Sollte Sie der Inhalt dieses Buches bei erster Betrachtung verwirren, so kann ich das gut verstehen. Es ist kein Reiseführer, kein Roman, und eigentlich so überhaupt nicht einem klassischen Genre zuzuordnen. Es ist eine Sammlung von Reisegeschichten, Reportagen, Reiseinformationen, Buchrezensionen und sogar Rezepten, die ein gemeinsames Thema haben: Südostasien. Oder besser gesagt: das Reisen in Südostasien. Das Reisen als Individualtourist und Backpacker, als Einzelperson und Individualist, der die Region auf eigene Faust entdeckt, statt in der Herde mitzutrotten. Es sind meine Erlebnisse, Beobachtungen und Erkenntnisse, die ich während der mittlerweile mehr als 2 Jahre, die ich in dieser Weltregion verbracht habe, gewonnen und aufgeschrieben habe. Vietnam ist dabei jenes Land, das in den Texten am stärksten vertreten ist, und das aus gutem Grund: Mehr als eineinhalb Jahre lebte ich dort, denn meine Frau ist Vietnamesin.
Die Auswahl der Texte reicht dabei von ernsten, gesellschaftskritischen Texten bis hin zu Länderinformationen in FAQ-Form mit Augenzwinkern. Humor und Ernsthaftigkeit, das sind zwei Betrachtungsweisen, die einander nicht ausschließen, sondern ergänzen. Und auch der kulinarische Genuss darf nicht zu kurz kommen, denn die Küche eines Landes repräsentiert ein Land ebenso wie seine Kultur, und speziell die Küche Asiens ist ein gern gesehener Gastgeber auf der ganzen Welt. Deshalb enthalten die Kapitel über Thailand, Vietnam und Kambodscha auch Rezepte zum Nachkochen.
Das Ergebnis ist ein bunter Mix, der Südostasien einmal auf eine etwas andere Weise präsentiert. Mal heiter, mal nachdenklich, aber immer unterhaltsam und informativ, führt dieses Buch durch eine Region, die immer mehr Reisende in ihren Bann zieht.
Viel Spaß beim Lesen und unterhaltsame Stunden wünscht Ihnen,
Albert Karsai, Mai 2013
Soll ich mich einer Reisegruppe anschließen oder es lieber auf eigene Faust versuchen?
Das kommt darauf an, ob Sie Urlaub von der Stange möchten, oder lieber etwas Maßgeschneidertes. Wenn Sie gerne von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten herum gescheucht werden, den Besuch nichtssagender Farmen und Manufakturen lieben, und sich nur ungern über die Gestaltung Ihrer Reise den Kopf zerbrechen, dann liegen Sie mit einer Pauschalreise richtig. Wenn Sie gerne entdecken und Gefallen daran finden, sich von einem Tag zum nächsten treiben zu lassen, dann sollten Sie es auf eigene Faust versuchen. Die touristische Infrastruktur ist nahezu überall soweit vorhanden, dass man ohne gröbere Probleme vorankommt, und wem nach etwas Abenteuer gelüstet, kann jederzeit die ausgetretenen Pfade verlassen, um für einige Tage oder länger im touristischen Niemandsland herum zu streifen. It’s up to you.
Wie viel Gepäck benötige ich?
Soviel als notwendig. Wie viel das ist, hängt von Ihrem persönlichen Lebensstil ab. Ein Luxusmensch benötigt mehr als ein Asket. Haben Sie einen Sherpa, der Ihre Habseligkeiten trägt, dann nehmen Sie meinetwegen auch Ihren Massage-Sessel und das Reisebügeleisen mit. Tragen Sie Ihren Rucksack aber selber, dann beschränken Sie sich lieber auf das Notwendigste, denn Sie werden unterwegs jedes Kilogramm, das Sie zu viel mit sich tragen, verfluchen. Wie viel Gewand Sie benötigen, hängt natürlich davon ab, wann Sie wohin fahren, aber in Südostasien wird es selten kalt, und notfalls kauft man halt das eine oder andere Teil vor Ort ein. In Korea und China sieht die Sache schon anders aus, denn dort können die Winter ebenso bitterkalt sein wie bei uns. Und Vietnam ist diesbezüglich zweigeteilt. Der Norden ist im Jahresmittel kälter als der Süden, und Winter können kühl sein. Konsultieren Sie am besten Ihren Reiseführer oder durchforsten Sie das Internet. In Gegenden, die dem Monsun ausgesetzt sind, kann das regionale Klima stark variieren (so z.B. an der West- und Ostküste im Süden Thailands).
Zu den Gegenständen, die Sie unbedingt einpacken sollten, gehören: Reisepass (muss oft bis 6 Monate nach Einreise gültig sein), (gültige) Zahlungsmittel, ein kleines Vorhängeschloss, eine Taschenlampe, ein kleines Taschenmesser (aber nicht im Handgepäck!), einen Fotoapparat (und Akkus), wichtige Medikamente, und natürlich einen Reiseführer. Sprachführer benötigen Sie keinen, denn sollte es Ihnen wider Erwarten gelingen, sich verständlich zu machen, dann ist spätestens bei der Antwort Endstation.
Gibt es Probleme mit dem Visa?
Nicht, wenn Sie eines haben. Als Bürger der europäischen Union kann man den Einreiseformalitäten relativ gelassen entgegensehen, und häufig benötigt man kein Visum (Thailand, Malaysia, Korea), oder man erhält es gegen etwas Bares an der Grenze (Laos, Kambodscha). Kommunistische Länder wie Vietnam oder China (oder paranoide wie Myanmar (Burma)) stellen hierbei eine Ausnahme dar, denn jeder Tourist ist ein potentieller Undercover Agent und muss genauer unter die Lupe genommen werden. Visa werden daher nicht an der Grenze ausgestellt, sondern nur im Voraus. In China verlangt man in politisch heiklen Zeiten oft auch eine genaue Reiseroute mit getätigten Hotelreservierungen, in Vietnam stellt man sogar Visa an der Grenze aus, allerdings nur, wenn diese vorher beantragt wurden. Das vietnamesische Visa ist auch im Vergleich zu den Nachbarländern erheblich teurer. Wahrscheinlich wäre es diesen Ländern am liebsten, die Touristen würden draußen bleiben und einfach nur ihre Devisen an der Grenze abgeben.
Wie sicher sind asiatische Länder?
