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Inhaltsverzeichnis

Phelan genannt Lan ein knapp 17-jähriger Junge geht noch auf die Mittelschule. Sein alltägliches Problem besteht darin, seinen Abschluss zu schaffen. Doch er besitzt ein Geheimnis, von dem er selbst nichts weiß. Er ist ein Omega. Ein seltenes Wesen, was überaus starke und hochintelligente Alpha-Kinder gebären kann.

 

Doch eines Tages, ziehen neuen Nachbarn in seine Wohnsiedlung ein und als seine Mutter, sie zur Willkommensgrillparty einladen will, wodurch Lan dazu gezwungen wird, mitzugehen, schlägt das Schicksal zu. Lan ist von diesem Moment an, der Gefährte eines Vampirs ... Nicht nur von einem gewöhnlichen Vampir, sondern vom Dark Servant, dem Leibsklaven des Vampirkönigs und selbst er hat ein tief liegendes Geheimnis ...

Info zu Omegaverse

 Ich schreibe über dieses Genre, aber halte mich nicht an die Vorgaben.

Wer genau wissen will, um was es geht, hier habe ich einen Link dagelassen.

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oder einfach selbst nachschauen, um sich zu informieren.

Info der Autorin

Huhu und einen schönen Tag, guten Abend, guten Morgen, schönen Nachmittag oder wann ihr halt hier vorbeischaut.

 

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne explizite Situationen und Szene beschreibe, aber ... ja hier kommt das aber ...

 

aber hier kommt es nicht.

 

Hier lasse ich eure Fantasie walten und halte meinen Mund, beziehungsweise meine Feder im Zaun.

 

Hier gibt es keine Sexszenen ... höchstens eine kleine Andeutung, das wars aber auch schon.

 

Ich wünsche euch trotzdem eine gute Unterhaltung und viel Spaß beim Lesen.

 

Eure Conny&Malaike

Beschreibung diverser Wörter

Donar: Spender. > Es sind Blutspender für Vampire.

 

Akademie für magisches Naturell (AMN) -> Wie es der Name schon sagt, ist es eine Akademie in der magische Wesen und Menschen mit Fähigkeiten zu Kampfmagiern ausgebildet werden.

 

Japanisch: Otōto – kleiner Bruder

Japanisch: Onēchan – große Schwester

 

Zeitalter der Union: Ist ungefähr nach unserer Zeitrechnung, vor 120 Jahren gegründet worden. Also im Jahre 1903.

 

Adipositas: Fettleibigkeit

 

V-Teni: Russisch, im Schatten – Assassine

Bedeutung und Herkunft der Namen

Dark Servant: Englisch, Dunkler Diener

 

Phelan: Keltisch, kleiner Wolf

 

Akame: Japanisch, rote Augen

 

Eckwin: Germanisch, Schwertfreund des Königs

 

Kendrick: Keltisch, königlicher Anführer

 

Yvette: Französich, Fluss, von althochdeutsch (Iwa-die Eibe), im übertragenen Sinne auch 'die Bogenschützin', da Pfeilbogen früher aus Eibenholz waren.

Karfreitag:

 

Kapitel 1:

Tief atmete er ein und blickte mit leeren Blick zum Nachthimmel. In seiner Hand hielt er ein Weinglas und schwenkte den Inhalt.

 

Hinter sich im Bett rekelte sich eine Person, die von den leeren Gedanken keine Ahnung besaß und tief und fest zu schlafen schien.
Leicht genervt von der Person im Bett, atmete er tief ein und nahm einen Schluck aus dem Weinglas. Wenn er könnte wie er wollte, hätte er den Donar gleich nach seiner Sättigung aus seinem Zimmer geschmissen, aber der Anstand als Vampir verbot es ihm. Außerdem brauchte der Donar jetzt schlaf und Ruhe. So eine Session mit einem Vampir ging an einem Menschen nicht gerade spurlos vorüber. Schon gar nicht, wenn man einen Vampir bediente, der bis zur letzten Sekunde wartete, kurz bevor er in den Blutdurst fiel.

 

Donar oder Bluthuren, wie sie im schlimmsten Fall genannt wurden, waren Menschen die gegen Bezahlung ihr Blut und auch manchmal ihren Körper einem Vampir liehen. Unter den Menschen waren sie verpönt und wurden mit Prostituierten gleichgestellt. Aber bei den Vampiren besaßen diese Menschen einen sehr hohen Stellenwert und ihr Verdienst konnte sich wirklich sehen lassen. Eine Session brachte so viel Geld ein, dass der Mensch für mindestens ein viertel Jahr ausgesorgt hatte, denn solange dauerte es, bis er wieder sein Blut zur Verfügung stellen konnte.

 

Noch bevor es an seiner Zimmertür klopfte, hatte er die Schritte bereits gehört und hatte sein Weinglas weggestellt. Alles konnte er im Moment ertragen, aber diese Person nicht, aber ihm blieb nichts anderes übrig als ihn zu empfangen und schon wurde die Tür geöffnet und er kniete sich hin, wie ein Ritter aus alten Tagen.

 

»Schon fertig?«, fragte dieser, der das Zimmer betreten hatte und vergewisserte sich, dass der Donar noch immer schlief.

 

»Wie ungewöhnlich von Euch, mein Gebieter, mich persönlich aufzusuchen!«

 

»Wie immer besitzt du eine scharfe Zunge ... Nun, warum ich dich aufsuche ... Ich habe eine Mission für dich ...!«

 

»Nur deshalb, seid Ihr den ganzen Weg hierhergekommen? Ihr hättet mich auch rufen können!«

 

»Werde nicht unverschämt, Dark Servant!«, zischte er und schmiss eine dünne Akte auf ihm zu.

 

Er wusste, warum der König den ganzen Weg zu seinem Zimmer gekommen war. Es war nicht, um ihn zu überraschen, oder sonst für etwas, es war aus dem einfachen Grund, dass der Vampir für den Donar nach der Session die Verantwortung für seine Gesundheit trug.

 

Ohne sich aufzurichten, nahm er die Akte in die Hand und öffnete sie. Sofort fiel ihm ein Bild von einem Mann, der über fünfzig zu sein schien in den Blick.

 

»Das ist Ralf Talfon, ein Arzt für die Allgemeinmedizin. Allerdings ist das nicht alles. Weitere Information entnimmst du aus der Akte. Deine Mission besteht darin, ihn und seine Familie unbemerkt zu beschützen!«

 

Der Dark Servant blätterte durch die Dokumente und war sichtlich überrascht, was er las.

 

»Was ist mit seinen ›Feinden«?‹, fragte er und blieb bei einem Satz hängen. »Fähigkeit, die Aura seines Gegenübers zu sehen und zu entziffern, zu welcher Spezies er gehört ... Allgemeinmedizinische Kenntnisse in der Anatomie: Menschen, Vampiren, Werwölfe, Feen, Goblin, usw ...«

 

»Was soll mit seinen Feinden sein?«, fragte der König zurück. »Das erklärt sich doch von selbst, oder warum habe ich dir die Mission übertragen?«
»Wie Ihr befiehlt mein Gebieter!«

 

Ohne ein weiteres Wort ging der König aus dem Zimmer und der Dark Servant stand auf. Die Akte hatte er geschlossen und schmiss sie neben das Weinglas, welches er jetzt in die Hand nahm.

 

Er drehte sich zum Fenster und blickte zwischen einigen Schlückchen zum Nachthimmel.

 

Irgendwann, er hatte noch einen Tag zeit, mit der Mission zu beginnen, schlief er auf der Couch ein. Er hörte nur noch, wie die automatische Schaltuhr für die Jalousien anging und die Jalousien im ganzen Schloss runtergelassen wurden.

 

Am nächsten Tag, wurde er vom Donar geweckt. Dieser bedankte sich, für die angenehme Nachtruhe und für das ausgiebige Frühstück, welches für ihn zubereitet wurde. Der Dark Servant nickte ihm nur freundlich zu und wartete geduldig, bis er gegangen war, dann legte er sich wieder auf die Couch und schloss seine Augen. Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass es noch nicht einmal Spätvormittag war.

 

Kurze Zeit später kam ein Butler, wahrscheinlich derjenige der dem Donar das Frühstück gebracht hatte. Er war ein Mensch und schaltete das Licht im Zimmer an, sofort dimmte er es und fing an das Bett neu zu beziehen, nicht das es in der letzten Nacht großartig benutzt worden war und säuberte mit geübten Händen das Zimmer. Er war es gewohnt, tagsüber, während die Vampire schliefen ihre Gemächer zu säubern.

 

»Sir, Euer Bett und Gemach ist gesäubert. Ich wünsche Euch eine angenehme Ruhe«, flüsterte der Butler verneigend und als er sich aufrichtete, sah er, wie Dark ihm einen Daumen hoch zeigte. Er schaltete das Licht aus und schloss leise die Tür hinter sich.

 

Tief atmete er ein und wenn man den jungen Butler genauer betrachtete, waren seine Wangen leicht gerötet. »Wie gerne würde ich sein Donar sein ... aber ich weiß, dass er seine Donar nicht anrührt. Seit ich hier arbeite, hatte er nie etwas mit einem Donar ... hach, was für eine Schande!«, dachte er. Laut durfte er es nicht aussprechen, sonst wäre er sein gut bezahlter Job als Schlossbutler im Handumdrehen los.

Kapitel 2:

Dark Servant, dies war nicht sein richtiger Name. Diese Bezeichnung bekam er vom König Leaffall. Sein Name und Geburtsrecht wurde ihm vom König weggenommen.

 

Er war bereits eine halbe Stunde vor der Dämmerung wach und nach dem Duschen, blätterte er wieder in der Akte.

 

»Ralf Talfon: Alter 53, Stationsarzt im hiesigen Krankenhaus, verheiratet mit Miriam Talfon, Alter 51 geb. Waterstone. Hmm eine Waterstone? Stationsschwester im hiesigen Krankenhaus. 3 Kinder, die älteste Beverly Talfon, alter 21, Designerin. Hat in diesem Jahr ihr Studium beendet und arbeitet bei DemGlou. Zurzeit geht sie mit Franziskus Cavanaugh aus. Wieder eine Überraschung. Wie kommt eine kleine Designerin zum Herzogsohn der Cavanaugh? Der zweitgeborener Cavon Talfon: Alter 19. Absolviert zurzeit die Akademie für magisches Naturell (AMN). Viertbester in seinem Jahrgang. Fähigkeit: Wasser. Bereits Level 3. Kein Wunder, wenn seine Mutter eine Waterstone ist. Der letztgeborener Phelan Talfon: Alter 16 ... hmm wenn er das Mannesalter erreicht hat, wird er mal ein ganz ein hübscher werden. Besucht zurzeit die hiesige Mittelschule. Notendurchschnitt: 2,3. Fähigkeit wurde noch nicht bestimmt. Hmm ... Stimmt bei den Menschen erwachen die Fähigkeiten kurz vor dem biologischen Erwachsenenalter. Das ist immer ganz unterschiedliche. Mal schauen, bei Beverly stand nichts drinnen. Hmm nö. Der nächste Termin für den Test ist in einer Woche ... Komisch sie ist bereits 21 und hat noch immer nicht ihr biologisches Erwachsenenalter erreicht. Na egal, was kümmert´s mich!«, sagte er und streckte sich durch. »Es wird Zeit!«

 

Er stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank. Öffnete ihn und blickte rein. Recht viel Auswahl hatte er nicht. Aber das meiste was er besaß, waren die Servant-Outfits. Schwarze Hemden, schwarze Jacketts, schwarze Krawatten und passende schwarze Hosen dazu. Selbst die Schuhe und die Socken hatten die gleiche schwarze Farbe. Nur wenige T-Shirts, Pullover, Jeans und Jogginghosen standen zur Auswahl, aber sein Fokus lag auf sein Kampfanzug und diesen holte er hervor. Er besaß eine Lederobtik, bestand aber hauptsächlich aus Nanomaschinen, die sich den Gegebenheiten des Trägers anpassten. Allein dieser Anzug war teurer als ein Privatjet.

 

Er zog ihn an und drückte auf den obersten Knopf. Sofort passte er sich dem Körper an und danach stieg er in seine Stiefel.
Bevor er sein Zimmer verließ, schnappte er sich das Handy, was auf dem Tisch lag und steckte es ein. Ein Schlüssel, um sein Zimmer abzusperren, besaß er nicht. Wozu auch? Alles was sich in dem Zimmer befand, gehörte ihm nicht einmal und so zog er nur die Tür zu.

 

Sein Weg führte in den Keller und jeder der ihn jetzt so sah, wusste, das er auf eine vom König aufgetragene Mission ging. Denn er war der Dark Servant. Der leibeigne Sklave des Königs, die rechte Hand, wenn es um gefährliche Aufträge ging. Nichts und niemand durfte sich ihm in den Weg stellen, denn er hatte dann nicht nur mit Dark Servant zu tun, mit dessen Auseinandersetzungen meist tödlich endeten, sondern mussten sich auch noch der Gnade des Königs stellen und da sollte man lieber hoffen, dass man vorher Dark Servant begegnet wäre, denn seine Gnade war zwar tödlich aber schmerzfrei.

 

Er war an seinem Ziel angekommen und wartete, bis der Mann sein Kopf hob.

 

»Ja bitte!«, fragte er und richtete seine Brille zurecht.

 

»Den Schlüssel, fürs Motorrad!«, sagte er knapp und der Mann lächelte süffisant.

 

»Nun ich darf Euch den Schlüssel nicht aushändigen. Anweisung von unserer Majestät! Aber ich kann Euch diese Schlüssel aushändigen« Darks Augen verdunkelten sich leicht.

 

»Okay, ich bin gleich wieder da. Mach in der Zwischenzeit das Motorrad fertig!«

 

War er vorhin relativ gemächlich in den Keller gegangen so aktivierte er eine Fähigkeit und stand in wenigen Sekunden vor der Tür des Arbeitszimmers des Königs. Er klopfte an.

 

»Komm rein!«, hörte er den König und der Dark Servant öffnete die Tür, trat ein und kniete sich vor dem Tisch nieder. »Was willst du? Solltest du nicht schon längst unterwegs sein?«

 

»Witzig!«, murmelte Dark kurz. »Wie soll ich Eurem Befehl gehorsam leisten, wenn mir der Zugang zu den nötigen Materialien verwehrt wird?«
Kurz überlegte der König und rieb sich das Kinn.

 

»Ahh! Ich verstehe ... Breston hat dir die Schlüssel fürs Motorrad nicht gegeben. Nun, warum nimmst du nicht einfach ein Auto, wie jeder Normale auch und es fällt nicht wie ein Motorrad auf. Außerdem hast du im Kofferraum Stauraum, da brauchst du dann nicht immer nach Waffenunterstützung zu fragen und kannst sie gleich mitnehmen ...«

 

»Mit Verlaub mein Gebieter, Eure Autos fallen überall auf und die Waffen, die ich benötige trage ich am Körper!«

 

»Das mag schon sein, aber dein Motorradverschleiß kann ich nicht mehr gutheißen. Entweder nimmst du ein Auto oder läufst.«

 

»Tzz ein Auto ist wohl billiger, wenn es kaputt geht ...«

 

»Ja! Denn bevor du eine Verfolgungsjagd mit dem Auto beginnst, wirst du erkennen, dass du mit deinen eigenen Füßen schneller bist! Also wie gesagt, entweder das Auto oder zu Fuß, deine Entscheidung! GEH JETZT!« Die letzten Worte waren eindeutig ein Befehl und der Dark Servant zuckte unter den kurz aufgekommenen Schmerzen auf.

 

»Ja mein Gebieter!«, keuchte er und stand auf. Kurz rieb er sich seinen Hals und verließ das Arbeitszimmer des Königs.

 

»Dark Servant, auch wenn du auf einem Motorrad sehr heiß ausschaust und die Blicke auf dich ziehst, wirst du aber auch erkennen, das ein Auto auf dieser Mission besser geeignet ist. Du versuchst noch immer, dich gegen mich zu wehren, aber du weißt doch, dass es nichts bringt.«

 

Erinnerungen von vor einigen Hundert Jahren huschten durch die Gedanken des Königs und ein Lächeln erschien auf sein Gesicht.

 

Gottesgleiche Kräfte prallten aufeinander und die Umgebung war zur Unkenntlichkeit zerstört worden. Überall lagen tote Körper, die nur auf die Sonne warteten, um endgültig zu verschwinden. Inmitten dieses Chaos standen sich zwei Männer gegenüber, die seit Tagen schon gegeneinander kämpften. Die beiden wussten, wenn die Sonne das nächste Mal aufging, sie ihr nicht mehr entkommen konnten.

 

»Noch immer wundere ich mich, wie ich dich damals besiegen konnte. Die Schicksalsgöttin war wirklich auf meiner Seite. Nein, es hing nicht an der Schicksalsgöttin. Mein Glück war es, mehr Männer gehabt zu haben. Wenn du damals gesiegt hättest, wäre ich heute wohl nicht mehr da. Ja, du warst und bist immer noch der stärkste Vampir. Deine Kraft und deine Fähigkeiten übersteigen selbst denen der Götter.«

Kapitel 3:

Der Dark Servant war wieder auf dem Weg ins Kellergewölbe und bevor er bei Breston angelangt war, hielt dieser bereits die Schlüssel in der Hand. Er drückte darauf und sah, welches Auto kurz aufblinkte.

 

»Na wenigstens ein BMW«, dachte er und ging darauf zu. Er stieg ein und schon sah er einen Umschlag auf der Beifahrerseite. »Na toll, noch mehr Instruktionen!«, grummelte er und öffnete ihn. Er zog einen Zettel heraus und dort stand nur in Großbuchstaben: HANDELN NACH EIGENEN ERMESSEN!

 

Er schloss seine Augen und schüttelte leicht den Kopf.

 

»Ich dachte, das ist nur ein kleiner Bodyguard-Job?«, fragte er sich und atmete tief ein. »Was ist mit dem Arzt, damit seine Priorität so hoch angesetzt wurde? Doch nicht wegen seiner Fähigkeit, die Auras zu erkennen oder weil er das Wissen von den sämtlichen Anatomien der magischen Wesen besitzt?«

 

Doch dann blitzte es in seinen Gedanken auf. Cavanaugh!

 

»Wenn er den Arzt in die Finger bekommen würde, würde er in der pharmazeutischen Industrie noch weiter die Leiter hochklettern. Hmm, jetzt macht es Sinn, warum der Herzogsohn Cavanaugh ein Auge auf die Tochter geworfen hat. Und nicht nur das, der Herzog ist für seine unmoralischen Methoden bekannt.«

 

Dann sah er, dass im Umschlag noch etwas beigelegt worden war und kippte es um. Es flog ein Schlüssel mit einer Adresse darauf und er grinste »Hihi, sieht so aus, als ob ich eine Zeit lang nicht mehr ins Schloss zurückmuss. So viel Glück habe ich selten« und eine Kreditkarte fiel ebenfalls heraus, die er keine Beachtung schenkte, sondern einfach in seine Hosentasche steckte.

 

Er holte sein Handy heraus und tippte eine kurze Nachricht, dann startete er das Auto und fuhr los.

 

Nach einer halben Stunde Fahrt hatte er sein Ziel erreicht und parkte das Auto am Straßenrand. Er blickte über die Straße und musterte das Haus. Es war nichts Besonderes. Es war ein normales Einfamilienhaus, mit Garten und einer Doppelgarage. Ein VW Tiguan stand vor der Garage, ein Seat Ibiza in der Garage und ein Dacia Sandero am Straßenrand.

 

Anhand der kurzen Musterung erkannte er, dass die Familie auf dem Boden blieb, oder was wohl eher der Anschein hatte, sie sehr sparsam lebten. Er schnallte sich ab und stieg aus.

 

Mit dem neuen Schlüssel in der Hand ging er auf das Haus zu, was genau gegenüber der Familie Talfon lag und sperrte es auf. Trat ein und sah, dass es bereits voll mobilisiert war. Nicht nur das, als er die einzelnen Zimmer betrat, war eines mit den modernsten Computern und Überwachungsgeräten ausgestattet und vereinzelte Videoaufnahmen von der Talfon-Familie waren auf einigen Monitoren zu sehen. Sogar ihr Bad wurde verwanzt und er schüttelte den Kopf. Allerdings war er froh, dass die Vorarbeit bereits geleistet worden war. So musste er nicht in das Talfon-Haus einbrechen, um sämtliche Kameras zu installieren.

 

»Typisch, kein Respekt vor der Privatsphäre!«, schnaufte er und schaltete diese Kamera aus. Auch die Kameras, die im elterlichen Schlafzimmer montiert wurde, schaltete er aus. »Es reicht, wenn die Kameras die Aufnahmen machen, da brauch ich nicht auch noch zusehen!«

 

Er ging aus dem Zimmer und erkundete das Haus, welches er in den nächsten Wochen bezog weiter. Gegenüber dem Überwachungszimmer befand sich die Küche und er öffnete den Kühlschrank. Dort lagen viele Konservenbeutel, voll mit Blut, Bierdosen und auch Nahrungsmittel. Er schloss es wieder und ging aus der Küche heraus. Soweit er es gesehen hatte, befanden sich im Erdgeschoss, das Wohnzimmer, das wie ein Wohnzimmer eingerichtet war, die Küche, das Überwachungszimmer, was wohl ein Gästezimmer oder ein Kinderzimmer sein sollte, ein separates WC und zuletzt ein kleines Bad, welches nur ein Waschbecken und eine Dusche hatte. Er stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf und zu seiner linken, befand sich ein Schlafzimmer, mit einem Doppelbett und Kleiderschrank. Er erkundet die Räume weiter und sie waren nichts weiter als Schlafzimmer und das letzte Zimmer war das Bad. Mit Dusche, Badewanne und Toilette. Also mit anderen Worten, das Erdgeschoss war der Wohnbereich und der erste Stock der Schlafbereich.

 

Er erkannte auch, dass dieses Haus die gleiche Aufmachung hatte wie das Talfon-Haus und er würde sich nicht wundern, wenn in der ganzen Siedlung, alle Häuser die ähnliche Aufmachung besaßen. Eine stinknormale Siedlungsgegend eben.

 

Er ging wieder runter und ins Überwachungszimmer. Dieses Zimmer wird für die nächsten Wochen sein Hauptzimmer werden und er setzte sich auf den bequemen Bürostuhl vor dem Hauptbildschirm.

 

Da es für die Menschen bereits spät in der Nacht war, war es im Talfon-Haus ruhig. Er schaltete die Kamera, die im elterlichen Schlafzimmer montiert war an. Die Eltern lagen in ihrem Bett und schauten noch etwas Fernsehen. Die kurze Kontrolle reichte ihm und er schaltete sie wieder aus. Was sollte schon großartiges passieren, wenn die Gegend bereits unter seinem Scanbereich lag. Auch wusste er, dass Beverly die Tochter, vor Kurzem das Haus verlassen hatte und mit ihrem Seat weggefahren war. Phelan, der jüngste Sohn, lag ebenfalls im Bett, und schien mit seinem Handy zu spielen und der Dark Servant rieb sich die Augen. Es gab nichts Langweiligeres als ein Bodyguard-Job im geheimen.

 

Das einzige Schwierige an der ganzen Sache war, dass er sein Tages- und Nachtrythmus ändern musste. Er musste wach sein, wenn die Talfons wach waren, und er musste sich ausruhen, wenn sie schliefen. Das würde wieder eins oder zwei Tage in Anspruch nehmen, bis sich sein Körper auf die Sonnenstrahlen eingestellt hatte. Was für eine Qual! Und so blieb ihm jetzt nichts anderes übrig als ins Bett zu gehen und zu hoffen, dass er auch wirklich einschlief.

 

Auf dem Weg noch oben, bekam er die erste Antwort, auf die Nachricht, die er vorhin losgeschickt hatte.

 

»Klar!«, war alles, was er bekam und stellte sein Handy auf stumm. Er hatte keine Lust, jetzt bei jeder Antwort die er bekam geweckt zu werden. Es reichte aus, wenn er ihre Antworten am nächsten Tag las. Er wusste auch so, dass sie kommen würden und dass es ein paar Tage dauern würde, bis auch wirklich alle hier ankamen.

 

Er steuerte das Zimmer mit dem Doppelbett an und ging direkt auf den Kleiderschrank zu. Er öffnete ihn und starrte mit einem sauertöpfischen Blick hinein.

 

»Ist ja klar!«, murrte er, als er das Innenleben betrachtete. »Warum sollte es auch anders sein?« Schwarz überall hingen schwarze Klamotten. Das Markenzeichen des Dark Servant und er zog die Kreditkarte aus seiner Hosentasche. Betrachtete sie und kurzerhand hatte er sich entschieden, shoppen zu gehen.

 

So viel er wusste, hatte das Kaufcentrum noch bis 1 Uhr geöffnet. Es war aber auch das Einzige im Umkreis von einigen Hundert Kilometern, das so lange geöffnet hatte und er schaute auf seine Handyuhr. Das Kaufcentrum hatte noch ca. eine Stunde geöffnet. Er stieg ins Auto und keine 10 Minuten später, war er angekommen.

Kapitel 4:

Er war mit seinem Einkauf fertig und wartete geduldig, bis die Kassiererin die ganze Ware abgescannt hatte. Nun sie hatte nicht nur einen Blick für den Kleiderberg, sondern schaute auch immer wieder recht verstohlen zu dem jungen, attraktiven und vor allem sehr hübschen Mann vor sich.

 

»Zuerst dachte ich, er kauft für seine ganze Familie ein, so viele Unterhosen, Jeans, T-Shirts und und und, aber jetzt sehe ich, dass es immer die gleiche Größe ist. Seine Größe ... und ja, der Motorradanzug schaut auch echt umwerfend an ihm aus. Und diese Haare ... bestimmt gibt es auf der ganzen Welt keine einzige Frau, die nicht neidisch auf seine Haare sein wird. Was für ein herrliches Schwarz und so lang ... selbst nachdem sie zu einem Pferdeschwanz gebunden sind, gehen sie ihm über die Hüfte ... Gott wie lang und gepflegt sie aussehen! Soll ich ihm meine Nummer geben?«

 

»Hi mein Name ist, Nicki ...!«, stellte sie sich, während sie immer noch scannte vor.

 

»Hallo!«, gab er zurück und lächelte freundlich, doch auf das, was sie gewartet hatte, kam nicht. Er stellte sich nicht vor.

 

»Ähm ... darf ich dich was fragen?«

 

»Nur zu!«, gab er lächelnd zur Antwort, war aber von ihr genervt.

 

»Hast du am Wochenende Lust mit mir ins Mond zu gehen?«, fragte sie ihn und in Gedanken sah sie sich, wie sie ihm ihre Nummer gab.

 

»Es tut mir leid, aber ich bin gerade erst hergezogen und habe noch sehr viel zu tun ...«

 

»Wirklich, vielleicht kann ich dir dabei helfen ...«

 

»Oh, danke für deine Freundlichkeit, aber ich glaube kaum, dass es mein Ehemann begeistern wird!«, gab er zur Antwort und sah, wie sie kurzzeitig, während ihres Abscannens ins Stocken geriet.

 

»EHEMANN??«, dachte sie betroffen, aber sie erholte sich auch gleich wieder.

 

»So verstehe!«, war das einzige, was sie jetzt nur noch sagte und widmete nun ihre ganze Aufmerksamkeit ihrer Arbeit zu. »Wieder einmal typisch von mir. Immer sind die gut aussehenden vergeben oder schwul. Er ist beides. Jackpot Nicki und träum weiter!«

 

Nachdem sie mit dem Scannen fertig war, gab sie den Betrag durch und er überreichte ihr die Karte. Sie schluckte, als sie die Karte sah und steckte sie in das Gerät. »Er ist nicht nur hübsch und verheiratet, nein er ist außerdem auch noch stinkreich! Das ist kein Jackpot mehr, das ist die Arschkarte hoch drei!«

 

Nachdem Nicki die Klamotten in fünf oder sechs Tüten gepackt hatte, verabschiedete er sich und verließ den Laden. Vor der Tür konnte er sich das Grinsen nicht mehr verkneifen. »Die Ausrede Ehemann funktioniert doch immer wieder!«, dachte er und stieg ins Auto.

 

Als er daheim ankam, schüttelte er die Tüten aus und kramte sich durch die Wäsche. Er zog eine Unterhose und ein T-Shirt heraus und ging ins Bad.

 

Danach kontrollierte er noch einmal die Talfon-Familie, die jetzt alle seelenruhig schliefen und machte sich selbst daran, ins Bett zu gehen. Der nächste Tag würde sehr anstrengend werden, ganz besonders, wenn sich sein Körper auf die Sonnenstrahlen einstellen musste. Das war eine minutenlange Höllenprozedur, bis es durchgestanden war. Ganz besonders durfte er die Morgendämmerung nicht verpassen, sonst würde, er bevor er verstand, was geschah in minikleine Partikelchen aufgelöst werden und das war´s dann für ihn.

 

Auch wenn er es nicht brauchte, weil seine innere Uhr haargenau ging, surfte er trotzdem mit seinem Handy im Internet, um die genaue Uhrzeit für den Sonnenaufgang zu erfahren, und blickte dann schließlich auf die Uhr.

 

»Echt klasse! Ich habe weniger als vier Stunden, bis ich wieder aufstehen muss. Gott warum ist mein Zielobjekt ein Mensch?«

 

Sein Wecker klingelte und er schaltete es aus. Wie gerädert stand er auf und hatte das Gefühl keine Minute die Augen zugehabt zu haben. Hatte er auch nicht. Wer in Herr Gotts Namen würde »nachmittags« also für ihn war mitten in der Nacht nachmittags, wenn man ausgeschlafen war ins Bett gehen? NIEMAND!

 

Allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, denn die Morgendämmerung begann bald und er hatte sich noch auf das Ritual vorzubereiten. Es brauchte nicht viel, nur eine mentale Stärkung, die allerdings, wenn man es genau betrachtete, nur die ältesten unter den ältesten aufbringen konnten und Dark Servant gehörte zu den ältesten. Er war sogar um einiges älter als der König, sah aber immer noch wie Anfangs 20 aus, während man beim König sein Alter langsam ansah. Okay sein richtiges Alter sah man ihm nicht an, dennoch sah er aus, wie ein Mann im mittleren Alter und er wollte sogar, dass er »Alt« aussah. Er war der Meinung, dass die Menschen einer älteren Person mehr Respekt und Achtung entgegenbrachten, als wenn ein Jungspund daherkam, der aussah, als wäre er gerade der Pubertät entsprungen.

 

Der Dark Servant setzte sich im Schneidersitz auf dem Boden und fing zu meditieren an. Er meditierte so lange, bis er seine mentale Stärke voll aufgefüllt hatte, und stand auf. Danach zog er sich komplett aus und ging die Treppen runter. Gestern bei seinem Rundgang hatte er gesehen, dass auch dieses Haus einen kleinen Garten besaß, und öffnete die Terrassentür. Er trat raus und drehte sich in Richtung Sonnenaufgang. In ein paar Sekunden war es soweit und er setzte sich wieder in Schneidersitz ins Gras. Schloss seine Augen und spürte, wie sich die Sonnenstrahlen in seine Haut bohren wollten ...

 

Schritt für Schritt, während die Sonne aufging, versuchten die Strahlen sich ihren Weg in sein Fleisch zu bahnen und er kämpfte gegen die Schmerzen an. Es waren höllische Schmerzen, und eine mittelalterliche Folter war eine reine Genusstour. Er verbrauchte seine ganze Kraft, um nicht der Sonne nachzugeben, und aus Leibeskräften zu schreien.

 

Endlich war die Sonne vollständig über dem Horizont aufgegangen, die Schmerzen verblassten und er stand schweißgebadet auf. Mit wackeligen Beinen ging er zurück ins Haus. Er wusste nicht, wie oft er diese Prozedur in seinem Leben schon durchgeführt hatte und jedes Mal schwor er sich, dass es das letzte Mal war, denn den Vampiren waren es nicht gestattet in der Sonne zu wandeln. Allerdings erinnerte er sich an das erste Mal, vor einigen Hundert Jahren. Bevor er sich dem König aus dem Clan der Leaffall zum endgültigen Kampf auf Leben und Tod stellte. Was im Nachhinein ein großer Fehler war. Er dachte, dass der König Leaffall zu jung war, um diese Technik zu beherrschen. Er beherrschte sie und hatte sie erst an dem Tag angewandt, an dem der Kampf stattfand. Der Dark Servant hingegen benutzte diese Technik schon einige Wochen vorher, um des Feindes Heer tagsüber zu dezimieren.

 

Es war jetzt kurz vor 6 Uhr und der Dark Servant ging in die Küche. Dort suchte er nach Kaffee und wurde auch bald fündig. Zu seinem Glück war es eine normale Kaffeemaschine und ihre Bedienung war leicht und so dauerte es nicht lange, bis der Kaffee aufgebrüht war.

 

Bewaffnet mit dem Kaffee ging er in das Überwachungszimmer und betätigte die Maus, damit sich der Bildschirm aktivierte. Im Hause Talfon war schon reges Gewusel und er erhöhte die Lautstärke.

 

»Ralf, ich habe nächste Woche die Schicht getauscht ...!«

 

»Schatz warum hast du das gemacht? Ich dachte, wir wollten am Freitag mal aus gehen?«

 

»Das ist erst übernächste Woche ... Lan, LAN ... steh endlich auf. Das Frühstück ist fertig!«

 

»Lan? Wer zum Teufel soll das denn sein?«, fragte er sich.

 

»Noch fünf Minuten ...«, kam es aus dem Bildschirm, der das Zimmer des Jüngsten zeigte.

 

»Ahh Phelan!«

 

»Gott warum werde ich immer um 6 geweckt. Es reicht, wenn ich erst um 6:45 Uhr aufstehe. Ich heiße nicht Beverly ...«

 

»Ja und warum hast du deine Schicht getauscht? Wir haben immer die gleiche Schicht ...«

 

»Hast du vergessen, dass Bev und Lan nächste Woche ihren Termin zum testen hat?«

 

»Oh jaa ...«

 

»Lan komm schon ...!« Der Dark Servant klinkte sich aus und nahm einen Schluck Kaffee. Nervtötend und das wenn er so gerädert und unausgeschlafen war. Nun wünschte er sich, dass die anderen hier wären. Sie waren zwar um einiges nervtötender, aber er konnte dann ihnen diese grottenlangweilige Aufgabe der Überwachung übertragen und er konnte seinen eigenen Dingen nachgehen.

 

Aber heute hieß es, den Arzt auf Schritt und Tritt zu bewachen und zu folgen.

 

»Wann kommst du heim?«, fragte Ralfs Frau.

 

»Ich versuche, pünktlich zu sein! Bye ... LAN stehst du jetzt endlich auf und hör auf deiner Mutter ärger zu bereiten!«

 

»Ich bin schon längst wach .... HERR GOTT NOCH MAL!«

 

»Du sollst nicht fluchen!«, rief der Vater zurück.

 

»Ich habe nicht geflucht, sondern meinen Ärger freien Lauf gelassen!«, murmelte der pubertierende Junge, der immer noch im Bett lag. Der dann doch endlich sich bequemt seine kuschelige warme Decke von seinem ... »Meine Fresse, ist das ein geiler Körper!«, sabberte der Dark Servant und er wusste, wovon er sprach. Er hatte in seinem Leben schon sehr, sehr ... sehr viele nackte Körper gesehen. Frauen sowie Männer.

 

Doch diesmal war es anders. Um einiges anders. Er war kaum noch fähig sich von dem Körper des Jungen abzuwenden und folgte seinen Bewegungen. Sie waren geschmeidig, anmutig wenn nicht gar von höherer Natur. Phelan Bewegungen glichen eines Raubtieres, eines Panthers und eines Löwen zugleich.

 

Doch dann riss sich der Dark Servant von ihm los und nahm die Akte zur Hand.

 

Phelan Talfon: 16 ... er wird in drei Monaten 17. Auch ist er für nächste Woche zum Testen angemeldet. Der Grund warum es vorgezogen wird, er weist bereits Fähigkeiten auf. Die AMN zeigt auch schon Interesse an ihm ... kann es sein, dass sie ihn bereits inoffiziell schon getestet haben? Hmm in der Akte steht nichts ...« Er hörte, wie ein Auto losfuhr. »Scheiße!«, fluchte er und bemerkte jetzt erst, dass er noch nackt war.

Kapitel 5:

»Phelan! ... Steh endlich auf!«, rief seine Mutter und nun wusste er, wenn sie seinen Namen vollständig schrie, dass es langsam wirklich Zeit wurde. Gähnend stieg er die Treppe runter und schlürfte in die Küche. Dort roch es lecker und er blickte in die Pfanne.

 

»Hmm, lecker Pfannkuchen!«

 

»Komm, setz dich. Hier hast du Nutella und Marmelade. Was willst du trinken?«, fragte sie und als sie sich umdrehte, sah sie, dass er bereits an der Colaflasche nuckelte. »Lan du weißt doch, dass du nicht so viel Cola trinken sollst. Du beschwerst dich sonst wieder, wenn deine Pickel sprießen!«, mahnte sie und er verschluckte sich fast.

 

»Ich bin nicht Beverly. Sie ist diejenige mit Pickel ...«, murrte er und im Innern fluchte er. Warum wurde er immer wieder mit seiner Schwester verglichen? Aber seine Mutter überhörte dies und widmete sich wieder dem Inhalt der Pfanne.

 

»Hast du deine Tablette genommen?«, fragte sie und er bejahte es mit einem eintönigen Ton. »Gut! Und du hast heute eine Kontrolluntersuchung beim Papa. Sei bitte pünktlich, du weißt, dass er dich immer zwischen seinen Patienten reinschiebt ...«

 

»Ja Mama!«, antwortet er genervt und immer wieder fragte er sich, warum er als einziger aus der Familie seinen eigenen Vater als Arzt hatte. Jeder andere, sei es Beverly oder sein Bruder Cavon gingen alle beide zu einem anderen Arzt, selbst seine Mutter hatte einen anderen. Während er sich darüber beschwerte, blickte seine Mutter in kurzzeitig besorgt an. »Wie lange können wir das noch geheimhalten?«, fragte sie sich und atmete tief ein. Doch dann verdrängte sie den Gedanken und servierte die Pfannkuchen.

 

Nachdem Lan gefrühstückt hatte, machte er sich für die Schule fertig und ging zur Bushaltestelle. Jetzt mit dem Auto zu fahren war die Hölle und seine Mutter vermied es immer, so gut es ging. Außerdem lag das Krankenhaus, indem sie arbeitete auf der anderen Seite der Stadt und sie würde doppelt so lange brauchen, um dort anzukommen.

 

Das Gute an der Bushaltestelle war, dass sie zentral in der Siedlung lag und er mehr oder weniger, nur über die Kreuzung gehen musste, um dort anzukommen. Als er das Haus verließ, sah er, dass auf der gegenüberliegenden Seite ein Auto parkte.

 

»Oh neue Nachbarn! Wer wohl eingezogen ist?«, fragte er sich und schon wurde es ihm mulmig. »Gruselig, wenn Mutter es mitbekommt, wird sie mich wieder zwingen, mit ihr rüberzugehen, um die Neuen zu begrüßen und irgendwelche kitschigen Geschenke oder Selbstgebacktes zu überreichen, oder sie veranstaltet gleich eine riesige Willkommensparty, in der die ganze Siedlung erscheint ... Auf jeden Fall weiß ich, dass ich an diesem Tag nicht hier bin!«

 

An der Bushaltestelle warteten schon einige und Lan begrüßte sie.

 

»Hey da ist er ja, weißt du schon das Neueste, bei dir gegenüber sind welche eingezogen ...!«, wurde er sogleich von seinem Klassenkameraden Gary überfallen, anstatt begrüßt.

 

»Habe ich auch schon mitbekommen.«

 

»Und findet eine Willkommensparty alla Talfons-Mama statt?« Na klasse, dachte er sich und grinste verdrossen.

 

Gary redete den ganzen Tag über nichts anderes als, dass in der Siedlung neue Nachbarn eingezogen waren, und bald wusste es die ganze Schule.

 

»Oh ich hoffe, sie haben eine Tochter nein gleich zwei oder drei ... an welche soll ich mich ranschmeißen? Ne sag mal, Lan hast du sie schon kennengelernt, haben sie Töchter ... Meinst du das die Töchter auch hier auf die Schule gehen, welche wird es sein?« So ging es die ganze Zeit und Lan war langsam schon gewillt, Gary eine reinzuhauen. Und endlich kam der erlösende Gong, dass die Schule zu Ende war.

 

»Hey sag mal, was machst du jetzt? Ich gehe mit zu dir ..., komm, wir stehen Spalier und schauen wie die Töchter aussehen ...«

 

»Tut mir echt sorry Mann, aber ich muss zu meinem Alten. Ein anderes Mal vielleicht!«, sagte er und »oder nie!«, fügte er in Gedanken zu.

 

Da das Krankenhaus auf der anderen Seite der Stadt lag, hatte Lan jetzt einen Fußmarsch von über einer halben Stunde vor sich und er machte sich auf dem Weg.

 

Oben auf dem Dach saß der Dark Servant und überwachte das ganze Krankenhaus. Auch wenn das gesamte Krankenhaus mit all seinen Patienten und Angestellten in seinem Radius lagen, konzentrierte er sich verstärkt nur auf eine Person. Ralf Talfon. Bis jetzt konnte er nichts Auffälliges herausfinden und warum diese Person, so eine hohe Priorität besaß. Auch die Mutmaßungen, die er sich selbst zusammengereimt hatte, reichten nicht aus, um ein vollständiges Bild von allem zu bekommen. Tief atmete er ein, was blieb ihm anderes übrig als hier oben auf dem Dach auszuharren und auf mutmaßliche »Feinde«, die es auf dem Arzt abgesehen haben könnte Ausschau zu halten. Es war ja nicht so, dass er damit Geld verdiente, denn das tat er nicht. Kost und Loge und das alles Drumherum wurde vom König bezahlt. Und waren wir mal ehrlich, der Dark Servant nutzte das voll aus. Wie in der letzten Nacht, als er sich mit Klamotten neu ausgestattet hatte. Auch wenn der Betrag keine Peanuts waren, so wusste er, dass die Klamotten nach der Mission in der Altkleidersammlung landeten. Er war der Dark Servant und als Dark Servant hatte er sich wie der Dark Servant zu kleiden. Mit anderen Worten der König gab es vor, wie er sich zu kleiden hatte.

 

Inzwischen hatte Lan das Krankenhaus erreicht und ging rein. Die Frau an der Anmeldung winkten ihm nur zu und er winkte zurück. Er brauchte keine Hilfe um zu seinem Vater zu kommen, er war bereits schon so oft da, dass er sich im ganzen Krankenhaus auskannte. Als er vor der Tür ankam, klopfte er an und eine Arzthelferin öffnete die Tür.

 

»Oh hallo Lan, gedulde dich noch ein bisschen, dein Vater hat gleich Zeit für dich, ja!«, sagte sie und er nickte. Kurz blickte er sich um und sah, dass einige Patienten auf ihre Behandlung warteten.

 

Es waren keine Patienten aus dem Krankenhaus, sondern Leute, die heute wohl krank geworden sind und dringend eine Krankmeldung brauchten oder ein anderes Wehwehchen hatten. Sicherlich behandelte er auch Patienten, die im Krankenhaus lagen.

 

Eigentlich wollte sein Vater eine Arztpraxis eröffnen, aber sein Budget reichte damals nicht aus und so hatte er vom Oberarzt dieses Krankenhaus, der auch der Direktor war ein Angebot bekommen. Ralf hatte nicht lange überlegt und zugeschlagen. So hatte er sich seine eigene Praxis im Krankenhaus eingerichtet und es profitierten beide Parteien. Sein Vater und das Krankenhaus.

 

Die Arzthelferin kam wieder raus und lächelte Lan an.

 

»Du kannst jetzt rein«, sagte sie und schon machte sich eine etwas ältere Lady bemerkbar.

 

»Das ist ja unerhört. Ich warte bereits seit einer halben Stunde und der junge Bursche, der gerade erst angekommen ist, darf schon rein ...«

 

»Miss, bitte beruhigen Sie sich, es geht alles seinen geordneten Gang!«, sagte die Schwester.

 

»Ja das sehe ich!«

 

»Da hat die Dame aber recht. Mein Termin war um 13 Uhr und jetzt haben wir es 13:45 Uhr ...« Lan hörte es nicht mehr, denn die Helferin schloss die Tür hinter ihm.

 

Immer wenn Dr. Talfon seinen Sohn behandelte, waren nie Arzthelferinnen dabei, nur manchmal seine Mutter. Die Helferin erinnerte sich noch gut daran, als der Dr. seinen Sohn behandelte und er seine Frau ausrufen lassen hatte.  Danach kam sie schneeweiß aus dem Behandlungszimmer und seitdem durften keine Helfer oder Helferinnen mehr dabei sein.

 

»Lan du kennst dich ja aus?«, fragte sein Vater und er nickte. Lan wusste zwar nicht warum und seine Fragen wurden bis heute nicht beantwortet, aber seine Eltern sagten immer wieder, dass alles in Ordnung sei und er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Dass was er hatte, war nicht lebensgefährlich. Aber jedes Mal, wenn er zu seinem Vater zur Untersuchung ging, wurde eine Ultraschalluntersuchung gemacht. So zog er sich bis auf die Unterhose aus und legte sich auf die Liege.

 

»Bist du bereit?« Lan nickte und sein Vater fing mit der Untersuchung an. Nachdem er fertig war, wies sein Vater ihn an sich wieder anzuziehen.

 

»Darf ich heute erfahren, was ich habe? Ich mein, ich fress jeden Tag die Tabletten und muss jedes Monat einmal zum Ultraschall und jeden Tag muss ich mir die Temperatur messen. Ich komm mir vor, als ob ich ne Schwangere wäre!«

 

»Ich komm mir vor, als ob ich ne Schwangere wäre!« Dieser Satz und vor allem, die Stimme drang unaufhaltsam in die Ohren vom Dark Servant und er konzentrierte sich auf ihr Gespräch.

 

»Lan es ist alles in Ordnung mit dir!«

 

»Also kann ich die Tabletten weglassen?«

 

»Nein bloß nicht!«

 

»Dann sag mir halt, was ich hab!«

 

»Noch ist es zu früh, aber wir werden es dir bald erklären. Geh jetzt nach Hause ...« Neugierig geworden und genervt, weil die Informationsgruppe, wieder mal nur mit dem halben Arsch gearbeitet hatte, machte sich der Dark Servant gedanklich eine Notiz.

 

»Hmm in der Akte steht nichts drin, dass er Tabletten einnehmen muss. Kann sein, dass diese Information neu ist, aber eher unwahrscheinlich. Die Informationen in der Akte, dürften kaum älter als 48 Stunden alt sein. Ich muss wohl mal in seine Krankenakte nachschauen und die Praxis durchsuchen.«

 

Ein Klingelton unterbrach seine Gedanken und er holte sein Handy hervor.

 

»Bin da und deine Sicherheitsvorkehrungen sind echt ... na was rege ich mich auf ...« Kurz lächelte er und steckte sein Handy zurück. Wie zu erwarten war Jan Jänicke als Erstes da. Er war ein Mensch und Süßigkeiten sein Leben. So sah er auch dementsprechend aus. 150 kg auf eine Körpergröße von 1,69 cm, aber sein Intellekt stand auf Platz 3 der intelligentesten Menschen der letzten 200 Jahren und er war der Beste in seinem Fach. Jan wurde gerufen, wenn etwas zum Knacken gab, wenn die nationale Sicherheit gefährdet war und wenn er nicht so korpulent wäre, würde er wohl auch der meistgesuchte Mensch, nein Dieb auf dem Planeten sein. Kein Schloss, kein Code nichts war vor ihm sicher.

Kapitel 6:

»Typisch Vater!«, fluchte Lan. »Hat er überhaupt ne Ahnung?« Es war egal, wie er seinen Vater angebettelt hatte, ihm endlich zu sagen, was er hatte. Nein! Nichts! Sein Vater hatte ihm wie immer die gleichen Fragen gestellt. »Wie fühlst du dich? Ist dir in den letzten Tagen wieder wärmer geworden usw ...«

 

Lan wusste im großen, warum er die Tabletten nehmen musste, weil er vor ein paar Monaten einen plötzlichen Hitzewallanfall bekommen hatte und die Tabletten seine Körpertemperatur regelten, mehr aber auch nicht.

 

Er kam daheim an und schmiss seine Schultasche aufs Bett. Dann schaltete er seinen PC an und ging runter in die Küche.
Seine Eltern arbeiteten noch, deshalb wärmte er sich sein Essen selbst auf. War ja kein Problem mit einer Mikrowelle und außerdem wurde er bald 17, da sollte man sich schon langsam mit dem Selbstversorgen auskennen.

 

Ralf verabschiedete seinen letzten Patienten und schloss seine Praxis hinter sich ab. Dennoch war er mit seiner Arbeit nicht fertig, weil er diese Woche auf Notdienst eingeteilt worden war. Wie gesagt, eine Hand wäscht die andere. Er durfte eine Praxis im Krankenhaus eröffnen, dafür musste er mal hin und wieder fürs Krankenhaus einspringen. Für ihn war es kein Problem und so kontrollierte er sein Handy, damit die Anrufe zu ihm durchkamen.

 

Und genau das war das Startzeichen für den Dark Servant. Da er seit Stunden das Krankenhaus im Auge hatte, wusste er genau, wo sich die Praxis vom Arzt befand, teleportierte sich dorthin und durchsuchte es. Allerdings kam er nicht weit. Es waren nur Krankenakten in den Schrankschüben, von verschiedenen Patienten da, aber die von seinem Sohn nicht und er schaute sich um. Der Schreibtisch. Er öffnete alle Schübe am Schreibtisch, doch darin befand sich nur Allzweckzeug. Es war wirklich komisch, da behandelte er seinen Sohn, aber hatte keine Akte von ihm. Könnte es sein, dass er die Akte mit nach Hause nahm? Nein das war ausgeschlossen, sonst hätte das Informationsteam es mit vermerkt. Er schaute sich weiter um und dann sah er eine Geldbüchse, die wie Dekoration im Regal stand. Er nahm sie, weil sie irgendwie fehl am Platz erschien in die Hand und betrachtete sie. Doch etwas war anders. Sie besaß kein Schloss wie normale Geldbüchsen und wenn er sie schüttelte, klirrte es im Innern. Er musterte sie weiter und sah, dass an der Seite ein kleiner Knopf war. Auf den drückte er und es erschien auf dem Deckel eine Digitalanzeige für einen Code. »Klasse!«, dachte er. Er besaß zwar Wissen, wie man Schlösser knackte, aber wenn es sich um einen digitalen Code handelte, musste er die Segel streichen. Aber zum glück war Jan da und er rief ihn an.

 

»Wie soll ich von hier aus, den Code knacken? Also echt! Bring es mit, wenn es geht!«

 

»Ich kann nicht einfach Zeugs mitnehmen ...!«

 

»Ja, ja, ja, warte ... ich bin schon bei was dran! Da, ich hab dir was geschickt, diese App lädst dir runter ...«

 

»Was soll ich damit? Du weißt, ich bin für solchen Schrott nicht zu haben ...«

 

»Willst du wissen, was drin ist oder willst du es nicht, los mach jetzt ...« Resignierend drückte er auf den Link, den Jan ihm geschickt hatte und plötzlich schien es, als ob das Handy ein Eigenleben hatte. »Das bin ich, erschrick nicht ... so jetzt mach genau das, was ich dir sage.«

 

»OOOKKKAAAYYY!«, der Dark Servant war damit zwar nicht einverstanden, aber ihm blieb nichts anderes übrig.

 

»Keine Sorge, das ist ein Programm, was ich selbst entworfen habe, also kein Problem!«

 

»Na wenn er das sagt!«, dachte er sich.

 

»So jetzt starte das Programm, ich sehe, der Download ist fertig!« Der Dark Servant tat es. »Gut und jetzt, aktivierst du in dem Programm, was ich dir geschickt habe, die Kamera ...!« Der Dark Servant tat es und Jan leitete ihn durch und in weniger als zwei Minuten öffnete sich die Geldbüchse.

 

»Was ist drin?«

 

»Ein Stick!«

 

»Ein Stick?«

 

»Ja!«

 

»Ein Stick ... Hast du ein Verbindungsadapter für Handy und Sticks zufällig zur Hand?«

 

»Seh ich so aus?«

 

»Hätte ja sein können ... Gut was steht in dem Büro ein Laptop oder ein Rechner?«

 

»Warum willst das wissen?«

 

»Boss!«

 

»Okay ich schau ja schon ... Ein Rechner!«

 

»Der Herr Gott ist auf unserer Seite!«, rief Jan aus und der Dark Servant schüttelte nur den Kopf. »Gut. Den Rechner startest du jetzt. Kann etwas dauern, PCs sind meist nicht die schnellsten ...«

 

»Ist schon hochgefahren und jetzt will er ein Passwort!«

 

»Dann drücke noch einmal auf den Startknopf du musst in den abgesicherten Modus rein ...«

 

»Jan sag, das bitte etwas früher, dass ich in den abgesicherten Modus rein muss. Dann hätte ich es gewusst, was du willst. Ich habe zufälligerweise auch leichte Computerkenntnisse ... das solltest du vielleicht noch wissen!«, mahnte der Dark Servant.

 

»Sorry, hab ich vergessen, dass du mir das Hacken beigebracht hast. Also weißt du worauf, ich hinaus will?«

 

»Ja!« So dauerte es nicht lange und die Daten auf dem Stick landeten auf dem Überwachungs-PC bei Jan.

 

»Die Daten sind da!«, sagte Jan und der Dark Servant löschte seine Spuren aus dem Rechner und stellte die wieder verschlossene Geldbüchse mit dem Stick zurück ins Regal. Kein Wunder, dass das Informationsteam das nicht gefunden hatte, wer würde schon nach einer bedeutungslosen Geldbüchse die wie Dekoration aussah Ausschau halten?

 

»Okay ich komm zurück!«

 

 

Da der Dark Servant zu Fuß unterwegs war, weil in der Früh, das Verkehrsaufkommen einer Achterbahn glich, war er in wenigen Minuten zurück im Haus.

 

»Manchmal hasse ich ihn für seine Voraussicht!«, grummelte er. »Aber er hatte nicht unrecht, zu Fuß bin ich eindeutig schneller als mit dem Auto oder mit dem Motorrad!«

 

»Also was sind das für Daten?«, fragte er sogleich, als er den Überwachungsraum betrat.

 

»Tzz, kein schön dich wiederzusehen?«, gab Jan leicht griesgrämig zurück.

 

»Jan, bitte!«

 

»Schon gut, aber du musst dich noch gedulden. Ich brauche erst das Programm, was die da im Krankenhaus benützen, sonst kann ich die Dokumente nicht öffnen. Und die Transferaktion dauert noch etwas!«

 

»Sag bloß, du machst das auf den legalen Weg?«

 

»Machst du dich jetzt über mich lustig?«, fragte er zurück und sah, wie der Dark Servant grinste. »Typisch, um ehrlich zu sein, mir fehlt im Moment die Muse, um selbst ein Programm dafür zu schreiben!«

 

Der Dark Servant rieb sich die Stirn, wie konnte er es vergessen. Seine Muse waren seine Süßigkeiten und er hatte nicht daran gedacht auf dem Weg zurück, welche zu besorgen.

 

Na dann mussten sie halt etwas warten und der Dark Servant setzte sich vor einem anderen Bildschirm, der das GPS vom Arzt sein Auto verfolgte.

 

»Gut, es sieht so aus, als ob er direkt nach Hause fährt? Jan, was macht der Junge?«

 

»Du meinst die halbe Portion?«, fragte Jan und meinte damit nicht sein Alter, sondern seine schlanke Körperstatur. Für Jan waren alle, selbst der Dark Servant immer nur halbe Portionen.

 

»Mit dir verglichen ist er nicht einmal ein Achtel von dir und ja den mein ich!«

 

»Nett! Er macht nichts weiter, nur zocken! Was Teenager halt so in ihrer Freizeit so machen. Bei dem Wetter daheim hocken und zocken.«

 

»Kannst du mal die Aufnahmen durchgehen und schauen, welche Tabletten der Junge zu sich nimmt?«

 

»Ey, es geht schneller, wenn wir auf das Programm warten und dann die Dokumente lesen!«

 

»Und was ist, wenn die Dokumente vom Stick, nicht die Krankenakte von dem Jungen ist, sondern was anderes, was der Arzt sicher aufbewahrt?«

 

»Mach du das, das Programm ist da und ... na wie erwartet, von solchen extravaganten Programmen, die nur für eine Branche zulässig sind, na dann!«, sagte Jan und knackte sich die Finger. Das war ein Zeichen für Dark Servant, dass Jan in den nächsten Minuten bis einer halben Stunde nicht gestört werden konnte und er ging selbst die Aufnahmen durch.

 

Sein Fokus lag in der Zeit, entweder früh nach dem Aufstehen des Jungen oder abends, bevor er ins Bett ging. In den Zeiten in denen man immer seine Tabletten einnahmen. Aber sehr weit zurück, konnte er mit den Aufzeichnungen nicht gehen, da die Überwachung erst gestern oder frühestens vorgestern gestartet wurde.

 

Er spulte also zurück, bis zum gestrigen Tag und schon sah er, was er wissen wollte und stoppte das Video. Er zoomte heran, doch der Junge hielt nur ein kleines Fläschchen ohne Etikette in der Hand.

