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32


Die Geschichte meiner Existenz



Mein Name ist 32, und das ist meine Geschichte.

Erwachen

Als hätte man einen Schalter umgelegt, existierte ich plötzlich.
„Augen aufschlagen!“ Ein Befehl! Ich musste gehorchen, ich schlug die Augen auf.
Licht, Helligkeit… Ich konnte sehen. Es war das erste Mal das ich sah und doch schien
es mir nicht fremd zu sein. „Systemcheck!“ befahl die körperlose Stimme. Und ohne,
dass ich es wollte bewegte ich probehalber meine Arme, meine Beine, meinen Kopf,
meinen ganzen Körper. „System läuft fehlerfrei.“ Eine Feststellung. „Jetzt die
Kontrollfragen.“ Sagte die Stimme. „Wie heißt du?“ Mit *Du* war wohl ich gemeint
denn außer mir war das Zimmer leer. Ich lag auf einer glatten Oberfläche… Eine
Metallplatte, analysierte mein Gehirn das Material. Weiße Wände, eine Metalltür,
eine Kamera, ein Lautsprecher, Fliesen… und Ich! Ich hatte einen Bruchteil zulange
nachgedacht wie ein Blitz durchzuckte Schmerz meinen Körper. Die Strafe für mein
Ungehorsam. „32“ abtwortete ich laut. Das erste Wort aus meinem Mund. Mein
Name… eine Zahl. „Aktivität seid?“ „5 Minuten und 32 Sekunden“ sagte ich ohne
Darüber nachzudenken. „Aufgabe?“ Wieder eine Frage die ich ohne nachzudenken
beantworten konnte. „Mein leben gilt der NW-Society und meinem Meister!“ „Überprüfung beendet!“ sagte die Stimme.
Jetzt eine andere Stimme. Eine männliche.
„32! Ich bin ONE dein Vorgesetzter! Ab heute bist du meine Untergebene!“
„Zu Befehl!“ In meinem Gehirn speicherte ich: Vorgesetzter ONE – männlich.
Ich selbst musste weiblich sein denn ONE hatte gesagt ich sei seine Untergebene.
„Du gehst jetzt durch diese Tür und kleidest dich an, daraufhin erhältst du deinen
ersten Auftrag. „Ja!“ Ich erhob mich wie von selbst, ging durch die, jetzt offene
Metalltür, und zog die auf dem Tisch liegende Uniform an. Währenddessen hörte ich
im Nachbarraum 2 Stimmen, die eine erkannte ich als die meines Meisters ONE die
andere kannte ich nicht. Es war eine forsche weibliche Stimme. „Sind sie sicher das
32 betriebsfähig und gänzlich arbeitsbereit ist?“ Mein Name, es ging um mich.
„Vollkommen sicher Mister ONE!“ antwortete die Frauenstimme. „Gut!“
Dann trat ein Mann zu mir in den Raum. An seiner Brust schimmerte ein Ausweiß.
>>Mr.ONE<< Ich wusste nicht warum ich es tat aber ich verneigte mich vor ihm.
Meine langen schwarzen Haare fielen mir ins Gesicht. „32! Dein erster Auftrag ist die
Eliminierung von 30 und 31!“ Ich nickte wie von selbst und begab mich ohne das ich
wusste wohin ich ging auf den Weg meine beiden Ziele zu vernichten.