Ziemlich sicher. Oder anders ausgedrückt, nicht unsicherer als andere Länder auch. Sieht man von den gelegentlichen Unruhen in Thailand ab. Oder politisch fragwürdigen Regimen wie in Myanmar oder Nordkorea. Oder den sporadisch auftretenden Naturkatastrophen in Form eines Tsunami oder Taifuns. Oder dem halsbrecherischen und wahnwitzigen Fahrstil auf den Straßen Vietnams. Oder den regelmäßigen Scharmützeln zwischen Indien und Pakistan. Oder …
Ich habe auf meinen bisherigen Reisen durch diesen Kontinent keinen Anlass gehabt, um meine Sicherheit besorgter zu sein, als daheim in Österreich. Zwielichtige Gestalten treiben sich überall herum, und eine Portion gesunder Menschenverstand schadet nicht. Die Verbrechensrate in Asien ist meines Wissens auch nicht höher als anderswo, und die Japaner bringen sich ohnehin selber um. Auch für allein reisende Frauen stellt Asien kein nennenswertes Problem dar, auch wenn ich diese Behauptung nicht aus eigener Erfahrung untermauern kann.
Welche Reiseführer sind empfehlenswert?
Das hängt davon ab, welche Art von Urlaub Sie bevorzugen und wie es mit Ihren Sprachkenntnissen aussieht. Schließlich gibt es Reiseführer wie Sand am Meer. Im Bereich des Individualtourismus sind die bekanntesten: Lonely Planet (Englisch, zunehmend auch auf Deutsch); Rough Guide (Englisch); Loose (Deutsch); Reise Know-how (Deutsch). Ich verwende in der Regel die Werke von Lonely Planet in der englischen Originalfassung, da man sie überall erhält und unterwegs problemlos eintauschen kann. Aber auch mit dem deutschsprachigen Reise Know-how bin ich schon gut gefahren. Die anderen beiden Werke kenne ich zu wenig. Jeder dieser Führer hat eine eigene Struktur, in der man sich mit der Zeit leicht zurechtfindet, und auch deshalb wechsele ich nicht ständig hin und her. Die Vorteile großer Reiseführer liegen auf der Hand: überall vorhanden, große Bandbreite an Ländern, in der Regel gut recherchiert und regelmäßige, aktualisierte Neuauflagen. Der Nachteil liegt auch auf der Hand: die angeführten Unterkünfte sind die ersten, die ausgebucht sind, und man trifft die gleichen Reisenden an den gleichen Orten wieder (was auch seinen Reiz hat). Wie so vieles, ist es halt eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Muss ich in asiatischen Ländern handeln?
Und ob! Überall dort, wo es keine fixen Preise gibt (also in den meisten Touristenzentren), wird einem niemals ein fairer Preis angeboten. Es gilt also zu handeln. In Unkenntnis des herrschenden Preisniveaus fällt das gar nicht so leicht, und diesen Umstand nützen die Einheimischen schamlos aus. Der genannte Erstpreis liegt nicht selten mehrere hundert Prozent über dem regulären Wert der Ware oder Dienstleistung. Und dies führt häufig zu unschönen Szenen und Frustration auf beiden Seiten. Geneppte und argwöhnische Touristen quetschen das letzte bisschen Rabatt aus dem bettelarmen Straßenverkäufer, oder versuchen dort zu handeln, wo es nicht möglich bzw. üblich ist. Wer gerne handelt, der kommt auf seine Rechnung. Wer dies nicht tut (so wie ich), der beschränkt dies auf das Notwendigste oder kauft dort ein, wo es Fixpreise gibt. Letztendlich muss jeder selbst wissen, wie viel Stress ihm das Aushandeln eines halbwegs fairen Preises wert ist, zumal das Preisniveau in diesen Ländern weit unter dem unsrigen liegt. Bedenken Sie auch, dass was für Sie eine Bagatelle darstellt, Ihrem Verhandlungspartner möglicherweise eine Mahlzeit für die ganze Familie sichert.
Welche Art von Unterkunft ist für mich geeignet?
Auch dies ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und des gewünschten Komforts. Wenn Sie auf ein gediegenes Frühstücksbuffet und Pediküre am Zimmer Wert legen, dann scheidet ein einfaches Gästehaus mit Sicherheit aus. Leiden Sie an Klaustrophobie, kommt ein Backpacker Hostel eher nicht in Frage. Gästehäuser sind in Südostasien überall vorhanden, und versprühen mehr Individualismus (ein Synonym für winzige, fensterlose Zimmer mit einem quietschenden Ventilator) als ein Viersterne-Hotel, welches in jedem Land auf diesem Planeten gleich aussieht. Auch trifft man in beiden Etablissements eine höchst unterschiedliche Klientel. Generell beziehen sich Zimmerpreise in Asien auf den Raum, und nicht pro Person, was den Einzelreisenden benachteiligt, und Reisegespanne bevorzugt. Die Dichte an Gästehäusern und Hotels ist sehr gut, sodass man in der Regel nicht unter der Brücke oder im Park nächtigen muss. Es sei denn, man legt Wert darauf.
Gibt es Probleme mit dem Essen?
Quantitativ nein, denn in Asien trifft man an jeder Straßenecke auf feste und flüssige Nahrung. Qualitativ auch nein, denn ich habe noch jede meiner Reisen überlebt. Ich bin diesbezüglich aber auch kein Maßstab, denn ich habe eine ausgeprägte Vorliebe für die asiatische Küche und esse und koche auch in heimatlichen Gefilden überwiegend asiatisch. Die Zubereitung von Speisen erfolgt in den Ländern Südostasiens in der Regel hygienisch einwandfrei, sodass die meisten Probleme zumeist von Speiseunverträglichkeiten herrühren, als von Lebensmittelvergiftungen. Kräftige Gewürze und scharf gewürzte Gerichte setzen dem an milde Nahrungsmittel gewöhnten europäischen Magen gehörig zu, aber die Asiaten haben mittlerweile gelernt, ihre Küche an den zart besaiteten Touristen anzupassen. Aus diesem Grund esse ich nicht mehr in Restaurants, die ausschließlich von Touristen besucht werden, denn was dort serviert wird, hat mit authentischer Landesküche nichts mehr zu tun. Für hoffnungslose Fälle (ich kannte eine Französin, die vertrug nicht einmal Gemüse) stehen auch internationale Klassiker wie Schnitzel, Pizza, Spaghetti und Hamburger auf der Speisekarte. Traurig, aber wahr…
Was mache ich mit meiner Schmutzwäsche?
