Der Mund des Gerechten soll Weisheit sprechen
und seine Zunge das Urteil.
Gesegnet sei der Mensch, der der Versuchung widersteht.
Denn wenn er geprüft wurde,
soll er die Krone des Lebens erhalten.
Herr, göttliches Feuer,
hab Erbarmen!
Oh! Wie heilig, wie erhaben, wie gnädig, wie liebevoll.
Oh! Lilie der Reinheit.
Was dieses Lied einmal für eine Bedeutung haben wird, war mir nie klar.
Aufgeregt stürmte meine ältere Schwester in die Wohnung. Ich hatte gerade Feierabend und wollte, wie jeden Abend, nach der Schicht im Supermarkt meine wohl verdiente Ruhe. Zuhause, vor dem Fernseher. Natürlich allein. War wohl nichts mit meinem Einfall. Sie stand vor mir und fuchtelte mit einem Flyer vor meinem Gesicht herum.
Genervt sagte ich zu ihr, dass ich heute bereits gegessen hatte und ich jetzt wirklich gerne meine Ruhe haben wollte.
Sie grinste schief und hüpfte dementsprechend verstärkt vor mich herum. Sie tat es so lange, bis sie meine volle Aufmerksamkeit erlangt hatte. Erst dann rückte sie mit der Sprache raus.
Da sie bei einem Eventmanagment arbeitete, hatte sie natürlich ›die Information, die größte Sache, das mega Ding‹, in ihrer Hand. Aus tiefster Inbrunst heraus berichtete sie mir, dass sie die Daten, des kommenden Maskenballs wusste. Wieder fuchtelte sie mir mit dem Flyer vor dem Gesicht herum. Ich verdrehte nur die Augen und meinte, dass ich absolut kein Interesse daran hatte. Zumal mir der Maskenball seit jeher nicht interessierte.
Irgendwann ließ sie sich neben mir auf die Couch nieder und blickte mir nur in die Augen. Wie sie irgendetwas, von wegen und dass das gar nicht mein Ernst sein konnte und solch so ein Zeug, mir entgegenbrachte. Da ich meine Schwester kannte und sie schon eine geschlagene Stunde versuchte mich zu überreden, schaffte sie es natürlich auch. Ich ließ mich überreden, morgen nach meiner Schicht mit ihr ein Kostüm kaufen zu gehen.
Was hatte ich für eine Lust darauf. Und genau diese Lust verfolgte mich den ganzen nächsten Tag.
Ich besaß kein Auto, und da meine Schwester mir gesagt hatte, dass sie mich nach der Schicht abholen würde, lief ich heute Früh in die Arbeit. Nun stand ich vor dem Supermarkt und wartete auf sie. Wie immer war sie spät dran, und wenn sie sich nicht bald beeilte, würde das Modegeschäft extra für den Maskenball geschlossen haben. Außerhalb der Saison hatte der Laden nur halbtags geöffnet.
Ich blickte auf die Kirchturmuhr und war gerade dabei heimzulaufen, als neben mir ein Auto hielt. Das Fenster runtergelassen wurde und meine Schwester mich rief.
Ich stieg ein.
»Mann bist du heute wieder pünktlich!«, sie grinste nur und fuhr los.
Was mich wunderte, das Einkaufen ging schnell. Für sie. Es hatte den Anschein, dass sie schon vorher ihr Kostüm ausgesucht hatte. Jetzt war ich dran. Sie zerrte mich in die Herrenabteilung. Hielt mir ein Hemd mit dem Stil des Barrocks an den Körper, oder ein Rüschchenhemd ala Kaptain Jack Sparrow.
Vehement versuchte ich sie zu überzeugen, dass ich da eh nicht hingehen würde. Zumal ich mir nicht einmal den Eintritt leisten konnte. Sie darauf natürlich wieder ein Gegenargument hatte. Sie hatte zwei Eintrittskarten, die natürlich noch nicht zum Verkauf standen, weil ja der Termin noch nicht veröffentlicht wurde, von ihrem Chef bekommen. Aber es würde dieses Mal sehr lange gehen. Nicht so wie das letzte Jahr, über Weihnachten und Silvester.
Jetzt gab ich endgültig auf und ließ mich von ihr einkleiden.
Am Ende stand ich in Smoking mit einer Fliege vor dem Spiegel und meine Schwester hüpfte erfreut auf.
»Ich habe die perfekte Maske dafür. Ein Unikat.«, und schon befand ich mich wieder vor einem Spiegel. Diesmal daheim. Sie hielt mir die Maske an das Gesicht, und als ich mich betrachte, müsste ich Lügen, wenn sich da nicht etwas regte.
Die Daten für den Maskenball wurden veröffentlicht und schon herrschte überall die Vorbestellungen der Eintrittskarten. Flyer waren bereits am ersten Tag weg und die Lieferung der neuen standen an. Ich hasste dies. Ich saß an der Kasse und zog die Wahre über den Scanner. Den ganzen Tag die gleiche Bewegung. Noch dazu entschloss sich mein Chef, auch hier im Supermarkt einige Kostüme zum Verkauf anzupreisen. Auch wurden einige Bestände auf den kommenden Maskenball neu eingestellt oder aufgestockt. Immer wieder schüttelte ich innerlich den Kopf, wenn ich Menschen dabei beobachtete oder zuhörte, wie sie sich über den Ball unterhielten. Ich war fassungslos. Zumal mir das in den letzten Jahren so nie aufgefallen war. War es mein Desinteresse oder einfach, weil ich mich innerlich darauf eingestellt hatte, nie in den Genuss des Maskenballs zu kommen. Wegen meiner chronischen Pleite? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass der Eintritt, für die fünf Bälle mehr kostete als ein Urlaub auf Hawaii, inklusiv Flug. Dieses Jahr, weil es das 25. Jubiläum war, hatten sie die ersten tausend Karten mit 25 Prozent weniger rausgeschmissen. O. k., ich konnte von Glück reden, dass meine Schwester zwei Dauerkarten für dieses Event von ihrem Chef bekommen hatte. So brauchte ich nicht den Wucher zu bezahlen. Das Kostüm war schon ein Vermögen wert.
Nun ja, je näher der Termin heranrückte, umso öfters ertappte ich mich dabei, wie ich diesen Tag entgegen fieberte. Auch zog ich das Kostüm öfters an und sah das ich an Kilos verloren hatte. Inzwischen passte meine komplette Hand zwischen Bauch und Jacke und konnte die Faust ohne Widerstand drehen. Ich zog die Jacke des Smokings aus, knöpfte mein Hemd auf und blickte auf meine Bauchmuskeln. Sie waren, seit ich vermehrt meinem Radsport nachging, ausgeprägter. Ich betrachtete mich weiter und wieder schoss etwas dorthin, wohin es überhaupt nicht hingehörte. Bin ich so Fetisch veranlagt? Das ich gleich geil wurde, nur weil ich mich in dem Kostüm betrachtete und meine Bauchmuskeln mit den Finger nach fuhr.
Nein, es war nur eins. Meine letzte Beziehung lag schon ewig hinter mir und mein Exlover kannte, als seine eigene Befriedigung, nichts anderes. Ich war untervögelt, und zwar chronisch. Fünf gegen eins war jetzt wieder angesagt. So schälte ich mich leicht gequält aus dem Kostüm. Denn für eine Reinigung hatte ich keine Zeit mehr.
Zum Glück viel der Maskenball auf einen Sonntag. Also lag ich noch eine Zeitlang im Bett. Blickte hin und wieder auf meinen Wecker, der heute ebenfalls seinen wohlverdienten Ruhetag einhielt. War das ein Genuss, nur nicht allzu lange. Kaum war ich der Meinung noch etwas meine Augen zu schließen, als meine Schwester mit Frühstück vor meinem Bett stand. Sie die Decke wegzog und ich mich gerade noch rechtzeitig auf die Seite drehen konnte, dass ich mit dem Rücken zu ihr lag. »Aufstehen! Frühstück!«, trällerte sie. Ich verfluchte sie. Gerade jetzt.
Nach wenigen Minuten hörte ich die Kaffeemaschine. Der köstliche Duft lockte mich endgültig aus dem Bett. Stand auf, zog meine Jogginghose und ein T-Shirt an und ging in die Küche.
Nach dem Frühstück nötigte sie mich wieder, das Kostüm anzuziehen. Ich tat es und war ihrem kritischen Blick ausgesetzt. Sie rieb sich die Augen, schüttelte mit dem Kopf und sogleich fing sie das rumfummeln an mir an. Zerrte hier, zog da, richtete dort und steckte alles mit Nadeln ab.
»Wie kann man in nur drei Monaten so viel abnehmen? Das ist ja Weltrekord. Der Smoking hatte dir super gepasst, und jetzt? Hängt das an dir dran wie ein leerer Sack.« Ich sagte nichts darauf. Resigniert gab ich auf, sah ihr zu, wie sie das Nähen anfing.
Da sie Näherin gelernt hatte, ging es recht schnell und ich sollte das Kostüm wieder anziehen. Ihre Augen erstrahlten. Ich müsste Lügen, wenn ich nicht etwas Rötliches in ihrem Gesicht aufsteigen sah. Sie drehte mich zum Spiegel und …, …, ich erkannte mich nicht wieder.
Der Tag plätscherte dahin. Frauen brauchten für alles eine Ewigkeit. Meine Schwester war der Inbegriff. Sie war jetzt eine geschlagene Stunde im Bad und richtete sich her, nur um dann, ›ach bin ich spät dran!‹, von sich zu geben und einfach ohne ein ›Tschüss‹ zu verschwinden.
Wie vertrottelt stand ich jetzt in meinem Flur. Ich war wirklich der Meinung gewesen, sie nahm mich mit. Pfeiferdeckel. Aber so war eben meine Schwester.
