Dieses Buch widme ich meinem lieben Co-Autor Adam Kay († 06.06.2016), und seinem Ehemann Uwe. Adam hat meine Figur Kilrian Ford geliebt und hat ihr das gewisse Extra eingehaucht. Ich danke dir.
Die Tage mit Dir werden in mir weiterleben.
Sie sind ein Geschenk an mein Herz.
Zeit wird Raum
und Wunsch wird Traum.
Doch ich werde immer an Dich denken,
egal, wohin mich meine Wege lenken.
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu existierenden Personen sind rein zufällig.
Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
eBooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie.
Und denkt daran, im REALEN Leben gilt SAVER SEX, also achtet immer darauf. AIDS ist keine Krankheit, die man auf die leichte Schulter nehmen darf. Auch die anderen Geschlechtskrankheiten nicht.
Also schützt euch!!!!
Danke
Dies ist eine unkorrigierte Version und die Geschichte steht nicht im Verkauf. Sie ist nur auf Bookrix online und kostenlos zu lesen. Wer dafür Geld gezahlt hat, ist einem Betrug in die Falle gegangen. Mein geistiges Eigentum zu plagiieren oder auf verschiedenen Plattformen zu verteilen ist illegal und wird strafrechtlich verfolgt.
Wie gesagt respektiert unsere Arbeit.
Einen lieben und herzlichen Dank geht an meinen lieben und herzlichen Co-Autor Adam. Ich hoffe, ich höre wieder mal etwas von dir. Zu viel Zeit und Wasser ist inzwischen vergangen
Das Cover hat sich in der letzten Zeit etwas geändert, deshalb gilt mein Dank E.R.Thaler.
Der nächste Dank geht an Angelita Panther ... hüstl, das weiß sie aber noch nicht. Ich bin ihr trotzdem dankbar, weil irgendwann die Geschichte durch ihre fantastischen Finger gleitet und ich somit hoffe, dass alle Fehler, Logik- Denk- und Schreibfehler auf wundersame Weise verschwinden.
Der eigentliche Danke geht an euch Lesern. Nur durch euch, kann eine Geschichte erst lebendig werden.
Danke
Conny J. Gross
Vorabinfo:
Eine eigenständige Geschichte die parallel zu der Facetten-Reihe läuft. Es ist zu Empfehlen, (nicht dringend Notwendig), das leichte Vorkenntnisse über die bereits veröffentlichen Bücher der Facetten-Reihe besteht. Da viele Protagonisten, ohne weitere Beschreibungen vorkommen.
Die Autorin weist darauf hin, das möglicherweise die Gefahr des Spoilern vorhanden ist, sowie, das es an einigen Stellen ziemlich hart zur Sache geht.
Vor eineinhalb Jahren:
Völlig fertig schlurfte ich in meine Privaträume. Wenn ich Mario nicht hätte, wäre ich völlig aufgeschmissen. Finde mal eine gute Belegschaft für Gastronomie und Hotelbewirtschaftung, einfach unmöglich. Noch dazu, da ich jetzt endgültig ausbauen wollte.
Übermüdet und total durchgef … ließ ich mich auf meinen Sessel im Wohnzimmer fallen.
Doch nicht für lange denn eine innerliche Unruhe machte sich in mir breit.
Nach dreizehn Jahren sehe ich ihn wieder. Meinen Sandkastenfreund. Meinen Kindheitsfreund. Meinen besten Freund eben.
Sicherlich war er in den letzten Jahren öfters mal in Deutschland, aber so richtig zusammengekommen um einen drauf zu machen, sind wir nie. Entweder hatte er terminlich zu tun oder ich war unabkömmlich.
Aber es gab ja noch Skype und wir chatteten meist stundenlang. O.K., stundenlang war vielleicht etwas übertrieben. Wenn es bei mir Tag war, war es bei ihm mitten in der Nacht oder anders herum.
Laut der Buchung blieben er und sein frisch angetrauter Ehemann für eine Woche bevor sie weiterreisten.
Der hat seinen Deckel gefunden, wie ich ihn beneide. Ja und ich? Ich sitze immer noch als Single alleine herum, obwohl Avancen hatte ich viele, nur keine, die mich ansprachen, die mich vom Hocker hauen würden.
Einer passt vielleicht in mein Schema, doch der kam auch nicht in Frage, denn ich will Mario nicht dazwischenfunken. Aber vielleicht, wenn ich es geschickt anstelle komme ich vielleicht auch auf meine Kosten und wenn es nur für ein paar Minuten wäre.
Ich stand auf und ging ins Bad. Den ganzen Stress abduschen und dann ins Bett. Der nächste Tag wird bestimmt sehr aufregend.
Noch bevor ich ins Bett ging, ging der Wecker los. So hatte ich zumindest das Gefühl und drückte das nervige Ding aus. Und es war fast auch so. Ich hatte keine zwei Stunden geschlafen und ich hievte mich schon wieder aus dem Bett. Machte mich fertig für die Küche, denn ich musste auf die Bestellung warten, während meine Gäste noch friedlich schlummerten.
Kaum das ich unten war, hörte ich schon den LKW. Half beim Entladen und gab meine Unterschrift. Inzwischen war der Koch auch schon eingetrudelt und ging selbst noch einmal die Bestellung durch.
Die Nachtschicht saß in der Küche und trank ihren Kaffee. Lisa war total übermüdet, das sah ich ihr an. Ist ja auch kein Wunder. Es ist das erste Mal, dass sie Nachtschicht gemacht hatte. Aber es musste sein. Ich hatte mal wieder leichten Personalmangel und Mario für die Nachtschicht einplanen, ging nicht. Er geht noch zur Schule, obwohl er immer sagte, er hilft aus, wenn Not am Mann ist. Er ist eine gute Haut. Doch in letzter Zeit hatte sich sein Gemütszustand drastisch geändert. Ob es mit diesem Sam zu tun hat? Ich werde diesen Kerl im Auge behalten.
Ein Schmunzeln huschte über meine Züge und der Tag stellte sich schließlich endgültig ein. Ich richtete das Frühstücksbuffet und half in der Küche, sowie an der Anmeldung. Eben ein normaler Arbeitstag.
Es ging auf Mittag zu als eine grauhaarige ältere Dame, mit gutmütigen grünen Augen, auf die Anmeldung zu schritt. Ich trat vor und reichte ihr die Hand.
“Omama!“ begrüßte ich sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
“Ach Kilrian, ich bin so aufgeregt! Mein Enkel, … und ich lerne endlich mal seinen “Mann” kennen. Es ist so viel passiert in den letzten Jahren. Kilrian ich hatte so was nie von Markus gedacht. - aber ich bin froh, dass du dich bereit erklärt hast das für Sascha zu tun.”
“Aber immer doch, Omama. Sascha ist wie ein Bruder.” Sie gluckste.
“Ich sehe euch immer noch wie ihr nackt im Weiher geplanscht habt und Opapa euch raus scheuchte. Wie ihr immer die Schokoriegeln aus dem Laden geklaut habt. - Ach das ist so lange her und jetzt ist mein Enkel verheiratet. - Was macht mein Weiher?”
“Dem Weiher geht es gut und die Fische beißen.”
“Ich bin froh, dass du dich darum kümmerst. Meine alten Knochen schaffen das nicht mehr und Opapa wäre bestimmt auch stolz auf dich.” sie blickte kurz an die Decke. Ja es war damals für jeden wie ein Schlag ins Gesicht als er so plötzlich starb. Ganz besonders für Sascha. Er hing an seinem Opa. Und kurz drauf ist er mit seiner Familie nach Amerika ausgewandert.
Ein Wagen fuhr vor und es stieg ein wahrhaftig, wundervoller junger Mann auf der Fahrerseite aus. Dunkelblonde Haare, leicht kräftige Statur und kam auf mich zu. Je näher er kam, desto mehr zog mich sein Blick in seinen Bann. In meinem Nacken fing es an zu kribbeln und ich hielt automatisch den Atem an.
Er stellte sich als Tom “noch etwas”, seinen Nachnamen verstand ich nicht, vor. Denn seine Augen hielten mich gefangen, und meldete Kyel Kastner und Sascha Fleischhauer-Kastner an.
Wie blöde nickte ich mit dem Kopf und musste mich tierisch zusammenreißen. Seine Lippen, wohlgeformt, luden mich direkt zum Küssen ein. Shit, was dachte ich da. Ich küsse nicht. Ich habe noch nie geküsst. Nein! Küssen bedeutet mehr.
“Kil!” riss mich eine Stimme aus, ja aus was? Und ich blickte über die Schulter, dieses wundervollen Adonis.
“Sascha!” Er kam auf mich zu und als ob wir uns täglich sahen umarmte er mich kurz. Kurz und doch sehr erwärmend.
“Darf ich dir meinen Ehemann vorstellen. Kyel!” Schock ich kannte diesen Mann und auch er schien mich wiederzuerkennen.
“Es ist mir eine Freude den Deckel meines besten Freundes endlich kennenzulernen.” Sascha drehte sich zu Kyel um und übersetzte dies. Er schmunzelte und reichte mir seine Hand. Seine Augen sagten aber etwas anderes. Nichts erotisches, sondern mahnendes. Ich selbst nickte nur kurz und wendete mich wieder Sascha zu.
Kurz drauf kam Marie mit zwei Gläser Sekt. Kyel und Sascha stießen an. Sascha setzte den Kelch an seinem Mund, trank alles auf ex und schmiss das Glas hinter sich. Kyel beobachtete ihn und tat es ihm gleich. Danach überreichte Marie ihnen Salz und ein Stück Brot mit den Worten “Gott Erhalts”.
Sämtliche Gäste, also Saschas Verwandtschaft aus Deutschland, kamen an und ich wurde langsam aber sicher abgedrängt.
Mit anderen Worten, mach endlich deine Arbeit. Sascha war wirklich sehr glücklich. Ich freute mich für ihn. Ich erwischte mich, wie ich immer öfters, ihn suchte. Diesen Mann, der Tom hieß. Er war nicht mehr auffindbar. Irgendwann gab ich auf und erledigte meine Arbeit.
Kurz bevor ich mich selbst für die Feier fertig machen wollte, erblickte ich ihn in einer hinteren Ecke, er telefonierte. Er schien nicht gerade erfreut über dieses Gespräch zu sein und schnaufte als er auflegte. Plötzlich spürte ich einen durchdringenden Blick. Automatisch folgte ich diesem Gefühl und blickte in Kyels Gesicht. Seine Züge sprachen Bände als mein Handy losging, erschrak ich.
Ich ging ran und verschwand an den Computer. Es war nur eine einfache Buchung für ein Zimmer, die ich schnell aufnahm.
Endlich kam Mario. Ich wies ihn schnell ein und er meinte nur. “Na los! Geh jetzt. Immerhin gehörst auch du zu der Hochzeitsgesellschaft!”
Schnell verschwand ich in meinen privaten Räumen und machte mich für die Feier fertig. Als ich später an den Tisch ging, an dem das frisch vermählte Paar saß, stand Sascha auf, packte mich in den Schwitzkasten, er lallte schon etwas.
“Na es wird auch Zeit, dass mein bester Sandkastenfreund endlich zu mir kommt.” man war ich froh, dass ich englisch verstand. Nun ja die meisten Gäste waren Ausländer und es war eben erforderlich Englisch zu können. Besonders in dem Job, den ich noch neben diesem Hotel ausübe.
Sascha zog mich neben sich an den Tisch und ich saß Tom direkt gegenüber. Gott diese Augen, wenn ich es nicht besser wüsste, sie zogen mich regelrecht aus.
“Ich habe aber nicht viel Zeit …” sagte ich. Sascha verdrehte die Augen. “Ich muss noch einen Termin wahrnehmen, leider.” ich sah wie Kyels Augen dunkler wurden und er meinte nur. “Tja, so ist das halt wenn man zweigleisig fährt.” Sascha schien es nicht zu verstehen, machte sich aber anscheinend auch keine Gedanken darüber. Dafür war er schon viel zu angetrunken. Er fing an über die alten Zeiten aus Kindheitstagen zu erzählen, es war mir überhaupt nicht peinlich. Alles holte er hervor aber ich ging auch selbst in die Offensive. Wir lachten und tratschten bis ich erschrocken zusammenzuckte. Etwas hatte mich am Fuß angestoßen, ich blickte mein Gegenüber an. Langsam fuhr er mit seinem Fuß meine Wade hoch. Ich sah ein kurzes Lächeln, ich konnte nicht anders. Ich versank in seinem Blick. Malte mir seine liebliche Zunge aus, wie sie über meinen Hals leckte. Seine Lippen, wie sie mich mit Küssen überzogen und seine Hände die wohlig warm meine nackte Haut erkundeten.
Plötzlich nahm Sascha mich wieder in den Schwitzkasten. Kurz später ertönte mein Handy. Ich hatte eine SMS erhalten.
“Den heutigen Termin, kann ich nicht wahrnehmen. Überweise den bereits überwiesenen Betrag zurück. Danke Jerry.” Ich schrieb nicht zurück. Wie würde das aussehen, als wenn ich nur darauf warte, dass mich jemand bucht. Außerdem war ich erleichtert, denn ich wollte mein Gegenüber nicht mehr verlassen. Auch ich fing an ihm Signale zu schicken. Nippte an meinem Glas und blickte immer wieder leicht verstohlen zu ihm hinüber.
Er wurde, je später es wurde, immer nervöser und ich wusste, dass ich ihn an der Angel hatte.
Irgendwann verabschiedete sich das frisch vermählte Paar und ich saß mit Tom und noch einigen anderen Gästen alleine am Tisch. Auch er machte Anstalten aufzustehen, aber ohne mich dabei aufzufordern ihm zu folgen.
Bevor er den Aufzug erreichte packte ich ihn am Arm und zog ihn in einen Gang. Drücke ihn an die Wand und suchte wie ausgehungert seine Haut. Er lächelte mich lasziv an, ich zog ihn in meine privaten Räume. Noch nie, hatte ich jemanden mit hierher gebracht. Wie denn auch? Meine sogenannten anderweitigen Termine hatte ich immer außerhalb.
Er blickte sich um und zog seine viel zu enge Krawatte auf. Allein diese Bewegung bescherte mir ein Kribbeln.
Sein Blick blieb an dem Ölbild hängen. Dieses Bild zeigte mich nackt im Laub. Er drehte sich zu mir um, ich lächelte.
“Dieses Bild hat mein Cousin für mich gemalt.”
“Er hat dich perfekt getroffen. Mal schauen, ob du auch in Wirklichkeit so gut aussiehst!” Allein wie er es aussprach, ließ meine Hose enger werden und bevor ich mich versah, spürte ich seine Lippen auf meinen. Schon wollte ich in Abwehrhaltung gehen, aber dies war kein Termin. Dies war privat. Dies geschah, weil ich es wollte und nicht, weil ich es musste. Jetzt bin ich Kilrian und nicht Zeth der Callboy. So ließ ich es geschehen und er stupste seine süße Zunge in meinen Mund. Während er mich um den Verstand küsste, knöpfte er mein Hemd auf. Fuhr mit seiner warmen Hand über meinen Oberkörper und streichelte meine Brustwarze. Verhalten keuchte ich in seinem Mund und ich wollte mehr. Ich wollte alles.
Er verstand mein Verlangen und in seinen Augen las ich mehr als nur die Leidenschaft die ihn überkam. Es war mehr. Dieses Mehr, welches ich immer vermisste wenn ich bei einem Kunden war.
Er war geübt und ich stand schnell nackt vor ihm. Meist war ich immer der aktive Part, doch diesmal ließ ich mich fallen. Es war Zärtlichkeit, es war Wärme, es war Geborgenheit. Kein Sex weil er von mir verlangt wurde, bei dem es vorher ausgemacht wurde welche Stellung mein Kunde wünscht. Es war viel mehr. Er.
Langsam und mit bedacht schob er seine Finger in mich rein. Ich spürte nicht den bekannten Schmerz, der mich sonst überrannte. Seine Zunge, seine Lippen, überall. Seine Hände streichelten mich in ungeahnte Höhen. Er ging auf die Knie. Ich schob mich ihm entgegen und er leckte mit einem Stöhnen meinen Lusttropfen ab.
Ich keuchte auf. Das ist es. Das war es, was ich immer vermisste. Nie bekam, aber von mir immer gefordert wurde.
Seine Lippen umschlossen mich. Lutschten meinen Schaft. Knabberten an meiner Eichel. Je mehr er mich bearbeitete, desto lauter wurde ich. Er schob mich aufs Bett.
Ich bekam nur noch mit, wie er meine Beine auf seine Schulter legte und sachte in mich eindrang. Er war kräftig, groß, er füllte mich vollständig aus.
Sein Rhythmus schickte Schauer durch meinen Körper. Seine Lippen schickten mich in den Wahnsinn und seine Zunge entfachte ein Verlangen, das ich noch nie zuvor erlebt hatte.
Laut keuchte ich seinen Namen und ergoss mich auf meinen Bauch. Er zog den Duft meines Spermas ein. Seine Augen, seine Lust überrannte mich. Als er meine Kontraktion spürte, stieß er immer heftiger und schneller zu. Er spießte mich auf. Trieb mein Innerstes an. Das war es. Genau dies … und schoss seinen Saft in mich.
Nur kurz kam mir der Gedanke, nicht verhütet zu haben, doch ich schob ihn weg. So ein toller Mann konnte nicht ansteckend sein.
Langsam schob er sich von mir runter, gab mir einen sanften Kuss. Er hielt mich noch lange im Arm bevor er aufstand. Irgendwie musste er mein Bad gefunden haben, denn ich vernahm das Geräusch der Dusche.
Ich selbst stand auf und ging ihm nach. Er stand wirklich unter der Dusche, seine Silhouette zu sehen ließ mich die Kontrolle verlieren. Mein Schwanz regte sich wieder und als ich sah, wie er sich zwischen den Beinen wusch, war es aus. Jetzt war ich dran. Ich trat zu ihm, er blickte mich leicht überrascht an. Ich nahm ihm das Duschgel ab, goss etwas auf meine Hand und fing an seinen wunderbaren Körper einzuseifen. Kein Muskel zu wenig, jeder war auf seinem, ihm zugewiesenen Platz. Ich musste es wissen, ich habe schon viele Männerkörper gesehen, doch keiner hat mich bis jetzt so angemacht wie seiner.
Meine Hände wanderten von seinem Hals zu seiner Brust. Seiften die lieblichen Brustwarzen ein, kurz zwickte ich rein und ihm entkam ein kurzer Laut.
Seine Überraschung wich von ihm ab und Lust machte sich breit. Jeah! So will ich dich.
Ich kannte die geheimen Stellen und jede einzelne bearbeitete ich, bis Tom nur noch Butter in meinen Händen war.
“Shit, was machst du mit mir? Du streichelst mich nur und doch, …!” weiter kam er nicht und schrie seinen Orgasmus raus.
Ich hingegen flüsterte, während ich mich vor ihm hinkniete.
“Ich beschere dir eine Nacht, die du nie vergessen wirst!” fing den letzten Strahl seines Saftes mit der Zunge auf. Leckte über seine Eichel und küsste mich wieder zu seinen Lippen hoch.
Unsere Zungen fochten einen Kampf aus, keiner war gewillt nachzugeben. Dennoch ging ich wieder als Sieger hervor.
Ich nahm ihn, ich verführte ihn, mit all meinem Wissen. Nie zuvor im Leben hätte ich gedacht, dass es mir so sehr gefallen könnte, so sehr wie mit ihm jetzt.
Ohne es mitzubekommen waren wir irgendwann wieder im Bett gelandet und schliefen ein.
Wie üblich klingelte mein Wecker um die gleiche Zeit aber irgendwas war anders, etwas lag auf meinem Arm.
Es dauerte eine Zeit bis ich mich daran erinnerte was geschehen war, ich schmunzelte. Bevor der Wecker das zweite Mal losgehen konnte hatte ich ihn ausgeschaltet und kuschelte mich wieder an meinen Adonis.
Heute stehe ich nicht auf. Die werden es auch mal ohne mich schaffen. Es war viel zu gemütlich.
Als ich dann schließlich erwachte lag ich alleine im Bett. Tom war verschwunden. Das Bett bereits abgekühlt und ich fühlte ein mir unbekanntes Stechen in meiner Brust.
Ja, warum sollte denn auch das Glück mir einmal Hold sein. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Tom kommt aus Amerika und ich wohne hier in Deutschland. Wir hätten eh keine Chance. Ich bin für ihn nichts weiter als eine Urlaubsaffäre. Dieser Deckel ist einfach viel zu weit weg.
Außerdem konnte ich es mir nicht leisten mich zu verlieben. Nicht ich - und vor allem Zeth nicht, der Luxus Callboy.
Na was soll’s! dachte ich und blickte auf den Monitor. Tätigte die Rückbuchung für “Jerry” und ging endlich zur Tagesordnung über. Trat aus meinem Büro und schon kam Sascha auf mich zu. Herzhaft nahm er mich in seine Arme und offenbarte mir, dass er Kyel und Tom die Stadt zeigen will und ich mitkommen sollte. Ganz besonders den Weiher in dem wir als Kinder immer geschwommen sind.
Ich blickte zu Kyel, dessen Augen immer noch Bände sprachen, zu Tom der mich ignorierte. Eigentlich wollte ich seine Einladung annehmen, lehnte sie dann aber doch ab. Egal, was war mit Tom los, ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich in seiner Nähe haben wollte. Vor allem, warum er jetzt so kalt mir gegenüber war? Innerlich schüttelte ich mich und wandte mich von den Dreien ab.
Beruhige dich. Es ist wie es ist. Du bist eben auf ihn hereingefallen, so wie es vielen jungen pubertierenden Mädchen auch passiert, wenn sie jemanden “Ach so Tolles” sahen. Nur hatte ich meine Pubertät schon 10 Jahre hinter mir.
Ich konnte nicht glauben, dass es gerade mir passierte? Mir? War doch unvorstellbar.
Als ich in mein Büro zurück ging, bekam ich eine SMS. Sie war von “Jerry” und ich zog die Augenbrauen zusammen als ich sie öffnete.
“Danke für die schnelle Rückbuchung, aber du wärst den Betrag wert gewesen.”
Nerv mich nicht, ich legte das Handy weg. Dennoch - etwas war an dieser SMS faul, ich las sie noch einmal.
Woher zum Teufel wollte er wissen, dass ich es wert wäre. Idiot. Ich hatte noch keinen mit dem Namen Jerry. Ich mein, ich hatte noch keinen mit dem Namen Jerry, der mich gebucht hatte. Stone, Hard, Soul oder Captain, nur um einige zu nennen. Verschwiegenheit wird bei mir groß geschrieben. Ich muss ja nicht damit prahlen und es in die Weltgeschichte raus schreien, dass selbst der Präsident der USA meine Dienste in Anspruch nahm. Glücklich war ich deswegen nicht, aber das Geld, das ich dabei verdiene half mir, meine Schulden und die meiner Eltern, beziehungsweise die Krankenhausrechnungen von meinem Vater zu begleichen. Mein Vater war leider nicht krankenversichert, seine private Krankenversicherung hatte ihm gekündigt, als er die Prämien nicht mehr aufbringen konnte.
Und doch schien die SMS etwas in der Art einer Selbstgefälligkeit, eines Vorwurfs zu haben.
Noch einmal las ich sie und irgendwie kam mir Tom und Jerry aus der Comicserie in den Sinn. Um ehrlich zu sein, bereits als Jerry mich buchte hatte ich diese Maus im Kopf. Es kam nicht selten vor, dass jemand ein Pseudonym nahm, welches auf die eigene Person geschnitten war. Tom … Tom und Jerry. Tom! Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spuke. Mir wurde es schlecht. Er wusste es. Und ich konnte mir auch vorstellen woher er es erfahren hatte.
Plötzlich schwirrte mir “Sire” durch den Kopf. Ein hart hernehmender Freier, der sich seine Männer unterwarf. Selbst mich. Seine Wünsche: nicht sprechen, nicht stöhnen, nicht ansehen, nicht berühren, nur stillhalten und auf sein Kommando einen Orgasmus haben. Dieser Name hat ein Gesicht und mittlerweile besaß er nicht nur ein Pseudonym, sondern einen richtigen Namen. Kyel Kastner. Es war schon mehr als fünf Jahre her. Er war einer der ersten Freier, die ich bedient hatte. Im ersten Jahr, buchte er mich ständig, wenn er nach Deutschland kam. Doch es ließ immer mehr nach, bis er mich nicht mehr anrief.
Jetzt wusste ich auch warum. Sascha.
Mir wurde schlecht. Mein Magen rumorte und ich wünschte mir nur diesen Tag schnell hinter mich zu bringen.
Egal in welche Arbeit ich mich stürzte, immer wieder kam mir Tom in den Sinn.
Die Tage vergingen und die Probleme, welche mir Mario mit seinem Sam bescherte, kamen mir nur recht. Ich wusste, wie Mario in ihn verknallt war, doch dieser reiche Schnösel sah nicht einmal was direkt vor seiner eigenen Nase war. Es nicht einmal verstand, wenn man es ihm direkt an den Kopf schmiss. Er nur sich sah und jedem Rock hinterher glotzte.
Wie gesagt, die Abwechslung die ich durch die beiden hatte tat mir gut. Und witzig war sie ebenfalls. Wie war ich überrascht, als ich einen „Kundentermin“ wahrnahm und Sam im Hotelzimmer auf dem Bett saß, sein Blick im Niemandsland und wie er seine Finger knetete. “Kleist” war der Name mit dem er mich gebucht hatte und ich musste wirklich an mich halten um keinen Lachanfall zu bekommen. Wie kam er nur darauf? Egal.
Von Tom sah ich nichts mehr bis der Tag der Abreise kam. Nicht einmal mehr einen Schatten. Wie hatte ich es mir gewünscht, dass er einfach in meine Privaträume rein gestürmt kam und mich nahm. Unverhofft und fordernd, wie in meinen Träumen, die mich seitdem nicht mehr los ließen. Mir harte Morgen bescherte und einen feuchten Fleck auf meiner Matratze hinterließen.
Ich zog mich in mein Büro zurück in der Hoffnung nichts mehr von der Hochzeits- und Flitterwochengesellschaft zu sehen. Stürzte mich über die Abrechnung und zog meine Schublade auf.
Dort lagen sie. Lange hatte ich nicht mehr an sie gedacht. Viele Wochen hatte ich gegen sie angekämpft und ich fragte mich, warum ich sie nicht schon lange weggeschmissen hatte. Jetzt gerade bereute ich es und zog trotzdem eine Zigarette aus der Schachtel. Die Verlockung war zu groß. Zündete sie an und den widerlichen Geschmack ignorierte ich einfach. Als ob ich nie aufgehört hatte, rauchte ich die Zigarette sofort auf Lunge. Kein Reizen, kein Husten, das Nikotin tat seine Wirkung. Mir wurde schwindlig und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ein Fehler. Sofort fingen mich heiße Küsse ein und das Stechen in meiner Brust nahm unaufhaltsam zu.
Ein Klopfen riss mich aus meiner Lethargie, die Tür wurde geöffnet. Paul lugte rein und sagte, dass die Herrschaften “Kastner” mich unbedingt noch einmal sehen wollten. Warum denn nur? Ich hatte mich doch schon von Sascha verabschiedet.
Ich trat aus dem Büro und nahm den Weg zur Anmeldung. Dort stand er. Sein Antlitz stach heraus und ich musste mich zusammenreißen. Nicht hier und nicht jetzt. Nachts, wenn ich alleine im Bett liege und er mich in meine Träume verfolgte, erst dann werde ich der heißen Spur des Verlustes Aufmerksamkeit schenken.
Sascha kam auf mich zu und wir umarmten uns. Kurz, freundschaftlich. Er hauchte mir ein “Danke” entgegen und machte für Kyel Platz. Dieser reichte mir seine Hand, bedankte sich und im selben Atemzug drückte er mir ein Kuvert in die Hand.
“Eine kleine Aufmerksamkeit, weil du uns kostenlos bei dir übernachten hast lassen.” flötete Sascha. “Na los mach auf!” wie immer war er ungeduldig und ich sah ihn vor mir, als zehnjährigen, der als Geschenkgeber, nervöser war, als der Beschenkte.
“Du änderst dich nie!” schnaufte ich und öffnete das Kuvert. Es war ein Scheck über 50.000 €. Unglauben traf mich und ich blickte abwechselnd in Kyels und Saschas Augen. Tom vermied ich anzusehen.
“Omama hatte gesagt, dass es deinem Vater schlechter geht, …”
Nein! Sicherlich meinte Sascha es gut, aber ich wäre nicht Kilrian, wenn ich es nicht selbst bewerkstelligen könnte.
“Sascha, ich, … ich kann es nicht annehmen. Es ist zu viel.” Er grinste.
“Dachte ich mir schon, dass du das ablehnen würdest. Dann nimm es für dein Hotel. Soviel ich weiß wolltest du es doch ausbauen?” wieder schüttelte ich mit dem Kopf.
“Ach Kil. Du hast dich wirklich nicht geändert.” lächelte Sascha und winkte noch einmal zum Abschied. Kyel bedachte mich immer noch mit diesem dunklen Blick. Keine Sorge, ich werde meine Hände bei mir lassen. Es sei denn Sascha bezahlt mich. Aber auch dann nicht. Er ist wie ein Bruder für mich und ich würde es nicht einmal können, selbst wenn ich es wollte. Kyel und Sascha gingen zu ihrem Wagen.
“Für ein Geschenk, bist du dir zu stolz um es anzunehmen. Aber deinen Körper zu verkaufen um schmierige Bonzen zu befriedigen, ihnen den Schwanz zu lecken und deinen Arsch hinzuhalten, dafür langt dein Niveau. Nicht wahr Zeth.” Toms Stimme drang in mein Innerstes und mein Herz zerbrach etwas mehr.
Ich verschloss mich und meine andere Natur, die, die dies kannte, oft ertragen musste wenn ich bei einem Kunden lag, kam hervor.
“Schade, Ich hätte nicht gedacht, dass gerade du dich mit schmierigen Bonzen auf die gleiche Ebene stellst, Tom. Oder sollte ich Jerry sagen.” Noch mehr zerbrach in mir.
“Tom!” Kyel rief ihn.
“Du hast absolut keine Ahnung!” zischte er und drehte sich um.
“Guten Flug!” winkte ich Sascha noch einmal zu. Ignorierte mein Herz und setzte mein professionelles Geschäftslächeln auf. Innerlich war mir aber absolut nicht zum Lächeln.
“Danke, wir chatten!” ich nickte und Tom fuhr das Auto vom Parkplatz.
Ich drehte mich um, tat einen Schritt vor dem anderen, die Tür kam immer näher. Nur hatte ich immer noch das Gefühl auf dem Kies, wo ich gerade gestanden war, immer noch zu stehen. Ihm hinterher zu blicken.
Aus. Die Seifenblase war zerplatzt. Die rosarote Wolke verdunkelte sich. Es war ein Schlag ins Gesicht und nie wieder werde ich jemanden, jemals so nah an mich heranlassen, wie Tom.
Die Tage, Wochen und Monate vergingen. Tom trat immer weiter in den Schatten bis ich ihn gänzlich vergessen hatte. Zumindest versuchte ich es mir immer wieder einzureden und ertrug somit den stetig schleichenden Schmerz in meinem Innersten.
Der Flug nach Deutschland war die Hölle. Jedes Mal scheiße ich mir vor Angst in die Hose, obwohl ich es langsam gewohnt sein sollte. Mr. Kastner und seine dämlichen Meetings außerhalb. Ich könnte manchmal wirklich schreien.
Als ich auf die Koffer wartete, - ich fühlte mich wie der persönliche Diener der ehrenwerten Herrschaften ’Kastner und Fleischhauer’ -, dankte ich Gott, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ich hatte es niemanden erzählt, aber ich habe tierische Flugangst.
Als ich endlich sämtliche Koffer zusammengesammelt hatte, welche natürlich nicht nur meine beinhalteten, sondern die von den ehrenwerten Herrschaften auch noch, hievte ich sie in den Mietwagen und stieg ein.
Die Hitze hier in Deutschland schlug schon nach der Landung förmlich zu, aber in diesem schwarzen mit getönten Scheiben behafteten Auto, war dies kaum auszuhalten. Anscheinend war die Klimaanlage kaputt. Ich stellte den Wagen vor dem Terminal ab, stieg aus und suchte mir ein schattiges Plätzchen. Vergebens. Jeder Schatten spendende Fleck war von Menschen bereits belagert worden und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder in das Auto zu setzen und zu warten.
Meine Güte! Machten die auf der Toilette noch ne’ schnelle Nummer, oder was? Dennoch freute ich mich noch immer für die Beiden. Kyel Kastner hatte sich, seitdem er Sascha kannte, um mehr als 180 °C gedreht. Seine Sexausschweifungen waren mit einem Schlag vorbei. Viele Male hatte ich mit dem Kopf geschüttelt und mich gefragt, wie man so leben konnte. Aber das ist jetzt auch schon knapp vier Jahre her.
Vier Jahre! Ist das denn zu fassen?
Während ich so in meinen Erinnerungen schwelgte, stiegen sie endlich ein. Ich hatte in der Zwischenzeit das Navi programmiert und fädelte mich vom Parkplatz in den Verkehr ein.
Die Fahrt zum ’Schwanenteich’ würde eine gute halbe Stunde dauern und ich hoffte, dass die Klimaanlage doch noch anspringen würde. Sonst wären wir alle Pfützen bevor wir auch nur einen Fuß ins Hotel setzen würden.
Gott, machte mir die Hitze zu schaffen. Noch mehr als die Hochzeit nicht gerade unflüssig stattgefunden hatte und der Jetlag mir zu schaffen machte.
Das erste was ich mache, wenn ich mein Zimmer zugewiesen bekomme, ich schlafe eine Runde. Doch ich wusste, dass Kyel mir diese Ruhe nicht gönnen würde. Ihm fiel immer was ein, mit dem er mich beschäftigen konnte. Und doch, die Hoffnung kam zurück, als ich Sascha gähnen sah. Ich glaube kaum, dass er den Pegel von 0,00 Promille schon wieder erreicht hatte. Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Mundwinkel. Wie gerne wäre ich ein Mäuschen gewesen und hätte die Hochzeitsnacht beobachtet. So wie Sascha ausgesehen hatte, glaubte ich aber kaum, dass da viel gelaufen ist.”
Nach zehn Minuten war Sascha eingeschlafen und selbst Kyel kämpfte gegen die Müdigkeit. Er verlor.
Tja meine Lieben ich muss euch gleich wieder wecken, denn das Navi zeigte nur noch drei Kilometer an.
Mein Handy vibrierte und ich öffnete es. Ich las die SMS und mein Herz pochte. Nicht nur das, mein Schwanz regte sich auch. Endlich hatte ich Nachricht von ihm bekommen. Von Ihm. Viele Männer in der gehobenen Gesellschaft reden über ihn. Jeder kannte ihn, doch keiner wusste auch nur das kleinste Detail mehr. Und wenn, dann wurde es totgeschwiegen. Ein bekannter Unbekannter. Eine Prominenz in der Szene und jeder lobte ihn in den höchsten Tönen.
“O.K. um 23 Uhr im Hotel Anita.” las ich.
Ich stieß die Luft aus und blickte auf die Uhr. Gott die Vorfreude pochte und ich versuchte ihn mir vorzustellen. Gut frisierte Haare. Markantes Gesicht. Augen die vor Lust glühen. Ausgeprägtes Kinn. Muskulöser Oberkörper, in etwa so wie bei Kyel. Oh, ja. Kyels Brust. Immer wenn ich sie sah, wurde es mir anders, aber er hatte nie Augen für mich gehabt. Nun ja warum auch. Ich hatte meine Neigung auch vor Kyel lange geheimgehalten. Außerdem ist er ansonsten überhaupt nicht mein Typ. Er ist mir zu dominant. Was Kyel zu dominant war, waren meine letzten Lover zu soft. Ich brauche jemand, der weiß, wie es geht. Der versatile ist und schon, während des Aktes weiß, was ich brauche. Der auch mich vollständig ausfüllen kann.
Meine Gedanken schweiften weiter ab, bis mich das Navi rausriss. “Die nächste Kreuzung rechts abbiegen. - in 100 Meter haben Sie das Ziel erreicht.”
Die Straße führte durch ein Stückchen Wald und links sah ich, so etwas wie einen Teich. Auf einer Wiese erblickte ich Enten, Schwäne und anderes Vogeltier und ich konnte mir vorstellen warum das Hotel “Zum Schwanenteich” heißt. Eine Idylle der Natur.
Vor dem Eingang hielt ich das Auto an und drehte mich nach hinten. Auch wenn die Beiden jetzt wirklich süß aussahen, musste ich sie wecken.
Sascha nörgelte, doch Kyel der schon bei der kleinsten Regung von mir wach wurde, weckte ihn liebevoll. Küsste seine Nasenspitze und streifte mit seiner Zunge über seine Lippen. Lange dauerte es nicht, bis Sascha darauf reagierte und seinen Mund für ihn öffnete.
Scheiße! Meine Jeans war definitiv zu eng und ich stieg aus. Ich wartete nicht bis die Herrschaften sich bequemten auszusteigen und ging ins Hotel. Nahm den direkten Weg zur Anmeldung und, … dunkle Augen, nein schwarz. Sie musterten mich. Durchdringend. Ich sah, wie er mich abschätzte. Unauffällig.
“Good day, my name is Tom Selter, …!” meldete ich uns an. Er nickte und seine jetzt schon so schwarzen Augen, wurden noch dunkler. Ich versank in ihnen, selbst die Sterne würden von dieser Dunkelheit eingezogen werden.
“Kil!” oh Sascha ist erwacht und wie immer energiegeladen. Die beiden kannten sich, denn sie umarmten sich herzlich. Ein spürte einen Druck in meinem Herzen. Sascha zog ihn zu Kyel und stellte ihn vor. Übersetzte etwas, obwohl Kyel deutsch inzwischen gut beherrschte. Aber Kyel ließ seinen Sascha gewähren und sie versanken in ihre eigene Unterhaltung.
Ich überreichte die Zimmerschlüssel an Kyel und ein Page wartete bereits der mich zu meinem Reich führen wollte. Endlich. Ich brauche eine Mütze Schlaf.
Er sperrte auf und ich sah nur noch das Bett. Er schien es verstanden zu haben, denn er ging ohne sein Trinkgeld zu fordern. Ungewöhnlich. Aber dies verdrängte ich. Ich zog mich nur noch aus und viel buchstäblich auf das Bett. Lange dauerte es nicht und ich schlief ein.
Dunkle Augen, die den Abgrund sehen. Die in dem Nichts verschwanden und alles in sich aufsogen, …
Ein Klopfen weckte mich und ich erhob mich aus dem Bett.
“Tom es wird Zeit!” kam Kyel ins Zimmer gestürzt und blickte sich kurz um. “Langsam frage ich mich wirklich, warum ich Ihnen das Handy bezahle, wenn es ständig ausgeschaltet ist.” Ich blickte ihn nur an und schüttelte den Kopf.
“Um vielleicht etwas länger wie fünf Minuten schlafen zu können.” entgegnete ich ihm und er schmunzelte. Das war überhaupt kein Urlaub. Das war noch stressiger, als wenn ich für ihn seine Termine machen musste, seinen Kaffee ins Büro bringen oder sonst einen Unsinn. Nein definitiv kein Urlaub … Ich schaute auf meine Armbanduhr und zählte die Stunden. Oh ja, ich musste mich abreagieren.
“Na los, Saschas Familie ist bereits da.” trieb er mich an und verschwand aus meinem Zimmer. Wenigstens musste ich mit ihm nicht mehr das Zimmer teilen, wie es früher immer der Fall war. Meine Güte, ich hatte es immer gehasst. Als letzter ins Bett zu kommen und dann die ermahnenden Augen, wenn er der Meinung war, ich sei zu lang wach geblieben. Und dann noch als erster aufstehen, damit seine Unterlagen, Akten oder was er sonst so brauchte für ihn bereits fertig waren. Privatsekretär oder Butler. Das konnte man nehmen wie man wollte. Es war das Gleiche.
Na gut, ich ging unter die Dusche und machte mich für die deutsche Hochzeitsgesellschaft fertig. Was für ein Affentheater. Aber hatte ich ein Mitspracherecht? Nein! Mr. Kastner erfüllt Sascha jeden Wunsch selbst dann, wenn der noch so unmöglich war.
Ha! Flitterwochen. Von Wegen. Es ist nur Stress. Wer darf wieder nüchtern bleiben? Ich! Wer muss sich um die Termine kümmern? Ich! Wer muss die ganzen Telefonate, die in den nächsten Wochen kamen entgegen nehmen? Ich! Wer muss die Herrschaften herumkutschieren? Ich! Wer muss dafür sorgen, dass alles passt? Ich! … Ahhh! Ich brauche einen Fick und wieder blickte ich auf die Uhr. Keine fünfzehn Minuten sind vergangen seit ich das letzte Mal auf das blöde Ding gesehen habe.
Seit ich das O.K. vom Zeth dem Callboy bekommen hatte, saß ich auf heißen Kohlen. Zählte jede Stunde und malte mir aus, wie er aussehen könnte.
Vielleicht wie dieser Mann hier am Empfang, wie hatte Sascha ihn genannt? Kil?* Dieses dunkle Braun, welches schon ins Schwarze ging. Aufmerksam. Seine Haltung, freundlich und offen für jedermann. Ich denke, das wird er auch sein müssen, wenn er in so einem Hotel arbeitet. Da konnte man keinen verklemmte oder mürrischen Angestellten gebrauchen.
Im Umgang mit Kunden, sei es im Hotel, beim Friseur oder wie in Kyels Branche muss man einfach den Charakter dazu haben. Es ist nicht Jedermanns Sache und ich war selbst von mir überrascht, dass ich es in Kyels Firma so weit geschafft hatte, obwohl ich eher menschenfeindlich war. O.K., ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, aber fünf Menschen auf einer Stelle, waren definitiv sechs zu viel.
Und jetzt begebe ich mich in unbekannte Hände. Bezahle sogar dafür. Ich könnte schon wieder die Wand rauf gehen. Für eine Nummer, für einen anonymen Fick, für eine knappe halbe Stunde Spaß, schmiss ich ein halbes Vermögen raus. Ein Fick, ein schneller Quickie den ich mir auch in irgendeiner Toilette umsonst hätte verschaffen können.
Lange hatte ich überlegt, ob ich den Preis, den er verlangt hatte, bezahlen sollte. Sprang am Ende doch über meinen Schatten und überwies ihm den Betrag. Ich fragte mich, warum ich diesen Weg ging? Dabei war es doch klar. Es hatte sich eingebürgert, dass ich sämtliche Tanzkneipen mit Darkrooms mied. Ich wollte meinem Chef nicht plötzlich gegenüberstehen. Es reichte schon, wenn er mich mitten in der Nacht anrief, dass ich ihn heimfahren sollte. So fing ich an, mich immer wieder in irgendwelchen Beziehungen zu stürzen. Die am Ende als totales Desaster endeten.
Jetzt war ich pleite und ich schnaufte resigniert ein. Hob eine Krawatte hoch und schmiss sie wieder aufs Bett. Es war nur eine kleine, private Nachhochzeitsfeier, da brauchte ich dieses einengende Ding nicht, und doch zog ich sie an. Ich fühlte mich sonst nackig.
Als ich endlich fertig war um im Rahmen des Möglichen -laut Kyel-, dem Blick der Außenwelt entgegenzutreten, machte ich mich auf den Weg zum Gastraum.
Alle waren bereits anwesend. Das Ehepaar und einige von Saschas Familie, die ich heute das erste Mal sah. Eine ältere Dame, die den Mann von der Anmeldung mehr als liebevoll tätschelte der es, seinerseits, sehr sanft wiedergab. Er hatte definitiv ein Gespür dafür, sich in jede Situation hineinversetzen zu können.
Ich konnte meinen Blick fast nicht mehr von ihm wenden und musste mich dazu zwingen. Er hat was. Aber was? Und als ich ihn wieder in der Menge suchte, war er verschwunden.
Die Party fing an und ich verzog mich in eine Ecke außerhalb des Geschehens und nahm das eingehende Gespräch entgegen. Verflucht noch eins. Warum habe ich nicht einmal in “meinem Urlaub” ruhe vor der Firma. Ich steckte mein Handy wieder in die Hosentasche und erfühlte dabei diese Karte. Die Karte die ich von meinem besten Freund bekommen habe.
Oh ja, er hatte auch einschlägige Erfahrung mit ihm gemacht und lobte ihn in den Himmel.
“Buche ihn und du kommst total auf deine Kosten. Er ist zwar teuer, aber du wirst es nicht bereuen. Das Einzige an das du dich halten musst, sind seine aufgestellten Regeln. Achte sie, halte sie ein, …!”
Regeln. Was soll’s.
Ich habe sowieso nicht noch einmal vor ihn zu buchen. Dies ist eine einmalige Gelegenheit. Er wird seine Klappe halten und ich ebenfalls. Mehr ist es nicht. Nur ein überteuerter One-Night-Stand.
Das Essen war vorbei und ich sah, wie Saschas Augen aufleuchteten. Auch wenn der Alkohol daraus sprach, so waren sie doch sehr fröhlich. Abrupt stand er auf und zog den Mann von der Anmeldung in einem Schwitzkasten. Sascha hatte wirklich schon über den Durst getrunken. Sprach irgendetwas von einem ’Sandkastenfreund' und die beiden versanken in ihrer Vergangenheit.
Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass er der Chef dieses Hotels ist und er, jetzt verstand ich auch “Sandkastenfreund”, ein ehemaliger Schulkamerad war.
Immer wieder sah ich, wie er mich anblickte. Ein leichtes Schmunzeln sein Gesicht zierte. Und vor allem bewunderte ich seine Englischkenntnisse. Nun ja auch dies erklärte sich, er war als Kind auf einem englischen Internat welches er aber wegen dem Schlaganfall seines Vaters verlassen musste.
Seine Augen, sein Blick, durchbohrte mich. Immer und immer wieder. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Ich hatte noch eine Stunde bis zu meinem Treffen. Sollte ich hier und jetzt absagen?
Dieser Mann, der mir gegenüber saß. Ich musste ihn haben und folgte plötzlich einen innerlichen Impuls. Mit meinen Fußspitzen suchte ich seine Wade. Er zuckte zusammen. Sein Blick verdunkelte sich. Ich hatte schon damit gerechnet, dass er sein Bein wegzog. Dem war es nicht so. Im Gegenteil er schob es mir entgegen, damit ich besser ran kam.
Sascha lachte über irgendetwas, ich bekam nicht mit über was. Mein Gegenüber hatte mich in seinen Bann gezogen. Ich musste ihn haben und ich zückte mein Handy. Schrieb eine kurze SMS und sagte den heutigen Termin ab. Ohne Grund versteht sich.
Mein Gegenüber, dessen Namen mir stetig durch meinen Kopf huschte, stöhnte kurz auf, weil Sascha ihn wieder in den Schwitzkasten nahm. Die beiden müssten wirklich mal sehr gute Freunde gewesen sein.
Ich freute mich für Sascha, denn seine letzten Jahre, waren nicht gerade leicht gewesen. Schnell verdrängte ich die Erinnerung, wie er ausgesehen hatte, als er nach seiner Entführung ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Es war ein erwärmender Anblick. Sascha und Kilrian. Auch wenn Kyel sich für seinen Kleinen freute, so huschten dennoch immer wieder dunkle Wolken über sein Gesicht. Ich ignorierte es und tat es als unterdrückte Eifersucht ab.
Was soll’s. Ich hatte jetzt nur noch Augen für mein Gegenüber und er schien nicht gerade abgeneigt zu sein.
Hoffentlich verabschieden sich die Herren bald, denn ich hatte es nötig. Mehr als das. Ich würde platzen, wenn ich nicht endlich zum Zug kam.
Mein Flehen wurde erhört. Kyel nahm Sascha an sich und verabschiedete sich von der jetzt nur noch kleinen Runde.
Tief atmete ich ein und stand selbst auf. Ich hoffe nur, dass er meine Avancen erhört hat, denn sonst habe ich heute wirklich die Arschkarte gezogen. Zumal ich Zeth abgesagt hatte, der mir bestimmt eine unvergessliche Nacht beschert hätte.
Ich ging in Richtung des Fahrstuhls und ehe ich mich versah, wurde ich brutal an die Wand gedrückt. Eine freche Zunge leckte mir den Hals und als sich unsere Blicke trafen, konnte ich nicht anders und ließ mich fallen.
Wir brauchten keine Worte, ich wurde durch eine Tür gezogen. Kilrian hatte die Führung übernommen. Ich spürte ihn überall und nirgends. Sein Hauch von Nichts machte mich wahnsinnig und doch spürte ich es. Intensiv.
Gott der Typ wusste was er machte. Seine Zunge war überall und nirgends. Sein Verlangen übertraf alles was ich bis jetzt bei anderen wahrgenommen habe.
Ein Knurren entrann meiner Kehle als er rein biss und meine Nippel zwirbelte. Er war frech, fordernd und gab mir wonach es mir verlangte. Seine Zunge trieb mich an und ich wollte sie in meinem Mund spüre. Ich packte ihn im Nacken, zog ihn zu mir. Unsere Lippen trafen sich. Er zuckte zurück. So etwas wie Unsicherheit schlich sich in seine dunklen Augen, er schien nicht zu wollen. Mein Herz setzte aus. Ich musste ihn küssen. Seine Lippen waren viel zu einladend. Sein warmer Atem den er ausstieß. Ich gab nicht nach. Leckte über seinen Mund, gab ihm einen leichten Hauch auf seine Nase und endlich gab er nach.
Er war so weich. Zaghaft und sanft. Wie schon zuvor spielte seine Zunge, aber jetzt mit meiner. Ich könnte es nicht anders beschreiben. Er ist ein Meister.
Sein Atem ging nur noch stoßweise, ich zog ihn aus. Minimale Brustbehaarung. Sein Oberkörper eines Models gleich. Mein Blick wanderte weiter nach unten. Nackt. Er war nackt. Keine Schambehaarung bedeckte seinen erigierten Schwanz. Ein Gott. Seine Beine lang und muskulös. Er treibt Sport. War aber nicht athletisch genug um ihn als Sportler zu bezeichnen. Vielleicht betreibt er es nur in der Freizeit? Meine Musterung ging weiter. Er war keiner der immer unten lag. Das sah man ihm an. Und doch. Ich wusste instinktiv, dass er mich haben will. Das ich ihn ausfüllen soll.
Unsere Münder trafen sich wieder. Die Küsse waren langsam nicht mehr sanft. Nein! Sie wurden härter. Unsere Zungen kämpften um die Vorherrschaft und ich umgriff ihn. Er keuchte. Unterdrückt durch meinen Kuss. Er war wie ausgehungert und ich gab ihm alles, was er von mir verlangte. Er brauchte nicht mehr lange. Seine Eier wurden schon fest und ich ging auf die Knie.
Nahm seinen Schwanz in meinen Mund und knabberte. Er stöhnte. Tief.
Einen Finger schob ich ihm rein. Sein Körper fing an unkontrolliert zu zucken. Er war sehr empfindlich, dies bestätigte er mir mit seinem lustvollen Stöhnen. Biss sich auf die Lippen und je mehr ich ihn bearbeitete, umso lauter wurde er.
Es war der Himmel auf Erden. Noch nie habe ich jemanden so vor Lust zergehen sehen. Er war die Definition von Sex und ich bereute es nicht, dass ich dem Callboy abgesagt habe.
Und ich war jetzt doch froh mit nach Deutschland gereist zu sein, obwohl ich mich anfänglich dagegen gesträubt hatte. Diese Woche Urlaub scheint vollkommen zu werden.
Ich drückte ihn aufs Bett und mit einem Ruck legte ich seine Beine auf meine Schultern. Kurz trafen sich unsere Blicke und ich sah sein freches Schmunzeln. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn beißen. Als ich ihn biss, drang ich gleichzeitig in ihn ein. Ich war sehr behutsam, doch instinktiv wusste ich, dass ich das nicht brauchte. Mit einem Stoß war ich in ihm und er krallte sich ins Laken.
Er war herrlich eng und er deutete mir an, mich schneller zu bewegen. Sein Stöhnen und das Klatschen unserer nackten Haut, machte diesen Moment perfekt.
Er riss seine Augen auf. Schrie, stöhnte und flüsterte meinen Namen.
Scheiße! So wie er sich gehen lässt, brauche ich nicht lange. Ich umgriff ihn. Mein Herz schlug schneller. Suchte nach seiner Haut. Seine Zunge. Frech stupste er die seine in meinen Mund. Er macht mich wahnsinnig, …
Ich sank auf seine Brust, küsste ihn noch einmal, lag bei ihm und versuchte wieder zu Luft zu kommen bevor ich aufstand.
Sicherlich ist das nicht der gute Abgang, aber ich musste von ihm weg.
Auch, wenn ich es nicht wollte. Ich suchte sein Badezimmer. Wow, solch eine Einfachheit, ist mir schon lange nicht mehr begegnet. Nicht nur das Bad, auch seine gesamte Wohnung schrie ’Normal’.
Das einzige, welches etwas an Luxus erinnerte, war dieses Ölgemälde. Allein die Farben. Die Farbtuben müsste ein kleines Vermögen gekostet haben. Moment! Was hatte er gesagt, als ich einen kleinen Blick darauf geworfen habe, nachdem wir in sein Zimmer betreten hatten? Sein Cousin hatte dies gemalt. Wer war sein Cousin? Er müsste ein berühmter Maler sein, denn diese Struktur und die Farbgebungen, zeugten von viel Erfahrung. Selbst die Vorarbeit mit dem Kohlestift, alles zusammen, … Kyel würde dafür ein halbes Vermögen ausgeben, wenn er dies zu Gesicht bekam. Dies ist ein Unikat. Ein Unikat mit solch einer Perfektion. Nicht einmal Paul Sinners könnte damit mithalten und seine Bilder stehen im Moment sehr hoch im Kurs.
Ich stand unter der Dusche aber sehr weit kam ich mit meinen Gedanken nicht. Kilrian stand vor mir und nahm mir das Duschgel ab. Seine Augen, … Scheiße seine Augen. Ich versank in ihnen und es war mir peinlich. Ich wusste, dass ich nicht mehr kann. Der Orgasmus steckt mir noch zu stark in den Gliedmaßen. Und wie sollte ich es ihm erklären?
Gott seine Hände waren so sanft. Er blickte mich nicht an, er wusch mich. Er seifte meinen Körper ein und ich konnte nicht mehr, …
Was hat der Typ nur, was die anderen nicht hatten. Ist er unersättlich? Oder wie soll ich es verstehen?
Mein Gehirn setzte aus und gegen alle Vernunft war ich wieder erregt. Alles schrie in mir, er solle aufhören, aber ich konnte nicht.
Meine lange Enthaltsamkeit machte sich bemerkbar und forderte ihren Tribut.
Er seifte mich ein und wusch mich. Er streichelte nur über meinen Körper und es fühlte sich gut an. Mehr als gut. Ich schloss meine Augen und ließ ihn gewähren. Nur verstand ich es nicht. Er streichelte mich nur und ich reagierte auf ihn.
Mein Körper gehörte nicht mehr mir. Er spielte seinen eigenen Takt. Nur von weitem nahm ich wahr, was Kilrian mit mir machte. Es war nicht nur Sex. Es war Leidenschaft. Dunkle und verzweifelte Leidenschaft. Kilrian besaß viel davon und er gab sie mir. Er gab es mir wirklich und ich gab mich auf.
Ich fühlte nur noch. Versank darin und am Ende schrie ich nur noch.
Keine Ahnung, wie viele Orgasmen er mir beschert hatte, aber ich war froh, endlich im Bett zu liegen und meine Augen zu schließen.
Noch bevor ich einschlief, fragte ich mich, welches Spiel er mit mir spielte. Er gab mir alles. Alles wonach es mich seit Jahren dürstete. Und bei ihm war es wahr geworden.
Etwas nerviges drang an mein Ohr und ich spürte, wie sich etwas neben mir regte. Ich vernahm ein leises Fluchen und ein Klicken.
Keine Sekunde später hüllte mich wieder wohlige Wärme ein.
Es kam mir vor als wären nur Sekunden vergangen, als mein Handy klingelte. Wie sollte es auch anders sein.
Kyel rief an und fragte wo ich sei.
“In meinem Zimmer, wo sollte ich sonst sein?” kam barsch aus mir heraus.
“Nein glaube ich nicht, denn Ihr Zimmer ist leer, …!” Warte. Moment. Zimmer leer? Wo war ich?
Ich setzte mich auf und blickte in ein fremdes schlafendes Gesicht. Herr Gott, wer war der denn?
Doch schnell erinnerte ich mich und ich schmunzelte, als alles von der letzten Nacht zurückkam
“Ja!”
“Wo sind Sie?” hörte ich und schnaufte.
“Sorry Chef, werde gleich bei Ihnen sein. Geben Sie mir ne’ halbe Stunde.”
“Ich habe nicht gesagt, dass Sie zu mir kommen müssen. Ich habe Sie gefragt, wo Sie sind?” ich musste kurz überlegen.
“Ich glaube, ich bin bei Kilrian, …!”
“FUCK!” hörte ich und mein Chef legte auf. Shit! Was habe ich nun wieder falsch gemacht? Ich mein, wenn ich Sex habe, dann geht es meinem Boss überhaupt nichts an, …
Den Grund erfuhr ich später. Ich würde nicht einmal lügen, wenn in sage dass in diesem Moment meine Welt zerbrach.
Natürlich zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht und ich zog mich an. Meine Wut kochte und ich nahm mir vor, es meinem Chef ins Gesicht zu schleudern. Ihn hatte es nun wirklich nicht zu interessieren, mit wem ich schlief. Denn Schlafen war es. Es war kein Fick, keine Vögelei. Es war wirklich ein Miteinander Schlafen.
Kilrian gab mir, was ich brauchte und ich schaute ihn an. Betrachtete sein friedliches Gesicht und küsste ihn auf die Stirn. In Gedanken war ich bei der nächsten Nacht, denn ich wollte ihn. Den ganzen Urlaub und vielleicht wird daraus sogar etwas mehr.
Kyel würde bestimmt die Flüge auf Geschäftskonten buchen lassen, … Ach ich schweife ab. Meinen Schwarm werde ich nicht wieder hergeben. Er war mehr, als nur ein Fick. Und vielleicht, …
Mein Handy klingelte wieder und wieder war Kyel dran. Er verlangte, dass ich sofort zu ihm kam.
Nun ja, das ist also mein Urlaub.
Von wegen Urlaub!!
Ich zog mich an und ging mit schleppenden Schritten zu meinem Chef. Mehr als grummelig klopfte ich an seine Zimmertür und er machte mir auf. Deutete im gleichen Atemzug, dass ich mich leise verhalten sollte, weil Sascha noch schlief.
Er führte mich auf den Balkon und blickte mich mehr als durchdringend an. Herr Gott! Rücke schon mit der Sprache raus! Was habe ich falsch gemacht. Obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass ich nichts Falsches gemacht habe.
“Tom. Ich mische mich eigentlich nicht in das private Leben anderer Leute ein.” Nun ja und warum machst du es dennoch?
“Was mich allerdings beschäftigt!” Gott er fängt schon wieder an um den heißen Brei zu reden und dennoch wurde ich hellhörig. Dies passte so gar nicht zu Kyel Kastner, dem Guru.
“Ist, … Kilrian Ford.” Was hat er gegen ihn?
“Ich möchte nicht herumdrucksen!” Hmm das machst du aber und ich hörte ihn mehr oder weniger zu.
“Kilrian Ford ist nicht das, was er vorgibt zu sein!” Hää!
“Bitte was? Ich verstehe gerade nicht ganz!” Er schmunzelte und er blickte mich an als ob ich ein Kleinkind wäre.
“Nun ich wünsche Ihnen nichts Schlechtes, wie Sie die Nacht …!” Innerlich verdrehte ich meine Augen.
“Aber ich habe gesehen, wie er, Kilrian Ford Sie mehr oder weniger …!” O.K., das ist ja nun mal nun wirklich meine Sache.
“Mr. Kastner. Mit allem Respekt, aber was ich privat mache, geht Sie nun wirklich nichts an.” Er lächelte und dennoch dieser Blick.
“Sicher, und Sie haben recht. Ich habe wirklich nicht das Recht mich da einzumischen. Nun sehen Sie. Ich möchte Sie gerne warnen. Wie ich schon gesagt habe, ist Kilrian Ford nicht das was er vorgibt zu sein.”
“Und was soll er sein, wenn er nicht der Chef dieses Hotel ist. Ich mein, es ist unsere Sache, …!”
“Ich sagte bereits, dass ich mich normalerweise nicht einmische, aber dieses ist nun mal eine Sache, die mit, … nun ja.”
“Ich kenne Sie jetzt schon mehr als 8 Jahre und seitdem ist mir so eine gequirlte Scheiße noch nicht untergekommen. Sagen Sie endlich was Sie sagen wollen oder lassen Sie es bleiben.“
“Kilrian Ford ist Zeth der Callboy. Selbst ich hatte ihn gebucht, …!”
Bitte WAS? Ich glaube sämtliche Farbe war aus meinem Gesicht gewichen.
Ich wusste wirklich nicht, wie es um mich geschah. Ich dachte ich hätte etwas gefunden und dann so ein Schlag in die Eingeweide. Ich konnte es nicht glauben, geschweige denn fassen.
Mein Schwarm ist der Callboy Zeth.
Ich darf gar nicht daran denken. Mir wurde schlecht. Kilrian - Zeth. Zeth - Kilrian.
Fuck, wie viele Schwänze hatte er schon in seinem Arsch gehabt. Wie viele Schwänze hatte er schon gelutscht und deren widerlichen Saft geschluckt. Wie vielen Männer verhalf er zum ultimativen Orgasmus.
Nein. Ich durfte mich wirklich nicht rein denken.
Ich stürzte zur Toilette und übergab mich.
Nein das ist nicht wahr. Und doch. Kyel würde kaum solche derben Scherze mit mir treiben.
Es war das Ende und ich hoffte inständig, dass der Urlaub bald vorbei sei. Ich vernahm nur noch, wie Kyel “Es tut mir leid!” murmelte. Scheiße hätte er doch nichts gesagt und doch war ich ihm dankbar.
Die nächsten Tage waren die Hölle. Mein Körper sehnte sich nach einer Wiederholung. Öfters war ich gewillt einfach zu ihm zu gehen und es mir zu nehmen und doch, … ich konnte nicht. Es war ein Schock.
Sicherlich wollte ich auch eine unvergessliche Nacht mit Zeth haben und hatte ihn dafür gebucht. Aber wäre es so toll geworden? “Halte dich an die Regeln und du kommst voll auf deine Kosten.” Wer es glaubt, bitteschön. Ich glaube auf jedenfalls nicht, dass die Nacht mit Zeth besser geworden wäre als die mit Kilrian. Kilrian hatte keine Regeln aufgestellt. Es war Leidenschaft und pures Verlangen. Es hatte so ehrlich gewirkt. Scheiße schon allein der Gedanke an ihn, und in meiner Lende pochte es wieder.
Und Scheiße ja, ich will ihn. Will ihn wieder stöhnen hören. Seinen Körper unter mir, auf mir oder neben mir fühlen. Ich will in seine dunklen Augen blicken und mich darin versinken. In dieses Nichts.
Sascha hatte einen für mich dämlichen Vorschlag gemacht. Er wollte Kyel und mir die Stadt zeigen. Den Kindergarten und die Schule in die er gegangen war. Seine Spielplätze und Sportvereine uns zeigen und Kilrian sollte mit dabei sein.
Auch wenn ich Andeutungen wie “Ich habe dazu keine rechte Lust”, von mir gab, reichte Kyels Blick schon aus und ich schnaufte resigniert. Das musste ja wohl sein? Muss ich jetzt wirklich einen halben Tag lang in seiner Nähe bleiben? Seinen Duft einatmen und seine tiefe Stimme hören? Nein das halte ich nicht aus.
“Oh es tut mir leid. Ich habe noch sehr viel zu erledigen.” hörte ich und kurz streiften sich unsere Blicke. Seine Augen waren starr und abweisend und Kälte spie aus ihnen, vermehrt noch als er Kyel schmunzeln sah.
“Ein anderes Mal!” sagte er und umarmte Sascha kurz. Hob seine Hand und ging wieder ins Hotel. Gott schaute er verrucht geil aus.
“Schade ich dachte, er würde mitgehen!” murmelte Sascha und so schnell wie er es gesagt hatte, so schnell war es auch wieder vergessen und die beiden Turteltauben fingen an, mir jetzt schon auf die Nerven zu gehen.
Der Tag zog sich ellenlang hin und ich war froh als hunderte Telefonate eingingen. So konnte ich mich auf andere Sachen konzentrieren und sah nicht überall dunkle Augen.
Die Flitterwochen gingen noch ungelogen drei Monate und in dieser Zeit starb ich tausend Tode. Zumal ich ständig in irgendeinem Flugzeug war und ich immer und überall diese schwarzen Augen sah. Sie verfolgten mich genauso wie seine letzte Aussage. Sie schrie aus lauter Verachtung. “Schade, Ich hätte nicht gedacht, dass gerade du dich mit schmierigen Bonzen auf die gleiche Ebene stellst, Tom. Oder sollte ich Jerry sagen.”
Scheiße, das hatte ich verdient durch meine harten Worte die ich, so verletzend wie ich war, voll Verachtung ihm ins Gesicht geschleudert hatte und Kilrian ging in die Offensive. Wie es seinem Ruf entsprach.
Ich hätte es nicht tun sollen. Es war ein Regelbruch. Aber ich konnte nicht anders.
Jetzt:
Der heutige Abend verlief anders als sonst. Mein Kunde hatte einen sehr ausgefallenen Wunsch gehegt und ich saß jetzt mehr als fix und fertig im Taxi und ließ mich heimfahren.
Noch immer konnte ich es nicht glauben, dass ich mich dazu durchgerungen hatte, dies zu tun.
Als ich ins Zimmer kam, hoppelte er bereits auf dem Boden in einem Häschenkostüm rum. Ich sollte den Jäger spielen und ihn zur „Strecke“ bringen. Welch ein Wunsch. So jagte ihn durch den ganzen Raum, bevor ich ihn einfing und das 'Gewehr' an den Kopf setzte.
Sein Gesicht war erhitzt. Schweißperlen waren auf seiner Stirn. Ist ja kein Wunder. In diesem Kostüm würde selbst ich schwitzen.
Er wimmerte um Gnade, und dass ich ihn nicht erschießen sollte. Gierig blickte er auf mein bestes Stück, das im Moment als 'Gewehr' diente.
Da er sich gefügig zeigte und keine Ambition andeutete, noch einmal loshoppeln zu wollen, trat ich langsam auf ihn zu. Um ehrlich zu sein, ich bin müde. Den ganzen Tag im Hotel zu schuften und Abend noch so ein Rollenspiel hinzulegen, überspannte selbst meine Ausdauer.
Ich hob meine Hand und strich über seine Stoffohren. Sah, dass sein Mund leicht geöffnet war und trat noch näher an ihn. Mit der anderen Hand führte ich ihm meinen Schwanz in seine Mundhöhle. Willkommen umschlossen mich seine Lippen. Sofort lutschte er, was das Zeug hält. Ich schloss meine Augen und gab mich seine Bemühung hin. Als er genug von meinem Schwanz hatte, entließ er mich aus seinem Mund und stand auf. Drehte mir seinen Rücken zu und ging zum Tisch. Stützte sich auf der Platte ab und stellte seine Beine weiter auseinander.
Ich selbst hatte mir in der Zwischenzeit ein Kondom überzogen und verstrich reichlich das Gleitgel. Trat auf ihn zu und öffnete die Klettverschlüsse des Kostüms. Da ich noch genügend Gel auf meinen Finger hatte, strich ich etwas über seine Rosette und drang mit zwei Finger gleichzeitig ein. Er keuchte und zuckte auf, als ich seine Prostata auf Anhieb gefunden hatte. Sofort öffnete sich sein Muskel und mein Schwanz ersetzte meine Finger. Während ich mich in ihm stieß, half ich ihm aus dem unmöglichen Kostüm. Zum Glück war das Ding ein Einteiler und so rutschte es sofort zu seinen Füßen runter. Umgriff ihn. Stimulierte ihn. So wie ich in ihm stieß, so pumpte ich ihn. Seine Kontraktion kam und ich fing sein Sperma auf. Er ergriff meine Hand und führte sie zu seinem Mund. Leckte mich sauber. Ich selbst zog mich aus ihm heraus. Nahm das Kondom von meinem Schwanz und drehte ihn um. Er blickte mich an. Ich drückte ihn runter und schob mich wieder in seinen Mund. Rammte mich bis zum Anschlag rein. Es würgte ihm, aber er wollte es. Ich tat es und fickte ihn bis ich kam. Seinen Kopf hielt ich fest, bis auch der letzte Tropfen den Weg in seinen Rachen gefunden hatte.
Nun, besonders hatte es mir nicht gefallen. Aber der Kunde ist König und dieses Erlebnis verdrängte ich., …
Ich atmete tief durch und schloss meine Augen. Ich konnte den Schnee auf den Straßen nicht mehr sehen und vor allem graust es mich vor Weihnachten.
“Sag mal, was macht denn die Uni?” fragte mich der Taxifahrer und ich blickte zu ihm hinüber. Lächelte kurz und zuckte anschließend mit den Schultern. UNI!
“Geht so …!”
Ich hatte auf Smalltalk absolut keine Lust. Ich wollte nur noch heim.
Uni? Was? Der Traum von der Uni hatte ich schon lange geschmissen. Dafür hatte ich keine Zeit. Die zwei Jobs die ich an der Backe habe, spannen mich mehr ein als es mir lieb ist. Zumal ich noch ewig an den vielen Schulden, die mir mein Vater, durch das Hotel hinterlassen hatte zu zahlen habe. Ich fragte mich, für wie alt hielt er mich? 18?
Sicherlich war ich überglücklich, als ich das Hotel übernommen habe, aber als ich die offenen Rechnungen und die Aufstellung der Personalkosten in den Händen hielt, wusste ich im ersten Moment nicht was ich tun sollte. Deswegen rief ich meine Mutter an, die mir dann nur sagte. “Schatz! … Das musst du wissen.” Sie machte es sich leicht. Die werte Dame hatte nicht so eine Verbindung zu ihrem Ex-Ehemann wie ich zu Papa. Aber jetzt tat sie so auf liebevoll. Was soll’s.
Ich schlug die Tür vom Taxi zu und schlich mich vom Hintereingang zu meinen privaten Räumen. Jetzt noch irgendwelche Beschwerden von meinen Hotelgästen entgegenzunehmen, dafür langte meine körperliche Kraft und ganz besonders meine Nerven nicht mehr aus.
Übermüdet und total durchgef … - Shit, das hatten wir schon einmal und ein Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Auch, wenn dieses Schmunzeln einen herben Nachgeschmack beinhaltete.
Tja, was soll ich dazu sagen.
Tagsüber ging es. Da kam selten, so gut wie nie, der Gedanke an ihm auf. Dennoch in den Nächten, wenn ich meine Augen schließe, - diese Augen, dieses Gesicht, seine sanfte flüsternde Stimme, sein samtweicher Körper. Übermannte mich jede Nacht. In jedem Traum.
War ich zunächst davon ausgegangen, dass es nur die körperliche Anziehung war, die mich immer wieder an ihn denken ließ, so war mir nunmehr schon lange klar, dass da viel mehr war. Wäre es nur das rein körperliche gewesen, dann hätte ich ihn schon längst vergessen, kann ich mich doch wirklich nicht über zu wenig Sex beklagen. Nein! Es war bedeutend mehr! Ich hatte mich in ihn verliebt, und zwar so richtig. Ich konnte es selbst nicht verstehen. Immerhin war es eigentlich nur eine Nacht voller Leidenschaft. Aber die hatte dafür ausgereicht, dass Tom mein Herz eroberte.
Die Wette zwischen Mario und Sam war ein voller Erfolg. Sam konnte, mit etwas Hilfe von mir, diese ausgefuchste und hinterlistige Wette von Mario gewinnen.
Jetzt waren sie seit mehr als einem Jahr ein Paar und Sam las seinem Mario alle Wünsche von den Augen. Natürlich nur die Wünsche, die er sich auch leisten konnte. Aber ganz besonders gerne erfüllte er die Wünsche, die rein gar nichts kosteten. Nur einige Stunden der Zweisamkeit.
Nachdem er seinen Eltern gesagt hatte, dass er 'Homosexuell' ist, wurde er enterbt. Nun ja, jetzt leben die beiden bei mir im Hotel, verdienen ihren Lebensunterhalt hier und ich kann sie mir auch einfach nicht mehr wegdenken.
Sam, der anfänglich über meinen Zweitjob geschockt war, entpuppte sich als ein wahrer Gewinn. Neben seinem Studium zum Doktor bewirtschaftet er mit das Hotel. Seine mathematischen Kenntnisse sind mir mehr als willkommen. Wenn ich immer zum Jahresende kalkulierte, so rechnete er ungefähr 350 Jahre im Voraus.
Mario hingegen will einfach nicht akzeptieren, dass er besser seinem Kunststudium nachgehen sollte anstatt ständig in irgendwelchen Zimmern herumzuhüpfen, um Betten glatt zu streichen oder Staub zu wischen. Der Typ raubt mir noch den letzten Nerv und doch war ich ihm dankbar. Er sprang immer ein, wenn ich personellen Notstand hatte.
Schlechter Nachgeschmack, ja das war es und ich raffte mich auf um unter die Dusche zu gehen. Es gibt nichts Schlimmeres als den Geruch, oder die spezielle Flüssigkeit meiner “Freier”, wenn sie am nächsten Morgen immer noch an mir haften.
Auf die Uhr brauchte ich nicht zu schauen, denn ich wusste, dass die Nacht wieder zu kurz sein wird. Wann habe ich das letzte Mal so richtig ausgeschlafen? Ehrlich gesagt, ich kann mich an diesen Tag noch sehr gut erinnern. So als ob er erst Gestern gewesen wäre und blickte leicht angewidert auf mein Bett.
Seit diesem Tag war es für mich ein Graus in diesem Bett zu schlafen. Ein neues Bett zu kaufen kam mir immer wieder in den Sinn, doch schaffte ich es nicht mich von meinem alten Bett zu trennen, aus Andenken daran wie glücklich ich darin war, in dieser einer Nacht.
Diese Erinnerung.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als wie in den letzten knapp eineinhalb Jahren auch, auf die Couch auszuwandern. Als ich mich hin legte. Lagen meine Decke und mein Kissen noch so da wie ich sie heute früh verlassen hatte. Schaltete den Fernseher ein aber selbst im Nachtprogramm kam nichts Interessantes.
Außerdem dauerte es eh nicht lange bis ich schlief.
Richtig passende Muskelmasse. Blonde gut frisierte Haare und ein Blick, der selbst das kälteste Eis zum Schmelzen brachte.
Noch müde klatschte ich auf den Wecker, der seinen Platz jetzt auf dem Wohnzimmertisch hatte, und war froh wieder eine Nacht, und wenn es nur zwei oder drei Stunden Schlaf waren, überstanden zu haben.
Leider ließ mein Schwanz mir keine Ruhe. Jeden Morgen das Gleiche. Ich konnte rumvögeln wie ich wollte, aber nach dem immer gleichen Traum, stand er und verlangte meine Aufmerksamkeit.
“Tzz. Als ob du nicht schon genug Arbeit hättest, musst du mich jeden Morgen, daran erinnern.” Mein Schwanz wusste, was er wollte. Genauso wie mein Körper und mein Herz. Ihn.
Nur mein Verstand verdrängte diesen Mann. Verdrängte die Erinnerung an ihn und das dazugehörende Gefühl.
Ich blickte aus dem Fenster und ich sah nichts. Draußen war es noch stockdunkel, im Winter wurde es eh erst so um acht Uhr hell.
Manchmal wünschte ich mir, ich könnte mit meinen Gästen tauschen und schlafen bis es Zeit zum Frühstücken war. Ja Frühstück, das war mein Stichwort und ich hievte mich von der Couch.
Manchmal fragte ich mich, ob mein Vater es genauso gehandhabt hatte. Ob er um vier Uhr aufgestanden war, um den kommenden Tag ins Laufen zu bringen.
Aber das, was ich in Erinnerung hatte, war, dass er jeden Morgen früh da stand, ein Lächeln auf den Lippen. Uns liebevoll weckte und uns für die Schule fertig machte. Er nach der Schule für uns da war und wir rein gar nichts von seinem Stress und seinen Sorgen mitbekommen hatten. Und jetzt? Schau ihn dir jetzt an! Wenn er mal nicht im Krankenhaus lag, wurde er von Mama daheim gepflegt.
Vor knapp zehn Jahren hatte er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Am Anfang kämpfte er noch, doch mit der Zeit gab er auf und jetzt liegt er wie ein Häufchen Elend tagein und tagaus nur im Bett und vegetiert vor sich hin.
Inzwischen wurde er schon mehr als fünfmal ins Leben zurückgeholt, sein Zustand verschlechterte sich mit jedem Mal mehr. Warum SIE den Stecker nicht ziehen lässt, ich kann nur spekulieren. Liebe? Nein! Erbe? Nein! Ich habe das Hotel jetzt, obwohl – ich hätte es nicht annehmen müssen, aber ich wollte seinen Traum und meine Kindheit nicht aufgeben. Schuld? Ja! SIE hatte Schuldgefühle, weil sie Papa mit drei Kindern im Stich gelassen hatte und lieber mit dem 'Gärtner' durchgebrannt war. Wie in einer richtigen Seifenoper. Und dieser Gärtner spielt sich teilweise immer noch als mein Vater auf. Er kann es nicht verstehen warum Mama sich für Papa aufopfert.
Als ich sieben Jahre alt war, ich war der jüngste von drei Geschwistern, hatte sie ihre Koffer gepackt und war ausgezogen. Sie hatte Papa im Stich gelassen und er machte aus der hoffnungslosen Situation das Beste.
Er war durch harte Arbeit Besitzer eines fünf Sterne Hotels geworden. Aber wenn ich so zurückdachte, was brachte es ihm ? Nur zwei Sachen. Harte Arbeit und immense Schulden am Arsch. Sonst nichts. Aber ich muss auch dazu sagen, wir alle drei Kinder, wir hatten eine sorgenlose Kindheit und Papa tat alles, damit es uns an nichts mangelte. Peter der älteste ist Manager eines Verlages. Ellen die zweitälteste ist in Mutterschaft. Und ich? Ja, ich … Ich bin der Chef des Hotels, Kellner im Restaurant, Manager des Hotels, und was sonst noch so alles anfällt. Ich bin der Erste der da ist und der Letzte der raus geht. Nun ja fast der Letzte, die Nachtschicht blieb, um sich mit den Belangen der Gäste auseinanderzusetzen. Und nebenbei gehe ich noch meinem zweiten Job nach, der mir das meiste Geld einbringt. Geld, was ich brauche, um Vater's Schulden zu bezahlen. Damit ich seinen Traum aufrechterhalten kann. Mein Leben. Meine Vergangenheit.
Mutter und all die Anderen in meiner unmittelbaren Nähe, wussten nichts von meinem kleinen Geheimnis. War auch besser so. Denn in so einer kleinen Stadt wurde sofort aus einer Mücke ein Elefant, der mit rasender Geschwindigkeit einen Porzellanladen zertrümmerte.
Es gab nur zwei Menschen die dies wussten, aber auch nur, weil sie aus Versehen da drauf gekommen sind. Mario hatte mich erwischt, als ich gerade jemanden einen Blowjob verpasste. Wie das passieren konnte? Ich denke, er war mir gefolgt und dann einfach aus heiterem Himmel kam er in das Zimmer gestürzt. War dumm gelaufen, zumal ich meine speziellen Kunden sonst immer in einem anderen Hotel bediene. Manchmal kommt es sogar vor, dass ich in ein anderes Bundesland fahren muss. Aber solange es bezahlt wird, ist es mir egal.
Es war mein oberstes Gebot, dass ich niemals im Schwanenteich meiner zweiten Tätigkeit nachgehe. Ich habe Mario bis heute nicht danach gefragt, wie er auf die Idee kam, mir zu folgen. Denn er ist mir gefolgt, anders kann ich es mir nicht erklären.
Und Sam? Nun ja, er war der Meinung seine Homosexualität austesten zu müssen. Er hatte mich gebucht. Sein Pseudonym schwirrt mir heute noch durch den Kopf. “Kleist”. Man war der nervös und vor allem käseweiß, als er mich im Hotelzimmer erblickte. Jetzt kann ich mir vorstellen warum er Kleist nahm. Er hat ein Händchen für Schriftstellerei.
Das warme Wasser lief angenehm über meinen Körper und auch wenn ich es nicht wollte, sah ich ihn. Hier in meiner Dusche, so wie damals, wie er sich wusch, wie er sich mir hingab, wie er sich fallen ließ. Gott, diese Erinnerungen treiben mich in den Wahnsinn.
Nicht nur das. Mein Schwanz wollte es. Jeden Morgen. Und er ließ mich nicht in Ruhe. Er ließ ihn mich nicht vergessen.
Ich fing an ihn zu reiben. So wie er es getan hatte. Mit voller Wucht brach die Erinnerung ein. Wieder sah ich mich mit ihm. Spürte seine Küsse, seine Berührungen. Hörte sein Stöhnen. Sah sein Verlangen in den Augen.
Spürte wie mir die Augen brannten und ich wusste, dass ich weinte. Meinen Orgasmus bekam ich nicht mit. Ich krachte auf die Knie und vergrub meinen Kopf in meine Hände. Wie lange muss das noch so weiter gehen?
Ich hörte, wie mein Handy zu Klingeln anfing und ich schüttelte innerlich mit dem Kopf.
“Welcher Arsch, ruft um diese Zeit an?” Auch wenn ich es mir denken konnte, ein Kunde, so fluchte ich trotzdem. Es gab immer welche, die die Zeitverschiebung zwischen den Kontinenten einfach nicht berücksichtigten. Aus welchen Gründen auch immer. Ich ignorierte das Handy und wusch mich ab.
Stieg raus und ging, nackt wie ich war, ins Schlafzimmer. Ich achtete nicht auf das leere Bett. Es war auch in dieser Nacht genauso kalt und unbenutzt geblieben, wie in den letzten eineinhalb Jahren und würde es bleiben, bis ich mich irgendwann endlich überwinden kann es zu entsorgen.
Klamotten waren schnell gefunden und ich ging in Gedanken meine Tagesliste durch. Die nicht nur Hotelhüten beinhaltete, sondern auch ein Meeting auf dem Bauamt.
Wieder klingelte das Handy, ich schnaufte jetzt genervt. Sah auf dem Display “Sire” und es viel mir aus der Hand.
Scheiße, was will der denn noch von mir? Gegen meine selbst aufgestellte Regel ging ich mit “Was willst du?” ran.
“Ich will nichts.” kam es genauso barsch zurück.
“Schön und warum rufst du mich an? Du glaubst doch wohl nicht allen ernstes, dass ich dich noch einmal bediene.”
“Wie schon gesagt. Ich will nichts! Ich rufe für jemanden an, der gerne, …!”
“Vergiss es! Ich mache keine Deals über Dritte.” und war schon gewillt aufzulegen.
“Kilrian jetzt hör mir doch mal zu! Bitte!” Ich rieb über meine Augen.
“Na das muss ja dann wirklich sehr wichtig sein, wenn du mich schon mit meinem richtigen Namen ansprichst und noch dazu bitte sagst. Dennoch, wäre es mir recht, wenn ich von dir, sagen wir “Sire” nichts mehr höre.” Ich legte auf.
Als ich auf meine Uhr blickte verdrängte ich den Anruf und machte mich für den Tag bereit.
Der Tag ging schon gut los. Der Lieferwagen kam nicht. Als es auf acht Uhr zu ging, schnappte ich mir den Koch und ging mit ihm einkaufen. Was sich im Nachhinein als ein unmögliches Unterfangen herausstellte.
Hier in dieser Stadt bekam man alles was im normalen Leben gebraucht wurde, aber finde mal kulinarische Zutaten. Unmöglich.
Irgendwann meinte der Koch, dass er noch zur Metzgerei muss um dort das Fleisch zu besorgen. Ich verdrehte die Augen aber ließ mich dort hin dirigieren.
Ich blickte auf die Uhr und wusste, dass die Zeit mehr als drängte.
“Ich hoffe, die haben, was wir brauchen.” “Nun, so feine Sachen bestimmt nicht, aber das Fleisch kommt aus einer privaten Schlachtung.” Ich schaute ihn kurz an und zuckte mit den Schultern.
“Ich hoffe nur, du machst daraus etwas Kulinarisches.” “Keine Sorge Chef.” er deutete mir an, dass ich hinterm Haus der Metzgerei parken soll. Als der Wagen hielt, stieg er aus und zückte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Sperrte auf und trat in den Gang. Wie von Geisterhand schaltete sich das Licht an und er steuerte mit sicherem Schritt auf eine Tür zu. Er war jedenfalls schon mal hier gewesen. Die Tür schloss er auf und bedeutete mir, dass ich eintreten soll.
Roher Fleischgeruch schlug mir entgegen, ich blickte mich um. Ich stand inmitten einer Schlachterei.
“Mama!” rief er, ich zuckte leicht zusammen. Mama? Und ich glaubte vage mich zu erinnern, dass er mal erwähnt hatte, dass seine Eltern Metzger seien.
Lange dauerte es nicht bis eine etwas dickliche Frau kam. Sie hatte sehr gutmütige Augen und sie schien sehr viel zu lachen.
“Leo? Ist was passiert?” fragte sie ihren Sohn und sie blickte zwischen uns hin und her.
“Es ist alles in Ordnung. Darf ich dir Herrn Ford vorstellen?” Ich trat einen Schritt auf sie zu und reichte ihr meine Hand.
“Dein Chef?” Mein Koch nickte und es schien ihm nichts auszumachen, dass seine Mutter mehr oder weniger fast aus dem Häuschen war.
“Mama wir haben ein kleines Problem. Die Lieferung kam heute früh nicht und wir brauchen Fleisch, …!” Mein Handy klingelte und ich ging aus der “Küche” raus.
“Ja!”
“Spreche ich mit Zeth?”
“Ja!”
“Ich habe folgendes Problem. Wir, …!” Wir? “Einen kleinen Moment. Was meinst du mit Wir? - Soll es ein Dreier werden?” “Nein! Mein Freund und ich, wir haben ein Problem, …!” “So!”
“Ja! - Wir möchten, dass du jemanden verführst, …!” Moment! Was? “Entschuldige! Ich verführe niemanden.” wimmelte ich den unbekannten Anrufer ab und schüttelte innerlich den Kopf. Was ist denn heute nur mit den Leuten los? Ich legte auf.
Ich ging zurück in die “Küche”, mein Chefkoch nickte mir bestätigend zu.
Wenigstens ging dies gut über die Bühne und wir machten uns wieder auf den Weg zurück in das Hotel. Die Fleischlieferung erfolgte keine halbe Stunde, nachdem wir angekommen waren.
Sofort stürzte sich Leo auf die Zubereitung.
Ich beauftragte Sam, der leicht übermüdet war, aus welchen wunderbaren und heißen Gründen auch immer, zu Leo zu gehen und die Tageskarte umzuschreiben. Er blickte mich mehr als verdattert an.