Seltsame Frage. Sie waschen, natürlich. Speziell, wenn Sie länger unterwegs sind, werden Sie kaum darum herumkommen. Wenn Sie es nicht selber tun wollen, so findet man in Asien überall Wäschereien, die dies für wenig Geld erledigen. Viele Gästehäuser bieten einen Wäscheservice an. Lassen Sie Ihre Lieblingsstücke aber lieber daheim. Fewa Wolle wird in diesen Ländern eher selten verwendet.
Stoße ich auf Sprachschwierigkeiten?
Ganz bestimmt. Ihre persönlichen Schwierigkeiten mit ausländischen Sprachen kann ich nicht beurteilen, wohl aber die der Bewohner anderer Länder. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, wohin Sie fahren. In Ländern wie England, Amerika oder Australien kommen Sie mit Englisch ganz gut voran, auf dem asiatischen Kontinent hingegen stoßen Sie auf eine Mauer des Schweigens. Zumindest außerhalb der Touristenzentren. Als Faustregel gilt: je mehr Ausländer eine Gegend heimsuchen, desto eher werden Sie jemanden finden, der der englischen (oder einer anderen) Sprache mächtig ist. Eine Ausnahme stellen vielleicht Vietnam dar (denn dort ignoriert man solche Nebensächlichkeiten geflissentlich) oder Südkorea (dort ignoriert man den Touristen). In Indochina helfen gelegentlich auch Französischkenntnisse weiter, wobei Ihr Schulfranzösisch gut genug ist. Chinesisch ist nur deshalb eine Weltsprache, weil der Großteil der Weltbevölkerung in diesem Land lebt, oder sich quer über den Globus verteilt hat. Bei Nicht-Chinesen hilft Ihnen das nichts.
Mein Tipp: lernen Sie die Sprache des jeweiligen Landes, denn dann steigen Ihre Erfolgschancen sprunghaft an. Ein mehrjähriger Sprachkurs ist die perfekte Vorbereitung auf Ihre Reise. Außer Sie fahren nach Vietnam, denn dort nimmt man von jedem Ausländer an, dass er Englisch spricht, und hört prinzipiell nicht hin.
Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus?
In Südostasien ist die medizinische Klassengesellschaft längst Realität. Wer Geld hat, bekommt eine moderne medizinische Behandlung, oder wird notfalls ausgeflogen. Alle anderen müssen schauen, wie sie gesund werden. Ich habe diesbezüglich wahre Schauergeschichten gehört. Für den Reisenden bedeutet das in den meisten Fällen eine angemessene medizinische Betreuung. Sofern Sie eine Reiseversicherung abgeschlossen haben. Ohne dieser kann es nämlich teurer werden, als man glaubt. Apotheken gibt es zuhauf, doch bringt man spezielle Medikation besser von daheim mit. Auch sind asiatische Apotheker in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zimperlich. Wundern Sie sich nicht, wenn man Ihnen zur Behandlung Ihrer rinnenden Nase ein Antibiotikum anbietet. Der Begriff „rezeptpflichtig“ ist weitgehend unbekannt.
Welche Impfungen sind empfehlenswert?
Alle, die wirken und aus medizinischer Sicht Sinn machen. Lassen Sie sich diesbezüglich bei einem Institut für Tropen- oder Reisemedizin beraten. In manchen Fällen ist Augenmaß erforderlich. Ja, es gibt laufend Fälle von Vogelgrippe in Asien, doch betrifft dies nur eine verschwindende Minderheit. Die Einnahme einer Mahlzeit bei „Kentucky Fried Chicken“ stellt noch keine medizinisch gerechtfertigte Indikation für eine Impfung dar. Dafür tauchen in Vietnam und Kambodscha in Ballungszentren wie Phnom Penh oder Saigon immer wieder vereinzelte Fälle von Dengue-Fieber auf, und in Hanoi vermeldet man gelegentlich das Auftreten von Masern. Lassen Sie sich einfach überraschen.
Habe ich überall Zugang zu Geld?
Prinzipiell ja. Bankomaten (auf Englisch ATM) gibt es mittlerweile fast überall (mit Ausnahme von Myanmar), nur sind nicht alle mit ausländischen Bankkarten kompatibel. Ich persönlich bin in Asien nur mehr mit Bankomat- und Kreditkarte unterwegs. Auch hier gilt wiederum: je mehr Ausländer in eine Gegend kommen, desto eher findet man dort einen Geldautomaten. Selbst auf kleinen Inseln wie Ko Phi Phi (Thailand). Die Logik dahinter ist einleuchtend. Je mehr Geld der Tourist mit sich herumträgt, desto mehr kann man ihm davon abknöpfen. Reiseschecks kann ich hingegen nur eingeschränkt empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Bankangestellte nichts damit anzufangen weiß, ist groß, und selbst wenn dieser unwahrscheinliche Fall eintritt, dauert der Vorgang vermutlich eine halbe Ewigkeit. In dringenden Fällen kann man die Bank auch überfallen. Vergessen Sie aber nicht, einen Teil der Beute für die Polizei abzuzweigen.
Was sind die gängigsten Nepps, um Touristen zu schröpfen?
Diese sind so zahlreich, dass man ein Buch damit füllen könnte, dennoch gibt es einige wiederkehrende Motive. Preise, die weit über dem gängigen Niveau liegen, sind eines davon (siehe „Handeln“). Individuen, die einem verdächtig günstige Stadtrundfahrten anbieten, ein anderes (meistens landet man in irgendeiner Manufaktur mit mehr oder weniger aggressiven Verkaufstaktiken). Hören Sie niemals auf die Beteuerungen eines Taxi- oder sonstigen Fahrers, dass die von Ihnen gewählte Unterkunft ausgebucht ist, ungünstig liegt oder mittlerweile geschlossen hat. In den meisten Fällen ist das eine glatte Lüge. Das Alternativangebot muss nicht unbedingt schlecht sein, aber die Leute würden Sie überall hinkarren, wo sie eine Provision bekommen. Die Interessen des Touristen sind dabei nicht ausschlaggebend. Reiseduos oder Kleingruppen sind auch gut beraten, vor Antritt einer Fahrt klarzustellen, ob der genannte Preis pro Person oder pro Fahrt zu verstehen ist, sonst kann man sich am Ende der Fahrt eine Menge Ärger einhandeln. Überprüfen Sie auch die Adresse des Quartiers. Gelegentlich tauchen Plagiate mit demselben oder einem ähnlich klingenden Namen auf, die mit dem ursprünglichen Objekt nichts gemeinsam haben (Hanoi, beispielsweise, ist berüchtigt dafür). Aus diesem Grund bestehe ich zumeist darauf, zu einer bestimmten Adresse gebracht zu werden, von der ich dann auf eigene Faust und zu Fuß ein Quartier suche.