Hoffentlich bekam ich jetzt noch ein Taxi, sonst müsste ich zu Fuß gehen. In der Saison des Maskenballs waren sie hoffnungslos ausgebucht.
Jemand hatte erbarmen mit mir. Ein Taxi stand bereits vor meiner Wohnungstür. Der Arme wollte nur eine Pause machen, doch ich konnte ihn überzeugen. So war ich bald in dem Hotel angelangt, wo der Erste der fünf diesjährigen Maskenbälle stattfand. Immer an einem anderen Ort. Was das an Geld kostete. Na, mir war es egal und begab mich zum Eingang. Zog die Eintrittskarte hervor und zeigte sie dem Türsteher. Warum wurde überhaupt ein Türsteher gebraucht? Zuckte nur mit den Schultern und ging rein. Da ich das Hotel kannte, weil ich des Öfteren hier hin liefere, staunte ich nicht schlecht, als ich im Eingangsbereich stand. Es wurde komplett umgestaltet. Ich war wohl nicht der Einzige, der mit offenem Mund dastand und die Dekoration bewunderte oder angaffte.
Also jetzt stand ich hier und begaffte die Leute, die Wände und was mir sonst noch ins Auge stach. Unschlüssig, was ich als nächsten Tun sollte, da ich so wie es der Anschein hatte, der Einzige zu sein schien, der ohne Begleitung war. Als es mir bewusst wurde, dass ich schon mehr als eine Ewigkeit auf demselben Platz stand, bewegte ich mich und suchte das Buffet.
Eine reichliche Auswahl. Dennoch war ich unschlüssig, was ich nehmen sollte.
»Ich kann Ihnen die Krabben nur empfehlen. Sie sind ein Genuss!«, ich erschrak. Drehte mich abrupt zu der Stimme hin. Hatte vergessen, dass ich einen Teller in der Hand hatte, den ich unverhofft an die Brust meines Gegenübers ranknallte, der dann somit aus meiner Hand glitt und zu Boden polterte. Jetzt mehr als zuvor blickte ich meinen Gegenüber an. Stammelte ein ›Tschuldigung‹, und machte mich auf die Scherben aufzuheben. Doch eine leichte Berührung auf meiner Schulter ließ mich innehalten. Blickte hoch. Sah nur die Lippen, die mich anlächelten.
»Lassen Sie es liegen. Es wird sich schon darum gekümmert. Nicht, dass Sie sich noch in den Finger schneiden. Das wäre unschön und hinderlich.«, Gott die Stimme. Sie ging runter, ging über ins Blut, ging dorthin, was schon seit langem von einem Mann keine Aufmerksamkeit bekommen hatte. Außer stetige Bekanntschaften mit meiner Hand. Was auf Dauer schon ziemlich langweilig wurde.
Er reichte mir seine Hand. Unschlüssig, was ich damit machen sollte und doch folgte ich einem inneren Impuls. Ich hob meine Hand an und legte sie in die Seine. Er hatte Lederhandschuhe dran. Allein diese Berührung, ließ etwas mein Rücken hinabgleiten. Mit sanftem Ruck half er mir hoch und er horchte in die Runde.
»Was halten Sie davon, das Essen auf etwas später zu verschieben und erlauben mir einen Tanz. Diva Manuela darf nicht ignoriert werden.«, es rauschte, seine Stimme. Hörte widerhallen in meinem Verstand. Sah sein Lächeln und spürte die dringende Aufforderung zum Tanz. Meine Stimme hingegen hatte sich verabschiedet. Brachte nur ein nicken zustande. Noch dazu dieser Glanz seiner Augen. Es zog mich zu ihm. Ich folgte ihm. Sah meine Hand in der seinen. Er führte mich auf die Tanzfläche. Viele Paare waren bereits anwesend. Eigentlich sollte es laut hier sein, aber das Einzige, was zu hören war, war die Musik, die aus den Lautsprechern ertönte.
Auch hatte es den Anschein, dass die tanzenden Paare uns Platz machten und ich das Gefühl bekam, alleine mit ihm auf der Tanzfläche zu sein.
Wie magisch hing ich an seinem Gesicht. Verfluchte die Maske, die er aufhatte.
Hörte die Musik, bewegte mich im Takt. Doch allmählich verlor ich die Führung und ließ mich führen. Hing an seinen Lippen, die mich stetig anlächelten. War überhaupt nicht mehr fähig klar zu denken, geschweige denn zu handeln. Ich war Butter. Ich schmolz zu ihm. Die einzige Bewegung, die ich jetzt nur noch zusammenbrachte, war, ihm unaufgefordert über sein Gesicht zu streicheln. Spürte die Feder seiner Maske und plötzlich befand ich mich in seiner Umarmung.
»Hmm, mein dunkler Prinz, ...!«, dunkler Prinz? Was meinte er damit. »Lass uns, wo anders hingehen. Dorthin wo wir alleine sind.«, wie in Trance nickte ich.
Er nahm meine Hand, führte mich über die Tanzfläche, zog mich die Treppen hinauf, hinein in einem Flur. Vernahm eine Melodie, die ich schon einmal gehört hatte, aber nicht mehr wusste, wohin ich sie einordnen konnte.
›os iusti meditabitur sapientiam‹, mit leichten Druck drückte er mich gegen die Wand.
»Ich will dich, mein dunkler Prinz!«, wie schon zuvor brachte ich nur ein Nicken zustande.
›et lingua eius loquetur iudicium‹, spürte sanfte Lippen mich am Hals liebkosen.
›beatus vir qui suffert tentationem‹, seine Hände wanderten unter mein Hemd. Strichen behutsam über meine Haut. Berührten meine Brustwarzen.
»Du bist die reine Versuchung.« Ich biss mir auf die Lippen. Konnte kaum meine Gefühle in Zaun halten.
›quoniam cum probatus fuerit‹, seine Hände wanderten nach unten. Registrierte, wie er sich an meine Hose zu schaffen machte. Den Knopf öffnete und den Reißverschluss aufzog. Automatisch stellte ich meine Beine weiter auseinander, ging etwas in die Knie, aber nur soweit, dass er an meinem Schritt besser rankam. Drücke meinen Kopf gegen die Wand.
›accipiet coronem vitae‹, er blickte mir in die Augen. Streichelte mir über die Wange. Seine andere Hand streichelte mir über den Flaum unterm Nabel. Nahm meine Maske und zog sie mir vom Gesicht. Er keuchte auf. Mit einem Mal umgriff er mich. Hatte nicht mitbekommen, dass er mir die Pants runtergezogen hatte. Ich stöhnte, immer noch enthalten. Er lächelte und streichelte mich weiter.
›kyrie, ignis divine, eleison‹, meine Gier nach ihm musste mir in den Augen stehen. Endlich konnte ich ihn schmecken. Seine Lippen drückten sich auf, meine. Seine Zunge forderte im Gleichtakt mit seiner Hand um meinen Schwanz Einlass.
»Du bist so schön.«
›oh quam sancta, quam serena, quam benigna, quam amoena‹, er küsste sich runter. Irgendwie schaffte er es, meine sämtlichen erogenen Zonen, auf dem Weg nach unten zu umgarnen. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte ihn. Ihn spüren ...
›oh castitatis lilium‹, spielte mit meinem Lusttropfen. Großzügig verteilte er es. Ich war dabei einzuknicken, konnte mich nicht mehr aufrecht halten. Jetzt spürte ich seine Lippe. Elektrische Stromschläge durchzogen meinen ganzen Körper. Ich stöhnte. Mir war egal, ob jemand und hören konnte. Und gleichzeitig empfand ich es als lachhaft. Wer würde uns schon hören können. Die Musik übertönte sämtliche unanständige Geräusche. Wie sollten also die Tanzenden unten auf der Tanzfläche uns hier oben im ersten Stock im Seitengang hören können, wenn wir, das, was von unter herrührte, nicht mitbekamen. Meine Gedanken verpufften. Ich vernahm nur ihn, wie er mich liebkoste, wie er sich vollkommen auf mich einstellte. Wie seine Zunge mich zur Venus schickte. Ich schaute runter. Seine schwarzen Haare standen ihm zu allen Seiten ab. Musste lächeln, war ich daran nicht gerade unschuldig. Meine Hände lagen auf seinem Kopf. Griffen in seine Haare und ich gab den Rhythmus vor. Er ließ es geschehen. Er erlaubte mir, mich sehr tief in seinem Mund zu versenken. Gleichzeitig spürte ich ihn an meinem Eingang spielen. Meinen Muskel dehnen. Seinen Finger in mich eindringen. Mit einem Ruck traf er meinen Punkt. Ich wollte mich ihm entziehen. Er hielt mich fest. Nahm alles auf, was ich ihn gab.
Noch im Rausche des Orgasmus und im Trance des Liedes, hatte er ein Bein aus der Hose befreit. Hob ihn an. Blickte mir tief in die Augen. Wieder umspielte dieses Lächeln seine Mundwinkel. Sagen brauchte ich nichts. Er wusste, was ich wollte. Brutal küsste er mich. Seine Zunge war die Lust pur. Auf eine Art und Weise, wie ich es noch nie kennengelernt hatte, lenkte er mich ab. Spürte nicht, wie er in mich eindrang. Verlor dennoch meinen Halt. Krallte mich in seinem Nacken. Drückte mich an ihn. Sein Gesicht lang in meiner Halsbeuge. Vernahm sein hektisches Atmen. Er biss mir in den Hals. Hörte den Refrain. Tief grub ich diese Empfindung in mich. Die Welt konnte stillstehen. Für immer. Für immer wollte ich dieses Gefühl in mir verschließen.
An diesem Abend sprachen wir kein einziges Wort mehr. Es brauchte auch nicht. Er führte mich zurück auf die Tanzfläche. Bekam nicht mit, dass wir die Letzten waren. Ein letztes Mal. Ein letzter Tanz. Ich grinste ihn an als ich ›os iusti meditabitur sapientiam‹ aus dem Lautsprecher ertönen hörte. Er zog mich an sich und ich schmiegte mich an ihn.
