Cover


Zwei BUG-Insider haben in Worte gefasst, wie sie sich die BUG-Welt vorstellen.

Hier gibt es das

Kopfkino von MIROU

und das

Kopfkino von KRITIX


Viel Vergnügen!


Wenn du nach dem Lesen das Gefühl verspürst, Teil dieser Welt werden zu wollen ... finde das Passwort! ;)


Als ich die Ladentür zur Bibliothek öffne, führt mein Weg zu aller erst zu meiner Pinnwand, die neben der Tür angebracht ist. Wie zu erwarten kleben neue Zettel dort, die meisten davon unordentlich angeheftet und voller Werbung.
Ich verweile nur kurz, gehe nach dem Über- fliegen sofort weiter.
Mein Ziel liegt woanders. Ich schreite durch das rießige Gebäude, in dem sich in den Regalen Bücher über Bücher stapeln und sich die Besucher tummeln. Der Duft billigen Papiers und Druckerschwärze liegt in der Luft. Auf meinem Weg in den hinteren Teil sehe ich Fanfiktionen und Liebesschnulzen, Menschentrauben, die sich um Buchexem- plare streiten und andere, die ihre Wettbe- werbssieger anhimmeln.
Früher einmal hat mir das gereicht. Doch nun weiß ich, dass es auch anders geht. Dass diese Bibliothek eine weitere Seite hat.
Denn genau wie ich führt sie ein Doppel- leben.
Ich zwänge mich zwischen zwei Wühltischen hindurch und gelange endlich an mein Ziel.
Vor mir ragt ein großes, hölzernes Regal auf, das einen modrigen Geruch verströmt. Die meisten Menschen hasten, ihre Nase rümp- fend, vorbei, doch es gibt auch einige, die interessiert stehen bleiben. Dann bemerken sie den Zettel, der an dem Regal klebt.

Wenn du zu uns gehörst, dann werden wir dich finden.

*


Du glaubst, uns schon zu kennen? Dann kennst du auch das Passwort! Sende es an Cole.Optera und du kommst hier rein.



ist auf diesem zu lesen. Klingt geheimnisvoll. Ist es auch - das weiß ich. Wartend stehe ich vor diesem Regal, schaue immer wieder über die Schulter, ob mich auch niemand beob- achtet. Als ich die Situation für sicher erkläre, wandert meine Hand zielstrebig zu einem Buch. Auf dessen Buchrücken prangen die Buchstaben JC. Ich kippe es an, und das Regal setzt sich unter leichtem Knarzen in Bewegung. Ein Spalt entsteht und ich schlü- pfe hindurch. Sofort schließt sich der Durch- gang.
Hinter diesem geheimen Eingang herrscht Stille und Dunkelheit, und so braucht es eine Weile, bis sich meine Augen an die Dämmer- ung gewöhnt haben. Als es soweit ist, nehme ich eine Fakel, die in der Halterung zu meiner Linken steckt. Ich entzünde sie mit einem Streichholz, das ich aus der Schachtel neben der Halterung entnommen habe. Das fla- ckernde Licht erhellt eine Treppe, deren Steinstufen nach unten führen. Ich beginne meinen Abstieg. Am Ende der Treppe befin- det sich ein Gang, der mit Kerzen ausge- leuchtet ist. Ich lösche die Fackel und begin- ne, dem schmalen Weg zu folgen. Geräusche dringen an mein Ohr. Lachen und Schwatzen. Es ist Zeit, meinen Anstecker aus der Mantel- tasche zu kramen. Ich bringe diesen an meine dicke Jacke an, die ich bewusst angezogen habe, denn in den Gängen hier unten ist es kalt und ungemütlich. Der Anstecker weist mich als Mitglied aus.
Ich folge den Geräuschen, die mit jedem Schritt, den ich gehe, lauter werden, und schließlich kann ich ganze Gesprächsfetzen vernehmen. Ich bin auf dem Weg zum Auto- rencafé. Hinter der nächsten Ecke liegt es. Voller Vorfreude auf die dort schwatzende, fröhliche Menge beschleunige ich meine Schritte. Im nächsten Gang sehe ich die Holztür und das Eisenschild an der Wand. Autoreneck.