Auch dürfen Sie sich von Billigst-Touren unprofessionell geführter Reiseagenturen nicht allzu viel erwarten. Man bekommt in der Regel das, wofür man bezahlt. Busfahrten, die ein Drittel länger dauern als angegeben, oder mehrere Buswechsel oder langen Wartezeiten beinhalten, sind leider nicht ungewöhnlich. Qualität hat eben ihren Preis. Ist man mit einem geringen Budget unterwegs, so muss man ohnehin Kompromisse eingehen. Reden Sie mit anderen Reisenden. Dabei erfährt man so einiges.
Soll ich angesichts der angesprochenen Probleme nicht lieber zu Hause bleiben?
Das wäre wahrscheinlich vernünftiger. Auf der anderen Seite entgehen Ihnen dann wunderschöne Reisemomente und unvergessliche Eindrücke (so oder so), die Sie Ihr Leben lang begleiten werden (so oder so). Packen Sie Ihren Rucksack, setzen Sie sich in den nächsten Flieger und stürzen Sie sich ins Abenteuer. Sie werden es nicht bereuen.
Was macht ein Land aus? Wie beschreibt man einen Kontinent am besten? Wie fängt man das Leben auf einem Stück Papier ein, und wie bannt man es auf ein Foto? Ein jeder Fotograf kennt diese Situationen: weit und gewaltig breitet sich eine Landschaft aus, ungestüm fließen verwegene Formen aus Stahl und Glas dem Himmel entgegen, und jedes Bild bleibt nur Stückwerk und wird dem Ganzen nicht gerecht. Man kann weitere Bilder machen, doch ist die Gesamtheit mehr als die Summe seiner Teile. Irgendwann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, und die Stadt versinkt im Häusermeer. Doch wer die Bäume näher betrachtet und in die Häuser einkehrt, der wird zum Entdecker und beginnt zu verstehen. Was klein ist, wird groß, und was unbedeutend erscheint, gewinnt an Bedeutung. Und so vereinigen sich einzelne Mosaiksteinchen allmählich zu einem Gesamtbild.
Aus diesem Grund erscheint es verwegen, eine Region wie Südostasien in wenigen Seiten beschreiben zu wollen. Wo anfangen, wo enden? Unzählige Reiseführer wurden geschrieben, hunderte Fotobände veröffentlicht, tausende Seiten, und doch nicht genug? Natürlich können Text und Bild niemals das eigene Erleben ersetzen. Was erklärt den Genuss eines thailändischen Curry besser? Ein detailliert geschriebenes Rezept? Eine appetitanregende Fotografie? Oder das sensorische Feuerwerk von Chili, Galangal, Zitronengras, Knoblauch und Kokosmilch, wenn es am Gaumen explodiert? Dennoch möchte ich den Versuch wagen, Südostasien mit wenigen Worten einzufangen. Mit einer Handvoll Sand den Strand zu beschreiben. Mit Sandkörnern als Momentaufnahmen.
Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein. Es ist warm, und die Sonne verursacht ein leichtes Brennen auf Ihrer Haut. Ungewohnte Gerüche steigen in Ihre Nase, doch nicht alle sind angenehm. Dicke Luft kriecht in die Atemwege und setzt sich in den Lungen fest. Die Luft vibriert vom Dröhnen der Motoren, und schrille Hupgeräusche reißen Sie aus Ihren Träumen. Sie öffnen Ihre Augen und sehen ungewohnte Formen durch die halb geöffneten Lider auftauchen. Der Verkehr fließt hektisch, doch stetig auf dem dreispurigen Boulevard. Weiße Blüten bedecken die Bäume, wie frisch gefallener Schnee an einem klaren Wintertag. „You buy book. Only four Dollar“, ertönt es hinter Ihnen. Hoffnungsvoll streckt das junge Mädchen ihre braune Hand aus, mit der anderen umklammert sie eine Schachtel mit weiteren Büchern, die wie ein Bauchladen vor ihrem Körper hängt. Der Rücken ist nach hinten durchgebogen, um die schwere Last auszugleichen. Ihr Sortiment umfasst Reiseführer, Phrasenbücher und verschiedene Romane, alle kopiert und in vergilbte Plastikfolie verpackt. An ihr vorbei gleitet Ihr Blick zu den farbenfrohen Gestalten, die im Gänsemarsch den Gehsteig entlang gehen. Orange Gewänder in verschiedenen Schattierungen verhüllen die Körper der Männer, deren nackte Füße in einfachen Sandalen stecken. Obwohl der Himmel wolkenlos ist, halten mehrere von ihnen gelbe Sonnenschirme über den kahlgeschorenen Kopf. Als sie die Straße überqueren, teilt sich die Masse der Autos und Motorräder und gibt eine schmale Schneise frei. Dann schwappt die blecherne Flut hinter den Mönchen zusammen und setzt rauchend und hupend ihren Weg fort. Vor Ihren Augen verschmelzen Farben und Formen zu einem bunten Wirbel. Dann wird es dunkel. Und still.