30 & 31

Auf dem Weg zu meinen Opfern kam ich an vielen Metalltüren vorbei. Alle sahen
gleich aus. Ich hatte dieses Gelände zuvor nie betreten, wusste allerdings genau
wohin ich gehen musste. Als ob ich eine Karte im Kopf gehabt hätte bog ich links ab,
dann rechts dann wieder rechts. Ich kam in einer Art Arena an. In der Mitte eines
riesigen runden Platzes der wohl das Kampffeld sein musste standen 4 Meter
voneinander entfernt 2 Menschen. Oder zumindest sahen sie aus wie Menschen.
Ich war mir allerdings sicher, dass sie wie ich waren. Rechts stand ein junger Mann. Er
war wohl um die 1,85 groß, er blickte mich hochmütig an. Links stand eine junge Frau.
Sie war kleiner als der Mann und wirkte schwächlich. Das waren sie. 30 und 31 die
beiden Ziele die mir mein Meister genannt hatte. Innerhalb weniger Sekunden
analysierte ich meine Gegner. Sie waren zu zweit. Ich war alleine. Sie hatten
Erfahrung und für mich war es der erste Kampf. Und trotzdem war ich mir meines
Sieges sicher. Die Frau machte in diesem Moment den ersten Schritt. Sie rannte mit
Atemberaubender Geschwindigkeit auf mich zu. Doch ich war ihr überlegen. Ich trat
eine hundertstell Sekunde bevor sie mich treffen konnte einen Schritt zu Seite. Sie
rannte vorbei. Jetzt kam der Mann von rechts. Er sprang und versuchte mich zu
Boden zu ringen. Wieder ein Schritt zur Seite und er landete flach auf dem Boden. Sie
waren stark. Aber zu langsam! Ich wirbelte herum und packte den am Boden
liegenden im Genick. Ich hob ihn vom Boden und neigte meine Hand leicht nach
links. „KNACK“ Der Körper erschlaffte. Er war beseitigt. Todesursache: Genickbruch.
Ich warf ihn, ohne einen weiteren Blick beiseite. Jetzt blickte ich mich nach dem
zweiten Teil meines Auftrags um. Ich hörte sie bevor ich sie sah. Sie stand, mit einer
Mischung aus Rückzugsgedanken und Kampflust auf dem Gesicht, 5 Meter von mir
entfernt. Ich beschloss es kurz zu machen. Ich schoss auf sie zu, die Umgebung um
mich verschwamm, aufgrund der enormen Geschwindigkeit. Ich spannte meinen
rechten Arm an und durchbohrte meinem Ziel die linke Brusthälfte. Eliminierung durch
Herzzerstörung. Als ich mich wieder Aufrichtete und mir das Blut vom Arm schüttelte
applaudierte jemand in die Hände. Ich fuhr herum und erblickte meinen Meister und
8 weitere Personen auf den Rängen oberhalb der Arena sitzen. „Sehr gut 32, ein
schneller und anmutiger Kampf. Ich bin äußerst zufrieden!“ Dieses Lob von meinem
Meister erfüllte mich mit Stärke. Lob war die Belohnung für meine Dienste, Schmerz
die Strafe für Fehler, das hatte ich begriffen. „32, dein nächster Auftrag wird es
sein…!“ … setzte mein Meister zu einem neuen Befehl an. „Aber aber… wir wollen
doch nichts überstürzen. Oder Mr. ONE?“ da war sie wieder diese kalte
Frauenstimme die ich schon zuvor gehört hatte. „32 sollte jetzt auf ihr Zimmer gehen,
meinen sie nicht auch?“ An ihrem Ton konnte man hören, dass es kein Vorschlag
oder Rat sondern eine Art Vorschrift war. Ich sah sie jetzt auch. Eine gutaussehende
schlanke, rothaarige Frau stand im Eingang der Arena. „Würdest du mir jetzt Folgen
32?“ fragte sie mit einer freundlichen, fast mütterlichen Stimme, die so gar nicht zu
ihrer forschen Art von eben passte. Ich warf meinem Meister einen Blick zu denn ich
wusste, dass ich ohne seine Erlaubnis nirgendwo hingehen durfte. „Das geht schon
in Ordnung 32 geh ruhig und ruh dich etwas aus.“ Ich nickte und folgte der Frau, die
jetzt die Arena verließ und mich in einen Raum führte, der aussah wie ein ganz
normales Zimmer. Da war ein Sofa, ein Spiegel, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch
und auch sonst alles Mögliche an Möbeln. Es war sehr steril und die Möbel waren,
wie ich jetzt bemerkte alle aus Metall. Nur etwas fehlte, da war kein Bett. „Komm 32
ich werde dir alles zeigen.“ Sie führte mich im Raum umher. Schließlich gelangten wir
an einen merkwürdig geformten Behälter. Er war, wie alles in diesem Raum, aus
Metall, allerdings war dieses Metall anders als das aus dem die Möbel waren. „32,
dass ist ein *Enginloader* er ersetzt für dich das Bett und besteht aus reinem Silber
. Wenn du das Erschöpfung oder Müdigkeit verspürst, öffnest du ihn und legst dich
hinein!“, sie trat auf das Behältnis zu und öffnete es. Jetzt erkannte ich auch was es
für eine Form hatte. Es war exakt auf die Formen meines Körpers abgestimmt und
innen mit schwarzem Samt verkleidet. „Sobald du dich hineingelegt und den Deckel
geschlossen hast wird dein Körper in den Stand-by Modus versetzt und lädt sich
automatisch wieder auf, so und jetzt… hinein mit dir!“ Ich legte mich vorsichtig in die
Kiste. Als meine Führerin den Deckel schloss sagte sie noch etwas wie: Schlaf gut!
Dann wurde es um mich herum dunkel.

Der Auftrag

Als ich meine Augen aufschlug lächelte mich das Gesicht der rothaarigen an. „Und?
Ausgeschlafen?“ Ich wusste zunächst nicht was sie meinte, verstand es aber,
nachdem mir auffiel wie viel wacher und geschärfter meine Sinne waren. „Ja!“
antwortete ich höflich. „Ach lass das förmliche Getue doch, ich bin Takuya und ich
habe dich erschaffen!“ Ich sah Takuya aufmerksam an. Sie hatte mich also zu dem
gemacht was ich war. Aber was war ich? „Takuya… was genau bin ich?“ fragte ich.
Sie seufzte. „Warum müsst ihr das eigentlich immer alle fragen?“, fragte sie und setzte
etwas leiser, wahrscheinlich in dem Glauben ich würde sie nicht hören, hinzu: „Ich
muss unbedingt etwas an der Programmierung der Waffen ändern sonst schleicht
sich dieser Fehler immer wieder ein.“ Daraufhin drehte sie sich um und verschwand.
Ich setzte mich auf und blickte mich um. Da lag etwas auf dem Tisch. Ein Stück
Papier. Ich stieg aus dem Enginloader und besah mir das Papier genauer. Es war
Eine Nachricht, adressiert an mich.
„32, komm, sobald du das liest, in mein Büro. Mr. ONE“
Ich machte mich umgehend auf den Weg und wieder wusste ich sofort wohin ich
musste. Dort angekommen klopfte ich und wartete bis die Stimme meiner Herren
„Herein!“ sagte. Mr. ONE saß hinter einem großen Holzschreibtisch und blickte
mich an. „Ich habe deinen nächsten Auftrag!“ verkündete er. Wie elektrisiert stand
ich da, bereit jeden Auftrag auszuführen den er mir gab. „Du musst wissen, dass wir
solch wichtige Aufträge wie den, den du jetzt bekommen wirst. Normalerweise nur
an erfahrene, bestens ausgebildete Kämpfer vergeben, allerdings… bist du jedem
unserer Kämpfer überlegen.“ Er blickte mich mit einer Art grimmigem Stolz an den
ich nicht recht verstand, der mich aber auch nicht weiter interessierte. „In deinem
Auftrag…“ begann ONE und sein Gesicht nahm wieder diesen geschäftsmäßigen
Ausdruck an: „geht es darum den Anführer der aktuell gegen uns rebellierenden
Gruppe zu beseitigen! Wir wissen nur nicht wer er ist und das stellt uns vor ein Problem
, deshalb wirst du dich in die Organisation der Rebellion einschleichen und ihren
Anführer ausfindig machen. Wenn du ihn dann beseitigt hast werden all‘ unsere
Probleme aus dem Weg geräumt sein und einer neuen Welt steht nichts mehr im
Wege.“ „Verstanden!“ sagte ich. „Gut, jetzt gehe dich umziehen, Takuya wird dir bei
den Vorbereitungen behilflich sein.“ Sagte er und als ich mich umwandte stand
Takuya schon wartend in der Tür. Zusammen gingen wir in mein Zimmer zurück und
suchten die passende Kleidung für den Auftrag aus. Schließlich trug ich eine alte
zerschlissene Jeans und ein schlichtes weißes Top. Ich besah mich im Spiegel, was ich
wie mir bewusst wurde noch nicht getan hatte. Ich war groß und schlank. Mein
langes schwarzes Haar, dass Takuya mir zu einem Zopf gebunden hatte glänzte. Ich
sah fast so normal aus wie Takuya, nur die auffälligen roten Augen zeugten von dem
Unterschied zwischen mir und ihr. Takuya war ein Mensch und ich… war keiner.
Takuya bemerkte, dass ich meine Augen genau betrachtete und wirbelte plötzlich
Herum. „Natürlich!“ stöhnte sie und sagte „warte einen Moment 32, ich bin gleich
wieder da!“ damit war sie auch schon aus dem Zimmer.
Als sie wiederkam hielt sie eine kleine Box in Händen. „Das…“ sagte sie, und hielt mir
die Box hin, „…sind Engin-Eyes, sie haben 2 Funktionen, zuerst einmal färben sie
deine Augen dunkelbraun, das ist sehr viel unauffälliger als ihre jetzige Farbe. Und
dann ersetzen sie auch noch den Enginloader und füllen deine Energie wieder auf
wenn du dich mit geschlossenen Augen in der Waagerechten befindest.“ „In
Ordnung.“ Sagte ich und setzte die Kontaktlinsenartigen Scheiben in meine Augen
ein. Ich blickte wiederum in den Spiegel und jetzt sah ich wirklich wie ein Mensch aus,
auch wenn ich keiner war.