“Soll ich jetzt noch einen auf Designer machen? - dieser Job ist eindeutig zu schlecht bezahlt, …!” da ich wusste, wie er es meinte, gab ich nichts darauf und ging an die Anmeldung.
Als ich den Bildschirmschoner wegschaltete, sah ich nur noch schwarz. Das ist doch wohl nicht wahr, dachte ich und wollte einen Neustart durchführen. Der PC fuhr zwar runter aber nicht mehr hoch. Ein paar Mal startete ich den PC bis er gewillt war seinen Streik aufzugeben.
Nicht nur das, es schien, dass die ganze Elektrik einen auf Verrückt machte.
Mein Handy klingelte, aber ich ignorierte es.
Verdammt, was ist heute nur los. Mein Handy, welches nur für meine Buchung bestimmt war, klingelte ununterbrochen. Die Elektrik, die erst vor einigen Wochen kontrolliert worden war, spann und zuletzt diese ausgefallene Lieferung am Morgen.
An solch einem Tag sollte man lieber im Bett bleiben und warten bis er vorbei war.
Und wieder klingelte das Handy und wieder ignorierte ich es. Selbst als ich 'Captain' las. Die müssen heute wohl alle einen Notstand haben. Schüttelte mit dem Kopf und nahm mir vor, die nächsten Abende daheim zu bleiben. Einmal im Monat sollte es mir vergönnt sein.
Ich ging zu Sam, der heute an der Anmeldung vertreten musste und ging mit ihm schnell den Plan durch.
“Ja ich weiß schon alles. Jetzt geh und hol dir die Baugenehmigung.” schnauzte er mich leicht gereizt an. Er stand am Drucker zwischen vielen zerknüllten Zetteln.
Als ich ging, rief er mich zurück.
“Ich weiß nicht, wie du es weiter handhaben willst, aber der Umbau kostet eine Stange Geld. Noch dazu, dass du gegebenenfalls für einige Wochen zu machen musst, …” ich wusste worauf er hinaus wollte und ich keuchte resigniert.
“Sam ich bin auch nur ein Mensch, …!” “Ich sagte nicht dass du fünf Bonzen gleichzeitig ficken sollst, sondern, dass du deinen Preis um ungefähr 25 % anheben musst. Hier im Hotel, …!” “Boah du spinnst! Das geht nicht und du weißt auch warum.” “Ja ich weiß das. Ich bin ja auch dein Finanzexperte, aber dennoch. Der Umbau, die Renovierung wird ein halbes Vermögen kosten. Und du hast noch nicht einmal die Hälfte für die geplanten Kosten zusammen. Entweder du hebst die Preise hier im Hotel an, was wiederum heißt, dass dir die Gäste wegbleiben oder du erhöhst den Preis deiner Dienstleistung. Ich denke, da greifen eher die reichen Arschkriecher tiefer in die Tasche.” Also mit anderen Worten, … - meine freie Abende gingen den Bach runter. Was soll’s.
Wie auf Stichwort klingelte das Handy. Ich glaubte sogar, dass das Handy und Sam einen Packt mit dem Teufel gemacht hatten. Seitdem er bei mir arbeitete, hatte ich noch weniger Freizeit als wie ich vorher schon nicht gehabt habe.
“Ja!” ging ich ran. Ich meldete mich nie mit Namen.
“Ist da Zeth?”
“Ja!” natürlich bin ich dran, es geht sonst kein anderer an dieses verfluchte Handy, ich startete mein Auto.
“Hier ist Alvin!” huch! Ich gluckste, denn mir kamen auf einmal drei niedliche eichhörnchenähnliche Wesen in den Sinn.
“Ja Alvin, was kann ich für dich tun?” Er äußerte seine Wünsche und ich war schon gewillt ihm meinen üblichen Preis zu nennen, als mir Sam in den Sinn kam. Ich nannte den Neuen und der Typ am anderen Ende der Leitung schnaufte.
“Das ist zu viel, …!”
“Alvin, es sind deine Wünsche. Solltest du dich dazu entscheiden, überweise den Betrag auf mein Konto, die Bankverbindung gebe ich dir per SMS durch. Wenn nicht, dann überweise nicht. Habe ich den Betrag erhalten, bekommst du von mir eine SMS und dann kannst du mir über SMS Bescheid geben in welchem Hotel, die Uhrzeit, Zimmernummer oder unter welchen Namen du gebucht hast. Ich danke für deinen Anruf und ich freue mich, … auf dich.” Fuck! Warum kam mir Sam dazwischen? Ich will nicht. Eigentlich will ich gar nicht mehr, aber die Umstände zwingen mich dazu.
Ich parkte das Auto und ging mit meinen Akten, welche ich unbedingt brauchte um die Belange der Herrschaften zufriedenzustellen, in das Gebäude. Dies war schlimmer, als wenn du dich arbeitslos meldest. So eine Zettelwirtschaft für einen Umbau. Aber es wurde verlangt. Die Statik des Hotels. Den 3D-Plan, Bauplan und was die noch so alles brauchen.
Ich klopfte an die Tür und trat ein. Vier Augenpaare blickten zu mir, von denen ich zwei Paar kannte. Ich aber ein Paar ignorierte.
“Ah! Herr Ford, wir haben schon auf Sie gewartet!” begrüßte mich Herr Bekkert. Er war mein Bauleiter für diesen Umbau. Reihenweise gab ich ihnen die Hand und bei einem sah ich dieses wiedererkennende Schmunzeln. Tja auch ich erkenne dich wieder. Ich war es schon gewohnt. Viele von meinen “Freiern” arbeiteten in gehobenen Positionen und es kam nicht selten vor, dass ich mit ihnen auch noch anderweitig zu tun hatte als in einem Hotelbett. Er schien aber Derjenige zu sein, der sein 'Servus' darunter setzten musste, um diesen Umbau zu genehmigen und, nach seinem Blick zu urteilen, konnte ich mir vorstellen, was er dafür verlangen würde. Aber nicht mit mir. Wenn er von mir weiter bedient werden will, hat er sich an die Regeln zu halten.
“Wir überdenken dies!” sagte er und entließ mich. Na Toll! Wie schon geahnt, dauerte es nicht lange und mein Handy klingelte.
“Dachte ich es mir!” murmelte ich vor mich hin, als ich den Namen auf dem Display sah.
“Ja!”
“Komm heute Abend ins Hotel Anita und du bekommst die Unterschrift.” ich gluckste auf.
“Was gibts da zu lachen?”
“Nichts! Du verkennst die Situation und bist dabei die Regeln zu brechen. Ich frische sie dir gerne wieder auf.”
“Ich kenne deine Regeln. Du willst diese Unterschrift, dann bist du heute Abend dort.”
“Wie du meinst! Dann werde ich mich wohl an jemand anderen wenden müssen und du wirst diese Nummer nie wieder anrufen. Haben wir uns verstanden? Snake!” der Name passt. Falsch wie die Schlange.
“Ich bin der Einzige der dir diese Unterschrift geben kann. Ohne mich läuft nichts. Ich bin für diesen Landkreis zuständig und deine Drohung prallt an mir ab.”
“Schön! Wie du meinst! Ich komme heute Abend ins Hotel, …!” FUCK! “Was ist das für ein Unterton, den ich raus höre?”
“Wir haben einen Deal. Snake!” Arschloch!
“Mom, …!” mehr vernahm ich nicht und legte auf. Dieses Arschloch. Er hat mich an der Angel. Jetzt muss ich für ihn die Beine breit machen, nur für eine läppische Unterschrift. Ist das denn zu fassen, … Wichser.
Der restliche Tag verlief reibungslos und ich machte mich für 'Snake' fertig. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er mich so in die Enge treiben konnte. Ich kochte vor Wut. Jeder spürte meine Anspannung und sie gingen mir automatisch aus dem Weg.
Sam schüttelte nur mit dem Kopf und ich sah wie er es Mario erzählte.
“Spinnt der?” hörte ich Mario als er auf mich zu kam.
“Geh nicht! Wenn es bekannt wird, dass man dich so, …” “Ich muss. Sonst kann ich das Hotel zusperren. Ich habe es eh schon zu lange raus gezögert.” Er ging einen Schritt zurück.
Hotel Anita. Eine sehr starke Konkurrenz und sein Ambiente war fantastisch. Ich ging zur Anmeldung und ließ mir den Schlüssel geben. Im Laufe des Tages hatte er mir die Nummer und den Namen gesimst und ich ging hin ohne zu überlegen. Ich kannte den Weg, denn er hatte immer das gleiche Zimmer.
Sperrte auf und betrat das Zimmer. Seit meinem letzten Besuch hatte sich nichts geändert und ich sah, wie er an der Tür zum Balkon gelehnt dastand und eine Zigarette rauchte.
“Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst. Das Hotel ist dir anscheinend sehr wichtig.” Ich antwortete nicht darauf und trat näher an ihn ran. Da ich wusste was er wollte fing ich an über seine Schulter zu streicheln. Er drehte sich um und unsere Blicke trafen sich. Einige Sekunden war keiner gewillt nachzugeben bis er laut ausatmete und sich von mir abwandte.
“Es tut mir leid!” mit diesen Worten ging er zum Tisch und öffnete seine Aktentasche. Trat wieder auf mich zu und überreichte mir das Dokument, welches ich brauchte, um den Umbau zu beginnen. Ich warf einen Blick darauf, es war unterschrieben.
“Ich hätte es nicht tun sollen und jetzt sehe ich dich an und weiß, wie sehr ich dich damit verletzt habe. Heute wäre es nicht so fantastisch geworden, wie sonst. Du hättest es mich spüren lassen, das habe ich in deinem Blick gesehen.” Er hob seine Hand und streichelte über meine Wange. Ich entzog mich ihm.
“Es tut mir leid Zeth, …!”
“Danke für deine Einsicht. Regel Nummer 2 – Keine private Ambitionen und Informationen. Solltest du in Zukunft wieder versuchen mich damit zu erpressen, werde ich deine Anrufe nie wieder entgegennehmen. Merke es dir. Snake. Mich interessiert es am wenigsten, wer du bist und was du machst und das Gleiche verlange ich von meinen Kunden ebenfalls. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.”
Eine Last viel von mir ab, als ich auf den verschneiten Gehweg trat und gen Himmel blickte. Die Sterne leuchteten, nur gab es mir keine innerliche Ruhe. Wieder klingelte mein Handy und ich war kurz davor, dieses Ding weit weg zu schmeißen. 'Sam'
“Warum rufst du mich auf diesem Handy an? Hat es nicht Zeit bis ich zurückkomme?”
“Halt die Klappe, du hast eine Buchung über 500 000 € erhalten, …” mir rutschte fast das Handy aus der Hand.
“WAS? Von wem?”
“Kastner Import & Export!” antwortete er nur.
“Überweise es per Express zurück und hol mich ab!” Was will der Idiot nur von mir. Erst ruft er mich in aller Herrgotts früh an und jetzt das?
“Was ist nur los mit dir? - Je näher Weihnachten ran rückt, umso verschlossener wirst du!” hörte ich meinen Freund Raphael sagen und doch registrierte ich es nicht wirklich. Weihnachten? Was ist das schon? Das Fest der Freude, das Fest der Familie, das Fest des Glückes und der Seligkeit, das Fest der Liebe? Oder wohl eher das Fest der Scheinheiligkeit und des Konsums.
Ich stand in meinem Apartment, welches sich in der obersten Etage im Bürogebäude des Kastner Import & Export befand und blickte über die vielen bunten Lichter der Stadt.
Nahm einen Schluck von dem überteuerten Wein, den Raphael extra für meine kleine private Willkommensfeier besorgt hatte und spürte, wie er hinter mich trat. Mir einen leichten Hauch auf meinen Hals setzte und dabei war, mich dazu zu überreden.
Er war eine Herausforderung. Seitdem ich ihm begegnet bin, wollte ich keinen anderen mehr haben. Seine tiefbraunen Augen. Schwarze Nacht mit einem Glanz der Vollkommenheit.
“Na komm! Ich habe etwas mit dem ich ihn mehr aufmuntern kann, …” raunte Raphael in mein Ohr und öffnete meinen Knopf. Spürte seine fordernde Hand, wie sie sich um mich schloss. Ich wollte es genießen. Meinem Freund eine Freude bereiten und versuchte diese verruchten Augen aus meinem Verstand zu verbannen. Es ging nicht, denn sofort bemerkte ich wie Raphael sich lustvoll anspannte. Mein Schwanz gab nach und ich wusste auch, wenn ich ihm jetzt nicht das gab, was er von mir wollte, so hatte ich den nächsten Exfreund auf meiner Liste.
Sex aus Pflichterfüllung. Aber verkaufte ich mich damit nicht genauso wie Kilrian, oder sollte ich besser sagen wie Zeth, der sich für Geld hingab? Aber diesen Gedanken schob ich sofort wieder von mir. Darüber wollte ich gar nicht erst nachdenken.
Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm kurz in die Augen. Sie waren braun. Nur hatten sie eben nicht dieses dunkle Braun nach welchem ich mich so verzehrte. Sofort drückte ich ihn runter und deute ihm an, dass er mir einen blasen sollte. Ich schloss meine Augen und rief ihn mir ins Gedächtnis. Seinen Körper, sein verschmitztes Lächeln, sein lustvolles Stöhnen und ich fing durch die Reibung die Raphael mit seinem Mund tätigte an zu stöhnen. Ich ging fremd, in Gedanken betrüge ich ihn immer und immer wieder, während wir Sex hatten. Jeden meiner Exfreunde habe ich auf diese Weise betrogen. Ich sah nicht sie. Ich sah nur einen. Einen einzigen Mann, der für mich unerreichbar geworden war.
Nicht ganz. Ich könnte ihn anrufen, buchen und er wäre da.
Oft spielte ich mit dem Gedanken, es zu tun und doch, diese Gewissheit, dass es nur ein Job für ihn ist, hielt mich davon ab. Er würde nicht mich sehen. Sondern einen Kunden den er bediente.
Der Orgasmus kam, doch er gab mir keine Befriedigung. Raphael führte mich zum Bett und legte mich so, wie er mich haben wollte. Ich ließ es zu und ertrug den Schmerz seines Eindringens. Die brutale Dehnung und wie er meinen Körper nahm. Mehr nicht. Am Ende drehte ich mich zu ihm um und hauchte ihn einen geheuchelten Kuss auf die Nase. Stand auf und ging unter die Dusche. Ich musste seinen Geruch abwaschen, welches vergebene Mühe war. Immerhin wohnte er seit einigen Wochen bei mir und sein Duft war überall in diesem Apartment.
Als ich aus der Dusche kam und ins Bett gehen wollte, sah ich, dass Raphael fertig angezogen war.
“Wo gehst du hin?” Er drehte sich zu mir um und lächelte mich leicht an.
“Ich muss noch einmal fort!” er verdrehte die Augen. “Die Agentur hat ein Meeting einberufen.” Ich nickte nur und ging ins Bett, es war mir egal.
Raphael beugte sich zu mir runter und gab mir einen Abschiedskuss. Für ihn bedeutete er “Ich liebe dich und ich komme alsbald wieder.” Aber für mich bedeutete er nichts. Es ist fast so als ob ein Kind sein Stofftier abknutscht und es im nächsten Moment in die Ecke wirft.
Noch bevor Mr. Kastner ins Bürogebäude kam stand ich schon an der Anmeldung und ging seine Termine durch, die ich wieder verschieben musste. Seine Vorstandsmitglieder hatten ein Meeting einberufen, das jetzt auf gleich stattfand. Ich sah, wie er mit seinem Wagen ankam und schenkte, in die vorgewärmte Tasse, seinen allmorgendlichen Kaffee ein. Ohne aufzusehen, mit dem Hörer am Ohr überreichte ich ihm die Tasse. Er steuerte sofort den Konferenzsaal an.
Inzwischen hatte ich schon den fünften fluchenden Kunden besänftigt und ich rieb mir die Stirn, als ich in den Konferenzsaal gerufen wurde.
Als ich den Raum betrat, polterte Kyel schon los.
“Tom! Rufen Sie Anthony an. Die Sache ist mehr als dringend!” Mehr als ein “Ja, Sir!” bekam ich nicht raus und verschwand wieder. Verfluchte Scheiße, so außer sich hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn erlebt. Ganz besonders diese kleine Geste die er immer machte, wenn er mehr als nervös war. Er drehte seinen Ehering stetig hin und her, das bedeutet, dass irgendetwas mit Sascha los war.
Die Nummer rauszusuchen brauchte ich nicht. Sie war intern im ganzen Haus eingespeichert und ich drückte die 2 mit #.
Nach dem ersten Klingeln ging er ran.
“Anthony, Kyel braucht dich. Er sagte es sei dringend.”
“Gut ich rufe ihn gleich an, …!” er legte auf und ich schnaufte tief.
Irgendwie fühlte ich mich um fünf Jahre zurückversetzt. Diese Nummer wählte ich damals am Tag mindestens zwanzigmal an und nicht weniger in der Nacht.
Plötzlich kam Kyel aus dem Konferenzsaal gestürmt und schleuderte mir über seinen Rücken zu, dass ich herausfinden soll, wo Sascha ist.
“Er wird in seiner Praxis sein!” entgegnete ich ihm.
“Nein ist er nicht und sein Handy ist ausgeschaltet.” O.K.! Hatte ich nicht gerade gesagt, dass ich mich um fünf Jahre zurückversetzt fühle. Das war gelogen. Ich bin fünf Jahre zurückversetzt und die Sorge von damals machte sich erneut in mir breit.
Ich wählte die Handynummer von Sascha und wie bei Kyel ging nur die Mailbox an. Keine Ahnung, wie oft ich die Wahlwiederholung betätigt hatte, bis nach einer dreiviertel Stunde, Sascha endlich ran ging.
“Tom was ist denn los? Ich habe hier 35 Anrufe von Kyel und von dir sind es auch nicht weniger, …!”
“Wo bist du?”
“Ich war im Krankenhaus bei einer Patientin, … Oh! Kyel ist schon da, …!” er legte auf. Gut wenigstens war mit Sascha alles in Ordnung und mein Innerstes beruhigte sich wieder.
Seit der Sache von vor fünf Jahren, standen sämtliche Alarmanlagen von Kyel auf Hochspannung. Und für mich war das ansteckend. Denn so will ich meinen Chef nie wieder sehen. Geschweige denn Sascha, der mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Kyel kam anschließend nur noch kurz ins Büro und überließ alles weitere mir. Typisch.
Inzwischen waren sämtliche Angestellte schon nach Hause gegangen und ich machte noch einen kurzen Rundgang, nicht dass sich noch welche verirrt haben. Schaltete die Hauptsicherung für die Leuchten aus und betätigte den Aufzug, der in mein Apartment führte. Drückte die 15 die nur für mich bestimmt war und lehnte mich an die Wand. Lange dauerte die Fahrt nicht und ich stand inmitten meines Apartments. Kyel hatte es so eingerichtet, dass der Aufzug auch meine Wohnungstür war. Diesen Luxus hatte nicht jeder. Sicherlich hatte ich noch eine Hintertür, die in den Treppenaufgang führte, für den Fall der Fälle, sollte ein Brand ausbrechen oder sonst was vorfallen.
Ich war wie erschlagen, seit gestern Abend, war Raphael nicht nach Hause gekommen. Mir sollte es Recht sein und doch spürte ich so etwas wie eine Pflicht und rief ihn an.
“Hey!” meldete er sich.
“Wann kommst du denn nach Hause?” fragte ich und ich hörte ihn kichern.
“Vermisst du mich etwa!” Eigentlich nicht.
“Irgendwie schon!” ich löste meine Krawatte und entledigte mich meiner Hose.
“Ich komme ungefähr in vier Stunden nach Hause, wenn das Flugzeug rechtzeitig landet.”
Ich sah die dunklen braunen Augen vor mir, sie huschten durch mich durch und Reizströme verursachten einen unaufhaltsamen Stau in mir.
“Gott!”
“Was ist denn los!” Seine Stimme war plötzlich sehr besorgt.
“Scheiße, ich glaube so lange kann ich nicht mehr warten!”
“Oh Tommy!” raunte er. “Ich gebe dir was du willst. Ich weiß wie du auf Dirty Talk stehst. Mein kleiner versauter Engel. Tu was ich dir sage!” Ich hatte die Augen geschlossen. Kilrian. Sah ihn. Sein verschmitztes Lächeln. Hörte seine Stimme. Nur seine Stimme. Raphael war nicht mehr da. Nie war er da.
“Ja! Sag’s mir!”
“Umgreife dich und gebe dich meiner Stimme hin …!” Dirty Talk beherrschte Raphael und ich stöhnte und keuchte ins Telefon. Ich biss mir auf die Lippen, denn es kam mir nur ein anderer Name in den Sinn und den konnte und wollte ich nicht raus stöhnen. “Kilrian”.
“Oh ja mein Engel, das war ein guter Orgasmus. Dehne dich für mich in der Zwischenzeit. Ich werde dich dann durchvögeln.” Er legte auf und ich blickte auf meine mit Sperma besudelte Hand.
Shit, ich brauchte diese Scheiße wirklich nicht. Was ich brauche ist ihn. Er wusste, wie er mich handhaben musste. Instinktiv wusste er, was ich wollte und wie ich es wollte. Er gab es mir.
Raphael war gut in seinem Tun, die Anderen ebenfalls, aber keiner kam an ihn heran. Ich denke, wenn ich mich ihm dargeboten hätte, so hätte selbst das Vögeln mit ihm eine andere Bedeutung gewonnen. Doch dem war nicht so. Ich hatte ihn genommen. Kilrian hatte mich anderweitig verführt. Auf so vielen Arten und jede war einzigartig. Keine Ahnung wie viele Orgasmen er mir in dieser Nacht geschenkt hatte, aber ich fühlte mich wohl, glücklich und geborgen.
Das Bett wackelte leicht und Raphaels eigener Duft schlug mir entgegen.
“Böser Junge. Ich sagte doch du sollst dich für mich bereit machen.” flüsterte er und ich spürte wie er sich zwischen meine Beine schob.
“Warum sollte ich das? Du willst doch selbst Hand anlegen.” murmelte ich und als Bestätigung zog er meine Hinterbaken auseinander und seine Zunge nahm ihre Arbeit auf. Seine Finger folgten und irgendwann hatte er sich in mich gedrückt. Ich ging in seinem Rhythmus mit ein, aber er schaffte es nicht, mir noch einmal einen Orgasmus zu bescheren.
Der nächste Tag war Gott sei Dank ein Samstag und ich hatte frei. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass auch Raphael frei hatte und so saßen wir mehr als schweigend am Frühstückstisch. Er tippe wie üblich auf seinem Laptop herum und schrieb irgendwelchen Freunden, die ich noch nicht einmal kannte. Ich selbst hatte ein Buch zur Hand genommen aber las nicht wirklich darin. Ich konnte mich nicht auf das Geschriebene konzentrieren und schaute stattdessen aus dem Panoramafenster.
Gegen Mittag. Raphael lag auf der Couch und schlief als mein Handy klingelte. Es war Sascha und ich verdrehte schon meine Augen. Er hatte immer irgendwelche ausgefallene Ideen, die sofort umgesetzt werden mussten. Doch diesmal wollte er einfach nur reden und ich konnte mir kaum vorstellen, warum er so niedergeschlagen war.
“Ach Tom, was soll ich machen? Ich wollte mit Viviane zum Weihnachtsmarkt und Kyel lässt uns nicht.” rückte er mit der Sprache raus.
“Ich kann dazu nichts sagen. Ich weiß nicht was gestern in der Firma vorgefallen ist.”
“Es ist das erste Weihnachten, welches sie erlebt und jetzt, …!”
“Beruhige dich erst einmal, vielleicht kannst du nächste Woche gehen. Bis Weihnachten sind es noch drei Wochen.” Es ging noch etwas hin und her und am Ende hatte er sich wieder beruhigt.
Auch wenn ich es gerne ignorierte hätte, aber mein Bauchgefühl für das kommende Weihnachtsfest war flau. Zumal ich nicht wusste, was Kyel so aus der Fassung hatte geraten lassen, dass er selbst seinem Sascha und seiner geliebten Tochter Viviane den Weihnachtsmarkt verbietet.
Viviane war ein Racker. Mit ihrem knapp dreiviertel Jahr, hatte sie schon jeden um den Finger gewickelt, selbst John, der eigentlich auf jeden eifersüchtig war, der auch nur in die Nähe von Sascha kam. Sogar er hatte das kleine Mädchen ins Herz geschlossen.
Das Wochenende verging eher schleppend und ich sehnte mich danach mich wieder in die Arbeit stürzen zu können.
Raphael machte seiner Rolle als treu sorgender Freund alle Ehre und wir landeten öfters im Bett als mir lieb war.
Ich war froh, dass er endlich fertig war, ich unter die Dusche gehen konnte und den Sonntag hinter mich bringen konnte, als Raphael mich anblickte als ginge gerade die Welt unter.
“Tom wir müssen reden!” fing er an und ich konnte mir vorstellen worauf es hinauslief.
“Schieß los!” meinte ich nur und deckte mich zu.
“So geht das nicht weiter. Ich fühle mich, als ob ich ein Lückenbüßer wäre. Du bist da. Ja. Wir schlafen miteinander. Ja. Aber es fehlt trotzdem etwas, …!” Ich hörte ihn und auch wieder nicht. Denn in mir nagte der Gedanke ihn rauszuschmeißen. Sollte ich es tun? Eigentlich ja. Ich wusste, dass ich ihn nicht liebte und doch half er mir, den anderen zu vergessen. Nein das tat er nicht. Im Gegenteil, wenn er auf mir lag, dann sah ich nur Kilrian. Stellte mir vor, dass es Kilrian sei und am Ende war ich enttäuscht, weil es nicht so war.
“Ja, du hast Recht!” sagte ich und wusste doch nicht, was er eigentlich gesagt hatte. “Und es tut mir leid. Ich bin oft mit den Gedanken woanders und die Arbeit tut ihr übriges. Ich liebe dich!” Gott, warum habe ich das jetzt gesagt? Ich wusste warum. Raphael soll mich ablenken, er soll mich dazu zu bringen ihn zu vergessen. Meinen Schwarm, dem ich seit mehr als eineinhalb Jahren, … Eigentlich nutzte ich ihn nur aus. Mir war bewusst dass das verwerflich war, aber ich konnte nicht anders.
“Ich weiß, dass du mich liebst, aber irgendjemand funkt dazwischen. Ich spüre es und ich sehe es, wenn du dir auf die Lippen beißt. Jemand anderes huscht durch deine Gedanken. Aber ich nehme es dir nicht übel. Denn du bist jetzt bei mir und er, wer immer es auch sein mag, ist ein Arsch gewesen dich gehen zu lassen. Du bist es wert um dich zu kämpfen. Ich werde um dich kämpfen, …” Ich beugte mich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf seine Lippen.
“Danke, dass du so nachsichtig bist.”
Der nächste Tag fing genauso an, wie alle anderen auch, wenn ich in die Arbeit musste. Noch bevor ich richtig wach war, rief Kyel schon an. Meistens waren es Nachfragen, wegen irgendwelcher Termine die außerhalb der Firma stattfanden. Nicht nur Kyel rief mich an, auch Nicole, Cameron und der Neue, Aiden. Nicht nur, dass er der Schwager in Spe von Kyel war, er hatte einfach ein Händchen für solch einen Führungsposten. Noch bevor mein Kaffee richtig aufgebrüht war, war ich schon mitten in der Arbeit und ich bekam nur am Rande mit, dass Raphael sich verabschiedete.
Wieder bekam ich einen Anruf von Kyel. Ich sollte mich bei ihm daheim einfinden, ich leitete die eingehenden Anrufe für die Firma auf das Headset um. Handy am Ohr und Autofahren, tut nicht gut. Ich hatte schon inzwischen mehrere Strafzettel diesbezüglich bekommen, die Kyel zwar bezahlte die mir aber auch eine rote Akte bei der Polizei einhandelten.
Ich fuhr auf den Parkplatz der Villa und staunte nicht schlecht. Ich sah das Auto von Emily, die von sämtlichen SPA-Agenten und einen Polizeiwagen. Auch der Audi von Sascha war noch da, obwohl er eigentlich schon lange in der Arbeit sein müsste. Scheiße, was ist denn hier los?
Das letzte Mal gab es so ein Aufgebot, vor fünf Jahren und meine innere Unruhe wuchs.
Ich stieg aus und sperrte die Tür auf. Trat in die Villa, die seitdem Sascha und Loren eingezogen waren, sich stetig veränderte. Jetzt lag überall Spielzeug herum und Loren wuselte, wie üblich in der Küche. John saß auf dem Boden und spielte mit der Lok. Lenard saß neben ihm und versuchte sich mit dem Aufbau eines kleinen Bahnhofgebäudes. Eigentlich war eine Doppelhochzeit geplant gewesen, aber Loren meinte, dass sie ihrem Sascha den Vorzug gab. Nun ihr könnt euch nicht vorstellen wie Sascha darauf reagiert hatte. Er war außer sich und hatte sich am Ende doch noch einsichtig gezeigt. Natürlich nur nachdem seine Mutter ihm mit ihrer Meinung die Schranken gewiesen hatte.
“Doppelhochzeit alles gut und schön, aber du und Kyel sollt die volle Aufmerksamkeit haben und Lenard und ich haben sie dann später. Wir waren beide schon einmal verheiratet. Wir können warten.” Nun bis jetzt gab es diesbezüglich keine Andeutungen mehr. Selbst nicht als John zur Loren “Oma” sagte und zu Lenard “Opa”.
Sascha saß auf der Eckbank und das Bild, welches er mir darbot ließ mich schauern. Er war in sich gekehrt und hatte statt John seine Tochter Viviane auf dem Arm.
Was zum Teufel ist hier nur los?
Ich ging aus der Küche und bahnte mir den Weg zum ehemaligen Atelier, die wie mir scheint, schon wieder zu einer Einsatzzentrale umfunktioniert wurde.
“Tom endlich bist du da!” seine Stimme überschlug sich fast. Ich wurde hellhörig. Er nahm mich zur Seite und bestätigte mir meine schlimmsten Befürchtungen.
“Was? Wie konnte er aus dem Hochsicherheitstrakt fliehen?”
“Das wissen wir nicht!” schaltete sich Anthony ein und so wie er aussah, war dies ein Ding der Unmöglichkeit, die selbst die besten SPA-Agenten zum Grübeln brachten.
“Er wurde seit er verhaftet rund um die Uhr bewacht. Es muss ihm jemand von außerhalb geholfen haben.” sprach Loris der sich ein Bier aufgemacht hatte.
“Wer?” Jeder zuckte die Schulter.
“Wenn wir das wüssten, hätten wir was dagegen unternommen.” fügte Anthony hinzu.
“Tja man darf Nigel eben nicht unterschätzen und das war unser Fehler.” murrte Gerbert der sich eine Zigarette anzündete und ich sah die Abneigung in Kyels Haltung.
“Hier gibt es Kinder. Hier wird nicht geraucht!” kam dieser sofort und nahm Gerbert die Zigarette aus dem Mund.
Soviel ich wusste, war Nigel Clancy ein Genie im technischen Bereich. Er konnte, wenn er wollte, jeden und alles auf die falsche Fährte bringen. Den Willen eines Menschen vollkommen brechen. Noch dazu war er sehr kampferprobt. Eine wirkliche gefährliche Kampfmaschine ohne Skrupel.
“Und, … und wisst ihr schon auf wen er es abgesehen hat?” stotterte ich meine Frage und blickte verstohlen in die Richtung in der die Küche lag.
“Nun, wir können darüber mutmaßen, aber wir glauben alle, dass er nur aus einem einzigen Grund ausgebrochen ist!”
Sascha!
Mit diesem Gedanken stand ich wohl nicht alleine da und jetzt verstand ich auch, warum Kyel seinen Sascha nicht zum Weihnachtsmarkt hat gehen lassen.
“Wie nimmt er es auf?” Kyel schüttelte mit dem Kopf.
“Als ich es im erzählte, er, … er, … Scheiße. Er musste soviel durchmachen. Schon allein die ständigen Verhandlungen, weil immer, …!”
Ich wusste Bescheid. Ich wusste auch, welche Kraft es Sascha gekostet hatte, mit festem Blick und Stimme alles, aber auch wirklich alles, wiederzugeben. Jede Einzelheit. Auch die beschämende, dass es ihm am Ende gefallen hatte, dass er nach mehr lechzte, nur um zu wissen, dass er noch lebte. In der Hoffnung zu leben, dass er irgendwann wieder zu Kyel zurückkehren konnte.
“Aber wie seid ihr eigentlich darauf gekommen, dass er ausgebrochen ist?”
Wir haben einen Informant der uns direkt angerufen hat, als sein Verschwinden aufgefallen ist.
Wie konnte er ausbrechen, ohne dass es einer der Wachmänner mitbekam? Die Antwort bekam ich sofort. Nigel hatte jemanden beauftragt, für ihn einzuspringen, damit er ungesehen verschwinden konnte. Dieser musste dann nur noch warten, bis die nächste Besuchszeit kam. Sich seiner Schminke entledigen, umziehen und so tun als ob er ein Besucher war. Dies musste er alles zeitlich geplant haben, mit Voranmeldung und dem ganzen drumherum. Aber, und dies war die entscheidendste Frage, wer würde sich dafür hergeben, einem Schwerverbrecher zu helfen? Der noch dazu die gleiche Statur aufweist, … ich konnte darüber grübeln wie ich wollte. Ich verstand es nicht.
Ich zog mich in die Küche zurück und sah Sascha jetzt am Laptop sitzen. Er sprach Deutsch und die Stimme die aus der Box kam, verursachte in mir eine Gänsehaut. Seine Stimme, die ich mir immer und immer wieder vorstellte. Die ich noch genau in Erinnerung hatte, auch wenn ich sie so lange nicht mehr gehört hatte. Die ich in Gedanken hörte, während ich mit meinen Lovern Sex hatte. Und ich sah seine tief dunkelbraunen Augen, die schon ins Schwarze gingen, die alles in sich einzogen, …
“Das ist schön!” sagte Sascha. “Das ist wirklich wunderbar und natürlich wirst du bei uns wohnen. Die Kosten für ein Hotel sparst du dir.” er blickte hoch. “Mom! Kilrian übernachtet bei uns. Er hat einen Lehrgang in so einem Gastronomiedingens, …!” ich hörte wie Kilrian lachte.
“Gastronomie- und Hotelbewirtschaftung!” verbesserte er ihn.
“Aber warum brauchst du das? Du hast doch schon fünf Sterne.”
“Schon, aber man darf nicht stillstehen und sich auf dem Ruhm ausruhen. Ich muss immer weiter lernen und mich stetig verbessern. Sascha ich muss weiter machen. Wir sehen uns, spätestens in einer Woche.”
“Ja, bye bis in einer Woche.” Sascha blickte auf und seine Augen leuchteten.
“Was ist los?” Ich zuckte zusammen, denn ich hatte Kyel nicht hereinkommen hören.
“Du wirst es nicht glauben, aber Kilrian kommt in einer Woche zu uns. Er macht so einen Lehrgang, wegen so einer Gastronomiedingensgeschichte.”
“So!” gab Kyel darauf zurück und seine Augen veränderten sich.
Emily kam in die Küche, sie hielt eine fast schlafende Viviane auf dem Arm und meinte, dass sie bereit sei fürs Bett. Sofort sprang Sascha auf und nahm sie ihr ab.
Als er aus der Küche gegangen war, setzte sich Kyel an dem Tisch und trank seinen Kaffee. Anthony und all die anderen taten es ihm gleich.
“Die Sache mit dem Verführer, geht wohl doch noch vonstatten, …” nahm Kyel das Gespräch in die Hand und alle anderen blickten ihn fragend an.
“Er kommt zu uns!”
“Wie hast du das denn geschafft?” jubelte Anthony los.
“Gar nicht. Er hat sich selbst angemeldet!” Das war alles nur noch spanisch für mich. Die sprachen über etwas, was ich gar nicht verstand.
Das einzige, das ich verstand und mich auch den ganzen Tag verfolgte, war diese Stimme. Sie klang selbst durch die Boxen mehr als nur verführerisch.
Gott machte die Stimme mich wahnsinnig und ich wurde, je länger es dauerte, immer hibbeliger.
Endlich war meine Arbeitszeit vorüber und ich fuhr nach Hause, in der Hoffnung einen wartenden Raphael vorzufinden. Er musste jetzt herhalten. Er musste mich ficken, damit ich das Timbre dieser Stimme aus meinem Innersten bekam.
Während der Fahrt nach oben zerrte ich die Krawatte runter und fing an meine Hemdknöpfe zu öffnen. Als die Aufzugtür sich endlich öffnete war ich mehr oder weniger schon fast ausgezogen.
Raphael war da und er blickte mich leicht geschockt an. Sofort beendete er sein Telefonat und kam auf mich zu. Ohne ein Wort zu sagen packte er mich im Nacken und schob mir seine Zunge in den Rachen. Seine Hände suchten meine Wölbung und als er sie zu spüren bekam, keuchte er in meinen Mund. Er ließ von mir ab und zog mich Richtung des Bettes.
Die restlichen Klamotten fielen unbeachtet zu Boden und ich ließ ihn mich nehmen. Oh ja, er fickte mich und ich schloss meine Augen. Seine Bewegungen und das Gesicht mit den schwarzen Augen trieben mir die Tränen hoch.
Ich flehte Raphael an, härter zu werden und doch schaffte er es nicht diesen Geist zu vertreiben.
Mit einem „Shit“ ergoss ich mich auf die Matratze und die Tränen flossen unaufhörlich in das Kissen. Ich konnte nicht anders, ich musste mir eingestehen, dass ich Kilrian liebte. Verfluchte Scheiße nur allein seine Stimme zu hören, machte mir dies klar.
Nachdem das Frühstücksbuffet eröffnet war, nahm ich mir eine kleine Verschnaufpause und ging in mein Büro. Fuhr den PC hoch und zündete mir eine Zigarette an. Leicht angewidert blickte ich den Glimmstängel an und fragte mich, warum ich dies eigentlich tat. Seit eineinhalb Jahren rauchte ich wieder, wenn auch nur zwei bis fünf Zigaretten am Tag. Aber selbst diese waren schon zu viel und doch rauchte ich einfach weiter.
Der PC war hochgefahren und ich checkte meine E-Mails. Nichts besonderes dabei. Nur die monatlichen Abrechnungen von Sam. Ich öffnete sie nicht, denn ich wusste auch so schon Bescheid.
“Du brauchst 25 % mehr Umsatz, sonst kannst du den Umbau vergessen!” So ähnlich waren seine Worte und diese hatte er bestimmt mit sehr viel rot darunter geschrieben.
Schloss das Mailprogramm wieder und meldete mich bei meinen Konten an. Na toll! Alvin hatte den Betrag überwiesen, ich holte das Handy hervor. Suchte seine Nummer, die ich unter Alvin abgespeichert hatte und sendete mein O.K.
Keine fünf Minuten später hatte ich die Zeit und das Hotel. “22 Uhr Schwanenteich, gebucht unter dem Namen Alvin Chip.” Hoppla, na der lässt es jetzt wirklich krachen.
“Nein! Schwanenteich ist tabu. Such dir ein anderes aus.” Fragezeichen kamen zurück. Ja man steht der auf der Leitung?
“Ein anderes Hotel bitte!”
“Warum? Ist dir das nicht gut genug?” Ich schrieb nicht zurück. Ab jetzt gab ich ihm genau 12 Stunden Zeit, mir ein anderes Hotel anzubieten, bevor ich den Betrag zurück buchen würde.
Schön wäre es schon, wenn nichts mehr kam. Ich hatte mich geirrt.
“Hotel „Grand Two“ um 22 Uhr. Name wie zuvor.”
“O.K.!”
“Darf ich dich fragen, warum nicht das Hotel Schwanenteich?” Der ist zu neugierig. Aber solche kannte ich schon. Sie werden mir, bevor es richtig losgeht, ihre halbe Lebensgeschichte erzählen wollen.
Es klopfte und ohne auf meine Aufforderung zu warten wurde die Tür geöffnet. Dies machten nur zwei, ich blickte hoch.
“Sam!”
“Hier hast du deine Post. Wie ich gesehen habe, hast du meinen Rat beherzigt.” Er blickte mich verschmitzt an.
“Tzz, schon, aber du weißt auch, dass das Gewerbe mittlerweile angemeldet ist, und ich somit jetzt noch mehr Steuern zahlen muss.”
“Mit eingerechnet. - Gewerbe, gut ausgedrückt.”
“Besser als Tango tanzen!” Er lachte und verschwand wieder. Ich fragte mich immer wieder, warum er ständig im Hotel herumwirbelte, obwohl er in die Uni gehen könnte. Sam hat keine feste Arbeitszeit. Ist aber immer da.
Ich nahm die Post zur Hand und öffnete sie. Nun wie nicht anders erwartet, waren die ersten Briefe nur Rechnungen, dann kam noch eine Werbung für einen Kabelfernsehanbieter, die ich zerriss und wegschmiss. Und zuletzt hielt ich die Bestätigung für einen Lehrgang in der Hand. Diesen Lehrgang, den es nur alle drei Jahre gab. Der Lehrgang für das Ticket, “Golden Eye”. Allein nur für Gastronomie und Hotelbewirtschaftung. Ein Schmunzeln machte sich auf meinen Gesichtszügen breit, denn es gab viele Anwärter, die sich um jeden freien Platz rissen.
Sicherlich wurden sehr viele Lehrgänge in dieser Branche angeboten, aber kein einziger kam an diesen ran. Zwei Wochen wurden dir von den Besten der Besten auf die Finger geschaut. Renommierte Köche, Gastwirte, Hotelmanager, selbst hoch angesehene Pagen waren mit dabei. Mit Namen die schon beim Sprechen auf der Zunge zergehen. Allan Weharm, Susan Katye um nur zwei der Größten zu nennen.
Der Tag verlief ruhig und ging normal vonstatten. Es gab keine Besonderheiten und ich verabschiedete mich. Sam der immer noch anwesend war, nickte mir nur zu und widmete sich wieder seinem Telefonat. Eigentlich war er nur eingestellt um meine Finanzen auf Vordermann zu bringen und jetzt? Jetzt kann ich ihn überall einsetzen. Sei es als Page, sei es als Kellner, Hilfskoch oder keine Ahnung wo er sonst noch überall einsprang.
Ich stieg ins Taxi und ließ mich zum Hotel „Grand Two“ fahren. Gab den Namen an und lächelte das hübsche Mädchen an der Anmeldung an. Irgendwie viel mir auf, dass das Hotel „Grand Two“ stetig wechselnde Mitarbeiter hatte. War nur gut für mich, so würden meine häufigen Besuche hier auch weiterhin nicht auffallen.
Das Mädchen gab mir die Schlüssel und war auch noch so freundlich und erklärte mir den Weg. Ich nickte ihr zu und ihre aufkommende Röte blieb mir nicht verborgen.
Vor der Tür angekommen, sperrte ich auf und trat in das Zimmer.
Meistens waren die Lichter gedämmt, doch bei “Alvin” herrschte Festbeleuchtung. Angst vor der Dunkelheit? Ich ging weiter, sah niemanden, nur hörte ich wie sich jemand erleichterte und setzte mich auf einen Stuhl. Stützte meinen Arm auf dem Tisch ab und hielt meinen Kopf mit drei Fingern. Mein kleiner Finger lag ruhig und lasziv auf meinem Mund.
Die Spülung ging und ein etwas untersetzter Mann kam aus dem Bad. Er erschrak als er mich sah und blickte sich hastig um. Auch das noch. Ein ängstlicher mit Minderwertigkeitskomplexen behafteter Mann stand vor mir. Aber gerade vor denen, musste man sich gut in Acht nehmen.
Na dann!
“Alvin?” raunte ich verführerisch und schmunzelte leicht. Er nickte.
“Bist du Zeth?” diese Frage war so was von dämlich. Es sei denn, er hieß wirklich Alvin und hatte neben mir noch jemanden anderes erwartet.
Ich stand auf und trat langsam auf ihn zu. Nicht, dass er noch davon hoppelt, wie ein verschrecktes kleines Karnickel. Dann wäre ich gezwungen gewesen, sein Geld zurück zu buchen. Apropos Karnickel, von denen habe ich erst einmal genug.
Ich nickte, und auf eine komische, wenngleich freundliche Art leuchteten seine Augen auf. Seine Lippen formten Wörter, aber es kam nur ein sehr heißes “so schön” heraus.
Plötzlich kam Bewegung in ihn und ich konnte es nicht fassen wie schnell er war.
“Alvin?!” rief ich ihm hinterher.
“Ich, … ich, … nur Licht ausmachen!” Ahh, er schämt sich. Noch!
“Nein brauchst du nicht, … Lass mich dich sehen.” Mehr als beschämt blickte er zwischen mir und dem rettenden Lichtschalter hin und her.
“Aber, … ich.” ich schüttelte mit dem Kopf und versuchte auf ihn beruhigend zu wirken.
“Jeder Körper ist auf seine Art ästhetisch, du gefällst mir!” Ich stand vor ihm und strich mit meinen Fingern über seinen Hals und seine Schulter. Sofort reagierte er, er war sehr sensibel. Was wiederum hieß, dass es sehr schnell gehen würde. Es sei denn, ich schaffte es, ihn soweit zu öffnen, dass er sich mir vollkommen hingabt. Dann könnte es durchaus sein, dass er mehr als nur befriedigt seinen Heimweg in sein tristes und langweiliges Leben antrat. Was wiederum für mich hieß, ich habe einen neuen Stammkunden. Vorausgesetzt, er ist einer der genug verdient, um den geforderten Preis zu bezahlen, wenn nicht, dann war dies eine einmalige Sache für ihn und er würde für den Rest seines Lebens von diesem Erlebnis zehren.
Kreiste mit den Fingern über seinen Oberarm und ich sah, wie schwer er atmete. Scheiße, ist der empfindlich, wenn ich nicht schaue, dass er aus der Hose raus kommt, hat er bald eine komplette Sauerei da drin.
Ich hielt inne und trat hinter ihn. Mit geübten Fingern knöpfte ich sein Hemd auf und fand sogleich seine Brustwarzen. Ich strich darüber, er keuchte auf. Ich machte weiter und fand seinen Bauchnabel. Inzwischen keuchte er nicht nur, sein ganzer Körper zuckte bereits. Mit leichter Aufforderung meinerseits, führte ich ihn in Richtung des Bettes und ging in die Knie. Kurz blickte ich zu ihm hoch und ich sah, dass er schon jenseits von Gut und Böse war. Ich schmunzelte und doch empfand ich etwas wie Mitleid mit ihm. Er kam wohl nicht oft zum Zug. Nun jeder der dies nicht erfahren würde, verpasst eindeutig etwas. Dieser Mann hat sehr viel zu bieten, auch wenn er nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal entsprach.
Seine Hose und Shorts hatte ich ihm schnell ausgezogen. Wahrscheinlich fragte er sich jetzt, wie dies geschehen konnte. Ich trat einen Schritt von ihm weg. Nahm seine komplette Haltung in mich auf und fing an mich selbst auszuziehen.
Kurz erwachte er aus seiner Starre und seine Wangen glühten auf. Scharf zog er die Luft ein und ich sah wie seine Hand zuckte.
“Darf, … darf ich dich anfassen.” Ich lächelte ihn an.
“Nur zu!” Ich ging wieder einen Schritt auf ihn zu und pure aufflammende Lust züngelte in seinen Augen.
“So schön, …!” Seine Hand hob sich und mehr als zögernd fuhr er über meine Brust.
“Du bist so schön!” O.K. jetzt langt es, ich muss mich nicht gerade anbeten lassen und ergriff die Initiative. Ich drückte ihn an mich heran und fuhr mit der Hand über seinen Rücken. Weiter bis zu seinem Hintern. Fuhr flüchtig durch seine Spalte und er krachte fast zu Boden als ich seine Rosette berührte. Ich hielt ihn und drückte ihn auf das Bett. Schob mich zwischen seine Beine und beugte mich über ihn.
Meine Zunge ging auf Wanderschaft und fand jeden einzelnen Punkt von ihm. Es waren viele und inzwischen war ich überrascht, wie lange er aushalten konnte.
Ich war mir sicher, dass es ihm schwer fiel sich zurückzuhalten und es wahrscheinlich nur seiner guten Erziehung anzurechnen war, dass er dies überhaupt durchhalten konnte. “Fuck, - Du Hure, jetzt mach es mir endlich!” Oh zu früh gefreut? Verborgenes Talent oder was, aber darauf hatte ich nur gewartet.
Ich flüsterte ihm ins Ohr. “Ja, das werde ich. Aber erst will ich mehr von dir sehen.” Ich drehte seine Nippel um bis er laut aufstöhnte. Mit meinen Händen und Zunge bearbeitete ich ihn weiter und ich sah, dass die ersten Lusttropfen seine Eichel bedeckten. Ich befeuchtete mir einen Finger im Mund und suchte danach seinem Eingang. Er war in meinem Bann und jetzt konnte ich mit ihm machen, was ich wollte.
Alvin bäumte sich auf, als ich meinen Finger in ihn rein drückte und sofort seinen Lustpunkt erwischte. Ein paar Mal wiederholte ich diese Vorgehensweise und als er mehr als unkontrolliert zuckte, packte ich mit der anderen Hand seinen Schwanz. Zog seine Vorhaut zurück und fing an ihn zu pumpen.
Er wurde lauter und ergoss sich.
Bevor er wieder klar denken konnte, schwang ich mich auf seinen Bauch und verrieb seinen Saft mit kreisenden Bewegungen.
Allein diese Tatsache und dass es in sein Unterbewusstsein drang, machte mir klar, dass sein Schwanz bald wieder Spalier stehen würde, und so war es auch. Er hatte keine Zeit irgendetwas zu sagen. Ich hatte ihn wieder soweit und stand auf, holte Gleitgel und ein Kondom. Rieb mich damit reichlich ein und stülpte ihm das Kondom über. Setzte mich wieder auf seinen Bauch und fing an ihn von neuem zu wichsen.
Er war nicht mehr ganz Herr seiner selbst. Er genoss nur noch. Ich war langsam selbst bereit und richtete seinen Schwanz auf. Sank auf ihn herab und ignorierte den Dehnungsschmerz. Er hatte sehr wenig Ahnung von schwulem Sex, sonst hätte er mich von sich aus darauf vorbereitet.
Langsam kam er wieder zu sich und packte meine Hüfte. Hielt mich fest und stieß in mich hinein.
Ich wusste nicht wie oft. Es war sehr oft, ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Ich krallte mich nur noch in seine Schulter um mehr Halt zu haben. Ignorierte seine nasse Zunge, die gierig über meinen Hals strich. Wich ihm aus, als er mich küssen wollte. Seine Hand die sich um meinen Schwanz schließen wollte, ich meinen Schwanz aber stattdessen selbst ergriff. Denn ich wollte nur noch die Erlösung. Ich ritt ihn und meine Bewegungen wurde immer heftiger. Er griff sich meine Eier und knetete sie. Er hatte seine Hemmung total verloren und es war nur noch ein Nehmen. Ich nahm ihn. Er nahm mich und ich kam, …
Doch es gab mir keine Befriedigung. Nie gab es mir eine Befriedigung. Ich hatte Orgasmen, viele, mehr als sich ein Mensch je träumen lassen kann und doch, … etwas fehlte. Er fehlte. Tom.
Alvin lag immer noch wie erschlagen auf dem Bett als ich mich anzog. Langsam richtete er sich auf und ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken. Ich schaute über meine Schulter und knöpfte mein Hemd zu.
“Danke!” hauchte er und ich schmunzelte ihn an. “Ich weiß, es ist dein Job, …!” Ich winkte ab.
“Lass es gut sein. Du hast meine Nummer. - Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Alvin.” Zog mich fertig an und verschwand aus dem Hotel.
Der Abgang war stets der Gleiche. Nach dem Höhepunkt anziehen und verschwinden. Mehr brauchte ich nicht. Nein, wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich es überhaupt nicht, aber ich musste.
Alvin. Er war ein schwacher Mensch, der nirgends Anklang fand und so sicher wie das Amen in der Kirche, wusste ich, dass ich ihn das erste Mal und das letzte Mal gesehen habe.
Er wird mich wahrscheinlich aus seinem Gedächtnis löschen und so tun als ob es nie stattgefunden hätte. Oder er wird damit prahlen, um einen besseren Stand in seiner verkorksten Welt zu bekommen.
Er wird sich zwar immer an Zeth den Callboy erinnern aber nie an mich. Er tat mir leid. Ich tat mir leid.
Ich stieg in das Taxi und ließ mich heimfahren. Dieser Job war getan und meine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt dem Hotel und Alvin war vergessen.
Daheim angekommen blickte ich auf die Uhr. Eine gute Zeit mit Sascha zu chatten, ich lockte mich in Skype ein. Klickte seinen Namen an und ging auf Videochat. Ein kleines Fenster erschien und gleich darauf sah ich Sascha und seine Viviane.
“Hey ihr beiden.”
“Vivi schau da ist Onkel Kili!” Ich schmunzelte. Er hatte sich überhaupt nicht verändert. Er war noch immer in seinem Herzen verspielt. Er liebte seine Tochter und ich erinnerte mich daran zurück, wie hatte er geweint, als er mich urplötzlich anrief. Mir sein Herz ausschüttete, weil er nicht mehr weiter wusste. Wie er die letzten Tage der Mutter des Mädchens miterlebt hatte. Es war schwer für ihn. Sehr schwer, ganz besonders als die junge Frau ihn als Vater angegeben hatte. Sascha rang stetig mit sich selbst. Wie er es Kyel am besten offenbaren konnte. Natürlich ging es nach hinten los. Seine dunkle Vorahnung hatte Recht behalten, dass Kyel es falsch verstand. Erst als Sascha in die Offensive ging und einen Vaterschaftstest vorwies, der ihn mit 13 % Wahrscheinlichkeit als biologischen Vater zeigte, glätteten sich die Wogen und jetzt sind die drei eine glückliche kleine Familie.
“Hey, ich bin ab nächster Woche in Amerika, wegen einem Lehrgang in Gastronomie und Hotelbewirtschaftung und da dachte ich, wir könnten uns ja mal treffen, … - wenn ich zwischendurch mal Zeit habe.”
“Warum nur treffen? Wir haben hier viel Platz. Du wohnst bei uns, …”
“Sascha ich will, …!”
“Das ist schön! Das ist wirklich wunderbar und natürlich wirst du bei uns wohnen.“ Das hört sich fast so an als ob ich darum gebettelt hätte. “Die Kosten für ein Hotel sparst du dir.” O.K. typisch und ich fühlte mich überrumpelt, als er es seiner Mutter mitteilte. Sie war anscheinend auch erfreut dies zu hören. Wir redeten noch etwas und dann verabschiedete ich mich. Ich musste ganz dringend unter die Dusche.
Das warme Wasser war Balsam für meine Haut, nicht nur, …
“Warum schon wieder?” fragte ich ihn, dessen Spitze mir entgegen ragte, flehend.
“Du wirst ihn nicht mehr zu spüren bekommen. Genauso wenig wie ich. Also erinnere mich nicht ständig an ihn.” Dennoch kam ich nicht drum rum. Seine Augen, ich konnte sie nicht vergessen. Seine Brust mit den wunderbaren Brustwarzen. Die Erhebung spürte ich immer noch auf meiner Zunge. Selbst nach fast eineinhalb Jahren. Seinen Geschmack, seinen Geruch. Das Gefühl wie er mich ausfüllte. Kein Mann hatte jemals solch ein Gefühl in mir hervorgebracht. Wir waren eins. In diesem Moment waren wir vollkommen.
“Nur noch einmal. Ein letzte Mal gehe ich deiner Forderung nach und dann bitte, bitte nie wieder!” flüsterte ich zu mir selbst, schloss meine Augen und rief mir diese eine Nacht in meine Erinnerung zurück.
Samtweiche Lippen umschlossen dem Meinen. Sein Atem war heiß. Ich bekam Gänsehaut. In seinen Augen lag nicht nur Verlangen. Es schien mehr, so hatte ich es mir zumindest eingebildet. Verstehen und der Blick der aufkommenden Liebe. Seine spielerischen Bisse an meinem Hals, Nippel. Seine warmen Hände die sanft und fordernd zugleich waren. Ich spürte, wie er in mich eindrang. Mich ausfüllte mich nahm und mir so viel gab. Seine Zunge kämpfte um die Vorherrschaft, bestimmte den Rhythmus, raubte mir die Sinne. Mehr. Er gab es mir. Er wusste was ich will, was ich brauchte, …
Der Orgasmus überkam mich und ich spritzte meine Ladung gegen die Duschwand. Zitternd ließ ich meinen langsam erschlaffenden Schwanz los.
“Warum quälst du mich nur so?”
Es brachte nichts. Ich wusste, dass mich dieses Gesicht in den Schlaf verfolgen würde.
Am nächsten Tag ging ich den Terminplan, den Sam seit neuesten aufstellte, durch und mich haute es fast vom Stuhl. Für den Vormittag war eine Besichtigung mit der Firma, die die Statik des Hotels und den für das Frühjahr angesetzten Umbau noch kontrollieren sollten, terminiert. So schnell? Ich meine, ich hatte gerade erst die Unterschrift bekommen? Doch dann wurde es mir klar. Sam! Er hatte dafür wirklich ein Händchen und brachte in dem letzten Jahr vieles in Schwung.
Ich blätterte den Kalender auf die nächste Woche und schrieb über die ganze Seite “Lehrgang” rein. Auf der nächsten ebenfalls. Sam wird fluchen, wenn er dies zu lesen bekam.
Ein völlig zerzauster und durch den Wind geschossener Mario rannte an mir vorbei. Seine Röte im Gesicht verriet mir, dass Sam ihn wieder einmal nicht gehen lassen hatte und stieg ins Auto.
“Lach net!” zischte Sam, mir war es gar nicht bewusst gewesen, dass ich grinste.
“Ich lach gar net.” flötete ich und blickte Sam hinterher, der sich jetzt wahrscheinlich eine Triade von Mario anhören musste. Und zwar die ganze Fahrt über zur Uni.
Die Umbaufirma kam und ich führte den Chef durch sämtliche Zimmer die nicht belegt waren.
„Ich denke, der Aufbau der Zimmer, die im Moment belegt sind, ist in etwa mit den anderen zu vergleichen.” ich nickte. Dann verlangte er das Restaurant zu sehen. Die Küche und die Toiletten. Als der Rundgang im Hotel fertig war, wollte er noch die Außenanlage begutachten. Er notierte sich einige Sachen.
“Der Teich? Wollen Sie ihn zuschütten!” Ich verneinte es.
“Ach ja. Tschuldigung, ich habe es überlesen, … Sie wollen eine Brücke über den Teich und einige Außenpassagen, sowie einen angelegten Weg, … - Nun, da müssen wir im Frühjahr noch einmal vorbeikommen. Es liegt verdammt viel Schnee.” der letzte Satz war wohl für ihn selbst bestimmt gewesen und wir gingen zurück.
“Herr Ford. Die Elektrik ist veraltet, aber das wissen Sie bereits. Wir haben insgesamt 102 Zimmer. Davon 12 Suiten. 30 Zimmer für den gehobenen Standard und 60 Zimmer für den normalen Bedarf. Eine Minigolfanlage auf dem Dach. Und einen Pool im Keller, sowie vier Saunas. Wie steht es im Privaten Bereich? Wenn wir eine neue Elektrik ziehen, dann … - wäre es zum Vorteil wenn dies gleich mit geschieht.”
“Meine Privaten Räume laufen über einen extra Verteiler, … - und die Elektrik wurde vor 10 Jahren von meinem Vater erneuert.” Eins der letzten Dinge die er noch in Auftrag gegeben hatte.
Noch ungelogen zwei Stunden checkten sie das Hotel ab bis sie sich endlich verabschiedeten. Jetzt hieß es warten, bis der Kostenvoranschlag in den Briefkasten wanderte.
Wird wahrscheinlich nicht all zu lange dauern. Immerhin bekommt das gesamte Hotel innen und außen einen kompletten Neuanstrich. Himmel wird es mir schlecht, wenn ich nur daran denke. In dieser Zeit, werde ich keine Einnahmen haben aber die Ausgaben laufen weiter. Sicherlich sind das schon bis zu drei Monate, … scheiße so lange “Urlaub” zu haben, den man sich eigentlich nicht leisten kann.
Wenn man es überhaupt nicht erwartet klingelt das Handy. Ohne auf das Display zu blicken ging ich ran.
“Hey Zeth, … lange nichts mehr gehört!”
“Wer ist dran?”
“Ach komm schon. Ich bin es First.” First na toll. Wenn man nicht an das Unglück glaubt, dann kommt es daher galoppiert. Mir wurde schlecht.
“Was willst du?”
“Kilrian! Redet man so mit seinem Mentor?” Ich zuckte zusammen. Ich hatte vergessen wie wütend er werden konnte.
“Überlege, wer dich soweit gebracht hat.”
“Bitte Entschuldige.”
“Will ich doch hoffen!” Er wurde ruhiger. “Ich habe gehört, dass du nächste Woche nach Amerika kommst, …!” Er hielt inne! “Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du immer noch um das Hotel kämpfst. Du hast so viel anderes Potential!” Der Sarkasmus der daraus sprach, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Vor allem, er wusste, dass ich auf einen Lehrgang ging, woher nur.
“Ja ich bin nächste Woche in Amerika.”
“Nun, warum ich anrufe. Stetig höre ich von allen Seiten wie gut Zeth ist …!” Ich schloss meine Augen und biss mir auf die Lippe. “ … Buche ihn und das ganze Blablabla. Hör zu, … da ich dich einige Jahre nicht mehr gesehen habe, …” mehr vernahm ich nicht mehr.
Es regnete. Ich war durchnässt und immer wieder gingen mir die Vollstreckungsbriefe durch den Sinn. Meine Mutter und meine Geschwister haben es abgelehnt das Hotel zu übernehmen. Somit kam alles zu mir. Wie sollte ich denn dies alles bewältigen? Hoffnungslosigkeit überwältigte mich und ich blickte zum Himmel. Rief irgendjemand da oben an. Flehte bis mir das Herz blutete. Ich konnte doch nicht einfach meine Kindheit abschieben. Die Seele in der mein Vater wohnt. Die Wärme und Geborgenheit die mich stetig umfing, wenn ich irgendwo in dem Hotel verstecken spielte und Papa mich suchten musste. Jeden Winkel, jedes Eck selbst jedes Zimmer kannte ich besser als den Inhalt meiner eigenen Hosentasche. Das Hotel war mein Zuhause. Meine Vergangenheit und meine Zukunft.
Keine Ahnung, wie lange ich bereits am Straßenrand stand und gen Himmel starrte. Die ersten Sterne erleuchteten den kommenden Abendhimmel.
“Hey Bursche.” Ich hörte es nicht. Plötzlich wurde ich in ein Auto geschubst und landete hart auf dem Boden. Leicht benommen blickte ich mich um und raffte mich auf.
“Wie viel?” Was? Ich suchte die Herkunft der Stimme. Blickte in ein gepflegt aussehendes Gesicht, nur die Augen waren mir unheimlich.
“Ich wiederhole mich nicht gerne, Bursche! Also was verlangst du.”
“Ich verstehe nicht. Was soll das?” huschte mir die Fragen durch den Verstand. Doch der anfängliche Schock war bald verschwunden und ich verstand die Andeutung dieses Mannes. Es war ihm nicht zu verübeln ich stand am Straßenrand der den Insidernamen „Red Line“ hatte. Der Nuttenstrich. Bei aufkommender Dunkelheit war das dann nicht mehr nur der Gehsteig der in die Stadtmitte führte.
Zögerlich sagte ich irgendeine Zahl, welche es war, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Der Mann lachte los und schlug sich auf die Oberschenkel.
“Bursche irgendwie habe ich das Gefühl, dass dies wohl dein erstes Mal hier ist. Zumal ich dich noch nie gesehen habe, …” So kam es, dass ich ins Gespräch mit “First” kam. Irgendwie erzählte ich ihm alles und er hörte mir zu. Nickte bedächtig und beruhigte mich stetig. Dass er mich ficken wollte, vergaß ich vollkommen. Ich bekam nicht mit, wie er hin und wieder seine Finger über meinen Körper auf Wanderschaft schickte. Der Meinung war, ich solle aus den nassen Sachen raus, nicht, dass ich mich noch erkälte. Immer mehr zog er mich in seinen Bann bis ich gänzlich nackt war. Ich konnte nichts tun und begriff erst, was er mit mir vorhatte, als er mich mit auf dem Bauch bettete. Meine Beine auseinanderzog und mit dem Finger mehr als brutal in mich drang. Reflexartig wehrte ich ihn ab und er rief seine Handlanger. Einer packte meine Arme und der andere hob meine Hüfte an. Ohne Vorwarnung drückte er sich in mich. Der Schmerz überrannte mich, doch ich war durch die geübten Griffe der Handlanger fixiert. Als er bis zur Hälfte in mir war, stieß er zu. Ich schrie und sofort hatte ich eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte.
“Halts Maul, sonst stopfe ich dir die Fresse!” zischte der, der meine Arme festhielt.
Mir blieb nichts anderes übrig und ich vergrub meinen Kopf in den Sitz. Meine Tränen flossen und ich wimmerte nur noch. Bis ich nur noch sein Keuchen vernahm während ich die brutalen und immer heftiger werdenden Stöße ertragen musste.
Ich flehte jeden und alles in Gedanken an und nannte mich selbst ein Arschloch. Ich war zu leichtsinnig, zu gutgläubig und jetzt bekam ich die Rechnung. Auch wenn ich jetzt vergewaltigt wurde, so wusste ich, dies war mein Weg. Der einzige Weg um alles was mir etwas bedeutet, erhalten zu können, zu retten.
Selbstmitleid war nie mein Ding und wird es auch nie sein. Der Schmerz war zu ertragen. So tat ich das was mir gerade in den Sinn kam. Ich schaltete ihn aus und konzentrierte mich nur auf den Mann der hinter mir war und mir dies antat.
Nein! Er vergewaltigte mich nicht. Es war nur ein blöder Zufall. Diese Scheiße hast du dir selbst eingebrockt und jetzt steh deinen Mann und ertrage es.
Meine Tränen waren versiegt, meine erotischen Fantasien die man als Teenager hat, übernahmen die Oberhand. Ohne zu überlegen drückte ich mich ihm entgegen und meine selbst herbeigerufene Erektion stellte sich ein. Die Reizströme jagten durch meinen Körper und allmählich empfand ich es nicht mehr als schlimm. Es war angenehm. Es gefiel mir sogar. Eine Überdosis der Hormone. Ich keuchte und stöhnte. Forderte nach mehr. Spürte sogar, dass die Hände die mich festhielten sich lockerten und wir irgendwann alleine waren.
Mein erster Sex war eine Vergewaltigung und ja ich konnte es mir vorstellen. Nein! So wird es sein. Dies war meine einzige Option um meinen eigenen Traum aufrecht zu erhalten.
Danach versprach er mir zu helfen denn ich hätte so viel Potenzial und die Hilfe sah dann so aus.
Die nächsten Wochen schickte er mich auf dem Strich. Musste dreiviertel des Verdienten an ihn abgeben und ihm immer zur Verfügung stehen. Er wollte dann immer testen wie weit ich war und was ich dazugelernt hatte. Er war meine erste Anlaufstelle und mein Zuhälter. Es dauerte lange, bis ich mein Selbstbewusstsein wiederfand und das Band zu ihm brach.
Ich öffnete meine Augen und sah, dass ich wieder in der Gegenwart war. In meiner Gegenwart und dennoch holte mich die Übelkeit der Vergangenheit ein. Mein Magen rumorte und ich hoffte dieses Gespräch bald beenden zu können.
“-würde es mich freuen, wenn du einen Anstandsbesuch bei mir machen würdest. Ist das nicht so? Kilrian. Ganz besonders, weil ich, dieses Jahr der Sponsor des Lehrgangs bin und ich die Auszeichnung “Ticket Golden Eye” vergebe.” Irgendwie war das von seiner Seite keine Bitte.
“Ja First ich werde da sein!” brachte ich kaum raus, die Galle bahnte sich ihren Weg nach oben, als mir bewusst wurde, dass er mich immer noch in der Hand hatte.
First. Wird immer der Mann sein, der als erster mit mir Sex hatte. Immer der Mann sein, der mich in diese Szene eingeführt hat. Immer der Mann sein, der mich alles gelehrt hat. Immer der Mann sein, der gesagt hatte, dass ich viel mehr sei, als ein Straßenstricher. Gezeigt hatte unterwürfig zu sein und doch die Oberhand zu behalten. Vor allem gezeigt hatte, wie es ist, wenn man ihn enttäuscht. - Die Narbe auf meinen Hoden war immer noch zu sehen.
Er hatte sie mir mit seiner Kubanischen eingebrannt mit der Aussage. “Du bist das Letzte, was mir je unter den Augen gekommen ist.”
So kam ich zu meinem Pseudonym. Z.
Meine momentane Bettgenossin Susan kam meiner Bitte nach und schickte meinem Kleinen die Bestätigung für den Lehrgang. Natürlich war sie nicht gerade begeistert davon gewesen und verstanden hatte sie es auch nicht.
“Warum willst du, dass ich einem, der bereits Fünfsterne Manager ist, dessen Namen in aller Munde ist, der einer der Top Ten in der Hotelbranche ist, die Bestätigung für einen Lehrgang schicke, anstatt einem, der gerne erst einmal überhaupt so weit kommen möchte?”
“Aus privaten Gründen.” meinte ich nur und schälte mich aus ihrer Umarmung. Sie hatte klein bei gegeben und dennoch löcherte sie mich weiter.
“Jones ich verstehe es nicht! Ich mein, ich soll mein Idol unterrichten? Er würde mich auslachen, wenn ich mit einem von seinen eigenen Rezepten daherkommen würde und er nur einen minimalen Fehler erkennt. Oder mit dem Benimmunterricht anfange, …” irgendwann hatte ich es dann doch geschafft sie zu überreden und abzuwimmeln und jetzt hieß es ein paar Tage warten.
Die Post war zwar heutzutage schnell aber doch brauchte es seine Zeit, bis ein Brief aus Amerika in Deutschland ankam.
Kilrian war mein bestes Mädchen. Lernfähig, stur, protzig, tat dennoch alles, was ich von ihm verlangte. Vor allem konnte er der Verführung von Crystal widerstehen. Er nahm zwar die Drogen, wenn ich es ihm mehr oder weniger eingeflößt hatte, aber die Hoffnung darauf, dass er süchtig wurde, war bald versiegt. Kilrian hatte einen sehr starken Willen und ich gab es irgendwann auf ihn durch Drogen an mich zu binden.
Nachdem er sich langsam einen Namen gemacht hatte, wurde es stetig lauter um ihn. Ich wusste, dass einige ihn auch mit seinem anderen Namen kannten, wissen, dass er ein Hotel bewirtschaftet und dennoch hüllt jeder den Nebel des Schweigens darüber. Er ist wirklich was besonderes.
Nun mir soll es egal sein. Ich gönne ihm seinen Ruhm aber ein Stückchen von dem Kuchen will ich auch nicht. Aber jetzt war es an der Zeit, hallo zu sagen.
Ich rief ihn an und beorderte ihn zu mir. Er willigte ein, was mich etwas überraschte. Aber so überraschend war dies doch nicht. Immerhin fungierte ich drei Jahre als eine Vaterfigur für ihn. Ein Vater, ein Mentor, Lehrer, Ansprechpartner. Er kam zu mir, wenn er Sorgen hatte. Holte sich einen Rat ab, wenn er nicht mehr weiter wusste. Ab da wurde mir klar, dass ich ihn nicht süchtig zu machen brauchte. Ich hatte etwas Besseres in der Hand, mit dem ich ihn an mich gefesselt hatte. Seine Seele, sein Selbst, ihn. Solange er immer freiwillig zu mir kam, sich unterweisen ließ und das tat was ich von ihm verlangte, war alles in bester Ordnung. Bis zu diesem Tag. Dieser Tag, … ach was soll’s.
Ist schon zu lange her um sich weiter darüber Gedanken zu machen. Nun das hat man davon, wenn man jemanden in sein Herz schloss und ihn immer mehr wie einen Sohn ansah, weil der eigene Sohn dem Vater den Rücken zugewandt hatte, …
“Mr. Selter, ein Telefonat für Sie!”
“Danke, haben Sie meinen Sohn schon erreicht?”
“Nein Sir, nun, ja Sir. Er sagte er habe an diesem Tag keine Zeit.” War abzusehen. Dann muss ich ihm wohl oder übel mal einem Besuch abstatten.
Ist es denn zuviel verlangt, dass mein eigener Sohn einmal im Jahr zu mir kommt. Jedes Jahr das Gleiche und es wird diesmal wieder genauso enden wie die Jahre zuvor.
Wir werden streiten und er wird mit einer Fanfare von einer knallenden Tür wieder für ein Jahr verschwinden und sich nicht mehr melden. Und nächstes Jahr kurz vor meinem Geburtstag geht das Hinterherrennen von vorne los.
Womit habe ich das verdient, alles nur weil er der Meinung ist, ich hätte seine Mutter getötet?.
Er ist wie seine Mutter. Gott hab sie selig. Sie war ein Engel. Sie war die einzige Frau in meinem Leben, die ich wirklich geliebt habe. Ich liebe sie noch heute. Doris. Frech, aufmüpfig, energiegeladen und in jeglicher Hinsicht, rein.
Ich brach ihr Herz und daran ist sie gestorben. Mein Sohn hatte mir dies nie verziehen. In gewisser Weiße habe ich sie schon getötet.
Viele Jahre lebte ich ihr die Lüge vor, ich sei nur ein einfacher Nachtclubbesitzer. Wir bezogen über dem Nachtclub die kleine vier Zimmerwohnung und Doris ging ihrem kleinen Job als Tankwartin nach. Meistens arbeitete sie in der Nachtschicht. So konnte ich ungestört mein eigentliches Dasein ausleben.
Ich hob ab und mein bester Mann war in der Leitung.
“Der Auftrag ist ausgeführt. Er hat ein Rendezvous mit den Fischen.”
“Sehr gut!” ich legte auf. Wieder war eine kleine Made ausgeschaltet worden. Der arme Kerl, hätte er den vereinbarten Preis gezahlt, so könnte er jetzt seinen eigenen kleinen Geschäften nachgehen.
Manchmal fragte ich mich, für was? Für was habe ich dies alles aufgebaut? Mein Sohn hat mir den Rücken zugewandt und ich stehe jetzt mit meinem vielen Geld alleine da. Er selbst hat mit seinen knapp 30 Jahren absolut keine Motivation Nachkommen zu zeugen. Warum auch. Mein 'Agent' sagte mir, dass er Männer bevorzugt.
Ich blickte mich in dem Penthouse um, welches ich mir vor kurzen zugelegt hatte und die Aussicht war fantastisch. Viele würden sich danach die Finger lecken und ich besaß es. Die ganze Stadt lag mir zu Füßen. Zumindest die Nacht gehörte mir. Ich liebte die Nächte. Sie haben etwas Verbotenes. Geheimnisvolles und gigantisches.
Ich rief meine 'Sekretärin' an. Ein Vorzeigemädchen. Die Beine konnte sie breit machen, aber mehr hatte sie auch nicht zu bieten, war mein erster Eindruck, als ich sie eingestellt hatte. Ich wurde eines besseren belehrt. Jetzt konnte ich sie mir nicht mehr wegdenken.
“Wo wohnt er denn?” polterte ich gleich los, als sie abnahm.
“Wer?” ging sie im gleichen Ton auf meine Frage ein.
“Mein Nichtsnutz von einem Sohn!”
“In der gleichen Straße, wie in den letzten Jahren auch. Mr. Selter.” sie legte auf. Wow, ich liebe es, wenn sie kratzbürstig wird. Ich würde ihr gerne Mal ein paar Manieren beibringen, aber meine Nachforschungen ergaben, dass ich dies besser unterlassen sollte. Es reichte schon, dass sie einen schwarzen Gürtel in irgendeiner Kampftechnik besaß und einen von meinen Bodyguards auf dem Boden geworfen hatte. Nun ja sie ist nicht nur meine Sekretärin, sondern auch der Sicherheitschef hier im Nachtclub. Sie sorgte wirklich für Ruhe und Ordnung und skrupellos ist sie außerdem.
Dieses Firmenschild hatte sich in den letzten Jahren um kein bisschen geändert stellte ich fest, als mein Fahrer auf den Parkplatz fuhr. Er stieg aus, blickte sich kurz um und öffnete mir die Tür. Ich selbst schaute mich um. Der Parkplatz wird anscheinen fünfmal am Tag vom Schnee befreit. Nirgends sah ich zusammengeschaufelten Haufen, ich ging auf die Eingangstür zu.
Automatisch öffnete sie sich und ich trat in das Gebäude ein. Blickte mich auch hier um und sah, dass es sich hier wieder einmal verändert hatte. Diverse Ölbilder von noch unbekannten Künstlern, die hier eine freie Stelle für ihre Werke bekamen. Auch Bilder sehr bekannter Künstler, die Museumswert besaßen und hier aufgehängt wurden. Einige Kronleuchter, die waren neu, oder zumindest zum Anpreisen aufgehängt wurden.
Die Tische und Stühle waren auch anders, als das letzte Mal. Nun ja, auch wenn sich diese Firma Import & Export schimpft, so ist sie nichts weiter als ein überdimensioniertes Auktionshaus.
Ich trat an die Anmeldung, der Mann dort saß mit dem Rücken zu mir. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass er sehr gut gestylt war. Er nahm sein Äußeres sehr ernst. Selbst das Hemd und die Hose waren von sehr hoher Qualität, ich räusperte mich.
“Einen kleinen Moment bitte!” sagte er ohne hochzublicken und tippte irgendetwas in den PC. Sein Telefon klingelte und er ging ran.
“Kastner Import & Export. Sie sprechen mit Tom Selter. - Mr. Kastner ist im Moment außer Haus. Ist es sehr wichtig, dann leite ich Sie zu Mr. Diggens um. - Ja! Mr. Diggens ist auch sehr prädestiniert. - Danke! Ich verbinde Sie!” er blickte hoch.
Sein gerade noch freundlicher Ausdruck veränderte sich und wenn er mich mit seinen Blicken hätte töten können, so wäre ich jetzt auch wirklich tot umgefallen.
“Was willst du hier?” seine Tonlage. Oh ja, diese Tonlage ist sehr gut, wie gerne würde ich ihm dieses austreiben. Leider ist er aber mein Sohn. Ich lächelte ihn an.
“Mit dir reden!”
“Wie du siehst, habe ich keine Zeit …” er stand auf, ging an den Drucker und ignorierte mich.
“Tom du wirst doch mal fünf Minuten für deinen alten Herrn haben.” er ignoriert mich weiter, aber dies hielt mich nicht ab.
“O.K. ich habe es im Guten versucht. Tom in einer Woche ist mein Geburtstag und es ist Tradition, dass du anwesend bist.” er drehte sich um.
“Wohl eher Pflicht. Aber du bist doch im Stande, mich für diesen Anlass zu entschuldigen. Oder etwa nicht VATER?”
Wie jedes Jahr. Wieder das Gleiche und ich schüttelte den Kopf.
“Nein! Und du weißt das. Du bist mein Sohn.”
“Gott hör damit auf. Ich habe auf deine Schauspielere keine Lust.”
“Lust oder nicht. Es ist deine Pflicht als Selter, deinen Stand klarzustellen. Du weißt sonst was geboten ist.”
“Meinst du, dass mich das interessiert? Was meinst Du wird passieren, wenn du abkratzt. Dein „Imperium“ zerplatzt. Es wird von deinen Speichelleckern auseinandergenommen und ich werde seelenruhig dabei zuschauen.”
Ich schnaufte. Er hatte es auf dem Punkt gebracht und dies ist meine größte Sorge. Ja ich bin nicht nur ein kleiner Nachtclubbesitzer, …. meine andere Tätigkeit,... Sollte bekannt werden, dass mein Sohn keine Motivation hat, meine Lebensaufgabe weiterzuführen, so wird ein Krieg unter den „Clans“ ausbrechen. Der ganz bestimmt nicht vor Tom halt machen wird. Er wird einer der Ersten sein, der durch irgendeinen Unfall ums Leben kommt. Aber dies begreift mein Sohn leider nicht.
“Hör zu, du wirst an diesem Tag erscheinen, oder ich werde dich abholen lassen. Und glaube nicht, dass du dich in der Zeit ins Ausland absetzen kannst. Du weißt, ich finde dich überall. Dies hatten wir schon einmal.”
“Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?” Ich blickte ihm in die Augen und ich sah puren Hass.
“Weil du mein Sohn bist und du zu meiner Familie gehörst.”
“Familie?” murmelte er nur und ging ans klingelnde Telefon.
“Kastner Import & Export. Sie sprechen mit Tom Selter, …” ich drehte mich um und verließ die Firma.
Warum hat er nur so viel von seiner Mutter geerbt. Diese Rechtschaffenheit. Das Aussehen. Diese Güte.
Nur ein kleines bisschen von mir und ich wäre schon glücklich. Er hat absolut keine Ahnung, wie süß das Leben sein kann, aber er bevorzugt eben diese Monotonie. Ich verstehe ihn einfach nicht.
Vor allem, weil ich ihm alles zu Füßen lege und er es nur zu ergreifen braucht. Er könnte ein sorgenfreies Leben, ohne jeglichen Stress und Alltagssorgen haben. Tom hatte sich anders entschieden. Nein, er hat sich nicht anders entschieden. Es ist einfach seine Natur.
Ich musste schmunzeln als mir Doris in meiner Erinnerung mit einem Lächeln zunickte.
Tom würde in diesem eiskalten Geschäft untergehen.
Aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich habe bereits meinen Nachfolger. Er muss nur noch in diese Richtung geführt werden.
Nach dem telefonischen Kundengespräch, welches mich auf andere Gedanken bringen sollte, beruhigte ich mich überhaupt nicht.
Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken. Vergrub meinen Kopf in den Händen und fragte mich ständig, warum? Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich habe kein Interesse an ihm oder seinen Geschäften, die, wenn ich auch nur einen kleinen Teil davon der Polizei erzählen würde, ihn für viele Jahre hinter Gittern bringen würden.
Aber was kann ich tun? Nichts! Allein die Tatsache, dass ich der Sohn von einem Drogenboss bin, würde ausreichen, um selbst für ein paar Monate ins Visier der Ermittlungsbehörden zu geraten.
Wenigstens spannte Kyel mich später wieder voll mit Arbeit ein, so war der heutige Vorfall dann doch bald vergessen, wenngleich ein nebliger Schatten stetig in meinem Hinterkopf hauste.
Eine Woche später war es dann soweit. Seit dem unerwünschten Besuch hatte ich nichts mehr von meinem Vater, oder von seinen Schergen gehört.
Er brauchte mich auch nicht damit zu nerven, denn er wusste bereits, dass ich kommen würde. Wie jedes Jahr. Einmal im Jahr.
So war es abgemacht. Er lässt mich in Ruhe und ich werde immer zu seinem Geburtstag, an diesem Familientag, den braven Sohn spielen.
Sicherlich sah ich auch einige, die ich leiden konnte. Die von den Machenschaften meines Vaters nichts wussten. Zum Beispiel Oma Nanna, O.K., sie heißt Nadeschda, würde ich gerne wiedersehen. Zu einigen habe ich noch Kontakt, aber auch nur übers Internet. Meine Arbeit spannte mich viel zu sehr ein, als dass ich mal schnell einen Kurzurlaub in Russland antreten könnte.
Ich richtete meine Krawatte und blickte über die nächtliche Stadt, bis meine Aufmerksamkeit zu dem überteuerten, eingepackten Geschenk schweifte. Es war sein Lieblingswhiskey und so sicher wie ich wusste, dass das Amen in der Kirche kam, wusste ich, dass sein ganzer Keller mit diesem edlen Gebräu voll war. Mir war es egal. Ich hatte mir keine Mühe gegeben, Hauptsache ich hatte etwas um den Anstand zu wahren.
Ich hatte die Flasche schon vor vielen Monaten gekauft. Diese Sorte war nur während drei Monaten zu einem “annehmbaren” Preis zu erhalten. Einen Preis den auch ich mir leisten konnte.
Ich hasste den Winter, die Kälte und zog meinen Mantel an. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel und wenn die Situation nicht so verkorkst wäre, könnte man meinen, dass ein als Mafiosi verkleideter Mann, während des Mardi Gras, mich anschaute.
Ich drehte mich von diesem Anblick weg und steuerte meinen Aufzug an. Drückte auf den Knopf und sofort bewegte sich der Aufzug und die Schiebetür glitt auf. Ich trat ein und drückte auf Erdgeschoss.
Als ich den Empfang betrat, gingen die wenigen Lichter an, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet waren.
Gab an der Tür den Code für die Alarmanlage ein und schaltete sie ab. Trat in die Kälte und aktivierte sie wieder.
Kurz stand ich regungslos da und starrte das bereits wartende Auto an. Vor ihm stand der Bodyguard meines Vaters und wollte mir schon die Tür öffnen. Doch ich schüttelte den Kopf.
“Sorry! Ich fahre mit meinem eigenen Auto.” “Mr. Selter besteht darauf!” Wieder winkte ich ab.
“Sagen Sie ihm, Sie hätten alles versucht, um mich in den Wagen zu bekommen, doch am Ende haben Sie Sterne gesehen, …”
Nun er schien wohl nicht gerade einer von der hellsten Sorte zu sein, doch am Ende überzog ein herablassendes Grinsen sein Gesicht.
“Mr. Selter, darf ich dennoch bitten …!” “Wo findet die Party statt? Wieder im gleichen Restaurant wie letztes Jahr oder will er vor seiner Familie angeben und lässt die Party in seinem Penthouse steigen.” Bevor er mir die Antwort gab, war ich schon in meinem Auto und fuhr vom Parkplatz. Nun, er war anscheinen doch ziemlich schnell, denn es dauerte keine Minute und er fuhr hinter mir her. Ein Katz und Maus Spiel wäre vielleicht in Anbetracht der Situation mal eine willkommene Abwechslung. Unaufhaltsam schob sich dieser Gedanke immer weiter nach vorne, ich fuhr ohne Umwege in meine eigene Hölle.
Wie kam es überhaupt soweit? Dad war immer alles für mich gewesen. Mit ihm konnte ich Pferde stehlen gehen, natürlich als Metapher gemeint, denn jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, dass er dies nicht in die Tat umsetzen würde und direkt eine ganze Herde stahl. Nur, weil ich es wollte. Gott.
Vor vielen Jahren, ich hatte meine Schule hinter mich gebracht und bekam sofort ein Vorstellungsgespräch bei Kyel Kastner. Damals war es noch eine kleine Firma und keiner konnte ahnen wie weit sich diese Geschäftsidee entwickeln würde. Nun, jetzt war er einer der Führenden in der Branche und Kyel Kastner, wird jetzt schon als bedeutende Legende gehandelt.
Nun ich schweifte ab.