Mit dem Öffnen der Tür schlägt mir eine Hitzewelle entgegen, der Duft von Keksen und Kaffee liegt in der Luft, Gespräche werden geführt. Die eine Wand ist künstlerisch gestaltet, der Käfer Cole prangt dort, zusam- men mit dem Wasserzeichen BUGs. Während ich meine Jacke öffne, steuere ich auf den Kaffeetisch zu. An diesem sitzen schon einige anderen Mitglieder. Ich grüße freundlich und setze mich auf einen freien Platz neben Fînjaa. Sie nickt mir lächelnd zu, widmet sich dann aber ihrer leckeren Schokoladentorte.
Ich winke Nox Alyster zu mir, die eine Schür- ze umgebunden hat und heute den Laden schmeißt. Auch sie lächelt, doch sie scheint ziemlich gehetzt zu sein. "Was darf's sein?", werde ich freundlich gefragt. Mein Wunsch nach Keksen und einer heißen Schokolade wird notiert und während ich warte, lausche ich den Gesprächen. Eines davon hat sich dem Vorschlag der BUG-Reihe gewidmet, es wird zusammen mit Dreipunkt, der einen Pullover mit lauter Zahlen trägt, überlegt und geplant. Auch wird dabei über den Pizzen- versand gescherzt. Meine Kekse werden gebracht, zusammen mit meiner heißen, dampfenden Schokolade. Doch wirklich genießen kann ich nicht, denn ein Besuch im Portal steht noch an. Nach der köstlichen Stärkung verlasse ich das Café auch schon wieder. Draußen ziehe ich meinen Mantel enger um mich. Schnell gehe ich, denn ich möchte mein nächstes Ziel möglichst bald erreichen. Ab und zu helfen mir angebrachte Schilder, den Weg zu finden, und nach einigen Weggabelungen bin ich am Ziel. Auch hier trennt eine schwere Holztür den Raum von den ausgeleuchteten Gängen. Im Portal brennt in der hinteren Ecke ein Ofen, der flackernd und wärmend sein Licht verteilt. Die Wände sind voller Anschlagbretter, je- der darf ein Eigenes gestalten, Informationen aushängen und sich vorstellen. Das neue Tintenblatt liegt in gedruckter Form neben dem Ofen, zusammen mit ein paar Kissen. Ein Ohrensessel steht ebenfalls dort. In diesem sitzt Kritix. Sie blättert durch ein Buch, in dem die Ereignisse BUGs festgehalten werden. Die Mitgliederliste, die Nominierten, die Neben- zimmer, das Zeichen von BUG - alles auf einen Blick. Ich kann ihr Lächeln nicht wirklich deuten. Vielleicht eine Mischung aus Stolz und Wehmut?
Ich weiß nur, dass ich sie nicht stören möch- te. Deshalb werfe ich einen schnellen Blick auf die Tafel, die direkt neben der Tür hängt und auf der die Gruppennachichten stehen.
Keine Neue. Und so schließe ich vorsichtig die Tür.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es schon wieder Zeit ist zu gehen. Leider.
Auf dem Rückweg begegne ich noch dem einen oder anderen Käfer, komme am Debat- tierclub vorbei, aus dem lautes Stimmen- gewirr dringt, doch ich verweile nicht lange.
Die Geräusche nehmen ab.
Schließlich komme ich an der Stelle an, wo ich anfangs meine Fackel gelöscht habe. Ich zünde eine neue an, gelange zur Steintreppe und beginne die Treppenstufen zu erklim- men. Als ich meinen Ausweis in die Tasche stecke und die Geheimtür öffne, ist mein kurzer Ausflug ins Käferleben vorbei.
Doch ich weiß, ich bin dort unten jeder Zeit willkommen. Ich und meine Kritik und meine Texte. Und darüber bin ich froh.
Grelles Licht überströmt mich, als ich heraus- trete. Der Gang ruht wieder im Verborgenen. Solange, bis ein Käfer ihn erneut öffnet und die kleine, eigene Welt dort unten betritt.