 

»Echt klasse!«, murmelte er und während er sich Gedanken machte, wie er weiter vorgehen sollte, hörte er Jan aufschreien.

 

»Du heilige Scheiße, der Junge ist ein Omega!«

 

»WAS? Wo steht das?«

 

»Da ... und das ist die Krankenakte von dem Jungen.« Jan zeigte auf den Bildschirm. Mit der Geschwindigkeit eines Vampirs las er die Dokumente durch.

 

»Jan, wann wird der Bericht automatisch gesendet?«

 

»Oh ich habe das Intervall geändert. Also vor morgen Früh nicht!«

 

»Gut, du wirst jetzt alles Löschen. Diese Dokumente, den Verlauf des PCs, alles was mit der Geldbüchse, den Stick und dem Jungen zu tun hat. Unser Gespräch am Handy, deine Hintertüren, die du immer mit einbaust und dann wirst du dir was einfallen lassen, wie du die eine Stunde überbrückst und wenn alles erledigt ist, wirst du mir unaufgefordert in die Augen sehen«, befahl der Dark Servant und legte sein Handy neben ihn hin. Jan sah ihn geschockt an, aber er wagte es nicht zu widersprechen. Er kannte den Dark Servant zu gut und wenn er was vertuschen oder was vergessen lassen wollte, dann war es das Beste sich zu fügen.

 

Den der Dark Servant, konnte nicht jeden beschützen, der ein gefährliches Geheimnis mit sich trug und das war ein gefährliches Geheimnis. Das wusste selbst Jan und nickte nur. Was er nicht wusste, war, wie oft der Dark Servant ihm schon das Gedächtnis gelöscht hatte und ehrlich, er wollte es nicht wissen. Vielleicht wäre er heute gar nicht mehr da, wenn er über alles Bescheid wüsste. Er wusste schon sehr viel, viele dunkle Geheimnisse, aber es gab einfach Dinge, die sollte man nicht wissen und das der Junge ein Omega war, war eins solcher Dinge. Dieses Wissen allein reichte schon aus, um in ein Krieg verwickelt zu werden oder die Radieschen von unten wachsen zu sehen, je nachdem.

 

Nachdem Jan alles erledigt hatte, wie der Dark Servant es von ihm verlangt hatte, stand er auf und ging zu ihm rüber. Er überreichte ihm sein Handy und lächelte nervös.

 

Der Dark Servant schaute ihn an und nickte. Dann stand er auf und im nächsten Moment ... saß Jan an seinem PC und steckte seine Hand in die Chipstüte.

 

»Und wie lange wird diese Überwachung gehen?«, fragte er mit vollem Mund und fing schon an sich zu langweilen.

 

»So lange, wie es nötig ist!«, war die Antwort von Dark Servant und schloss seine Augen. Er brauchte einen kurzen Moment, um sich auf zwei Personen im gegenüberliegenden Haus zu konzentrieren, und filterte sämtliche unnötigen Geräusche aus der Umgebung raus.

 

Mrs. Talfon war nach Hause gekommen und rief ihren Sohn, der am PC saß und irgendein online Game zockte. Er ging runter in die Küche und sah, wie seine Mutter den Einkauf auspackte, und half ihr dabei.

 

»Wie war deine Untersuchung?«, fragte sie und der Dark Servant vernahm einen unsicheren Unterton von ihr.

 

»Wie immer«, gab Lan als Antwort und zuckte die Schulter. »Ich soll die Tabletten einfach weiternehmen ... Ma ...«

 

»Gut!«, gab sie zurück und Lan der noch was Fragen wollte, wurde von der knappen Antwort seiner Mutter aufgehalten. »Weißt du eigentlich schon, dass wir neue Nachbarn haben?«, fragte sie und ihre Stimmung änderte sich drastisch.

 

»Och nö!«, dachte er sich, doch er lächelte. »Ja habe ich schon mitbekommen, von Gary«, sagte er und lächelte breiter. Eigentlich hatte er selbst, das Auto heute früh vor dem Haus stehen sehen und Gary hatte es ihm dann an der Bushaltestelle erzählt, aber er wollte unbedingt das Gesicht seiner Mutter sehen, weil sie diesmal wohl nicht die Erste aus der Siedlung war, die es mitbekommen hatte.

 

»So von Gary, also hat Elsbeth ... na ist ja kein Wunder, wenn man schon früh auf den Beinen ist!«, sagte sie nur und Lan grinste. »Jackpot!«

 

»Nun gut, dann wollen wir mal unsere neuen Nachbarn willkommen heißen und du gehst dann bitte zu Garys Mutter, sie soll die Flyer für eine Grillparty für Samstag verteilen ...« Und schon war seine Schadenfreude verpufft.

Frohe Ostern

Kapitel 7:

Der Dark Servant schaute Jan nur kurz an und atmete unbemerkt tief ein. »Wie gerne würde ich es dir ersparen und jedes Mal wird es für mich schwieriger, dein Kurzzeitgedächtnis zu löschen, denn du bist ein Genie und dein Gehirn lernt langsam, sich gegen meinen Eingriff zu währen. Nur allein die Tatsache, dass du es mir immer wieder erlaubst, erlaubt es dein Gehirn, doch wenn du anfängst dich dagegen zu währen, werde ich es nicht mehr schaffen, heikle Informationen aus dir herauszuholen, und du schwebst in Lebensgefahr. Und das will ich unbedingt vermeiden. Denn du bist nicht nur ein Freund, nein du bist wie ein Sohn für mich, nein du bist mein Sohn, den ich adoptiert habe und selbst diese Tatsache musste ich aus dir löschen. Ja Jan ich habe dich großgezogen, auch wenn du oft alleine warst und die Computer deine Freunde wurden. So vieles hätte ich nicht machen dürfen, aber ich bereue nichts. Aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich darf nichts haben, nichts besitzen. Mir gehört nichts, nicht einmal mein Leben. Alles was ich bin, wer ich bin, wer ich war ... gehört dem König! Ich bin der Leibsklave des Königs, sein Eigentum und sein Werkzeug des Todes.«

 

»Ey Boss, kannst du mir sagen, um was es sich hier überhaupt wirklich handelt? Ich mein, Überwachungsschutz alles gut und schön, aber was sollen wir bei einer Durchschnittsfamilie schon beschützen?«, fragte Jan, nachdem die Chipstüte leer war, die der Dark Servant und noch so einige andere Nervennahrungen kurzerhand besorgt hatte.

 

»Hmm in erster Linie gilt unser Schutz nur Ralf Talfon, warum er so wichtig ist, weiß ich nicht, und du weißt, dass ich das beim König bestimmt nicht hinterfragen werde. Und zweitens: die potenzielle Gefahr auszuschalten, wenn er überhaupt Feinde hat!«

 

»Und schwebt dir schon irgendjemand durch den Sinn?«, fragte er und riss eine Tafel Schokolade auf.

 

»Gegenfrage: Schwebt dir irgendjemand durch den Sinn?«

 

»Natürlich, die Cavanaugh. Was will eine Vampiradelsfamilie unter den ersten 10 mit einer frisch aus der Uni kommenden Modedesignerin ohne adeligen- oder politischen Hintergrund. Okay die Mutter Miriam Talfon ist eine geborene Wasserelfenprinzessin der Waterstone, aber sie ist die 17. geborene von Königin Adelhin und König Welmet Waterstone. Sie ist zwar eine geborene Prinzessin aber durch des, dass sie einen Menschen als einen Gefährten hat, verlor sie ihren Titel und ihr Erbe, was wohl eh nur aus null Komma nichts bestand, als 17. Kind«, sagte er und stopfte sich einen Riegel unter die Nase.

 

»Da hast du Recht, sie als 17. Kind der Königsfamilie, hat nichts zu bieten und um einigermaßen hoch angesehen zu werden oder zumindest gut dazustehen, hätte sie mindestens in eine Grafenfamilie einheiraten müssen. Doch wer nimmt schon eine Prinzessin, die so nichts mehr hat, außer ihren Titel. Da hatte sie die bessere Wahl mit einem Menschen. Sie ist frei, frei von allem. Sie muss zu keinen öffentlichen Anlässen mehr, sie muss die erniedrigen Blicke, der schmierigen Adeligen nicht mehr auf sich ertragen, sie wird nicht mehr als Objekt der Begierde betrachtet, sie kann für sich selbst entscheiden ... Königin Adelhin und König Welmet haben ihr damit einen Gefallen getan, sie aus der Erbschaft herauszunehmen. Obwohl ich denke, dass es ihr eigener Wunsch war.«

 

»Seh ich auch so. Adelige ... die denken, die können alles tun!«

 

»Das können sie und sie tun es!«, sagte der Dark Servant und stand von seinem Stuhl auf. Kurz streckte er sich und Jan starrte ihn an.

 

»Was machst du da? Ich dachte, wir sollen oberservieren?«

 

»Tun wir auch, aber erst, werde ich Mrs. Talfon und ihrem Sohn mal die Tür öffnen. Sie wollen nämlich eine Grillparty für uns vorbereiten!«

 

»Hä? Wie ...?«, fragte Jan sprachlos und der Dark Servant zwinkerte ihm zu. »Ist ja klar ... du hörst bis rüber und weißt schon Bescheid. Für was brauchen wir dann das ganze elektronische Equipment? Verdammter Vampir!«

 

Im Normalfall würde der Dark Servant sich nicht die Mühe machen, sein gutes Gehör einzusetzen, wenn es nicht nötig wäre, aber in diesem Fall, wollte er, dass das Geheimnis, welches die Familie besaß, nicht so schnell bekannt wurde. Außerdem wollte er wissen, wer alles aus dieser Familie davon Bescheid wusste. Der Vater wusste es und nach der Aussage vom Sohn, wusste er es nicht, was er war, dennoch hatte er von der Mutter einen leicht ängstlichen Unterton vernommen. Somit schloss er daraus, dass sie es auch wusste.

 

Wenn er eins und eins zusammenzählte, schlussfolgerte er, dass seine Geschwister es ebenfalls nicht wusste, welches Zweitgeschlecht Lan hatte.

 

Da Lan 16 war, wurde sein jetziges Zweitgeschlecht als Omega wohl erst vor Kurzem nachgewiesen. Vielleicht vor drei maximal sechs Monaten. In dem Moment, in dem er seiner ersten Hitze erlag. Vorher galt er wohl als Beta oder sein Vater ... der Dark Servant machte sich zu viele Gedanken, er brauchte nur in seinem Gedächtnis nach den Krankenunterlagen von dem Jungen zu suchen und er wusste gleich Bescheid.

 

Omegas waren die Wunder Nummer 1 im gesamten Universum. Ein männliches Wesen, die Babys austragen und per Kaiserschnitt auf die Welt bringen können. Nicht irgendwelche Kinder, sondern die stärksten, mächtigsten und intelligentesten. Schon bei der Geburt wurden die Kinder als Alpha eingestuft.

 

Auf der ganzen Welt gab es in den letzten 70 Jahren nur zwei Omegas. Der der zurückgezogen und ein ›friedliches‹ Leben führte, war bereits weit in die fünfzig und der zweite, nun, er hatte sich entschieden gehabt, seine Gebärorgane von einem Pfuscher rausoperieren zu lassen. Das hatte dem Machtinhaber dieses Landes damals nicht gepasst und ließ den Omega wegen Hochverrats hinrichten. Was mit dem Pfuscher passiert war, nun man munkelte, dass er den Fischen im tiefen Meer beim Schwimmen zusah.

 

Es klingelte und der Dark Servant öffnete die Tür ...

 

Ein Blick ...

 

Babum, babum ... zwei Herzschläge

 

... seine braunen Augen ...

 

Diese zierlichen und schelmischen Lippen ...

 

Und dieser wunderbare, fantastische ... Geruch.

 

Der Dark Servant wusste nicht, wie es um ihn geschah. Von jetzt auf gleich, diese Explosion in seinem Herzen und er spürte, wie seine Zähne länger wurden und sein Verlangen nach dem Jungen ins Unermessliche stieg.

 

»MEINS«

 

»Hallo, mein Name ist Miriam Talfon und das ist mein jüngster Sohn Phelan, wir sind hier um Sie bei uns in der Nachbarschaft willkommen zu heißen. Und am Samstag würden wir gerne eine Willkommensfeier für Sie und Ihrer Familie arrangieren.«

 

»Freut mich, mein Name ist ...« Kurz musste er überlegen, welchen Namen er für diese Mission benutzen musste. »Noah Siegl.« Und ergriff ihre Hand, nachdem er ihre Hand wieder losgelassen hatte, ergriff er die Hand von Lan. Mrs. Talfon betrachtete den Mann vor ihr und sah, wie sich seine Augen rot gefärbt hatten. »Er ist ein Vampir! Er muss auch ein Elder sein, wenn er sich so in der Sonne bewegen kann«, dachte sie.

 

Lan konnte nicht anders, als den Mann vor ihm anzustarren. Ihm war es, als ob er ihn schon sein ganzes Leben kannte und auch wieder nicht. Sein Herz schien heftiger zu schlagen als, wenn er einen Dauerlauf hinlegen würde, auch spürte er, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Das war keine normale Hitze ... das war anders ... viel anders und Lan versuchte sich auf sein Innerstes zu konzentrieren, wie es sein Vater gezeigt hatte.

 

»Konzentriere dich Lan. Wenn du spürst, dass dir auf irgendeiner Weise, die du nicht kennst, zu warm wird, dann schließe deine Augen und zähle von 100 abwärts.«

 

In Gedanken fing Lan rückwärts zu zählen. »99, 98,97,96,95, ...« Doch es half nichts. Ihm wurde es immer wärmer ... und er wusste nicht mehr, wo er sich befand ...

 

»Oh mein Gott!«, rief seine Mutter. Nein sie flüsterte es eher und hielt sich die Hand vor ihrem Mund. »Das ist das Schicksal!«, hauchte sie, als sie erkannte was soeben geschehen war und sah zu ihrem Sohn und zu ›Noah‹. Sie wusste, dass sie hier nichts mehr dagegen tun konnte.
Noahs Augen glühten feuerrot und ihr Sohn, war wie erstarrt, mit roten Wangen und total verliebten Augen.

 

In diesem Moment hatte das Schicksal die beide auserkoren Gefährten zu sein. Und nichts und niemand konnte diese beiden noch trennen. Das Schicksal hatte bestimmt, diese Beide als Gefährten anzuerkennen. Ab diesem Moment waren sie unzertrennlich. Zwei Silben einer Medaille, Mann und Frau, in diesem Fall, Mann und Mann, die Seele des anderen. Sie waren nach dem Standard der Menschen verheiratet und gehörten zueinander.

 

Doch für Lan war es zu viel. Die Magiewellen, die in ihm eindrangen, verkraftete sein Körper nicht und er sackte zusammen. Noch bevor seine Beine komplett nachgaben, fing der Dark Servant ihn auf.

 

»Er ist ein Mensch ...? Aber wie ...?«, fragte Miriam hoffnungslos und schaute den Dark Servant flehend an.

 

»Auch für mich ist das überraschend, aber ich werde meinen Gefährten für immer beschützen ...«

 

»Ja das weiß ich, du bist ein Vampir, aber er ist ein Mensch ...«

 

»Nein nicht ganz ... Sie haben vergessen, wer Sie sind, Sie sind eine Waterstone, eine Wasserfeenprinzessin, und Ihre Magie lebt ihn ihm weiter.«

 

»Woher wissen Sie das?«

 

»Ich habe es gespürt ...«

 

»Aber er ist ...«

 

»Mehr kann ich dazu nicht sagen!«, antwortete er. »Den Rest musst du selbst herausfinden. Aber deine Magie ist stark, selbst als 17. geborene. Sie ist vielleicht sogar stärker als die deiner älteren Geschwister. Auf eine andere Hinsichtsweise ... Aber ich, ich werde mich erst einmal um meinen Gefährten kümmern«, dachte er.

 

»Ähm Lan ...!«, sagte sie, als er wieder zu sich gekommen war und auf seine Füße gestellt wurde. Er grinste und seine Augen waren glasig.

 

»Kommen Sie herein!«, forderte der Dark Servant sie auf und führte sie in die Küche. Lan war wie eine Marionette. Er konnte auf nichts mehr reagieren und ließ sich führen.

 

»Möchten Sie Kaffee oder eine Latte?«, fragte er und als sie ihr Wunsch geäußert hatte, saß sie am Tisch. Gegenüber saß ein wirklich korpulenter Mann. Sein Hals konnte man von seinem Kopf nicht unterscheiden. Mit anderen Worten, er war Fett.

 

»Hallo ich bin Jan Jänicke, ein Mitbewohner von Noah. Wir haben uns hier eine Wohngemeinschaft eingerichtet. Es kommen noch vier Weitere, die hier wohnen wollen«, plauderte er, als ob nichts wäre.

 

Mrs. Talfon lächelte nur aber ihr Sohn, starrte nach wie vor, den Vampir vor ihm an.

 

»Wie soll ich ihm das nur klarmachen?«, dachte sich Mrs. Talfon. »Das er jetzt nicht nur einen Gefährten hat, sondern auch noch ein Omega ist ... Gott steh uns bei!«

 

»Sie brauchen sich um ihn keine Sorgen zu machen!«, sagte der Dark Servant und stellte ihr ihre Latte auf den Tisch. Sie bedankte sich und nahm einen kleinen Schluck. »Ich habe schon einige Mischwesen gesehen, die das Gefährtenband geknüpft hatten. Es dauert ein paar Minuten, bis der Verstand es begriffen hat, was das Herz, schon seit der Geburt weiß!«

 

»Wie ist es gerade bei Ihnen gewesen? Sie scheinen es gut zu verkraften!«, fragte sie, weil sie konnte sich daran erinnern, wie ihr Gefährtenband mit Ralf geknüpft wurde. Wie Ralf damals reagiert hatte, das wusste sie nicht mehr, sie hatte mit ihrem Band zu kämpfen gehabt. Ihre Fähigkeit, das Wasser zu beherrschen, spielte von jetzt auf gleich verrückt.

 

»Mrs. Talfon, ich bin ein Vampir ... Seine Nähe, lässt meine Blutgier steigen«, gab er zur Antwort und hob eine Tasse hoch, die am Rand rote Lippenspuren aufwies, doch es war nicht alles. Der Dark Servant wollte ihn, jetzt und auf der Stelle. Er wollte seinen Körper erkunden, das Geheimnis seines zweiten Geschlechts ergründen. Herausfinden, ob die Geschichten über Omegas wahr waren, dass sie wilder, empfindlicher und auch sanftmütiger im Bett waren, als Alphas oder Betas. Er wollte sein Blut verkosten, ihn als seins markieren.

 

»Verstehe!«, murmelte sie und Jan, der nichts davon mitbekommen hatte, was gerade passiert war, blickte abwechselnd zu den Leuten.

 

Lan der nicht mehr wusste bis wie weit er gezählt hatte, erwachte aus seiner »Starre«. Seine Körpertemperatur schien sich wieder normalisiert zu haben und doch hatte er das Gefühl, das seine Wangen noch glühten. Sofort tastete er sein Gesicht ab und schaute verlegen zu seiner Mutter. Irgendwie schien das wunderschöne, gleichmäßige Gesicht, mit den schwarzen Augen, der süßen Stupsnase und den wohlgeformten Lippen in sein Gedächtnis gebrannt zu haben.

Kapitel 8:

Es klingelte und Jan der sowieso schon wieder auf dem Weg zum Überwachungszimmer war, ging an die Haustür und öffnete sie.

 

»Is ja klar, das ihr es seid!«, schnaufte er. Eine kleine Frau, die aussah, als sei sie erst 12 Jahre und ein Mann mit normaler Größe und Statur standen davor.

 

»Was soll das heißen, is ja klar, Schwabbel. Wen hast denn überhaupt erwartet? Den Papst?«, schnappte sie und schon lang die Hand ihres männlichen Begleiter auf ihrem Kopf.

 

»Beruhige dich Akame. Eigentlich freust du dich doch, deinen Otōto wieder zu sehen.«

 

»Und du hörst auf ein auf Japanisch zu versuchen, das kann man sich nicht anhören!«, schnatterte sie weiter und tat ein auf wütend und eingeschnappt. Dennoch, wenn man sie genauer betrachtete, sah man, dass ihre Augen etwas tränten. Jan atmete tief ein und rieb sich die Augen.

»Wollt ihr nun eintreten oder noch weiter da draußen eine Szene machen ...«, fing er an zu reden, wurde aber von eine auf ihn zuspringende Akame aufgehalten.

 

»Jan-can ich hab dich so vermisst!«, schniefte sie und schmiegte sich an seinen fettleibigen Körper.

 

»Ich dich auch, Akame-Onēchan und dich Eckwin.« Eckwin nickte nur lächelnd und endlich betraten sie das Haus.

 

Auf dem Weg ins Überwachungszimmer fragte Jan.

 

»Ungewöhnlich euch beide gleich zusammen zu sehen ...!«

 

»Oh, wir haben uns am Flughafen getroffen und da wir den gleichen Weg hatten ... sind wir beide zusammen hergekommen!«, beantwortete Akame die Frage und Jan nickte.

 

»Wo ist ...?«, fing Eckwin an.

 

»Er hat Besuch von unserem Ziel, also gehen wir erst einmal ins Hauptquartier!«

 

»Verstehe!«

 

Alle drei betraten das Überwachungszimmer, was Jan als Hauptquartier bezeichnet hatte und Akame verzog ihren Mund.

 

»Das ist ja klein ...!«, murrte sie.

 

»Du scheinst aber auch noch nicht so lange hier zu sein, weil noch keine Schlafgelegenheit für dich da steht ...!«, sagte Eckwin abschätzend. Er wusste, dass Jan nur im Umkreis von fünf Metern bei einem Computer schlafen konnte. Er schlief sogar mit einer Tastatur, wenn nicht sogar mit einem Laptop in seinem Bett ...

 

»Halts doch die Klappe, man!«, murrte Jan. Eckwin setzte sich auf den anderen Stuhl, den der Dark Servant vorher besetzt hatte und Akame nahm den Boden ein.

 

»Also erklär uns auf ... um was geht´s?«, fragte Akame.

 

»Ja, wenn es nicht wichtig wäre, hätte er uns nicht gerufen!«, sagte Eckwin und Jan brachte sie auf seinem Wissenstand.

 

Akame saß auf dem Boden und rieb sich ihr Kinn. »Ich versteh das nicht. Das hätte er auch alleine geschafft, so eine kleine Überwachung!«

 

»Akame, er hat bestimmt irgendetwas gesehen, wo er Hilfe braucht, was er nicht allein bewältigen kann, ohne ... du weißt schon ...«

 

»Ja, ohne gegen die Befehle des Königs zu verstoßen ... ich kann dem König immer noch ... ich kann es ihm nicht verzeihen, was er meinem Meister angetan hat!«, zischte sie und ihre dämonische Aura, die sie immer verschleiert kam zum Vorschein.

 

»Akame ... beruhige dich!«, beschwichtigte Jan sie mit einem strengen Ton. Manchmal fragte Jan sich, wer der ältere hier war.

 

Akame war eine Dämonin, die vor tausend Jahren in Japan ihr Unwesen trieb. Sie wurde aus dem Leid von aber Tausenden Frauen geboren, die misshandelt, verstümmelt und vergewaltigt worden war. Akame war eine Rachedämonin, die es hauptsächlich auf Männer abgesehen hatte, die Frauen als ein Ding ansahen, die ihre unwirklichen und ekelhaften Gelüste zu befriedigen hatten, bis ein junger und unbedeutender Vampir aus dem Ausland auftauchte und ihr Einhalt gebot. Der junge Vampir war damals niemand anderes als der Dark Servant.

 

Was für Akame damals überraschend war, dass sie ihm nichts anhaben konnte. Nicht weil er zu stark war oder Tricks anwendete, nein, er war »unschuldig«. Unschuldig in dem Sinne, weil er Mädchen und Frauen nie ein Haar gekrümmt hatte und diese Eigenschaft von einem Mann, schwächte die Rachedämonin und so blieb ihr nichts anderes übrig als zu kapitulieren. Allerdings würde sie jetzt »frei« sein, wenn damals nicht ihr hitziges Temperament durchgekommen wäre. Sie hatte einen Wetteinsatz mit reingebracht. Wer verliert, muss dem Gewinner auf ewig dienen ... Nun sie war die Verliererin und seitdem »diente« sie ihm. Obwohl dienen wohl etwas übertrieben war. Sie stand ihm bei, wenn er Hilfe brauchte, ansonsten lebte sie ihr eigenes Leben.

 

Sie hörten, wie der Dark Servant den Besuch verabschiedete und schon konnte, niemand mehr Akame aufhalten. Sie stürmte aus dem Überwachungszimmer, direkt in Dark Servants Arme.

 

»Hey, hey du bist doch kein kleines Mädchen mehr!«, versuchte er streng rüberzukommen, doch im Innern freute er sich immer, sie zu sehen, und zum Abschluss streichelte er ihr über den Kopf. Schon glühten ihre leicht rötlichen Augen roter auf. Das passierte immer, wenn sie sich zu sehr freute, wütend war oder andere tief liegende Emotionen an ihre Oberfläche stiegen.

 

Beide zusammen betraten den Überwachungsraum und schon grinste der Dark Servant mehr auf.

 

»Eckwin, schön das du es auch geschafft hast. Sag, wie konntest du freinehmen?« Eckwin war ein alter Germane der durch einen, nun ja männlichen Fehltritt von einer Hexe zur ewigen Verdammnis verflucht wurde. Allerdings sah es der »Teufel« anders. Eckwin war ihm damals einfach zu »lieb« und veränderte die ewige Verdammnis ins ewige Leben um.

 

Eckwin durchfuhr mit seiner Hand seine kurzen strubbeligen Haare und grinste breit. »Nun für jemanden der niemals krank wird, hat er mal einen wunderschönen Urlaubszettel eingereicht!«, erklärte er und der Dark Servant schüttelte leicht den Kopf.

 

»Du weißt schon, dass diese bestimmte Urlaubstage, nur bis zu einer bestimmten Zeit verlängert werden können!«

 

»Och das ist kein Problem. Es ist sowieso Zeit für mich, für einen Tapetenwechsel. Ich bin schon viel zu lange an einem Ort.«

 

»Eckwin wir magische Wesen brauchen uns nicht mehr zu verstecken, das weißt du doch!«

 

»Schon, aber ich bin kein magisches Wesen, sondern der einzige unsterbliche Mensch auf der Welt und ich möchte nicht unbedingt, dass das an die Öffentlichkeit kommt, dass ich für den Gott der Toten zu lieb war und das sein Mythos als Teufel erhalten bleibt, das versteht sich doch, oder? Außerdem sinniere ich eh wieder nach Namen, die zu mir passen könnten ... und Jobs, die ich noch nicht gemacht habe, schweben mir auch schon vor und ...« Der Dark Servant rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. Was sollte man von einem alten Germanen ohne Hirn schon erwarten, der eigentlich nichts weiter als Kämpfen, Alkohol und Frauen in Sinn hatte. Allerdings und das war wichtig, warum Akame ihn nicht angriff, war, weil er die Frauen wie ein heiliges Gut behandelte und auch Beziehungen pflegte, die weit über ihre natürlichen Ableben hinausgingen.

 

»Hey Leute, jetzt haltet mal die Klappe!«, rief Jan, der die Lautstärke erhöhte.

 

»Lan, das ist ein Schreiben von der Akademie für magisches Naturell ... jetzt bin ich aber gespannt!«

 

»Mama du hast mich doch nicht schon angemeldet? Ich habe noch nicht einmal den Test gemacht ... der ist erst nächste Woche ... Außerdem ...«

 

»Außerdem hast du Fähigkeiten ... das Wissen bereits schon alle und das reicht schon!«

 

»Meine Güte ...«

 

»Und du wirst aufgenommen ... allerdings wollen sie den Test abwarten, um dich dann in eine geeignete Kategorie reinzustecken ... ist verständlich ...«

»Na da haben wir es doch, was du als Nächstes machen kannst ... Eckwin!«, grinste der Dark Servant. »Du wirst Professor oder Lehrer an der Akademie für magisches Naturell.«

 

»WA ... LEHRER? ... Aber der Junge ist nicht unser Ziel ... sein Vat ...«

 

»Er ist aber mein Ziel, und dieses Ziel hat, meine oberste Priorität, das verstehst du doch!«

 

»Was geht denn mit dir ab? Du bist so gruselig! WOW kann es sein, dass du jetzt auf männliche Lolitas stehst?«, grinste er zurück und schon hatte er eine Faust in seiner Rippen.

 

»Und ich habe gesagt, dass du aufhören sollst ein auf Japanisch zu machen!«, zischte Akame.

 

»Was hat das mit Japan zu tun?«, fragte er zurück, aber er ließ den Dark Servant nicht aus den Augen. »Was ist mit ihm passiert? Er hatte nie aus einem Ziel zwei gemacht. Sicherlich ist der Auftrag, die ganze Familie zu überwachen, aber in erster Linie, müssen wir Ralf Talfon beschützen, aus Gründen, die nur der König kennt! Und eigentlich sind die vom König auferlegten Aufträge, dem Dark Servant egal. Er erledigte sie, weil er keine Bestrafung erdulden will und weil die Bändigungsringe, die der Vampirkönig ihm verpasst hatte, an seinem Körper ihn dazu zwingen. 10 schwarze magische Ringe, die wie Tattoos aussahen, verteilt an seinem ganzen Körper. Ein einziger Ring reicht schon aus, um vor Schmerzen in Ohnmacht zu fallen oder verrückt zu werden. 1 Ring an seinem Hals, jeweils ein Ring an den Oberarmen, jeweils 1 Ring an seinen Handgelenken, ein Ring um seine Hüfte, jeweils 1 Ring an den Oberschenkeln und jeweils 1 Ring an den Knöcheln. Allein das Anbringen dieser Ringe, war mit höllischen Schmerzen verbunden. Die Magie, die da eingesetzt werden musste, reichte aus, um eine Großstadt zu zerstören ... Aber da erkennt man, wie stark und machtvoll der Dark Servant überhaupt ist, dass der König 10 Bändigungsringe an ihn anbringen musste, um ihn komplett zu versklaven.« Schon verengten sich seine Augenbrauen. »Wäre ich damals schneller gewesen, so müsste er heute nicht diese Demütigung ertragen. Aber als mich die Nachricht erreicht hatte, dass das Königreich der Dunkelvampire in Schwierigkeiten lag, war es bereits zu spät und mein bester Freund ...« Noch heute plagten Eckwin die Schuldgefühle und er ballte gedanklich seine Fäuste. »Ich werde dich auf jeden Fall aus dieser Sklaverei befreien und wenn es das Letzte ist, was ich tue ...!«, dachte er und sein Gedankengang wurde vom Dark Servant unterbrochen.

 

»Jetzt grinst aber du unheimlich Eckwin«, sagte der Dark Servant.

Kapitel 9:

Lan lag auf seinem Bett. Er wusste nicht, was passiert war. Immer wieder huschte das wunderschöne Gesicht von Noah durch seinen Kopf und sein Herz fing schneller zu schlagen an. Nicht nur das, auch hatte er das Gefühl, das seine Temperatur anstieg, wenn er an ihn dachte.

 

»Ich muss Fieber messen!«, murmelte er und holte das Thermometer aus seinem Nachttischschrank. Er steckte es in sein Ohr und wartete, bis der Piepton kam. »Hmm, normale Temperatur, aber warum fühle ich mich dann so?«

 

»Lan gehst du jetzt mal zu den Willms!«, rief seine Mutter und er atmete tief ein. Das musste ja sein und er hievte sich aus dem Bett. Eigentlich wollte er Gary heute nicht mehr sehen. Er mit seinen nichtvorhandenen Weibergeschichten.

 

Lan schlüpfte in seine Schuhe und ging die Treppen runter. Noch bevor er die Haustür erreicht hatte, wurde sie aufgeschlossen und sein Vater kam rein. Kurz begrüßten sie sich und Lan mache sich auf den Weg zu seinem Freund.

 

Da das eine Kleinsiedlung war, brauchte er auch nicht allzu lange um bei den Willms anzukommen. Er klingelte und eine niedliche etwas korpulente Frau machte ihm auf und sie strahlte über sämtliche Backen.

 

»Hallo Lan, komm rein, Gary ist in sein Zimmer!«, bat sie ihm rein und er bedankte sich. Wie gesagt, war das eine kleine Vorstadtsiedlung und die Häuser waren alle ähnlich gebaut worden. Doch bevor er die Treppe zum ersten Stock hochstieg, drehte er sich um.

 

»Ähm Elli, meine Mama möchte, dass du einen Flyer für eine Willkommensparty machst.«

 

»Ah das ist ja wunderbar und wie heißen unsere neuen Nachbarn, weißt du, da ist noch kein Namensschild an der Klingel!«

 

»Noah Siegl und es ist wohl eine Wohngemeinschaft!«, antwortete er und er sah, das sie enttäuscht war.

 

»Oh Wohngemeinschaft ... ich hoffe, dass die Studenten sich benehmen. Solche ungehobelten Jugendlichen, brauchen wir in unserer Siedlung nicht!« Und schon hörte Lan in seinem Kopf, wie Gerüchte geschürt wurden. Elli war darin echt toll und Lan freute sich schon darauf, dass diese Willkommensparty dem Bach runterging. Nun um ehrlich zu sein, konnte er in seinem Kopf nichts hören, aber die Gefühle, die Elli ihm zusendete, waren eindeutig, damit er diese Gefühle in Sprache umdenken konnte. Das war ein Teil seiner Fähigkeit. Seine eigentliche Fähigkeit war Empathie. Meistens konnte er von seinen Mitmenschen nichts spüren, aber von jemanden, von dem man die Gefühle schon im Gesicht ansah, war es leicht.

 

Leicht grinsend stieg er die Treppe hinauf und hörte Gary wie er mit jemanden, der wohl am anderen Ende des Landes wohnte, sprach.

 

»Töte ihn ..., verdammt Mach schon ... nein, der Typ hat mich erwischt!«

 

»Hi Gary!«, sagte Lan und betrat sein Zimmer. Gary zog den Kopfhörer von seinem Kopf, verabschiedete sich von dem anderen und schaltete den PC aus.

 

»Hey man, deine Untersuchung schon vorbei?«, fragte er und Lan nickte. »Und wie war´s?«

 

»Wie immer!«, antwortete er und zuckte die Schulter.

 

»Gary druck Flyer für eine Willkommensparty bei den Talfons aus ...!«, rief seine Mutter. Sofort leuchteten Garys Augen auf und das, worauf Lan absolut keine Lust hatte, fing an.

 

Dennoch hörte Gary in wenigen Minuten mit seiner Schwärmerei von den nichtvorhandene Töchtern auf, als er mitbekam, das Lan mit seinen Gedanken ganz woanders war.

 

»Sag mal, wie heißen eigentlich unsere neuen Nachbarn?« »Noah Siegl und Jan Jänicke, aber es kommen noch vier Weitere, oder so.« Gary war ein Junge, der viel aus dem Nähkörbchen plapperte und auf niemand zu achten schien, aber er hörte auch vieles, was die anderen nicht aussprachen, zum Beispiel wie sein bester Freund den Namen Noah Siegl ausgesprochen hatte und schon grinste er wie ein Honigkuchenpferd.

 

»Is nich wahr ... der ach so coole Phelan Talfon hat sich Hals über Kopf verliebt!«

 

»Was laberst du denn für´n Scheiß, Alter!«

 

»Ne echt, und schau dein Gesicht an! Du glühst wie ne´ 100 Osram Glühbirne! Noah Siegl, Noah Siegl ... Ey Alter du wirst immer roter!«, kicherte er.

 

Wie sollte es auch anders sein, saß versteckt der Dark Servant auf einem Baum im Garten der Willms und gluckste, als er Garys richtige Auffassung hörte.

 

Irgendwann hatte sich die Stänkerei in eine kurze Kissenschlacht gewandelt und Lan lag mit dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit auf Garys Bett.

 

»Ne sag mal, ist das normal? Er geht mir wirklich nicht mehr aus dem Kopf, ich mein, ich war immer der Meinung, dass ich auf Mädchen stehe ... auch gibt es da eine, die ich, naja ...«, druckste er herum, denn dass er bereits ein Mädchen ins Auge gefasst hatte, hatte er noch niemanden gesagt.

 

»Estelle Jackson, ich weiß schon und auch sie scheint nicht gerade von dir abgeneigt zu sein, aber du Hirn druckst dich ja nur rum, wie ein Eunuche in der Brunft!«

 

»Hä? Ein Eunuche hat keine Brunft ...!«, sagte Lan kopfschüttelnd und wischte den verwirrten Gedanken beiseite, außerdem woher wusste Gary das? »Egal! Ich mein ... ich kann doch von jetzt auf gleich nicht meine Vorlieben ändern, das geht doch gar nicht. Ich bin ein Mann und er auch!«

 

»Na jetzt wo du es sagst. Da ist was Wahres dran!«, stimmte Gary ihm zu und setzte sich neben ihn aufs Bett. »Also gut, schmieden wir einen Plan, wie Phelan Talfon zu seiner Traumfrau, um die er seit Jahren rumschleicht, kommt, und den Nebenbuhler, der erst vor Kurzem hergezogen ist, aus seinem Verstand verbannt!«, sagte Gary und Lan war es, als ob Tausende Nadelstiche allein durch das Wort ›verbannt‹ sein Herz durchbohrten.

 

»Versuch nur Pläne zu schmieden, aber am Ende wirst du in meinen Armen liegen, Phelan Talfon. Das Schicksal hat dich auserkoren, mein Gefährte zu sein. Aber ich werde auf dich warten, bis du es selbst begriffen hast, denn dein Herz und dein Körper wissen es bereits. Nein du weißt es bereits, nur verstehen tust du es nicht!«, dachte der Dark Servant und blickte zu den Wolken. »Hmm, ein Mischwesen ist wie ein Mensch, sie verstehen es immer erst, wenn es zu spät ist, dabei sollten sie viel öfters auf ihr Herz hören«, dachte der Dark Servant weiter, doch das Problem lag ganz woanders. Ein magisches Wesen, was einen Menschen zum Gefährten bekam, wird, nein, nahm mit der Zeit auch die Eigenheiten des Menschen an. Ihr Verhalten und ihre Denkweise und so hatte Miriam Talfon eigentlich nur vergessen, ihren Sohn, nein ihren ganzen Kindern zu erklären, was für magische Wesen ganz natürlich war. Zum Beispiel, wie sich zum ersten Mal die angeborenen Fähigkeiten zeigten oder wenn man vom Schicksal den auserkorenen Gefährten bekam. Welches das größte Glück auf Erden war. Der eigene Gefährte war wie die eigene Seele.

 

In der Zwischenzeit, während der Dark Servant auf seinem jungen Gefährten aufpasste, Jan den Abendablauf von Ralf Talfon beobachtete, erkundeten Akame und Eckwin das Haus.

 

»Hmm, es sieht so aus, als ob ein Zimmer fehlt!«, sagte Akame. »Wenn die anderen beiden noch kommen, dann ist wirklich ein Zimmer zu wenig!«

 

»Warum? Ich schlafe im Wohnzimmer, Jan sowieso im Überwachungszimmer, Sha ... ähm Dark Servant in dem Zimmer, wo das Doppelbett steht, du kannst dir eins aussuchen und dann sind da noch zwei, also es geht doch auf!«, meinte er und als er Akame rot glühenden Augen sah, zuckte er auf. »Was? Habe ich was Falsches gesagt, oder willst du lieber im Wohnzimmer, es ist doch eigentlich egal, wo jemand schläft ...«

 

»Wolltest du wirklich des Meisters richtigen Namen aussprechen? Es ist uns verboten seinen richtigen Namen zu sagen, geschweige denn zu denken. Sein Name ist für jedem Tabu, sein Name existiert nicht mehr. Nicht einmal mein Meister darf an seinen eigenen Namen denken und du ... du ... benutz mal dein Gehirn du Neandertaler von einem Wikinger!«

 

Erst jetzt wurde es ihm klar, was passiert war. Nicht nur er, besaß diese Gefühle, sondern andere auch und an Akame konnte man es sehr deutlich sehen. Ihr Stolz war verletzt worden, ihr ganzes Dasein, war verletzt worden und sie wollte nichts mehr als ihren Meister zurückhaben, und zwar so, wie er war, nicht wie er jetzt ist.

 

»Tut mir leid, das war unüberlegt!«, sagte er sanft und nahm die Rachedämonin, die wie eine 12-Jährige aussah in die Arme. »Ähm ich bin ein Germane und kein Wikinger, auch wenn Wikinger zu den Germanen gehören, lebte ich schon, bevor die ersten Wikingerstämme entstanden sind ...« Schon puffte eine kleine Hand mit unmenschlicher Stärke in seine Seite. Ihm blieb für ein paar Sekunden die Luft weg. »Ich bin zwar unsterblich, aber Schmerzen spüre ich trotzdem! Akame«, keuchte er und sie drehte ihren Kopf weg.

 

»Du hast es verdient ... ich nehm das Zimmer!«, flötete sie, betrat das Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Eckwin lächelte leicht, denn das Zimmer befand sich direkt neben das Zimmer von Dark Servant. Aber ihre Blicke trafen sich und wie immer war das ein stummes Abkommen.

 

»Irgendwann, irgendwann, wenn die Zeit reif ist, werde ich dich retten ... Mein bester Freund ... Mein Meister.«

 

»Außerdem waren die Wikinger eine meiner besten Kunden!«, grinste Akame.

 

»Na Gott sei dank, gehöre ich nicht zu denen, sonst würde ich nicht mehr hier sein!«, grinste er zurück.

 

»Was nicht ist, kann ja noch werden ...!«

 

»Glaube ich kaum, oder du willst dich mit dem Teufel anlegen!«, gab Eckwin zurück und sie fing zu knurren an. »Nun gut, ich gehe wieder runter und leiste Jan etwas Gesellschaft.«

 

Eckwin stieg die Treppe runter, aber er ging nicht zu Jan, sondern in die Küche. Er schaute sich um und begutachtete jedes kleinste Detail. Nachdem er sich das Inventar angesehen hatte, ging er zum Kühlschrank und öffnete ihn. Seine Augen fielen ihm heraus und er schloss ihn kopfschüttelnd. Außer Blutkonserven, Bierdosen und Grundnahrungsmittel wie Butter, Marmelade und etwas Wurst war nichts drin.

 

»Gut ich werde wohl erst einmal einkaufen gehen!«, sagte er und erschrak fürchterlich, als Jan hinter ihm antwortete.

 

»Das trifft sich gut, Mrs. Talfon hat soeben das Haus verlassen«, sagte er mampfend und schob seine Hand in eine Chipstüte.

 

»Sag mal Jan, weißt du wann die anderen beiden ankommen oder kommen sie nicht?«

 

»Doch, doch sie kommen, aber wahrscheinlich erst morgen Abend oder übermorgen. Aber warum schaust du nicht selbst auf dein Handy, sie haben vor ungefähr einer Stunde geschrieben!«

 

»Hmm, der Akku meines Handys ist leer!«, antwortete Eckwin lapidar.

 

»Okay, hier hast du die Schlüssel für den BMW!«, sagte Jan und schüttelte nur den Kopf. Er konnte es nicht verstehen, wer absichtlich das wichtigste im Leben, vergisst aufzuladen.

 

»BMW???? Wo ist das Motorrad?«, schrie Eckwin bestürzt.

 

»Welches Motorrad? Hab keins gesehen. Nur den BMW, der vor der Tür steht.«

 

»Och Mann und ich wollte Motorrad fahren ...«, schniefte Eckwin und Jan schüttelte wieder den Kopf.

 

»Ein Gehirn wie stück Brot. Sag mal Eckwin, du wolltest doch einkaufen gehen und wie willst du den ganzen Einkauf auf ein Motorrad packen?« Leicht verdattert schaute Eckwin Jan an. Eigentlich wollte Eckwin mit dem Motorrad eine kleine Spritztour machen und dann später einkaufen gehen, aber am ende zuckte er nur die Schulter und grinste breit. Dann schnappte er sich die Schlüssel und ging mit großen Schritten aus dem Haus.
Jan stand da, schüttelte hoffnungslos den Kopf und atmete tief ein.

 

»Neandertaler!«, murmelte er nur und stopfte sich ein Chipsstück unter die Nase. Kurz darauf hörte er quietschende Reifen und verdrehte die Augen.

 

Der Dark Servant zuckte kurz zusammen, als er die quietschenden Reifen hörte und blickte in die Richtung. Als er Eckwin in dem Auto sah, hörte er die Stimme des Königs.

 

»Ich kann deinen Motorradverschleiß langsam nicht mehr dulden!« Danach zuckte er die Schultern und lächelte leicht sarkastisch.

 

»Tja, ob Motorrad oder Auto. Eckwin ist es egal, was er zu Schrott fahren kann. Solange dein Stempel oder deine Unterschrift darauf ist. Vampirkönig Ivo Leaffall, mein herzallerliebster Gebieter. Er würde sogar dein verdammtes Schloss in die Luft jagen. – Nun ich muss ihn wohl aufhalten, sonst habe ich keinen fahrbaren Untersatz bis zur Beendigung der Mission mehr.«

 

Und bevor er sich zum Sprung auf das Dach bereit machen konnte, hörte er Mrs. Willms schimpfen. »Hab ich es doch gewusst, das die neuen Nachbarn nichts als ärger bereiten. Diese Halbstudenten!«

 

»Halbstudenten?« Wiederholte der Dark Servant und grinste. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte Eckwins Nummer. Leider schlug der Versuch, Eckwin übers Handy zu erreichen fehlt und der Dark Servant rief Jan an.

 

»Was gibts?«

 

»Verbinde mich mit dem BMW«

 

»Verbindung steht!«

 

»Eckwin hörst du mich?«

 

»Ja!«

 

»Gut, wir befinden uns in einer gutbürgerlichen Kleinsiedlung, also benimm dich dementsprechend und tu mir einen gefallen und bring den BMW heil zurück. Prof. Wayne Obrien für germanische Mythologie!«

 

»Hä? WAAAASSSSSSSS?« Doch weiter kam er nicht, denn der Dark Servant hatte aufgelegt.

 

»Jan geh an die Arbeit und lass unseren Germanen zu einem Professor auf der Akademie für magisches Naturell werden und damit er sich mit dem Fach nicht all zu arg langweilt, mach aus ihm auch noch ein Lehrer für Nah-und Fernkampf und was dir sonst noch einfällt!«

 

»Geht klar! Und natürlich Koch«

 

»Auf keinem Fall!«

 

»Warum nicht? Er hat jahrhundertelang als Koch gearbeitet und seine Künste übersteigen ...«

 

»Das ist es ja, er ist der Weltbeste, nein der beste im ganzen Universum und willst du ihn auf die Kantinen-Köche loslassen? Die armen Armleuchter wissen gar nicht, was ihre Stunde geschlagen hat, wenn er loslegt!« Das einzige was er nur noch zu hören bekam, war ein mitleidendes Grummeln für die Köche, die der Dark Servant gerade gerettet hatte und die Verbindung wurde unterbrochen.

 

»Was zum Teufel ...!«, fluchte Eckwin vor sich hin, als er in Richtung Stadtmitte fuhr.

Kapitel 10:

»Du hast mich gerufen!«, hallte eine sanfte und jugendlichen Frauenstimme durch das Auto. Kurz darauf durchdrang orange-roter Nebel den kompletten Innenraum des Autos, und eine wunderschöne junge Frau, mit gold-braunen Augen, rot-braunen Haaren und Lippen, die zur sofortigen Liebkosung einluden, saß neben Eckwin. Der Traum aller Männer einer schlaflosen Nacht.

 

»Luci?! Sorry ... ich hab geflucht!«

 

»Ich weiß!« Aber als Eckwin darauf nichts sagte, drehte sie sich nach vorne und blickte auf die Straße. »Du bist wieder für Sh ...«

 

»Sag seinen Namen nicht!«

 

»Dieses Verbot gilt nicht für mich!«, sagte sie trotzig.

 

»Das weiß ich, aber es tut mir weh! Es tut mir schon weh, wenn ich nur daran denke!«, murrte Eckwin, denn allein daran zu denken, dass es nicht nur ihm im Herzen wehtat, sondern anderen, die ihm nahe standen ebenso, schmerzte sogar noch mehr.

 

Dennoch schaffte es Luci, ihn auf andere Gedanken zu bringen und die beiden gingen schließlich zusammen einkaufen.

 

»Aahh ich liebe die Menschheit!«, rief sie aus, als sie vor der Tiefkühltruhe stand und Eckwin belächelte sie nur. Luci hatte wenig Gelegenheiten aus der ›Hölle‹ herauszukommen. Meistens hatten sie sich getroffen, wenn er »gestorben« war. Dann hielt sie für ihn die Zeit in der Welt der Lebenden an, damit sie sich ein paar gemütlichen Stunden machen konnten, bevor sie seine Seele wieder in seinen Körper zurückschickte.

 

Auch waren diese Zeiten des ständigen »Sterbens« vorbei, indem Eroberungskriege, Weltkriege, Bürgerkriege herrschten und Eckwin sich darein stürzte. Aber wenn Luci mal aus der Hölle entkommen konnte, dann freuten sich beide, denn nichts war intensiver, als mit dem eigenen lebenden Körper die Vereinigung zu erleben.

 

Es war nicht so, das Luci ihn verführt hätte, es war, weil sie sich liebten. Ja der einst menschliche germanische Krieger namens Eckwin, der von einer Hexe verflucht wurde, fand seine vom Schicksal auserkorene Gefährtin in der Hölle. Seine Gefährtin war niemand anderes als Luzifer, der Teufel höchst persönlich und sie war nicht nachtragend, wenn er mal eine andere Frau an seiner Seite hatte, denn es kam schon mal vor, dass sie sich Jahrzehnte oder Jahrhunderte nicht sahen, und irgendwie musste Eckwin sein Druck loswerden. Er war auch nur ein Mensch. Lieber so als an Überdruck zu sterben ... ironisch gemeint. Und sich jedes Mal selbst umbringen oder wie in der Vergangenheit sich in Kriege zu stürzen, nur um seine Gefährtin zu sehen, brachte Eckwin auch nichts, denn dann würde er wochenlang im Krankenhaus liegen oder sogar in der Nervenheilanstalt. Er war zwar unsterblich, aber seine Wunden heilten nicht wie von Geisterhand wie bei einem Vampir, sondern brauchten genauso lange wie bei einem normalen Menschen, denn er war nach wie vor ein normaler Mensch. Nur unsterblich.

 

Langsam stapelte sich der Einkauf im Wagen und Luci fand immer wieder was Neues, was ihr Interesse weckte. Zum Beispiel begutachtete sie eine Flasche, die eine schwarze Flüssigkeit beinhaltete, oder ein tiefgekühltes Huhn, oder Pizza, oder Damenhygieneartikel oder Packungen auf denen eine Katze, Hund, Hase oder Vogel abgebildet war.

 

»Wie passt da eine Katze rein?«, fragte sie und Eckwin trat auf sie zu.

 

»Das ist Nahrung für Tiere. Diese Packung ist Katzennahrung!« Sprachlos starrte sie Eckwin an und war schon gewillt, zu fragen, ob er verrückt sei. Wer würde schon sein Hab und Gut für ein Tier ausgeben? Ehrlich gesagt, war sie schon seit über 100 Jahren nicht mehr auf der Oberfläche und dass man Nutztiere, wie zum Beispiel Schweine, Kühe, Rinder und Pferde fütterte, und auch Hunde war klar, aber Katzen, Hasen und Vögel? Das war zu viel. Als sie dann eine Packung in die Hand nahm, auf der nicht nur ein Hase abgebildet war, sondern ein kleiner Hamster und eine ›Ratte‹, schüttelte sie leicht angewidert den Kopf.

 

»Sag mir nicht, dass Ratten ... auch noch gefüttert werden?«

 

»Japp, es gibt speziell gezüchtete Ratten für ...«

 

»RATTEN?«, fragte sie angeekelt und Eckwin kam nicht drumrum zu lachen. Seine Gefährtin, der Teufel höchstpersönlich hatte eine Abneigung gegen Ratten.

 

»Oh eine ganz neue Seite, aber warst es nicht du, die die Rattenplage auf die Menschen losgelassen hat?«

 

»Ich? Nie und nimmer, dafür wart ihr Menschen selbst verantwortlich, ihr mit eurem ganzen Dreck. Aber ihr mit eurem apokalyptischen Glauben müsst es immer jemanden in die Schuhe schieben und wer ist dafür gut? Ich! Na was soll´s!« Sie stellte die Packung zurück und hielt kurz inne.

 

»Ahh schon wieder eine verdorbene Seele, die an meinen Eingang klopft. Aber sie muss warten!«

 

»Verdorbene Seele?«

 

»Ja ein Mann namens Karmin Nagleh steht vor dem Tor!«

 

»Karmin Nagleh?«, fragte Eckwin zurück und sie nickte. »Na dann haben sie ihn endlich erwischt. Auf die Amis ist halt verlass!«

 

»Oh eine große Nummer also, wenn du ihn auch kennst!«

 

»Und was für eine große Nummer. Seit Wochen bringen die im Fernsehen nichts anderes.«

 

»Fernsehen?«, fragte sie zurück und Eckwin atmete tief ein.

 

»Ich glaube, es reichen keine Stunden um dich in das jetzige Zeitalter einzuführen. Da fällt mir ein, du warst ziemlich ruhig, als du im Auto erschienen bist«, sagte er und war verwundert, dass sie vorhin als sie neben ihm im Auto auftauchte, hatte sie ausgesehen, als ob sie das kannte.

 

»Na ja, ich habe mir deine Erinnerung, der letzten Minuten geliehen, bevor ich neben dir hochkam! Ich wollte nicht unvorbereitet erscheinen, weil du so geflucht hast, na ja ich dachte ...«

 

»Ich sei in Gefahr?«, verlegen blickte sie zur Seite.

 

»Nicht unbedingt aber du weißt doch, dass ich immer einen kleinen Schlitz brauche, um mal aus dem Totenreich rauszukommen und da du als Medium funktioniert, ähm ja, kann ja sein, dass du ... na ja ... Ähm ... du trittst aber auch manchmal ins Fettnäpfchen und ja!« Nun machte es bei ihm Klick und er wurde rot.

 

»Ja ich erinnere mich und diese Winchester, die der Vater auf mich zielte ...!«, murmelte er verlegen und blickte kurz zwischen seinen Beinen. »An diesem Tag hatte ich gedacht, dass ich mich von ihnen verabschieden musste!« Luci kicherte und sagte.

 

»Er war ja auch wütend, und zurecht. Wie kann ein Bauerntrampel wie du, seine heiß geliebte und ›jungfräuliche‹ Tochter anfassen?«

 

»Was ist eigentlich aus ihr geworden?«

 

»Nun, sie hat geheiratet, bekam 4 Kinder und starb durch einen Bombenangriff auf ihr Dorf!«

 

»Und ...«

 

»Oh nein, sie ist nicht bei mir. Die kleinen ›Fehltritte‹, die sie als junge Frau gemacht hatte, konnte man nicht als schwerwiegende ›Sünde‹ ansehen. Außerdem starb sie ehrenvoll.«

 

Was ihn allerdings sehr interessierte, war die Tatsache, warum Luci viel zu wenig oder gar nichts über das Leben der Menschheit wusste, deshalb fragte er sie, als sie wieder im Auto saßen und ihre Antwort kam prompt.

 

Es interessierte sie nicht, wie die Menschen in ihrem Leben gelebt hatten. Für sie reichte allein nur die Gegebenheit aus, dass ihre Seele am Ende ihrer Lebensspanne verdorben war. Wie sie verdorben wurde oder was der Mensch alles getan haben musste, damit das Gleichgewicht, in dessen Leben auf die schiefe Waagschale kam, war ihr egal.

 

Als er ihre Antwort hörte, blickte er kurz zu ihr rüber und atmete leicht verdrossen ein. Konnte es sein, dass sie dann Mitleid bekommen würde, wenn sie zu viel oder die Umstände für die fehlgeleiteten Seelen herausfand? Wie heißt es so schön? Ein Mensch kommt nicht verdorben auf die Welt. Im Laufe seines Lebens wird der Mensch entweder gut oder böse oder er hält seine Seele im Gleichgewicht. Aber auch zu viel des Guten könnte sich böse auswirken und andersherum verhielt es sich genauso. Egal wie man es drehte und wendete, die Prüfung des Lebens hatte jeder Mensch alleine durchzustehen und niemand konnte ihm dabei helfen.

 

Manche Menschen bestanden die Prüfung, andere wieder nicht. Am Ende hatte man keine Wahl mehr. Sie stand fest. Entweder stehst du vor den Himmelstoren oder vor den Toren zur Hölle. Allerdings fragte er sich, wie lange sich dieser Glaube noch aufrechterhalten konnte.

 

»An was denkst du?«, fragte Luci ihn.