Ankunft in der ATNWA

Ich blickte zu dem sich vor mir auftürmenden Gebäude empor. Ich war heute
morgen mit einem Wagen hergebracht worden und würde erst wieder hier
weggehen, wenn mein Auftrag erledigt war. Ich ging auf den Eingang des
Gebäudes zu und wurde sofort von zwei Wachen aufgehalten, die mich rechts und
links an der Schulter packten. Ich verspürte das Bedürfnis mich zu wehren, doch
Takuya hatte mich davor gewarnt aufzufallen. Also tat ich den beiden Männern
nichts und als einer der beiden fragte wer ich sei antwortete ich: „Mein Name ist
Saya Hirono.“ Das war der Name, den ich für diese Mission bekommen hatte. „Ich
bin hier um mich der ATNWA anzuschließen und für die Freiheit unseres Landes zu
kämpfen.“ „Kämpfen?“ fragte die größere der beiden Wachen spöttisch „wie willst
du Göre denn kämpfen?“ „Ich kann mein Können gerne unter Beweis stellen wenn
Ihr wollt.“ bot ich an. Ich wusste, dass ich nicht auffallen durfte doch man hatte mir
gesagt bis zu welcher Grenze meine Kräfte *Menschlich* sein würden. „Nun gut.“
sagte jetzt der andere. „Wenn du es schaffst uns abzuschütteln, darfst du eintreten.“
er wirkte sehr selbstsicher und war wohl fest davon überzeugt ich sei im Nachteil. Nun
gut ich wand mich flüssig aus ihrem Griff heraus uns hielt nun ihre Schultern fest.
„Unglaublich.“ murmelte der eine und der andere pfiff anerkennend. „Nun gut dann
geh mal rein und melde dich am Schalter.“ Ich bedankte mich mit einem
Kopfnicken und trat durch die gläserne Tür. Innen war es sehr hell und freundlich.
An einer runden Theke in der Mitte des Raumes saß eine junge Frau mit
schulterlangem blondem Haar. Sie lächelte mir zu und ich nickte höflich. „Wie ich
gesehen habe“, und sie deutete auf den Monitor neben sich, auf dem jetzt wieder
nichts außer Straße zu sehen war, „hast du unsere Prüfer bezwungen, gut gemacht,
damit bist du qualifiziert ein Mitglied unserer Arme zu werden. Jetzt brauche ich nur
noch deinen Namen und dein Alter.“ Sie zog ein Formular zu sich
heran und wartete auf meine Antworten. „Mein Name ist Saya Hirono und ich bin 18
Jahre alt.“ Die Frau drückte mir das Formular und einen Ausweiß in die Hand. Damit
war der erste Teil meines Auftrags erledigt. Ich war drin. Jetzt musste ich nur
unauffällig bleiben und herausfinden wer der Kopf der Organisation war.
„Eine Servicekraft an die Information bitte.“ sagte die Frau gerade in ein kleines
Mikrophon. Kurz darauf trat ein junges Mädchen in einer Uniform aus einer
Tür am Ende der Halle. „Das ist Marin, sie wird dir dein Zimmer zeigen Saya, folge ihr
bitte.“ Ich begab mich zu dem Mädchen und sie führte mich in den 3 Stock und in
ein Zimmer, das nur ein Bett und einen Tisch enthielt. „Das ist ihre Unterkunft Miss
Hirono.“ sagte das Mädchen und verabschiedete sich mit einer Verbeugung.
Ich legte meine Tasche ab und beschloss, mich etwas umzusehen. Als ich das Zimmer wieder verließ stieß ich mit einem jungen Mann zusammen. Ich prallte zurück, blieb aber auf den Füßen. Er hatte weniger Glück und landete auf dem Rücken.
„Entschuldigung.“ sagte ich höflich und hielt dem Mann meine Hand hin. Das war
anscheinend das, was Menschen in solchen Situationen taten, denn man hatte mir
eingeschärft wie ich mich zu verhalten hatte. „Danke.“ murmelte er und nahm meine Hand an. Ich zog ihn auf die Füße, wobei ich anscheinend etwas zu viel Schwung hatte, denn er wurde eher auf die Beine gerissen als gezogen. Er blickte mich leicht pikiert an, anscheinend war das mit dem unauffällig sein gar nicht so einfach. Ich stellte mich schon darauf ein ihn töten zu müssen da ich ihm als ungewöhnlich aufgefallen war, als er plötzlich lächelte und sagte „Du bist doch Saya Hirono, oder? Man hat mir bereits von dir erzählt du warst doch diejenige, die Pat und Lio fertig gemacht hat, unsere beiden Wachen. Jedenfalls weiß ich jetzt wie du das geschafft hast. Du musst wissen bis jetzt, hat es nur einer in die Armee geschafft während sie Dienst hatten und derjenige ist schließlich innerhalb von 2 Monaten zu unserem Anführer geworden.“ Er lächelte. Ich war plötzlich erregt, hatte er Anführer gesagt? Wenn dieser Typ die Wachen besiegt hatte, so wie ich, dann musste er stark sein, denn auch wenn es mir leicht gefallen war sie zu besiegen waren sie sehr stark, das wusste ich. „Mein Name ist übrigens Ciro Hataro, ich bin erster Untersekretär der Chefetage. Hast du Lust mit mir zu Mittag zu essen? Ich war grade auf dem Weg zu unserem Speisesaal und du hast doch sicherlich Hunger nicht wahr?“ Er hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und nickte, „Ja ich würde sehr gerne mit Ihnen zu Mittag essen.“ Während ich das sagte bemerkte ich etwas Merkwürdiges in mir. Es war fast als wäre meine Antwort nicht nur aufgrund meines Auftrags positiv ausgefallen. Aber das konnte nicht sein. Es war mir nicht gestattet jemanden zu mögen oder mich gar mit ihm anzufreunden, Ich dürfte solche Gedanken eigentlich nicht einmal haben. Es war mir verboten worden mich an Menschen zu binden. Was war das also jetzt? Ich war beunruhigt. Konnte es sein das… Nein das war unmöglich, ich war wohl einfach so sehr auf meinen Auftrag versessen, das mich die Erfüllung so zufrieden machte… ja das musste es sein. „Alles in Ordnung?“ Ciro sah mich besorgt an. „Du siehst so abwesend aus.“ „Nein nein… alles in Ordnung, ich habe nur nachgedacht.“ ich lächelte und freute mich aus irgendeinem Grund über sein erleichtertes Gesicht. Was stimmte bloß nicht mit mir? ICH DURFTE DAS NICHT! Ich durfte nicht erfreut sein oder was auch immer. Ich war oder besser sollte doch Gefühllos sein.
Circa 1 Stunde später, nachdem Ciro mir das gesamte Gelände gezeigt und wir gegessen hatten, lag ich in meinem Bett. Ich hatte eben mit Takuya telefoniert. Sie war erleichtert gewesen, dass ich so einfach in die Firma gekommen war. Von den merkwürdigen Regungen meines Gehirns in Bezug auf Chico hatte ich ihr nicht erzählt. Es würde sie nur beunruhigen und ich wollte es mir ja selbst nicht eingestehen.
Ich schloss die Augen und die Engin-Eyes taten ihre Arbeit.