Mitten im Tanz hob er meinen Kopf an. Unsere Lippen trafen sich.
»Mein dunkler Prinz. Ich danke dir, für den wunderschönen Abend.« Er trat von mir weg. Meine Hand lag noch immer in der Seinen. Ich blickte darauf, sah, wie seine Hand immer weiter von meiner wegglitt. Bis sich nur noch unsere Fingerspitzen berührten. Ich wollte es nicht. Wollte ihn abhalten zu gehen. Meine Hand war leer. Ich starrte auf sie. Als ich aufblickte, war er weg.
Reihenweise wurden die Lichter abgeschaltet. Die Musik war schon lange aus, doch sie hallte in meinem Innern weiter.
Die Tage und Wochen plätscherten dahin. Nur noch vage erinnerte ich mich an mein Erlebtes im Hotel. War heiß, anregend und sehr verlangend. Noch nie hatte es ein Mann geschafft mich so dermaßen anzumachen, wie er. Dessen Namen ich nicht kannte. Wie denn auch? Auch wenn ich mir die Nächte mit ihm vorstellte, so war es mir schon von Anfang an bewusst gewesen, dass es nur ein One-Night-Stand war. Möchte gar nicht wissen, wie es, während des Maskenballs in dem Hotel abging. Mir tat die Putzkolonne leid.
Tief atmete ich ein. Wieder huschten in meiner Erinnerung sein Lächeln und seine Augen durch. Mehr hatte ich nicht zu sehen bekommen. Aber seine Stimme, sie brannte immer noch in meiner Seele und vor allem seinen körpereigenen Duft. Es hatte etwas Blumiges an sich. Natürlich und doch so männlich.
Der nächste Maskenball sollte in der Sporthalle stattfinden. Kein besonderer Ort, aber er war gut um Sportwettkämpfe, Konzerte oder Wahlkampanien aufzuführen. Platz war ebenfalls vorhanden. Außerdem hatte die Halle bereits einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Viele Wettkämpfe wurden in der Halle ausgefochten und nicht nur einmal schaffte ein Verein die Landesliga, Bundesliga oder sogar die Weltmeisterschaft. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden darin sogar schon drei Olympiasieger hervorgebracht. Vor einigen Jahren währen es bald vier gewesen, aber ich hatte ein Oberschenkelhalsbruch erlitten und meine Karriere als Sportler war zu Ende. Sicher war ich traurig über meinen Umstand und trauerte der Gelegenheit nach, einmal bei Olympia dabei zu sein. Aber etwas Besseres konnte mir nicht passieren. So konnte ich mich aus dem Kontrollverhalten meines Vaters entziehen.
Ich schlenderte durch den Hintereingang auf der Suche nach meiner Schwester. Eigentlich wollten wir uns auf dem Parkplatz treffen, und da ich bereits schon eine geschlagene halbe Stunde auf sie wartete, entschloss ich mich, sie einfach zu suchen. Welch ein Graus. Meine Schwester und Pünktlichkeit. Zwei Welten, die verschiedener nicht sein konnten. Manchmal fragte ich mich, wie es ihr Chef so mitmachte. Sie müsste doch jeden Tag zu spät kommen. Sie schaffte es nicht einmal pünktlich zu sein, wenn sie schon einen halben Tag vorher fertig war. Meine Schwester eben.
Suchen brauchte ich sie nicht allzu lange. Sie kam schon auf mich zu. Offenbarte mir, dass sie bereits fertig sei und sie sich auf unseren gemeinsamen Abend freute. Nun ›unser gemeinsamer Abend‹ bedeutete nichts anderes, als wir gingen einkaufen. Sie suchte aus, ich zahlte und anschließend kochte ich. Mit anderen Worten mein Feierabend begann erst, wenn sie die Tür hinter sich zuzog, ich die Küche aufgeräumt hatte, sowie mein Wohnzimmer wieder ansehnlich war. Dann hieß es unter die Dusche. Fernsehen brauchte ich dann nicht mehr und ins Bett. Jepp! Das war mein Feierabend. Sie brauchte dringend einen Bettgefährten, wenn nicht sogar einen Lebensgefährten. Aber sie schaffte es sogar zu spät ins Bett zu kommen, um ihren Lebenswandel etwas aufzulockern. Aber bevor sie die Bettkante erreicht hätte, wäre ihr Stecher schon über alle Berge.
Der Abend verlief genauso, wie ich ihn vorhergesehen hatte. Meine Schwester war weg und ich stand in der Küche und wusch auf. Aber irgendetwas erlangte meine Aufmerksamkeit. Eine Melodie. Ein Lied, welches mich in die Nächte verfolgte. Ich ließ mein Tuch sinken. Ging ins Wohnzimmer und starrte auf dem Fernseher. Das Lied war mitsamt dem Vorspann weg. Aber wir waren ja in einer modernen Zeit. Die Sendungen konnte man pausieren sowie zurück oder vorspulen. Also spulte ich zurück. Ein Anime lief und ich erinnerte mich auch, woher ich das Lied kannte.
Vor einigen Jahren war ich in einigen Subgruppen tätig. Hauptsächlich für die Translation und Quallicheck. Ehrenamtlich versteht sich. Denn wir befolgten einen strickten Kodex.
Animes waren neben meinem Sport mein zweites Hobby. Ich hatte sie verschlungen und war einer der wenigen mit, die die Animes, noch bevor sie gesubt wurden, auf DVD rauskamen oder im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, gesehen hatte. Somit auch ›Elfenlied‹.
Ich sank auf die Knie. Konnte meinen Blick nicht mehr vom Fernseher nehmen. Immer wieder spulte ich zurück, nur um den eineinhalbminütigen Vorspann zu sehen. Nein zu hören. Ich hatte die Augen geschlossen und alles pulsierte wieder hoch. Sah ihn genau vor mir. Wie er mich berührte, wie er mich verwöhnt hatte. Im Takt dieses Liedes.
Genau jetzt gierte es mich nach ihm. Wollte ihn spüren, ihn schmecken. Noch einmal so einen unvergesslichen Abend verbringen.
Wo bist du mein fremder Liebhaber?
Auch wenn ich keine Hoffnung hatte, ihn wiederzusehen, so war ich doch in den letzten Tagen ziemlich aufgekratzt. Gab mehr für mein neues Kostüm aus, besuchte einen Friseur und stählte meinen Körper mit anfänglichen Marathonfahrradtouren. Sogar kaufte ich mir die Single und lud die MP3-Datei auf mein Handy. Nur um das Gefühl zu haben, ich sei in seiner Nähe.
Ehrfürchtig strich ich über das Kostüm. Wagte es kaum zu berühren, geschweige denn es anzuziehen. Es war weiß, Satineffekt. Nicht so stark ausgeprägt wie bei einer Satinbettwäsche, nur ein Hauch. Das genaue Gegenteil meines letzten Kostüms. Er hatte mich dunkler Prinz genannt. Ich war nicht dunkel und schon gar nicht ein Prinz. Ich wollte dem entgegenwirken. Warum? Ich wusste es nicht.
Diesmal hatte ich mich besser darauf vorbereitet und bestellte mir schon einige Tage vorher ein Taxi. Dieses jetzt geduldig vor meiner Haustüre auf mich wartete. Stieg ein und bevor ich ihm die Adresse nennen konnte, hob er abfällig seine Hand. Startete das Auto und fuhr richtig der Sporthalle.
»Der Verkehr wird auch immer chaotischer. Ich glaube kaum, dass ich einen geeigneten Parkplatz finden würde. Junge, das Beste wäre gewesen, wenn du zu Fuß gelaufen wärst.« Na hoppla dachte ich nur. Hielt aber meinen Mund. Auf eine Konfrontation war ich jetzt nun wirklich nicht aus. Außerdem hätte er es nicht einmal geschafft meine hibbelige Freude zum Verstummen zu bringen, selbst, wenn er seinen ganzen Zorn von diesem Tag auf mich abgewälzt hätte. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht allzu lange, auch fand er auf Anhieb einen Parkplatz. Na geht doch! Bezahlte behielt aber das Trinkgeld für mich. Stieg aus und schmiss ohne ein ›Auf Wiedersehen‹ die Tür zu. Den Taxifahrer hatte ich bald vergessen.
Wie beim letzten Maskenball wurde auch hier alles komplett umgestaltet. Das Einzige, was an Sportaktivitäten erinnerte, war der gummiartige Fußboden mit seinen Linien für Handball oder Fußball.
Ich blickte mich um und ertappte mich dabei, wie ich ihn suchte. Nur und das war eine Eigenschaft für mich, ich würde nicht einmal meine Mutter hier erkennen, wenn ich sie vorher nicht in ihrem Kostüm gesehen hätte. Es war ungefähr so, als wenn ein Autofahrer einen anderen Autofahrer, der der beste Freund war, während er sich auf den Verkehr konzentrierte, nicht erkannte.
War es mir vorher nicht bewusst gewesen, so konnte ich jetzt mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass viele Blicke an mir hafteten. Hätte ich jetzt die Maske nicht auf, so würde ich wie ein Streichholz glühen. Ich war diese Aufmerksamkeit nicht gewohnt. Schon gar nicht, dass alle die an mir vorbei gingen, mich mit einem Kopfnicken, oder wie es die Damen praktizierten, mit einem Hofknicks grüßten.
Die Minuten vergingen. Die Musik ertönte. Und bevor ich mich versah, befand ich mich auf der Tanzfläche und tanzte mit einer Dame. Sie flüsterte mir Ohr. Ihre Andeutung war eindeutig. Ich sagte nichts dazu. Tanzte mit ihr den Tanz zu Ende und verabschiedete mich. Nur schien sie sich nicht abwimmeln zu lassen und folgte mir auf Schritt und Tritt.