Ab wann war mein Dad nicht mehr mein Dad? Seit dem Augenblick als ich ihm mitteilen wollte, dass ich eine Lehrstelle hatte. Ich stürmte über die Treppe hinterm Nachtclub zu unserer Wohnung, weiter bis in sein damaliges Büro. Ohne anzuklopfen riss ich die Tür auf und, …
… Und diesen Anblick wünschte ich meinen schlimmsten Feind nicht. Ein Mädchen im Alter, ich schätzte sie auf knapp fünfzehn, verweint und wimmernd, hing an der Decke und drei gestandene Mannskerle bearbeiteten sie. Ihre Brüste, Arme und Beine bluteten. Blut lief ihr über die Innenseite ihrer Schenkel, keiner der Anwesenden schien mich zu bemerken. Keine Ahnung, wie lange ich dem Treiben zugeschaut habe, nein eher gestarrt habe, denn die Zeit stand still und ich sah nur das Mädchen. Sie war nicht einmal mehr fähig zu schreien.
Als sich mein Magen bemerkbar machte und ich mich lauthals übergab, ging alles schnell. Ich hörte wie Dad, so etwas wie „Scheiße“ und „wer hat die Tür nicht abgeschlossen“ schrie, und erwachte aus meiner Triade der Kotzerei und der Starrheit.
Ich machte kehrt und rannte in mein Zimmer.
Zuerst saß ich nur auf dem Bett und ignorierte das Klopfen an der Tür. Das Bild meines Helden war zerbrochen, ich konnte es einfach nicht fassen. Das war nicht mein Dad. Das war der Teufel.
Keine Ahnung, wie viele Stunden ich einfach nur da saß und rein gar nichts mitbekam. Immer wieder ging mir der Anblick des Mädchens durch den Sinn und irgendwann stand ich dann meinem Vater wieder gegenüber.
Er belächelte mich nur und sagte nichts.
“Geht es dem Mädchen gut?”, war die einzige Frage die ich stellte. Ich wollte es immer noch nicht glauben, dass er selbst Hand angelegt hatte. Ich sagte mir immer wieder vor, dass es nicht er war, sondern einer der genauso aussah wie er.
“Sie ist nur eine Hure, …” Erst jetzt blickte ich in seine Augen, die kalt waren und Verachtung ausdrückten. Waren die immer so?
“Sie hatte das verdient, … - Mach dir darüber keine Gedanken. Das ist das Geschäft, …“
Ich konnte nicht mehr. Allein diese Aussage reichte aus um in mir etwas zerbrechen zu lassen. Ich schüttelte nur mit dem Kopf.
Die nächsten Wochen waren die Hölle für mich. Dad wollte mich unbedingt in sein “Geschäft”, so wie er es nannte, einarbeiten. Und je mehr ich erfuhr, umso mehr Hass und Abneigung baute sich in mir auf.
Das ging bis zu dem Tag, als er mir verbieten wollte, weiter in die Lehre zu gehen. Er meinte, ich hätte etwas Besseres verdient, als ein Arschkriecher zu werden, …
Da bin ich dann ausgezogen und fing an in Kyels Büro zu nächtigen. Natürlich blieb Dad nicht untätig und versuchte mich immer wieder aufs Neue zu überreden. Ich blieb stur und am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als mich mehr oder weniger gehen zu lassen. Aber nur mit der Auflage, dass wenn er mich rief, ich zu ihm kommen muss. Wenn ich dies nicht täte, er mich abholen ließ, oder etwas anderes passieren würde. Nun bis jetzt gab ich ihm keine Gelegenheit mich mit irgendetwas erpressen zu können. Solange ich tat was er verlangte, war alles in bester Ordnung. Nur, ich würde lügen, wenn mein Bauchgefühl nicht etwas anderes sagte. Dieses Jahr, wird es zu einem Bruch in unserem Deal kommen. Wie? Wenn ich das wüsste.
Ich hielt vor dem Penthouse, denn laut Vater sollte ich ihn erst privat treffen. Sein Bodyguard stand plötzlich hinter mir und führte mich durch das Gebäude. Er schien seine Aufgabe sehr gewissenhaft zu nehmen. Er sprach in sein Headset rein und die Tür ging auf.
Als ob nie etwas gewesen wäre, kam mein Vater auf mich zu und umarmte mich. Sein teures Parfum stieg mir in die Nase, aber da war noch ein zweiter Geruch, … ein Geruch, der sich tief in meiner Erinnerung eingegraben hatte. Ein Duft, von dem ich in der Nacht träumte … Nein! Das war absurd. Innerlich schüttelte ich mich und drückte mich von ihm weg. Überreichte ihm sein Geschenk und tat so als ob ich mich etwas umsehen würde.
Tatsächlich wog ich ab, wie und wann ich hier verschwinden könnte. Nur, und das wusste ich, seine Türen wurden bewacht.
Die Begrüßungsfloskeln waren, Gott sei Dank, bald vorbei und wir begaben uns zur eigentlichen Party.
Auch wenn ich nicht gerne hier war, so freute ich mich doch meine Verwandtschaft wieder einmal sehen zu können. Ich kam ins Gespräch mit meiner Cousine, sie war, wie es sich herausstellte, seit einem halben Jahr verheiratet.
“Tja Tom, du wolltest ja nie!”, stichelte sie und ich zuckte nur mit den Schultern.
“Glaube mir, es wäre nie gut gegangen.” Es war eine ausgelassene Party, aber dennoch spürte ich einen ekelhaften Nachgeschmack, jedes Mal, wenn ich Dad mit seinem Handy sah, oder wenn einer von seinen Bodyguard sich zu ihm ans Ohr beugte. Jedes Mal wurde sein Ausdruck zufriedener bis er gänzlich gelöst war.
Ich möchte nicht wissen, wie viele heute Nacht unter seinem Regime gelitten haben, damit er jetzt so friedlich wirkte.
Völlig geschafft von der gespielten Heuchelei sank ich später in mein Bett. Nur an Schlaf war nicht zu denken. Irgendetwas, war heute anders, nur war mir nicht klar was. Mit diesen Gedanken schlief ich ein und bekam nicht einmal mit wie Raphael sich neben mich legte.
Der nächste Tag fing ganz normal an. Ich stand in meiner Küche und trank meinen Kaffee, als mein Chef mich anrief. Ich solle heute wieder zur Villa kommen. Dies häufte sich in letzter Zeit.
Ich nahm mir vor, endlich mal Urlaub zu machen. Mal so eine ungestörte Zweisamkeit mit Raphael würde uns bestimmt gut tun und mich auf andere Gedanken bringen.
Raphael kam in die Küche und sah noch ziemlich verschlafen aus.
“Hey!”, begrüßte ich ihn.
“Hey!”, kam es etwas rau von seiner Seite so dass ich ihn eingehend musterte. Seit wann stand er in der Früh gleich voll angezogen da. Sonst war er immer in seinen Shorts und brauchte eine Ewigkeit um sich anzuziehen. Auch ansonsten schien er nicht wie sonst zu sein. Er benahm sich, … anders, … komisch. Aber da ich wie immer unter Zeitdruck stand, wischte ich diese Gedanken beiseite und verabschiedete mich mit einem flüchtigen Kuss. Selbst dieser war anders aber ich ging trotzdem.
Da mir das Essen von gestern noch ziemlich im Magen lag, fuhr ich diesmal an der Bäckerei vorbei direkt zur Villa. Heute standen nur Saschas und Kyels Wagen auf ihren Parkplätzen. Die ehrenwerten Herrschaften nahmen sich frei, wann sie wollten. Hätte ich mal auch so ein Glück? Nein! Meine Arbeitszeit geht von 0 bis 24 Uhr. Sieben Tag die Woche, 24 Stunden am Tag. O.K. … Ich will mich nicht beklagen, sämtliche Überstunden bezahlte Mr. Kastner und davon hatte ich reichlich.
Ich machte mir nicht die Mühe zu klingeln, da ich die Schlüssel besaß, denn es kam auch schon mal vor, dass sich Sascha ausgesperrt hatte und wenn Kyel auf ein Meeting war, ich den Schlüsseldienst spielen musste.
Kaffeeduft schlug mir entgegen. Sascha hatte mir bestimmt wieder eine gute heiße und dampfende Tasse hingestellt mit extra viel Zucker. Ich liebte ihn wie einen Bruder. In den letzten Jahren waren wir sehr stark zusammengewachsen und ich konnte mir diese Freundschaft nicht mehr wegdenken.
Ich hatte Recht, auf dem Platz, auf dem ich immer saß, stand bereits eine Tasse und ich ließ mich nieder. Meinen Mantel behielt ich an, denn Kyel hatte irgendetwas gesagt, dass ich jemanden chauffieren sollte. Und manchmal musste es dann sehr schnell gehen. Mit anderen Worten ich musste immer und allzeit bereit sein.
“Guten Morgen!”, begrüßte mich Sascha, der mir sogleich auch noch Frühstück vor die Nase stellte. “Du kannst den Mantel ausziehen. Es dauert noch etwas!”, meinte er und setzte sich auf seinen Platz. Von irgendwoher hörte ich die kleine Viviane schreien, doch Sascha bewegte sich nicht. Wahrscheinlich musste Kyel ran. Früher hätte ich ihn mir nie als einen Vater vorstellen können, aber Sascha hatte sogar dies geschafft.
Was mich allerdings wunderte, war, dass die SPA-Agenten nicht anwesend waren. Habe ich seit gestern irgendetwas verpasst? Wohl kaum! Die werden wohl ihre Nachforschungen über Clancy ausweiten.
Ich nahm die Tasse in die Hand und nippte daran. Einfach richtig, einfach köstlich. Sascha wusste, wie ich ihn haben wollte und mir fiel auf, dass noch zwei weitere Gedecke aufgetragen wurden. Kyel´s und dann noch eins. Auch dies war nicht unüblich bei ihnen. Es übernachtete ständig irgendjemand in der Villa. Meistens Sarah, wenn sie hier in der Stadt ihr Praktikum absolvierte. Oder Loren mit Lenard, die ihre eigene Wohnung hier in der Villa hatten. Auch kam es vor, dass Anthony und Emily mit ihrem Sohn John hier waren oder nur der Kleine. Denn Kyel ist der Pate von ihm. Mike schien auch ein Dauergast zu sein, wenn er und Raoul sich in den Haaren hatten, was häufiger vorkam. Eigentlich war es in der Villa immer voll und, wenn man einen Schritt rein setzte, man Liebe und Wärme spürte.
Ich war gerne hier und deshalb wunderte es mich schon lange nicht mehr, wenn mehr Gedecke aufgetragen wurde, als es eigentlich Personen in der Villa gab.
Ich hörte das Timbre einer tiefen Stimme, die mir sofort dunkelbraune, bis ins Schwarz gehende, Augen zeigten. Lustvolles Stöhnen, neckische Zunge, freches und stürmisches Verlangen erschien vor meinem geistigen Auge, ich blickte auf.
Dieses Schwarz, … kurz blickte er mich an, bevor er sich abwandte und zu Sascha trat.
Sofort fing alles in mir an zu kribbeln und ich musste meine ganze Kraft aufbringen um meine Tasse zu halten, die sehr gefährlich in meiner Hand zitterte.
“Guten Morgen Kilrian. Ich dachte, du stehst erst um 9 auf?”, begrüßte Sascha ihn auf Deutsch. Fragte ihn, wie er seinen Kaffee möchte, mit dem ganzen drum herum? Ich selbst bekam nichts mehr mit.
Seine Augen hatten mich wieder gefesselt. Ich fühlte mich in jene Nacht zurückversetzt. Zu ihm. Ich spürte ihn. Ich hörte ihn. Ich schmeckte ihn und verdammt ich wollte ihn. Jetzt! Ich will ihn auf dem Tisch flachlegen. Ihn lecken. Ihm mit gleicher Münze zurückgeben, was er mir gab. Und doch hätte ich es nicht gekonnt, nicht einmal, wenn jetzt niemand hier wäre. Etwas nagte an mir. Dieses Wissen. Das er nicht nur Kilrian Ford ist, sondern auch Zeth der Callboy, den ich selbst einmal gebucht hatte. Seinen Dienst, aber nie in Anspruch nahm.
Was wäre geschehen, wenn ich Zeth anstatt ihn gefickt hätte. Würde er mich auch jede Nacht verfolgen? Würde ich mich dann auch in stetig wechselnde Beziehungen stürzen? Würde ich mich dann auch immer und immer wieder flachlegen lassen, nur um diesem Gefühl noch einmal nahezukommen?
Ja, das ist die Frage auf die ich selbst keine Antwort besaß.
Die beiden unterhielten sich, und obwohl ich deutsch verstand, hatte ich Probleme ihnen zu folgen. Seine tiefe und samtweiche Stimme versetzte mich in Höhen und Tiefen. Breitete ihre Schwingen aus und trug mich. Ich flog und fiel gleichzeitig. Als mein Handy losging, zuckte ich zusammen. Ich ging ran, irgendein Kunde von Kyel hatte eine Beschwerde. Oder war es der Hausmeister des Geschäftsgebäudes, der mir mitteilte, dass die Wasserleitung gebrochen war.
Ich wusste es nicht mehr.
Die Zeit blieb in dem Moment stehen, indem ich ihn hörte. Seine Stimme.
Der Kaffee war bereits ausgetrunken und dennoch führte ich die Tasse immer und immer wieder zu meinem Mund und hoffte inständig, dass ich ihn nicht anstarrte. Starrte ich ihn überhaupt an? Ich konnte nicht mehr unterscheiden was tatsächlich geschah und was ich mir nur einbildete.
Tom reiß dich zusammen. Der, der dir gegenüber sitzt, war nur eine Affäre. Ein Urlaubsabenteuer. Mehr nicht. Er wird nie etwas mehr sein als eine Affäre. In seinen Augen war ich auch nichts weiter als eine willkommene Abwechslung, aber wenn ich es genau betrachte, vielleicht auch nicht. Er hatte seine Regeln außer Acht gelassen, hatte das vielleicht etwas zu bedeuten?
Er ist ein Callboy. Wie sich das anhört, so gehoben, so nobel, so edel. Er ist eine Hure und nichts anderes, jemand der sich prostituiert. Selbst das klang noch nobel.
Schlampe, Hure, Stricher. Egal, wie ich darüber nachdachte, es änderte nichts.
Kyel herrschte ein „Morning“ in die Runde und setzte Viviane in ihren Hochstuhl. Sie machte keine Anstalten sich hinsetzten zu wollen als sie Sascha erblickt hatte. Sofort war Sascha in seinem Element und besänftigte sie. Auch wenn ich es versuchte zu vermeiden, so blickte ich immer wieder leicht verstohlen zu Kilrian. Er schien selbst in Gedanken zu sein und hin und wieder zuckten seine Mundwinkel. Er findet wohl das Schauspiel zwischen Sascha und Viviane interessant.
“Sag mal Kili, wann geht dein Lehrgang los?” “Um 10 Uhr, …!”, vernahm ich ihr Gespräch wieder und auch wenn ich auf ihn fixiert war, so blieb mir nicht aus, wie Kyel ihn musterte.
“Tom!” Shit, ich erschrak und fuhr aus meinen Gedanken.
“Erschrecke mich nicht so, du Idiot!”, zischte ich Kyel an, er zog seine Brauen zusammen. Du meine Güte, was ist denn bloß in mich gefahren? Stand auf und schenkte mir frischen Kaffee ein. Sascha brüllte vor Lachen und klopfte auf Kyels Schulter. Kyel selbst schloss für einen kurzen Moment seine Augen und murmelte etwas, von wegen “der ist reif für die Insel!” Sascha lachte immer lauter und noch bevor ich ein “Sorry” raus würgen konnte meinte Kyel. “Tom, Sie werden Mr. Ford in den nächsten zwei Wochen zu seinem Lehrgang fahren und wieder zurück.”
“Ich komm gut alleine zurecht!”, ging Kilrian dazwischen.
“Wohl kaum! Du wohnst hier und du wirst dich an meine Regeln halten.” “Kyel!? Was soll das? Er ist unser Gast, …!” “Sascha, wir haben darüber gesprochen …!” Die Situation wurde heikel und Sascha nahm wieder seine altgewohnte „ich halte jeden und alles auf Abstand“, Haltung an. Die Situation mit Clancy ist anscheinend nicht nur heikel, sie ist verdammt noch mal todernst. Aber wie soll ich auch genaueres wissen, ich bin ja nur der Sekretär, der alles immer als letzter erfuhr.
Kilrian blieb ruhig, aber ich sah, dass er mehr als aufmerksam war.
“Nun eins vorweg. Ich bin euch für eure Gastfreundschaft sehr zu Dank verpflichtet, dennoch brauche ich niemanden, der mich chauffiert. Ich kann mir auch einen Leihwagen nehmen oder ein Taxi.”
“Nein!”, kam es synchron aus Kyels und Saschas Mund. Plötzlich sprang Sascha auf, wie immer war er wieder zu spät dran.
Noch bevor er aus der Küche raus war, rief er irgendetwas, von wegen „und Emily kommt dann“.
In dem Moment, als die Tür der Villa ins Schloss fiel veränderte sich Kyel. Er wurde zum Chef, nein, zu jemand anderem, dessen Wesen ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen habe.
“Nun, Kilrian. Es ist mein Wunsch, dass du dich von Tom fahren lässt. Rund um die Uhr. Die ganzen zwei Wochen.”
“Was soll das hier werden? Kontrolle?” “Du kannst es so auslegen. Ich möchte gerne wissen, wo du dich aufhältst.” “Tzz! Ich bin nur hier um den Lehrgang zu machen, …!” “Und wahrscheinlich noch zu etwas anderem. Ich spreche nur die Zeit an, in der du heute Früh, hier ankamst.” Kilrian blickte Kyel herausfordernd an. Ich kannte niemanden, außer Sascha, der diesem dominanten Blick lange widerstehen konnte.
“Sehe es als exklusiver Service meiner Gastfreundschaft an. Ich bin nur um deine Sicherheit besorgt.”, immer noch blieb er standhaft, doch irgendwann umfing seinem Mundwinkeln dieses Lächeln. Dieses Lächeln, das dem von Kyel in nichts nachstand. Diese beiden sind sich ebenbürtig und wenn ich wetten sollte, so tippe ich auf Kilrian, der die Oberhand behalten würde.
“Danke, wie zuvorkommend. Nun da du ja um meine Sicherheit besorgt bist, nehme ich dieses Angebot gerne an. - Nur den Dienst des Chauffeurs. Noch dazu wird dein Sekretär jedes Ziel, das ich nenne für sich behalten. Meinen Zustand ignorieren und mich nicht ansprechen. Sollte ich es mitbekommen, dass er dir auch nur einen kleinen Hinweis gibt, war deine Besorgnis um meine Sicherheit umsonst. Auch würde ich es begrüßen, wenn du mich darauf nicht mehr ansprechen würdest. Selbst nach den vielen Jahren, haben meine Regeln, die ich damals aufgestellt habe, noch immer bestand.” Gott diese tiefe Stimme, dieses Raunen.
Kyel gab anscheinend nach, was nicht der Normalität entsprach. Nickte schließlich, doch dieses Blitzen in seinen Augen verhieß nichts Gutes.
Mein Herz zog sich zusammen. Anhand des Gesprochen, wusste ich nun, dass ich Kilrian nicht nur zu seinem Lehrgang zu fahren habe, sondern zu seinen, … seinen, … oh Gott, … ich steh das nicht durch.
Wie schon vermutet, war Sam nicht gerade hellauf begeistert, als er in meinen Terminkalender schaute. Wie eine Dampflok kam er in meine privaten Räume gestürmt und polterte sogleich los.
Idiot, du spinnst doch, wie soll ich das alles schaffen und noch mehr ließ er vom Stapel, bis er sich von mir abwandte und sich einen Kaffee einschenkte. Seine Triade ließ nach, als er den ersten Schluck zu sich nahm. Er murmelte etwas wie, der ist köstlich, ich schmunzelte nur die ganze Zeit.
“Also, du weißt Bescheid?”, war meine vorsichtige Frage an ihn und er nickte nur.
“Mario wird es überhaupt nicht gefallen, wenn ich jetzt noch länger hier bin!” Ich gluckste. Denn ich glaubte kaum, dass die beiden sich in irgendetwas nachstanden. War Sam nicht im Hotel tätig, so hüpfte Mario hier herum. Und andersherum verhielt es sich nicht anders.
Der Flug war eine Katastrophe. Überall wurden Unwetterwarnungen aus gegeben. Und das Flugzeug musste eine Zwischenlandung machen.
Irgendwann, mit wer weiß wie vielen Stunden Verspätung, kam ich endlich an meinem Ziel an.
Während der Zwischenlandung hatte ich Sascha eine SMS geschickt, dass er nicht auf dem Flughafen auf mich warten sollte, weil ich nicht wüsste, wann ich landen würde. Er ließ sich jedoch nicht beirren und war da, als ich endlich ankam und mich, mit meinen Koffer beladen, nach einem Taxi umschauen wollte. Er war eine Augenweide, schon immer. Das wurde mir wieder einmal klar als er jetzt wieder real vor mir stand und mich nicht über einen Bildschirm beim Videochat anschaute. Unsere Begrüßung war herzlich und er half mir bei den Koffern.
Scheiße war es hier kalt, ich zog schnell meinen Parker enger um mich. Er schmunzelte und meinte, dass es im Auto schön warm sei. Der Kaffee, der auf mich in der Stadt wartete, rief die Lebensgeister zurück.
Während der Fahrt in die Stadt wies er mich auf einige Gebäude hin. Bei einem fuhr er sogar etwas langsamer vorbei und meinte, dass es das die Schule sei auf die er früher gegangen ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Schule bei ihm nicht gerade in bester Erinnerung geblieben war, aber ich fragte nicht weiter, denn er bog kurz danach um eine Kurve und parkte sein Auto. Schnallte sich ab und deutete mir an auszusteigen.
Ein überdimensionales Rentier mit einem riesigen Schlitten nahm fast den ganzen Parkplatz in Beschlag, ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Die Amis haben schon so ihren Splin. Die ganze Stadt war mit Weihnachtsdekoration total zugepflastert.
“Kil kommst du?”, trieb mich Sascha an und betrat einen, … was? Ne’ oder? Eisladen? Ne' das ist nicht sein ernst, oder? Eis im tiefsten Winter?
Er wurde von einem, jungen Mann begrüßt.
“Hey Chef, …!” Chef? Hatte Sascha nicht gesagt, er sei Psychotherapeut oder so etwas?
“Tim das ist Kilrian. Ein Freund aus Deutschland. Er hat sich endlich mal durchgerungen mich besuchen zu kommen.” Der Mann der Tim hieß, beugt sich zu Sascha und flüsterte etwas in sein Ohr. Sofort kicherte Sascha und tat als ob er ihm eine Ohrfeige verpassen würde.
“Glaube ich kaum! Er ist hetero.” Mir blieb die Luft weg, der Moment war einfach zu köstlich. Wahrscheinlich war ich der Traum schlafloser Nächte für Tim und bei Sascha, jemand der auf Frauen steht. Warum denn nicht? Halten wir diese Fantasie doch ruhig aufrecht und reichte Tim die Hand.
Der Kaffee brachte wirklich sämtliche Lebensgeister zurück. Wahrscheinlich war da mehr als nur ein kräftiger Schluck Alkohol drin. Sascha erzählte mir, wie er zu diesem “Eisladen” kam. Der Vorbesitzer war nach Italien ausgewandert und Kyel hatte den Laden gekauft. Seitdem war Sascha der Chef. Oder, wie Sascha sich bezeichnet, der Inhaber. Der Chef war Tim.
Tim war wirklich sehr freundlich und sehr zuvorkommend zu seinen Gästen. Ihn könnte ich sehr gut in meinem Team gebrauchen, wäre eine Bereicherung für das Hotel. In letzter Zeit stellten sich immer irgendwelche Bewerber vor, die sich nicht mit meiner Geschäftsphilosophie identifizieren konnten. Kein einziger konnte auch nur für einen halben Tag die Kompetenz aufweisen, die ich unbedingt für mein Hotel und Restaurant brauchte. Es war zum Verzweifeln.
Endlich. Ich war froh für ein paar Stunden meine Augen zuzumachen. Die Zeitverschiebung und der Jetlag machten mir schwer zu schaffen und wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich den “Anstandsbesuch” für heute Abend schlichtweg vergessen.
Konnte ich aber nicht.
First würde es mir mehr als übel nehmen und seinen Zorn wollte ich nie wieder zu spüren bekommen. Davon hatte ich soviel abbekommen, dass es für fünf Leben reichte.
Ich stellte den Wecker meines Handys so ein, dass ich noch genügend Zeit hatte, um mich für ihn vorzubereiten. Seine Vorlieben waren grauenvoll und sehr schmerzhaft. Und ich hoffte inständig, dass es nur er sei, dem ich es besorgen musste. Und vor allem hoffte ich, dass sich seine Perversionen gelegt hätten und überhaupt hoffte ich, dass ich nicht wieder einem Jüngling zeigen musste, wie es ging. Das war das schlimmste überhaupt. Es ist einfach nicht meine Art jemanden Schmerzen zuzufügen oder zu ficken, der nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Der durch Drogen gefügig gemacht wurde und nicht einmal mehr wusste, wo oben und unten war.
Mein Handy klingelte und ich konnte es kaum glauben, dass ich wirklich schon über drei Stunden geschlafen hatte. Verdammter Jetlag. Gerädert stand ich auf und ging unter die Dusche. Gott sei Dank hatte das Gästezimmer ein eigenes Bad. Sascha oder seinem Ehemann zu begegnen und ihnen Rede und Antwort stehen zu müssen, warum ich jetzt noch zu späteren Stunde aus dem Haus gehen würde, wollte ich nicht.
O.K., mitten in der Nacht war es eigentlich nicht und ausgerechnet als ich unter der Dusche stand hörte ich wie jemand an die Tür klopfte, eintrat und sich entschuldigte. Es war Sascha.
“Moment bin gleich fertig!”, rief ich aus der Dusche und stieg raus, und schlang mir ein Handtuch um die Hüfte. Denn in meiner vollen oder zumindest halbvollen Pracht, wollte ich Sascha nicht gegenübertreten. Auch wenn es mir völlig egal war wenn mich jemand nackt sah, so wollte ich Kyel doch nicht herausfordern. Er ist mehr als bedacht auf seinem Sascha und mein Zweitjob könnte Kyel noch auf falsche Gedanken bringen.
“Entschuldigung, ich war mir nicht sicher ob du noch schläfst!” “Kein Problem.”
“Das Essen ist fertig, also wenn du Hunger hast, kannst du gerne jetzt etwas mitessen, ansonsten halt später wenn dir danach ist.” Ich nickte und gerade in diesem Moment erschien Kyel. Er musterte mich kritisch und wog anscheinend den Abstand zwischen Sascha und mir ab. Nun ich schätzte ihn auf ungefähr drei bis fünf Meter. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es für Kyel noch viel zu nah war. Seinem Blick nach zu urteilen, war die Tatsache, dass ich mit Sascha im gleichen Raum war, schon zu viel.
“Ah Kilrian! Herzlich Willkommen. Fühl dich wie zuhause!” und schwups, weg war er. Kalt und unnahbar, wie eh und je. Dennoch damals die Session mit ihm, war eine wirkliche Erfahrung.
“Ja danke!” murmelte ich. Sascha grinste und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
“Na dann!” sagte mein Kindheitsfreund und ging ebenfalls. Nun gut. Ich sollte mir wohl angewöhnen abzusperren, wenn ich unter die Dusche ging. Wer weiß, wer sich sonst noch hierher verirrt.
Kyel hatte anscheinen schon gegessen, denn von ihm sah ich die ganze Zeit nichts mehr und irgendwann verabschiedete sich dann auch Sascha. Ich selbst ging noch für ein paar Minuten auf mein Zimmer und stellte mich auf das Kommende ein. Rief ein Taxi und fuhr zu der Adresse, die First mir gegeben hatte.
Als das Taxi mich abgesetzt hatte, stand ich noch einige Zeit auf dem Gehsteig und betrachtete das Gebäude. Warum müssen immer solche schmierigen Wichser Gebäude bewohnen, die bis in die Wolken ragten, alles überblickten und sich wie Gott aufführen.
Innerlich schüttelte ich mit dem Kopf und fragte mich, ob hier irgendeiner wusste, wie es in der Welt wirklich aussah. Wohl nicht. Sie sahen nur sich. Sie sahen die Lichter unter sich aufleuchten und erfreuten sich an dem Anblick. Sie können sich nicht im Geringsten vorstellen, dass gerade der liebe Nachbar ein Monster ist, der allzu gerne seine sadistische Ader an schwächeren auslässt. Wie es ist, unter so jemanden zu leiden. Seelisch und körperlich. Nur wenn es ausnahmsweise mal ans Tageslicht kam, was ansonsten in manchen Nächten geschah, dann ist die Empörung und die Fragerei groß.
Und genau zu so jemand bin ich im Begriff mich zu begeben. Entgegen meinen eigenen Regeln. Mir blieb nichts übrig also machte ich den ersten Schritt um es endlich hinter mich zu bringen.
Was würde gesehen, wenn ich jetzt den Rückzug antrat? Einfach abhauen würde? Ich darf mich da nicht reinsteigern also machte ich einen weiteren Schritt in Richtung der Eingangstür. Versuchte krampfhaft meine Nervosität zu unterdrücken. Nein es war keine Nervosität, es war schiere Angst. Pure kalte Angst die mich frösteln ließ. Meine Finger waren feucht und kalt. Alles in mir schrie, dreh um! Geh weg! Und dennoch taten meine Füße etwas anderes. Sie gingen nicht zurück, sie drehten nicht, sondern gingen Schritt für Schritt weiter. Die Glastür öffnete sich, Lampen gingen an und ich stand im Foyer. Blickte mich um. Briefkästen der feinsten Sorte. Klingeln symmetrisch aufgereiht, die Wände und Boden aus italienischem Marmor.
Diesen mir nichts bedeutenden Prunk hatte ich schon viele Male gesehen. Alles nur kalte, tote Materie. Keine Wärme, keine Geborgenheit, nichts.
Ohne auf weitere Details zu achten ging ich zum Fahrstuhl. First erwartet mich bereits. Das wusste ich, deswegen sah ich keine Notwendigkeit darin zu klingeln, mich anzumelden und zu sagen, “Hallo ich bin jetzt da!” Der Fahrstuhl tat seinen Dienst und brachte mich zum Penthouse. Stieg aus. Hier erleuchteten die in der Decke integrierten Lampen meinen Weg.
Es war ein langer Flur mit nur einer Tür. Vor der Tür stand ein Mann in dunklem Jackett und mit finsterem Blick. First bestand immer noch auf solch einen Auftritt, ich trat auf diesen zu.
Er musterte mich. Ohne Regung.
“Ich werde erwartet.”, sagte ich ohne meinen Blick von dem gestandenen Mann zu nehmen. Auch wenn dieser so hoch wie breit war und bestimmt nicht der intelligenteste, so durfte man ihn ganz bestimmt nicht unterschätzen. First hatte wirklich sehr ausgesuchtes Personal. Er musterte mich und plötzlich befand ich mich mit dem Kopf an der Wand wieder. Meine Hände wurden hochgezogen und an die Wand gedrückt, meine Beine auseinander geschoben.
“Nicht rühren!” Hatte ich auch gar nicht vor und so ließ ich die Leibesvisitation über mich ergehen. Er nahm seine Aufgaben wirklich ernst und hob meinen Mantel hoch. Ich spürte wie seine Finger den Bund meiner Hose suchten und er seine Hand reinschob. Erst knetete er meinen Hintern und als er Anstalten machten dazwischen zu gehen meinte ich nur. “Das würde ich unterlassen. Der Boss sieht es nicht gerne, wenn jemand vor ihm dran war.” Er grunzte oder war es ein Kichern.
“Junge das ist mein Job. Jegliche Gefahr zu erkunden. Ich will ja nicht, dass so einer wie du ihn verletzt.”
“Ich habe darin bestimmt kein Messer versteckt. Aber, wenn es dich glücklich macht. Nur zu.”, ich spürte wie er über meine Rosette fuhr und seinen Finger rein drückte. Komm nur her! Dachte ich und drückte mich ihm entgegen und ließ ein Stöhnen los. Er sah sich in seinem Tun bestätigt und fing an mich bearbeiten zu wollen.
Ich wurde lauter und stöhnte ein „Oh Gott, hmmm, ja, …“ und was mir sonst gerade so einfiel. Er ließ mich abrupt los, als die Tür aufgerissen wurde. Mein Hintermann zuckte zusammen und ich konnte mir gut vorstellen dass ihm seine Gesichtszüge entgleisten, als er seinen Boss erblickte.
Ich richtete mich auf, zog meinen Mantel wieder zurecht, steckte mir den Mittelfinger in den Mund, schob in rein und raus, grinste ihn herablassend an und meinte beiläufig. “Mein Name ist Zeth und wer mich anfasst, zahlt. Du schuldest mir 500 Cash auf die Hand. - Ah First. Lange nicht mehr gesehen, …”
First wies mich an, dass ich mich direkt in sein Schlafzimmer zu begeben hätte, er selbst ging aus dem Apartment raus. Ich konnte nur erahnen, was gerade in diesem Moment mit dem Türsteher passierte und er tat mir jetzt schon leid.
In den Augen von First, war ich noch immer sein Eigentum und ohne seine Erlaubnis durfte mich niemand anfassen.
Aber diese Gedanken verdrängte ich so schnell es ging. Ich blickte mich auch nicht um, ich stand einfach da und wartete.
First ließ mich lange warten, das sah ihm üblich, ob ich wollte oder nicht meine Nervosität steigerte sich enorm.
Als er endlich rein kam, ging er zur Bar nahm sich einen Drink und setzte sich in einen Sessel.
„Zieh dich aus!“, seine Stimme war kalt wie Eis. Langsam zog ich meinen Mantel aus und ließ ihn auf den Boden fallen, dann knöpfte ich mein Hemd auf und streifte es ab. Schuhe und Stümpfe folgten, dann die Hose. Er zog scharf die Luft ein, als er sah, das ich unter meiner Hose nichts mehr trug. Als ich nackt war stand er auf und kam langsam auf mich zu.
„Du hast dich nicht sehr verändert. Dein Körper ist immer noch so stramm wie früher.“ Er griff nach meinem Schwanz und meinen Eiern, wog sie in der Hand und drückte zu. Der Schmerz ließ mich fast aufschreien, aber ich konnte es gerade noch unterdrücken. First betastete meinen Körper als würde es sich um eine Ware auf dem Wochenmarkt handeln deren Frische er überprüfen musste. Ich stand die ganze Zeit still, rührte mich keinen Millimeter. Jegliche Bewegung meinerseits hätte ihn verärgern können und was das für mich bedeutet hätte, wusste ich nur zu gut.
„Dreh dich um!“, seine Stimme war leise und gefährlich. Also befolgte ich seinen Befehl und blickte gegen die Wand. Plötzlich bekam ich einen Stoß in den Rücken und fiel gegen die Wand, ich konnte gerade noch die Hände hochreißen um nicht mit dem Gesicht dagegen zu knallen. Mit den Händen gegen die Wand gestützt blieb ich stehen. Er fuhr mit der Hand zwischen meine Arschbacken und befingerte meinen Eingang.
„Immer noch eng, genauso wie ich es mag!“ Mit den Füßen trat er gegen meine Beine und machte mir dadurch klar dass ich sie weiter zu spreizen hatte.
Während des Duschens hatte ich mich geweitet und zuletzt drei Finger in meiner Rosette versenkt, in der Hoffnung dadurch den Ringmuskel zu entspannen und nicht so viele Schmerzen zu haben. Ich hatte auch darüber nachgedacht etwas Gleitgel in den Darm zu tun, mich aber dagegen entschieden. Hätte First dies bemerkt, wäre er sauer geworden und hätte es an mir ausgelassen. Er hätte mich bestimmt erst selbst gefickt und dann mindestens ein halbes Dutzend seiner Gorillas reingerufen und mich von einem nach dem anderen durchficken lassen, da war ich mir sicher. Einmal war ich dabei, als er einen jungen Stricher, der, als er von ihm gefickt wurde, vor Schmerzen gewimmert hatte, anschließend von zwei seiner Bodyguards gleichzeitig hatte nehmen lassen. Der Junge war ohnmächtig geworden, als er zwei Schwänze in sich aufnehmen musste. First hatte nur gemeint, dass es ihm helfen würde lockerer zu werden.
Ich hörte wie er sich entfernte, und wartete ohne mich zu rühren. Dann hörte ich das Klicken eines Feuerzeugs und der Angstschweiß trat aus allen Poren. Lieber Gott, tu mir das nicht an, nicht noch einmal! Ich musste meinen ganzen Willen aufbringen um mich nicht nach ihm umzusehen. Der Zigarrenrauch hüllte den Raum ein. Hörte ab und an, wie er den Rauch ausblies. Meine Angst, diese Schmerzen noch einmal zu spüren ließ mein Zeitgefühl durcheinander geraten. Er ließ mich bestimmt nur 5 Minuten in meiner Ungewissheit, aber für mich schien es wie eine Ewigkeit, bevor ich mitbekam dass er sich wieder bewegte. Plötzlich spürte ich etwas Kaltes an meinem Hintern und bevor ich mich versah, drückte er es mir in den Arsch. Kalt und hart, es mussten sich um Analkugeln handeln. Ich hatte mich nicht geirrt. Er drückte gleich eine weitere rein. Als er die letzte rein und raus zog, hatte ich damit zu tun, mich auf den Beinen zu halten. Ich schloss die Augen. Die Erinnerungen, wie er mich früher immer so bearbeitet hatte, kamen hoch. Plötzlich zuckte ich zusammen. Etwas nasses und kaltes fuhr er über meine Rosette. Ein Eiswürfel.
„Damit dein Loch enger wird!“, flüsterte er in mein Ohr.
„Ich mag es wenn es eng ist, wovon ich bei dir ja leider nicht mehr ausgehen kann. So leicht wie die Kugeln reingerutscht sind“ Wenn er es eng haben möchte, warum schob er mir dann erst diese Kugeln rein? Ich hörte wie er seinen Gürtel und dann den Reißverschluss öffnete und ehe ich mich versah, rammte er mir seinen Schwanz bis zum Anschlag rein und das ohne vorher die Kugeln wieder zu entfernen. Ich schrie auf und gleichzeitig verkrampfte ich mich. Jetzt weiß ich es. Warum er am Schluss den Eiswürfel nahm. Es schmerzte höllisch, wenn der Ringmuskel sich zusammenzog und man so unvorbereitet genommen wurde. Mein Versuch mich selbst zu weiten hatte nichts gebracht. Ohne mir eine Verschnaufpause zu gönnen, oder die Kugeln wieder rauszunehmen, fickte er mich so brutal, dass ich Mühe hatte mich an der Wand abzustützen. Und wie beim ersten Mal als First mich gefickt hatte, reagierte mein Schwanz und wurde hart. Ich verstand mich selber kaum. Ich gab mich ihm nicht gerne hin, er demütigte mich und fügte mir Schmerzen bei und trotzdem wurde ich sexuell erregt. Er machte immer wieder mal eine Pause um nicht zu schnell zu kommen um dann weiter zu stoßen. Ich hielt es nicht mehr aus und mein Schwanz begann zu zucken, ich spritze meinen Saft gegen die Wand. Es dauerte noch einige Minuten bevor er sich in mir entlud. Als er sich aus mir zurückgezogen hatte richtete ich mich auf, meine Arme schmerzten von der Anstrengung. Ich drehte mich um und wollte nach meinen Sachen greifen als First mit harter Stimme mir Einhalt gebot.
„Nicht so schnell mein Lieber, ich habe gesehen, dass du meine Wand versaut hast, mach sie sauber!“ Ich schaute mich um, sah aber nichts mit dem ich die Wand hätte abwischen können, nur mein Hemd. Auch wenn es teuer war, mir blieb wohl nichts anderes übrig, also nahm ich es in die Hand.
„Nicht doch, wäre schade um das schöne Hemd, mach es mit deiner Zunge!“
Angewidert kniete ich mich vor die Wand und begann mein eigenes Sperma von der Wand abzulecken, zum Teil war es auch schon auf den Boden getropft, so dass ich gezwungen war auch diesen abzulecken.
„Da ist noch ein Fleck“, meinte er gehässig als ich aufstehen wollte und wieder ging ich auf die Knie und leckte auch noch den letzten Rest auf.
Wenn ich dachte, dass ich es hinter mir hätte täuschte ich mich, denn als ich wieder nach meiner Kleidung griff, meinte er
„Du bist noch nicht fertig, schließlich habe ich nicht oft die Möglichkeit mich an dir zu vergnügen, also will ich es richtig auskosten. Leg dich aufs Bett!“ Ich befolgte seinen Befehl, legte mich hin und schloss die Augen.
Ich vernahm, wie er das Zimmer verließ. Hörte Wasser rauschen und kurze Zeit später wurde das Licht gedämmt. Wie er irgendetwas aus einer Schublade holte, wie das Bett sich bewegte und wie kaltes Metall um meine Handgelenke einschnappte. Wie er meine Beine in Position brachte und etwas Hartes, wieder ohne vorherigen Vorbereitung, in mich reingeschoben wurde. Da ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass es nach diesem Fick vorbei war, hatte sich mein Muskel wieder zusammengezogen. Stoßweise holte ich Luft und als der Schmerz langsam wieder abflachte, öffnete ich meine Augen.
Er will, dass seine Opfer ihm zusehen, wenn er sie zu Ende verschnürt und quält.
“Du hast nichts vergessen!” Ich sagte nichts dazu. Ich betete nur, dass es bald vorbei sein würde. Lange halte ich das nicht mehr aus.
Seine Brutalität hatte nicht nachgelassen und vereinzelte Tränen flossen nunmehr über mein Gesicht. Doch ich wimmerte nicht. Ich stöhnte und keuchte nicht und wieder wurde mein Schwanz steif. Ich war mir sicher, dass ich heute keinen Orgasmus mehr haben würde, aber dafür sehr schmerzhafte Momente. Jetzt erfuhr ich auch noch, wie es ist, eine Vergewaltigung, durch Finger und Dildo mit offenen Armen zu empfangen.
Erst als er mit meinem Loch mehr als zufrieden war, brachte er sich in die 69 Stellung, rammte mir den Dildo bis zum Anschlag rein und seinen Schwanz in meinem Mund. So bearbeitete er sich selbst und mich. Bis endlich das erlösende, warme Zeugs mein Rachen runterlief. Er zog sich aus mir zurück und betrachtete mich mit einem diabolischen Grinsen. Sein Blick blieb an dem noch immer vibrierten Ding in mir und meiner noch immer standhaften Erektion hängen. Ich wusste an was er dachte, aber diesmal war es mir egal.
“Na, … bis zum Nächsten mal.” war alles was er sagte, löste die Fesseln und befreite mich von dem Ding.
Ich war froh, es endlich hinter mich gebracht zu haben. Doch er hielt inne und wieder grinste er. Er atmete tief ein und ich sah, wie seiner sich erneut aufrichtete.
Ich wollte nicht mehr, daher gab ich mir selbst einen Ruck. Zumal ich einen Ruf zu bewahren habe.
“Jones!” raunte ich seinen Namen und strecke ihm einladend meine Hand entgegen. Ich nahm bewusst seinen eigentlich Namen in den Mund.
“Lass es!” fauchte er und schlug meine Hand weg. Er lachte herablassend und ging. Wahrscheinlich war er der Meinung, ich hätte es tierisch nötig. Was für ein Witz!
Dem war nicht so. Aber ich wusste aus Erfahrung, dass er niemanden an sich ranließ, der es selbst wollte. Der Erlösung forderte und sich ihm mehr oder weniger freiwillig darbot. Er hatte dann das Gefühl, die Kontrolle über den anderen zu verlieren.
Ich blickte an mir herab. Er stand noch immer, doch ich spürte davon nichts. Wahrscheinlich war es nur ein Reflex, der mich, auch bei einem Termin, der mir wirklich gegen den Strich ging, steif werden ließ. First hatte es falsch interpretiert, genau wie ich gehofft hatte und ich war von ihm befreit.
Die Schmerzen, die er mir zugefügt hatte, waren bereits wieder am abklingen und ich hievte mich endgültig aus dem Bett. Zog mich an und ließ das Apartment hinter mir. Ich versuchte erst gar nicht daran zu denken, dass ich früher oder später ihm wieder zur Verfügung stehen würde. Ob es diesmal wieder Jahre dauern würde bis er mich zu sich rief, oder ob es gleich noch einmal in dieser Woche wäre. Oder, mit viel Glück, ich es überhaupt nie wieder tun müsste.
Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand und mir war es auch egal. Ein Taxi rufen wollte ich nicht. Deswegen schlenderte ich durch den sanften Schneefall. Samt und weich wie Federn fielen die Schneeflocken auf meine Nasenspitze. Ich spürte wie meine Wärme sie zum Schmelzen brachte. Alles war vergänglich. Die Schönheit, die Liebe, selbst Gebäude, wenn sie nicht hin und wieder eine Schönheits-Op erfahren durften. Vielleicht auch irgendwann meine kaputte Vergangenheit, die mit knapp 16 Jahren angefangen hatte. Nein, eigentlich noch früher. Mein Leben zerplatzte wie eine Seifenblase als mein Vater den Schlaganfall hatte und Mutter der Meinung war, wieder etwas Erziehung in mein Leben bringen zu müssen.
Ich befand mich in einem Park, weit und breit sah ich keine Bank. Um nicht der Witterung des Winters ertragen zu müssen, waren sie wahrscheinlich eingemottet worden. Toll. Ich stand inmitten einer schneebedeckten Wiese und starrte in den sternenklaren Nachthimmel. Keine Sternschnuppe erfreute sich an meinem Dasein, aber dafür Abermillionen samtweicher Schneeflocken, die ihr kristallenes Wesen aufgaben, nur um mich einmal zu berühren.
Meine Gedanken schweiften ab. Ich sah ihn. Tom. Er stand neben mir und ich wollte seine kalten Hände in die meinen nehmen. Ich ergriff sie, doch sie entglitten mir und er ging weiter. Kurz drehte er sich um und deutete mir mit einem Lächeln an, dass ich ihm folgen sollte. Als ich dann einen Schritt in seine Richtung machen wollte, war er weg. Einfach so. Verschwunden.
Das einzige was blieb, war das abgekühlte und leere Bett. Ja ich weiß, meine Gedanken spielten verrückt. Immer und überall sah ich ihn. Es war nicht einfach aber ich schüttelte die Erinnerung an ihn ab.
Ich fröstelte und starrte wieder gen Himmel.
“Was willst du eigentlich? Jetzt wo du hier bist? Sag es mir! - Du hast einen Arsch voller Schulden. Arbeit, dass du nicht mehr weißt, wo du als erstes anfangen sollst. Für was brauchst du den Lehrgang? Warum hast du dich darum beworben? Nur um noch mehr Arbeit auf dich zu nehmen? Ist es das? Dein Engagement als Hure, ist das wirklich nötig. Ist es das, was du immer wolltest? Ein Hotel besitzen und eine Hure sein? Beides fängt mit H an. Beides ist ausgefüllt. Aber hast du schon mal daran gedacht, was noch mit H anfängt? Herz. Was ist mit deinem Herz? Ist es erfüllt? - Nein ist es nicht. - Ach halt doch deine blöde Klappe!…” Mein Zwiegespräch war absurd, unnormal. Es kam mir fast vor als spielte ich Teufelchen und Engelchen. Am Ende tat ich es mit dem Jetlag ab.
Noch eine Zeitlang schlenderte ich durch die Stadt. Betrachtete die Weihnachtsdekorationen in den Schaufenstern. Am Straßenrand, den Gehsteigen, vor den Läden und an den Häusern. Große, kleine, bunte oder einfarbige. In vielen Variationen waren sie zu sehen und irgendwie konnte ich mich nicht satt dran sehen.
Weihnachten konnte ich nie richtig erleben. Immer lebte ich im Stress und die Feierlichkeiten bedeuteten mir auch nichts.
Diese ganze vorweihnachtliche Zeit, hier um mich herum, weckte aber jetzt ein Gefühl der Wärme in mir und ich nahm mir vor, wenigstens in den zwei Wochen, die ich bei Sascha hier in Amerika war, es zu genießen und etwas davon auf und mitzunehmen. Auch, wenn es nur wenig sein würde.
Ich zückte mein Handy und rief mir ein Taxi. Ließ mich zu Saschas Villa fahren und schlich, jetzt wirklich mehr als hundemüde in mein Zimmer. Von Kyel, und wie er mich dabei beobachtete hatte, wie ich ins Zimmer ging, bekam ich nichts mit. Legte mich ins Bett und schlief sofort ein.
Als ich aufstand, fühlte ich mich wieder einigermaßen gut. Der Jetlag war halbwegs überstanden und ich trat unter die Dusche. Die vergangene Nacht musste dringend in die Kanalisation gespült werden.
Zog mir eine einfache Jeans und einen Pulli über und ging in Richtung der Küche.
Ein Baby weinte und Kaffeeduft schlug mir entgegen. Ja, Kaffee genau das was ich jetzt brauchte, so folgte ich dem Duft. Ich betrat die Küche und hielt inne.
Dort saß er. Er unterhielt sich mit Sascha. Als ob es das Normalste auf der Welt sei. Seine wohlgeformten Hände umschlossen eine Tasse, die er zu seinen liebkosenden Lippen führte.
Ich krächzte ein Guten Morgen, worauf Sascha sofort aufsprang. Doch dies nahm ich nur noch am Rande wahr.
Ich spürte nur seine Gegenwart. Ich sah nur ihn.
Tom.
Mit ihm hatte ich nicht gerechnet.
Mein Körper schrie nach ihm.
Sascha sprach mit mir.
Ich antwortete wie automatisch.
Meine Sinne schlichen in seine Richtung.
Sascha bot mir einen Platz am Tisch an.
Seine Augen glommen auf.
Sascha stellte mir eine Tasse mit Kaffee hin.
Seine ganze Haltung wurde abweisend und seine Augen strahlten eine Kälte aus, die ich bis jetzt nur bei einem einzigen Mann gesehen hatte.
Ich war wieder in der letzten Nacht. Nein ich war in der kalten Zelle auf einem modifizierten Tisch angebunden. Die Beine weit von mir gespreizt und durch den Knebel der mir verpasst wurde, konnte ich die Schmerzen die First mir mit der Zigarre verursachte nicht rausschreien.
Diese kalten Augen und die heiße Zigarre waren sein Abschiedsgeschenk.
Seit einer Woche tigerte ich zwischen der Villa und der Firma hin und her, zu Raoul, zu Anthony und keine Ahnung, wo sonst noch hin.
Die Tatsache, dass Clancy es geschafft hatte aus dem Hochsicherheitstrakt zu flüchten raubte mir sämtliche Nerven.
Jetzt hatte ich mehr zu verlieren als Sascha. Es war mein Leben, das ich verlieren würde, wenn Sascha wieder in die Hände von Clancy fiel. Ich durfte nicht daran denken. Aber ich konnte nicht anders.
Sascha, am liebsten hätte ich ihn in der Villa eingesperrt, ans Bett gefesselt und ihn nie wieder aus den Augen gelassen.
Es ist zum Ausrasten, besonders, weil Sascha sich nichts sagen ließ. Er bestand darauf Kilrian bei uns wohnen zu lassen, welches die Sache noch komplizierte. Gerade ihn, der das Unschuldslamm vom Lande spielt und es mehr als faustdick hinter den Ohren hat. Er, der in allen Lebenslagen mehr Erfahrung aufweist als ich. Er, der schon mit knapp 20 Jahren genau wusste, wie man sich, während einer Session verhielt. Er, der den Sub gespielt hatte, aber brutal die Oberhand über mich behielt. Seine Augen, während der Session waren dabei klar, herausfordernd und kein Funke des Unterordnens war darin zu erkennen. Meine Wünsche erfüllte er präzise. Warum musste gerade Zeth ein Kindheitsfreund von Sascha sein. Zeth, stetig lag mir dieser Name auf der Zunge und ich musste mich anstrengen, dass er nicht unverhofft über meine Lippen kam.
Er hatte sich anscheinend besser im Griff. Nichts deutete an seiner Haltung darauf hin, dass wir uns schon länger kannten. Vor allem konnte er Kilrian und Zeth komplett trennen. Zwei verschiedene Charaktere in einem Körper. Man könnte sogar meinen, er sei schizophren. Je nach Situation, trat immer der gewünschte Mann an die Oberfläche.
Ganz besonders fiel mir dies auf, als ich Sascha suchte und ihn endlich in Zeths Gästezimmer fand. Zeth mit nur einem Handtuch bekleidet vorfand. Er wirkte so distanziert, so selbstsicher und doch gleichzeitig so, als ob ein Teenager mit aller Gewalt seine Schwulität gegenüber seinen Freunden zu verschleiern versuchte.
Für einen kurzen Moment wurde ich eifersüchtig. Eifersüchtig auf Sascha, der sich einfach die Freiheit nahm, ihn halbnackt zu sehen. Doch ich besann mich. Sascha hatte keine Ambitionen gezeigt, Kilrian näher betrachten zu wollen. Er verhielt sich genauso, wie bei einem einfachen Schwimmbadbesuch. Die dort laufenden Männer mit ihren nackten Oberkörpern hatten ihn genauso wenig interessiert, wie Kilrian mit dem um seine Hüften gewickelten Badetuch.
Wie erwartet war Kilrian nicht gerade begeistert davon, dass ich Tom als seinen Chauffeur beorderte und Tom schien sich damit auch nicht gerade anzufreunden. Ich wunderte mich erneut darüber, wie er sich benahm, als ich ihm damals, während unserer Flitterwochen, erzählt hatte das Kilrian Zeth ist. Gott! Er hatte sich jede Nacht betrunken und einmal fand ich sogar eine Frau in seinem Bett. Sein Durchhänger hielt noch einige Wochen an bis ich ihm mit der Kündigung gedroht hatte. Erst danach hatte sich sein Gemütszustand wieder gebessert. Er fing sogar an öffentlich mit Männern auszugehen. Was er noch nie getan hatte. Immer hatte er versucht seine Neigung vor mir zu verbergen, aber ich wusste schon vom ersten Augenblick an, dass er schwul ist.
Jetzt sitze ich meinem Sekretär, den ich zu meinen Freunden zähle und Kilrian, der der Freund von Sascha ist, gegenüber und lieferte mir den selbst eingebrockten Kampf der Charakterstärke.
Und als ich seine Veränderung von einer Sekunde auf die andere miterlebte, wurde es mir mehr als klar. Kilrian ist nicht Zeth und Zeth ist nicht Kilrian. Die beiden sind eins und Kilrian würde jemanden den Arsch aufreißen, wenn er ihm oder einem seiner Freunde zu dumm kam. Wahrscheinlich sogar mir. Nein ganz besonders mir und ich wusste, dass ich jetzt ein Terrain betrat, das den Kunden und ehemaligen Kunden von Zeth komplett verboten war. Aber ich sprach mit Kilrian, …
“Danke, wie zuvorkommend. Nun da du ja um meine Sicherheit besorgt bist, nehme ich dieses Angebot gerne an. - Nur den Dienst des Chauffeurs. Noch dazu wird dein Sekretär jedes Ziel, das ich nenne für sich behalten. Meinen Zustand ignorieren und mich nicht ansprechen. Sollte ich es mitbekommen, dass er dir auch nur einen kleinen Hinweis gibt, war deine Besorgnis um meine Sicherheit umsonst. Auch würde ich es begrüßen, wenn du mich darauf nicht mehr ansprechen würdest. Selbst nach den vielen Jahren, haben meine Regeln, die ich damals aufgestellt habe, noch immer bestand.”
O.K. Damit konnte ich leben. Das Auto von Tom hatte GPS und Anthony konnte es orten, wann immer er es wollte, oder wenn ich es ihm sagte. Tom ist, sollte diesbezüglich was ans Tageslicht kommen, aus dieser Sache fein raus. Außerdem wurde ein Alarmknopf im Wagen installiert, für den Fall eines Unfalls oder wenn irgendetwas anderes passieren würde. Über Toms Verschwiegenheit brauchte man nicht zu diskutieren. Er würde nichts sagen, wenn es nach seinem Ermessen irrelevant war. Außerdem war es mir egal, wen Zeth in den nächsten Tagen bedienen würde.
Tom war mein Sekretär, das war allgemein bekannt und wenn in den nächsten Tagen jemand aus dem Auto ein und wieder ausstieg und dies regelmäßig, reichte es für mein Vorhaben schon aus. Die Neugierde, so hoffte ich, würde Clancy aus der Reserve locken. Vielleicht, aber diese Hoffnung war etwas sehr weit hergeholt, rief er bei ihm an. Zeth, sollte selbst er kennen.
Ich saß jetzt mit meiner Tochter Viviane in der Küche, nahm mein Handy in die Hand und rief Anthony an.
“Ist sein Handy schon angezapft?”
“Ja! Emily hat bereits Verbindung. Also sollte er jemanden anrufen oder wird angerufen, so wird das Gespräch zu uns weitergeleitet.”
“Gut!” Sagte ich nur und legte auf.
Dennoch fühlte ich mich schuldig. Ich hinterging Sascha und benutzte Kilrian, nein Zeth als Lockvogel.
Falsch … Ich hintergehe nicht Sascha, ich will ihn beschützen.
Ich saß im Audi von Tom und blickte durch die Seitenscheibe. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Warum habe ich mich darauf eingelassen. Es hatte fast den Anschein, als ob er es wusste, wie er mich damit quälen konnte.
Einen “persönlichen” Chauffeur zu haben, ist schon sehr komfortabel und zuvorkommend, aber warum er? Warum gerade Tom?
Resigniert zog ich die Luft ein und versuchte einfach das Beste daraus zu machen.
Die Fahrertür wurde geöffnet und schon bevor er sich neben mich hinsetzte, nahm seine melodische Stimme mich gefangen. Und der kalte Luftzug der mit in den Innenraum des Fahrzeuges eindrang, verursachte mehr als nur Gänsehaut.
Kurz blickte ich ihn an, er redete über ein Headset. Zückte sein Handy und tippte irgendetwas ein.
Startete das Auto und fuhr vom Gelände.
Wie ich es von Kyel verlangt hatte, fragte er nichts und sagte nichts, fuhr laut der Instruktion des Navi schnurstracks in die Richtung in der mein Lehrgang stattfand.
Schweigen, der einzige Laut, der zu vernehmen war, war der des schnurrenden Motors. Das Geräusch von zertretender Hundekacke, wenn die Reifen über den Matsch der Straße rollte und Hubattacken von Fahrern, die der Meinung waren, ihre zehn Minuten länger im Bett liegen zu bleiben, auf der Straße wieder wettmachen zu müssen.
Und vor allem, die voll aufgedrehte Lüftung der Autoheizung.
Schnell wurde es mir zu warm und ich öffnete meinen Parker. Versuchte mir etwas Luft zuzufächeln. Dieses Unterfangen gab ich aber bald wieder auf.
Nach ein paar Minuten des Schweigens, wurde es ihm wahrscheinlich zu dumm und er schaltete das Radio ein. Das er aber gleich wieder leiser stellte, da sein Headset losging. Seine Stimme, … allein seine Stimme reichte bereits aus, um mich in Erregung zu versetzen. So sehr ich es auch versuchte zu verhindern, aber wieder sah ich ihn vor mir, Wie er seine Augen geschlossen hatte, seinen Mund leicht geöffnet und nur ein tiefes Grollen seiner Kehle entrann. Langsam verfluchte ich das Ding und ganz besonders die Anrufenden.
Nach endlosen Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, bog er auf einen Parkplatz. Parkte und ging wieder an sein piepsendes Headset. Befreit aber zugleich fühlte ich auch den Verlust. Auch wenn er nicht mit mir gesprochen hatte, fehlte es mir. Bereits das Timbre der Stimme, war Verführung und Folter in einem.
Ich ging in das Gebäude und überall waren Aushängezettel mit Wegbeschreibungen für diesen Lehrgang aufgehängt worden. Ich folgte diesen und stand vor einer offenen Tür. Von innen vernahm ich bereits Gemurmel und ich betrat den Raum. Er sah aus wie ein Studiensaal. O.K., es war ein Studiensaal, ich blickte mich um. Ich hatte das Gefühl auf einer Modenschau zu sein. Die meisten waren wohl der Meinung, dass sie Eindruck hinterlassen müssten und hatten sich aufgestylt und herausgeputzt. Da sah ich mit meiner Jeans und den Pulli schon arm aus. Ganz besonders mit meinen Wintertretern.
Eine Mrs. Hochgestöckelt kam auf mich zu und ich sah schon aus zwei Meter Entfernung, dass ihr Make-up abbröckelte. Sie musterte mich, nahm ihren Stift in die Hand und fragte mich, wer ich sei.
“Kilrian Ford, …!” Ihre Augen wurden groß und sofort umspielte ihre Lippen ein eindeutiges Lächeln das nichts anderes verhieß als … - wenn dieser Scheiß endlich vorbei ist, ich hätte danach noch Zeit.
“Mein Name ist Susan Katye, …!” Ach du Scheiße! Das soll die berühmte Köchin Susan Katye sein. Nun sie sah nicht so aus, als ob sie jemals in ihrem Leben eine Küche betreten hätte. “ …- Herzlich Willkommen.”
Ich setzte mich auf einen Stuhl und es dauerte nicht lange, bis ich sämtliche Blicke auf mir spürte. Langsam fragte ich mich, ob ich vielleicht vergessen hatte meinen Hosenlatz richtig zuzuknöpfen, als ein Mann auf mich zukam sich mir vorstellte und im gleichen Atemzug meinte, dass er ein sehr großer Fan von mir sei. Ich der erste Page der Welt wäre, der es geschafft hatte, von Nichts zu einer Persönlichkeit aufzusteigen, die in dieser Branche einfach nicht mehr wegzudenken sei. Er meinen Lebenslauf in und auswendig kannte. Von mir Sachen wusste, die ich selbst nicht wusste. Meine Hobbys mir aufzählte, von denen ich die Hälfte nicht kannte und die andere Hälfte nicht ausübte und er mehr als begeistert sei, mich hier anzutreffen.
“Ah ja!” Gab ich darauf zurück und wenn ich nicht schon genug von ihm hätte, setzte er sich einfach neben mich. Na was soll’s, wenn es ihn glücklich macht. Hauptsache er hält bald seine Klappe. Nichts zu machen, sein Redeschwall ging weiter, selbst nachdem Mrs. Katye mit ihrem Lehrgang begann. Selbst als eine Kaffeepause einberufen wurde, selbst als das Mittagessen stattfand und selbst als Tom bereits dastand und auf mich wartete.
Ich ihn mit einem “Man sieht sich” abwürgte und die Tür vor seiner Nase zuknallte. Und am Ende vom Lied, wusste ich genauso viel über ihn, als wie gestern. Aber dafür mehr über mich.
“Fahr mich zum Eiscafé.” sagte ich nur und schnallte mich an. Sekundenlang blickte er mich an und schüttelte mit dem Kopf.
“Mr. Kastner hat gesagt, dass ich dich gleich zur Villa fahren sollte.” Ich drehte meinen Kopf zu ihm, auch wenn ich sein Gesicht nicht anschauen mochte. Schnaufte und setzte mein herablassendstes Lächeln auf.
“Was Mr. Kastner sagt, ist mir scheißegal. Er ist nicht mein Boss und schon gar nicht mein Babysitter. Er darf sich glücklich schätzen, dass ich damit einverstanden war, dass du mich herumkutschieren darfst.” Ich war schon im Begriff wieder auszusteigen, als Tom resigniert den Rückwärtsgang einlegte und nebenbei ein “Fuck you, Bitch” vom Stapel ließ.
Ich bekam kaum Luft. Mein Herz schmerzte und immer wieder übersetzte ich in Gedanken, was Tom gerade gesagt hatte. “Fick dich, Schlampe.” Es tat so weh. Es aus seinem Mund zu hören, war die Hölle, ich war in seinen Augen nichts anderes als eine Schlampe, Hure.
Ich schluckte noch immer an diesen Wörtern, ich verschloss mich innerlich, um mich selbst zu schützen. Dieser Mann der neben mir saß, war nicht der Mann den ich in Erinnerung hatte.
“1.000 $ auf die Hand und ich werde mich selbst ficken.” Diese Wörter malte ich mir in Gedanken aus. Stellte mir vor, wie ich es ihm ins Gesicht schleuderte und doch kam keine Silbe über meine Lippen. Ich bin eine Hure. Ja! Aber ich habe noch meinen Stolz und lasse mich nicht auf sein gekränktes Niveau runter.
Mein Handy klingelte und ich blickte auf das Display. “Chairman”. Ein Schmunzeln umgab meine Mundwinkel. Chairman ein wirklich zuvorkommender Mann. Sehr sensibel und sehr darauf bedacht, dass es mir an nichts mangelte. Ein Gentleman von der alten Sorte. Manchmal unterhielten wir uns nur, wenn er mal total abschalten wollte. Ich war gerne bei ihm.
“Ja!”
“Hi, hier ist Chairman. Nächste Woche bin ich wieder in Deutschland und …”
“Hi Chairman. Ich bin zurzeit nicht in Deutschland, …”
“Wo bist du denn? Ich habe mich so darauf gefreut dich wieder zu sehen …”
“In Amerika, …!”
“Wo genau, sage es mir und ich lasse dich gleich abholen.” Ich kicherte und gab ihm die Stadt durch.
“Gott du bist so nah. Das ist gut, … - ich brauche dich, heute Abend …”
“Chairman, Darling. Du weißt doch, dass ich Vorkasse verlange und ich glaube kaum, dass das Geld heute Abend schon auf meinem Konto in Deutschland ist …!” er atmete heftig ein.
“Das Geld hast du in weniger als drei Stunden auf deinem Konto. Zeth. Ich erwarte dich dann in New York.”
“New York? Bist du noch ganz bei Trost? …- Wie soll ich bitteschön bis heute Abend in New York sein?”
“Ein Privatjet wartet auf dich auf dem Flughafen. Jenny wird dort sein und dich in Empfang nehmen. Jenny kennst du doch noch?”
“Ja wie könnte ich diese Katze vergessen.” Er lachte, nur hatte ich seinen weiblichen Bodyguard etwas anders in Erinnerung.
Während meines Gespräches hatte sich der Fahrstil von Tom drastisch geändert und der Wagen blieb schlitternd vor dem Eiscafé stehen.
Ich beachtete ihn nicht und stieg aus. Er stieg auch aus und schmiss die Tür zu. Ich ließ ihn stehen und ging in das Café.
Sofort war Tim da und begrüßte mich herzlich. Als er Tom erblickte, umarmte er auch ihn und wies uns einen freien Tisch zu.
Wie die Etikette es verlangte, wartete Tim bis wir uns aus den Jacken befreite und sie aufgehängt hatten um uns setzten. Er gab uns einige Sekunden, bis wir wirklich angekommen waren und kam dann erst zum Tisch. Nahm meine Bestellung auf und zu Tom meinte er, “wie immer”, dieser bejahte und sogleich machte sich Tim auf unsere Getränke zu holen.
Die Getränke standen bald vor uns, aber das Schweigen und das ja nicht in die Augen des Anderen blicken wurde unerträglich. Am liebsten hätte ich jetzt einen Abgang gemacht, wie ein verschmähtes Mädchens. Doch ich blieb sitzen und nippte weiter an meinem Kaffee, den Tim mit einem extra Schluck Brandy aufgepeppt hatte.
“Wie soll es heute Abend funktionieren?” zerriss plötzlich seine Stimme das Schweigen, ich zuckte nur mit den Schultern.
“Das wird Mr. Kastner nicht gefallen.” Wieder zuckte ich mit den Schultern und stellte meine Tasse hin. Erst jetzt blickte ich ihn an.
“Mir egal. Es muss dir nicht gefallen, ihm nicht gefallen, sondern nur mir. Außerdem ist es dein Job, schweigend und ohne Fragen zu stellen mich überall hinzufahren, wohin ich will. “Fahren” Tom, nicht begleiten.”
“So eine Scheiße”
“Ganz meiner Meinung!” meinte ich, holte meinen Geldbeutel raus und legte das Geld für den Kaffee, plus etwas Trinkgeld auf den Tisch. Stand auf und zog meinen Parker an. Trat aus dem Café und wartete bis der gnädige Herr endlich den Wagen öffnete. Doch ich entschied mich anders und setzte ein Fuß vor dem anderen.
Ich brauchte Luft, Abstand, Ruhe, um meine wirren Gedanken zu ordnen. Seine Nähe machte mich kaputt. Seelisch fertig. Seine Ignoranz schreit zum Himmel und wieder zurück.
Da ist es bei First noch angenehmer, als bei ihm.
Eine Zeitlang schlenderte ich durch die Stadt und betrachtete die Schaufenster. Inzwischen müssten die drei Stunden schon vorbei sein, denn die ersten Sterne waren am Himmel bereits zu erkennen und ich rief Sam an.
“Hast du eine Ahnung, wie spät es hier ist?“ Ich kicherte.
“Ja, sechs Stunden vor. Also habt ihr es hier kurz vor 01 Uhr.
“Hey wie ist es in Amerika!”
“Scheißekalt!” sagte ich und er lachte. Also geschlafen hatte er noch nicht oder war mit etwas anderem beschäftigt gewesen.
“Also kaum anders als hier.” meinte er. Wir betrieben noch kurzen Smalltalk, indem er mich mit den nötigen Informationen über das Hotel zukleisterte und ich ihn fragte ob Geld eingegangen war.
“Chairman? Schweizer Konto?”
“Ja!”
“Ja ist drauf.” Ich bedankte mich und legte auf. Nahm mein anderes Handy in die Hand und sendete “O.K.”. Steckte es weg und blickte gen Himmel. Nur sah ich die Sterne nicht.
Es war Weihnachtszeit. Hier und überall konntest du es sehen, aber wie war es mit fühlen. Hatte ich weihnachtliche Gefühle? Nein! Definitiv nicht. Hatte ich jemals so etwas gespürt. Ja, aber schon viel zu lange her. Will ich es noch einmal spüren? Ja, aber nicht jetzt, vielleicht irgendwann …
“Kilrian?” Ich erschrak und drehte mich zu der Stimme um, “Ja, Herr Gott Sascha hast du mich erschreckt!” kam es aus mir heraus. Er lächelte.
“Was machst du hier?”
“Etwas spazieren, den Kopf frei kriegen!” Er nickte.
“Ja kenn’ ich. - Bevor ich heimfahre, gehe ich auch öfters in der Stadt spazieren. Den Arbeitsstress ablegen um frei für die Familie zu sein.” Er blickte sich um und für einen kurzen Moment blieb sein Blick bei einem Mann mit Zeitung haften.
“So wie jetzt?” Er nickte.
“Ja so wie jetzt! Nun ja eigentlich nicht, ich war einkaufen und wollte gerade zurück zu meinem Wagen, als ich dich hier stehen sah.” Wieder blickte er den Mann an und packte mich am Arm.
“Komm es wird ziemlich schnell dunkel und ich will heute keinen zornigen Ehemann ertragen müssen.” lachte Sascha,
In der Villa hob Sascha schnuppernd die Nase und grinste. Schnell verschwand er in die Küche und ich entledigte mich meiner Winterschuhe und dem Parker.
Ich sah, dass Tom bereits anwesend war und meine Hoffnung auf einen geruhsamen Abend schwand. Allein das Wissen dass er hier war reichte schon aus um mich mehr als, wie würde Sam jetzt sagen, 'Kirre' zu machen.
Ich trat in die Küche und schon drang mir fröhliches Stimmengewirr entgegen. Sie war übervoll von Menschen. Als Sascha mich erblickte zog er mich in die Mitte der Küche und stellte jeden vor.
“Mike, Raoul, Anthony, Emily und John. Hilal, Gerbert, …” er hielt inne als ob er jemanden suchen würde.
“Lenard und meine Mom kennst bestimmt noch.” Jedem reichte ich die Hand. Bei Anthony hatte ich das Gefühl, ihn schon einmal gehört zu haben. Beziehungsweise seine Stimme. Hilal und Gerbert musterten mich und schienen mich irgendwie einzuschätzen zu wollen.
“Scheiß Kälte, …!” murrte ein Mann der mir bislang nicht vorgestellt worden war und trat an den Herd und wärmte seine Hände. Das ist jetzt nicht wahr. Das war der Mann mit der Zeitung.
“Und das ist Loris.” wurde auch er mir vorgestellt, ich nickte ihm nur zu.
Mir gefiel diese Zusammenkunft nicht, obwohl es eine ausgelassene Gruppe war und ich mich mit Mike angeregt unterhielt. Loren fragte mich über die letzten 15 Jahre aus und wir lachten viel., Und dennoch hatte ich das unbeständige Gefühl, das hier etwas nicht stimmte.
Ich blickte auf die Uhr und verabschiedete mich.
“Wo gehst du hin?” fragte Sascha mich.
“Ich treffe mich mit einem alten Freund, …!” war alles, was ich darauf sagte und wich gekonnte dem dunklen Blick von Kyel aus. Aber Kyels Blick war noch freundlich im Vergleich zu dem von Tom.
“Ich freue mich, … dann viel Spaß!”
„Ja, den werde ich haben, …Danke!”
Ich ging in Richtung meines Zimmers und als ich die Tür aufmachte, wurde ich in den Raum gestoßen.
Diejenigen die Sascha mit Hilal und Loris vorgestellt hatten, bauten sich vor mir auf.
“Was soll das?” rief ich.
“Halt die Klappe.” Der Mann mit der Zeitung trat auf mich zu, kramte in der Tasche und holte ein kleines chipähnliches Ding raus.
“Das hier steckst du dir in die Hosentasche. Verliere es nicht.”
“Hey Loris mach schneller, bevor Kyel was merkt.”
“Was ist das?” ich drehte das kleine Ding in meiner Hand.
“Ein Sender. Wenn dir etwas passiert, drückst du hier auf diesen Knopf. Dann sind wir gewarnt und kommen.”
“Warum sollte ich das tun?”
“Du fliegst nach New York. Dort können wir dich nicht beschatten.”
“Was?” Ich verstand gar nichts mehr. Lange starrte ich das kleine schwarze Ding in meiner Hand an. Es war kaum größer als der Ohrstöpsel eines Kopfhörers.
“Mach es einfach. Vertraue uns.” sagte der, den Sascha als Hilal vorgestellt hatte.
“Warum sollte ich euch vertrauen? Ich kenne euch nicht, …!”
“Hör zu. Wir tun das nicht für dich, sondern für Sascha. Wir wissen auch, dass ihr erst seit drei Jahren wieder Kontakt habt. Wir wissen, dass du Zeth bist. Wir wissen, wen und wann du in den letzten Jahren bedient hast. Wir kennen deine Kontobewegung und wir wissen, wie deine Angestellten heißen und wo sie wohnen, … - soll ich weiter aufzählen. Aber das ist alles irrelevant, solange du in Deutschland warst. Jetzt bist du hier und stellst eine Gefahr dar?” sagte Loris eindringlich.
“Jepp so ist es. Aber nicht du bist es, von dem Gefahr ausgeht, sondern dein Zweitleben. Zeth. Er ist das Problem …”
“Moment ich werde gar nichts machen, …!” streckte meine Hand aus und wollte dieses nervige Ding zurückgeben. “Nicht bevor ich weiß, warum ich eine Gefahr für Sascha sein sollte. Er ist wie ein Bruder.”
“Sag mal verhandelst du immer so mit deinen Kunden?” hörte ich plötzlich die Stimme, die mir bekannt vorkam. Ich wusste nicht, wo ich sie einzuordnen habe und blickte zu ihm.
“Anthony was machst du hier, du sollst, …!”
“Kyel ist mit Sascha, Viviane, Raoul und Mike Essen gegangen.”
Ah ja und was soll jetzt der ganze Auflauf hier? Ich blickte auf meine Uhr. Duschen, zum Flughafen fahren und nach New York düsen. Scheiße, meine Zeit wird langsam knapp.
“O.K.! Jungs. Meine Zeit wird knapp. Entweder rutscht ihr Hübschen mit der Sprache raus oder seht zu, dass ihr von hier verschwindet. Selbst hier gilt es, Gast ist König. Und soviel ich weiß, habe ich euch nicht hier rein gebeten.”
“Wir sagen hier, wo es lang geht und wir sind hier um Sascha zu beschützen.”
“Vor mir?” ich lachte los, doch da bemerkte ich, dass sie es total Ernst meinten. Ganz besonders als Tom mein Zimmer betrat, mich musterte und beiläufig meinte, “Mach schneller, der Präsident wartet nicht gerne!”
Mir entgleisten die Gesichtszüge. Woher zum Teufel wusste Tom, dass ich im Begriff war zum Präsidenten zu gehen, ich blickte mich in der Runde um.
“Chairman ist doch der Präsident?”
“Wer seid ihr wirklich? ”
“Spielst du auf dein Handy an oder auf dein Konto? Beides hast du unter Zeth angemeldet und so verschlüsselt, dass man erst eine Genehmigung braucht, die weit über die Kompetenzen eines Richters liegt! Alles kein Problem. Ich habe nur deine Handynummer gebraucht. Ein Anruf und schon konnte ich dich knacken. Beziehungsweise Emily.”
“Anthony, die Zeit wird knapp! - Ich höre vom Flughafen, dass eine Privatmaschine um Landeerlaubnis bittet.” Dieser Anthony dessen Stimme ich jetzt einordnen konnte, war kein geringerer als der Anrufer, der einen verkuppeln wollte, … trat auf mich zu. Nahm meine Hand in der, der Sender lag, blickte mir in die Augen, …
“Bitte. Nimm den Sender an dich und wenn du wieder zurück bist, dann erklären wir dir alles.”
“Gerbert teilt mit, dass sie gut im Restaurant angekommen sind, …”
“Ich habe es so eingerichtet, dass die Maschine erst in einer halben Stunde zur Landung ansetzen kann, … - das sollte genügen.”
Es war ein organisiertes Durcheinander, aber dieser Anthony schien alles zu überblicken. Er redete mit Tom, nein, sie diskutierten und immer wieder schüttelte Tom mit dem Kopf.
“Ich bin nur der Sekretär, warum in aller Welt sollte ich das tun?” Mehr vernahm ich nicht und ging unter die Dusche. Was war das für eine gequirlte Scheiße? Warum soll ich eine Gefahr für Sascha darstellen? Ich mein, wir sind Freunde und ich liebte ihn wie ein Bruder, schon immer. Selbst in der Zeit, als mein Leben nur noch aus einem Chaos bestand. Wir hatten uns zwar nie gesehen, aber dennoch war er immer präsent.
Ich war mit dem Duschen fertig und richtete mich. Stylte meine Haare und zog die Klamotten an, die ich mir extra für meinen Kunden ausgesucht hatte. Jogginghose, T-Shirt und Pulli.
Jepp, aber der Präsident war der Meinung, so normal und persönlich zu sein, wie es nur geht. So würde er den Blick für das wirkliche Notwendige nicht verlieren.
Ein Stückchen Normalität würde ihm ab und zu gut tun.
Als ich aus dem Badezimmer kam, musterten mich acht Augenpaare.
“Was?” Zischte ich und zog meinen Parker und die Wintertreter an. Noch immer wurde ich von den gleichen Augenpaaren verfolgt und Loris lächelte sogar etwas.
“Ähm, … ist das, …”
Ich blickte ihn an. “Das!” Ich vollführte eine elegante Bewegung meiner Hände über meinen Körper ab. “Ist etwas, was dich nicht zu interessieren hat.”
“Nene, … das meinte ich nicht. Aber das?” er zeigte direkt auf mich. Ich kam nicht drum rum und fand ihn eigentlich schon von Anfang an sympathisch. Ich rieb mir über die Stirn.
“Ich würde mir auch lieber, etwas anderes anziehen. Aber, … die Wünsche stehen an erster Stelle, …!” Ein allgemeines “Ahhh!” ging durch. Nur Tom hüllte sich in Schweigen, setzte sich in Bewegung und ging aus meinem Zimmer.
Die ganze Fahrt über verlief schweigend. Er parkte, ließ aber den Motor laufen. Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus. Ging in den Flughafen. Ich sah Jenny und trat auf sie zu.
Die Abwicklung ging schnell und schon befand ich mich vor der Treppe des Privatjets. Stieg hoch und kaum, dass ich mich gesetzt hatte, spürte ich, wie sich das Flugzeug bewegte.
Tja, das sind halt diverse Vorteile, die der erste Mann des Landes genießt. Man hatte keine stundenlangen Wartezeiten.
Als das Flugzeug die Anziehungskraft überwunden hatte und Jenny mich informiert hatte dass der Flug keine 20 Minuten dauern würde, kam eine Stewardess und bot mir Champagner an. Ich nahm das Glas entgegen und nippte gleich dran. Jenny setzte sich mir gegenüber und schlang ihre schlanken Beine übereinander. Kurz musterte sie mich und nahm ein Buch zur Hand. Sie war eine Augenweide. Jeder Mann würde sich nach ihr verzehren, aber sie war unerreichbar. - für die Männerwelt. Für die Heteros. Sie ist eine Lesbe und diese Tatsache, dass es so ist, lässt sie jedem mit Schwanz, deutlich spüren.
Gedankenverloren und das Glas in der Hand haltend blickte ich aus dem Guckloch zum Nachthimmel. Recht viel erkennen konnte man nicht. Wolken hingen schwer und bald darauf befanden wir uns schon im Landeanflug.
Da Jenny bereits im Vorfeld alles arrangiert hatte, verlief alles reibungslos. Und schon stand ich vor dem Zimmer indem Chairman auf mich wartete. Sie schloss die Tür auf und teilte mir mit, dass sie auf mich warten würde. Ich nickte nur und ging rein.
Zog meinen Parker aus und entledigte mich der Schuhe. Ich hatte ihn bereits gesehen. Er saß am Tisch und tat so, als ob er eine Zeitung las. Normal eben. Nur wusste ich, dass er mich bereits ins Visier genommen hatte.
Langsam, seine Blicke auf mich spürend trat ich hinter ihn. Sanft fuhr ich mit meiner Hand über seine Schulter, über seine Arme bis hin zu seinen Händen. Da ich hinter im stand, war ich gezwungen meinen Kopf an seinen zu legen und nebenbei, während ich ihm die Zeitung aus der Hand nahm, leckte ich ihn hinterm Ohr hinab bis zu seinem Hals. Ein Gurgeln entkam seiner Kehle und als ich ihn mir näher betrachtete, war er auch nicht gerade in einem Smoking.
Fuhr meine Hände zurück unter seine Arme, über seinen Oberkörper, zu seinem Bauch und wieder zurück.
“Hmm, … Chairman. Du hast etwas zugelegt, …!”
“Wohl kaum. Zieh meinen Pullover aus …!” Ich tat es und während der Pullover zu Boden viel, drehte ich den Stuhl mit einem Ruck um. Jetzt saß er vor mir und ich nahm ihm die Brille ab. Ich lächelte und musterte sein Bauch. Er hatte seit dem letzten Mal ganz schön zugelegt. Mir war es recht, denn nur so konnte ich ihn Triezen, wie er es wollte.
“Du hast Recht, es war der Pullover und doch, was sehe ich hier?” ich fuhr mit meiner Hand zu dem Bund seiner Hose und zwickte in die kleine Wulst die herausquetscht wurde. Er keuchte auf und gleich darauf folgte das nächste Zwicken. Kurz keuchte er erneut und kicherte anschließend.
“Na dann hast du wohl doch recht. Aber nicht nur mein Bauch hat zugenommen, sondern noch etwas anderes. Dick und Prall. So wie du es gerne hast.” säuselte er und ich leckte mir genüsslich über die Lippen.
“Hmm …!” machte ich nur und schob meine Hand unter seinen Bund. Als ich seine Spitze streifte, warf er seinen Kopf in den Nacken und hob sein Becken an. Fuhr über die Shorts kurz seinen Schaft ab und wog seine Eier in meiner Hand. Wie automatisch öffnete er seine Beine weiter und ich entzog mich ihm.
Trat einen Schritt zurück und entledigte mich mit eleganten Bewegungen meiner Klamotten. Langsam und mit Bedacht, damit er meinen Anblick genießen konnte. Er stieß die Luft aus, und als ich dabei war die Jogginghose runter zu ziehen, war er plötzlich bei mir.
“Noch nicht. Du siehst so geil aus … Ich will diesen Anblick länger genießen.”
Ich streichelte ihn weiter, bis er unter meinen Berührungen dahin schmolz. Kniete mich vor ihm hin und stupste seinen Schwanz mit meiner Nase an. Sofort drückte er mein Gesicht ran und er rieb sich an mir. Nebenbei zog ich ihm langsam die Jogginghose runter sein Schwanz hatte bereits ein Zelt in seinen Shorts verursacht. Sofort zog ich ihm die Shorts runter und bevor er mitbekam, was ich getan hatte, öffnete ich meinen Mund, und nahm ihn auf. Kurz hielt er inne und stöhnte auf, als ich ihn mit meiner Zunge zu bearbeiten anfing. Ich schmeckte seinen Lusttropfen und drückte meine Zunge in seine Spalte.
Ihm schien es bald schon nicht mehr zu reichen und so stieß er sein Becken vor und zurück. Eine Zeitlang ließ ich ihn meinen Mund ficken, bevor ich ihn herausließ. Ich richtete mich wieder auf und leckte über meine Lippen. Schluckte kräftig, als Chairman dies sah war es endgültig um ihn geschehen.
Buchstäblich riss er mir die Hose runter und beförderte mich ins Bett. Legte sich schwer auf mich und als sein Gesicht meinen zu nah kam, drehte ich mein Kopf weg. Er keuchte.
“Du küsst immer noch nicht.”
“Nein!” wieder schnaufte er und sah mich durchdringend an.
“Es wäre aber mal schön, wenn ich deinen Mund mit meiner Zunge, erobern könnte.”
“Versuche es nicht, …!” Er nickte, nahm seinen Kopf von meinem Gesicht und küsste mich stattdessen am Hals.
“Überall. Darf. Man. Dich. Küssen. Und. Berühren. Lecken. Und. Sogar. Ficken.” verteilte er gehauchte Küsse auf meinem Körper. Ich glaube, ich werde in Zukunft auch dies Unterbinden.
Und dann spürte ich wie sein Geruch urplötzlich in meiner Erinnerung aufstieg. Das Spiel seiner Lippen auf meinem Körper. Das Knabbern meiner Brustwarze. Das Fangen meines Adamsapfels. Tom.
Ich stieß einen überraschten Schrei aus, als er seine Finger in mich bohrte.
“Du bist heute, aber ziemlich empfindlich.” knurrte er und schon folgte der Zweite. Ich schob meine Beine weiter auseinander, damit er besser drankam. Ja, ich war empfindlich, aber auch erst, als er mir wieder durch den Verstand trampelte. Ihn konnte ich überhaupt nicht gebrauchen und stöhnte auf. Chairman sah sich darin bestätigt und schon folgte der dritte Finger. Rein, raus und mein erster Lusttropfen trat an meiner Schwanzspitze aus.
Es wird ein heftiger Orgasmus werden. Das wusste ich bereits und es quälte mich. Dieses Gefühl wollte ich nur noch mit einem einzigen Mann teilen.
Ich kam. Dann spürte ich etwas Feuchtes und Kaltes in meiner Spalte. Sah wie er sich ein Kondom überzog und in mich eindrang.
Sofort waren seine Bewegungen heftig und ich drückte mich ihm entgegen. Krallte mich an seinem Rücken fest und ließ mich von ihm ficken. Der Orgasmus lag mir immer noch in den Knochen, aber mein Schwanz hatte kein Einsehen, er wollte sich nicht zufrieden geben. So hatte ich das Gefühl.