 

»Ich frage mich, wie lange ihr euch noch halten könnt. Du und Gott und wie sie alle heißen!«, nun starrte sie ihn verdattert an. »Ich mein, ihr seid doch wie Akame ... nur das ihr aus dem Glauben der Menschheit heraus geboren worden seid, und Akame, nun sie ist eine Rachedämonin, sie ist aus dem Groll, von unzähligen misshandelten und vergewaltigen Mädchen und Frauen heraus geboren worden. Aber wenn das alles nicht mehr gibt, kein Glaube, keinen Groll, was passiert dann mit der Menschheit ... mit euch?«

 

»Gute Frage und die Antwort ist sehr simple. Wir, die Götter und die Dämonen werden aufhören zu existieren, wie unzählige Götter und Dämonen vor uns und die Menschheit, wird einfach weiter leben, nur in einem anderen Sinn, den sie sich wieder selbst erschafft. Oder die Menschheit bekommt die Einsicht, die die magischen Wesen schon von Natur an besitzen, dass ihre Seele ein Teil des ewigen Kreislaufes ist und kein Platzhalter, der erst einmal einen Zwischenstopp im Himmel oder in der Hölle machen muss, um dann das ewige Reich, was der Kreislauf ist, zu betreten. Aber bis dahin ... ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Mond auf die Erde zurast höher, als das die Menschheit ›ihre Glauben‹, an was weiß ich an wem verliert. Jeden Tag wächst eine andere Glaubensrichtung aus dem Boden, aber alle haben eins gemeinsam. Himmel und Hölle. Gott und Teufel. Dieses klein karierte Denken der Menschen, wird wohl noch sehr lange anhalten und gut für mich und natürlich gut für Gott.«

 

»Und ich bin einer der Weinigen, der darüber Bescheid weiß!«

 

»Ne ne, du bist der einzige Mensch, der darüber Bescheid weiß. Selbst die Nichtgläubigen, haben davon keine Ahnung, aber sie betreten den Kreislauf sofort. Sie werden weder belohnt, noch bestraft, so einfach!«

 

Eckwin hielt das Auto am Haus und sie stiegen aus. Er nahm den Einkauf aus dem Kofferraum und sie gingen an die Tür. Da er noch keinen Schlüssel besaß, klingelte er und ein kleines Mädchen machte auf.

 

Plötzlich leuchteten ihre Augen feuerrot auf.

 

»Luci, schön dich hier zu sehen! Sag, was führt dich hierher?«, fragte Akame und Luci trat auf sie zu.

 

»Ich wurde zum Essen eingeladen!«, sagte sie und drehte sich zu Eckwin. »Von meinem Gefährten!« Dann beugte sie sich zu Akame und flüsterte ihr ins Ohr.

 

»Du könntest mir männliche Seelen besorgen, wenn du nicht ständig als kleines Mädchen rumläufst, aber obwohl ... wer dich gesehen hat, der hat immer schmutzige Gedanken ... oh ... aber das reicht mir nicht. Ich brauche das Ganze drum herum. Das ganze dreckige Zeug ... komm schon, tus für mich, ja!«

 

»Nope!«, sagte Akame und Luci kicherte.

 

»Ein Versuch war es wert!«, sagte sie und ging an ihr vorbei. »Schön die wiederzusehen Akame!«

 

»Auch schön dich wiederzusehen, Luzifer!«, grüßte sie zurück.

Kapitel 11:

Endlich war es Freitag und der Gong der Schulglocke läutete das Ende ein. Alle Schüler packten ihre Schulsachen und stürmten aus dem Klassenzimmer. Unter ihnen war Lan, der von seiner Mutter die ehrenvolle Aufgabe zuteil bekommen hatte, für die Grillparty einkaufen zu gehen. Gary der natürlich von der Grillparty sehr begeistert war und sich immer noch irgendeine Tochter von den Nachbarn vorstellte, bot Lan seine Hilfe an. Was wäre er denn für ein Freund und Nachbar, wenn er da nicht tatkräftig mit anpacken würde?

 

So gingen beide durch den Einkaufsmarkt und hatten schon fast alles beisammen, was Lans Mutter aufgeschrieben hatte. Es fehlte nur noch der Orangensaft und sie peilten den Gang an.

 

Ein lautes Krachen war zu hören und als Lan hinschaute, sah er, das Gary einige Tetrapackungen mitsamt, einen anderen Einkaufswagen umgefahren hatte.

 

»Oh es tut mir leid ... Ich habe Sie nicht gesehen!«, entschuldigte er sich!

 

»Kein Problem, mein Wagen ist heil und die Tetrapacks scheinen es auch überlebt zu haben!«, sagte er und half Gary beim Aufheben der umgefallen Ware, nur Lan stand wie angewurzelt da und fing an von hundert runterzuzählen.

 

»Oh hallo, Phelan. Schön dich hier zu sehen!«, begrüßte ihn der Fremde. Nachdem sich sein Atem und sein Herz etwas beruhigt hatten, grüßte er zurück.

 

»D ... Di ... Auch schön Sie zu sehen!«, brachte er kaum raus heraus und Gary schaute hin und her.

 

»Ihr kennt euch?«, fragte Gary und Lan nickte.

 

»Nun kennen ist vielleicht viel, aber das ist Mr. Siegl unser neuer Nachbar!«, sagte Lan, dessen Festigkeit seiner Stimme zurückkam.

 

»Nicht Mr. Siegl. Noah bitte ja, Phelan! Sonst fühle ich mich so alt. Wo ich dich schon mal hier treffe, ich frage mich, ob du mir vielleicht weiterhelfen kannst?«

 

»Si ... Sie brauchen meine Hilfe?«

 

»Nicht Sie. Ich heiße Noah und ja ich brauche deine Hilfe. Ich bin mir unschlüssig, ob ich den Merlot oder doch lieber den Dornfelder nehmen sollte!«

 

»Nehmen Sie ... du, was dir am besten schmeckt!«

 

»Das ist es ja, er ist ja nicht für mich, sondern für Mrs. Talfon!«

 

»Ah für meine Mutter, dann würde ich sagen ...!«, sagte Lan und schaute sich um. Nach einer kurzen Zeit des Suchens zog er eine Flasche aus dem untersten Regal heraus. »Den!« Und er hielt die Flasche vor dem Dark Servant und schaute leicht verlegen. »Ja ich weiß, es ist ein Billigwein, aber meine Mutter trinkt den am liebsten!«

 

»Na wenn das so ist, dann nehme ich den mit. Danke Phelan!«, bedankte sich der Dark Servant.

 

»Nicht Phelan, nenn mich Lan!«

 

»Okay Lan!«, sagte der Dark Servant und wieder schaute Gary hin und her.

 

»Oh man, die hats erwischt!«, dachte er und fing amüsiert zu grinsen an. Gary auch wenn er ein normaler Mensch war, erkannte was zwischen den beiden vorging. Auch wusste er, dass der Mann, der vor ihm stand, ein magisches Wesen war. Er besaß eine Uhr, die die Anwesenheit eines magischen Wesens anzeigte und durch seinen fanatischen Fetisch für die magischen Wesen und ihre Lebensweise, Tradition und was sonst noch gab, erkannte er, das zwischen Lan, das Halbwesen, okay er nannte Lan gerne Halbwasserfee und Noah, ein magisches Wesen etwas passiert war. Es konnte nur eins bedeuten, so wie sie sich ansahen ... sie hatten das Gefährtenband geschlossen. Aus Erzählungen und Geschichten und auch aus dem Unterrichtsstoff war das die einzige Schlussfolgerung.

 

»Sag mal Lan, hast du daran gedacht, wie wir das ganze Zeug zu dir nach Hause bringen sollen?«, fragte er plötzlich. »Das sind mindestens für jeden zwei Tüten und die Schulrucksäcke haben wir auch noch. Ich kann dir sagen, das wird ein Geschleppe und ich höre deine Mutter schon wieder motzen ... Das ganze Fleisch muss sofort in den Kühlschrank ... was habt ihr nur so lange gemacht ...« Lan der überhaupt nichts davon verstand, schaute fragend in den Wagen. Das war Ware, die nur eine Tüte in Anspruch nahm, aber der Dark Servant verstand die Andeutung und kicherte leicht.

 

»Ich nimm euch mit. Zufällig bin ich auch mit dem Einkauf fertig!«, sagte er und zwinkerte Gary zu.

 

Die Heimfahrt verlief ruhig, zu ruhig für Gary, aber er hielt vorzugsweise seinen Mund. Nachdem Noah den Wagen geparkt hatte, stiegen sie aus, nahmen ihren Einkauf aus dem Kofferraum und verabschiedeten sich.
Kaum das Lan aufgesperrt hatte, schob Gary ihn ins Haus.

 

»Ach du meine Fresse, das ich das mal erleben darf ... das ...das ... Lan ... du bist ... ey ich bin sooooooo happy!«, jubelte er und seine Augen leuchteten unheimlich. Lan wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, denn Gary räumte, als ob er hier zu Hause wäre den Einkauf auf und sprach immer wieder etwas über und ›Gefährten‹, was Lan gar nicht verstand.

 

Miri kam in die Küche und betrachtete die ganze Szene, auch sah sie, die noch rötlichen Wangen ihres Sohnes und als sie die ausschlagebene Frage stellte, was los sei, konnte Gary sich gar nicht mehr zurückhalten.

 

»Miri, ich bin ja nur ein Mensch, ein außenstehender, aber ich habe Augen im Kopf und ich sage, das Lan und Mr. Siegl ...« Seine Augen wurden wieder größer. »Den Gefährtenbund geschlossen haben ... Na immerhin ist Lan ja ein Mischling und Mr. Siegl ...« Er laberte weiter und Miris Augen verengten sich.

 

»Ist das so offensichtlich, dass es sogar Gary sieht ... Na abzuwägen ist es nicht, so fanatisch wie er auf magische Wesen ist!«, dachte sie und atmete tief ein.

 

»Du glaubst mir nicht? Ich brauche nur den Namen zu sagen und Lan glüht auf! Noah Siegl ... Da guck! Er wird schon wieder rot.«

 

»Mama, denk dir nichts dabei, Gary ist der Meinung, ich bin verliebt ...«

 

»Ne ne alter, nicht verliebt. Etwas viel mehr. Ich bin gerade dabei, Lan begreiflich zu machen, dass er einen Gefährten hat!«, sagte er mit fester Stimme und er stellte sich auf mahnende Worte von Lans Mutter ein.

 

»Da hast du recht!«

 

»HÄ!«, riefen sie gleichzeitig.

 

»Ja, Lan hat einen Gefährten.«

 

»MAMA!«

 

»Nichts Mama, ich weiß, das schon seit, wir drüben bei den Nachbarn waren!«

 

Nun war die Bombe geplatzt und Lan starrte seine Mutter sprachlos an. Gary hingegen grinste mit aufgeschwemmter Brust wie ein Honigkuchenpferd. Miri war auf der einen Seite etwas wütend auf Gary, dass er so etwas wichtiges ausplauderte, als wäre es der Wetterbericht, aber auf der anderen Seite, war sie ihm dankbar, denn seitdem die Verbindung zustande kam, hatte sie ihren Kopf zerbrochen, wie sie es ihrem Sohn am besten erklären konnte.

 

»Sag mal, spinnst du jetzt, oder was ist mit dir los?«, schimpfte Lan los, als er seine Fassung zurückbekommen hatte.

 

»Nein es stimmt. Ich zerbreche mir seit Tagen, wie ich es dir am besten erklären kann.«

 

»Schön das ihr über mich Bescheid wisst, aber soll ich euch was sagen, ihr liegt beide falsch!«

 

»Lan setzt dich jetzt erst einmal hin und ich werde es dir erklären!«
Widerwillig gehorchte er und setzte sich seiner Mutter gegenüber und Gary, der immer noch grinsend dastand, verabschiedete sich.

 

»Ruf mich an!«, waren die letzten Worte, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Nun waren Lan und seine Mutter alleine in der Küche und sie überlegte immer noch, wie sie es am besten erklären konnte.

 

Gegenüber im anderen Haus hielt Jan inne in seiner Bewegung und starrte auf den Bildschirm. Irgendwie im Unterbewusstsein legte er die Chips zurück in die Chipstüte und stellte den Lautsprecher lauter. Auch Akame starrte gebannt und fassungslos auf dem Bildschirm, der niemand anders zeigte, als Lan und seine Mutter am Küchentisch. Die beiden verarbeiteten das Gehörte.

 

»Lan und der Dark Servant waren Gefährten?! Echt jetzt?«

 

Wie auf Abruf kam der Dark Servant in den Überwachungsraum und sofort erkannte er, dass etwas faul war.
Zuerst kam ihm der Gedanke, das Lans Zweitgeschlecht herausgekommen war, doch dann hörte er.

 

»Ja Lan, es stimmt. Du und Noah habt das Gefährtenband geschlossen. Es passiert ...«, sie machte ein Fingerschnippen, »einfach so. Du kannst dich glücklich schätzen, denn ein Gefährte bedeutet, dass deine Seele komplett ist ...«, vernahm er und schon schauten ihn zwei Paar Augen an.

 

»Ich will dir ja gerne gratulieren ... aber ... Meister ... du ... du ... der König ... er wird es dir nie und nimmer erlauben ... er wird ... dich ... du ...«, schniefte Akame und schluckte die letzten Worte runter. Der Dark Servant wusste, was sie meinte und ja, sie hatte damit verdammt noch mal recht.

 

Aber so einfach funktionierte es nicht. Vampire, die eine Zeit lang von ihrem Gefährten getrennt waren, verfallen in den Wahnsinn. Der König, sein Gebieter könnte sie getrennt halten, aber das brachte ihm nichts, wenn der Dark Servant dann nicht mehr ansprechbar war oder wie eine Naturkatastrophe wütete. Wie Lan auf diese Trennung reagieren würde, wusste niemand. Es war von magischen Wesen zu magischen Wesen anders. Außerdem war er ein Mischling, halb Mensch und halb Wasserelfe.

 

»Das ist doch ein Witz! Dann sind Beverly und Franziskus auch Gefährten und warum hast du dann nicht schon damals davon gesprochen?«, fragte er, wenn das so eine große Sache war.

 

»Nein, sind sie nicht. Sie sind nur so zusammen.«

 

»Das geht auch?«, fragte er und sie nickte.

 

»Ja, bei vielen magischen Wesen kommt nie so eine Verbindung zustande.«

 

»Also ist Noah mein Gefährte und was ist, wenn ich mich in jemanden anderen verliebe oder er?«

 

»Das wir niemals passieren. Eure beider Seelen sind verbunden. Du kannst es dir so vorstellen, dass ihr beide verheiratet seid, nur geht diese Verbindung sehr viel tiefer. Du wirst dich in deinem Leben in keinen anderen mehr verlieben!«

 

»Das ist doch scheiße!«, rief er und seine Mutter schaute ihn fragend an. »Ich mein, ich wollte nicht nur Erfahrung mit einem machen, sondern Erfahrungen sammeln, damit wenn die Richtige kommt ...«

 

»LAN! Das will ich nicht wissen, aber die Tatsache ist, dass du und Noah Gefährten seid. Wie ihr oder du deine Sexualität auslebst, musst du mit deinem Gefährten absprechen. Vielleicht ist er so kulant und lässt dich Erfahrungen sammeln!«, sagte sie fest und erst jetzt bemerkte er, was er gesagt hatte und sein Gesicht konnte man nun von einer Tomate nicht mehr unterscheiden.

 

Das war ja urpeinlich, mit seiner Mutter über seine Sexualität zu sprechen, und er schaute verlegen zu seinen Finger. Dennoch konnte er nicht anders, denn eine andere Frage kam in ihm auf.

 

»Wird er dann nicht eifersüchtig sein, wenn ... wenn ...?«

 

»Woher soll ich das wissen? Aber was ich mich frage, ist, warum Noah Siegl nicht schon längst die Initiative ergriffen hat?«

 

»Was meinst du?«

 

»Er ist ein Vampir und Vampire reagieren fürchterlich aggressiv, wenn sie nicht bei ihrem Gefährten sind.«

 

»VAMPIR?«

 

»Ja sag mal, wo warst du mit deinen Gedanken, als wir drüben waren?«, fragte sie und das einzige, was ihn in Erinnerung kam, war das wunderschöne Gesicht, das ihm seit diesem Tag nicht mehr aus dem Sinn ging.

 

Der Dark Servant stand nun ebenfalls vor dem Monitor und verfolgte die Unterhaltung. »Das kann ich jetzt nicht mehr verheimlichen und der König wird es morgen wissen. Was für eine Qual!«, dachte er und rieb sich die Augen. »Na so sei es!«

 

Mental stellte sich der Dark Servant auf die Bestrafung ein, die ihm nun bevorstand, denn wegnehmen konnte der König ihm seinen Gefährten nicht. Doch konnte er, aber dafür musste er Phelan Talfon töten. Aber dann würde Dark Servant in den Wahnsinn fallen und nur das Schicksal allein wusste, wie lange er dann in diesem Zustand verweilte und ob er diesen Zustand überhaupt überlebte. Nur wenige Vampire hatten die Trennung zu ihrem Gefährten überlebt. Es waren die Vampire, die eine Verbindung mit einem Menschen oder mit einem magischen Wesen, welches keine lange Lebenslinie hatten, eingingen.

 

Ohne ein Wort ging er aus dem Raum, hoch in seinem Zimmer. Er legte sich aufs Bett und schloss die Augen.

 

»Aber was ich mich frage, ist, warum Noah Siegl nicht schon längst die Initiative ergriffen hat?«, wiederholte er die Frage in seinem Kopf und er lächelte leicht.

 

»Die Antwort ist ganz einfach, weil ich in seiner Nähe bin und ich ihm die Zeit gebe, die er braucht. Aber das hat sich ja schon von allein ergeben und morgen bei der Grillparty, werde ich ihm die restlichen Zweifel austreiben!«, dachte er und drehte sich auf die Seite mit dem Blick zum Fenster.

 

»Verflucht ist die Sonne hell!«, murrte er und drehte sich auf die andere Seite.

 

Es schien, dass er eingeschlafen war, denn ein Gepolter weckte ihm und er richtete sich auf. Die Sonne war untergegangen und noch bevor die Tür zu seinem Zimmer aufgestoßen wurde, wusste er, wer es war. Es konnte nur einer sein, der so laut war und der Dark Servant feuerte einen Nebelstrahl auf dem Eindringling ab, den der Fremde aber gekonnt auswich.

 

»Daneben Herr. Euer Zielwasser hat in den letzten Jahrhunderten ganz schön gelitten!«

 

»Wer hat dir erlaubt, unerlaubt mein Zimmer zu betreten!«, zischte er und feuerte wieder einen Nebelstrahl auf ihn ab und auch diesem wich er leicht aus.

 

»Ganz schön eingerostet. Euer Gebieter hält Euch ganz schon an der kurzen Leine, mein Herr!«, höhnte er und feuerte auf seiner Seite ein Nebelstrahl ab, den der Dark Servant mit Leichtigkeit abwehrte.

 

»Eine ganz große Klappe, die du dir angewöhnt hast.«

 

»Nun ich habe wenigsten eine große Klappe, aber Ihr, Ihr könnte nur noch bellen, mein Kö ...!« Weiter kam er nicht, denn der nächste Nebelstrahl, den der Dark Servant auf ihn abfeuerte, war kein Geplänkel mehr, sondern beinhaltete eine Warnung und seine Augen glühten feuerrot. Der Fremde knallte gegen die Wand und krümmte sich kurz vor Schmerz.

 

»Oh scheiße, da liegt ja doch noch Bums dahinter!«, stöhnte er und schaute den Mann vor ihm an. »Schön Euch doch noch so zu sehen, mein Herr! Ich dachte schon, dass ich Euch noch mehr in den Arsch treten muss«, grinste er und hievte sich hoch. Der fremde Mann war mindestens 10 cm größer als der Dark Servant, hatte aber genauso wie er schwarze Haare und schwarze Augen. Doch als der Fremde Anstalten machen wollte auf die Knie zu gehen um seinen Gegenüberstehenden den Respekt zu zollen, der ihm eigentlich gebührte, wurde er wieder gegen die Wand geschleudert.

 

»Kendrick! Die letzte Warnung!«, sagte der Dark Servant und Kendrick schluckte kräftig.

 

»Tzz ... Niemand kann mich davon abhalten ...«

 

»Doch ich und ich werde dich weiter davon abhalten, das zu tun. Du dienst jetzt König Leaffall!«

 

»Ich mag ihm dienen, aber für mich gibt es nur einen einzigen wahren König und das solltest du nicht vergessen, so lange du lebst, mein Bruder. Nein du bist nicht einmal mehr mein Bruder, du bist jetzt nur noch der Hund des Vampirkönigs Dark Servant!«, sagte Kendrick und plötzlich grinste er.
Mit einer Geschwindigkeit, die für menschliche Auge unsichtbar waren, stand Kendrick vor dem Dark Servant und nahm ihn in den Schwitzkasten.

 

»Trotzdem wird mich niemand davon abhalten können, meinen geliebten, kleinen Bruder zu begrüßen!« Und da war er. Kendrick Nightheart, der Mann, auf dem der Dark Servant gewartet hatte. So liebenswürdig, wie er war, so gefährlich war er auch, mit einem totalen ›kleinen-Bruder-Komplex‹, obwohl der Dark Servant der Ältere war.

Kapitel 12:

»Hey Eckwin, was gibts zu futtern!«, rief Kendrick, als er die Küche betrat. Eckwin hörte mit seiner Arbeit auf, ging an den Kühlschrank, nahm etwas heraus und schmiss es Kendrick zu.

 

»Für dich, das!«, sagte er und schloss den Kühlschrank wieder. Leicht angewidert schaute er die Blutkonserve an.

 

»Sag mal, bist du mir immer noch sauer?«

 

»Nun das ist die Frage ...«

 

»Also gut, nehmt bitte Platz, es wird Zeit, dass der Missionsablauf besprochen wird!«, sagte der Dark Servant, als er die Küche betrat.

 

»Es fehlt aber noch Yvette, wann kommt sie?«, fragte Akame, die auf der Ablage saß und sich ein kaltes Erfrischungsgetränk gönnte. »Kommt sie überhaupt?«

 

»Ja sie ist auf dem Weg und ich werde sie später vom Flughafen abholen«, sagte der Dark Servant und alle fingen an, leicht verdrossen einzuatmen. Jan rieb sich sogar die Stirn.

 

»Na hoffentlich landet das Flugzeug auch!«, sagte Kendrick.

 

»Ich wundere mich sogar, dass sie das richtige Flugzeug betreten hat«, meinte Eckwin.

 

»Und das so ganz ohne Hilfe ...«, sagte Jan. »Und ja, hoffen wir, dass das Flugzeug landet!«

 

»Hmm da mach ich mir keine Sorgen, ein Flugzeug kommt immer runter!«, sagte Akame und schlürfte weiter.

 

»Schon aber wir müssen ja nicht gleich wieder aufsehen erregen, nur weil Yvette eine Flug- und Höhenangst hat und noch dazu ihr grottenschlechter Orientierungssinn.«

 

»Dann hätte sie das Schiff nehmen sollen!«, meinte Kendrick und handelte sich vernichtende Blicke ein.

 

»Noch schlimmer ... hast du die Titanic vergessen? Yvette ist ausgeflippt, nur weil sie das Meer gesehen hat!«, sagte Eckwin.

 

»Und wer war daran schuld?«, fragte Kendrick. »Du! Weil deine Schlafmedizin nicht bis zum Andocken gewirkt hat.«

 

»Woher soll ich wissen, was eine Neko-shin braucht, um ruhig zu schlafen. Dass was ich ihr verbraten habe, hätte für fünf Elefanten gereicht.«

 

»Meine Güte, Eckwin du sollst mit Japanisch aufhören!«, grummelte Akame. »Yvette ist eine Katzengöttin, Neko no megami und keine Katzengottheit Neko-shin. Und was noch wichtiger ist, sie ist keine Japanerin, sondern Französin.«

 

»Nun eigentlich ist sie Ägypterin!«, sagte Jan. »Mit diversen Defiziten. Orientierungslosigkeit, Höhen- und Flugangst, angst vorm Wasser und Amnesie.«

 

»Nun ich möchte mal langsam mit der Besprechung beginnen. Ich werde Yvette alles erklären, wenn ich sie abhole«, sagte der Dark Servant und alle wurden schlagartig ruhig. »Wie ihr alle wisst, ist unser primäres Ziel Dr. Ralf Talfon. Wir haben die Aufgabe, ihn und seine Familie im Geheimen zu beschützen und potenzielle Gefahren auszuschalten. Da die Familie aus fünf Personen besteht, habe ich euch hergerufen. Allerdings fehlen mir Informationen, inwiefern dieser Mann für König Leaffall wichtig ist«, erklärte der Dark Servant und teilte Zettel aus.

 

»Warum soll der Arzt wichtig für den König sein?«, fragte Kendrick.

 

»Wenn der Arzt nicht wichtig für König Leaffall ist, dann hätte er mir nicht den Auftrag erteilt und schon gar nicht freie Hand gegeben«, antwortete der Dark Servant.

 

»Jahuuu!«, rief Akame und sprang von der Ablage runter. »Endlich sehe ich meinen Meister wieder in Action!« Alle anderen wurden ruhig und ihre Konzentration steigerte sich. Es kam sehr selten vor, dass dem Dark Servant erlaubt wurde seine ganze Kraft und Macht, ohne Einschränkungen zu nutzen. Dann war die Mission mehr als wichtig und der Dark Servant würde bei einem Fehltritt wohl oder übel seinen Kopf verlieren.

 

»Als Erstes müssen wir herausfinden, inwiefern Dr. Ralf Talfon so wichtig ist, denn dann können wir unser Handeln darauf aufbauen. Zweitens: Müssen wir herausfinden, warum das Herzogtum Cavanaugh Interesse für die Familie Talfon hegt. Laut kürzliche neue Informationen sind Beverly Talfon und Herzogssohn Franziskus Cavanaugh keine Gefährten und dennoch pflegen sie eine Beziehung. Was ungewöhnlich für einen Vampiradligen ist.«

 

»Hmm ich habe mir diesbezüglich auch schon Gedanken darüber gemacht!«, warf Jan ein. »Wie wir alle wissen ist das Herzogtum Cavanaugh in der Pharmaindustrie und Geneforschung tätig. Mit unorthodoxen Methoden. Kann es also sein, dass der König vielleicht schon etwas geschnuppert hat, und hat dich deshalb darauf angesetzt, um das herauszufinden? Denn wie du schon gesagt hast, ein Vampiradliger und eine Menschenfrau, einfach so? Das stinkt echt zum Himmel!« Der Dark Servant nickte.

 

»Nun und so kommen wir ins Spiel. Jan ich hoffe, du hast aus unserem Germanen einen Professor gemacht?« Jan hob seinen Daumen und grinste. Danach zog er eine Akte heraus und schmiss sie vor Eckwin.

 

»Darf ich vorstellen: Prof. Wayne Obrien. Professor für germanische Mythologie. Außerdem träger diverse farbige Gürtel in Karate, Jiu Jitsu, Judo, Aikido, Ninjutsu, Kendo, Kyudo, Iaido, Kung Fu, Shaolin, Wing Chun, Tae Kwon Do, Hapkido und Tai Chi. Waffenexperte in diversen Nah- und Fernkampfwaffen. Darunter fallen Kurzwaffen sowie Langwaffen und Schusswaffen und er ist ein Nachfahre der Highlander. Somit ist auch seine Langlebigkeit erklärt. Geboren 1608 altes Zeitalter in den schottischen Highlands. Registriert am 23.04.03 Zeitalter der Union als magisches Wesen«, erklärte er und schaute Eckwin durchdringend an. »Du solltest mir dankbar sein, ich habe sogar einen kompletten neuen Lebenslauf für dich erstellt. Ist nicht leicht, wenn man über 120 Jahre ausdenken muss und das auch noch in die Registrierung hacken muss. Aber du wurdest für ein Vorstellungsgespräch in der AMN eingeladen. Der Termin ist am Montag um 10:30 Uhr!« Wieder einmal hatte Jan den Dark Servant überrascht. In nur innerhalb von knapp 2 Tagen hatte er aus dem unsterblichen Germanen, der alle halbe Jahrhundert sich eine neue Identität als normaler Mensch zulegte, einen aus dem Highlands geborenen langlebigen Uni-Professor mit allem drum und dran gemacht. »Ach ja, und das musst du immer tragen!«, sagte Jan und überreichte eine Halskette. »Die Halskette, täuscht die Apps der Uhren und zeigt dich als magisches Wesen an – also niemals abnehmen!«, sagte Jan und Eckwin schaut etwas missmutig.

 

»Was ist?«

 

»Warum hast du mich so jung gemacht keine 450, ich bin ein über 3000 Jahre alter Germane!« Jan rieb sich die Stirn.

 

»Sag mal, hast du einen Highlander gesehen, der älter als 1000 Jahre geworden ist? Du weißt, wie die Highlander ihre Langlebigkeit erhalten, oder? Also verlier nicht dein Kopf, denn der andere Highlander würde sonst ein riesen Wunder erleben. Falls es noch einen gibt.«

 

»Eckwin dein Ziel ist Cavon Talfon. Finde über ihn alles heraus, was du heraus finden kannst. So und jetzt kommen wir zu Akame. Akame du gehst ab Montag in die Schule und dein Ziel ist Phelan Talfon, wenn es geht, Freunde dich mit ihm an. Ach und veränderte dein Aussehen zu einer 16-Jährigen«, sagte der Dark Servant und sie starrte ihn verdattert an. Sie war mehr als verdattert, denn sie bekam die Aufgabe auf den Gefährten ihres Meisters aufzupassen. Sie sprang von der Ablage runter und ging auf die Knie.

 

»Wie Ihr befiehlt mein Meister! Ich werde den Gefährten meines Meisters mit meinem Leben beschützen!«

 

»Akame ich bin nicht dein Meister!«, sagte er und sie schaute zu ihm hoch. Fest schaute sie ihm in die Augen und dann bleckte sie ihm die Zunge.

 

»Jetzt bin ich wieder dran. Akame, dein Name wird Hailey Siegl sein. Du bist die Adoptivschwester von Noah Siegl. Bist 16 und eine Schneefüchsin. Deine Eltern starben durch Dämonenjäger und ein normaler Vampir hat dich in einer Vollmondnacht gefunden und adoptiert, das war vor 14 Jahren. Hier dein Lebenslauf und deine schulischen Ergebnisse ...«, erklärte Jan und reichte ihr eine Akte.

 

»Moment das kam doch auch im Fernsehen, das der ganze Clan der Schneefüchse durch Dämonenjäger ausgerottet worden war. Die Dämonenjäger wurden vor Gericht gestellt und verurteilt, aber bevor sie ihre Strafe antreten konnten, wurden sie von Unbekannten getötet!«, sagte Kendrick und Jan grinste etwas.

 

»Nun so unbekannt waren die Unbekannten nicht. Gell Eckwin!«, sagte Jan und stopfte sich ein Chips in den Mund. Kendricks Augen wurden groß.

 

»DU!« Und Eckwin tat so, als ob er damit nichts zu tun hatte.

 

»Warum eine Schneefüchsin? Ich kann kein Schnee beherrschen!«, motzte sie.

 

»Akame, es ist bald Sommer. Da hast du eh keine Fähigkeit, als Schneefüchsin und wenn es mal hart auf hart kommt, dann besorge dir etwas Eis und wende deine Magie an. Das kannst sogar du!«, sagte Jan.

 

»Ui da ist ja jemand genervt!«, murrte Akame.

 

»Arbeite du mal über 2 Tage durch, dann wirst auch du genervt sein!«, erwiderte Jan.

 

»Also gut, dann kommen wir zu unserem nächsten Ziel. Kendrick du übernimmst Beverly Talfon. Halte dich im Hintergrund und überwache sie aus dem Schatten heraus. Finde außerdem heraus, was der kleine Herzogssohn von ihr will! Wenn es sein muss, dann heuere deine Leute an!«

 

»Wie Ihr befiehlt, mein Herr!«, sagte er, doch dann hielt er inne. »Sie ist ein Mensch!«

 

»Und?«, fragte der Dark Servant.

 

»Sonne!«, wimmerte er.

 

»Und, wo ist das Problem?«, fragte wieder der Dark Servant.

 

»Ich werde sterben ...!« Und schon lag er, neben seinem Stuhl am Boden.

 

»Und, wo ist das Problem Kendrick?«, fragte wieder der Dark Servant, der ihm die Kehle zuschnürte. »In deinem alter beherrschte ich das Ritual, also führe das Ritual durch!«, befahl er und Kendrick nickte. Der Dark Servant ließ ihn los und Kendrick stand auf.

 

»Meine Fresse, bist du empfindlich!«, murrte Kendrick. »Ich hätte eh das Ritual durchgeführt.«

 

»Dann hör auf, dich wie ein kleines Kind aufzuführen. Das wirkt vielleicht bei den anderen, aber nicht bei mir!«, sagte der Dark Servant und Kendrick blickte ihn durchdringend an.

 

»Ich möchte zu gerne wissen, was dir an die Nieren geht, das du so überreagierst?«, dachte Kendrick und rieb seinen Hals. Doch dann erinnerte er sich an etwas. An etwas was er zwar mitbekommen hatte, aber es nicht für wahr empfunden hatte. Akame. Akame hatte etwas gesagt, von wegen und Gefährten, aber bei ihr konnte man es nicht für wahre Münze nehmen. Sie laberte oft Stuss daher, aber ... und ... er starrte den Dark Servant an.
»Kann es die Wahrheit sein. Ist es wirklich wahr ... das er ... seinen Gefährten gefunden hat? Wenn das wirklich wahr ist ... was muss du noch alles durchmachen? Was musst du noch alles verlieren, bis der König damit zufrieden ist, dich am Boden zu sehen.«

 

»Yvette wird die ganze Siedlung durch die Katzen beobachten. Außerdem wird sie ihre Unsichtbarkeitsfähigkeit nutzen, um ins Talfon-Haus einzubrechen und sämtliche PCs und Laptop zu verlinken und das ganze Haus, Dachboden, alle Zimmer und den Keller zu durchsuchen. Das Informationsteam hat nur den bewohnten Bereich verwanzt und, und da kommst du mit ins Spiel Jan, ich will, die Überwachung von den ganzen Siedlern hier ebenfalls. Wenn du Equipment brauchst, um alles zu überblicken, dann hol dir das. Ich werde Ralf und Miriam überwachen. Alle zwei Stunden Report und denkt daran, morgen gibt es für uns eine Willkommensparty. Wer keine Sonderaufgabe bekommen hat, der hält sich an die übliche Routine. Alle anderen übernehmen ab sofort ihre Rolle! Und für jemanden der es noch nicht weiß. Ich bin Noah Siegl, ein unbedeutender normaler Vampir und Schriftsteller und ihr seid Mitbewohner einer Wohngemeinschaft. Denkt daran, wir befinden uns hier in einer gutbürgerlichen Kleinwohnsiedlung. Gerüchte werden hier geschürt und das will ich gerne vermeiden, also verhaltet euch auch dementsprechend! Das war´s!«

Kapitel 13:

Der Dark Servant war auf dem Weg zum Flughafen und hörte Musik. Er spürte bereits, dass ihm sein Gefährte fehlte und er schon mit der kriechenden Aggression zu kämpfen hatte.

 

»Morgen ... morgen!«, murmelte er und er stellte sich seine Lippen vor, die er liebevoll liebkoste. »Morgen werde ich dich in meine Arme nehmen und deine Lippen, wie es für dich gehört, küssen. Mein Gefährte. Lan!«

 

Er parkte das Auto und ging in den Flughafen rein. Noch gab es keine Eilnachrichten, dass ein Flugzeug durch unerklärlichen Umständen abgestürzt war und das gab dem Dark Servant Hoffnung. Er wartete ungefähr eine halbe Stunde, bis das das Flugzeug in dem Yvette saß, landete und eine weitere halbe Stunde, bis sie mit ihrem Gepäck erschien.

 

Dem Dark Servant fiel die Kinnlade runter, als er sie sah.

 

»Was zum ...!« Weiter kam er nicht, denn sie zog alle Blicke auf sich. Eine rassige dunkelhaarige Schönheit, Mitte 20, weiß gekleidet, kam stolz durch die Kontrolle auf ihn zu. Sie zog ihre weiße getönte Brille runter und ihn blickten bernsteinfarbige Augen mit einem Schlitz als Pupille an. Selbst ihr lächeln lud zu sündigen Gedanken ein.

 

»Hi!«, grinste sie und er lächelte.

 

»Hi Yvette, schön das du es geschafft hast!«

 

»Für dich immer!«, sagte sie nur, überreichte dem Dark Servant ihren Rolli und ging an ihm vorbei. Die letzten Jahre mussten wohl für sie sehr angenehm gewesen sein. Der Dark Servant schnaufte tief ein und lief ihr kopfschüttelnd hinterher. An alles hatte er gedacht, aber das sie ihn als einen Diener behandelte, das war ihm neu. Aber Jan hatte ihm Informationen, seit ihrer letzten Begegnung gegeben und daher wusste er, dass ihr Charakter sich etwas geändert hatte, denn sie war ein bekannte Model geworden und er lächelte leicht.

 

»Kein Wunder, dass das Flugzeug nicht abgestürzt ist. Sie hatte gelernt, sich zu beherrschen!«

 

Trotz ihrer veränderten Charakterzug stieg sie, ohne zu murren, in den BMW. Allerdings vergingen nie fünf Minuten, indem sie nicht in den Spiegel schaute oder ihr Handy abcheckte. Dem Dark Servant war das egal. Egal, wie sich ›seine Leute‹ im Laufe der Jahre veränderten, eins blieb immer gleich. Sie vergaßen nie, wer er war und was er für sie getan hatte.

 

Damals, da war er schon der Dark Servant, bekam er einen Auftrag im Ausland und da begegnete er ihr. Sie die Göttin der Katzen, saß am Wasser und starrte ihr Ebenbild im Mondschein an. Für Normalsterbliche war sie unsichtbar und deshalb wunderte sie sich, als er sie sehen konnte. Viele Jahrhunderte saß sie schon da und fragte sich, wer die Person in dem Wasser war und dann stand der Mann neben ihr und sprach sie an.

 

»Ich komme seit sieben Tagen hier vorbei und sehe Euch immer wieder ins Wasser schauend. Sagt mir schöne Frau, was sucht Ihr?«

 

»Ich frage mich, wer die Frau ist, die mich anstarrt! Sie gibt keine Antwort auf meine Fragen. Ihre Lippen bewegen sich, aber ich vernehme ihre Stimme nicht.«

 

»Eure Fragen? Schöne Frau, wisst Ihr nicht, dass Ihr das seid? Diese schöne Frau im Wasser ist Euer Ebenbild, das seid Ihr!«

 

»Aber nein, verehrter Heer, so eine Schönheit kann niemals ich sein. Seht, mich erblickt niemand. Aber warum sieht der verehrte Herr mich?«

 

»Nun schöne Frau, darauf weiß ich keine Antwort, aber ich weiß, dass das Gesicht im Wasser, des Eures ist.«

 

»Mein Gesicht? Seid Ihr sicher? Nein, der verehrte Herr will sich ein Scherz erlauben!«

 

»Nun denn, schöne Frau, wenn Ihr gestattet, dann wagt, ein Blick in den Spiegel!«

 

»Spiegel? Was ist das? Ein Scherz auf meine Kosten, verehrter Herr oder ein Narrenspiel?«, fragte sie, stand auf und wie, als ob das Schicksal ein falsches Spiel spielen würde, stolperte Yvette über ihre Füße und fiel ins Wasser. Was dann der Dark Servant zu sehen bekam, überstieg sogar seine Vorstellung.

 

Mit einem Schlag bekam er die volle Kraft einer Gottheit zu spüren. Aber nichtsdestotrotz, schaffte er es, sie aus dem Wasser zu ziehen.

 

»Yvette wir sind da und du hast alles begriffen, was ich dir gesagt habe?«, fragte der Dark Servant und sie klappte ihr Schminkspiegel genervt zu.

 

»Natürlich!«, erwiderte sie und stieg aus. Aber der Dark Servant war sich da gar nicht mal so sicher. Ohne sich zu ihm umzudrehen sagte sie:

 

»Bring meine Koffer in mein Zimmer!«

 

»Yvette!«, rief er und sie drehte sich genervt um.

 

»Was?«

 

»Yvette ich bin nicht dein Diener. Nimm deine Koffer gefälligst selbst. Ich bin nicht hier um dir dein Leben zu verschönern, sondern du bist hier, weil du auf meine Anfrage reagiert hast und das heißt, dass du alle meine Befehle gehorchst, solange die Mission geht. Wenn du darauf keine Lust hast, dann bestell dir ein Taxi und verschwinde!«

 

»Hmmm, hättest du nicht heute mal so freundlich sein können, wie damals!«, motzte sie mit angeschwollenen Wangen, die kurz vorm Platzen waren.

 

»Oh man, damals ist schon viel zu lange her und wie hätten die Passagiere reagiert, wenn ich so geschwollen daher rede. Yvette!«, sagte er und sie fing zu grinsen an. Dann nahm sie ihre Sonnenbrille ab und stürzte auf ihn zu.

 

»Du rufst mich viel zu wenig. Ist es gemein, wenn ich sage, dass ich dich vermisse?«

 

»Nein gemein ist es nicht, aber du weißt, dass ich ...«

 

»Ja, ja, ich weiß und es ist besser, wenn der Vampirkönig nichts von meiner Existenz erfährt. Immerhin bin ich ja eine Katzengöttin!«

 

»Nicht eine Katzengöttin, sondern die Katzengöttin!« Sie nickte und ihre Pupillen vergrößerten sich. Nach wenigen Sekunden verkleinerten sich ihre Pupillen wieder und sie lächelte.

 

»Sie sind bereit und wir bekommen bald besuch vom Boss!«, sagte sie.

 

»Boss?«, fragte der Dark Servant und sie lächelte wie ein kleines Schulkind.

 

»Oh ja, der Boss hier. Spike!«, sagte sie und ohne ein weiteres Wort lud sie ihre Koffer aus dem Kofferraum und ging an die Haustür. Der Dark Servant schüttelte nur den Kopf. Sie war wahrhaftig wie eine Katze. Erhaben sah sie die Menschen um sich herum als ›Sklaven‹ an und war verspielt. Meine Güte, wo soll das noch enden?

 

Jan der am nächsten an der Eingangstür war, öffnete sie und der Dark Servant und Yvette betraten das Haus.

 

»Yvette ist hier!«, rief er und aus dem Wohnzimmer kam ein Freudenschrei.

 

»Yvette ... ich hab dich soooooo vermisst ... Dein Blog ist der Wahnsinn ... das musst du mir mal erklären ...«, kam ein Tornado aus dem Wohnzimmer auf sie zugestürzt.

 

»Akame ich freu mich auch, dich zu sehen!«, sagte Yvette und streichelte ihr über den Kopf. »Ui kann es sein, dass du größer geworden bist, seit dem letzte Mal, als ich dich gesehen habe?«

 

»Nein, mein Meister verlangt, dass ich eine 16-Jährige sein soll!«

 

»Ahhh verstehe, ja stimmt, du musst auf seinem Gefährten aufpassen. Ich bin neidisch ...!«

 

Die Truppe war komplett, der Dark Servant blickte zum Nachthimmel und schwenkte ein Glas mit roter Flüssigkeit. Eckwin kam auf ihn zu und nahm ihm das Glas weg.

 

»Komm, iss mit uns!«, grinste er und der Dark Servant nickte.

 

***

  In eigener Sache. Da ich viele Jahre keine Geschichten mehr geschrieben habe, ist es für mich ein Ansporn, wenn mal hin und wieder von euch kleine Kommentare kommen könnten. Ob die Geschichte gut ist oder ob ich sie besser machen könnte. Ob euch die Charaktäre gefallen und ob ich sie gut oder schlecht beschrieben habe usw...

Es hilft ungemein, wirklich.
LG

Kapitel 14:

Vor dem Haus der Siegls hielt ein Umzugswagen und ein ziemlich dicker Mann kam aus dem Haus. Mrs. Willms, die gerade mit ihrem Samstag-Einkauf fertig war, fuhr ziemlich langsam heran. Etwas irritiert, weil der dicke Mann nicht gerade wie ein Student aussah, sondern schon wie Anfang 30 oder sogar noch älter, hielt sie kurz an.

 

»Der ist aber kein Student!«, machte sie sich Gedanken und bevor sie wieder weiterfuhr, sah sie einen recht gut aussehenden blonden Mann. Sie schätzte ihn Mitte 30. »Der ist auch kein Student!« Kurz darauf kam ein junges silberhaariges Mädchen heraus. »Sie ist zu jung, um eine Studentin zu sein ... Was soll das für eine Wohngemeinschaft sein? Sehr verdächtig«, fragte sie sich und fuhr endlich weiter. Aber sie machte sich keine Gedanken darüber, denn sie würde heute auf der Grillparty diese ›Familie‹ gründlich durchchecken. Immerhin brauchte diese friedlichen Siedlung keine Störenfriede.

 

»Was war das denn für eine?«, fragte Akame, als die neugierige Frau wieder wegfuhr.

 

»Das ist Elsbeth Willms. Sie ist die Tratsch-Zeitung hier in dieser Siedlung, also benimm dich wie eine Mittelschule-Schülerin!«, sagte der Dark Servant und schnappte sich ein Karton aus dem Umzugsauto.

 

»Meine Güte Jan, was hast du denn alles bestellt?«, fragte Eckwin und fuhr sich die Hand durch seine kurzen blonden Haare. »Kendrick, Yvette kommt mal mit anpacken!«

 

Gegenüber richtete Miri alles für die Grillparty her und schaute kurz aus dem Küchenfenster. Sie hielt inne und musterte ihre neuen Nachbarn. »Ich bin schon gespannt, wer die anderen sind. Das Mädchen, der blonde, der schwarzhaarige und die Frau, waren vor ein paar Tagen noch nicht da. Das müssten dann die Personen sein, die Mr. Jänicke erwähnt hatte, dass sie noch kommen!«, machte sie sich Gedanken und ehrlich, sie freute sich, endlich mal etwas ›jüngere‹ Nachbarn zu haben und nicht solche, die schon kurz vor Kaffee und Kuchen die Gehsteige hochklappten. Nun ja, das konnten sie ja auch nicht, denn einer war ein Vampir und sie schätzte, dass er nur wegen des Umzugs tagsüber zu sehen war und wenn alles eingerichtet war, er zu seinem ›normalen‹ Rhythmus in die Nacht zurückkehrte. Kurz rieb sie sich die Augen. »Wie sollte es dann mit den beiden werden? Lan ist schulpflichtig und er ist tagsüber wach. Sie würden sich dann immer nur kurz sehen ... hmm.« Auch darüber machte sie sich keine so großen Gedanken, denn es gab immer irgendwie ein Weg. Allerdings und nun wurde ihr wirklich siedendheiß. Lans Zweitgeschlecht. Noah Siegl würde das herausfinden und dann war Lans normales Leben vorbei, für immer. Sie musste was dagegen unternehmen. Nein! Es war Zeit, das Lan es erfährt und nur gemeinsam konnten sie einen Weg finden und, und das hatte sie auch komplett vergessen, wusste Ralf noch gar nichts davon, dass ihr Sohn und Noah Gefährten waren. »Wo bin ich nur mit meinen Gedanken?«, fragte sie sich.

 

Am späten Nachmittag trafen die ersten Gäste bei den Talfons ein. Es waren niemand anderes als die Willms und Gary stürmte natürlich zu Lans Zimmer hoch.

 

»Jo!«, begrüßte er ihn und Lan blickte von seinem Handy hoch.

 

»Ist es wohl schon soweit?«, fragte er verdrossen und Garys nickte mit leuchteten Augen.

 

»Ich habe gehört, das sie eine Tochter haben in unserem Alter!« Nun ging das wieder los und Lan machte gute Miene.

 

Der Garten füllte sich allmählich und Ralf unterhielt sich mit seinen Nachbarn, als ob sie sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatten. Beverly unterhielt sich mit ihrer Freundin und Cavon, war dieses Wochenende auch daheim. Die AMN gab den Studenten jedes zweite Wochenende frei, damit sie bei ihrer Familie sein konnten.

 

Lan und Gary hatten sich unter einem Baum im Schatten verschanzt und während Lan mit seinem Handy spielte, konnte Gary es kaum erwarten, bis die Ehrengäste kamen. Und schon kamen sie. Miri führte sie in den Garten und Lan zog scharf die Luft ein. Er brauchte nicht hochzublicken. Er spürte seine Nähe, jetzt noch intensiver als am ersten Tag.

 

»Wow was für ein Gerät von einem Mädchen!«, sabberte Gary, der sein Blick nicht mehr von der silberhaarigen Schönheit wenden konnte.
Elli die es sich nicht nehmen lassen wollte, die Ehrengäste als Erste zu begrüßen, trat vor.

 

»Hallo ich heiße Elsbeth Willms, dass hier ist mein Mann, Werner Willms und wir haben einen Sohn, er heißt Gary und geht mit Phelan in die gleiche Klasse!«

 

»Sehr erfreut, mein Name ist Noah Siegl, ich bin Schriftsteller, das hier ist meine Adoptivschwester Hailey Siegl, sie geht ab Montag auf die gleiche Schule und das ist Yvette Leconte, Model vom Beruf, eine sehr gute Freundin und Patin von Hailey. Und diese Herren sind, Jan Jänicke, Informatiker, Wayne Obrien, Professor für germanische Mythologie und Kendrick Nightheart, Hauptmann der Bruderschaft und zurzeit im Urlaub.«

 

»Das ist ja fantastisch!«, rief Werner Willms aus und seiner Frau stockte es dem Atem. Sie hätte nie gedacht, dass diese Nachbarn solche hohen und erhabene Berufe hegten, das waren keine dahergelaufenen Studenten, wie gedacht. »Und darf ich fragen, warum sie gerade hierhergezogen sind? Ich mein, das hier ist eine kleine Vorstadtsiedlung und nicht die Großstadt.«

 

»Wir sind wegen Jan hergezogen. Er ist unheilbar krank und wir wollen es ihm so angenehm wie möglich machen. Wie Sie bereits wissen ...!«, sagte der Dark Servant und zeigte auf die Uhr, die Mr. Willms trug. »Ist er der einzige Mensch unter uns!«

 

»Ah und was haben Sie Mr. Jänicke?«, fragte Ralf.

 

»Adipositas wie Sie sehen können!«, antwortete Jan, der von jetzt auf gleich ins kalte Wasser gestoßen worden war und Ralf nickte.

 

»Haben Sie diesbezüglich schon Nachfolgeerkrankungen und wie sehen Ihre weitere Vorgehensweisen aus?«, fragte Ralf weiter und die beiden versanken in ein tiefes Gespräch.

 

Gary der Lan hinter sich herzog, stand nun vor Akame und grinste sie an.

 

»Hi ich bin Gary!«, stellte er sich schüchtern vor und Akame stellte sich als Hailey vor. »Und das ist Lan ...«

 

»Hi, es ist ja viel los hier, für eine Grillparty!«, sagte Akame und Gary blickte sich um.

 

»Ja, aber es sind noch nicht alle da ...!«, meinte er und irgendwie zog Akame ihn von Lan weg.
Nun stand Lan alleine da. Auch wenn einige Freunde und auch Klassenkameraden mit da waren, hatte er keine Lust, sich mit ihnen abzugeben. Schon gar nicht, wenn er den Mann sah, der ihn sogar in die Träume verfolgte und er dann immer sein Mantra aufsagen musste. Nun ein Mantra war es nicht, er zählte von hundert abwärts, bis sich seine Temperatur normalisierte. Aber er zählte, seit er ihn gesehen hatte schon das gefühlte 10x runter.

 

»Hi!«, wurde er von hinten angesprochen und er erschrak fürchterlich. Sein Herz raste und er hatte das Gefühl in Atemnot zu verfallen. Das war aber nicht sein Gefühl, was er spürte. Es waren seine Gefühle, er spürte, wie Noah sich in seiner Nähe fühlte. Solch ein Verlangen, das es Noah schon wehtat.

 

»Verfluchte Scheiße!«, keuchte er und plötzlich spürte er eine Hand auf seinem Rücken. Sein Herz beruhigte sich und auch konnte er wieder leichter Luftholen. »Gott hast du mich erschreckt!«

 

»Das wollte ich nicht. Geht´s wieder?«, fragte der Dark Servant und Lan nickte.

 

»Ja, aber wenn es geht, schau das du deine Gefühle nicht so von dir gibst!«, sagte Lan und der Dark Servant sah ihn fragend an. »Ähm ja, ich kann Gefühle, also halt Emotionen von anderen spüren und deine haben mich gerade so richtig überfallen!«, erklärte er.

 

»Du überrascht mich immer wieder. Du bist nicht nur ein Omega, du bist auch ein Empath!«, dachte der Dark Servant.

 

»Sorry!«

 

»Schon gut, aber wie hast du das gemacht? Eigentlich dauert es immer ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt habe.«

 

»Oh das ist Heilmagie!« Aber Lan hörte es gar nicht. Die Augen von Noah faszinierten ihn. Waren sie vorher rot, so waren sie jetzt pechschwarz und doch schien es, wie ein Wechselbad zu sein. Rot zu Schwarz und Schwarz zu Rot. Er versank in ihnen und nun spürte er, wie Noah versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen und er erkannte, dass wenn seine Augen rot wurden, seine Gefühle auszubrechen drohten und wenn sie schwarz waren, er versuchte sich zusammenzureißen.

 

»Ist es komisch, wenn ich dich küssen will?«, fragte Lan plötzlich und Noahs Augen fingen feuerrot zu leuchten an. Ein Schwall an Emotionen überflutete Lan und diesmal bekam er keine Atemnot. Nur sein Herz raste und er wusste nicht mehr, welche Gefühle nun seine waren.

 

»Absolut gar nicht!«

 

»Dann ist es gut!«, flüsterte Lan und zog ihn zu sich runter.

 

Ihre Lippen berührten sich und in seinem Bauch fing es zu Kribbeln an. Nicht nur in seinem Bauch. Selbst seine Haarspitzen kribbelten. Der Kuss war kurz und doch lang genug, damit Lans Verstand diese Verbindung akzeptierte, was sein Herz und sein Körper bereits taten.

 

»Das ist das Gefährtenband ... Das ist ein wahnsinniges Gefühl!«, hauchte Lan.

 

»Ja du spürst es in jeder deiner Zelle!«, flüsterte der Dark Servant in sein Ohr. Doch dann erschrak Lan wieder und blickte sich um. Er konnte es nicht fassen, dass sie mitten im Garten sich geküsst hatten. Nun war er Gesprächsstoff Nr: 1, aber als er sich umsah, so schien es, als ob keiner von den Gästen, davon Notiz bekam.

 

»Aber wie?«, fragte er.

 

»Och das war ich!«, hörte er eine Frauenstimme. »Solche intimen Momente, sollten nicht gestört werden. Nicht wahr!«, sagte sie und eine hübsche Frau erschien vor Lan.

 

»Hi ich bin Yvette und ich habe mal so nebenbei eine Barriere um euch errichtet!«, sagte sie zwinkernd und mischte sich wieder unter die Gäste.

 

»Ha ...!«, sagte Lan verdattert und der Dark Servant kicherte. »Du hast komische Freunde! Macht es denen nichts aus?«

 

»Du kannst Fragen stellen. Warum sollte es ihnen was ausmachen, wenn sich Gefährten küssen?«, stellte der Dark Servant eine Gegenfrage, aber es blieb nicht dabei und irgendwann sprachen sie über Gott und die Welt.

 

Nun konnte Lan es sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Noah zu sein. Das Gefährtenband war vollständig geknüpft worden.

 

Ein paar Tage zuvor im Schloss des Vampirkönigs, saß der König in seinem Arbeitszimmer und wartete, bis die automatische Berichterstattung ankam, aber sie kam nicht und er rieb sich die Augen. Jan Jänicke fiel ihm ein.

 

»Na es sieht so aus, als ob er die Gruppe gerufen hat. Mir soll´s recht sein, da kann ich mich darauf verlassen, dass er seine Mission zu 100 Prozent erfüllt.«

 

Am nächsten Tag kam dann endlich die automatische Berichterstattung und der König konnte sich nun auf ein Intervall von 24 Stunden einstellen. In diesem Bericht stand nichts Erwähnenswertes drinnen. Im nächsten auch nicht aber den, den er jetzt vor sich liegen hatte, ließ ihn wütend und auch sprachlos die Zähne knirschen.

 

Der Dark Servant hatte mit Phelan Talfon den Gefährtenbund geschlossen und selbst er als König konnte sich nicht gegen das Schicksal stellen. Er musste, auch wenn er es nicht wollte es akzeptieren.

 

Dennoch wollte er sich selbst davon überzeugen und rief den Dark Servant an. Als er sah, von wem er angerufen wurde, verzogen sich seine Augenbrauen und er machte sich daran gefasst.

 

»Ja!«

 

»Komm sofort ins Schloss zurück!«, befahl er.

 

»Wie Ihr befiehlt mein Gebieter!«, sagte der Dark Servant und schloss die Augen. Nun war es soweit und er stand vom Bett auf. Ging die Treppe runter und ins Überwachungszimmer.

 

Jan hatte sich darin sein eigenes Reich eingerichtet und schaute Fernsehen.

 

»Was ist los?«, fragte er.

 

»Ich muss ins Schloss zurück!« War die Antwort und Jan schaute wieder in den Fernseher.

 

»Verstehe und wann bist du wieder da?«

 

»Weiß ich nicht, vielleicht in eins oder zwei Tagen!«, Jan nickte nur. Er wusste, dass es durchaus viel länger dauern konnte, bis der König ihm verziehen hatte und die Haustür wurde zugezogen.