Wieder stand ich mit ihr auf der Fläche ...
Nun nach dem vierten Tanz wurde es mir zu doof. Ich beugte mich zu ihr ans Ohr.
»Was finden Sie an mir interessant?« Ich roch leichten Zigarettenrauch.
»Du gefällst mir. Dein Mund gefällt mir.«
»Mein Mund?« Sie nickte.
»Vor allem bist du gut rasiert.« Sofort strich sie mir über mein Kinn. Ich musste schon wirklich blöd sein, um dies nicht zu verstehen.
»Wirklich? Nun, da stellt sich mir die Frage ... haben Sie etwas, was für mich interessant ist?«
»Komm mit. Ich zeige es dir.« Ich hielt sie fest. Blickte ihr in die Augen und tanzte mit ihr diesen Tanz zu Ende. Führte sie von der Tanzfläche. Hob meine Hand und strich ihr über ihre Lippen.
»Meine Liebe. Danke für die Tänze. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Aber ich muss Ihr Angebot ablehnen.«
»Das glaube ich nicht. Du willst es auch.«
»Es tut mir leid, es Ihnen sagen zu müssen. Ich bin schwul...« ich sah, wie sie tief Luft holte. Etwas wie, wäre zu schön um wahr zu sein von sich gab. Sie nickte und ging.
»Wie hast du es geschafft, diese Dame endlich abzuwimmeln? Das hat ja eine Ewigkeit gedauert.« Ich erschrak. Diese Stimme drang zu langsam in meinen Verstand. Aber dafür doppelt so schnell dahin, wo ich es brauchte. Und genauso schnell verabschiedete sich meine Stimme. Auf alles war ich gefasst, aber auf ihn nicht.
Noch bevor ich mich versah, befand ich mich in seiner Umarmung. Spürte seine Lippen auf meine. Er drückte mich an sich. Fing an sich an mir zu reiben. War willenlos. War gefangen. Meine Frage, woher er wusste, wer ich war, versiegte im Nirgendwo. Es galt nur hier und jetzt. Nach ewigen Sekunden des Kusses, ich rang danach nach Atem, nahm er meine Hand. Ich dachte schon, er wolle mit mir tanzen, doch er führte mich ohne ein Wort aus der Sporthalle raus. Zu einer weißen Limousine. Ironie des Schicksals. Ich war weiß angezogen und jetzt das weiße Auto. Wies mich an einzusteigen. Er selbst nahm neben mir Platz. Das Auto setzte sich in Bewegung und Stille übernahm die Oberhand. Sie war mir willkommen. So konnte ich mich beruhigen. Mein Körper arbeitete, seit ich seine Stimme vernahm auf Hochtouren. Schwindlig war es mir und doch war es angenehm. Ich schloss meine Augen und wie in Trance hörte ich das Lied. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Hatte es nicht mitbekommen, dass er seine Hand auf mein Bein gelegt hatte. Er drückte zu. Ich öffnete meine Augen und wandte meinen Kopf in seine Richtung. Sah, wie er mich anlächelte. Sah seine glänzenden Augen. Blaugrau. Was für eine wahnsinnige schöne Farbe. Ich versank in ihnen. Bekam nur noch am Rande mit, wie er seine Hand über mein Bein streichelte.
Das Auto hielt und er meinte, dass ich aussteigen sollte. Ich tat es und mein Blick blieb vor dem Restaurant hängen. Warum entführte er mich dorthin? Aber meine Kehle war zu trocken, um überhaupt ein Ton rauszubekommen.
Er trat auf mich zu. Streichelte mir kurz übers Gesicht und zog mir die Maske runter. Tief blickte er mir in die Augen. Mein Blick wanderte zu seiner Hand und ich sah, wie er sanft über meine Maske streichelte. Danach zog er sich selbst seine Maske runter. Langsam, sehr langsam wanderte mein Blick zu seinem Gesicht. Wie gebannt blieb er dort haften. Sah, wie er lächelte. Sah seine Grübchen. Sah sein blaugrau. Ich war in seinem Anblick gefangen.
Eine Berührung auf meiner Hand holte mich zurück. Musste scharf Luft holen. Es schien, das mein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Der Augenblick eines Wimpernschlages hallte wie eine Ewigkeit in mir nach.
Nach dieser geraumen Zeit des Stillstandes führte er mich ins Restaurant. Ein Ober schien bereits auf uns zu warten und er teilte uns mit, dass er heute Abend uns bedienen würde.
Mein fremder Liebhaber zog ein Stuhl hervor. Ich ließ mich darauf nieder. Er war wirklich ein Gentleman. Die Frauen würden durch seinen Charme reihenweise umfallen und auch noch ein auf ohnmächtig machen, wenn er ihnen aufhelfen will. O. k., ich war selbst in seinem Charme gefangen. Vergebens versuchte ich meinen Frosch, aus meinem Hals zu bekommen. Irgendwann schaffte ich es dennoch. Gab meine Bestellung auf und sah aus dem Augenwinkel, wie er hin und wieder schmunzelte.
»Was?« Oh ich hatte meine Stimme wiedergefunden.
»Nichts! Ich bin nur etwas überrascht. Über deinen Geschmack.« Gut jetzt war meine Stimme wieder weg. Ich wusste auch warum. Beziehungsweise ich konnte es mir denken. Er so nobel. Ich eher unter dem Mittelmaß. Wie konnte auch ein Otto Normalverbraucher etwas über die feine Küche verstehen. Geistig zeigte ich auf mich. Bevor ich die Anstellung im Supermarkt annahm, hatte ich in einem gut betuchten Restaurant Koch gelernt. Tja, aber wie es halt auf dem Arbeitsmarkt so war, bekommt man sehr schwer eine neue Stelle als ›Nobelkoch‹. Um diesen Job weiter ausüben zu können, müsste ich in eine größere Stadt ziehen oder gleich in die Bundeshauptstadt. Ich war einfach überqualifiziert. Oder ich versuchte in gegebener Zeit mein Glück im fünf Sterne Hotel ›Zum Schwanenteich‹. Nur zurzeit hatte es wegen Renovierung geschlossen. Dunkle Stimmen nuschelten sogar, dass es nie wieder aufmachen würde. Andere meinten, dass es in der Insolvenz sei oder zum Verkauf stand. Von vielen Seiten hörte ich sogar, dass ein neuer Pächter mit Namen Kyel Kastner das Hotel übernehmen sollte.
Das Essen verlief sehr schweigsam. Ich wüsste nicht, über was ich mich mit ihm unterhalten konnte. Er war für mich immer noch durchsichtig. Kannte nichts von ihm. Obwohl er in mir Gefühle geweckt hatte, die mir bislang unbekannt waren. Ich wollte mehr über ihn wissen. Doch wusste ich nicht, wo ich ansetzen, sollte. Viele Fragen keimten auf. Wer war er? Woher kam er? Was machte er? Wie war er so? Doch keine Einzige schaffte es den Weg über meine Lippen. Es reichte schon aus, ihm in die Augen zu sehen und ich vergaß alles um mich herum.
Wieder kam die Bedienung und räumte den Tisch ab. Nebenbei, ohne das ich es mitbekam, gab mein Gegenüber dem Kellner ein kurzes Handzeichen.
Seine Frage, die ihm auf den Lippen brannte, blieb unausgesprochen. Er verschwand. Zog hinter sich einen Vorhang zu und im selben Moment beugte sich mein ›fremder Liebhaber‹ zu mir rüber. Spürte seinen warmen Atem. Sah sein Mund leicht geöffnet, zu einem Schmunzeln verzogen. Mein Blick blieb bei seinen Grübchen hängen und erwachte erst, als ich seine Zunge in meinem Mundinnenraum spielen spürte.
Etwas entkam meiner Kehle. War es ein Keuchen? Ein Stöhnen? Mir egal. Ich verdrängte es und gab mich ihm vollständig hin. Langsam zog er mich auf seinen Schoß, ohne unseren Kuss zu unterbrechen. Nebenbei hatte er es geschafft, mir die Hose auszuziehen. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Spürte ihn, wollte ihn. Keilte mich zwischen ihm und dem Tisch fest, um nicht von ihm runterzurutschen. Krallte mich in seine Haare. Atmen konnte ich nicht mehr. Ich keuchte und biss ihm auf die Zunge, als ich ihn in mich eindringen spürte. Ich war geil auf ihn, konnte es ihm nicht hören lassen. Wusste ich doch, wo wir waren. Wie zusammengeklebt behielten wir unseren Kuss bei. Er hielt mich an den Schultern fest und gab den Rhythmus vor. Ich bekam keine Luft mehr. Warf meinen Kopf nach hinten und biss mir selbst auf die Lippen. Doch konnte ich nicht alles unterdrücken. Sofort nahm er das Küssen wieder auf. Bemerkte, dass er selbst mit seiner Beherrschung rang. Forderte ihn. Wollte ihn hören. Fing an mich selbst zu bewegen.
»Nicht so schnell.« War alles, was er rausbekam. Ich explodierte und jetzt hörte ich ihn. Er stöhnte in meinen Hals, drückte sich tiefer in mich. Ich spürte sein pulsieren.
Viele Sekunden blieben wir so. In seiner Umarmung fühlte ich mich wohl und geborgen. In diesem Augenblick wusste ich. Ich wollte ihn nicht mehr missen. Wollte ihn an meiner Seite und die Frage, die sich ständig in den Vordergrund drängte, wollte ausgesprochen werden. Muss gefragt werden. Doch ich spürte seine Lippen auf die Meinen. Fühlte, wie er sich mir entzog. Mir auf den Beinen half. Er seine Kleidung richtete und wartete, bis ich es im gleichtat.
Wie im Nebel stieg ich in meine Pants und Hose. Zog meine Schuhe an und ließ mich von ihm aus dem Restaurant führen.