Plump fiel Chairman auf mich drauf und keuchte in seiner Erleichterung.
“Das war heute, … anders. So viel Gefühl, von dir. Bin ich gar nicht gewöhnt.” Ich streichelte ihm kurz durch seine Haare. Minuten vergingen bis sich meine Gefühlswelt halbwegs wieder beruhigte. Ich hatte es nicht mitbekommen, wie er aufgestanden war und seine Hose angezogen hatte.
Ich konnte nicht mehr. Tom schiebt sich in letzter Zeit viel zu oft in den Vordergrund.
“Zeth!” Etwas ruckelte und ich schlug meine Augen auf.
“Ist alles in Ordnung mit dir!” Ich drehte mich zu der Stimme und blickte in Chairmans Gesicht. Scheiße! Ich bin wohl eingeschlafen.
“Ja! Alles klar.”
Ich stemmte mich aus dem Bett und blickte auf mich herab. Mein Sperma war bereits dabei einzutrocknen. Scheiße, wie lange hatte ich geschlafen.
“Ist mit dir wirklich alles in Ordnung? Wenn du zu müde bist, kannst du gerne hier bleiben.” Sofort schüttelte ich den Kopf.
“Nein! Es geht schon wieder. Es ist nur der Jetlag. Es dauert immer ein paar Tage.” log ich.
Ich wusste genau, was mit mir los war. Mein Körper. Meine Seele. Alles an mir und in mir schrie nach einem einzigen Mann.
Ich verzehrte mich nach ihm. In wenigen Stunden, stehe ich ihm wieder gegenüber. Zwei Wochen halte ich das nicht aus. Ich stehe das nicht durch.
Der Typ machte mich wahnsinnig. Hatte er überhaupt eine Ahnung wie verrucht, geil er selbst in den Jogginghosen aussah? Nein! Doch! Er wusste es. Er kannte seine Wirkung auf seine Mitmenschen. Ich sah sein Dreieck genau vor mir. Den Bund seiner Hose, wie sie versuchte, das Teil meiner totalen Begierde zu verstecken. Ging nicht. Ich sah es vor meinem inneren Auge. Alles. Seinen prallen Schwanz. Seinen Lusttropfen, sein verklärter Blick.
Ich muss hier raus. Ich wüsste sonst nicht, wie ich mich weiter zu verhalten habe. Kilrian! Sein Name.
Ich saß im Auto und wartete. Mein Herz raste. Mein Gehirn setzte aus. Verweigerte den Befehl, die Kupplung einzulegen und das Gaspedal zu betätigen. Alles schrie in mir auf. Alles zu verweigern. Ich will ihn nicht zum Flughafen fahren. Ich will ihn, … was will ich? Ihn hier und jetzt zur Rede stellen. Ihn ins Gesicht schleudern, wie er es wagen konnte, mich zu verführen. Mir einen One-Night-Stand der Luxusklasse zu verpassen und es dann als Nichts abtun. Ja. Für dich war es nur ein Fick. Ein Fick von vielen. Ich bin für dich nur ein Körper gewesen. Du bist eine gottverdammte Hure. Gibst deinen wunderschönen Körper für so etwas Schändliches her. Dein Körper. Nein nicht nur deinen Körper. Deine Seele ebenfalls. Du lebst damit.
Du machst das aus purer Berechnung. Aus Geldgier. Du vögelst und bekommst Geld dafür und wenn du es nicht tust, bist du die Scheinheiligkeit in Person. Der seriöse Kilrian Ford. Der Hotelmanager, der kein einziges Wässerchen trüben kann.
Du kotzt mich an.
Er ignorierte mich. Sagte nichts. Glotzte nur aus dem Fenster. Das Ziel kam näher und ich war schon gewillt einen leichten Umweg zu fahren. Dennoch tat ich es nicht. Das Ziel war da und ich hielt an. Er schnallte sich ab, stieg aus. Ging, geradewegs in den Flughafen rein. Kein Abschied, kein kurzes umdrehen, Nichts. Er ist so kalt. So abweisend, wie das Winterwetter.
Ich wollte losfahren. Konnte es nicht. Ich starrte ihm hinterher. Sein Parker ist ihm etwas über die Hüfte gerutscht und gab mir einen unwiderstehlichen Blick auf seine Hintern frei.
Schlagartig sah ich ihn vor mir. Knackig, warm und weich. Seine Rosette, die die Erwartung nicht mehr aushielt. Die schon bereit war, noch bevor ich ihn mit meinen Finger bearbeiten konnte. Ob er immer bereit ist? Für jeden seiner Kunden? Ob sich sein Loch immer gleich öffnet, wenn er einen Schwanz sieht mit Sicherheit, aber trotzdem war er herrlich eng.
Ich blickte auf den Beifahrersitz und strich mit meiner Hand darüber. Er war noch warm. Seine Wärme war noch in dem Sitz gespeichert …
Schaute wieder hoch, er war verschwunden.
Ich stand immer noch auf dem Platz und ließ die Tür des Flughafens nicht aus den Augen, als ich die Mitteilung bekam, dass der Privatjet abgehoben hat.
Es gab mir ein Stich und ich konnte kaum noch atmen. Die Vorstellung wie, … wie ein anderer Mann, … ihn küsst, seine weichen und nach Leidenschaft verzehrenden Lippen, … in seine fast schwarzen Augen blickt, zu sehen, wie tiefgründig und verlangend er war. Sein Körper berührt, ihn stimuliert. Ihn zum Schreien bringt, zum Stöhnen, keuchen …
“Tom, sie sind in New York gelandet, …!” ich erschrak und meine Hand griff nach dem Zündschlüssel. Ich bemerkte nicht, wie ich zitterte. Kälte umschloss mich. Sein aufbäumender Körper, wenn er kurz davor steht. Seinen Lusttropfen, zu sehen und sich daran aufzugeilen. Seinen Geschmack in sich aufnehmen und ihn zu rammeln. Sich von ihm verwöhnen zu lassen. Seine freche Art zu empfangen, … zu spüren, wie er biss, leckte und einem mit seinem geilen Mund verwöhnt.
“Die Maschine landet in ungefähr zehn Minuten, wieder hier …” Gott war es mir scheißekalt und doch brodelte in mir eine Lava.
Erst jetzt wurde ich mir meiner Enge bewusst und ich öffnete den Knopf meiner Jeans. Meine kalten Finger berührten meine erhitzte Haut und ich zuckte zusammen. Die Hitze schwoll an. Mein Schwanz war steif, wie schon lange nicht mehr.
Ich sah seinen Mund, wie er sich über mich stülpte. Spürte die Reibung. Seine neckische Zunge, wie sie mir über die Spitze leckte. Seine Zähne, wie er mir zärtlich in die Eier biss. Ich hatte die Augen geschlossen und ließ meiner Hand freien Lauf.
Meine Rosette zuckte. Ich spürte es und in dem Moment, als er in mich drang explodierte ich. Schrie seinen Namen …
Langsam kam ich zurück und mein Zittern wurde heftiger. Die Vorstellung, wie er mich nahm, wurde von mal zu mal stärker. Intensiver.
Kramte ein Taschentuch hervor und wischte die gröbsten Spuren ab. Die Tür wurde aufgerissen und Kilrian stieg ein. Er sah fertig aus. Wie durch den Wind geschossen und Wut macht sich in mir breit.
Was hatte dieser Kerl von einem Präsidenten ihn angetan?
Ich startete den Motor und fuhr von dem Parkplatz den ich seit mehr als, du heilige Mutter Gottes, seit fünf Stunden in Beschlag genommen hatte.
Kilrian war eingeschlafen und als ich die Villa von Kyel erreichte, entschloss ich mich, noch etwas rum zu fahren. Sein Anblick war so lieblich und dennoch bekam ich einen leichten Schock, Als plötzlich seine Stirn in Falten lag, seine Atmung heftiger ging. Sein Mund leicht geöffnet war. Sein Körper unkontrolliert zuckte. Er murmelte “mehr“, … ich riss meine Augen auf, … ich musste mich verhört haben. Ich parkte mitten auf der Straße und starrte ihn an.
Er sah genauso aus, wie in dieser eine Nacht, nur dass seine Augen geschlossen waren.
Meine Erinnerung packte mich. Er wiederholte jede einzelne Silbe. Jedes Wort. Selbst die Tonlage, diese Wärme die mich damals überrannte, war gleich.
“Tom!”
Ich wusste nicht mehr wo ich dran war, ich war verwirrt. Was hatte das zu bedeuten?
Er wurde ruhiger und ich startete wieder das Auto, fuhr los und Kilrian schreckte hoch. Aus den Augenwinkel sah ich, wie er mehr als geschockt neben mir saß, sich mit der Hand über sein Gesicht fuhr und anschließen durch die Haare.
Sein warmer Ausdruck, wich seiner Kälte.
Wie schon vorhin stieg er ohne ein Wort zu sagen aus, ging geradewegs auf die Tür zu, schloss auf und ging rein
Ich selbst war noch immer fassungslos und fuhr nach Hause. Ich sah nichts mehr. Nicht den Weg, den ich fuhr. Keine Ampel, nicht einmal die weihnachtliche Festbeleuchtung in der Stadt. Ich sah nur noch ihn. Neben mir.
Wie beim Autofahren, ohne es wirklich wahrzunehmen, ging ich in die Firma, betätigte den Fahrstuhl, fuhr nach oben, trat raus. Entledigte mich meines Mantels, zog die Schuhe aus und ging schnurstracks in mein Schlafzimmer. Zog mich vollständig aus, registrierte nicht einmal, dass meine Shorts von meiner Selbstbefriedigung voll versaut waren und legte mich ins Bett.
Etwas lag darin und eine Hand strich über meinen Arm. Dies konnte ich jetzt absolut nicht haben. Stand auf, nahm mein Bettzeug und zog auf die Couch.
Minutenlang, stundenlang tat ich kein Auge zu. Dieses Erlebnis hatte mich total eingenommen. Kilrian murmelte im Schlaf meinen Namen. Falsch. Total falsch. Er stöhnte meinen Namen und wie ich deutlich gesehen hatte, war er vollkommen erigiert.
Ich setzte mich auf und starrte einfach weiter vor mich hin.
Noch immer saß ich so da, als Raphael, noch leicht müde, aus dem Schlafzimmer kam und mir einen “Guten Morgen” hinklatschte. Ich nahm ihn nicht wahr und starrte weiter vor mich hin.
Er setzte Kaffee auf, ging duschen, zog sich an, parfümierte sich und trat vor mich hin. Er sprach mit mir, nur bekam ich nicht mit was er sagte.
Ich antwortete ihm, aber ob es zur Frage passte? Da war ich mir nicht sicher.
Immer und immer wieder, vermischte sich der Kilrian der unter mir lag mit dem Kilrian der neben mir im Auto saß und schlief.
“Tommy. Du arbeitest zu viel! Du kannst nicht mehr richtig abschalten.” hörte ich Raphael, aber ob er das gesagt hatte, … keine Ahnung.
Es ist einfach nicht mehr auszuhalten. Kyel beschützt mich wie eine Glucke ihre Kücken. Über jeden Schritt den ich tätige, will er im vorhinein Bescheid wissen. Schickt mir Loris oder Hilal hinterher und außerdem hatten sie mein Telefon in der Praxis angezapft und auch mein Handy. Welches ich natürlich erst sehr viel später erfuhr.
“Ich glaube du hast Wahnvorstellungen! Du kannst doch nicht mein Telefon in der Praxis,…!”
“Es ist zur deiner eigenen Sicherheit und das weißt du ganz genau! Sascha,… ich,…!”
“Ja, verdammt. Dennoch, mir geht es um das Prinzip. Es sind meine Patienten, die mir ihre Sorgen erzählen. Da haben die SPA nicht mitzuhören. Das ist Arztgeheimnis,…!”
“Ich verstehe dich, aber Clancy,…!”
“Clancy, Clancy, wenn er unbedingt mich haben will, dann hält ihn ein abgehörtes Telefon nicht davon ab.”
“Sascha!” Ich hob abwertend die Hände
“Hör auf! Ich will davon nichts mehr hören. Schöne Weihnachten. Echt!” stampfte von Wohnzimmer ins Bad. Ließ Wasser in den Whirlpool ein und tat meinen Lieblingsduft rein.
Ich brauchte jetzt eine Ladung Entspannung, bevor Viviane wieder heim kam. Sie hing an mir, wie der Tau auf einem Grashalm am frühen morgen. Ich liebte sie mit all meinen Sinnen. Auch wenn sie nicht meine richtige Tochter ist, so war sie mein Stern.
Vor einem Jahr kam ihre Mutter zu mir. Ich war gerade mit dem Studium zum Sozialpädagogen fertig und meine Praxis bekam den letzten Anstrich.
Ich bestand darauf, die Räume so persönlich wie möglich zu halten. Die Kinder und Jugendlichen, sollten sich gleich wohl fühlen und nicht der Meinung sein, gleich in eine Klapsmühle abgeschoben zu werden.
Lange hatte ich mit mir selbst gerungen, und mich gefragt, ob es richtig ist diesen Weg einzuschlagen. Aber am Ende war es das Einzige, was ich überhaupt machen wollte. Allein meine eigene Vergangenheit und wie ich von einem Psychologen zum anderen gewandert bin, die Verarbeitungszeit, um das Erlebte zu verkraften, war der Antrieb.
Psychologen gab es viele, nur hatte man einfach nicht das Gefühl, verstanden zu werden. Sie brabbelten ihren einstudierten Kram runter und stopften einen mit Antidepressiva voll. Setzten eine Sitzung nach der anderen an, die absolut nichts brachten und auch die Gruppentherapie, war auch für den Arsch.
Das warme Wasser tat gut und ich ignorierte den Knopf für den Sprudel. Sank unter Wasser, bis das ich vollständig in dem Nass lag und tauchte sogleich wieder auf.
Aus dem Augenwinkel sah ich Kyel, der dabei war, sich zu entkleiden. Sofort und wie immer sprengte alles Blut in eine einzige Region. Selbst nach so vielen Jahren, in denen wir schon ein Paar sind, machte er mich immer wieder neu an. Seine stahlharte Brust, die mir so oft die Sorgen vertrieben hatte. Sein meeresgleiches Aufblitzen in den Augen, wenn er mich sah. Sein süffisantes Lächeln, welches heute noch intensiver zu sein schien, eigentlich seine komplette Erscheinung. Selbst seine leicht ergrauten Schläfen, waren so verdammt sexy.
Ich stieß meinen angehaltenen Atem aus und hörte wie er gluckste. Ja verdammt, spiel nicht mit mir! Ich blickte zu ihm hoch. Versuchte ihn wegen unseres Disputs böse anzufunkeln, was mir aber misslang. Er stieg mit in den Whirlpool und wollte den Knopf betätigen, doch ich hielt in davon ab. Blubbern konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Ich wollte ihn spüren und zwar nur ihn.
“Du bist so verdammt stur!” murrte er.
“Und du einfach nur unverbesserlich.”
Er rutschte näher, packte mich am Arm und zog mich an sich. Unsere Lippen trafen sich. Seine Zunge eroberte meine Mundhöhle. Eine Hand lag in meinem Nacken, die andere hielt mich am Rücken fixiert. Er drückte mich fester an sich und ich spürte seine Härte. Unsere Härten, wie sie sich selbst liebkosten.
“Gott Sascha. Ich will dich nicht verlieren. Noch einmal so einen Wahnsinn stehe ich nicht durch.”
Ich streichelte ihm über sein wunderschönes Gesicht und lächelte.
“Ich weiß und es macht mir selbst Angst. Er ist,… ist immer noch hier drin. Kyel ich… ich… ich habe so eine scheiß Angst.”
“Dann lass mich dir helfen und sei nicht so ein Sturkopf.” Ich suchte wie ausgehungert seinen Mund, als ob ich wieder alles in mich rein zog, küsste ich ihn. Rieb mich an ihm und massierte unser beider Schwänze.
Inzwischen hatte die Hand die auf meinem Rücken lag, meine Spalte erreicht und er massierte mich. Ich schob mich ihm entgegen und forderte mehr. Es war mir nicht genug. Er gab mir nicht das was ich wollte und ich stieß mich von ihm weg. Schaute ihn herausfordernd an und sah wie seine blauen ozeanfantastischen Augen um viele Schattierungen dunkler wurden.
“Fick mich!” flüsterte ich nur und er legte seinen Kopf etwas schief. Seine Mundwinkel zuckten kurz zu diesem typischen süffisanten Lächeln, so gab er mir zu verstehen, dass er damit einverstanden war. Dann veränderte sich sein Ausdruck. Keine Regung kam über ihn und er legte seine Arme auf den Rand der Wanne.
“Wasch dich,… langsam!”
Ich griff seitlich von mir nach dem Duschgel. Tat mir etwas auf die Hand und fing an mich einzuseifen. Langsam, so wie er es gesagt hatte. Hin und wieder blickte ich ihn an, sah seine Augen, wie sie jede Handbewegung von mir verfolgten.
“Du sollst dich waschen und mich nicht anschauen,…!” Kurz grinste ich, doch dann gab ich mich vollständig seinem Befehl hin. Langsam und jede Partie meines Körpers fünfmal berührend. Gewaschen stand ich vor ihm und wartete auf weitere Anweisung. Es wird für mich eine Tortur werden, denn ich will ihn in mir spüren. Jetzt. Kyel wusste es und er würde mich deswegen leiden lassen. Er wird mich ficken, das weiß ich, aber bis dahin muss ich mich ihm total unterordnen. Müssen nicht. Es war mein Wunsch.
“Spül den Schaum aus, steig aus der Wanne und stelle dich neben das Bett.”
Ich tat es und ignorierte die nassen Fußspuren, die ich hinterließ. Kyel wusste, dass ich es nicht leiden konnte, wenn der Parkettboden im Schlafzimmer, das sich gleich neben dem Bad befand, nass wurde.
Kyel ließ sich absichtlich viel Zeit und inzwischen war schon eine ganze Pfütze unter meinen Füßen. Nicht nur das, ich fror.
Endlich kam er aus dem Bad, zu meinem Missfallen, war er vollständig angezogen.
“Nicht anschauen! Es ist schon das zweite Mal, dass ich dich darauf hinweisen muss. Setzte dich auf dem Boden. Verschränke deine Hände hinter deinem Kopf und stelle die Beine einen guten Meter auseinander.”
Scheiße dachte ich nur und doch tat ich es.
“Noch etwas weiter,… ja so ist es gut. Bleib so!” er ging aus meinem Blickfeld und ich hörte, wie er sich am Fenster zu schaffen machte. Ein kalter Luftzug traf mich und ein Zittern durchlief meinen Körper. Er hatte das Fenster geöffnet und da ich noch nackt und zudem noch nass war, hatte es einen viel stärkeren Effekt. Gänsehaut hatte sich auf meinem ganzen Körper gebildet und ich fror noch stärker. Drückte meinen klapperten Mund zu und wartete bis Kyel zurückkam.
Lange dauerte es nicht, bis er wieder erschien und das Fenster schloss, zu mir trat und mit seinen warmen Finger über die Unterseite meines Armes streichelte.
Ich verschloss meinen Mund fest, aber dennoch kam ein Laut aus mir heraus.
“Du bist heute so unartig.” seine Hand die sich unter mein Kinn gelegt hatte drückte meinen Kopf hoch. Jetzt war ich gezwungen ihn anzusehen. Seine Finger streichelten mir über mein Gesicht, zu meiner Nase, über meine Lippen. Hinab zum Hals und weiter zu meinen Nippeln. Kurz umkreist er sie und zwickt rein.
“Gott!” zischte ich und schluckte kräftig. Ich bin jetzt schon am Ende, wie sollte es noch werden?
“Ja sehr unartig!” Er streichelte weiter. Bis zu meinem Nabel und da ich mehr als erregt war, stieß er kurz meinen Schwanz an.
“Deswegen wirst du noch etwas warten müssen!” Tippte auf meine Eichel, ich schloss meine Augen. Plötzlich griff er in meinem Nacken und zerrte mich hoch. Da es überraschend kam, krallte ich mich an ihn. Schnell umgriff er mich und ich hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen.
“Tschuldige!” ich blickte ihn an und lächelte leicht.
“Du verlierst deine Konzentration. Mein kleiner Orkan!” murmelte er und ich leckte mir geschwind über die Lippen.
“Ich habe es gesehen!” murmelte er und plötzlich hielt er inne. “Scheiße…!” entfuhr es ihm.
“Was?”
“Vivi kommt gleich heim,…!”
Na Toll. Dachte ich. Jetzt wo ich es wirklich brauche. So richtig rangenommen zu werden.
“Warum jetzt? Ich dachte, Emily bringt sie erst später.” Er schüttelte mit dem Kopf.
“Nein, sie hatte vorhin angerufen,…!” Herr Gott schimpfte ich innerlich. Aber was soll’s, dann muss es eben schnell gehen. Ich sah, dass Kyel den Kamin entzündet hatte, aber da ich immer noch fror zog ich ihn ins Wohnzimmer. Machte mich an seiner Hose zu schaffen und sank auf die Knie. Er verfolgte mich mit seinen Augen und als ich meine Lippen über ihn stülpte war es mit seiner Konzentration am Ende. Er stieß in meinem Mund, aber als ich seinen ersten Tropfen schmeckte hörte ich wieder auf. Stand auf und ging auf die Couch zu. Beugte mich über die Lehne und Kyel ließ mich nicht lange betteln. Schob meine Beine weiter auseinander und drückte mich weiter über die Lehne. Kurz bearbeitete er mich und drang ein. Es war immer ein Genuss, wenn ich ihn spürte und ließ es ihn hören.
Irgendwann lagen wir auf dem Boden und ich ritt ihn.
Wir waren beide komplett angezogen, als Emily „Hallo“ rief und Kyel sich zu mir umdrehte.
“Du weißt schon, wenn Vivi schläft, dann bist du dran.” Ich grinste ihn an und er lächelte süffisant. Nahm meinen Kopf in seine sanften Hände und küsste mich.
“Dann kannst du aber nicht so laut sein.”
“Das hältst du doch eh nicht durch,…!” flötete ich, doch ich wusste es besser und sein Blick gab mir ein Versprechen. Meine Vorfreude stieg ins Unermessliche.
Leider wollte Vivi es anders und schlief zwischen uns. Ich selbst las noch etwas auf meinem Reader und Kyel arbeitete an seinem Laptop. Wie ein ganz normaler Abend kurz vor dem Einschlafen. Ich legte meinen Reader zur Seite und blickte Kyel an. Er bemerkte meinen Blick und schaute mich an.
“Wenn ich dich nicht kennen würde, wüsste ich nicht, was du von mir willst,… aber,…!” er blickte zu unserer Tochter und streichelte über ihr schlafendes Gesicht.
“Das Babyfon ist bereits unten aufgestellt.” sagte ich nur und nahm meinen Reader wieder zur Hand.
“Unten?…!” ich nickte.
“Gott mein kleiner Orkan. … Unten!” seine Stimme war mehr als rau und ich musste mir ein triumphierendes Schmunzeln unterdrücken.
“Ist das dein Ernst?”
Wieder nickte ich.
“Sascha,…!”
Ich schob meine Decke von mir runter und stand auf.
“Bette Vivi richtig ein. Ich sehe dich dann “Unten”.” nahm den Morgenmantel und zog ihn an.
“Sascha!”
Gott seine Stimme, dieser Ton, ich blieb abrupt stehen.
“Such dir dein Spielzeug selbst raus.” Ich nickte und verließ unsere Wohnung die in der Villa integriert war. Ging Richtung Keller und stieg die Treppen hinab. Auf dem Weg dorthin überlegte ich mir, was ich brauchte, um meiner Angst entgegenzutreten.
Clancy. Seitdem es mir gesagt wurde, dass er aus dem Sicherheitstrakt geflohen war, brodelte die Erinnerung immer wieder in mir auf. Wie er mich immer und immer wieder vergewaltigt hatte und es mir am Ende immer mehr gefiel. Seine Regeln mir aufbürdete dich ich bis heute noch in meinem Blut spüre. Ich die Tortour nur überstanden hatte, indem ich stetig an Kyel dachte. Mir vorstellte, dass er mir die Schmerzen und die Erniedrigungen zufügte.
Fünf Jahre sind seitdem vergangen und immer an meinem Geburtstag überkam mich diese Dunkelheit erneut, bis ich es eines Tages überhaupt nicht mehr aushielt und anfing mich selbst zu quälen. Mir selbst Wäscheklammern an die Brustwarzen und Hoden klemmte. Wachs auf meine Eichel tropfen ließ oder mich mit einem Lineal schlug.
Ich stand vor der Tür und gab den Code ein. Trat in den Raum und betätigte den Lichtschalter. Gedämpftes Licht ging an und das Andreaskreuz stach mir ins Auge. Ich zuckte, als ich die Schläge in der Erinnerung auf mir spürte. Die Strafe, die Clancy als angemessen hielt, weil ich einen Fluchtversuch gestartet hatte.
Ich ging an dem Kreuz vorbei zu einer Wand. Diverse BDSM Dinge die Kyel und ich zusammen ausgesucht hatten, hingen dort. Er hatte mir ihre Bedeutung haargenau erklärte. Mein Blick wanderte zu einer Kommode, auf ihr lag eine Pfauenfeder und ich schmunzelte. Mike hatte einige bei einem Zoobesuch gekauft und mir eine geschenkt. Damit es nicht so auffiel, dass sie eigentlich für Raoul gedacht waren. Jetzt hatte sie für mich und Kyel eine besondere Bedeutung und ich nahm sie in die Hand. Streichelte mir über die Wange und legte sie auf das Nachtkästchen. Ich blickte über das Nachtkästchen zu einigen Knöpfen. Betätigte den ersten und leise ertönte Orchestermusik. Ich weiß bis heute nicht wie sich das Stück nannte und wer es spielte. Es war mir egal, aber die Melodie des Orchesters beruhigte mich, wenn Kyel mir half.
Helfen war gut ausgedrückt. Wir haben viel und oft Sex miteinander, aber diese Art, meistens nur wenn ich seelisch und nervlich am Rande des Abgrundes stand. Und immer war ich es, der es wollte, so wie jetzt.
Neben dem Knopf für die Musik befanden sich noch einige weitere. Ich drückte den dritten und ein Mechanismus wurde aktiviert. Ketten mit Lederschnallen kamen von der Decke runter und als sie in etwa der Höhe meines Kopfes waren ließ ich den Knopf los. Kyel wird sie mir anpassen. Mein Blick wanderte wieder zu der Feder. Und zur Feder gehörte noch ein Gegenstück. Mein Griff ging zu der Reitgerte und zu der geflochtenen Peitsche. Dieses legte ich neben die Feder.
Auf dem gleichen Nachtkästchen stand das Babyfon, das ich anschaltete, anschließend zog ich den Morgenmantel aus, faltete ihn zusammen und legte ihn auf einem Stuhl ab. Das gleiche tat ich mit meinen Shorts.
Die Tür wurde geschlossen und ich brauchte mich nicht umzudrehen. Kyel war da, berührte die Ketten. Sie klirrten.
Seine Hand fuhr über meinen Rücken, sanft und bedacht, als ob er sich alles einprägen wollte, wie es ohne Striemen aussah.
“Bist du soweit!” fragte er mich und küsste meinen Hals. Ich nickte. Er drehte mich zu sich um und hob mein Gesicht an. Seine Augen funkelten und ich versank in diesem Anblick. Unsere Lippen trafen sich. Lange und sanft. Er ließ von mir ab, trat einen Schritt zurück. Ging auf seine Knie und blickte mich sekundenlang an.
“Danke für dein Vertrauen!” murmelte er und stand auf. Ich sah wie hibbelig er war. Es war ihm immer eine Freude, wenn er ab und zu seine dunkle Leidenschaft mit mir ausleben durfte. Aber nicht für lange, dann war er da. Kyel der Master.
Er trat an das Nachtkästchen und begutachtet meine Auswahl.
“Du weißt was ich von dir verlange.”
“Ja!”
“Du kennst das Savewort?”
“Ja!”
“Wie ist das Wort?”
“Dinner!” Keine Ahnung, wie wir darauf kamen, aber wahrscheinlich weil einmal mein Magen ziemlich das Knurren angefangen hatte und Kyel einen Lachkrampf dadurch bekam.
Er trat wieder auf mich zu und griff um meinen Hals. Shit ich hatte vergessen meine Kette abzulegen. Er tat es und das Gleiche mit meinem Ohrring. Sanft fuhren seine Finger über meinen Arm bis hin zu meiner Hand. Kurz betrachtete er meine Finger und streifte meinen Ehering ab.
Er selbst entledigte sich seines Schmuckes und legte alles auf einem Tisch.
So wie ich war, blieb ich stehen. Spürte wie sich Tränen in meine Augen sammelten die ich weg blinzelte. Die Sachen die ich ausgesucht hatte, verursachten nicht nur höllische Schmerzen, sie blieben auch tagelang auf meinem Körper sichtbar.
Er drehte die Orchestermusik etwas lauter und betätigte die an der Decke hängenden Ketten. Ein kurzer Blick dorthin sagte mir, dass er sie weiter auseinander machte. Ich hörte ihn nicht, er hatte keine Schuhe an und er drückte sich an meinen Rücken. Umgriff meinen Oberkörper und ließ sanft seine Finger über mich gleiten. Wie automatisch drückte ich meinen Kopf gegen ihn. Doch er drückte ihn weg.
“Sascha keinen eigenen Körperkontakt.” flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte, als es mir wieder bewusst wurde. Stimmt! Es war mein Wunsch. Ich wollte es. Kyel würde mich nie aus eigener Initiative so behandeln und ich nickte zur Bestätigung.
Er streichelte mich weiter. Suchte und fand all meine Zonen. Fest presste ich die Lippen aufeinander. Ohne seine Erlaubnis durfte ich keinen Ton von mir geben. Es war schwer, sehr schwer, da ich sonst meine Geilheit laut auslebte. Nur heute nicht.
Er trat vor mich und hob mein Gesicht an, suchte meine Lippen. Biss rein und leckte darüber. Ich war gewillt meinen Mund zu öffnen um ihn rein zu lassen. Ein unterdrücktes Keuchen entrann meiner Kehle, das sich aber im Innenraum meines Mundes abschwächte. Ich atmete Stoßweise durch meine Nase, so dass sich die Flügel hoben und senkten.
Er nahm meine Hand und führte mich langsam zu den Ketten. Streichelte zuerst über meinen rechten Arm und über mein Handgelenk. So zeigte er mir, dass er anfing mich anzuketten. Nahm ihn hoch und küsste jeden einzelnen Finger. Er ließ mir Zeit. Immer abwartend wie meine Reaktion war.
Meine Reaktion war beachtlich und ich hatte das Gefühl allmählich zu zerreißen. Er kettete mich an. Dann vollführte er das Gleiche mit meinem linken Arm. Jetzt war ich fixiert und nur noch ein einziges Wort konnte mich retten. Bis jetzt musste ich “Dinner” noch kein einziges Mal aussprechen und ich werde es auch dieses Mal nicht über meine Lippen lassen.
Er trat wieder einen Schritt zurück und begutachtet meine Haltung.
“Du bist wunderschön!” raunte er und unsere Blicke trafen sich. Ich schmunzelte, schluckte kräftig, holte durch den Mund noch einmal tief Luft.
“Du auch. - ich liebe dich!”
Er lächelte mich an trat auf mich zu. Zog meinen Kopf in den Nacken und sein Kuss übertraf alles. Wir konnten nicht anders, unsere Zungen berührten sich stürmisch. Ein Kampf den keiner gewinnen oder verlieren wollte.
Er riss sich von mir los, trat an die Reihe mit den Knöpfen und betätigte den für die Ketten. Es zog meine Arme nach oben, soweit bis sie mehr als ausgestreckt über meinen Kopf waren. Ich hingegen hatte die Ketten umgriffen und ignorierten den Dehnungsschmerz.
Ich spürte seine Finger auf meinen Rücken. Er fuhr die Stelle ab, die er sich als erstes vornahm. Danach streichelte er mit der Feder darüber. Einmal und ich stellte mich auf den ersten Schlag ein. Er kam gleich drauf. Zischend zog ich die Luft ein. Aber es kam kein Ton über meine Lippen.
Ich konnte Vergleiche aufstellen wie ich wollte. Clancy schaffte es nicht den Unterschied zwischen erregend und bestrafen herzustellen.
Kyel hatte es mir breit erklärt. Aber auch erst nachdem ich ihn dermaßen mit meinen Fragen gelöchert hatte. Es gibt einen Unterschied. Einen so großen, das es schon mehr als verwerflich und schädlich war, wie Clancy es gehandhabt hatte.
Bei solch einer Session müssen beide Parteien, sich vollkommen vertrauen. Der Sub legt seinen Körper und seine Seele vollkommen in die Hände des Masters. Der Master darf niemals die Kontrolle über sich selbst und die über seinen Sub verlieren. Schläge müssen gezielt und vorher angemeldet werden. Die Haut darf nicht verletzt werden. Der Master nimmt sich die Freiheit, anal oder oral seinen Sub zu befriedigen. Der Master hat sich immer zu erkunden, wie es dem Sub geht. Im eigentlichen Sinne ist der Master der Sklave und muss immer bedenken, das alles was er tut nur mit Einwilligung des Subs geschieht.
Eine Bestrafung gibt es bei solch einer Session nicht. Es ist nur ein Bestandteil dieses Spieles, welches mit vielen komplizierten Regeln aufgestellt worden war.
Wieder spürte ich die Feder, auf meinen Schulterblättern. Zwei!
Gleich drauf folgten gezielt die Schläge. Nicht stark, dennoch überzeugte es meinen Körper. Ich keuchte auf.
Kyel schob die Gerte zwischen meinen Beinen und wies mir an sie weiter auseinander zu stellen. Er führte sie zurück und streichelte damit meinen Hintern. Ich spannte meine Backen an und schon traf mich die Gerte. Erst jetzt fühlte ich die Sanftheit der Feder, die er über die geschlagene Stelle führte.
Ein paar mal wiederholte er seine Vorgehensweise und jedes Mal wurde ich lauter. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich wünschte mir, Kyel würde endlich anfangen mich richtig zu bearbeiten. Ich wollte seinen Mund spüren oder seine Hand. Ich lechzte nach seiner Berührung.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit der Geflochtenen vor mich hintrat.
“Schau mich an!” seine Stimme ging mir runter wie Öl und ich tropfte. Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an, so wie er es gesagt hatte. Mir blieb seine Erektion nicht verborgen und ich leckte mir über die Lippen. Kyel verstand meine Andeutung.
“Du willst mir einen blasen?”
Ich nickte.
“Gut. - Ich werde dich jetzt noch dreimal mit der Geflochtenen schlagen. Dann lasse ich die Kette runter und du gehst auf deine Knie. Deine Hände bleiben auf deinen Oberschenkel liegen und du wirst dich nicht bewegen.”
Wieder nickte ich und er ging auf Abstand.
“Rechte Brust!” auch wenn er es angesagt hatte, traf mich der Schmerz mit ganzer Wucht. Ich schrie auf. Ich schluckte kräftig. Clancy schob sich in den Vordergrund. Seine grauen starren Augen, sein durch Wahnsinn verzehrtes Gesicht und die Schläge, die in meiner Erinnerung auftauchten.
“Bauch!” wieder… “Sascha konzentriere dich…!”
“Geht nicht,…!” keuchte ich und er schmiss die Peitsche weg. Trat auf mich zu und wischten mit seinen Finger meine Tränen weg. Ich hatte es nicht mitbekommen, das ich weinte.
“Alles in Ordnung!”
“Tschuldige, ich bin nur etwas überwältigt.”
Er nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich sanft. Langsam befreite er mich von der Kette und ich sank in seine Arme.
Allmählich beruhigte ich mich wieder und meine Leidenschaft, meine Liebe zu Kyel übernahm die Oberhand.
Wo würde ich heute sein, wenn ich ihn nicht getroffen hätte. Mein Herz, meine Seele, mein Leben mit dieser Frage schlief ich in seinen Armen ein.
Ein Gefühl aus meiner Vergangenheit riss mich aus dem Schlaf. Es dauerte wenige Sekunden, bis ich begriff, wo ich mich befand.
In Toms Auto. Sein Duft umschloss den ganzen Wageninnenraum. Mich. Mein Herz.
Hatte mich in Besitz genommen. Mein Innerstes gefangen genommen. Er nahm mich, berührte mich, klaut alles von mir. Ich bin ihm hoffnungslos ausgeliefert.
Raus. Fahr schneller. Betete ich. Ich wusste nicht, ob ich mich noch lange zurückhalten konnte. Mein Verlangen nach ihm wuchs in jeder Minute. Jetzt mehr, schlimmer.
Verdammter Kyel. Wie konnte er mir dies nur antun. Ich musste von ihm weg.
Die Villa vor uns, noch bevor der Wagen richtig hielt, stieg ich bereits aus. Schlug die Tür zu.
Ich ging in die Villa und hörte wie er davonfuhr. Langsam beruhigte ich mich wieder. Fluchte aber im Stillen weiter vor mich hin, obwohl ich eigentlich schreien wollte. Schreien, brüllen und irgendetwas zerschmettern.
Ich steigerte mich da rein, von meiner Gelassenheit war nichts mehr übrig. Meine Raserei nahm zu. Wut, Verzweiflung und Hass. Ja Hass, gegen mich selbst. Gegen meinen Körper, der ihn wollte.
Duschen. Ich musste duschen. Tom saß neben mir, wusste wo ich war. Was ich getan habe und mit wem.
Ekel machte sich in mir breit. Ich muss mich duschen. Den Gestank des Sexes abwaschen,… Ich fühle mich schmutzig, dreckig. In seiner Gegenwart noch mehr. Es war nicht mehr zum aushalten.
Ging in mein Zimmer. Ließ meine Klamotten achtlos fallen und stieg unter die Dusche. Mein Hintern brannte, war nichts Neues. War es schon gewohnt. Fast jede Nacht hatte ich einen Schwanz drinnen. Gott ich bin eine Hure. Die Männer konnte ich nicht mehr zählen, es waren zu viele.
Das warme Wasser tat gut, so spürte ich nicht, wie Tränen meine Wangen runter liefen. Aber ich wusste, warum ich weinte. Tom! Er ist so nah und so doch so weit entfernt. Ich bräuchte nur meinen Arm ausstrecken, um nur einen kleinen Fetzen von ihm zu spüren zu bekommen. Ich tat es nicht. War zu feige, zu stolz.
Zeth gewinnt immer die Oberhand. Der die Schmerzen und Erniedrigungen ertrug und so mich schützte. Ich mich so schützte. Mein Innerstes, welches jetzt mehr als empfindlich war.
Nahm Duschgel in die Hand und fing an mich einzuseifen. Plötzlich keuchte ich. Mein Körper reagierte auf meine Hand. Wollte die Erinnerungen heraufbeschwören. Ich konnte es nicht abwehren und ergab mich, ergab mich mir selbst.
Der Orgasmus kam stark, heftig, aber nicht heftig genug. Meine Muskeln verspannten sich. Alles verkrampfte sich. Ich verfluchte meinen Körper, der nur einen wollte.
Ich muss dem entgegenwirken. Ich muss von ihm weg. Ihn jeden Tag zu sehen, brachte mich um den Verstand.
Ich sollte ins Bett gehen, konnte aber nicht. War zu aufgekratzt. Musste mich körperlich betätigen, mich abreagieren. Was hilft besser als schwimmen zu gehen. Schwimmen?! Ich komme auf die dümmsten Ideen. Welches Schwimmbad hat um diese Zeit noch geöffnet. Wäre ich daheim, wäre es kein Problem. Ich besaß ein Schwimmbad, wenn auch nur ein kleines.
Verdrossen und mit noch etwas schmerzenden Beinen wollte ich ins Bett gehen.
Moment, hatte Sascha nicht erwähnt, dass die Villa ein Schwimmbad besaß? Hielt in meiner Bewegung inne und bückte mich zu dem achtlos auf dem Boden liegenden Handtuch. Schlug es um meine Hüfte und ging.
Wahrscheinlich im Keller, dachte ich mir und fand auch sogleich die Treppe. Das Licht war angeschaltet. Ich dachte mir nichts dabei. Vielleicht hatte es jemand vergessen auszuschalten. Ging weiter. Herrgott hat der Kellerflur viele Türen. Schlimmer noch wie in einem Labyrinth. Und war wahnsinnig klasse ausgebaut worden. Man könnte fast meinen, hier wären weitere Gästezimmer oder Wohnungen. Ich betätigte bei einer den Knauf, sie war abgeschlossen. So arbeitete ich mich weiter. Ein Schmunzeln entkam mir, als ich an Sam dachte. Er würde in null Komma nichts das Schwimmbad finden. Allein schon, wenn er auf der Treppe stand. Sein photographisches Gedächtnis und seine 3D Vorstellungskraft ist bemerkenswert.
Die meisten Türen waren abgeschlossen, andere wiederum nicht. Und bei jeder Tür die sich öffnete bewunderte ich den Innenarchitekt mehr. Es waren wirklich einige Räume als Gästezimmer umfunktioniert worden. Im ganzen Keller war es besonders warm. Nicht kalt, wie man es von einem Keller erwartet hätte.
Seine Heizkosten will ich nicht wissen und öffnete die nächste Tür.
--- --- --- Wa?
--- --- --- --- Was i… weiter kam ich nicht, denn das Knallen der Peitsche durchfuhr in Sekundenbruchteil meinen ganzen Körper. Durch mein Gehirn in meine Eingeweide.
Der darauf folgende keuchende Schrei ließ mich erstarren.
Die Rückseite des Mannes erkannte ich. Auch dass er mehr als erregt war. Das Zucken seines Hinterns war nur zu deutlich. Aber wen peitschte er aus? Kyel ging einen Schritt zurück und ich hatte die Antwort.
“Nein!” murmelte ich und starrte in das tränenüberströmte Gesicht. Seine Augen waren glasig. Er war nicht da,… - Wieder das Knallen der Peitsche und ich erschrak. Ging, nein stolperte einen Schritt zurück. Fasste mich sogleich wieder und hielt die Tür auf, damit sie nicht knallend in das Schloss viel.
Solche Sexpraktiken hatte ich schon zur Genüge gesehen, selbst erlebt. Deswegen war es für mich eigentlich nichts Neues. Nur,… nur und das konnte ich nicht verstehen ..., - wie in Trance ging ich einen Schritt nach dem anderen und irgendwann fand ich schließlich auch das Schwimmbad. Aber das gerade Gesehene, konnte und wollte ich nicht verstehen.
Ich meine, damals unter den Fittichen von First war es an der Tagesordnung. Jetzt wäre es gegen meine Regel, aber er,… Freiwillig,… wie,…
Verdammte Scheiße! Sascha ist ein Sub?!
Das Handtuch welches sich um meine Hüfte befand ließ ich achtlos fallen und stieg grübelnd ins Wasser.
Er hatte nie etwas davon erwähnt. Na ja! Wie sollte er auch. Es ist sein Sex und wie er ihn auslebt ist alleine seine Sache. Dennoch war das ein Schlag für mein Weltbild. Sascha. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet. Sex - Blümchensex meinetwegen, aber Hardcore? BDSM-Fetisch? Anketten und Auspeitschen. Gerechnet? Ich damit? Nie! Sascha? Der immer lachende und grinsende Sascha? Ein Sub?
Ich schwamm ein paar Züge.
Wir hatten uns versprochen, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben würden und wieder traf mich der Schlag.
Ich selbst verheimlichte ihn etwas. Zwei Sachen um genau zu sein. Als Erstes, das ich schwul bin. Ich habe es ihm nicht gesagt, selbst nachdem er mir seine Homosexualität eröffnet hatte. Er denkt immer noch, ich sei Hetero und als Zweites. Zeth.
Ich tauchte unter und schwamm unter Wasser bis mir die Luft ausging.
Wir beide lebten mit Geheimnissen, die mehr als nur intim waren, so intim, dass selbst Freunde davon nichts wissen sollten, … ich fühlte mich schlecht.
Ich hatte das Geheimnis, vielleicht DAS Geheimnis, von Sascha herausgefunden, wenn auch unfreiwillig und damit konnte ich nicht umgehen.
Ich war mir sicher, dass mich dieses Bild immer und immer wieder verfolgen würde, immer wenn die Beiden vor mir standen. Mit mir redeten.
Ich setzte mich auf den Beckenrand und starrte noch eine Zeitlang vor mich hin. Das Schwimmen tat mir gut, auch wenn ich damit eigentlich einen ganz anderen Geist vertreiben wollte. Tom.
Ich stand auf und schlang das Handtuch wieder um meine Hüfte. Ich wusste nicht, ob die Beiden bereits fertig waren und ihnen über den Weg laufen, nackt wollte ich nun wirklich nicht.
Völlig geschafft ließ ich mich auf das Bett fallen und erst jetzt registrierte ich, dass ich in einem Bett schlief. Keine Couch, wie in den letzten eineinhalb Jahren. Ein richtiges Bett, aber mehr bekam ich nicht mit.
Jemand klopfte, aber ich ignorierte es. Es klopfte wieder, aber ich wehrte mich dagegen. Es war gemütlich und warm und ich fühlte mich entspannt, wie schon lange nicht mehr.
Jemand rüttelte mich und ich hörte meinen Namen. Langsam schlug ich die Augen auf und blickte in leuchtende grünlichbraune Augen. In ein verschmitztes Gesicht.
“Sag mal, willst du deinen Lehrgang verpennen? Es ist schon kurz vor halb Zehn.” Erst durch die Stimme erkannte ich, dass es Sascha war. Und ja,… stimmt ich war in Amerika. Ruckartig setzte ich mich auf und starrte ihn an.
“Sascha!” er nickte.
“Ja, wer denn sonst? Langsam glaube ich, ich bin nicht nur der Vater für Viviane, sondern für alle, die heute der Meinung sind, verschlafen zu müssen.” Er schnaufte und ließ sich auf das Bett plumpsen. Ich vernahm Kyels Stimme die nach Sascha rief.
“Hier!” erwiderte der Gerufene und es dauerte nicht lange bis Kyel durch die Tür kam. Er fummelte an seiner Krawatte. Stieß ein gehetztes “Guten Morgen” aus. Beugte sich zu Sascha und küsste ihn. Weg war er und Sascha seufzte schüttelte den Kopf.
“Ach Kyel!”
“Ja!”
“Vergiss Vivi nicht.” Ein Kopf erschien.
“Was ist mit Vivi?”
“Du musst Vivi noch zu Emily fahren. Du weißt doch, dass heute Babyschwimmen ist. Und die Patin wäre sonst stocksauer.”
“Wie soll ich das denn noch schaffen? Mein Gott, ich bin spät dran. Sascha könntest du nicht…?”
“Nein. Heute bist du dran…!”
Ähm ja! Ja. Ähm. Gut. Ok. Also mehr viel mir nicht ein. Dieser Schlagabtausch ist so ganz… ganz… ich mein… und mein Blick wanderte zu Sascha und blieb an ihm haften. Nicht gut für einen Sub.
Sascha stand auf und ging auf Kyel zu.
“Nein Kyel. Du weißt, dass ich keine Zeit mehr habe. Ich muss ins Krankenhaus. Ich wurde angerufen, weil ein Mädchen mit Blessuren eingeliefert wurde.”
“Aber ich habe ein Meeting…!”
“Ja und... Heute bist du dran…!”
“Oh Mist! Ich kann es mir nicht leisten zu spät zu kommen.”
Sascha erwidert nichts drauf und gab Kyel, der Viviane auf dem Arm hatte, noch einen Abschiedskuss. Auch wenn ich es nicht wollte, aber ich war gezwungen dies mitzuerleben. Mein Gästezimmer lag ziemlich nah an der Eingangstür und nebenan war die Garderobe. Außerdem war die Tür offen. Aber, vor allem verstand ich einiges davon nicht.
Als Kyel die Villa verlassen hatte, schneite Sascha rein.
“Tom wird gleich da sein.” jodelte er und ging. Er war so fröhlich, ausgelassen...
Noch einmal holte mich das Gesehene von letzter Nacht ein. Sascha angekettet. Mit glasigen Blick. Keuchte erregt, als die Peitsche auf seinen Körper niedergesaust war.
Ich weiß von früher das Kyel ein Dom ist. Er es liebt Menschen Schmerzen zuzufügen. Ich von ihm erfahren hatte, dass er sich einen Sklaven gehalten hatte. Dieser ihm aber nie so erfreut hatte, wie ich es tat. Und jetzt erfuhr ich, dass Sascha sein Sub ist. Sich aber nicht so verhält und sie dazu noch verheiratet sind.
Sind die wirklich verheiratet, oder waren die Flitterwochen letztes Jahr nur eine Show, damit keiner mitbekommt, was in Wirklichkeit ablief.
Aber warum ist dann eine Tochter da? Ich mein Sascha und Kyel haben sie adoptiert und dies passt überhaupt nicht zu solch einem Lebensstil. Ich ließ mich zurückfallen und starrte noch einige Sekunden die Decke an.
Oder ist es einfach nur eine Sexfantasie, die die beiden ausleben.
Ahhh Kilrian, dass geht dich doch nichts an und doch. Ich muss es einfach wissen, zumal ich ihm etwas voraus habe und zwar das Wissen über sein Sexleben.
Grübeln brachte mir nichts.
Ich stand auf, denn nun war ich wirklich sehr spät dran. Nur kurz ins Badezimmer, ein Blick in den Spiegel, die Haare schnell ordentlich durcheinander gebracht, mit der Zahnbürste im Mund rum geschrubbt und noch schnell einen Kaffee.
Ich trat in die Küche und sah ihn. Schock. Er sah so…, so scheiße gut aus. Alles stürzte wieder über mich herein und die paar Stunden Ruhe waren hin.
Sascha lachte über irgendetwas und verließ uns mit den Worten. “Ihr kennt euch aus?” und “Dein Kaffee steht schon auf dem Tisch.” Weg war er. Und ich war mit ihm alleine.
“Hast du irgendwelche Treffen,… heute Nacht…?” kam es aus seinem Mund, doch er sah mich nicht an, sondern starrte seine Tasse an.
“Das wird Kyel dir schon sagen.”
Er keuchte und trank einen Schluck. Mein Blick, auch wenn ich es nicht wollte, blieb an seinem Adamsapfel hängen. Gott, da jetzt reinbeißen!
Was dachte ich da?
“Es ist ja nicht so, dass ich kein Privatleben habe.” er stand auf und stellte seine Tasse in die Spülmaschine. Nahm seine Jacke vom Stuhl und zog sie an. Ich selbst stand mit meiner noch vollen Tasse Kaffee da und fragte mich, wo meine Schlagfertigkeit geblieben war. In seiner Nähe, vergaß ich alles. Sogar mich selbst. Es ist, als ob er mein tiefstes Inneres hervorholte, sich daran ergötzte und im nächsten Moment wieder zurück stopfte. Kurz schloss ich meine Augen.
Scheiße, wer bin ich denn? Ich lasse mich von Kyel herumkommandieren. Er ebenfalls. Ok, er ist Kyels Angestellter, aber ich nicht.
Ich zückte mein Handy und war dabei mir ein Taxi zu bestellen, als Tom mir das Handy aus der Hand riss.
“Das wirst du bleiben lassen.” zischte er und polterte ins Handy, “Verwählt, sorry!” und gab es mir zurück. Ich sah nur noch wie das Display erlosch und dann starrte ich ihn an.
“Was soll das?”
“Ich bin dein Fahrer,…!”
“Habe ich nie darum gebeten.”
Er grinste herablassend. “Schon klar.”
“Ich werde mir jetzt ein Taxi rufen, damit das klar ist.”
Er trat auf mich zu. “Und wenn du das machst, wirst du im nächsten Moment auf dem Boden liegen. Du hast verdammt noch mal keine Ahnung. Wie scheiß wichtig es für Kyel ist.”
“Was interessiert es mich, was für Kyel wichtig ist oder nicht.” Seinen Blick ignorierte ich aber seine zuckenden Lippen, waren die Hölle.
“Ich will hier nur den beschissenen Lehrgang hinter mich bringen, damit ich endlich das Zertifikat in den Händen halte. Alles andere ist mir scheißegal. Niemand aber auch wirklich niemand, kommt mir dazwischen.” Ich wollte aus der Küche rausgehen, als ich einen festen Griff um meinen Arm spürte.
Das Wissen, das es Toms Hand war, reichte aus um mich zurückzuhalten. Ich schüttelte innerlich den Kopf und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Er hielt mich mit einer Kraft die ich ihm nie zugetraut hätte. Langsam drehte ich mich zu ihm um.
“Lass. Mich. Los.”
“Werde ich nicht und du wirst dich brav in das Auto setzen.”
“Du hast mir nichts zu sagen,…!” zischte ich, obwohl ich nach seinen Lippen lechzte. Er war so geil. Er sah so fantastisch aus, wenn er wütend war. Nur 50 cm. Gerade mal ein halber Meter. Mehr war es nicht,… Mein Atem ging stoßweise. Ich wusste, dass es ein Fehler sei, aber ich konnte nicht anders. Ich musste ihm schmecken. Seine Zunge spüren und seine Lippen liebkosen,… Wir starrten uns nur gegenseitig an.
“Doch hat er,…!” Wir zuckten beide vor Schreck zusammen und ich sah das Zweiergespann. Loris und Anthony, die sich in der Küche breit gemacht hatten.
“Ach übrigens, Kilrian, dein Lehrgang wurde auf morgen verlegt.” Hää!!! “Glaube ich nicht.”
“Doch es wurde eine Unwetterwarnung ausgesprochen. Außerdem herrschte überall Glatteis. Sascha hat schon einen Auffahrunfall hinter sich und Kyel steckt unten an der Ampel fest. - Bis die daheim sind, haben wir noch genügend Zeit…”
Erst jetzt endlich konnte ich mich von Tom losreißen und zog meinen Parker aus. Na dann soviel dazu! Hoffentlich wird der Lehrgang noch anerkannt.
Loris kam auf mich zu und reichte mir einen frischen Kaffee. Dankend nahm ich ihn entgegen und ließ mich auf einen Stuhl sinken.
Anthony unterhielt sich mit Tom und Loris tippte auf seinem Handy herum. Ich versank in meine eigenen Gedanken, die ausnahmsweise mal nichts mit Tom zu tun hatten. Nebenbei blickte ich auf die Uhr und überlegte, wie spät es wohl in Deutschland jetzt sein wird. Früher Nachmittag, wenn ich mich nicht irre. Ich könnte mal anrufen und nach den Rechten fragen.
Ich war schon dabei meine Handys aus der Tasche zu nehmen, als Tom sich mir gegenüber setzte und Anthony herzhaft in ein Brötchen biss.
Mit vollem Mund fing er zu Sprechen an.
“Es ist eigentlich ganz gut, dass das Unwetter jetzt herrscht. Hilal ist bei Sascha und die beiden warten auf die Polizisten. Kyel ist jetzt auf dem Weg zu Sascha. Wir haben also Zeit.”
Ich fühlte mich nicht angesprochen und doch gefiel mir sein Blick nicht.
“Hast du den Sender noch bei dir?” Schock was? Was für einen Sender?
“Weiß nicht was du meinst!” Loris kicherte und meinte etwas wie,… “Scheiße, so durchgefickt will ich auf mal werden.” Ich blickte ihn an und er tat so als ob er vom Stuhl rutschen würde. Tom atmete tief durch und ein dunkles Aufblitzen huschte über seine Augen.
“Den Sender, den wir dir gestern Abend gegeben haben.” Ah jetzt erinnere ich mich wieder. Loris und der andere Typ, die urplötzlich in mein Zimmer erschienen waren, irgendetwas über Sascha und ich wäre für ihn eine Gefahr, dahergelabert hatten.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
“Stimmt, Ihr seid mir noch einer Erklärung schuldig, warum ich eine “Gefahr” für Sascha sein sollte.” Anthony nickte.
“Du selbst vielleicht nicht. Aber dein Doppelleben.” ich blickte ihn fragend an.
“Nun, bis jetzt habe ich versucht, wenige, wenn gar keine in meinem Umkreis da mit reinzuziehen.” ich nippte wieder an meinem Kaffee.
“Ist uns bewusst. Kilrian wir möchten mit offenen Karten spielen, weil Sascha dich sehr gut leiden kann.” er grinste kurz . “Ok, Sascha schließt jeden sofort ins Herz.” Jetzt nickten Tom und Loris synchron.
“Na dann schießt endlich mal los. Immerhin wollt ihr mir was erzählen noch bevor die beiden wieder da sind.” Anthony blickte sich noch einmal in der Runde um, so als ob er auf eine stumme Frage eine Antwort bekommen möchte.
“Also gut. Vor fünf Jahren,… - Sascha machte gerade die Phase des Outings durch.” fing er an und Loris stand auf und schenkte jedem Kaffee nach.
“-… nun Mobbing in der Schule…” ist normal, wenn man es öffentlich outet und es mit homophoben zu tun hat.
“-… der Kerl, dessen Namen Sascha damals nicht wusste,…- gab sich als sein Gebieter aus.”
Mir schoss sofort Kyel in den Sinn. Sicher war ich mir nach einiger Zeit dann aber nicht mehr, denn Loris fing an zu fluchen. Diese Schimpfwörter würde selbst ich nicht in den Mund nehmen.
„... war sein Lehrer. Nigel Clancy ist sein Name und genau dieser ist vor kurzem aus dem Hochsicherheitstrakt ausgebrochen.
Anthony hielt kurz mit seinem Erzählen inne und nahm ein Schluck Kaffee. Mit der Zeit bröckelte meine Abwehrhaltung. Sorge und meine Erinnerungen daran, wie mein Körper selbst missbraucht wurde. Wie ich selbst bei solchen Spielchen den Sklaven spielen musste.
Und viele Erinnerungen stapelten sich in meinem Gehirn aufeinander als ob sie nur darauf warteten nach der Reihe verarbeitet zu werden.
Wörter wie “Lehrer, entführt, Master, Vergewaltigung,…” und vieles mehr.
“Sa,… Sascha wurde entführt ? Von seinem Lehrer,…” murmelte ich die gerade gedachten Wörter, die mit ihrer Verarbeitung fertig waren und die nächsten warteten bereits in den Startlöchern .
Wie in Trance, wie wenn man etwas nicht versteht, wenn was unbegreiflich ist, wenn etwas eingeschlagen hat, woran man nie im Leben geglaubt hätte, dass es passieren würde. Geschieht gerade in diesem Moment. Ich hörte den Knall. Das Zerplatzen der Seifenblase. Jetzt verstand ich auch die letzte Nacht. Sein Empfinden wurde so umgepolt, dass er es brauchte. Nicht wegen dem Sex selbst, sondern wegen der Verarbeitung. Ich stand auf und schenkte mir einen frischen Kaffee ein.
„Aber was ich nicht verstehe, warum macht ihr um mich so ein Tara? Was habe ich damit zu tun?“
„Nun, es ist vielleicht etwas sehr weit hergeholt, aber unsere einzige Chance. Du sollst dich sooft mit Tom in der Öffentlichkeit zeigen, dass Clancy auf dich neugierig wird. Das er in dich, also in Zeth eine Option sieht... nun wie soll ich es sagen? Du und Sascha seit befreundet... Clancy kennt Sascha und er weiß wie Sascha tickt... er kennt uns und Kyel. Mit uns wird er sich nicht abgeben. Er braucht jemand, der mit Sascha befreundet ist und der leicht zu manipulieren ist. Und da du Geld für Sex nimmst. Bist du in seinen Augen minderwertig ohne Charakter.
Drei Augenpaare verfolgten mich und ein weiterer Gedanke drang unaufhörlich in mir hoch. Ich drehte mich zu ihnen um.
“Ihr glaubt, Clancy will Sascha wieder entführen. - . Kyel ist nicht um meine Sicherheit besorgt,…” zwei schüttelten mit dem Kopf.
“Er benutzt mich,… nein er benutzt Tom und mich,… um ihn aus der Reserve zu locken,…” Sie blickten sich gegenseitig an.
Anthony nickte und Tom zog scharf seine Luft ein. Tom hatte es auch nicht gewusst.
“Deswegen dieser unmögliche Anruf, dass ich jemanden verführen soll.” Ich setzte mich wieder hin und versank in meinen eigenen Gedanken.
“Kilrian, ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll, aber Kyel meinte es nicht böse,… er liebt Sascha über alles.” Ich winkte ab und schaute Anthony in die Augen.
“Ich habe in meinem Leben schon viel erlebt und im Gegensatz zu Sascha, hatte ich niemand, der mir, meine Sorgen abnahm,…”
“Was willst du damit sagen?” warf Loris ein.
“Nichts! Anthony ich verstehe Kyel, dennoch werde ich mit Sascha selbst darüber reden.”
“Gott, wenn Sascha erfährt, dass Kyel dich als,… Lockvogel… hernimmt. Zerreißt Sascha ihn in der Luft!” Och,... dies würde ich gerne mal sehen, ich schmunzelte.
“Keine Sorge,… ich bin ihm eh noch eine Erklärung schuldig.”
Loris Haltung änderte sich und er griff sich an sein Ohr.
“Sie sind da.”
Na toll, so wie die Nacht geendet hat, so fing der Tag an. Chaotisch.
Ich hörte, wie Sascha und Kyel kamen. Sascha war ganz außer sich und Kyel versucht ihn zu beruhigen.
“… dieser Idiot, ist tatsächlich der Meinung, ich sei schuld? Wer ist denn wem hinten drauf gefahren?”
“… die Polizei wird sich schon darum kümmern,…”
“Gib mir Vivi,…” mehr hörte ich nicht. Sascha ging an der Küche vorbei zu seinem und Kyels Räumen.
Kyel kam kopfschüttelnd in die Küche. Ein Handy am Ohr und seine Antworten sowie Anweisungen waren kurz und bündig. Er legte auf und blickte in der Runde um.
“Wenigstens ward ihr intelligenter als die halbe Stadt da draußen.” Sein erster Weg war an die Kaffeemaschine und ich bewunderte das Ding, dass es bis jetzt noch nicht den Geist aufgegeben hatte. Wenn tagtäglich so ein Auflauf hier ist, wäre es kein Wunder gewesen. Schlimmer, wie in meinem Hotel und ich habe am Tag mit vielen Menschen zu tun. Mit Touristen, mit Angestellten, mit Gästen,… usw.
Er ließ sich auf seinen Stuhl nieder und rieb sich seine Stirn. Er wandte sich zu Tom und gab ihn neue Anweisungen. Ich war in meinen Gedanken, dass ich dies nicht mitbekam, nur wie Tom aufstand und in der Küche mit einem Handy in der Hand rum lief.
Mir wurde es zu dumm und ich ging in mein Zimmer.
Ich legte mich auf das Bett und nach wenigen Sekunden war ich eingeschlafen. Ich konnte es nicht fassen, wie müde ich zurzeit war. Waren es noch die Nachwirkungen des Jetlags oder holt sich mein Körper einfach sein Recht.
In den letzten eineinhalb Jahren hatte ich am Tag, wenn es hoch kam maximal zwei bis drei Stunden geschlafen. Mein Vater machte mir zu schaffen und mein Nebenjob, der immer mehr Einsatz verlangte ging mir ziemlich an die Substanz.
Dennoch dieser Blick, abweisen und sogleich verlangend. Wie er mich festhielt, am Arm,… ich schreckte hoch. Jetzt verfolgte mich Tom nicht mehr nur in meinen Träumen, sondern auch, wenn ich einen Schritt aus diesem Zimmer tätigen würde. Er war da, immer. Immer in der Nähe seines Chefs. Wie eine Klette, Zecke, man könnte fast meinen, er sei sein Bodyguard. Ein Schatten, den du nicht siehst und der erst im letzten Moment in Erscheinung tritt.
Gott der Typ macht mich fertig und mein Verlangen nach ihm, stieg stetig an.
Ich bemerkte, dass ich in meinen Klamotten geschlafen hatte und hievte mich aus dem Bett. Ging unter die Dusche und rasierte mich. Zwei dunkle Augen sahen mich herausfordernd an.
“Na, da bist du ja. Bereit für den Tag? Ein Tag des Nichtstun.”
Der Tag verlief ruhig. Kyel fuhr dann doch noch in die Firma. Tom hatte ihn wahrscheinlich begleitet, denn er war nicht da. Obwohl ich froh war ihm nicht wieder gegenüber zu treten, fehlte er mir. Wie schizophren kann ein Mensch nur sein. War er da wäre ich am liebsten geflüchtet und wenn er nicht da war …
Anthony und seine Freunde, die mir Saschas Vergangenheit anvertraut hatten, waren ebenfalls ausgeflogen.
Ich fand Sascha im Wohnzimmer, wie er telefonierte. Vernahm Fetzen von, -… sind Sie sicher, dass es von einer Vergewaltigung herrührt? … - ruhig stellen,… - wenn das Wetter sich bessert, er heute auf jeden Fall nach dem Mädchen sieht,… usw.
Ich musterte ihn. Seine dunklen Haare standen zu allen Seiten ab. Das Hemd nachlässig über der Hose und er hat so breite Schultern, da möchte man sich liebend gerne ranschmiegen und gleichzeitig weiter unten tief reinstoßen. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spuke und hustete. Scheiße, was dachte ich da? Sascha ist mein Freund und kein Objekt zum vögeln. Er ist einer der wenigen Menschen die tabu sind.
Sascha wurde auf mich aufmerksam und bat mich rein. Schnell, für meine Empfindungen viel zu schnell beendete er sein Gespräch und ich schallt mich einen vertrottelten Idioten. Ein paar Stunden kein Bettsport betrieben und ich stellte mir bei jedem Mann vor, wie es sein könnte. Gott du bist wirklich notgeil.
Er grinste mich an und meinte, das es ihn freute, dass ich da sei und dass es im leid täte so wenig Zeit für mich zu haben. Ich zuckte mit den Schultern und meinte, dass ich ebenfalls wenig Zeit hätte und es heute nur eine Ausnahme sei.
“Ja das liebe Wetter, Gott,… erinnerst du dich? Als wir Kinder waren und jeden Tag geflucht hatten, weil es so wenig Schnee gab, weil wir endlich schulfrei haben wollten. -”
“Ja ich erinnerte mich und dann eines Tages, ich habe dich abgeholt und in weniger als einer viertel Stunde waren wir total eingeschneit.”
Er lachte. “-Und du hast geheult wie ein Schlosshund.” er boxte mir auf den Oberarm.
“Ist nicht wahr,… du hast geheult.”
“Nene,…!” so ging es noch eine Zeitlang hin und her und vom heißen Kaffee wechselten wir auf Tee und weiter zum Glühwein. Wir versanken in unseren Erinnerungen, redeten über die ehemaligen Klassenkameraden und was aus ihnen geworden war.
“Ist nicht dein Ernst. Dumpfbacke Jens ist Rechtsanwalt? - Und er ist mit Dickmops Nadja verheiratet?”
“Hey, sie ist eine Schönheit geworden und hatte die Landesausscheidung für einen Schönheitswettbewerb mit Bikinimode gewonnen.”
“Ja aber, wie konnte Jens Rechtsanwalt werden, der hatte doch Schwierigkeiten von eins bis zehn zu zählen.” er kicherte und wir alberten wie kleine Kinder. Machten Leute nach und bekamen nicht mit, wie die Villa allmählich wieder voller wurde. In der Villa wurde es lauter und wir wurden leiser. Ich versank in meine Gedanken und irgendwie musste ich wohl einiges laut ausgesprochen haben.
“Was hast du gesagt?”
Überrascht blickte ich ihn an und ich sah Schmerz in seinen Augen auflodern.
“Ich habe nichts gesagt.”
“Doch hast du! Wir haben beide die gleiche Vergangenheit. Sascha lässt sich auspeitschen und ich poppe in der Weltgeschichte rum. - Das hast du gesagt!”
Ich schüttelte mit dem Kopf.
“Woher weiß…!” der Schmerz in seiner Stimme schrie mir entgegen und ich rang nach Luft.
“Tut mir leid, Sascha,… ich… ich… es hat mich nicht zu interessieren, wie…!”
“Nein! Sicherlich nicht, aber woher weißt du es?”
Ich wich seinen Blick aus.
“Ich… ich habe es dir nicht erzählt.”
“Ich wollte schwimmen gehen und da,… da bin ich reingeplatzt.”
Er sprang auf. Seine Gesichtsfarbe wurde rot und leichte Spuren von unterdrücken Tränen waren in seinen Augen zu erkennen.
“Gott Kilrian, es tut,… tut mir leid… Gott, wie sehe ich jetzt in deinen Augen aus,… als ein… Perversling. Es tut mir leid.”
Shit, was hatte ich nur wieder angestellt. Sascha zerfließt in seinem Scham und machte sich jetzt die größten Sorgen.
“Ich würde es verstehen,… wenn, wenn… du jetzt nicht mehr… mit mir befreundet sein willst. Ich hatte es… ich…” er wollte fliehen, ich sah es an seiner Körperhaltung an.
“Sascha,… ist nicht schlimm. Komm setze dich wieder hin und trinke erst einmal einen Schluck.”
Er schüttelte mit dem Kopf, doch ich gab nicht nach und bat ihn noch einmal. Er zog seine Augenbrauen fragend zusammen und wischte sich eine verirrte Träne ab.
Schweigen kam auf und ich wusste, dass er nicht mehr wusste, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte. Ich trank den langsam erkalteten Glühwein aus und blickte ihn durchdringend an. Er mied meinen Blick.
“Es tut mir leid.” murmelte er aber ich lächelte.
“Sascha, wie gesagt geht es mich nichts an.” Ein Ruck durchzog ihn, als ob er jetzt gerade versuchte mit sich selbst ins Reine zu kommen und blickte mich fest an.
“Ich will es dir erklären. Vor fünf Jahren…!” fing er an und ich ließ ihn erzählen. Ich sagte nicht, dass ich es bereits wusste, aber je mehr er darüber sprach umso lockerer wurde er. Seine Gefühlsausbrüche nahm ich in Kauf und hielt ihn fest, wenn seine Tränen überhaupt nicht mehr versiegen wollten.
“Ja und um es besser zu verarbeiten, - wie gesagt es kommt nicht oft vor, aber seitdem Clancy ausgebrochen ist, lebe ich mit dieser scheiß Angst. Dass er, dass ich wieder… und deshalb bitte ich Kyel darum.” Ich nickte ihn verständnisvoll zu. Jetzt hatte ich die Bestätigung für meine Vermutungen Meine Gedanken, die ich mir darüber gemacht hatte, kamen mir nur noch lachhaft vor und ich räusperte mich.
“Hör zu. - Ich muss dir auch was sagen. Ich habe auch etwas, was ich nicht gerade an die große Glocke hänge. Ist in etwa fast so ähnlich wie deines. - Ich war ungefähr 15, knapp 16...” fing ich das Erzählen an und je mehr ich von mir Preis gab, umso schockierter und überraschter wurde Sascha. Aber gleichzeitig wurde er immer einfühlsamer. Ich fühlte mich geborgen, als ob eine zehnjährige Last von mir abfiel. Wahrscheinlich war es der Alkohol der mich so frei reden ließ.
“Ich lebe ein Doppelleben… Ich bin Zeth der Luxus-Callboy, der reiche Bonzen bedient und Kilrian Ford, der seriöse Hotelmanager, den, den du kennst.”
“Aber brauchst du das,.. Ich mein Zeth?” Ich nickte.
“Ja brauche ich. Erstens um das Hotel halten zu können und zweitens, weil ich mannstoll bin…”
“Eine Sexmanie ist das nicht.” er kicherte. “Wenn es uns packt, dann treiben wir es auch schon mal drei, vier mal am Tag.”
Schon komisch, wie schnell Sascha sich wieder gefasst hatte. Ich schließe es daraus, weil er selbst ähnliches durchgemacht hatte und er es im Gegensatz zu anderen verstand, wie das einen Menschen beeinflussen konnte. Er blickte mich nicht mitleidig, beschämt oder sprachlos mit vielen Spuren des unterdrückten Schocks an.
Nachdem ich geendet hatte und Sascha uns weiteren Glühwein brachte, fragte er mich aus. Ich antwortete ihm mehr als wahrheitsgetreu.
“Kyel hat auch mal von einem Zeth gesprochen, - bist du es gewesen…? Ich nickte und ich brach eine Regel
“Ja! Nicht reden, nicht anfassen, nicht anschauen und kommen wenn er es verlangt. Jepp!”
Sekundenlang starrte er mich an. Doch dann nickte er, als ob er es wusste, welchen Tick Kyel besaß. Ich bat ihn, es für sich zu behalten und er winkte ab.
“Er hat mir alles erzählt. Über seine “Sklaven” den Vertrag und auch viele Dinge über die Szene. Also mach dir deswegen keine Sorgen. Wenn man es so sieht, habe ich es bereits gewusst,…” er lächelte.
Dennoch schien es ihm nicht total egal zu sein,.. Nein, egal war es ihm nicht, aber er fand sich damit ab und es dauerte nicht lange und wir verfielen wieder in unsere Stänkereien. Ich war froh, so einen Freund zu haben, auch wenn ich ihn vorhin ganz anders sah. Tja ich schätze jeden Mann ab und stellte mir vor wie er im Bett sein könnte. Ganz besonders, wenn ich noch keine Ladung abgespritzt hatte.
Sascha hatte mich wieder einmal im Schwitzkasten als Kyel reinkam. Sofort durchbohrte mich sein Blick. Ich blieb standhaft.
Sascha stand auf und schlenderte langsam auf Kyel zu. Umarmte ihn und die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.
Ja die beiden gehörten einfach zueinander und nichts und Niemand wird sie jemals wieder auseinander bringen, so wahr ich jetzt hier sitze. Dieses Glück werde ich beschützen.
“Hör endlich auf, Kilrian so feindselig anzuschauen. Er ist mein Freund.” Hörte ich Sascha und stand auf. Stellte die Tasse mit dem Glühwein ab.
“Nein! Er hat recht. Er weiß, dass ich unberechenbar bin. Aber,… es gibt keinen Grund. Von mir jedenfalls nicht.” Sascha lachte los. Nur war dieses Lachen nicht freudig. Und blickte abwechselnd zwischen uns hin und her.
“Ne! Also,… Kyel!? Du bist auf Kilrian eifersüchtig?”
“Sascha bitte!” Kam es würgend aus Kyel heraus und Sascha lachte lauter.
“Kyel?! Hast du etwa Angst, dass ich mit ihm im Bett lande?” er bekam eine Lachflash… Herablassend.
“Um mit ihm ins Bett zu gehen, muss ich ihn erst bezahlen. Er lässt sich sonst nicht anfassen,…!” Dann wurde er schlagartig ernst. Wenn nicht sogar auf eine Art stocksauer. Ich wich einen Schritt zurück.
“Um es mal klar auszudrücken. Kilrian musste drei Jahre so eine Scheiße durchmachen. Also hast du absolut, wirklich absolut keine Grund, auf ihn oder auf mich eifersüchtig zu sein. Oder ihn feindselig zu betrachten. Damit das klar ist.” Kyels Augen nahmen einen überrumpelten Ausdruck an und er schluckte hart.
“Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass du so abwertend bist.” Kyel erwiderte nichts drauf und ich selbst, versank in der Couch, obwohl ich nicht einmal mehr wusste, wann ich mich hingesetzt hatte. Und die letzte Nacht, verbarg sich nur noch in einem Schleier.
Jetzt hatte ich real miterlebt, wer hier die Hosen an hatte und “Sire” war auch nur noch eine Erinnerung, welche immer nebliger wurde.
Ich wusste nicht wie lange ich vor mich grübelte. Erst als Bewegung auf der Couch aufkam und Kyel mich ansprach nahm ich wieder etwas war.
“Es tut mir leid!” er reichte mir noch eine Tasse Glühwein. Auch wenn ich genug hatte so nippte ich daran.
“Warum?”
“Sascha hatte mir gerade die Hölle heiß gemacht!”
Ich schmunzelte.
“Ja ich habe es miterlebt…” Er druckste rum.
“Tut mir leid, ich wollte das alles nicht. Gott es ist so schwer. Es ist sonst immer leicht die Ex oder die ehemaligen „Sklaven“ auf Abstand zu halten, aber bei dir,…!”
“Ich bin weder das Eine noch das Anders. Deswegen lege ich jedem die Regeln ans Herz. Wen ich bediene hat Stillschweigen darüber zu bewahren. Du bist nicht der Erste, der mir privat über den Weg läuft,…”
“Schon aber dass du auch, so eine Scheiße durchmachen musstest,… drei Jahre lang! - habe ich nicht gewusst. Das zu wissen lässt mich dich in einem ganz anderen Licht sehen. Ich habe in dir immer nur den Callboy gesehen, nie den Menschen. Es war so einfach in dir nur das Objekt zu sehen, die Ware die für Geld zu haben war. Das war falsch, es tut mir leid.”
“Das weiß außer Sascha, dir und der, der mich hielt,… sonst keiner. Und es wäre schön, wenn es so bleiben würde. Mitleid brauche ich nicht. Außerdem um den Unterschied zwischen Sascha und mir zu wahren,… ich habe mich mehr oder weniger freiwillig in die Arme meines “Masters” begeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinen anderen Ausweg gesehen als diesen. First hat mir alles beigebracht…” Keine Ahnung wie es kam, aber wir redeten noch bis weit in die Nacht. Sascha hatte sich zu Vivi gelegt und Kyel und ich lachten und unterhielten uns weiter.
“Kyel!” ich war schon ziemlich angetrunken. “Ich werde euch helfen,…! Du hättest mich ... uns … fragen sollen und nicht einfach Tom …. und mich benutzen. Sascha ist mehr ein Bruder für mich als mein wahrer Bruder!”
“Was?”
“Die Sache mit Clancy,… ich wünschte, du wärst gleich mit der Sprache rausgerückt. Ihn hattest du gemeint, mit verführen,… stimmts!” Aus den Augenwinkel sah ich wie er nickte. “Aber tue mir einen Gefallen,…- hast du zufällig jemanden anderen der mich chauffieren kann?”
“Warum?” ich zuckte nur mit den Schultern.
“Passt schon! Ich glaube ich gehe ins Bett…!” war alles was ich noch sagte und stand auf. Noch mehr von mir offenbaren wie jetzt schon, wollte ich nicht.
“Die 500.000 gehören dir!” Ich drehte mich um und schüttelte mit dem Kopf.
“Nein! Ich verlange nur für Sex Geld, aber einem Freund helfen ist unbezahlbar. - Gute Nacht Kyel!”
“Kilrian,… - Danke,… du weißt aber schon, wenn Clancy anspringt du…!”
“Ich von ihm gefickt werde? Nun ist nur einer mehr auf meiner Liste…!” Kyel seufzte.
“Er ist ein Sadist… ich… - !”
“Entwickelst du etwa Schuldgefühle. Kyel… ich habe Sexpraktiken durchlebt, davon sind deine der reinste Kindergarten…!” ohne zu überlegen zog ich meine Hose runter. Stellte meine Beine auseinander und wies ihn an hinzuschauen.
“Was sind das für Narben?”
“Kubanische… schmerzen höllisch!” und ich zog meine Hose wieder hoch. “Diese Narben sind die Einzigen, die ich bis jetzt noch nicht habe chirurgisch wegmachen lassen.”
Langsam verstand ich Kilrian und ich fing an ihn zu bewundern. Er redete sich alles von seiner Seele, nur bei einem blieb er hart. Er gab nie einen Namen preis. Nicht einmal meinen. Immer wenn er auf mich zu sprechen kam, nannte er mich “Sire”. Er hielt es wirklich strikt getrennt. Ich war mir nicht sicher, ob ich selbst so standhaft bleiben könnte.
Das Unwetter blieb und Sascha zog sich mit Vivi zurück und ich dankte ihm innerlich, dass er mich dazu genötigt hatte mit Kilrian zu reden. Mich bei ihm zu entschuldigen. Bevor ich Sascha getroffen hatte, wäre mir so etwas nie in den Sinn gekommen. Zumal ich Kilrian nicht als eine Person ansah, sondern sein Handeln, sein Tun als Callboy. Dennoch musste ich es mir eingestehen, dass er sehr witzig war. Freundlich und hatte meistens einen lustigen Spruch auf den Lippen.
Er wurde ruhig und seine Augen schweiften in die Ferne. Jetzt möchte ich gerne ein Mäuschen sein und in seinen Gedanken lesen.
Sein Ausdruck blieb fern, doch was er dann sagte, haute mich aus allen Wolken. Er erklärte sich freiwillig bereit, uns bei unserem Vorhaben Clancy einzufangen, behilflich zu sein.
Ich saß da wie ein Volltrottel und nicht mehr fähig auch nur ein einziges Wort zu formulieren. Ich nickte nur und dann kam gleich das Nächste. Er verlangte einen anderen Chauffeur und langsam konnte ich die Spannung die zwischen Kilrian und Tom herrschte einordnen. Ich fasste mich wieder und fragte nach, was er aber nur mit den Schulterzucken quittierte. Ich bot ihm Geld für seine Hilfe. Aber scheiße seine Augen drückten reinste Verachtung aus.
“Nein! Ich verlange nur Geld für Sex, aber einen Freund helfen ist unbezahlbar. - Gute Nacht Kyel!”
Was mich allerdings noch mehr schockierte und ich im Leben nie für möglich gehalten hatte, war die Narbe die er mir zeigte und die Aussage, dass es die Letzte sei, die er noch nicht chirurgisch hatte wegmachen lassen. Was hatte er ertragen müssen?
Eine Zeitlang starrte ich die Tür an, durch die Kilrian gegangen war, als sich etwas wieder in den Vordergrund meiner Gedanken drängte. Wie war das? Kilrian hatte nach einem anderen Fahrer gefragt! Ich grinste in mich hinein, und gleichzeitig brach das schlechte Gewissen über mich ein.
Wie würde es heute aussehen, wenn ich Tom nichts gesagt hätte? Wäre er selbst darauf gekommen oder hätte Kilrian es ihm irgendwann selbst erzählt. Viele Fragen, auf die es jetzt keine Antwort mehr gab, ich seufzte. Ich muss es wieder gerade biegen. Tom hatte wirklich glücklich ausgesehen. Erholt und rund um zufrieden.
Und ich Idiot musste es ihm sagen. Ich wollte ihn nur beschützen und war der Meinung, je früher er es wusste umso besser sei es für ihn. Ich wollte seinen Vorwürfen entgegentreten. “Warum haben Sie mir nichts gesagt?” und solch ein Kram.
Es interessiert mich kein bisschen, wie meine Angestellten die Nächte verbringen, aber Zeth ist nun mal jemand, den man nicht ohne weiteres ignorieren konnte, geschweige denn darf.
Ich sah mich schon in den Schlagzeilen „Der Geschäftsmann und der Callboy“ aber noch mehr negative Nachrichten konnte ich mir beim besten Wissen nicht mehr leisten.
Es reichte schon, dass die Medien uns zum zweiten Mal in der Luft zerrissen und wieder zusammengesetzt hatten. Und dann noch eine Schlagzeile wegen einem anonymen aber bekannte Callboy. Nein Danke.
Aber wenn ich es mir Recht überlege, vielleicht hatte ich damals überreagiert, aber ich wollte nur Sascha, Tom und mich schützen. Eigentlich Tom, denn er ist viel zu leichtgläubig, zu weich. Ich wollte ihn lieber gleich in das kalte Wasser stürzen, bevor es ein anderer tat. Und doch, wenn ich die beiden so sehe, habe ich wahrscheinlich genau das Falsche gemacht.
Egal, wie ich mir jetzt darüber Gedanken machte. Es brachte nichts. Es ist nun mal geschehen und das Beste wird sein, wenn wir jetzt das Beste daraus machen.
Vielleicht renkt sich diese Sache ein, so hoffte ich, auch wenn mein Bauchgefühl etwas anderes sagte.
Ich hätte wirklich die Klappe halten sollen und Tom hätte zumindest eine wunderbare Woche mit Kilrian erlebt.
Es ist zum Verzweifeln.
Letztendlich hievte ich mich von der Couch hoch und schlich mich in das Zimmer von Vivi.
Friedlich lag sie in ihrem Bettchen, ich deckte sie sorgfältig zu und kuschelte mich anschließend zu Sascha, der in einem separatem Bett schlief.
Ich frage mich immer wieder, wie er es schaffte, dass Vivi seelenruhig in ihrem Bettchen einschlief. Ich habe riesige Probleme sie überhaupt von meinem Arm zu bekommen und schmunzelte.
“Tja, ich bin Dada und du bist Daddy. Da hast du deine Antwort.” meinte Sascha einmal ernst.
“Aber auch nur, weil du ihr das beibringst. Ich wäre auch gerne Papa,…!”
“Nicht Papa, Dada,… und du bist Daddy,… Mein Teddy!” Oh ja, da haben wir es wieder. Sascha und seine Teddys,…”
Noch immer machte mich Sascha verrückt und ich küsste ihn sanft auf den Nacken.
Ich musste aus diesem Irrenhaus raus. Dieser Auflauf an Menschen wurde unerträglich und ich verabschiedete mich.
Kyel wird mir morgen hundertprozentig wieder eine Standpauke halten, aber jetzt in diesem Moment war es mir egal.
Ohne weiter zu überlegen schaltete ich mein Handy aus und fuhr vom Parkplatz.
Shit, die Straßen waren immer noch spiegelglatt. Der Räumdienst kam dieses Jahr überhaupt nicht mehr hinterher. Na ja ein Wunder war das nicht. So viele Auffahrunfälle wie es heute in der Stadt gab.
Jedes Mal, wenn ich die Orangen oder rotblau blinkenden Lichter von den Rettungsfahrzeugen oder der Polizei sah, suchte ich mir eine andere Straße, um diesem Chaos auszuweichen.
Endlich nach gefühlten Stunden parkte ich mein Auto auf meinem Parkplatz und ging in die Firma. Vor ein paar Jahren hatte Mr. Kastner die oberen Geschosse ausbauen lassen und sie zur Wohnungen umfunktioniert.
War ich glücklich, als endlich die Fahrstuhltür aufging und ich in meine Wanne steigen konnte.
Zwei starke Arme umgriffen mich und sanfte Zähne knabberten an mein Ohrläppchen.
“Wo warst du die ganze Zeit. Ich wollte gerade die Polizei anrufen und eine Vermisstenanzeige erstatten.” Ich drehte mich zu ihm um und unsere Lippen berührten sich. Dennoch das Gefühl der Geborgenheit blieb aus.
“Es war ein anstrengender Tag. Lass mich schnell in die Wanne gehen.” Er ließ von mir ab und ich ging in mein Bad. Doch meine Ruhe bekam ich nicht. Raphael quasselte ununterbrochen und fragte mich, ob er vom Asiaten oder Italiener oder doch lieber vom Mexikaner bestellen sollte. Ich gab nur ein “Mir egal” von mir und tauchte unter das Wasser. Als ich auftauchte erschrak ich. Er stand mit diversen Karten vor mir. Lachte schelmisch und fing wieder an. Ich verdrehte die Augen und war schon gewillt ihn anzuschreien, doch ich fasste mich wieder. Raphael konnte überhaupt nichts dafür.
“Bestell beim Asiaten,…!” Weg war er um natürlich gleich wieder zurückzukommen und wieder von vorne anzufangen. Er lieber vom Mexikaner was haben wollte, aber vom Italiener schon lange nichts mehr gegessen hätte. Warum zum Teufel war er so aufgedreht?
