Der Professor und seine Frau hatten mich von zu Hause abgeholt. Sie schienen vertraut mit mir zu sein, aber ich konnte mich an die beiden beim besten Willen nicht erinnern. Trotzdem folgte ich ihrer Einladung. Sie wohnten weitab von jeglicher Zivilisation und erzählten mir, sie seien vor mehreren Jahren hierher gezogen, und fühlten sich hier so wohl, dass sie nie den Wunsch nach Gästen verspürt hätten.
Aber jetzt erführen sie gerne von mir, wie es in den letzten Jahren auf der Welt zugegangen sei. Ich konnte nicht viel Gutes berichten. Die Petroleumlampe flackerte auf einem zierlichen weißen Tischchen, wir tranken Wein und die Zeit verging wie im Flug. Es kam mir so vor, als sei der sternenlose Himmel über dem Glasdach des Wintergartens inzwischen noch schwärzer geworden.
"Wo ist hier bitte die Milchstraße", fragte ich leicht irritiert.
"Rechts hinten."
Tatsächlich flimmerte ein schmaler Sternenstreif durch die hintere Glasfront, von mir aus gesehen vielleicht einen Meter breit. Plötzlich fühlte ich mich einsam und ausgesetzt angesichts dieser kosmischen Leere, die über mir gähnte und ich empfand große Sehnsucht nach meiner heimatlichen Milchstraße. Bringt mich bloß sofort zurück und zwar in die richtige Zeit.
Texte: Umschlagauarell von Britta Ahrens
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2011
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