Vom grellen Licht geblendet, blinzeln Sie durch Ihre halb geöffneten Augen. Glitzernd spiegelt sich das Sonnenlicht auf der kleinen Wasserfläche, aus der tausende grüne Halme zaghaft ihre Spitzen in den Himmel strecken. Libellen surren mit unmerklichem Flügelschlag durch die Luft, und ihre zarten Flügel reflektieren das Licht in Myriaden schillernder Farben. Geduldig, und mit geübter Hand, setzt der wettergegerbte Mann Setzling um Setzling in den fruchtbaren Schlamm, immer im gleichen Abstand, immer gleich tief. Der Morgen war noch angenehm, doch mittlerweile sendet die Sonne gleißende Strahlen vom Firmament und bringt die Luft über dem Tümpel zum Flimmern. Ein spitzer Strohhut bedeckt das Haupt des Mannes, und die schmutzig-grüne Hose sowie ein blaues, langärmeliges Hemd schützen die Haut vor der mörderischen Hitze. Eine Stunde hat er noch, vielleicht auch zwei, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet und das kostbare Nass auf das Reisfeld herabregnen lässt. Mit besorgtem Blick schaut er zum Himmel, auf dem sich dunkle Wolken zusammenrotten. Doch die Arbeit muss weitergehen. Erst wenn die gesamte Fläche bestellt ist, kann er durchatmen und dem Reis beim Wachsen zusehen. Die zarten Setzlinge werden wachsen und die begehrten Ähren hervorbringen, die der Familie im kommenden Jahr das Überleben sichern. Rasch ergreift er ein weiteres der grünen Bündel, die wenige Meter entfernt im Schlamm stehen, und setzt seine Arbeit zügig fort. Als der Regen einsetzt, zerfließen das Grün der Pflanzen und das Braun des Untergrundes vor Ihren Augen zu einem undefinierbaren Farbton.
Schmutzig-braun strömt der Fluss durch den Regenwald. Gemächlich fließt er in seinem Bett, nur gelegentlich beschleunigen kleine Stromschnellen seine Wassermassen, tanzt welkes Laub auf seiner Oberfläche und reitet weiße Gischt auf den Wellen. Er hat Zeit, denn seine Reise ist lang. An seinen Ufern spielen Kinder, während ein paar Fischer zusammenstehen und ihre Netze ausbessern. Zwischen den Bäumen stehen einfache Holzhütten, solide und schnörkellos gebaut, schlichte Funktionalität ersetzt verspieltes Design. Ein älteres Paar gleitet lautlos in ihrem Ruderboot über die Wellen, beladen mit tropischen Früchten, unterwegs zu einem lokalen Markt. Eine kurze Handbewegung, einige Rufe, die vom Ufer erwidert werden, dann ist der Kahn außer Reichweite und bald nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu sehen, bevor er hinter der Flussbiegung gänzlich verschwindet. An seiner statt tritt ein motorisiertes Langboot, das laut knatternd die trüben Fluten teilt. Auslöser klicken und Kameras surren. Begeistert winken die Kinder, und die Touristen an Bord winken freundlich zurück. Die Fischer heben ihren Kopf und lächeln freundlich zurück. Sie sind diese Szenen gewohnt. Früher, als sie diesen Fluss noch für sich alleine hatten, sahen sie selten Fremde. Doch mit der Zeit tauchten immer öfter diese seltsam aussehenden Menschen mit ihren Fotoapparaten, den blassen Gesichtern und den großen Leibern auf, und wurden zu einem vertrauten Anblick. Doch sie waren kein Grund, den eigenen Lebensstil zu ändern. Der Fluss kam und ging, er gab und nahm, und das Schicksal der Menschen war eng mit dem seinen verknüpft. Während der Regenzeit wurde er aufbrausend und grob, und wütend wälzten sich die Wassermassen durch den Dschungel und rissen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte. Dann beruhigte er sich wieder, und kehrte zu seinem sanften, Leben spenden Naturell zurück. Ja, er hatte eine lange Reise vor sich, der Mekong, die Mutter aller Flüsse, bevor er sich an seiner Mündung ins Meer ergoss. Ein leises Gurgeln ertönt aus dem Wasser, ein Gruß an alle Anrainer, und ein Versprechen für die Zukunft. Dann fließt er leise der Ewigkeit entgegen.
Eine barsche Stimme reißt Sie aus der Stille. Ein mürrisch aussehender Mann zupft an Ihrem Ärmel und zieht sie zu seinem Wagen. „Where you go?“, fragt er ungeduldig. Er ist gestresst, denn die Konkurrenz ist groß. Ungeduldig drückt der Fahrer auf die Hupe, doch noch sind nicht alle Plätze in dem kleinen Minibus besetzt. „Ninh Binh? Ja, dorthin fahren wir. Steigen Sie schnell ein, der Bus fährt in wenigen Minuten ab.“ Das Ticket? „Bekommen Sie im Bus.“ Sie steigen ein und sehen sich im Wageninneren um, doch zu Ihrem Erstaunen sind bereits alle Plätze belegt. „Dort hinten ist noch ein Platz frei“, antwortet der Mann und zeigt mit einer herrischen Geste auf die letzte Sitzreihe. Widerwillig beginnen die anderen Fahrgäste zusammenzurücken, während sie den schweren Rucksack durch die Gegend wuchten. Viel zu eng ist der Sitzabstand, und so verstauen Sie ihre Beine notdürftig unter dem Vordersitz und richten sich auf eine ungemütliche Fahrt ein. Die Minuten vergehen, und der Wagen hat sich immer noch nicht vom Fleck gerührt. Dann endlich setzt er sich langsam in Bewegung, während der Busbegleiter den Kopf aus der geöffneten Wagentüre steckt und lauthals nach Kundschaft schreit. Er wird fündig, und zwei weitere Fahrgäste drängen zur Tür herein. Ungläubig zählen Sie die vorhandenen Sitzplätze ab. Die beiden Männer nehmen auf kleinen Plastikhockern Platz, während der Bus wieder Fahrt aufnimmt. Im fahlen Licht der Abenddämmerung bahnt er sich wild hupend seinen Weg durch den dichten Verkehr. Eingekeilt sitzen Sie auf Ihrem Platz, der Duft von Schweiß, Nahrungsmitteln und Benzin vermischt sich zu einem übelriechenden Cocktail, der unbarmherzig und unaufhaltsam in Ihre Nase dringt, während die Sonne als rötliche Scheibe hinter dem Horizont verschwindet.