“Ach Raphael, was hältst du davon, wenn wir heute gar nichts bestellen.” Sofort war ein Kopf zwischen der Tür mit ein Handy am Ohr.
“Warum?”
“Weil eine Unwetterwarnung herrscht und glaube mir, bis wir das Essen haben, haben wir schon selbst etwas gekocht.” Seine Augen wurden starr doch dann nickte er und legte auf. Leider fing er sogleich wieder an. Er ging unsere Reste im Kühlschrank durch. Zumindest seine Reste. Ich aß selten bis gar nie zuhause.
Als ich aus der Wanne stieg, war bereits alles vorbereitet. Es standen angezündete Kerzen am Tisch und Raphael begutachtet sein Werk.
“Was soll das werden?” Er zuckte leicht zusammen, doch dann lächelte er.
“Du vergisst aber auch wirklich alles.” Er kam auf mich zu, strich mir über die Wange, am liebsten hätte ich ihn weggestoßen. Doch ich konnte nicht. Er blickte mich fragend an, als ob er auf irgendetwas von meiner Seite wartete.
“Du hast es wirklich vergessen!” er schnaufte laut und grinste. “Es ist unser viermonatiges.” Wie? Was? Seit wann feierte man die Monate, doch dann fiel mir ein, dass Raphael immer so ein Trouble veranstaltete. Meistens mit teuren Essen und Wein und danach ausgiebigen Bettsport. Resigniert gab ich nach und ich konnte meinen ruhigen Abend vergessen. Ganz besonders, wenn er da ist, wenn ich ihn überhaupt nicht gebrauchen konnte. So wie jetzt.
Enttäuscht entschuldigte er sich, dass das Essen nicht so “Nobel” sei. Ich winkte ab. Bett. Ich wollte nur noch ins Bett und ganz besonders wollte ich alleine ins Bett. Aber das konnte ich mir heute abschminken. Es sei denn, er bekam noch einen Anruf von seiner Agentur, dann wäre mein Abend für mich alleine doch noch gerettet.
Ich hatte wieder einmal die Arschkarte gezogen. Und vor allem, hatte ich absolut keine Lust genommen zu werden. Ich will nehmen und ich tat es auch. Raphael war anfänglich leicht überrascht und ich hätte eigentlich nicht damit gerechnet, dass er sich ficken lässt. So konnte ich den mir aufgezwungenen Bettsport abkürzen und endlich schlafen.
Der Schlaf der mich überrannt war nicht erholsam. Ganz im Gegenteil. Erregend, einnehmend und voll mit dunkler Leidenschaft. Ich schreckte hoch und setzte mich auf. Raphael war bereits wach und lief am Fenster hin und her.
“Ja! Nicht mehr lange,… ich mache alles fertig…. - Verstanden Master.” Seine Stimme war anders. Nicht fest, wie ich es von ihm gewohnt war. Unterwürfig, ängstlich und sie zeugte von sehr schlechter Laune.
Er steckte sein Handy weg und ging.
Ich war leider noch etwas zu gerädert um das Gespräch zu verstehen und kroch aus dem Bett.
Ich war geduscht und fertig angezogen, von Mr. Kastner war immer noch kein Anruf eingegangen. Schlenderte mit meinem Kaffee zum Fenster und blickte raus. Die Stadt lag im tiefen Schnee und jeder der jetzt raus ging, würde ein Deja-vu des gestrigen Tags erleben.
Ich stand an der Anmeldung und viele Entschuldigungen trudelten rein. Inzwischen hatten sich schon über die Hälfte der Belegschaft abgemeldet. Nicht krank sondern wegen dem Unwetter und ich rief Mr. Kastner an.
Er war damit einverstanden, dass jeder der wegen des ganzen Schnees und der Glätte nicht in die Firma kam, einen Tag bezahlt bekam und kein Urlaub abgezogen wurde. Beziehungsweise er jedem einen bezahlten Tag gab und die die anwesend waren, es ihre Entscheidung war zu arbeiten oder wieder nach Hause zu fahren. Ich selbst schaltete den Anrufbeantworter an und stellte die Anmeldung auf “Closed”.
Laut Wetterbericht sollte das Unwetter noch einige Tage andauern. Ich schnappte meine Autoschlüssel und fuhr zu Kyel. Immerhin war ich der persönliche Chauffeur meines Alptraumes.
Warum musste ich immer an ihn denken? Warum musste er nach Amerika kommen? Warum konnte ich nicht ein einfaches normales Leben führen? Ich hasste den Stress.
Vor allem hasste ich Stress beim Autofahren. Hupende und schlitternde Autos vor mir, neben mir und hinter mir. Sie alle hatten wohl ihren Führerschein in der Lotterie gewonnen.
Die einzigen die halbwegs vernünftig durch den Verkehr kamen, waren die Taxifahrer und die, die ihr Büro im Wagen hatten.
Ich kam auf dem Parkplatz von Kyels Villa an und selbst da schien es, dass er den Räumungsdienst für heute frei gegeben hatte.
Noch bevor ich die Eingangstür öffnen konnte wurde die Tür geöffnet und Kilrian kam heraus.
“Du bist spät dran!” war alles was er von sich gab und wartete bis ich die Zentralverriegelung betätigte und er einsteigen konnte. Ich fluchte, mir war es egal ob er es hörte oder nicht. “Fucking Bitch!”
Er hatte es gehört, gab aber nichts drauf. Wahrscheinlich war es nicht das erste Mal, dass er dies hörte. Gehörte wohl zu seinem Job, wie Dirty Talk. Gott ich liebe Dirty Talk. Raphael hat das sehr gut drauf und ein Schmunzeln drang sich vor mein geistige Auge.
Letztes Jahr. Flitterwochen. Als ich seine Wade mit meinem Fuß berührt hatte,… dieses Schmunzeln und seine Lippen die die schmutzigen Dinge von sich gaben.
Shit.
Nur die Vorstellung reichte aus und ich hätte mich über ihn stürzen können. Ihn noch einmal für mich beanspruchen und doch wusste ich, dass er mich von sich schieben würde. Die Hand aufhalten und mir seinen Preis nennen. Ich glaube kaum, dass ich noch einmal in den Genuss kommen werde seine verzweifelte, einnehmende, dunkle Leidenschaft zu spüren. Diese verzweifelte Leidenschaft, die sich stetig in seinen schwarzen Augen widerspiegelte.
War ich froh, dass ich den Mantel angezogen hatte, somit konnte man meine deutliche Erregung nicht ansehen.
Wie immer verfiel er ins Schweigen, wenn wir alleine waren. Starrte aus dem Fenster und ich musste mir eingestehen, dass ich mich gerne mit ihm unterhalten hätte. Aber es war sein Wunsch, sein Befehl, dass ich ihn nicht anzureden habe. Diese Bitch. … - meine Bitch. - Fucking Bitch.
Das Letzte musste ich wohl laut ausgesprochen haben, denn ich sah aus dem Augenwinkel, dass er zusammengezuckt war. Sein Mund schmal wurde und er sich wahrscheinlich auf seine Lippe biss.
Er sah zum anbeißen aus. Vielleicht konnte ich ihn endlich zu einer Reaktion bewegen, ihn weiter triezen, bis er ausflippte. Kein Mensch konnte ewig lange beherrscht sein. Nicht einmal Mr. Kyel Kastner. Selbst er hat seine Grenzen - und er war sehr beherrscht.
Ohne weitere Umwege fuhr ich Kilrian zu dem Gebäude indem der Lehrgang stattfand und wie immer, stieg er aus ohne ein weiteres Wort von sich zu geben.
Da der Tag angebrochen war und ich jetzt einige Stunden um die Ohren schlagen musste, bis das der Lehrgang zu Ende war, nahm ich mir vor, nach Hause zu fahren und dort aufzuräumen.
Ich betätigte den Fahrstuhl und fuhr in mein Apartment. Es war ruhig, also war ich alleine und Raphael mit seiner Agentur unterwegs. Ich wusste nie, wann er daheim war. Er hatte Gleitzeit. Wenn seine Agentur ihn rief, musste er los. Er sagte einmal, so ist das im Modebusiness. Mir war es egal. Eigentlich war ich froh darüber und am liebsten wäre es mir wenn er wieder ausziehen würde. Immer wieder dachte ich daran und ich fragte mich, warum er überhaupt hier wohnte?! Dies ist mir bis heute noch unbegreiflich. Es fing mit ein paar Klamotten an, die er vergessen hatte. Ich sie ihm zurückgeben wollte er sich aber geweigert hatte. Er meinte, wenn er einmal hier übernachtet, dann hätte er wenigstens etwas zum wechseln da. So ging es weiter, bis er sich wirklich häuslich eingerichtet hatte. Aber erst jetzt fiel mir auf, dass sehr wenig persönliche Sachen von ihm da waren. Ich ihn aber auch nie wirklich darauf angesprochen hatte. Warum auch? Ich hätte nie im Leben daran gedacht, dass es mal was Ernstes werden würde, wenn ich ehrlich bin, für mich war es auch nie etwas ernstes. Oder vielleicht doch. Ach ich wusste es nicht mehr. Gestern waren es vier Monate, seit wir zusammen sind und ich fragte mich, warum ich bei ihm blieb oder ihn bei mir zuhause duldete. Wir machten nichts gemeinsames. Er war entweder mit seiner Agentur oder seinen Freunden unterwegs und ich war meistens nur mit meiner Arbeit beschäftigt. Bin nur hier, wenn ich schlief oder mit ihm Sex hatte. Sonst nie.
“Wie weit bist du schon?!” hörte ich eine männliche Stimme die mir unbekannt war.
“Er hat mich noch nicht mitgenommen. Ich denke zu Weihnachten wird es soweit sein.” gab Raphael Antwort.
“Gut! Mach weiter wie bisher und wenn du was herausfindest,…!”
“Ja!”
“Ach,… wie war euer viermonatiges?”
“Genial,…!”
“Genauso wie das dritte oder das zweite?”
“Besser.”
“Raphael,…!” Shit, die fremde Stimme war kalt. “Denk daran dein Arsch gehört mir,…” sekundenlang herrschte Stille. “Das gibt ein Nachspiel, dass weißt du doch. Ich habe dir erlaubt, dass er dich lecken, blasen und küssen darf aber nicht ficken.”
“Es tut mir leid. Master!” Master?! Moment! Master? Er hat noch jemanden anderen,…?
“Raphael, das kann ich dir nicht durchgehen lassen. Morgen kommst du zu mir. Verstanden!”
“Ja, Master!” … wieder. Ich fühlte mich wie vor dem Kopf gestoßen. Raphael hatte wirklich noch jemanden neben mir. Ich konnte es nicht fassen. Er betrügt mich. Und in diesem Moment wusste ich nicht ob ich lauthals lachen sollte oder ihm eine in die Fresse schlagen sollte. Ich entschied mich für gar nichts von beiden.
Ich trat näher an das Schlafzimmer und sah, wie Raphael den Laptop schloss. Ich ging ins Schlafzimmer und Raphael sah überrascht aus.
“Was machst du hier?!” kam abrupt aus ihm heraus. Ich ignorierte ihn.
“Ich wohne hier.” Er fasste sich wieder und murmelte eine Entschuldigung. Keine Ahnung wofür sie war, mir aber auch egal.
“Brauchst du nicht. Pack deine Sachen und verschwinde.” Geschockt stand er vom Bett auf und will auf mich zutreten. Ich schaute ihn nur an und er schüttelte mit dem Kopf. “Warum?” er versuchte zu lächeln und vielleicht auch noch etwas zu retten.
“Warum fragst du? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie lange ich euer Gespräch mitgehört habe?” Er starrte mich sekundenlang an.
“Aber, aber er bedeutet mir nichts…. Ich…!”
“Spar mir deine Ausreden. Was ich gehört habe, war genug und jetzt packe deine Sachen und geh!”
“Er bedeutet mir wirklich nichts. Glaube mir…!” Ist der wirklich schwer von Begriff.
“So, ich soll dir glauben. Sag mal, für wie blöd hältst du mich? Du sagtest Master, also bist du ihm hörig und gehörst ihm.”
“Aber…!”
“Nichts aber,… geh,… geh einfach.” Wieder schüttelte er mit dem Kopf.
“Es ist nicht so wie es scheint. …- Es ist ein Schauspiel. … - wir haben nur geübt, für… für unseren Auftritt zu Weihnachten…” Ach ja. Weihnachten und da gehört lecken, blasen, küssen und dein Arsch gehört mir dazu? Diese Frage stellte ich mir im Geheimen.
“Ich gehe spazieren und wenn ich wieder zurückkomme, bist du weg.”
“Aber,…!” Ich ließ ihn einfach stehen.
Auf der einen Seite war ich glücklich, diese Klette von mir zu haben. Ok eine Klette war Raphael nicht. Geliebt hatte ich ihn auch nie. Er war gut, ja. Er verhalf mir zu kurzen Stunden des Vergessens. Ja schon. Aber ich konnte es nicht fassen dass ich mir immer Vorwürfe machte, wenn Kilrian durch meine Gedanken huschte und Raphael? Er lebt es aus. Denken und tun sind zwei paar Stiefel.
Eine Stunde gab ich Raphael, mehr hielt ich in der Kälte auch nicht aus. Der Wind pfiff um meine Ohren und der aufgezwungene Spaziergang half auch nicht weiter.
Der Aufzug hielt auf meiner Etage und ich trat heraus. Noch bevor ich mich meines Mantels entledigte, blickte ich mich um. Öffnete den Kleiderschrank, seine Sachen waren weg. Ging ins Bad, auch seine Waschutensilien waren verschwunden. Die Last zerbrach und ich ließ mich auf die Couch fallen.
Mein Vorhaben die Wohnung auf Vordermann zu bringen, rückte in weite Entfernung.
Dennoch raffte ich mich nach einigen Sekunden auf und erledigte mein Vorhaben.
Die Stunden hatte ich jetzt gut durchgebracht und jetzt geht es wieder in die Höhle des Löwen.
Ein kurzer Blick auf meinem Arbeitsplatz ließ mich tief einatmen. Shit, sind es viele Anrufe aber ich ignorierte sie gekonnt. Mir war es egal, auch wenn die drei Anrufbeantworter die mit dranhingen voll waren.
Diesmal war das Vorankommen in der Stadt besser als in den letzten zwei Tagen. Der Streudienst machte wohl Überstunden und ich parkte mein Auto auf einem noch nicht mit Schneehaufen zugeschütteten Platz. Zehn Minuten wartete ich und blickte immer wieder auf die Uhr.
Der Lehrgang müsste doch vorbei sein und ich nahm mir vor noch weiter fünf Minuten zu warten.
Er kam nicht so stieg ich aus. Sofort schlug mir eine Windböe ins Gesicht und ich zog meinen Mantel enger.
Trat in das Gebäude und folgte den ausgehängten Schildern. War ja wieder typisch, ich stand vor verschlossener Tür. Keine Menschenseele weit und breit. Ist der Lehrgang heute wieder ausgefallen und ist er inzwischen mit einem Taxi heimgefahren? Dieser Idiot. Kann er mich nicht anrufen?…
Ich ging einige Gänge weiter und befand mich in der Cafeteria. Egal wie man es sah, er stach raus. Seine ganze Haltung seriös und vor allem dominierend. Die Frauen himmelten ihn an, die Männer sabberten und er war sich seiner Wirkung mehr als bewusst. Er zog seinen Nutzen daraus und ich würde am liebsten dort reinplatzen und jeden verkünden, dass er nur mir gehört. Gott, was dachte ich da? Kilrian würde sich lauthals darüber lustig machen und vor allem er würde mich wegstoßen. Er ist niemand der sich bindet und schon gar nicht, nachdem ich ihn damals so mies behandelt hatte.
Ich will ihn für mich und ihn mit niemanden teilen. Es schon gar nicht wissen, wenn er die Nächte in anderen Betten lag und danach noch mich… Nein! Ich kann und will mich nicht damit befassen. Er ist eine Schlampe. Ein Prostituierter, der seinen Körper verkauft um reiche und schmierige Bonzen zu bedienen.
Er hatte mich erblickt und sein Blick zog mich an, zog mich aus, wie auch immer. Selbst seine Lehrgangmitstreiter starrten mich an, als ob ich eins der acht Weltwunder wäre oder ein Neues, welches erst bekannt gegeben worden war und es galt ein Zipfel davon zu erhaschen.
“Mr. Ford sind Sie soweit.” fragte ich mehr als höflich und ich sah, wie überrascht und verblüfft die anderen ihn anstarrten. Mein Auftritt war perfekt. Passend zu seinem Gehabe.
“Darf ich erfahren, wo Sie Ihren Parker aufgehängt haben? Ich werde ihn, während Sie austrinken, holen gehen!” Er zeigte auf die Garderobe und auch er war mehr als verblüfft, aber im Gegensatz zu den anderen, hatte er sich wieder schnell gefasst.
Ich ging los und holte den Parker. Gott sein Duft, ich war kurz davor das Kleidungsstück unter meine Nase zu halten. Als ich zurückkam, unterhielt er sich mit einer Frau. Sie strich ihm immer wieder über die Oberarme und Eifersucht stieg in mir hoch. Dies kannte ich nicht von mir, ich war nie eifersüchtig. In der Regel verdrehte ich immer nur innerlich meine Augen und machte gute Miene zum bösen Spiel.
“Sir!” ging ich dazwischen und Kilrian zuckte leicht zusammen. Biss sich kurz auf die Lippen, als ob er sich ein Kommentar verkniff. Unsere Blicke trafen sich und das war Herausforderung genug.
Er wandte sich der Frau zu und entschuldigt sich. Trat auf mich zu und ließ sich in seinem Parker helfen. Kurz schmunzelte er, nur dann überwog wieder seine Kälte. Ich kann nicht mehr. Ich musste ihn haben, diese eine Nacht immer und immer wieder mit ihm durchleben. Nicht nur in meinen Träumen, jetzt, morgen, übermorgen immer, wenn ich ihn sehe. Ich werde es schaffen. Mir egal welche Nebentätigkeit er auch ausüben mag. Er gehört mir. Ich will mit ihm seine eigene verzweifelte und dunkle Leidenschaft ausleben.
Kilrian ging vor, mir blieben die gaffenden Blicke nicht verborgen. Ich spielte dieses Spiel weiter und trat, als wir am Auto angelangt waren vor ihn und öffnete die Hintertür. Er schaute mich an,… doch dann registrierte er wohl die anderen auch und stieg ein. Ich schlug die Tür zu und setzte mich an das Lenkrad. Meine Finger mussten etwas umgreifen und im Rückspiegel sah ich es dunkel auflodern.
“Was sollte der Scheiß?” knurrte er und ich zuckte nur mit den Schultern. Er schüttelte nur mit dem Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen Zug und als ob er es wusste was ich mir wünschte, umspielte der Rauch seine Lippen. Nein er spielte mit seinen Lippen mit dem Rauch.
Ich drückte auf einen Knopf und ein Aschenbecher fuhr von der Rücksitzbank hervor.
Sein Handy klingelte.
“Hey Sam! Na wie ist die Lage?… - Ihr auch? Shit. Wie viele Stornierungen. - Gleich so viele?” sein Ausdruck veränderte sich. “Maximal vier Wochen geben sie ihm. Verstehe. - Ja… Ja… ich bin in eineinhalb Wochen wieder zurück. Vielleicht breche ich diesen Lehrgang ab. Der ist für die Katz… ja… ja Sam… der Kostenvoranschlag ist da? Verrate es mir nicht… Gott das ist ein halbes Vermögen… 750.000!!! - Soviel ist das Hotel nicht mal mehr wert…!” Er legte auf. Er schloss seine Augen und schnaufte tief durch. Fuhr sich mit der Hand durch die Haare, in diesem Moment wollte ich ihn an mich drücken. Er sah so verloren aus. Er starrte auf das Handy und ich sah ihm an, dass er unschlüssig war. “Verdammt, wird schon irgendwie werden…!” murmelte er auf Deutsch. Er schien mich vergessen zu haben, oder war der Meinung ich verstünde ihn nicht. Auch wenn es mich nichts anging, so musste und wollte ich mehr über ihn erfahren.
Und ich fing eine Bestandsaufnahme an. Was wusste ich von ihm. Er ging mit Sascha in die gleiche Klasse, folglich ist er kaum älter als 25. Sein Vater ist sehr krank, dies erfuhr ich als Sascha ihm den Scheck überreicht hatte. Er ist Hotelmanager vom “Schwanenteich” welches schon eine sehr gehobene Klasse aufweisen konnte. Ok! Fünf Sterne sind das Höchste was einem Hotel zuteil werden konnte. Es gibt aber noch eine Steigerung. Das Ticket „Golden Eye“. Wenn er dies in der Hand hält, hat er seinen Durchbruch und gilt als einer der Oberen 100. Leider und da war ich mir sicher, würde sein Hotel unter diesem Ticket den Bach runter gehen. Er muss es ausbauen und auf den neuesten Stand der Technik bringen. Da langt ein Plasmafernseher und Elektrokamin nicht mehr und diesem Landhausstil muss er auch Good Bye sagen. Ist ja alles gut und schön, aber er ist außerdem noch Callboy. Der Grund? Mir unbekannt.
Kurz blickte ich in den Rückspiegel. Sein Kopf lag gegen die Fensterscheibe gelehnt und mir war es, als ob etwas unter seinem Auge glänzte. Tränen.
Der Lehrgang war langweilig. Sie erzählten über die Geschichte der Gastronomie, ihrer Entstehung und solch einen Schrott. Mich interessierte es nicht, aber wenn es gebraucht wurde.
Susan entschuldigte sich, dass die heutigen Themen jeweils so kurz seien, denn sie muss den gestrigen Unterricht heute mit reinpacken.
Irgendwann kam sie auf kulinarische Kochkünste und wie man sie im Ausland anpreisen konnte. Danach war etwas für Hotelangestellte dran und darüber, wie sie sich mehr als perfekt gegenüber einem Gast zu benehmen haben, da gehört nicht gerade das Hände aufhalten dazu. Denn nur wenn ein Page sehr zuvorkommend war, ohne den Eindruck zu erwecken, er würde ein Trinkgeld erwarten, fühlen sich die Gäste wohl.
Vor allem fing es mich zu interessieren an, in wie weit das Ansehen des Hotels steigt, wenn der Manager das Ticket in der Hand hielt. Ich wurde hellhörig und gleichzeitig fragte ich mich, ob ich diesem Druck lange standhalten konnte.
Meine Finger waren kalt, kein gutes Zeichen. Meist bedeutet dies, dass sich eine Erkältung anbahnte. Ich steckte sie in meine Hosentasche und spürte meine Handys. Ich hatte das für meinen Job ausgeschaltet. Nervende, notgeile Bonzen konnte ich im Moment nicht ertragen. Nicht solange er in meiner Nähe war. Er mich mit diesem kalten Blick bedachte, als ob ich ein Kleinkind wäre, das nur Blödsinn im Kopf hatte. Ich war kurz davor meine Selbstbeherrschung zu verlieren. Diese verdammte 50 cm. So nah und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass die Chinesische Mauer zwischen uns stand .
Es wurde eine kurze Kaffeepause einberufen, die fünfte für heute, doch ich blieb sitzen. Das quasselnde Etwas, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, hatte sich jemand anderes unter dem Nagel gerissen. Mann, war ich froh.
Unentschlossen tastete ich mit den Fingern über das Handy, und am Ende siegte doch Zeth. Ich holte es raus, schaltete es an und stöhnte innerlich auf.
Das ist doch nicht wahr. Leiden plötzlich alle unter Samenstau? Ich schaltete es wieder aus.
Die Kaffeepause war vorbei und ich fühlte mich wie ein Teenager, der das Ende des Unterrichts herbeisehnte, um endlich mit seinen Kumpels abzuhängen. Nur nach dem Unterricht warteten bei mir keine Kumpels, auf mich wartet “Er”.
Nach dem Unterricht ging ich in die Cafeteria. Leider war ich nicht der Einzige, also gesellte mich zu meinen “Kollegen”.
Die Unterhaltung mit ihnen hatte etwas Befreiendes und ich fühlte mich gleich viel besser. Selbst Susan schien nicht diese hochtrabende Person zu sein, als die sie mir anfänglich erschienen war. Ihre Devise ist „Business ist Business und Kochen ist Kochen“. Für morgen hatte sie kulinarische Kochkünste aus diversen Ländern geplant gehabt unter anderem Schlangensuppe und stinkende Fischpastete. Von der Fischpastete hatte ich schon einmal gehört und ich muss sagen, mir dreht sich schon jetzt der Magen um, allein schon, wenn ich nur an die Zubereitung dachte. Es war aber noch nicht sicher ob sie den dafür notwendigen stinkenden getrockneten Fisch noch rechtzeitig bekommen würde.
“Nun, dann müssten wir halt zur städtischen Kanalreinigung, und andere Fische dort waschen…!” jeder schaute mich an und einigen Damen hob es sich bereits. Susan kicherte. “Vor allem, reichte im Moment das Sonnenlicht nicht aus, um die Fische zu trocknen…”
“Wie ich sehe, kennen Sie sich damit aus.” Ich nickte nur und dann sah ich ihn. Er blickte sich um, sah gehetzt aus. Ich spürte, wie meine Mundwinkel begannen zu zuckten. Sein Auftreten, geschäftlich, seriös und sehr zuvorkommend. Kein Wunder das Kyel ihn für alles einspannte. Tom sah mich, er kam auf mich zu. Seine Haltung, wie ein Butler. Er zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Sein Blick wurde durchdringend. Ich würde so gerne seinen Gedanken lauschen. Wissen was er dachte. nur ein paar Schritte trennten uns voneinander, als er stehen blieb. Steif wie ein Pinguin.
“Mr. Ford sind Sie soweit?” Schock! Bitte was? Ich sah die abschätzenden Blicke der Anderen, ganz besonders den von Susan und natürlich von dem der nie seinen Mund zubekam. Tom fordert mich heraus. Sein Blick, starr, kalt, unnahbar, auf mich gerichtet.
“Darf ich erfahren, wo Sie Ihren Parker aufgehängt haben? Ich werde ihn, während Sie austrinken, holen gehen.” er wusste was ich an hatte. Aufmerksam. Er nutzte meine Sprachlosigkeit aus. Er schätzte ab, wie ich mich verhielt. Beendete ich dieses Schauspiel oder führte ich es weiter. Herausforderung. Schon, aber was wollte er erreichen?
Unsere Blicke blieben standhaft und ich zeigte zur Garderobe. Ich hatte mich seiner Herausforderung gestellt. Nicht kampflos. Nicht jetzt, niemals. Er ging und ich sah, wie alle ihm hinterher blickten.
Susan schnaufte ein. Der quasselnde Mann war sprachlos. Seine Lippen zuckten, er wollte etwas sagen und wich stattdessen einen Schritt von mir weg. Nicht in der Art, wie auf Abstand gehen, sondern eher demütig, mir freien Raum belassend.
Alle anderen wussten nicht, wo sie zuerst hinschauen sollten. Auf mich, auf Tom oder auf ihre Finger. Tom, du hast es geschafft und ich möchte nicht wissen, wie ich jetzt in ihren Augen ausschaue.
“Nun,…” nahm Susan das Wort auf und die betretene Situation wich den allgemeinen Gesprächen.
Er kam zurück und ich stellte meine Tasse zurück. Seine Augen funkelten und ich versank in ihnen. Sah wie lustverhangen sie waren… spürte seine Lippen auf meinen,…
“Sir!“ Reiß dich zusammen Kilrian ermahnte ich mich selbst und trat einen Schritt auf ihn zu. Ließ mir von ihm in den Parker helfen. Jeder Handgriff saß.
Während er meinen Parker glatt strich, zog ich den Reißverschluss hoch. Verabschiedete mich und ging voraus. Tom blieb zwei Schritte hinter mir.
Als ich vor dem Auto stand und schon die Tür aufreißen wollte, besann ich mich, noch war das Schauspiel nicht vorbei und so wartete ich bis er mir die Tür öffnete. Setzte mich rein und wartete bis er saß.
“Was sollte der Scheiß!” war alles was ich sagen konnte und zündete mir eine Zigarette an.
Kaum dass ich sie ausgeraucht hatte, bemerkte ich das Vibrieren in meiner Hose. Ich nahm das Handy in die Hand und sah, dass Mario mich anrief.
Mario??? Dass mein Cousin anrief hieß nichts Gutes. Ich nahm ab. Es war Sam…
Kurzer Smalltalk über das Hotel und dass es sehr viele Stornierungen wegen dem Unwetter gab. Danach reichte er mich weiter. Etwas stimmte nicht, und ich erfuhr es.
“Ähm… Onkel Malte geht es nicht so gut… er wurde wieder ins Krankenhaus eingeliefert… er hatte einen erneuten Schlaganfall… einen schlimmen… die Ärzte geben ihm,… vielleicht noch vier Wochen. Wenn überhaupt. - Es tut mir leid.“ er war weg, obwohl ich mit ihm weiter reden wollte. Ich konnte nicht klar denken.
Was hatte er gesagt? Die Ärzte gaben meinem Vater nur noch, wenn überhaupt vier Wochen. So schlecht stand es um ihn?
Ich versank in meinen Erinnerungen. Mein Vater war alles für mich. Für ihn hielt ich das Hotel aufrecht. Für ihn bezahlte ich seine Rechnungen. Mutter… konnte nie die Rechnungen begleichen. Ich kam für alles auf. Für die Medikamente, für die Untersuchungen, für alles. Ich entschied sogar welche Ärzte zu Rate gezogen wurden. Mutter tat alles um ihren Exmann am Leben zu erhalten. Und wer zahlte für all das? Ich! Und jetzt gaben sie ihm nur noch vier Wochen. Nun ja, jetzt hatte ich zwei Hiobsbotschaften erhalten und die Dritte folgt zugleich.
Der Kostenvoranschlag den Sam mir gerade vorlas sprengte mein Budget, es war aus. Ich kam nicht mehr weiter und nicht einmal das Ticket Golden Eye könnte mir noch helfen.
Meine Gedanken kreisten. Und immer wieder kam ich auf den gleichen Nenner,… es wäre das Beste das Hotel zu verkaufen. Egal, wie. Es brachte nichts mehr. Nicht einmal mein Nebenjob könnte es noch retten. Nie im Leben bekomme ich auf die Schnelle über 400.000 € zusammen. Schon gar nicht, wenn die Renovierung erst beginnt. Da steht das Hotel still, keine Einnahmen. Selbst der Gedanken einen Teil geöffnet zu halten, so dass zumindest immer nur eine Etage geschlossen war, kam nicht in Betracht. Die Gäste würden sich über den andauernden bestehenden Baulärm beschweren.
Der Gedanke an das Hotel drang weiter in den Hintergrund und sanftmütige Augen, die stetig lachten, nahmen ihren Platz ein. Ein freundliches Wesen, dem nie etwas Böses über die Lippen kam, drang in der Vordergrund. Zehn Jahre ist es her, als er den ersten, den schlimmsten Schlaganfall bekam. Selbst damals gaben die Ärzte ihm wenig Hoffnung. Ich gab sie aber nicht auf. Ich kämpfte um meinen Vater. In den nächsten drei bis vier Jahren hatte ich viel Unterstützung von unserem ehemaligen Koch bekommen. Er war der beste Freund meines Vaters und er half mir über die erste schwere Zeit. Dieter bewirtschaftete das Hotel und sagte, ich solle mich auf die Schule konzentrieren und dann studieren.
Doch genau in dieser Zeit, lief ich ihm über dem Weg. First. Er zeigte mir einen schnelleren, kürzeren, lukrativen, aber auch schmerzhaften Weg. Am Anfang nutzte er mich aus, kassierte ab.
Ich blieb dabei machte mich selbständig, und jetzt ist es um einiges weniger schmerzhafter.
Ich verzog mich auf mein Zimmer. Weg von den ganzen Menschen. Ich wollte allein sein. Wäre ich in Deutschland, so würde ich zum Haus meiner Mutter fahren und mich dort in mein altes Jugendzimmer zurückziehen. Dieses Zimmer hatte Mutter für mich hergerichtet, für den Fall, dass ich mal bei ihr übernachten wollte, oder wie gesagt, alleine sein wollte.
Ich musste schmunzeln, als ich mich daran erinnerte, wie Sam dort saß. Auf meinem Sessel. Nervös, so hoffnungslos verloren. Sich vor seinem wahren Ich verschlossen. Unschlüssig, ob er das Richtige tat und diese Augen. Ich beneidete Mario. Er bekam diesen Ausdruck der vollkommenen Liebe jeden Tag zu sehen. Er wurde geliebt.
Noch zwei Tage, dann war die erste Hälfte des Lehrgangs geschafft. Noch zwei Tage langweilige Theorie und erst nächste Woche, wollte Susan uns in ein Nobelhotel entführen, wo wir unser praktisches Können unter Beweis stellen sollten. Nur leider und das fragte ich mich, in was für eine Position ich mich stecken lassen sollte. Manager? Page? Koch? Kellner? oder in so einen hochtrabenden Job, wie Entemetier, Legumier, Potager oder Gardenmanager, was aber nichts anderes war, als jemand der für die Beilagen verantwortlich ist, für Gemüse, Suppen oder kalte Küche. Gott, wenn ich für jeden Handgriff jemanden einstellen sollte, wäre ich in weniger als in einem Monat bankrott. Und dies war noch nicht mal für die Hälfte des Personals für die Küche. War ich froh, dass ich Leo und seinen Bruder hatte. Die Beiden in der Küche, war mehr als nur ein Glücksgriff. Sie beherrschen fast alles und hatten in einer fünf Sterne Küche gelernt, bei Dieter. Dieter konnte mehr als dreißig Jahre lang seine fünf Sterne behalten, dies gelang nur wenigen. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, war ich Dieter zum Dank verpflichtet und wenn ich es schaffen sollte das Ticket Golden Eye zu erlangen, wird er mehr als gerührt sein. Nein stolz. Ich muss es schaffen.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich auf der Couch saß und auf den Fernseher glotzte. Das Ding schaltete ich aus und zog mich um. Meine Wahl ging zu einem normalen Pulli und Jogginghose. Denn wenn ich so aus dem Fenster blicke, zog es mich nicht nach draußen. Der Schneefall hatte wieder zugenommen, obwohl das Unwetter bereits am abklingen war. Was für ein Winter!
Mein Weg führte mich in die Küche und die war, wie nicht anders zu erwarten übervoll mit Menschen. Ich war schon drauf und dran zurück ins Zimmer zu gehen, als Sascha mich erblickte. Er winkte mich herein und bot mir einen Platz am Tisch an.
Alle sprachen durcheinander. Sascha mit seiner Mutter und einer jungen Frau, die, wenn ich mich nicht irre, Sarah war, auf Deutsch und die restlichen gefühlten hundert Menschen unterhielten sich auf Englisch. Ein Angriff auf meine Sprachkenntnisse, so schaltete ich die Unterhaltungen auf Englisch aus.
Loren kam auf mich zu und fragte mich, ob ich was Essen möchte, ich nickte. Gleichzeitig spürte ich den intensiven Blick von Tom auf mir haften. Ich ignorierte ihn und fing an zu essen Ein Wahnsinn! Gute deutsche Hausmannskost. Wie hatte ich das in den letzten Tagen vermisst.
Als ich fertig war, kam Anthony auf mich zu und setzte sich neben mich. Drückte mir mein Handy in die Hand. Es war an, obwohl ich wusste, dass ich es ausgeschaltet hatte und es nur mit dem Pin wieder zu aktivieren war.
“Wir konnten vier von den eingehenden Anrufen identifizieren. - Wer ist “Amos“? ich schaute ihn an und ging in Gedanken meine ganzen Freier durch. Schüttelte mit dem Kopf.
“Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, deine Kunden zu schützen.”
“Ich schütze sie nicht. Ich weiß nicht wer Amos ist.” Anthony schnaufte.
“Er hat dir eine SMS hinterlassen. Ruf ihn zurück!” ich verzog meine Augenbrauen.
“Ich renne niemanden hinterher…!” murmelte ich und las die SMS durch.
´Hallo Zeth. Nenn mich Amos. Will dich buchen.´
“Was ist daran so schlimm? Er wird sich schon wieder melden.”
“Darum geht es nicht. Wir können das Handy, von dem die SMS stammt nicht orten. Diese Nummer gibt es offiziell nicht. Deshalb sollst du anrufen, damit wir wissen, wie wir weiter vorgehen.” Ich gab mich geschlagen und stand auf. Anthony führte mich in einen Raum und mir fielen die Augen aus dem Kopf. Was ist denn hier los? Überall waren Computer angeschlossen, Beamer und noch vieles mehr an technischem Schnickschnack.
“Irgendetwas sagt mir, dass es für euch nichts neues ist.” Ich blickte mich weiter um. Tom der mitgegangen war, setzte sich auf einem Stuhl. Er ließ mich nicht mehr aus den Augen. Verdammt was wollte der Bursche nur.
“Da hast du Recht. Das hatten wir schon einmal. Nur hatten wir damals nicht nach einem Handy gesucht, sondern nach Sascha.” Anthony bat um mein Handy und schloss es an einem der vielen Rechner an. Er gab mir zu verstehen, dass ich anrufen sollte. Ich betätigte den Rückruf und es dauerte eine Zeitlang bis die Leitung frei war. Ungewöhnlich. Im Normalfall ging es schneller. Außerdem vernahm ich noch einige Knacken, bevor es anfing zu klingeln.
Es läutete und es wurde abgenommen.
“Welch eine Überraschung, dass du anrufst! Zeth.”
“Neugierde, Amos, Neugierde. - Was kann ich für dich tun?”
“Nun, ich würde es lieber unter vier Augen mit dir besprechen!” Ich gluckste .
“Das geht nicht Amos. So weiß ich nicht, was ich von dir verlangen soll.”
“Wie meinst du das?”
“Lieber Amos. Es hat den Anschein, dass du meine Nummer hast, aber dich nicht mit meinen Regeln auskennst.” Er lachte los und ich war, allein schon von seiner Stimme her, mehr als abgeneigt.
“Das ist mir noch nie untergekommen. Eine Hure die Regeln hat,…!”
“Du verkennst da was. Amos. Ich bin Zeth und nicht irgendeine dahergelaufene Hure. Du willst mich buchen, dann halte dich an die Regeln.” meine Tonlage wurde kälter und selbst Anthony zuckte leicht zusammen. Auch Tom erschrak, als er mich so hörte.
“Dann erkläre mir deine Regeln.” er spie immer noch den Sarkasmus raus.
“Ich werde dir eine SMS schicken. Wenn du damit einverstanden bist, lass es mich wissen.” ich legte auf. Schnaufte und schaute das Handy angewidert an.
“Das ist auf jeden Fall Clancy.” sagte Anthony und zog resigniert die Luft ein. “Ich konnte das Handy immer noch nicht orten.” er fluchte los.
Tom starrte aus schreckgeweiteten Augen zu Boden, schüttelte immer wieder mit dem Kopf und murmelte etwas wie, “Das kann doch nicht möglich sein.”
Durch die Fluchtriade von Anthony kamen auch die Anderen in den Raum. Als Kyel mich erblickte wurde sein Blick angespannt. Sascha kam auf mich zu und fragte was ich hier mache und was los sei.
“Arschloch, Wichser! Clancy, diesmal stirbst du. Darauf gebe ich dir mein Wort,…!” und vieles mehr. Als Sascha Clancys Namen hörte verspannte er sich. Er blickte mich an.
“Dieser Clancy will mich buchen,…!”
“Nein! Das lasse ich nicht zu. Du gehst nicht zu dem…!” schrie Sascha. Er blickte mich ängstlich an und ich strich ihm über die Wange. Lächelte leicht und zog ihn in eine Umarmung.
“Mir wird nichts geschehen.” beruhigte ich hin. Ich war mir bewusst, dass zu viele Augenpaare uns beobachteten.
“Sollte er handgreiflich werden,… nun ja, weit wird er nicht kommen. Vertraue mir.”
“Aber,…!” versuchte er das unmögliche noch abzuwenden. Mein Handy klingelte wieder…
“Amos!” murmelte ich den Namen und ging ran. Es wurde schlagartig still. So still das man selbst eine Feder auf dem Boden hätte fallen hören können. .
“Ja!” stellte gleichzeitig das Handy auf Lautsprecher.
“Ok! Ich bin mit deinen Regeln einverstanden…!” Sascha fiel auf die Knie und hielt sich selbst den Mund zu. Kyel ging zu ihm und nahm ihn in den Arm.
“Schön zu hören, Amos.” Mann konnte ich lügen.
“Ich verlange … Auch wenn es gegen deine Regel ist, ich will dich am Andreaskreuz auspeitschen,…” er keuchte . Scheiße muss der Notgeil sein.
“Nein. Kein BDSM oder perverser Fetisch.” sagte ich sehr sanft.
“Ja weiß ich und deshalb frage ich, wie willst du mich befriedigen? Wenn ich meine Gelüste nicht an dir ausleben darf?”
“Nun, dann muss ich dir leider sagen, das ein Treffen nicht in Frage kommt und du dir jemanden suchen musst, der darauf steht.”
“War nicht anders von dir zu erwarten. Zeth… ok ich verzichte auf das Auspeitschen, aber ich werde dich hart ficken, was ist dein Preis.”
“*8.000 $.” Er lachte auf.
“Das ist ja unverschämt. An jeder Straße bekomme ich es billiger.” Ich sagte nichts . “Dann verbinde ich dir aber die Augen und kneble dich. Diesen kleinen außergewöhnlichen Wunsch kannst du mir, bei dem Preis doch gewähren.”
“Geht klar! Ich gebe dir Bescheid, wenn das Geld auf meinem Konto eingegangen ist. Dann hast du dich nur noch um das Hotel zu kümmern…” Die Verbindung war weg und ich legte das Handy auf dem Tisch. Sank auf einem Stuhl und starrte anschließend Kyel und Anthony kurz an, bevor mein Blick auf Tom fiel.
“Das,… das,… ist gegen jeglichen meiner selbst aufgestellten Grundsätze. Ich hoffe ihr wisst was ihr von mir verlangt. Der Typ widert mich an,…“
“Hey also bedienst du nicht jeden?” schoss es aus Loris heraus und ich starrte ihn böse an.
“Natürlich nicht. Selbst ich als Prostituierter habe so etwas wie ein Selbstwertgefühl. Ich wäre nicht Zeth, der Luxus-Callboy, wenn ich für jeden meine Beine breit machen würde. Ich habe mir meinen Standard hart erkämpft und ich sehe es verdammt nicht ein, dass so ein Typ wie Clancy es mir in nur einer einzigen Nacht kaputt macht. Er soll sich nicht an meine Regeln halten. Er ist pervers, mehr als das, und in der Regel, würde ich so einen nicht einmal bedienen, selbst wenn vielfaches von meinem normalen Preis bezahlen würde.” zischte ich und ging aus dem Raum.
Wie konnte ich mich nur darauf einlassen. Ist das zu fassen. Ich gebe mich freiwillig in die Hände des Teufels und dies alles nur für Sascha. Nur weil er so eine Heiden Angst vor ihm hat. Weil er nur einen einzigen Ausweg sah, seine Angst zu überwinden. Sich auspeitschen zu lassen, sich Kyel vollkommen hinzugeben und Schmerzen zu ertragen. Zu wissen, dass Clancy ihm genau diese Schmerzen, wenn nicht noch schlimmere verursachen konnte. Er wieder in seine Hände geraten könnte und diesmal wohl nicht mehr daraus kam. Innerlich raus kam. Es ihn zerstören würde und den Sascha den ich kannte, es dann nicht mehr geben würde.
Sascha! Wer war Sascha, eigentlich kannte ich ihn doch gar nicht. Nur ein paar Jahre als Kinder. Aber wir hatten eine glückliche Zeit verbracht.
Ich stand im Flur an der Wand gelehnt und starrte vor mich hin. Bekam nicht mit als Tom auf mich zukam.
“Warum machst du das?” Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme vernahm und blickte ihn an.
“Was? Was mache ich” und seine letzte Aussage in Deutschland schlugen über mich ein.
Für ein Geschenk, bist du dir zu stolz, um es anzunehmen. Aber deinen Körper zu verkaufen um schmierige Bonzen zu befriedigen, ihnen den Schwanz zu lecken und deinen Arsch hinzuhalten, dafür langt dein Niveau. Ich wich seinen Blick aus und starrte wieder an die Wand, die ich vorhin ins Visier genommen hatte.
Tom sagte eine Zeitlang nichts, dann trat er näher an mich heran, viel zu nah.
“Ich meine, dass du dich verkaufst. Ich verstehe es nicht. Du hast ein gut gehendes Hotel und,…!“
“Tom lass es.“ murmelte ich nur und wandte mich schließlich gänzlich von ihm ab. Seine Nähe brachte mich um den Verstand. Sein Geruch vernebelte meine Sinne und selbst die Jogginghose wurde zu eng.
Es war zuviel! Ich war nicht mehr bei Verstand und dazu reichte bereits seine Anwesenheit. Gott er würde kotzen, wenn er wüsste, wie geil ich auf ihn war. Wie es mich nach ihm verlangte. Wie ich ihn Nacht für Nacht, immer und immer wieder vor mir sah. Seine Geilheit spürte, von ihm träumte.
Mich nach seiner sanften Berührung sehnte, nach seinen Küssen lechzte.
Meine Hand betätigte wie automatisch den Türgriff zu meinem Zimmer. Trat ein und dann zog er mich an einem Körper. Die Tür knallte zu, er drehte mich um und sein Körper drückte mich gegen die Tür. Hände hielten meine Arme über meinen Kopf fest.
Ich keuchte , sein Duft schlug über mich ein. Ich konnte mich nicht wehren. Lippen pressten sich auf meine und seine Zunge forderte brutal Einlass. Wehren wollte ich mich nicht mehr. Meine Beine schafften es gerade noch mich aufrecht zu halten. Meine Arme sowie mein ganzer Körper hatten den Kampf, noch bevor er richtig losging, verloren.
Meine Zunge ergab sich dem Spiel hin und tänzelte um seine. Meine Lippen stupsten die seinen an.
Kurz gab er mir eine Verschnaufpause und ich keuchte „Scheiße!“ Plötzlich zog sich alles in mir zusammen. Spürte die heftige Kontraktionen in meinem Unterleib und der herausschießende Saft. Ein paar mal zuckte mein Schwanz. In meinem Leben hatte ich noch nie so schnell einen Orgasmus erlebt, nie ohne dass mein Schwanz stimuliert wurde, nie einfach so. Es war mir peinlich, ich war doch Profi, ich hatte meinen Körper voll unter Kontrolle, selbst meine Orgasmen. Das musste ich auch in meinem Job. Kam ich zu früh hatten meine Kunden das Gefühl nicht die Gegenleistung zu bekommen für die sie zahlten, kam ich zu spät war es auch nicht gut. Denn dann hatte der Kunde nicht das Gefühl das ich dabei war und dass er so gut im Bett war dass er selbst einen Callboy befriedigen konnte. Weshalb verlor ich gerade bei Tom die Kontrolle.
Mir wurde schwindlig. Tom packte mich, blickte mich an. Seine Augen waren immer noch kalt. Zugleich lag in ihnen ein Versprechen. Er brauchte es nicht auszusprechen, denn ich wusste es auch so, dass ich verloren habe. Seit jener Nacht, waren wir eins.
Er ließ einen Arm los und streichelte mit seinen Finger über meine Wange, Nase, Mund bis hin zu meinem Hals. Über meinem Adamsapfel, ich hob meinen Kopf an, damit er besser rankam. Er beugte sich runter und leckte über die zuvor gestreichelten Stellen. Hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und leckte erneut über meinen Hals. Die Haut über meinem Kehlkopf zog er ein und leckte sich den Weg wieder zu meinen Mund. Seine Lippen waren etwas geöffnet und er eroberte meinen Mundinnenraum. Jetzt hatte er meinen andern Arm losgelassen und seine warmen Hände gingen auf Erkundungstour. Ich selbst hatte einen Arm um seinen Nacken gelegt und zog ihn an mich ran. Meine andere Hand wanderte selbst über seinen Körper. Suchte seine empfindlichen Stellen die ich auf Anhieb fand. Er keuchte auf und ließ von mir ab.
Ohne Vorwarnung zog er mir den Pulli über den Kopf und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen. Auf Anhieb fand er meine Brustwarzen und biss rein. Leckte darüber nur um gleich wieder reinzubeisen. Er malträtierte beide Brustwarzen bis sie schon rötliche Spuren aufwiesen. Bei jedem Biss wurde ich lauter, drückte mich stärker an ihn ran. Ich war wieder steif. Geil. Ich wollte ihn. Mehr als alles andere.
Meine Hände gingen auf Wanderschaft. Ertastete jede seiner geheimen Stellen.
“Hör auf damit. Mich mit deinem professionellem Tun zu verwöhnen. Ich will dich hier und jetzt flachlegen. Ich will es dir besorgen und nicht spüren, dass du deine Tricks anwendest.“ Ein zucken durchströmte mich. Seine Stimme ließ mich devot werden und ich nahm meine Hände von ihm. Ich schmunzelte ihn herausfordernd an. Ich wusste, das ich meine Hände nicht lange bei mir halten würde können. Ich musste ihn spüren. Ihn fühlen.
“Yeah du bist eine verdammte Schlampe.“
“Das höre ich in letzter Zeit sehr oft von dir! Sage es noch einmal!“ Gott, wie er es sagte, machte mich an. Schlampe. „Fucking Bitch“ ja das bin. Für ihn bin ich das und noch mehr.
„Schlampe!“ Ich grinste ihn an und wir fielen wieder über uns her. Ich suchte den Bund seiner Hose und öffnete den Gürtel. Zog den Reißverschluss auf und fuhr mit meine Hand über seinen Schwanz. Seine Jeans rutschte ihm die Beine runter. Ich erfühlte auf seiner Spitze leichte Nässe. Er tropfte bereits. Umgriff ihn, soweit es durch die Shorts ging und erhörte meinen Druck und das Tempo.
Unkontrolliert zuckte er auf und keuchte in meinem Mund. „Schlampe.“ Ich spürte seine Hände überall, zog meine Hose runter, während er gleichzeitig auf die Knie ging. Wie meist hatte ich keine Unterhose an und er leckte meinen restlichen Saft ab. Ein Stöhnen entkam mir und als ich spürte wie er mich in seinen Mund aufnahm, schloss ich meine Augen und stieß mich sanft in ihn. Wie schon vorhin überrollte mich wieder der Orgasmus. Ich konnte es nicht mehr steuern. Es überkam mich und ich bekam nicht genug. Wollte mehr, viel mehr. Mehr als vor eineinhalb Jahren. Tom stand auf. Er lächelte mich mit geschlossenem Mund an. Ich sah mein Sperma auf seinen Lippen. Geil. Gott schaute das geil aus. Wie automatisch bewegte ich meine Zunge über seine Lippen. Ich schmeckte mich selbst. Ich wusste, dass er nicht geschluckt hat, dass noch alles von mir in seinem Mund war. Forderte Einlass. Der Geschmack, der Duft, die zähe Flüssigkeit, alles. Ausgehungert, wie ein Raubtier nahm ich mich selbst auf. Leckte über seine Lippen, über seine Wangen. Ich wollte überall auf ihm sein. Er tat es gleich.
Ich fuhr meine Hand in seine Shorts, fing seine Reste auf und führte meinen Finger in seinen Mund. Gierig lutschte er daran.
Noch nie hatte ich so geilen Sex gehabt.
Irgendwann landete wir im Bett. Er beugte sich über mich. Ich bot mich ihm dar. Wir küssten uns um den Verstand und hielten nur dann inne, wenn Tom ein Kleidungsstück verlor. Seine Lippen seine Hände und Zunge waren überall. Er rieb sich an mich. Ergriff unser beider Schwänze und pumpte. Ich hatte meine Kontrolle vollkommen verloren und gab mich ihm nur noch hin. Er quälte mich, er wusste was er tat. Ich wollte nur noch Erlösung. Welche Erlösung? Ich war schon wieder geil. Geil auf ihn. Ich wollte, das dieses Gefühl nie endet. Ich spritze auf meinem Bauch. Wieder konnte ich es nicht steuern und mir war es egal. Tom folgte mir, ich spürte seinen heißen Saft auf mir und wie er sich mit dem meinen vermischte. Er grinste mich an. Küsste sich runter und nahm den Saft unserer Leidenschaft auf. Beides. Hielt ihn fest in seinem Mund verschlossen und stemmte sich wieder hoch. Wie schon zuvor verzog er wieder seinen Mund zu einem Grinsen, öffnete ihn leicht und ließ einen Tropfen auf meine Lippen fallen. Ich leckte darüber und es explodierten meine Geschmacksnerven. Seinen Kopf zog ich runter und strich mit meiner Zunge über seine Lippen, bis er gewillt war, sie zu öffnen. Meine und seine Zunge vermengten unser beider Sperma in unseren Mündern zu einer untrennbaren Einheit. Wir waren eins.
.
„Hey Schlampe, welches ist deine Lieblingsstellung? Ich mache sie mit dir.“ flüsterte er und knabbert gleichzeitig an meinem Ohr.
„Hmm, ich habe keine. Aber wenn du genug Zeit hast, könne wir es herausfinden.“ Er gluckste. Es war das erste Mal, dass ich ihn glucksen hörte und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren nicht mehr kalt. Sie waren gefüllt mit Lust, Zuneigung, Geborgenheit ausstrahlend und dem, was ich mir immer wieder gewünscht hatte. Liebe. Tom liebte mich, es wurde mir schlagartig bewusst. Nein ich wusste dies, schon seit unserem ersten Mal. Ich streichelte ihm über sein wundervolles Gesicht. Auch wenn ich es mir geschworen hatte nie wieder jemanden so nah an mich heranzulassen, wie ihn, so zerbrach in diesem Moment mein Vorsatz.
Es war nicht irgendjemand, es war Tom.
Plötzlich folgte ich einen innerlichen Impuls und drehte Tom auf den Bauch. Überrascht blickte er mich an, aber ich schüttelte nur mit dem Kopf.
„Du willst doch wissen, welches meine Lieblingsstellung ist.“ Er nickte.
„Hmm.. geh auf deine Knie und hebe deine Hüfte etwas an.“ Tom tat es und der Anblick, der mir darbot, zerriss mich fast. So schön dass ich mich gerne sofort darin versenken würde.
Ich schob mich zwischen seine Beine und streichelte über seinen Rücken. Massierte seinen Muskeln und mein Schwanz rieb sich in seiner Spalte.
„Shit, deine Hände sind göttlich.“
„Nicht nur meine Hände!“ flüsterte ich und spürte wie Tom sich an mir rieb.
„Das gefällt dir?!“ fragte ich und als Bestätigung bekam ich nur ein Grunzen. Langsam bewegte ich meine Hände abwärts zu seinen Hintern. Schob seine Baken auseinander und spuckte auf seine Rosette. Mit einem Finger verschmierte ich es und drang sogleich damit ein. Tom keuchte auf und schrie fast, als ich seinen Punkt erwischte. Ein paar mal bearbeitete ich seinen Muskelring, bevor ich meine Schwanzspitze ansetzte. Ich hatte das Gefühl, er hieß mich willkommen. Langsam schob ich mich weiter und mir kam es fast, so herrlich eng war er. Beim letzten Stück stieß ich hart zu und Tom warf seinen Kopf in den Nacken.
„Gott! Hör mit deinen Spielchen auf und fick mich endlich durch.“
„Nicht so schnell. Das ist meine Lieblingsstellung. Die soll nicht so schnell vorbei sein.“ Er gab auf. Langsam, wenn nicht zu langsam schob ich mich vor und zurück. Tom stand kurz vor dem Zerreißen. Ich liebte diese Anspannung, die seinen Körper gefangen nahm. Noch ein paar Mal wiederholte ich meine Stöße in gleicher Weise bis ich seine Hüfte umgriff und mit ganzer Kraft in ihn stieß. Er verlor fast den Halt und zischte auf.
„Weißt du warum, das meine Lieblingsstellung ist?“
„Nein!“
„Weil du hilflos bist. Du kannst nichts machen, als nur deinen Arsch hinzuhalten. Ich habe die komplette Kontrolle über dich.“ ich stieß noch kräftiger. Tom zitterte. Dirty Talk. Er stand drauf. Ich schmunzelte. Meine Bewegungen wurden intensiver. Tom drückte sich mir entgegen und ich stieß weiter, bis nur noch seine Laute und das klatschen von Haut auf Haut zu hören war. Mit einem Keuchen schoss ich meinen Saft in ihn. Ließ mich auf seinen Rücken fallen und wir verharrten eine kurze Zeit. Erst als sich mein Atem langsam beruhigte entzog ich mich ihm.
Legte mich neben ihm und blickte ihm in die Augen. Mein Blick wanderte zu ihm hinab und er bot mir einen wundervollen Anblick. Er hatte sich auf dem Rücken gedreht und seine Begierde stand hochragend da.
Er zog mich auf seinen Schoß. Bereitete mich kurz vor und setzte mich ohne weiteres auf seinen Ständer, ließ ihn in mich eindringen.
Meine Augen waren auf ihn gerichtet. Wollte keine Sekunde damit vergeuden ihn nicht anzusehen. Sanft bewegte ich mich auf und ab. Sein Orgasmus bahnte sich an, er richtete sich auf, umgriff mich und ich klammerte meine Beine um seine Hüfte. Es war schön. Ich spürte ihn nicht nur in mir, sondern seinen ganzen Körper an mir. Ich drückte ihn fester an mich. Tiefer. Er stieß noch tiefer rein. Suchte meine Lippen und keuchte seine Befreiung in meinen Mund.
Erschöpft glitten wir zu Seite und minutenlang lagen wir nebeneinander. Niemand sprach ein Wort oder konnte überhaupt was sagen.
Ich verstand mich selber nicht. Aber eins wusste ich. Tom liebt mich, dass durfte er aber nicht. Er darf mich nicht lieben. Ich würde ihn immer und immer wieder seelischen Schmerzen zufügen. Zumal ich an meinen Nebenjob dachte und ihn aufgeben? Nein! Es hängt viel zu viel daran, als dass ich ihn von heute auf morgen an den Nagel hängen könnte. Lange dachte ich darüber nach, bis ich mir selbst einen Ruck gab und aufstand. Mich zu ihm umdrehte, auch wenn es schwer war,…
„Ich glaube, du gehst besser.“ Ist besser so, wirklich. Fügte ich noch in Gedanken hinzu.
„Spinnst du! Ich gehe nirgends hin,… - glaubst du, dass ich nur mit dir geschlafen habe, weil es mir gerade danach war, weil ich geil war? Weil sich die Chance ergeben hatte, den großen Zeth zu überrumpeln und eine kostenlose Nummer abzustauben? - Weißt du überhaupt, wie es für mich ist? Zu wissen, dass du noch in andere Betten rumhüpfst. Dein Arsch mit anderen Schwänzen vollgestopft wird. Andere Hände dich berühren, dir einen blasen oder du denen? DAS. ICH. DICH. MIT. ANDEREN. TEILEN. MUSS. - Kilrian ich lebe seit eineinhalb Jahren mit dieser Eifersucht. Ich bin eifersüchtig auf jeden, der dich in den letzten Jahr gehabt hatte und ich bin eifersüchtig auf die, die dich noch haben werden. - Aber ich habe mich arrangiert. Ich akzeptiere deinen Job. Denn nur so kann ich dich haben, ohne Regeln und ohne Bezahlung und das ist mir viel wert.“ Er stand auf und trat auf mich zu. Nahm mich in seine Arme.
„Kilrian ich liebe dich. Es ist die Hölle, wenn du nicht bei mir bist und es ist die Hölle, wenn du da bist und ich dich nicht berühren kann. Dich haben kann.“ Was ich hörte durfte nicht wahr sein. Kann nicht wahr sein, ich schüttelte immer wieder mit dem Kopf.
„Tom ich kann es mir nicht leisten, mich zu verlieben. Es geht nicht.“ versuchte ich meinen letzten Trumpf auszuspielen. Er schnitt mir das Wort ab.
„Dafür ist es bereits zu spät. Mir wurde es bewusst, dass du mich ebenfalls liebst, als du vorhin im Flur standest und „Tom lass es!“ gesagt hattest. Da stand der echte Kilrian vor mir. Der von der dunklen Leidenschaft verzehrende Kilrian und genau diesen hatte ich gerade geliebt. Ich will nur diesen, ich will dich.“ Sanft umschlossen seine Lippen wieder die Meinen. Ich versank in seiner Zärtlichkeit.
Mir ging plötzlich so viel durch den Kopf.
Liebte ich Tom denn auch, oder war es nur die sexuelle Anziehungskraft die er auf mich ausübte. Er war der einzige Mann für den ich selbst Geld ausgegeben hätte, nur um ihm nah zu sein. Aber das hatte doch wohl nichts mit Liebe zu tun.
'Ich liebe dich!' die Worte waren allgegenwärtig. Man konnte sie in jedem Buch lesen, hörte sie in jedem Film, selbst an der Bushaltestelle stand mit Sicherheit ein Paar neben einem, dass sich gegenseitig sagte 'Ich liebe dich'. Selbst die sprachlich unbegabtesten Menschen konnten 'Ich liebe dich' oft in mehreren Sprachen. I love you, Je táime, ti amo, u.s.w. Aber wusste ich was es heißt zu lieben? Ich hatten noch nie geliebt. Was Liebe angeht war ich so unerfahren und unberührt, wie eine Jungfrau.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, was ich empfinden würde, wenn ich mit Tom zusammen wäre und wir keinen Sex hätten. Stellte mir vor, wie es wäre auf einer Bank am Schwanenteich mit ihm zu sitzen und die Sterne zu beobachten, wie es wäre, wenn ich nach meiner Arbeit im Hotel in meine Räume käme, Tom auf der Couch säße, ich mich dazu setzen würde und wir den Abend damit verbringen würden uns irgendetwas im Fernsehen anzuschauen. Diese Vorstellungen bewirkten dass ich begann eine innere Wärme zu spüren. Was mich mit Tom verband war also mehr, als nur die reine sexuelle Anziehungskraft. Es wäre schön einfach nur mit ihm zusammen zu sein.
Konnte man sich in einem Menschen überhaupt verlieben, den man kaum kannte? Wir kannten uns noch nicht einmal 24 Stunden, na ja plus eineinhalb Jahre. Aber diese eineinhalb Jahre hatten wir uns nur gegenseitig verachtet, uns niedergemacht und uns nach dem anderen gesehnt und gelitten. Was wusste ich eigentlich von ihm? Im Grunde nichts! Ich kannte seinen Namen, wusste ,dass er für Kyel arbeitete und ich wusste, dass er mich genauso begehrte, wie ich ihn, mehr aber nicht. Musste man nicht mehr von einem Menschen wissen, um sich in ihn zu verlieben?
Dass ich darüber nachdachte, ob ich ihn liebe, mir diese Frage überhaupt stelle, bedeutete das nicht bereits, dass ich ihn liebte? Würde ich mir sonst darüber den Kopf zerbrechen? Wohl kaum.
Aber da war noch mehr. Tom sagte das er mich liebt. Ich wollte es ihm glauben. Er sagte sogar, dass er sich damit arrangieren würde, dass ich weiter meinem Gewerbe nachgehe. Ich war mir sicher, er dachte es ginge mir dabei nur ums Geld. Aber dem war nicht so. Da steckte mehr dahinter. Soviel mehr.
Als Callboy zu arbeiten gab mir eine Bestätigung nach der ich mich sehnte. Das Gefühl etwas besonderes zu sein, so besonders, dass die Männer bereit waren ein Vermögen auszugeben, nur um ein paar Stunden meine körperliche Gunst zu genießen. Viele meiner Kunden waren Stammkunden, die in einem Jahr eine Summe für mich ausgaben, für die man sich eine kleine Eigentumswohnung hätte kaufen können. Ich brauchte diese Bestätigung immer wieder aufs neue, nicht nur von einem Mann, sondern von vielen! Ich brauchte das Gefühl etwas besonderes zu sein, begehrt zu werden. Aber wieso brauchte ich diese Bestätigung? Irgendwo tief in meinem Innern musste ich unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden. Rührte er vielleicht daher, dass meine Mutter uns verlassen hatte als ich gerade einmal 7 Jahre alt war? Brauch ich das von so vielen Männern, nur weil sie es mir verweigert hat, es mir nicht geben konnte? Ich wusste es nicht und schob die Frage beiseite. Es gab wichtigere Aspekte über die ich mir klar werden musste.
Konnte ich in einer Beziehung mit Tom diese Bestätigung bekommen? Würde es mir ausreichen nur noch einen Mann zu haben? Ich war mir zu tiefst unsicher!
Und wie würde Tom reagieren, wenn er wüsste, dass ich es nicht ausschließlich wegen dem Geldes machte, würde seine Liebe ausreichen um auch diesen Aspekt meiner Persönlichkeit zu akzeptieren, oder würde es ihn so sehr verletzen? Welchen Mann würde es nicht weh tun, wenn er mitbekommt, dass er nicht in der Lage ist einem all das zu geben was man braucht um glücklich zu sein? Sollte ich ihm diesen Aspekt verheimlichen? Oder einfach so tun als wäre es nur ein Geschäft?
Nein! Das konnte ich nicht. Er hatte ein Recht alles von mir zu wissen, selbst dann, wenn es bedeuten würde, dass er sich von mir erneut abwendet. Ich konnte und wollte unsere Zukunft nicht auf Lügen und Geheimnisse aufbauen! Weshalb machte ich mir nur solche Gedanken? Zeigte das nicht auch, dass ich ihn liebte, dass sein Glück mir wichtiger war als mein eigenes?
Ich wurde mir immer sichererer, dass ich mich in Tom verliebt hatte und nicht nur in seinen Körper.
Ich musste es ihm sagen, ihm reinen Wein einschenken, nicht heute, aber so bald wie möglich! Ich hatte angst davor es im zu sagen. Angst ihn wieder zu verlieren. Aber es gab keinen Weg daran vorbei. Ja, ich war mir jetzt ziemlich sicher, dass ich Tom liebte!
Er führte mich zurück ins Bett und das Bett wurde benutzt für was es gemacht wurde. Dennoch konnte ich kein Auge zutun. Musste mich immer vergewissern, dass er noch da war. Neben mir lag. Ich ihn berühren konnte, seine Wärme spüren. Es gab mir soviel, ihn nur in meinen Armen zu halten, mindestens genauso viel, wie der Sex mit ihm, ihm zuzuhören wie er ein und ausatmete. Sein Atmen klang wie Musik in meinen Ohren, eine Melodie so schön, selbst Mozart war nicht in der Lage eine so schöne Melodie zu komponieren, wie die Atmung von Tom. Ich wollte nicht einschlafen, ich wollte seine Nähe in mir aufnehmen, die ganze Nacht seinem Atmen lauschen, mich an seiner Nähe erquicken und das emotionale Loch füllen, dass ich eineinhalb Jahre mit mir herumgeschleppt hatte.
Mitten in der Nacht klingelte mein Handy, oder zumindest es kam mir vor, als wäre es mitten in der Nacht und ich schaltete das Nachttischlämpchen an. Spürte, wie ein Arm um mich gelegt wurde, blickte in das halbschlafende Gesicht von Tom .
Es war kein Traum. Er lag wirklich neben mir und schlief. Oder hatte geschlafen. Er schaute mich an als ich an mein Handy ging.
„Ja!“
„Kilrian.“
„Mutter?! Was ist denn los?“ Sie schluchzte. Nein. Nicht jetzt! Die Ärzte haben ihn noch vier Wochen gegeben.
„Papa geht es schlechter. Er hatte seit gestern schon den dritten Anfall gehabt. Die Ärzte sagen, dass er vielleicht, wenn überhaupt noch vier Wochen hat, aber ich glaube es nicht. Bitte komm so schnell wie möglich nach Hause. Ich weiß nicht mehr weiter. Deine Geschwister habe ich auch schon angerufen.“
„Beruhige dich ….!“ Sie hörte mir gar nicht mehr zu. Sie weinte und zu beruhigen war sie überhaupt nicht mehr. Mir selbst liefen einige Tränen die Wangen runter und Tom hielt meine Hand. Irgendwann legte meine Mutter auf und das einzige, was ich mitbekam war, dass Tom mich an sich ranzog. Mir sanft über den Kopf streichelte und mich ohne Worte auf seine Art beruhigte.
*Amos - amas hebräisch: (tragende) der von Gott getragene, der Lastträger, der Beladene/Tragende.
Wechselkurs 25.02.2014 8000$ ~ 5819,28€
Vor einigen Jahren:
Begeistert blickte ich mich in seinem Apartment um. Endlich, endlich hatte er mich zu sich geholt. Endlich war ich in seinen Augen würdig, ihm rund um die Uhr nahe zu sein. Ihm zu dienen. Mein Traum, mein größter Wunsch, war endlich in Erfüllung gegangen. Alles hatte ich für ihn aufgegeben damit ich nur noch für ihn da sein konnte.
Voller Tatendrang machte ich mich dran seine Befehle auszuführen. Ich wollte ihm gefallen. Mehr. Nur ich sollte ihm gefallen.
Ich liebte es, wenn er mir über meine Haare streichelte. Über die Schulter, Rücken, Hintern. Wenn er mir zeigte wie gern er mich hatte.
Wenn er mich lobte, weil er mit mir zufrieden war. Ich halte es nicht mehr aus. Aber sein Befehl war eindeutig. Ich darf mich nicht selbst berühren.
Kurz vor Saschas Entführung.
Ich verstehe meinen Master nicht mehr. Die ganze Zeit ignorierte er mich. Sprach nicht mehr mit mir und gab mir auch keine Befehle . Was hatte ich nur falsch gemacht? Ich weiß, er hatte sehr viel Arbeit und deswegen unterstütze ich ihn daheim. Aber er rief mich nicht mehr zu sich. Habe ich vielleicht doch was falsch gemacht? Wie gerne hätte ich ihn gefragt, aber ich durfte ohne Aufforderung nicht sprechen.
Die Natur rief und ich ging langsam aus meinem Zimmer. Ich hörte den Fernseher laufen und ich hörte Stöhnen aus seinem Raum, aus dem Raum den ich nie betreten durfte. In diesem Apartment durfte ich zwei Zimmer nicht betreten. Die waren mir verboten.
Es war nichts neues, dass er sich Pornos anschaute. Sich selbst dabei befriedigte. Er wusste, dass es mich anmachte.
Er stand vor einem Monitor. Seine Hose hing zur Hälfte über seinem Hintern und ich hörte wie er murmelte. „Oh Sascha,... ja zeige es mir. Du bist so geil... - Oh du besorgst es dir mit den Fingern. Böser Junge. Auch wenn du keine Jungfrau mehr bist, aber dein knackiger Hintern gehört mir. Nur mir...!“
Leise trat ich näher heran und sah einen Jüngling, kaum älter als 16, da könnte ich mich aber auch getäuscht haben, der auf einem Bett lag und sich auf eine ungewöhnliche Art selbst befriedigte. Meinem Gebieter schien es sehr zu gefallen. Ist er ein Neuer? Bin ich jetzt abgeschrieben? Ich schlich wieder raus. Erledigte meine Notdurft und ging zurück in mein Zimmer.
Kaum lag ich auf meinem Bett rief er mich. Ich stand auf und ging in die Küche. Dort wartete ich auf ihn.
Er kam, würdigte mich mit keinem Blick und schmiss mir seine Klamotten hin, die ich waschen musste.
„Raphael suche dir eine Wohnung, suche dir eine Arbeit. Ich kann dich nicht mehr aushalten. Bleibe aber auf Abruf und bevor du gehst, mach das „eine Zimmer“ und das Spielzimmer sauber. Wenn ich zurückkomme, bist du weg und meine Befehle sind ausgeführt.“ Was?? Warum? Was hatte ich nur falsch gemacht? Geschockt blickte ich ihn an, dass war gegen seine Regeln. Schnell erinnerte ich mich und senkte meinen Kopf. Reden durfte ich immer noch nicht und nickte stattdessen. Spürte wie mir die Tränen runterliefen. Dennoch wagte ich es nicht ihm zu widersprechen.
Kurz drauf sah ich seine Füße in meinem Blickfeld und er griff unter mein Kinn. Hob meinen Kopf und lächelte mich sanft an.
„Ahh mein Raphael, dass ist doch nicht der Abschied für immer. Mein mageres Gehalt reicht nicht für drei. Deswegen musst du jetzt gehen, damit ich deinen Bruder aufnehmen kann. Ihn erziehen, damit du nicht immer so alleine bist, wenn ich nicht da bin.“ Sein Gesicht kam näher, seine Zunge strich mir überraschenderweise über die Wange. Er nahm etwas von mir auf. Er hatte eine Träne von mir abgeleckt. Mein Herz raste, es zersprang fast vor Freude und gleich drauf drückte er mich runter.
„Mach mich sauber!“ befahl er mir und ich fing an mit meinem Mund die Spermareste wegzulecken.
Einige Tage später:
Ich gebe es auf. Ich fand keinen geeigneten Job. Ist ja auch kein Wunder. Die Klamotten, die ich am Leib trug, zeugten nicht gerade, von Sauberkeit. Als er mich aus seinem Dienst entlassen hatte, hatte ich nichts und musste mir die Klamotten von irgendeiner Wäscheleine ausborgen. Sicherlich würde ich sie irgendwann zurückbringen.
Es war kalt, es regnete. Shit, war das ein bescheuerter Herbst. War doch der Sommer schon absolut regnerisch, der Herbst war um keinen Deut besser, eher sogar schlechter. Ich verkroch mich unter die Brücke und zog den Mantel enger an meinen Körper. Versuchte zu schlafen.
Etwas rüttelte mich und ich schlug die Augen auf. Eine Polizistin stand vor mir, fragte nach meinem Befinden. Und brachte mich anschließend in eine Unterkunft für Obdachlose. Ich war ihr dankbar.
Irgendwie blieben wir in Kontakt und Natalie wurde zu einer guten Freundin. Außerdem hatte ich es ihr zu verdanken, dass ich einen Job fand. Noch dazu hatte sie einen Bruder, Matt, dem war ich einige Zeit sehr zugetan.
Die Jahre vergingen und mein Master rückte in die Vergessenheit, bis zu diesem Tag...
Vor eineinhalb Jahre.
Das Handy wäre mir beinahe aus der Hand geflogen, als ich seine Stimme hörte. An alles hätte ich gedacht, aber nicht daran, dass er anruft. Beim besten Willen nicht. Nie in meinem Leben hätte ich damit gerechnet, von ihm noch einmal zu hören. Zumal er vor einigen Jahren von der Presse durch die Mangel genommen wurde.
Mörder, Kinderschänder, Perversling und noch mehr solcher Bezeichnungen hatte er verpasst bekommen. Damals glaubte ich die Presse wollte ihn fertig machen, ihm etwas Böses unterstellen. So ein wundervoller Mann, konnte nicht so ein Untier sein, Monster sein. Lange konnte ich es nicht verstehen.
Viele Monate hatte ich dagegen angekämpft. Gegen ihn. Gegen seine Stimme, die ich stetig in meinem Gehirn hörte.
„Lass mich in Ruhe! Du hast keine Macht mehr über mich.“, krächzte ich ihm entgegen und legte auf.
Angewidert blickte ich das Handy an. Es klingelte erneut. Es war eine unterdrückte Nummer. Ich ließ es klingeln bis die Mailbox ansprang.
Devot, ja ich liebte es im Bett mich meinem Partner zu unterwerfen. Wahrscheinlich war das der Grund weshalb ich mich zu Clancy hingezogen fühlte. Am Anfang ließ er mich seine Dominanz auch nur im Bett spüren, aber nach und nach übernahm er mein gesamtes Leben und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich war ihm ausgeliefert und unfähig ihm Einhalt zu bieten. Schnell hatte er mir eine Gehirnwäsche verpasst und mich zu einem willenlosen Objekt seiner Launen gemacht.
Keine Ahnung wie oft das Handy klingelte, bis mir dann der Geduldsfaden riss und ich wieder ranging.
„Hast du meine Anweisung vergessen? Mein Befehl lautete; du sollst auf Abruf bleiben.“, seine Stimme. Sie war Gott für mich. Ich schüttelte mich. Schüttelte ihn ab, versuchte es.
„Ich sagte. Du sollst mich in Ruhe lassen,..!“ Er lachte und tat so, als ob er sich an seiner eigenen Spuke verschlucken würde.
„Was glaubst du, wer du bist?! Hast du vergessen, dass es wunderhübsche Negative von dir gibt!“ So ein altertümlicher Begriff. Er lebt wirklich in der Zeit des kalten Krieges. Sekundenlang wurde nichts gesagt.
„Ah ich glaube, wir verstehen uns...!“ Je länger ich seiner Stimme lauschte, je länger ich die verschiedenen Abstufungen in seiner Tonlage hörte, je länger er mit seiner lieblichen und verführerischen Stimme zu mir sprach... und dann war es aus. Ich konnte ihm nicht mehr widerstehen. Die Erinnerungen an den Sex, an die Schmerzen und danach das Vergnügen bis ich schließlich die Erlösung von ihm erhielt. Wie er mich lobte und wie er mich anschließend liebte.
Ich wollte ihn. Selbst in der ganzen Zeit, als er mich aus seinem Dienst entlassen hatte, wollte ich nur ihn. Er gab mir das, was ich brauchte, das was ich wollte.
Die ganze Zeit, die lange Zeit ohne ihn, hatte ich mich verlassen gefühlt. Wusste nicht was ich wollte. Hatte kein Ziel, war von heute auf morgen auf mich gestellt gewesen. Er hatte alles für mich getan, mich versorgt. Und dann schmiss er mich einfach raus. Einfach so!
Stellt es euch so vor, als ob ihr einen fünfjährigen einfach auf die Straße setzt. So kam ich mir vor. Hatte nichts mehr. Kein Selbstvertrauen, kein Wissen. Ich war nur eine leere Hülle, ohne Verstand und ohne Willen. Denken? Was ist das. Kannte ich nicht. Er hatte das Denken für mich übernommen. Willen? Gab es nicht. Den einzigen Willen den ich besaß, war ihm zu dienen und ihm zu gefallen.
Ich musste erst lernen mich wieder selbst zu akzeptieren. Zu Wissen, dass es mein Körper ist und nicht seiner. Meinen Trieben selbst nachzugehen. Mich selbst aus vollem Bewusstsein darzubieten oder zu nehmen. Orgasmen zu haben wann ich es wollte, wann es mein Körper wollte und nicht er.
Dieser jahrelanger Prozess, bröckelte in weniger als fünf Minuten. Während des Gespräches, während er mir seine Befehle in mein Gehirn meißelte.
Ich hatte das Gefühl, ich sollte ihm nicht zuhören und dennoch hallten seine Worte nach. Jedes einzelne brandmarkte mich. Glitt wie Ameisen durch meine Eingeweide. Fraßen alles auf. Jeder Widerstand zermürbten sie, bis nichts mehr von meinem Selbst vorhanden war. Ich war wieder nur eine Hülle. Leer. Nicht einmal leer war ich. Ich war gar nichts mehr.
„Sire, ja, Sire!“, antwortete ich automatisch. Dennoch blieb mir ein kleiner Funke meiner Selbst. Wie ein Strohhalm an dem ich mich festkrallte. Diesen Strohhalm musste ich mir bewahren.
Es würde schwer werden aber ich musste es wagen. Diesen Weg beibehalten. Der einzige Weg, der mir blieb.
Matthew Shmitz.
Ich musste, noch bevor ich mich auf die „Reise“ zu ihm begab, zu ihm. Ich hielt ein Taxi an und stieg ein. Nannte ihm die Adresse zu der ich wollte und schloss die Augen.
Noch einmal, noch ein einziges Mal ich selbst sein.
Die Fahrt dauerte über eine halbe Stunde. Überall waren die Straßen zum Registry Office gesperrt worden. Reporter der hiesigen Presse, Polizeiwagen, FBI und einige Spezialeinheiten waren dort. Dies alles nur, weil Kyel Kastner, dieser High Society Knilch, der Guru der Geschäftswelt, heute seinem Lover das „Ja Wort“ gab.
Seit über einem Jahr ging es bereits durch die Medien. Kampanien für Homosexualität wurden gestartet, genauso wie Demonstrationen gegen „Gay-Lover“. Ein schönes Wort finde ich. Besser wie Schwule. Tja, aber auch Wörter wie Schwanzlutscher und Arschficker standen auf den Plakaten. Die wurden aber sofort aus dem Verkehr gezogen. Und die Träger wurden wegen öffentliches Ärgernis verhaftet.
Das Taxi hielt und ich zahlte den Preis. Stieg aus und ging zur Eingangstür. Drückte auf die Klingel auf der Shmitz stand und freute mich schon darauf die Treppen zum fünften Stockwerke hinaufzusteigen. Es war immer ein Kampf mit meinen Muskeln. Gut, unsportlich war ich nicht gerade, als Model musst du schon etwas Fitness aufweisen können, aber fünf Stockwerke...
Der Türöffner brummte und ich machte mich dran diese Hürde zu bewältigen.
Endlich stand ich vor der geöffneten Tür, klopfte kurz bevor ich eintrat.
„Matt?“, rief ich und sofort kam die Antwort. „Komm rein. Bin in der Küche.“ Ich entledigte mich meiner Schuhe und trat ein. Hier war ich einmal zuhause gewesen. Natalie war auch da. Sie sah ziemlich gestresst aus. Ich konnte mir vorstellen warum. Immerhin war sie zum „Babysitten der Hochzeitsgesellschaft“ abkommandiert worden.
Ich rief ein allgemeines „Hallo“ in den Raum und setzte mich an den Tisch. Ohne gefragt zu werden, was ich wollte, stellte Natalie mir einen Cappuccino hin. Kurz drauf verabschiedete sie sich auch schon. Auch wenn sie sich sicherlich gerne mir mir unterhalten hätte, aber ihr Pflichtgefühl für ihre Arbeit war schon immer ausgesprochen groß. Ganz besonders setzt sie sich für Jugendliche ein, die ihre sexuelle Neigung geoutet hatten und dadurch zum Mobbingopfer wurden.
„Warum bist du hier?“, fragte Matt mich und wandte mir seinen Rücken zu. Dass er sauer auf mich war, war verständlich. Immerhin hatte ich meine Karriere als Model der Beziehung zu ihm vorgezogen. Ich gab keine Antwort drauf. Das einzige, was mir durch den Sinn ging, war ihn noch einmal zu berühren.
„Schweigsam wie eh und je! Raph, wenn du mir nicht sagst, was du willst, dann kannst du auch wieder gehen. Dein Schweigen ist eins der Dinge, die ich an dir überhaupt nicht ausstehen kann.“, er war wie immer gesprächig. Ich liebte es ihm zuzuhören und eigentlich wollte ich nie, dass zwischen uns Schluss war. Aber ich hatte die Chance bekommen im Modellgeschäft groß rauszukommen und hatte sie einfach am Schopf gepackt. Matt kam damit nicht zurecht, dass ich ständig unterwegs war und hatte mit mir Schluss gemacht. Sich anders orientiert. Wenigstens hatte er mir gebeichtet, dass er einen neuen Freund hatte, bevor er mit ihm ins Bett stieg.
„Schlaf mit mir!“, kam einfach über meine Lippen und das Geschirr, das er gerade in der Hand hielt, schepperte in die Spüle zurück. Er drehte sich zu mir um und starrte mich mit fragenden, warmen Augen an.
„Was hast du gesagt?“
„Schlaf mit mir!“ Vage schüttelte er mit dem Kopf und ich sah, dass er hart schluckte. „Matt fick mich. Bitte fick mich, wie du mich immer ficken wolltest. Mach es. Nur dieses eine Mal und ich verspreche dir dich nie wieder zu behelligen.“
„Du hast mich diesbezüglich nie behelligt. Immer bist du in Abwehrhaltung gegangen oder hast geheult. Ich habe es akzeptiert. - Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?! Weißt du, oder kannst du dir nur im Geringsten vorstellen, wie es für mich sein würde, wenn du während, während wir … wieder einen Rückzieher machst?! Mir die Ohren voll heulst ...!“ Ich stand so abrupt auf dass der Stuhl um kippte.
„Hör auf mir meine Schwäche vorzuhalten. Ich leide heute noch darunter. Ich habe seit 'ihm' immer noch keinen Schwanz in meinen Arsch rein gelassen. Ich kam her, um nur einmal in meinem Leben zu erfahren, wie es ist, es zu wollen und du hast nichts besseres zu tun als mir dein gekränktes Ich entgegenzuschleudern. - Es war ein Fehler hierher zu kommen. Ich gehe wieder.“ Ich war schon im Begriff diese Wohnung zu verlassen, als Matt mich an der Schulter berührte.
„Ich weiß nicht, was mit dir jetzt los ist. Aber du meinst es ernst.“ Ich nickte.
„Ja ich meine es ernst. Es tut mir leid, dass ich nach so langer Zeit zu dir komme. Dich darum zu bitten. Ich weiß es ist falsch, aber... tut mir leid. Ich will nicht zwischen dich und deinen Freund funken.“ Er lächelte mich an.
„Mit Liam ist es schon lange aus. Ich war ihm nicht leidenschaftlich genug.“ Sein Kopf kam immer näher. Mein Herz fing an zu rasen und alles konzentrierte sich in der einen Region. Mir wurde bewusst, gerade jetzt, dass ich Matt immer noch liebte. Dieses Gefühl verankerte ich in dem hintersten Winckel meiner Seele. Dies war der Funke meiner Selbst, den ich brauchen würde um der Hölle wieder entfliehen zu können.
Jetzt:
Kilrian, das neue Spielzeug meines Masters schrie. Ich wusste, dass es meinem Master gefiel. Er sich daran aufgeilte und er mich anschließend belohnen würde. Noch habe ich mein Versagen nicht genug gesühnt. Noch muss ich warten, aber bald, bald werde ich in seinen Augen wieder würdig sein, sein Eigentum sein. Sicherlich muss ich ihn dann mit zwei anderen teilen. Und doch. Er wird mir vergeben. Mein Master hat mir eine Aufgabe erteilt, die nur der treueste Sklave verrichten kann. Es wird mir eine Freude sein, diese Aufgabe zu erfüllen. Meine neuen Brüder einzuweisen. Sie zu lehren.
Aber warum sehe ich ständig gütige und sanftmütige Augen vor mir, sie geben mir ein Gefühl der Geborgenheit. Diese Augen gehören nicht meinem Master. Wem gehören sie? Und warum kommen sie mir so verdammt bekannt vor?
Es waren auch nicht Toms Augen. Die kannte ich. Wobei ich Tom selbst eigentlich kaum kannte. Mein Auftrag lautete, schleuse dich in den Kastner Clan ein. Schon allein der Name, rief bei mir sämtliche Gänsehautfacetten hervor.
Wochenlang arbeitete ich an einem Weg, wie ich am Besten in die Familie reinkam. Alle Bemühungen schienen vergebens zu sein. Galaveranstaltungen, das fünfjährige Bestehen der Privatschule Kastner. Vorher hieß sie Carla Norm oder so ähnlich. Und noch viele solcher nicht nennenswerten Events. Und dann auf einmal, stand er vor mir. Nicht gerade vor mir, aber ich packte die Gelegenheit am Schopf.
