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Kapitel 1



Nach der Schule loggte ich mich sofort in meinen Facebook Account. Gestern hatte ich einen süßen Jungen kennengelernt, der auch an mir interessiert war. Schnell schaute ich ob er online war und- natürlich war er das. Mein Herz schlug ein bisschen schneller, als ich den Chat aufrief. Mein Vater sagte immer, dass Facebook ein "Verbrecherverein" war, aber das konnte ich ihm nie glauben.

"Hey", schrieb ich mit einem fetten Smiley dahinter.
"Endlich bist du da!", schrieb er zurück.
"Sorry, hatte Schule"
"Kein Problem. Ich konnte mir auch anders die Zeit vertreiben"

Ich grinste breit. Der Junge hieß Jake. Auf seinem Profilbild hatte er braune, kurze Haare und ein Engelsgesicht. Immer wenn ich es ansah, wurde ich rot und merkte ein Kribbeln im Bauch.

"Ich würde dich so gerne kennenlernen, Jake", schrieb ich hektisch und konnte die Antwort kaum abwarten.
"Ich dich auch, Claire. Wo wohnst du denn?"
Ich machte einen kleinen Freudensprung und schrieb schnell die Antwort.
"Dortmund. Nahe an einem Wald"
"Ich kann ja mal bei dir vorbeischauen, ich wohn ganz in der Nähe"
"Echt? Cool" Ich wurde nervös vor Aufregung und spielte mit einer meiner Haarsträhnen.
"Geht es schon morgen?"
"Natürlich!", schrieb ich hektisch.

"Schatz, gehst du mal vom PC weg?", rief meine Mutter von unten.
Ich verdrehte genervt die Augen. "Ich kann gerade nicht!"
Ich hörte jemanden die Treppe hochlaufen.
"Claire, bist du wieder auf Facebook?", fragte meine Mutter verärgert und stellte sich hinter mich. Schnell schloss ich den Chat. "Mom, das ist cool", jammerte ich.
Ich hatte ihr schon so oft erklärt, dass Facebook vollkommen ungefährlich war, doch sie hatte mir noch nie geglaubt.
"Mach den Computer aus", befahl sie.
"Nein!"
"Du sitzt immer den ganzen Tag an dem Ding und hast dich seit Ewigkeiten nicht mehr mit deinen Freunden getroffen!", warf sie mir vor und nahm mir die Maus aus der Hand.
"Ich bin nicht süchtig!", regte ich mich auf.
"Betroffende Hunde bellen" Mein großer Bruder lief gerade an meinem Zimmer vorbei und grinste böse.
"Daniel sitzt auch immer vor der Playstation!" Ich sah von Mom zu Daniel.
"Darum geht es doch gar nicht" Meine Mutter machte den PC aus. "Geh weg!", schrie ich. "Claire, nicht in diesem Ton!"
"Raus hier!" Ich versuchte, sie aus dem Zimmer zu schieben. Als ich es geschafft hatte, schloss ich die Tür ab. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und nahm mein Handy aus meiner Hosentasche. Der Display war zerkratzt, der Akku war schon tausendmal rausgefallen. Ich hatte mir ohne die Erlaubnis meiner Eltern eine Internet- Flat zugelegt. Schnell tippte ich Facebook in die Suchmaschine und loggte mich ein. Puh, er ist noch on

, dachte ich erleichtert und öffnete erneut den Chat.
"Meine Mom hat gestresst", schrieb ich.
"Hab ich mir gedacht"
"Also, wann kommst du morgen?"- wieder hüpfte mein Herz auf und ab.
"Abends, sechs Uhr?"
"Geht klar!"
"Wo wohnst du denn genau?"
"Engelstraße, Hausnummer 98 a"
"Okay, ich bin da"