Doch wusste ich auch ... Nein ich spürte es, dass es nicht unser letztes Treffen war. Mit einem Schmunzeln stieg ich in das Taxi und ließ mich heimfahren. Mit einem Grinsen stieg ich aus dem Taxi und bezahlte plus Trinkgeld die Fahrt. Der Fahrer starrte mich an, schüttelte mit dem Kopf und fuhr davon.
»Lilie. Er riecht nach Lilien.« … Mein Grinsen wurde breiter.
Als ich daheim mein Laptop angeschaltet hatte, suchte ich das Lied.
Lilium von Elfenlied.
Dieses Lied bekleidete mich durch die Nacht.
Wie immer, wenn ich mich für einen Maskenball fertigmachte, summte ich dieses Lied. Lilium.
Letztes Jahr wurde dieses Lied gespielt, als er, mein fremder Liebhaber, mich zum Höhepunkt getrieben hatte. Er entfachte in mir eine Leidenschaft, die ich seither vergebens gesucht hatte. Nie gefunden, nie gestillt wurde.
Überall suchte ich nach ihm. Fand ihn nie. Er fand mich. Immer bei einem Maskenball. Seitdem hatte ich nie einen Maskenball ausgelassen. Genau wie diesen. Der Dritte seit dem letzten Jahr, der in unserer Stadt stattfand.
Zwei Mal war ich ihm schon begegnet.
Ein Kampf war es, den heutigen Tag frei zu bekommen. Nach vielen Überredungskünsten konnte ich meinem Kollegen, dazu umstimmen, für mich die Schicht zu übernehmen. Natürlich hieß es dann wieder, eine Doppelschicht hinzulegen. Aber dies war mir egal. Heute war wichtig. Mein fremder geheimnisvoller Liebhaber.
Ich stand vor dem Spiegel und musterte mich. Dieses Kostüm, welches mich in der Art eines Vampirgrafen darstellen sollte, hatte eine Stange Geld gekostet.
Hielt mir die Maske, eine Colombia Augello de metallo nero, die auch nicht gerade bei billig einzuordnen war, an mein Gesicht. Allein mein eigenes Spiegelbild verursachte mir mehr als Reizströme, die durch und durch gingen. Ruckartig wandte ich mich von meinem Abbild ab und musste tief durchatmen. Diesmal hob ich mich für ihn auf. Das letzte Mal, als ich dieses Kostüm anzog, hatte ich sämtliche Hände damit zu tun, es nicht zu versauen.
Kurz blickte ich noch einmal auf die Uhr. Mein Taxi müsste gleich da sein und kramte die Eintrittskarte aus meinem Nachtkästchen. Schnappte mir die Wohnungsschlüssel und ging die alte Flurtreppe runter. Um neugierige Blicke brauchte ich mich nicht zu kümmern. Der Maskenball war in meiner Stadt ganz schön angesagt.
Wohin wird er mich heute verführen? In ein Nobelrestaurant? In ein Hotel? Oder wird er mich gleich an Ort und Stelle vernaschen? Mir war es gleich. Hauptsache ich sah ihn wieder. Nicht nur sehen. Fühlen, schmecken.
Seine Küsse, süßer, wie die Piemontkische. Schwelgte ich in Erinnerungen und das Rufen des Taxifahrers, riss mich aus meinen Träumen.
Eilig stieg ich ein und gab ihm die Adresse. Der Fahrer wollte mich in ein Gespräch verwickeln, das ich schon der gefühlteste hundertste Fahrgast sei, der zu diesem Event wollte. Ich nickte nur und steckte mir den Ohrstöpsel meines Handys ins Ohr. Drückte auf Play und Lilium ertönte.
Als er in die Einfahrt bog, in der sich das Theater befand, wandte ich mich zu ihm. Fragte ihn, ob er noch kurz bei dem Blumenladen halten könnte.
Da er mich kannte, gewährte er mir den Wunsch.
Ich stieg aus und betrat den Laden. Gott sei Dank, hatte er noch geöffnet und blickte mich um.
Eine Verkäuferin trat auf mich zu und fragte nach meinen Wünschen.
»Eine Lilie ... weiß, wenn möglich.« Sie nickte und deutete mir, ihr zu folgen.
»Ist sie für Ihre Freundin?«, fragte sie lächelnd. Ich lächelte mit zuckenden Schultern zurück. Die junge Frau wurde etwas rot und ich konnte mir denken, warum.
Ja ich weiß. Eine weiße Lilie war ziemlich offensichtlich. Deswegen hoffte ich auch auf dem Effekt und darauf, dass mein fremder Liebhaber, diesen Wink verstand.
»Ähm ... Sie brauche sie nicht einzupacken. Ich ... ich möchte sie mir an das Hemd stecken.«
»Oh! Soll ich dann ein Taschengesteck daraus machen?« Vehement schüttelte ich mit dem Kopf.
»Nein, ... oder geben Sie sie mir einfach so mit.« Wieder nickte sie und ging an die Kasse. Ich bezahlte die Lilie und hielt sie mir unter die Nase. Sie roch wie er.
Geduldig hatte der Taxifahrer auf mich gewartet und fuhr das restliche Stück zum Theater. Bezahlte diesen und stieg aus.
Holte meine Eintrittskarte hervor und zeigte sie dem Türsteher. Er winkte mich durch.
Noch war nicht viel los. Der Maskenball begann ja erst in einer halben Stunde. Also was machte ich mit meiner Zeit? Blickte mich um und sah das bereits geöffnete Buffet. Ich gesellte mich zu der kleinen wartenden Schlange und verschaffte mir in der Zwischenzeit einen Überblick. Häppchen, Fisch und kalte Platte wurden angeboten. Lange überlegen brauchte ich nicht und schnappte mir einen Teller. Legte ein belegtes Brötchen drauf und sagte zu dem Bufett ›Auf Wiedersehen‹. Das Essen hatte ich mir auch nur geholt um die Zeit, meine wartende Zeit zu umgehen.
Die Halle wurde allmählich voll und Orchesterklänge hallten.
Je weiter die Stunden voranschritt, umso lauter wurde die Unterhaltungen. Inzwischen wagten sich einige Paare zum Tanzen und die Stimmung wurde immer ausgelassener. Nur von meinem fremden Liebhaber fehlte jegliche Spur.
Wieder steckte ich mir die Ohrstöpsel ins Ohr und drückte mein Lied her.
Schloss meine Augen. „Os lusti Meditabitur Sapientiam ...", summte ich und war ins letzte Jahr zurückversetzt. „Kyrie, Ignis Divine Eleison...“ Ich verbrannte, er trieb mich in den Himmel. Hatte kein Erbarmen.
Ich vergaß alles um mich herum. War nur noch bei ihm. Spürte ihn.
»Hallo mein dunkler Prinz!« Ich erschrak. Diese Stimme. Schlagartig öffnete ich meine Augen und blickte in das maskierte Gesicht.
»Komm, lass uns diese triste Gesellschaft verlassen!« Er hielt mir seinen Arm hin und ich hakte mich ein.
Ein Auto wartete am Eingangsbereich und er öffnete mir die Tür. Bat mich einzusteigen und schlug die Tür zu. Er selbst ging um das Auto herum und setzte sich neben mich. Ich erwachte vollständig. Alle meine Sinne gierten nach ihm.
Die Fahrt dauerte keine viertel Stunde. Ich stieg aus und blickte mich um. Es war kein Restaurant, kein Hotel. Es war das alte Schloss. Welches neben dem Theater ein Wahrzeichen meiner Stadt war.
Wieder hielt er mir seinen Arm hin und ich sah, dass wir bereits erwartet wurden. Dieser Mann war wohl ein Butler. Er hielt uns die Tür auf und nickte kurz.
»Es ist alles vorbereitet!«
»Danke!« Wieder nickte der Butler und verschwand im nächsten Moment.
Langsam fragte ich mich, wer mein fremder Liebhaber war. Aber diese Frage erübrigt sich. Ich fühlte mich hart an die Tür gepresst und Lippen, die forsch Einlass forderten.
Er ließ von mir ab.
»Für wen ist die Lilie?«, fragte er mich. Röte schoss mir ins Gesicht. Ein Kloß machte sich in meiner Kehle breit. Meine Stimme versagte.
»Etwa für mich?« Ich glühte und doch brachte ich es fertig zu nicken.
»Du überrascht mich. Mein dunkler Prinz ...!« Irgendwie schaffte ich es mein Handy herauszuholen und drückte das Lied her.
»Lilium. Ja, ich erinnere mich. - Komm!« Er hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie. So warm. Weich und meine Vorfreude stieg ins Unermessliche, wenn ich nur daran dachte, wie er mich mit diesen Händen verwöhnte.
Er führte mich die Treppen rauf. Bis zu einer Tür, die er öffnete. Mir stockte es der Atem.
Lilien. Überall waren Lilien in ihrer vollständigen Pracht. In sämtlichen Farben.
»Auch mich verfolgt das Lied. Überall. Überall hin. Ich kann nicht mehr ohne.« Er führte mich weiter in den Raum. Spürte, wie er mir die Maske abnahm ...
»Nicht nur das Lied verfolgt mich. Du verfolgst mich. Mein dunkler Prinz. Meine Lilie.« Er knöpfte mein Hemd auf ...
Seine Finger fuhren unter das Hemd und strichen über meine Brustwarze. Ich keuchte auf. Schloss meine Augen. Er trat näher an mich. Streichelte über mein Gesicht. Über meinen Hals. Hauchte mir Küsse auf meine Lippe. Ich rang nach Atem. Er ergriff meine Hand und führte mich zum Bett. Drückte mich runter, ohne von mir abzulassen. Öffnete meine Hose und griff rein. Ich bäumte mich auf. Das war es, das wollte ich immer spüren. Erleben. Oft hatte ich Kurzbeziehungen oder sogar One-Night-Stand. Aber keines brachte mich in diese Ekstase, in der ich mich gerade befand. Mein fremder Liebhaber. Wer war dieser Mann? Und warum fühlte ich mich bei ihm geborgen. Gebraucht. Geliebt.