Der ATNWA-Alltag

Ich war jetzt schon fast eine Woche Mitglied der ATNWA, der „AgainstTheNewWorldArmy“ und hatte noch immer keine Ahnung, wer mein Zielobjekt war, denn der Anführer der Armee, den alle nur *Bro* nannten ließ sich nicht mal zu den Mahlzeiten blicken. Seine Anweisungen kamen entweder über Ciro oder über Lautsprecher und es schien, als wüsste niemand wer *Bro* wirklich war. Während mein Meister immer ungeduldiger wurde und mich zur Eile antrieb, wurde ich zur Haupttrainerin der Kampfeinheit ernannt. Außerdem schien innerhalb weniger Tage die ganze Organisation zu wissen, dass ich die einzige, mal abgesehen von Bro, war, die es jeh an Pat und Lio vorbeigeschafft hatte. Man munkelte sogar, dass ich stärker als Bro selbst sein könnte. Aber natürlich hatte noch nie jemand meine volle Kraft gesehen. Ich verbrachte also die meiste Zeit mit dem Training der Neulinge und obwohl die meisten erbärmlich langsam lernten machte es mir immer wieder Spaß ihre Vorschritte zu sehen, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte und es mich sehr beunruhigte. Mir fiel auf, dass ich sehr viel Zeit mit Ciro verbrachte. Ich versuchte mir ständig einzureden, dass ich es nur tat um mehr über *Bro* zu erfahren, denn schließlich war Ciro einer der wenigen die ihn kannten, doch unsere teils stundenlangen Gespräche drehten sich über alles andere aber nicht über Bro. Das merkwürdige Empfinden in mir schien immer stärker zu werden jeh öfter ich ihn sah und wenn ich ihn nicht sah trat in mich eine Leere, die ich mir nicht erklären konnte. Ich wusste nur zwei Dinge: 1. Mir ging es besser, wenn Ciro in meiner Nähe war und 2. Das war alles andere als gut! Aber was sollte ich machen? Ich dachte oft stundenlang über das nach was mit mir passierte und fing an zu denken, dass es ja nicht unbedingt negativ war jemanden zu mögen, warum war es mir also verboten worden? Und jedes Mal wenn ich die Entscheidungen meines Meisters in Frage stellte durchfuhr mich innerlich ein Schock. Was tat ich denn da? Statt mich hier von irgendwelchen Gefühlen überrollen zu lassen sollte ich mir lieber Sorgen machen wie ich an die Identität von *Bro* kommen könnte und vor allem wie ich ihn beseitigen könnte. Aber nein ich saß stundelang rum und dachte über Ciro nach. Langsam wurde mir das zu viel. Und wenn ich dann mal nicht nachdachte erledigte ich die kleineren Aufträge meines Meisters. Denn auch wenn *Bro* mein Hauptziel war, war es bei weitem nicht so, dass er der einzige war der einer neuen Welt im Wege stand. Als erstes hatte ich den Trainer der Kampftruppe zu beseitigen. Das war auch der Grund warum ich diese Person besetzen konnte, was mein Meister als positive Entwicklung bezeichnete. Bei diesem Auftrag war es mir schwer gefallen es nach einem Unfall aussehen zu lassen, denn wenn es nach einem Mord ausgesehen hätte wäre das sehr schlecht gewesen, schließlich war ich ja grade erst dazu gekommen und nur wenige trauten mir. Also ließ ich es so aussehen als hätte er sich bei einem Sturz auf der Treppe das Genick gebrochen. Natürlich blieb es nicht bei dem einen Auftrag und ich begann mich zu fragen warum diese Menschen sterben mussten. Alles wofür sie kämpften war doch, dass sie weiterhin in Freiheit leben konnten… Nur leider war es genau das, was sie nach Auffassung meines Meisters nicht durften, also mordete ich weiter und immer weiter. Auf der einen Seite befriedigte es mich noch immer, die Aufträge meines Meisters zu erfüllen. Auf der anderen Seite begann ich sie anzuzweifeln. Nachdem mich nun alle kannten wurde es auch immer schwieriger die Aufträge zu erfüllen. In letzter Zeit hatte es aber glücklicherweise keine Anweisungen für mich gegeben, ob es daran lag, dass ich schon so viele umgebracht hatte, oder daran, dass meinem Meister keine neuen Informationen vorlagen konnte ich nicht sagen. Jedenfalls war ich sehr glücklich, dass ich nicht mehr morden musste. Doch das sollte ich nur allzu bald ändern.