Kapitel 2


"Claire, hast du nicht geschlafen?", flüsterte meine Nachbarin Selena, als unsere Lehrerin eine Matheaufgabe an die Tafel schrieb.
"Was?", brummte ich.
"Ob du heute Nacht überhaupt geschlafen hast?", wiederholte sie.
"Ich hab die ganze Nacht gechattet, wieso?", murmelte ich und rieb mir die Augen.
"Auf Facebook? Schon wieder?"
Selena verdrehte die Augen und versuchte, die Matheaufgabe zu lösen.
"Was heißt hier schon wieder? Jake ist so süß und nett", schwärmte ich.
"Und wer ist jetzt plötzlich Jake?", flüsterte sie.
"Ein Junge, du Trottelchen", kicherte ich.
"Er kommtmich heute besuchen".
"Und seit wann kennt ihr euch?"- Selena hob eine Augenbraue.
"Seit vorgestern. Ich wusste gar nicht, dass man sich so schnell verlieben kann"- Ich grinste.
"Bist du verrückt?! Wer weiß, wer dieser Jake wirklich ist", zischte sie leise.
"Keiner versteht mich", brummte ich enttäuscht.
"Ich versuch bloß, dich zu warnen. Hast du diesen Jake überhaupt schon mal gesehen?".
"Ja, sein Profilbild. Er sieht echt heiß aus"
Ich stütze meinen Kopf ab und dachte an ihn.
"So was kann man auch faken", flüsterte Selena. Es klingelte.
"Lasst mich doch alle in Ruhe", brummte ich und zog mir meine Jacke an. Selena schnaubte.

Hektisch steckte ich mir die Haare hoch und strich über mein hellblaues Kleid. Jake und ich hatten uns vor dem Wald verabredet, der fast neben userem Haus lag. Schnell warf ich einen letzten Blick in den Spiegel. Das Mädchen sah bezaubernd aus, mit ihrem kurzen Kleid und ihrem strahlenden Lächeln. Zufrieden schlich ich aus der Haustüre. Ich hatte meinen Eltern nichts gesagt. Dad saß vor dem Fernseher und sah Fußball, Mom lernte mit Daniel für die Schule. Keiner hatte bemerkt, dass ich weg war. Draußen war es kalt und ich zog meinen Mantel fester zu. Der Boden war rutschig wegen dem Frost. Ich warf noch einen letzten Blick zu unserem Haus, bis ich die Straße zum Wald entlang lief.

Kapitel 3


Es war schon dunkel, als ich einen schwarzen Pickup sah, der auf dem Bordstein parkte. Ich zitterte vor der Kälte und atmete tief aus. Gleich war es soweit und ich würde Jake kennenlernen. Die Lampen des Pickups gingen aus und man hörte eine Autotür, die zuknallte. Ich konnte nur eine schwarze Gestalt erkennen, die auf mich zuging. Bestimmt hatte Jake eine Vorliebe für dunkle Klamotten, versuchte ich mich zu beruhigen, denn sogar das Gesicht des Menschen war schwarz eingehüllt.
"J- Jake?", flüsterte ich verängstigt. Die Person war um einiges größer als ich.
"Hallo Claire", sagte eine tiefe Männerstimme und packte mich am Arm.
"Lass mich los!", kreischte ich und versuchte mich loszuzerren, doch der Griff des Mannes war zu stark.
"Bitte!", schrie ich und schrie lauter. Der Mann hielt mir den Mund zu und zerrte mich zu seinem Pickup. Plötzlich wurde um mich herum alles schwarz und ich hörte das laute Dröhnen des Motors.

Ich erwachte auf einem kalten Fliesenboden, mein Kopf brannte. Ich legte meine zitternde Hand an meinen Hals und bemerkte Blut, dass an ihm klebte. Es kam von meinem Kopf, an dem sich eine große Platzwunde befand. Ich wimmerte und blickte mich um. Der Raum war klein und untapeziert. Es stand nur ein Stuhl in der Ecke und ein kaputter Spiegel hing an der Wand, mehr nicht. Langsam zwang ich mich aufzustehen und ging mit letzter Kraft zur verriegelten Haustür.
"Hilfe", murmelte ich zerbrechlich und klappte zusammen. Jeder Muskel schmerzte und ich blieb am Boden liegen. Wieso hatte ich mich darauf eingelassen? Nicht auf meine Mom oder auf Selena gehört? Doch ich wusste, dass es nicht helfen würde wenn ich mich jetzt selbst bestrafe. Ein Poltern war vor der Kellertür zu vernehmen und ich machte mich aufs Schlimmste gefasst. Man hörte ein Klicken und ein Mann kam rein. Auf seinem Gesicht lag ein böses Grinsen.
"Bitte", wimmerte ich. Doch sein Grinsen wurde nur noch breiter...


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.12.2011

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