Es ist dunkel hier unten. Wasser tropft irgendwo in der Ferne. Nur diffuses Licht unbekannter Herkunft lässt schemenhaft die Wände des Ganges erkennen, die feuchte Erde glitzern. Der Gang ist gerade breit genug, dass zwei Personen mitsamt ihrer Ausrüstung nebeneinander gehen könnten. Doch Karl ist allein. Ab und zu schabt sein Rucksack an der unebenen Wand entlang. Jedes Mal zuckt der junge Mann dann ein wenig zurück und schiebt sich etwas mehr in die Mitte des Ganges. Da vorn wird es etwas heller! Ob er nun sein Ziel erreicht hat?
Tatsächlich.
Eine große, hölzerne Pforte ist in die erdige Wand eingelassen, als wäre sie direkt aus dem Boden erwachsen. Irgendwo über der Tür müssen Lampen sein, denn hier ist alles hell erleuchtet. Hier und da ranken bleiche Wurzelenden aus den Wänden. Wurzeln, die an der Oberfläche mächtige Bäume veran- kern und mit lebenswichtigem Wasser speisen.
Karl bleibt stehen und zögert. Er weiß genau: Wenn sich diese Pforte öffnet, wird er eine andere Welt betreten. Aber genau dafür ist er hier. Er hofft, hier zu finden, was ihm bisher verwehrt geblieben ist. Also tritt er vor und klopft beherzt an das kühle Holz der Tür. Ein Klacken ertönt, als die Verkleidung eines Gucklochs weggeschoben wird.
„Wenn du hier rein willst, nenne das Pass- wort!“ Die Stimme gehört einem Mann. Und obwohl er klare Worte spricht, die kein Pardon kennen, klingt die Stimme freundlich – fast ein wenig aufgeregt, als hoffe er von ganzem Herzen, das Passwort möge das Richtige sein, und fürchte sich vor einer Enttäuschung.
Doch der junge Mann kennt die Losung. Kaum hat er sie ausgesprochen, ertönt ein Krachen auf der anderen Seite der Tür. Dann öffnet sich ein Spalt zwischen den beiden Flügeln, der langsam immer breiter wird. Nervös knetet der Neuling seine Hände ineinander und späht durch den Spalt. Dann lächelt er amüsiert über sich selbst. Irgend- wie hatte er sich in seiner Phantasie ausge- malt, hinter der Pforte würde plötzlich eine riesige, hell erleuchtete Stadt auftauchen. Aber es sieht genauso aus wie vor der Tür.
Nur ein hochgewachsener, kräftiger Mann steht auf der anderen Seite. Sein Gesicht ist ernst, als trüge er die Last der ganzen Welt auf seinen breiten Schultern. In den schlich- ten, hellblauen Leinenkleidern wirkt er auf den ersten Blick gänzlich einfach. Doch er hat die Ausstrahlung eines Kriegers, eines Kämpfers, der treu für seine Sache einsteht.
Der Mann dreht sich ein wenig und deutet den Gang entlang. „Mein Name ist Cole“, stellt er sich knapp vor. „Komm herein und sieh dich um!“
Auf dieser Seite der Tür ist der Gang von Kerzenleuchtern in gelblichen Schein ge- taucht. Die Wände sind hier noch immer dunkel, aber mit Holz verkleidet, nicht aus blanker Erde. Da vorn schaut der Kopf eines jungen Mädchens aus einer Tür und zieht sich sofort schüchtern wieder zurück. Noch weiter hinten ist Bewegung, ganz leise sind Stimmen zu hören.
Karl sieht zurück, um Cole zu fragen, wohin er nun gehen soll. Doch Cole ist an der Pforte stehen geblieben. Er lächelt nur und wedelt mit der Hand, als wolle er den Neuling tiefer in den Bau schupsen.
„Cole spricht nicht viel“, ertönt plötzlich eine andere Stimme. Aus dem ersten Raum gleich hier vorn ist eine Frau heraus getreten. Sie ist groß und kräftig gebaut. Ihre Stimme ist überraschend tief, was ihr einen warmen Klang verleiht, aber auch Autorität beschei- nigt. „Hallo, Karl!“, begrüßt sie ihn und reicht ihm die Hand. Er kennt sie, stellt er staunend fest. An der Oberfläche ist sie eine Legende, ihr Name fast überall bekannt.
„Hier im Untergrund nennt man mich Kritix“, sagt sie, als hätte sie seine Gedanken gele- sen. „Komm, ich zeig‘ dir alles.“ Genau wie Cole deutet sie den Gang entlang. „Lass mich dir die Tasche abnehmen!“, bittet sie ihn und Karl kann gar nicht widersprechen, so schnell hat sie sich schon seinen Rucksack geschnappt.