Auftrag Nummer 20

„… ja… ich habe verstanden.“ Ich stand am Fenster meines Zimmers, es war kurz vor 6 und ich hatte grade mit Takuya telefoniert. Es gab wieder etwas für mich zu tun. Ich stand regungslos da und betrachtete den Himmel. Ich hatte es kommen sehen und doch gehofft das es nicht soweit kommen würde. Ich musste es tun, dass wusste ich aber ich sträubte mich auch nur an das zu denken was passieren musste. Ich wollte das nicht tun. Aber es war mir nicht möglich es zu verhindern. Es musste passieren.
Es klopfte an meiner Tür. „Saya, kommst du?“ Ciro wartete wie jeden Abend darauf, dass ich mit ihm Essen ging. „Ja ich komme!“ Ich schob den Auftrag beiseite. Dafür war später noch Zeit. Im Speisesaal setzten wir uns an unseren üblichen Tisch. Wir aßen schweigend. „Ehm… Saya… ist alles in Ordnung? Schmeckt es dir heute nicht?“ Ich hatte mein Essen nicht angerührt, ich konnte nichts essen. „Nein, nein…“ ich lächelte, „Ich habe nur grade keinen Hunger, es ist alles okay.“ „Dann ist ja gut.“ sagte Ciro beäugte mich aber noch immer besorgt. Nach dem Essen trennten Ciro und ich uns, er musste noch ins Büro und ich in die Sporthalle, um das Abendtraining zu beaufsichtigen. Es war kurz vor 10 als endlich die letzten die Sporthalle verließen, einige wünschten mir noch gute Nacht bevor sie verschwanden und wie so oft wünschte ich, ich könnte einer von ihnen sein. Ich setzte mich auf eine Bank und dachte nach, versuchte einen Weg zu finden es nicht zu tun aber es war ein direkter Befehl gewesen, ich war darauf programmiert Befehle auszuführen. Es führte kein Weg daran vorbei. „Saya?“ der Schock diese Stimme zu hören war härter als ich es erwartet hatte. Warum? Warum musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Alleine und ohne Schutz… warum? „Ist alles in Ordnung? Ich wollte dich in deinem Zimmer besuchen, aber du warst nicht da und ich habe mich gefragt wo du bist… Was tust du hier so ganz alleine mitten in der Nacht?“ Ich drehte mich langsam und beherrscht um. Ich MUSSTE es tun, ganz egal was ich dabei fühlte. Ich sah ihm in die Augen. Ciro stand im Eingang zu den Umkleideräumen und blickte mich besorgt an. Es musste sein. „Was,,, was ist mit dir?“ Ciros Stimme klang besorgt aber auch eine Spur ängstlich. Ich erhob mich und ging auf ihn zu. „Ich war es…“ Ich würde ihm alles erklären, ich wollte, dass er es verstand bevor ich ihn umbrachte. „Du warst was?“ fragte er und wich einen Schritt zurück. Ich trat mit atemberaubender Geschwindigkeit hinter ihn. Er zuckte zusammen als er meine Hände auf seinen Schultern spürte. „Ich habe sie alle umgebracht. Ich war es die dem Haupttrainer das Genick brach. Ich bin eine Waffe, eine Spionin der NW-Society mein Name ist 32 und ich habe den Auftrag bekommen der *Neuen Welt* die Steine aus dem Weg zu räumen. Ciros Augen weiteten sich, er schluckte. „Und ich bin einer dieser Steine? Du wirst mich jetzt umbringen?“ er klang ruhig und gefasst. „Ja!“ antwortete ich und verstärkte meinen Griff an seinen Schultern. „Es tut mir leid.“ flüsterte ich. „Schon okay… ich werde dich immer als meine Freundin betrachten, egal ob du eine Mörderin oder eine Heilige bist. Für mich wirst du immer Saya bleiben.“ Diese Worte waren wie ein Schlag für mich. Ein Schlag mitten in mein kaltes Herz. „Ich danke dir für alles. Danke das du mir gezeigt hast was Freundschaft ist. Ich will das hier nicht tun. Aber ich muss. Es ist zu spät. Es tut mir leid. Vergib mir.“ und ohne ihn dabei anzusehen brach ich Ciro das Genick. Er erschlaffte und sank in meine Arme. In mir breitete sich eine Leere aus, die schlimmer war, als alles was ich bis jetzt empfunden hatte, was hatte ich bloß getan? Ich blieb noch eine ganze Weile neben meinem ersten besten Freund sitzen, betrachtete sein Gesicht und versuchte mich nicht von der Leere in mir übermannen zu lassen. Als es schließlich hell wurde, platzierte ich ihn so auf einem Absatz, dass es aussah als sei er gestürzt und begab mich in mein Zimmer. Ich lag auf meinem Bett, schloss aber die Augen nicht. Ich wollte nicht vergessen, nicht in die dunkle Schwärze des Schlafes sinken. Was würde jetzt geschehen? Würden sie Ciro beerdigen? Würden sie ihn gebührend verabschieden? Dunkle Gedanken schlichen sich in meinen Kopf. Jedes meiner Opfer schwamm vor meinen müden Augen in der Dunkelheit. Mir vielen die Augen zu. Schwärze. Es war vorbei… alles war vorbei.
Am nächsten morgen ging ich zum allerersten Mal alleine zum Frühstück. Ich aß nicht. Ich saß nur schweigend da und starrte auf den Ciros leeren Stuhl. Einige meiner Schüler waren gekommen um mir ihr Beileid zu zollen. Es war allen klar, dass ich ihn vermisste. Wir waren schließlich immer zusammen gewesen. Ich hätte mir gewünscht sie wären alle weg geblieben. Ihre tröstenden Worte machten alles nur noch schlimmer. Sie sorgten nur dafür, dass mich jedes Mal ein Schmerz durchfuhr wenn ich Ciros Namen hörte. Mein Meister war natürlich äußerst zufrieden gewesen, als ich ihm vom Erfolg meiner Mission berichtet hatte. Doch zum ersten Mal erfüllte mich das nicht mit einem Gefühl der Freude und Zufriedenheit. Ich hatte es ja kommen sehen. Ciro war eine wichtige Person in der Organisation sogar einer der wichtigsten soweit ich das wusste. Der einzige Grund, warum er nicht schon viel früher hatte sterben müssen, war, dass mein Boss nichts von ihm gewusst hatte. Ich begann mich selbst zu hassen, dafür, dass ich ihn umgebracht hatte, dafür, dass ich ihn vermisste, dafür, dass ich existierte! Ich beschloss diesen Gefühlen einen Riegel vorzuschieben.