 

Jan atmete tief ein und verschickte die Nachricht an die anderen. Jan, Akame und Yvette waren die Einzigen, die noch im Haus waren. Eckwin und Kendrick waren bereits auf ihrer Mission.

 

Akame die auf ihrem Bett in ein Buch las, wurde blass und Yvette die sich mit einem Glas Wein auf der Terrasse bequem gemacht hatte, starrte hoch in den Nachthimmel.

 

»Komm heil zurück!«, murmelte sie.

 

»Jan organisiere einen Donar!«, hörte sie Akame schreien.

 

»Meinst du, dass es so schlimm werden wird, dass er einen Donar braucht?«, fragte Jan zurück.

 

»Natürlich, du kennst den König nicht!«

 

»Ich glaube nicht, dass er ihn so arg bestraft. Immerhin war das nicht die Schuld von Dark Servant. Das Schicksal hat so entschieden und selbst er als König, kann dagegen nichts tun!«, sagte Yvette und war trotz ihrer eigenen Worte nicht davon überzeugt. Der König kannte keine Gnade, wenn es um den Dark Servant ging. Sicherlich genoss der Dark Servant einige Freiheiten, innerhalb der Rahmenbedingungen seines Daseins.

 

Da der König dem Dark Servant den Befehl gab, sofort ins Schloss zurückzukehren, blieb ihm nichts anderes übrig, als Magie anzuwenden. Das war die schnellste Methode, als mit dem Auto zu fahren oder zu rennen.

 

So teleportierte er sich vor die Tür des Sekretärs des Königs. Klopfte an und wartete, bis er herein geboten wurde.

 

»Eure Majestät der König ließ mich rufen!«, sagte er und der Sekretär meldete ihn an.

 

»Bitte der König erwartet Euch!«

 

Der Dark Servant betrat das Arbeitszimmer, ging bis auf zwei Meter an den Tisch und sank auf die Knie.

 

»Ich denke, du kannst dir vorstellen, warum ich dich rufen lassen habe!«

 

»Natürlich!«

 

»Und was sagst du dazu?«

 

»Was will ich dazu sagen, mein Gebieter? Bestraft mich oder was auch immer, aber macht es schnell. Je weiter ich von ihm getrennt bin, umso kürzer halte ich es aus!« Der König verzog seine Augenbrauen. Es war zwar die Tatsache, dass Vampire nicht lange von ihrem Gefährten getrennt sein konnten, aber es gab keine Information, dass die Entfernung damit dazu beitrugen. Doch dann lächelte er.

 

»Verstehe, nun das muss wohl noch ausgetestet werden. Du weißt aber dann auch, wenn das, was du gesagt hast sich nicht als wahr erweist, du es dann vielleicht bereuen wirst. Ich weiß, wie du denkst und ich weiß, dass du schon sehr weit in die Zukunft vorausgeplant hast. Aber denke daran, es gibt immer einen Weg! Nun gut, selbst ich als König habe nicht das Recht mich in das Schicksal einzumischen, deshalb genieße deine Zeit, die du mit deinem Gefährten verbringen kannst, aber vergiss nicht, wer du bist und wem du gehörst!«

 

»Tzz, wie kann ich das vergessen, wenn ich ständig durch die Ringe daran erinnert werde, mein Gebieter?«

 

»Wie immer besitzt du eine lose Zunge!«

 

»Nun, das ist das wenige, was mir geblieben ist!«

 

»Treibe es nicht zu weit, ich kann es dir auch verbieten!«

 

»Ist Euer gutes Recht, mein Gebieter!«

 

»Manchmal spiele ich sogar mit dem Gedanken, dir das Sprechen zu verbieten, aber was habe ich dann davon? Ich muss dir dann immer Fragen stellen, dich auffordern, dass du mir antwortest. So spare ich Zeit und du musst dir nicht erst eine angemessene Antwort überlegen«, sagte er und widmete sich wieder seiner Arbeit. Das war die Aufforderung, dass der Dark Servant nun zu gehen hatte. Doch bevor er die Tür erreicht hatte, durchzog ihm ein Schmerz und er krachte auf die Knie. »Bevor du das nächste Mal vor mir Tritts, ziehst du dich angemessen an! Wie ich schon gesagt habe, vergiss nicht, was du bist!« Da er wusste, dass der König den Schmerz, den er durch die Ringe verursachten, erst auflöste, wenn er darauf antwortete, sprach er schnell: »Ja mein Gebieter!« Der Schmerz hörte auf und er schaute, dass er nun schnell vom König wegkam.

 

»Na das ging ja mal relativ glatt über die Bühne!«, dachte er und schloss die Tür hinter sich. Der Sekretär blickte kurz hoch, nickte mit dem Kopf und versank wieder in seine Arbeit. Der Dark Servant ging an ihm vorbei und der Sekretär blickte ihm mit gesenkten Lidern hinterher. »Egal wie oft ich ihn sehen, der treibt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken.«

 

Der Dark Servant materialisierte sich im Flur und ging in die Küche. Dort saßen Akame und Yvette, die ihn überrascht anschauten.

 

»Du bist ja wieder da? Das ging ja schnell!«, sagte Yvette und kam nicht drum rum ihn abzumustern, nicht das er irgendwo verletzt war.

 

»Ja, der König hatte nur einen persönlichen Bericht verlangt!«

 

»Gott sei Dank!«, dachte sie. »Verstehe!«, sagte sie nur und atmete erleichtert ein, dann drehte sie sich zu Akame. Ihre Augen waren etwas feucht und sie hielt sich tapfer. »Du meine Liebe, gehst jetzt ins Bett. Morgen ist dein erster Schultag!«

Kapitel 15:

Am nächsten Tag nach der Grillparty ging Gary zu den Talfons. In der Hoffnung, etwas Silbernes zu erblicken, aber seine Hoffnung wurde zerstört, denn wenn er die Möglichkeit hätte, diese silberne Schönheit zu sehen, dann müsste er zu den Klarmons, die direkt neben den neuen Nachbarn wohnten.

 

Aber sie waren schon Rentner und außer den Opa den Gehsteig kehren oder wie sie ins Auto zum einkaufen fahren, zu sehen, sah man sie nie. Auch waren sie nicht zur Grillparty gekommen und Gary starrte nun solange auf die Haustür bis jemand, bei den Talfons die Tür aufmachte.

 

»Gary! Na wer hätte es dann auch sein sollen!«, sagte Bev, die die Nacht bei ihren Eltern verbracht hatte und ließ ihn rein. »Lan ist oben!« Er sprintete die Treppe rauf und ging ins Zimmer. Lan saß am PC und machte Hausaufgaben. Gary tat so, als ob er etwas suchen würde.

 

»Was ist?«, fragte Lan.

 

»Na wo ist dein Angebeteter. Ihr konntet euch gestern ja gar nicht mehr trennen!«

 

»Ach halt die Klappe!«, murmelte Lan und Gary grinste. Der sich aufs Bett pflanzte.

 

»Also Hailey und ich ...«

 

»Vergiss es. Sie ist eine Nummer zu groß für dich!«

 

»Nein echt, ich habe da was gespürt!«, meinte Gary theatralisch und fasste sich ans Herz.

 

»Was du wieder gespürt hast!«

 

»Aber sie ist schon ein Gerät von einem Mädchen!«

 

»Ach Gary, du würdest dich auch in eine Kakerlake verlieben, wenn es das letzte weibliche Geschöpf auf Erden ist!«

 

»Das sagst du nur, weil du deine Kakerlake gefunden hast. Du bist echt ne Schabe von einem Freund!«, schnaufte er und Lan lächelte leicht.

 

»Hailey ist keine Kakerlake, sie ist ... sie ist ... ach ich kann es nicht beschreiben.«

 

»Ein Schneefuchs! Und du bist nur, ein stinknormaler Mensch.«

 

»Ich sagte doch, eine Schabe von einem Freund. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf!« Lan bewunderte seinen Enthusiasmus, aber er wusste auch, dass wenn eine Neue ›Schönheit‹ auf die Schule kam, er sich dann in diese ›verlieben‹ würde.

 

»Also was hast du heute vor?«, fragte Gary, der ein Buch in die Hand nahm, was neben dem Bett lag.

 

»Nichts weiter!«

 

»Also was hälts du davon, wenn wir dann in die Stadt gehen, zur Concetta und vielleicht, geht Hailey dann mit ... ihr etwas die Stadt zeigen und so ... wie es für gute Nachbarn so gehört« Ach ja, da war er wieder, der ewig verliebte Gary und Lan drehte sich zu ihm um. »Ja vielleicht geht dein Angebeteter auch mit, dann fühlst du dich nicht so, wie das fünfte Rad am Wagen, wenn Hailey und ich ...« Lan atmete tief ein und drehte sich wieder zu seinen Hausaufgaben. Aber Eisessen in der Concetta, das wäre schon mal wieder was und mit Noah ...

 

»Hmm was sehe ich denn da?«, grinste Gary, der neben Lan stand und seine rot gewordenen Wangen erblickte. »Und es steht fest, wir gehen eisessen. Hailey und ich ...«

 

»Aber dafür musst du sie erst einmal Fragen und du weißt, dass heute Sonntag ist und nur das Kaufcenter und die Eisdiele geöffnet haben. Sonst nichts!« Puff, die Vorstellung, wie er und Hailey Hand in Hand durch die Stadt gingen und diverse Geschäfte erkundeten, verpuffte.

 

»Dann gehen wir ins Schwimmbad!«, rief er aus und stellte sich diese silberhaarige Schönheit in einem knappen Bikini vor.

 

»Das Schwimmbad hat noch geschlossen und aufs Hallenbad hab ich keine Lust!«

 

»Spielverderber!«, murrte er. »Dann eben eisessen!«, rief er aus und Lan lächelte wieder kopfschüttelnd. Das war Gary, nichts konnte ihn unterkriegen und er zückte sein Handy. Fragend blickte Lan aufs Handy und Gary grinste nun schlimmer als ein neugeborenes Honigkuchenpferd.

 

»Hehe!«, meinte er nur und drehte sich von Lan weg. »Hi Hailey ...« Schock ... wie kam es denn dazu, dass er und Hailey bereits ihre Nummer ausgetauscht hatten und er noch nicht einmal die Nummer von Noah hatte, obwohl sie ...

 

»Gebongt! Hailey geht mit!«, sagte er und zeigte den Daumen hoch.

 

»Aha!«, brachte Lan nur heraus und starrte nun wirklich verdattert in den Bildschirm. Irgendwie konnte er sich nicht mehr auf seine Hausaufgaben konzentrieren.

 

Was Gary und Lan allerdings nicht wussten, war, dass Hailey alias Akame nur mitging, weil Lan das Haus verließ und sie die Aufgabe hatte, auf den Gefährten ihres Meisters aufzupassen. Und das es nicht so offensichtlich wirkte, hatte sie sich gestern auf der Grillparty mehr oder weniger an Gary geschmissen, weil Gary Lans bester Freund war.

 

Es war einfach, ihn um den Finger zu wickeln, auch wenn der Junge sehr unerfahren war, so zeigte er doch ziemliches Interesse an das andere Geschlecht und da ergriff Akame ihre Chance. So konnte sie ohne großes Aufsehen in der Nähe des Gefährten ihres Meisters bleiben. Allerdings musste sie auch darauf schauen, dass sich der schwärmerische junge Narr, nicht in sie verliebte, was bei Menschen schnell ging. Sie musste auf irgendeine Weise eine Distanz wahren, die für alle angemessen war und das hieß für sie nichts weiter, als ihm einen Korb zu geben, wenn er mit der entscheidenden Frage kam.

 

Lan hatte es dann doch noch geschafft, seine Hausaufgaben fertig zu bekommen, und er beneidete in dieser Hinsicht Gary. Er war zwar oft kindisch und verhielt sich wie ein Dorftrottel, aber was die schulischen Leistungen betrafen, so war er weit vorne. Er war, seit drei Jahren immer der Schulbeste in seinem Jahrgang und das würde sich dieses Jahr auch nicht ändern.

 

Was Lan allerdings nicht verstand, waren die Zukunftsaussichten, die Gary hegte. Mit seinem Notendurchschnitt von +++1, würde ihn jede Universität mit Handkuss annehmen, aber seine Vorstellung war die militärische Laufbahn.

 

Und er? Ihm standen nur wenige Auswahlen zu Verfügung. Seine Noten waren zwar auch nicht so schlecht, aber auf eine Universität gehen zu können, davon konnte er nur träumen. Seine Zukunftsaussicht bestand darin, seinen Abschluss zu schaffen, auf die AMN zu kommen oder im schlechtesten Fall eine Ausbildung antreten. Aber wenn selbst das alles nicht funktionierte, dann würde er wohl auch die militärische Laufbahn anstreben, da hatte er wenigsten was davon und schlecht bezahlt wurde man auch nicht.

 

Lan ging runter und noch bevor er in das Wohnzimmer kam, hörte er wie seine Geschwister, in ein hitziges Gespräch verwickelt waren.

 

»Woher willst du das wissen? Du bist nur neidisch, weil du der Einzige hier bist, der keine Gefährtin hat!«, schimpfte Beverly.

 

»Franziskus ist nie und nimmer dein Gefährte. Er spielt nur mit dir!«, sagte Cav ruhig.

 

»Was erlaubst du dir da? Ich kritisiere deine Freundinnen doch auch nicht!«

 

»Er ist ein Vampir! Glaubst du wirklich, er hegt wirkliches Interesse an dir ...«

 

»Warum nicht? Noah ist auch ein Vampir!«, verteidigte Lan seine Schwester.

 

»Du nicht auch noch!«, dachte Cav. »Schon Noah ist ein Vampir, aber im Gegenzug zu Franziskus, hat er keine nennenswerte Abstammung. Franziskus Cavanaugh gehört zum Herzogtum Cavanaugh, eine Adelsfamilie unter den Ersten 10. Herzog Cavanaugh ist der Taifun in der Pharmaindustrie. Ihm gehören 70% Anteile auf der ganzen Welt und ihr glaubt, sein Sohn, verliebt sich in eine kleine Modedesignerin? Hey bitte, überlegt doch mal. Er spielt etwas mit dir und wird dich, wenn er genug von dir hat, weiter hauen. Für ihn bist du wahrscheinlich nichts weiter, als eine kostenlose Donar! Und außerdem, wenn er wirklich dein Gefährte ist, so hätte er dich schon längst auf sein Anwesen gebracht und würde dich überall mitnehmen. Wie es scheint, habt ihr das Grundwissen über Vampire vergessen. Sie sind die einzigen magischen Wesen, die nur für eine kurze, aber wirklich eine kurze Zeitspanne von ihren Gefährten fernbleiben können. Und Beverly, wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«

 

»Gestern, bevor ich hierherkam!«, sagte sie und blickte ihren Bruder fest in die Augen. »Und vorgestern und den Tag davor und davor, soll ich weiter aufzählen?«

 

Dennoch beschlich Cavon ein komisches Gefühl. Auch wenn sie Gefährten sein könnten, so fehlte etwas. Etwas, was man bei jedem Gefährten spürte. Das was er bei seinen Eltern spürte und das, was er jetzt bei Lan spürte. Dieses gewisse Etwas, was einem sagt, »du warte mal, er oder sie ist gebunden«

 

»Ich glaube es trotzdem nicht!«, sagte er und stand auf.

 

»Hey Kleiner, wann willst du mir mal deinen Gefährten vorstellen? Gestern hast du dazu irgendwie keine Gelegenheit gefunden!«, grinste er schelmisch.

 

»Und ihn kritisierst du nicht, oder wie. Er hat seinen Gefährten auch gestern das letzte Mal gesehen ...«

 

»Das hat damit nichts zu tun. Noah wohnt direkt gegenüber, also sind sie nicht wirklich getrennt.«

 

Beverly lief es plötzlich kalt den Rücken runter und sie schaute sich um. An der Terrassentür sah sie eine Katze sitzen, die sie starr anblickte. Eine Katze, dachte sie sich und zuckte desinteressiert die Schulter. Katzen kamen öfters mal auf Besuch und deshalb machte sie sich auch keine Gedanken darüber.

 

Beverly war rauf in ihr Zimmer gegangen und sie freute sich, dass ihre Eltern das Zimmer so beließen, wie sie es verlassen hatte. Sie hatte schon damit gerechnet, dass ihr Vater das Zimmer für sich beanspruchte, schon wegen seinem Hobby, aber das war wohl nicht der Anschein danach.
Ihre Mutter hatte auch ziemlich betont, dass die Kinderzimmer so blieben und nichts daran verändert werden sollte, selbst wenn die Kinder, seit 20 Jahren ausgezogen waren.

 

»Auf Mama ist halt verlass!«, dachte sie und schaute sich um. Viele Kindheitserinnerungen hatte dieses Zimmer und ihr wurde es bewusst, wie sie eigentlich dieses Zuhause vermisste. Sicherlich sie konnte sich über ihr jetziges Leben nicht beschweren. Sie hatte einen gut bezahlten Job, eine eigene kleine Wohnung und einen Freund, der ihr wirklich jeden Wunsch von den Augen ablas und deshalb verstand sie Cavon nicht. Sie schmiss sich aufs Bett und genoss einfach die Minuten. Spätestens nach dem Abendessen musste sie wieder heimfahren. Musste nicht, sie könnte auch morgen Früh fahren, aber dann müsste sie ziemlich bald los, denn vor ihr lag dann eine Autofahrt von über 1 Stunde und das wollte sie nicht. Sie war nämlich ein totaler Morgenmuffel.

 

Cavon hatte es etwas schwieriger, er musste am frühen Nachmittag schon los. Den Zug, den er nehmen musste, war der Letzte, der am Sonntag fuhr und danach hatte er keine Chance mehr zurück auf die Akademie zu kommen. Und der nächste Zug würde am Montag erst um 10 Uhr fahren, das war natürlich zu spät und da er erst über seinen Führerschein war, seine Eltern berufstätig waren, Beverly in einer anderen Stadt wohnte und von Lan gar nicht zu sprechen, musst er in den sauren Apfel beißen und so packte er seine Sachen zusammen.

 

»Cav?«, rief sein Vater ihn und klopfte an den Türrahmen. Cav der dabei war, sich fürs gehen fertigzumachen, drehte sich um.

 

»Pa, was ist los?«
»Nichts weiter und gut das ich dich noch erreicht habe. Ich muss heute in die gleiche Richtung fahren, so habe ich gedacht, dass wir zusammen fahren können. Mal wir zwei wieder unter uns!«, fragte Ralf und Cav grinste seinen Vater an. Die Vorfreude auf das was sein Vater ihn eingeladen hatte, stieg.

 

»Natürlich fahr ich mit dir mit. Danke Pa, das Angebot nimm ich gerne an!«

 

»Dann bis später ich muss noch packen!«

 

»Mach das!«, sagte er und als er hörte, wie sein Vater die Treppe runterging, jubelte er. »YES!«

 

»Ach Cav, ich hoffe, du hast genügend Kleingeld, denn heute mach ich dich fertig!«, schrie sein Vater rauf.

 

»Das glaubst aber auch nur du. Pa. Du bist und bleibst der ewige Loser!«

 

»Von wegen und Loser. Ich liege nur zwei Hotdogs hinter dir und die werde ich heute aufholen, da werden wir sehen, wer der Looooser ist!«

 

Miri, Bev und Lan hielten in ihrer Tätigkeit, was auch sie immer getan haben inne. Die Mutter verdrehte die Augen, Beverly rieb sich die Stirn und Lan atmete tief ein. Doch alle drei hatten plötzlich den gleichen Gedanken. »Was für Idioten!«

 

Bev und Lan kamen aus ihren Zimmern, sie brauchten sich nicht anzusehen und aus gleichen Mund sagten sie. »Mama du tust mir leid!«

 

»Danke!«, sagte sie und ging ins Bad. Sie öffnete den Medizinschrank und holte Tropfen und Tabletten raus, damit sie die Medikamente sofort zur Hand hatte, wenn ihr Mann, gerade beim ›Sterben‹ war.

 

Hotdog-Wettessen, was für eine Qual und am nächsten Tag kämpfte ihr Mann, mit unerklärlichen Magenkrämpfen ums Überleben und die Toilette konnte man dann drei Tage lang nicht mehr benutzen.

 

Keine Stunde später waren die beiden unterwegs. Sie hatten ungefähr zwei Stunden fahrt vor sich, bevor sie die Schenke erreichten in der sie ihr »Wettessen« veranstalten. Sie waren dort schon ziemlich bekannt. Mindestens einmal im Monat hatte sie immer ihr Wettessen und jetzt da Cavon auf der AMN war, nutzten sie die Gelegenheit, wann immer es ihnen bot. Ralf hatte bereits dort angerufen und der Wirt bereitete die Hotdogs vor.
Sie machten nach einer Stunde eine kurze Rast. Ralf rauchte eine Zigarette und Cavon ging sich erleichtern.

 

Hinter einem Busch stand eine Gestalt, die nicht die beiden im Blick hatte, sondern den Van, der seit einiger Zeit, die beiden verfolgte.

 

»Sir, die beiden haben angehalten, warten auf weitere Instruktion!«, hörte der, der sich hinter den Büschen versteckt hatte und zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte nicht gehofft, so etwas zu hören, und holte sein Handy heraus.

 

»Jan, überprüfe einen getönten Van, Citroën e-Spacetourer!«, meldete sich der Dark Servant und gab noch das Kennzeichen durch.

 

»Einen Moment ... hmm kein Eintrag von einen Citroën e-Spacetourer und das Kennzeichen läuft auf einen Clive Armik, aus Amerika. Der Typ ist 76 Jahre und das Auto, was der Mann fährt, ist ein alter 1970 Chevrolet Camaro Z/28.«

 

»Verstehe!« Und legte auf.

 

»Wiederholen Sie die Instruktionen! ... Verstanden! Den Arzt einpacken und den Jungen eliminieren!«

 

»Tzz!«, machte der Dark Servant und saß im Van. Es waren vier Vampire. »Hi Jungs!«, begrüßte er sie und zwei konnten darauf nicht mehr reagieren. Sie hatten nicht einmal mitbekommen, dass sie bereits tot waren. Der dritte hatte zwar schneller reagiert, war aber bei dem Versuch gescheitert.

 

»Wer bist du?«, schrie der letzte und der Dark Servant lächelte leicht.

 

»Tut nichts zu Sache!«, sagte er und seine Augen fingen rot zu leuchten an.
»Ein Vampi ...!«, weiter kam er nicht und starrte nur in die roten Augen. Er selbst galt als sehr starker Vampir, aber gegen den Dark Servant kam er nicht an.

 

»Wie ist dein Name?«, fragte der Dark Servant.

 

»Michel Price.«

 

»Was ist dein Auftrag?«

 

»Den Arzt Dr. Ralf Talfon zu entführen und den Jungen zu töten.«

 

»Wer hat dich angeheuert?«

 

»Weiß ich nicht!«

 

»Aus welchem Grund sollst du Dr. Ralf Talfon entführen?«

 

»Weiß ich nicht.«

 

»Gehörst du einer Gruppe an?«

 

»Ja!«

 

»Wie heißt die Gruppe?«

 

»V-Teni!«, antwortet er und der Dark Servant fluchte. Was verbarg der Dr., wenn jemand schon die V-Teni auf ihn angesetzt hatte. Er kannte diese Gruppe und mit ihr war nicht zu spaßen. Sie galt als eine der stärksten Assassinen-Gruppe auf der ganzen Welt. Aber er wäre nicht der Dark Servant, wenn er zu dieser Gruppe nicht selbst einige Connection hatte. Ab und an nutzte er sogar selbst die Gruppe oder wenn sie Hilfe brauchte, sprang er ein.

 

Er holte sein Handy und wählte eine Nummer.

 

»Ja wenn das nicht mein lieber Dark Servant ist, was hast du für ein Problem und was kann ich für dich tun?«, sprach jemand mit einem sehr starken russischen Akzent.

 

»Hallo Bogdan, nun und ich entschuldige mich gleich, aber mir sind ein paar von deinen Männern über dem Weg gelaufen.«

 

»Ah und wenn hast du getötet? Du weißt, gute Männer sind schwer zu ersetzen!«

 

»Ja, da hast du recht. Nun getötet habe ich ihn noch nicht, nur seine Männer. Sein Name lautet Michel Price und vielleicht könntest du mir seinen Auftraggeber verraten?«

 

»Ahh Michel Price, verstehe. Nun gut eigentlich verraten ich die Auftraggeber nicht, aber da du sowieso was Gut bei mir hast, werde ich mal nicht so sein. Außerdem kann ich mir nicht leisten, durch dich noch mehr gute Männer zu verlieren und wenn es geht, lass Michel bitte am leben, er ist so ein Schnuckelchen. Ja?«

 

»Ich versuch mein bestes!«, sagte der Dark Servant und Bogdan strich Michel Price bereits aus seiner Gehaltsliste. Er war sowieso schon tot. Keiner überlebte ein Zusammentreffen mit dem Dark Servant.

 

»Den Auftrag den Michel angenommen hatte, wurde von einem Mr. Anton Parez in Auftrag gegeben. Einen Mr. Ralf Talfon in Gewahrsam zu nehmen und wenn er ihn hat, sollten die ersten 500 000 auf mein Konto überwiesen werden und dann sollte Michel auf weitere Instruktionen warten, das war´s.«

 

»Vielen Dank Bogdan und nimm bitte keine weiteren Aufträge an, die in irgendeiner Weise mit der Familie Talfon zu tun hat. Denn das könnte für dich sehr böse enden!«, sagte der Dark Servant und Bogdan schluckte. So eine Warnung hatte der Dark Servant noch niemals gegeben. Im Normalfall war ihm es eigentlich egal, wenn mal eine Konfrontation stattfand oder wenn die V-Teni in fremdes Gewässer fischten. Der Dark Servant hielt sich immer zu einem gewissen Maß raus, solange er seine Aufträge ohne großen Zwischenfälle erfüllen konnte.

 

Doch diesmal drohte er, Bogdan zu töten, wenn er dazwischen funkte oder noch einmal sich die Finger an der Talfon-Familie schmutzig machte.

 

»Nun darf ich fragen, warum dir die Familie so wichtig ist?«, fragte Bogdan, doch dann war die Verbindung weg. Er seufzte. »Ach Michel, ich werde dich vermissen ... RON!«

 

»WAS WILLST DU?«, rief eine genervte Männerstimme zurück.

 

»Ich brauch liebe!«

 

»DU HAST DEIN MICHEL!«

 

»ER IST TOT!« Und schon lugte ein schmales Gesicht mit gut geschnittenen blonden Haaren durch die Tür.

 

»Michel ist tot? Wie ist er gestorben?«

 

»Mein Schatz, der Dark Servant. Michel kam ihm in die Quere!«

 

»Oh, aber wenigstens ist er schnell gestorben!«, meinte Ron.

 

»Hach ja, mein Schnuckelchen wurde von meinem Schatz ermordet. Das ich das einmal erleben darf. Ich fühle Verlust für den einen und bin stolz auf den anderen. Aber nichtsdestotrotz das Leben geht weiter. Ron verweigere jegliche Anfragen, wenn es um eine Familie die Talfon heißt, geht. Ja, und jetzt sei gut zu mir ...«

 

Zur gleichen Zeit hauchte Michel seinen letzten Atem aus und der Dark Servant durchsuchte dessen Handy. Er stieß auf eine Nummer, die in den letzten Wochen ziemlich oft angerufen wurde und schickte diese Nummer an Jan weiter und schon klingelte sein Handy.

 

»Hey kannst du mal aufhören, mir sinnloses Zeug zu schicken, wenn du was wissen willst, dann bring die Handys gleich mit. Außerdem, wenn du dich nicht langsam beeilst, dann kannst du die beiden nicht mehr innerhalb von einer Minute einholen. Dann sind sie außerhalb deines Radius!«

 

Cav und sein Vater stiegen aus und vor ihnen lag das Schmuckstück, die Schenke und sie schritten wie zwei Cowboy ihren Sieg entgegen.

 

Der Dark Servant beobachtete die beiden Kontrahenten und feuerte sie aus dem Hintergrund an. Hin und wieder musste er schmunzeln und am Ende hatte Cav mit einem halben Hotdog Vorsprung gewonnen. Er schwor sich diese kleine Familie zu beschützen, damit sie ihr friedliches Leben so lange wie möglich leben konnten.

 

Noch rechtzeitig zur Sperrstunde kam Cav in der AMN an und Ralf fiel zwei Stunden später mit höllischen Magenschmerzen daheim auf die Couch.

 

»MIRI ...«

Kapitel 16:

Der Dark Servant kam daheim an und er wollte jetzt nichts sehnlicher als ein heißes Bad und dann ins Bett. Der heutige Tag hatte ihm viel Ausdauer abverlangt und noch dazu die Sonne.

 

Doch bevor er sich diese Ruhe gönnte, ging er ins Überwachungszimmer und sah, das Jan noch immer vor dem PC saß und arbeitete.

 

»Ich dachte, du wärst schon lange im Bett!«

 

»Freilich ... im Bett! Wäre ich, wenn du mir nicht ständig irgendwelches Zeugs um die Ohren hauen würdest ... und außerdem die Nummer gehört zu einem Wegschmeißhandy. Also keine Namen, keine Adresse, nichts. Das Einzige was uns noch übrig bleibt, ist diese Nummer selbst anzurufen oder zu warten, bis wir angerufen werden, dann kann ich anfangen das Handy zu verfolgen ... und was hast du jetzt noch für mich?«, fragte Jan und der Dark Servant überreichte ihm noch die anderen Handys von den Männern aus dem Van, außerdem noch die Kreditkarten, Ausweise und noch andere Dinge, die die Männer besaßen.

 

»Geh behutsam damit um. Sie gehörten der V-Teni an!«, sagte der Dark Servant und Jan fiel die Kinnlade runter.

 

»Klasse! Unser Doc hat ganz schön Dreck am Stecken, würde ich sagen ...«

 

»Kann sein, aber Dreck, von dem er selbst irgendwie nichts weiß, und wo andere, sehr wichtige und vielleicht hohe Tiere darauf aufmerksam geworden sind, also weiter suchen!«

 

»Also ein hohes Tier ist auf jeden Fall darauf aufmerksam geworden, der König. Und er weiß bestimmt was, sonst hätte er dich nicht auf den Doc gehetzt.«

 

»Wenn es so wäre, würde diese Information in der Akte stehen und unsere Arbeit erleichtern! Der König ist zwar schwierig aber er legt keine Steine in dem Weg.«

 

»Ist ja nett, dass ausgerechnet du den König verteidigst!«

 

»Ich verteidige ihn nicht, das sind Tatsachen!«

 

Am späten Nachmittag bekam Charles Caldwell eine Cleaning-Anfrage und als er sah, von wem sie kam, zuckten seine Augenlider nervös auf.
»Verdammt Dark Servant ist wieder im Einsatz. Das wird dem Boss nicht gefallen! Er hasst nichts mehr als Überstunden!« Aber all das Gefluche half nichts, denn die Arbeit rief und so stand er vom Stuhl auf und ging in die Richtung der Bruderschaft.

 

Charles ging nicht direkt zur Bruderschaft, sondern zu einer Zweigstelle, die eigens dafür eingerichtet worden war, um speziellen Müll ungesehen zu entsorgen und vor allem schneller als die Polizei zu sein.

 

Er klopfte an der Bürotür an und betrat das Zimmer, noch bevor er hereingebeten worden war.

 

»Anfrage von Dark Servant. Einen Citroën e-Spacetourer und 4 Leichen zu entsorgen. Die Leichen sollen zurück zu die V-Teni geschickt werden!«, sagte er schnell, bevor sein Boss hochfuhr. Sein Boss war schon dabei, doch als er die Anfrage hörte, zuckten auch bei ihm die Augenlider.

 

»Zurück zu die V-Teni? Was fällt ihm ein, Männer von V-Teni zu killen, hat der ne Ahnung, was das wieder kostet? Bogdan wird Schadensersatz fordern und was das wieder für Überstunden sind!«

 

»Ähm Boss, du weißt doch, dass das der König zahlt und auch die Überstunden ...!« Ähm ja, hätte der arme Charles nur den Mund gehalten, denn so würde er jetzt wieder friedlich in seinem kleinen Büro sein und Solitär spielen, aber nein, er war jetzt mit der Cleaning-Truppe auf dem Weg zum Schlachtfeld und das alles unentgeltlich.

 

Es war bereits mitten in der Nacht und Lan war es heiß. Für März war es überhaupt ziemlich heiß und er stand auf und öffnete das Fenster. Kurz blickte er auf die andere Straßenseite und sah, das in einem Fenster noch Licht brannte. Es war kein helles Licht, vielleicht von einer Nachttischlampe und er fragte sich, ob das das Zimmer von Noah war.

 

Er drehte sich weg und schlüpfte wieder unter die Decke.

 

»Danke das du das Fenster geöffnet hast!«, hörte er jemanden und er setzte sich erschreckt auf.

 

»Meine Fresse! Erschrecke mich nicht so. Ich habe nur das Fenster aufgemacht, weil es hier zu heiß ist! Was machst du hier?«

 

»Dir gute Nacht sagen und mich entschuldigen, weil ich heute Nachmittag nicht da war, um mit eisessen zu gehen. Ich habe mich sehr über deine Einladung gefreut!«

 

»Ja sie haben schon gesagt, dass du so auf eine Autogrammstunde bist!«, sagte Lan und plötzlich befand er sich in einer Umarmung. Er spürte, wie Noahs Zunge über seinen Hals fuhr, hinterm Ohr und ab da verteilte er leichte Küsse über die Wange, bis er zu Lans einladenden Lippen kam. Wie automatisch und ob es das richtigste auf er ganzen Welt war, öffnete Lan seine Lippen und ließ Noahs spielerische Zunge rein.

 

Ein verhaltener leiser Tom kam aus Lans Kehle und wenn er seine Augen geöffnet hätte, würde er sehen, wie knallrot Noahs Augen waren. Er brauchte sie aber auch gar nicht zu sehen, die Gefühle, die er von Noah empfing, waren wie eine stürmische Nacht, gemischt mit einem warmen Kaminfeuer und noch etwas anderes, was ihm kurzzeitig das Herz zuschnürte. Traurigkeit, Verlust und Angst. Aber vor allem Einsamkeit.

 

Irgendwann nach ewigen Minuten lösten sie ihre Verbindung und Lan müsste lügen, wenn ihm nicht schwindlig war. Noah lächelte leicht und strich ihm sanft über die Wange.

 

»Komm, geh wieder ins Bett, sonst kann ich mich nicht mehr zurückhalten!«, sagte der Dark Servant nun schelmisch grinsend und Lans Wangen, die sowieso schon glühten, glühten noch mehr.

 

War ja klar, dass Lans jungfräulicher Körper auf Noah reagierte. Wann wurde er denn schon so geküsst? Nie! Wann bekam er solche Gefühle zu spüren, nicht die Emotionen, die er von anderen ab und an empfing, sondern seine eigene? Nie!

 

Diese Gefühle, die er für Noah empfand, waren der Himmel auf Erden und sie wurden von Mal zu Mal stärker.

 

Nicht nur seine Gefühle für Noah stiegen an, sondern er hatte das Gefühl das seine Fähigkeit, Emotionen von anderen zu empfangen ebenfalls stärker wurden.

 

Er spürte die Schadenfreude seiner Mutter, als sie Ralf ›gesund‹ pflegte. Er spürte die tiefe Liebe seines Vaters zu seiner Mutter und zu jedem seiner Kinder. Aber ganz besonders spürte er Sorge von seinen Eltern. Große Sorge, die ihm galt, die sogar so groß war, dass sie mit angst vermischt war.

 

Er blickte Noah hinterher, wie er aus seinem Fenster sprang und in sein Zimmer landete. Kurz winkte er und schloss das Fenster. Lan atmete tief ein und kroch wieder unter die Decke.

 

»Aber jetzt weiß ich, dass das dein Zimmer ist!«, murmelte er und schlief aber auch gleich ein.

 

Der Dark Servant stand an seinem Fenster und lauschte Lans ruhiger Atem. Er wusste nicht wie lange, diese ›friedliche‹ Zeit anhielt, aber er genoss jede Sekunde davon.

 

Dennoch nahm etwas anderes seine Aufmerksamkeit in Anspruch und das war Yvette. Sie stand an einem Baum und um sie herum viele Katzen. Sie machte eine kurze Handbewegung und die Katzen verteilten sich. Sie selbst löste sich kurz auf und er sah, wie sie die Tür zu den Talfons öffnete, damit eine Katze hineingehen konnte. Kurz darauf stand sie wieder an dem Baum und das wiederholte sie bei den sämtlichen Nachbarn.

 

Er hatte keine Ahnung, wie Katzen bei dieser Mission helfen konnte, aber er vertraute Yvette. Allerdings was komisch war, einige Nachbarn besaßen Hunde und sie schlugen nicht an. Im Gegenteil, es war, als waren die Katzen im Haus willkommen.

 

Er drehte sich von dem Geschehen weg und bemerkte, dass sein Bett belegt war.

 

»Wie kommt die denn her und warum habe ich sie nicht gespürt!«, fragte er sich und die Katze blickte ihn herausfordernd an.

 

»Na hast mich endlich bemerkt?«, fragte die Katze und nach der Stimme zu beurteilen war das ein Kater. Er streckte sich kurz, gähnte und setzte sich aufrecht hin. »Ich bin Spike und unsere Herrin bat uns dir zu helfen!«

 

»Ich danke dir dafür!«, antwortete der Dark Servant und war ziemlich überrascht, das die Katze sprach.

 

»Na danke mir nicht zu schnell, Vampir. Immerhin sind Katzen und Vampire nicht gerade freundlich gesinnt«, sagte Spike, stand auf und streckte sich wieder.

 

Er sprang vom Bett und ging an die Zimmertür. Der Dark Servant öffnete diese und der Kater stolzierte raus.

 

»Ab hier komme ich alleine zurecht!«, sagte er und schritt die Treppe runter, nicht zu langsam und auch nicht so schnell, wie es sich für eine stolze Katze gehörte.

 

Der Dark Servant schüttelte leicht sprachlos den Kopf und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Allerdings würde er nie darauf eine Antwort bekommen.

Kapitel 17:

Irgendwo außerhalb der Hauptstadt saß ein etwas dicklicher, blasser Mann und zog an der Havanna.

 

»Was brauchen die so lange, um einen Menschen herzubringen?«, schimpfte er und drückte die Havanna aus. Dann stand er von seinem Designerbürostuhl auf und trat ans Fenster. »Ich brauche die endgültige Formel! Ich bin nur einen Schritt davon entfernt«, dachte er und setzte sich wieder hin.

 

Er bewegte die Maus, damit sich der Bildschirm aktivierte, und las zum tausendsten Mal den Blog von einem Harvey Hammermann durch. »Ich will dich endlich persönlich kennenlernen Harvey Hammermann alias Dr. Ralf Talfon. Du bist ein Genie und deine These zur Erschaffung von Omegas, ist wahrlich von großer Natur.«

 

Es klopfte an der Tür und ein Mann mittleren Alters betrat das Büro. Er verbeugte sich.

 

»Eure Eminenz!«

 

»Ist er endlich da?«

 

»Ich bitte vielmals um Verzeihung, wir haben die Verbindung zu die V-Teni verloren und jegliche Anfrage wird verweigert!«

 

»WAS? Wie kann das sein? Er ist nur ein gewöhnlicher Arzt, ein schwacher Mensch ...«, rief er aus, beruhigte sich aber auch gleich. Vielleicht war etwas dazwischen gekommen, womit die V-Teni nicht gerechnet hatten und sie sich erst einmal zurückzogen. Das kam schon öfters vor.

 

»Eure Eminenz, wenn ich was sagen darf?«, fragte der Mann und er nickte. »Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber läge es in Anbetracht der Möglichkeit, wenn Ihr ihn persönlich kontaktiert?« Der Dicke verzog seine Augen. Er soll einen Menschen persönlich kontaktieren. Er? Nie und nimmer.

 

Er nahm sich, was er wollte. »Nun er ist ein Mensch, schlagt ihm eine Geldsumme vor, die er nicht ablehnen ...«

 

»Wie kannst du es wagen!«

 

»Ich bitte vielmals um Verzeihung, Eure Eminenz ...«

 

»RAUS!«, der Mann verbeugte sich und verschwand, so schnell er konnte.

 

»Ich bezahle doch keine schwachen Menschen!«, murrte er, doch dann fiel ihm etwas ein. Er hatte ja noch jemanden in der Hinterhand und er rief ihn an.

 

»Vater, wie geht es dir?«

 

»Wie kommst du mit dem Menschenmädchen voran?«

 

»Nun nicht mehr lange und sie frisst mir aus der Hand!«

 

»Das du mal so lange für einen Menschen brauchst um ihn unter Kontrolle zu bekommen!«

 

»Vater so einfach ist das mit einem Halbwesen nicht. Da muss man behutsam vorgehen, sonst verlieren sie ihren natürlichen Charakter und der soll ja erhalten bleiben, damit niemand Verdacht schöpft! Halbwesen sind stärker als normale Menschen.«

 

»Nun gut! Ich verlasse mich auf dich!«

 

»Danke Vater, das weiß ich zu schätzen!«, er legte auf und nahm seine Havanna in die Hand.

 

An der anderen Leitung stand ein halb nackter junger Mann, vor dem Bett und legte sein Handy aufs Nachtkästchen. Dann legte er sich ins Bett und betrachtete die schlafende Schönheit. Strich ihr sanft eine Strähne aus der Stirn und fuhr mit der Hand zu ihrem Nacken. Dort sah man zwei kleine Bissspuren, die fast verheilt waren.

 

»Noch zwei oder dreimal Beißen und du hörst ganz mir!«

 

***

 

Der Wecker klingelte und Lan schlug drauf. Er drehte sich auf die andere Seite und nach fünf Minuten klingelte der Wecker erneut. Grummelig schlug er wieder rauf und als er sich wieder auf die andere Seite drehen wollte, setzte er sich plötzlich auf.

 

»Hä, was ist denn heute los. Mama schreit nicht!« Hastig stieg er aus dem Bett und zog sich ein T-Shirt an. Dann ging er schneller als sonst aus sein Zimmer, die Treppe runter in die Küche. Seine Eltern waren nicht da und er kratzte sich am Kopf. »Ist wohl noch Wochenende?«, fragte er sich und als Antwort hörte er das Schnarchen seines Vaters. Er ging ins Wohnzimmer und sah seinen Vater auf der Couch liegen und schlief den Schlaf des Gerechten. Auf dem Tisch lagen haufenweise Medikamente.

 

»Ah Lan, du bist schon wach! Ich wollte dich gerade wecken!«, sagte seine Mutter, die mit einem leeren Wäschekorb vom Garten ins Wohnzimmer kam. »Aber wenn du schon wach bist, dann kannst ja gleich den Tisch decken!«, sagte sie und Lan nickte.

 

Bevor er aber den Frühstückstisch deckte, ging er in sein Zimmer zurück, um sich komplett anzuziehen. Er nahm sein Handy und schaute auf die Uhr, nun wunderte es ihm nichts mehr, warum, sein Vater noch schlief und seine Mutter ihn noch nicht geweckt hatte. Es war ja erst 5:40 Uhr.

 

»Ah ich Idiot, ich habe die falsche Uhrzeit eingestellt!«

 

Während Lan sein Frühstück genoss, kam auch sein Vater in die Küche und er sah nicht besonders gut aus.

 

»Nie wieder .... Nie wieder ...!«, brummte er vor sich hin und hielt sich die Hand an den Magen. Lan und seine Mutter schauten sich nur an. Sie beide wussten, dass er und Cav wieder ein Hotdog-Wettessen veranstaltet hatten.

 

Lan ging gähnend zur Bushaltestelle und da standen bereits Gary und Hailey. Hailey stach mit ihren silbernen Haaren komplett raus und die anderen Mädchen fingen an sie zu beneiden.

 

Gary schien irgendwie nicht wie der schwärmerische und verliebte Typ, wie er immer war zu sein, sondern er benahm sich ›erwachsen‹. War gestern nach dem Eisessen, bei dem Lan sich mehr oder weniger langweilte, etwas vorgefallen, das ihn so werden ließ, oder hatte sie ihm bereits einen Korb gegeben, man wusste es nicht, aber Fakt war, er verhielt sich anders. Sicherlich Lan kannte diese etwas ernstere und erwachsene Seite von ihm, aber das er sich so vor seiner Angebeteten gab, war neu, das er sich so vor Mädchen überhaupt gab, war neu.

 

Nun so falsch dachte Lan nicht. Hailey hatte Gary wirklich einen Korb gegeben, aber nicht die abwehrende Art, sondern hatte ihn aufgeklärt, warum sie nicht mit ihm zusammensein wollte.

 

»Gary, es ehrt mich, aber ich bin ein Schneefuchs und wenn es passieren sollte, das ich mich an einem Gefährten binde, dann kann es passieren, dass ich dich töte oder mein Gefährte dich. Wir Schneefüchse sind da etwas anders und Kontrahenten werden ohne Wenn und Aber ausgeschalten.« Hatte sie gesagt und Gary, der sehr gut über magische Wesen Bescheid wusste, nickte nur. Eigentlich hatte er es schon vorher gewusst, aber ein Versuch war es wert.

 

»Was ist mit dir los?«, stupste Lan Gary an, der ihn noch nicht einmal bemerkt hatte.

 

»Oh hi Lan, sorry war in Gedanken!«

 

»Hab ich gemerkt.«

 

»So offensichtlich?« Lan nickte. »Sie hat mir gestern einen Korb gegeben und ich dachte, da wäre etwas zwischen uns ...« Bingo. Lan erwiderte nichts darauf.

 

Der Bus kam und sie stiegen ein. Hailey wurde von den Mädchen umringt und die Jungs wurden auf die Seite geschoben. Dennoch und das war überraschend, ganz besonders für die Mädchen, setzte sich Hailey mit den beiden am hintersten Ende des Busses.

 

»Hallo Hailey, willst du dich nicht doch lieber mit zu mir setzen? Da können wir unser Gespräch von vorhin weiterführen«, fragte Rebecca, die Tochter des Siedlungsvorstehers und schaute die Jungs abwertend an. Nun unterhalten hatten sie sich nicht. Die ganze Zeit über hatte nur Rebecca geredet und Hailey hatte sie ignoriert. Das Einzige was Hailey gesagt hatte, war, wie sie sich vorgestellt hatte.

 

»Haben wir uns unterhalten?«, fragte sie zurück und Lan gluckste kurz. Er kannte Hailey nicht so gut, aber allein diese Aussage reichte schon um Rebecca zur Weißglut zu bringen. Sie konnte es auf dem Tod nicht ausstehen, ignoriert zu werden und ohne ein weiteres Wort, setzte sie sich hin.

 

Die Schule begann und die Neuigkeit, dass eine Neue auf die Schule kam, hatte sich sehr schnell rumgesprochen und auch hier, wurden die Mädchen wie die Jungs überrascht, dass Hailey sich auf den freien Platz neben Lan setzte.

 

Es war ein Eckplatz, den jeder Schüler gerne vermied, deshalb war er auch frei. Die Tische wurden in der Form eines U aufgestellt.
Im Normalfall, wenn Gary nicht schon eine Abfuhr von Hailey bekommen hätte, würde er Lan bitten, mit ihm den Platz zu tauschen.

 

Hailey schaute sich in der Klasse um, und erkannte, dass es hier ziemlich gemischt war. Es war doch keine reine Menschenschule, wie sie anfangs gedacht hatte.

 

Nun warum sollten, sie auch in der Stadt die nahe am Schloss des Königs lag die Rassen trennen, wenn immer die Koexistenz im Vordergrund stand.

»Vor über hundert Jahren, nach einem ewigen Krieg zwischen den magischen Wesen und den Menschen wurde Frieden geschlossen und ein neues Zeitalter wurde eingeführt. Das Zeitalter heißt wie wir alle wissen Union!«, erklärte der Lehrer.

 

»Pff immer die ständigen Wiederholungen, das nervt echt langsam!«, murrte Gary.

 

»Hmm, vielleicht interessiert es ja doch jemanden!«, sagte Lan, der mitbekommen hatte, das Hailey sehr aufmerksam dem Unterricht folgte.

 

»Huch, wäre ich nicht schon abgeblitzt, würde ich darin vielleicht eine Chance sehen, um bei ihr gut dazustehen, aber so ...«, antwortete Gary und Lan spürte, dass es ihn schon verletzt hatte. Vielleicht empfand er für Hailey doch etwas mehr, als nur Schwärmerei. Aber so wie es bei der Jugend einfach mal so war, heute schwärmte man für einen und morgen für einen anderen.

 

»Hey sag, du gibst schon auf, DU Gary Willms!«

 

»Weißt du eigentlich, was Schneefüchse machen, wenn sie eifersüchtig sind? Sie hauen dir nicht nur eine rein, nein sie fressen dich und das will ich gerne vermeiden!«

 

»Ah also gibts du auf ...«, stänkerte Lan weiter.

 

»RUHE!«, rief der Lehrer und die beiden verstummten wieder.

 

»Animiere ihn nicht dazu ...«, flüsterte Hailey Lan zu.

 

»Ich animiere ihn gar nicht. Ich finde es nur schade, dass zwischen euch, obwohl es gestern so gut lief, keine Freundschaft sein kann. Ich meine Freundschaft, kein Liebespaar oder Gefährte oder so was ... Nur reine Freundschaft.«

 

»Ahhh so meinst du das. Freunde können wir schon sein, das ist kein Problem!«

 

»RUHE! Phelan noch eine Verwarnung und du hast heute Extradienst! Ach da fällt mir ein, du sollst dann zum Sekretariat um deine Registrierung zu ändern!«

 

»Hä warum soll meine Registrierung geändert werden. Ich habe heute Nachmittag erst einen Termin zum Test!«

 

»Nicht um deine Fähigkeit zu registrieren, sondern das du gebunden bist. Glückwunsch!«, sagte der Lehrer und alle Köpfe drehte sich zu ihm um, einschließlich Estelle Jackson. »Und somit sind wir schon beim nächsten Thema, obwohl ich ein anderes Thema vorbereitet habe aber dieses jetzt vorziehe. Das Gefährtenband. Einige von euch haben davon schon was gehört oder vielleicht sind Eure Eltern Gefährten ...«

 

Als Estelle gehört hatte, dass Phelan gebunden sein sollte, glaubte sie es nicht. Wer würde es schon wagen ihr, der Tochter des Rektors ihren Freund wegzunehmen. Obwohl sie nicht offiziell zusammen waren, so wusste sie, nein, sie hatte geplant, mit ihm auf den Abschlussball zu gehen. Und bis dahin, hätte sie noch genügend Zeit gehabt, ihn für sich zu gewinnen. Sie war auf dem besten Weg, denn Phelan war nicht abgeneigt gewesen und jetzt sollte er gebunden sein? Nie und nimmer.

 

War es die silberhaarige Schlampe, die neu auf die Schule kam? So unterhalten taten sie sich, als ob sie sich sehr gut kannten. Sie musste es herausfinden, wer die Gefährtin ihres Phelan war. Denn niemand anders war würdig, an ihrer Seite zu sein als Phelan Talfon und sie war die einzige Würdige an seiner Seite. Phelan Talfon, hatte zwar nur einen mittleren Notendurchschnitt, war aber in Sport eine Kanone und seine Ausstrahlung, war perfekt. Seine Klamottenwahl, naja, darüber konnte man hinwegsehen. Aber wenn er ihr gehören würde, würde sie ihn schon kleiden, wie es für ihn würdig sei und sein Aussehen war perfekt. Sie konnte es oft beobachten, wie die anderen Mädchen sich um ihn umdrehten und ihn heimlich anschmachten. Sie blickte die ganze Zeit zu den beiden rüber und es reichte schon, dass sie sich unterhielten.

 

»Komm mir nur her ... ich werd´s dir zeigen!«, dachte sie.

 

In der Pause ging Lan ins Sekretariat und die Sekretärin begrüßte ihn.

 

»Hallo ich habe schon auf dich gewartet!«, sagte sie und Lan nickte. »Okay, die Registrierung ist nicht schlimm. Du legst einfach deine Hand auf diese Scanfläche und sie macht es schon von alleine«, sagte sie und Lan nickte. »Du kennst ja die Registrierungsplatten!« Wieder nickte Lan. Eine Registrierungsplatte, war eine Platte, die wie Marmorstein aussah. Diese Platten fand man in Krankenhäuser, im Rathaus, im Kindergarten und wie hier in einer Schule und alle Platten waren miteinander verbunden. Diese Platten registrierten alles. Was du bist, ein Mensch, ein Vampir, ein adliger aus irgendeinem Haus, eine Fee, ein Troll und sie registrierten auch deine Fähigkeiten. Unterteilten deine Fähigkeiten, erkannte auch die Affinität zu einem

 

Element. »Bereit!«, fragte sie und Lan nickte wieder. Er legte seine Hand auf die Platte und schon kam von oben nach unten helles Licht.

»Scanne! ... Scannen fertig ...

Phelan Sean Talfon, 16, Mischling. Mensch – Wasserelfe, 42. Enkel des Wasserlefenkönigs Waterstone.

Fähigkeit noch nicht registriert - angeborene Fähigkeit erkannt. Empath, Level wird ermittelt ...«

 

»Heilige Scheiße, die Platte machte gleich den Test.«

 

»Level ermittelt. Level 4, Tendenz steigend.

Weitere Fähigkeit erkannt: Fähigkeit erlangt durch Gefährtenband: Sympath, ... Level wird ermittelt, Level erkannt, Level 4, Tendenz steigend.

Angeborne Affinität erkannt, Affinität wird ermittelt ... Wasser, Affinität erlangt durch Gefährtenband, Feuer ..., Luft ..., Erde ..., Dunkelheit ... Licht.

Prozentuale Affinität zu Wasser, wird ermittelt ...«

 

Die Sekretärin stolperte. Sie konnte es nicht glauben, was gerade da geschah. Ihr fiel nichts Besseres ein als ihren Chef den Direktor anzurufen. Aber das bekam Lan nicht mit. Er war auf den Scan fokussiert.

 

»... Wasser ermittelt, 100 %,

Feuer wird ermittelt, Feuer ermittelt, 70%,

Luft wird ermittelt, Luft ermittelt 90%,

Erde wird ermittelt, Erde ermittelt, 20%,

Dunkelheit wird ermittelt, Dunkelheit ermittelt 100%,

Licht wird ermittelt, Licht ermittelt 40 %.

Errechne Steigerung der Affinitäten:

Feuer, Feuer kann nicht gesteigert werden, Feuerfertigkeiten werden ermittelt, Fertigkeiten unbekannt.

Luft, Luft kann nicht gesteigert werden, Luftfertigkeiten werden ermittelt, Fertigkeiten unbekannt.

Erde, Erde kann gesteigert werden, Erdfertigkeiten werden ermittelt, Fertigkeiten unbekannt.

Dunkelheit, Dunkelheit kannt nicht gesteigert werden, Fertigkeiten werden ermittelt, Fertigkeiten unbekannt.

Licht, Licht kann gesteigert werden, Fertigkeiten: Exorzismus und Heilmagie.

 

Gefährtenbund wird ermittelt. Gefährtebund ermittelt: Gefährte geborener Vampir, ...

...

...Wiederhole Scan ...

.... Wiederhole Scan ...

... Gefährte in Datenbank ...

...

Signatur verweigert. Priorität zu niedrig.

Priorisierte Stelle ermitteln. Priorisierte Stelle ermittelt. Leaffall.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte König Ivo Leaffall.

...

Ergebnis für Phelan Sean Talfon 16 Jahre, gebunden,

Fähigkeit: Empath, Sympath

X: Die jeweiligen Fertigkeiten können erhöht werden.

Fertigkeit: Wasser 100%, Max Level 10 von 10

Fertigkeit: Dunkelheit 100 %, Max Level 10 von 10

Fertigkeit: Luft 90%. Level 9 von 10

Fertigkeit: Feuer 70%, Max Level 7 von 10

Fertigkeit: Licht 40 %, Max Level 10 von 10 X (60% Steigerung). Exorzismus, Heilmagie

Fertigkeit: Erde 20 %, Max Level 5 von 10 X (30 % Steigerung)

 

Vielen Dank, Ihre Daten werden registriert. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das zuständige Personal.
Auf wiedersehen!

 

Das Licht verschwand und Lan betrachtete noch eine kurze Zeit seine Daten, bevor sie weg waren und die Platte nur noch wie eine kalte Marmorplatte aussah.

 

»Das ... Das ... das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Fähigkeiten die als Fertigkeiten kategorisiert werden und dass da noch eine Steigerung möglich ist ... und und ... gleich alle ... alle Elementfähigkeiten ...«, stotterte der Direktor und starrte Lan lange an.

 

Es war normal das magische Wesen, mehr als nur ein Element beherrschen konnten. Die stärksten magischen Wesen konnten bis zu drei Elemente beherrschen. Menschen, die in Magie bewandert waren, höchstens zwei, aber gleich alle Elemente, das war für den Direktor zu viel. Aber vor allem, bekam er die meisten Fertigkeiten durch sein Gefährtenband. Es war normal, dass gebundene magische Wesen, einige Sachen durch das Gefährtenband teilten, aber das, das grenzte an ein Wunder. Wer war sein Gefährte? Das die Registrierung ihn nicht einmal ermitteln konnte. Es konnte nur jemand aus einem Adelshaus sein, aber selbst dann, würde es die Registrierung ermitteln können.