„Uff“, macht sie und wuchtet das Gewicht auf ihren Rücken. „Was hast du da alles drin?“
Karl lächelt schüchtern. „Ganz viele Bücher. Meine Schreibwerkzeuge. Duden und Lexi- kon. Google und ein paar Literaturforen.“
Anerkennend lässt Kritix die Augenbrauen hüpfen. Sie gehen vorbei an einer ganzen Reihe von Türen. An einigen sind Dinge angebracht. „Damit unsere Bewohner ihre Zimmer wiederfinden“, erklärt Kritix. Das ist auch notwendig, denkt Karl, denn es sind etliche Zimmer. Den ganzen Gang entlang – so weit das Auge reicht. An einer Tür sieht er ein Holzschild mit drei Punkten darauf. An eine andere ist eine Voodoo-Puppe angenagelt. Die nächste trägt ein ganz normales Namens- schild: Sangre Myror. Dann folgen eine ganze Reihe unbeschriftete Türen, die nächste ziert ein Clownfisch, an einer weiteren hängen Kaffeebohnen an einer Schnur.
„Hier wohnt ihr also?“, fragt Karl nach und versucht zu erahnen, wer sich hinter diesen Türen verbergen mag und ob er den ein oder anderen vielleicht früher schon einmal an der Oberfläche gesehen hat.
„Richtig. Hier hat jeder sein eigenes kleines Reich. Und es sind noch etliche frei. Such dir einfach ein Zimmer aus und gestalte es, wie immer du möchtest.“ Kritix stellt den Ruck- sack vor eine der unbeschrifteten Türen und Karl beschließt, genau dieses Zimmer zu nehmen.
Gerade, als sie weitergehen wollen, kommt das junge Mädchen wieder aus seinem Zimmer. Es beißt von einem dicken, weichen Gebäckteilchen ab und blinzelt den Neuen fröhlich an. „Mir ist langweilig!“, murrt sie. „Kann ich nicht die Wände bunt anmalen?“
Kritix lacht auf. „Du kannst im Autoreneck mithelfen!“, schlägt sie vor. „Und dort ein wenig aufräumen.“
„Stimmt“, antwortet das Mädchen. „Dort liegt schon wieder ein Haufen Zeug rum, der eigentlich in die Kritikothek gehört.“ Sofort saust die Kleine los – den Gang entlang, vorbei an unzähligen Zimmern – und ver- schwindet in der Ferne.
Karl sieht ihr nach. „Wie groß ist das hier?“, fragt er.
„So groß, wie wir es wollen.“ Kritix nickt den Gang entlang und geht dann weiter. „Das Erdreich ist tief, fest und geduldig. Wir können immer weiter graben, wenn wir wollen. Nur müssen wir aufpassen, dass unser Labyrinth nicht zu groß wird, so dass wir uns darin verlaufen.“
„Besteht die Gefahr schon?“ Karl ist ein wenig mulmig zumute. Immerhin ist er ganz neu und kennt sich noch gar nicht aus.
Aber Kritix kann ihn beruhigen. „Nein. Bis jetzt ist noch alles recht geradlinig und unverzweigt.“
Im selben Moment erreichen sie das Ende des Ganges, wo dieser sich in einen großen Raum öffnet. Ein Kamin flackert gemütlich an der Wand, Tische und Sessel stehen im Raum verteilt. Alles ist von Kerzenschein erhellt. Das Mädchen von eben steht hier bei einem braun gelockten, jungen Mann. Gerade sprechen sie darüber, wie man heraus- bekommt, wie viele Urwaldbewohner Lügner sind.
Karl versteht nur Bahnhof.
Da steht noch eine Frau am Kamin, die sich die Hände wärmt. Sie trägt ein schulterfreies, enges, blaues Oberteil und ihr Haar ist so stark in Bewegung, als würde just in diesem Augenblick Wind hindurch brausen. Sie betrachtet mit traurigem Gesicht das Bild eines Mannes auf dem Kaminsims.
„Das ist ...“ Kritix stockt und schüttelt dann resigniert den Kopf. „Er ist kürzlich ... elimi- niert worden.“
Karl läuft ein Schauer über den Rücken. So etwas hätte er niemals erwartet. Alles hier spricht eine andere Sprache. Eine friedliche. Dort sitzt eine Frau an einem Tisch und schreibt. Ein blaues, selbstgenähtes Plüsch- tier sitzt neben ihrem Tintenfass. Ein anderes junges Mädchen sitzt inmitten von unzäh- ligen Listen und Zeichnungen. Auf ihrer Schulter hockt ein Eichhörnchen und keckert ihr ins Ohr. Zwei weitere Frauen wälzen gemeinsam Bücher, auf denen Germanistik