Einzelne Sonnenstrahlen fallen durch die hohen Palmengewächse und tauchen den Garten in ein sanftes Gelb. Orange sind die Roben der Mönche, die in dieser friedvollen Oase arbeiten, und orange sind die Gewänder, die auf der Wäscheleine zum Trocknen hängen. Das Summen der Bienen und das Brummen der Hummeln, das Zwitschern der Vögel und das Ratschen der Zikaden sorgen für die akustische Untermalung. Dann ertönt ein Gong. Sein metallener Klang durchschneidet die Stille wie das Schwert eines Samurai. Sorgsam legen die Männer, manche gerade erst dem Kindesalter entwachsen, ihre Werkzeuge aus der Hand und schreiten mit ruhigem Schritt auf die Gebetshalle zu. Mit Blick auf die große, goldfarbene Buddhastatue lassen sie sich im Lotus-Sitz auf Sitzkissen nieder und verharren in Regungslosigkeit. Rhythmisches Klopfen von Holz auf Holz setzt ein, zuerst leise und dann lauter. Ein älterer Mönch stimmt mit kehliger Stimme einen Vers an, und seine Brüder fallen darin ein. Wort um Wort dringt in den Raum, bis er bis zum letzten Winkel mit dem monotonen Sprechgesang gleichgeschalteter Stimmen ausgefüllt ist. Sie verstehen die Silben nicht, doch unwiderstehlich dringen sie in Ihr Ohr, gleiten Ihre Wirbelsäule hinunter, bis auch Ihr Körper im harmonischen Einklang mit dem Mantra vibriert. Raum, Zeit und Sein verschmelzen zu einer Einheit, und Ihr Dasein reduziert sich zu einem Punkt im Universum.
Als Sie sich im Tempel umsehen, fällt Ihr Blick auf eine zierliche Frau mittleren Alters. Andächtig verharrt sie im Gebet. Zwischen ihren gefalteten Händen hält sie Räucherstäbchen und eine geschlossene Lotosblüte. Mit geschlossenen Augen kniet sie vor dem goldenen Schrein und murmelt lautlos ein Gebet. Dann erhebt sie sich, entzündet das Räucherwerk an einer Kerze und verteilt es in den bereitstehenden Urnen. Langsam steigt weißer Rauch auf, schwebt durch den Raum und verbreitet seinen aromatischen Duft. Sie legt ein paar Geldscheine in einen Teller und entnimmt etwas Goldpapier, mit dem sie kleine Buddha-Figuren beklebt. Es soll ihr und der Familie Glück bringen. Die Geburt ihrer Enkelin steht unmittelbar bevor, und sie soll einen guten Start ins Leben haben. Sie hat an alles gedacht und auch die Opfergaben nicht vergessen. Obst, Süßigkeiten und kleine grüne Päckchen mit gedämpftem Reis legt sie in eine Schale auf dem Altar. Mit einer tiefen Verbeugung bittet sie die Geister, die Gaben anzunehmen und von schädlichem Treiben abzusehen. Zufrieden verlässt sie den Tempel, um daheim das Mahl für die Familie vorzubereiten.
Feurig zischt die Flüssigkeit auf dem heißen Metall, steigt der Dampf aus dem heißen Kessel und verbreitet den Duft von Knoblauch, Chili und Fischsauce. Mit flinken Händen verrührt der Mann die Zutaten im gusseisernen Wok, während ihm seine Frau schon die nächste Portion vorbereitet. Eine Prise Zucker, ein Löffelchen Glutamat und ein Schuss Austernsauce runden das Gericht ab. Geschickt verteilt er alles auf dem Teller und trägt diesen zusammen mit einer Portion Reis zum Tisch Nummer fünf. Es ist ein guter Tag heute, denn die Kunden strömen in die kleine Garküche. Nicht mehr als acht kleine Plastiktische nennt er sein Eigen, doch das reicht, um den bescheidenen Lebensunterhalt zu sichern. Für mehr Leute könnte er auch nicht kochen. Gelegentlich hilft ihm seine Tochter beim Servieren aus, was die Arbeit natürlich erleichtert, doch mit einem Seufzer denkt er an das Versprechen, welches er seiner Frau gegeben hat. Die Schule geht vor, ihre Ausbildung ist ihnen wichtig, und bedeutet auch eine Investition in die eigene Zukunft, wenn er nicht mehr täglich vor dem Herd stehen kann. Er selbst hatte diese Wahl nicht, denn selbstverständlich musste er als Junge im elterlichen Betrieb aushelfen. Zu mehr als ein paar Jahren Schule hatte es da nicht gereicht. Doch seine Tochter soll es einmal besser haben, eine gute Ausbildung bekommen, vielleicht sogar auf eine Universität gehen, die Eltern stolz machen. Eine Träne der Rührung fällt von seinen Wimpern und verdampft auf dem heißen Metall.
Aufgeregt strömen die Kinder in Sopans Haus zusammen. Fremde sind gekommen, und das ist in dieser Gegend eine Seltenheit. Auf schmalen Holzbänken nehmen sie dicht gedrängt Platz, Schulter an Schulter, verteilt auf zwei provisorische, halboffene Klassenzimmer. Es ist Abend, und die Kinder sind müde nach einem langen Schul- und Arbeitstag, doch hier erhalten sie kostenlosen Englischunterricht, für den Sopan aus eigener Tasche aufkommt. Sein Geld verdient er in Phnom Penh, bei einer ausländischen Organisation, doch am Wochenende nimmt er die beschwerliche, knapp zweistündige Fahrt über staubige, ruppige Landstraßen auf sich, um in sein Dorf zurückzukehren. Dort verbringt er Zeit mit seiner Familie und überwacht sein kleines Projekt. Den beiden Englischlehrern bezahlt er ein paar Dollar, nicht viel, doch ein willkommener Zusatzverdienst. Und die Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache. Hier geht es um ihre Zukunft, und diese Chance wollen sie nützen. Nicht jeder in dieser Gegend bekommt dieses Privileg. Zufrieden beobachtet Sopan das Treiben. Kambodscha ist auf dem Weg in eine bessere Zukunft, und auch er leistet seinen Beitrag. Eine angenehme Abendprise weht durch das Dorf und kühlt die Luft, bevor die Hitze am nächsten Tag wieder unbarmherzig zuschlägt.