Der Fehler im Plan

Die Aufträge gingen weiter und ich führte sie weiter aus, als ob Ciro nur irgendjemand gewesen wäre. ich mordete, ich arbeitete, ich spionierte, alles war wie immer. Doch mit der Zeit begann das Schloss das ich vor meine Gefühle geschoben hatte zu rosten und ich wusste es würde nicht mehr lange halten.
Mit jedem Mord den ich beging rückte der Zeitpunkt näher, an dem es soweit sein würde. Jedes mal wenn ich jemanden umbrachte sah ich Ciro vor mir. Und ich hörte ihn noch einmal sagen: Es ist mir egal ob du eine Mörderin bist für mich wirst du immer Saya bleiben. Wäre es einfacher für mich gewesen wenn er mich gehasst hätte? Wahrscheinlich. Denn ich hatte es nicht verdient, dass er mich seine Freundin nannte. Ich hatte ihn umgebracht. Ich hatte sein Leben beendet. Und ich begann mich gegen die Aufträge zu sträuben. Es war als wäre eine innere Gewissheit in mir zerbrochen. Die Gewissheit das das was ich tat richtig war. Denn obwohl ich weiter mordete war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich glaubte sogar allmählich das nicht die rebellierenden sondern die NW-Society die ‚Bösen‘ waren.
Nach außen hin wirkte ich wie immer. Ich trainierte meine Truppe und verhielt mich unauffällig. Doch in mir herrschte Krieg. Der Krieg zwischen richtig und falsch. Gut und Böse. Ich wünschte mir nichts mehr als ein normaler Mensch zu sein. Nichts mehr als das es endlich aufhörte. Doch es hörte nicht auf. Es ging immer weiter. Es würde erst enden wenn mein Auftrag erledigt war. Aber was dann. Es würden neue Aufträge kommen. Ich würde weiter morden müssen. Würde mich weiter selbst zerstören. Es würde nie aufhören. Denn sterben konnte ich nicht. Wer würde es auch schon schaffen mich zu töten. Und würde es überhaupt etwas nützen? Würde es dann aufhören? Würden diese Qualen endlich aufhören? Die Gefühle und Gedanken die ich hatte zerfraßen mich innerlich, zersetzten mein ganzes Sein. Ich wollte nicht mehr. Wollte nicht mehr töten, nicht mehr leiden. Doch ich tötete und litt weiter. Ich tat alles was mein Meister von mir verlangte. Und vielleicht würde der Tag kommen an dem ich Erlösung finden würde.
Das war der einzige Fehler den mein Ich hatte. Der einzige Fehler der Takuya bei meiner Erschaffung unterlaufen war. Ich fühlte und das war der größte Schwachpunkt den ich hatte.

Während ich so vor mich hin vegetierte, kam ich meinem eigentlichen Ziel immer näher. Denn obwohl ich das töten der Menschen mittlerweile verabscheute, brachte es mich nach vorne. Es würde nicht mehr lange dauern bis ich ihm gegenüber stand. Doch würde ich überhaupt in der Lage sein ‚Bro‘ zu töten? So wie es mir jetzt ging, war es ja schon schwer genug für mich zu morden. In ein oder 2 Wochen würde ich nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun können, geschweige denn einen Menschen töten. Ich musste das in den Griff kriegen. Aber ich hatte ja Gott sei Dank noch genug Zeit, denn Takuya zufolge dauerte es noch mindestens 2 Wochen bis ich Zugang zu Bros Identität hatte, und ich würde mich sicherlich nicht beeilen. Wie viel Zeit mir wirklich noch blieb konnte nicht natürlich nicht ahnen.