 

»Phelan, wie heißt dein Gefährte?«, fragte der Direktor in der Hoffnung, den Namen schon einmal gehört zu haben. Er kannte fast alle hochrangigen Namen, sei es von magischen Wesen oder von Menschen.

 

»Noah Siegl!«, antwortet Lan und dieser Name war dem Direktor völlig unbekannt. War ja auch klar, der Name Noah Siegl existierte überhaupt nicht. Den benutzte der Dark Servant nur auf dieser Mission und das der Dark Servant nicht ermittelt werden konnte, lag auf der Hand. Der Dark Servant als Person gab es nicht, es war eine Bezeichnung, die der Vampirkönig ihm gab. Sein Name und seine Herkunft wurden vom König ausgelöscht.

Kapitel 18:

Direktor Jackson ging mit verwirrten Gedanken zurück in sein Büro. Phelan Talfon, der Junge war ihm bekannt, wie alle seiner Schüler. Durchschnittsschüler, freundlich, respektvoll, hat wie jeder Jugendliche Freunde und seine Tochter hatte auch etwas für ihn übrig. Ihm war es gleich, wen sich seine Tochter aussuchte, er war keiner der auf Titel oder Geld schaute. Doch auf etwas schaute er schon, Geld, er wollte ja, das es seiner Tochter mal gut ging und keinen Schmarotzer durchfüttern musste. Dieser Junge, auch wenn er noch ein Schüler war, hatte durchaus Potenzial, das aus ihm einmal, was werden könnte.

 

Und jetzt natürlich ... könnte aus ihm was Großes werden, wenn er die richtige Führung bekam.

 

Er nahm den Hörer seines Bürotelefons in die Hand und wählte die Nummer der AMN. Es wurde an der anderen Leitung abgenommen und er teilte sein Anliegen mit.

 

Zuerst war der Angerufene skeptisch, doch dann als er die Registrierung von Phelan Talfon vor sich hatte, starrte er nur noch.

 

»Ich muss das meinem Vater mitteilen!«, dachte er nur. »Ich danke Ihnen für den Anruf, alles Weitere überlassen Sie es uns!«, sagte er nur und legte auf. Gleich darauf wählte er die Nummer seines Vaters.

 

»Ich bin in einer Sitzung, hat das nicht später Zeit?«

 

»Tschuldige, aber das ist etwas, was du wissen musst!«, sagte er eindringlich und der Angerufene, nahm das Handy vom Ohr. Stand auf und alle anderen standen ebenfalls auf und verbeugten sich. Es kam selten vor, dass König Leaffall eine Sitzung so dringend verließ.

 

»Also was gibts!«, fragte er und sein Sohn erklärte ihm alles.

 

»Phelan Talfon, hast du gesagt?«

 

»Ja und da ist noch etwas, die Registrierung konnte seinen Gefährten nicht ermitteln, weißt du, wer sein Gefährt ist. Laut Information sollte man sich an dich wenden.«

 

»Verstehe!«, sagte der König. »Ja ich kenne Phelan Talfons Gefährte und das könnte ein Problem werden!«

 

»Ein Problem?«

 

»Ja, sein Gefährte ist der Dark Servant!«

 

»Verfluchte Scheiße ... das erklärt einiges!«

 

»Warum?«, fragte der König.

 

»Nun ich hatte soeben ein Vorstellungsgespräch mit einem Professor Wayne Obrien für germanische Mythologie alias und jetzt halt dich fest, Eckwin der Germane. Könnte es sein, dass da mehr dahinter steckt? Ich war ziemlich überrascht, als ich seine Bewerbung in der Hand hielt.« Überrascht war der Direktor der AMN im wahrsten Sinne des Wortes und er nahm sich vor, in Zukunft, nicht immer auf seine Mitarbeiter zu vertrauen und ihnen freie Hand geben, sondern selbst ab und an ein Auge darauf zu werfen.

 

»Das kann ich dir auch nicht beantworten. Wir sprechen hier von Dark Servant.«

 

»Wohl wahr!«

 

»Wie dem auch sei, ich möchte, dass du Eckwin einstellst und beobachtest und mich über jeden seiner Schritte informierst! Und die Eltern von Phelan Talfon darüber informierst, dass er einen sicheren Platz auf der AMN hat und halt es geheim, wer der Gefährte von Phelan Talfon ist. Je weniger es wissen umso besser!«

 

»Wie du möchtest!«, damit war das Gespräch beendet. Dennoch machte sich der König Gedanken darüber, ob er es ihm verbieten sollte oder nicht. Aber Fakt war, das dann der Dark Servant in den Wahnsinn fällt oder noch Schlimmeres. Er konnte es sich nicht leisten, ihn zu verlieren, und wollte es auch nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und ihm seinen Gefährten zu lassen. Denn das Schicksal sollte man nicht herausfordern.

Kapitel 19:

Eckwin war schon am Sonntag abgereist und begutachtete gerade seine neue Wohnung die Jan für ihn angemietet hatte. Es war eine vollmöblierte Dreizimmerwohnung in einem etwas besseren Stadtteil. Auf Jan konnte man sich verlassen, wenn er was machte, dann machte er es gescheit.

 

Er setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer und holte einige Unterlagen aus seiner Tasche.

 

»Na mal sehen, wie der Prof. Wayne Obrien so ist!«, dachte er sich und fing zu lesen an. Nach ungefähr 10 Minuten zuckte sein Augenlid und fing an Jan zu verfluchen. »Wie soll ich das bis morgen alles wissen. Hackts bei dem, oder was?« Im Normalfall bereitete er sich immer ein paar Monate auf sein neues Leben vor. Prägte sich seinen neuen Namen ein, sein neues Geburtsdatum, wobei sich da eigentlich nur immer die Jahreszahl änderte, der Tag und der Monat blieben gleich. Ob er ein Auszubildender wurde, oder schon Meister in diesem Fach war, kam immer auf seine Stimmung an, aber jetzt ... jetzt durfte er, die komplette germanische Mythologie von A bis Z durchkauen.

 

Ein Vorteil hatte er zwar, er durchlebte vieles, was er wissen musste, aber und jetzt kam das Problem, er hatte sich nicht die Jahreszeiten gemerkt, wie alle Götter hießen, und schon gar nicht in welchem Gebiet, welcher Stamm lebte usw.
Nach weiteren Minuten legte er es beiseite und schloss seine Augen.

 

»Hach wie gerne würde ich jetzt bei Suzanna sein, aber mein altes ich, ist, während er zum Arzt fuhr in ein Autounfall verwickelt worden, das Auto fing Flammen und der Tote konnte nur noch anhand seiner Zähne identifiziert werden. Welcher armer Schlucker musste da herhalten? Na egal, ein Job ist ein Job!«

 

Suzanna war seine ›Lebensgefährtin‹. Mit ihr war er bereits fünf Jahre zusammen. Er wäre auch gerne noch etwas länger mit ihr zusammengeblieben, aber wenn der Boss rief, ließ man alles liegen und stehen und außerdem hatte er erst vor Kurzem eine wirklich heiße Nacht mit seiner Gefährtin Luci gehabt, da sollte man nicht gleich wieder an die trauernde Freundin denken.

 

Der nächste Tag kam und Eckwin stand vor seinem Kleiderschrank. Was sollte er anziehen? Was zogen Professoren an? Nicht nur diese Frage stellte sich ihm, sondern auch, welche Art von einem Professor wollte er sein. Der Snob-Typ, der Gelehrten-Typ, der Stotter-Typ, der Autoritäts-Typ oder der Coole-Jugendliche-Typ. Mit Brille oder ohne, mit Bart, Dreitagebart oder glattrasiert. Die Haare modern gestylt oder eher altmodisch ... so viele Fragen und am Ende entschied er sich, so zu bleiben wir wer war.

 

Er selbst war schon viele Male ein Uni-Student gewesen und jedes Mal, dachte er, wenn er mal ein Professor sein sollte, auf jeden Fall nicht so. Das beste war, einfach so zu bleiben wir man war. Das erregte weniger Aufsehen.

 

Die Zeit war da und er ging los um auf sein, keine Ahnung wievielte Mal, Vorstellungsgespräch zu gehen. Er zupfte hier und da noch an seinen Klamotten herum, bis er resigniert aufgab. Die Klamotten, wenn sie am Körper waren, besaßen sowieso ein Eigenleben, da konnte man richten, wie man wollte, am Ende sah es dann noch schlimmer aus, als zuvor.

 

Er klopfte an und wartete, bis er hereingerufen wurde. Er öffnete die Tür und als er sein Gegenüber sah, zuckten seine Augen. Er konnte sich nicht erinnern, seinen Namen in den Unterlagen gelesen zu haben, doch dann viel ihm ein, dass er die Lehrerschaft und Angestellten der AMN gekonnt ignoriert hatte. Sein Fehler.

 

Er betrat das Büro und leichtes gedämmtes Licht kam ihm entgegen. Es sah so aus, als ob er das Ritual noch nicht beherrschte, denn die Jalousien waren heruntergelassen.

 

»Oh was für eine Überraschung!«, rief Eckwin aus und verbeugte sich. »Eure Königliche Hoheit, Prinz Gael Leaffall!«, begrüßte er ihn und der Gegenüber nickte nur.

 

»Setzt Euch Sir Eckwin, oder soll ich lieber Professor Wayne Obrien sagen?«

 

»Oh bitte unterlasst das Sir, Eure Hoheit, dieser Titel ist nicht mehr zeitgemäß und ja, wenn Ihr mich schon so fragt, Professor Obrien wäre angemessen.«

 

»Ein Titel Sir Eckwin, bleibt, solange er nicht vom Gegebenen, weggenommen wird!«

 

»Ist das so?«, fragte Eckwin zurück und seine Ausstrahlung nahm eine Eiseskälte an. Der Prinz erschrak kurz, doch dann besann sich Eckwin wieder, als er sich erinnerte, dass der Prinz damals noch gar nicht gelebt hatte. Das er es gar nicht wissen konnte, was sein Vater der König getan hatte. Er hatte nicht nur einen Krieg gegen sämtliche Vampirhäuser und Clans angefangen, er tat etwas viel Schlimmeres.
Am Ende verlief das Gespräch gut und Eckwin war auf dem Rückweg.

 

Ein paar Stunden später wurde er von der AMN angerufen, dass er die Stelle hatte. Was nichts Neues war, so oft wie er Vorstellungsgespräche schon hinter sich hatte und da war die Person, die jemand einstellen wollte, einfach nur die Person, die jemand einstellen wollte, mehr nichts. Ein einfaches Frage und Antwort-Spiel und da brachte es nichts, dem Gegenüber Honig ums Maul schmieren, das würde jeder der nicht in Arroganz und Selbstverliebtheit geboren wurde, durchschauen und der Prinz war jemand, der solche Speichellecker absolut nicht abhaben konnte.
Als Eckwin sein Büro verlassen hatte, hatte er bereits seinen Stempel, als eingestellt auf seine Bewerbung getätigt. Allein die Antwort auf die Frage, warum er sich gerade hier in der AMN als Professor beworben hatte, hatte ausgereicht, um auch die letzte Skepsis auszulöschen.

 

***

 

»Ich war noch nie Lehrer gewesen und es gibt niemanden, der so ein weitreichendes Wissen über die Germanen besitzt wie ich, also warum es verschwenden? Außerdem hat die AMN mehr Bandbreite, um dieses Wissen zu vermitteln, als eine Universität«, war die Antwort und der Prinz schmunzelte.

 

»Schöne Antwort und welche Antwort hättet Ihr gehabt, wenn ich Euch nicht kennen würde?«, fragte er und diesmal lächelte Eckwin.

 

»Ungefähr das Gleiche, abgewandelt und nicht so dick aufgetragen!« Diesmal grinste der Prinz und nickte.

 

»Wie von Euch erwartet! Aber Ihr wisst auch, das ich weiß, dass Ihr niemals ein Professor seid.«

 

»Woher wollt Ihr das Wissen, Eure Hoheit. Ich besitze über verschiedene Professoren, -Doktoren und -Meistertitel und bin zudem ein Ritter des ehemaligen Königshauses Nightheart, war Stammesführer, Heerführer, Kapitän, Räuber und auch ein Prinzgemahl. Habe Königreiche und Kaiserreiche aufgehen- und untergehen gesehen ... ich zähle das nur auf, weil Ihr einer der wenigen seid, die um mich kennen, aber auch nur weil Euer Vater der Vampirkönig Leaffall, es aus ihm herausprügeln lassen hatte. Ich lebe seit über 3000 Jahren, also unterstellt mir keine Lügen!«, sagte Eckwin ziemlich ruhig, für den Prinzen zu ruhig und er ließ Vorsicht walten, doch dann lächelte Eckwin wieder auf. Es mag schon sein, dass Eckwin verschieden Professorentitel besaß, aber nicht den für germanische Mythologie, aber das brauchte ja niemand zu wissen. Jan hatte gute Arbeit geleistet und das zählte.

 

»Nun ich wollte Euch nicht zu Nahe treten, Sir Eckwin!«

 

»Bitte unterlasst das Sir! Der König der mich zu seinem Ritter geschlagen hatte, wurde vor langer Zeit von Eurem Vater hingerichtet. Professor Wayne Obrien reicht, Eure Hoheit!« Und wieder hörte der Prinz eine unterschwellige Warnung und er musste sich eingestehen, sollte es eskalieren, er wüsste nicht, ob er gegen den Germanen ankäme.

 

»Wie Sie wollen. Ich wollte nur höflich sein. Dann verbleiben wir so und wir werden uns bei Ihnen melden, Professor.«

 

»Ich danke Euch, Eure Hoheit!« Eckwin stand auf, verbeugte sich und war auf dem Weg zur Tür.

 

»Ach noch etwas, hier bin ich Direktor Leaffall. Mr. Leaffall, reicht und höfische Formalitäten sind hier unangebracht, Professor Obrien!«

 

»Wie Sie wünschen Mr. Leaffall!«, grinste Eckwin den Prinzen an.

 

Als die Tür sich hinter Eckwin schloss, rieb der Prinz seine Augen. Eigentlich wollte er den Germanen nicht einstellen, aber was hatte sein jetziges Leben mit dem in seiner Vergangenheit zu tun? Nichts. Eckwin lebte größtenteils sein eigenes Leben und hatte sehr selten mit dem Königshaus oder dem Dark Servant zu tun.

 

Der ausschlaggebende Punkt, warum er ihn jetzt doch einstellte, war, weil er wirklich die Kompetenz besaß, die diese Akademie brauchte. Nicht nur als Professor, sondern auch, weil er im Kampf sehr erfahren war, und das brauchten die Schüler.

 

Nachdem der Prinz das ganze Gespräch Revue passieren lassen hatte, klingelte sein Handy. Der Direktor der Mittelschule rief ihn an und das kam auch sehr selten vor. Nur wenn es wirkliche Neuigkeiten gab oder irgendein dringender Notfall, und das, was der Prinz jetzt hörte, überschlug alles in sein bisheriges Leben und er lebte auch schon eine Zeit lang.

 

Zuerst wollte er es nicht glauben, aber als er selbst die Registrierung las, wurde er vom Gegenteil überzeugt und er rief seinen Vater an. Danach hatte der Prinz das Gefühl, nicht mehr aufstehen zu können. Drei Schocks hintereinander.

 

Der erste Schock, war Eckwin, der sich als Professor beworben hatte. Der zweite Schock, war der Junge Phelan Talfon, mit seinen mächtigen Fähigkeiten und der dritte und auch ausschlaggebende Schock, war Phelan Talfons Gefährte, der Dark Servant.
Dark Servant war ein Begriff, der Unheil, Tod und Zerstörung brachte. Der beste und stärkste Kämpfer im ganzen Königreich. Wer ihm zu nahe kam, überlebte die Begegnung nicht. Der Schatten des Vampirkönigs, der dunkle Diener.
»Mal schauen, ob es Zufall ist!«, murmelte der Prinz.

Kapitel 20:

Während der Prinz sich darüber Gedanken machte, ob es Zufall war oder nicht, saß der Dark Servant auf dem Krankenhausdach und beobachtete die Gegend.

 

Bis jetzt gab es keine Zwischenfälle mehr. Das mit den V-Teni war der Einzige. Auch gab es auf seitens seiner Leute keine Probleme. Eckwin der Cav in Auge behalten sollte und Kendrick Beverly. Akame die auf Lan aufpasste und Yvette die, die Siedlung im Auge behielt.
Jan saß im Überwachungszimmer und war dabei, sich Zugang zu den sämtlichen PCs in der Siedlung zu verschaffen. Was in der heutigen Zeit ziemlich einfach war, weil jeder Bluetooth hatte und auch, weil viele Geräte jetzt mit Handys verbunden waren. So auch einige Computer.

 

Als er dachte, dass alles in Ordnung sei, klingelte sein Handy.

 

»Habe ich mich zu früh gefreut?«, fragte der Dark Servant sich, aber als er die Nummer sah, wer ihn anrief, atmete er tief ein. »Sollt er um diese Uhrzeit nicht schlafen?«

 

»Ja!«, ging er ran.

 

»Komm sofort ins Schloss zurück!«

 

»Diesen Befehl kann ich nicht nachkommen, mein Gebieter!« Schon spürte er, wie die Ringe an seinem Körper zu brennen anfingen. »Ich kann meinen Posten nicht verlassen und Ralf Talfon unbeaufsichtigt lassen!« Das Brennen ließ nach. »Was gibt so wichtiges, was man nicht am Telefon besprechen kann?«, fragte er etwas gereizt.

 

»Nun gut, ich verstehe deine Situation. Es geht um Eckwin. Ich möchte wissen, ob du weißt, dass er sich in der AMN beworben hat.«

 

»Ja, weiß ich. Er handelt auf meinen Befehl hin!«

 

»Warum, gibt es einen bestimmten Grund?«

 

»Ja, Cavon Talfon ist dort Student und laut Eurem Befehl habe ich die ganze Familie aus dem Schatten heraus zu beschützen und wie soll das gehen, wenn die AMN über 2 Stunden Fahrt entfernt ist. Habt Ihr etwa den Bericht noch nicht gelesen? Der sollte seit gestern schon auf Eurem Tisch liegen!«

 

»Dark Servant kenne deinen Platz!«

 

»Den kenne ich, zu gut, mein Gebieter!«

 

»Sieht nicht danach aus. Ich denke, du wirst dich mal wieder einer Disziplinierung unterziehen müssen.«

 

»Wenn Ihr meint!«

 

»Meine Güte du bist und bleibst unbelehrbar!«

 

»Gibt es sonst noch etwas, was Ihr wissen wollt, mein Gebieter. Wenn nicht dann gehe ich an meine Arbeit zurück!«

 

»Noch eins. Phelan Talfon wird in der AMN aufgenommen, sagen wir, dank dir. Durch euer Gefährtenband hat er ein paar zusätzliche Fähigkeiten erhalten. Allerdings und ich denke, du kannst es dir denken, werdet ihr euch nicht, sooft sehen können!«

 

»Lan wird in der AMN aufgenommen, aber ist der Test nicht erst heute Nachmittag!«, dachte der Dark Servant. »Tzzz, nichts anderes von Euch erwartet, aber das ist Euer gutes Recht, mich von meinem Gefährten fernzuhalten, bis ich kurz vor dem Wahnsinn stehe. Ich bin Euer Sklave und Ihr habt das Recht, mich so zu behandeln wie Ihr es für richtig erachtet, mein Gebieter!«, sagte er. »War das jetzt alles?«

 

»Noch eins. Wie weit bist du mit deiner Recherche?«

 

»Nun, da Ihr womöglich den aktuellen Bericht auch nicht gelesen habt ... nicht sehr weit. Ich finde keinen Zusammenhang, warum Ralf Talfon und seine Familie eine hohe Priorität besitzen und warum sie von den T-Veni verfolgt wurden. Der einzige Hinweis ist das Herzogtum Cavanaugh, aber um die Herzogfamilie zu untersuchen, fehlen mir die Leute!«

 

»T-Veni, sagtest du, also hat er seinen ersten Schritt getan!«, war ja klar, das der König etwas wusste und der Dark Servant atmete tief ein.

 

»Wollt Ihr mich vielleicht aufklären, oder soll ich weiter im Dunkeln tappen. Denn es könnte durchaus passieren, wenn ich nicht Bescheid weiß, dass etwas schief geht und Recherche liegt mir nicht so, das solltet Ihr wissen!«

 

»Wenn du noch weiter so anmaßend bist, werde ich dir wirklich noch das Sprechen verbieten!«

 

»Das ist Euer gutes Recht, mein Gebieter!«

 

»Also gut. Für weitere Informationen kommst du heute Abend ins Schloss!«

 

»Wie Ihr befiehlt, mein Gebieter!«

 

Nachdem aufgelegt wurde, suchte der König die Berichte.

 

»Ich sollte mir wirklich angewöhnen, jeden Tag den Bericht zu lesen. Zwei Tage ... und die Kacke ist am Dampfen. Ah da haben wir sie ja ...!«, murmelte er und fing zu lesen an. Hin und wieder nickte er und am Ende legte er sie zurück. »Dark Servant wie immer leistest du gute Arbeit, aber ich werde das Gefühl nicht los, das du mir was verheimlichst. Kann es sein, dass du sogar selbst schon darüber Bescheid weißt ... Hmm das werde ich heute Abend herausfinden, wenn du kommst. Aber ich werde mich jetzt erst einmal aufs Ohr hauen!«

 

Nach der Registrierung suchte Lan Gary. Er fand ihn im Pausenhof und neben ihm saß Hailey, die genüsslich in ein Brot biss.

 

»Da bist du ja wieder und wie war´s?«, fragte Gary.

 

»Komisch. Die Platte hat mit mir sofort den Test gemacht!«

 

»Den Test ... aber muss man da nicht zu einer speziellen Registrierungsstelle, oder so?«

 

»Da fragst du leider den Falschen!«

 

»Und ...?«, fragte Gary neugierig. »Los lass mal sehen!«, forderte er Lan auf und er hob seine Arme hoch.

 

»Tut mir sorry Mann, hab meine Uhr nicht um! Aber eins weiß ich, nach der Mittelschule gehe ich auf die AMN!« Garys Kinnlade fiel nach unten und Hailey aß weiter ihr Brot.

 

»Is nich dein ernst. Du verarscht mich doch. Also hast du ... auch Magie!« Lan nickte.

 

»Glückwunsch!«, kaute Hailey weiter. Sie unterhielten sich noch etwas und dann war die Pause vorbei.
Nun so ungewöhnlich war es bei Mischwesen nicht, keine Magie zu haben. Es sei denn man hieße Beverly, aber selbst bei ihr, war es ungewiss, ob sie nun Magie besaß oder nicht. Bis jetzt hatte der Test bei ihr nichts registriert, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Jedes Mischwesen hatte einen anderen Lebenszyklus und da kam es schon vor, das sich die Magie später entwickelte.
Im Normalfall zeigte sich die Magie, wenn die Geschlechtsreife vollständig entwickelt war.

 

Miri die es nicht glauben konnte, konnte den Schulschluss ihres Sohnes nur noch herbeisehnen. Sie schaute ständig auf die Uhr und als es so weit war, fuhr sie los um ihren Sohn abzuholen. Es war bereits abgemacht, dass sie ihn abholte und dann gleich zur Registrierung fahren wollte.
Aber sie hatte einen Anruf von Ralf bekommen, dass Lan schon in der Schule die Registrierung hinter sich gebracht hatte und sie fiel aus allen Wolken, als sie es hörte.

 

Glauben konnte sie es nicht und da der Termin eh feststand, wollte sie den Test wiederholen.
Aber dann fiel ihr ein, dass Lan auch so eine Uhr hatte, die er aber so gut wie nie umhatte. Es war ja keine Pflicht, nur eine Vorsichtsmaßnahme, weil es gab immer noch magische Wesen, die nicht friedlich gesinnt waren, und die Uhr zeigte auch nur an, ob ein magisches Wesen vor einem stand oder nicht und natürlich war die Uhr wie ein Ausweis. Mit dem Unterschied, man konnte die Daten selbst abrufen und musste nicht erst die dazugehörige Stelle kontaktieren.

 

So ging sie in sein Zimmer und kramte die Uhr aus seinem Schub. Sie hatte noch Akku und Miri schaltete sie an. Zuerst sah man nur die Uhrzeit und wenn man auf die Oberfläche tippte, erschien das Menüverzeichnis. Die Uhr war wie ein Handy und es gab verschiedenen Variationen. Mit den Neuwertigen konnte man bereits telefonieren und bedingt im Internet surfen. Aber Lan hatte noch ein älteres Modell und so tippte sie nur auf die Registrierung.

 

Zum Glück stand das Bett gleich hinter ihr und sie setzte sich darauf. Aber was sie skeptisch werden ließ, war die Tatsache, dass Noahs Name nicht angegeben worden war, sondern dass nur dastand, dass Lan mit einem geborenen Vampir gebunden war und das er viele Fähigkeiten durch das Gefährtenband dazubekommen hatte. Es kam schon vor, dass Gefährten einige Eigenschaften teilten, oder das die eigene Fähigkeit rapide anstieg, aber nicht in diesem Ausmaß.

 

»Noah, wer bist du?«, fragte sie sich und rief sich selbst zur Ordnung.
Lan hatte zwar seine Registrierung hinter sich, aber sie hatte ja noch eine Tochter. Als es bekannt wurde, dass sie keine magische Signatur aufwies, war Beverly gar nicht mal so stark darüber besorgt. Ihr war es einfach egal, ob sie Magie besaß oder nicht und ihre letzte Registrierung war auch schon einige Zeit her. Aber dadurch das Lan einen Termin hatte, dachte sie, machte sie ebenfalls einen. Noch einmal zur Kontrolle und auch sich ihren Gefährten registrieren zu lassen.

 

Sie stand bereits an der Anmeldung und sah, wie ihre Mutter reinkam.

 

»Wo ist Lan?«, fragte sie und sah ihre Mutter über sämtliche Backen grinsen. »Alles in Ordnung?« Miri nickte und klärte ihre Tochter auf. Beverly freute sich riesig für ihren kleinen Bruder.

 

Nach ein paar Minuten des Wartens, war Beverly dran. Sie ging rein und kam etwas später mit einem sehr enttäuschten Gesichtsausdruck wieder raus. Sie war nicht enttäuscht, weil sie noch immer keine Magie besaß, sie war enttäuscht, weil Franziskus nicht ihr Gefährte war, so wie er es immer sagte.

 

Sie sagte es ihrer Mutter und sie nahm sie in die Arme.

 

»Das hätte ich dir auch sagen können!«, sagte Miri und schaute ihre Tochter ernst an.

 

»Aber warum sagt er das immer, wenn es nicht wahr ist!«

 

»Bev, selbst du hättest es merken müssen!«

 

»Wie? Ich habe keine Magie. Ich bin ein gewöhnlicher Mensch!«

 

»Das hat damit nichts zu tun, Liebes. Selbst Menschen spüren diese tiefe und innige Verbindung zu ihrem Gefährten!«, tröstete ihre Mutter sie und in der Nähe stand ein Mann mit strubbligen kurzen schwarzen Haaren, der so tat, als las er in einer Zeitung.

 

»Der Herzoglümmel lügt also!«, dachte er. »Das ist so scheußlich! Aber wie Mrs. Talfon schon sagte, sie hätte es spüren müssen, ob es wahr ist oder nicht! Also warum spürt sie nichts? Ist Beverly wirklich so blind vor Liebe?«, überlegte er weiter, aber es brachte nichts, weiter darüber nachzudenken. Das Beste war, sie weiter im Auge zu behalten und diese Information an Dark Servant weiterzugeben. So banal, wie sie auch klang, aber ein Vampir, der ein auf Gefährte spielte, war ein ... das konnte man nicht aussprechen.

 

Egal was für ein Scheusal der Vampir auch sein mag. Ein Vampir würde nie ... nie ... so etwas derartiges tun. Die Vampire waren stolz auf ihre Kräfte, Macht und Langlebigkeit, aber es gab etwas, was das alles übertrumpfte und das war das Gefährtenband. Ein Vampir würde sich auch nie, an einen anderen Gefährten heranmachen, lieber würde er sterben. Der Gefährte war vom Schicksal bestimmt, die andere Hälfte der Seele zu sein.

Vatertag

Ich wünsche allen Papas einen schönen

und ruhigen Vatertag

Kapitel 21:

Es war bereits später Nachmittag und der Dark Servant saß immer noch auf dem Dach.

 

»Meine Güte, macht der heute Überstunden, oder was?«, seufzte er und streckte sich durch. Auch musste er gähnen, denn die ganze Zeit seine Fähigkeit der Sensorik aufrechtzuerhalten war sehr anstrengend. Sein Handy piepste kurz und er las die Nachricht.

 

»Mrs. Talfon ist mit Beverly zurückgekehrt!« Hatte ihm Jan geschrieben, der über seinem PC Miris Auto verfolgte. Er schrieb nicht zurück, es reichte, wenn Jan sah, dass er die Nachricht gelesen hatte und wieder gähnte er.

 

»Ahhaa ... und ich muss heute auch noch ins Schloss. Werde ich ihn heute überhaupt mal sehen? Ich hoffe, er lässt sein Fenster offen ...«

 

»Auf Wiedersehen Dr., ich wünsche Ihnen einen schönen Abend«, hörte er die Arzthelferin sagen, die er bereits schon an der Stimme erkannte.

 

»Endlich ist er fertig. Also seinen Job möchte ich nicht machen. Mindestens über die Hälfte der Patienten, sind nur gekommen, um sich krankschreiben zu lassen. Da bekommt man echte das Gefühl, das Hausärzte nur da sind, um den speziellen Urlaubszettel auszufüllen. Was für eine Zeitverschwendung!«, dachte er und jetzt klingelte sein Handy. Kendrick.

 

»Was gibts?«, ging er ran.

 

»Ich weiß nicht, ob es relevant ist, aber unser Herzogsohn Franzibobbi hat es nicht mit rechten Dingen zu tun. Er heuchelt Beverly vor, dass er ihr Gefährte sei ...«

 

»Heuchelt?«

 

»Aber so was von und Beverly glaubt es ihm auch noch. So viel ich erfahren habe, ist Beverly heute nur zum Test gegangen, um sich, als gebunden registrieren zu lassen, nicht um herauszufinden, ob sie Magie anwenden kann! Das mit der Magie ist ihr egal.«

 

»Hmm ... verstehe.«

 

»Ach, noch etwas, dein Darling, hatte wohl seine Registrierung schon heute früh in der Schule gehabt. Er muss ja sämtliche Stränge gerissen haben!«

 

»Das habe ich auch schon erfahren und die AMN hat ihn bereits aufgenommen. Kendrick halte dich weiter an Beverly und finde heraus was Franziskus vor hat. Da läuft etwas schief!«

 

»Jou, wird gemacht!«

 

Endlich hatte Ralf deinen letzten Patienten verabschiedet und stieg in sein Auto. Dort schloss er seine Augen und atmete tief ein.
Auf der einen Seite freute er sich sehr für seinen Sohn, aber auf der anderen ... würde es bei der ersten Kernuntersuchung in der AMN herausgefunden werden, was für ein Zweitgeschlecht Phelan hatte. Er hatte wirklich gehofft, dass er so war wie Beverly, magielos.

 

»Was mache ich jetzt bloß?« Seine Gedanken überschlugen sich und er kam immer auf ein Ergebnis.

 

Früher oder später würde es herauskommen, das Phelan ein Omega war und es gab nur eine Option, um ihn schützen zu können. Sein Großvater muss ihn als seinen Enkel anerkennen und seine ›schützende‹ Hand über ihn legen. Aber und das war der ausschlaggebende Grund, warum Ralf davon nicht überzeugt war, war der, weil er nicht wusste, wie der König Waterstone darauf reagierte und wie er seinen Enkel, nein einen Omega behandeln würde.

 

»Ich muss mit Miri darüber reden und was sie davon hält.« Allein dieser Gedanken ließ Gänsehaut über seinen Rücken streifen, denn er kannte die Meinung seiner Frau. Sie war definitiv und ohne Umschweife NEIN.

 

Er startete sein Auto und fuhr heim. Aber daheim überfiel ihm eine weitere Überraschung. Beverly saß im Wohnzimmer und heulte, was das Zeug hielt.

 

»Aber ich verstehe das nicht ...!«, schniefte sie und trocknete ihre Augen mit einem Tuch ab.

 

Auf einem Baum saß Kendrick, der ein Grashalm im Mund hatte und atmete nun langsam sichtlich genervt ein.

 

»Das ist eins der Gründe, warum ich noch keine Familie habe. Kinder sind so nervig ...«

 

»Alles klar!«, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich und erschrak.

 

»Du meine Fresse, erschrick mich nicht so!«

 

»Das kommt daher, weil du wie immer deine Umgebung nicht im Auge behältst!«

 

»Am Arsch, es ist, weil du deine Präsenz verschleierst!«, schimpfte er und der Ankömmling setzte sich neben ihn.

 

»Was Neues?«, fragte er und Kendrick schüttelte den Kopf.

 

»Seit ich dich angerufen habe, nichts Neues!«, antwortete er und sah, wie der Dark Servant sich die Ohren rieb. »Laut gell? Sie weint jetzt schon seit Stunden und es geht mir auf die Nerven!«

 

Dann wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Er sah seinen Gefährten, der mit Hailey und Gary die Straße entlang kam. Ein warmes Gefühl überkam ihn und ihm war es, als ob Lan kurzzeitig schmunzelte, dann sah er, wie er rüber zu seinem Haus blickte.

 

»Hmm ... obwohl ich meine Präsenz verschleiere, kann er mich spüren. Ist es, weil uns das Band verbindet oder weil er ein Empath ist?«

 

»HOI. Du verliebter Hirn ...«, aber dann, gefror das Gesicht vom Dark Servant zu Eis.

 

»Bleib auf deinen Posten!«, befahl er und weg war er. Kendrick selbst streckte seine Fühler aus und schnalzte mit der Zunge.

 

»Na wenn das keinen Ärger bedeutet! Lorcc Arnviðr ... was will der hier?«, dachte Kendrick.

 

»Ich frage mich, warum er mich anlügt ...!«

 

»Mist, das Mädl ist einfach zu laut!«, murrte Kendrick, als ihm die Ohren wieder klingelten.

 

»Warum lügt er mich an? Mama ...!«

 

Der Dark Servant verfolgte das protzige Auto und dieses hielt direkt vor dem Haus des Siedlungsvorsteher Rupert Ortegas. Ein Schrank von einem Mann stieg aus dem Auto, ging zur Rücktür und öffnete diese. Ein Mann von ungefähr gleicher Statur stieg aus und knöpfte sich sein Jackett zu.

 

»Es stinkt nach Vampiren hier!«, knurrte er und schnüffelte in die Luft. Aber er konnte es nicht ausmachen, von wo der Geruch herkam.
Noch bevor er die Eingangstür erreicht hatte, wurde sie schon geöffnet und der Siedlungsvorsteher trat heraus. Anhand seiner Haltung, die er dem Mann gegenüber annahm, ließ daraus schließen, dass er wohl für ihn arbeitete.

 

»Oh Herr, ich habe Euch nicht erwartet!«

 

»Schon gut Rupert. Ich bin nur hier, um nach den Rechten zu schauen«, sagte Lorcc und Rupert ließ ihn in sein Haus. »Nun wie es scheint, scheinen hier ein paar Blutsauger zu sein!«

 

»Ja Herr, aber sie sind harmlos.«

 

»Blutsauger sind niemals harmlos! Was solls! Wie viele sind es?«

 

»Zwei Herr!«

 

»Und hast du schon herausgefunden, was die hier wollen?«

 

»Nur hier leben. Es ist eine Art Wohngemeinschaft, weil sie leben mit einem Menschen zusammen, der wohl sterbenskrank ist!«, erklärte Rupert und Lorcc schien sich damit zufriedenzugeben. Es kam schon mal öfters vor, dass sich Vampire verpflichtet fühlten, einen Menschen zu helfen, aus welchen Gründen auch immer.

 

»Lorcc!«, rief eine weibliche Stimme die Treppe runter.

 

»Oh Rebecca ...!«, freute sich Lorcc, als er die rothaarige Schönheit oben auf der Treppe stehen sah. »Meine Liebe, wie habe ich dich vermisst!«, rief er und schon stand er bei ihr oben auf der Treppe, nahm sie in seine Arme, schnupperte an ihrem Hals und ließ ein Knurren von sich.
Der Dark Servant verzog überraschend seine Lippen. Lorcc Arnviðr, der Lorcc Arnviðr und ein Menschenmädchen? Es geschen Zeiten noch Wunder.

 

»Wer hätte das gedacht!«, dachte er sich und gluckste. »Na dann lasse ich die beiden mal in Ruhe!« Dennoch grinste er hinterhältig. »Da habe ich ja was in der Hinterhand, mein lieber Werwolffreund!«

Kapitel 22:

Da er den ganzen Tag sich in der Sonne aufgehalten hatte, war seine Ausdauer fast am Ende und so entschied sich der Dark Servant mit dem Auto zum Schloss zu fahren.

 

Das Auto parkte er im Schlosshof, weil er sowieso wieder zurückfahren musste, also brachte es nichts, das Auto in die Tiefgarage zu stellen. Er stieg aus und mit ging ins Schloss. Jeder der ihn sah, trat auf die Seite oder wichen seinen Blick aus, obwohl er eh niemanden ansah. Er war der Dark Servant, eine Person, mit der man nichts zu tun haben sollte oder eher wollte. Sein Weg ging direkt zum König und er klopfte an.

 

»Komm rein!« Der König wusste schon, dass er hier war, denn er hatte seine Präsenz nicht verschleiert. Wozu auch? Ohne den König anzusehen, ging er auf die Knie.

 

»Ihr habt mich rufen lassen!«, sagte er gerade aus und der König schaute den Dark Servant starr an. Wie immer wurde er nicht von ihm gegrüßt und das würde wohl auch nie passieren.

 

»Ja!«, sagte der König knapp und tippte auf eine Akte, die vor ihm lag. »Hier drinnen findest du die Informationen, um dein weiteres Vorgehen planen zu können!«

 

Der Dark Servant stand auf, trat an den Tisch und nahm die Akte entgegen. Er öffnete sie und fing zu lesen an. Dann schaute er zum König und lächelte herablassend.

 

»Wäre nett gewesen, diese Information schon vorher in der Hand gehabt zu haben, mein Gebieter. Könnt Ihr mir vielleicht verraten, warum Ihr sie zurückgehalten habt?«

 

»Das muss ich dir nicht beantworten!«

 

»Natürlich nicht, aber ich hätte dann eine effizientere Vorgehensweise gewählt.«

 

»Nun jetzt kannst du es ja und finde heraus wie weit, Ralf Talfon schon mit seiner Forschung ist!«

 

»Wie Ihr befiehlt, mein Gebieter!«, sagte er, drehte sich um und verließ das Büro. Ohne sich vorher vorm König zu verbeugen, denn dies würde bedeuten, dass er ihn als seinen König respektierte und er ihm treu ergeben war. War der Dark Servant aber nicht. Es reichte völlig aus, dass er aufs Knie gezwungen wurde, wenn er den König sah, denn das hatte nichts mit Treue zu tun, sondern um den Dark Servant klar zu machen, welchen Stand er hatte.

 

»Tzz ... und wie immer zollst du mir keinen Respekt. Dafür bist du zu stolz«, dachte der König und schüttelte den Gedanken weg. Er konnte alles von Dark Servant verlangen, aber er hatte es ihm deutlich gemacht, dass er niemals den König als seinen König ansah.

 

Mit allem hatte der Dark Servant gerechnet, aber mit so einer Information überhaupt nicht. Jetzt war es sonnenklar, warum Ralf Talfon und seine Familie in Gefahr schwebten. Noch bevor er das Auto erreicht hatte, telefonierte er mit Jan.

 

»Zapf den PC von Ralf Talfon an und durchsuchen ihn auf Forschungen, bei der es um Omegas geht. Vielleicht hilft dir der Name Harvey Hammermann weiter.«

 

Er stieg ein und fuhr los. Sämtliche Ampeln und Verkehrsregelungen missachtete er, denn er hoffte, dass in Ralfs Forschungen nichts über Phelan stand und er bei Jan war, bevor er irgendetwas finden und ausplaudern konnte.
Natürlich wäre die Information das Phelan ein Omega war, bei Akame und Yvette sicher, aber der Dark Servant wusste eben nicht, wie verschlossen ihre Münder waren, wenn sie gefoltert wurden. Allerdings stellte sich die Frage, wenn sie überhaupt erst erwischt wurden.

 

Der Dark Servant kam daheim an und stürmte gleich in das Überwachungszimmer. Jan schaute kauend auf. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd und hielt einen Daumen hoch.

 

»Sag mal, woher hast du die Information her? Ich mein, ich habe Mr. Talfons PC schon auf mögliche Dinge durchsucht und nichts dergleichen gefunden. Aber jetzt habe ich tiefer gegraben und nun ja, da immer irgendwelche Fetzen von gelöschten Daten zurückbleiben ... und er womöglich seine Forschungen auf einen Stick gezogen oder anderweitig irgendwo abgespeichert hat, müsstest du den Datenträger finden und ich habe einen Blog in dem Forum für wissenschaftliche Forschungen von einem Harvey Hammermann gefunden. Ist wirklich sehr interessant, wenn man sich für Forschung interessiert, was allerdings nicht zu meinem Fachgebiet gehört! Allerdings und das verstehe sogar ich, er will einen künstlichen Omega erschaffen ...«

 

»Dann müssen wir den Datenträger finden!«, schnitt er ihm das Wort ab.

 

»Habe Yvette schon daran gesetzt, aber im Moment ist es unmöglich, weil alle Talfons daheim sind. Sie wird morgen ins Haus einbrechen und danach suchen.«

 

»Gut!«, war alles, was er noch sagte, bevor er aus dem Zimmer und aus dem Haus ging. Sein Ziel war das Haus gleich gegenüber und er sah, dass Lan sein Fenster offengelassen hatte. Er machte einen kurzen Sprung und landete in Lans Zimmer.

 

Lan saß im Bett und las in einem Buch. Er schloss es und legte es neben sich.

 

»Ich habe schon auf dich gewartet«, sagte er und grinste leicht verlegen. Auch der Dark Servant lächelte und ging zum Bett. Er beugte sich vor und gab Lan einen langen und innigen Kuss.

 

»Und ich habe dich vermisst. Wie war dein Tag?«, fragte er und unverhofft hob er die Decke und kuschelte sich neben Lan.
Lan erzählte ihm, was heute alles passiert war und nebenbei spürte er, wie seine Hand auf Wanderschaft ging. Es ließ ihn absolut nicht kalt und er hörte mit seinem erzählen auf.

 

»Noah, was machst du da!«, fragte er stattdessen und atmete tief ein, weil er eine Stelle erwischte, die es in sich hatte und der Dark Servant kicherte.

 

»Dich in den Schlaf wiegen!«, meinte er nur.

 

»Ich bin kein Baby und das ist sicherlich nicht, in den Schlaf wiegen ... ahhh!«, keuchte er, denn Noah hatte wieder eine Stelle gefunden.

 

»Wow bist du sensibel, das ist schön!«, hauchte er und küsste Lans Hals. Aber damit blieb es nicht und der Dark Servant bahnte sich seinen Weg zu seinem Adamsapfel, bis hin zum Schlüsselbein, runter zur Brust und seine Hand erkundete weiter, die verschiedensten Stellen an Lans Körper und Lan spürte, wie es in ihm immer wärmer wurde.

 

Auch der Dark Servant fühlte, wie Lans Körpertemperatur immer höher anstieg und nicht nur das. Seine Hand streifte kurz Lans Unterleib und allein diese kleine Berührung ließ Lan aufstöhnen.

 

»Omegas sind wahrhaftig sensibler!«, dachte der Dark Servant und Lan zog seinen Kopf zu ihm hoch und forderte Einlass. Ihre Zungen vollführte einen Kampf, während der Dark Servant seine Finger um Lans Unterleib geschlossen hatte. Sanft aber beständig rieb er Lan und Lan genoss nur noch. Noch nie in seinem Leben hatte er so ein tolles Gefühl gefühlt, nicht einmal wenn er selbst Hand anlegte und sein Körper bäumte sich auf. Zwischen den innigen Kuss und das Aufbäumen seines Körpers holte Lan tief Luft und sein Herz ...

 

Lans Atem ging heftig und der Dark Servant genoss den Augenblick. Schmunzelnd betrachtete er seinen Gefährten, bis er sich beruhigt hatte. Noch nie empfand der Dark Servant so einen Seelenfrieden und seine Augen wurden schwer. Das Einzige was er noch wahrnahm, war, wie Lan das Bett verließ.

 

»Wach auf Lan ...!«, schrie Miriam und der Dark Servant saß gerade im Bett und schaute sich um. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

 

»Scheiße ich bin eingeschlafen!«, ging es ihm durch den Kopf und neben ihm bewegte sich etwas.

 

» ... me ... We ...ni ... ge .. i ... Bev!«, nuschelte Lan unverständlich und der Dark Servant, schaute ihn fragend an, doch dann musste er sich das Lachen verkneifen.

 

»Wenn ich dich nicht schon ein paar Tage beobachtet hätte, würde ich es nicht verstehen. Ich würde ja gerne noch deine in schlaftrunkenen Stimme zuhören, aber ich muss gehen!«, dachte der Dark Servant, beugte sich über Lan und küsste seine Stirn. »Hab einen schönen Tag«, sagte er.

 

»Du auch!«, kam es diesmal klar rüber.

 

»Oh du bist wach!«

 

»Nicht ganz, aber wenn Mama schreit, bin ich immer kurz davor.«

 

»Okay!« Lan drehte sich zum Dark Servant um und schaute ihn an. Ein leichtes Lächeln umschlich sein Mund und der Dark Servant konnte nicht anders, als diese wunderschönen Lippen zu liebkosen. »Ich muss los und außerdem die Sonne ...!«

 

»Geh schon, wir sehen uns heute Abend, oder?«

 

»Ja ich komme wieder!« Noch einmal küsste er seinen Gefährten und stieg aus dem Bett. Lan schaute ihm hinterher, wie er aus dem Fenster sprang und lächelte glücklich.

 

Irgendwann stieg Lan aus dem Bett und ging ins Bad. Putzte seine Zähne und machte sich für den Tag frisch, danach kehrte er in sein Zimmer zurück und zog sich an.

 

Er ging in die Küche und seine Mutter schaute ihn eindringlich an.

 

»Ich hoffe, ihr habt euch geschützt?!«, fragte seine Mutter und Lan stand wie erstarrt da.

 

»Hä was? ... geschützt?«, fragte er sprachlos und Miri bemerkte jetzt erst, was sie gesagt hatte. Lan wusste von seinem Zweitgeschlecht nichts.

 

»Ja. Man weiß ja nie, welche Krankheiten ...«

 

»Mama, er ist ein Vampir! Welche Krankheiten hat ein Vampir? Und ... und ... und wir haben nicht ...«, fügte er verlegen zu.

 

»Okay, genug davon, aber es wäre schön, wenn Noah wie jeder andere auch, durch die Haustür kommt und nicht durch das Fenster. Du brauchst nicht zu glauben, dass ich das nicht gemerkt habe ... immerhin bin ich eine Wasserelfe.« Scheiße erwischt und Lan zuckte kurz zusammen und grinste seine Mutter an.

 

»Ja, Mama. Ich sage es ihm!«, antwortete er und sie nickte.

 

»Gut!« Zufrieden mit ihrer Erziehung, auch wenn sie wusste, dass sie dagegen eh nichts mehr tun konnte, denn Gefährten fanden immer einen Weg zueinander und eigentlich freute sie sich für ihren Sohn. Wobei ihre Tochter ... Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen konnte. Sie hatte noch nie erlebt, dass jemand, bei so etwas heiligem wie ein Gefährtenbund vortäuschte ... Das war eine Kränkung ...

 

Sie verstand ihre Tochter, denn auch wenn sie ein Mischling war, kannte sie die Bedeutung. Es war von Geburt an in ihren Genen eingebettet und es war nicht überraschend, das Bev so reagiert hatte. Aber warum? Warum hatte Bev es nicht gespürt, dass da kein Gefährtenband bestand? Warum hatte sie Franziskus geglaubt? Das machte ihr Sorgen und vor allem machte es ihr keinen Sinn.

 

»Warum nur?«, murmelte Miri vor sich hin und Lan der gerade frühstückte, blickte auf.

 

»Was hast du gesagt?«

 

»Ach nichts. Komm, beeil dich, dein Bus kommt gleich!«

Kapitel 23:

Die Waterstones hatten eine Eigenheit, die sie außergewöhnlich werden ließ. Sie waren nicht nur Wasserelfen, nein, sie konnten auch herausfinden, ob einer lügt oder die Wahrheit sagte. Aber das traf wohl nicht auf Beverly zu. Sie war ... man konnte es nicht bezeichnen ... ungewöhnlich und Miri machte sich Sorgen.

 

»Ich muss das auf dem Grund gehen. Ich muss wissen warum?«, dachte Miri und ihr Kampfgeist war geweckt.
Jahrelang hatte sie sich in ihrem geborgenen Nest zurückgezogen, doch jetzt, jetzt wo ihre Tochter in Not war, erwachte ihr Instinkt. Ihr Instinkt als 17. Prinzessin vom Königshaus Waterstone.

 

»Auch wenn ich den Titel abgeschworen habe, bin ich dennoch eine Tochter von König Welmet und Königin Adelhin Waterstone!«, sagte sie kämpferisch und stemmte ihre Hände in die Hüften. Aber wenige Minuten später kam so etwas wie Resignation über sie. »Aber wie stelle ich das an? Ohne Einladung komme ich da nicht rein und einfach mal anrufen ... ›Hey Hi und winke hier bin ich!‹, ist nicht drin!«, grübelte Miri, aber dann kam ihr ein Gedanke: »Vielleicht wenn ich Raigan frage ...« Doch dann schüttelte sie wieder den Kopf.

 

Mit Raigan war sie immer sehr gut ausgekommen, eigentlich mit allen ihren Geschwistern, aber sie wusste eben nicht, wie er reagieren würde, wenn sie anrief. Er war der Kronprinz und der älteste der Geschwister. Auch wenn er es wollte, so konnte er nicht einfach einer ›Bürgerlichen‹ helfen. Schwester hin oder her.

 

Lan der fertig gefrühstückt hatte, ging in sein Zimmer hoch und blieb kurzzeitig vor seinem Bett stehen.

 

»Ja Hallo, wer bist du denn?«, fragte er und schaute die schneeweiße Katze auf seinem Bett an. »Hast du dich verirrt?«, fragte er weiter und auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, hatte er das Gefühl, das die Katze gerade ihre Augen verdreht hatte. »Mama, seit wann haben wir eine Katze?«

 

»Ist sie schon wieder da?«, rief die Mutter und schüttelte den Kopf. Miri hatte keine Ahnung, wie oft sie die Katze schon aus dem Haus geschmissen hatte und sie kam immer wieder.

 

»Schau mal, ob Bev ihre Balkontür zugemacht hat?«, rief die Mutter hoch. Es war die einzige logische Erklärung, wie die Katze wieder ins Haus kam, wenn alles geschlossen war. »Und nimm die Katze mit, wenn du gehst. Also dann, ich muss los!«

 

»Ja, Bye!«

 

Es war, als ob die Katze verstanden hatte, was gesagt wurde, stand sie auf, streckte sich durch, sprang vom Bett, ging raus aus Lans Zimmer, die Treppe runter und wartete an der Haustür, bis sie von ihm geöffnet wurde. Sie schaute nicht zurück, sondern verschwand in irgendein Gebüsch.

 

Nachdem das Haus nun leer war, war das, das Zeichen für Yvette, die die Katze im Arm hatte.

 

»Das hast du gut gemacht!«, lobe sie die Katze und sie schnurrte. »Aber jetzt muss ich arbeiten!«, sagte sie und ließ die Katze runter. Danach stand Yvette im Flur.

 

»Ich bin im Flur, also wo muss ich hin?«, fragte sie Jan durch das Headset.

 

»Im Wohnzimmer, da muss im Regal der Laptop sein, und schau dich mal um, ob du irgendwo einen Datenträger findest. Wie ein Stick, eine externe Festplatte oder sogar, was ich nicht glaube eine Diskette.« Yvette ging ins Wohnzimmer und winkte in die versteckte Kamera, danach machte sie sich auf die Suche. Sie fand den Laptop in einer Tasche und auch einen Stick.

 

»Ja gleich daneben liegt ein Stick!«

 

»Gut, schalte mal den Laptop ein und verbinde dein Handy mit ihm.« Sie tat es und es dauerte keine fünf Minuten, bis sich Jan wieder meldete.

 

»Steck den Stick in den Laptop!«

 

Während Jan seine Arbeit nachging, schaute Yvette sich um. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht, denn sie konnte die Wärme und die Harmonie der Familie im ganzen Haus spüren. Ganz besonders, grinste sie, als sie ein Foto von Lan als kleines Kind sah. »Ja, du passt sehr gut zu ihm!«, murmelte sie. »Ich wünsche es ihm, dass er bei dir ein wenig Seelenfrieden findet.«

 

»Ich bin fertig! Fahr den Laptop runter und räum alles wieder zurück so, wie es war!«

 

»Hast du gefunden, was du gesucht hast!«

 

»Ja, habe ich!«, antwortet er und fragte sich, als er etwas reingelesen hatte, warum Ralf Talfon diese Forschungsunterlagen nicht besser gesichert hatte. Aber dann kam ihm die logischere Erklärung in den Sinn. Er hatte einfach keine Ahnung, wie gefährlich seine Forschung war. Nun Forschung konntest es noch nicht nennen, es waren eher stichpunkartige Thesen und Überlegungen. Dennoch befanden sich sehr empfindliche Daten auf dem Stick, was im Blog von Harvey Hammermann nicht vorhanden waren. Jan rieb sich die Stirn. Im Allgemeinen wusste er, wie der weitere Ablauf war.

 

»Das wird ihm definitiv nicht gefallen!«, murmelte er und atmete tief ein.

 

Die komplette Familie würde evakuiert werden und an einem sicheren Ort untergebracht. 24 Stunden Überwachung, keinen Kontakt zu irgendjemanden und Bewegungseinschränkungen.

 

»Aber es hilft nichts!«, dachte er und rief den Dark Servant an. Nachdem der Dark Servant die Nachricht erhalten hatte, ließ er seine Hand sinken und schloss die Augen.

 

»Ha, ich dachte, es wäre nicht so schlimm. Lan ... wie lange werde ich dich noch beschützen können, aber diese Forschungsunterlagen kann ich nicht zurückhalten. Er würde es merken und dass da was nicht stimmt. Da Jan nichts von dir gesagt hat, gehe ich davon aus, dass dein Vater dich nicht erwähnt hat. Wenigstens etwas! Omega ... die größten Wunder der Natur«, dachte er und öffnete seine Augen.

 

Omegas. Ihre Existenz wurde vor vielen Hundert Jahren bekannt und seit jeher wurden sie verfolgt. Sie wurden nicht verfolgt, weil sie stark oder gefährlich waren, nein sie wurden verfolgt, weil sie immer überaus hervorragende Alphas auf die Welt bringen konnten. Männliche Wesen, die gebären und zeugen konnten, mit einen schrecklichen Nachteil. Wenn sie ein Kind empfangen haben, lag die Wahrscheinlichkeit bei 100% das sie die Geburt nicht überlebten, weil der Geburtskanal, wie bei den Frauen nicht vorhanden war. Aber als dann der Kaiserschnitt aufkam, lag die Sterberate niedriger und heutzutage bei 0. Allerdings war es unbekannt, wie damals die Kinder von Omegas ohne fremde Hilfe auf die Welt kamen. Es gab viele Spekulationen bis hin zu Horrorgeschichten.

 

»Wie gerne hätte ich ihn kennengelernt, derjenige der mich ausgetragen hat. Er muss ein fantastischer Mann gewesen sein. Mein Vater hatte ihn geliebt, auch wenn sie keine Gefährten waren.«

 

Diese Tatsache das der Dark Servant von einem Omega geboren wurde, blieb bis heute geheim. Damals waren Omegas noch sehr unbekannt und sein Vater wollte nicht, dass sein Sohn aus irgendwelchen abergläubischen Gründen verfolgt wurde.

 

Egal wie der Dark Servant darüber nachdachte, er fand keinen Weg, seinen Gefährten auf ewig beschützen zu können und so verging die Zeit, bis Ralf Talfon mit seiner Arbeit fertig war.

Kapitel 24:

Der Tag verlief für Lan nicht gerade wie immer. Estelle und er hatten hin und wieder mal kleinere Unterhaltungen und ja, vor einer Woche hätte er sich etwas dabei gedacht. Und heute schien es, als ob sie gar nicht mehr von seiner Seite wich. Angefangen hatte es bereits auf dem Schulweg. Seit Lan mit dem Bus zur Mittelschule fuhr, was sie kein einziges Mal mitgefahren. Sie kam immer mit ihrem Vater, der der Direktor der Mittelschule war, aber heute fuhr sie mit dem Bus und drängte sich sogar zwischen Gary und ihn.

