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Nur eine Verrückte
Ein Streifen Licht durchdrang das dunkle Zimmer, wie ein Hoffnungsschimmer. Doch ich hatte schon lange keine Hoffnung mehr, nicht in mich und nicht in irgendjemanden! Zu oft musste ich in die grauenhafte Zukunft anderer sehen, war es langsam leid all das Leid der Zukunft zu sehen. Die Vorhänge vor meinem Fenster bewegten sich auf und ab. Je länger ich auf den Streifen Licht sah wurde mir beusst, dass jeder Streifen Licht auch eine dunkle Seite hatte, das was er nicht beleuchtete hatte Schatten, die nun an den Wänden tanzen. Hässliche Kreaturen die mir schon seit ich 6 war Angst machten, es war lächerlich das ich noch mit 16 Angst vor der Dunkelheit hatte, doch es ließ sich nicht ändern. Ich zog mir meine Bettdecke bis zum Kinn und versuchte die Gestalten die an meinen Wänden tanzten vollends zu ignorieren. Ab und zu musste ich doch ein Blick auf sie werfen, doch ich zuckte dabei immer wieder zusammen. Vorsichtig stieg ich aus meinem Bett, darauf bedacht keinen von den Schatten zu berühren. Die alten Holzdielen im Flur ächzten unter meinem Gewicht. Ich hatte mich nicht getäuscht, die Schatten verfolgten mich immernoch sie liesen mich nicht in Ruhe, nicht einen Augenblick. Ich ging die Pendeltreppe hinunter und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein um meine Mom und meine kleine Schwester nicht auf zu wecken. Mein Dad war tot, bei einem Autounfall gestorben ich war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 7 Jahre. Es ist nun schon 9 Jahre her, doch der Schmerz ist nie verschwunden. Als ich auch noch die Pendeltreppe ohne einen Mucks runter geschafft hatte kramte ich unseren Haustürschlüssel aus der Komode neben der Tür. Als ich das kalte Metall in den Händen hatte schloss ich die Haustür auf. Dann verschwand ich in der Dunkelheit. Kühle Luft empfing mich sodass ich leicht zu frösteln begann, ich rieb mir meine Arme und versuchte die Kälte zu vertreiben. Der Stoff meines Pyjamas war nur dünn und ich war Barfuß, trotzdem ging ich hier durch unseren riesigen Garten wie eine Verrückte die Nachts nichts besseres zutun hatte. Eine Verrückte, um genau zu sein war ich das auch, jedenfalls sagte das jeder aus meiner Schule. Ich war eben anders

, schließlich konnte ich in die Zukunft sehen, ich sah Geister und ich bsuchte Nachts immer meine tote Grandma. So wie heute. Ohne ein Geräusch zu erzeugen ging ich durch das bei Nacht graue Gras. Es war etwas nass und es piekste ein kleines bisschen, trotzdem liebte ich es Barfuß durch das Gras zu laufen. Ich versuchte bei der Dunkelheit etwas zu erkennen doch ich schaffte es nicht auf anhieb, ich musste die Augen zusammen kneifen um unser Familiengrab zu erkennen. Ich ging vor einem großem Grabstein zu Boden wo in Großbuchstaben stand: Mary Julia Franklin.
"Grandma?", fragte ich mit leiser Stimme. Nichts. Ich seufzte, ob sie mich heute überhaupt sehen wollte? Meine Finger vergruben sie im nassen Gras und ich flüsterte:
"Grandma? Bist du hier?" Eine leichter Nebel tat sich als Antwort auf und eine Gestalt kam aus ihr heraus. Sie sah nicht so aus wie ihr euch einen Geist vorstellt. Die alte Frau war nicht durchsichtig, sie sah aus wie eine gewöhnliche ältere Frau nur konnten die anderen Menschen sie nicht sehen und nicht anfassen. Nur ich konnte sie sehen, doch anfassen konnte ich sie auch nicht.
"Ja, Cassie?"
"Oh Granny! Ich hab wieder die Zukunft gesehen! Und du glaubst gar nicht was