Eine drückende Schwüle breitet sich über die Landschaft, und erstickt alles Leben unter einem Mantel aus Hitze und Luftfeuchtigkeit. Die sich hoch auftürmenden Gewitterwolken schauen drohend auf die Erde herab, wie eine Schlange, die den Körper zum tödlichen Stoß anspannt. In der Ferne rollt der Donner, und Blitze zucken über den Himmel. Die Luftmassen kommen in Bewegung, fahren ungestüm durch die Zweige, wirbeln Blätter durch die Straßen und Gegenstände durch die Luft. Die Temperatur sinkt spürbar. Dann braust der Wind jähzornig auf und die ersten Regentropfen fallen. Wie kleine Geschosse prasseln sie auf den Boden und die Dächer, zerreißen die Stille, wie Vorboten von etwas Größerem, Gewaltigerem. Dann fallen die Wassermassen ungebremst hernieder und überwältigen den ausgedörrten Boden mit ihrer entfesselten Wucht, wie ein grauer Vorhang, der am Horizont herabfällt und die Sonne verhüllt. Schweigsam sitzen die Dorfbewohner in ihren Häusern und lauschen dem Tosen der Natur. Eine halbe Stunde später lässt der Regen nach, die ersten Sonnenstrahlen blinzeln zaghaft zwischen den dunklen Wolkenfetzen hervor, während die Sonne nach und nach die Wolken vertreibt und Wasser zu Wasserdampf verwandelt. Auf den Straßen stehen Pfützen und der Boden dampft wie ein Hexenkessel. Langsam kehrt das Leben in den Ort zurück und die Bewohner gehen wieder ihrer Arbeit nach. Der Regen wird morgen wiederkommen, und übermorgen und auch die folgenden Tage, Wochen und Monate. Er füllt die Reistümpel und spendet den jungen Halmen das kostbare Nass, das diese Region am Leben erhält.
Und der Sand rieselt weiter. Inmitten der brodelnden Masse aus schwitzenden Touristen und geschäftig herum eilenden Einheimischen entsteigen Sie Ihrem Tuk Tuk vor den Mauern des Königspalasts in Bangkok. Er ist einer der Eckpfeiler in diesem Konglomerat aus prächtigen Tempeln, modernen eisgekühlten Hochhäusern, bescheidenen Holzhütten, stinkenden Kanälen, knatternden Schnellbooten, exquisiten Restaurants, bodenständigen Straßenküchen, stylisch gekleideten Yuppies und einfachen Straßenverkäufern, doch das wahre Leben spielt sich zwischen den dreispurigen Prachtstraßen und außerhalb der mondänen Hotels ab, in den unzähligen kleinen Gässchen und entlang der dreckigen Klongs, die sowohl als Verkehrswege, als auch als Kanalisation benutzt werden. Überhaupt scheint Geschwindigkeit kein Kriterium zu sein, um in dieser Stadt voranzukommen. Auf den Straßen wälzt sich der Verkehr im Schritttempo durch die Häuserschluchten, und auf dem Fluss fahren die Boote in einem Zickzack-Kurs von einem Ufer zum anderen, stets begleitet vom Dröhnen der Dieselmotoren und dem schrillen Pfeifen, welches dem Fahrer signalisiert, dass sich sämtliche Passagiere an Bord befinden. Für das alles haben Sie aber keinen Blick, denn die goldene Pagoden und prunkvollen Dächer fesseln Ihre Aufmerksamkeit, als Sie erwartungsvoll auf den Palasteingang zu schreiten. Auf dem Gelände des weltberühmten Tempels drängen sich Touristen aus aller Welt. Überwältigt von den Meisterleistungen und dem Einfallsreichtum menschlicher Architektur und Kunstfertigkeit, verlieren Sie sich in all dem Zauber.
Ein paar hundert Kilometer weiter. Entlang der Uferpromenade drängen sich Souvenirläden, Restaurants und Bars, und die Luft ist erfüllt von einem schweren, schwülstigen Geruch. In den Seitengassen buhlen die Nachtbars und Go-Go-Klubs mit grellen Neonreklamen um Kundschaft, und die leicht bekleideten Mädchen vor den Eingängen verfehlen die beabsichtigte Wirkung nicht. In den Bars sitzen sie im Dutzend und lassen geduldig zu, wie geile Männerhände gierig auf ihren Körpern entlang gleiten. Schüchtern sitzt sie in einer Ecke und zupft nervös an ihrem knappen Höschen und dem freizügigen Top. Die lüsternen Blicke des feisten Mittfünfzigers sind ihr nicht entgangen, unruhig rutscht er auf seinem Sitz herum, bereit zum Sprung. Wie alt mag sie sein, schon über achtzehn? Natürlich ist sie das, das letzte bisschen Gewissen zweifelt, aber das Fleisch ist nur zu willig. Auch wenn es schon ein wenig schwabbelt, nach fünfzig, sechzig langen Jahren. Die Hosen ausgebeult von dicken Brieftaschen, die Zärtlichkeit kaufen, doch keine Liebe. Raubritter auf der Suche nach dem heiligen Gral der Jugend. Neonlicht pulsiert, die Luft vibriert, die Beats dringen in die Nacht, und ein vielstimmiges Sprachen-Wirrwarr verwischt die letzten Spuren des Landes. In der Walking Street, dem Rotlichtviertel der Stadt, potenziert sich das Treiben noch einmal, steigert sich die Ekstase, bis auch der gierigste Nimmersatt befriedigt ist. Immer tiefer dringen Sie in dieses Viertel vor, in dieses Mosaik aus Bordellen, Restaurants und Bars, umgeben von unzähligen Touristen und dem Klang lauter Rockmusik. Nackte Haut schreit Sie an, lockt mit lasziven Bewegungen und bittet zum Tanz. Knappe Höschen, rote Lippen und falsche Wimpern schauen mit unschuldigen Augen ins Antlitz, bereit für das frivole Spiel. Auch der Mittfünfziger wartet auf seinen Einsatz. Entschlossen gibt er sich einen Ruck und steuert auf die Ecke zu, in der ein junges Mädchen mit ausdruckslosen Augen auf seinen Peiniger wartet. Ihr Gesicht zur Maske erstarrt, ein Lächeln aufgesetzt. Im Land des Lächelns.