Ich fing an um ihn zu werben. Lange hatte es gedauert, bis Tom darauf eingegangen war. Eigentlich, wenn man es genau betrachtete, hatte er sich nie wirklich auf mich eingelassen. Ich war für ihn nur Mittel zum Zweck. Aber dennoch schaffte ich es und es wäre nur noch ein kleiner Schritt gewesen bis ich meine Aufgabe erfüllt hätte.
Und dann machte ich den entscheidenden Fehler. Oft hatte ich mit meinem Master in Beisein von Tom geredet, ohne dass er es mitbekam, doch diesmal konnte ich mich nicht beherrschen. Seine Stimme brach den Bann und ich sprach ihn mit Master an. Ich war ja auch nicht davon ausgegangen dass Tom nach Hause gekommen war und uns hatte hören können. Aber er hatte es gehört und hatte mich rausschmiss.
Kilrian ist ohnmächtig geworden. Er ist so schwach. Er würde die wundervolle Behandlung, die ihm unser Master zuteil kommen lässt, nicht lange durchhalten. Oder sind es nur die Nachwirkungen der Narkose. Mir konnte es egal sein. Ich führte nur den Befehl des Masters aus.
Ich war mit dem Auftragen der Wundsalbe fertig, als die Tür aufging. Er auf Kilrian zuschritt und seinen Kopf hob.
„Es war wohl doch noch zu früh. Na – lassen wir ihm noch etwas Zeit, damit sein Körper sich vollständig erholt. Raphael, wenn er wach wird, gib ihm etwas zu trinken. Und lasse ihn nicht aus den Augen. Er sieht unscheinbar aus, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Gib ganz besonders auf seine Hände acht.“ Ich wusste nicht, was mein Master damit meinte, immerhin war er an den Handgelenken gefesselt, aber es war sein Befehl, also nickte ich zur Bestätigung.
„Fickstück, ich meine, dass du ihn nicht von den Ketten befreien sollst.“ Ich fragte mich, was mein Master hatte? Ich hätte ihn ohne Erlaubnis nie befreit.
„Auch nicht, wenn ich dir den Befehl dazu gebe.“ Nun gut, also jetzt war ich wirklich etwas konfus, aber im Moment machte ich mir darüber keine Gedanken und nickte erneut.
In der Villa herrschte wieder einmal eine ausgelassene Stimmung. Man hätte fast meinen können, es wäre alles wie immer. Nur, und es schien, dass es nur mir auffiel, Kyel und Anthony wirkten sehr angespannt. Immerzu nuschelten sie miteinander. Ich ignorierte es.
Meine Gedanken waren woanders. Bei der Rückfahrt vom Lehrgang. Bei etwas Glitzerndem, Tränen in seinem Gesicht. Dieser Ausdruck, nach dem Telefonat. Es zerriss mir das Herz. Hätte er nicht auf der Rücksitzbank gesessen, hätte ich ihm über seine Wange gestreichelt, in der Hoffnung ein kleines Lächeln in sein Gesicht bringen zu können.
Wie üblich stieg er ohne ein Wort aus und wie unüblich ging er einfach auf sein Zimmer.
Das Essen, welches Loren zauberte schmeckte fantastisch und ich nahm mir gern einen Nachschlag.
Irgendwann kam er dann in die Küche. Seine arrogante Haltung war wie weggefegt. Das Telefonat vorhin im Auto schien vergessen zu sein und Sascha trieb wie üblich seine Scherze mit ihm. Stellte ihm Essen hin.
Ich konnte nicht anders als ihn zu beobachten. Wie er die Gabel hielt. Das Messer benutzte. Das Fleisch klein schnitt. Wie sich beim Schlucken sein Adamsapfel bewegte. Er war ausgeprägt, männlich. Alles an ihm war ausgeprägt. Er war perfekt.
Kyel ging mit mir einige Pläne für die Firma durch. Manchmal fragte ich mich, wofür er überhaupt seine Vorstandsmitglieder hatte? Im Moment war ich für Kilrian abgestellt, als sein persönlicher Chauffeur. Ich wollte nicht wissen, wann er sich wieder zu einem anderen Mann hinlegen würde. Ich wollte es gar nicht wissen, aber ich würde es erfahren. Es machte mich wahnsinnig. Kilrian und Anthony verließen zusammen die Küche.
Ein lautstarkes Fluchen drang herein und ich vernahm nur irgendetwas mit “Clancy”. Alle verstummten. Sascha verkrampfte sich und blickte ängstlich zu Kyel. Die beiden standen auf und gingen in die “Aula”, die wieder zur Einsatzzentrale umfunktioniert worden war. Anthony fluchte weiter und schlug mehr auf der Computertastatur herum, als dass er tippte.
Ich hörte es, wollte es aber nicht wahr haben. Kyle würde Kilrian benutzen für ihn den Köder zu spielen. Aber dass er es freiwillig tun würde, wollte ich nicht glauben Das konnte er nicht tun. Nein, das durfte nicht sein.
Eine rege Unterhaltung entfachte und ich verzog mich still in eine Ecke. Fragen kamen auf, wie es jetzt denn weitergehen sollte. Was noch getan werden könnte, wenn Clancy nicht weiter ansprang. Denn es war ohne Zweifel dass Kilrian sich mit Clancy unterhalten hatte.
Nein, ich werde dich definitiv nicht zu ihm fahren. Ich werde mich weigern und ich werde dich von ihm wegbringen,… Meine Gedanken schwirrten.
Das Handy klingelte. “Amos!”, sagte Kilrian leise und doch mit so großer Wirkung, dass es im Raum schlagartig leise wurde. Kilrian blickte auf sein Handy und ich sah ihm an, dass er sich durchringen musste. Eine neue Seite an ihm, die nur mir auffiel.
Er ging ran, und auch dies fiel nur mir auf, seine Stimme war nicht verführerisch. Nicht wie sonst, wenn er mit einem Kunden sprach um einen Termin auszumachen. Sie war kalt, abweisend, es fehlte nicht viel und er hätte den Hörer hingeklatscht. Eine warme Gefühlswelle schwappte in mir hoch und ich grinste in mich hinein, denn mir wurde bewusst, dass er normalerweise ihn nicht bedienen würde. Auch er hatte seine Grenzen. Es machte mich stolz.
Die Bestätigung, dass es so war, bekam ich kurz drauf. Kilrian flippte aus. Er fluchte und zischte Kyel an. Das Fass brachte dann Loris durch eine Bemerkung zum überlaufen. Kilrian war nicht mehr zu bremsen und alle starrten ihn an. Der smarte und seriöse Kilrian Ford veränderte sich vor unseren Augen in Zeth, den Luxus Callboy, und sprach es öffentlich aus. Er bediene nur ausgewählte Männer. Und wer in seinem Genuss kam, konnte sich darauf etwas einbilden,. Er musste es nicht tun. Ich verstand es nicht, wie jemand, wie Kilrian Ford sich zu so etwas bereiterklären konnte. Kurz blickte er sich mit wutverzerrtem Gesicht um und verließ kopfschüttelnd die Aula.
Die Unterhaltung wurde wieder lauter, ich ging. Wollte davon nichts mehr hören. Ich wusste eh schon zuviel.
Ich erblickte ihn. Er stand an der Wand gelehnt und war mit seinen Gedanken überall und nirgends. Diese Haltung war für mich wieder etwas neues. Er besaß viele verschiedene Facetten und eine davon wurde mir schlagartig bewusst. Ungeliebt. Er war wie ich ungeliebt. Ja, ich war ungeliebt. Raphael hatte nur mit mir gespielt, mich benutzt und diese Stimme, die ich gerade vernommen hatte, war die Gleiche, die er als Master angesprochen hatte, da war ich mir fast sicher. Ich schüttelte mich und hoffte, dass ich mich täuschen würde. von diesem Verdacht würde ich Kyel später berichten, aber jetzt war er wichtiger. Er war wichtiger als alles andere. Jetzt und schon damals.
Kilrian. Wusste er was Liebe ist? Kannte er deren Bedeutung? Ich glaubte nicht. Er würde sich doch anders verhalten, wenn er es wüsste.
Ich sprach ihn an. Seine braunen Augen besaßen eine Sanftheit, die ich bei ihm nur während unserer ersten Nacht gesehen hatte. Sie verschwand auch direkt wieder und sein ganzer Ausdruck verhärtete sich. Warum reagierte er auf mich so abweisend? Diese Frage, die in mir keimte, erstickte ich im Keim. Ich wusste es. Ich konnte es mir denken.
Ich fragte ihm etwas anderes. Kurz blickte er mich belustigt an, doch dann, war alles wie weggefegt. Es blieb nur noch ein kleines Stück von seinem Selbst übrig. Und dieses Stück brachte mir die Erkenntnis.
“Tom lass es.”, hörte ich ihn und ich führte den Satz in meinen Gedanken weiter. “Es ist zu spät. Du hast deine Chance gehabt und ich habe meine vertan.”
Nein! Ich lasse es nicht zu. Sein Blick, bevor er sich von mir abwandte, war sanft, verlangend und verzweifelt. Ich würde lügen, wenn ich darin nicht noch etwas anderes erkannt hätte. Liebe. Unterdrückte Liebe, für jemanden der für ihn nicht mehr zu erreichen war. “Tom lass es!”, bedeutete... Ich liebe dich. Deshalb tut mir deine Nähe weh.
Schock! Nein Freude! Nein Jubel. Ich konnte mich nicht bewegen, war wie versteinert. Ich sah, wie er von mir wegging. Wie in einem Traum, wenn du jemanden hinterher rennst, so schnell du kannst und kannst ihn doch nicht einholen. So in der Art war das jetzt bei mir. Ich sehe ihn, wie er vor mir flüchtete. Ja er flüchtet. Seine Liebe zu mir. Unterdrückt, tat ihm weh. Er will von mir weg. Seine Gefühle, die er stetig versteckte, in seinen Schneckenhaus einsperrte, lagen nun klar vor mir. Ich sehe sie, so deutlich wie helle Lichtstrahlen. Es zog mich zu ihm. Ich kam ihm näher. Nein, ich war schon bei ihm, seit dem vorletzten Sommer, war ich bei ihm. Immer. Er trug mich in seinem Herzen. In diesem kleinen Schneckenhaus. Er hatte mich darin eingesperrt und ich war auch der Schlüssel der das Schneckenhaus aufsperren konnte.
Seine Hand lag auf der Klinke, nur ein Schritt von mir entfernt, eine Handbewegung von ihm. Diese Tür darf nicht zwischen uns stehen. War sie einmal verschlossen und ich stand davor, dann war es aus. Für immer. Das konnte ich nicht zulassen…
Als er sein Zimmer betrat und die Tür hinter sich schließen wollte, ließ ich es nicht zu. Ich folgte ihm. Reflexartig drückte ich mich an ihn und verschloss die Tür hinter uns. Sie war nicht mehr im Weg. Diese Tür war überwunden und ich drückte meinen ganzen Körper gegen ihn. Er sah mich nicht an, er wollte mich wegstoßen. Ich ergriff seine Arme und suchte seinen Mund. Ich spürte seine Härte, er keuchte in meinen Mund, seine Zunge gab sich meiner hin. Ich hatte ihn. Nein, er hatte mich.
Wie ausgehungert sog er an meinen Lippen. Biss in meine Zunge. Das Atmen viel uns beiden zunehmend schwerer, aber keiner war gewillt aufzuhören. Es spornte uns an. Ganz besonders ihn. Er keuchte laut in meinen Mund, sein ganzer Körper zuckte.
Seine Hände waren überall. Ein Hauch von Nichts und wenn er damit nicht aufhören würde, könnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich verbot es ihm. Er horchte auf, gehorchte wenn auch nicht für lange. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich wollte ihn spüren. Überall.
Er wurde wilder, als ich ihn eine Schlampe nannte. Es gefiel ihm und er verlor den letzten Rest seiner Zurückhaltung. Dies war nicht Zeth. Zeth fickt nach seinen Regeln, nach den Wünschen seiner Kunden. Ich habe was besseres, ich hatte die wahre Leidenschaft, die dunkle tiefliegende Leidenschaft, die nur einer aufbringen konnte. Kilrian.
Nach gefühlten Stunden kuschelten wir uns unter die Decke. Lagen nebeneinander, als Kilrian plötzlich aufstand und meinte, dass ich gehen sollte.
Das konnte er vergessen und das sagte ich ihm auch. Sagte ihm dass ich ihn nicht aufgeben würde, niemals. Seine Augen leuchteten. Seine Lippen zuckten. Ich sah, wie zerrissen er war. War es Freude? Nein, es war Hoffnung, Glück und zugleich Angst. Ich wollte ihm zeigen, dass er keine Angst zu haben brauchte, keine Sorgen, dass ich da war und führte ihn zurück ins Bett. Kuschelte mich an ihn.
Er war wundervoll warm und ich streichelte beständig über seinen Körper. Nie wieder wollte ich ihn missen und verdrängte den Gedanken, wie es sein würde, wenn er bei jemand anderem liegen würde oder wie es sein würde, wenn er wieder zurück nach Deutschland ging.
Ich hatte es ihm versprochen. Gesagt, das ich mich mit seinem Job arrangiert hatte und doch gab es mir einen Stich in mein Herz.
Er kuschelte sich an mich. Ich wusste das er nicht schlief. Sein Atem ging nicht ruhig genug. Nahm ihn in meine Arme. Hauchte ihm einen Kuss in sein Haar und schloss meine Augen. An Schlaf war nicht zu denken. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um ihn, ich konnte nicht abschalten. Aber ich war glücklich. Glücklich, ihn endlich in meinen Armen zu halten. Seinen warmen Körper zu spüren, der sich wie ausgehungert an mich schmiegte. Fühlte ihn, nicht nur an meinem Körper, sondern in meiner Seele, in meinem ganzen Inneren. Nur allein, dass er in meinen Armen lag, gab mir das, was Raphael und meine Ex mir nie geben konnten, das was mir immer gefehlt hatte.
Dennoch trübte etwas mein Glück. Etwas schob sich in den Vordergrund, nämlich dass Kilrian sich bereit erklärt hatte, bei dem Unterfangen Clancy einzufangen mitzuhelfen. Den Lockvogel zu spielen. Ich fasste es nicht. Mir wurde kalt. Innerlich kalt. Was wenn es schief ging. Wenn Kilrian verletzt würde, oder sogar…, ich konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Eineinhalb Jahre lechzte ich nach ihm und ich würde es nicht überleben ihn noch einmal zu verlieren. Das wäre mein Untergang.
Etwas Nervtötendes drang in meine Gehörgänge und Bewegung kam auf. Kilrian setzte sich auf, schaltete die Nachttischlampe an und ging ans Handy.
Er sprach deutsch, ich verstand es trotzdem. Es ging um seinen Vater. Er lag im sterben. Kilrian gab sich tapfer, er beruhigte seine Mutter und Tränen glitzerten auf seinen Wangen. Auch wenn ich es wollte, ich konnte ihm den Schmerz nicht nehmen. Er legte auf und ich drückte ihn an mich.
Mehr konnte ich nicht tun.
Kilrian schlief ein und ich beobachtete ihn die ganze Zeit.
Mein Handy vibrierte und ich sah, dass Kyel mich anrief. Ich sagte, dass ich bei Kilrian war und schon ging die Tür auf. Ich legte auf und blickte meinen Chef scharf an. Er war überrascht und trat näher an das Bett und mir fiel etwas auf. Seine Haltung war nicht mehr so abweisend, wie noch vor einigen Tagen. Es musste was geschehen sein und er gab mir zu verstehen, dass ich mich in der Küche einfinden sollte.
Ich wollte mich aus dem Bett hieven, als Kilrians Arm auf meinem Bauch mich zurückzog. Er blinzelte und so etwas wie Angst loderte in ihnen auf. Ich beugte mich zu ihm runter und sofort umschlossen sich unsere Lippen.
“Du bist noch da?!”, seine Stimme klang überrascht, fragend und glücklich zugleich. Kann es sein, dass er ebenfalls einem Phantom hinterher gejagt war, genau wie ich?
“Ja ich bin noch da. Und du bist auch noch da.”
“Es war kein Traum!”, flüsterten wir beide und wir bekamen nicht genug voneinander.
Mehr, um einiges mehr, als letzte Nacht tasteten wir uns ab. Sicherzugehen, dass jeweils der Andere noch da war. Blickten uns in die Augen und wollten uns nicht mehr loslassen. Ich wollte ihn, jetzt gleich. Egal wie. Ich schob mich zwischen seine Beine und sein Duft schlug über mir ein. Sex, er roch nach Sex, purem Testosteron und nach Sperma, ein wundervoller Duft. Mir war fast so, als ob er mich damit markieren wollte. Sanft umschloss ich ihn mit meinem Mund und er reagierte brutal darauf. Sein Körper bäumte sich auf. Er drückte mich runter und gab den Rhythmus vor.
Lange dauerte es nicht und er ergoss sich. Gierig nahm ich alles von ihm auf. Ich konnte von diesem Geschmack nicht genug bekommen. Hatte mich so lange danach gesehnt und wusste, dass ich mir das ab jetzt jeden Tag holen würde. Kilrian gehörte mir. Seine verzweifelte dunkle Leidenschaft gehört mir alleine. Ich drehte ihn auf den Bauch. Wie automatisch hob er seine Hüfte an und sein Eingang zuckte mir erfreut entgegen. Seine prallen Eier luden zum kneten ein. Er schrie auf. Keuchte. Packte seinen hart werdenden Schwanz und bearbeitete ihn. Er schmolz unter meiner Hand und ich drang mit meinem Finger in ihn ein.
Er drückte sich mir entgegen, wollte mehr. Immer wenn ich reinstieß und seinen Punkt traf, schnappte er nach Luft, wurde lauter. Keiner meiner Lover konnte sich so gehen lassen, so wie er.
Ich richtete mich auf und schob mich mit einem Ruck in ihn. Er biss sich auf seine Lippen, krallte sich in das Lacken und, was mich überraschte, er drückte sich mir entgegen. Ganz besonders gefiel mir, dass er seine Augen offen behielt. Ich wurde schneller, er drückte sich mir entgegen und lächelte. Ich umgriff seine Hüfte, suchte seinen Schwanz, der wieder prall war und pumpte ihn im Takt. Sein Anblick machte mich an. So perfekt… er ergoss sich, ich ergoss mich. Rieb seinen Saft über seinen Schaft und ich spürte, dass er sofort wieder hart wurde. Er ist durch und durch eine Hure. Er drehte sich um und drückte mich zu seinem Schwanz runter. Ich sah wie er grinste. Er forderte mich auf, wollte es noch einmal und ich nahm ihn in meinem Mund .
„Nicht schlucken!“ stöhnte er und drückte mich weiter runter. Er kam erneut. Zog mich zu sich hoch. Unsere Lippen berührten sich und er drückte seine Zunge in meinen Mund. Er nahm, wie schon in der letzten Nacht, seinen eigenen Saft in sich auf und schluckte ihn. Für mich ein untrügliches Zeichen dafür dass er sich mir voll hingab, Sex ohne Grenzen und ohne Regeln. Sex wie seine Kunden nie von ihm bekommen würden.
Ich krachte auf seine Brust. Er streichelte mir über den Rücken. So lagen wir schnaufend beieinander und konnten unser Glück kaum fassen.
“Duschen?” kam es leise fragend aus seinem Mund.
“Duschen!” gab ich zur Bestätigung.
Kilrian stand noch unter der Dusche, als ich schon in die Küche vorging. Ein Bild wie jeden morgen bot sich mir , nur Sascha grinste mehr als üblich und ich verdrehte die Augen. Und wie es seine Art war, er konnte es nicht dabei belassen.
“Na leise wart ihr aber nicht gerade.”, er kicherte.
“Du musst gerade reden, … soll ich dich daran erinnern, welche ungewöhnlichen Geräusche oft aus Kyle´s Büro zu meinen Ohren drangen. Ich mich in Grund und Boden schämte, wenn Kunden oder einige von unseren Angestellten, daran vorbei gingen.” Er prustete los. Stand auf und stellte mir einen Kaffee hin. In dem Moment kam Kilrian rein. Seine Wangen waren gerötet, kam es vom rasieren, von der heißen Dusche, oder…?
Er setzte sich mir gegenüber auf seinen Platz. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht und nichts war mehr übrig von dem auf Abstand gehenden Mann . Seine Augen sprachen das aus, was ich wollte. Liebe.
Ich hörte Kyel nur so am Rande sprechen, dass das Unwetter vorbei sei. Es interessierte mich nicht. Ich wollte Kilrian wieder in meinen Armen spüren. Ich wollte, dass er nachts nur bei mir ist und nicht bei anderen liegt. Ich durfte nicht daran denken. Gesagt hatte ich es ihm und wenn es noch so schwer für mich sein wird, werde ich dieses Versprechen halten.
Ich fuhr ihn wieder zu seinem Lehrgang. Spürte stetig seinen Blick auf mir und sprach ihn an, erinnerte mich an die Regeln, die es mir noch gestern verboten hatten. Ich musste schmunzeln. “Ja nicht ansprechen,… usw.”
“Was ist?”, süffisant zuckten seine Lippen und es fiel mir immer schwerer mich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Gott, ich wollte mich auf einen anderen Verkehr konzentrieren.
“Weißt du eigentlich, dass ich dich jetzt, noch bevor du auf dem Parkplatz parkst, in ungeahnten Höhen schicken kann.”
“Totale Unfallgefahr!”
“Hmm, ein Unfall käme mir gerade recht…!”, so etwas wie ein Knurren stieg meine Kehle hoch und bevor ich es mitbekam, kam die Reaktion. Sein Hauch von Nichts. Diese unscheinbare Berührung mit dieser ungeahnten Wirkung.
“Scheiße du verdammte Schlampe.” Gott wie machte er das nur? In weniger als ein paar Sekunden hatte er mich höher geschickt als alle Lover zuvor, in ungeahnten Höhen. Er kicherte.
“Pass auf den Verkehr auf!”
“In Anbracht, des erkaltenden Ergusses in meiner Hose, ist das verdammt schwer.” Er drehte seinen Kopf weg und blickte immer noch grinsend aus dem Fenster.
Nie im Leben hatte ich diese Hingabe für möglich gehalten. Ich hatte ihn die ganze Zeit als unnahbares und kaltes Wesen gesehen.
Was für eine Wende und das nur, weil ich über meinen eigenen Schatten gesprungen war. Er verfolgt mich trotzdem, dieser Schatten, diese Gewissheit, dass er seinen Körper verkaufte. Sex mit anderen Männern hat aus Gründen die mir unbekannt waren. Kilrian hüllt sich deswegen in Schweigen. Ich musste dem nachgehen, damit ich es besser verstand. Damit ich damit besser leben konnte. Aber jetzt noch nicht. Später.
Ich parkte das Auto und wider die Regel beugte er sich zu mir rüber. Roch an meinem Nacken und seine Zunge tänzelte über meinen Hals. Wieder zog sich bei mir alles in nur einer Region zusammen und wenn er jetzt nicht sofort aufhörte, würde ich, innerhalb von nur zehn Minuten, erneut abspritzen.
“Verschwinde endlich, oder du hast heute einen Fehltag.”, auch wenn ich es nicht sah, ich spürte wie er gluckste. Sein warmer Atem verursachte Gänsehaut, aber die Kälte, als er die Tür aufmachte, brachte mich auf den Boden zurück.
Ich musste mich sammeln. Zur Ruhe kommen. Konnte aber nicht. Ich war hart und wie es aussah, würde ich noch den ganzen Tag mit meiner Latte rumlaufen müssen. Mir einen runterzuholen kam nicht in Frage. Gäbe mir nur kurzzeitig eine Befriedigung, aber wenn ich auch nur den kleinsten Gedanken an ihn verschwenden würde,… Scheiße in was hatte ich mich da reingeritten.
Eineinhalb Jahre Sehnsucht schlugen über mir zusammen. Ich wollte diese Monate nachholen und selbst dann, da war ich mir sicher, würde es nicht ausreichen um meine Gier nach ihm zu stillen.
Ich starrte ihm nach und starrte immer noch, als er schon lange in dem Gebäude verschwunden war. Nur langsam wurde mir bewusst, dass ich bereits mehr als eine halbe Stunde auf die Eingangstür geblickt hatte.
Reiß dich zusammen, sagte ich mir. Brachte nichts. Irgendwann startete ich dann doch den Motor und fuhr weg. Mein Weg führte mich durch die ganze Stadt. Fuhr Ortsteile an, die ich schon lange nicht mehr besucht hatte und welche in denen ich noch nie gewesen war.
Hielt vor Restaurants, die mein Chef oft und gerne besuchte, hielt vor Fastfood Läden. Warum ich dies tat? Gab nur eine Antwort darauf. Zeit totschlagen und bereit sein, ihn wieder in Empfang zu nehmen.
Heim fahren und seine Berührung abwaschen? Das kam überhaupt nicht in Frage. Diesen Duft, welchen ich jetzt in meinen Shorts trug, war etwas was ich von ihm hatte. Trotzdem fuhr ich in meine Wohnung.
Stand am Panoramafenster und blickte auf die Stadt hinaus. Obwohl es noch Tag war, sah ich die Nacht. Sah seine Silhouette sich in der Scheibe spiegeln. Beleuchtet nur von einer Kerze. Sein Körper tänzelt in ihrem Schein. Der magische Moment, wenn Licht und Schatten um die Vorherrschaft kämpften. Seine durch Verlangen erwärmten Hände, die kaum Halt an den beschlagen Scheiben fanden, er, der sich mir vollkommen hingab.
Meine nächtlichen Träume von ihm schlugen mit mächtiger Gewalt zu, mittlerweile auch tagsüber. Jetzt, wo ich mir eigentlich sicher sein konnte, dass ich ihn hatte, wurde es noch schlimmer. Ich wollte ihn so sehr, dass ich ihn überall sah. Seine Stimme hörte, seine tiefbraunen Augen sah und seinen Duft roch.
War ich mir seiner sicher? Konnte ich mir sicher sein? Nein. Dieses gemeine Teufelchen nagte an mir. Nächste Woche fliegt er nach Deutschland zurück und dort, dort wird er mich vergessen. Ich bin nichts weiter als eine kurze Abwechslung… Kaum nennenswert. Ich bin nur einer von vielen.
Ich stand wieder vor dem Gebäude und hielt es keine fünf Minuten mehr ohne ihn aus. Stieg aus und ging rein. Wie schon gestern, war der Saal abgesperrt und ich ging automatisch, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte in die Cafeteria. Wie gestern stand er wieder im Mittelpunkt. Ist er sich seiner Ausstrahlung so bewusst? Oder ist er in dieser Beziehung wie eine Jungfrau die keine Ahnung davon hat wie sie auf andere wirkt? Naiv.
Er erblickte mich und mich traf sofort der Blitz. Seine Augen veränderten sich schlagartig und seine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln.
“Sir!” begrüßte ich ihn mit einem Kopfnicken, jetzt wurde es gefährlich. Ich sah, dass er seine ganze Beherrschung aufbringen musste um nicht loszulachen.
Er blickte mich an und ging erneut auf dieses Spiel ein.
Ich muss mich korrigieren. Er wusste wie er auf andere wirkte und dies nutzt er schamlos aus.
Aus einem innerlichen Impuls, fuhr ich nicht zu Kyels Villa sondern in die Firma. Kilrian fragte nicht nach, blickte mich nur überrascht an, als ich ihm die Tür öffnete.
“Warum soll ich aussteigen?”
“Frag nicht, komm einfach.” Er zuckte mit den Schultern und schnallte sich ab. Stieg mit diesem fragenden Blick aus und folgte mir.
Ich führte ihn zum Fahrstuhl der mir heute viel zu langsam war.
Als sich endlich die Fahrstuhltüren öffneten, deutete ich ihm an reinzugehen. Kaum war die Tür geschlossen, drückte ich ihn gegen die Wand. Ignorierte die Sicherheitskamera und fand sofort seinen Mund.
Ohne viel Zutun ließ er mich rein. Ich zog den Reißverschluss vom Parker auf,… die Tür öffnete sich.
Kurz blickte er sich um, ich entledigte ihn seiner Jacke und riss ihm den Pullover vom Kopf. Glatt. Nirgends waren Haare und wieder ein leichter Stich der Eifersucht. Er war jederzeit bereit. Fast am ganzen Körper rasiert, nur an den Armen und Beinen zeugten Haare von seiner Männlichkeit.
Noch bevor wir mein Bett erreicht hatten, waren wir vollständig nackt. Seine dunkle Leidenschaft, nach der ich mich so verzehrte, übermannte mich.
Kilrian ging als erster unter die Dusche, dann ich, als ich fertig war, sah ich ihn telefonieren.
“Schon eingegangen? … ja… ok Sam…!” er legte auf, drehte sich zu mir um, seine Lippen waren zu einem dünnen Strich geworden. Ich wollte nicht fragen, konnte es mir denken und doch tat ich es.
“Was ist los?”
“Clancy hat den Betrag überwiesen…!” Nein! Der Alptraum hatte begonnen. Er schüttelte mit dem Kopf.
Das war doch wohl die Höhe! Was erlaubte der sich überhaupt? Mich? Mich so abzuspeisen. Das war eine Frechheit, das warf mich jetzt noch weiter zurück.
Als hätte dieses Fickstück, dies nicht bereits zur Genüge getan. Raphael! Wie konnte ich mich bloß darauf verlassen, dass er diese simple Aufgabe nach meinem Willen erledigt. Gott! Ich war bloß von hirnverbrannten Idioten umgeben und jetzt musste ich tatsächlich noch eine Stunde warten. Noch eine Stunde länger. Ich schmiss das Handy in meinen Koffer. Schritt in meinem Unterschlupf, den mir Raphael besorgt hatte, auf und ab. Unterschlupf war noch human ausgedrückt. Kloake. Müllkippe. In diesem Loch wohnte Raphael, nannte diese Absteige sein Zuhause.
Gestern kam er mit einem Rucksack hier an und gestand doch tatsächlich, dass Tom, die einzige Verbindung zu Sascha,… meinem Sascha, ihn rausgeschmissen hätte.
Als hätte er meine Wut vernommen, hörte ich sein Wimmern. Noch nicht. Noch hast du dich nicht gut genug entschuldigt. Eigentlich ist dein Versagen unentschuldbar.
Ich schritt weiter das Wohnzimmer ab und kickte meinen Fuß gegen so ein beschissenes Sitzkissen. Blickte das Ding angewidert an, das sich nicht einmal bequemte auch nur ein einziges, winziges Loch in die Wand zu schlagen.
Hätte er nur ansatzweise etwas Courage entwickelt, wäre ich jetzt schon um einiges weiter. Nein! Seit zwei Wochen sitze ich hier rum und kann nur Däumchen drehen .
Raphael sollte sich in die Familie einschleusen. Einen auf Freund machen, mich nur über die Schritte von Sascha informieren.
Ha! Weihnachten hatte er gesagt. Jetzt schaffte er es überhaupt nicht mehr, der Versager.
Wieder vernahm ich das Wimmern und verdrehte meine Augen.
Ging in die Richtung und stieß die Tür auf.
“Sei leise. Ich überlege.” Oh Gott! Er sah gut aus. So wie er da hing. Geknebelt mit meinen Markierungen auf seinem ganzen Körper. Und doch. Ich entzog mich diesem widerlich geilen Anblick.
Sascha sah um einiges … erregender… besser… verwegener aus. Ich brauche ihn.
Nur noch ein bisschen. Wieder wimmerte er und ich trat auf ihn zu. Nahm gnädigerweise den Knebel aus seinem Fickmaul und zog sein Kopf an den Haaren hoch.
“Sprich!”
“Sire! Toilette bitte.”, seine raue Stimme ging mir runter wie warmes Öl und sofort regte sich etwas bei mir.
“Du musst aufs Klo?”, fragte ich ihn und strich ihm über seine, von den Tränen, nasse Wange.
“Sire! Ja!” Ich atmete hörbar ein und überlegte. Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Ich hatte noch etwas Zeit. Warum sollte ich sie mir nicht etwas versüßen.
Ich band Raphael los und er krachte bäuchlings vor meine Füße. Er krümmte seinen Körper in die Emprionalstellung. Allein dieser Anblick. Schön!
“Geh auf die Knie.”, er stöhnte und doch kam er meinem Befehl nach. Raphael war gut, aber nicht gut genug. Er hielt nichts aus.
In der Zwischenzeit, als ich darauf warte, bis er meiner Bitte nachkam öffnete ich meine Hose. Meine Erektion hatte sich bereits eingestellt und ohne Aufforderung nahm er mich in seinen Mund.
“Schau mich an!” ich spürte, wie es ihn durchzuckte. Er blickte hoch und ich sah Glück in seinen Augen. Oh ja! Dir gefällt das. Aber weißt du auch, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich mir von dir einen blasen lasse? Nein,… das weißt du nicht. Ich sehe deine Hoffnung. Dein kleines Glück. Deine Gedanken, die nur um eins kreisen. “Mein Herr hat mir vergeben!…” Aber das habe ich auch nur, weil ich Sascha in wenigen Stunden zurück haben werde. Aber danach brauche ich dich nicht mehr. Ja, du hast deinem Master gedient. Noch während meine Gedanken kreisten ergoss ich mich.
Schnell entzog ich mich ihm und erlaubte ihm den Gang zur Toilette.
Gab Raphael noch einmal die Instruktionen an die er sich halten sollte und verließ diese, diese Wohnung. Was für ein hochtrabendes Wort für das Loch.
Mit jedem Meter den ich hinter mich legte, stieg meine Vorfreude.
Nur noch ein kleines Hindernis. Zeth. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen will. Er kann mir noch gefährlich werden. Sein Ruf eilt ihm voraus. Eiskalt, berechnend. Er soll absolut keine Furcht besitzen und reißt jedem den Arsch auf, wer sich ihm entgegenstellt. Er ist bekannt. Oh ja! Auch ich kannte ihn. Schon lange.
Nur hatte ich noch nie ein Bedürfnis nach ihm. Warum auch? Im Gefängnis hatte ich genügend, die sich die Finger nach mir schleckten. Mir kurzweilige Befriedigungen gaben.
Vor meiner Gefängniszeit hatte ich Sascha. Sascha gab mir alles. Alles was ich brauchte. Oh ja, mein kleiner Sascha.
Er war so unschuldig. Blickte mich mit großen Augen an. Legte seinen süßen kleinen Kopf auf die Seite und betrachtete meine gesamte Größe. Hielt seinen Teddy im Arm und fragte nach seinem Daddy. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass du der Richtige bist. Der einzig Wahre für mich. Ich wollte nur dich. Diese süße samtweiche Haut berühren. Dich in die Geheimnisse der Liebe einführen, aber damals warst du noch zu jung. Und deine Mutter entzog dich mir. Sie trieb dich aus dem Schlafzimmer zurück in dein Zimmer.
Schon damals war ich der Verzweiflung nah, weil Loren, Markus wieder vorzog und du damit in weite Ferne rücktest. Ich wollte nur dich. Alles hatte ich versucht, doch vergebens.
Aber ich wusste, ich sah es in deinen Augen, dieses Versprechen. Du gabst mir das Versprechen, immer für mich da zu sein. Es war unser Vertrag. Unser Geheimnis.
Ich sah das Motel. Jetzt dauerte es wirklich nicht mehr lange. Ich weiß, dass du diesen Zeth magst. Ha! Ich habe seine wirkliche Identität heraus gefunden. Allein dies brachte mich bereits zum lachen. Wer hätte das gedacht, Kilrian Ford ist Zeth
In seinem Hotel übernachtete ich auch schon mal, aber ich musste zugeben. Ihn hat mir der Himmel geschickt.
Die Götter müssen mir wirklich gnädig sein. So eine Gelegenheit bot sich kein zweites Mal.
Scheiße! War das eine dreckige Absteige. Aber egal. Für mein Vorhaben reichte es. Sicherlich bot es nicht den Stil, den Zeth allgemein gewohnt war. Luxushure! Ich lachte innerlich. Mich freute allein schon der Widerwillen, den er haben würde.
Ich werde mich daran erfreuen.
Der Kerl hinter der Anmeldung war, ich will es nicht sagen. Das Ganze hier, war nur eine Klitsche für den Abschaum auf der Welt. Einen besseren Ort hätte ich mir nicht aussuchen können. Hier wird niemand Fragen stellen. Schon gar nicht wenn verbotenerweise Schreie durch die Nacht hallen würden. Aber dennoch war das hier, für meine Bedürfnisse zu öffentlich.
Schreie. Ja das brauche ich jetzt. Wirkliche, ängstliche und schmerzhafte Schreie. Nur so konnte ich Sascha wieder zurückgewinnen. Sascha weiß es. Er wird mich erhören.
Sascha war so weich, so labil. Er wird wieder zu mir zurückkommen. Er wartet nur darauf. Ja er wartet. Er wird mein Rufen erhören. Er wird sich wieder in meine Arme begeben und sich mit mir vereinen. So wie es sein soll.
Seit diesem Tag. Seit unserem Versprechen. Ich weiß, er hat es nicht vergessen. Unser geheimes Versprechen. Mein Sascha.
Ich hatte mein Zimmer zugewiesen bekommen und der dreckige Mann ging endlich. Mit dem Fuß stieß ich die Tür zu und blickte mich um. Außer einem Bett, einem Fernseher und einer kaputten Toilette war da nichts. Ich schaltete den Fernseher ein und prompt drang Gestöhne an meine Ohren. Frauengestöhne.
Widerlich, ich schaltete es ab. Frauen. Die sind für gar nichts gut. Nur mal zum ficken. Sonst nichts. Nicht einmal kochen können die,… aber wenn ich an Loren dachte,… sie war gut im Bett. Bis jetzt konnte keine ihre Künste übertreffen. Ganz besonders nicht, wenn man es ihr in ihren drei Löchern gleichzeitig besorgt hatte. Ach ja… das war eine Frau…
Sie hätte es verstanden, wenn ich mich gut um ihren Sohn gekümmert hätte. Nicht so, wir dieser Markus.
Aber Markus hatte sie wieder verblendet. Heuchelte ihr die große Liebe vor. Von mir hätte sie wirklich Liebe bekommen. Genug.
Und dann hätte ich Sascha in meinen Armen gehalten. Es schien alles so perfekt. Ich hätte diese Familie glücklich gemacht. Ok Sarah hätte ich auf ein Internat geschickt, sie brauchte zusätzliche Erziehung. Schau was aus ihr geworden ist! Ein Flittchen. So eine bräuchte die Welt nicht. Hättet ihr mir dies überlassen, alle währen glücklich geworden.
Oh Loren ich hätte dich glücklich gemacht,… aber warum bist du wieder zu ihm zurück? Ich hätte euch alle glücklich gemacht.
Noch ein paar Minuten, ich schritt im Zimmer auf und ab.
Endlich, das Klopfen und,… shit , ich hatte vergessen die Klinke zu säubern.
Mir blieb nichts anderes übrig als die Tür mit dem Ellbogen aufzumachen. Egal. Das Hemd wird eh in den Müll wandern.
Der dreckige Kerl sagte etwas, aber ich ignorierte ihn. Mein Blick blieb an dem Jüngling haften. Oh ja, das ist er. Das ist Kilrian, oder wohl besser bekannt als Zeth die Schlampe, die Hure.
Automatisch suchte ich nach Gemeinsamkeiten, aber vergebens. Er war kräftiger, nicht so schmal, durchtrainiert gebaut. Selbst seine Augen. Sie waren dunkel und absolut dem Nichts verschrieben. Keine Unschuld. Kein Verlangen. Keine Freude. Nichts. Ich kann in ihnen nicht lesen. Er macht mir angst. Aber es gab kein zurück. Er wird mir Sascha wiedergeben. Er war das einzige Hindernis, die letzte Hürde, die ich noch zu bewältigen hatte, bis Sascha wieder in meinen Armen lag.
Ich bat ihn rein. Kurz musterte ich ihn weiter, aber es brachte kein anderes Ergebnis .
Ich befahl ihm, sich zur Tür zu drehen. Er tat es.
Überraschung!
Aber nicht für mich tat er es. Er gehorchte jedem Befehl. Mir gefiel das überhaupt nicht und doch,… wenn ich es mir recht überlege, wenn er wirklich alles tat was ich verlangte,… Gott Sascha,… diesen Mann hat wirklich der Himmel geschickt.
Sascha ich sehe es, ich höre es, du wartest auf mich. Oh ja. Ich werde mich beeilen. Ich werde dich zu mir zurückholen. Nicht umsonst habe ich den Namen Amos angenommen. Ich trage alles für dich. Ich bewältige alle Aufgaben die sich mir stellen werden.
Mein Geliebter Sascha.
Alles was mir aufgetragen wurde, nahm ich an. Markus, Kyel, und jetzt Zeth, Kilrian, keine Ahnung. Ich bewältige jede Aufgabe. Sie wurden mir von einer höheren Macht genannt. Ich nehme die Herausforderung an und werde dich zurückholen.
Sascha, das tue ich alles nur für dich. Damit ich würdig bin in deinen Augen. Mein Sascha.
Schau jetzt genau zu. Schau, was ich mit deinem Freund mache.
Holte die Spritze aus meiner Hosentasche, stach in seinen Nacken, drückte zu. Er drehte sich um. Sein Blick... oh sein Blick... Sascha den müsstest du sehen. Ich fing in auf und rief nach dem Fickstück.
Ich war wie erschlagen. Konnte es immer noch nicht begreifen. Ich fühlte mich wohl, pudelwohl. Eine bessere Beschreibung für dieses Gefühl gab es nicht.
Wie im seichten Nebel, im All oder auf einer Wolke. Schwerelos. Nicht vorhanden, nicht von dieser Welt.
Doch selbst jetzt verfolgt mich diese innerliche Unruhe und gleichzeitig Ruhe. Ein Wechselbad an Gefühlen, ein Auf und Ab. Stetig.
Musste ihn spüren, fühlen, bei mir haben. Stunden vergingen oder blieben stehen. Ich wusste es nicht. Nichts bekam ich mit, gab Antworten auf Fragen, die ich sogleich wieder vergaß.
Genoss einfach mich selbst. Erfühlte jede Regung, das Warten, die Vorfreude ihn wiederzusehen. Muss.
Sex mit ihm, besser wie ich es in Erinnerung hatte. Viel besser. Ich träumte es nicht, es war wahr. Konnte es nicht begreifen, er war da. Mein Traum lag neben mir. Immer noch. Das Bett warm.
Hitze stieg hoch. Verlangen entfachte …
Sah niemand nur ihn. Immer. Er ist mein.
“Sir!” entriss er mich aus meinen Träumen. Sah ihn. Freude, Verlangen, alles. Will ihn, jetzt.
Ich saß auf der Rücksitzbank. Das Spiel gefiel ihm, mir auch und doch war er zu weit weg. Saß vorne, fuhr Auto.
Steno… alles abgehackt… ging an mir vorbei, wollte ihn spüren. Sah nichts, sah ihn.
Stieg aus. Mein Blick blieb an ihn haften und jetzt, endlich, ja. Er drückte mich gegen die Fahrstuhlwand. Ich spürte ihn, ich jubelte.
Jede Regung zog ich ein. Jede Berührung nahm ich auf. War erregt. Nicht weil ich es musste. Nein, weil ich es wollte. Kein Reflex, kein Geheuchel. Es war endlich echt.
Wirkliches Verlangen. Lange nicht mehr erlebt. Wieder da. Das ist Liebe. Wahre Liebe.
Ich habe mich verliebt. Glück, Hochgefühl alles in einem und doch.
Ich durfte nicht.
Ich darf nicht lieben, nicht jetzt, nicht wenn …
Konnte nicht. Empfing ihn. Hier und jetzt. Stöhnte, keuchte und schrie seinen Namen. Mehr. Es gab keinen Halt. Er hat mich. Mein Herz erobert, geklaut.
Die drei Hs. Hotel, Hure, Herz. Welches wollte ich mehr? Wusste es nicht. Er hat mich eingenommen.
Tom.
Die Realität holte mich ein und ich brachte fast kein Wort mehr raus.
Sam teilte mir mit, dass Clancy alias Amos den angeforderten Betrag überwiesen hatte. Meine Welt brach zusammen. Das erste Mal in meinem Leben wurde es mir wirklich schlecht. Ich konnte es mir nicht vorstellen, mich noch zu irgendjemandem anderen als zu Tom legen. Schon gar nicht zu dem Mann, der Sascha entführt hatte.
Vor weniger als 24 Stunden wäre es mir egal gewesen, doch jetzt. Ich konnte nicht. Schon gar nicht als ich den Blick von Tom gesehen hatte. Schmerz, Verzweiflung.
Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und brach zusammen. Übergab mich. Steigerte mich hinein. Es würgte mich ununterbrochen. Die Erinnerungen an die vielen Männern denen ich es besorgt hatte, schlugen über mich ein.
Es war aus.
Ich spürte kräftige Arme um mich, die mich hielten. Schmiegte mich an seine Brust. Sanfte Hände fuhren beständig durch meine Haare und ich hörte immer wieder seine beruhigende Stimme.
Viele Minuten vergingen. Der Würgereiz ließ langsam nach und ich schälte mich aus seiner Umarmung.
“Passt schon. Lass mich alleine!” Er wollte etwas erwidern, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. Tom gab mir zu verstehen, dass er unten im Auto auf mich warten würde. Ich nickte. Holte tief Luft und suchte mein Innerstes nach meinem zweiten Ich ab.
Vage, schleppend kam es an die Oberfläche.
Ich trat vor den mannshohen Spiegel und betrachtete mich. Nichts hatte sich verändert, ich sah aus wie immer.
Ich schüttelte mich und riss mich von meinem Anblick los. Und gab Amos mein Ok.
Im Auto versank ich in Gedanken. Tom schwieg ebenfalls. Niemand sagte etwas. Es war ein Abkommen, das wir unbewusst eingegangen waren. Diese Stille tat gut. So konnte ich mich auf das Kommende einstellen.
Die Villa erschien und zum ersten Mal erlag ich ihrer Faszination. Noch nie hatte ich Kyels Villa in diesem Licht gesehen. Wärme, Geborgenheit und viel Liebe. Auch wenn Kyel selbst einmal ein Kunde von mir war, so konnte ich sagen, wir waren jetzt fast schon Freunde, seitdem wir vor einigen Nächten uns ausgiebig unterhalten hatten. Er und Sascha waren eins. Sie brauchten sich. Sie gaben sich gegenseitig Halt.
Ich stieg aus und unbewusst veränderte ich meine Haltung. Hielt Tom auf Abstand. Seine Nähe konnte ich jetzt nicht ertragen. Ich würde es nicht durchstehen. Würde zusammenbrechen und das ganze Vorhaben würde in einem Desaster enden.
Mein Handy vibrierte, ich holte es aus meiner Tasche. Clancy gab mir die Adresse durch. Es war eine Privatadresse.
Ich gab im zu verstehen, dass unser Treffen allenfalls in einem Hotel stattfinden würde.
Privat zu Leuten zu gehen, kam nicht in Frage, nur bei einem. Bei First, sonst bei niemanden.
“Was soll ich noch für einen Fick ausgeben?” kam es zurück.
“Du hast mich gebucht, also halte dich an meine Regeln.”
“Ein Motel mehr gibt es nicht.”
“Geht klar.”, ich steckte das Handy wieder zurück. Hatte während des Telefonates nicht mitbekommen, dass ich bereits in der Küche stand und viele Augenpaare mich beobachteten.
“Was?”, kam barsch aus mir heraus und Sascha erschrak leicht.
“Das musst du nicht tun.”, flüstertet er und ich blickte ihn fest an.
“Ich werde es tun. Ob es dir passt oder nicht. Er hat mich bezahlt.”, ich wünschte dass er mir meine Zerrissenheit nicht ansah. Ich rang mit mir selbst. Besonders, weil ich solche Typen nie bedient hatte. Clancy oder Amos war eine totale Ausnahme. Ich tat dies nur für Sascha, weil ich wusste, wie grausam es war, wenn jemand unfreiwillig unterjocht wurde.
Gut unfreiwillig war es bei mir nun nicht. Doch war es. Seine Praktiken, waren bestialisch und äußerst schmerzhaft. Ich habe mich First freiwillig hingegeben, aber solche Schmerzen zu erfahren, wollte ich nie.
Sascha trat auf mich zu und nahm mich unverhofft in die Arme.
“Es tut mir so leid. Ich wünschte es gäbe einen anderen Weg.” Kurz erwiderte ich seine Umarmung und flüsterte in sein Ohr. “Mach dir um mich keine Sorgen. Das was Kyel mit dir macht ist für mich Kindergarten.”, Scheiße was sagte ich da? Ich konnte es nicht fassen. Warum kamen mir diese Wörter über die Lippen? Ich fragte mich, wen ich damit beruhigen wollte. Sascha oder mich?
Stark musste ich an mich halten, denn die Erinnerungen an die Schmerzen die First mir zugetragen hatten, brachen über mich ein. Genauso wie die Wünsche, die andere Kunden hatten. Selbst die Nachwirkungen nach den vielen Operationen, die ich über mich hatte ergehen lassen, nur um eine Narbe weniger auf meinem Körper zu haben.
Wieder vibrierte mein Handy und ich schob mich von Sascha weg. Ich sah wie er Tränen in den Augen hatte.
“Motel Brisk Bee in einer halben Stunde!”, murmelte ich und plötzlich war alles in heller Aufruhr.
“Kannst du es noch etwas rauszögern?”, riss Kyel mich aus meinem, ja was?…
Ich nickte und fragte wie lange.
“Eine Stunde.” Wieder nickte ich und schrieb es Clancy.
Minutenlang stand ich mitten im Raum. Kaum fähig mich zu bewegen, was zu tun oder irgendetwas zu sagen. Ich stand einfach nur da und blickte Tom in die Augen. Er hatte sich in eine Ecke verzogen und beobachtete, wenn unser Blickkontakt unterbrochen wurde, das Geschehen.
Irgendjemand meinte, dass ich nur noch 50 Minuten hätte. Abwesend nickte ich und müsste jetzt eigentlich unter die Dusche gehen um mich für meinen Job fertig zu machen. Irgendwie ging es nicht.
Wie magnetisch, ich stand da und zog jede Bewegung von Tom in mich ein. Ihm war es unangenehm, nein er war verzweifelt. Genau wie ich. Ich wollte es nicht und doch musste ich mich endgültig von ihm losreißen.
Trat aus der Küche, ging in Richtung meines Zimmers.
Entledigte mich meiner Klamotten und stand nackt vor dem Kleiderschrank. Welchen Geschmack hatte Clancy? Hob ein Jackett in die Höhe und tat es zurück. Mein nächster Gedanke war eine Jeans und ein Hemd. Ich zog die Jeans die mir durch den Sinn ging raus und schmiss sie zu Boden. Doch welches Hemd? Auswahl hatte ich genug. Von rot zu blau. Von mintgrün bis grau und von weiß zu schwarz. Aus einem inneren Impuls heraus nahm ich das Schwarze und schmiss es zu der Jeans. Dazu kramte ich schwarze Socken heraus und ignorierte meine Shorts.
Wenn ich zu einem Kunden ging, zog ich nie Unterhosen an. Nach meiner Erfahrung, waren falsch ausgesuchte ein totaler Lustkiller. Warum machte ich mir überhaupt Gedanken über meine Kleidung, mir konnte es doch egal sein ob ich ihm gefiel oder nicht. Hatte ich doch nicht vor ihn ein zweites Mal in meinem Leben zu treffen.
Ich Stieg unter die Dusche und rasierte mich. Kein Härchen sollte störend sein.
Als ich aus der Dusche kam stand ich plötzlich Tom gegenüber. Nein, er sollte mich nicht so sehen. Ich darf ihn nicht sehen. Es wird mir sonst zu schwer.
“Was willst du hier?”, kam mehr als flehend aus mir heraus.
“Dir helfen!” Gott nein! Ich schüttelte mit dem Kopf und ich wollte nichts mehr, als mich in seine Arme zu stürzen.
“Bitte geh,…!”
“Nein!”, die Antwort kam barsch und er trat auf mich zu. “Vergiss es,…!” sein Atem berührte meine Lippen und wie automatisch öffnete ich sie. Er kam meiner Bitte nach und seine Verzweiflung übermannte mich. Ich drückte mich an ihn ran. Biss in seine Lippen. Ich wollte alles noch einmal von ihm spüren.
Tom drückte mich von sich weg, atmete tief ein. Streichelte über meine Wangen.
“Jetzt weiß ich was du machst. Ich habe es kapiert!” seine Augen waren sanft und sprühen eine Art Gleichgewicht aus.
“Kil,… meine Schlampe. Ich werde dich ins Motel fahren. Ich werde auf dich warten. Ich werde dich heimfahren. Ich werde dich duschen und abtrocknen. Ich werde dich eincremen. Und ich werde dich danach in meinen Armen halten. Immer, jedesmal.”
Es gab mir ein Stich ins Herz, als mir bewusst wurde, wie sehr Tom mich liebte. Die salzigen Tränen hinterließen nasse Spuren auf meinen Wangen und Tom saugte sie mit seinen wunderbaren Lippen auf.
“Zieh dich an. Es wird Zeit.”
Ich trat aus dem Bad und Anthony stand wartend am Fenster. Als er mich erblickte trat er auf mich zu und holte eine kleine Spritze hervor.
„Für was ist die?“ Er lächele leicht.
„Du hast es mit Clancy zu tun. Er wird alles, was störend ist aus dem Weg räumen. In dieser Spritze ist ein Miniatursender, den wir dir unter einer Plombe einpflanzen werden. Hör zu. Clancy ist ein ehemaliger Red Eye. Genauso wie wir. Loris, Gerbert, Hilal und ich. Wir waren in dieser Spezial Elite Einheit Kumpanen,... du verstehst. Jeder von uns hat ein Spezialgebiet, in dem wir unumstrittene Meister sind. Clancy ist ein Technikgenie und ein Sadist, nicht nur was die Menschenwürde angeht. Er kann jeden und alles manipulieren. Loris, dadurch dass er ein Zwitter ist, kann sich sowohl als Mann als auch als Frau ausgeben, keiner würde etwas merken. Du siehst ihn im Moment als Mann, aber auch nur weil er es so will. Dazu hat er noch die Fähigkeit, seine eigenen Lügen auf dich zu projizieren. Gedankenmanipulation. Gerbert, er ist ein sehr guter Spurenleser. Kann einen unnatürlicher Tod, natürlich aussehen lassen und keine Forensik würde es bemerken. Selbst Beweismittel kann er so verändern, dass keine verdächtigen Spuren verbleiben. Oder sie so verändern, dass sie erst gar nicht erst als Beweismittel angesehen werden. Ich selbst, ich war der Kommandant der Einheit. Mein Spezialgebiet ist das Abhören, Bomben zu entschärfen oder zu legen. Sowie die Reinigung eines... nun ja Tatortes. Aber was wir alle gemeinsam haben, ist unsere Neigung zur Zerstörung. Wir alle haben Menschen gefoltert und getötet... nicht nur gefoltert und getötet. Verstehst du?“ Ich nickte. Zu mehr war ich nicht mehr fähig. Von den Red Eyes hatte ich schon einmal gehört. Damals in der Zeit, als ich noch regelmäßig bei First war. Anthony blickte die Spritze an und fragte mich, ob ich bereit sei. Wieder nickte ich und begab mich in seine Behandlung.
Ich bekam noch viele Anweisungen, die ich unbedingt zu befolgen hatte doch ich bekam fast nichts mit. Ich stellte mich innerlich auf meinen “Job” ein und je weiter die Zeit voranschritt umso mehr trat Zeth in den Vordergrund.
Ein halb verrottetes und verrostetes Schild mit der Inschrift “Brisk Bee” hing vor dem Gebäude und ich wusste, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Die ganze Fahrt über vermied Tom mich anzusehen. Ich vermied es ebenfalls ihn anzusehen. Es war auch so schwer genug und ich stieg sofort aus, als er hielt.
Kurz blickte ich mich um. Hier sah es wirklich so aus, wie in einem B-Movie, wenn Menschen, die auf der Flucht waren, sich im einen heruntergekommenen Motel verkrochen. Ich würde zu Lachen anfangen, wenn die Sache nicht so verdammt verkorkst wäre.
Gut. In der Regel war ich etwas besseres gewohnt als so eine Absteige. Ich fand auch sogleich die Tür, auf der “Office” stand. Trat rein und ein überarbeiteter “Obdachloser”, so sah er zumindest aus, musterte mich unfreundlich.
“Was willst du?” Scheiße es fehlte nur noch, wenn er Kautabak an die Scheibe spuken würde.
Ich gab mein Anliegen vor und er fing von vorne an mich zu mustern.
“Bist du von der Mafia?”
“Nein! Wir kommen aus Deutschland und mein Geschäftspartner und ich wollen uns jetzt einfach nur aufs Ohr hauen. War ein anstrengender Flug,…!”, ich hatte das Gefühl, dass der Mann mir nicht mehr zuhörte und ging voraus.
Er führte mich zu einer Tür und klopfte.
Ein älterer Mann mit aschgrauen Augen machte die Tür auf.
“Ich habe gesagt, ich will nicht gestört werden…”
“Hey Amos,… das Treffen ist arrangiert.” Seine Augen weiteten sich und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen.
“Das wird ja auch Zeit!”, er ging einige Schritte zurück und ich trat ein. Ohne dem Mann weiter Beachtung zu schenken, schlug er die Tür zu.
“Dreh dich zur Tür und sei leise.” seine Stimme war wie kratzige Kreide und vor Abscheu bekam ich eine Gänsehaut . Übelkeit stieg in mir auf und ich schloss kurz meine Augen. Noch nie hatte ich mich so angewidert gefühlt, wie jetzt.
“Öffne deinen Mund!”, herrschte er mich an, ich sah den Knebel. Kurz zuckte ich zusammen, doch dann erinnerte ich mich. Augen zubinden und Knebeln, das waren von ihm geäußerte Wünsche. Widerwillig öffnete ich meinen Mund und er schob mir das Ding rein. Wenigstens hatte ich keinen Schnupfen. Gott an was dachte ich da? Er wird sich nicht an die Abmachung halten, das war so klar wie Kloßbrühe. Mich fröstelte es.
Meine Zunge tastete um den Knebel in meinen Mund. Spuke sammelten sich und nur schwer konnte ich schlucken.
Ein Stich riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich zu ihm um. Das Einzige was mich in die künstliche Dunkelheit bekleidete war sein Grinsen.
Wie in Trance nahm ich Stimmengewirr war. Wie jemand mir immer wieder über den Körper strich. Es war ein Wechselbad von Schlafen und Wachen, wobei der Schlafzustand überwog. Ich wusste, dass ich nackt an Ketten hing und musste innerlich grinsen. First... er tat es immer wieder gerne. Aber bin ich wirklich bei ihm? Oder war es nur ein Traum. Ja ich war bei ihm, dieses Gefühl, dieser Schwindel rührte nur von der Droge her, die er mir immer verabreicht hatte. Ich war bei ihm, also konnte ich mich gehen lassen. Musste ich sogar. Die körperliche Kontrolle, war für ihn sehr wichtig. Denn nur so konnte er sich nach Herzenslust austoben. Ich tat es.
Kurz drauf spürte ich etwas Feuchtes und ich war wieder weg.
Langsam lichtete sich der seichte Nebel, meine Arme schmerzten höllisch. Ich richtete mich auf, damit meine Last von den Beinen getragen wurde und meine Arme entlastet wurden. Blickte mich in dem weißen, erleuchteten Raum um. Dies war nicht First Handschrift und ich kniff noch einmal meine Augen zu. Versuchte mich zu erinnern. Tom? Ich war bei ihm. Bekam den Sender verpasst. Wie automatisch wollte meine Zunge dorthin tasten. Ich war nicht mehr geknebelt.
„Versuche es zu vermeiden. Selbst diese kleine Geste, kann verräterisch sein. Schau, dass du dich so normal wie möglich verhältst.“, hörte ich Anthony und ich unterließ es. Tom fuhr mich ins Motel... Clancy. Scheiße ich war bei Clancy! Es musste etwas schief gelaufen sein und ich blickte mich noch einmal um. Dieser Raum gehörte definitiv nicht zum Motel.
Wie, als ob er meine Gedankenlesen könnte , erschien Clancy , den ich nur kurz in dem Zimmer zu Gesicht bekommen hatte. Und im Schlepptau ein gekrümmtes, nacktes Etwas.
Ich musterte ihn. Aschgraue Augen. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn Sonnenstrahlen auf sie trafen, sie den Farbton des Himmel annehmen würden. Seine Augen waren kaum anders als die meines Vaters. Gut gewölbte Augenbrauen, sie gaben ihm etwas schmeichelndes. Sicherlich ging er regelmäßig zum Kosmetiker um sie so gut hinzubekommen. Seine Nase passte harmonisch zu seinen schmalen Lippen. Blasser Teint. Nur konnte ich es jetzt nicht erkennen, ob das Altersflecken oder Sommersprossen in seinem Gesicht waren. Seine Abstammung ordnete ich nördlich ein. Schweden oder Finnland. Er war rasiert und sehr gut frisiert. Natürlich viel mir auf, dass das helle Licht, die dunkle Färbung der Haare künstlich erscheinen ließ. Er gab sehr viel auf sein Äußerliches. Wahrscheinlich war er in jungen Jahren ein wirklicher Hingucker. Auf die Schnelle fiel mir der Rennfahrer Häkkinen ein. Makaber. Ich musste mir das Grinsen verkneifen. Ganz besonders, da ich ab jetzt nichts mehr zu grinsen hatte.
Er trat auf mich zu und sein Mund verzog sich zu einem herablassenden Lächeln. Hob seine Hand und griff mir in den Nacken. Zerrte daran und starrte mir in die Augen. Ich selbst presste meine Lippen zusammen, damit kein Laut entwich.
„Du bist sehr beherrscht. Eigentlich müsste ich jetzt unsagbare tiefliegende Angst in deinen Augen sehen. Aber ich sehe darin nichts.“ Ich blieb stumm. Auch lächelte ich nicht, obwohl ich dies sonst immer tat, aber jetzt nicht.
Ich stand, nein hing einem Master gegenüber, der in mir ein Objekt seiner eigenen Befriedigung sah. Einen Sklaven. Vor allem aber wusste ich nicht, wie er reagieren würde. Er ließ mich los und schaute zu dem nackten Etwas, der ihm gefolgt war.
„Bereite ihn vor!“, trat hinter mich, zerrte etwas über den Boden. Es war ein Stuhl und er setzte sich unweit vor uns hin. Überschlug seine Beine und nickte kurz dem nackten Typ zu. Erst jetzt setzte sich der Mann in Bewegung. Gott war er hörig. Und nach den Striemen und blaue Flecken zu beurteilen, sehr ungehorsam gewesen. Was mir noch auffiel, diese Striemen und Flecken waren frisch. Vielleicht einen Tag alt. Er muss höllische Schmerzen haben und doch... sein Schwanz stand von ihm ab. Er schlurfte hinter mich. Also musste hinter mir so etwas wie ein Tisch oder Anrichte sein, auf dem diverses Werkzeug lag. Ich selbst ließ Clancy nicht aus den Augen. Selbstgefällig, wie ein König saß er auf seinem Thron und beobachtete seinen Sklaven. Irgendetwas störte ihn und er stand auf. Trat seinem Sklaven in den Weg, so dass dieser auf den Boden flog. Er, „Sire, es tut mir leid. Ich habe nicht aufgepasst. Sire!“, vor sich hin stotternd, doch Clancy ignorierte ihn nur und kam auf mich zu. Hob seine Hand und fuhr damit über mein Gesicht.
„Kilrian!“ Shit er kannte meinen richtigen Namen. „Mein lieblicher Kilrian. Du hast so wundervolle dunkle Augen und doch... mag ich sie nicht. Ich kann in ihnen nicht lesen und wenn ich darin nicht lesen kann, weiß ich nicht, wie weit ich gehen muss, bis du... gebrochen bist. Raphael...!“, er ließ den Blick auf mir haften und streichelte weiter. „... setze deinem Bruder erst die Maske auf. Auch wenn ich ihm gerne in die Augen blicke, so muss ich heute darauf verzichten.
„Sire! Wie Sie wünschen. Sire!“, schon wurde mir etwas übergezogen. Dunkelheit, ich spürte wie mein Herz schneller schlug. Meine anderen Sinne schnellten nach oben. Erinnerungen. Tief eingegrabene Erinnerungen die dennoch stets unterschwellig bei mir waren, brachen über mich ein. Mit aller Gewalt versuchte ich sie zurückzudrängen. Es ist nichts was du noch nicht erlebt hast. First hat dich oft über Tage hängen lassen. Ausgepeitscht oder seine Leute auf dich gehetzt. Die haben dir wirklich den Arsch aufgerissen. Dir den Schwanz bearbeitet, so dass dir der kleinste Luftzug wie ein Hurrikan vorkam. Beruhige dich. Gehe in dich...
Der erste Knall ertönte, ich spürte wie mein Körper aufzuckte und erst jetzt durchzog mich der Schmerz. Automatisch umgriff ich die Ketten und spürte gleichzeitig dass meine Füße fixiert waren. Wann war das denn passiert? Ich hatte es nicht mitbekommen. Es war wie in einer Magiershow, die Ablenkung war perfekt.
Wieder..., mein Körper zuckte, der Schmerz übermannte mich und jetzt keuchte ich. Doch ich hatte keine Zeit mich darauf einzustellen, die Abfolge der Schläge waren zu schnell, zu unkoordiniert. Ob ich keuchte oder schrie, wusste ich nicht. Es ging zu schnell und plötzlich war es vorbei. Ich hörte nur wie die Tür geschlossen wurde. Ich war allein.
Nein ich war nicht allein. Ich vernahm den schleichenden Gang von Raphael. Raphael? Ja so war sein Name.
„Ich werde dir jetzt die „Male“ einreiben.“, flüsterte er und schon spürte ich es kalt auf meinem Rücken. Mein Körper bäumte sich auf. Seine Berührung war wie Brenneseln auf meiner Haut.
„Unser Master hat dich schön markiert. So perfekt, so wundervoll.“ Sicherlich war er vorsichtig, doch es war trotzdem die Hölle. Ich glaubte sogar, dass ich jetzt mehr schrie als bei dem Auspeitschen.
„Nimm deine FUCKING Hände von mir!“ Mehr bekam ich nicht mit. Mehr brauchte ich auch nicht. Denn mir wurde schlagartig bewusst, wie schnell Schmerzen verdrängt oder vergessen werden. Ich schaffte es nicht bei Bewusstsein zu bleiben und die Dunkelheit umhüllte mich.
Ungeduldig saß ich im Auto. Herr Gott, wann kommen die endlich. Hoffentlich noch bevor es zum Akt kam. Ich wollte und konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass jetzt, ausgerechnet jetzt, jemand anderes als ich ihn liebte. Nein ich liebte ihn, die anderen waren nur ein Fick. So versuchte ich es mir einzureden, mein Blick wanderte wieder zu Uhr.
Nicht nur das er jetzt bei Clancy war, nein, ich selbst hatte ihn auch noch zu ihm gefahren. Zu Clancy, der Sascha eine Woche lang misshandelt und vergewaltigt hatte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße durchzog es mich immer wieder.
Aber Kilrian ist nicht Sascha. Er schafft es. Er kann ihm widerstehen und doch, allein diese Vorstellung, dass er, er…
Ich schüttelte mich.
“Wir brauchen noch 10 Minuten.”, hörte ich sie über das Headset. Noch so lange?
Ich wartete inzwischen schon länger als zwanzig Minuten. Wie lange dauerte das bei denen sonst überhaupt. Im Auto war es eiskalt. Ich musste es abschalten, damit kein Verdacht geschöpft wurde. Jedes kleinste Detail wurde durchgesprochen und ich hoffte Kilrian hielt sich daran.
Er war blass, als er ausgestiegen war, dennoch zeugte seine Haltung von einer Kraft. Unsichtbaren Kraft. War es sein innerlicher Schutzwall? Denn wenn ich bei ihm war, war er anders. Verletzlicher, ich schnaufte . Sehr liebevoll. jedes Mal wenn sich unsere Blicke trafen sah ich eine Art von “Entschuldigung” darin aufleuchten und ich schüttelte mit dem Kopf.
Es war schon schwer, sehr schwer, zu wissen, dass er überhaupt jemanden anderen empfängt, aber die Vorstellung dass es Clancy war, war kaum zu ertragen.
Gott ich dreh noch am Rad. Clancy… ich konnte und wollte es nicht hinnehmen, ich musste was unternehmen, meine Hand schnellte zum Griff.
“Wir sind da,…!” ich erschrak und blickte mich um. Ich sah nichts.
“Steig aus dem Auto und gehe sofort hinter dem umgefallen Schild in Deckung,…”
“Der Eigentümer ist ausgeschaltet,…”
“Kyel halt die Klappe du störst nur,…”
“Wir stürmen in T-30,… jeder geht auf seinen Posten. Tom verschwinde endlich aus der Schusslinie.”, überall wurden Befehle über das Headset gedonnert und ich wusste nicht welches Schild gemeint wurde, bis ich das, welches sich ungefähr 20 Meter neben mir befand sah.
“T-20...”
“Bereit!” ich rannte los.
“Tom ist in Sicherheit,… Bereit.”
“T-10, … Fertig machen zum Stürmen.” Der Countdown wurde runter gezählt und ich kauerte mich hinter das Schild.
Ich hörte Zero und wie automatisch hielt ich mir die Hände an die Ohren, aber nichts tat sich. Ich hörte nur den Wind wehen und die quietschenden Scharniere des Schildes.
Wie viele Sekunden blieb ich dort und wartete bis das der Knall kam.
“Polizei…!” wurde in das Headset geschrien und wieder wartete ich darauf das der Pistolenhagel los ging. Nichts.
„Verfluchte Scheiße, Fuck...!“ erschrocken zog ich das Headset runter. Anthony fluchte,so dass man es selbst noch in zehn Meilen Entfernung hören konnte.
„Weg... Er ist geflüchtet. Ortet Kilrian. Scheiße, weit kann er nicht sein. Habt ihr ihn?!“ hörte ich die Rufe aus dem Headset, das auf meinem Schoss lag.
„Nein! Ich bekomme kein Signal von seinem Sender.“
Loris kam auf mich zu. Doch ich bekam davon nichts mit. Was ist nur geschehen. Die SPA hatte doch alles genau durchdacht? Sie können doch Kilrian nicht einfach verlieren, das geht doch überhaupt nicht.
Irgendwie wurde ich aufgehoben. Das lag im Nebel. Ich wurde in ein Auto bugsiert. Das lag im Nebel. Mir wurde Kaffee hingestellt. Das lag im Nebel.
Kilrian. Verdammt wo ist Kilrian?
Kyel wies mich an nach Hause zu fahren, doch was erwartete mich dort? Leere. Genauso wie sich mein Herz im Moment anfühlt. Leer. Überall wo ich hinsah, war es leer und doch verfolgte mich diese Dunkelheit. Seine Dunkelheit. Überall und auch nirgends.
Ich blickte Kyel nur an und schüttelte mit dem Kopf. Wirre Gedanken und Schuldzuweisungen drangen an die Oberfläche. Lange hielt ich diese innerliche Leere nicht mehr aus, dieses Ungewisse, dieses Versagen der SPA und vieles mehr. Hatte nicht mitbekommen, dass sich meine Hand zu einer Faust geballt hatte. Als Kyel auf mich zutrat, zischte ich irgendetwas wie du Arsch, du bist Schuld und meine Faust landete auf seinem Kiefer. Kyel baumelte zurück, blieb dennoch stehen. So standhaft wie er nach dem Schlag war, so heißer wurde es in mein Innern. Ich verglühte fast vor Wut und vor allem vor Sorge. Ich wollte ihm vermöbeln, ihm seine Arroganz rausschlagen. Ihm dafür verantwortlich machen. Einfach seine aalglatte Visage polieren. Ich war bereit und wenn es mein Job kosten würde. Es war mir egal. Er soll herkommen und sich wehren. Er soll selbst mir in die Fresse schlagen, dass ich dieses unbeschreibliche grausame Gefühl aus meinem Innern bekam. Diese Hitze und zugleich Kälte, alles. Ich war so auf Kyel fixiert, das ich die Faust von der Seite nicht mitbekam. Mein Kiefer krachte, meine Zähne knirschten und Sascha schrie ein Au. Erstarrt blickte ich ihn an und er schüttelte und rieb sich die Hand. Er schaute mich fest an, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
„Geht es dir besser? Mir auf jeden Fall!“ ich war wie geplättet und nicht einmal mehr fähig mir selbst den Kiefer zu reiben. Blickte abwechselnd zu Kyel und zu Sascha. Selbst Kyel rieb sich lächelnd den Kiefer und nickte.
Ich Sagte etwas, wie 'ich gehe in Kilrians Zimmer'. Ging einfach, ohne mich zu verabschieden. Schloss die Tür. Schloss meine Augen. Sah ihn, wie er an der Tür gelehnt hatte von meinem Körper daran gedrückt. Seine Hände über seinem Kopf und seine Lippen leicht geöffnet. Der erste reale Sex seit über eineinhalb Jahren. Kein Traum. Wie hatte es mich nach ihm gedürstet. Ich war ausgetrocknet, dehydriert, fasst schon tot. Durfte ihn spüren, ihn schmecken. Seinen Körper für mich beanspruchen. Er war mein. Er ist mein.
Ich warf mich aufs Bett. Sah nichts. Starrte nur an die Decke, die leicht vom Mondlicht erleuchtet wurde und auf mein Handy. Solange bis das das Display wieder erlosch, starrte wieder an die Decke. Dieses Spiel wiederholte ich einige Male, bis ich wohl dann doch noch eingeschlafen bin.
Ich wachte auf. Mein Handy lag immer noch in meiner Hand und ich schaute drauf. Nichts. Kein Anruf. Warum denn auch? Wenn er wirklich in den Krallen von Clancy war, würde er bestimmt keinen Sonntagmorgen Anruf tätigen.
Krabbelte aus dem Bett. Zog mich an. Ignorierte den Knittergrad meines Hemdes und der Jeans. Im Laufe des Tages würde es eh nicht mehr auffallen, das ich ein bereits getragenes und achtlos auf dem Boden geworfenes Hemd trug. Worüber machte ich mir hier eigentlich Gedanken?
Schleppte mich in die Küche Sascha stand an der Ecke der Anrichte und hielt eine Tasse mit dampfenden Gebräu in der Hand. Geistig war er nicht da. Seine Augenringe zeugen von einer wachen vielleicht sogar durchheulten Nacht. Kyel sah auch nicht viel besser aus, Der leichte bläuliche Fleck auf seinem Kinn, hob kurzzeitig meine Stimmung, nur um wieder unter dem Nullpunkt zu kriechen, denn selbst ich hatte es vermieden mich im Spiegel zu betrachten. Wahrscheinlich sahen sie im Vergleich zu mir noch aus wie aus dem Ei gepellt. Ich fühlte mich als wäre ich in einen Topf geworfen worden, in dem man kräftig umgerührt hatte, dann rausgezogen, gefressen und wieder ausgespuckt und wieder reingeschmissen. . Ich fühlte mich... Ach es hat keinen Sinn.
„Habt ihr schon was?“ polterte ich los und schenkte mir Kaffee ein. Nur um irgendetwas zu sagen. Diese herrschende Stille in der sonst so belebten Küche war unerträglich. Kyel schüttelte den Kopf. Blickte mich nicht an.
„Diesmal wird er sterben!“, knurrte er nur. Sascha erschrak. Seine Tasse flog zu Boden und der ganze Inhalt plus Scherben zierte den Boden. Makaber aber so wie die Scherben auf dem Boden ihr Bildnis darboten, so fühlte ich mich.
„Ich habe eine Bildnachricht bekommen, die aber leer war... Kyel?!“, sprach Sascha. Irgendwie glaubte ich nicht, dass er es mitbekommen hatte, das ihm die Tasse aus der Hand gefallen war. Da ich sowieso nichts tun konnte, schnappte ich mir einen Lappen und wischte es auf. Kam nicht weit. Ich erschrak als Kyel abrupt aufstand, so dass fast der ganze Stuhl nach hinten geflogen wäre.
„Dieser Wichser... er tut es wieder!“, im gleichen Moment klingelte Kyels Handy. Er ging ran. Ich bekam nur mit wie, „Was... fast vorbeigehuscht?... wie...?“ er legte auf, blickte zu Sascha.
„Du machst Urlaub! Kein Handy. Kein Laptop, Computer etc. nichts. Nicht einmal einen Fernseher. Hast du mich verstanden? Anthony bereitet meinen Privatjet vor und du fliegst aus den Staaten. Loris und Hilal werden dich begleiten....!“
„Ich fliege nirgends hin. Muss heute ins Gericht um eine Aussage zu machen.“
„Das wirst du bleiben lassen. Clancy hat es wieder auf dich abgesehen. Du wirst untertauchen.“
„Vergiss es. Ich gehe nirgends hin!“, wiederholte er betont langsam. „Nicht bevor Kilrian wieder da ist.“
„Du bist ein Sturkopf. Kilrian kommt schon damit klar.“
„Ach ja? Ich soll meinen Arsch ins trockene bringen, wenn Kilrians Leben am dünnen Faden hängt. Ich glaub bei dir piept es langsam.“ Sascha hatte ins Deutsch gewechselt. Er war stocksauer. Ich selbst hatte mich etwas abseits gestellt um ihre verbale Auseinandersetzung so wenig wie möglich zu stören.
„Kilrians Leben ist nicht in Gefahr. Das wäre gegen seine Prinzipien.“
„Seit wann hat Clancy Prinzipien?“
„Er ist Perfektionist. Sicherlich ist er auch ein Mörder, aber bevor er Kilrian tötet, wird er ihn brechen wollen. Kilrian ist sehr stark. Schon allein, was er durchmachen musste...“
„Und wenn genau das der Knackpunkt ist? Wenn er nicht so stark ist, wie du annimmst? Immerhin hast du dich schon einmal in ihm getäuscht. - Clancy hat mich vor fünf Jahren entführt. Er hat mich vergewaltigt,... solange... bis es mir selbst gefallen hat, bis ich mich ihm selbst dargeboten habe... es hat nur wenige Tage gedauert. Und ich kann dir versprechen. Es dir ins Gesicht sagen, das ich mir hundert prozentig sicher bin, wenn er mich wieder in seiner Hand hätte, dann würde ich ihm wieder gehorchen. Dies, genau dies, macht er gerade mit Kilrian. Er verteilt keine Schläge oder Strafen ohne Grund. Er macht es, weil er sein Gegenüber einschätzen kann. Er weiß, wie er einen brechen kann. Mich konnte er brechen indem er sanft zu mir war. Mich getröstet hat und gleichzeitig mich eiskalt vergewaltigte. Und glaube mir, dass er Kilrians Schwachpunkt bereits kennt. Er arbeitet darauf hin und diese leere Bilddatei ist Beweis genug, dass er Kilrian fast schon soweit hat.“
„Warum bist du so darauf bestimmt, dass es von Clancy kommt? Es kann ja auch von jemanden sein, der sich vertippt hat.“
„Ich war nie der hellste in Mathe, aber Zahlen kann ich mir gut merken.“ er überreichte Kyel sein Handy.
„Diese Zahlen sind die Hausnummer der Schule, wo ich von Clancy unterrichtet worden bin. Diese Zahlen sind das Jahr, in welchem ich entführt worden bin, diese Zahlen sind unser Hochzeitstag und was 666 bedeutet... weißt du.“
Aber irgendetwas passte mit der Zahlenkombination nicht. Vor allem, weil mir die Nummer so bekannt vorkam.
„Darf ich mal sehen?“ fragte ich und Kyel überreichte mir das Handy. Ich selbst zückte meines und ging meine Kontakte durch. Als ich bei 'Raphael' ankam und die Zahlen verglich wurde mir schlecht. Es war seine Nummer. Und mir wurde heiß. Ich hatte es vergessen.
„Raphael...!“ Ich blickte Kyel an und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Wusste nicht wo ich ansetzen sollte. Malte mir die Sätze vor, doch am Ende sagte ich es gerade raus.
„Raphael,... mein Exfreund ist ein Sklave von Clancy...!“
„Sklave von Clancy? Bist du dir sicher?“ ich nickte. „schön und warum kommst du damit erst jetzt?“ ich zuckte mit den Schultern.
„Bitte entschuldige mich, ich hatte es vergessen. Sir.“
„Vergessen?!“, kam es gleichzeitig aus Saschas und Kyel raus.
„Ich mein nicht vergessen, verdrängt... oder... Ach ich weiß nicht. Es tut mir leid.“ Fuhr mir mit den Finger über die Augen. „Kilrian...als er mit Clancy gesprochen hatte! Ich meinte, zu wissen, dass ich die Stimme schon einmal gehört habe. Sicher war ich mir nicht, aber jetzt... diese Nummer. Gekennzeichnet aus Saschas Erinnerungen oder Ereignissen und gleichzeitig die Handynummer von Raphael? Es ist soweit hergeholt dass es schon wieder witzig ist...“
„Schon gut!“ Sascha ergriff meine Schulter und drückte leicht .
„Es ist nicht gut, Sascha! Immerhin habe ich die Nummer fast täglich angerufen und... und...!“
„Woher willst du das denn wissen? Wie du schon sagtest, es ist soweit hergeholt, dass kein normaler Mensch jemals darauf kommen würde.“, die Unterhaltung verlief langsam im Sand, bis es gänzlich still war.
Mein Kaffee war bereits ausgetrunken und weiter als zu starren bin ich auch noch nicht gekommen.
„Ich brauche Luft.“, zischte ich und stand auf. Es wurde mir zu doof, meine Zeit mit Nichtstun zu verbringen. Ich schnappte meinen Mantel von der Garderobe und stieg in meinen Wagen. Ich war unschlüssig, wohin ich jetzt fahren sollte.
Heim? Nein! Das ist zu absurd. Noch während ich mich in den Verkehr einfädelte, das Radio einschaltete, verfiel ich in seine Umarmung. Spürte ihn, sah ihn. Hörte sein Kichern und ganz besonders sein Stöhnen.
Bekam nicht mit, wie mein Handy klingelt und stand am Ende auf dem Parkplatz des Eiscafés. Ich fragte mich nicht, warum ich dorthin fuhr und stieg aus. Ging rein, hängte meinen Mantel hin und suchte mir einen freien Platz. Obwohl es Winter war, war das Eiscafé sehr gut besucht. Wahrscheinlich weil es stetig mit der Jahreszeit mitging. Eigentlich konnte man es auch als Bistro bezeichnen, denn es gab jeden Tag einen Mittagstisch mit einer ausgewählten Tagesspeise. Oder einfach nur einen Café.
Lange brauchte Tim nicht und er nahm meine Bestellung auf. Ich sah wie er seine Augenbraue leicht hochzog, sagte aber nichts. Ich bemerkte, wie er mit einem Angestellten redete und kam mit meinem Getränk, welches er vor mich hinstellte und einer Cola zurück. Ohne zu fragen setzte er sich mir gegenüber und musterte mich kurz. Sagte aber immer noch nichts und doch wusste ich, dass ihm eine oder wohl mehrere Fragen auf dem Herzen lag. Ich war wirklich wie ein offenes Buch. Ich seufzte und setzte mein Glas an.
„Zum Wohl!“, sagte er und hob seines ebenfalls. Gott der erste Schluck brannte höllisch und ich hatte damit zu tun keinen Hustenanfall zu bekommen. Sofort spürte ich die Wärme im Magen die sich langsam zu meinen Wangen hoch schlängelte. Tja, das hat man davon, wenn man so gut wie keinen Alkohol trank. Meine letzte Ausschweifung lag mehr als ein Jahr zurück und seitdem hatte ich zu alkoholischen Getränke immer Abstand gehalten. Eine Abmahnung vom Chef Kyel Kastner zu bekommen ist definitiv eine zuviel. Er ist zwar ein guter Mann, aber hat er mal eine Abmahnung verteil, so kann man eigentlich gleich kündigen. Seine Adleraugen sehen dann jeden kleinen Fehler, jeden kleinen Fehltritt, selbst kreidet er dann das Tragen der falschen Klamotten an. Ok jetzt übertreibe ich. UND das ist mir jetzt so was von scheißegal. Das Glas war gleich leer. Tim stand auf und brachte ein neues. Selbst dieses überlebte nicht lange und Tim gab auf. Er holte gleich die ganze Flasche und ich blickte leicht ungläubig auf das Etikett.
„Scheiße ist das ein billiger Fusel.“ Er zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass er auf das Geschäft schauen müsste. Ich selbst lachte nur und schenkte nach. Auch dies war mir jetzt egal. Ich wollte nur noch vergessen. Für einem Moment vergessen. Vergessen, dass ich mich hoffnungslos verliebt habe. Vergessen, dass ich ihm über eineinhalb Jahre hinterher gelechzt hatte. Vergessen, dass ich den unbeschreiblichsten und leidenschaftlichsten Sex hatte. Vergessen, dass er in den Händen von Clancy war, einfach alles vergessen und doch konnte ich es nicht und schenkte nach.
Die Flasche war schon halb leer, als mein Handy wieder klingelte. Ich erinnerte mich, das es vorhin schon einmal losging, aber meine Reaktionszeit hatte deutlich abgenommen und bevor ich es schaffte das Handy in die Hand zu nehmen, hatte es aufgehört. Sofort war es vergessen und ich erblicke den billigen Fusel, schenkte nach und trank. Dieses Verhalten hielt ich solange bei, bis die Flasche komplett leer war. Danach rief Tim mir ein Taxi, dass mich dann heimfuhr ..
Da es aber noch mitten am Tag war, vermied ich es den Vordereingang zu benutzen. So gut es ging und soweit es mein Gleichgewicht noch zuließ, schwankte ich nach oben. Ok... das war ein Fehler. Ich versuchte mich zu orientieren, wo ich war. Gut es stand eine 2 an der Wand. Zweite Etage, das ist gut. Diese Etage ist recht wenig besucht.
Auch erblickte ich den Notausgang und ich hoffte, ich hoffte wirklich, inständig, dass sich die Tür von außen öffnen ließ. Ich rüttelte an der Tür und sie blieb verschlossen. So ein Mist. Ich hasste solche Türen die nur von einer Seite zu öffnen waren. Vor allem aber hasste ich Türen die nur mit einer spezielle Karte zu öffnen waren. Jetzt hoffte ich, dass ich die Karte dabei hatte, sonst hieß es weitere 13 Stockwerke noch oben zu steigen. Ich kramte in meinem Mantel, holte die Geldbörse raus. Durchsuchte sie und 'Gott sei Dank', die Karte hatte ich dabei. Nahm sie heraus und zog sie durch den Kasten. Ein kurzer Ton ertönte und die Tür ging auf.
Ich blickte mich um und wie schon vermutet, war sonst niemand hier. Schnell, sofern es meine Beine noch zuließen, denn inzwischen schwankte ich schon ziemlich , ging ich zum Fahrstuhl. Drückte den Knopf. Lange dauerte es nicht und die Tür öffnete sich, ging rein und ließ mich zu meiner Wohnung bringen.
Die Fahrstuhltür glitt auf, ich trat raus. Das erste was ich tat. Ich zog den Mantel aus und schmiss ihn auf dem Boden. Das zweite, was ich tat, ich ging zur Bar und holte mir eine neue Flasche Whiskey. Öffnete sie und ohne mir ein Glas zu holen, setzte ich an. Trank ein paar Züge und ignorierte den brennenden Schmerz. Eigentlich brannte es gar nicht mehr. Meine Kehle wurde schon bei Tim betäubt.