ich gesehen habe!" ,sagte ich aufgeregt.
"Nein wie sollte ich?", lachte Mary und ließ sich auf einem Stein neben mir platz.
"Mom will mich auf ein Internat schicken.", gab ich niedergeschlagen von mir. Granny sah mich mit leeren Augen, sie wirkte kein bisschen überrascht.
"Vielleicht ändert sich die Zukunft ja.", murmelte sie. Ihr Blick schweifte auf unseren See, das Licht des Mondes spiegelte sein ganzes Antlitz auf dem See wieder und verlieh dem See ein strahlendes Funkeln.
"Das wird sie nicht, Mom hält mich für verrückt." Ich erinnerte mich daran, wie sie mich zu diesem schrecklichen Thsychater gebracht hatte, weil ich ihr erzählt hatte ich könne Geister sehen. Eigentlich wollte ich ihr auch noch erzählen, dass ich auch in die Zukunft sehen konnte, dies hatte ich aber nach dem Besuch beim Thsychater unterlassen.
"Deine Mom ist seit dem tot meinen Sohnes ziemlich dumm geworden."
"Wie meinst du das?", fragte ich etwas empört.
"Sie war doch irgendwann so verzweifelt das sie sich betrunken von irgendeinem schwängern lassen hat." Ich nickte, so enstant meine kleine Schwester Zoey, die Arme hatte ihren Vater nie gekannt. Obwohl sie erst 5 war, war es eine lange Zeit ohne Vater. Seufzend spürte ich Müdigkeit in mir aufkommen. Ich spürte ich wie meine Augen schwer wurden, meine Lieder schlossen sich und ich sackte zur Seite. Dann versank ich in die Welt der Zukunft. So verliefen meine Visionen immer wenn ich müde war.
Ich sah vor meinem Inneren Auge erst alles verschwommen, dann klärte es sich und wurde langsam scharf. Ich fand mich in einem Raum wieder ohne, dass ich wirklich

in dem Raum war. Ein Junge saß auf einem roten Sessel und schüttelte zweifelnd den Kopf.
"Dale!", meinte er anklagend.
"Was?", fauchte eine Stimme, die ganz aus der Nähe zu kommen schien.
"Was meinst du warum Dad uns hier her geschickt hat?"
Keine Antwort kam.
"Damit wir einmal normal

sein zu können! Und du

warst heute definitiv nicht

normal, ich mein: Was hat das Mädchen dir getan, dass du sie so anpflaumen musstest? Sie wollte doch lediglich ein Date!"
"Ich aber nicht!", knurrte die Stimme.
"Ich weiß wir sind keine Menschen, aber..."
Wie ein unerwünschter Gast wurde ich aus meiner Vision heraus gerissen. Meine Lieder zitterten, dann öffneten sich meine Augen langsam. Das erste was ich sah war grünes Gras und den Grabstein meiner Grandma, dann nahm ich eine Stimme wahr und mein dasein als Verrückte wurde mir schmerzlich bewusst.
Sie schrie:"Man Cassie! Du hast wohl den Schuss nicht gehört, oder? Jetzt bist du wohl ganz verrückt geworden, oder? Jetzt steh auf und mach dich fertig für die Schule! Was machst du beim Grab von William's Mutter?" Mom ließ die letztere Frage geschockt klingen, sodass ich mich wie ein Verbrecher fühlte. Obwohl ich doch eigentlich gar nichts gemacht hatte! Ich stand schwankend auf und spürte wie mein Blut heftig durch meinen Körper zu fließen begann.
"Wie gesagt Mom, ich kann ihren Geist sehen!"
Mom bewegte wegwerfend die Hand und meinte: "Du bist doch verrückt." Dann ging sie ins Haus, wahrscheinlich um Zoey für den Kindergarten fertig zu machen. Ich schloss kurz die Augen und ging in mich, ich musste feststellen das es weh tat, es tat immer wieder weh wenn Mom so mit mir redete. Als ich die Augen wieder öffnete sah ich Grandma die mir zuzwinkerte und darauf wieder verschwand.
"Ich bin nicht verrückt!", murmelte ich immer wieder vor mich hin während ich wieder ins Haus ging und dann gleich ins Badezimmer. Es war klein und diente nur seinem Zweck wie der Rest unseres viktorianischen Hauses. Ich sah in den Spiegel und blickte ein blasses Mädchen an. Deren Haare mondfarben waren und ihre Augen waren schwarz nur ein silberner Streifen trennte die Iris farblich von der Pupile. Ich seufzte tief ich sah schon anders aus mit meinem mondfarbenen Haar und den silber-schwarzen Augen, warum musste ich dann auch noch verrückt sein?! Ich machte mich fertig und ging in die Küche um mir meine Tasche zu nehmen und mir noch einen Müsliriegel einzupacken. Danach ging ich nach draußen und stieg in meinen silbernen VW. Der Weg zur Schule dauerte mal wieder nur eine Viertel Stunde in der ich noch ein wenig entspannte und träumerisch über die blühenden Felder starrte. Ich parkte auf dem Schulparkplatz und stieg aus. Wie immer ignorierten mich die anderen Schüler den ganzen Tag lang. Ich war für sie das komische