 

Als sie in den Bus stieg, suchte sie Lan und war überrascht, als Hailey eine Reihe vor ihm saß. Sie hatte schon damit gerechnet, mit ihr während der Fahrt um den Sitzplatz zu kämpfen, aber sie schluckte ihre Überraschung runter und zwängte Gary einen Sitz weiter. Es war kein Problem für Gary, weil die Jungs schon immer in der letzten Reihe im Bus saßen.

 

Hailey die in irgendein Schulbuch las, ließ sich nichts anmerken, hob aber dennoch eine Augenbraue. »Komisch ... ist das Eifersucht?«, fragte sie sich und las weiter. Auch wenn sie über Hunderte von Jahren bereits existierte, erfreute sie sich immer wieder, wenn sie was Neues lernen durfte und da sie in der meisten Zeit nur als 12-Jährige rumlief, kannte sie dementsprechend auch nur diesen Schulstoff. Sie versank wieder in den Lernstoff.

 

Gary der etwas überrascht über diese Aktion war, verdrehte nur die Augen und sagte: »Ähm Estelle, du weißt schon, das Lan jetzt gebunden ist und du da ...« Stechend war ihr Blick und Gary hielt leicht grinsend inne.

 

»Hmm ... Ich werde nicht verlieren!«, sagte sie nur. »Ich werde nicht gegen sie verlieren! Ich werde ihm zeigen, dass meine Liebe viel mehr wert ist!«, dachte sie und zeigte ihre imaginäre Faust Hailey. Hailey hob kurz ihren Kopf, schüttelte ihn leicht und las weiter. »Das ist wirklich Eifersucht ...!«

 

In der Schule ging es weiter. Estelle schaute, dass sie früher im Klassenzimmer war, als Hailey und setzte sich an den Eckplatz.
Hailey sah sie und nun musste sie leicht schmunzeln. Sie ging zu Estelle und sagte: »Entschuldige das ist mein Platz!«

 

»Du kannst, dich da drüben hinsetzten, ab heute sitze ich hier!«, gab sie schnippisch zurück.

 

»So!«, sagte Hailey nur, zuckte mit der Schulter und ging zu dem Platz, den Estelle gehört hatte. Estelles Freundinnen schaute Hailey leicht sprachlos an.

 

»Wie es aussieht, sitze ich ab heute hier!«, sagte sie nur und zeigte zu Estelle. Alle Freundinnen atmeten resigniert ein und waren zugleich überrascht.

 

»Hailey macht es dir nichts aus, wenn Estelle neben deinen Gefährten sitzt!«

 

»Hä! WAS?«, rief Hailey aus. »Wer sagt, das wir Gefährten sind?«

 

»Na es ist doch offensichtlich ... ihr zwei ... unterhaltet euch viel und geht zusammen in die Schule und wieder nach Hause ... und Estelle ist auch der gleichen Meinung«, sagte eine Freundin von Estelle.

 

»Oh ... Ahhh ... ihr habt das falsch verstanden. Lan ist nicht mein Gefährte. Er ist der Gefährte meines Bruders und wir sind Nachbarn. Deshalb gehen wir gemeinsam zur Schule und wieder heim!«, erklärte sie. »Ach ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Hailey Siegl und ihr seid?«, fragte sie und im Gegensatz zu Lan hatte sie einen wundervollen Schultag. Er war sogar so toll, dass sie sich mit den Freundinnen von Estelle angefreundet hatte und sie, sie dazu gebracht hatte, Estelle nicht zu sagen, dass Lan nicht ihr Gefährte war. Sie wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie herausfand, dass der beste und gütigste Vampir auf der Welt sein Gefährte war und nicht sie.

 

Gary und Lan saßen im Pausenhof im Schatten. Auch wenn es erst März war, so brannte die Sonne mit ihrer vollen Kraft. Gary ging wie immer die Mädels durch, die in sein Beuteschema passten, und Lan genoss einfach die Ruhe. Eigentlich erinnerte er sich an den Abend, als Noah ihn besuchen kam. Es hinterließ einen ziemlichen supertollen Nachgeschmack und er wünschte sich, es zu wiederholen.

 

Leider währt die Ruhe nicht lange und Estelle setzte sich neben Lan. Sie hatte etwas rötliche Wangen und reichte ihm verstohlen eine Brotzeitbox rüber.

 

»Hier das habe ich für dich gemacht!«, sagte sie leicht verlegen.
Gary schüttelte den Kopf und stand auf. »Estelle du machst dir vergebens die Mühe«, dachte er. »Ich lasse euch Turteltauben mal alleine«, sagte er nur und ging. Estelle hingegen lächelte nervös und wurde noch nervöser, als sie sah, das Lan kein Interesse an der Brotzeit hegte. »Ähm ... hast du kein Hunger?«, fragte sie und erst jetzt bemerkte Lan, das Estelle neben ihm saß.

 

»OH Estelle, `tschuldige, war in Gedanken. Was hast du gesagt?«, fragt er und sie bemerkte, dass er sie anders behandelte als sonst. Keine Verlegenheit oder seine zögerliche Freude, die er sonst hatte, war zu sehen.

 

»Hier, ich habe dir Brotzeit gemacht.« Verwirrt schaute er sie an.

 

»Danke, aber ich habe kein Hunger!«, sagte er und stand auf. »Na dann, wir sehen uns!«
Auch hier war es anders. Eigentlich wartete er immer auf sie, damit sie wieder zusammen ins Klassenzimmer zurückgingen ... »Nein!«, dachte sie: »Er hat immer auf mich gewartet, wenn wir uns kurz Unterhalten haben. Sonst war ich immer bei meinen Freundinnen ... Mist, ich habe zu lange gebraucht ...« Estelle stand ebenfalls auf und schaute, dass sie neben ihm lief.

 

»War Estelle schon immer so?«, fragte eine ihrer Freundinnen, die sie beobachteten. Seit Hailey es ihnen offenbart hatte, dass die beiden keine Gefährten waren, wuchs ihre Neugierde.

 

»Nein eigentlich nicht!«, sagte eine andere Freundin.

 

»Doch war sie, aber nie so offensichtlich!«, antwortet die nächste, doch alle zuckten mit der Schulter und gingen zurück ins Klassenzimmer.

 

Allerdings blieb es nicht nur bei der Brotzeit. Estelle folgte Lan bis zur Turnhalle und wollte ihm ein Handtuch überreichen, damit er sich sein Schweiß abwischen konnte. Während des Unterrichts überreichte sie ihm ihre Hausaufgaben und wollte ihm beim Unterrichtsstoff helfen und noch viele andere kleinere Dinge, die sie noch nie getan hatte. Nach dem Unterricht lief sie ihm sogar bis zur Toilette nach. Am Anfang hatte er es nicht so realisiert, aber je weiter der Tag vorrückte, umso nerviger wurde es für ihn.

 

»Sag mal Estelle, was machst du eigentlich?«, fragte er, als sie vor der Herrentoilette standen.

 

»Oh ... Ähm ... ja, ich wollte mit dir zum Bus gehen!«

 

»Ah ... Okay, geh schon mal vor!«, sagte er und hinter der Tür schüttelte er den Kopf. »Man ist die heute nervig!«

Als er fertig war, sah er, dass sie immer noch vor der Tür stand und nun atmete er wirklich resignierend ein. Aber was konnte er schon dagegen tun? Nichts! Im Schulhaus darf sich jeder frei bewegen und wen jemand vor der Toilette stand, so war das sein gutes Recht.

 

»Wollen wir?«, fragte sie grinsend und wollte sich bei ihm einhacken, doch er zog seinen Arm weg. Vor ein paar Tagen hätte er sich bei so viel Aufmerksamkeit glücklich geschätzt.

 

Schweigend liefen sie zur Bushaltestelle und Gary unterhielt sich mit Hailey, die den beiden Neuankömmlingen so gut wie keine Aufmerksamkeit schenkte.

 

»Sie verhält sich schon den ganzen Tag so distanziert, gegenüber Lan«, dachte Estelle.
Als der Bus kam, setzte sie sich wieder neben Lan und versuchte sich etwas mit ihm zu unterhalten, bis ihm nun endlich der Geduldsfaden riss.

 

»Kannst du mir mal bitte verraten, was du heute den ganzen Tag vorhast zu tun? Du benimmst dich anders als sonst ...«

 

»Wa ... ich ... äh...!«

 

»Sie versucht, mich eifersüchtig zu machen!«, gab Hailey die Antwort.

 

»Hä? Warum?«, fragte Lan verwirrt und jetzt kicherte Gary.

 

»Alter ey, du bist echt blind und trittst von eine lange Leitung auf die nächste! Dir muss man es an deine Stirn tackern, dass du es checkst!«, verwirrter schaute er jetzt zu seinem Freund Gary.

 

»Das ist nicht wahr!«, versuchte Estelle sich zu verteidigen.

 

»Nicht?«, fragte Hailey zurück.

 

»So ist das nicht. Ich versuche nicht, Hailey eifersüchtig zu machen ... ich will dir nur beweisen, dass menschliche Liebe, viel stärker ist, als das sogenannte Gefährtenband ...«, sagte sie etwas kleinlaut und Lan starrte sie jetzt noch verständnisloser an. Aber dann hatte er es kapiert und rieb sich die Augen.

 

»Sorry Estelle, aber dem kann ich nicht zustimmen. Was ich für dich empfinde und was ich für meinen Gefährten empfinde, ist ... das kann ich gar nicht beschreiben. Ein himmelweiter Unterschied. Ich hab dich gern, ohne zweifel, aber Liebe kann ich das auch nicht nennen ... aber die Gefühle, die ich für meinen Gefährten empfinde, gehen tiefer, viel tiefer und das Wort Liebe oder das Gefühl was man als Liebe kennt, kann es gar nicht beschreiben, verstehst du mich?«

 

Estelle schien plötzlich abwesend zu sein und dann zuckte sie auf.

 

»Du redest von einem Gefährten, ich dachte, Hailey sei deine Gefährtin.«

 

»Hailey? Nein!«, sagte Lan und Estelle starrte Lan geschockt an. Dann hörte sie, wie Hailey kicherte. »Ich habe einen Gefährten, Haileys Bruder ...«

 

»Du ... du ... hast ... bist ... schwul ...?«, stotterte sie jetzt.

 

»Was ist daran so schlimm? Das Schicksal hat entschieden, uns zu Gefährten zu machen.«

 

»Sehr weitsichtig!«, warf Gary ein, der grinsend zu Hailey und Estelle hin und herblickte.

 

»Und philosophisch ...!«, machte Hailey mit.

 

»Ihr Bruder?« Estelle fühlte sich wir vorm Kopf gestoßen, stand auf und setzte sich ganz vorne im Bus hin.

 

»Hmm, das war ein schönes Schauspiel!«, sagte Hailey. »Jugendlichen Liebe ist doch einfach was Schönes!« Dies dachte sie und später schaute sie Estelle hinterher, wie sie ausstieg und mit noch immer fassungslosen Gesichtsausdruck, davonlief. »Estelle, du bist eine wirkliche Schönheit. Du findest bestimmt den Richtigen für dich.«

Kapitel 25:

Die restliche Fahrt über zog Gary Lan immer wieder auf.

 

»Warum hat sie das heute gemacht und nicht letzte Woche oder die Woche davor?«, fragte Lan. »Dann wären wir bestimmt zusammen ...«

 

»Vergiss es!«, mischte sich Hailey ein. »Ob ihr ein Paar gewesen wärt oder nicht, du hättest Estelle abserviert, und zwar in diesem Moment, als das Band geknüpft wurde!«

 

»Ähm ... da bin ich mir nicht so sicher. Der Schnelldenker von der Firma Langsam hat trotzdem noch ein oder zwei Tage gebraucht, um es zu checken, dass er gebunden ist!«, kicherte Gary.
Endlich hielt der Bus und sie stiegen aus.
Lan verabschiedete sich von Gary und lief mit Hailey den restlichen Weg nach Hause.

 

Daheim angekommen schmiss sich Lan erste einmal ins Bett und ließ das Erlebte mit Estelle Revue passieren.

 

»Hoffentlich wiederholt sie das nicht«, dachte er.

 

Der Dark Servant ging, nachdem er sich vergewissert hatte, dass im Talfons-Haus alles in Ordnung war, ins Überwachungszimmer.

 

»Von Kendrick, nichts. Von Eckwin, nichts, und hier auch alles ruhig ...!«, schmatzte Jan und tippe weiter auf seiner Tastatur.

 

»Schicke einen separaten Bericht an den König!«, sagte der Dark Servant und Jan blickte zu ihm. »Nein, schreibe einen Bericht und speichere die Informationen ab!«

 

»Wann brauchst du das?«

 

»Bis nach Sonnenuntergang!«

 

»Okay ... ach ich habe was gekocht. Ich hoffe, Akame und Yvette haben noch was übrig gelassen«, sagte Jan und die Augen vom Dark Servant erstrahlten. Jan war ein guter Koch, zwar nicht so gut wie Eckwin, aber auch schon ziemlich begabt und der Dark Servant verließ das Überwachungszimmer.

 

In der Küche, am Herd hob er den Deckel hoch und schnupperte. »Ahhhh, Lende in einer Pfifferlingramsoße« dann hob er den Deckel von einem anderen Topf hoch. »Dazu Basmati-Reis, ich werd nicht mehr.« Er holte sich einen Teller und tat sich etwas rauf. Schob es in die Mikrowelle, um das Essen anzuwärmen. Danach setzte er sich an den Tisch und fing zu essen an.

 

Allerdings war nicht nur das Essen, was seine Laune kurzzeitig versüßte, sondern auch die Person, die gleich vor der Tür stand und schon klingelte es.

 

»Ja, er ist in der Küche!«, hörte er Akame und sie kam mit Lan rein.

 

»Einen Guten!«, sagte Lan und kaum hatte er ausgesprochen, schon wurden seine Lippen umschlossen. Lan war überrumpelt worden und hätte der Dark Servant ihn nicht gehalten, wäre er wohl zu Boden gestürzt, so wurde er nur hochgehoben und auf die Arbeitsfläche gesetzt.
Nach einiger Zeit des Zungenkampfes, ließ der Dark Servant von ihm ab und leckte sich über die Lippen.

 

»Hi!«, grüßte ihn der Dark Servant und Lan brauchte einige Sekunden, damit seine aufkommende Hitze versiegte.

 

»Hi!«, sagte er schließlich zurück und schaute zu dem Teller, der auf dem Tisch stand.

 

»Willst du was essen?«, fragte der Dark Servant und Lan verneinte es.

 

»Ich bin nur überrascht, dass du essen tust. Ich dachte, Vampire brauchen keine menschliche Nahrung!« Der Dark Servant kicherte etwas.

 

»In der Regel brauchen wir das auch nicht. Aber ab und zu ist diese Art der Nahrungsaufnahme doch sehr genussvoll! Sie bringt zwar nicht die geforderten Nährstoffe, aber man wird satt!«

 

Vage erinnerte sich Lan, dass das irgendwann mal im Unterricht dran kam. Er hatte es aber nicht verstanden. Der Lehrer damals war auch schon zwischen gut und böse und wollte sein letztes Jahr einfach nur noch durchhauen.

 

»Keine Nährstoffe aber man wird satt ... hmm?!«, überlegte Lan und wieder kicherte der Dark Servant. »Ahh ... habs verstanden. Du wirst zwar satt, aber verhungern, tust du trotzdem!«

 

»Genau! Der Magen eines Vampirs kann zwar die menschliche Nahrung zersetzen, hat aber die Vorverdauungsfunktion für die Weiterverarbeitung für den Darm nicht. Deshalb schafft es der Darm auch nicht, die Nährstoffe weiterzuverarbeiten und aufzunehmen. Folglich verhungern wir, auch wenn wir essen. Deswegen ernähren wir uns vermehrt von Blut, das und jetzt einfach ausgedrückt, flutscht durch, bis es unser Darm aufnimmt. Im Blut sind alle wichtigen Nährstoffe drin, die wir Vampire zum überleben brauchen.«

 

»Ahh ... aber so genau wollte ich das nicht wissen!«, sagte Lan und jetzt lächelte der Dark Servant seinen Gefährten an.

 

»Das wirst du aber wissen müssen, wenn du auf die AMN gehst!«

 

»Wa ... woher weißt du das?«

 

»Hmm ..., auch wenn ich nicht bei dir bin, weiß ich was bei dir abgeht. Ich habe Ohren und bis zu dir rüber ist es nicht weit. Da brauche ich mich nicht einmal anstrengen! Schon gar nicht, als ihr euch gestern Abend noch lauthals über deine Registrierung unterhalten habt. Mir klingeln jetzt noch die Ohren«, sagte er und tat mit seinem Finger so, als ob er das Klingeln wegstochern wollte.

 

»Das ist, fei nicht die feine englische Art! Belauschen ist nich! Was ist, wenn ich mich mit jemanden unterhalte, und das ist mal nichts für deine Ohren ... hmmm?«, fragte Lan und stemmte seine Hände in die Hüfte. Als der Dark Servant dies sah, konnte ihn niemand mehr zurückhalten. Seine Augen blitzten gefährlich rötlich auf und er ging sehr langsam und grinsend auf Lan zu.

 

»WA ... was hast du ...!«, weiter kam er nicht und er befand sich in einem Bett. »Vor? Hä, wo bin ich?«

 

»In meinem Zimmer!«, grinste der Dark Servant. »In meinem Bett!«

 

»Aber wie ... so schnell ...«

 

»Gewöhn dich daran. Du hast einen Vampir als Gefährten. Da ist diese langsame Geschwindigkeit nichts!«, sagte er und im nächsten Moment hatte er sein Hemd ausgezogen. Lan hatte das Gefühl sich verhört zu haben, von wegen und langsame Geschwindigkeit. Noch etwas schneller und Noah hätte die Schallmauer durchbrochen, waren seine Gedanken. Aber weiter kam er nicht. Er war an dem Anblick, den sein Gefährte ihm bot wie gefangen.

 

In seinem ganzen Leben hatte er noch nie, so einen wundervollen Oberkörper zusehen bekommen und er sabberte. Das einzige was ihn störte, waren diese ca. 2 cm schwarze dicke Balken um den Hals, um die Oberarme, um die Handgelenke und um die Hüfte, und er fragte sich, warum Noah sich so etwas Hässliches tätowieren lassen hatte und ob diese Tätowierung irgendeinen Sinn hatte. Aber das würde er ihn wohl später fragen müssen. Noah hatte ihn total in seinen Bann genommen und viele Küsse und viele Zärtlichkeiten später, bäumte sich Lans Körper unter einem erlösenden Stöhnen auf.

 

Die Augen von Dark Servant glühten noch immer rot und er schleckte sich lächelnd die Finger. Lan der dies sah, war etwas irritiert.

 

»Du leckst das jetzt nicht wirklich ab!«, kam es immer noch heißer aus ihm.

 

»Doch, denn alles was du mir gibst, ist ein Geschenk.«

 

»Aber das ist ...!« Der Dark Servant legte sich neben ihn und schaute ihn an.

 

»Ganz normal, mein unerfahrener und jungfräulicher Gefährte. Das ich dein Sperma von meinem Finger ablecke, ist ein Dankeschön an dich, weil du mir das gegeben hast, und es wird nicht dabei bleiben, verlass dich darauf.« Die letzten Worte waren mehr gehaucht als gesprochen und Gänsehaut bereitete sich auf Lans Körper aus.

 

Noah war unter der Dusche und Lan zappte durch die Programme. Er fühlte sich wirklich wohl bei Noah zu sein. In seiner Nähe zu sein, war, als ob etwas in seinem Innern ausfüllte, was vorher nicht da war.

 

Noah war wohl mit dem Duschen fertig, denn Lan hörte, wie er sich mit jemanden unterhielt und plötzlich wurde die Tür aufgestoßen.

 

Hailey kam ins Zimmer und als ob sie ein anderer Mensch war, pflanzte sie sich, wie ein Kindergartenkind aufs Bett und schaute in den Fernseher. Kurz darauf kam Noah ins Zimmer, nur mit einem Badetuch begleitet und Lan sah, dass er an den Knöcheln ebenfalls dieses hässliche Tattoo hatte. Er ging an seinen Kleiderschrank, öffnete ihn ... und ließ seine Hüllen fallen ... vor Hailey ... und Lan war verwirrt ... Hailey, schaute Fernsehen, Noah war nackt, er liegt im Bett ... »Ey wo bin ich denn gelandet?« Doch dann sah er, dass an Noahs Oberschenkel auch diese Tätowierung war. Lan verzog seine Mundwinkel und dachte ... »Das ist ein typisches Beispiel für kein Geschmack!«

 

»Lan was willst du schauen?«, fragte Hailey und Lan starrte sie überrascht an.

 

»Ähm du bleibst hier ... aber hast du nicht selbst ein Zimmer?« Lan war sehr verwirrt.

 

»Doch aber ich möchte dich besser kennenlernen ...«

 

»Ich bin dann mal weg ... du kennst dich aus ... A ... Hailey!«, fragte der Dark Servant.

 

»Jou!«, sagte sie und setzte sich auf.

 

»Du gehst? Wo gehst du hin?«, fragte Lan.

 

»Zu einer lästigen Angelegenheit. Auch bei normalbürgerlichen Vampiren wird manchmal verlangt, sich im Schloss zu melden! So lange du hier bist, wird Hailey sich um dich kümmern. Sie möchte dich nämlich besser kennenlernen, aber traut sich nicht, das zu sagen«, sagte der Dark Servant schelmisch und schon flog ein Kissen auf ihn.

 

»Ist nicht wahr!«, schimpfte Hailey und Lan sah eine neue Seite an ihr. Sie führte sich wie ein Kleinkind auf. »So ist Hailey, wenn sie privat ist. Niedlich! Gary würde das wirklich gefallen.« Sofort drehte sie sich zu ihm um.

 

»Du hast schmutzige Gedanken!«, sagte sie gerade aus. Was wieder neu war und Lan wehrte ab.

 

»Nein, nein, ich habe nur gedacht, dass es Gary gefallen würde ...« Nun stockte er. »Wie du jetzt gerade bist.« Vollendete er den Satz und sie kam auf ihn zugekrochen.

 

»DAS bleibt unter uns, ja!«, sagte sie mehr oder weniger freundlich und Lan nickte.

 

»Mach ihm keine Angst!« Hailey zuckte unmerklich zusammen und grinste Noah frech an.

 

Noah ging noch einem auf Lan zu und ihre Lippen umschlossen sich.

 

»Bye!«, sagte Noah und verließ schließlich das Zimmer. Was Lan allerdings auffiel, war, wie Hailey ihm hinterherschaute. In ihren Augen lag Verzweiflung.

 

Der Dark Servant trat ins Überwachungszimmer, schaute Jan an und lächelte leicht.

 

»Was?«, fragte Jan. Ihm lief es gerade eiskalt den Rücken runter.

 

»Bist du fertig?«

 

»Ja der Bericht und die Daten sind auf dem Stick ...«, antwortete er und sah, dass der Dark Servant immer noch lächelte.

 

»Das mein ich nicht. Ich habe gefragt, ob du fertig bist?«

 

»Hä ...? Nein, nein, nein ... ne ... ne ... tu mir das nicht an ...«, fing Jan zu stottern an.

 

»Und fertig?«

 

»Och nö! Bitte nicht!«, flehte Jan. »Ich hasse Aristokraten!«

 

»Also?«, fragte der Dark Servant immer noch hämisch lächelnd und Jan stand von seinem Stuhl auf. Ging mit schleppenden Beinen zu seinem Schrank, öffnete ihn und zog seinen maßgeschneiderten Anzug raus. Jan zog sich um und als er dabei war seine Krawatte zu binden, sagte er: »Ich hasse dich dafür!«

 

»Ich weiß!«

Kapitel 26:

Der Dark Servant und Jan kamen beim Sekretär des Königs an.

 

»Ihr habt keinen Termin!«, sagte dieser.

 

»Ein persönlicher Bericht, der kein Aufschub erlaubt!«, sagte der Dark Servant knapp und der Sekretär musterte ihn kurz. Es kam selten vor, aber es kam vor, dass der Dark Servant einfach und unverhofft im Sekretariat erschien und noch seltener kam es vor, wenn er Begleitung mitbrachte.

 

»In Ordnung, ich gebe Bescheid!«

 

»Tut es!« Der Sekretär rief durch und kurz darauf legte er wieder auf.

 

»Ihr könnt eintreten, Eure Majestät der König erwartet Euch!«

 

Sie betraten das Arbeitszimmer und wie immer ging der Dark Servant auf die Knie. Jan hingegen blieb stehen und schaute den König mit festen Blick an. Er war ein Mensch und war nicht dem König untergeordnet, deshalb galten für Jan die höfischen Formalitäten nicht.

 

»Mr. Jänicke lange nicht mehr gesehen! Was verschafft mir die Ehre, Ihres Besuches?«, wurde er vom König begrüßt, der ihm einen Platz auf der Couch anbot. Jan nahm die Einladung an, wenn auch widerwillig, aber ihm blieb nichts anderes übrig und setzte sich hin. Der König selbst stand von seinem Schreibtisch auf und setzte sich ebenfalls auf die Couch.

 

»Möchten Sie einen Tee?«, fragte der König.

 

»Gerne!«, sagte Jan und wartete, bis der König ihm einen Tee eingeschenkt hatte. Auch wenn er der König war, so ließ er einen Menschen nie seine Autorität spüren.

 

»Nun da Sie mitgekommen sind, gehe ich zur Annahme, dass ihr etwas herausgefunden habt, was nicht geschickt werden kann?«

 

»In der Tat!«, sagte Jan und legte den Stick vor dem König auf den Tisch. »Hier auf dem Stick befinden sich wirklich delikate Daten. Es geht um die Erschaffung künstlicher Omegas.«

 

»Nun das ist mir bereits bekannt.«

 

»Verstehe, also haben Sie den Blog von Harvey Hammermann gelesen!«, stellte Jan fest und der König nickte. »Nun, in dem Blog sind nur die anfänglichen Gedankengänge beschrieben, aber hier auf dem Stick ... Ich würde sagen, schauen Sie sich das selbst an. Ich bin kein Forscher, aber selbst ich habe erkannt, dass das ein bahnbrechender Durchbruch in Sachen Genforschung ist!« Der König wandte seine Aufmerksamkeit dem Dark Servant zu, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte.

 

»Bring mir mein Laptop!«, befahl er. Der Dark Servant, der immer noch kniete, stand auf, ging zum Schreibtisch, nahm den Laptop und stellte ihn vor dem König hin. Danach stellte er sich hinter dem König und blieb dort.

 

König Leaffall ließ den Laptop hochfahren und steckte den Stick rein. Dann klickte er auf den einzigen Ordner, der auf dem Stick gespeichert war und sah, dass dort zwei Daten gespeichert waren. Die eine Datei wurde als Bericht gekennzeichnet und die zweite hieß Forschungsbericht von Harvey Hammermann. Zuerst klickt er auf Bericht und ein Textdokument wurde geöffnet. Er las den Bericht durch und als er fertig war, schaute er zu Jan.

 

»Nachdem ich den Bericht gelesen habe, kann ich mir vorstellen, was in dem Forschungsbericht steht. Gute Arbeit und darüber wird kein Wort gesprochen. Das ist streng geheim! Verstanden!« Jan nickte und schaute zum Dark Servant. Er wusste, sollte darüber etwas an die Öffentlichkeit geraten, das ihm das Gedächtnis gelöscht wurde. Der König der dies sah, lächelte leicht. »Wie ich sehe, haben Sie es wirklich verstanden! Nun gut, ich werde mir den Forschungsbericht später ansehen und danach mit dem weiteren Verfahren handeln. Aber bis dahin, bleibt die Mission, so wie sie ist!«, sagte der König und der Dark Servant ging zur Tür. Jan der das sah, stand sofort auf.

 

»Dann verabschiede ich mich!«, sagte Jan und der König stand selbst auf.

 

»Es war mir ein Vergnügen, mich mit Ihnen wieder unterhalten zu können!«

 

»Das Vergnügen ist auf meiner Seite, König Leaffall!«, sagte Jan und der Dark Servant verdrehte unbemerkt die Augen.

 

Draußen im Gang lockerte Jan seine Krawatte.

 

»Danke das du mir das Sprechen überlassen hast. Du weißt doch dass ich diesen Kerl nicht gera ...«

 

»Gern geschehen, aber der König hat das Gespräch mit dir gesucht und nicht mit mir und da ich sein Sklave bin, habe ich so viel Recht mich da einzumischen, wie eine Kakerlake, die in deinen Süßigkeiten kacken will!«

 

»Ähhh ... was für ein Vergleich. Sag mal, wie wird der König weiter Vorgehen?«, fragte Jan.

 

»Was denkst du?«, fragte der Dark Servant zurück und schaute ihn an.

 

»Ich glaube, ich kann es mir denken und mir tut die Familie jetzt schon leid. Sie wird aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen!«

 

Nachdem die beiden gegangen waren, öffnete der König den Forschungsbericht und als er fertig mit dem Lesen war, lehnte er sich zurück und rieb sich die Augen.

 

»Starker Tobak. Das darf auf keine Umstände an die Öffentlichkeit geraten«, murmelte er und drückte einen Knopf. Wenige Minuten später kam ein muskulöser großer Mann in das Arbeitszimmer und verbeugte sich.

 

»Ihr habt mich gerufen, mein König!«

 

»Ist Hauptmann Nightheart wieder zurück?«, fragte der König.

 

»Nein, Hauptmann Nightheart ist immer noch im Urlaub«, antwortete der Mann und wieder rieb sich der König die Augen.

 

»Verstehe!«, sagte der König und hob den Hörer des internen Haustelefon hoch. »Verschicke eine Einladung an Miriam und Ralf Talfon!«, sagte er zu dem an der anderen Leitung und dann wandte er sich dem Vize-Hauptmann der Bruderschaft wieder zu. »Ian du gibst den beiden Geleitschutz!«

 

»Jawohl!«

 

»Wie sieht es mit der Überwachung der Cavanaughs aus?«, fragte der König weiter.

 

»Im Moment nichts Verdächtiges. Der Herzog scheint, seit dem gescheiterten Entführungsversuch seine Füße stillzuhalten, und geht seiner üblichen Routine nach!« Der König nickte.

 

»Mein Sekretär teilt dir den Termin mit, du kannst gehen!«

 

»Sehr wohl!«, sagte Ian und verbeugte sich wieder. »Wenn Ihr mich entschuldigt, mein König!« Tief atmete der König ein und lehnte sich an die Stuhllehne.

 

In etwa zur gleichen Zeit hielt ein BMW vor einem gemütlichen Kleinsiedlungshaus. Der Dark Servant und Jan stiegen aus und Akame hatte bereits die Tür geöffnet. Aufmerksam musterte sie den Dark Servant und Jan strich ihr über den Kopf.

 

»Ihm geht es gut, der König hat nichts gemacht!«

 

»Ja, weil du mit dabei warst ...«

 

»Verstehe es nicht falsch Akame, das interessiert dem König kein bisschen!«, sagte der Dark Servant und ging ins Haus. »Er ist heimgegangen!«, murmelte er vor sich hin.

 

»Ja kurz nachdem ihr gefahren seid!«, sagte Akame und der Dark Servant nickte ihr lächelnd zu. »Hach wäre es schön, wenn er doch immer so lächeln würde. Nein er soll wieder so lächeln, wie er früher gelächelt hat. Dieses Lächeln spiegelt Traurigkeit wider. Lan ich hoffe, du kannst ihm seine Freude zurückbringen!«

Kapitel 27:

Wie üblich gingen alle ihre Aufgaben der Überwachung nach. Der Dark Servant saß auf dem Krankenhausdach und bewachte Miriam und Ralf Talfon. Akame überwachte Lan, Yvette überwachte mit ihren Katzen die Kleinsiedlung, Jan überwachte die Informationen, die durch das Internet gingen und Eckwin der als Professor Wayne Obrien Cavon bewachte, hielt gerade seinen ersten Kampfunterricht.

 

Er stand nur in einem Jogginganzug da, während die Schüler in ihrer kompletten Kampfmontur auftraten. Die Schüler schauten ihn verdattert an, denn selbst die Lehrer traten in ihrer Kampfmontur auf, um erstens: Die Schüler etwas einzuschüchtern und zweitens, um anzugeben, weil sie durch ihren Verdienst in der Armee oder sonst wo, natürlich die bessere Montur besaßen, und dies musste prahlend gezeigt werden. Nicht nur die Schüler waren verdattert, Eckwin ebenso, aber er beruhigte sich schnell wieder.

 

»Also gut, lauft mir hinterher!«, sagte er und lief los. »Na dann, wollen wir mal herausfinden, wie lange sie durchhalten!«, dachte er sich und lief Runde für Runde um den Platz. Nach einer halben Stunde standen bereits die Hälfte der Schüler am Rand und mussten sich ausruhen. Nach weiteren Minuten mussten immer mehr Schüler die Segel strecken und ruhten sich am Rand aus, bis nur noch zwei Schüler übrig waren. Das waren Cavon und ein Mädchen. Sie hatten während des Laufens ihre Kampfmontur ausgezogen und Eckwin hielt schließlich an. Dann rief er alle Schüler zu sich, und verlangte sich so aufzustellen, wie sie aufgegeben hatten. Was die Schüler bemerkten, dass der Lehrer kein bisschen außer Atem war. Nur ein leichter Schweißfilm lag auf seiner Stirn.

 

»So jetzt stelle ich mich erst einmal vor. Mein Name ist Professor Wayne Obrien, Hauptfach ist die germanische Mythologie und nebenbei unterrichte ich im Kampf. Fern- und Nahkampf, waffenlos und mit Waffen. Diese kleine Aufwärmübung hatte einen Grund. Kann mir jemand den Grund nennen?«, fragte er und ein paar hoben ihre Hände. Er deute auf das Mädchen, das mit Cavon als Letztes lief.

 

»Wie heißt du?«, fragte er und sie trat vor.

 

»Mein Name ist Grazia Medina«, stellte sie sich vor und Eckwin war überrascht, als er ihren Namen hörte. Vor allem war er überrascht, dass sie nicht ihren vollständigen Namen sagte.

 

»Und was denkst du, wollte ich mit dem Laufen bezwecken?«

 

»Nun ich denke, in erster Linie diente es zur Aufwärmung, und dann wie lange jeder durchhält.«

 

»Nicht schlecht, aber warum habt ihr beide, als einzige eure Kampfmontur ausgezogen? Wenn ein Kampf herrscht, könnt ihr das nicht einfach tun, immerhin hängt euer Leben daran!« Nun trat Cavon vor.

 

»Wie ist dein Name?«, fragte Eckwin und Cavon war etwas überrascht, weil sie waren ja eigentlich Nachbarn und hatten sich ja schon während der Grillparty kennengelernt.

 

»Mein Name ist Cavon Talfon, Sir!«

 

»Oh ja ... ich habe mich schon gefragt, woher kenne ich dich noch mal? Lass das Sir! Also was denkst?«

 

»Wir haben uns gedacht, weil Sie ohne Kampfmontur erschienen sind, hat das vielleicht eine andere Bedeutung. Eine Bedeutung die wichtig ist, aber nichts mit einem Kampf oder Krieg zu tun hat ...«

 

»Auch nicht schlecht und ja und ja und ja ... ihr beide liegt mit eurer Vermutung richtig. Aber was wäre, wenn wirklich ein Kampf herrscht ...?«, fragte er noch einmal und keiner wusste eine Antwort.

 

»Nun die Antwort ist ganz einfach, wenn ihr die Montur ausziehen müsst, dann seid ihr zu schwach, wenn ihr aus einem Kampf, aus welchen Gründen auch immer ausscheidet, durch Tod oder weil euch die Puste ausgeht oder ihr fallt ihn Ohnmacht, dann seid ihr zu schwach. Jetzt während eurer Ausbildung bringt es, rein gar nichts mit der Kampfmontur zu trainieren. Das ist eher kontraproduktiv. Euer Körper kann nicht so arbeiten, wie er es normal tut. Die Harmonie zwischen dem Körper und der Kampfmontur kommt erst zustande, wenn der Körper in Bestform ist, ansonsten schadet es nur. Nicht umsonst heißt es, die erste ›eigene maßgeschneiderte auf jeden einzelnen abgestimmte‹ Montur bekommt man, an seinem ersten Einsatz ausgehändigt. So und jetzt zieht jeder seine Montur aus und das heute Training heißt Laufen, Laufen und nochmals Laufen!«

 

Hinter der Jalousie stand Gael Leaffall und lugte durch einen Schlitz. »Eckwin eine Kampfmaschine und ein Killer. Wenn der Dark Servant mit dem Finger schnippt, kann dieser Germane ohne mit der Wimper zu zucken Frauen und Kinder abschlachten und nicht einmal mein Vater könnte ihn aufhalten. Der Germane ist seinem Herrn dem Dark Servant treu ergeben. Aber bei einer Sache hat er den Befehl seines Herrn missachtet. Wie hat Vater erzählt? Der Germane trat vor den Dark Servant, blickte ihm in die Augen und muss gefragt haben. Ist das Euer Wunsch, dass ich die Treue dem Vampirkönig schwöre? Der Dark Servant antwortete nicht darauf und starrte den Germanen nur an. Nun wie mir scheint, werde ich Euch diesen Wunsch nicht erfüllen. Hatte er lächelnd gesagt, sich umgedreht und blieb vor dem König stehen und sagte: In meinem Herzen gibt es nur ein Platz für einen König und diesem König werde ich bis an mein Lebensende treu sein. Aber Ihr seid es nicht und noch etwas, Ihr könnt ihn foltern, oder Quälen, oder sonst etwas mit ihm anstellen, um meine Meinung ändern zu wollen, so wie Ihr ihn dazu gebracht hat, mir diesen lächerlichen Befehl zu geben. Ich werde mich Euch nie unterordnen, denn ich bin ein Mensch und kein magisches Wesen, vergesst es nicht. Danach verließ er das Schloss und war nur ab und an zu sehen, wenn der Dark Servant ihn gerufen hatte. Der König hatte auch nie mehr versucht, Eckwin sich untertan zu machen. Allerdings blieb es bis heute ein Geheimnis, warum ein Mensch die Ewigkeit sein eigen nennen konnte.

 

Gael ging zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich hin.

 

»Mal schauen, wie er die Schüler unterrichtet. Sein Wissen ist von unschätzbaren Wert für uns!«, dachte er und machte sich wieder an seine Arbeit als Direktor der AMN.

 

Der nächste Tag war da und der Dark Servant saß nach getaner Überwachung in der Küche. Er trank ein Schluck Blut aus einer Tasse und überlegte, ob er, wenn Lan ins Bett ging, ihm wieder einen Besuch abstatten sollte. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit auf ein Auto gelenkt, welches er nur zu gut kannte und er ging zum Fenster.

 

»Sieht so aus, als ob der König seinen Zug macht«, dachte er und stellte die Tasse ab. »Lan wie lange bleibt dein Geheimnis noch unentdeckt?« Er sah, wie Ian aus dem Auto stieg und noch bevor er die Haustür erreicht hatte, wurde sie von Ralf Talfon geöffnet. Er trug einen Anzug und als Miri an seine Seite trat, war sie wunderschön aufgestylt. »Sie bekamen eine königliche Einladung. Na das war abzusehen!«, dachte der Dark Servant und setzte sich wieder hin.

 

»Was sollen wir jetzt machen. Wer übe ...«, kam Jan in die Küche.

 

»Wir machen weiter wie bisher. Die Sicherheit von Miriam und Ralf Talfon liegt jetzt bei Ian und wenn sie zurückkehren wird wie gehabt weiterverfahren. Außerdem, warum bist du überrascht? Du überwachst sie doch mit den Kameras und dir ist entgangen, das sie eine Audienz beim König haben?«

 

»Sorry ich dachte, sie machen sich für einen schönen Abend fertig!«

 

»Wie ... reden die nicht miteinander oder was ist los?«, fragte der Dark Servant etwas säuerlich.

 

»Doch aber ich habe die Lautsprecher auf stumm!«, sagte Jan und der Dark Servant atmete tief ein. Er konnte Jan verstehen. Es war auch nicht sein Ding, die privaten Gespräche ständig zu belauschen. Er belauschte sie nur, wenn Lan dabei war oder er etwas Interessantes aufgeschnappt hatte.

 

»Was meinst du, wie gehts jetzt weiter?«, fragte Yvette, die mit Akame auch in die Küche gekommen waren und sich an den Tisch mit hinsetzten. Der Dark Servant zuckte mit der Schulter.

 

»Nun ich denke, der König wird Mr. Talfon ausfragen!«

 

»Uahh mir tut Ralf leid!«, sagte Akame und tat so, als ob es ihr abschüttelte.

 

»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ralf Talfon ist ein Mensch und ich glaube nicht, dass der König das Abkommen der Koexistenz aufs Spiel setzt, nur um ein paar Informationen zu bekommen«, sagte der Dark Servant und nahm noch einmal einen Schluck.

 

»Irgendwie bist du dir selbst nicht sicher!«, stellte Jan fest, der sich ein Dosenbier aufgemacht hatte. »Du hast da, diesen Blick ... der nichts Gutes verheißt.« Das konnte der Dark Servant nicht leugnen und wieder bestätigte es sich, dass seine Leute ihn wohl besser kannten, als er sich selbst und ja, er wusste nicht, wie es weiterging. Er durchlief viele Szenarien und alle hatten einen schlimmen Ausgang... dass das Geheimnis um Lans Zweitgeschlecht aufgedeckt werden würde und er rieb sich die Augen.

Kapitel 28:

Zum wiederholten Male las er den Forschungsbericht durch und wieder, kam er zu der Erkenntnis, dass der Mensch Ralf Talfon ein Genie war. Sicher der König kannte sich etwas in der Genforschung aus, aber ein Spezialist auf dem Gebiet war er nicht. Aber allein der Gedanke, überhaupt erst darauf zu kommen, war faszinierend. Künstlich erschaffene Omegas.

 

Okay den moralischen Aspekt musste man beiseiteschieben, denn es waren Experimente an Menschen. An den Menschen, die dieses eine spezielle Hormon besaßen, aber es nicht so ausgeprägt war, wie bei einem Omega. Allein diese Tatsache und woher Ralf das wissen konnte, stellten sich dem König weitere Tausenden Fragen. Er musste einen Omega kennen, der der Öffentlichkeit unbekannt war oder war es doch eher Zufall, dass er auf diese These kam? Oder er hatte irgendwie Kontakt zu dem einen einzigen lebenden Omega bekommen, der zurückgezogen in einem anderen Reich lebte, aber das war eher unwahrscheinlich. Ihm wurde der Kontakt zur Außenwelt untersagt und ein einfacher Allgemeinmediziner, wie Ralf Talfon würde nicht einmal in seine Nähe kommen können. Selbst er als König würde es schwer haben, wenn er keinen Krieg anzetteln wollte.

 

Er legte den Bericht auf die Seite und goss sich Tee ein. Etwas Ruhe, das war es, was er brauchte und er spürte bereits, dass ihm seine Gefährtin fehlte. Länger als zwei Tage von ihr getrennt zu sein, hielt er nicht durch. Das war ein fürchterliches Mango und sein Handy klingelte. Er schaute drauf und ein Lächeln umgab seine Lippen. Bei ihr verhielt es sich genauso.

 

»Hallo mein Schatz!«

 

»Wie lange arbeitest du noch?«, fragte sie und ihre Stimme ging runter wie Öl. Jetzt und sofort wollte er bei ihr sein, aber leider bekam er eine Nachricht von seinem Sekretär, dass sein Besuch eingetroffen war. Er beendete das Gespräch und schon wurde die Tür geöffnet. Ein etwas älterer Mann und eine wunderschöne Frau wurden vom Sekretär hereingeführt.

 

»Mrs, – und Mr. Talfon, seid gegrüßt. Danke das ihr meiner Einladung folge geleistet habt!«, begrüßte der König sie, stand auf und reichte jedem seine Hand. Er war ein stolzer Vampir und König, aber er vergaß nie, wie er sich gegenüber anderen zu verhalten hatte. Er sah, dass die beiden etwas unbeholfen waren. Ralf mehr als Miriam und der König bot ihnen, die Couch zum hinsetzen an.

 

Nachdem sie saßen, kam ein Butler und schenkte ihnen Trinken ein. Der König wartete, bis er wieder ging und dann legte er eine Akte vor Ralf Talfon auf den Tisch.

 

»Nun Sie müssen überrascht gewesen sein, dass ich Sie hier zu mir eingeladen habe, aber das hat einen bestimmten Grund. Mr. Talfon ich bin von Ihrer Forschung sehr fasziniert!«, sagte der König und Ralf blickte ihn verständnislos an.

 

»Forschung? Ich betreibe keine Forschung!«, sagte Ralf und der König lächelte etwas. Da der König sehr genau wusste, wann einer log, konnte er erkennen, das Ralf wirklich nichts wusste und kurzzeitig kamen dem König Zweifel, ob er die richtige Person war hoch.

 

»Nun es geht um künstlich erschaffene Omegas!«, gab er den Hinweis, schob eine Akte zu ihm hin und die Augen von Ralf wurden groß.

 

»Oh das? Das ist in dem Sinne keine Forschung, das ist eher so eine Art Hobby von mir. Darf ich die Akte ...?«

 

»Nur zu!«, sagte der König und Ralf nahm die Akte in die Hand. Als er darin las, wurde er leicht blass. Es waren nicht die Gedankengänge, die er in seinem Blog geschrieben hatte, es waren die anderen ...

 

»Woher haben Sie das?«, fragte er.

 

»Nun sagen wir, ich habe da so meine Wege!«, sagte der König und Ralf wurde etwas ungehalten.

 

»Miri wir gehen!«, sagte Ralf und Miri verstand im ersten Moment nichts, was abging.

 

»Was ist los?«, fragte sie. Sie hatte es verstanden, dass es um sein Hobby ging, aber warum war ihr Mann jetzt wütend und wollte, sagen wir mal, ›so unhöflich‹ gehen?

 

»Würden Sie sich bitte wieder beruhigen?«, versuchte der König Ralf zu besänftigen, aber er stand auf.

 

»Mich beruhigen? Wie können Sie es wagen, in mein Haus einzubrechen und hier ein auf scheinheilig zu machen!« Oh ihr Mann war wirklich sauer, und wenn er so richtig sauer war, dann war es ihm scheißegal, wer vor ihm stand. Aber Moment mal ... ins Haus einbrechen?

 

»Ihr seid in unser Haus eingebrochen? Eure Hoheit ...!«, fragte Miri überrascht und auch sie sah den König nun wütend an. »Was erlaubt Ihr Euch?« Auch sie stand auf und die beiden waren auf dem Weg zur Tür.

 

Oh weh, damit hatte er nicht gerechnet und nun stellte sich ihm die Frage, woher der Dark Servant diese Informationen her hatte, aber er konnte sie nicht einfach gehen lassen.

 

»Mr. Talfon wissen Sie überhaupt, dass vor ein paar Tagen, ein Entführungsversuch auf Sie gestartet wurde und ich dadurch zu dieser Handlung gezwungen wurde!«, sagte der König jetzt etwas lauter und die beiden hielten an. Eigentlich wollte er dies nicht ansprechen, aber es zeigte Wirkung.

 

»Bitte was?«, fragte Ralf und der König bot ihnen wieder an, sich zu setzen.

 

»Ja, der Versuch konnte vereitelt werden.« Aber Ralf glaubte es ihm nicht und lächelte etwas herablassend.

 

»Und wann sollte das gewesen sein? Ich war immer unter Menschen ...«

 

»Am Sonntag, als Sie Ihren Sohn zur AMN gefahren haben!«, kam prompt die Antwort. »Allein Ihr Blog reichte aus, sich in Gefahr zu begeben. Mr. Talfon Sie haben keine Ahnung, wen Sie auf sich aufmerksam gemacht haben. Es gibt jemanden, der diese Daten zu gerne in der Hand hält und ihm ist jedes Mittel recht. Während ich nur in Ihr Haus einbrechen lassen habe, um herauszufinden, ob es noch mehr solche exquisite Daten gibt oder ob der Blog das einzige ist, würde dieser Jemand Ihr Gehirn zu Matschebrei verarbeiten, um an diese Daten zu kommen! Verstehen Sie, diese Handlung galt zu Ihrem Schutz.«

 

»Und was haben Sie jetzt vor? Mit diesen Daten und Genforschern wäre es für Sie doch kein Problem ...«, sagte Ralf, doch der König schüttelte den Kopf.

 

»Nein, diese Forschung kommt nicht infrage. Aber derjenige der es auf Sie abgesehen hat, dem ist das egal, ob Menschenleben auf dem Spiel steht. Ihm ist jedes Mittel recht. So wenn das jetzt geklärt ist, möchte ich zum eigentlichen Thema zurückkehren!«
Nachdem Ralf es halbwegs verstanden hatte, was er da losgetreten hatte, saß er dem König wieder gegenüber und ihm war es wirklich unbehaglich.

 

»Also was wollen Sie wissen?«, fragte Ralf und der König schaute die beiden an.

 

»Nun, da ich Ihre Forschung durchgelesen habe, stellt sich mir immer wieder eine Frage. Woher wissen Sie, dass es ein bestimmtes Hormon ist, was ein Omega ausmacht. Für mich gibt es nur eine Erklärung. Sie kennen einen Omega!«, sagte der König und Ralfs und Miris Herz setzten für einen Moment aus. Das war die Bestätigung, die der König brauchte. Es gab einen neuen Omega und er atmete tief ein. Miri erkannte, dass sie erwischt worden waren. Sie wusste, dass man Vampire nicht so leicht belügen konnte.

 

»Nicht das ich wüsste!«, sagte Ralf und er versuchte, sich normal zu benehmen.

 

»Mr. Talfon ich kann Sie verstehen, wenn sie versuchen den Omega zu beschützen. Aber wie wollen Sie den Omega beschützen, wenn Sie sich selbst nicht beschützen können. Bitte, ich versuche, Sie zu beschützen und viele Menschen mit Ihnen.«

 

»Nun wir wissen nichts von einem Omega, aber mal angenommen, wir kennen einen Omega, wie Ihr behauptet, was habt Ihr mit ihm vor?«, fragte Miriam fest, da ihre adlige Seite nun zum Vorschein kam. »Ihn wie in der Vergangenheit als eine Art Gebärmaschine zu behandeln? Ihm sein Recht auf selbstständige Leben nehmen. Ihn in einen goldenen Käfig sperren, abgeschottet von jedem oder sogar in ein dreckiges Loch werfen und ihn immer und immer wieder vergewaltigen?«

 

Harte Worte wurden dem König entgegengeschleudert und er sah, das Miriam Talfon doch nicht nur ein kleines Hausmütterchen war. Sie war weit mehr als das und er lächelte, denn er brauchte jetzt nur noch eins und eins zusammenzählen. Das war der Kampfgeist, von jemanden der um jeden Preis jemanden beschützen wollte und wenn es sein eigenes Leben kostete.

 

»Ich werde ihn unter meinen Schutz stellen!«, war die Antwort und Miris Augen verengten sich kurz.

 

»Verstehe, aber wie gesagt, wir kennen keinen Omega!«, sagte sie. Es war vielleicht eine gute Sache, wenn ihr Sohn den Schutz des Königs genoss, aber es war ihr zu wenig. Er würde wohl für sein restliches Leben in einem goldenen Käfig hausen und das wollte sie nicht. Sie wollte, dass ihr Sohn in Freiheit lebte und sein eigenes Leben lebte und alles, was eine Mutter sich für ihre Kinder wünschte.
Wieder lächelte der König.

 

»Mrs. Talfon ich weiß nicht aus welchen Grund Sie sich für den Omega einsetzen, aber ich versprechen Ihnen, dass es an ihm an nichts mangeln wird!«

 

»Schön, trotzdem kennen wie keinen Omega!«, sagte sie fest und er las hinter den Zeilen, was Mrs Talfon gesagt hatte.

 

»Gebärmaschine, goldener Käfig, dunkles Loch, Vergewaltigung, selbstständiges Leben ... selbstständiges Leben ... das ist es ... mit anderen Worten. Freiheit und das Recht wie alle Menschen auf sein eigenes Leben haben! Der Omega muss jemand sein, der den beiden sehr nahe steht!«, überlegte er.

 

»Verstehe! Mr. -und Mrs. Talfon ich verspreche königlich, dass ich den Omega unter meinem Schutz stellen werden, ihm die Möglichkeit auf ein selbstständiges Leben geben werde und das niemand, sofern es der Omega selbst will, erfährt, dass er ein Omega ist. Er selbst über sein Leben und seinen Körper entscheiden darf, so wahr ich hier als Vampirkönig Ivo Leaffall vor Ihnen stehe. Bitte verstehen Sie, wenn Sie nicht wollen, das der Omega in falschen Hände kommt oder das, wie in der Vergangenheit ein Krieg ausbricht, dann lassen sie ihn mich beschützen! Ihn und die Forschungsunterlagen. Wobei ich die Unterlagen vernichten werde und das rate ich Ihnen ebenfalls Mr. Talfon. Löschen Sie den Blog und alle Ihre Ergebnisse! Und wenn es sein muss, dann lassen Sie mich auch Ihr Wissen aus Ihrem Kopf löschen.«

 

Langsam dämmerte es Ralf, was er für eine Mine losgetreten hatte. Allein der Blog, so erkannte er, hatte ihn und seine Familie in Gefahr gebracht ...

 

»Ihr wollt ihn wirklich beschützen ohne Eigennutz?«, fragte Miri und der König nickte.

 

»Miri!«, flüsterte Ralf überrascht.

 

»Ralf bitte ... König Leaffall hat ein heiliges und königliches Versprechen abgegeben. Ihm ist das sehr ernst?«, flehte sie ihn an und er nickte. Ralf war schon lange mit seiner Gefährtin zusammen und obwohl, sie auf ihr Geburtsrecht verzichtetet, so hatte sie ihm doch einiges beigebracht.

 

»Okay!«, sagte Ralf. »Aber er weiß es selbst nicht das er ein Omega ist!« Das war für den König überraschend, ein Omega, der nichts davon wusste, dass er ein Omega war. Die beiden wollten ihn wirklich um jeden Preis beschützen.

 

»Unser Sohn Phelan ...«, kam es stockend aus Ralf raus.

 

Wie eine Bombe schlug es in dem König ein und er brauchte all seine Konzentration um nicht auszurasten. Dennoch stand er auf und ging ein paar Schritte vom Tisch weg.

 

»Höre mein Befehl ... Dark Servant ... Ich befehle dir, hier zu erscheinen!«

 

Zur gleichen Zeit, der Dark Servant saß immer noch in der Küche, durchzogen fürchterliche Schmerzen seinen Körper. Er flog vom Stuhl runter und krümmte sich am Boden. Alle Markierungen gleichzeitig waren ausgelöst worden.

 

»Verfluchte Scheiße!«, keuchte er und im nächsten Moment lag er vor dem König, aber der Schmerz ließ nicht nach. Im Gegenteil er wurde schlimmer. Keuchend, weil er kaum Luft bekam, blickte er zum König hoch.

 

»Kannst du dir vorstellen, warum ich dich hergerufen habe«, fragte der König und die Eheleute riefen gleichzeitig.

 

»Noah?« Als der Dark Servant die beiden sah, konnte er es sich sehr gut vorstellen. Der König hatte es herausgefunden und nur ein »Scheiße!«, huschte durch seine Gedanken.

 

»Weil du wichtige Informationen für dich behalten hast!«

 

»Was nein, er weiß davon nichts!«, sagte Miri, denn sie konnte es sich nicht vorstellen, das Noah wusste, das Lan ein Omega war. Es wurde nie darüber erzählt und Noah hatte nie Anstalten gemacht, davon überhaupt etwas zu wissen.

 

»Und ob er das weiß!«, sagte der König und der Dark Servant schrie auf. Die Schmerzen waren unerträglich, ließen aber im nächsten Moment wieder nach. »Er ist sein Gefährte! Was weißt du über deinen Gefährten, was du mir nicht berichtet hast? Sprich!«, befahl der König und der Dark Servant atmete schwer, weil die Zwangsteleportation seine Lunge zerrissen hatte.

 

»O ... O ... Omega!«, er spuckte Blut. »Lan ist ein Omega!« Ralf und Miri starrten sprachlos auf den am Boden liegenden Noah. Noch nie hatten sie so eine Gräueltat gesehen.

 

»Und seit wann, weißt du das schon?«

 

»Seit das Band geknüpft wurde!«, log er. Er wusste es schon früher, aber das sagte er nicht.

 

»Und du hast gedacht, du kommst damit durch? Du hast wohl deinen Platz vergessen und ich werde dich gerne daran erinnern!«, sagte der König kalt und der Dark Servant machte sich auf das Schlimmste bereit.

 

»Tut, was Ihr tun müsst, mein Gebieter!«, zischte er und wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab. Danach spuckte er wieder Blut vor die Füße des Königs und leckte sich die Lippen ab.

 

»Selbst in Angesicht dieser Tatsache, was mit dir passieren wird, bist du immer noch so arrogant!«

 

Nachdem der Dark Servant weggebracht wurde, wandte sich der König seinem jetzt eingeschüchterten Besuch zu.

