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Mit schreckgeweiteten Augen sah Miina in Kades Gesicht. Hiermit hatte sie nicht gerechnet. Ihr wurde erklärt, dass es sanfter ablaufen würde. Dass er dies nie ohne ihre Zustimmung tun würde. Doch nun es war soweit. Nur mit Mühe rang Kade sich das versprochene „Bist du soweit?“ ab. Sie zitterte und nickte verängstigt. Und dann gab es nichts mehr, was ihn davon abhielt seine Fangzähne in ihren Hals zu schlagen.

Als Miina die Augen aufschlug lag sie in ihrem Bett. Sie ließ ihre Erinnerung sie durchströmen, damit sie nachdenken konnte, was sie von dem Erlebten halten sollte. Sie hatte den Pizzalieferanten bestellt. Also, eigentlich ja eine Pizza, denn dass der Lieferant auch auf der Speisekarte stand war diesem da noch nicht bewusst. Sasha war noch unterwegs und es war höchste Zeit für Kade wieder Nahrung zu sich zu nehmen. Und dann war es geschehen. Er hatte sie einfach zu sich gezogen, sie auf den Boden verfrachtet und dann war er über ihr. Um es

zu tun.
Während Miina am aufwachen und grübeln war saß Kade mit Sasha in der Küche. Sasha wusste bereits, was geschehen war und sah Kade tadelnd an. Beide sorgten sich um Miina. „Weißt du noch“, begann Sasha, „damals hast du mich erst gefragt ob du darfst, hast dann deine Fratze zur Schau gestellt und mich dann noch einmal gefragt.“ Kade nickte. Er wusste es, als wäre es gestern gewesen. Er würde nie vergessen. Sasha fuhr fort: „Du hast dich gestern einfach auf sie gestürzt. Was meinst du, wie es ihr jetzt geht?“ Kade antwortete nicht. Er war damit beschäftigt Miinas Herzschlag zuzuhören. Als dieser sich beschleunigte horchte er auf. „Sie ist wach.“ Sasha stand auf. „Dann werd ich mal einen Tee machen gehen.“ Und dann ging er.
Miina hingegen wusste nicht, was sie tun sollte. Auf eine Art hatte sie Angst. Sie hatte in die Gier dieser Augen gesehen. Sie hatte die Fänge gesehen und allein der Gedanke daran ließ sie zittern. Sie versuchte sich aufzusetzen. Miina wusste, dass sie am aller dringendsten eine Dusche brauchte. Beim Duschen ließ sich am besten nachdenken. Alles Übel wurde mit dem Wasser von einem gewaschen.
Kade hörte, dass Miina aufstand. Wenn sein Herz noch schlagen würde, dann würde sein Puls sich beschleunigen. Doch das tat es seit 500 Jahren nicht mehr. Er hatte Miina auf der Straße aufgelesen und sie konnte froh sein, dass sie nicht mehr allein sein musste. Doch wenn sie die Wahl zwischen der Straße, auf der sie bestens zurechtkam, und ihm hatte wusste er nicht, was sie wählen würde. Für seine Art war die Blutsverbindung etwas Heiliges. Er hatte schon immer Menschen um sich gehabt die in sein Geheimnis eingeweiht waren. Sie begleiteten ihn solange sie es wollten. Er zwang sie zu nichts. Doch wenn sie bei ihm waren, das war beiden Seiten klar, würde er von ihnen trinken.
Doch er hatte überreagiert. Er hätte wissen müssen, dass der Pizzaliferant nicht rechtzeitig kommen würde. Er hätte sie vorher, in aller Ruhe, fragen sollen. Er fragte nur beim ersten Mal. Fragte, ob sein Begleiter sich dazu entschieden hätte. Miina war nun seit 3 Wochen bei ihm, lernte ihn kennen, lernte von Sasha über das Zusammenleben mit ihm. Doch er war ihr gegenüber nicht fair. Und er hasste es, wenn er sich so viele Gedanken über etwas machte.
Glück im Unglück wurde sein Gedankenfluss unterbrochen als Miinas Zimmertür aufging. Sie hatte einige Sachen über dem Arm und blieb nach einigen Schritten stehen. Ihr war nicht klar, wie sehr er sich auch nur ein Wort von ihr wünschte. Sie sah ihn nur an. Machte keinerlei Anstalten etwas zu sagen. Als er ebenfalls nichts sagte ging sie an ihm vorbei ins Badezimmer. Wenn sie nun gehen wollte, dass wusste er, bestand die Möglichkeit, dass sie sein Geheimnis nicht bewahren würde.
Miina machte sich in dem Moment andere Gedanken. Sie sah in den Spiegel und sah zwei rote Punkte wie von einer Barbecue Gabel. Sie waren nicht vernarbt, aber auch nicht mehr Wund. Erst einmal duschen