Mädchen was niemand ernst nahm. Aber das war gut, es tat weh, aber es war gut so. Jedenfalls redete ich mir das immer ein. Als ich nach der Schule wieder Nachhause ging roch ich schon in der Haustür den Geruch von Nuddeln mit Tomatensoße.
"Mom? Bist du schon wieder von der Arbeit da?", fragte ich verwirrt, denn Mom war Anwältin und desshalb nicht oft zuhause. Deswegen musste ich oft auf Zoey aufpassen. Ich lächelte, endlich hatte sie sich Zeit für uns genommen. Doch mein Lächeln verschwand augenblicklich, als ich zwei Koffer sah die auf der Treppe standen. Meine Koffer.
"Ja! Wir müssen unbedingt reden!", antwortete Mom mir. Mit einer schlimmen Vorahnung ging ich in die Küche, wo sie schon vor gefüllten Teller am Küchentisch saß.
"Setz dich." Ich nickte bloß und tat was sie mir sagte.
"Guten Appetit!"
"Gleichfalls", murmelte ich und fing an zu essen.
"Weißt du Cassie ich hab mir überlegt...", sie stockte, holte tief Luft und redete weiter, "dass es besser für dich wäre auf ein Internat zu gehen. Ich hab Angst Cassie! Ich hab Angst das du irgendwann so verrückt bist das man dich in eine Klapse steckt. Deswegen wirst du auf ein Internat gehen -schon morgen- zu Altgleichen, ich denke das ist das Beste. Vielleicht wirst du da ja normal? Wer weiß?" Sie sagte genau das

was ich auch schon in meiner Vision gehört hatte, nur diesmal tat es weh.
Sie beobachtete gespannt meine Reaktion, doch ich rührte mich nicht. Letzendlich stand ich einfach auf und ging die knarrende Pendeltreppe hoch in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich auf mein Bett und fing an zu weinen. Warum ich? Warum immer ich?


Wieso immer ich?
Ausdruckslos nahm ich meine zwei Koffer und legte sie in den Kofferraum meines VW's. Mom umarmte mich und fing in meinen Armen an zu weinen.
"Du weißt den Weg noch, nicht wahr?", schluchzte sie fragend.
"Ja Mom.", gab ich völlig emotionslos von mir. Ich drückte Zoey zum Abschied noch einen Kuss auf die Stirn. Dann stieg ich in meinen Wagen und fuhr los. Ohne mich noch einmal umzudrehen. Denn ich wusste was ich dort sehen würde; unser kleines Häuschen in dem ich aufgewachsen war, meine kleine Schwester Zoey die nun wahrscheinlich weinend in dem Arm meiner großen, blonden Mutter lag und unseren großen Garten. Obwohl Zoey und ich nur Halbschwestern waren hangen wir sehr aneinander, was wohl auch daran lag das ich immer auf sie aufpassen musste und wir so viel Zeit miteinander verbrachten. Ich spürte plötzlich wie etwas heißes meiner Wange hinunter lief. Ich wüschte es weg und sah wie Licht sich in meiner Träne sammelte und sie zu funkeln begann. Nicht nur Tauer lag in ihr, sonder auch Hoffnung aber auch Angst. Hoffnung auf diesem Internat endlich einmal Freunde zu finden und Angst genau das Gegenteil zu bekommen. Aber wieso sollte es anders laufen als in meiner Schule? Wieso sollten die Schüler mich dort akzeptieren? Erneute Tränen rannen meine Wange hinunter und die Angst gewann die Überhand. Erst spät merkte ich das ich mit voller Geschwindigkeit auf einen Baum zu raste, ich versuchte noch vor dem zu bremmsen, doch ich schaffte es nicht mehr und fuhr direkt in den Baum hinein. Sofort schoss der Airback hervor, gerade noch rechtzeitig bevor mein Kopf auf das Lankrad knallen konnte. Mein Kopf richtete sich wieder auf und ich sah geschockt auf mein zertrümmertes Auto.
"Och nee!", stöhnte ich und stieg aus dem Wagen. Dabei musste ich gegen die Wagentür treten

damit sie auf flog. Ich hatte nichts abbekommen, aber mein Auto! Zerbeuelte Stoßstange und zerkratzter Lack, na toll! Wieso immer ich? Was hab ich denn gemacht das ich so bestraft werden musste? Plötzlich hörte ich ein Grollen über mir und dann fing es an zu donnern und zu regnen. Ich stöhnte richtete mein Gesicht gen Himmel und schrie:
"Was hab ich falsch gemacht!?"
Dann setzte ich mich schmollend ins Auto und beobachtete den Regen, der an die -nicht mehr ganz so heilen- Scheiben hinunter lief. Er hinterließ eine nasse, glänzende Spur und ich guckte immer welcher Tropfen am schnellsten war.
"Was soll ich jetzt nur machen?", murmelte ich verzweifelt.

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Tag der Veröffentlichung: 03.08.2011

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