PPAsTraumstadt
Kennengelernt habe ich Peter Paul Althaus, seine Freunde nannten ihn kurz PPA, nicht mehr persönlich. Aber in den literarischen Kreisen in denen meine Frau und ich seit Jahren verkehrten, war noch oft die Rede von ihm - wie zum Beispiel in dem Künstlerkreis Seerose, den PPA 1948 gegründet hat. Auch nach Lesungen meiner Texte fiel gelegentlich sein Name. PPA-Kenner stellten Vergleiche an, und für manche gelte ich gar als literarisch modernisierter Nachfahre PPAs, zum Beispiel auch für den Neffen PPAs, Hans Althaus, der sich sehr für das Werk seines Onkels einsetzt. Von ihm erhielten wir einige Schriften über PPA, und so habe ich mich intensiver mit diesem Dichter beschäftigt. Ich war dann tatsächlich verblüfft, wie sehr die Themen, die er bevorzugte, den meinen glichen. Und auch in der Art sie literarisch umzusetzen, wie zum Beispiel Redewendungen wörtlich zu nehmen, erlebte ich Entsprechungen. Also doch eine Seelenverwandtschaft. Der Dichter der Traumstadt, Peter Paul Althaus fand in Schwabing die Außenwelt, die zu seiner Innenwelt passte. Geboren ist er 1892 in Münster. Schwabing lernte er 1922 durch einen Verlegerbesuch in München kennen. Bis zu seinem Tod 1965 blieb PPA Schwabinger, ja, er wurde zum Prototyp des Schwabingers. Und er erweiterte diesen Stadtteil in seinen Dichtungen ins Imaginäre, verwob ihn mit seinen Träumen und schuf daraus die Traumstadt seiner Traumstadtgedichte. Einem der skurrilen liebenswerten Traumstadtbürger, Dr. Enzian, widmete er einen eigenen Gedichtband. Allesamt gehören die Bewohner der Traumstadt zur Kategorie der „sanften Irren“, einem weiteren Titel der ab 1951 erschienenen Gedichtbände, die PPAs literarischen Erfolg begründeten. Und PPA war ihr Bürgermeister. Die Zeit um die Jahrhundertwende bis 1914 gelten als Schwabings "goldenes" Zeitalter. Als PPA 1922 Schwabing zu seiner Wahlheimat machte, erlebte er das "silberne" Zeitalter Schwabings. Es war die Welt der Bohème, der literarischen Zirkel, der Künstlerfreundschaften. Zu PPAs Freunden wurden u.a. Karl Wolfskehl, Joachim Ringelnatz, der Pianist Ludwig Kusche, der Schauspieler Gustl Weigert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es dann in Schwabing kulturell eine Nachblüte. Inzwischen ist der Mythos Schwabing längst verblaßt. Doch PPAs „Traumstadt“, mit der er sein geliebtes Schwabing ins Reich der Dichtung erhob, bleibt uns erhalten.
Hier ein Gedicht aus „Dr, Enzian:
Dr. Enzian begibt sich manchmal auf den Allgemeinplatz
und da setzt er sich mit einem Freund auf eine Bank,
und dann prägt er immer irgendeinen Allgemeinsatz:
(beispielsweise; „Wer gesund bleibt, wird nicht krank!“)
Und sein Freund, der Tierausstopfer Eugen Rüchlein
schreibt die Sätze alle in ein Büchlein,
daß die Nachweilt später nichts verliert,
wenn der Allgemeinplatz mal bebaut wird oder parzelliert
Folgende Titel liegen als Neuauflagen vor: :
1. In der Traumstadt, Little Tree Verlag Gerhard Winter, Essen, 1991
(Dieses Buch enthält nur die Traumstadtgedichte)
2. Peter Paul Althaus - Die Traumstadtgedichte von PPA, Pendragon
Verlag, Bielefeld, 2003
(Dieses Buch enthält die Traumstadt-, Dr. Enzian-, Blumen-, Sanften
Irren- und Seelenwandertourengedichte)
3. Das Peter Paul Althaus - Gedichtbuch, edition monacensia im Allitera
Verlag München 2004
(Dieses Buch enthält ausgewählte Gedichte aus allen
Schaffensperioden von PPA)
Ausführlich über PPA informiert Karl Norbisrath in „Das Leben des Dichters Peter Paul Althaus“, erschienen 1991 im Verlag Gerhard Winter, Essen
Texte: Titelphoto von PPA mit Genehmigung von Hans Althaus .
Tag der Veröffentlichung: 17.03.2009
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