Mein Weihnachtsmärchen
Cornelia Jahnke
Lebte einst in einem kleinen Dorf, in einem kleinen Haus
ein Junge, ich glaub` das Kind hieß Klaus.
Seine Eltern waren arme, arme Leute.
Ja, damals lebte man anders als heute.
Klaus war fleißig, Gott sei Dank.
Ging seinem Vater flink zur Hand.
Die Mutter lag im Bett, schwer krank.
Klaus drückte das Leid der Eltern immer mehr.
Sie waren so herzlich, er liebte sie sehr.
Er lief in den Wald, setzte sich unter die Tanne.
Eine Träne lief langsam über seine Wange.
Und wie er so saß, die Gedanken verloren sich,
rieselten Sterne, eine Fee erschien im gleißenden Licht.
Sah den Buben, streichelte sanft sein Haar:
„ Sei nicht traurig denn nun bin ich ja da.“
Verwundert schaute Klaus ihr ins Gesicht:
„ Wer bist du, entschuldige, ich kenn` dich nicht!“
„Pst, beruhige dich mein Kind.
Weißt du nicht, daß wir Feen sind?
Du bist so tüchtig, deine Seele ist rein.
Drum sind drei Wünsche von mir jetzt dein.“
Und während sie zum Kinde sprach,
ihre Hand einen kleinen Zweig sich brach.
Drei Wünsche entsprachen drei Blätter am Ast.
Der Junge lief nach Haus`, selig und voller Hast.
„ Liebe Fee wie kann ich dir danken.“
Dachte Klaus still für sich.
Das Glück strahlte über sein zartes Gesicht.
Zu Haus` erzählte der Junge aufgeregt
seinen Eltern, was er im Wald erlebt.
Die Mutter schaute lange den Vater an.
Sie wußte nicht, was sie sagen kann.
Die Eltern schauten ungläubig drein.
Sollte daran etwas Wahres sein?
Der Knabe nahm den Zweig in die Hand.
Er schaute fest seine Mutter an:
„ Mein erster Wunsch sei der Innigste hier.
Er mache einen gesunden Menschen aus dir!“
Das erste Blatt löste sich und fiel langsam herunter.
Wie durch ein Wunder stand sie auf und war`d munter.
Der Vater konnte keinen Blick von ihr lassen.
Er lief, um sie an die Hände zu fassen.
„ Mein zweiter Wunsch komme allen gelegen.
Ich will jeden reichlich zu essen geben.“
Das zweite Blatt fiel ab, der Wind blies es weg.
Eine Tafel erschien und zwar reichlich gedeckt.
Die Eltern liefen, die Leute zu laden.
Alle sollten sich am Tische laben.
Klaus stand in der Ecke, den Zweig in der Hand.
Nur noch ein Blatt sich daran befand.
„ Ich will den Zweig beiseite legen,
um mir den dritten Wunsch gut aufzuheben.“
Die Zeit verging, die Leute lebten in Saus und Braus.
Wer Hunger verspürte, der ging in das Haus.
Wann immer man sich Dinge herunternahm
sogleich etwas Neues durch`s Tischtuch kam.
Der Herbst ging, der Winter kam im nu,
deckte die Landschaft mit Schnee schnell zu.
In des Buben`s Herzen machte sich breit
das Gefühl für die Zeit der Heimlichkeit.
Doch den Bewohnern fiel`s nicht ein,
den Marktplatz in Weihnachtsstimmung zu tauchen.
Wer konnte schon einen Christbaum gebrauchen?
Alle bekamen, was das Herz begehrte.
Sich darum keiner um den Heiligen Abend scherte?
Unterdessen in einer Werkstatt hoch im Norden,
schaute der Weihnachtsmann voller Sorgen.
Engel und fleißige Zwerge verpackten Geschenke
so hoch wie die Berge.
Die Türen flogen auf, Schneegestöber wehte stürmisch herein.
