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„Sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Sie liebt mich, sie liebt mich nicht…“ Der junge Mann saß im hohen Gras und riss ein Blatt nach dem anderen aus einer strahlend gelben Sonnenblume. Die Sonne schien ihm auf seinen nackten Rücken, doch er war die Hitze gewöhnt. Seine dunklen Haare verschleierten sein Gesicht und man konnte nur schwer die blau leuchtenden Augen des Mannes erkennen. Er grinste voller Vorfreude. Nur noch drei Blätter. „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht….. Sie… liebt mich.“ Er hielt inne und stellte fest, dass er ein Blatt vergessen hatte. Er riss es ab. „… Sie liebt mich nicht.“ Das gelbe Blatt fiel spielerisch langsam auf den grünen Boden und verschwand in dem grünen Gefängnis.

Rot. Dunkelrot.

Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Es ist der Blick zweier Liebenden, die sich das erste Mal gegenüber sitzen. Sie liebt ihn, er will sie. Doch wer war er? Er erhob das mit dunkelrotem Wein gefüllte Glas zur etwa gleichen Zeit wie sie. Der Hall war betörend. Einfach perfekt. Er führte das Glas wie die Frau zu seinen Lippen und im Gegensatz zu ihr, die langsam und spielerisch an dem Glas nippte, schluckte er es vollkommen genusslos herunter. Er befahl dem Kellner Wein nachzuschenken, der ihm sofort gehorchte.

Gelb. Sonnenblumengelb.

Er erhob das Sonnenblumenblatt ganz langsam. Er drehte es mit seinen Fingern. Er bewunderte die Farbe. Eine Träne, die er aufgrund seiner Gefühlslage nicht länger halten konnte.

Rot. Blutrot.

Eine kleine Unachtsamkeit bei einem Kuss führte dazu, dass das Weinglas unaufhaltsam gen Boden fiel. Als es schließlich auf dem Boden ankam, zerfiel es in viele kleine Splitter und der blutrote Wein verbreitete sich auf dem Fußboden.

Blutrot.

Das Gras war rotgefärbt von dem Blut, was aus dem Schädel des Opfers lief. Seine Hand öffnete sich langsam aus der verkrampften Haltung und man konnte einen zusammengeknüllten Papierfetzen sehen auf dem nur vier Worte standen:

"Sie liebt ihn nicht."

In der anderen Hand hielt er eine zweite Sonnenblume. Der Polizist, der die Leiche fand, hüpfte freudig in die Luft und schrie: „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, sie liebt ihn nicht, juche…“ Er lachte und verschwand im Dunkeln. Auf dem Boden blieb zurück die Sonnenblume, die von Blut benetzt war. Sie schien für ewig verdammt zu sein.

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Tag der Veröffentlichung: 09.07.2009

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