 

»Bitte entschuldigt, dass ihr das mit ansehen musstet, aber das hat keinen Aufschub erlaubt!«

 

»Ich kann nicht verstehen, wie grausam Ihr zu Euren Untergebenen seid. Noah wollte ...«

 

»Noah? Ah ja ich verstehe, das ist der Name, den ich ihm für seine Mission gegeben habe. Nein er heißt nicht Noah, er ist der Dark Servant und grausam war ich zu ihm nicht. Das diente eher zur Erinnerung!« Und Miri zitterte auf. Dark Servant war für jedes magische Wesen ein Begriff und selbst Ralf hatte von ihm schon gehört.

 

»Oh!«, sagte sie nur und war fassungslos, das ausgerechnet der Dark Servant der Gefährte ihres Sohnes war. Dem nachgesagt wurde, dass er stärker als der Vampirkönig selbst war.

 

Aber wer war der Dark Servant? Niemand wusste über ihn so richtig Bescheid. Seine Herkunft war unbekannt und sein Name ebenfalls. Viele Gerüchte kursierten um ihn, aber ein Gerücht hatte sich im Laufe der Zeit bestätigt. Er war der Leibsklave des Königs, aber wie es dazu kam, war nach wie vor ein Geheimnis.

Kapitel 29:

Der Dark Servant saß am Boden in eine Zelle. Um genau zu sein, war die Zelle, seine ehemalige Schlafstätte und innerlich hatte er sich auf das Kommende eingestellt. Es wäre nicht das erste Mal, dass er ›diszipliniert‹ wurde. Aber welche Art er bekommen würde, das wusste er nicht. Dem Einfallsreichtum des Königs durfte man nicht unterschätzen und die Zellentür wurde geöffnet.

 

Noch bevor er wie immer auf die Knie gehen wollte, hielt ihn der König ab.

 

»Bequem dich erst nicht, du musst deine Lunge noch etwas schonen«, sagte er und ihre Blicke trafen sich. »Ich verstehe dich nicht. Warum nimmst du das immer auf dich?«

 

»Es würde sonst kein Spaß machen. Ihr wisst, dass ich nichts besitze, was Ihr mir noch wegnehmen könnt. Das Einzige was ich behalten habe, ist mein Wille und wenn der gebrochen ist ... dann könnt Ihr mich gleich töten. Nicht einmal ich will dann so ein nutzloses Ding sein, ohne Hirn und ständig Euch in den Arsch kriechen ... Allein der Gedanke daran, lässt mich widern, aber gerade das würde Euch gefallen, aber darauf könnt Ihr lange warten!«

 

»Das ist mir durchaus bewusst. Aber bei einem liegst du falsch, es gibt etwas, was ich dir wegnehmen kann!«, sagte der König und die Augen vom Dark Servant verdunkelten sich.

 

»Nun nicht einmal Ihr, würdet Euch gegen das Schicksal stellen. Aber es ist Euer gutes Recht, mir auch noch meinem Gefährten zu verweigern. Oh ich werde den Tod dann willkommen heißen!«

 

»Nun ich werde dir deinen Gefährten nicht verweigern, aber ich werde dafür sorgen, dass du ihn immer nur solange siehst, wie es nötig ist, um deinen Fall in den Wahnsinn zu verhindern. Das hört sich doch gut an, oder?«

 

»Wie Ihr meint!«, sagte der Dark Servant nur darauf und hoffte inständig, das dies nie zutreffen würde, und schon durchzuckte wieder Schmerz seinen Körper.

 

»Das mal beiseite. Ich weiß, dass du mir nicht nur Informationen vorenthalten hast, sondern du hast mich auch noch angelogen. Aber darüber reden wir später. Ich wünsche dir viel Spaß!«, sagte der König, drehte sich um und verließ die Zelle.

 

Der Dark Servant krümmte sich vor Schmerzen und kurz darauf, war der Schmerz so groß, dass er schrie.

 

Er wusste nicht, wie lange er dieser Qual ausgesetzt war, aber er blutete aus dem Mund, aus den Augen, aus der Nase und aus den Ohren. Nicht nur das, er hatte sich, mit seinen scharfen Fingernägeln, die Klamotten vom Körper gerissen und die Haut an dem die Bändigungsringe angebracht waren, bis auf die Knochen runter aufgekratzt. Selbst seine Kehle lag frei und das Atmen fiel ihm immer schwerer und als er sich wieder den Schmerz wegkratzen wollte, hinderte ihm etwas daran.

 

Es war der eingebettete Befehl vom König in den Ringen. »Ich verbiete dir zu sterben!« Dieser Befehl aktivierte sich von selbst, wenn a: der Dark Servant selbst sein Leben beenden wollte oder b: wenn er kurz vorm Tod stand. So wie jetzt. Der Schmerz ließ nach und die Ringe aktivierten automatisch seine Heilmagie.

 

Das Atmen fiel ihm leichter und auch die aufgekratzten schmerzenden Stellen fingen zu heilen an. Aber nicht für lange. In dem Moment wo er außer Lebensgefahr war, fing der Schmerz von vorne an. Diese Prozedur wiederholte sich ein paar Mal und der Dark Servant hatte sein Zeitgefühl verloren. Irgendwann begrüßte ihn die Dunkelheit.

 

Er wusste nicht, wie lange er ohnmächtig war, aber als er aufwachte, war der Schmerz immer noch da und noch etwas kam in ihm hoch.
Es war der nahende Wahnsinn.

 

Sein Kopf wurde angehoben und der Dark Servant vernahm nur verschwommen ein paar Umrisse und auch verstand er das Gesprochene nicht, aber der Schmerz hatte aufgehört.

 

Er war zwischen wach sein und schlafen und als er endgültig erwachte, lag er im Siedlungshaus in seinem Bett und neben ihm schlief auf einem Stuhl Akame. Langsam und noch geschwächt richtete der Dark Servant sich auf und durch die Bewegung erwachte Akame. Er sah ihr an, dass sie wohl viel geweint haben musste.

 

»Entschuldigung ich wollte dich nicht wecken!«, sagte er schwach und sie schüttelte traurig den Kopf. »Wie lange ...«

 

»Du warst drei Tage im Schloss und hier hast ungefähr noch weitere zwei Tage geschlafen!«, gab Yvette die Antwort und sie trat zur Seite. Seine Augen wurden groß, als er ihn sah und noch größer als er den mega Verband um sein Handgelenk erblickte.
Als Lan sah, dass sein Gefährte endlich wach war, konnte ihn niemand mehr halten. Er stürmte zu ihm, sprang fast buchstäblich aufs Bett und umarmte ihn.

 

»Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich hatte solche Angst dich zu verlieren!«, schniefte er und das schmerzte dem Dark Servant mehr als jede Bestrafung, die er vom König jemals erhalten hatte.

 

»Alles gut, mir gehts wieder gut!«, beruhigte er Lan. »Aber was hast du gemacht? Warum ist dein Arm eingebunden?«, fragte er und Lan drehte seinen Arm hin und her.

 

»Du hast mich gebissen!«

 

»Ich habe WAS?«

 

***

 

»Bringt ihn zu seinem Gefährten!«, befahl der König. »Sofort oder wollt ihr sterben, wenn er dem Wahnsinn erliegt!« Ian tat, wie ihm befohlen wurde und hievte den Dark Servant hoch. Da er der Bruderschaft angehörte und von Haus aus stark war, war das für ihn ein leichtes. Wie fast alle Vampire beherrschte auch er die Teleportationsmagie und im nächsten Augenblick stand er vor dem Haus der Talfons.
Yvette die das als Erstes bemerkte, stürmte aus dem Haus, rannte über die Straße und nahm dem Vampir Dark Servant ab.

 

»Danke wir kommen zurecht!«, sagte sie knapp.

 

»Er steht vor dem Wahnsinn, also solltet ihr ihn nicht mehr all zu lange von seinem Gefährten getrennt halten«, sagte Ian und sie nickte nur.
Unterstützend half sie ihm, ins Haus zu kommen, und die anderen beiden kamen ihr zur Hilfe und sie brachten ihn in sein Bett.

 

»Meine Güte, was hat der König mit ihm angestellt?«, weinte Akame los, als sie die zerfetzten Klamotten und die noch nicht verheilten Kratzwunden sah. »Das sind keine Peitschspuren, das sieht aus, als ob ein wildes Tier ihn angegriffen hätte!«

 

»Nein die Wunden hat er sich selbst zugefügt!«, sagte Jan, der mit einer Tasse lauwarmen Blutes ins Zimmer zurückkam. »Macht seinen Mund auf!«

 

»Aber wie kommt er darauf, sich das selbst zuzufügen? Was ist das für ein beknackter Befehl vom König gewesen?«

 

»Ich denke, das war eine automatische Schutzfunktion. Schau genauer hin. Da wo die Bändigungsringe sind, da sind auch die Kratzwunden. Er hat wohl versucht den Schmerz, wegzukratzen!«, erklärte er und setzte die Tasse an seinen Mund.

 

»Was machst du da?«, fragte Akame.

 

»Willst du, das Lan ihn so sieht? Für Lan ist er ein einfacher Vampir, der Romane schreibt. Er muss erst einmal heilen ...« Doch kaum ausgesprochen, fingen die Augen vom Dark Servant dunkelrot zu glühen an. »Scheiße!«, fluchte Jan und die Hölle ging los.

 

Akame und Yvette versuchten mit ihren Kräften, den in den wahnsinnfallenden Vampir unter Kontrolle zu halten. Vergebens, der Dark Servant spielte nur mit ihnen und Jan dessen Gehirn auf Hochleistung lief, fiel nur eines ein. »Ich muss Lan holen!«
So schnell er konnte, stolperte er die Treppe fast runter, riss die Haustür auf und stürmte auf das Nachbarhaus zu. In Sturm klingelte er und Ralf machte die Tür auf.

 

»Lan ...«, keuchte Jan. »Lan ... Noah ... schnell Wahnsinn ...«

 

Miri die das mit angehört hatte, und Bilder vom am Boden liegenden Noah ... Nein Dark Servant kamen ihr in den Sinn und das Wort Wahnsinn, zwangen sie zur Handlung. Sie rannte die Treppe zu ihrem Sohn hoch.

 

»Lan, wach auf. Zieh dich an!«

 

»Ich hab noch Zeit, ich bin nicht Bev ...!«

 

»Phelan Talfon!«, schrie jetzt seine Mutter und er saß im Bett.

 

»Was?«, fragte er verwirrt.

 

»Dein Gefährte braucht dich!«

 

»Ist er wieder da?«, fragte er freudig.

 

»Beeil dich!«, trieb seine Mutter ihn an.

 

»Was ist denn los?«

 

»Beeil dich schon, sonst liegt die ganze Siedlung in Schutt und Asche!«

 

»Was meinst du?«

 

»Dein Gefährte ist ein Vampir. Ein sehr starker Vampir und wenn so einer in den Wahnsinn verfällt, dann bleibt hier nichts mehr übrig!«

 

»Aber er ist doch ...«, weiter kam er nicht, denn seine Mutter zog ihn mit sich und ohne ein weiteres Wort rannten sie über die Straße. Und schon hörten sie den Krach und wie jemand vor schmerz aufschrie und Lan traf eine Welle ... eine Welle von Emotionen, die er noch nie gespürt hatte. Es waren Noahs Gefühle, stark, intensiv und total durcheinander.

 

Sie betraten das Haus und die Mutter schubberte ihn weiter.

 

»Geh!« Lan rannte die Treppe hoch und er sah, wie Hailey mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag und im nächsten Moment kam Yvette angeflogen. Die irgendetwas gegen jemanden abfeuerte.

 

Er betrat das Zimmer und sah das ganze Chaos.

 

»Noah!«, rief er, aber sein Gefährte reagierte nicht auf ihn. »Noah, ich bin es Lan!« Bei dem Namen Lan hielt er kurz inne und doch war es, als ob er ihn nicht erkannte. »Noah!«

 

»Er erkennt dich nicht ... aber das hat mit dem Wahnsinn nichts zu tun!«, sagte Ralf, der hinter Lan ins Zimmer gestürmt war. »Es ist nicht der Wahnsinn ... seine Aura ist komplett durcheinander ... es herrscht ein tobender Kampf in seinem Innern ... etwas will ausbrechen ... was für eine lange Zeit schon eingesperrt ist ... er ist ein Dunkelvampir und von sehr hoher Abstammung ... er ist königlich ... nein er ist ein König. Er ist der König der Dunkelvampire!« Akame, Yvette und Jan starrten den Arzt an. Das war seine Fähigkeit. Anhand der Aura zu erkennen, wer vor ihm stand. »Wie ist sein richtiger Name. Nur so können wir ihn daraus befreien!«, analysierte der Arzt und Akame und Yvette die alle Hände voll damit zu tun hatten, den Dark Servant mittels Magie festzuhalten, atmeten tief ein. Sie durften seinen Namen nicht aussprechen. Auch wenn es sein Leben retten würde, es war ihnen verboten.

 

»Noah!«, schrie Lan los, der sich große Sorgen um seinen Gefährten machte und angst hatte, dass er ihn nie wieder erkannte.

 

»Nein Lan, sein Name ist nicht Noah. Bitte weiß einer, wie sein richtiger Name ist?«

 

»Es tut uns leid, wir dürfen seinen Namen nicht aussprechen! Wir mussten darauf schwören, niemals wieder seinen Namen zu nennen!«, sagte Yvette.

 

»Shay Nightheart!«, sagte plötzlich eine sanfte Frauenstimme und als sie sich zu ihr umdrehten, saß eine wunderschöne weiße Katze am Fenster. »Für mich gilt das Verbot nicht!«, sagte sie und sprang vom Fensterbrett runter auf die Straße.

 

»Oh Himmel sei dank, du hast mich erhört!«, bedankte sich Yvette bei allem, was ihr gerade einfiel.

 

»In Ordnung, ich weiß nicht, ob es funktioniert, aber ich habe mal gelesen, dass wenn ein Vampir nicht mehr zurechnungsfähig ist, das Blut ihn daraus hilft. Aber im Blut muss etwas vorhanden sein, was die tobende Aura besänftigt. Bitte haltet ihn weiter so fest und Lan mach deinen Arm frei!«, sagte er, aber in diesem Moment schien es, als ob der Dark Servant sich befreien konnte.

 

»Nichts da!«, sagte Miri und schoss Wasser auf ihn, dass ihn wie eine Decke umhüllte. Ralf hatte schon lange nicht mehr seine Gefährtin Magie anwenden sehen und er war in diesem Moment glücklich.

 

»Und was soll ich jetzt machen?«, fragte Lan, der sah, wie alle schon am Ende ihrer Kräfte angelangt und verletzte waren.

 

»Du wirst an deinen Gefährten denken und ihn mit seinem richtigen Namen rufen. Nicht mit der Stimme, sondern über dein Blut. Halt ihm dein Handgelenk an seinen Mund und lass dich von ihm beißen!«

 

Lan tat es und in dem Moment, als sein Gefährte zubiss, waren sie eins und befanden sich auf einer sehr friedlichen Ebene.

 

»So du kennst also meinen richtigen Namen?«, fragte Shay, der Lan in seinen Armen hielt und er blickte sich überrascht um.

 

»Ja eine Katze hat ihn verraten. Aber wo sind wir?«

 

»Eine Katze? Verstehe, also hat Yvette eine Hintertür benutzt«, antwortete er und lächelte etwas.

 

»Yvette?«

 

»Ja, sie ist die Göttin der Katzen.« Lan glaubte, sich verhört zu haben und doch, wo sie sich gerade befanden, war das wohl gar nicht mal so abwegig.

 

»Wo sind wir?«

 

»Hmm, das ist schwer zu erklären, aber du kannst es dir so vorstellen, dass es der Ort ist, an denen unsere Seelen verbunden sind.«

 

»Und du bist ein König?«, fragte Lan weiter und wieder lächelte sein Gefährte etwas.

 

»Nicht mehr. Jetzt bin ich ein Sklave.«

 

»Ein Sklave! Von wem? Und wie bist du ein Sklave geworden?«

 

»Vom Vampirkönig Ivo Leaffall und wie ich sein Sklave geworden bin, ist eine Geschichte, die ich nicht erzählen darf. Nicht einmal dir!«

 

»Aber hier hörte es doch niemand!«

 

»Stimmt, hier hört es niemand, aber ich bin mit Magie an dem König gebunden und wenn ich etwas darüber erzähle, wird er es erfahren und ich werde den Preis dafür bezahlen müssen! Wenn du es unbedingt wissen willst, musst du den König selbst fragen, aber ich bezweifle, dass er dir Antworten gibt. So ich glaube, unsere Zeit ist vorbei. Lan danke, dass du mir geholfen hast und wenn es geht, behalte meinen Namen und wer ich war für dich. König Shay Nightheart aus dem Clan der Dunkelvampiren ist vor vielen Jahrhunderten verstorben, okay!«, sage Shay und hob Lans Kopf an. Seine Lippen und die Lippen von Lan berührten sich sanft und der Körper vom Dark Servant sackte zusammen.

 

Jan und Ralf hievten den schlaffen Körper vom Dark Servant ins Bett.

 

»Er braucht erst einmal Ruhe. Lassen wir ihn alleine!«, sagte Ralf.

Kapitel 30:

Nach dem anfänglichen Schock, dass er Lan gebissen hatte, kehrten allmählich die Erinnerungen zurück und der Dark Servant atmete tief ein. Sanft streichelte er über Lans Kopf.

 

»Tut mir leid!«, sagte er schließlich.

 

»Nein braucht es nicht!«, murmelte Lan in seinen Hals und ein Grummeln war zu hören. Darauf fing Lan zu kichern an.

 

»Ich glaub, ich hab Hunger!«, sagte der Dark Servant.

 

»Ja glaub ich auch!«, sagte Lan und schaute zu ihm hoch.

 

»Aber bevor wir runtergehen, nimm den Verband ab!«, bat der Dark Servant.

 

»OH! Das ist gar nicht so schlimm. Ist schon fast wieder verheilt!«, wehrte Lan ab.

 

»Lan bitte!«, forderte der Dark Servant und widerwillig nahm er den Verband ab. Der Dark Servant betrachtete die Wunde, und Lan sah, wie seine Augen rötlich wurden. Ohne etwas zutun nahm der Dark Servant das Handgelenk und führte es an seinen Mund. Sanft leckte er über die zwei Einbisswunden und im nächsten Augenblick waren sie verschwunden.

 

»Hä ... aber wie?«, fragte Lan fassungslos. Noch nie in seinem Leben hatte er Verletzungen so schnell heilen sehen. Kurz kicherte sein Gefährte.

 

»Ich habe dir die Wunde zugefügt und mein Speichel, der deine Wunde offen hält, damit ich gut von dir saugen kann, schließt sie auch wieder«, erklärte der Dark Servant und Lan wollte schon noch mehr fragen, aber er winkte nur leicht ab und meinte lapidar: »Sorry, hab Hunger!«, und stand vom Bett auf. Danach gingen sie runter in die Küche und der Dark Servant war leicht überrascht als er Miriam und Ralf am Tisch sitzen sah.

 

»Mrs. und Mr. Talfon ...«

 

»Sie sind hier, weil sie mit dir reden wollen!«, sagte Jan, der sich ebenfalls mit an dem Tisch gesellt hatte, aber nicht bevor er eine Tasse mit Blut vor dem Dark Servant hingestellt hatte.

 

»Verstehe!«, sagte der Dark Servant und setzte sich mit an den Tisch.

 

»Nun!«, fing die Mutter an und schaute dem Dark Servant fest in die Augen. Es brauchte schon viel Mumm den berühmten und äußerst gefährlichen Dark Servant in die Augen zu blicken. »Es geht um Lan ... wissen es Hailey ... ähm ich mein Akame, Yvette und Jan?«, fragte sie.

 

»Ich habe ihnen nichts gesagt, wenn es in den letzten Tagen nicht schon rausgekommen ist, dann weiß ich nicht ob sie es wissen oder nicht. Aber sie wissen über die Forschung Ihres Mannes Bescheid!«

 

»Verstehe, der König hat uns auch nicht mehr kontaktiert, also ... wir fühlen uns irgendwie wie in den Schlot gehängt!«, sagte sie und viele Szenarien ging der Dark Servant durch, was passieren könnte. Und alle hatte keinen schönen Ausgang.

 

»Nun das sieht dem König nicht ähnlich ... aber ich kann darüber auch keine Auskunft geben, wenn ich nicht Bescheid weiß, was ihr mit dem König ausgehandelt habt. Ihr müsst einen Deal gemacht haben, sonst wäre Lan nicht mehr bei euch. Mir fehlen fünf Tage, die ich erst einmal nachholen muss!«

 

»Was ist mit Lan?«, fragte Jan, der neugierig geworden ist.

 

»Dürfen wir es sagen?«, fragte Miri.

 

»Wegen mir ja, aber was hat der König dazu gesagt?«

 

»Eigentlich nichts!«, sagte jetzt Ralf und der Dark Servant forderte sie mit einer Handbewegung auf weiterzuerzählen.

 

»Ja was ist mit mir?«, fragte jetzt Lan, der die Hoffnung hatte, endlich herauszufinden, was mit ihm los war und Miri atmete tief ein.

 

»Lan ist ein Omega!«, sagte Miri und in der Küche wurde es mucksmäuschenstill. Jan stellte seine Tasse hin, Yvette starrte Lan viel zu lange an und Akame die, die Luft angehalten hatte, hustete laut los.

 

Omega, Omega, woher hatte er das schon einmal gehört überlegte Lan und dann wurde es ihm siedendheiß, nicht weil er ein Omega war, sondern weil er jetzt eins und eins zusammenzählen konnte. Die monatliche Ultraschalluntersuchung, die Tabletten, die er täglich nehmen musste. Das waren temperatursenkende Tabletten und Hormonblocker und nicht zuletzt seine Hitze, die man wie die Menstruationsblutung bei den Frauen vergleichen konnte. Nur bei den Omegas bedeutete dies, dass sie empfängnisbereit waren.

 

»HHHÄÄÄÄ WAS?«, rief Lan.

 

»Oh es sieht so aus, als ob Lan mal im Unterricht aufgepasst hatte!«, stänkerte sein Vater.

 

»Das ist nicht witzig ... und ... und ... hast du es gewusst?«, fragte er seinen Gefährten und der Dark Servant nickte. »Warum hast du es gewusst und ich nicht ... warum habt ihr es ihm erzählt und mir nicht!«

 

»Deine Eltern haben es mir nicht erzählt. Ich habe es in dem Moment gewusst, als wir uns das erste Mal sahen.«

 

»Aber was wird jetzt aus mir? Ich bin ein verdammter Omega ... jeder wird hinter mir her sein ... ich will das nicht!«

 

»Schatz beruhige dich, alles wird gut ...«, sagte Miri und sie sah, wie der Dark Servant sie zweifelnd ansah.

 

»Ich denke, es wird Zeit Lan zu erzählen, was ihr mit dem König ausgehandelt habt. Denn so geduldig kenne ich ihn nicht!«, sagte der Dark Servant und seine Geduld fand langsam das Ende. Wieder nahm Miri das Wort in die Hand und erzählte alles, was beim Treffen mit dem König besprochen wurde. Sogar wie der König den Dark Servant rufen ließ und ihn gezwungen hatte, über Lans Zweitgeschlecht zu reden.
Der Dark Servant war mehr als überrascht, dass sich der König darauf eingelassen hatte, und hatte das Gefühl, das da mehr dahinter steckte.

 

»Verstehe, deswegen unternimmt der König nichts!«

 

»Hmm ...!«, fing Jan mit vollem Mund zu reden an. »Meiner Meinung nach, wartet der König bis du wieder auf den Beinen bist, denn wer, wenn nicht du ist besser dafür geeignet einen Omega zu beschützen, der auch dein Gefährte ist?«

 

»Das mag schon sein, aber er wird mich nicht ewig in dieser Kleinsiedlung bleiben lassen. Irgendwann wird er mich wieder ins Schloss rufen«, sagte der Dark Servant und blickte die Talfons an. »Was mein Gedanke ist, der König bereite euren Umzug vor. Nicht den Umzug von Lan, sondern von eurer ganzen Familie. Beverly und Cavon mit eingeschlossen und vielleicht auch von euren Großeltern, Tanten und Onkels, vielleicht auch noch Freunde der Familie. Er wird schauen, dass jeder innerhalb im Schloss seine Arbeit nachgehen kann, und euch das Gefühl vermitteln, frei zu leben!«

 

»Das ist doch Schwachsinn, warum sollte das der König tun?«, fragte Akame.

 

»So ist er eben! Morgen oder übermorgen, wenn alles abgeschlossen ist, wird er sich bei euch wieder melden und den Vorschlag unterbreiten, den ich gerade erwähnt habe. Warum ich zu dem Schluss gekommen bin, dafür gibt es zwei Gründe. Er hat Lan in seiner Nähe, somit unter seiner Kontrolle, ohne das sich Lan in seinem Leben eingeschränkt fühlt und der zweite Grund, tja der bin ich.«

 

»Aber nehmen wir mal an, dass das eintrifft, was ist mit Lans Schulpflicht?«, fragte Miri besorgt.

 

»Das wäre in dem Sinne kein Problem. Lan würde seinen eigenen Chauffeur bekommen«, sagte der Dark Servant und Lans Eltern, auch wenn sie ihr Haus nicht unbedingt verlassen wollten, waren sie doch auf der einen Seite beruhigt. Der König würde alles tun, damit Lan in Sicherheit war und welcher Ort wäre da nicht am besten geeignet als das Königsschloss.

 

»Es ist ja alles gut und schön, aber was ist dann mit unserer Arbeit? Mit meiner Praxis?«, warf Ralf ein.

 

»Der König würde Ihre Praxis aufkaufen, einen geeigneten Nachfolger einstellen und wahrscheinlich im Schloss seine eigene private Praxis mit Belegbetten eröffnen, die Sie voll und ganz mit Mrs. Talfon leiten werden.« Das zu hören, war überwältigend, aber unglaubhaft.

 

»Mit Beverly? Sag mir nicht, dass er auch eine Boutique eröffnet ...!«, fragte Miri nun langsam perplex.

 

»Wohl nicht, ihr würde ein Bodyguard zur Seite gestellt werden! Und sie wird ihr Leben, so leben, wie bisher.«

 

»Und Cavon?«, fragte Ralf und irgendwie hatte er das Gefühl, das sie ihr Wettessen auf unbestimmte Zeit verschieben mussten.

 

»Im Moment ist er am sichersten Ort, den es im Königreich gibt und danach würde er wohl, wenn er will in der Bruderschaft aufgenommen werden oder in der königlichen Armee!«

 

»Die königliche Armee war schon immer sein Traum!«, sagte Ralf.

 

»Das ist noch nicht alles. Durch sein königliches Versprechen, was er euch gegeben hat, würde euer Ansehen sprunghaft steigen. Ihr gilt dann als die Auserwählten mit und einige wollen wohl dann auch diese Gunst beim König, durch euch erlangen.«

 

»Pff und Lan nicht zu vergessen!«, mischte sich Akame ein. »Wenn bekannt wird, dass sein Gefährt DER Dark Servant ist, was meinst du, was dann geboten ist?« Der Dark Servant ignorierte sie.

 

»Aber wie gesagt, und so, wie ich ihn einschätze, wird das wahrscheinlich auf euch zukommen«, sagte der Dark Servant. »Wahrscheinlich schon morgen im Laufe des Tages oder dann nachts!« Nun schaute jeder den Dark Servant an und fragten sich, wie er auf morgen kam.

Kapitel 31:

Der Dark Servant stand am Fenster und beobachtete wie am Horizont die Sonne aufging und schon spürte er, wie seine Haut zu kribbeln anfing. Tief atmete er ein und ließ die Jalousien runter. Durch die ›Disziplinierung‹ war sein Körper noch immer sehr geschwächt und der Widerstand gegen die Sonne war vorbei.

 

Es würde noch ein paar Tage dauern, bis er bei voller Kraft war, um das Ritual wieder durchführen zu können. Schneller würde es gehen, wenn er sich einen Donar zunutze machte, aber das wollte er nicht.

 

Das Blut aus den Konserven sollte auch genügen, dauerte zwar länger, aber dem Dark Servant war es egal. Sollte sich eben jemand anderes um die ›Tagschicht‹ kümmern. Es war ja nicht seine Schuld, dass er so geschwächt war und derjenige der seinen Zustand hervorrief, sollte sich darum kümmern. Leicht lächelte er und im nächsten Moment versiegte es. Wieder atmete er tief ein. Er wusste, dass das auf der einen Seite eine Befehlsverweigerung war und deshalb, schob er so schnell wie möglich die Gedanken beiseite. So eine Disziplinierung hatte er schon lange nicht mehr und so schnell wollte er sie nicht wieder bekommen.

 

Kurzzeitig erinnerte er sich zurück.
An dem Tag, an dem er besiegt wurde, hatte er mit seinem Leben abgeschlossen und war bereit, in das Totenreich einzutreten, doch es kam anders. Er war nicht Tod, sein Feind hatte seinen Körper in den ewigen Schlaf versetzt und als er von ihm erweckt wurde, bemerkte er, dass irgendetwas ihn daran hinderte seine Magie anzuwenden und auch war seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Mit magischen Ketten war er an Händen und Füßen gefesselt gewesen ...

 

Der Dark Servant ballte seine Faust, aber ändern konnte er daran nichts mehr.

 

»Hätte er mich nur sterben lassen. Ich hätte ihn einen ehrenvollen Tod gewährt!«, dachte er nur, ging die Treppen rauf, in sein Schlafzimmer und stieg ins Bett. Er schloss seine Augen und war auch gleich darauf eingeschlafen.

 

***

 

Lan ging mit gemischten Gefühlen zur Bushaltestelle. Nicht nur das, seit er wusste, was er war, fühlte, er sich ständig beobachtet.

 

»Benimm dich normal!«, zischte Akame und stieß ihn an.

 

»Mach ich doch!«

 

»Nein tust du nicht. Jeder Blinde sieht das!«, meinte sie nur und wurde von Gary der sie lauthals begrüßte unterbrochen. Der Schultag verlief normal und Lan war Akame wirklich sehr dankbar, dass sie ihn immer wieder zurechtwies. Allerdings bemerkte er auch, dass sie sich öfters umsah, mit dem Kopf schüttelte oder einfach genervt einatmete. Er schloss es auf sich und als die Schule zu Ende war, entschuldigte er sich.

 

»Tut mir leid, dass ich dir so viel aufbürde, aber das ist ... ich kann mich nicht wie ein Geheimagent benehmen ...« Kurzzeitig starrte sie ihn an, dann verzogen sich ihre Lippen und sie lachte lauthals los.

 

»Nein, das ist es nicht, aber ich denke, du hast es selbst schon bemerkt, du wirst aus dem Schatten heraus beobachtet!«

 

»URGH! Ich dachte, das ist meine Einbildung!«

 

»Nope und das sind wohl blühende Anfänger, wenn es du schon selbst gemerkt hast ...«

 

»Häää ... aber ... aber ...«

 

»Keine Sorge, ich ziehe dich nur auf!«, sagte sie, aber denken tat sie was anderes. »Dem König ist es todernst!« Allerdings hätte sie selbst die ›Wachen‹ nicht bemerkt, wenn einige nicht gerade frauenfeindlich gesinnt waren und ihr Innerstes brodelte. Sie musste sich stark zurückhalten, um ihnen keine Lektion zu erteilen.

 

Auch die Eltern gingen ihre normale Routine nach und versuchten sich nichts anmerken zu lassen. Was für sie eigentlich schon zum Alltag gehörte, das Geheimnis von Lan zu schützen, nichts davon zu erwähnen, nicht einmal wenn sie zu Hause waren.

 

Im Laufe des Tages erhielten die Eltern eine weitere Einladung vom König und schauten sich gegenseitig an. Diesmal sollte Lan mitkommen und große Sogen machte sich in ihnen breit.

 

Ralf der noch mit sich gehadert hatte, ob er seine ›Forschung‹ so wie es der König geraten hatte, löschen sollte oder nicht, ging ins Wohnzimmer und starrte den Laptop.

 

»Die Einladung kam genau, an dem Tag wie es der Dark Servant gesagt hat! Zufall ist es nicht, oder?«, fragte sich Ralf und loggte sich in seinen Blog ein und las ihn durch. »Ich kann es nicht glauben, dass das so ein großes Aufsehen erregt hat. Da steht nichts drin, was verwendet werden kann. Es sind nur Wenn und Aber Thesen, sonst nichts!«

 

Nachdem er es zum zweiten Mal durchgelesen hatte, gab er sich einen Ruck und löschte den Blog und seinem Account. Somit war Harvey Hammermann Geschichte. »Aber eigentlich habe ich es ja gewusst, dass das ein Stich ins Wespennest ist ... Harvey Hammermann ...«, dachte er und betrachtete den Stick in seiner Hand. »Das lösche ich mal nicht!«

 

Ein paar Stunden später, die Sonne war gerade untergegangen, saß ein dicker Mann in seinem Designerbürostuhl und startete seinen Laptop, in der Hoffnung, das Harvey Hammermann seine Thesen fortführte. All seine Planungen, waren zunichtegemacht worden. Die V-Tenis hatten versagt, seine Männer kamen auch mit nichts Neuem und sein Sohn, der hatte gefallen an seinem widerspenstigen Spielzeug gefunden. Dieses Weibsbild hatte wohl mehr Willenskraft, als anfänglich geglaubt und kurz bevor sie gebrochen werden konnte, kam für seinen Sohn ein Rückschlag. Seitdem buhlte er ums sie wie ein Gockel.

 

Er hob sein Weinglas an und im nächsten Moment flog es ihm aus der Hand.

 

»Was zum ...!«, fluchte er und fing an, auf der Tastatur rumzuhämmern. Man musste dazu sagen, er hatte von Computer und Laptop so viel Ahnung, wie ein Stück Brot, was versucht zu denken.

 

»Philipp!«, schrie er und keine Minute später kam sein Sekretär rein.

 

»Eure Eminenz!«, sagte der Sekretär und verbeugte sich.

 

»Schau, dass der Laptop wieder richtig läuft!«

 

»Sehr wohl, Eure Eminenz!«

 

Er trat an den Schreibtisch und zog den Laptop zu sich. Keine Minute später, stellte er den Laptop zurück und sagte: Euer Laptop läuft einwandfrei.

 

»Das kann nicht sein. Der Blog ... Der Blog von Harvey Hammermann ... Der Laptop macht ihn nicht auf!«

 

»Verstehe, wenn Ihr erlaubt, Eure Eminenz!«, sagte er und zog wieder den Laptop zu sich. Es kam am Tag gefühlte hundert Mal vor, dass er gerufen wurde, nur weil, sein Chef die Internetadresse falsch eingegeben hatte oder auf eine Belegtaste kam und der Laptop rein zufällig ein Eigenleben entwickelte. Doch diesmal konnte er selbst nichts mehr tun.

 

»Eure Eminenz, der Blog ist aus dem Forum gelöscht worden!«, sagte Philip und zog den Laptop näher an sich heran, nicht dass das gute und teure Gerät, Bekanntschaft mit der Fensterscheibe machte. Kam auch schon öfters vor. Wie geahnt wurde der dicke Mann zornesrot.

 

»Beruhig Euch, Eure Eminenz, ich habe mir die Erlaubnis genommen, diesen Blogeintrag und die wichtigsten Kommentare in eine Textdatei zu kopieren, wenn Ihr erlaubt!«, sagte Philip und öffnete die besagte Datei, aber der dicke Mann gab sich damit nicht zufrieden. Er wollte, nein er musste den Blog mitverfolgen. Es könnte ja sein, dass neue Erkenntnisse aufseiten von Harvey Hammermann kamen. Allein der Gedanke daran, künstliche Omegas zu erschaffen ... Das wäre ein Durchbruch und sein Ansehen würde in die Höhe schnellen. Nicht nur das, Macht, Geld und Ruhm würde sein werden, und natürlich wäre sein Platz im Adelshaus der Königsfamilie dann für immer gefestigt. Er würde eine Berühmtheit werden und vieles mehr, aber dafür musste er diesen Hinterwäldler Arzt in die Finger bekommen.

Kapitel 32:

Noch etwas gerädert, weil sein Tages- und Nachtrhythmus durcheinander war, ging der Dark Servant runter in die Küche. Das Erste was er tat, er nahm sich eine Tasse, holte aus dem Kühlschrank eine Blutkonserve, schüttete den Inhalt in die Tasse, stellte dies in die Mikrowelle und erwärmte es.

 

Kaum war das Blut erwärmt, klingelte sein Handy und er erinnerte sich daran, dass er vergessen hatte, gleich nach dem Wachwerden auf´s Handy zu schauen. Er brauchte gar nicht nachschauen, wer ihn anrief, er erkannte es bereits am Klingelton.

 

»Ja!«

 

»In einer Stunde bringst du mir meinen hohen Besuch, den Omega und seine Eltern!« Der Anrufer legte ohne auf eine Antwort zu warten auf. Der Dark Servant legte das Handy beiseite, nippte an der Tasse und viele Szenarien huschten durch seinen Verstand. Vor allem die Aussage ›hoher Besuch‹.

 

»Na wie geahnt!«, murmelte er und trank die Tasse in einem Zug aus.

 

»Musst du weg?«, fragte Jan und er nickte. »Und ... wirst du wieder für ein paar Tage ...?«

 

»Glaub ich nicht!«, gab der Dark Servant die Antwort, bevor Jan zu ende gefragt hatte. »Und wenn, dann bricht ihr die Basis hier ab und geht zu euren normalen Alltag über. Danke für alles!«

 

»Uff!« War nur das, was Jan darauf sagte, kratzte sich den Hinterkopf und blickte dem Dark Servant hinterher.

 

Der Dark Servant zog die Klamotten an, die für den König angemessen waren und während er die Treppe runterging, band er sich die Krawatte um. Er fühlte sich jetzt schon wieder wie eingeschnürt. Jan der in sein Zimmer zurückgekehrt war, sah nur, wie etwas Schwarzes an der Tür vorbeiging.

 

»Auch wenn es im Auftrag vom König war, ... ich hoffe, du konntest für kurze Zeit diese Freiheit genießen!«, dachte er.

 

Der Dark Servant lief die Straße rüber und klingelte.

 

»Lan machst du mal auf!«, schrie Mrs. Talfon und kurz darauf hörte man, wie jemand die Treppen runter rannte. Die Tür öffnete sich und ihre Blicke begegneten sich.

 

»Hi!«, sagte der Dark Servant und sofort glühten die Wangen von Lan auf. Auch fiel ihm auf, dass Lan richtig rausgeputzt war. Er hatte zwar eine Jeans an, aber man konnte erkennen, dass es keine billige war. Auch sein Hemd, war sehr gut rausgesucht worden und das Jackett.

 

»Hi!«, grüßte Lan zurück.

 

»Wer ist es?«, fragte Mrs. Talfon. »Ist es schon der, der uns abholen soll?«

 

»Ähm nein ... es ist ...!« Lan hielt inne. »Ähm wie soll ich dich jetzt nennen? Ich mein, Noah heißt du ja nicht und S ... also den Namen darf ich nicht sagen und ...«

 

»Dark Servant!«, antwortete er und Lan verzog angewidert den Mund.

 

»Es ist Dark!«, rief er ins Haus.

 

»Dark?«, fragte Dark Servant leise nach und Lan lächelte verlegen. »Ja, ist ganz Okay!«

 

Lan ließ ihn ins Haus und schloss die Tür, aber der Dark Servant blieb im Hausflur stehen.

 

»Wollen wir hochgehen, aber ich habe nicht viel Zeit, weil der König mich sehen will ...« In dem Moment kam Mrs. Talfon in den Flug und der Dark Servant verbeugte sich kurz. Lan und seine Mutter starrten ihn verdattert an.

 

»Ich bin hier um die Herrschaften zur Eurer Majestät dem Vampirkönig Ivo Leaffall zu fahren.«

 

Stille ... Stille ... und noch mehr Stille.

 

»Ahh oh okay!«, stotterte die Mutter und räusperte sich kurz. »Bitte tretet ein. Im Wohnzimmer könnt Ihr Euch bequem machen. Wenn Ihr eine Erfrischung wollt, so könnt Ihr Euch an der Bar bedienen. Wie Ihr seht, stehen uns keine Bedienstete zur Verfügung und wir, mein Mann und ich benötigen noch etwas Zeit.«

 

»Das ist sehr aufmerksam von Euch, Danke!«, erwiderte der Dark Servant und die Mutter lächelte leicht. Danach ging sie dorthin, wohin sie gehen wollte.

 

»Was ist denn das?«, fragte Lan sprachlos. »Was soll das ganze geschwollene Gerede ... das ist ja vom letzten Jahrtausend!« Der Dark Servant beugte sich zu ihm runter und leckte ihm hinterm Ohr. Lan erschrak und seine Atmung schnellte in die Höhe.

 

»Ich bin vom letzten Jahrtausend ... Hmm nein warte, wohl aus dem vorletzten Jahrtausend.«

 

»Gott, wie alt bist du denn?«

 

»Alt, sehr alt!«, hauchte er und sie blickten sich tief in die Augen.

 

»Bitte entschuldigt, dass Ihr warten musstet. Wir sind soweit!«, sagte die Mutter, als sie mit Ralf ins Wohnzimmer kamen.

 

»Sehr wohl!«, sagte der Dark Servant räuspernd und wieder verbeugte er sich.

 

»Geht das jetzt die ganze Zeit so?«, fragte Lan und man hörte, wie Mrs. Talfon tief einatmete.

 

»Lan das ist die aristokratische Etikette. Wenn man zu einem König oder zu einem mit hohen Adelstitel eingeladen wird, hat man sich an bestimmen Benimmregeln zu halten.«

 

»Gilt das auch für mich?«

 

»Nein, zumindest noch nicht.«

 

»Noch nicht! Ey ich habe keine Lust mich, den ganzen Tag wie ein aufgeplusterter Gockel zu benehmen!«, rief er aus und sein Vater kicherte. Seine Mutter rieb sich die Stirn.

 

»Ein Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm. Du bist wirklich mehr Mensch als Wasserelfe!«, meinte seine Mutter.

 

»Was soll das wieder heißen?«

 

»Das heißt, mein Sohn, das wir Menschen uns nicht an diese Etikette der magischen Wesen zu halten brauchen. Was deine Mama betrifft, sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Sie müsste, wenn sie den Vampirkönig als ihren König ansieht ihm den Respekt entgegenbringen, aber das muss sie gar nicht, weil sie einen anderen König hat, der wiederum ihr Vater ist, aber sie hat ihren Adelstitel abgeschworen, also gilt sie nur als eine gewöhnliche Wasserelfe, die eigentlich dann bei jedem König sich zu verbeugen hat, aber sie hat einen Menschen als Gefährten und lebt als Mensch ...«

 

»Das sind aber viele Abers ...!«, sagte Lan. »Und was gilt dann bei mir? Ich bin ein Mischling!«

 

»Das ist eine Grauzone. Einige Könige und Adelsmitglieder sehen sie als minderwertig an, andere wiederum als Mitglied ihres Volkes, andere wiederum als gleichberechtigt, oder vollwertiges magisches Wesen. Je nachdem, in welchem königlichen Staat du geboren bist«, erklärte der Dark Servant und hielt die Autotür auf.

 

»Und König Ivo Leaffall, als was sieht er mich?«, fragte Lan und der Dark Servant verzog kurz seine Augenbrauen.

 

»Als etwas womit er seine Macht weiter ausdehnen kann!« Das sagte er aber nicht laut, sondern dachte es sich nur.

 

»Du bist ein Sonderfall«, sagte er und stieg ein. »Wärst du kein ...« Das Wort Omega vermied er auszusprechen, »würde sich der König sich nicht einmal nach dir umdrehen!«, sagte er und startete das Auto.

 

»Also mit anderen Worten, er sieht Mischlinge als minderwertig an«, meinte Lan.

 

»Nein so ist es nicht. Der König schätzt, was seine Untergebenen leisten, nicht in was sie hineingeboren wurden oder als was sie geboren wurden! Ein Mensch, der eine hervorragende Leistung für die Gesellschaft erbracht hatte, dem würde der König seine Anerkennung zollen, während ein magisches Wesen, welches aus einer Adelsfamilie stammt und nichts vorzuweisen hat, würde der König nicht einmal anschauen. Speichellecker und Lügner kann der König aus dem Tod nicht ausstehen.«

 

»Für des, dass der König dich als Sklave hält, hältst du sehr viel von ihm!«, rutschte es aus Lan heraus.

 

»Das ist es nicht. Ich diene ihm schon sehr lange und weiß, wie er denkt.«

 

Da die Fahrt zum Königsschloss nur eine knappe halbe Stunde dauerte, parkte der Dark Servant schon vor dem Schloss und während er sich abschnallte, sagte er: »Bitte bleibt sitzen, bis ich Euch die Tür aufmache!«

 

»Ich auch?«, fragte Lan, der schon seine Hand am Griff hatte.

 

»Ja du auch! Bei dir öffne ich sie sogar als Letztes.«

 

»Lan das gehört sich so!«, sagte Mrs. Talfon und der Dark Servant stieg aus. »Du bist als Letztes dran, weil du noch ein Kind bist. Die Reihenfolge ist, folgt. Ich bin als Erstes dran, dann dein Papa und du als Letztes.«

 

»Aber das ist doch umständlich ...«

 

»Das gehört sich aber so!«, sagte sie und stieg aus, weil der Dark Servant bereits die Tür geöffnet hatte und er verbeugend ihr seine Hand hinreichte. Als sie ausgestiegen war, wartete sie, bis er die Tür geschlossen hatte und lief etwas abseits zu ihrem Mann. Er öffnete die Tür, blieb neben der Tür und verbeugte sich. Mr. Talfon stieg aus und wie es sich gehörte, knöpfte er sein Jackett zu. Als Mr. Talfon auf seine Frau zuging, schloss der Dark Servant die Tür und ging zu Lan. Öffnete die Tür und wie beim Vater, blieb er neben der Tür und verbeugte sich.

 

Allein diese Aktion rief bei den dort Anwesenden, sei es ein Soldat, ein Zimmermädchen, eine Wache oder ein andrer Adliger, Neugierde auf.

 

»Bitte, wenn ihr mir folgen mögt!«, sagte der Dark Servant, diesmal nur leicht verbeugend und man konnte langsam erahnen wie es vor dem Schloss und auch bald im Schloss getuschelt wurde. Der Dark Servant, chauffierte Unbekannte und verhielt sich formell, was bei ihm nie der Fall war. Erstens: Hatte er noch nie irgendjemand anderes chauffiert als den König und zweitens wurde es noch nie gesehen, dass er sich vor irgendjemanden verbeugte. Er verbeugte sich nicht einmal vor dem König und hier tat er das ... das war unvorstellbar. Wer waren diese Leute?

Kapitel 33:

Der Dark Servant lief voran und die kleine Familie hinter ihm her. Nach wenigen Schritten bemerkte Miriam das es anders war, als beim letzten Mal. Irgendwie bekamen sie mehr Aufmerksamkeit und ihr wurde es leicht unbehaglich.

 

»Bilde ich es mir nur ein, oder werden wir beobachtet?«, fragte sie sich, aber als sie sah, dass ihr Mann davon nichts mitbekam oder wohl eher, sich nichts anmerken ließ, denn er hatte die Fähigkeit, die Auren lesen zu können, versuchte sie ebenfalls die Ruhe zu bewahren und ihr Blick ging nach vorne zum Dark Servant. Und seit sie ihn kannte, fiel ihr etwas auf, er benahm sich jetzt anders, abweisend und sein Gesicht ließ keine Mimik zu. Auch hielt er gebührenden Abstand zu Lan, als ob er vermeiden wollte, dass die anderen erfuhren, dass er mit ihrem Sohn gebunden war. Oder weil es sein Stand nicht zuließ. Wer wusste das schon.

 

Vor einer Tür hielt er an und Miriam erkannte, dass es zum Sekretär ging. Also musste er sie auch anmelden. Aber er klopfte nicht an, sondern betrat einfach das Zimmer.

 

Der Mann hinter dem Schreibtisch schien diese Unverfrorenheit zu stören, doch als er Dark Servant sah, atmete er nur tief ein.

 

»Die Herrschaften Talfon haben eine Audienz beim König!«, sagte er und seine Stimme war kalt.

 

»In der Tat, bitte nehmt im Nebenraum platz. Der König wird sich bald um Sie kümmern!«, sagte er förmlich zu den Talfons und den Dark Servant ignorierte er. Dennoch vernahm Miriam, dass er einen leichten überraschten Blick dem Dark Servant zuwarf. Auch als der Dark Servant ihnen die Tür zum Nebenraum öffnete und offen hielt, damit sie eintreten konnten, und bat sie, sich auf die Wartestühle zu setzen. Mirian blickte sich um und sah, dass dieser Warteraum eher eines kleines gemütliches Wohnzimmer glich.

 

»Das ist aber nicht normal. Der Dark Servant kümmert sich doch nie um die Gäste vom König, komisch!«, dachte der Sekretär und bevor er diese Neuigkeit, die sich eigentlich schon im ganzen Schloss rumgesprochen hatte, weiter tratschen konnte, meldete er die Talfons erst einmal beim König an.

 

»Ist das immer so, dass Besucher so komisch angeschaut werden«, fragte Lan und seine Mutter starrte ihren Sohn geschockt an. Er hatte es also auch gemerkt.

 

»Nicht wirklich!«, sagte der Dark Servant, der als Einziger stand. »Es ist nur die Tatsache, das ich euch begleite und euch den formellen Respekt eines Adligen entgegenbringe!«

 

»Beinhaltet das nicht deinen Aufgabenbereich, Gäste so zu behandeln?«, fragte Ralf und der Dark Servant lächelte ihn leicht an.

 

»Nicht im Geringsten. Ich bin ein Sklave und kein Angestellter. Wenn ich jemanden bediene, dann ist das nur der König. Aber Befehl ist eben Befehl. Ihr habt es dem König zu verdanken, dass ihr jetzt so viel Aufmerksamkeit habt. Hätte er ›hoher Besuch‹ nicht erwähnt, würde jetzt niemand Notiz von euch nehmen«, erklärte er. »Und Taktik, so kommt ihr nicht mehr raus, denn es dauert keine Stunde, bis es aus dem Schloss getragen wird und es im Umlauf gerät. Und im schlimmsten Fall die Paparazzi und das Fernsehn, würde morgen vor eurer Haustüre stehen!«, das dachte er und lehnte sich an die Wand. »Wie gerne hätte ich euch das erspart! Aber auf der anderen Seite lockt er entweder den Herzog heraus oder bringt ihn, damit zum schweigen«, dachte er weiter, verschränkte seine Arme und schloss seine Augen.

 

Eine andere Tür, als die, durch die sie in das Wartezimmer kamen, wurde geöffnet und der König kam herein. Der Dark Servant stieß sich von der Wand ab und ging auf die Knie, während Miriam ihren Mann und ihren Sohn am Arm packte und aufstand.

 

»Guten Abend, Mrs. Miriam Talfon«, begrüßte der König die Mutter und nickte.

 

»Guten Abend, Eure Majestät!«, grüßte sie höflich zurück und nickte nur. Sie sah den Vampirkönig nicht als ihren König an. Sie respektierte ihn, ja aber das war´s auch schon.

 

»Guten Abend Mr. Ralf Talfon« das Gleiche geschah.

 

»Und du bist Phelan Talfon, nehme ich an. Ich bin Vampirkönig Ivo Leaffall«, stellte er sich vor und reichte ihm die Hand. Lan war etwas überfordert, aber er hatte gelernt, dass man eine reichende Hand nicht ablehnen sollte und so ergriff er sie.

 

»Haha ... Ja, guten Abend, eu .. eure Majestät!«, stotterte er und war ziemlich überrascht, wie gut der König aussah. Sicherlich er sah aus, wie ein Mann im mittleren Alter, aber er hatte ihn sich viel, viel älter vorgestellt. Grauhaarig, mit langen strähnigen Haaren und Wimpern die den Himalaja überragten und einer protzigen schweren goldigen mit Diamant gefüllten Krone, die den Kopf zu einer Birne verzog, oder so. Man musste dazu sagen, dass Lan kein Interesse an Politik hatte und so hatte er auch nie so richtig den König im Fernsehen gesehen. Vielleicht mal kurz, aber das war es auch schon.

 

Der König klatschte kurz in die Hand und ein Pinguin, ähm sorry ein Butler kam rein.

 

»Edward, bitte begleite meine Gäste in meine privaten Räume!«

 

»Sehr wohl, eure Majestät!«, sagte er und wandte sich an die Talfons. »Bitte hier entlang!«

 

Lan drehte sich zum Dark Servant und bevor er etwas sagen konnte, schüttelte der Dark Servant den Kopf. Kurz schaute er zum König, wieder zurück und wieder zum König und verzog seine Lippen zu einem schmalen Strich.

 

»Geh!«, sagte der Dark Servant sanft.

 

»Aber ich will, dass du dabei bist! Bei mir!«

 

»Es geht nicht. Dass was der König mit dir und deinen Eltern besprechen will, damit habe ich nichts zu tun!«

 

»Doch hast du! Du bist mein Gefährte ...«

 

»Lan, das weiß der König schon und er wird es für dich berücksichtigen.«

 

»Für mich? Was ist mit dir? Nimmt er Rücksicht auf dich?«, das hätte er gerne gesagt, doch seine Mutter rief ihn.

 

»Geh schon, sonst verlierst du den Anschluss und hier im Schloss, verläuft man sich gerne, wenn man sich nicht auskennt!«

 

»Okay, sehen wir uns ... später vielleicht?«

 

»Vielleicht!« Lan nickte, drehte sich um und ging.

 

Der König hatte geduldig gewartet, bis Lan außer Sichtweite war, und wandte seine Aufmerksamkeit den noch immer knienden Dark Servant zu.

 

»In deinem Zimmer ist ein Donar für dich. Der nach seiner Bedienung heimgehen will!«, sagte der König und als der Dark Servant was erwidern wollte. »Keine Widerrede und du wirst dich erholen. Wärst du nicht vor dem Wahnsinn gestanden, hätte ich dir das schon früher befohlen und du weißt, dass ich es nicht schätze, wenn du nicht zu 100 % leistungsfähig bist. Geh und danach wartest du auf weitere Anweisungen, das ist ein Befehl!«
Bevor der Schmerz durch die Ringe aufkam, wegen Befehlsverweigerung antwortete der Dark Servant.

 

»Wie Ihr befiehlt mein Gebieter.« Somit wandte sich der König von ihm ab und ging.

 

Tief atmete der Dark Servant ein und stand schließlich auf.

 

»Also geht es in diese Richtung, wie geahnt. Du bist echt sehr leicht zum Durchschauen Ivo«, dachte er und machte sich auf dem Weg zu seinem Zimmer. Ihm blieb nichts anderes übrig, denn wenn er den Befehl missachtet, würden die Ringe darauf reagieren und noch mal, stundenlang diese Schmerzen ertragen zu müssen, dafür fehlte ihm einfach die Kraft.

 

Er betrat sein Zimmer und auf der Couch saß eine junge Frau. Der Dark Servant scannte sie kurz und erkannte, dass sie keine Jungfrau mehr war, bereits eine Geburt hinter sich hatte und das sie Tabak konsumierte. Aber das störte ihn nicht, solange kein Alkohol im Blut war. Alkohol und ein Biss von einem Vampir konnte sich verheerend auf dem Gesundheitszustand eines Donars auswirken. Sofern nichts mit Sex zu tun hatte. Denn wenn Sex mit im Spiel wäre, so wäre der Alkoholkonsum des Donars sogar förderlich und der Donar würde überglücklich und total befriedigt nach Hause gehen, mit einer Nachwirkung, es kann süchtig machen.

 

Die junge Frau schaute auf und lächelte.

 

»Guten Abend, mein Name ist Gabi und es tut mir leid, wenn ich deine Gastfreundschaft nicht vollständig ausnutzen kann. Ich habe ein Kind daheim, das auf mich wartet«, sagte sie geradeaus und er nickte lächelnd. So jemand war ihm lieber als, die, die alles ausnutzten. Vor allem war da kein Aber ... das war ihm schon viel Wert.

 

»Kein Problem, ich respektiere deinen Wunsch«, sagte er und sie schaute ihn sprachlos an. Denn meistens, wenn sie einen Vampir bediente, wollte dieser, dass sie die ganze Nacht bei ihm oder ihr verbrachte. Nicht gerade wegen Sex, sondern wegen, dem Ansehen. Es blieb meistens nicht unbemerkt, wenn ein Donar bei einem Vampir verweilte und wenn dieser Donar früher ging, bevor es Frühstück gab, dann war das Gerede groß.

 

»Danke. Wie möchtest du es?«, fragte sie.

 

»Dein Handgelenk genügt. Mach es dir auf der Couch oder auf dem Bett, oder wo es dir am liebsten ist, bequem«, sagte er und lockerte seine Krawatte.

 

»Nun gut, dann bleibe ich auf der Couch. Soll ich für dich etwas ausziehen, oder ...«

 

»Nein, brauchst du nicht. Ich brauche nur dein Handgelenk, wenn ich da ohne Probleme ran komme, dann ist alles okay.«

 

»Okay!«, sagte sie ruhig und krempelte die Ärmel hoch.

 

Noch bevor sie fertig war, biss der Dark Servant zu und sie zog scharf die Luft ein. Aber beim ausatmen kam ein tiefer und stöhnender Ton. Sie schlug ihre Beine übereinander und schloss ihre Augen. Sie hatte schon einige Vampire bedient, aber so einen intensiven Biss hatte sie noch nie erlebt und es dauerte nicht lange, bis sie zum Orgasmus kam. Auch das hatte sie noch nie erlebt.
Für einen kurzem Moment war sie wie auf Wolke sieben und um nächsten Moment sah sie, wie ihr ›Kunde‹ sie in aller Form und ziemlich distanziert behandelte. Dies holte sie wieder zurück.