Immer wieder setzte ich die Flasche an, bis mich die dunkle Leidenschaft nicht mehr verfolgte und ich selbst in die Dunkelheit hinabsank.
Ok! Der Anruf, den ich bekam, war nicht gerade, erfreulich.
Ich wusste, dass Saschas Handy wieder für ihn gesperrt wurde, aber dass er eine Leere Bilddatei empfangen konnte, war nicht akzeptabel. Dafür bekam ich das Bild auf mein Handy und ich musste mich zusammenreißen. Nicht nur für Sascha,... für Tom ebenfalls. Gott haben die Beiden überhaupt eine Ahnung, wie sehr ich sie liebe? Nein.
Gut, Sascha weiß es, aber Tom? Der sieht nicht einmal den Wald vor lauter Bäumen. Genauso verhielt es sich mit Kilrian. Ok! Ja! Ich war daran mit Schuld, aber an dieser Situation, wohl nicht. Gut, ja, ich war auch daran schuld. Ich habe Kilrian benutzt und ihn als Lockvogel genommen, aber ich habe nie damit gerechnet, dass dieser Einfall, der mehr als weit hergeholt war, einschlagen würde. Das er überhaupt funktionierte!
Ich war am Rande der Verzweiflung und vor allem, ich darf es mir nicht ansehen lassen.
Scheiße!
Anthony hat mich vorgewarnt, dass es auf jeden Fall nicht so einfach werden würde, wie ich es mir vorstellte. Und er hatte damit Recht behalten. Ich hatte absolut keine Ahnung, auf was ich mich da eingelassen hatte und jetzt bezahlte ich den Preis.
SPA-Agent?! Was waren sie für mich? Polizisten, die für die Menschen einstanden, aber im Moment sind sie gute Freunde, die nichts, aber absolut gar nichts von ihrer Tätigkeit preisgaben.
Red Eye?! Was wusste ich von denen? Nichts. Gar nichts. Nur das es die gleichen Personen sind, die jetzt für die SPA arbeiten. Ich schweife ab.
Es war bereits schon zuviel, das Sascha überhaupt etwas empfangen konnte, das zeigte wieder, wie gewieft Clancy war. Aber warum nahm er dann das Handy von seinem Sklaven? Das ist eine Frage, die ich mir im Moment noch nicht beantworten konnte. Und das raubte mir die Nerven.
Oder wie Anthony vermutet hatte, vielleicht war es sogar Raphael selbst. Nein, das war zu absurd. Ein anerzogener Sklave würde nie etwas machen, ohne die Erlaubnis seines Masters. Das würde nämlich bedeuten, dass der Master die Kontrolle verloren hatte. Ok!
Mein Weg ging zurück ins Schlafzimmer von Tom. Er war noch immer klinisch tot. Die zwei leergetrunkenen Flaschen hatte ich entsorgt und die angefangene Dritte hatte ich in seinem Kühlschrank gestellt.
Kilrian, was war er für Tom? Wahrscheinlich das Gleiche wie Sascha für mich. Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, dass jemand die gleichen Gefühle empfinden konnte wie ich, aber ich hatte mich anscheinend geirrt.
Ist schon komisch. Als ich Tom in seinem Bett liegen sah, fühlte ich mich zurückversetzt. Zu den Tagen, als Sascha Schluss gemacht hatte und am Ende in der Geschlossenen war. Er im Wachkoma lag und ich nur gemeinsam mit seiner Mutter und Sarah ihn wieder zurückholen konnten.
Gott hatte ich mich besoffen und ich fühlte mich, als ob tausende Zwerge allesamt der Meinung waren, hier und jetzt ihr wertvolles Metall aus dem Stein schlagen zu müssen. Dennoch stahl sich ein Lächeln in meine Gesichtszüge, denn genauso würde sich Tom fühlen, wenn er endlich den letzten Rest Alkohol ausgeschlafen hatte.
Ich zückte meine Handy und lud die Datei. Ich schaute das leicht verschwommene Bild an. Kilrian hing an Ketten. Laut der Information die uns zuteil geworden war, war Kilrian bewusstlos. So wie das Bild aussah und die Nachricht getippt worden war, musste der Sendende es eilig gehabt haben. Auf diesen Schluss, war auch Anthony gekommen und somit war der Verdacht, dass es Raphael sein könnte, der uns diese Nachricht zukommen gelassen hatte, begründet. Nun gut... Unser anonymer Informant, der gleichzeitig Toms Ex war, hatte jetzt den Namen Raphael bekommen. Allein schon durch den Hinweis, dass es seine Handynummer war.
Tom hustete. Schnell blickte ich mich im Apartment um und fand in der Küche einen Eimer, den ich ihm neben das Bett stellte. Bugsierte ihn am Rand des Bettes, keine Sekunde später kam alles aus ihm heraus. Ok! Ich war wach, als ich mir einen abkotzte. Er war immer noch komatisiert. Und Scheiße, war der schwer. Ich kletterte über seinen Körper um ihn über den Bettrand halten zu können. Hoffentlich pinkelte er sich nicht noch an. Sonst müsste ich die Matratze auch noch abziehen und dafür fehlte mir hundertprozentig die Geduld. Zumal ich schon mehr als drei Stunden in seinem Apartment saß und wartete bis er endlich wieder mal das Licht der Welt erblickte.
Die Würgetirade schien ihm geweckt zu haben. Er stöhnte und gab unsittliche Geräusche von sich. Ohne darauf vorbereitet zu sein wurde ich angestoßen und ich fand mich mit dem Hintern auf seinem Bett wieder. Er selbst stand auf und schwankte Richtung Bad.
Er hatte es wahrscheinlich immer noch nicht geschnallt, dass ich da war, denn er kotzte weiter. Fluchte und kotzte. Etwas schepperte und er kotzte wieder.
Einige Minuten vergingen, und als sich nichts mehr tat, ich nichts mehr hörte, stand ich auf und ging ins Bad. Das ist aber jetzt nicht wahr, oder? Er schlief über seinem heiligen Porzellangott und schnarchte als ob irgendjemand im Regenwald eine Wette des Baumfällens unbedingt gewinnen wollte.
Ich bettete ihn auf dem Fußboden, denn ich wollte nicht, sollte er von seinem Heiligtum runterkrachen, er sich dadurch eine Gehirnerschütterung zuzog. Wischte anschließen seine daneben gefallene Reste auf und bezog auch das Bett neu.
Als ich fertig war, ging ich zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren.
15 Stockwerke weiter unten, war wieder einmal die Kacke am Dampfen und ich hatte Parker damit beauftragt, oder wohl besser damit konfrontiert, die Lage zu überwachen. Auch wenn er ein alter knickeriger Kauz war, so war er schon Firmeninventar, das einfach nicht mehr wegzudenken war. Schaut mich nicht so an. Ihr wisst, wie ich zu meinem Onkel stehe, dieser immer qualmender, nörgelnder alter Mann. Ich liebe ihn.
Wahrscheinlich fluchte er wieder in meine Richtung und meinte, dieser Tag gälte als Überstunden und dass er mir den Rechtsanwalt an den Hals hetzten würde.
Nach weiteren eineinhalb Stunden hörte ich Wasserrauschen und ich wagte einen kurzen Blick ins Bad. Tom war endlich von den Toten erwacht und gönnte sich eine Dusche, die er bitter nötig hatte. So gestunken wie der hat. Auch hatte er die Sauerei, an die ich nicht rangekommen war, aufgewischt und seine versauten Klamotten in den Waschkorb getan.
Ich blickte mich im Bad um und sah, dass es an Badetücher mangelte, so ging ich zurück in sein Schlafzimmer und durchstöberte seine Schränke . Ich fand was ich suchte und ging damit zurück ins Bad.
Tom war gerade aus der Dusche gestiegen und blickte sich ratlos um. Er drehte sich und blieb wie angewurzelt vor mir stehen. Er starrte mich an. Keine Ahnung was in seinem Kopf vor sich ging. Wahrscheinlich hatte er nicht mit mir gerechnet, aber sein Ausdruck war einfach zu köstlich. Ich reichte ihm das Handtuch und deutete an, dass ich wieder ins Wohnzimmer gehe. Er nickte nur.
„Tut mir leid!“, er hatte sich neben mich gesetzt und ich wandte mich zu ihm um und lächelte.
„Wofür?“ Er zuckte mit den Schultern und er sah das erste Mal, seit ich ihn kannte, wirklich hilflos aus. Gut es gab in den letzten Jahren viele Situationen, in die ich ihn einfach und unvorbereitet reingeschmissen hatte, aber er hatte noch nie so hilflos ausgesehen, wie jetzt.
„Was willst du jetzt machen? Dich weiter besaufen oder kommst du mit zur Villa. Dein Auto habe ich schon abholen lassen.“ Er stand abrupt auf. Wenn er jemals ein Funkeln in seinen Augen hatte, dann nahmen sie jetzt ein Ausmaß der Quantenphysik an.
„Du bist so ein Arsch. Du denkst nur an deine beschissene Firma. Ist dir vielleicht in den Sinn gekommen,... - das Kilrian vermisst wird...“ der Alkohol tat noch seine Wirkung.
„Tom...!“
„Nix Tom. Kilrian. Mein Freund... ja richtig... MEIN Freund wird vermisst und du willst nur wissen ob ich... in die Vil... - was soll ich dort?“
„Hast es verstanden? Du bist beurlaubt. So wie du im Moment bist, kann ich dich eh nicht gebrauchen. Pack ein paar Klamotten zum Wechseln ein. Bis die Lange sich entspannt hat, wohnst du bei mir.“ Er stand wie ein treudoofer Hund vor mir. Fehlte nur noch das er wartet, bis ich den Baseball werfen würde.
„Tom ich schätze dich sehr. Du bist mir ein guter Freund geworden und deshalb, fungiere ich jetzt nicht als dein Chef, sondern als dein Freund. Na komm...!“
Aber wie sollte ich es ihm klarmachen, was gerade mit Kilrian geschah. Selbst, obwohl wir die Nummer von Raphael hatten, wir dessen Handy und Kilrians Sender nicht orten konnten. Irgendetwas störte den Empfang oder verhindert das Senden.
Laut Anthony ist Clancy ein Genie in solchen elektrischen Dingen, und sehr diszipliniert. Aber dennoch, so hoffte ich, ich hoffte inständig, dass wir von irgendwoher Hilfe bekommen würden. Schon allein wegen Tom und meines beklemmenden Gefühls, was wieder auflebte, seit Kilrian verschwunden war.
Ich wusste nicht wie lange ich hier schon hing, ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Die Maske, die stetige Dunkelheit machte es unmöglich ein Zeitgefühl zu behalten.
Mein Magen knurrte. Wann hatte ich das letzte mal etwas gegessen. Das war doch bevor Tom mich zu dem Motel fuhr. Nach dem Rumoren in meinem Magen zu urteilen, mussten das mehr als 12 Stunden her sein.
Meine Schultergelenke schmerzten wie Hölle. Nicht nur meine Schulter schmerzte. Mein Rücken juckte durch den Heilungsprozess der Haut. Wie viele Stunden stand ich hier, durch die Ketten gehindert mich zu bewegen.
Wusste es einfach nicht.
Nur eine einzige Frage beschäftigte mich. Wo waren Anthonys Männer? Dass etwas schief gelaufen war, war mehr als offensichtlich. Sonst würde ich hier nicht hängen, mit dieser Maske auf meinem Kopf und den heilenden Striemen auf meinem Rücken. Die Frage lautet demnach, hatte es Anthony kommen sehen und hatte er einfach nicht genug Zeit gehabt um entgegenzuwirken? Oder wollte er uns, Kyel, Tom und mir nur keine Angst machen und hatte uns verschwiegen, dass es mit fast hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit genau so kommen würde. Er damit gerechnet hatte? Oder war es reiner Zufall, hatten die SPA Agenten ein kleines Detail übersehen oder sogar ihren größten Fehler gemacht.
Aber nicht nur diese Frage trieb sich in meinen Eingeweiden rum. Tom. Immer wieder kam mir Tom in den Sinn. Vorstellungen die lachhaft waren. Was macht er gerade? Hüpfte er in der Firma rum? Trank er seelenruhig seinen Kaffee in Saschas Küche. Ich würde es ihm wünschen. Und doch, egal wie sinnlose oder lachhaft diese Vorstellungen waren, sie hatten einen bitteren Nachgeschmack. Sie rumorten in meinen Eingeweiden. Denn ich konnte mir vorstellen, was Tom gerade tatsächlich machte, oder wie er sich fühlte. Was er durchmachte. Er war so sensibel. Stark und leidenschaftlich. Er würde es nicht verkraften. Er würde in ein tiefes Loch fallen. Nur er. Keiner würde es mitbekommen., würde ihn auffangen. Nach außen hin stark. Ja. Aber wie war er innerlich? Keine Ahnung. Und doch, ich hatte es gesehen. Gespürt. Es am eigenen Leib erfahren. Eineinhalb Jahre Sehnsucht. Dann keine Tabus. Alles erlaubt.
Es würde ihn verletzen, wenn nicht gar töten. Ich muss hier raus, schon allein um Toms Willen. Ich muss stark sein, stark bleiben. Für ihn. Dies hier war alles oder nichts.
Ich wollte es. Ich habe mich freiwillig dargeboten. Für was? Um diesen Scheißkerl Clancy den Gar auszumachen. Ihn zu stellen. Ihn zurück in die Zelle zu befördern. Für Sascha und jetzt auch für Tom. Was Clancy praktiziert war seelische Grausamkeit.
Ich musste mich beruhigen. Aufregung oder Adrenalin war hier total fehl am Platz. Ich hatte es bereits durchgemacht. Mehrmals. Ich weiß was passieren würde. Die Peitschenhiebe waren unverhofft. Ich musste mich mehr darauf einstellen. Mehr in mich gehen. Den Schmerz ausblenden. Darin war ich gut. Jedes mal blendete ich den Schmerz aus. Viele male wurde ich ohne vorheriger Bearbeitung genommen, regelrecht vergewaltigt. Wünsche von Kunden. Rollenspiele und vieles mehr. Und jedes mal musste ich eine Erektion aufweisen. Scheiße. Ich schüttelte die Erinnerungen weg.
Driftete weiter in die Vergangenheit. Jetzt hatte ich Zeit mich daran zu erinnern und vor allem konnte ich so besser den Schmerz in den Armen ignorieren.
Malte Ford. Ein Name. Eine Bedeutung. Aber woher kommt der Name Malte. Ich war neugierig und hatte gerade die Vorzüge des Internets herausgefunden. Und ich sollte es nicht glauben was ich da las. Ok! Meine Großeltern väterlicherseits – eingesessene Engländer - hatten so einen drang fürs Altdeutsche. Für Deutschland überhaupt. Warum? Keine Ahnung. Ich las weiter und prägte mir die Bedeutung des Namen ein. Malte: Der Helm, Bedeckung und Schutz. Musste schmunzeln. Das alles war Papa für mich. Er nahm mir alles ab. Wischte jeglichen Schmerz weg. Hatte immer einen Spruch auf den Lippen, der alt war und doch so neu. Ich erinnerte mich an den Spruch und murmelte ihn vor mich hin. „Heile, heile Gänseschwanz. Morgen ist wieder alles ganz.“ Absurd und banal aber es tat seine Wirkung. Ich fühlte mich leichter. Der Schmerz war kaum noch zu spüren. Papa hatte es für mich auf sich genommen, er war mein Schutz.
Ford, typisch englisch, hatte nur eine einzige Bedeutung Flussquerung. Wow. Wahnsinn. Ich hatte mich noch nicht mit meinen Ahnen auseinander gesetzt. Aber ich werde es demnächst tun, wenn ich hier raus bin. Wenn ich Tom in meinen Armen habe. Ihn zur höchsten Ekstase brachte. Ihn um den Verstand vögelte. Er liebte beides. Er liebte es mich zu vögeln und liebte es wenn ich ihn fickte. Er liebte es, sich mir darzubieten. Sich mir unterzuordnen. Mich machen zu lassen. Ihn zu treiben. Zum Gipfel zu befördern und wenn er fiel, aufzufangen. Tom.
Für ihn war ich nicht nur eine Hure. Ich war für ihn alles. Er war für mich alles. Ich werde ihm zeigen, wie viel er mir bedeutet. Was er in mir ausgelöst hatte. Ich werde es ihm wiedergeben. Immer und immer wieder, werde ich ihm zeigen, was er mir bedeutet. Fuck, ich liebe ihn. Ich will zu ihm. Nur er hat das Recht darauf, mich so zu sehen. Ja. Ich bin geil. Geil auf Tom. Und es wäre geil, wenn er sich jetzt in mich versenken würde. Mich ficken, mich leiden lassen. Gott Tom...
Ich schrie auf. Der Schmerz war unerträglich. Irgendetwas wurde in mein Arsch gerammt. Es war kein Schwanz. Ich würde einen Schwanz erkennen der sich in meinen Arsch versenkte. Es war auch kein Dildo. Es war ein Plug. Ich hoffte nur, dass es mein Loch gut zur Geltung brachte. Ganz besonders die Diamant ähnlichen Verzierungen, die mein Eingang verstecken sollte. Scheiße an was dachte ich da? Es war nur eine Schutzfunktion von mir. Zeth. Zeth redet wie ihm der Schnabel gewachsen war und genauso dachte er auch.
„Bitte entschuldige! Ich darf kein Gleitgel benützen.“, hörte ich Raphael sagen. Seine Stimme war fest. Ganz und gar nicht die eines Sklaven. Ich hatte viele Sklaven zu Gesicht bekommen. Aber bei ihm schien es, als ob es ihm sogar gefallen würde. Abwegig wäre es nicht. Wie der Master so der Sklave. Gleich und gleich gesellt sich gerne.
„Keine Sorge. Aber ich wäre dir zu Dank verpflichtet, wenn du mir vorher Bescheid sagen würdest, was du tust.“ Letzte Hoffnung. Appelliere an seinen Verstand, an sein Mitgefühl. Ich darf nicht zeigen, dass ich mit meinen Gedanken ganz wo anders war.
„Ich will dir einen Blasen. Aber Master Clancy verbietet es. Ich will mit dir so viel gutes tun.“ Ich war zurück. Auch wenn ich nichts sah, so stellte ich mich auf ihn ein.
„Keine Sorge. Ich denke, wenn Master Clancy es für angebracht erachtet, dann darfst du. - Ich möchte nur vorher informiert werden.“
„Das lässt er nicht zu!“, er war aufgebracht. Es war gegen den Willen des Masters. Ich musste eine andere Taktik wählen.
„Dann zeige es mir einfach anders. Ich will Master Clancy gefallen. Aber wenn ich nichts sehen. Ist es für mich umso schwerer zu wissen was von mir verlangt wird. Raphael, Gott Raphael. Er ist für mich alles. Ich will ihm gefallen. Raphael. Master Clancy bringt uns zu Höhen,... die noch nie da gewesen sind. Bitte! Ich flehe dich an. Hilf mir.“
„Sei unartig. Das gefällt ihm am besten. Er will bestrafen.“
„Unartig sein. Aber wie? Nur allein der Gedanke daran. Gott ich bin geil.“ Das ich jetzt einen Steifen habe ist Reflex, den ich mir antrainiert habe. Jetzt musste ich nur damit spielen. Aber vor allem darf ich mich nicht verlieren. Alles was jetzt passiert, muss eiskalte Berechnung sein.
„ - Raphael blas mir einen. Ich halte es nicht mehr aus. Bitte!“
„Ich darf nicht.“
„Gott Raphael, gerade das will er. Unser Master will uns bestrafen. Bitte. Komm. Tu es...- tu es. Es ist so geil.“ Minutenlang nichts. Doch endlich spürte ich warme Finger mich umgreifen. Ich stöhnte auf. Gab ihm zu verstehen, dass er weiter machen sollte. Selbst wenn ich nichts dabei empfand. Die Reaktion war da. Meine Hüfte bewegte ich. Zeigte ihm den Rhythmus. Keuchte. Stöhnte. Und die Tür wurde aufgestoßen.
Ich spürte wie Raphael in seinem Tun inne hielt, aber seine Faust lag noch fest um meinem Schaft.
„Bist du so notgeil?!“ Lange Stille.
„Lecke ihn, aber lass ihn nicht kommen.!“ Seine Hände und Zunge waren göttlich. Ok ist relativ. Ich stellte mir die ganze Zeit Toms Zunge vor. Und sein Mund war atemberaubend. Ich keuchte und bettelte um Erlösung. Die mir Clancy verwehrte. Immer wenn sich der Orgasmus anbahnte, hörte Raphael auf. Dieses Spiel war grausam und erregend zugleich.
„Du siehst so schön aus!“ Ich zuckte leicht zurück. Hatte nicht damit gerechnet, dass Clancy vor mir stand und in mein Ohr flüsterte. Spürte ihn mich umgreifen.
„Ich lasse dich jetzt kommen.“ er leckte mir über den Hals. Traf auf Anhieb meine stimulierende Stelle. Liebkoste mit seiner Hand meinen Schaft. Ich ergoss mich.
„Brav. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Deshalb erlaube ich dir, dass Raphael dich wäscht. Du darfst essen und trinken dann ruh dich etwas aus.“ Wieder hörte ich die Tür gehen, doch diesmal wurde sie abgeschlossen. Die Maske wurde mir abgenommen und grelles Licht, brannte auf meiner Netzhaut. Minutenlang musste ich blinzeln, bis sich meine Augen an diese unnatürliche Helligkeit gewöhnt hatten.
„Ich lasse dich von den Ketten. Du hast wahnsinnig Glück, dass unser Meister so großzügig ist. Ich hing viel länger an den Ketten, bis unser Meister mich für Wert erachtete seine Zuneigung zu spüren.“
Obwohl Raphael es vorher angesagt hatte, war es dennoch überraschend als die Kette runtergelassen wurde. Ich krachte auf die Knie und spürte sogleich, dass er etwas um meinen Hals legte. Ein Lederhalsband. Danach löste er die Kette von meinen Handgelenken um sie sogleich hinter meinen Rücken wieder festzuketten. Super! Er gab mir keine Gelegenheit meinen Gelenke etwas zu entspannen. Ruhe, ich brauchte nur etwas Ruhe und ließ mich auf die Seite fallen.
Etwas warmes umgriff meinen Arm. Aber ich regierte nicht darauf. Raphael kam um mich herum und kniete sich vor mich hin.
„Unser Master, will dass du gewaschen wirst. Bitte folge mir ins Bad.“
„Lass mir ein paar Minuten.“, fest blickte ich ihn an und mich traf der Schlag. Vor mir kniete das Fotomodell. Der Traum der Schwulen Männer. - und er war ein Sklave. Da sage ich nur „na Bravo“.
Langsam half er mir hoch. Immer wieder gaben meine Beine nach. Scheiße Mann, wie viele Stunden hatte ich hier gehangen? Er führte mich zu einer anderen Tür, öffnete sie und Lavendelduft strömte mir entgegen. Raphael half mir in die Wanne und als ich mich setzten wollte, durchzog mich ein dumpfer Druck im Darm.
„Kannst du mir das Ding entfernen?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Und wie soll ich mich setzten? Ich kann mich nicht abstützen und wenn ich auf das Ding knalle, kann es sein, das mein Darm verletzt wird. Ist das im Sinne unseres Masters?“ Er verzog seine Lippen zu einem Strich. Wahrscheinlich wog er ab, wie seine Strafe sein würde, wenn er sich gegen die Anordnung von Clancy stellte. Doch dann nickte er.
„Dreh dich um und beuge dich etwas vor.“ Ich tat es und er fing an den Plug etwas zu drehen. Sehr behutsam zog er ihn heraus. Gott war das eine Erleichterung und ich lächelte ihn dankbar an. „Ich werde ihn wieder reinstecken, wenn du mit dem Baden fertig bist.“ Hätte ich mir denken können und nickte zur Bestätigung. Wäre zu schön um wahr zu sein und ich setzte mich in das angenehm warme Bad. Ich biss mir auf die Lippen, als mein Rücken mit dem Wasser in Berührung kam.
„Du hättest Kamille nehmen müssen.“, murmelte ich als ich mich an den Schmerz gewöhnt hatte und schloss meine Augen. Raphael selbst nahm am Badewannenrand Platz und fing an mich mit einem Schwamm einzuseifen. Mehr als behutsam strich er über die Striemen, die nach meinem Gefühl sich höchstwahrscheinlich entzündet hatten. Wieder Narben. Ich konnte mich aber auch irren. Irgendwie hatte das Kribbeln und Brennen und Pochen meinen ganzen Körper überzogen. Noch dazu kam, dass als ich mich hinlegte, meine nach hinten gefesselten Arme einzuschlafen drohten. Ich richtete mich wieder auf. Schlug meine Augen auf und sah ihn vor mir stehen. Sein steifer Schwanz ragte mir entgegen. Der musste irgendwie einen Dauerständer haben. Alle Achtung, das schaffte nicht einmal ich. Er selbst schien es nicht einmal zu bemerken und machte sich dran mir die Haare zu waschen. Er hätte Friseur werden sollen. Einfach himmlisch. Nicht nur das, da er mir die Haare wusch musste er so nahe an mich ran rücken, dass er mit seiner Eichel gegen mein Gesicht stieß. Seine Pracht forderte immer mehr Aufmerksamkeit und ich öffnete meinen Mund. Stülpte meine Lippen über seine Eichel, als er es registrierte, wollte er sich zurückziehen, doch ich hielt ihn mit meinen Zähnen fest. Kurz jaulte er auf.
„Nicht! Ich darf nicht...!“, weiter kam er nicht. Meine Zunge tänzelte um seine Härte und bald war es um ihn geschehen. Er stieß in meinen Mund. Er hatte eine beachtliche Länge. Ein paar mal stieß er gegen mein Zäpfchen bis sein warmer Saft zäh und langsam meinen Rachen runterlief.
„Scheiße! Was hast du getan?“, Furcht lag in seinen Augen und hektisch blickte er zur Tür.
„Nichts! Du hast meinen Mund gefickt.“
„Das ist nicht wahr... Ich,.. ich... habe nicht.“ Ich schaute hoch und blickte ihm tief in die Augen.
„Doch hast du! Du hast meinen Kopf an dich gedrückt. Du hast dich an mir gerieben, bis ich meinen Mund aufgemacht hatte.“ Vehement schüttelte er den Kopf. Er sank ins Wasser und schüttelte immer noch mit seinem Kopf.
„Er wird mich bestrafen. Ich darf keinen Orgasmus haben. Ich darf mich nicht selbst berühren.“ Tränen überströmten sein Gesicht und auch, wenn es gerade in erster Linie eiskalte Berechnung von mir war, so tat er mir leid.
„Woher will er es denn wissen. Wenn du nichts sagst und ich nichts sage, also woher.“
„Kameras! Überall sind Kameras!“
Kameras? Das wird ja noch schöner und mein schlechtes Gewissen schlug zu. Nicht wegen den Kameras, sondern wegen Raphael. Aber warum hatte er es zugelassen, wenn er so eine Heidenangst hat bestraft zu werden. Eigentlich müsste es ihm doch gefallen bestraft zu werden, oder irrte ich mich da?
„Kameras?!“ War wohl eher für mich als Frage gedacht. Raphael nickte dennoch. Geistesabwesend hatte er angefangen sich selbst zu waschen.
Mein Magen rumorte wieder und das Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es schien sogar, dass er sich erinnerte, warum wir eigentlich in der Wanne saßen. Er nahm seine Aufgabe mich zu waschen wieder auf. Aber diesmal achtete er darauf, dass er genügend Abstand einhielt.
Das Wasser hatte mir gut getan und ich konnte mich auch wieder selbständig auf den Beinen halten. Raphael legte das Handtuch mit dem er mich abgetrocknet hatte sorgsam zusammen und führte mich aus dem Bad.
Mir stockte der Atem als ich die Konstruktion sah, an der ich stundenlang, wenn nicht tagelang, gehangen hatte. Und die Anrichte auf der diverse Spielsachen lagen, von denen ich einige Sachen noch nie gesehen hatte, geschweige denn die Bezeichnung wusste. Scheiße der Typ ist echt krank, huschte es durch meine Gedanken. Umso mehr musste ich mich darauf einstellen, das er noch viel mehr mit mir vorhatte. Außerdem fielen mir, etwas abseits im Raum, drei Futonmatratzen ohne Decken und Kissen auf.
Raphael wartete an einer anderen Tür und forderte mich auf einzutreten. Ok! Also das ist die Küche. Raphael genießt ein sehr hohes Maß an Komfort.
Wenn ich an First dachte, da war der einzige Luxus ein kleines Waschbecken und eine Toilette. Das Essen wurde dir vor die Füße oder in die Toilette geschmissen und du musstest auf dem kalten Boden schlafen. Wenn du mal schlafen durftest, konntest, wie auch immer. Minütig hatten sich die Männer abgewechselt, bis die Nacht vorbei war und tagsüber hattest du noch weniger eine Chance zu schlafen. Die einzige Erholung die dir in dieser Zeit zuteil wurde, war wenn du die Schmerzen nicht mehr ertragen konntest, du in das Jenseits des Nichts hinabgedriftet warst.
Obwohl es nur Mikrowellenessen gab, war es gut, nur für meine Bedürfnisse zu wenig. Ich hatte Hunger und hätte einen ganzen Ochsen verspeisen können. Aber wenn ich Raphael, der mich fütterte, betrachtete, musste Clancy auf eine solch schmächtige Statur stehen. Wahrscheinlich deswegen die mickrigen Portionen. Wie lange, war er schon sein Sklave? Immerhin auf den Modeprospekten und Leinwandfotos war er sehr gut gebaut. Brustmuskeln und Sixpack, aber davon war fast nichts mehr zu sehen. Das einzige was gut ausgestattet war, war sein Schwanz. Jeder schwule Mann und auch Frau, würden nur allein durch dieses Prachtexemplar schwach werden, der jetzt leider etwas schlaff zwischen seinen Schenkel baumelte.
Hastig stand er auf und räumte den Tisch ab. Das Besteck wusch er ab und verstaute es sorgfältig in dem dafür vorgesehenen Schubfach. Als er fertig war, packte er mich am Arm und zog mich zurück in den weißen Raum. Der war wirklich sehr steril gehalten und ich hasste ihn jetzt schon. Doch ich konnte ihn nicht weiter erforschen, vor allem hatte ich nicht mit so einer Kraft gerechnet, wie sie Raphael aufbringen konnte. Ich krachte auf eine der Matratzen. Zeit hatte ich nicht, denn Raphael brachte mich in Position und rammte mir ohne Vorwarnung den Plug wieder in den Arsch. Als er fertig war, legte er sich auf eine andere Matratze.
„Unser Master möchte uns ausgeruht. Bitte schlafe.“
Leichter gesagt als getan mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Auf die Seite kannst dich auch nicht legen, da schläft der Arm ein. Auf dem Rücken, geht schon mal gar nicht. Blieb mir nur noch auf dem Bauch zu liegen, aber dafür brauchte ich einen Arm um mich drauf zu legen. Aber vor allem, macht das beschissene helle Licht aus.
Ich musste wohl doch eingeschlafen sein, denn ein leichtes Ruckeln weckte mich. Noch schläfrig blickte ich in Raphaels Gesicht. Der schien schon hell wach zu sein.
„Komm unser Master hat uns Frühstück gebracht. Er hat heute sehr gute Laune. Es gibt Eier mit Speck.“
Ach ja Eier mit Speck. Welch eine Freude. Wollte ich schon rausspucken, doch ich hielt inne. Raphael freute sich wie ein Kleinkind über ein Ü-Ei.
Fragen brauchte ich ihn gar nicht. Er war mehr als euphorisch und als er sagte wie glücklich er sei, weil es sonst nur trockenes Sandwichbrot gab, konnte ich es mir vorstellen. Trockene Sandwichscheiben waren immer noch besser als püriertes Hundefutter, welches mir First, per Zwangsernährung eingeflößt hatte. Aber das behielt ich für mich.
Hinsetzen konnte ich mich nicht. Der Plug drückte ständig in meinem Darm und als Raphael dabei war mir den ersten Bissen zu füttern, stand Clancy in der Küche. Sofort hielt Raphael in seiner Bewegung inne. Senkte seinen Blick.
„Raphael ich hatte gesagt, dass das dein Essen ist. Setzt dich hin und iss auf. Alles!“, er nickte nur und tat was ihm geheißen wurde. Mich selbst packte Clancy am Genick und zog mich auf die Knie.
„Bis du dir das Essen am Tisch verdient hast, muss du einige Regeln lernen. Erstens. Halte deinen Blick gesenkt. Du darfst mich erst anschauen, wenn ich es dir befehle. Zweitens. Wenn ich den Raum betrete, hast du dich, wie jetzt hinzuknien. Eigentlich ist das Raphaels Aufgabe es dir beizubringen, aber durch einige Umstände die gestern vorgefallen sind, entbinde ich ihm von dieser Aufgabe, bis ihm sein Stand wieder bewusst wird. Drittens. Du darfst nicht sprechen. Nicht einmal mit Raphael. Erst wenn ich es dir erlaube. Mit einer Ausnahme. Wenn ich das Bedürfnis hege, mich an dir zu vergnügen, dann ist es dir erlaubt zu sprechen. Allerdings ist das Einzige was ich hören will. Sire! Ja! Sire!“, er trat einen kleinen Schritt von mir weg. „Und als Beweis, dass du alles verstanden hast...!“ Ich hörte wie ein Reißverschluss geöffnet wurde. „Leck!“ schon tauchte seine Sschwanzspitze vor meinem Gesicht auf. Ich spürte so etwas wie leichten Ekel, den ich jedoch ignorierte. Es ist nur ein Job. Nichts weiter. Bald werden Anthony und seine Männer da sein. Ich muss mich darauf konzentrieren, so natürlich wie es geht zu sein. Zu bleiben. Es ist nur ein Schwanz. Einer von vielen und ich öffnete meinen Mund. Er griff in meine Haare und fixierte somit meinen Kopf. Immer heftiger stieß er, bis er sich mit einem Grölen in mir ergoss. Nur schluckte ich es nicht wie sonst, sondern spuckte sein Sperma aus. Ich machte mich schon auf eine Bestrafung gefasst, doch stattdessen kniete er sich vor mich ihn. Hob mein Gesicht an und blickte mich mit diesen neugierigen Augen an. Sanft ließ er seine Finger über mein Gesicht fahren.
„Noch zeigst du Widerwillen, aber schon bald, bald wirst du es mir danken wenn ich dir etwas mehr Aufmerksamkeit schenke.“ Seine Hand fuhr über meine Lippen, weiter hinunter zum Hals, über meine Brustwarzen, zum Nabel und letztendlich tippte er meine halb aufragende Eichel an. „Ich glaube zu wissen, wie ich dich zu handhaben habe. Übermäßige Schmerzen turnen dich ab. Das Wechselbad von Hart und sanft, oder nur sanft, ist besser. Damit kann man dich locken. Du wirst die Peitsche oder die Gerte nicht mehr zu spüren bekommen. Das verspreche ich dir.“, seine Stimme war schnurrend. Quälend langsam fuhr er an meinen Schaft entlang. Hinab zu den Hoden, wog sie eine kurze Zeit in seinen Händen. Knetete sie kurz und fuhr mit seinen Finger zurück. Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper und mir wurde es bewusst. Er manipuliert nicht mich. Er manipuliert meinen Körper und mein Körper, ganz besonders mein Schwanz erfreute sich an seinem Tun. Bis jetzt hatte ich nur bei einem Menschen meine Kontrolle über meinen Körper verloren. Bei Tom. Und ich kann es nicht zulassen das das Schwein es ebenfalls schafft, das war etwas das nur Tom zustand ...
Trotzdem versank ich in seinem Tun und automatisch stieß ich mich in seine Faust. Nein ich durfte es nicht zulassen und doch sprach mein Körper eine andere Sprache. Er verstand mich nicht mehr, nahm keine Rücksicht auf meine Wünsche. Mein Stoßen mit der Hüfte wurde schneller. Wollte Erlösung. Ich wollte dies nicht und doch kam ich mit einem Aufschrei. Nicht genug. Er foltere mich mit dieser Sanftheit weiter bis mein Schwanz wieder dabei war sich aufzurichten. Doch diesmal führte er es nicht zu Ende. Er befestigte an meinem Halsband eine Kette. Damit zog er mich hoch und zerrte mich hinter sich zurück in den weißen Raum. Befestigte das andere Ende der Kette an der Konstruktion. Die Kette hatte ungefähr eine Länge von drei Meter. Nicht gerade viel Auslauf, würde ich sagen. Aufs Klo konnte ich so auch nicht. Clancy ging an die Anrichte und holte etwas.
Er hielt mir ein Metallteil vors Gesicht. Es dauerte einige Zeit bis mir klar wurde um was es sich handelte. Es war aus Metall, ein massiver Ring vor dem Streben in Form eines nicht erigierten Schwanzes angebracht waren, ein Peniskäfig, ein Spielzeug, dass verhinderte, dass man eine Erektion bekam, nun ja, man wird zwar erregt und das Blut schießt in den Schwanz, aber er kann sich nicht aufrichten und man kann auch nicht abspritzen, egal wie erregt man ist. Man konnte gefickt werden bis einem alle Sinne schwanden, man normalerweise alleine schon aufgrund der Stimulierung der Prostata kommen würde, aber es gab keine Erlösung. Er streifte mir den kalten Peniskäfig über, es war unangenehm, hatte sich mein Schwanz doch schon wieder etwas aufgerichtet und wurde durch das Metall, gegen seine Natur, wieder nach unten gebogen. Ich hörte wie das Schloss des Peniskäfig zugedrückt wurde.
Kurz erhaschte ich einen Blick auf das Gesicht von Clancy. Er strahlte in großer Erwartung.
Mir dröhnte der Schädel. Mein Körper schmerzte und ich blickte mich erst einmal um. Ich lag im Bad. Wie kam ich denn überhaupt hierher? Wollte mich aufrichten aber sofort hämmerte es in meinem Kopf noch schlimmer . Sachte, langsam... wirklich mehr als langsam richtete ich mich auf. Meine Schläfen zersprangen und ich hatte das Gefühl, dass in meinem Hinterkopf verrostete Nägel reingeschlagen wurden. Schmerztablette! Hielt mich an der Toilettenschüssel fest und zog mich auf die Beine. Musste meine Augen zukneifen. Mein Gleichgewichtssinn spielte verrückt. Rieb mir meine Schläfen und vorsichtig tat ich einen Schritt nach dem anderen. Stand vor dem Medizin Schrank und blickte rein. Oh je. Ich wandte mich von meinem Anblick im Spiegel ab und nahm die Tabletten. Nahm gleich zwei auf einmal und drehte den Wasserhahn auf. Füllte meine Hände und klatschte mir das kalte Nass ins Gesicht. Gott tat das gut! Wiederholte den Vorgang einige Male und stützte mich anschließend am Waschbeckenrand ab.
Erst als ich mir wirklich sicher war, richtete ich mich vollständig auf. Bewusst mied ich es noch einmal in den Spiegel zu schauen und blickte mich stattdessen im Bad um.
Shit. Überall lag Kotze. Irgendwie ungewollt, denn ich konnte es mir vorstellen, blickte ich an mir herab. „Shit!“ murmelte ich und sogleich würgte es mich wieder. Wartete bis der Reiz weg war und fing an mich auszuziehen. Das Hemd schmiss ich auf den Boden und wischte mit den Füßen meine Schandtat auf. Als ich fertig war, zog ich mich ganz aus und schmiss die Klamotten in den Wäschekorb. Stieg unter die Dusche, es würgte mich sogleich wieder. Es kam nur Galle. Der säuerliche Geschmack und das Hämmern in meinem Schädel, war ein sehr aufdringliches „Guten Morgen“, das man am liebsten aus der Erinnerung verbannte.
Leider konnte ich es nicht. Der Nachgeschmack blieb und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Kurzzeitig gab es mir eine tiefe Befriedigung als ich mich daran erinnerte, wie ich Kyel die Faust hatte spüren lassen und ich verteufelte das kurze Glücksgefühl, weil es nicht länger anhielt. Weil die Sorge wieder überhand nahm. Meine Sorge. Noch immer gab es kein Lebenszeichen von Kilrian und nur vage erinnerte ich mich, dass mein Handy geklingelt hatte. Scheiße! Durchzog es mich. Was wenn es Kilrian gewesen war? Der eine Möglichkeit gefunden hatte sich zu melden. Wie... wie... Sascha... Übelkeit und Schwindel überfiel mich. Wie stehe ich jetzt da? Ich war die einzige Hoffnung für Kilrian und ich lasse ihn einfach im Stich. Gehe nicht ans Handy. Meine Sorge stieg ins unermesslich und plötzlich hatte ich es eilig. Wusch mich ab, stieg aus der Dusche... Herr Gott verdammt, ich habe kein Handtuch. Drehte mich um und erstarrte inmitten meiner Bewegung.
Kyel?? Was macht der denn hier? Ja stimmt. Ich hatte verpennt. Hatte ihn nicht angerufen mich nicht krankgemeldet... Dennoch stieg in mir der Drang hoch, ihm wieder eine reinzuhauen, aber diesmal eine, dass es ihn aus seinen teuren Schuhen schlug. Er hielt mir ein Handtuch hin. Mein Zorn verpuffte in weniger als einer Millisekunde und ich stand vertrottelt da. Mehr als ratlos nahm ich es entgegen und schlang das Tuch um meine Hüfte. Er deutete mir, dass er im Wohnzimmer auf mich wartete, ich nickte nur.
Schuldgefühle drangen hoch und ich fragte mich, warum ich überhaupt so eine Wut auf Kyel hatte. Sicherlich ist das nicht die feine englische Art jemanden in die Höhle des Löwen zu schicken, aber Kilrian hatte es freiwillig getan. Die Erkenntnis kam so schnell an die Oberfläche, dass mir davon fast schlecht wurde.
Da ich mein Handy aus meinem Mantel holen wollte, bevor ich mich mit Kyel unterhielt, war ich gezwungen, zunächst den Weg ins Schlafzimmer zu nehmen. Abrupt blieb ich stehen. Sah, dass das Bett frisch bezogen war. War das etwa Kyel gewesen? Sprachlos, ratlos, verblüfft und von diesen Schuldgefühlen geplagt wandte mich ab und suchte das Handy, fand es nicht, also öffnete ich erst einmal meinen Kleiderschrank.
Ich wusste nicht was ich wollte und kramte irgendetwas heraus, das ich anzog. Immer noch verdattert ging ich ins Wohnzimmer. Kyel schaute so eine schwachsinnige Tierdoku an.
„Es tut mir leid!“ brachte ich kaum raus. Er schüttelte nur mit dem Kopf und meinte „Warum?“. Kurz betrachtete ich ihn eingehend, von dem Kinnhaken war nichts mehr zu sehen. War ich erleichtert.
Als ich endlich mein Handy suchen wollte, wurde ich wieder verbal zurückgeschleudert. Ich glaubte ich hatte nicht richtig gehört? Was sollte denn der ganze Mist, was er jetzt vom Stapel ließ. Hallo! Kannst du dich nicht endlich verpissen, damit ich endlich an mein Handy gehen kann. Dies und mehr schoss durch meine Gedanken und doch sagte ich was anderes. Mitten in meinem Ausbruch blieb ich stecken. „Villa?“
Wieder lächelte Kyel und blickte mich an wie ein Kleinkind , dass auf der langen Leitung stand.
Mein Mantel hing an der Garderobe und endlich nahm ich das Handy aus der Tasche. Zwei Anrufe in Abwesenheit. Mein Herz raste. Ich spürte wie von jetzt auf gleich, das ganze Adrenalin ausgeschüttet wurde. Ich wünschte mir die Nummer von Raphael zu erblicken und doch wollte ich sie nicht sehen. Zumal es bedeuten würde, dass Kilrian versucht hatte mich zu erreichen und ... und ...
Mein Daumen lag schon auf der Ok Taste... mein Atem ging jetzt nur noch stoßweise, drückte... 'Chef' las ich. Ich hatte nicht bemerkt das ich aufgehört hatte zu atmen und ließ zischend, wenn auch erleichtert die Luft aus.
Meine Beine zitterten und ich musste mich für ein paar Sekunden an der Wand abstützen.
Meine Sachen waren schnell gepackt. Unten an der Anmeldung saß Aiden, Sarahs Verlobter. Kyel sprach kurz mit ihm und wir verließen die Firma.
Kyel nahm hinter dem Lenkrad platz und ich setzte mich neben ihm. Ungewöhnlich. Sonst bin ich immer der der fährt, aber da er mich beurlaubt hatte und jetzt nicht als mein Chef fungierte, sondern als mein Freund war es wohl in Ordnung. Eigentlich, wenn man es genau betrachtete, war er schon lange nicht mehr nur mein Chef. Vieles hatten wir gemeinsam erlebt, durchlebt und wenn ich es mir genau überlege, hatte er mich nie als einen seiner Angestellten angesehen. Schon allein dass ich ständig in seinem Büro übernachten durfte, zeigte dass ich mehr für ihn war. Auch dass, wenn er auf einem Auslandsmeeting war, wir immer in einem Hotelzimmer schliefen oder gemeinsam in die Bars gingen um einen erfolgreichen Abschluss zu feiern. Leider sah ich die Geschäftsreisen immer zu ernst und vermied es in meinem Dienst zu trinken. Obwohl Kyel mich des öfteren eingeladen hatte und sagte: Trink was, ein Taxi wird uns schon in das Hotel zurückbringen. Ich war wohl zu steif, zu versnobt.
In der Villa angekommen führten meine Füße mich sogleich in Kilrians Zimmer. Keine Sekunde länger hätte ich es ohne seinen Duft mehr ausgehalten. Doch davon lag kaum mehr was in der Luft. Nur noch ein Hauch. Ich blickte mich um. Es lagen noch immer seine getragenen Socken neben dem Bett. Das Bett selbst sah noch genauso aus, wie wir es vor zwei Tagen verlassen hatten. Selbst das Handtuch, mit dem ich ihn abgetrocknet hatte, bevor er zu Cl... - ich kann den Namen nicht mehr aussprechen. Der Mann besaß für mich keinen Namen mehr. Er war nur noch das kranke Arschloch. Selbst dies ist noch zu human.
Ich trat an den Kleiderschrank und öffnete ihn. Blickte rein. Kilrian hatte wirklich nur das Nötigste eingepackt gehabt. Er hatte wohl nie im Leben daran gedacht, länger als wie die zwei Wochen hier zu bleiben.
Was mir allerdings auffiel, war der Weihnachtsschmuck an den Fenstern. Der war vorher noch nicht da? Sascha, hatte er ihn hingestellt? Wohl kaum. Er ist zwar ein festlich eingestellter Mensch, aber mit Dekor hat er absolut nichts am Hut. Ich tippe eher auf Loren.
Weihnachten?! Was?
Mir war gar nicht danach. Vorher schon nicht und jetzt erst recht nicht.
Als ich mich endlich von der erleuchteten Pyramide und dem selbstgebastelten Stern losreißen konnte, ging ich ins Bad. Blickte mich um. Den Rasierer nahm ich in die Hand. Vereinzelte Bartstoppeln hafteten noch dran. Stoppeln waren das nicht. Wohl eher etwas Flaum. Kilrian war nackt so glatt wie ein Babypopo. Warum rasiert er sich fast am ganzen Körper ? Wünsche der Kunden, oder war es seine Eitelkeit? Ist das sein Schönheitsideal? Ist das seine Vorstellung vom Sexappeal? Möchte gerne wissen, wie er aussehen würde, wenn er sich die Achseln, Bruthaare und die Schambehaarung nicht abrasieren würde. Stellte mir vor, wie er aussah, wenn er einen Dreitagebart trug. Die Vorstellung, wie es sich anfühlen würde, wenn er mit einem Dreitagebart über meine Haut streichen würde, erregte mich sofort. Vorsichtig legte ich den Rasierer zurück. Irgendwie wollte ich nicht, dass der bisschen Flaum aus dem Kopf raus geschüttelt wurde. Ging zurück und entledigte mich des Mantels und der Schuhe.
Ich hatte Urlaub. Makaber. Aufgezwungener Urlaub. Witzig war das schon. Wie oft, hatte ich Urlaub eingereicht gehabt, den Kyel mir nicht genehmigt hatte. Zu wenig Personal. Verkäufe stehen an. Die Restaurierung muss fertig werden. Lieferung von einer neuen Maschine und was ihm sonst immer noch eingefallen war.
Unschlüssig stand ich da, und hatte absolut keine Ahnung, was ich mit meiner „freien“ Zeit anfangen sollte. So fing ich an meinen Koffer auszupacken und meine Sachen neben seine in dem Schrank zu verstauen.
Als ich damit fertig war, hielt ich es hier drinnen nicht mehr aus. Mein Weg führte mich zuerst in die „Aula“. Warum der Raum noch immer so hieß, war mir schleierhaft. Aber auch mehr als egal. Man könnte es langsam als Atelier bezeichnen. Lenard hat das Malen für sich entdeckt, aber dadurch dass die SPA diesen Raum immer wieder für sich beanspruchte, war diese Entdeckung in irgendeine Ecke verstaut worden.
Als ich den Raum betrat, wurde es sofort still. Viele Augenpaare waren auf mich gerichtet. Ich musste irgendwo halt suchen. Es ist was passiert? Meine Sinne versagten, der Boden wurde regelrecht unter meine Füßen weggezogen. Als der Schwindel vorbei war, wurde ich von Loris und Hilal festgehalten.
„Atmen. Tief einatmen. Und wieder aus. So ist es gut.“
„Es ist was passiert. Stimmts? Habe ich recht? Jetzt sagt schon.“, obwohl ich das Gefühl hatte kaum sprechen zu können sprudelten die Fragen einfach aus mir heraus. Erst Saschas Blick ließ mich verstummen.
„Setz dich hin. Wir haben Kilrian Signal aufgefangen...!“ Ich riss mich los.
„Wo ist er? Warum ist er noch nicht wieder hier. Warum hockt ihr einfach nur so rum.“ Und gleich kam der nächste Schwindelanfall.
„Setz dich.“ Obwohl Saschas Stimme sanft war, hatte sie etwas ermahnendes. Wie eine Mutter die mit sachlichen, liebevollen Wörter aber strengem Ton ihr Kind zur Rechenschaft ziehen will.
Ich ließ mich zu einem Stuhl führen und setzte mich hin.
„Das Signal war zu kurz um es richtig orten zu können. Anthony konnte einen Umkreis von ca. 3 Meilen ausmachen. Die Ortung von Raphaels Handy ist fehlgeschlagen. Das Handy existiert gar nicht.“
Ok! Wäre ja zu schön um wahr zu sein, wenn mal irgendetwas nach Plan funktionieren würde. Aber ich wurde aus dieser unheimlichen Stille nicht schlau. Gut es war keine Stille in dem Sinne. Die SPA unterhielten sich leise. Meine Stille. Dieses Gefühl, das da noch was war. Was Sascha mir nicht sagen wollte.
Da ich nie ein taktvoller Mensch war und es auch nie sein werde, sprach ich es aus.
„Da ist noch was!“
„W... Was denn? Ich habe alles gesagt was ich weiß!“ Hast du eben nicht. Ich kenne dich. Du kannst nicht lügen. Ich blickte ihn nur an. Er war sich unschlüssig und ich sah, wie er hilfesuchend Anthony ansah, der mit dem Kopf schüttelte. Atmen, ja ich muss atmen. Da war noch was. Was sie mir verheimlichen. Nur was? Tot kann Kilrian nicht sein. Sonst würde hier alles abgebaut werden, folglich ging die Suche weiter. Atmen, atme weiter. Tief einatmen. Mein Herz raste. Es zersprang schon fast. Meine Beine zitterten. Ich konnte sie nicht unter Kontrolle bringen. Meine Hände waren schweißgebadet und der Kloß in meinem Hals nahm an Dimensionen zu. Atmen... Scheiß aufs Atmen. ich sprang hoch.
„Verfluchte Scheiße, rückt mit der Sprache raus!“, schrie ich. Und wie ich schreie. Ein Tobsuchtsanfall, war nichts dagegen. Das Atmen hatte ich vergessen, aufgestaute Wut die vorher in Rauch verpufft war, brach urplötzlich wieder aus.
Schritt langsam, lauernd auf Anthony zu und packte ihm am Kragen.
„Hört mit den scheiß Spielchen auf. Ich bin nicht Sascha, dem man alles vorenthalten musste. Mein Handy klingelte seit gestern nicht mehr. Schon komisch, wenn man bedenkt, dass mein Handy an das Firmentelefon gekoppelt ist. Was verdammt ist hier los?“ Anthony schälte sich aus meinem Griff, legte eine Hand auf meine Schulter und lächelte leicht.
„Also gut...!“ Was ich allerdings nicht mitbekam, war wie Loris und Hilal hinter mir Stellung nahmen. Weiße Voraussicht, wie es sich im Nachhinein herausstellte. Anthony winkte mich an einem Monitor und tippte auf der Tastatur rum.
„Hier das ist der Stadtplan. Und hier, in diesem Umkreis,...“, er fuhr mit einem Kuli über den Monitor. „vermuten wir Kilrian.- das ist im Moment alles was wir wissen.“
„Geht das schon wieder los. Da ist noch was anderes!“, zischte ich.
„Tom... da ist nichts mehr. Glaube mir.“, versuchte Anthony mich von meinem Verdacht abzubringen.
„Anthony bitte. Bitte sag mir die Wahrheit, verschweige mir nichts. Diese Ungewissheit... bringt mich um.“ In der Luft lag eine fühlbare Spannung. Es fehlte nur ein kleiner Funke und alles würde explodieren.
„Wir tappen genauso im Dunkeln,... mehr haben wir...!“
„Zeigs ihm.“, Kyel war anwesend und hatte Sascha in den Arm genommen. Anthony und ich zuckten zusammen. Mein Herz nahm seine Arbeit wieder auf, nur um dann doppelt oder dreifach so schnell zu schlagen. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Spürte das Pochen meines Pulses in meinem Kopf... Sah wie er wieder auf der Tastatur tippte, einen Ordner öffnete und... meine Welt blieb stehen. Alles um mich herum versank in Nebel. Ich vernahm nur stöhnen, Schmerzenslaute und gekrächztes Sire! Ja! Sire. Nur allmählich klärte sich mein Blick und ich konnte, wenn überhaupt nur langsam das Video verfolgen. Nein konnte ich nicht. Ich sah alles haargenau und plötzlich blieb alles stehen. Bekam nichts mehr mit. Wusste nicht mehr was ich tat oder sagte. Spürte nicht einmal, dass ich zu Boden geworfen wurde und sich einer auf mir abstützte. Mir irgendetwas in den Arm gestochen wurde und anschließend wurde ich hochgezogen und auf ein Stuhl gesetzt. Allerdings hielten Loris und Hilal mich fixiert.
Die Minuten vergingen, das Rauschen in meiner Schläfe ließ nach. Meine Atmung normalisierte sich und das Zittern der Beine ließ ebenfalls nach. Sie hatten mir eine Beruhigungsspritze verpasst. Blickte mich in der Runde um und erst jetzt bemerkte ich, dass Gerbert ebenfalls neben Sascha stand. Ungefähr so, wie ein Gefängniswärter neben einem Gefangenen, nur das Sascha keine Handschellen um seine Handgelenke trug.
„Das Video war heute im Briefkasten.“ fing Anthony an zu erklären. „Die Überwachung zeigt, dass Clancy es persönlich heute Nacht um 03.50 eingeworfen hat. Er weiß wahrscheinlich, dass wir die Post überwachen und alle Handys. Deswegen kamen wir in dem Genuss seines persönlichen Erscheinens. Das ist eine Kampfansage und ein Versprechen.“, Anthony pausierte das Video. Es zeigte Clancy mit verklärtem und grinsendem Gesicht und einen Teil von Kilrians Rücken. Der war übersät von tiefroten Striemen. Einige nässten sogar.
„Was für ein Versprechen?“, bekam ich kaum heraus. Mein Blick blieb an dem pausierten Bild haften. Dieses Bild brannte sich in meiner Netzhaut ein.
„Er wird Kilrian zu Tote foltern, wenn wir seine Forderung nicht nachkommen. Danach wird er sich einen x-beliebigen Schnappen und mit ihm oder ihr das Gleiche machen, bis...“, er hielt inne.
„Bis ich freiwillig zu ihm gehe!“, beendete Sascha den Satz. Nach seinen Augen zu urteilen, hatte er auch eine Beruhigungsspritze bekommen. Wenn nicht sogar mehr,
„Ja, Sascha hatte das Klacken des Briefkasten heute Nacht gehört. Hat es geholt und... und...“
„Kyel hatte ihn ausgenockt.“, warf Loris entrüstest ein. Was? Kyel hatte seinen Sascha eine verpasst, so dass er ohnmächtig wurde?
Die Spritze tat ihre Wirkung. Ich fühlte mir ruhig und entspannt. Ich blickte Kyel ungläubig an.
„Musste sein!“, murmelte er.
„Deswegen werde ich jetzt hier festgehalten. Wie ein Schwerverbrecher.“
„Zu deiner eigenen Sicherheit.“
„Von wegen zu meiner Sicherheit.“ Oh ja er stand unter Drogen. Seine Ausdrucksweise hatte nicht einmal annähernd die Schärfe, die ich von ihm so kannte. Oder konnte es die Wirkung meiner Beruhigungsspritze sein?
„Ja zu deiner eigenen Sicherheit. Denn die Aktion die du starten wolltest, ist nicht nur gefährlich sonder total hirnrissig. Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht zu Clancy gehen lasse. Und jetzt hast du es sogar geschafft, dass du nirgends mehr hingehen darfst. Nicht einmal mit Bodyguards.“
„ICH bin NICHT dein Eigentum. Ich kann tun und lassen was ich will. Ich bin ein freier Mensch und du hast nicht das Recht mich hier festzuhalten.“
„Wenn es um dein Leben geht, doch. Und wenn du noch weiter so starrköpfig bist, dann lasse ich dich außer Landes bringen. Mit dem ganzen Aufgebot eines Militärstützpunktes.“
„Das würdest du nicht machen!“
„Oh doch, das würde ich. Ich habe mehr Einfluss als der Präsident. Sascha, du stehst wie ich in der Öffentlichkeit und wenn es bekannt wird, dass man dich, mich erpressen kann, dann werden wir unser ganzes Leben nicht mehr froh.“
„Wie kannst du nur so kalt sein.“, Sascha verließ die Aula und Gerbert ging ihm hinterher. Ich selbst saß auf dem Stuhl und fixierte Anthony und den Monitor.
„Gibt es sonst noch was?“, fragte ich und bemerkte, dass meine Tonlage genauso an Schärfe abgenommen hatte, wie die von Sascha. Anthony schaute Kyel an. ER nickte.
„Lass es ihn wissen. Mach nicht den gleichen Fehler wie bei mir.“ Jetzt schnaufte Anthony verächtlich.
„Zu deiner Information, ich habe dir nie was vorenthalten.“ Wohlweislich blieb Kyel ruhig. Endlich drückte er das Video weg, aber ich wusste, dass ich mir das ganze noch einmal in Ruhe ansehen würde. In Ruhe. Wohl kaum. Diese Grausamkeiten, will ich mir nicht antun, aber ich muss.
„Ja...“, fing er an. „Wenn Sascha nicht innerhalb der nächsten 48 Stunden bei ihm ist, wird Kilrian definitiv sterben. Laut Aussage von Clancy hatte er die letzte Flüssigkeit vor über 18 Stunden zu sich genommen. Wissen tun wir es nicht ob das stimmt. Seitdem wird er abwechselnd von 'Raphael' und Clancy vergewaltigt. ... Wenn die Zeit abgelaufen ist und Kilrian hat es nicht überlebt, wird die gleiche Prozedur mit Raphael weitergehen... Weiter mit irgendeinem von der Straße, bis...!“
„Das ist doch Schwachsinn.“ murmelte ich. Ich sah wirklich keinen Zusammenhang in dieser Sache.
„Ja! Sage ich auch. Nigel hat den Überblick verloren. Er ist nicht mehr er selbst.“, murrte Hilal.
„Ich mein, was bezweckt er damit? Wenn er Sascha haben will,... hätte er viele andere Möglichkeiten in den letzten Wochen gehabt. Allein schon, wenn Sascha alleine unterwegs war, ohne einem von euch als Begleitschutz. Er hätte ihn noch in der selben Nacht entführen können. Wisst ihr als da, auf dem Highway der Massenauffahrunfall mit den vielen Toten war, ich mir die größten Sorgen um Raphael gemacht hatte, weil er nicht ans Handy ging... weil ich gedacht hatte ihm sei was zugestoßen und Sascha wegen der Absperrung, deswegen im Stau festsaß. Nur um ein Beispiel zu nennen.“
„Das ist seine Art jemanden zu rufen. Zu sich zu rufen. Wir hatten diese Art schon hunderte Mal von ihm gesehen und jedes mal hatte sie gewirkt. Er wurde nicht umsonst von uns der Rattenfänger genannt.“, meinte Loris.
„Aber er macht einen entscheidenden Fehler, denn er übersieht etwas. Ignoriert es einfach. Obwohl er weiß, dass er vorhanden ist. Er ignoriert uns und er ist der felsenfesten Überzeugung dass auf eine Aktion immer eine Reaktion kommt. - Auf diese Aktion,...!“, Hilal zeigte auf den dunkel gewordenen Monitor, „er ist der Meinung das Sascha darauf reagiert. Er weiß, das Sascha darauf reagiert und das ist es, was er will. Er manipuliert den menschlichen Verstand, spielt mit den Gefühlen, bis er hat, was er will.“
Ich schüttelte die Hände von meiner Schulter und stand auf. Es war mir zuviel und doch trat ich an Anthony heran.
„Spiel mir das Video bitte von Anfang an ab.“
Die ganze Zeit starrte ich, eingekuschelt in die Decke, vor mich hin. Immer wieder sah ich Kilrian vor meinem geistigen Auge. Wie er auf allen vieren kniete. Raphaels Schwanz im Mund hatte. Literweise Sperma an seinen Mundwinkeln runter tropfte. Clancy seinen Schwanz in ihn hämmerte, als ob er den Asphalt einer Straße zum zerbersten bringen wollte. Und vor allem die Spuren von Tränen. Ganz besonders die in Reihe gelegten, benützten Kondome auf seinem Rücken. Stellungswechsel. Kilrian hatte Clancys Schwanz im Mund und Raphael fickte ihn. Als die beiden ihre Ladung jeweils abgeschossen hatten, wurde entweder ein Plug in sein Hintern geschoben oder ein Dildo. Zeitweise war es eine Kerze mit einem größeren Durchmesse als ein Schwanz. Und immer wieder, wenn er gefragt wurde, ob es ihm gefällt, oder ob er mehr will antwortete er mit Sire! Ja! Sire! Dann ging das ganze von vorne los. Kilrian hatte absolut keinen Spaß daran, dass sah man ihm an. Plötzlich keimte in mir die Frage auf, ob er bei einer Kundschaft auch so angewidert aussah? Oder ob er da anders aussah.
Es klopfte an der Tür. Sascha trat ein und sagte, dass das Abendessen fertig sei. Ich stand auf. Trottete ihm hinterher und setzte mich auf meinem Platz an dem Tisch.
Alle waren anwesend, aber die Stimmung glich meinem Gemüt. Jeder schaute mich auf seine Weise an. Sie wollten mich ansprechen, taten es aber nicht oder wussten nicht, wie sie sich mir gegenüber verhalten sollten. Mir war es recht. Beileidsgehäuchel, als ob jemand gestorben wäre, konnte ich jetzt sowieso nicht gebrauchen. Vor allem nicht, wenn mir immer wieder das verweinte Gesicht von Kilrian in den Sinn kam.
Ein paar Bissen schaffte ich. Ich war eh nicht richtig da hatte mich nicht an ihren Gesprächen beteiligt. Auch interessierte es mich nicht, dass Sascha, Kyel mit Eiseskälte bedachte. Auf der einen Seite konnte ich Sascha verstehen. Sein bester Freund wurde von dem gleichen Arsch entführt, wie er zuvor. Dass er da als strahlender Ritter auftreten möchte um ihn zu retten, ist einfach sein Charakter. Dennoch war das lebensmüde, da musste ich Kyel recht geben, es war falsch, sich dem eigenen Untergang zu stellen. Sich bewusst und mehr oder weniger freiwillig...
„Wir haben ihn. Das Signal bleibt... Ecke Wös...!“ mehr bekam ich nicht mit. Alle anwesenden SPA Agenten zückten plötzlich ihre Waffen. Kontrollierten sie. Stoben aus der Küche. Anthony polterte Befehle, ein Durcheinander und doch durchstrukturiert. Schon bald waren die ersten quietschende Reifen zu hören. Dann Stille.
Ich selbst saß immer noch auf dem Stuhl. Meine Gabel war mir aus der Hand gefallen. Loren hob sie auf und unverhofft nahm sie mich in die Arme.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich für dich freue. Ich weiß, wie es ist... jemanden bald wieder in den Armen zu wissen und gerettet zu wissen.
Ich wusste nicht wie ich mich fühlte. Glücksgefühl, Hochgefühl, die Freude ihn bald wiederzusehen. Ihn in meinen Armen zu halten. Alles brach über mich ein.
Ich spürte nicht dass ich weinte.
Mein Master belohnte und bestrafte mich zugleich. Dies war noch nie geschehen. Während er sich an meinem Bruder vergnügte musste ich das Frühstück aufessen. Mir war aber der Hunger vergangen. Um ihn nicht weiter zu erzürnen tat ich wie er mir geheißen hatte. Ich aß. Wenn sich mir auch der Magen dabei umdrehte. Mir schlecht wurde. Warum tut er das? Ich kann nur spekulieren.
Die paar Stunden Ruhe hatten nichts gebracht. Kilrian stöhnte und murmelte immer wieder im Schlaf und ich,... ich beobachtete ihn nur. Er war zu alt. Also für die Bedürfnisse meines Masters. Er stand eher auf „Jungfrauen“ oder auf solche, die noch nicht so viel Erfahrungen aufweisen konnten, wie ich damals. Warum hat er ihn entführt? Moment, ... er hat ihn nicht entführt. Kilrian kam doch freiwillig zu unserem Master, weil er sich einweisen lassen wollte, lernen wollte. Aber warum wurde er dann gleich so streng und brutal behandelt. So unvorbereitet, so ohne ihm etwas zu erklären. Warum überhaupt müssen seine Hände gefesselt bleiben?
Viele Fragen kamen in mir auf. Nicht nur das? In der Zeit als ich Kilrian betrachtete, hatte ich das Gefühl, dass hier etwas überhaupt nicht richtig war. Für mich falsch war. Es nicht mehr zu akzeptieren war.
Ein Lächeln. Immer wieder sah ich dieses sanfte Lächeln vor mir. Diese gutmütigen Augen, gepaart mit dem immer wiederkehrenden Gefühl der Wärme.
Wieder fing er an zu murmeln. Diesmal kam ein Wort klar heraus. „Tom!“ Mich durchzuckte es. Warum murmelte er im Schlaf einen anderen Namen. Das ist ein Frevel. Das darf nicht sein. Wenn unser Master davon erfährt, dann werden wir beide streng bestraft werden.
Ich wandte mich von seinem Anblick los. Schloss meine Augen, nur um dann wieder von seinem Gestöhne genervt zu werden.
Warum nervt mich das? Es müsste mir doch gefallen. Ganz besonders, weil es ihm gefällt. Meinem Master.
Ich hörte wie die Tür aufgesperrt wurde. Richtete mich in die Stellung, die mein Master nach der 'Ruhephase', wünschte. Er trat auf mich zu und stellte ein Tüte neben mir ab.
„Frühstück für dich!“, sogleich fuhr seine Hand über meinem Kopf. „Stärke dich gut.“ Danach ging er zu Kilrian. Beugte sich über ihn und begutachtet die Striemen.
„Die haben sich entzündet. Du hast vergessen, die Stellen richtig zu säubern.“
Shit! Jetzt wo er es sagte, fiel es mir wieder ein. Ich antwortete ihm nicht und entschuldigte mich auch nicht. Er würde keines von beiden akzeptieren. „Na, aber das macht nichts. So kann ich mich länger daran erfreuen.“ Wieder zuckte dieses komische Gefühl in mir auf. Noch nie wollte er es so, zumindest bei mir nicht..., Master Clancy hatte immer darauf geschaut, dass die Spuren seiner Strafen nicht länger als ein paar Tage zu sehen waren. Er war immer so stolz auf meinen Körper und es wäre schändlich, wenn hässliche Narben blieben. „Solange er kein Fieber bekommt.“ Er trat wieder auf mich zu. Hob meinen Kopf an und blickte mir in die Augen, sofort richtete ich meinen Blick auf etwas anderes. „Schau mich an!“ Ich tat es. „Du hast so wundervolle Augen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sie verheult aussehen.“ Er will,... er will... Gott... sofort pumpte das Blut zwischen meine Schenkel. Er blickte runter. Er lächelte. Fuhr mit seinem Daumen über meine Lippen. Ich war gewillt seinen Daumen in mein Mund zu nehmen, daran zu knabbern, ihn abzulecken. Ich hielt mich zurück.
Er ließ mich los. Blickte noch einmal zu Kilrian. Er ging.
Je länger ich dem Treiben zusah umso mehr bestätigte sich mein Gefühl. Hier lief nichts richtig. Ganz und gar nicht. Mein Master behandelt meinen Bruder nicht so, wie er mich behandelt hatte. Er war am Anfang sanft zu mir, einfühlsam... und nahm mich immer mehr in seinen Bann. Spürte seine Liebe... Schock, ich liebte ihn doch nicht. Doch anfänglich, und weitere Gefühle stauten sich in mir auf. Besonders die Frage, warum ich ihm immer gefallen wollte. Warum wollte ich ihm nur immer gefallen? Er forderte von mal zu mal immer mehr. Ich gab nach, als er mich drängte mich schlagen zu lassen, warum? Warum habe ich ja dazu gesagt, ich stand doch nicht auf Schmerzen, und jetzt... Kilrian schien darüber auch nicht erfreut zu sein. Sein Blick. Er war fest, ungebrochen. Selbst jetzt nach all den Stunden. Selbst als er stetig die Fragen, ob es ihm gefällt, ob er mehr will mit Ja beantwortete. Nein! Es gefiel ihm überhaupt nicht. Er kann sich aber nicht wehren. Er war gefesselt. Er wurde von ihm und von mir... nein... vergewaltigt. Warum mache ich das? Das hat doch überhaupt nichts damit zu tun ein komplettes Leben der Unterwerfung zur Lustbefriedigung zu führen. Das war absolut gegen seinen Willen...
Ich schaute zu meinem Master, der wieder kurz davor stand einen Orgasmus zu bekommen. Er fickt Kilrian nur. Da war keine Gutmütigkeit in seinen Augen, kein Spaß nicht einmal ein Anzeichen von Lust. Er stieß einfach in den Arsch um Kilrian schmerzen zuzufügen. Ihn zu demütigen.
Behandelte er mich genauso? Ja,... wie automatisch schüttelte ich mit dem Kopf. Nein! So hatte er mich nie behandelt,... oder etwa doch. Ein Wechselbad der Gefühle stieg in mir hoch, blickte hinab zu Kilrian, der nur noch funktionierte. Er war apathisch. Sein Mund stand nur offen. Er umschloss meinen Schwanz gar nicht mehr. Übte mit seinen Lippen keinen Druck mehr aus, seine Zunge bewegte sich nicht. Selbst ich stieß nur noch in seinen Mund, weil es mein Master von mir verlangte, aber es stellte sich schon lange keine Lust mehr ein. Wenn ich ehrlich sein sollte, ich bekomme ihn nicht einmal mehr hoch. Ich verzog mein Gesicht und gab einen unartikulierten Laut von mir, als unser Master kam und dann wechselten wir die Stellung. Mein Master konnte es schon lange nicht mehr einordnen, ob das Sperma, das aus Kilrians Mund floss von ihm oder von mir war, oder ob er es schluckte.
Mein Master saß auf dem Stuhl und betrachtete Kilrian der auf allen Vieren war. Mir befahl er baden zu gehen. Was ich dankend annahm, noch einmal einen Stellungswechsel ohne Orgasmus dazu war ich nicht mehr in der Lage. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass Master Clancy bereits wusste, dass ich nicht mehr konnte.
Das Wasser tat gut und holte die müden Geister zurück. Plötzlich hörte ich Lachen. Es erfüllte mich mit Geborgenheit. Ein Sog der warmen Umarmung, zog mich in mein Unterbewusstsein. Sanfte Küsse auf meinem Nacken, Hals, Brust,... überall...
„Raph, wenn du deine Sache erledigt hast, komm zu mir zurück. Bitte lasse mich nicht mehr so lange warten, wie das letzte Mal. Raph, ich liebe dich. Immer noch. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben.
Ich starrte an die weiße Decke. Gänsehaut überzog, durch das kalt gewordene Wasser, bereits meinen ganzer Körper. Erst jetzt registrierte ich wieder wo ich war. Schreckte hoch, stieg aus der Wanne, schnappte mir das Handtuch und trocknete mich schnell ab. Über meine Lippen fuhr ich ein paar mal, so dass sie wieder etwas rosiger wurden. Mein Master bestand darauf, dass ich mich um meinen Körper selbst zu kümmern habe. Erkältung, Grippe oder Vernachlässigung zogen Strafen mit sich. Und auf eine weitere Strafe bin ich bestimmt nicht mehr aus. Es langt schon, dass ich mit Anerkennung auf Seiten von Clancy bestraft wurde. Ich war zur Zeit nicht sein Fickstück sondern Raphael. Ich bekam genügend zu Essen und zu Trinken. Wurde von ihm nicht berührt und er verlangte nichts, was ich ihm Gutes tun sollte. Vor allem fügte er mir keine Schmerzen mehr zu, die ich sehnlichst vermisste. Schmerzen? Ich schüttelte mich.
Ich trat aus dem Bad heraus und sah, dass Clancy sich immer noch um Kilrian kümmerte. Kilrian zitterte jetzt heftig. Ich fragte mich sowieso, wie lange er es noch aushalten kann. Mein inneres Zeitgefühl, auf welches ich mich nicht mehr verlassen konnte, sagte mir, dass es schon über Stunden hinweg so ging. Ich selbst war müde und möchte nichts weiter als mich auf meine Matratze legen und etwas schlafen.
Clancy zog sich aus ihm raus und schon krachte Kilrian auf den Boden. Er hatte seine Augen geschlossen. Sein Atem wurde ruhiger. Er war eingeschlafen.
„Kümmere dich um ihn. Ich will, dass er fit ist, wenn 'er' erscheint“, war alles was er sagte, stand auf, zog sich an und verließ uns. Ich trat näher an Kilrian heran. Ein paar der benützten Kondome, die auf seinem Rücken abgelegt waren, waren von ihm runtergerutscht. Die Striemen hatten sich entzündet. Es war ein grauenvoller Anblick. „Ich kann es nicht fassen, dass Master Clancy auf so etwas steht.“, murmelte ich vor mich hin. Überlegte, ob ich genauso aussah, wenn Master Clancy mich auspeitschte. Aber meine Striemen hatten sich nie entzündet. Sie waren schon nach wenigen Tagen verblasst. Langsam fuhr ich mit meinen Fingern über seinen Rücken. Kilrian zuckte. Er öffnete die Augen.
„Wohl kaum. Ich bin nur Mittel zum Zweck!“, er sprach leise. Es war ihm verboten worden. Ich erschrak und fiel auf meinem Hintern. Dann wandte er seinen Kopf in meine Richtung. In seinen Augen sah ich einen starken Willen. Wenn ich es nicht besser wüsste so würde ich sagen der Blick sei ungebrochen, berechnend. Er wischte sich mit dem Arm die restlichen Spermaspuren vom Mund ab.
„Hör zu Raphael. Du musst mir helfen. Ich stehe das nicht alleine durch.“ Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte ihm nicht helfen. Wie denn auch?
„K... Kann nicht...!“
Kilrian lächelte. Nickte nur mit dem Kopf.
„Doch du kannst. Oder willst du noch tiefer mit in die Verbrechen von Clancy reingezogen werden, als wie du eh schon drin steckst.“ Die ganze Zeit über schüttelte ich mit dem Kopf. Scheiße! Ich konnte ihm nicht helfen. Ich bin nur ein Sklave, der seinem Master den absoluten Gehorsam geschworen hatte. Ich würde ihn nicht einmal helfen, selbst wenn ich es könnte. Aber was hatte er gesagt? Mein Verdacht, dass er nicht freiwillig bei Master Clancy war,... Nein! ER musste freiwillig bei ihm sein. Bei uns.
„Raphael. Ich weiß nicht, wie du zu Clancy gekommen bist. Aber bist du es nicht leid deinen Master mit anderen zu teilen? Wie lange würde es gut gehen? du... ich... und bald kommt noch einer.“
„Wo... her...!“ Er nickte in die Richtung der Matratzen.
„Ich glaube kaum, dass Clancy sich mit zu uns legen würde. Und noch weniger glaube ich es, dass er es jemals bei dir getan hatte. Einfach kuscheln und die Nächte in den Armen des Anderen zu verbringen.“ Nein, dass hatte er nie. Er hatte mich immer nur gefickt und war dann gegangen.
„Raphael,...!“ seine Stimme wurde noch leiser. „du musst unbedingt Kyel Kastner anrufen. Suche mein Handy... das silbern verchromte. „Sire!“, im Namensspeicher. Rufe ihn an. Er ist mein wahrer Master. Sage ihm, dass es mir leid tut, dass ich so ungehorsam war. Sag ihm, dass ich ihn jetzt verstehe. Sag ihm,... das ich mit seinem Ehemann einverstanden bin,...!“
„Ehemann?!“
„Ja! Sein erster Sklave. Ich war eifersüchtig auf ihn, weil er mehr,... mehr... Raph, ich will dir das ersparen. Ich will,...!“, Kilrian redete auf mich ein, doch ich bekam nur die Hälfte mit. Vor allem, was hatte er mit Verbrechen gemeint? Wieder sah ich Kilrian auf allen Vieren. Die Augen geschlossen, Sperma, das aus seinem Mund lief, die Hände zusammengebunden. Kein einziges Anzeichen von Lust, keine Erektion. Der Peniskäfig wurde nicht von seinem Schwanz ausgefüllt.
Kein einziges Anzeichen von Lust war in seinem Gesicht zu erkennen, als er von Clancy und mir gefickt wurde. Tränen liefen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem Sperma, das aus seinem Mund tropfte. Das war offensichtlich nicht seine Welt. Nicht sein Begehren.
Was meinte er mit Mittel zum Zweck? Vor allem, warum war er denn hier, wenn er einen anderen Master hatte.
Gutmütige Augen. Sanfte Stimme. „Wenn du alles geregelt hast, komm wieder zu mir zurück.“ ich kenne diese Stimme. Blickte auf mich herab. Mein Schwanz regte sich, nur allein durch diese Stimme.
Mein Herz raste, meine Atmung ging schneller. Tränen, die wie ein Wasserfall über meine Wangen rauschten.
„Matt!“ ich blickte mich um. Angst keimte auf. Ich kroch an die hinterste Wand und starrte an die weißen Wände, vor mir. Rettungsanker! Was hatte denn dieses Wort zu bedeuten, wieso kam es mir in den Sinn?
Clancy... ich war wieder bei Clancy... Nein! Nein!
„Raph! Alles Ok!“
„Ich bin bei Clancy,... wie komme ich hierher?“, ich stieß mich von der weißen Wand ab und schaute in Kilrians dunkle Augen. Es war ein Kontrast, der niemals für irgendjemanden zu sehen war. Jing und Jang. Gut und böse nur hier ist das Gute dunkel und das Böse weiß.
„Kilrian,... du heißt Kilrian.“ Er antwortete mir nicht. Er schaute mich nur mit wachen und großen Augen an. Langsam nickte er.
„Wir müssen hier raus!“ jetzt schmunzelte er leicht. „Kyel Kastner,... ist dein Master,...!“ Shit alles stürmte über mich ein. Die Jahre in denen ich auf mich gestellt war. Die Liebe zu Matt. Der abartige Gehorsam, die Lust an Schmerzen. Einfach alles.
„Kastner ist nicht dein Master. Du bist der Callboy Zeth. Clancy hatte dich gebucht und wir haben dich hierher geschafft...!“
„Fickstück!“ dieses Wort trieb alles an. Wie kam ich darauf? Ich musste hart Schlucken, nur die Spucke wollte nicht durch meine Kehle rutschen. Fickstück, ja, das war das Wort. Ich erinnerte mich. Clancy hatte mich damit gefügig gemacht im wahrsten Sinne des Wortes hypnotisiert. Nur durch dieses einzige Wort, hatte ich alles um mich vergessen.
Ich raffte mich auf. Lockerte die Fesseln an seinen Handgelenken, ertastete seine Stirn, die etwas zu warm war.
„Komm steh auf. Ich lasse dir Wasser in die Wanne ein. Die Striemen haben sich entzündet und wenn wir hier fliehen wollen, dann ist es gar nicht gut, wenn du auch noch Fieber bekommst.“ Er kicherte leise. Ich sah wie er sich abmühte. Griff unter seine Arme und ich half ihm beim aufstehen.
„Guten Morgen! Schön das du es zurück geschafft hast.“
Endlich war ich allein. Ok! Nicht ganz. Ich kann Loris gut leiden, aber was zu viel ist, ist einfach zuviel und ich sank erst einmal auf meinen Stuhl. Ich musste dringend runterkommen. Das Ganze, was auf mich einprasselte, war einfach zu viel.
Seit Wochen wurde ich von meinen „Bodyguards“ begleitet. Selbst auf den Weihnachtsmarkt durfte ich nicht alleine gehen. Die Bodyguards waren ständig um mich herum. Die Absprache die ich mit Kyel getroffen hatte, war hinfällig. Dass Kilrian von dem ganzen Schrott nichts mitbekommen sollte. So eine verdammte Scheiße. Wie konnte Kil sich nur darauf einlassen, ich hatte das nie gewollt.
Ich schloss meine Augen. Die letzte Session mit Kyel ging nach hinten los. Ich konnte mich nicht richtig fallen lassen. Dennoch spürte ich noch immer ein kleines Ziehen. Gedankenverloren schmunzelte ich. Sah wie er mich süffisant angrinste. Seine meeresblauen Augen. GOTT! Ich werde hier noch wahnsinnig.
Stand auf und ging an die Kaffeemaschine. Schenkte mir erst einmal einen Kaffee ein. Allein schon der Duft beruhigte mich. Nahm die Tasse und nippte daran.
Ein Blick genügte, der sagte, „hey du bist zu spät dran!“, stellte die Tasse zurück und schnappte meine Jacke und die Autoschlüssel.
Vor der Villa,... natürlich... stand Loris bereits vor dem Audi. Hätte ich mir denken können und betätigte den Knopf für die Zentralverriegelung. Sofort stieg er ein und rieb sich die Hände.
„Also wenn du noch länger gebraucht hättest, wäre ich zu Eis gefrorenen.“
„Keiner hatte gesagt, dass du vor dem Auto warten sollst. Im Haus ist es schön warm.“ Er blickte mich nur an und grinste über seinen Dreitagebart.
Die Fahrt ging gut voran. Das Unwetter war vorbei und keine halbe Stunde später stand ich vor meiner Praxis. Praxis wie sich das schon wieder anhört, aber es ist nichts anderes. Ich bin Sozialpädagoge für misshandelte Kinder und Jugendliche. Wer hätte das gedacht? Noch bevor ich ausstieg überreichte ich Loris die Wagenschlüssel und verabschiedete mich.
In der Villa, beim Einkaufen, beim Mittagessen, keine Ahnung wo noch überall, durfte er mich begleiten, aber,... und da setzte ich mich durch, nicht in meiner Praxis und vor allem nicht vor meinen Patienten.
Für heute hatte ich mir vorgenommen, meine ganzen Unterlagen zu sortieren und ordentlich abzuheften. Eine Sekretärin, die dies für mich erledigte, konnte ich mir nicht leisten. Ähhh doch, können schon,... ich will aber nicht das Kyel dafür aufkommt. Mensch, ich höre ihn jetzt schon wieder lamentieren. Sofort schüttelte ich mich und fing diese undankbare Arbeit an.
Nach einer guten Stunde war ich damit fertig und meine offizielle Arbeitszeit begann. Schaltete den Anrufbeantworter an und hörte die Nachrichten ab. Durch das Unwetter waren es wenige Anrufe und ich konnte entspannt meine erste Patientin empfangen.
Leila. Ein junges Mädchen. Sie wartete bereits im Wartebereich. Kurz musterte ich sie. Wie immer saß sie verkrampft auf dem Stuhl und knetete ihre Finger.
„Leila!“, sprach ich sie an und sie zuckte leicht zusammen. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre angespannten Züge. Langsam stand sie auf.
Sofort fiel mir eine Veränderung an ihr auf. Sie benahm sich nicht wie die letzten Male. Sie war nicht nur angespannt oder verkrampft,. ihre ganze Haltung wies darauf hin, dass es wieder passiert war.
Wie ein verscheuchtes Karnickel zwang sie sich an mir vorbei. Absolut kein Körperkontakt. Somit verzichtete ich darauf ihr meine Hand zu reichen.
Ich bat sie sich zu setzen. Sie tat es. Doch sie zuckte wieder zusammen, als ich die Tür hinter mir schloss. Angst keimte in ihren Augen auf. Die Tür. Sie war ihre Flucht, ihr einziger Ausweg. Ich öffnete sie wieder und dies machte ich auch mit den anderen Türen.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Wieder sah ich, wie sie den Abstand zu uns kritisch abschätzte. Eigentlich fragte ich immer, ob meine Patienten etwas trinken möchten, aber da sie in den letzten Sitzungen nie etwas wollte, vermied ich sie heute danach zu fragen. Überhaupt musste ich jetzt sehr vorsichtig an die Sache rangehen.
Ihr Vater hatte es wieder getan. Sie brauchte es gar nicht zu sagen. Helfen kann ich ihr auch nicht, solange sie nicht selbst dazu bereit war.
„Leila! Erinnern Sie sich an das letzte Gespräch?“ Sie nickte, knetete ihre Finger, dazu hielt sie verkrampft ihre Beine zusammengedrückt.
„Ich will ihn anzeigen. Er hat... er hat... mich... es...“
„ Es ist Ihr gutes Recht.“
„Ja... aber warum... ich... ich... habe mich nicht geduscht...!“ jetzt wurde ich hellhörig.
„Verstehe! Darf ich für Sie einen Krankenwagen anrufen?“
„Es dauert zu lange... Er wird mich suchen. Er wird mich wieder finden... und... und!“
„Keine Sorge Leila. Ein Krankenwagen wäre schnell hier. Wenn Sie es wollen, kann ich mitfahren.“ Sie nickte. Da sie mich nicht aus den Augen ließ, erklärte ich ihr jeden Schritt den ich tätigte um ihr das Gefühl zu geben die Kontrolle zu haben.
Kurz drauf lag sie auf der Bahre und wurde ins Krankenhaus gefahren. Die Sanitäter ließ sie auch nicht aus den Augen. Ich konnte mir, trotz meiner Erfahrung, kaum vorstellen, wie es in ihr aussah. Männer waren und werden für sie nur noch Monster sein.