Seine Küsse trieben mich in den Wahnsinn. Seine Hände schürten das pure Verlangen. Sein Mund war die Hölle sowie der Himmel. Ich drückte mich ihm entgegen und er nahm mich tiefer auf. Meine Synapsen spielten verrückt und er machte sich einen Spaß daraus.
Ich selbst war nicht mehr anwesend. Das Lied summte stetig in meinem Verstand und meine Hände wollten jede freie Stelle seiner nackten, warmen Haut spüren. Ich zerrte an seinen Klamotten und er half mir dabei.
Er legte sich auf mich und unsere Münder fochten um die Vorherschafft. Keiner war gewillt dem anderen nachzugeben. Bisse, Küsse, Hände, Zunge, Finger. Ich spürte alles. Zu gleicher Zeit. Schrie auf, wenn er meinen Punkt erwischte. Wollte mehr. Bekam nicht mit, wie er mich vorbereitete und erstarrte, als er sich in mich drückte. Hielt inne, bis ich mich an ihn gewöhnt hatte. Drückte weiter. Küsste mich. Ich wollte dies. Genau das. Das war es. Nur er konnte es mir geben. Er stieß. Drückte mich in die Matratze, begrub mich unter sich. Erstickte mein Keuchen. Ich suchte halt. Krallte mich in sein Rücken. Umklammerte ihn und schrie meinen Orgasmus aus.
Wehrendessen erhörte er sein Tempo und krachte auf mich. Spürte seinen Herzschlag in seiner Brust pochen. Nur langsam flachte das Rauschen in mein Innerstes ab und ich kuschelte mich küssend an ihn.
Immer wieder küssten wir uns. Worte brauchten wir nicht. Wir verstanden uns auch so. Er streichelte über meinen Rücken. Er blieb bei mir, bis ich einschlief.
Morgen so wusste ich, war ich alleine. Aber er gab mir ein Versprechen. Der nächste Maskenball kam. So wie er. Mein fremder Liebhaber.
Einige Wochen waren seit dem letzten Maskenball vergangen.
Wie die letzten Male auch war er einfach verschwunden. Kein Name, keine Adresse, nichts.
Einmal hatte mich der Mut gepackt und ich bin zum Schloss geradelt. Auch hier war nichts. Kein privates Ambiente, wie ich es das eine Mal vorgefunden hatte, nur die öffentliche Führung durch die Geschichte dieses Gebäude.
Niedergeschlagen ging ich wieder zurück in meine eigenen vier Wände. Seither versuchte ich ihn, aus meinen Gedanken zu bannen. Selbst mein, nein unser Lied vermied ich, anzuhören. Hatte die MP3-Datei aus meinem Handy gelöscht, aber es verfolgte mich dennoch. Immer wenn ich gar nicht mehr daran dachte und ausversehen auf den Animesender umschaltetet. Ertönt die Titelmusik von ›Elfenlied‹. War wie erstarrt und nicht einmal, wenn der eineinhalbminütige Vorspann vorbei war, erwachte ich. Er war bei mir. Fühlte ihn, roch ihn.
Verkroch mich in die Ecke meiner Couch, deckte mich zu und Tränen bekleideten mich. Wer ist er? Wo war er? Wo ist er? Mein fremder Liebhaber.
Letzte Woche hatte ich meinen Job geschmissen. Er füllte mich nicht mehr aus. Ist Öde geworden und es war ein Alptraum dorthin gehen zu müssen. Meine Kollegen fingen an mich zu meiden und mein Chef musste mich stetig ermahnen. Weil ich ständig ein Gesicht zog, wie drei Tage Regenwetter. Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen, die ich jetzt bereute.
Zu spät. Wie alles.
Seit ich ihn begegnet war, war mein Leben immer nur auf eins ausgerichtet gewesen. Wann war der nächste Maskenball? Was ziehe ich an? Als was gehe ich?
Doch ich fand keine Ambition mehr, ... als ich im Bett erwachte ... in dem Kostüm ... die Lilie in meiner Hand. Wie bin ich nur nach Hause gekommen? Ich war bei ihm. Im Schloss. Inmitten von vielen Lilien.
Es klingelte an der Tür. Wollte nicht aufmachen. Das Klingeln wurde energischer, bis es zu einem Pochen wurde. Es nervte und ich verkroch mich tiefer in meine Decke. Irgendwann hörte es auf und meine Schwester stand vor mir. Stimmt sie besaß ja einen Schlüssel. Warum also musste sie jedes Mal so einen Aufstand machen, wenn sie zu Besuch kam.
Ach ja ich erinnere mich. Wir wollten zusammen einkaufen gehen. Doch ich konnte nicht aufstehen. Sie schaffte es dennoch, dass ich mich aufraffte.
Durch sämtliche Geschäfte jagte sie mich. Auf der Suche nach einem neuen Kostüm, oder etwas was sie für ihre Arbeit brauchte. Es interessierte mich nicht. Hatte keinen Blick mehr dafür. Wollte nur noch heim. Auf meine Couch. Wollte ihn vergessen.
Die Tage vergingen. Meine Schwester kam jeden Tag, ... brachte langsam wieder Schwung in mein Innerstes. Heute erzählte sie vom letzten Maskenball, den ich bewusst leicht komatisiert auf der Couch verbrachte vermieden hatte. Sie schwärmte von all den Kostümen, der Pracht und der Musik. Vor allem aber, dass sie es schade fand, dass jetzt nur noch einer stattfand und dann wäre die Saison vorbei.
Der letzte Maskenball. Fünf Maskenbälle fanden jedes Jahr statt. In einem Zeitraum, der kurzfristig entschieden wird. Nie wusste man, wann und wo er stattfand.
Einmal war er über die Winterfeiertage. Fünf Nächte hintereinander. Das nächste Mal fand er inmitten der Schwimmbadesaison statt. Von einem auf dem nächsten Jahr wusste man nie, wann er kommen würde. Dieser jetzt ging über einen Zeitraum von sechs Monaten. Angefangen im letzten Jahr ... Mein erster Maskenball und ich war ihm begegnet ...
Meine Schwester riss mich aus meinen Gedanken und ich fragte mich, warum sie mich wie ein Honigkuchenpferd angrinste.
Genervt schüttelte sie mit ihrem Kopf und so etwas wie, „du hörst mir überhaupt nicht zu“ kam über ihre Lippen. O. k. so gütig, wie sie war, wiederholte sie es noch einmal.
Mir vielen die Augen aus dem Kopf und ohne zu überlegen, nickte ich ihr zu.
Doch jetzt stand ich vor meinem mannshohen Spiegel und war am Verzweifeln. Warum hatte ich ihr nur zugesagt? Ich fasste es nicht. Schnaufte durch. Jetzt gab es kein zurück mehr und ich musterte mich noch einmal. Meine vom Duschen noch nassen Haare vielen mir in die Augen. Ich brauchte einen Friseur. Aber es war zu kurzfristig, als das ich noch einen Termin bekommen hätte.
Sie hatte ein Vorstellungsgespräch bei einem Eventmanager für mich arrangiert. Wie kam sie nur darauf. O. k.! Sie arbeitete selbst dort. Hochzeit planen. Eröffnungen und solche Sachen, da war sie mit vorne dran. Aber als sie mir eröffnete, dass ihr Chef, mich, gerne kennenlernen will, obwohl meine Bewerbung, wohl doch eher fürs Nichteinstellen geschrieben worden ist. War mir schleierhaft. Was will ich dort. Ich, der zuvor in einem kleinen Supermarkt gearbeitet hatte.
Ich stand immer noch vor dem Spiegel, als sie in mein Schlafzimmer gestürmt kam. »Du bist schön genug. Zieh dich an. Ich will noch in der Cafeteria einen Kaffee trinken.« Resigniert wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und folgte ihr wie ein treudoofer Hund.
Ich stieg neben ihr ins Auto und sie fuhr los. Immer wieder ertappte ich sie, wie sie auf die Digitaluhr blickte. Mit ihrem Kopf schüttelte und die roten Ampeln anfluchte. Ihr Drang, dass alles schnell, schnell gehen musste, schwabbelte langsam zu mir über. Ich selbst wurde immer hibbeliger. Es war ungefähr so, als wenn einer das Gähnen anfing und alle darin mit einstiegen. Einfach ansteckend.
Wir betraten das Gebäude und sofort steuerte sie die Anmeldung an. Gab der Frau meinen Namen durch und das ich ein Vorstellungsgespräch hätte. Freundlich nickte die Frau meiner Schwester zu. Meine Schwester drehte sich zu mir. Deutete mir, dass ich hier warten sollte und weg war sie.
Aus ihren Erzählungen wusste ich, dass sie jemanden ins Auge gefasst hatte und sie es deswegen so eilig hatte. Warum nicht. Sie war ein paar Jahre älter als ich und wahrscheinlich war sie der Meinung, ihre innerliche Uhr tickte zu laut.
Auf einem Stuhl die an den Panoramafenstern aufgereiht worden waren, setzte ich mich und nahm mir eine Zeitung in die Hand. Also jetzt fühlte ich mich wie bei einem Arztbesuch. Doch lange währte der Zustand nicht, denn die Frau von der Anmeldung kam auf mich zu. »Der Chef erwartet Sie!« Jetzt folgte ich der Frau wie ein treudoofer Hund und sie ging direkt zu einem Aufzug.
In der vierten Etage hielt er und ein bekannter Duft schlug mir entgegen. ›Lilien‹. Leise flüsterte ich. »Hier riecht es nach Lilien ...!« Die Frau drehte sich zu mir um und nickte.