 

»Danke Gabi!«, sagte er und lächelte sie leicht an.
Auch das war merkwürdig. Bei den Vampiren, auch wenn sie Donars hoch schätzten, und viele ihre persönlichen Donars hatten, so kam es bei ihr sehr selten vor, dass sich ein Vampir bei der ersten Sitzung ihren Namen merkte.

 

»Alles Gut ich habe zu danken!«, sagte sie und sie spürte, wie ihre Wangen zum glühen anfingen. Noch nie wurde sie so zu vorkommend und gleichzeitig distanziert behandelt und nie hatte sie bei einer Sitzung einen Orgasmus. Wer war nur dieser Vampir und warum hatte ihr sein Biss so angetan und unwillkürlich erwachte in ihr der Wunsch, dass sie sein persönlicher Donar wurde. »Also dann, ich verabschiede mich. Auf Wiedersehen!«, sagte sie und verließ das Zimmer.

 

Der Dark Servant spürte, wie sich sein Gesundheitszustand rapide verbesserte. Blut aus der Vene eines Menschen war tausendmal besser als Konservenblut. Das musste er sich eingestehen, aber er wäre nicht er, wenn er nicht immer wieder widerstand leistete. Er war ein Sklave, an dieser Tatsache konnte er jetzt nichts ändern, aber er besaß immer noch seinen Willen und diesen würde er immer weiter stählern, bis zu dem Tag, an dem er dem König wieder die Stirn bieten konnte. Und der Dark Servant wusste, dass es dann sehr viel anders ausgehen würde. Denn im Gegenzug vom König beobachtete der Dark Servant ihn, was der König mit der Zeit schleifen lassen hatte, weil, der Dark Servant sich immer wieder von der gleichen Seite zeigte, was man vom König nicht behaupten konnte. Immer wieder gab es Situationen, die dem König überforderten oder die er nicht bewältigen konnte und der Dark Servant merkte sich alles. Auch welche Schwachpunkte der König besaß und im Laufe der Zeit hatten sie sich angehäuft.

 

Zum einen war da seine Gefährtin ... okay ihr würde er nichts antun, schon gar nicht, weil das ein Tabu war. Niemand der halbwegs, ich sage mal menschlich war, oder bei Verstand, würde zu solchen Mitteln greifen. Dann waren da seine Kinder, es müssten jetzt vier oder fünf sein, der Dark Servant wusste es nicht und ihm war es egal. Mit dem König sein Privatleben hatte er nichts zu tun. Und noch einige Sachen, die weit in die Politik gingen, darüber er aber schwieg, aber wie gesagt, er sich alles merkte.

 

Aber durch des, dass er viele Szenarien durchgedacht hatte, war ihm bewusst, das der König ihn wieder mehr in der Zange hatte und ihn noch weiter, nein noch mehr unterjochen konnte.

 

Lan.

 

Wenn es so ablief, wie er es den Eltern erzählt hatte, kam a: Das sie für eine kurze Zeit zurück ins Haus konnten, bevor sie ins Schloss ziehen mussten, würde er noch weiter ihr Nachbar sein. Somit konnte er seinen Gefährten immer sehen, wann er es wollte, bevor Szenerie B kommt.
Bei B: Würden sie ab sofort ins Schloss ziehen und er würde seinen Gefährten, wenn er auf keiner Mission war, vielleicht immer sehen können. Allerdings gingen ihm selbst da sehr viele Szenarien durch den Kopf. Meistens Unschöne, die der König auskostete um ihn weiter beherrschen zu können und eins, was ihm durch den Kopf ging, hoffte er, dass es nicht eintreten würde.

 

Bei C: Blieben die Talfons im Haus wohnen unter ständiger Bewachung und eingeschränktem Lebensraum und er, würde immer nur innerhalb von vier Tagen einmal seinen Gefährten sehen dürfen. Das war eins der Dinge, die der König, während der ›Disziplinierung‹ herausfinden wollte. Wie lange hält der Dark Servant ohne seinen Gefährten aus. Vier Tage waren das Maximum. Beim fünften Tag würde sich der Wahnsinn einstellen und dann wäre es zu spät. Aber wie gesagt, waren das alles nur Spekulationen oder Szenarien, die der Dark Servant aufgestellt hatte. Im Allgemeinen lag alles in der Hand der Talfons und da hatte er keinen Einfluss.

 

Er kannte sie noch nicht so lange, um eine Vermutung aufstellen zu können. Aber er kannte den König und er würde immer das beste für sich heraussuchen und das war B. Also würde er es den Talfons Eltern so schmackhaft machen wie möglich.

 

Dennoch A, B oder C. Für was sie sich entschieden, das lag in ihren Händen.

Kapitel 34:

Der Butler Edward führte die kleine Familie durchs Schloss und auch hier, wurden sie beobachtet. Wie der Dark Servant es gesagt hatte, der König wollte die Familie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ziehen und er war dankbar, dass Miriam Talfon ihre Herkunft nicht vergessen hatte und dafür gesorgt hatte, dass ihr Mann und ihr Sohn halbwegs anständig gekleidet waren.

 

»So wir sind da!«, sagte Edward und öffnete eine Tür. Sie traten ein und es sah wie ein Wohnzimmer aus. Es war gemütlich eingerichtet mit etwas Luxus und bat sie auf der Couch Platz zu nehmen. Die Talfons setzten sich und der Butler bot ihnen Getränke an.
Sie gaben ihren Wunsch durch, nur Lan war etwas zurückhaltend.

 

»Wir haben auch Cola, wenn es der junge Herr wünscht!« Verhaltend nickte er und der Butler stellte die Getränke und etwas Knabberei hin.

 

Nachdem der Butler die Getränke hingestellt hatte, verschwand er wieder und der König der kurz darauf reinkam, nahm das Wort in die Hand.

 

»Ich will nicht um den heißen Brei reden, aber fakt ist, dass ihr alle in Lebensgefahr schwebt und ich euch ein Angebot unterbreiten möchte ...«

 

Es kam, wie es der Dark Servant der Familie gesagt hatte und zu guter Letzt, wurde die Familie in ihr neues Zuhause geführt.

 

Es war ein ganzer Schlossflügel, mit verschiedenen Wohnungseingängen. Eine Tür öffnete Edward und ihnen wurde ein dreistöckiges Wohnbereich gezeigt. Die nächste Tür war ein sehr geräumiges Apartment, das nächste war eine Art Loft und so wurde der Familie ihr neues Zuhause gezeigt mit separatem Eingang. Hinterhof, Garten, Sportanlage, Pool, Sauna und vieles mehr, was sie komplett für sich nutzen durften. Auch bot der König ihnen Zimmermädchen und Butler an. Aber es war nicht alles. Nachdem sie sich die verschiedenen Wohnbereiche angesehen hatte, führte der König sie in einen anderen Teil des Schlosses und anhand des Geruches, was ihnen entgegenkam, erkannte Ralf das es medizinische Herkunft war. Auch da hatte der Dark Servant recht behalten und der König bot ihnen ihren neuen Arbeitsplatz an.

 

»Sie scheinen nicht so überrascht zu sein!«, stellte der König fest, nachdem der Rundgang beendet war.

 

»Das stimmt!«, gab Miriam zu und Ralf nickte. »Es ist genauso, wie der Dark Servant es gesagt hatte.«

 

»Verstehe!«, gab der König nur darauf und im Innern belächelte er dies. So hatte die Familie bereits Zeit gehabt darüber nachdenken können.

 

Dieser Rundgang war vielleicht das i-Tüpfelchen, um ihre Entscheidung zu beschleunigen.

 

Die Frage lautete allerdings, bis wie weit der Dark Servant wieder in die Zukunft gedacht hatte. Das war eine sehr gute, bis verheerende Eigenschaft von ihm. Sein Verstand war seine größte und gefährlichste Waffe und wenn er nicht sein Sklave wäre, so wäre er wohl der schlimmste Erzfeind, den man sich vorstellen konnte.

 

Nachdem sie wieder zurück im königlichen Wohnzimmer gegangen waren, kam die entscheidende Frage auf, die die Eltern sofort beantworten konnten.

 

»Wir haben uns schon darüber Gedanken gemacht, aber waren uns noch unschlüssig, aber jetzt, nachdem wir das alles gesehen haben und Sie keine Anzeichen gemacht haben Lan einsperren zu wollen. Im Gegenteil, Sie ihm die Freiheit und sein Leben selbst zu bestimmen überlassen, und Sie sich sogar darüber Gedanken gemacht haben, wie er in die Schule kommt und alles Weitere ... und uns sogar eine ...« Ralf stockte kurz, weil er emotional sehr aufgewühlt war. »Arbeit zukommen lassen, damit wir unser Leben, ohne Einschränkungen weiter führen können, würden wir gerne Ihr Angebot annehmen.«

 

Nach einem weiteren langen Gespräch, wie es nun weiter ging, wurden die Talfons verabschiedet und der König war auf dem Weg zum Dark Servant.

 

Ohne anzuklopfen, betrat er das Zimmer und sah ihn auf seiner Couch liegen. Seine Augen waren geschlossen und seine Atmung ging gleichmäßig. Er schlief. Er schlief wirklich tief und fest, dass er ihn nicht bemerkte.

 

»So ist es gut. Erhole dich Shay Nightheart! Denn ich brauche dich noch!«, dachte der König und blickte aus dem Fenster zum Nachthimmel. »Die Zeit wird kommen und ich weiß nicht, ob ich alle Vorbereitungen getroffen habe. Shay ich brauchen deinen Verstand und deine Kraft und es tut mir unendlich leid, dass ich dir das aufgebürdet habe, aber wir sind nicht alleine ... hätte das Orakel nur nie diese Prophezeiung ausgesprochen, hätte ich nie den Krieg angefangen und es gäbe noch alle Clans, die ich vernichtet habe, wir magische Wesen würden immer noch im Schatten unter den Menschen leben, es würde keine Koexistenz geben, die für das Kommende unverzichtbar ist und du, mein Freund, ja ich sehe dich als Freund an, nein so darf ich nicht denken, du bist mein Sklave und ja du wärst immer noch der König der Dunkelvampire. Aber jetzt ist es von großer Wichtigkeit den Omega zu beschützen, denn ich, nein wir können uns keinen Krieg, oder einen Weltkrieg leisten, denn das würde meine jahrelange Vorbereitung zunichtemachen.« Der König ballte seine Fäuste und verließ leise das Zimmer.

 

***

 

»Ivo Leaffall aus dem Clan Leaffall, wir ernennen dich zum König!«

 

Noch immer hallte dies in seinen Ohren nach und er strahlte jeden und alles an. Nie im Leben hätte er daran gedacht, einmal auserwählt zu werden. Aber es wurde zur Realität.

 

Ivo hatte noch einen älteren Bruder, Hal, der der Kronprinz war, aber er verzichtete auf sein Vorrecht, einmal den Thron zu besteigen, denn er war ein Abenteurer, ein Lebemann und wollte sein leben in vollen Zügen genießen, das tat er auch heute noch und der König sah seinen älteren Bruder, alle heilige Zeit mal.

 

Aber kein halbes Jahrhundert, als er den Thron bestieg, rief das alte Orakel ihn zu sich.

 

»Es wird eine Zeit kommen ... eine Zeit, in der alle Geschöpfe der Natur zusammenarbeiten müssen. Vereinige alle. Die Menschen und die magischen Wesen. Die Zukunft ... die Zukunft wird ausgelöscht werden, von einem Feind, der nicht von dieser Welt ist. Es darf keine Spaltung herrschen. König Ivo Leaffall aus dem Clan Leaffall, vereinige alle unter deinem Namen...« Die Prophezeiung ging noch weiter und gab kleine Hinweise darauf, wie er es schaffen konnte und ein Hinweis nahm er sich zu Herzen. »Verbünde dich mit dem König der Dunkelvampire, er wird ein mächtiger Verbündeter sein, der in der Zukunft die entscheidendste Rolle spielt.«

 

Zuerst hatte er es bei den verschiedensten Clans mit Diplomatie versucht, aber so wie es bei den Vampiren eben so war, kam ihr eigener Stolz dazwischen. Von wegen und sie würden sich so einem Grünschnabel unterordnen und ihn als den alleinigen König ansehen. So ging es viele Jahrzehnte bis Ivo nicht mehr ein noch aus wusste. Er wusste nicht, inwieweit es in die Zukunft war. Der Einmarsch der feindlichen Armee könnte in einem Jahrhundert sein oder erst in fünfhundert Jahren, er wusste es nicht. So blieb dem König nichts anderes übrig als den ersten und einzigen Vampirkrieg zu beginnen. Das Resultat war heute zu sehen. Er war der Alleinherrscher über die Vampire. Der Vampirkönig.

 

Manchmal wollte er wirklich nur König Ivo Leaffall aus dem Clan Leaffall sein und mit seiner Gefährtin und seinen Kindern ein ruhiges Leben führen.

 

Ein paar Stunden später wachte der Dark Servant auf.

 

»Es ist immer noch dunkel draußen«, dachte er sich und sah, auf seinem Handy, dass er eine Nachricht bekommen hatte.

 

»Tzzz!«, machte er nur, als er den Namen las und öffnete die Nachricht.

 

»Wenn du ausgeschlafen hast, will ich dich sehen!«

 

»Wie fest habe ich denn bitteschön geschlafen, dass ich ihn nicht bemerkt habe. Das ist voll Bullshit!«, fluchte er im innern und raffte sich auf.

 

»Das wird er mir ranreiben und wahrscheinlich einen neuen Befehl in die Ringe speichern, verdammt!«

 

Ein paar Minuten später kniete er vor dem König.

 

»Ausgeschlafen?«, fragte dieser, aber er erwartete keine Antwort darauf. Das Einzige was er vernahm, war, wie der Dark Servant »Tzz!«, von sich gab. »Ich will eins von dir wissen, wie lange weißt du schon, das Phelan Talfon ein Omega ist. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass du das nicht erst erfahren hast, als euer Band geknüpft wurde. Also warum hast du mir so eine wichtige Information verschwiegen?«

 

»Wenn das Informationsteam eine bessere Aufklärung geleistet hätte, hättet Ihr es schon viel früher gewusst«, sagte der Dark Servant.

 

»Das ist nicht die Antwort auf meine Frage und darum werde ich mich auch noch kümmern, also antworte mir!«

 

»Nun eigentlich war das eher Zufall!«, antwortet er und der König hob überrascht seine Augenbrauen.

 

»Zufall?«

 

»Ja Zufall!«, sagte der Dark Servant und erzählte, wie es ablief.

 

»Verstehe und warum hast du mir dies vorenthalten?«, fragte der König und der Dark Servant blickte ihm fest in die Augen.

 

»Könnt Ihr Euch das nicht selbst denken?«, fragte der Dark Servant leicht sarkastisch und der König schmunzelte.

 

»Denken schon, aber ich will es aus deinem Mund hören!«

 

»Ahhh ... Welche Antwort würde Euch wohl sehr wütend machen? Mal überlegen. Die Ausrede, dass ich meinen Gefährten schützen wollte, ist ja hinfällig. Nun welche soll ich nehmen? Also ich hätte die, weil Mr. Talfon seinen Sohn schützen wollte. Weil ich Eure Macht nicht weiter ausbreiten lassen wollte. Weil ich eine Auseinandersetzung, wenn eine andere Partei davon Wind bekommen hätte, gefördert hätte. Nun wenn ich weiter darüber nachdenke, kommen mir noch einige andere Antworten in den Sinn. Ihr könnt Euch Eure Antwort selbst aussuchen, denn alle drei sind meine Antworten, mein Gebieter. Ach da fällt mir ein, was macht denn im Moment die andere Partei. Sie müsste doch schon langsam Wind bekommen haben, dass da etwas nicht stimmt. Ihr habt doch Mr. Talfon bestimmt geraten seinen Blog zu löschen und die Forschungsunterlagen zu vernichten.«
Der König kam nicht umhin, seinen Verstand wieder zu loben. Er brauchte dem Dark Servant nur ein kleines Schnipsel hinwerfen und er bekam Einblick vom Ganzen. Und wie gerne würde er ihm von der Prophezeiung erzählen, aber noch war es nicht soweit.

 

»Wie recht du hast und genau diese Antworten von dir, kamen mir durch den Sinn, nicht nur das, auch habe ich Mr. Talfon geraten dies zu tun. Aber dem beiseite. Ich befehle dir mir nie wieder, Informationen und wenn sie noch so unwichtig sind vorzuenthalten. Hast du verstanden!«

 

Schmerz durchzog den Dark Servant und seine Atmung stockte.

 

»Ja mein Gebieter!«, krächzte er raus und in dem Moment ließ der Schmerz nach.

 

»Gut du kannst zurück in die Siedlung gehen und beschütze weiterhin die Familie und hilf ihnen beim Umzug!«

 

»Wie Ihr befiehlt, mein Gebieter!«, sagte er und stand auf.

 

»Wie gedacht ist es Szenario B. Nun dazu habe ich wohl auch mit beigetragen«, dachte der Dark Servant und verließ das Arbeitszimmer. Leicht lächelte er, als er die Tür hinter sich schloss. »Geschafft! Lan ich werde dich immer beschützen und dir das Leben ermöglichen, welches du willst! Egal wie ich darunter leiden werde. Du bist mein Gefährte.«

 

Mit diesen Gedanken verließ er das Schloss, stieg in den BMW und fuhr zurück zur Siedlung.

Kapitel 35:

Es war kurz vor Sonnenaufgang, als der Dark Servant in die Siedlung ankam und die Erste, die ihn begrüßte, war Yvette.

 

»Guten Morgen!«, sagte sie und nippte an ihren Kaffee. »Willst du auch einen?«, fragte sie, er nickte und setzte sich an den Tisch. Yvette hingegen ging an die Kaffeemaschine, drückte auf einen Knopf, damit die Kaffeemaschine ihre frühmorgendliche Arbeit nachgehen konnte und Yvette ließ die Jalousien runter. »Ich nehme an, dass du noch nicht das Ritual durchgeführt hast?«, fragte sie lächelnd.

 

»Ja das stimmt und heute, bin ich noch nicht mental fit dafür. Danke Yvette!«

 

»Hmm ... passt schon!«, sagte sie und entnahm die Tasse, weil die Kaffeemaschine fertig war. Sie stellte die Tasse vor ihm hin und setzte sich auf ihren Platz. Wieder nippte sie und schaute ihn schließlich an.

 

»Meine Lieblinge haben etwas aufgeschnappt. Die Talfons ziehen ins Schloss?«, fragte sie und er nickte.

 

»Ja, deswegen bin ich zurück. Wir werden ihnen beim Umzug helfen und das ist auch der letzte Auftrag für euch.«

 

»Okay!«, sagte sie und streckte sich durch. »Urlaub ist vorbei. Nun gut, dann werde ich mich mal wieder um meine Aufträge kümmern! Außerdem wird es hier in der Siedlung langsam eng.«

 

Der Dark Servant lächelte sie an und hoffte, dass sie heil zurückkam.

 

»Eng?«

 

»Ja, die Bruderschaft, die überall versteckt ist. Es stört meine Lieblinge und einige sind schon geflohen, weil ...«

 

»Verstehe. Ich kümmere mich darum. Kannst du mir sagen, wer?« Sie nickte und sagte es ihm. Kurz darauf war er verschwunden und sie atmete tief ein.

 

»Jo!«, sagte der Dark Servant, als er sich in einem Keller materialisierte. Alle erschraken und zückten ihre Waffen. Doch Einige die ihn erkannten steckten ihre Waffen zurück.

 

»Was wollt Ihr hier?«, fragte einer, der wohl für diese Mission der Truppenführer war. Es schien, dass er den Dark Servant erkannte. Er grinste nur und ging auf einem Vampir. »Du!«, sagte er und zeigte auf ihn. »Und du!« Die beiden schauten sich gegenseitig an.

 

»Wer bist du? Weißt du nicht, wer wir sind?«, rief einer von den beiden und der Dark Servant grinste weiter.

 

»Halt die Klappe Vaughan!«, sagte der Truppenführer und trat vor den beiden. »Kann ich was für euch tun?«

 

»Sicher! Erklär den beiden, die Regeln für einen Außeneinsatz in einem Stadtgebiet!« Nun stand Verwirrung in allen ihren Gesichtern. »Ich helfe euch, was besagt die Regel für die Nahrungsaufnahme!« Keiner gab eine Antwort, weil es für sie wohl Blödsinn war, darüber ausgefragt zu werden. Diese Regel war sehr einfach. »Keiner weiß es?«, fragte der Dark Servant nach ein paar Sekunden. »Nun ich kläre euch auf. Die Nahrung wird nur über die mitgeführte Ration aufgenommen. Sehr einfach oder? Aber warum, werden hier in dieser Siedlung ein paar Katzen vermisst? Wenn es sich um eine einzige Katze handelt, kann man darüber hinwegsehen, aber es werden bereits einige Katzen vermisst und das kann man nicht mehr so leicht vertuschen!«, sagte der Dark Servant und dem Truppenführer fiel die Kinnlade runter. Er drehte sich um und schaute die beiden an.

 

»Ist das verdammt noch mal euer ernst? Ihr gefährdet den Einsatz!«

 

Vaughan schnalzte nur mit der Zunge.

 

»Was ist schon dabei? Es ist ja nur eine Katze!«, sagte er und schon wurde er vom Truppenführer gepackt.

 

»Nur eine Katze! Bist du wahnsinnig! Hast du eine Ahnung was jetzt passiert, wenn er es schon mitbekommen hat und genau weiß, wer die Katzen ausgesaugt hat!«

 

»Was will der schon ausrichten. Ich bring ihn zum schweigen!«, sagte Vaughan, der Truppenführer und drei Weitere zogen scharf die Luft ein.

 

»Was ist mit euch? Seid wann zieht ihr eure Schwänze ein?«

 

»Du Idiot! Weißt du überhaupt, wer ER ist?« Der Dark Servant kicherte.

 

»Hauptmann Nightheart wird es bestimmt gefallen, wenn er so einen Vollpfosten-Haufen sieht!« Jetzt riss Vaughan die Augen leicht ängstlich auf, denn mit seinem Hauptmann war nicht gut, Kirschen zu essen, wenn man eine Regel missachtet. »Nun gut, ich werde es für heute so belassen und du schaust, dass du diese Spacken besser unter Kontrolle hast, das nächste Mal werde ich nicht mehr so gnädig sein!«

 

»Wer bist du und woher kennst du unseren Hauptmann?«, schrie Vaughan.

 

»Halt endlich die Klappe Vaughan! Du spielst mit deinem Leben!«, versuchte der Truppenführer in weiter zurückzuhalten, aber Vaughan riss sich los. Er konnte es nicht verstehen, warum gerade diese halbe Person, ein Niemand, erstens seinen Truppenführer zum Scheißen brachte, und auch noch den Namen von Hauptmann Nightheart ohne mit der Wimper zu zucken aussprach. Und bevor er sich versah, lag er auf dem Boden und sein Arm war unnatürlich verdreht. Der Dark Servant hielt ihm mit der einen Hand den Mund zu und mit der anderen hielt er den verdrehten Arm fest. Selbst die anderen konnten nichts sehen, außer das ihr Teammitglied plötzlich auf dem Boden lag und beim Schreien gehindert wurde.

 

»Also Vaughan heißt du, ja? Es ist immer wieder schön, jemanden kennenzulernen der einen nicht kennt und der Meinung ist, alles mit seiner nichtvorhanden Mannesstärke und mini Klöten bezwingen zu können, anstatt seinen geringen Verstand zu nutzen. Vielleicht ist es, weil du auch so heißt? Vaughan, bedeutet doch der Kleine, oder?«, grinste der Dark Servant ihn an. »Nun da ich dich jetzt kennengelernt habe, stelle ich mich vor. Ich bin der Dark Servant und ich gebe dir eine Warnung mit, weil ich heute ziemlich gute Laune habe. Halte dich an die Regeln, sie sind nicht umsonst aufgestellt worden, sie haben alle eine wichtige Bedeutung, nicht wahr? Und du als Mitglied der Bruderschaft solltest es eigentlich wissen! Das nächste Mal werde ich nicht mehr gnädig sein und du wirst es nicht einmal mitbekommen, wenn dein Kopf von der Schulter rollt.« Der Dark Servant schaute dann den anderen an. »Für dich gilt das Gleiche!« Nun ließ er den am Bodenliegenden los und war genauso schnell wieder verschwunden, wie er erschienen war.

 

Vaughan stand auf und rieb sich seinen Arm, der sich langsam wieder selbst heilte.

 

»Was zum Teufel macht dieser Typ hier?«, fragte er nun etwas kleinlaut und alle anderen fragten sich das ebenfalls. Nur der Truppenführer atmete tief und wohl ziemlich gestresst ein.

 

»Das bedeutet, dass wir diese Mission auf keinem Fall vermasseln dürfen, sonst geht es unserem Trupp voll an den Kragen!«, zischte er und die anderen zuckten zusammen. Sie erkannten den Ernst der Lage. »Die Tagschicht geht jetzt raus! Und haltet euch an die Regeln!«

 

»Wieder zurück?«, wurde er von Yvette begrüßt, die noch immer an ihrem Kaffee nippte. »Das ging schnell!«

 

»Waren nur kleine Fische!«, meinte er und sie kicherte. Für den Dark Servant waren alle nur kleine Fische. Sie kannte niemand der ebenbürtig geschweige denn stärker als er war.

 

Da die Sonne aufging, ging der Dark Servant in sein Zimmer hoch und legte sich ins Bett. Ca eine Stunde blieb er wach, aber als es Zeit war, hörte er nicht den Weckruf von Miriam und er überlegte, welchen Tag heute war. Wenn seine Rechnung stimmte, sollte heute Montag sein und zur Sicherheit schaute er auf sein Handy. Ja es war Montag, aber warum weckte sie ihren Sohn nicht? Und schon lächelte er, weil sie selbst noch schlief.

 

»Na, es war abzusehen, eine Audienz beim König kann sich Stunden hinziehen!«, dachte er und schloss die Augen. Kurz darauf war er eingeschlafen.

 

»Moing!«, gähnte Akame, als sie in die Küche kam und sich schläfrig an den Tisch setzte. »Jan was gibts zum Frühstück?«, fragte sie und legte ihren Kopf auf den Tisch.

 

»Guten Morgen Akame. Mach deine Augen auf, dann siehst du, was es zum Frühstück gibt!«, sagte Jan und stellte etwas köstlich Duftendes auf den Tisch. Zuerst öffnete sich ein Auge von Akame und als sie den Berg von Pfannkuchen sah, öffnete sich ihr zweites Auge.

 

»Wow ... Jan ich liebe dich!«, rief sie hellwach und zog den Teller mit dem Berg aus Pfannkuchen zu sich. Yvette belächelte sie. Auch wenn sie bereits an die tausend Jahre ging, war sie in ihrem Herzen wie ein Kind. Kein Wunder, das sie immer wie 12 aussah.

 

»Oh Miriam ist wach!«, sagte Yvette und schaute aus dem Fenster. Als Dark Servant nach oben ging, hatte Yvette die Jalousien wieder geöffnet.

 

»Hihi, die Arme ist wieder aus dem Haus geschmissen worden!«, kicherte sie und schaute der Katze hinterher. »Danke meine Liebe!«, flüsterte sie und es schien, als ob die Katze kurz nickte.

 

Akame ging mit Lan in die Schule und Yvette und Jan erledigten ihren letzten Auftrag, den sie von Dark Servant bekommen hatten. Den Talfons beim Umzug zu helfen.

 

Auf Anraten vom König hatten Miriam und Ralf ihre Arbeit von heute auf morgen gekündigt und waren überrascht, das es so einfach ging. Ralfs ausstehende Finanzierung im Krankenhaus war vollständig übernommen worden und es gab bereits einen Nachfolger und auch Miriams Stelle wurde besetzt.

 

Die Abgabe und Übernahme der Praxis ging leicht vonstatten. Ralf hatte im Vorfeld die sämtlichen Krankenunterlagen auf Stick gezogen, man wusste ja nie, wie die Technik zu spinnen anfing und die Geldkassette nahm er vorsichtshalber schon an seinem ›letzten‹ Arbeitstag, von dem er nicht wusste, dass es sein Letzter war, nach Hause mit. Das einzige was noch in der Praxis von ihm war, waren wenige persönliche Dinge, die sein Nachfolger sorgfältig verpackt und einem aus der Bruderschaft mitgegeben hatte.

 

Die Eltern hatten bereits einige Umzüge hinter sich, bevor sie sich das Haus gekauft hatten, und waren überrascht, wie schnell alles ging, bei 10 oder 15 Mann und Frauen, die zur Hand gingen, hatte sie das Zählen aufgehört. Die Männer übernahmen die Männersachen und die Frauen übernahmen die weiblichen Sachen. Mit anderen Worten, Beverly ihr Zimmer wurde nur von Frauen ausgeräumt und auch im Bad, wo vieles von Frauen genutzt wurde, übernahmen sie. Auch übernahmen sie das Ausräumen der Kleiderschränke, Küchenschränke und Wohnzimmerschränke und einpacken in die Kartons und das Einschlichten in dem Umzugswagen. Nicht das irgendetwas von dem kostbaren Porzellan kaputt ging. Als die Schränke ausgeräumt waren, übernahmen die Männer und schraubte sie auseinander.

 

»Wie oft macht ihr das?«, fragte Ralf, als nach noch nicht einem halben Tag die kompletten Kinderzimmer leer waren.

 

Ein Mann, der ein Karton in der Hand hielt, blieb stehen.

 

»Oft!«, sagte er und ging an ihn vorbei.

 

»Oft«, wiederholte Ralf und zuckte die Schultern.

 

Während die Männer mit ihrer Kraft nur so strotzten, hörte er wie seine Frau sich mit den anderen Frauen köstlich amüsierte. Es hörte sich an wie ein Kaffeeklatsch und er ging nachschauen. Es war nicht im Geringsten ein Kaffeeklatsch, sie unterhielten sich und lachten, während sie arbeiteten, und zwar Hand in Hand.

 

Er ging wieder zurück in den Flur, nahm einen fertiggepackten Karton und trug in zum Wagen.
Da sah er, wie der Schulbus ankam.

 

Gary der von der ganzen Aktion nichts mitbekommen hatte und weil Lan ihm nichts davon erzählt hatte, starrte den Umzugswagen ziemlich überrascht an. Selbst dann noch, als der Bus um die Kurve zur Haltestelle fuhr und der Wagen nicht mehr zu sehen war, starrte er zurück.

 

»Ey Alter ey! Was geht denn bei dir ab?«, fragte er und dann drehte er sich zu Akame. »Oder zieht ihr wieder aus, Hailey?«

 

Kurz tat sie so, als ob sie überlegte, und sagte ziemlich lässig. »Beide!«

 

»Beide was?«, fragte er.

 

»Wir beide ziehen aus!«, sagte sie und zeigte auf sich und Lan.

 

»HÄÄÄ?«

 

»Schau Lan zieht um und wir ziehen auch wieder aus. Jan geht es schlechter und braucht einen Spezialisten, den es hier in dieser Stadt nicht gibt!« Gut Haileys Argument konnte er verstehen und jetzt drehte er sich zu Lan um.

 

»Warum sagst du mir nicht, dass ihr auszieht und wohin?«

 

»Sorry habs vergessen!« Das war noch nicht einmal gelogen. Lan hatte es wirklich vergessen, das sie umzogen, denn er hatte damit zu tun, nicht aufzufallen beziehungsweise sich so normal wie möglich zu verhalten. Was in Anbetracht seines Alters wirklich schwer war.

 

»Vergessen?! Alter, so was vergisst man nicht!«

 

»Echt tut mir wirklich sorry!«

 

»Okay und wohin, wenn ich fragen darf?«

 

»Ins Schloss.«

 

»Aha ... hä, ins Schloss? Verarscht du mich?«

 

»Nein!« Da Gary Lan lange genug kannte, sah er, dass er nicht log.

 

»Und wie kommts ... das ihr ins Schloss zieht, was ein Ding der Unmöglichkeit ist ...«

 

»Papa hat sich um den Platz der Leitung, des Schlosshospitals beworben und bekommen, deshalb!«, antwortete Lan knapp.

 

»Ah!« Gary schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben und sie stiegen aus. Gary zog Lan in die Arme und sagte: »Alter ey, wir bleiben in Verbindung, Jo!«

 

»Okay!«, sagte Lan.

 

Als Lan nach Hause kam, sah er, dass sein Zimmer komplett leer war und er ging in die Küche. Aber selbst da, war fast nichts mehr drin.

 

»Ah Lan, wie war die Schule?«, fragte sein Vater.

 

»Wie immer!« Die Antwort war für sein Vater nicht einmal überraschend. Als er in dem Alter seines Sohnes war, war das auch seine Standardantwort gewesen.

 

»Gut«, sagte er und drückte seinen Sohn einen Karton in die Hand. »Bring den Karton raus und sag, dass es Küche ist!«

 

»Okay!« So half er mit, bis der Wagen voll beladen war und wegfuhr.

 

»Ah kurze Pause!«, sagte sein Vater und wischte sich die Stirn.

 

»Pa ich gehe mal rüber!«, sagte Lan und sein Vater nickte.

 

»Ja geh ruhig, bis der nächste Wagen kommt, dauert es noch ein bisschen. Ich habe Dark noch den ganzen Tag nicht gesehen!«, sagte Ralf und einige die beim Umzug mithalfen, blieben kurz stehen. Ihnen wurde es unbehaglich.

 

»Mr. Talfon meint aber jetzt nicht den Dark Servant?«

 

»Ich glaube nicht. Niemand wagt es, den Namen abzukürzen. Außerdem was will er hier?«

 

Lan ging rüber und klingelte. Nach kurzer Zeit machte Jan die Tür auf.

 

»Ist Dark hier?«, fragte Lan und Jan ließ ihn rein.

 

»Er ist oben und schläft.«

 

»Oh, dann will ich nicht stören und komme später wieder!«, sagte Lan und wollte wieder gehen, aber Jan packte ihn am Kragen.

 

»Geh ruhig.«

 

»Aber ...!«

 

»Geh, du bist sein Gefährte. Außerdem würde er stinksauer werden, wenn er diese fahle Ausrede von dir hört! Er braucht dich!« Das kam Lan bekannt vor. In den Tagen, indem er sich erholte und Jan erfahren hatte, wer sein Gefährt in Wirklichkeit war, saß er auch neben ihn und hatte gewartet, dass er wieder aufwachte. Er blickte die Treppe hoch und schlussendlich ging er zu ihm.

 

Leise klopfte er an, aber es kam nichts. So betrat er einfach das Zimmer und es war stockdunkel. Lan suchte den Lichtschalter, betätigte ihn und sah, dass er bereits schon auf niedrigste Stufe gedimmt war. Er wusste nicht warum, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals und ihm wurde es wieder warm.

 

»Verdammtes Omegadasein!«, fluchte er im Innern und trat ans Bett. Diese Reaktion rief wirklich sein zweites Geschlecht hervor und wenn Lan nicht täglich diese Tabletten nehmen würde, würde er jetzt komplett von seiner Hitze übermannt werden.

 

Sein Gefährte sah so friedlich und wunderschön aus. Die langen Wimpern, die Lan jetzt erst auffielen, seine feine Nase, diese wunderbaren Lippen und seine sehr langen Haare, die fast das ganze Doppelbett bedeckten. Das Einzige was ihm störte, waren die hässlichen Ringe, die wie ein kunterbunter Pudel auf seiner blassen Haut hervorstachen.

Kapitel 36:

Langsam und mit hochroten Wangen beugte er sich zu ihm runter. Strich sanft über die Stirn seines Gefährten und genoss den ruhigen Anblick.

 

»Du bist so schön!«, murmelte er und als ob es mit ihm durchging, beugte er sich weiter zu ihm und er drückte sanft seine Lippen auf die seines Gefährten.

 

Sein Gefährte, der durch einen wahnsinnigen erotischen Duft geweckt worden war, lugte etwas durch seine Lider. Er sah, wie Lan sich immer weiter zu ihm runter beugte, und als ob ein Traum in Erfüllung ging, berührten sich ihre Lippen.

 

Doch bevor Lan sich zurückziehen konnte, weil er wollte seinen Gefährten nicht wecken, wurde er gepackt und sah sich unter ihm liegen. Ohne ein weiteres Wort suchte der Dark Servant seine Lippen und forderte Einlass. Nach ewigen Minuten, beide konnten nicht mehr atmen, ließ der Dark Servant von ihm ab.

 

»Du lebst sehr gefährlich. Wirklich sehr gefährlich!«, hauchte er und küsste jede freie Haut, die er finden konnte.

 

Lan konnte gar nichts mehr sagen. Sein Gefährte schaffte es nur mit seiner Zunge die sanft über sein Hals strich, seine jetzt schon glühende Hitze zum brennen zu bringen. Er bekam nicht einmal mehr mit, wie seine Hose geöffnet, geschweige denn ausgezogen wurde und eine leicht kühle Hand ihren Weg suchte. Erst als er spürte, wie er umgriffen wurde, konnte er nur noch keuchen.

 

Nicht einmal fluchen oder keuchen war mehr drin, er stöhnte nur noch und ehe er sich versah, wurde die Hand von einem Mund ersetzt. Sein ganzer Körper lag unter Strom und die Reize, die sein Gefährte ihm gab, wurden von Sekunde zu Sekunde heftiger. Bis es sein Körper nicht mehr aushielt und er von seinem Gefährten aufgefangen wurde.

 

Minuten vergingen und der Dark Servant betrachtete Lan die ganze Zeit, bis er sich wieder beruhigt hatte. Hin und wieder leckte er sich über die

 

Lippen und er fing jetzt schon an, den Geschmack seines Gefährten zu vermissen.

 

Nachdem Lans Atmung wieder ruhiger ging, öffnete er seine Augen und ihre Blicke trafen sich.

 

»Das war ... war ...!« Weiter kam er nicht, denn seine Lippen wurden wieder verschlossen und der Dark Servant grinste ihn schelmisch an.

 

»Ich habe dir gesagt, dass du gefährlich lebst!«, sagte der Dark Servant und Lans Wangen wurden wieder rot.

 

»Schon aber ... ich habe mir nie vorstellen können, dass es so schön sein kann!«, meinte er und der Dark Servant legte seinen Kopf auf Lans Brust.

 

»Es wird noch schöner!«, sagte er. »Aber dafür musst du die Tabletten weglassen, damit du die Vereinigung während deiner Hitze vollständig genießen kannst!« Dies dachte er nur. Denn dunkle Gedanken kreisten in seinem Kopf. »Der König wird es nicht wollen, wenn sein kostbarer Omega, von einem Sklaven, der nicht einmal das Recht hat, einen Omega anzusehen, geschweige denn zu berühren, ein Kind bekommt. Er wird es mir definitiv verbieten.«

 

»Was?«

 

»Ich sagte, es kann noch schöner werden, aber du bist noch nicht bereit dafür!«

 

»Und wenn ich sage, dass ich das bin!«

 

»Wirklich?«

 

»Ja, schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe.«

 

»Hmm ... ich will dich auch, aber du bist noch nicht bereit.«

 

»Woher willst du das wissen?«

 

»Ich weiß es!«

 

»Und woher?«

 

»Hmm ... mein kleiner störrischer jungfräulicher Gefährte, ich weiß es eben!«

 

»Also bist du von der Sorte, ich warte bis zur Hochzeit!«, grummelte Lan und der Dark Servant kicherte.

 

»Nope, denn dann hätten wir unsere Hochzeitsnacht schon lange hinter uns. Die Knüpfung des Gefährtenbandes ist wie eine Art Hochzeit.« Lan erwiderte nichts mehr darauf. Auch wenn sie sich erst kurz kannten, wusste er, dass er, wenn es so weit war, das schönste Erlebnis erleben werden, was er jemals erlebt hatte. Allein der Gedanken daran, welche Gefühle sein Gefährte in ihm hervorgerufen hatten, nur bei einem Blowjob, schnellte seine Erwartung in die Höhe.

 

Der Kopf seines Gefährten ruhte friedlich auf seiner Brust, er strich über seine Haare und bald darauf, hörte er ruhiges Atmen. Er war eingeschlafen. Auch spürte er, wie seine Augen zufielen und kurz darauf, war er ebenfalls eingeschlafen.

 

Die letzte Nacht, in der er sehr spät ins Bett kam, die Schule und jetzt mit seinem Gefährten, forderte eben sein Tribut.

 

Es war kurz vor der Abenddämmerung und Miriam tippte mit dem Finger auf ihrem Arm rum.

 

»Wo bleibt der nur?«

 

»Wer?«, fragte Ralf, der nun wirklich sichtlich müde aussah.

 

»Lan, von wem soll ich denn sonst reden!«

 

»Lan? Er ist bei Dark.«

 

»Das weiß ich selbst, aber wir sind fast fertig und es ist schon spät und morgen ist wieder Schule. Dann noch die Fahrt zum Schloss und dann noch alles durchchecken, ob sie auch wirklich alles so aufgebaut haben, wie ich es will ... Die Kartons noch etwas auf die Seite räumen ...«

 

»Miri!«, sprach Ralf sie an, aber sie reagierte nicht. »Miri!« Wieder nichts. »Miriam!«, erst jetzt drehte sie sich zu ihm um.

 

»Was?«

 

»Fahren wir?«

 

»Lan ist noch ni...«

 

»Dark wird ihn schon mitnehmen!«

 

»Aber ...!«

 

»Miri, die beiden sind Gefährten. Da haben wir nichts mehr zu sagen und außerdem schätze ich Dark nicht so verantwortungslos ein. Also komm, wir sind hier fertig und Beverly ist auch schon unterwegs.«

 

»Okay! Ich hoffe, die im Schloss haben was zum Essen. Mir hängt der Magen auf Halbsechs. Und zwar was gescheites, nicht solches Klumpzeugs was man liebsten unbemerkt im nächsten Mülleimer schmeißen willst!«, jammerte Miri und Ralf zog unbemerkt Luft ein, rieb sich die Stirn und dachte:

 

»Und sie war mal eine Prinzessin ... Wie die Zeit einem verändern kann!«

 

»Hey Schlafmütze!«, wurde Lan sanft geweckt und er schlug gähnend die Augen auf.

 

»Was ist ...?«, fragte er und schaute sich erst einmal um. Langsam dämmerte es ihm, dass er am späten Nachmittag zu seinem Gefährten ging und schon glühten seine Wangen wieder auf, als er bemerkte, dass er nur ein T-Shirt dran hatte und untenrum nackt war. Die Augen von Dark Servant glühten rot auf, als er wieder den erotischen Geruch seines Gefährten wahrnahm und er musste sich zusammenreißen. Selbst vorhin musste er all seine Beherrschung aufbringen, um Lan nicht auf der Stelle komplett zu vernaschen.

 

»Das ist also der Geruch eines Omegas, wenn seine Hitze durchbrechen will! Kein Wunder, das es heißt, dass alle Alphas Amok laufen, wenn sie davon betroffen werden. Ich bin ein Vampir und rieche es, wenn es aber auch Alpha-Menschen betrifft, die keinen guten Geruchsinn haben, dann sind die Pheromone eines Omegas wirklich sehr heftig. Langsam kann ich es verstehen, warum auch Kriege ausgebrochen sind, wenn der Urinstinkt zur Paarung eines Menschen nicht mehr zu kontrollieren war und er davon besessen wurde. Selbst ich habe Schwierigkeit, mich zu beherrschen, und Lans Hitze wird gerade unterdrückt. Was wird passieren, wenn die Tabletten keine Wirkung mehr zeigen und die Natur durchbricht? Ich will gar nicht daran denken«, dachte er und lächelte seinen Gefährten sanft an.

 

»Wir müssen los!«

 

»Wohin?«

 

»Zu deinen Eltern.«

 

»Ich brauch doch bloß über die Straße zu gehen ...«, sagte Lan immer noch schläfrig und der Dark Servant kicherte.

 

»Kannst du gerne, wenn du willst, aber dann wirst du wohl oder übel auf dem Boden schlafen müssen, ohne Kissen und ohne Decke.« Wieder dämmerte es Lan.

 

»Ah ... stimmt ... ich bleibe hier ...«, grummelte er und kuschelte sich in die Decke.

 

»Nix da!« Die Decke wurde von ihm runtergerissen und landetet auf dem Boden.

 

»Mano! Warum nicht? Ich will nicht aufstehen ...« Als die Decke Lans Körper nicht mehr bedeckte, traf den Dark Servant ein Gemisch aus ihrer Lust und seinen Pheromonen und er schwankte kurz.

 

»Meine Güte!«, zischte er leise. »Komm, steh auf, ich warte unten!«, sagte er schnell und verließ das Zimmer. Er schaute sich nicht mehr um. Es war von vornherein nur eine Basis für seine Mission gewesen und die Klamotten, die er gekauft hatte, durfte er eh nicht mitnehmen und landeten im Altkleidercontainer.

 

Jan hatte ebenfalls alles abgebaut und ließ nur das zurück, was die Gruppe für die Bewachung bereitgestellt hatte. Er stand im Flur und schaute auf sein Handy. Sein Taxi, welches ihn zurückbrachte, würde auch jeden Moment ankommen. Er drehte sich um, als er jemand auf der Treppe hörte.

 

»Ah ... ich würde schon noch gerne hierbleiben. Diese Siedlung war mal was anderes!«, sagte Jan.

 

»Du bist doch kaum aus dem Haus gegangen, also was ist da so anders?«

 

»Typisch, dass du es nicht verstehst, aber egal. Es war schön, dich wiedergesehen zu haben«, sagte Jan und lächelte seinen Freund an.

 

»Ja!«

 

»Das nächste Mal hoffe ich unter anderen Umstände!«, sagte er, wusste aber, dass das nicht passieren würde. Selbst bei Missionen hatte der Dark Servant Vorschriften, die er einhalten musste. Bei dieser Mission hatte er Handlungsfreiheit gehabt, die es ihm erlaubte, jeden ins Boot zu holen, den er wollte und Jan schnaufte ein. »Ich hoffe wirklich, dass ich deine Freiheit miterleben kann!«, dachte er und das Taxi kam.

 

»Na dann, ich geh mal ...«

 

»Warte ich geh mit!«, rief es von oben und alle beide blickten hoch zur Treppen. »In welche Richtung musst du? Ich muss nach England ...«, rief Yvette und Jan rieb sich die Augen.

 

»Da muss ich überhaupt nicht hin!«, grummelte er. »Ich bring dich zum Flughafen!«, sagte er und er warf dem Dark Servant einen besorgniserregenden Blick zu. »Wird schon schief gehen. Hergekommen ist sie ja auch ... unverletzt und hat keinen Schaden verursacht!«

 

»Du weißt schon, das ich sie vom Flughafen abgeholte habe und warum ich sie nicht außerhalb der Siedlung gelassen habe?«, fragte der Dark Servant und Jan nickte.

 

»Schon!«, sagte Jan und der Dark Servant klopfte ihm auf die Schulter. »Aber sie hat es letztens geschafft, allein am Flughafen anzukommen, ohne das ihr Flieger abgestürzt ist!«

 

»Ich kann riechen, dass ihr über mich lästert. Es mag ja sein, dass wegen mir in der Vergangenheit ein paar kleine Unfälle passiert sind, aber ich habe daraus gelernt und fliegen macht einfach Spaß!« Jan schaute sie nur an, sagte aber nichts darauf.

 

»Ja ein paar Unfälle ... Titanic ... Lindenburg ... Suffolk ... Balta ... nur um ein paar zu nennen!«, dachte Jan und atmete tief ein.

Kapitel 37:

Lan kam die Treppe runter und wurde von Yvette in die Arme gezogen.

 

»Pass mir gut auf den da auf, ja!«, flüsterte sie ihm ins Ohr und blickte zum Dark Servant.

 

»Ja mach ich!«, antwortete er und der Dark Servant schmunzelte.

 

»Ah ... da fällt mir ein ...!«, rief sie kurz und ging an die Haustür, öffnete sie und eine weiße Katze kam rein. »Sie möchte dich gerne begleiten.«

 

»Mich?«, fragte Lan zurück und Yvette nickte.

 

»Ja und ich gebe dir ein Geschenk mit, weil es für meine Lieblinge sehr anstrengend ist, in der Menschensprache zu sprechen.« Kurz tippte sie mit ihrem Zeigefinger auf Lans Stirn und ihre Augen weiteten sich. Doch dann lächelte sie.

 

»Du bist wirklich ein Wunder!«, sagte sie immer noch lächelnd. Fragend blickte Lan sie an. »Aber jetzt habe ich dir das Geschenk schon gegeben, obwohl du es gar nicht gebraucht hättest, mit der Zeit, hättest du selbst diese Fähigkeit entwickelt.«

 

»Hab ich dir doch gesagt, Herrin!«, hörte Lan plötzlich eine weibliche Stimme in seinem Kopf und blickte verdattert zu der Katze und zu Yvette. Yvette nickte ihm lächelnd zu und winkte zum Abschied. Ohne sich noch einmal umzusehen, steuerte sie direkt das Taxi an.

 

»Jo und ich habe für dich auch ein Geschenk. Hol dein Handy raus!«, sagte Jan und Lan tat es. »Ich habe mir die Freiheit genommen und habe in deinem Handy eine Notfallfunktion eingebaut, was automatisch auf ein Neues, falls du eins bekommst, übertragen wird. Du drückst einfach deinen Daumen auf die Kamera für fünf Sekunden und alle bekommen von dir den Notruf. Alle Hilfsfunktionen die du normalerweise ausgeschalten hast, wie GPS, Kamera und so weiter, werden aktiviert. Wir können deinen Standort dann ermitteln und in welcher Lage du dich befindest«, erklärte Jan und Lan schaute ihn fragend an.

 

»Für was brauche ich das?«

 

»Junge, du weißt doch, was du bist, oder? Und das wird wohl nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben. Alle und ich sage ALLE werden hinter dir her sein.« Verlegen blickte Lan zur Seite und nickte.

 

»Danke.«

 

»Alles gut!«, sagte Jan nur und ging zum Taxi.

 

Und irgendwie vermisste Lan eine Person und drehte sich zur Treppe um.

 

»Wo ist Hailey ... ähm ich mein Akame?«, fragte er.

 

»Sie ist schon im Schloss und hat die Gelegenheit genutzt bei euch mit einzuziehen.«

 

»Hä? Warum das denn?«, fragte Lan zurück und der Dark Servant zuckte mit den Schultern.

 

»Gesagt hat sie das zumindest ...!« Der Dark Servant vermutetet, dass ihr die Situation mit Beverly und Franziskus nicht gepasst hatte und da sie eine Rachedämonin war, wollte sie sich selbst ein Bild darüber machen, aber das sagte er nicht.

 

»Aha!«, sagte Lan nur.

 

Der Dark Servant zog die Haustür zu und auch hier, verschloss er sie nicht. Es gehörte ihm eh nicht und das Cleaner-Team würde sich schon um alles kümmern. Das einzige, was er in die Tasche gepackt hatte, war der extra angefertigte Kampfanzug.

 

Sie stiegen ins Auto und der Dark Servant holte den Umschlag hervor. Er verstaute die Haustürschlüssel darin und fuhr los. Keine halbe Stunde später, parkte er in der Tiefgarage im Schloss und sie stiegen aus. Der Dark Servant schnappte sich den Umschlag und schmiss die Autoschlüssel rein, den er dann Breston überreichte.

 

»Fremde haben hier kein Zutritt!«, sagte er, als er den Umschlag entgegennahm, aber der Dark Servant ging mit Lan bereits zum Ausgang. Breston atmete nur tief ein. »Ist ja nicht so, dass er es nicht weiß«, murmelte er und kontrollierte den Inhalt des Umschlags. Es war alles vorhanden, was da sein sollte, und er rief das Cleaner-Team.

 

Durch einen Flur führte der Dark Servant Lan durchs Schloss. Es war ein anderer Weg, als den, den er vor ein paar Tagen genommen hätte, und Lan schaute sich um. Dennoch war er sich nicht sicher. Die Struktur und Bauart, sowie die Möbel, waren fast identisch wie bei seinem ersten Besuch.

 

»Das ist ein anderer Weg, oder?«, fragte Lan.

 

»Ja, das ist der Ein- und Ausgang für die Bruderschaft, sowie ein Fluchtweg für die Königsfamilie!«

 

»Wie viele Ein- und Ausgänge hat das Schloss?«, fragte Lan leicht neugierig.

 

»Viele. Bei der letzten Zählung, nachdem einige Eingänge und auch Ausgänge zugemauert worden sind und andere wieder aufgebrochen wurden, waren es knapp 30 Ausgänge und ca. 10 Ein- und Ausgänge. Seit heute 11.«

 

»Warum seit heute?«

 

»Euer privater Ein- und Ausgang oder wollt ihr ständig durchs ganze Schloss laufen?«

 

»Wie meinst du das?«

 

»Ihr habt einen ganzen Schlossflügel bekommen, der etwas abseits vom Haupteingang des Schlosses liegt. Ein Umweg von sagen wir mal, 10 bis 15 Minuten«, sagte der Dark Servant und hielt an. »So wir sind da!« Er wandte sich Lan zu und strich ihm sanft über die Wange. »Ich wünsche dir eine gute Nacht!«

 

»Gehst du nicht mit zu meinen Eltern?«, fragte Lan und der Dark Servant schüttelte den Kopf.

 

»Ich darf diesen Bereich nicht betreten!«

 

»Warum?«

 

»Es waren VIP-Suits für persönliche Gäste und Familienmitglieder des Königs, und da ist mir der Zutritt verwehrt.«

 

»Also brauchst du, um diesen Bereich betreten zu dürfen eine Genehmigung?«

 

»So in der Art.«

 

»Dann erlaube ich dir es!«, sagte Lan fest und der Dark Servant lächelte leicht.

 

»Danke, aber ich habe dennoch nicht die Befugnis«, sagte der Dark Servant und ihre Lippen berührten sich sanft. Lan drehte sich schließlich um, ging in den reich verzierten Gang und kam aus den Staunen nicht mehr heraus.

 

»Da wohne ich jetzt ... Das glaubt mir doch keiner!«, grinste er.

 

Sie hatten sich verabschiedet und der Dark Servant ging in die andere Richtung. Nach ein paar Schritte blieb er stehen.

 

»Und?«, fragte er und es sah so aus, als ob er kurzzeitig mit sich selbst sprach, aber aus dem Schatten trat eine Person, die Ähnlichkeit mit ihm aufwies und grinste.

 

»Tja, vor dir kann sich niemand verstecken!«

 

»Wenn man so plump ist wie du!«, antwortete er und die Person trat neben ihn. »Also sprich, was Neues von Cavanaugh?«

 

»Es ist so, wie du vermutet hast. Franzibobi versucht mit seiner ›geheimen‹ Familientechnik, den Willen von Beverly zu kontrollieren. Was nach der Tatsache, dass er ihr den Gefährten vorgeheuchelt hat, in die Hose ging. Sie hat ihn, nachdem sie erfahren hatte, dass er nicht ihr Gefährte sei, den Laufpass gegeben. Er hat wohl das Mischlingsblut etwas unterschätzt. Aber was mich wundert, ist, warum Franzilein nicht aufgibt? Er versucht es immer wieder. Aber das mal beiseite. Ich habe nicht herausgefunden, weshalb er sie kontrollieren will.«

 

»Meine Vermutung ist, dass er über Beverly an Mr. Talfon rankommen will«, sagte der Dark Servant und Kendrick nickte.

 

»Die Cavanaughs sind so umständlich!«

 

»Das waren sie schon immer. Umständlich und viel zu langsam in ihrer Herangehensweise. Nun gut, die Mission ist abgeschlossen. Das liegt nicht mehr in meiner Hand«, sagte der Dark Servant und Kendrick atmete tief ein.

 

»Dann ist wohl mein Urlaub vorbei!«

 

»Sieht so aus Hauptmann Nightheart!«

 

»Urgh!«, sagte er und hatte so eine Art Geistesblitz. »Meinst du, ob ich mit Eckwin tauschen kann. Ein paar Schüler zu unterrichten, sollte sogar ich zusammenbringen.« Der Dark Servant lachte kurz auf und schaute seinen kleinen Bruder schräg an.

 

»Für Eckwin ist das keine Mission mehr. Sondern sein neues Leben. Das ist seine neue Identität! Und du meldest dich jetzt beim König zurück!« Kendrick ließ kurz sein Kopf hängen und verzog sein Mund, als ob ihm schlecht war.

 

»Ähh ... wenn es sein muss!«, murmelte er und sah, dass der Dark Servant bereits weiter gegangen war. »Na es hilft alles nichts. Ich muss ja wohl ...« Und so ging Kendrick in Richtung Arbeitszimmer des Königs und der Dark Servant in sein Zimmer.

 

 Arc 1 Ende

 

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Vielen lieben Dank für´s Lesen und für eure Herzchen

Eure Malaike

Impressum

Texte: Malaike Lucas
Bildmaterialien: Keins
Cover: Von Google und selbst erstellt ... also Keines
Lektorat: Keines
Korrektorat: Keines
Tag der Veröffentlichung: 07.04.2023

Alle Rechte vorbehalten

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