das Wasser träge,

ohne große Mühe

sich seinen Weg

im ebnen Tal

wo satte Wiesen

Ufer säumen,

kein harter Fels

behindert seinen Lauf,

trübt sich das Wasser.

Und kein Blick dringt durch

zum Grund.

Niemand erkennt mehr

was des Stromes

Quelle war.

 

Wegewarte

Mittagshitze brütet über dem Land

Heiß flimmert die Luft über dem Asphaltband

das, eintönig grau, vor meinem Auto flieht.

Vertrocknendes Gras müde neben mir zieht.

 

 

Und plötzlich aus dem trostlosen Grau

dürstender Pflanzen leuchtet es blau,

als ob sich der Himmel zur Erde verirrt.

Ein Falter das leuchtende Blau um schwirrt.

 

Wenn Sonnenhitze füllt flimmernd die Ferne

öffnet sie ihre Blütensterne.

Bescheiden steht sie am Wegesrand.

"Wegwarte" wird sie deshalb genannt.

 

Sie steht und wartet, worauf ? auf wen?

Auf alle, die ihre Schönheit sehn.

Neben dem Asphalt im Staube blüht sie,

die "blaue Blume" der Poesie.

Die geweihte Nacht

Mir ist, als ob die Sterne heller strahlen

in dieser kalten, klaren Winternacht

die über mir bekannte Bilder malen.

Den Horizont ein dunkles Tannen Heer bewacht.

 

Das Licht der Sterne spiegelt sich im See

als trieben auf dem Wasser tausend Kerzen.

Das Land liegt schlafend unter weißem Schnee

Und hoffnungsvolle Träume trösten Herzen.

 

Sie träumen, dass ein Tag wird kommen

der alle Tränen, alles Leid verstummen lässt

weil er dem Tod den Stachel hat genommen.

Ein Tag, so strahlend wie ein Lichterfest.

Windsbraut Birke

Frühlingssonne lockt hervor

deinen goldenen Kätzchenflor

Frühlingswind streichelt dein grüngoldnes Haar.

Vogelsang huldigt dem jungen Paar.

 

Weiter schreitet die Jahreszeit.

Birke schlüpft in ihr grünes Kleid

das aus tausenden Herzen gefügt

wenn Sommerwind sie zum Tanze wiegt.

 

Sommer und Seligkeit vergehn.

Wieder sieht man die Birke stehn

im güldenen Kleid am Feldes Rand.

Reicht dem Herbstwind zum Tanz ihre Hand.

 

Der ergreift sie. Wirbelt ohne zu ruhn

in wildem Tanz mit der Liebsten nun.

Das güldene Kleid im Herbstwind verweht.

Bis nackt sie im dunstigen Nebel steht.

 

Der graue Nebel sie versteckt.

Bis Frühlingssonne sie wieder weckt.

Doch manchmal, in frostiger Winterzeit,

trägt die Windsbraut ihr schönstes Kleid.

 

Nach einer frostigen Nebelnacht,

wenn Wintersonne vom Himmel lacht

steht sie im strahlenden Brautgewand.

Reicht dem Brautgemahl von neuem die Hand.

 

Wintertag

Weicher Schnee

dämpft meinen Schritt.

Frost lässt

meinen Atem gefriern.

Als Wolke

zieht er neben mir mit.

Millionen Kristalle

Bäume verzier´n.

 

Über mir

hab ich die Sonne erahnt

verborgen im Nebelgrau

die mich an verlorene

Sommer gemahnt

wenn sie leuchtet

vorm Himmelsblau.

 

An verlorene Sommer,

an Wiesen Grün,

an der Blüten Fülle

und Pracht,

als wir uns geküsst

beim Abendrotglühn

in warmer

Sommernacht.

 

Nun stapf´ ich einsam

durch tiefen Schnee

Mein Atem gefriert

an der Luft.

Tief drinnen, da tut

das Herz mir weh,

wenn es Deinen

Namen ruft.

 

Wohin?

Ohne Winde treiben Segel

voller Sehnsucht übers Meer

Fliegen mit gestutztem Flügel

namenlos, wohin? Woher?

 

Welke Blätter, die sich winden

taumelnd sinken erdenwärts.

Fallen, fallen bis sie finden

Ruhe für ihr müdes Herz.

Zukunft

So lange Zeit bin ich gegangen

auf jenem Weg, den man Leben nennt.

Begleitet von Hoffnung und Bangen

vor dem Morgen, das niemand je kennt.

 

Wollte immer ein Ziel erlangen

sogar die Sterne am Firmament.

Oft musst ich von Neuem anfangen

Wer zu viel will, sich zu oft verrennt.

 

Nun ist der Weg der noch vor mir liegt

eng bemessen, an Zeit und an Raum.

Was vergangen, heute schwerer wiegt.

 

Das Gestern einst das Morgen besiegt

im Nebel, hinter dem Weltenbaum

wo das Heute zur Zukunft sich fügt.

 

Das Gesicht unter dem Eis

„Kind, gehe nicht zur Hütte am Wald“.

Starr ruht der See, die Nacht ist kalt.

Schaurig heult ein Wolf durch die Nacht

weil er ein finstres Geheimnis bewacht.

 

Ein Frühling war es, vor langer Zeit.

Der Wald trug sein schönstes hellgrünes Kleid,

da schritt ein fescher Jägersmann

zu der Hütte am Wald im hohen Tann.

 

In der Hütte lebte zu jener Zeit

des Jägers Liebste, eine junge Maid.

Sie hatte ihm einst ihr Herz geschenkt.

Zu ihr er seine Schritte heut lenkt.

 

Als er so froh seines Weges zieht,

auf den Lippen ein fröhliches Wanderlied,

ist ihm, als husche ein dunkler Schatten

neben ihm heimlich über grüne Matten.

 

Als er den stolzen Hirschen sieht,

der voller Angst vor dem Schatten flieht,

Der Jäger seine Büchse hebt an:

und ruft: „Bleiben sie stehen Mann“.

 

Ein Schuss die Stille des Waldes durchbricht.

Doch es war des Jägers Büchse nicht.

Der liegt nun am Boden in seinem Blut.

Der Wilderer war´s, der so Böses tut.

 

Er löschte des Jägers Leben aus.

Es wartet umsonst in dem kleinen Haus

des Jägers Liebste fortan Jahr um Jahr,

auf ihn der ihr einst so teuer war.

 

Der Wilderer hat noch in selbiger Nacht

seine Missetat zu Ende gebracht

und den Leichnam in den See gerollt,

damit ihn niemand finden sollt.

 

Wenn im Winter das Wasser im See gefriert,

haben Wanderer, die sich dorthin verirrt,

ein Antlitz unter dem Eis geschaut.

Seither den Menschen vor dem Orte graut.

 

Darum: „Kind geh nicht zur Hütte am Wald,

wenn starr der See ruht, und die Luft ist so kalt,

wenn der Wolf so schaurig heult durch die Nacht,

weil der See ein finstres Geheimnis bewacht.“

 

Impressum

Texte: © bei der Autorin
Bildmaterialien: © Cover Privatfoto der Verfasserin
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2014

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