Meine Mutter hatte sich ihrer angenommen und ein weiblicher Gynäkologe untersuchte sie. Ich selbst stellte in ihrem Namen eine Strafanzeige gegen ihren Vater. Mehr konnte ich für sie jetzt nicht mehr tun. Nur noch ihr bei den kommenden Verhandlungen beistehen und versuchen ihre kaputte Seele zu retten. Das Erlebte zu verarbeiten und zu lernen damit umzugehen und damit zu leben.
Dieser Mann hatte es geschafft eine unschuldige Seele zu zerstören. Ein Mann der Liebe, Halt und Geborgenheit vermitteln sollte. Ein Mann, der für viele ein Held sein sollte. Ein Mann der sich Vater nannte.
Zurück in meiner Praxis goss ich mir erst mal einen Kaffee ein. Patienten hatte ich noch nicht all zu viele. Die Meisten wollten, dass ich mich mit ihnen an einem „neutralen“ Ort traf. Wo sie immer die Möglichkeit hatten die Flucht zu ergreifen. Nur manchmal kamen sie auch in meine Praxis. Wenn man es so betrachtete, brauchte ich die Praxis eigentlich gar nicht. Aber es wurde verlangt. Freischaffender Sozialpädagoge, wäre eine Überlegung wert. Doch ich wollte gar nicht an den Papierkrieg denken.
Dafür klingelte mein Telefon umso mehr und ich war immer froh, wenn ich mal fünf Minuten mein Ohr entspannen konnte. Da ich meine undankbare Arbeit schon vor Arbeitsbeginn erledigt hatte, nahm ich mir meinen Reader zur Hand und fing an zu lesen.
Als ich kurz darauf hörte wie die Eingangstür aufging trat ich aus meinem „Büro“. Huch, was für ein seltener Besuch.
„Mike! Was ist los? Habt ihr schon wieder Streit?“ Er schüttelte den Kopf und überhaupt wirkte er nicht gerade wie er selbst. Er war, ... so anders, so... ich fand in dem Moment absolut keine Umschreibung für sein Auftreten.
„Sascha, es tut mir leid. Ich... mir... der Brief wurde mir in die Hand gedrückt... Die Handschrift... ich... wollte ihn wegschmeißen... aber... ich habe ihn gelesen... Alter ey... In welcher Scheiße sitzt du wieder...!“, er hielt den geöffneten Brief recht locker in seiner Hand. Sofort schnappte ich ihn mir und las ihn durch. Eiseskälte durchzog sich durch meine ganzen Nervenbahnen. Blickte in seine Augen.
„Ich wusste nicht was ich machen sollte... ich... es tut mir leid... es...“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und lächelte ihn an. Obwohl mir danach gar nicht zumute war.
„Er findet immer und überall einen Weg. Das wissen wir beide.“ Mike verabschiedete sich und ließ mich mit den unwirklichen Brief allein zurück. Mike war total durch den Wind. Mir erging es nicht anders. Er ist mein Seelenbruder. Nur im Gegensatz zu mir, wurde er dazu gezwungen. Erpresst. Von wem? Von keinem geringeren als Clancy dieses Schwein. Der Mann hatte den Nerv gehabt, sich als sein Onkel auszugeben.
Genau in diesem Moment hätte ich jemanden gebraucht, der mir zur Seite stand.
Ich zog mich in mein Büro zurück und las den Brief noch gefühlte hundert Mal durch bevor ich meine Augen schloss. Selbst dann sah ich diese Zeilen noch vor mir.
„Hallo Sascha, mein kleiner Sub,
fünf Jahre sind bereits ins Land gezogen, ich muss sagen, ich vermisse dich. Nur allein das Wissen, dass du unser Versprechen nicht vergessen hast, lässt mich diese Trennung aushalten. Zu wissen dass auch du dich, wie ich jeden Tag, daran erinnerst. Den Wunsch teilst eines Tages wieder vereint zu sein.
Meine Gefühle für dich, haben sich in der ganzen Zeit unserer Trennung nicht verändert. Sie sind sogar noch stärker geworden. Es ist eine Prüfung. Eine Prüfung für uns. Ich sehne den Tag herbei, an dem du an meiner Tür klingeln wirst und ich dich endlich in meine Arme schließen kann. Dennoch trübt etwas diesen Wunsch. Das Wissen, dass du dich für einen anderen entschieden hast. Ich kann es nicht akzeptieren. Ich will es nicht akzeptieren. Nicht einmal Kilrian Ford kann deine Einstellung akzeptieren. Er leidet, nur wegen dir. Nur wegen deiner Sturheit. Es ist auch sein sehnlichster Wunsch, dass du vernünftig wirst. Hör ihn dir an. Er hat dir viel zu sagen. Überdenke es eine Nacht.
In liebe
Dein Master“
Ich öffnete den Brief wieder und entschlüsselte die Nachricht. Im allgemeinen sah es aus wie ein einfacher Liebesbrief, doch ich wusste es besser. Bereits schon die Ansprache hatte eine andere Bedeutung, `hör mir genau zu, das ist ein Befehl. Fünf Jahre hast du mich ignoriert, was eine Strafe nachzieht.`
Mit dem Versprechen, das er ansprach, meinte er die Regeln , die ich aufzufrischen habe. Eines Tages vereint zu sein, bedeutet soviel wie, wenn du die Nachricht von Kilrian bekommen hast, begebe dich unverzüglich zu der Adresse, die ich dir zukommen lasse. Seine Gefühle für mich schlugen in Besessenheit um. An der Wortwahl, ´die Prüfung´ hatte ich zu knabbern, aber ich konnte es mir dann doch denken. Sollte ich seinem Bestreben nicht nachgeben, dann wird Kilrian etwas zustoßen. Der leidenschaftliche Satz von wegen ´und er sehnt sich nach mir´ hatte keine andere Bedeutung als, noch am selben Tag zu erscheinen. Wenn nicht, stößt Kyel etwas zu. Und die angebliche Nachricht von Kilrian, war die Preisgabe der Adresse und das I-Tüpfelchen für sein grausames Spiel. Ich tippe auf ein Video oder diverse Fotos, so wie er es schon einmal getan hatte um mich an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Das ´eine Nacht überdenken´, hieß soviel wie, du wirst heute Nacht die Nachricht von Kilrian bekommen. Schluss, Punkt, Aus. Meine Antwort wäre jetzt. Ja! Master Clancy...
Wieder schloss ich die Augen und ohne dass ich scharf nachdenken musste keimten in mir die Regeln wieder auf. Versetzten mich zurück. Zurück zu ihm.
Mein Herz raste, das Atmen viel mir unendlich schwer. Ich war schon gewillt Kyel anzurufen um ihm Bescheid zu sagen. Meine Hand lag schon auf dem Telefon, schnell war die Nummer eingetippt..., mein Körper zitterte unkontrolliert , ich war wieder am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Versuchte tief einzuatmen. Mich zu beruhigen. Egal wie oft ich mir Auswege überlegte, am Ende blieb mir immer nur ein Weg.
Ich stand ruckartig auf, straffte meine Schulter und ging zu dem Aktenschrank öffnete ihn, schob einige Ordner zur Seite und öffnete den Safe. Wieder holte ich tief Luft und ich hoffte, dass es noch da war, mein altes Handy. Sicher konnte ich mir da nicht sein. Immerhin wurde von den SPA-Agenten immer alles kryptisch untersucht und durchsucht.
Es lag noch da. Mit zittrigen Händen holte ich es heraus. Wollte es anschalten. Aber der Akku war leer.
Ich war den Tränen nahe. Ich gab mich auf. Für Kilrian. Ich weinte. Fand kaum das Loch für das Ladekabel.
Endlich hatte ich es an den Stromkreislauf angeschlossen. Sah das Akkuzeichen aufblinken. Es lädt. Wie lange müsste ich warten, bis dass das Handy vollständig aufgeladen war?
Ich schüttelte mit dem Kopf. Konnte,... wollte es lieber an die Wand schmeißen. Sehen wie es in tausend Einzelteile zersprang. Wunschdenken.
Ich könnte mich ihm verwehren, aber was hieß das dann für Kil? Er würde leiden. Er würde zerbrechen. Er würde nicht mehr er sein. Ich musste es durchziehen. Ich war es ihm schuldig. Besonders Tom war ich es schuldig. Er hat etwas Glück verdient. Und Vivi? Sie hat es gut bei Kyel. Er ist ein guter Papa.
Ich spürte wie ich schmunzelte. Ja Kyel. Du bist ein Papa. Kein Daddy. Ein Dada. Bald würde sie Papa sagen können.
Der erste Balken war zu sehen und ich steckte es ab. War mir im Moment egal, wenn während der Unterhaltung das Handy ausging. Ich schaltete es an und sofort sprangen mir dutzende Nachrichten ins Auge. Ich suchte nur eine Nummer... fand sie und klickte sie an. Automatisch wählte sich das Handy ein. Warum tat ich das? Warum tue ich mir das an?
Lange klingelte das Handy nicht...
„Hallo Sascha... Was für eine Freude, dass du mich anrufst...!“
„Lass den Scheiß.“
„Oho! Mein Kleiner. Sei nicht so aufmüpfig!“ Kurze Zeit herrschte Stille. Ich musste mich sammeln. Tief einatmen.
„Was willst du?“
„Das weißt du! Ich will dich, ohne wenn und aber. - Wie es aussieht, hast du meinen Brief erhalten. Auf Mike ist immer noch verlass. Der gute Mike.“ Ich blieb still, sagte kein Wort. „Horche meinem Befehl. Wie du bereits vernommen hast, bekommst du heute Nacht eine Nachricht von deinem Freund Kilrian,... ach... es ist mir eine Freude ihn brechen zu sehen, aber dir zuliebe, werde ich ihn gehen lassen. Er ist so... so... ach ich mag ihn nicht. Was findest du nur an ihm. Du musst dir unbedingt bessere Freunde suchen.“ Das war mein Stichwort.
„Ja! Master Clancy.“
„Schön! - Du wirst dich morgen in der Kneipe High Skill einfinden.“
„Wie soll ich das schaffen,...“ Er schnitt mir das Wort ab.
„Das lass meine Sorge sein. Du wirst schon den geeigneten Moment bemerken. Bis dahin spielst du das Spiel der SPA mit. Ja Sascha ich weiß dass du von ihnen überwacht wirst. Ich kenne ihre Strategien und ich weiß, dass Kilrian einen Sender in seinem Körper hat. Aber der nützt nichts.“
„Ja! Master Clancy ich habe es verstanden!“
Er kicherte.
„Ach mein Sascha. Ich weiß, dass du es verstanden hast. - Heute Nacht werde ich einen Stick in den Briefkasten werfen. Du wirst ihn entgegen nehmen. Dir das Video anschauen und einen auf,... ich werde jetzt zu ihm gehen machen. Die Agenten oder Lenard, werden dir eine Beruhigungsspitze verabreichen, weil du ja so hyperventilierst. Sie werden dich danach nicht mehr im Auge behalten. Du lässt die Wirkung abklingen, gibst dich ruhig und wenn der Moment da ist, verschwindest du. Es wartet ein roter Wagen unweit der Einfahrt der Villa auf dich. Steig ein. In dem Moment, wenn das Auto die Auffahrt zur Fünften erreicht, lasse ich Kilrian, deinen Freund frei.“
„Wie werde ich wissen, dass du ihn freigelassen hast?“
„In diesem Fall musst du mir vertrauen.- die Zeit ist um. Wir sehen uns“, er legte auf.
Alles verlief so wie Clancy es geplant hatte. Der Stick befand sich im Briefkasten. Ich schaute es mir an. Es war wirklich grauenvoll. Ich musste nicht nur so tun als ob ich hyperventiliere. Lenard der anwesend war, verabreichte mir wirklich eine Beruhigungsspritze. Dennoch blieb Gerbert, den Anthony für meine Bewachung abgestellt hatte bei mir. Wie ich mich aus seinem Blick entziehen konnte, wusste ich noch nicht. War mir eigentlich auch egal.
Als alle in der „Aula“ versammelt waren, Tom einen Tobsuchtsanfall bekam, als er Kilrian so misshandelt sah, entzog ich mich ihren Blicken. Ging unter die Dusche, rasierte mich. Ging in die Küche und tat auf „Normal“. Ging nicht. Ich konnte nicht. Ich blickte jeden an. Zog jede so kleine Einzelheit von jedem in mich. Dies wollte ich mitnehmen, tief in mich begraben, wenn ich... Scheiße ich konnte es nicht. Aber ich musste.
Nachdem die SPA-Agenten das Signal von Kilrian empfangen hatten, ging alles drunter und drüber. Dies war mein Zeichen. Ohne mir eine Jacke anzuziehen, stahl ich mich aus der Villa.
Ging die Einfahrt entlang. Passierte das Tor und blickte mich um. Kaum fünf Meter weiter stand ein roter Wagen. Riss die Tür auf. Stieg ein und das Auto setzte sich in Bewegung.
Wie in einem Film lief alles vor mir ab. Nichts bekam ich mit. Ich stellte mich voll und ganz auf Clancy ein.
„Knie dich hin!“, befahl er mir. Streichelte über mein Gesicht. Ich tat es. Ging auf die Knie. Er folgte mir mit seiner Hand und packte die Kette.
Mit der Kette, an meinem Lederhalsband befestigt, zog Clancy mich weiter in den weißen Raum. Da ich nicht die Erlaubnis hatte mich aufzurichten, war ich gezwungen wie ein Hund hinter ihm her zu krabbeln. Als ich nicht schnell genug war, zerrte er an der Kette, dass mir fast die Luft wegblieb. Der dadurch entstandene Hustenreiz konnte ich gerade noch unterdrücken. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. Die Kette spannte bereits. Er betrachtete mich und mit Fußtritten gegen meine Beine und Arme richtete er mich in Position.
„Nicht bewegen.“, er entzog sich meinem Blickfeld, kam aber bald wieder zurück. Sanft fuhr er mit seinen Finger über meinen Rücken. Fuhr die Linien der Striemen nach. Ich biss mir auf die Lippen. Seine sanften Berührung verursachte auf meinem Rücken höllische Schmerzen. Plötzlich und ohne Vorwarnung klatschte er mit der flachen Hand darauf. Ich schrie. Knickte mit den Armen ein, augenblicklich zog er mich wieder hoch.
„Ich sagte, nicht bewegen...!“ Ich hatte keine Chance zu antworten. Auf der Stelle kam der nächste Schlag. Wieder strauchelte ich und wieder zerrte er mich hoch. Das Halsband rieb rau auf meiner Haut. Drückte meine Kehle zu. Pfeifend rang ich nach Atem. Und es geschah wieder.
„Ich weiß nicht. Willst du mich nicht verstehen oder kannst du es nicht. Na, viel kann man wohl von dir auch nicht erwarten. Du kannst eben nur deine Beine breit machen. Schwänze lutschen und an Ärschen lecken wie ein räudiger Köter.“, er ging hinter mich. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein.“, langsam fuhr er mit seiner Hand über meinen Hintern. Streichelte die Backen, fuhr mit der Hand in die Mitte, tippte auf den Plug. Seine Finger tänzelten über meine Beine, vor zum Peniskäfig, zurück über meine Hoden, wieder hoch. Wieder tippte er auf den Plug.
„Schieße!“, dachte ich nur. Gänsehaut überzog meinen Körper. Blut pochte wo ich es gar nicht gebrauchen konnte. Der Käfig wurde allmählich zu eng und dann... ich keuchte, schrie, und hatte damit zu tun nicht wieder einzuknicken. Ich hatte das Gefühl, dass Clancy die Hälfte meines Darmes mitsamt dem Plug rausgerissen hatte. Nur vage vernahm ich, dass er seinen Reißverschluss öffnete, er sich die Hose auszog und ohne Vorwarnung in mich stieß. Der Plug hatte bereits gute Vorarbeit geleistet. Obwohl mein Arsch brannte, das Ficken von Clancy tat nicht wirklich weh. Wie als ob er mich kannte, wusste er genau wo meine empfindlicher Punkt war. Traf ihn immer wieder zielsicher. Lange dauerte es nicht und ich war geiler wie eine läufige Hündin. Seinen letzter Stoß spürte ich so intensiv. Danach zog er sich aus mir heraus. Trat vor meinem Gesicht und entledigte sich seines Kondoms. Kurz hielt er ihn mir vor die Augen.
„Nicht rühren. Wenn auch nur ein einziger Gummi, den ich dir auf deinen Rücken lege, runterrutscht, werde ich mein Versprechen, dich nicht mehr auszupeitschen vergessen. Merke es dir gut. Nur ein einziger und der Schönheitschirurg hat alle Hände voll zu tun, deine Haut wieder straff und glatt hinzubekommen.“, murmelte er. Sogleich stupste er mir seinen Schwanz an die Lippen. Ich öffnete meinen Mund und ohne Gnade tat er mit meinem Mund das Gleiche wie mit meinem Arsch. Noch während sich bei ihm der Orgasmus anbahnte rief er nach Raphael. Gab ihm den Befehl mich von hinten zu nehmen.
Sandwich. Ich fühlte mich wie ein Sandwich. Wie gerne würde ich einen Dreier machen, aber nicht hier und nicht mit Clancy. Clancy spritze in meine Kehle. Sofort überkam mich Übelkeit. Die ich in letzter Sekunde mit einem harten Schlucken noch unterdrücken konnte. Sein Sperma schmeckte grässlich. Wie abgelaufene Medikamente oder ranziges Fett. Noch dazu roch sein Schwanz wie Konservenspargel. Der Mann war krank. Nicht nur geistig sondern auch körperlich. Eigentlich müsste ich so etwas wie Mitleid empfinden. Einige meiner Kunden besaßen bereits ein hohes Alter, oder waren krank, aber damit konnte ich mich abfinden, es störte mich nicht. Ich tat ihnen etwas Gutes. Ich half ihnen steif zu werden, oder wartete bis die Wirkung der Viagra einsetzte. Verhalf ihnen zu Orgasmen, weil ihre Frauen einfach nicht mehr den Elan dazu hatten, oder sie sich einfach zu alt fühlten oder weil die Langeweile des Alltags mit großen Schritten in ihrem Leben Einzug gehalten hatte. Dies alles konnte ich akzeptieren. Ihn aber nicht. Er war alt, krank und ein total perverses Schwein. Während ich weiter in meinen Gedanken versank, machten die Beiden einen Stellungswechsel. Von Erotik hatte Clancy auch keine Ahnung, so einem schlechten Liebhaber bin ich noch nie begegnet. Er kennt nur eine Stellung, die er immer wieder wiederholt, nämlich einen Typen auf allen Vieren abwechselnd in den Arsch und in den Mund zu ficken.
Jetzt hatte ich das Prachtexemplar von Raphael im Mund. Er war ein Genuss. Die Vorspeise eines ultimativen Sexrausches. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er vor mir kniete, anfing mich zu blasen. Tom stand dicht hinter ihm. Fixierte mich mit seinem Blick. Rieb sich an seinem Kopf, gab den Rhythmus vor. Immer und immer wieder, stieß er mit seinem hart werdenden Schwanz an Raphaels Hinterkopf, damit er mich tiefer in sich aufnahm ...
Ich keuchte soweit Raphaels Schwanz es zuließ, zuckte zusammen, mein Körper verkrampfte sich. Raphael war so geistesgegenwärtig und gab mir mit seinen Händen Halt. Clancy hatte wieder auf meinen Rücken geschlagen. Spürte wie die Wunden aufrissen. Mein bestes Stück reagierte mit solch einer Wucht auf die Behandlung die Clancy mir zuteil werden ließ. Ich jammerte auf, als das Blut mir bis in die Spitze drang und mein Schwanz keine Gelegenheit hatte sich aufrichten zu können. Langsam verfluchte ich den Peniskäfig. Meine Augen fingen an zu brennen. Scheiße. Ich war so was von geil, dass ich hätte heulen könnte. Clancy hatte es drauf. Er wusste, wie er mich oder jeden anderen zu behandeln hatte, so dass derjenige nur noch zu Butter oder zu einem lechzenden, hechelnden Etwas wurde.
Aber wollte ich das? Diese Frage brauchte ich mir gar nicht zu stellen. Ich wollte es nicht. Nie wieder, wollte ich so genommen werden. Aber ich musste es aushalten. Für Sascha, für Tom und ganz besonders für mich selbst. Ich driftete weiter ab. Horchte in mich hinein. Versuchte wieder die Oberhand über meinen Körper zu erlangen. Besonders über meinen Schwanz. Nur ein einziger darf mich nehmen wie es ihm beliebt. Über ein Jahr hatte mein Körper Sehnsucht nach ihm gehabt. Ich ertrug die Qual. Den Reiz, wenn ich mich nur an seine Augen erinnerte. Gab mich der Geilheit hin und unterwarf mich der Erinnerung.
Wieder war ein Stellungswechsel angesagt. Ich fragte mich, wie oft Clancy noch steif werden konnte. Es musste jetzt das dritte Mal sein. Einmal im Arsch, einmal im Mund und jetzt wieder im Arsch. Für sein Alter, ich schätzte ihn auf Ende fünfzig Anfang sechzig, war das eine reife Leistung. Ich selbst schaffte gerade mal vier bis fünf Orgasmen hintereinander. Und wenn es mehr sein sollte, brauchte ich zwischendurch eine Pause.
Raphael spritzte ab und sein Sperma lief mir aus dem Mund. Obwohl er gerade abgespritzt hatte, hatte ich mich wieder auf einen Wechsel einstellte, dem war nicht so. Er schob mir seine schlaffe Schönheit wieder in den Mund. Diesmal war es aber anders. Er stieß nicht. Er harrte ruhig in meinem Mund und streichelte beruhigend über meinen Kopf. Ich blickte hoch. Er lächelte. Seine Augen strahlten und er griff fest in meine Haare. Und gab mir Halt Etwas wurde in meinen Arsch gesteckt. Es war kein Schwanz. Clancy konnte also nicht mehr. Mir war es recht. Schmerzen hatte ich Gott sei Dank keine mehr. War ich doch schon ziemlich ausgeleiert worden. Nur ein Gefühl bereitete sich immer weiter in mir aus. Ekel! Dieses Gefühl schaffte es, mich fertig zu machen. Nicht die Behandlungen von Clancy, wie er mich fickte oder was er sonst noch so in mich hineinsteckte. Allein die Tatsache, dass ich mich dazu bereit erklärt hatte, mich von ihm anfassen zu lassen. Mich! Gegen meinen Willen, gegen meine Regeln, gegen mich selbst, ihm ausgeliefert hatte. Viele Männer hatten die Erlaubnis mich anzufassen und auch zu ficken. Aber es waren die, die es sich verdient hatten, die, die ich mir selbst ausgesucht hatte und die gut dafür zahlten. Geld. Ich machte alles nur für Geld und für eine kurzzeitige Triebbefriedigung. Ich bin eine Schlampe und das mit Leib und Seele. Ficken ist meine Passion. Warum sollte ich nicht mit meiner Leidenschaft auch Geld verdienen. Viele Menschen machten das. Zuerst war es nur ein Hobby, danach wurden sie Profi. Eishockey, Fußball, Tennis, Schreiben und eben Sex.
Scheiße an was dachte ich da? Aber es war die Wahrheit. Ich liebe es. Ich brauche es. Ich bin eine Hure. Wenn ich mich nicht besser kennen würde, würde es mich ziemlich wundern, dass ich trotz allem lächelte. Ich bin pervers und ich stehe dazu.
Ich blickte zu Raphael hoch. Sein Ausdruck hatte sich verändert. Minimal aber es fiel mir auf. Egal wie oft ich versuchte ihn mit meiner Zunge zu stimulieren, er wurde nicht mehr steif. Clancy zog das, was er mir eingeschoben hatte wieder raus und schmiss es neben mich. Ich blickte nicht hin. Raphael hatte meine volle Aufmerksamkeit. Er blickte Clancy an. Angewidert. Es fehlte nur noch ein kleiner Funke. Ein Tropfen und das Fass würde überlaufen. Dass Clancy mir immer wieder die gleiche Frage stellte, war mir so was von egal. Ich antwortete immer gleich. Irgendwann schickte er dann Raphael ins Bad.
Ich vermisste den Halt den Raphael mir gegeben hatte. Es wurde von mal zu mal immer schwieriger mich auf allen Vieren zu halten. Mein Körper hatte schon lange sein Limit erreicht. Nur mein Wille war es, der mich aufrecht hielt. Ich hielt durch und betete dieses Martyrium bald hinter mich gebracht zu haben.
„Gefällt es dir!“ Was hatte er gesagt? Shit, ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich alles um mich herum vergessen hatte. Dennoch antwortete ich automatisch mit „Sire! Ja! Sire!“ und hoffte es war richtig.
„Du bist unersättlich.“, er trat vor mich hin und hob meinen Kopf an. Strich über meine Augen, über die Spuren der getrockneten Tränen. Über meine Lippen, wischte das Sperma weg. Er starrte in meine Augen, schüttelte unmerklich den Kopf. Ließ mich wieder los und ohne ein weiteres Wort nahm er mir den Käfig ab. Fing an meinen Schwanz zu bearbeiten. Sofort stellte sich die Geilheit ein. Mein Schwanz richtete sich auf. Lange dauerte es nicht und ich kam. Das gab mir den Rest. Meine Arme gaben nach und ich krachte auf den Boden. Meine Lider waren schwer. Sie schlossen sich einfach.
Ein ängstliches wenn gar erschrockenes Gemurmel hielt mich wach. Ich versuchte die Stimme einzuordnen. Es war Raphael. Doch mit wem unterhielt er sich. Clancy war nicht mehr da. Der würde ihm Paroli geben. Soviel ich wusste, war Raphael das Sprechen genauso verboten wie mir.
Verwirrt blickte er sich um. Und mir fielen die Aufzählungen von Anthony ein. Wer von den ehemaligen Red Eye, spezielle Fähigkeiten besaß. Clancy war der Rattenfänger. Jeder Mensch ging freiwillig und ohne Umschweife mit Clancy mit. Also folglich musste er zudem noch eine die Gedanken oder den Willen manipulierende Fähigkeit besitzen. Aber warum wandte er sie nicht bei mir an? Immerhin hatte es nicht lange gedauert bis mein Körper ihm hörig war. Oder vielleicht waren es bestimmte Reize die Clancy einem Körper zufügte, so dass das Opfer seinen Willen verlor? Ich verstand es nicht und brauchte es auch nicht zu verstehen. Jetzt war es nur wichtig über Raphael die Kontrolle zu bekommen. Ich bombardierte ihn mit sämtlichen Behauptungen die mir einfielen. Ob sie nun richtig waren und in sein Gewissen eindrangen, war mir egal. Raphael war nicht mehr das nackte, hörige Ding, das mir anfänglich begegnet war. Und bald zeigte es Wirkung. Raph, so schein es, hatte seinen Willen wiederbekommen:
„Guten Morgen! Schön dass du es zurück geschafft hast.“ Er nickte mir zu. Als wir uns dem Bad näherten schlug mir schon wieder dieser Brechreiz verursachende Lavendelduft entgegen.
„Kamille wäre besser!“ Unsicher grinste er mich an.
„Tschuldige! Es ist sein Lieblingsduft.“
„Na dann, sollten wir dem entgegenwirken. Ich glaub, in der Küche hatte ich eine Packung Kamillentee gesehen.“ Raphael setzte mich auf dem Badewannenrand ab und verschwand. Aber nur um kurz drauf zurückzukommen.
„Ich denke, wir haben einige Stunden für uns. Selbst er ist nicht mehr der Jüngste und nach solch einer …“, es würgte ihn, „ … schafft selbst er es nicht mehr.“ Er blickte mich an. Ich sah wie bei ihm das schlechte Gewissen zuschlug. Ich hob meine Hand und drückte sie auf seine Schulter. Schüttelte mit dem Kopf und meinte, er sollte es gut sein lassen. Er war mir dankbar und half mir in das frisch eingelassene Wasser.
Mein ganzer Körper juckte. Selbst als das heiße Wasser mich berührte, fror ich. Meine Zähne klapperten und hämmernde Zwerge machten sich hinter meiner Schädeldecke breit. Das war nicht gut. Ich versank in Dunkelheit. Schwarze Dunkelheit ohne einen noch so kleinen Anhaltspunkt. Hatte nicht das Gefühl zu schweben, sondern stand still. Ruhig. Warum sollte ich nicht hier bleiben? ...
Energisches Rütteln weckte mich. Ich schlug meine Augen auf. Es war schwer. Ich wollte nur noch schlafen. Ein Hustenreiz überkam mich, spuckte Wasser. Luftholen war für mich eine Qual. Blickte in ein ängstliches Gesicht.
„Gott sei Dank!“, rief er aus. „Bin ich froh, dass ich vor kurzem den Erste Hilfekurs aufgefrischt habe.“ Ich blickte mich um. Lag auf dem Boden. Die Kälte schlug erbarmungslos zu. Und gleichzeitig war es mir zu heiß.
Raphael zog mich auf die Beine. Wickelte mich in einige Decken und führte mich in das sterile weiße Zimmer.
„Mein Lieber du brauchst dringend einen Arzt.“ Ich schüttelte den Kopf und murmelte etwas wie … „lass mich nur schlafen“. Ich hörte nur noch, „dass wollen wir doch mal sehen“.
Raphael brachte mich zu den Matratzen und ich war unendlich dankbar mich wieder hinlegen zu können. Doch schlafen durfte ich nicht. Raphael hielt mich wach. Immer wenn ich drohte einzunicken, weckte er mich. Gab mir zu trinken und etwas zu essen. Half mir auf die Toilette, denn inzwischen konnte ich mich nicht mehr selbst auf den Beinen halten. Immer wieder murmelte er vor sich hin, dass das Fieber einfach nicht runtergehen wollte.
Nach Stunden hörte ich, wie die Tür ging. Hörte eine Stimme, die ich schon seit Kindestagen an kannte.
„Du hast mich belogen! Du hast gesagt, dass du ihn freilässt!“
„Schau ihn dir an, dann weißt du, warum ich ihn nicht gehen lassen konnte. Oder willst du, dass er unterwegs abkratzt.“
„Was hast du mit ihm gemacht?“
„Das war nicht meine Schuld. Raphael hat sich nicht genug um ihn gekümmert. Er ist eifersüchtig ...“
„Du bist krank ...“
„Mäßige deine Stimme. Pflege ihn und wenn er kräftig genug ist, lass ich ihn gehen. Wie ich es dir versprochen habe.“
„Vergiss es, du kannst die Deals nicht nach deinem Gutdünken abändern. Du willst mich. Dann lass ihn frei.“
„Sascha!“ Clancys Stimme war kalt.
Ich erschrak. Schneidend war seine Stimme und dann hörte ich ein Keuchen. Schlug meine Augen auf. Clancy hatte Sascha am Schopf gepackt. Irgendwie den Arm umgedreht und zwang ihn so auf die Knie.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es wirklich Sascha war. Warum war er hier? Hatte es Clancy jetzt doch geschafft? Das durfte nicht wahr sein. Jetzt war es aus! Das letzte Fünkchen Hoffnung wurde damit zunichte gemacht.
Stöhnend richtete ich mich auf. Versuchte ihn zu rufen, doch meine Stimme versagte. Nur ein Krächzen kam heraus, war aber wohl doch laut genug, dass Clancy auf mich aufmerksam wurde. Er grinste mich an.
„Willst du deinem neuen Bruder Hallo sagen? Das kannst du gleich vergessen. Keiner von euch Fickmäulern wird ihn jemals berühren. Er gehört mir. Ich werde mich ganz alleine um ihn kümmern.“
Sascha wand sich unter seinem Griff. Letztendlich schaffte er es. Seine Antlitz war herausfordernd, voller Wut und Abscheu, völlig unnachgiebig. Mit einem plötzlichen Fußtritt in Clancy Eiern brachte Sascha ihn zu Fall. Raphael sah seine Chance. Stürmte auf Clancy los. Er hatte etwas in der Hand. Hämmerte mit dem Ding auf unseren Peiniger ein.
Keine Ahnung was dann noch alles geschah. Alles lag im Nebel. Nur an wenige Fetzen erinnerte ich mich. Schreie von Clancy, wie er versuchte Raphael zu überwältigen. Sascha, wie er auf dem Boden lag. Tritten auswich und selbst welche austeilte. Das Knallen der Peitsche und Schreie die durch Mark und Bein gingen. Wer schrie?… Ich wusste es nicht. Und doch drangen diese grausamen Geräusche in mein Innerstes. Es war Sascha. Nein! Clancy hatte ihn überrumpelt. Jetzt ist es aus! Wenn die SPA mich bis jetzt nicht gefunden hatte, würden sie es gar nicht mehr. Nur schwer konnte ich meine Augen offen halten. Wortfetzen „Arsch, Wichser, ...“ verfolgten mich. Ich durfte nicht einschlafen. Ich musste ihnen helfen. Raphael blutete aus dem Mund. Ich versuchte aufzustehen. Hatte keine Kraft.
Angst! Unsagbare Angst, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Tom.
Tom verzeih mir --- Ich liebe dich
In der Villa war es ruhig. Die Stille war fast unerträglich. Besonders schlimm war aber das Warten. Nachdem die SPA mit Karacho aus dem Haus gestürmt war, waren nur noch wenige Menschen anwesend. Loren hatte sich, nachdem sie mich aus ihrer Umarmung entlassen hatte, verabschiedet. Kyel lenkte sich mit seiner Arbeit am Laptop ab und Sascha, wer weiß wohin er sich verzogen hatte. Wahrscheinlich zu Viviane.
Ich selbst war in Kilrian´s Zimmer gegangen und zappte mich durch die Fernsehkanäle. Nicht einmal meine Lieblingssendungen brachten etwas Abwechslung und so wurde das Warten schier unerträglich.
Ich erwischte mich dabei, wie ich immer wieder zur Digitaluhr des Recivers blickte. Wie ich mich fragte, ob die Filmszenen zwischen den Werbeunterbrechungen immer so lange dauerten. Eigentlich wurden die Serien doch immer am spannendsten Punkt unterbrochen. Doch jetzt wartete ich irgendwie darauf. Vielleicht war es die Suche nach etwas Normalität. Die Normalität über die man sich immer so künstlich aufregte, die aber nie zu umgehen war.
Die Stunden vergingen, … ach halt, es waren ja nur Minuten. Aber es fühlte sich wie Stunden an. Ich schmiss die Fernbedienung auf den Tisch. Raffte mich auf und ging in die Küche.
Kyel saß immer noch an seinem Laptop, aber der Bildschirmschoner hatte sich bereits eingeschaltet. Also arbeitete er nicht. Tiefliegende Sorge hatte sich in seinem Gesicht breit gemacht. Worüber macht er sich Sorgen? Etwa über Kilrian? Nein! Bestimmt nicht! Er spielte mit seinem Ring. Ballte seine Hände zu Fäusten und mahlte mit dem Unterkiefer. Das konnte nur eins bedeuten. Sascha! Etwas war mit Sascha.
Ich setzte mich ihm gegenüber und der sonst so aufmerksame Chef bemerkte es nicht einmal. Er war mit seinem Gedanken sehr weit weg. Ich stand wieder auf und holte aus der Bar im Wohnzimmer eine Flasche „Absolutintus“. Ein wirklich starkes Gebräu. Der erste Schluck zog einem bereits die Socken aus. Aber dies brauchte er. Ich konnte nur vage ahnen, was vorgefallen war. Es gab eigentlich nur zwei Optionen. Die erste: Sascha hatte ihn verlassen. Ich musste schmunzeln, denn der Gedanke war so absurd. Die beiden sind einander verfallen. Option zwei: Die zwar genauso abwegig erschien, aber doch zu Saschas Charakter passen würde. Er war zu Clancy gegangen. Und die SPA hatte gezielt darauf hingearbeitet. Mit dem Wissen von Kyel? Eher unwahrscheinlich. Nein! Definitiv unwahrscheinlich. Wenn, war es eine spontane Planänderung. Ein Notfallplan oder eine Notfallsituation. Die SPA war mit ihrem Latein am Ende gewesen und hatte den einzigen Strohhalm gepackt der sich ihnen zeigte. Sascha. Shit Tom was dachtest du da. Sascha wird bestimmt in seinem Bett liegen und schlafen. Die beiden hatten einen Streit. Mehr nicht.
Kyel stand an der Anrichte und telefonierte als ich wieder in die Küche kam. Er war aufgebracht. „Holt ihn mir ja zurück, ... oder ich werde euch eigenhändig töten, alle!“, er schmiss das Handy neben sich und starrte mich an. Seine sonst so blauen Augen hatten sich um einiges verdunkelt. Er war völlig aufgebracht. War mehr als nur stocksauer, wütend, wenn nicht sogar kurz davor zu explodieren.
Ich nahm zwei Gläser und schenkte das Gebräu ein. Überreichte ihm ein Glas und wir tranken.
Gott Scheiße, das Zeug brannte höllisch. Ich musste nach Luft schnappen. Kyel schluckte das Zeug als ob es Leitungswasser wäre. Normalerweise brannte es gar nicht so schlimm. Ich schob es auf meine lädierte Kehle zurück, die in den letzten Tagen mehr Alkohol zu spüren bekommen hatte, als ein Alki im Dauersuff.
„Was ist passiert?“
„Sascha, … er … ist zu Clancy.“
Obwohl ich mir so etwas schon gedacht hatte, schlug der Satz ein, wie eine Bombe.
„Was? Ist der von Sinnen!“
Kyel nickte nur und griff nach der Flasche. Schenkte nach.
„Wie konnte er?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Er verhielt sich seit gestern Nacht so eigenartig. Nein eigentlich sogar schon vorher. Er hatte Viviane nicht mehr losgelassen. Betrachtete sie, als ob er sie nie wieder sehen würde. Einfach alles,... ach ... selbst der Sex war anders, eher so wie damals,... verstehst du? Es war alles anders. Sascha war nicht mehr er selbst. Bemerkt hatte ich, dass etwas nicht stimmte, als er sich im Genitalbereich rasierte. Er weiß, dass ich ihn nicht nackt will und doch hatte er es getan.“
Er nahm den zweiten Schluck und schenkte wieder nach. Ich selbst starrte Kyel nur noch an. Viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, doch kein einziger blieb hängen. Nun das war harter Tobak, den es erst zu verdauen galt.
Ich ließ mich auf meinem Platz am Tisch nieder. Drehte das Glas zwischen meinen Fingern hin und her.
„Und wie ging das vonstatten?“
Kyel erschrak kurz. Zuckte mit den Schultern. „Nun, laut Loris stand seit einiger Zeit ein rotes Auto unweit der Einfahrt. Gerbert, der Sascha nicht aus den Augen gelassen hatte, sagte, dass Sascha darin eingestiegen ist. Sie fahren immer noch. Sind in Richtung Innenstadt unterwegs.“, wieder spielte er mit seinem Ring. Lange konnte ich ihm nicht zusehen.
„Und du hast das zugelassen?! Ich meine ...! Langt es denn nicht, dass Kilrian sich zu diesem Schwachsinn breit erklärt hat, musstest du Sascha...!“
„Mach mal halblang! Glaubst du ich hätte es einfach so zugelassen, dass er sich in Gefahr begibt, wenn wir eine andere Möglichkeit gesehen hätten? Ich habe Sascha nicht dazu aufgefordert. Er tat es von sich aus, ohne mit mir darüber zu reden. Wenn ich es jetzt verhindert hätte ..., ich kann und will ihn nicht sein ganzes Leben lang überwachen lassen. Irgendwann wäre Sascha uns entwischt, du weißt, wie sehr es ihn belastet hat, dass Kilrian sich seinetwegen in Clancys Hände begeben hat. Dann hätten wir überhaupt keine Kontrolle mehr gehabt, und dann wäre nicht nur Kilrian verschwunden, sondern Sascha ebenfalls und … weiß Gott ... - ob wir sie dann überhaupt noch einmal lebend gesehen hätten. - ob wir sie jemals wieder so gesehen hätten, wie wir sie kennen.“, Kyel blickte mich nicht an. Sein Blick war überall und zugleich auch nirgends. Er hatte sich sehr gut unter Kontrolle. Ein Fremder würde seine innerliche Zerrissenheit nicht erkennen. Nur das stetige Drehen seines Eherings zeugte davon. Ich schenkte uns nach. Spürte bereits die Wirkung des Alkohols einsetzen. Absolutintus ist ein wirkliches Teufelszeug.
„Tom, ich bin, als ich Saschas Veränderung bemerkt hatte, zu Anthony gegangen. - Wir haben lange gebraucht um dahinter zu kommen, was diese Veränderung verursacht hat, wir sind sämtliche Möglichkeiten durchgegangen. Aber immer wieder kam die gleiche Frage auf. Wie konnte Clancy mit Sascha in Kontakt treten?“, er blickte mich an. „Mike! … Raoul hatte mich angerufen und meinte, dass er Mike jetzt wirklich langsam nicht mehr versteht. Er ein richtiges Arschloch sei ... „
Ja, Mike und Raoul sind eine Geschichte für sich. Eine Konstellation wie man sie sonst nur in den Sternen fand. Unbegreiflich, makaber aber auch wunderbar. Die Beiden waren wie Tag und Nacht. Raoul der Partyvogel brachte mit seinem äußerlichen Auftreten Mike um den Verstand. Und Mike, mit seinem Teenagergehabe, jagte Raoul immer wieder in den Wahnsinn. Eine Hassliebe sonders gleichen. Ja sie hassen sich und im nächsten Moment spürt jeder Anwesende wie die Liebe zwischen ihnen knistert. Irgendwie schafften es die Beiden, ihre Liebe immer wieder von neuem aufleben zu lassen. Unbegreiflich.
„Da wurde Anthony dann hellhörig. Die Möglichkeit hatten wir nicht bedacht, dass er an Menschen herantritt, die sich seiner Kontrolle entziehen konnten.“
„Aber warum hatte Mike,...?“ brannte mir die Frage auf der Zunge, doch Kyel ließ mich nicht ausreden.
„Das ist irrelevant. Anthony kennt Clancy. Er weiß wie er agiert. Nach dem Telefonat mit Raoul, konnte die SPA einen Plan entwickeln. Mir hatte Anthony gedroht mich zu fesseln und zu knebeln und in eine Zelle zu sperren, wenn ich nicht meine Füße stillhalte. Gott ist das ein Arschloch. Und jetzt sitze ich hier ...“
Ich hörte ihm nur zu. Er sprach all das aus, was ich fühlte. Mehr noch … er zeigte mir seine tiefste und verletzlichste Seele. Immer hatte er sich stark gegeben, doch er war zerbrechlicher als ich es für möglich gehalten hätte.
Ich erhob mich und ging in Kilrians Zimmer. Blickte mich suchend um. Fand ihn aber nicht. Kramte seine Koffer durch. Selbst hier hatte er ihn nicht verstaut. Im Kleiderschrank war er auch nicht. Ich wusste aber, dass er seinen Laptop dabei hatte. Ich ließ mich auf das Bett sinken. Hob meine Jeans vom Boden auf und holte aus der Hosentasche den Stick, den ich von Anthony bekommen hatte. So leicht war das Ding und ich konnte und wollte nicht verstehen, warum der Stick für mich so bedeuten geworden war. Doch, ich wusste es, auf dem Stick waren die einzigen Lebenszeichen von Kilrian. Vielleicht sogar seine letzten Minuten. Nein ich durfte nicht daran denken. Er lebt. Er wird bald wieder in meinen Armen sein und Gnade ihm Gott, wenn er sich in seinem Leben noch einmal in so eine Gefahr begibt. Ich werde in dann eigenhändig zu seinem Schöpfer schicken. Nur um die Gewissheit zu haben, dass er in Sicherheit ist.
Aus dem Augenwinkel sah ich seine Tasche, stand auf und hob sie auf. Öffnete sie und tatsächlich befand sich der Laptop darin. Mein Herz machte einen Satz.
Sicherlich hätte ich in die Aula gehen und dort einen Rechner benutzen können, doch ich wollte nicht. Ich wollte Kilrian nur für mich alleine sehen. Sein Leid und seinen Schmerz nur mit ihm teilen. Wollte nicht unterbrochen werden.
Setzte mich wieder auf das Bett. Schob die Decken von mir weg. Legte den Laptop zwischen meine Beine und betätigte den Powerknopf. Ungeduldig wartete ich die Zeit ab, die der Laptop brauchte um hochzufahren. Steckte den Stick in den Port, sogleich wurde die neue Hardware erkannt.
Auf dem Stick befand sich nur eine einzige Videodatei, die ich startete.
Zuerst hörte ich nur Clancy´s Stimme. Diesen Teil spulte ich vor. Mich interessierte es nicht, wie er versuchte Sascha zu bezirzen. Dann kam der Schnitt, Kilrian kniete auf allen Vieren. An seinem Hals war ein Lederhalsband befestigt. Clancy überprüfte den Sitz, zog an der Kette damit Kilrian seinen Kopf höher hielt. Hart musste Kilrian wegen dem würgenden Hergang schlucken. Die Vorarbeit von Clancy ignorierte ich. Mich interessierte nur Kilrian´s Körper. Striemen auf seinem Rücken. Um meinen Besitz lag ein Keuschheitsgürtel. Seine Handgelenke waren ebenfalls mit Lederschellen gefesselt. Das ganze Leder und Metall an seinem Körper erregte mich. Er sah damit so verdammt geil aus. Ein Klatschen holte mich aus meiner Betrachtung. Kilrian knickte mit den Armen ein und sofort wurde er von Clancy ermahnt. Tränen liefen ihm über die Wangen und wieder ein Klatschen. Ich hörte wie er 'Sire! Ja! Sire' von sich gab. Mein Blick wanderte wieder zu dem Käfig um seinen Schwanz. Er war erregt. Es machte ihn an. Er keuchte als Clancy sich in ihm versenkte. Sah wie er krampfhaft versuchte sich aufrecht zu halten. Dann kam Raphael ins Bild und Kilrian öffnete seinen Mund. Gierig, so sah es für mich aus, lutschte er an dem Schwanz, den ich selbst schon so oft im Mund gehabt hatte. Mein Freund leckte meinen Exfreund. Was für ein Bild. Was für eine Vorstellung. Ich war gefangen. Sog jede Frequenz, jede Szene der Beiden in mich ein. Vergrub sie in meinem Innersten und noch viel tiefer. Mein Blut strömte in nur einer Region zusammen. Ich war so fasziniert von dem was ich sah, dass ich es gar nicht mitbekam, wie ich mich selbst von meiner Hose befreit hatte. Langsam und sacht über meinen Schwanz strich. Als Raphael sich in Kilrians Mund ergoss, drückte ich meine Eichel. Wollte noch nicht kommen. Nicht bevor Kilrian es auch tat. Er schluckte und wollte ihn schon wieder in sich aufnehmen, doch Clancy befahl einen Stellungswechsel. Kilrian drehte seinen Kopf von Clancys Schwanz weg, doch es half ihm nicht. Clancy rammte ihm sein Teil rein, bis er würgen musste. Er stieß nur brutal in seinen Mund. Die Eier klatschten gegen Kirlrian´s Kinn. Es widerte ihn an, man erkannte deutlich, dass Kilrian nicht wirklich jeden an sich ran ließ. Er machte rein gar nichts. Er hielt nur still. Es war nicht seine Art nur passiv zu sein. Er war immer zumindest zum Teil auch aktiv. Gott!
Clancy´s Sperma spuckte er aus und schon schob Raphael sich wieder in seinen Mund. Kilrian hatte keine Zeit seinen Kiefer zu entspannen. Er wurde aufs Äußerste gefordert. Raphael gab ihm Stütze. Ich sah, wie Kilrian zusammenzuckte und am liebsten aufgeschrien hätte. Wieder wanderte mein Blick zum Käfig. Deutlich sah man, dass er nicht mehr erregt war. Irgendwas war anders. Dann fiel es mir wieder ein. ´Ich habe eine sehr gute Kontrolle über meinen Körper. Wenn ich nicht abspritzen will, dann tue ich es auch nicht. Wenn ich geil sein will, dann bin ich es auch. Wenn fünf mal hintereinander ein Orgasmus verlangt wird, dann bekommt derjenige ihn auch. Alles eine Sache der Selbstbeherrschung der Konzentration. Tom, es ist nur Sex...´
Lügner hatte ich damals nur gedacht. Doch, wenn ich mir das hier so ansah, dann hatte Kilrian recht. Anfänglich war er erregt. Wahrscheinlich war es von ihm pure Berechnung. Vielleicht auch nicht. Aber jetzt hatte er die Kontrolle verloren. Ich war jedenfalls erregt. Allein nur durch den Anblick, den Kilrian mir bot. Ich umschloss mich und fing an mich selbst in die Hand zu ficken. Meine Hüfte hob und senkte sich. Stellte mir vor, Kilrian würde auf mir sitzen. Sich an meinem Nacken festkrallen. Sein ganzes Gewicht auf meine Hüfte verlagernd, damit ich mich fester und tiefer in ihn versenken konnte. Meine Faust drückte zu, suchte die Reibung, die Kilrian mir mit seiner Enge gab. Ließ dabei den Monitor nicht aus den Augen. Sah wie ihm der Käfig abgenommen wurde. Er durch die Stimulation von Clancy erneut erregt wurde. Kein Wunder. Jedermanns Schwanz wird steif, wenn das Stück bearbeitet wird. In seinen Augen war keine Lust zu erkennen. Nur die Pein und die Hoffnung, dass es bald vorbei sein würde. Wie gerne würde ich ihm dies abnehmen.
Zeitgleich keuchten wir unseren Orgasmus raus.
Am Ende des Clips war noch einmal Clancy´s Stimme, doch ich hörte sie nicht. Ich spürte nur Kilrian´s Lippen. Roch seinen Körpergeruch und ergötzte mich an dem immer ruhiger werdenden Atem.
„Wann bist du wieder bei mir?“
In diesem Moment traf ich eine Entscheidung. Nur wusste ich noch nicht, wie ich es Kyel erklären konnte. Ich wollte für immer bei Kilrian bleiben, aber er würde seine Wurzeln in Deutschland nicht aufgeben. Schon wegen seines Hotels nicht. Er hing daran und es würde sein Herz brechen, wenn er es aufgeben müsste, wenn ich darauf bestehen würde. Lieber würde er mich zum Teufel jagen, als seine Lebensaufgabe wegen mir hinten anzustellen. Ich würde mit ihm gehen.
Ich suchte auf dem Nachttisch nach einem Taschentuch. Wurde fündig und beseitigte mein Sperma. Zog mich frisch an. Ging Richtung Couch, als es plötzlich laut in der Villa wurde.
„Holt Lenard...!“
„Kyel mach den Weg frei...!“
„Wo sind Betten frei...!“
„Ruft Mrs. Shmitz...!“
„Keine Polizei...!“
„Bist du von Sinnen? - Was hast du dir dabei gedacht?“ Und noch viel mehr. Ich öffnete die Tür, in diesem Moment kam Hilal ins Zimmer gestürmt. Er trug jemanden „Laptop vom Bett weg! - Aufdecken“. Sofort traten mir Tränen in die Augen. Er hatte Kilrian auf dem Arm und legte ihn etwas unsanft aufs Bett. Kilrian stöhnte auf. Er war blass. Schweißperlen auf seinem Gesicht. Nur kurz erhaschte ich einen Blick auf seinen Körper. Schock. Was hatte man ihm nur angetan? Was hatte der Wichser ihm angetan? Er sah schlimmer aus, als auf dem Video. Überall blaue Flecken und die Striemen waren violett. Blutunterlaufen.
Unschlüssig stand ich, als Hilal gegangen war neben dem Bett. Betrachtete das farblose Gesicht. Die Wangen waren eingefallen. Dunkle Ringe unter seinen Augen. Seine Atmung war nur flach. Setzte mich zu ihm auf das Bett. Suchte seine Hand. Sie war feucht und fiebrig heiß. Mit der anderen Hand tastete ich über seine Stirn. Er glühte und gleichzeitig überzog Gänsehaut seine Haut. Ließ seine Hand wieder los und zog die Decke bis hinauf zu seinem Kinn. Sah die restlichen Spuren an seinem Mundwinkel haften. Ekel machte sich in mir breit. Allein die Vorstellung daran, dass es Clancy´s Sperma war. Ich erhob mich und ging ins Bad. Holte einen Waschlappen. Ließ warmes Wasser drüber laufen.
Tupfte seine Lippen ab, wischte das eingetrocknete Sperma weg. Aus einem inneren Impuls heraus, riss ich die Decke runter. Mich strauchelte. Seine Brust, sie war übersät mit Peitschenhieben. Auch hier waren die Spuren von fremden Sperma zu sehen. Wahrscheinlich war das Sperma aus den Kondomen gelaufen, die Clancy auf seinem Rücken abgelegt hatte. Übelkeit. Ich konnte es nicht unterdrücken. Mein Magen zog sich zusammen. Rannte ins Bad. Übergab mich. Als ich mich langsam beruhigt hatte, ging ich in die Küche. Ignorierte die dort Anwesenden und suchte nach einer Schüssel. Als ich eine fand brachte ich sie ins Zimmer. Füllte sie mit warmen Wasser, schnappte mir einen frischen Lappen. Stellte die Schüssel auf dem Nachttisch ab und fing an Kilrian zu waschen.
„Was hast du nur gemacht? Schau dich mal an! Du bekommst nie genug. - Aber ich habe es dir ja versprochen, dass ich dich waschen werde, eincremen und in den Armen halte. Immer!“, spürte wie mir wieder die Tränen runterliefen. Nur wusste ich nicht, ob es der Schmerz war, den ich empfand, als ich Kilrian´s Körper zu Gesicht bekam oder die Erleichterung, dass er wieder bei mir war.
Wusste nicht wie lange, oder wie oft ich mit dem Lappen über seinen Körper strich. Ich tat es immer noch als Lenard hereinkam.
Er wies mich an raus zu gehen. Ich weigerte mich.
„Tom, ich muss Kilrian untersuchen. Es ist kein schöner Anblick, da ich herausfinden muss, ob sein Darm in Mitleidenschaft gezogen wurde.“ Ich nickte nur und ging in die Küche.
Dort saß Sascha wie ein eingeschnapptes Kind mit seiner gerichteten Nase, der rechte Arm war verbunden. Kyel hingegen stand am Fenster und blickte zu den Sternen. Mir war es gar nicht aufgefallen, dass es bereits wieder Nacht war. Ich trat selbst ans Fenster. Betrachtete die Sterne und wusste nicht mehr , wann ich dies das letzte Mal getan hatte.
Mein Leben war in letzter Zeit in reinen Stress ausgeartet. Für Niemanden und Nichts hatte ich mehr Zeit. Meine Freunde waren reduziert auf kaum mehr als eine Handvoll. Natürlich den Kastner-Clan nicht eingerechnet. Eigentlich, wenn man es so betrachtete, hatte ich nur den „Kastner-Clan“ als Freunde. Ich bereute es nicht.
Wo wäre ich, wenn ich nach den Wünschen meines Vaters gelebt hätte. Bestimmt nicht hier. Und bestimmt würde ich mir keine Sorgen über einen misshandelten Körper machen, denn das wäre dann „Alltag“. Mich schüttelte es. Nein ich bereute es wirklich nicht, dass ich meinem Vater den Rücken zugekehrt hatte. Ich war froh darüber.
„Wie habt ihr sie gefunden?“ Kyel drehte sich zu mir um. Dann zu Sascha. Sein Blick verriet, dass er nicht nur sauer sondern innerlich tief verletzt war.
„Sascha hat uns zu ihm geführt.“ Ja es stimmte. Kyel hatte ja erwähnt, dass sie ein rotes Fahrzeug beschatteten würden.
„Er kann von Glück reden, dass die SPA rechtzeitig zugeschlagen hatte, sonst würde er jetzt genauso daliegen wie Kilrian.“
Was?
„Wa.. Wie!“
„Sascha war der Meinung einen auf Bruce Lee machen zu müssen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, das Clancy in Kampfsport mehr als nur gut ausgebildet worden ist.“ Sascha zuckte nur mit den Schultern und verzog darauf sein Gesicht.
„Aber wahrscheinlich, war seine Gegenwehr etwas, was Clancy aus der Fassung gebracht hatte.“ So etwas wie Stolz blitzte in Kyel´s Augen auf. „Nun ja, sie lieferten sich einen Kampf. Raphael, aus welchen Gründen auch immer, ging auch auf Clancy los. Aber es dauerte nicht lange, da hatte Clancy die Oberhand über die Beiden. Raphael wurde brutal von Clancy ausgepeitscht und anschließend durch einen gezielten Tritt an den Kopf ausgeschaltet. Sascha war schon am Andreaskreuz angekettet. Das Hemd hing zerrissen von seinem Körper, die Hose runtergezogen und Clancy wollte gerade zum ersten Schlag ausholen, als die SPA ihn dann zu viert überrumpeln konnten. Zu viert! Und du wolltest ihn mit deinem Anfänger Verteidigungskurs besiegen.“, zickte er Sascha an, der ihn nur beleidigt anfunkelte.
„Wo ist Clancy jetzt?“
„Sicher weggesperrt!“
„Wie sicher? So sicher wie in dem Hochsicherheitstrakt?“
„Noch sicherer!“, Kyel´s Mundwinkel verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Das hieß nichts Gutes.
Ich drehte mich um, blickte Sascha an. Kurz nickte ich ihm zu. Er grinste. Er wusste, das ich ihm auf meine Art sehr dankbar war.
Lenard kam in die Küche und meinte, dass er mit Kilrian fertig sei. Er keine nennenswerten Verletzungen im Darm oder Intimbereich aufwies. Die Striemen sich aber entzündet hätten wodurch auch das Fieber herrührte und dass höchstwahrscheinlich Narben zurückbleiben würden,.
Langsam ging ich ins Zimmer zurück. Der Geruch von Desinfektionsmittel hing schwer in der Luft. Ich sah, dass alles feinsäuberlich weggeräumt worden war. Selbst die Schüssel mit dem Wasser und den Lappen.
Ich war müde. Zog mich aus und legte mich ins Bett. Versuchte Abstand zwischen uns zu halten, damit ich ihm nicht unbedacht Schmerzen zufügte.
Es war, als ob er spürte, dass ich neben ihm lag. Ein Arm umschlang mich und er drückte sich an mich. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er mir in den Nacken einen Kuss hauchte.
„Du kleine Schlampe... hör auf mit deinem Hauch von Nichts“, flüsterte ich.
Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht.
„Ich liebe dich. Ich lasse dich nicht mehr gehen!“
Sofort schlief ich ein.
Ich saß im Bett und telefonierte mit Sam. Das Unwetter war nun auch endgültig über Deutschland hinweggezogen und es gingen wieder vermehrt Buchungen ein. Ich war erleichtert das zu hören, denn die Hiobsbotschaft von ihm, dass es diesen Monat mehr schlecht als Recht aussah hatte mir genügt. Er fragte mich wie der Lehrgang war, ich antwortete ihm wahrheitsgetreu. Dass ich den Lehrgang nicht abgeschlossen hatte. Dass ich krank war, und wegen meiner Krankheit nicht fliegen durfte und deshalb über Weihnachten noch in Amerika blieben würde. Sam war davon überhaupt nicht begeistert, gab sich aber versöhnt, als ich ihm mitteilte, dass er die Tage, die er länger arbeitete, frei bekam.
Wenn ich dachte das wäre es gewesen, hatte ich mich zu früh gefreut. Sam wurde leiser und ich spürte, nein wusste, das er rumdruckste, sich nicht traute. Ich forderte ihn auf zu reden. Er teilte mir stockend mit, dass mein Vater es nicht mehr bis Silvester schaffen würde. Sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag.
Ich bedankte mich und legte auf. Schloss meine Lider. Atmete tief ein. Langsam wurde es Zeit Abschied zu nehmen.
Bewegung kam im Bett auf.
„Schlechte Nachrichten?“ Ich nickte nur. Ließ es zu, dass Tom mich umarmte. Mich an sich zog und schmiegte mich an ihn.
„Das Hotel schreibt im Moment rote Zahlen. Aber ich hoffe auf Weihnachten. Die Vorbuchungen sind schon mal vielversprechend. Legte meinen Kopf auf seine Brust. Kreiste mit meinen Fingern über sein Shirt. Spürte die leichte Erhebung seiner Brustwarze. Spürte auch, wie es ihm gefiel. Er sich aber zurückhielt. Ohne Vorwarnung zwirbelte ich sie. Tom stöhnte leise. Ermahnte mich, ich solle mich schonen. Wollte ich aber nicht. Wollte ihn. Jetzt.
Meine Hand führte ich weiter hinab. Sah wie er scharf die Luft einzog.
„Hör auf damit!“
„Nein!“, ich lächelte ihn lasziv an. Richtete mich auf. Schlang meine Beine um seine Hüfte. Setzte mich auf ihn. Gab ihm einen flüchtigen Kuss, beugte mich näher an sein Ohr und flüsterte.
„Zuerst ziehe ich dir dein Shirt aus. Betrachte deinen atemberaubenden Oberkörper. Dann führe ich meinen Mund an deinem. Werde um Einlass betteln. Unsere Zungen werden ihren Tanz aufnehmen. Nebenbei werde ich mich auf dir bewegen. Vor und Zurück. Vor und Zurück. Bis dein Schwanz ganz deiner Erregung verfällt.“
Ich wusste wie er auf Dirty Talk stand. Spürte wie er hart wurde. Für Tom reichte allein schon die Vorstellungskraft aus.
„Sobald ich deine Härte in meinem Schambereich spüre, werde ich mich von deinen lieblichen Lippen lösen. Über deinen Hals lecken. An deinem Kehlkopf saugen. Mit meinem Finger die nassen Spuren nachzeichnen. Den besagten Finger, von meinem Speichel feucht, werde ich in deinem Mund einführen. Dir so zeigen, wie ich dich später in deinem Mund ficken werde. Deine Zunge wird mich um den Verstand lecken. Bis ich dir endlich das gebe was du willst. Du wirst es dann aber nicht schlucken. Du liebst es, wenn du meinen Saft mit mir teilen kannst, wir gemeinsam, mit unseren Zungen mein Sperma in unseren Mündern verteilen. Es schlucken werden. Aber so weit ist es noch nicht, bis dahin werden meine Hände jede Stelle deines Körpers erkundschaften. Deine erogenen Zonen ausfindig machen. Dich dabei in ungeahnte Höhe katapultieren. Dir deinen Orgasmus verwehren. Werde warten bis dass dein nahender Orgasmus wieder abschwellt, während unsere Zungen wieder um die Vorherrschaft kämpfen. Wobei es keinen Sieger und keinen Verlierer gibt. Ich gebe dir keine Reibung, keine Reize mehr, bis du wieder schlaff bist. Erst dann werde ich dir deine Pants ausziehen.“, ich beugte mich noch dichter an sein Ohr. Spürte seine Hände auf meinem Rücken. Dank der Schmerztabletten war es für mich zum aushalten. Manchmal taten die Wunden noch ziemlich weh.
„Weißt du eigentlich wie geil du in deinen Pants aussiehst. Ja, du weißt es. Du weißt auch, dass ich dieses Kleidungsstück an dir liebe. Ganz besonders, wenn es von deinem steifen Schwanz ausgebeult wird. Ich bekomme dann nicht genug. Aber heute verzichte ich auf diesen Anblick, denn meine Zunge umkreist bereits deine Brustwarze. Lecke mit meiner Zunge darüber und dann nehme ich sie zwischen meine Zähne. Ziehe daran, bis sie sich mir erfreut entgegenstreckt. Dann kommt deine andere Brustwarze dran. Wenn beide aufgerichtet sind, küsse ich mich runter zu deinem Bauchnabel. Nebenbei zwicke und bearbeite ich deine Brustwarzen mit meinen Fingern, während ich mit meiner Zunge in deinen Bauchnabel stupse. Du bist da ganz schön empfindlich.“
Tom atmete inzwischen nur noch stockend. Auch spürte ich sein mehr als gut durchblutetes Stück.
„Danach sauge ich die Luft aus deinem Nabel. Sauge solange, bis du dir vorstellen kannst, wie es sein wird, wenn ich das gleiche mit deinem Loch machen werde. Da ich mich inzwischen zwischen deine Beine gelegt habe, bist du gezwungen sie ganz breit zu machen. Langsam küsse und lecke ich mich weiter runter. Ich rieche dich bereits. Das steigert meine Lust. Ich vergöttere den Duft, den du von dir gibst, wenn du geil bist. Du wartest bereits. Du willst das ich dir einen blase. Dich mit meinem Mund nehme. Doch du musst dich noch gedulden. Nur kurz streifen meine Lippen über deinen Schwanz. Aber ich bin gnädig. Ich nehme deinen Lusttropfen auf. Blicke zu dir hoch und lecke mir über die Lippen. Du wirst die Luft einziehen. Stöhnen. Diese kleine Berührung treibt dich in den Wahnsinn. Du willst mehr. Du willst dich in meinen Mund versenken. Willst das ich dich aufnehme, dich lecke. Aber du spürst etwas anderes. Meinen Mittelfinger, der sich langsam in dich schiebt. Wieder wirst du keuchen, denn du bist nicht darauf gefasst. Du dachtest wirklich das ich dir einen blase. Du hast aber keine Zeit mir deinen Unmut zu zeigen, denn es folgt der nächste Finger. Und immer wieder erwische ich deinen Punkt. Der Punkt der dir Hören und Sehen vergehen lässt. Du bist zu nichts mehr fähig. Nur noch zum Luftholen und zum Japsen. Dann habe ich dich soweit. Es gibt nur noch eins was du willst. Die Erlösung. Jetzt noch mehr als vorhin. Doch wieder werde ich dich hinhalten. Ich werde deinen Schwanz ignorieren und auch deinen Punkt. Dafür aber dein Loch verwöhnen. Ich lasse mich nicht nur mich gerne rimmen, ich mache es ebenfalls freudig und oft.“
Ziemlich fest drückte er mich an sich. Ich spürte wie seine Hüfte hochschnellte und er an meinem Hals keuchte. Nur langsam beruhigte sich sein Atem und auch sein Griff wurde wieder lockerer.
„Du bist nicht nur eine versaute Schlampe. Sondern auch ein verbales Flittchen. Oh Gott, es wäre jetzt so geil, wenn du es mir so besorgen würdest.“ Ich grinste ihn an und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
„Ich würde gerne. Aber mein Arzt hat mir Sex verboten!“
Jetzt war er es der mich schelmisch angrinste. „Nun ich kann mir nicht vorstellen dass das eine ernstzunehmende ärztliche Anordnung ist.“
„So?“
„Stell dich vor mich.“
Ich tat es. Sofort zog er mir meine Shorts runter.
„Oh ja. Nach bestem ärztlichen Ermessen war das eindeutig eine Fehlentscheidung.“
Ok! Mein Dirty Talk war auch an mir nicht spurlos vorüber gegangen. Er zog mich näher an sich heran. Mit den Händen musste ich mich an der Wand abstützen. Noch einmal schaute er zu mir hoch. Leckte über seine Lippen und nahm mich in seinen Mund.
Tom war gerade dabei die Striemen auf meinem Rücken zu versorgen, als es an der Tür klopfte und Lenard herein kam. Der alltägliche Hausarztbesuch.
Er stellte seinen Instrumentenkoffer auf das Bett und scheuchte sogleich Tom von mir weg. Eingehend untersuchte er die Striemen. Teilte mit, dass ich mit der Salbe weiter machen sollte. Verbände bräuchte ich aber nicht mehr, da sie gut verheilten. Danach erkundigte er sich nach meinem Befinden. Prüfte meine Temperatur bis Tom auf ihn zutrat und ihn zur Seite nahm.
„Nun, wenn Kilrian nichts dagegen hat,... also du weißt worüber wir gesprochen haben,... dann spricht nichts mehr dagegen. Nur seid am Anfang etwas vorsichtiger, ja!“, Lenard verabschiedete sich.
Ich blickte Tom fragend an, als er langsam auf mich zukam. Er ließ mich nicht mehr aus den Augen. Seine Mundwinkel zuckten. „Wie war das vorhin?“ Und ich befand mich in seiner Umarmung. Wie ausgehungert berührten mich seine Lippen.
„Was hast du?“
„Lenard hat das Ok gegeben. Wir dürfen wieder!“
„Was dürfen wir?“
„Wir dürfen wieder miteinander schlafen!“
„Ja, das weiß ich schon, ... und zwar schon seit gestern!“
Er drückte mich von sich weg. Es war zu köstlich zu sehen, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten.
„Seit gestern?!“
Ich nickte. „Jap... Oder warum glaubst du, habe ich dich so heiß gemacht. Aber du hast bloß dagelegen und hast mir zugehört. Anstatt mich zu packen.“ Noch bevor ich es richtig registrieren konnte, lag ich mich dem Bauch auf dem Bett.
„So so seit gestern! Aber weißt du was. Das nächste mal, sag doch einfach ´Fick mich´. Denn dein Gesäusel höre ich immer noch und es macht mich wahnsinnig, wenn ich nur daran denke, wie es wäre wenn du ihm Taten folgen ließest.“
Ich kicherte. Schon spürte ich ihn wie er sich an mir rieb. Gott! Wann hatte er sich ausgezogen? Ich quittierte es ihm mit einem tiefen Seufzen.
Doch dann entzog er sich mir wieder. Als mir die Sekunden zu lange wurden, drehte ich mich um.
Er stand hinter mir. War immer noch erregt. Musterte mich, beziehungsweise es hatte zumindest den Anschein, als ob er das täte. In Wirklichkeit war er mit seinen Gedanken ganz woanders.
„Was ist?“, riss ich ihn aus seinen Gedanken.
„Ich weiß nicht! Bist du dir sicher, dass wir es machen sollten? Ich mein, du wurdest nicht gerade sanft behandelt. Und ... und ... so sehr gedemütigt. So etwas hinterlässt Spuren auf der Seele. Willst du das wirklich?“
„Das meinst du jetzt nicht wirklich, oder?“
„Ekelt es dich nicht an, wenn dich jetzt einer berührt. Herr Gott! Kilrian du wurdest über Stunden vergewaltigt. Raphael,...“, er zeigt in die Richtung in der Raphaels Zimmer lag. Kyel hatte sich zunächst auch seiner angenommen. Zwischenzeitlich war er aber zu Matt gegangen, wir alle waren überrascht, dass Matt, Natalies Shmitz Bruder ist.
Ich stand auf, zog Tom in meine Arme. Leicht widerwillig ließ er es zu.
„Tom, sicherlich war das kein angenehmes Erlebnis. Und so gefickt und gedemütigt zu werden, will ich auch nicht. Oder was meinst du, warum ich die Regeln aufgestellt habe. Jeder Freier muss sich daran halten. Aber jetzt ist es vorbei.“, ich nahm seinen Kopf in die Hand und streifte leicht seine Lippen.
„Es ist ja gut und schön, dass du jetzt den starken markierst. Aber so etwas geht an einem nicht spurlos vorbei.“
Er wollte sich mir entziehen, doch ich hielt ihn fest. Rang mit mir selbst. War es an der Zeit ihm alles zu erzählen. War ich dazu bereit diesen Schritt zu gehen? Tief blickte ich ihm in die Augen und schmiegte meinen Kopf in seine Halsbeuge.
„Ich war fünfzehn. Da bin ich jemanden begegnet. Nein, lass mich anders anfangen damit du es besser verstehen kannst. Mein Vater hatte seinen ersten Schlaganfall, einen schlimmen Schlaganfall. Es war damals ungewiss, ob er diesen überhaupt überleben würde. Er hat ihn überlebt, dank seines Überlebenswillen. - Ich lebte damals in einem englischen Internat und in den Ferien war ich bei ihm. Am Anfang schien es sogar, als ob er sein Leben so weiterführen und das Hotel weiterleiten könnte. Aber es dauerte nicht lange und er bekam einen zweiten Schlaganfall. Ab da wussten wir, dass es mit ihm immer weiter bergab gehen würde. Meine Mutter hatte uns Jahre zuvor verlassen, aber das schlechte Gewissen brachte sie zurück. Das Hotel lief nicht sonderlich und deshalb wollte sie es verkaufen, das Personal entlassen. - Sie hatte es nicht mit mir abgesprochen, aber noch bevor sie die Entlassungsbriefe wegschicken konnte, hatte ich einen geöffnet und dadurch von ihrem Plan erfahren. Ich konnte es nicht fassen. In diesem Moment wusste ich einfach nicht, was das alles sollte. Das Lebenswerk meines Vaters aufgeben, kam für mich nicht in Frage.“
Tom hatte seine Arme um mich gelegt und stumm bewegten wir uns in einem nur für uns hörbaren Takt einer nur uns bekannten Musik.
„Als ich ihr sagte, dass wir das doch nicht machen könnten, ihr fast schon ins Gesicht schleuderte, was für eine grauenvolle Frau sie sei, dass ich mich um das Hotel kümmern würde, weil ich ja so viel darüber wüsste, viel mehr als sie,.. - stellte ich es mir noch so einfach vor. Gott war ich blauäugig. Ich war mir sicher alles alleine in den Griff zu bekommen. Internat, Hotel, die Streitereien mit meiner Mutter. Die Erziehungsmaßnahmen ihres Mackers. Das drohende Insolvenzverfahren. Von ihr, das wusste ich, konnte ich keine Hilfe erwarten. Von meinen Geschwistern noch weniger. Sie lachte mich aus, nannte mich ein dummes Kind das vom wahren Leben keine Ahnung hat und schickte mich los die Entlassungen zur Post zu bringen.
Ich hielt also die Entlassungsbriefe in der Hand. War damit schon auf dem Weg zur Post. Konnte aber keinen Fuß aus dem Hotel setzen. Mir fielen die Briefe aus der Hand und ich rannte los. Auf halben Weg ging mir die Puste aus und ich blickte nur in den Himmel. Starrte. Starrte in die gelbe Sonne, die allmählich orange wurde. Bis hin zu tiefem rot, bis zu den ersten Sternen. Ich musste Stunden dort einfach gestanden haben, als ich in eine Limousine gestoßen wurde. Dort saß er. Der Mann, der mir letztendlich den einzig möglichen Weg offenbarte. Den Weg den ich zu gehen hatte um alles zu erreichen. Tom ich war noch eine Jungfrau. Außer Selbstbefriedigung und einer vagen Vorstellung davon was Liebe und Sex überhaupt ist, hatte ich absolut keine Ahnung. Keine Ahnung worauf ich mich überhaupt einließ Dieser Mann war der erste der mich nahm. Gegen meinen Willen. Er war der erste der mich vergewaltigte. Immer und immer wieder. Bis es in mein Blut überging. Ich war geil auf ihn. Bin ich irgendwie noch heute. Ich machte alles was er von mir verlangt. Ging auf dem Strich. Ließ mich von ihm nehmen, wie er es wollte. Clancy war nicht schlimmer als er, nicht schlimmer als meine Vergangenheit. Er brachte nur einen kleinen Teil von dem zurück, was ich viele Jahre mitgemacht hatte. - Mit der Zeit verdiente ich viel Geld, das ich dann in das Hotel stecken konnte. Überzeugte meine Mutter mir die Leitung des Hotels zu überlassen. Gab meine Schule auf um mich ganz auf das Hotel und meinen Nebenjob zu konzentrieren.“
Ich blickte ihn an. Tom war in seinen eigenen Gedanken versunken.
„Verstehst du mich? Körperliche Gewalt macht mir nichts aus, ich bin daran gewöhnt. Ob es jetzt Fäuste sind oder ein Schwanz. Im Gegenteil, Gewalt und Dominaz kann mich sogar erregen, wenn ich genug Zeit habe mich darauf einzustellen. Ob durch meine Erfahrungen als Stricher Triebe freigelegt wurden die bereits tief in mir schlummerten, oder ob sie erst dadurch entstanden sind, weiß ich nicht, ist letztendlich aber auch egal.“
„Bist du immer nur unterwürfig?“
„Nein, ich mag beides! Glaub mir, wenn ich die Rolle des Masters übernehme bin ich sehr erfinderisch.“, meinte ich mit einem verruchten Lächeln.
„Hattest du genug Zeit gehabt, dich darauf einzustellen? Ich mein auf Clancy?“
Ich nickte, aber ich war mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich noch so tickte, ob mich solche Praktiken noch erregten? Viele Jahre hatte ich es vermieden, diesen Fetisch auszuleben. Es meinen Kunden verboten, diesbezügliche Wünsche nicht befriedigt.
„Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dir gefallen hat, dass du es verkraftet hast.“, beharrte er.
Was hatte er gesagt? Hatte er es nicht verstanden, dass es mir nichts ausmachte so behandelt zu werden, dass es nichts war was ich nicht verkraften konnte? Blickte ihn an. Meine innerliche Musik verstummte.
„Was?“
„Kilrian. Es hatte nicht den Eindruck, ...“
„Ich habe dich verstanden, aber was meinst du?“
Er wurde rot. Scham huschte über sein Gesicht. Er vermied es mir in die Augen zu blicken.
„Ach nichts. Es ist einfach noch zu früh, nicht richtig, wir sollten es nicht tun.“
„Weißt du wie demütigend es ist darum betteln zu müssen endlich vom eigenen Mann gefickt zu werden?“
Er atmete tief ein. Schüttelte aber mit dem Kopf. Beugte sich zu mir runter und küsste mir auf die Nasenspitze. Es war zwar eine liebevolle Geste aber doch spürte ich Kälte.
Ich konnte es nicht verstehen, ich zog mich sprichwörtlich vor ihm aus. Stand nackt vor ihm. Erzählte ihm aus meiner tiefsten und dunkelsten Vergangenheit. Gab alles von mir preis. Es gab nichts mehr, was er nicht von mir wusste und er,... er ließ mich jetzt buchstäblich im Regen stehen. Nackt.
Ich löste mich von ihm, nickte nur und verließ den Raum. Noch nie zuvor hatte ich einen Mann so zurückgelassen, nackt und unbefriedigt. Aber Tom war kein Kunde, er war viel mehr für mich. Bei ihm galten meine Regeln nicht, von ihm wollte ich Verständnis, Verständnis ohne dass wir keine Zukunft haben würden.
Gedankenverloren saß ich in der Küche. Für die Weihnachtsdekoration im ganzen Haus hatte ich kein Auge. Und doch ertappte ich mich dabei, wie ich den Glanz der Lichterpyramide in mich reinzog. Zwischen Sascha und Kyel herrschte immer noch leichte Anspannung. Von Raphael hatte ich nichts mehr gesehen. Wahrscheinlich ging er seinen eigenen Weg. Dennoch wäre es schön gewesen, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Zu wissen wie es ihm ging. Aber vielleicht kreuzten sich unsere Wegen irgendwann wieder.
Was mir allerdings auffiel, es waren nur noch vereinzelt SPA-Agenten zugegen. Sie traten nicht wie sonst in Massen auf, sondern nur einzeln oder zu zweit. Auch wurde die 'Einsatzzentrale' abgebaut und ich konnte endlich einen Blick in den halbleeren Raum werfen. Der war riesig. Die Fenster gaben sehr gutes Licht. Strahler in den verschiedensten Farbtönungen hingen von der Decke oder seitlich an den Wänden. Sogar eigens Lampen für den perfekten Lichtreflex sah ich. Dies war keine Aula, das war ein Raum, speziell eingerichtet zum Malen oder Fotografien. Ein Atelier. Mario würde sich die Finger noch solch einen Raum lecken. Er würde ehrfürchtig zusammenbrechen und auf allen Vieren den Lichteinfall abchecken. Stundenlang nur an einer Stelle stehen um sich von irgendwas, was ihm durch den Sinn huschte, inspirieren zu lassen. Ich musste schmunzeln. Hatte ich ihn doch schon einmal erwischt gehabt, wie er über meinen Weiher starrte. Ein Laubblatt in der Hand, mit verklärten Blick und einem Schmunzeln im Gesicht, dass es einem kribbelig heiß den Rücken runterlief. Er konfrontierte mich damals mit seiner Idee, mich nackt malen zu wollen. Ich gab meine Einwilligung, aber es wurde nichts mit stundenlangem ausharren in einer Stellung. Schon gar nicht nackt. Schade eigentlich. Ich hatte nur eine knappe Unterhosen an. Damals hatte ich diese Eierkneifer noch bevorzugt. Er wies mich an, mich auf den Küchenboden zu legen. Positionierte Arme und Beine. Rückte meinen Kopf zurecht. Zückte seine Kamera und fotografierte mich einfach. Das war alles. Jetzt hing das knapp das 0.90 x 1.50 Meter große Ölgemälde, mit mir, mich im Laub nackt räkelnd, an der Wand in meinem Wohnzimmer. Ein Hingucker.
Arme umgriffen mich. Ich spürte seinen warmen Atem und sog sein Aftershave ein. Im gleichen Moment klingelte mein Handy. Ich hatte es wieder angeschaltet aber die vielen Anrufe ignoriert. Doch jetzt holte ich es aus meiner Hosentasche, las den Namen 'Hart' und ging ran. Sofort spürte ich, wie Tom sich anspannte. Mir immer wieder den Nacken küsste, sich an mir rieb. Er blieb stumm. Beobachtete mich mit wacher Aufmerksamkeit. Als ich „ich freue mich auf dich“ sagte, griff er in meinem Schritt und drückte zu. Nur mit Mühe konnte ich ein Aufstöhnen unterdrücken. Es gefiel mir, wie er seine Eifersucht zeigte, seinen Besitzanspruch geltend machte. Vielleicht konnte ich ja da ansetzen. Seit heute Vormittag bettle ich ihn an. Ich war so was von geil. Das Handy verstaute ich wieder in meiner Hosentasche und lehnte mich an ihn. Genoss seine Leidenschaft. Fühlte wie er immer fester über meinen Reißverschluss rieb. Gleichzeitig seine Hüfte gegen mich stieß.
Dennoch wurde er langsamer.
„Tom fick mich endlich!“
„Ich kann nicht! Ich habe Angst dir weh zu tun,..!“ Ich drehte mich zu ihm um, packte seine Hand und zerrte ihn mit mir mit. Stieß die Tür zu meinem Zimmer auf. Zerrte ihn über die Schwelle und knallte sie zu.
Herausfordernd blickte ich ihn an.
„Ich habe mich gerade buchen lassen. In weniger als zwei Tagen, werde ich bei einem Mann sein, für den das Kamasutra mehr als nur eine Lebensweisheit ist. - Ich will jetzt von dir gevögelt werden. Ich will das du deinen Schwanz in meinen Arsch rammst. - Tom ich bin ein Callboy. Ich kann meine Kunden nicht warten lassen, bloß weil mein Freund der Meinung ist, ich sei zu zerbrechlich.“ Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare.
„Shit, du hast es wirklich nötig.“
Ach ne echt jetzt? Hat ja lange gedauert bis er es verstanden hatte. Ich nickte nur und grinste. Ohne weiteres zog ich mich aus. Stand halbsteif und nackt vor ihm. Quälend langsam tat er es mir nach. Am liebsten hätte ich selbst Hand angelegt, nur um schneller am Ziel zu sein.
„Gott, Tom lass mich nicht so betteln,...!“ Sah wie seine Augen dunkler wurden und dann war ich endlich am Ziel.
Er stieß mich ins Bett, legte sich auf mich. Befeuchtete seine Finger. Mit zwei Finger gleichzeitig dehnte er mich. Gab mir keine Zeit. Verschaffte sich zwischen meinen Beinen Platz, richtete sich in Position. Führte seine Faust über seinen Schaft und endlich spürte ich seine Spitze. Drängend, ungeduldig, mit einem Stoß versenkte er sich in mir. Füllte mich vollständig aus. Mir stockte der Atem. Ein paar Tage Abstinenz und der Muskel hatte sich wieder verengt. Tom hielt nicht inne. Überhörte er meine abgehackten Laute oder stachelte es ihm weiter an? Mir war es gleich. Ich wollte ihn nur noch spüren. Es war keine Leidenschaft. Es war nur Triebbefriedigung. Purer Sex.
Eigentlich sollte ich mich in Grund und Boden schämen, weil ich Tom so ausgenutzt hatte. Aber ich hatte es gebraucht. Seine bemutternde Art, ging mir auf die Nerven. Irgendwie musste ich es ihm doch zeigen, ihm klar machen, dass ich aus einem anderen Holz geschnitzt bin. Dass es gerne auch mal härter sein darf. Selbst er brauchte es. Es wurde ihm klar. Er wurde wilder, als er sah, wie ich mich selbst pumpte. Er biss mir in die Lippen. Ich schmeckte Blut. Zog ihn zu mir runter und drückte mich gleichzeitig gegen sein Rhythmus. Tiefer, viel tiefer sollte er in mich stoßen. Ich kam. Kurz grinste er. Seine Augen schrien nur so vor Geilheit. Hievte meine Beine über seine Schulter, rutschte näher ran, machte einen weiteren festen Stoß. Scheiße was für ein Gefühl. Meine Finger gruben sich in das Laken. Ich keuchte.
„Meine Schlampe. Bist du etwa schon fertig?“ Leicht geschockt blickte ich ihn an, doch dann leckte ich mir über meine Lippen. Er forderte mich heraus.
„Wohl kaum. Das ist ja wohl nicht alles was du zu bieten hast!“ Sein Ausdruck war beleidigt.
„Nein!“
„Das will ich hoffen, denn mir steht er schon wieder.“
Ich hatte schon viele Männer. Männer mit besonderen Wünschen. Häschenjagd. Latexfetisch. Füßelecken und vieles mehr.
Meine Vergangenheit gleicht einer abgebrannten Trauerweide und doch war ich auf der einen Seite glücklich dies alles erlebt zu haben. Denn nur so war ich in der Lage meinem besten Freund zu helfen. Fand jemanden, der mich so akzeptierte wie ich nun mal bin. Der es schaffte, meine tiefsten Triebe zu befriedigen, bis ich nur noch geplättet in seinen Armen liegen konnte.
Es war nicht nur der Sex, mit dem er es schaffte, dass ich mich so völlig ausgelaugt fühlte. Es war seine Liebe, seine Liebe zu mir, die er mir gab.
Ich war nicht mehr ungeliebt. Ich wurde geliebt.
Am Tag vor Weihnachten:
Mit einem Schmunzeln vernahm ich Toms leises Schnarchen. Schaltete den Fernseher ab. Schälte mich aus seiner Umarmung und stand vom Bett auf. Wie auf leisen Sohlen schlich ich mich ins Bad und betrachtete mein Spiegelbild.
„Na Zeth, lange nicht mehr gesehen. Es wird Zeit. 'Hart' wartet schon.“
Ende.
Texte: C.Gr (c) 2013/14
Bildmaterialien: ©Adam39
Lektorat: Danke an meine kritischte Leserin E.Be und lieben Adam39. Ohne 'Euch' wäre ich hoffnungslos aufgeschmissen
Tag der Veröffentlichung: 30.11.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Büchlein hat mir manchmal mehr als nur graue Haare und Haarausfall bescherrt.
Deswegen widme ich dieses Buch;
E.Be: ohne sie wäre es schon nach ein paar Tagen in dem Papierkorb gewandert.
Adam39: er anhand meiner grausigen Rechtschreibung und Grammatik eine polierte Glatze aufweisen kann. Und Unloved zu einem neuen Gesicht verholfen hat.
Christina: schnell mal ein Rene rüberreich. Sie wegen einem unvollkommenen Schluss fast einen Herzinfarkt bekam.
Und zuletzt:
Euch allen Lesern: die mich geistig, mit Kommentare und vielen Herzchen aufgemundert habt.
Lehnt euch zurück und genießt.
Danke eure C.Gr