»Ja der Chef hat ein Faible für diese Blumen.«
»Lilie.« Mir wurde es schwindlig. Mein Magen rumorte und ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Noch dazu dieses grauenhafte Brennen, das sich hinter meinen Augen einstellte. Nicht nur das. Ich fühlte seine ausgefüllten Stöße. Seine Zunge, die mir liebevoll über den Hals strich. Seine Hände, warm und sanft, die jede Region erkunden.
Je näher wir an die Tür kamen, umso intensiver wurde der Geruch, und als sie die Tür öffnete, schlug er endgültig über mich ein. Nur mit aller Kraft konnte ich mich auf den Beinen halten.
Sie bat mich einzutreten und irgendwie schaffte ich es, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich hatte die Schwelle erreicht und die Frau schloss die Tür hinter mich.
Angst, Hoffnung keine Ahnung, was in mir keimte. Ich blickte mich nicht im Büro um, mein Blick blieb an dem Mann haften, der am Fenster stand und sich langsam zu mir umdrehte.
Unsere Blicke trafen sich und ich ging einen Schritt zurück. Drückte mich an die Tür, suchte den Griff. Konnte dennoch nicht meinen Blick von ihm wenden. Mein Herz raste. Meine Atmung stockte. Meine Sinne waren auf ihn eingestellt. Schüttelte leicht den Kopf und ich wusste nicht, was ich tat.
War es Adrenalin? War es Hoffnung? War es die Angst den Verlust wieder zu spüren? Ohne zu überlegen, trugen meine Füße mich zu ihm und ich fand mich in seiner Umarmung wieder. Unsere Lippen berührten sich. Waren ausgehungert.
»Meine Lilie. Wo warst du? Ich habe dich gesucht. Du warst nicht da!« Er küsste mich um den Verstand. Ich konnte nicht antworten. War in seinem Bann gefangen.
Zerrte an seinem Hemd. Wollte seine Haut spüren. Vergaß alles um mich herum. Er nahm mir alles ab. Er zog mich aus. Er zog sich aus. Er berührte mich. Führte meine Hand über seinen Körper. Strich seine Finger über mich. Liebkoste meine Zonen.
Legte mich auf seinen Tisch. Nahm mich in seinen Mund auf. Ich stieß mich ihm entgegen. Seine Zunge war heiß. Es verbrannte mich. Er quälte mich. Entließ mich aus seinem Mund. Küsste mich. Schmeckte uns und drückte sich immer tiefer in mich. Ich stöhnte, er unterdrückte es mit Küssen. Hielt mich davon ab lauter zu werden. Der Orgasmus überrannte mich. Als er meine Kontraktion spürte, stieß er ein zischen aus und biss mir den Hals, als er kam.
Minutenlang konnte keiner von uns sich bewegen. Ich war wie erschlagen. Streichelte immer und immer wieder über seinen Rücken. Ich wollte ihn nicht loslassen. Nicht wieder ohne ihn erwachen. Irgendwie schaffte er es sich aus mir zurückzuziehen und musterte mich. Doch nicht für lange. Er beugte sich über mich und sanft küsste er mich.
Als der Orgasmus endgültig von mir abgefallen war, raffte ich mich auf. Wir zogen uns an.
Langsam kam auch mein Verstand zurück und mir wurde klar, was gerade geschehen ist. Meine röte stieg mir ins Gesicht und ich fuhr mit einer Hand durch meine Haare.
»Tschuldige, das ist nicht meine Art, ... ich mein bei einem Vorstellungsgespräch ...« er lächelte mich an.
»Ist mir auch noch nicht untergekommen, aber bei dir, mache ich eine ausnahmen. Um ehrlich zu sein, hatte ich es sogar gehofft.« Was? Er wandte sich von mir ab und richtete die Akten und Zettel sorgfältig wieder zusammen, die auf ungewöhnliche Weiße nicht mehr auf ihren Plätzen waren.
„Beim letzten Ball warst du nicht da. Ich hatte mir Sorgen gemacht. Ich wollte ... ich mein ... ich wollte deinen Namen wissen, wo du wohnst ... aber irgendwie kommen wir nie dazu uns zu unterhalten.“ ich verstand es. Kaum war er in meiner Nähe, so hörte mein Sprachzentrum auf zu arbeiten. Ohne aufzublicken, sprach er weiter.
„Ich hatte dich vermisst und dachte es wäre vorbei, ich dachte ... Doch als ich ein paar Tage später deine Bewerbung in der Hand hielt, deinen Namen erfuhr. Erfuhr, dass du Tanjas Bruder bist. Dass du deinen Job im Supermarkt geschmissen hast, dass du einfach nicht mehr ihr Bruder bist, sondern ein wandelndes Etwas, da wurde mir einiges klar. Mir erging es nicht anders. Ich sperrte mich in meinem Büro ein ... - Elias. Es war ein Fehler dich gehen zu lassen. Aber die Magie ...!“
»Die Magie des Maskenballs.« Vervollständigte ich den Satz und trat auf ihn zu. Nahm sein Gesicht in meine Hände und legte meine Stirn an seine.
»Lucas Reimer. Der Eventmanager des berühmten Maskenballs. Jetzt wird mir einiges klar. Hinter der Bühne, das Restaurant, das Hotel, das Schloss, ... was hattest du dir das letzte Mal überlegt gehabt?“
»Ein Boot. - Die Queen Marie.«
»Scheiße! Du bist verrückt. - was das an Geld kostet«, er kicherte und unsere Lippen berührten sich.
»Du bist es mir wert!«
»Der letzte Maskenball dieser Saison ist kommendes Wochenende. Verrätst du mir, wohin du mich als Nächstes entführst.«
»Hmm mein dunkler Prinz. Lassen wir die Magie des Maskenballs noch einmal aufleben.«
Ich schlief, saß und stand wie auf Kohlen. Konnte den Tag nicht mehr länger erwarten. Ertrug das Hinziehen der Stunden nicht mehr. Die Minuten und schon gar nicht die Sekunden. Zu langsam. Zu träge. War dies alles.
Lucas war heute sehr früh aus meiner kleinen Wohnung verschwunden und seitdem hielt er mich auf Abstand. Ging nicht an meine Anrufe. Gut, o. k., so oft hatte ich ihn nicht angerufen. Einmal ging er ran und meinte nur. »Ich solle Geduld haben.« Hatte wieder aufgelegt und seitdem wartete ich. Auf den letzten Maskenball dieser Saison. Es war eine Zerreißprobe. Nervenaufreibend. Ich stand auf und wanderte durch mein Wohnzimmer.
Vermied es in meinen Spiegel zu blicken, denn ich wusste, dass ich mich selbst nicht mehr zurückhalten konnte. Schon gar nicht, wenn ich mich in dem Kostüm erblickte. Lucas wollte, dass ich das erste Kostüm noch einmal anzog.
Meine Gedanken wanderten zu der Eintrittskarte. Musste schmunzeln. Der letzte Maskenball fand im Fünfsternehotel zum Schwanenteich statt, obwohl es gerade mitten in der Renovierung stand. Fragen, warum es gerade dort stattfand, schob ich von einer Gehirnecke in die andere und dennoch blieb es unbeantwortet.
Dennoch möchte ich zu gerne ein Mäuschen sein. Wo genau, in welcher Ecke dieses Event stattfand. Ein einziges Mal war ich dort, aber auch nur, weil meine Eltern ihren 30. Hochzeitstag dort gefeiert hatten.
Damals schlich ich mich in die Küche und war von Anfang an fasziniert. Der damalige Inhaber war graziös und überragte all seine Angestellte. Es war Faszination pur. Ich sah die Leidenschaft, Passion, die dort herrschte. Einmal in meinem Leben wollte ich dies erleben. Und genau dies war glaube ich auch mein Anstoß gewesen, Koch zu werden.
Koch; ich hatte Koch gelernt, aber wegen meiner Überqualivizierung fand ich im Umkreis von 20 km keine Anstellung.
Ich blickte auf meine Uhr. Und ich musste immer noch eine gute halbe Stunde warten. Das schaffte ich nicht. Es war zu lange. Diese Stunde zog sich hin. Kaugummi war absolut kein Ausdruck.
Am liebsten würde ich jetzt auf der Stelle loslaufen. Doch ich wusste auch, dass mich dann ein etwas längerer Fußmarsch erwartete. Darauf hatte ich in dem Moment meiner Aufgeregtheit keine Lust. Schon gar nicht, wenn ich mich schon längst in seinen Armen sah.
Also blieb mir nicht anderes übrig als weiter in meiner Wohnung auf und abzulaufen. Zu warten. Die Sekunden zu zählen.
Ich erschrak fürchterlich, als meine Klingel losging. Auf dies war ich jetzt nicht vorbereitet und fluchte darauf hin los. Vor allem, wer wollte denn jetzt zu mir? Ich hatte keine Zeit. In wenigen Minuten würde mein Taxi dastehen, das mich zum Maskenball bringen würde. Doch ich wusste aber auch, dass ich niemals einen ungebetenen Gast abwimmeln würde. Das lag mir fern. War nicht meine Natur.
Genervt drückte ich auf den Knopf der Gegensprechanlage und sprach rein.
»Guten Abend. Mein Name ist Herr Carsten. Ich bin beauftragt worden, Sie zum alljährlichen Event, des Maskenballs zu geleiten.«
»Was??«
»Guten Abend. Mein Name ist Herr Carsten. Ich bin beauftragt worden, Sie zum alljährlichen Event, dem Maskenball zu geleiten.« Wieder lag mir das ›Was‹ auf den Lippen, doch diesmal verkniff ich es mir. Der Typ am anderen Ende der Gegensprechanlage würde wohl seinen Text noch einmal wiederholen, bis ich ihn endgültig verstanden hatte.