Der Weihnachtsmann kam, die Wangen rot wie der Wein.
Polternd ließ er den großen Sack nieder,
prustete laut und erholte sich wieder.
Er ging zum Fernrohr mit großen Schritten,
um dadurch auf die Welt zu blicken.
„ Nanu, wunderte er sich, was ist da los?
Wo sind die Dorfbewohner bloß?
Warum schmückt da niemand den Baum?
Ich muß doch mal nach den rechten schau`n.“
Er rieb sich die Augen und sah noch mal`s hindurch.
Doch wie er die Schärfe auch noch verstellte,
da war keiner, der den Baum mit Kerzen erhellte.
„ Nun gut, so soll es sein, ich laß das Dorf dies` Jahr allein!
Keiner soll bekommen seine Gaben.
Die müssen alle genug Sachen haben!“
Brummig schob er das Fernrohr zurück.
Warf auf die Geschenke einen enttäuschten Blick.
Währenddessen brannte im Haus vom Klaus
ein Baum im strahlenden Kerzenlicht.
Gemütlich saß er vor`m Ofen und freute sich.
Doch der Abend schritt gemächlich voran.
Wer nicht kam, daß war der Weihnachtsmann.
Traurig schaute Klaus auf die Uhr.
Wo bleibt der Bärt`ge heute nur?
Der Junge beschloß ins Dorf zu gehen.
Vielleicht hat ihn jemand der Leute gesehen?
Staunend zog er von Haus zu Haus.
Hier sieht`s ja überhaupt nicht nach Weihnacht` aus.
Wenn der Weihnachtsmann das sah,
ist` kein Wunder, das nichts geschah.
Schnell lief der Klaus heim in sein Haus,
holte sein Wunschzweig flink heraus.
„ Ich wünsch` mir ganz geschwind,
das die Leute in Weihnachtsstimmung sind.“
Der Wind heulte, das Fenster sprang auf.
Das Blatt flog mit dem Wirbel hinaus.
Auf einmal durchfuhr ein Zucken die Leute.
„ Herrje, Weihnachten ist doch heute.“
Und mit einer rasenden Geschwindigkeit,
verbreitet im Dorf sich die Heiligkeit.
Strahlendes Leuchten stieg am Himmel empor.
Ein jeder holte eine Kerze hervor.
Und mit den Lichtern in der Hand,
fingen die Leute zu singen an.
Der Wind trug die Melodie hoch empor.
Sie drangen dem Weihnachtsmann an sein Ohr.
Das was er hörte, dem Bärtigen sehr gefiel.
Hinzu kam der Kirche Glockenspiel.
Er lenkte den Schlitten nach dem Klang des Gesangs,
und kam so in das Dorf des Jungen an.
Mitten auf dem Marktplatz blieb er dann steh`n.
„ So, da bin ich. Will nach dem rechten seh`n!
Ihr lieben Leute, denkt an den Sinn der Heil`gen Nacht.
Vor vielen Jahren ward ein Wunder vollbracht.
Das Christkind erblickte das Licht auf Erden.
Es sorgte dafür, daß auch Arme glücklich werden.
Vergeßt nicht, auch an diese zu denken
und ihnen von eurem Überfluß zu schenken.
Weihnachten ist das Fest der Liebe.
Nicht die Geschenke und all die Gaben,
die die Leute unter ihre Bäume haben,
sondern der Gedanke an die Herzlichkeit,
stärkt das Wohl und die Gemeinsamkeit.
So sprach`s der Bärt` ge, stieg in den Schlitten ein.
Die Dorfbewohner blickten nachdenklich drein.
Gemeinsam faßten sie sich an die Hand,
und fingen zusammen zu singen an.
Und sieh, dort oben hoch am Himmel
strahlte ein Stern besonders hell.
In der Ferne hörte man leises Gebimmel.
Der Klaus und seine Eltern gingen nach Haus.
Und im Herzen breitet sich Glückseligkeit aus.
Ende
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2010
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