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Donnerstag, 06.August , 2009 Fortsetzung




Vier

starke Männer waren nötig, um David unter der schweren Maschine zu befreien. Wir zogen ihn etwas weg von der Unfallstelle, drehten ihn um und untersuchten seinen Gesundheitszustand. Glücklicherweise war er bei Bewusstsein, was ich seinen Worten: Papa, der Stein war Schuld

eindeutig entnehmen konnte. Sein rechtes Hosenbein war ziemlich zerfetzt, darunter sah man, wie Blut in den Stoff sickerte.

Che Guevara nahm jetzt ein riesiges Messer, das an seinem Gürtel baumelte und mit dem er ansonsten tagsüber vermutlich wilde Schlangen und Pumas in Schach hielt, - und abends Bierdosen öffnete. Mit diesem Messer schnitt er jetzt ratz-fatz

, das Hosenbein in Kniehöhe ab, wodurch wir schlagartig einen wesentlich besseren Überblick über Davids Verletzung bekamen.

Es schien weitaus weniger dramatisch, als wir zuerst befürchtet hatten. Knie und Ellenbogen waren zwar blutig und zerkratzt, aber er konnte beides bewegen. Andere Verletzungen konnten wir nicht feststellen*, so dass wir David –unter dem allgemeinen Applaus der Gruppe und nach einer kleinen Verschnaufpause- wieder auf sein Quad hievten um die Fahrt fortzusetzen.

Vorsichtshalber fuhr David jetzt ganz hinten, gefolgt von Che Guevara, der ihn die ganze Zeit im Auge behielt und ihm laufend Anweisungen zurief, jeden hervorstehenden Stein vorsichtig zu umfahren.

Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir einen dieser unterirdischen Seen, ein wunderbarer, fast mystisch anmutender Ort: ein See in einer Höhle, grünlich klares Wasser, Fledermäuse flatterten umher, alles um uns herum wirkte unwirklich und gespenstisch.




Che Guevara begrüßte uns alle mit den Worten: Herzlich Willkommen in meinem Zuhause. Zu der ihn umfliegenden Fledermaus meinte er : Ach da kommt ja meine Frau. Alle Teilnehmer lachten, worauf Che konterte: Das finde ich jetzt überhaupt nicht lustig. Sie ist nicht hübsch, aber ich liebe sie.

Er erklärte uns jetzt die Gegebenheiten und die Möglichkeit, in diesem See zu schwimmen. Und, - so beendete er seine Instruktion: Es ist strengstens verboten, da reinzupieseln. Denn es ist mein See

. Und wenn ihr es trotzdem wagen solltet: ich erkenne es an euren Augen. Und dabei sah er uns so seltsam an, sein langes Messer blitzte im reflektierenden Wasser, das Kopftuch, das er sich als verwegenes Stirnband umgebunden hatte, gab ihm etwas Wildes und jeder hier merkte, das dies kein Witz

war.

Die meisten Teilnehmer machten sich jetzt daran, ein kühles Erfrischungsbad zu nehmen, - in diesem feucht schwülen Klima eine wunderbare Abkühlung. Ich fragte David, ob er nicht auch mit ins Wasser kommen wolle. Der sah mich nur vorwurfsvoll an und meinte ebenso vorwurfsvoll: So was kannst auch du nur wieder fragen. Was meinst du, was ich für Schmerzen habe und deutete dabei auf sein Knie.



Ok, Ok, antwortete ich, dann eben nicht. In diesem Augenblick mischte sich Che Guevara in unser Gespräch ein: Hey-Mini Rambo

, und damit meinte er nicht mich, - du willst doch nicht etwa sagen, dass du nicht ins Wasser gehst, nur wegen dieser paar Kratzer da?



Das ließ sich David nicht zweimal sagen. Er zog sich in Windeseile um und sprang ohne Abkühlung von einem etwa zwei Meter hohen Felsvorsprung in den erfrischenden See. Che Guevara hatte das Ganze wohlwollend beobachtet und hielt David jetzt den erhobenen Daumen entgegen.



Toll, dachte ich mir, diesen Oberpädagogen nehm‘ ich mir mit nach Hause. Was hat der, was ich nicht habe?

Auch ich sprang ins Wasser, die Aussicht auf eine Erfrischung in diesem kristallklaren See war einfach zu verlockend. Der Weg ins Wasser runter war leicht, aber ich hatte vergessen, wie schwach meine Muskeln waren und schaffte es alleine nicht, die glitschige Leiter hochzusteigen.

Aber Che war allgegenwärtig, hatte meine sinnlosen Versuche, das Wasser aus eigener Kraft zu verlassen, beobachtet, reichte mir jetzt seine riesige Hand und zog mich mit einem kräftigen Ruck zurück auf den Felsvorsprung.

Trotz der Karambolage - Alles in Allem ein schöner Tag!



Zurück im Hotel gebe ich noch schnell ein paar Fragen am Amadeus

durch:

1. Gibt es einen Gott?

2. Wenn, ja, glaubst Du (Amadeus) an ihn? Ist er dein Boss? Oder existierst Du unabhängig von ihm? Hat er auch Dich erschaffen? Irgendwo musst DU ja auch herkommen.

3. Ist es für uns Menschen wichtig an Gott zu glauben? Schließlich heißt es: Gott nimmt auch den größten Sünder und Ungläubigen in sein Himmelreich?
Warum sollte ich mich also "anstrengen", wenn sowieso jeder genommen wird?

Nun, die Fragen waren vielleicht nicht sehr originell, aber ich wollte Amadeus irgendwie aus seiner Reserve locken. Früher oder später würde ich ihn schon überführen.

Ich trank noch einen Mojito (so wie Hemingway, aber der hat ja letztlich auch kein gutes Ende genommen) und ging dann schlafen.

* An dieser Stelle sei angemerkt, dass ca. 8 Wochen später in Deutschland das Knie stark anschwoll und mehrere Male punktiert werden musste. Beim CT stellte sich heraus, dass es bei dem Unfall zu einer komplizierten Verletzung des Schleimbeutels im Knie gekommen war, die bis heute nicht ausheilt ist und vermutlich operiert werden muss.

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Tag der Veröffentlichung: 05.01.2010

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