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Dämon

Meine Seele wird verfolgt. Ein Dämon will sie töten. Warum? Sie weiß es nicht. Sie ahnt nur, es ist eine Schuld, eine schreckliche Schuld, die der Dämon ihr vorwirft. Aber sie kennt weder den Namen des Dämons noch den der Schuld.

Meine Seele war mit zwei verwandten Seelen zusammen, als der Dämon sie überfiel. Er hat die beiden getötet. Nun ist meine Seele auf der Flucht und allein auf sich gestellt und meidet die Nähe der Menschen. Man würde sie verraten, wenn sie sich ihnen zeigte.

Nur unter Wasser fühlt sie sich vor ihrem Verfolger sicher, schwimmt die Flüsse hinab wie ein Fisch. Und auch vor Abwässerkanälen scheut sie nicht zurück, atmet Schmutzwasser, nur um nicht an Land zu müssen.

Aber manchmal ist sie dazu gezwungen, wenn sie sich im Labyrinth einer Großstadtkanalisation verirrt hat. Dann entweicht sie durch einen Kanaldeckel und eilt zum nächsten Gewässer.

Besonders im Winter, wenn die Seen und Teiche zufrieren, muß sie sich sputen. Die Kälte macht ihr nichts aus, sie spürt sie nicht einmal, sie fühlt sich wohl unter dem Eis.

Vorhin sprang sie gerade noch rechtzeitig in einen Weiher, durchbrach die dünne Eisschicht, um in der Tiefe zu überwintern. Irgendwann aber, und der Tag ist nicht mehr fern, wird sie weit hinausschwimmen ins Meer und nichts mehr zu fürchten haben.

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Tag der Veröffentlichung: 13.06.2011

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Widmung:
Wettbewerb zum Thema Besessenheit

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