, beschloss sie. Während sie unter der Dusche stand wurde ihr klar, dass sie zwei Möglichkeiten hatte. Entweder, sie fand sich damit zurecht, blieb und hoffte, dass es eine einmalige Sache war. Dass er sie nicht wieder mit diesen Augen ansehen würde. Das war fast unmöglich, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die zweite Möglichkeit war, dass sie gehen würde. Sie würde wieder auf die Straße gehen und so weitermachen wie noch vor 3 Wochen. Hier stockten ihre Gedanken. War sie wirklich schon seit 3 Wochen bei Kade und Sasha? Das bedeutete, dass sie heute mit Putzen an der Reihe war. Doch würde sie hier putzen? Hier Leben?
Als sie das Wasser abdrehte horchte Kade auf. Sasha kam mit dem Tee rein und sagte kein Wort. Er setzte sich nur auf das Sofa und goss eine von zwei Tassen ein. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Es war Kade ein Rätsel.
Sasha war ruhig, da er etwas wusste, was Miina bereits spürte und was Kade niemals erfahren würde.
Miina war dabei ihre Haare zu einem seitlichen Zopf zusammenzubinden als ihr auffiel, dass er das erste Mal auf der rechten Seite war. Sie trug ihn immer links. Versteckte sie sich? Hatte sie solche Angst? Angst war für sie immer ein Fremdwort gewesen. Würde sie nun damit anfangen sich zu ängstigen? Sie sah in den Spiegel hier war kein Platz für sie. Und wie sie sich so betrachtete fasste sie einen Entschluss.
Kade stand immer noch im Wohnzimmer, von dem Küche, Flur nach draußen, Badezimmer und 3 Schlafzimmer abgingen. Als die Tür zum Badezimmer, nach Jahren wie ihm schien, aufging musste Sasha sich ein Lächeln verkneifen. Miina hatte sich ihre Haare hochgebunden, ein Top und eine Leggins an. Die Male unter ihrem rechten Ohr waren mehr als sichtbar und Kade fragte sich, ob sie bei ihm ein schlechtes Gewissen hervorrufen wollte. Sie hatte ihre großen Kopfhörer auf dem Kopf, die Lautsprecher hinter den Ohren. „Ich sehe, es gibt Tee?“ Sie schien normal zu sein, doch Kade hörte eine Unsicherheit heraus, die er von ihr nicht gewohnt war. Sasha antwortete lächelnd: „Ja, ich hole dir eben Zucker“ Lächelnd ging er heraus während Miina sich bedankte.
Sasha wusste, dass sie nicht gehen würde, nicht gekonnte. Es war unmöglich, sich Kade zu entziehen.
Miina setzte sich auf ein Sofa und griff zur Teekanne. „Miina“, begann Kade, „ich weiß nicht, wie ich…“ Er wusste es wirklich nicht. Doch Miina sah ihn ernst an und sagte: „Als ich 18 wurde bin ich zum ersten Mal zur Blutspende gegangen. Meine Eltern verstanden das nicht, aber es war etwas, was ich unbedingt ausprobieren wollte. Danach, selbst als ich allein war, bevor du mich gefunden hattest, war ich regelmäßig dort. Die meisten von uns waren es, weil es wenigstens alle paar Wochen ein sicheres Essen gab. Man kannte uns dort und wir durften uns immer etwas zu Essen einpacken. Doch ich habe es nie wegen des Essens getan. Klar, es war ein netter Nebeneffekt, doch ich hatte das Gefühl, dass ich jemandem, der es nötiger hat, etwas Lebenswichtiges geben würde.“ Es war klar, was sie ihm damit sagen wollte. Sasha kam mit dem Zucker wieder, stellte ihn auf den Tisch und musterte Miina. „Sag mal, was trägst du da eigentlich?“ Miina nahm sich einen Zuckerwürfel und meinte „Warum, möchtest du meinen Putztag übernehmen?“ Sie sah ihn so euphorisch an, dass alle drei zu Lachen anfingen.

Impressum

Texte: Das Cover fand ich bei www.Photobucket.com
Tag der Veröffentlichung: 30.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meinen Kopf, der so viele tolle Sachen träumt^^

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