„Ai gioi banh cuc?“, tönt es durch die Nacht. „Ai gioi banh cuc?“ Langsam bewegt die hagere Gestalt im Pyjama und dem Spitzhut das überbeladene Fahrrad durch die engen Gassen. Und immer wieder „Ai gioi banh cuc?“, unermüdlich, monoton, in rhythmischen Intervallen. Die Nacht ist kühl, und leichter Nieselregen hüllt die Stadt in einen feuchten Schleier. „Ai gioi banh cuc?“ Viel hat sie heute noch nicht verkauft. Die Müdigkeit sitzt ihr in den Knochen, doch ein oder zwei Runden noch, dann ist Schluss. Aus den Häusern dringt Licht, durch die offenen Türen erhascht sie flüchtige Blicke auf Familien, die sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher versammelt haben und miteinander plaudern und lachen. Ihre eigene Familie sitzt daheim und wartet auf ihre Rückkehr. „Ai gioi banh cuc?“ Früher war alles einfacher gewesen. Sie hatten nie ein luxuriöses Leben geführt, doch die grundlegenden Bedürfnisse waren abgedeckt. Doch dann verlor der Mann den Job, und als Motorradtaxi-Fahrer lag sein Verdienst deutlich unter dem Einkommen als kleiner Angestellter. Der älteste Sohn beendete die Schule und ging zur Universität, was ein weiteres Loch in die Familienkasse riss. Schließlich blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als selbst hergestellte Lebensmittel zu verkaufen. Ohne eigenen Laden wurden die Straßen Hanois zum Verkaufslokal. „Ai gioi banh cuc?“ Nun reichten die gemeinsamen Einkünfte gerade noch zum Überleben. Die ganze Hoffnung ruhte nun auf den Söhnen. Nach Beendigung ihres Studiums würden sie hoffentlich einen guten Job finden und die Familie finanziell unterstützen. Doch bis dahin hieß es, mit dem Fahrrad Tag für Tag unzählige Runden zu drehen. „Ai gioi banh cuc?“
Langsam rieseln die Sandkörner durch meine Finger. Schier unendlich ist ihre Zahl, so zahlreich wie die Sterne am Nachthimmel. Mit jedem Griff in den Sand erhalte ich eine andere Auswahl. Neue Körner kommen hinzu, andere werden vom Wind verweht oder von den Gezeiten abgetragen. Jedes Korn ist ein Teil des Ganzen, und doch ein eigenes Universum für sich, das aus der Nähe betrachtet ein Wunder offenbart. Korn für Korn erschließt sich eine neue Welt. Es sind Augenblicke in der Geschichte der Menschheit. Momentaufnahmen.
Hauptstadt: Bangkok
Einwohnerzahl: ca. 65 Millionen
Sprache/Schrift: Thai/eigene Schriftzeichen
Währung: Thai Baht
Fläche: 513.115 km²
Staatsform: konstitutionelle Monarchie
Einreiseformalitäten
Unkompliziert. Als EU-Bürger benötigt man kein Visa, mit dem Einreisestempel erhält man die Erlaubnis, 30 Tage zu bleiben. Für einen längeren Aufenthalt benötigt man ein Touristenvisum (Gültigkeit: 2 Monate). Früher brauchte man nur das Land beliebig oft zu verlassen, um einen frischen Einreisestempel für 30 Tage zu erhalten, nun hat man dieser Praxis einen Riegel vorgeschoben. Innerhalb von 180 Tagen wird ein "Visa on arrival" nur mehr max. dreimal ausgestellt.
Transportwesen
Thailand ist sehr einfach zu bereisen. Neben sehr günstigen Inlandsflügen steht eine komfortable Busflotte zur Verfügung, mit der man jeden Winkel des Landes erreicht. Die Straßen sind in der Regel gut ausgebaut. Mit den teureren VIP-Bussen lässt es sich auch recht komfortabel über Nacht reisen. Bahnlinien sind nur von untergeordneter Bedeutung, die wichtigsten verbinden die Hauptstadt mit dem Norden (Nong Khai; Grenze zu Laos), dem Nordosten (Ubon Ratchathani; Grenze zu Laos) und dem Süden (Hat Yai; Butterworth in Malaysien). Allzu schnell sind die Züge allerdings nicht. Boote und Fähren verkehren zu den Inseln. Das Ausleihen von Motorrollern ist überall problemlos möglich.
In den Städten geben Taxis, Busse und Tuk Tuks den Ton an, wobei die Taxis bei längeren Fahrten den Tuk Tuks preislich vorzuziehen sind. Zumindest einmal muss man aber mit diesem berühmtesten Transportmittel Asiens gefahren sein. Außerhalb von Bangkok findet man häufig auch die sogenannten Sawnghtaew, bei denen es sich um Sammeltaxis handelt, die sich meist erst dann in Bewegung setzen, wenn sich genügend Fahrgäste zusammengefunden haben, und die auch unterwegs weitere Fahrgäste aufklauben. Sie sind dafür aber extrem billig.
Kommunikation
Überall, wo Touristen herumlaufen, werden Ihnen auch mehr oder weniger gut Englisch sprechende Einheimische über den Weg laufen. Die Thais sind Tourismus-erprobt und haben die längste Tourismus-Tradition in der Region. Dementsprechend gut ausgebaut ist die touristische Infrastruktur. In allen anderen Landesteilen gilt das gleiche, wie für die Nachbarländer: »English not spoken«.
Quartiere
In den Touristenhochburgen gibt es ein Fülle an Gästehäusern und Hotels, wobei der typische Rucksacktourist für gewöhnlich in ersteren nächtigt. Der Preis bestimmt die Qualität, auch wenn das Reisen in Thailand generell günstig ist. Ein passendes und nettes Quartier zu finden ist einfach, vor allem, wenn Geld von untergeordneter Bedeutung ist.
Wetter
Das Klima Thailands wird im wesentlichen von drei Saisonen geprägt, wobei die regionalen Unterschiede bedeutend sein können. Der Winter ist trocken und angenehm warm, und vermutlich die beste Reisezeit für diese Region. Im Norden Thailands kann es dann in den Nächten durchaus kühl werden, aber wirklich kalt wird es nie. Wenn ich gefroren habe, dann ausschließlich in brutal klimatisierten Internet-Cafés,Taxis, Bussen und der U-Bahn in Bangkok. Das Frühjahr ist die heißeste Jahreszeit, während der Sommer Regenzeit bedeutet. Im Süden dominieren schauerartige Monsunregen, während es im Norden schon ein paar Tage lang durchregnen kann. Dafür sprießt auf den Reisfeldern saftiges Grün, wohin das Auge reicht. Prinzipiell ist Thailand das ganze Jahr über eine Reise wert.
Besonderheiten/Sehenswürdigkeiten
Die Touristenknüller schlechthin sind der Großraum Bangkok, Chiang Mai im Norden, und die traumhaften Inseln im Süden des Landes. Wen sich nach etwas mehr Einsamkeit sehnt, der ist im Nordosten des Landes (auch „Isan“ genannt) gut aufgehoben. In dieser ärmsten Region Thailands findet man nur wenige Touristen. Dementsprechend findet man auch kein Reisebüro an jeder Straßenecke, doch
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2013
ISBN: 978-3-7309-3052-6
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