Der Plan

Früh am nächsten morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen, klingelte mein Handy. Ich ging ran. Ich erwartete Takuya zu hören, denn sie war es die mich immerzu anrief, doch an diesem Morgen war es mein Meister persönlich.
„32, hier ist ONE, in welcher Verfassung befindest du dich?“ es war die Routinefrage die Takuya mir ebenfalls jeden Morgen stellte. Und wie so oft beantwortete ich sie nicht Wahrheitsgemäß „Gut Meister.“ „Ausgezeichnet… es gibt Arbeit für dich. Dein Auftrag wird bald zu Ende sein. Wir haben einen Plan entwickelt, der es dir ermöglichen wird in das Büro dieses ‚Bro‘ einzudringen.“ „Ich höre.“
Nachdem ONE mir alle Einzelheiten erklärt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Essen. Wie immer saß ich da und starrte Ciros Stuhl an. Was würde er zu dem sagen was heute passieren würde? Würde er mich endlich für das hassen was ich tat? Das würde er sicherlich. Ich hasste mich ja schon selbst dafür! Ich erledigte meine Aufgaben zuverlässig wie immer. Als ich dann abends in mein Zimmer ging blickte ich alle 2 Minuten auf die Uhr. Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Und als es Punkt Mitternacht war, erschütterte eine Explosion das ganze Gebäude. Es ging also los. Als ich auf den Gang gehastet kam stürmten viele Kämpfer an mir vorbei. Sie würden alle sterben. Sie liefen grade zu in ihr Verderben. Ich dagegen rannte in die entgegengesetzte Richtung, nicht in die Richtung aus der die Explosion kam, sondern in die Richtung, die zur Chefetage führte. Ich begegnete fast niemandem. Die wenigen die mich bemerkten ignorierten mich. Ich rannte ins Treppenhaus. Die Chefetage war die Oberste. Das wusste ich. Ich hastete die Treppen hinauf. Ich hatte nur diese eine Chance. Als ich oben angekommen war spürte ich mein Herz schnell schlagen. Warum schlug es grade jetzt? Jetzt wo doch gleich alles vorbei sein würde. Ich würde nur noch einen Mord begehen müssen. Und befreit von diesem Gedanken trat ich durch die Eichentür vor mir. Ich gelangte in einen Raum, der mir unerklärlicherweise bekannt vorkam. Ich fühlte etwas wie Geborgenheit und Schutz. Aber warum? Hinter dem Schreibtisch. Den Rücken zu mir gedreht saß ein Mann in einem Ledersessel. Er blickte aus dem Fenster. Er war ruhig. Schien nicht überrascht, dass ich da war. Oder hatte er mich noch nicht bemerkt?
Ich bewegte mich auf ihn zu und blieb abrupt stehen, als er zu sprechen begann: „Ich habe dich schon erwartet 32.“ diese Stimme… die Tatsache das er meinen richtigen Namen kannte war nichts im Vergleich dazu, was ich bei dem Klang seiner Stimme empfand. Ich kannte diese Stimme, sie war mir so… unendlich vertraut. Aber woher… ich hatte sie noch nie gehört. Oder doch? Meine ganze Existenz drehte sich. Und ich stellte die Fragen, die ich schon so lange hatte Fragen wollen. Ich stellte sie mir selbst. Wer war ich? Was war ich? Wo kam ich her? Wie war es möglich, dass ich diese Stimme kannte?! „wer bist du?“ ich wusste nicht warum ich das wissen wollte, ich würde ihn ja sowieso gleich umbringen. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich es einfach wissen. „Wer ich bin ist unwichtig, aber ich möchte dir eine Geschichte erzählen, wenn du Zeit hast.“ „Ich werde dich gleich umbringen! Und da redest du hier so lässig vom Geschichtenerzählen?“ seine lässige Art machte mich wütend, auch wenn ich die Geschichte gerne hören wollte, denn aus irgendeinem Grund wusste ich, dass sie mir helfen würde zu verstehen. „Ich weiß nicht ob du mich gleich umbringen wirst oder nicht… aber ich will dir zuerst diese Geschichte erzählen. Es ist mir wichtig, dass du sie kennst. Danach kannst du entscheiden ob du mich umbringen wirst.“ er sagte es wieder so lässig wie zuvor, ich verstand das einfach nicht wie konnte er im Angesicht des Todes so lässig sein? Und außerdem, es war ihm wichtig, dass ich zuhörte? Er kannte mich doch gar nicht, wie konnte er sicher sein das es für mich wichtig war?! Und als hätte er meine Gedanken gelesen sagte er, anscheinend mit einem Lächeln „Sei versichert ich kenne dich besser als du dich selbst!“ „Na gut dann rede schon! Ich werde dich so oder so umbringe du zögerst es nur hinaus, aber wenn es dir so wichtig ist, von mir aus!“ Ich setzte mich in eine Ecke und wartete darauf das er begann zu erzählen, denn natürlich war ich auch froh über jeden Grund es hinauszuzögern. Und er begann.

Die Geschichte, die ich schon kannte

„Vor 3 Jahren, da war ich grade 18 geworden, begann die NW-Society Mitglieder zu rekrutieren. Dabei war es Ihnen ganz egal, ob es Frauen, Männer oder Kinder waren, die sie anwarben. Ich sage anwarben, da ich kein besseres Wort für das weiß was sie taten. Sie entführten die Menschen, nicht alle, denn manche wollte es so, diese Dummköpfe. Sie waren besessen von dem Gedanken an eine neue Weltordnung, sie dachten, sie würden die Welt als NW-Regime regieren, gemeinsam mi ihren Bossen. Wie dumm sie waren. Wie egoistisch, Einer dieser Menschen… war mein Vater. ER trat der Organisation bei. Verbreitete ihre Praktiken und lebte nach ihrem Gesetz. Bis er schließlich erkannte, dass es bei der Organisation nur darum ging, einem einzelnen Mann, genannt ONE, die Herrschaft zu verschaffen. Er wollte raus aus der Organisation, mit mir und meiner Mutter fliehen. Doch wenn man einmal drin war, kam man nicht mehr raus. Sie brachten ihn um. Mit einer ihrer Waffen. Und hier kommt der für dich interessante Teil 32, denn ab jetzt erzähle ich von den menschlichen Waffen, die die NWS erschuf um uns normale Menschen zu beseitigen, die ihnen im Wege standen. Der NWS waren Menschen als Kämpfer nicht genug. Hatten sie doch alle die eine große Schwäche, die man Gefühle nannte. So begannen sie damit die *Fehler* der menschlichen Rasse zu beheben. Sie verstärkten ihre Körper, löschten die Eigene Meinung und programmierten ihnen ein, dass es nichts Wichtigeres als die NWS gab. Bis jetzt gibt es 32 von diesen ‚Geschöpfen‘ du warst das letzte, dass sie erschaffen haben. Du bist die letzte der sogenannten >Numbers<. Ihr seid eine Art Roboter, umprogrammierte Menschen, die übermenschliche Kräfte erhalten haben, und den Befehlen der NWS folge leisten. Ihr habt keine Gefühle, ihr habt keine eigene Meinung und ihr hättet sicherlich auch kein Herz wenn ihr es nicht zum Leben bräuchtet. Ihr seid Marionetten, oder besser solltet ihr das sein. Aber ich denke, dass sich immer wieder Fehler eingeschlichen haben. Manche Numbers entwickelten Gefühle die sie nicht verarbeiten konnten, andere verloren die Kontrolle über sich und ihre Kräfte. Sie wurden zu gefährlich. Alle wurden beseitigt. Und zwar immer von ihren Nachfolgern, denn genauso wie die 30 & 31 umgebracht hast, haben die beiden Ihre Vorgänger umgebracht. Na ja… aber das ist noch nicht alles, dann meine Schwester… wurde zu einer >NumberDie Vergangenheit