»Ähm, bitte entschuldigen Sie. Es ist bestimmt eine Verwechslung. - ich warte auf ein Taxi und auf keinen Chauffeur.«
»Nun, dann sind Sie nicht Elias Lederer?«
»Ähm ja doch! Aber …! Ich verstehe es nicht.«
»Nun dann gilt es, an meiner Seite sich zu entschuldigen. Mein Name ist Herr Carsten und ich wurde von Herrn Lucas Reimer beauftragt, Sie abzuholen.« Der Name staute urplötzlich meine Hitze in meiner Mitte. Stetig murmelte ich seinen Namen. Er war schon lange nicht mehr mein fremder Liebhaber. Dieser hatte jetzt ein Gesicht und einen Namen, der jede Tonleiter zum Erklingen brachte. Ich brachte nur noch, ›Komme gleich‹ heraus.
Gott, es wurde nicht nur eng in meiner Hose, seit ich den Namen gehört hatte, hatte sich in diesem Moment meine Stimme auch wieder verabschiedet.
Eilig suchte ich meine Schlüssel, zog die Wohnungstür hinter mich und nahm gleich zwei, wenn nicht drei Stufen auf einmal.
Kurz bevor ich die Haustüre erreichte stoppte ich. Krampfhaft versuchte ich, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Vergebens. Ich musste es aber. Wie würde es denn aussehen, wenn ich mit hochrotem Kopf und nach Luft ringend vor dem Chauffeur zum Stehen kam.
War ich froh, dass im Treppenhaus die Luft kühl war. So beruhigte sich langsam mein Körper wieder und ich fragte mich, wo meine Ausdauer hingelaufen war. Jetzt wo ich sie dringend bräuchte. Ich wusste es, sie hatte sich verabschiedet, gleich, nachdem ich den Namen gehört hatte. Der Name, der ein Gesicht und einen wundervollen anschmiegsamen Körper besaß.
Wie würde ich wohl aussehen, wenn ich am Startblock stand, ihn kurz erblickte? Wahrscheinlich würde ich auf der Stelle vergessen, wie man läuft. Startet, um nur über die eigenen Füße zu stolpern. Absurd. Unwillkürlich musste ich im Angesicht dieser Tatsache kichern.
Zwar spürte ich, dass ich noch etwas im Gesicht gerötet war, aber bei diesen Temperaturen war das wohl doch eher der seltene Fall, blass durch die Gegend zu laufen.
Ich trat aus dem Haus hinaus und stand erst einmal wie angewurzelt da. Eigentlich machte ich mir nichts aus Autos, aber dieser Wagen, war ein Traum von einem Gefährt. Ich ließ einen anerkennenden Pfiff los. Daraufhin sich Herr Carsten zu mir umdrehte. Wahrscheinlich dachte er, ich hätte ihn damit gemeint. Einen Pfiff loszulassen, um einen Hund zu rufen, aber als er meine leuchtenden Augen sah, ich konnte mir vorstellen, dass ich wie ein Kleinkind aussah, das gerade sein absolutes Lieblingsspielzeug in den Händen hielt, belächelte er mich nur. Er begrüßte mich und ließ mich in den Wagen setzten. Absoluter Luxus. Sanft strich ich über den Lederbezug und sah mich, mit ihm, hier, wie wir über uns herfielen.
Langsam verfluchte ich Lucas. Wie konnte er mich so behandeln. Erst konnte er seine Finger nicht mehr von mir lassen. Suchte jeglichen Körperkontakt und dann, von einer Sekunde auf die andere, war er gegangen. Einfach so.
O. k.! Einfach so … war das nicht. Ich wusste, warum er es tat. Vor allem wollte ich das ja auch. Noch einmal die Magie des Maskenballs aufleben lassen. Mich darin gefangen nehmen.
Die Fahrt dauerte nicht lange und die Limousine parkte genau vor dem Eingang des Hotels. Herr Carsten stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete mir die Tür. Kurz verbeugte er sich und schlug hinter mir die Tür wieder zu.
»Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend. Herr Lederer.« Ich nickte nur, denn dort, am Eingang, stand er. Auch er hatte sein Kostüm dran, welches er beim ersten Maskenball getragen hatte.
Langsam kam er auf mich zugeschritten. Blieb einen Schritt vor mir stehen. Ich sah, wie er schmunzelte und anschließend seinen Arm hob, damit ich mich einhaken konnte.
Wieder war ich in seinem Bann gefangen, um mich daraus zu befreien, blickte ich mich um.
Das halbe Hotel war in Gerüsten eingekleidet. Die alte Holzpaneele, waren allesamt abgerissen worden. Nackte Ziegelsteine zieren die Front. Selbst der Weg zum Weiher war aufgegraben worden und Anfänge einer Brücke waren zu sehen.
»Warum veranstaltest du hier den Maskenball?« Oh wow, ich hatte meine Stimme wieder.
»Nun, es war ein Kampf und es hatte sehr viel Überredungskunst gefordert. Aber ich wollte den letzten Maskenball schon von Anfang an hier stattfinden lassen. Zuerst gab es eine Zusage und einige Monate später, hatte ich die Absage im Briefkasten. Den Grund siehst du ja. Aber ich habe mich nicht beirren lassen. Ich habe über einen halben Tag mit dem Besitzer verhandelt und am Ende hatte er sogar bei der Innengestaltung mitgeholfen«“
»Mitgeholfen ist wohl das falsche Wort. Lucas hatte mich erpresst. Und die Verhandlung ging gerade mal zehn Minuten.«, ich wandte mich zu der neuen Stimme um. Ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter, wenn nicht sogar etwas jünger reichte mir die Hand.
»Hallo Kilrian Ford mein Name, herzlich willkommen im Schwanenteich. Wollen wir?« Was? Etwas verwirrt blickte ich zu Lucas. Er schmunzelte immer noch. Nach meinem Gefühl ging das schon in ein Grinsen über.
»Ah er weiß davon nichts. Hätte ich mich ja auch gewundert, wenn du einmal mit deiner Sprache rausrücken würdest. Herr Lederer, bevor ich Sie zum Maskenball lasse, möchte ich Sie gerne etwas näher kennenlernen.«
»Aber um was geht es denn?«
»Lucas schwärmt von Ihren Kochkünsten. Ich möchte mich gerne davon überzeugen lassen.« Frage! Gibt es eine Stufe, die über paff und sprachlos sowie perplex hinausgeht? So fühlte ich mich gerade. Kurz blickte ich auf mich hinab. Im selben Atemzug spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
»Nun geh. Ich warte auf dich.«
Herr Ford machte mich noch mit einigen Angestellten vertraut. Sam Höllesing und Mario sowie mit der Belegschaft der Küche, Leo und einem gewissen Jens. Mehr waren es nicht. Hätte ich mich ja auch gewundert, wenn das ganze Personal, während der Renovierung auflaufen würde.
»So, nun zeigen Sie, was Sie können. Leo und Jens werden Ihnen zur Seite stehen.« War alles, was er noch sagte, und ging zurück zu Lucas. Wie als ob Sam darauf gewartet hatte, dass sein Chef weg war, kam er auf mich zu. Er überreichte mir eine Kochschürze. Lächelte mir zu, grinste über beide Ohren und nahm den anderen mit den Namen Mario in seine Arme.
Sie winkten den beiden Köchen zu und waren weg.
Die letzten die übrig geblieben waren, waren ich, Leo und Jens. Jens führte mich in die Küche, zeigte mir alles und auch dann war er weg. Ich hatte das Gefühl in einem abgesprochenen Spiel zu sein.
Kurz blickte ich mich um und fand, dass diese Küche, trotz Renovierung ziemlich, wenn gar leicht, o. k., sehr veraltet war. Ich schnaubte und doch machte ich mich gleich dran, um den Herd anzuschalten.
Was mir in diesem Moment gerade durch die Gedanken ging, wusste ich nicht mehr. Nur eins: Mein Lieblingsgericht zu kochen.
Ich fand alles, was ich dazu benötigte und nach guten zwei Stunden war ich fertig.
Doch vom Chef oder von meinem Liebsten fehlte jegliche Spur.
»Guten Appetit«, murmelte ich und war dabei die Schürze abzustreifen als, …
›Elfenlied‹ ertönte. Ich schloss meine Augen und sah ihn, sah mich … beim ersten Mal.
Arme umgriffen mich. Mir wurde die Maske aufgesetzt und eine liebliche Zunge verwöhnte meinen Nacken …
Ich hörte nur noch:
»Meine liebliche Lilie, mein dunkler Prinz«, von irgendwoher ertönte unsere Melodie. Wir bewegten uns im Tackt. Ich schloss meine Augen, ließ mich treiben und verfiel in seine Passion.
›ENDE‹
Ein paar Tage später erhielt ich die Zusage vom Hotel Schwanenteich, als Fünfsternekoch zu arbeiten.
Mein Leben konnte nicht besser sein. Ich lebte mit einem fantastischen Liebhaber, ups, Lebensgefährte zusammen. Hatte eine neue Anstellung und Stimmen munkelten, dass der Hotelbesitzer für ein paar Wochen ins Ausland reiste, um dem Hotel einen neuen Titel zu verpassen ›Golden Eye‹.
Kilrian Ford ist auch zu finden in Bet of your Life, Unloved, Beloved, Forever und ...Der Momente. Diese Links wurden am 18.03.2022 aktualisiert. Jetzt sollten sie wieder funktionieren.
Danke fürs Lesen.
wer neugierig auf das Lied geworden ist --> youtube <--- Link wurde erneuert am 18.03.2022
os iusti meditabitur sapientiam
et lingua eius loquetur iudicium
beatus vir qui suffert tentationem
quoniam cum probatus fuerit
accipiet coronem vitae
kyrie, ignis divine, eleison
oh quam sancta, quam serena, quam benigna, quam amoena
oh castitatis lilium
Texte: (c) 2014 Conny J. Gross
Bildmaterialien: (c) Anna Lena
Lektorat: Duden! Wenn Fehler drin sind, dann ist der Duden schuld
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2014
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