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Es war einmal ein dunkler Wald, der wollte nicht mehr beginnen zu blühen. Seine Bäume trugen seit vielen Jahren keine Blätter mehr und der Weg zum Schloss war von meterhohen Rosen versperrt. Die Rosen stachen einen jeden, der es wagte den Weg zu betreten und wer es wagte den Weg zu betreten, der wurde vom Tode heimgesucht.
Es war aber so, dass auf dem höchsten Turme des Schlosses ein Fenster war. Ein kleines Fenster, kaum zu sehen. Dort saß ein Mädchen mit blonden Haaren, das sang ein Lied der weiten Ferne. Tränen flossen ihre sanften Wangen hinunter. Da machte sich auf ein holder Prinz, um sie zu befreien. Er hatte ein großes Schwert, das aus Gold war. Es war schwer und sehr scharf. Doch bekam es die Dornen nicht durchgeschnitten. Und so sehr sich der Prinz bemühte, die Rosen wollten ihm den Weg nicht gewähren.
So ging er von dannen und verließ den Ort und kam nie wieder.
Doch kam es, dass eine böse Schlange kam und hörte, wie das Mädchen sang. So fasziniert von dem Lied, wagte sie sich auch an die Rosen heran und durch geschickte Bewegungen wand sich die Schlange durch die roten Rosen bis sie beim Schloss ankam. Sie zischte heimtückisch und machte sich auf den Weg auf den Turm.
Das Mädchen drehte sich erschrocken um und erblickte die Schlange.
„Hallo“, sagte es zaghaft.
Die Gestalt veränderte sich. Der Körper zog sich länger. Extremitäten kamen zum Vorschein. Ein Gesicht. Ein Gesicht ohne Augen. Die Gestalt lächelte unheimlich. Die gespaltene Zunge kam zum Vorschein. „Was wünscht du, mein Kind?“, fragte die Gestalt ruhig. Sie schien eins mit dem Schatten an der Wand zu sein. „Ich… möchte frei sein…“, kam eine leise Antwort.
Lächeln folgte.
„Was ist die Belohnung für deine Freiheit?“, kam nur noch ein Flüstern. Ein Blitz. Der Donner folgte. Es regnete in Strömen. „Ich gebe dir alles, was du willst.“, antwortete das törichte Mädchen. „So begehre ich dein Leben meine Schöne. Wenn es dir verwehrt ist, so gib es mir.“ „Dein Wunsch sei mir Befehl. Ich schenke dir mein Leben.“

Die roten Rosen verloren an Farbe und gingen ein.

Der Weg war frei. Das Mädchen ging vom Turm herunter. Es sprang in die Luft und lachte laut auf. Doch wollte es gerade durch das Tor schreiten, da kam ein Frosch aus einem Teich gehüpft. Das Mädchen erinnerte sich an die Geschichte. Der Frosch hüpfte ihr auf die Hand. Langsam führte sie das grüne schleimige Tier näher an ihren Mund und flüsterte „mein Prinz“. Die berührte mit ihren Lippen die Lippen des Frosches, doch nichts veränderte sich. Der Frosch hüpfte aus ihrer Hand und sprang in den Teich. Er war verschwunden.

Das Mädchen setzte weinend ihren Weg fort, wohl wissend, dass ihr Ende nahte.

Und als ihr Ende kam, da hielt sie ihr Wort und die dunkle Schönheit verschwand aus dieser Welt und wurde dennoch von einigen, die dem Tode nahe standen, hin und wieder gesehen.

Ihr schwarzes Kleid flatterte unheimlich in der kalten Nacht.

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Tag der Veröffentlichung: 09.07.2009

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