Seine grünen Augen durchbohrten mich. Er blickte mich an, ihm standen Tränen in den Augen und doch lächelte er. Dieses Gesicht… dieses Gesicht hatte es ausgelöst… In mir explodierte etwas. Erinnerungen und Gefühle strömten gleichermaßen in meinen Körper zurück.
Ich als junges Mädchen… bevor ich zur Waffe wurde. Es gab also eine Zeit bevor ich zur Waffe wurde? Ich erinnerte mich auch an meine Entführung und an die Zeit davor… und… an meine Familie… meinen Vater, meine Mutter, meinen Bruder, unser Haus… einfach alles.
Ich war glücklich gewesen… hatte Freunde gehabt und einen Bruder der mich liebte… doch dann kamen sie und nahmen mir alles was ich jeh gehabt hatte. Sie hatten meine Erinnerungen gelöscht, hatten mir meine Persönlichkeit genommen und meine Meinungsfreiheit gestohlen. Sie machten mich zu einer Marionette. Sie zwangen mich Dinge zu tun die ich nicht gewollt hatte. Demütigung, Trauer, Wut, Freude, Schuldgefühle, Verlust. All‘ diese Gefühle wurden zu viel für mich. Ich brach zusammen. ich begann zu weinen. Heiße Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich hatte sie alle umgebracht, ich war eine Mörderin, ich hatte meine Familie verraten und nicht nur das. Ciro der einzige den ich jeh wirklich sehr gemocht hatte, war durch meine Hand gestorben und er haste mich nicht dafür. Warum hasste er mich nicht? Wenn ich mich doch so sehr dafür hasste was ich getan hatte? Wie hatte ich das tun können? Wie hatte ich zu einer Number werden können? Wie konnte ich das alles vergessen haben? Wie konnte ich vergessen wie man liebt. Ich lag auf dem Boden des Büros und weinte… und ich würde so schnell nicht mehr aufhören. Ich weinte alles aus mir heraus, was Tränen verdient hatte. Die ganzen Menschen die ich umgebracht hatte erschienen mir vor den Augen. Ciro und seine letzten Worte gingen mir unendlich oft durch den Kopf. Ich kam mit alledem nicht mehr klar. Ich konnte nicht mehr. Ich hielt das nicht mehr aus. Ich wollte sterben. Ich wollte endlich, dass es aufhörte.
Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken. Es war die Hand meines großen Bruders. Simon hockte neben mir auf dem Boden und tätschelte mir den Rücken. Er sah mich an. Mit demselben Blick dem er auch immer aufgesetzt hatte als ich noch ein kleines Mädchen war. Der Blick eines großen Bruders, der seine kleine Schwester liebt. Wie konnte er mich so ansehen… nachdem ich all‘ das getan hatte? Wie konnte er mich noch immer lieben?
„HASS MICH“ schrie ich ihn unter Tränen an. „HASS MICH FÜR DAS WAS ICH GETAN HABE. HASS MICH DAFÜR!“ „Nein.“ sagte er schlicht und zog mich an seine Brust. „Wie könnte ich dich jeh hassen Rika? Du bist und bleibst meine kleine Schwester egal was du tust.“ Wie konnte er mir das antun? Warum hasste er mich nicht? Warum? Warum leibte er mich immer noch? Ich hielt das nicht mehr aus ich war ein Monster. Eine Bestie, die über 20 Menschen umgebracht hatte. Ich hatte es nicht verdient zu Leben. Ich hasste mich dafür, dass alle anderen mich nicht hassten!

Verschwinden

Ich fasste mich wieder. Es gab jetzt nur noch eins was ich tun musste.
„Du weißt was jetzt passieren muss?“ fragte ich meinen Bruder. „Du weißt welcher der Weg ist um es zu beenden?“ Simon blickte mich schockiert an. „NEIN! Das werde ich nicht tun! Das kann ich nicht! Wie kannst du das von mir verlangen?“ „Bitte!“ ich blickte ihm ernst in die Augen und wieder kamen mir die Tränen.
„Ich halte das nicht mehr aus, Simon. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Das wird mir zu viel, Es gibt keinen anderen Weg. Wenn ich nicht mehr bin kannst du ONE beseitigen und unseren Vater rächen. Simon bitte. Ich will wenigstens zu etwas gut sein. Sorg dafür, dass ich nicht mehr leide. Ich bin innerlich zerstört. Ich kann nicht mehr. Ich halte es nicht länger aus. Erlös mich endlich!“
Simon sah mich an. Dann nickte er leise. „Ich wollte nicht das es so endet Rika… aber du hast recht es geht nicht anders… das ist der einzige Weg auf dem du Frieden finden kannst. Ich werde es tun Rika… und es tut mir leid das ich dich damals nicht beschütze konnte. Wäre ich damals stark genug gewesen wäre es nie so weit gekommen. Es tut mir leid.“ Er stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er zog eine Waffe aus der Schublade und kam zurück.
Er setzte mir die Pistole an die Stirn und wieder liefen ihm die Tränen über die Wangen. Ich lächelte ihn an. Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Es würde nur eine Erlösung sein. Ich erwartete die Dunkelheit mit Spannung. Es tat mir Leid, dass ich das von ihm hatte verlangen müssen… aber… es war der einzige Weg.
Endlich würde es enden. Endlich würde das alles ein Ende haben. Die Qualen würden aufhören. Würde man mir verzeihen? Ich hoffte es. Würde Simon mir verzeihen können? Vielleicht würde er irgendwann vergessen können was ich egtan hatte.
„Tu es!“ flüsterte ich.
Er drückte ab.
Es war vorbei

Dunkelheit umfing mich

Mein Name war Rika und das war meine Geschichte

Impressum

Texte: Öhm... alles meins ^_^
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme das Buch unter anderem meinem Sinchen, dass mir beim Namen suchen geholfen hat danke dafür =)

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