steht.
„Hier ist unser zentraler Treffpunkt“, erklärt Kritix. „Hier sind wir am kreativsten. Viele Ideen sind hier schon entstanden. Und was wir bisher schon umgesetzt haben, das siehst du hier!“ Sie deutet auf mehrere große Türen, geht direkt zu einer hin und öffnet sie.
Karl tritt in den Türrahmen, traut sich aber nicht hinein. Hier hängen Seile kreuz und quer im Raum. Ein einzelnes Buch hängt mittendrin. Und ein paar Zettel.
„Das soll ein Textnetz werden. Aber zurzeit ist die Arbeit leider zum Erliegen gekommen. Vielleicht hast du Lust, weiterzuweben? Dreipunkt ist hauptverantwortlich dafür.“ Kritix deutet auf den braungelockten Jüngling im Hauptraum und geht zur nächsten Tür. Hinter dieser verbirgt sich eine riesige Biblio- thek, wo an allen Regalen etliche Rotstifte baumeln.
„Ihr habt auch eine Werkstatt, habe ich gehört“, geht Karl seiner größten Neugierde nach.
Kritix nickt und deutet durch den Versamm- lungsraum hindurch auf die andere Seite. „Dort ist sie. Vollgestopft mit Charakterbau- Anleitungen, Werkzeugen und leeren Listen. Und Buchdeckeln. Und Definitionen. Alles da, was man braucht. Und wenn du mal ent- spannen willst, dann gehst du in unser Autoren- eck. Das ist unser kleines Café, wo es auch monatlich eine Zeitung gibt.“
Karl atmet tief durch. Verlaufen kann er sich wahrlich nicht. Denn alle Nebenzimmer gehen von diesem Raum hier ab. Aber dennoch wird er eine ganze Weile brauchen, bis er überall hinein gesehen hat. Jede Menge Leute gibt es kennenzulernen.
Aber deshalb ist er ja hier: Um diese Leute hier in ihrer Mission zu unterstützen – dem Schutz der Qualität. Und er hofft von ganzem Herzen, dass er mit allem, was er mitgebracht hat, ein guter Kämpfer sein wird.
Kritix legt ihm eine Hand auf die Schulter und lächelt. „Komm‘ erstmal an und leb‘ dich ein!“, sagt sie, als hätte sie seinen Tatendrang bemerkt. „Wenn du etwas brauchst, dann wende dich an mich. Oder an Cole. Er ist unsere Verbindung an die Oberfläche. Er geht als einziger immer mal hoch.“
„Das klingt, als hätte er einen gefährlichen Job“, gibt Karl zu bedenken – gerade, weil er vorhin das Bild von dem Eliminierten gesehen hat –, doch Kritix schüttelt den Kopf.
„Bei allem, was er da oben tut und sagt, haben wir hier unten mitzureden. Wir stehen immer hinter ihm. Als Einheit.“ Sie neigt ihm den Kopf zu und flüstert: „Cole ist kein fühlendes Wesen.“
Überrascht reißt Karl die Augen auf. Der Mann am Eingang hatte auf ihn durchaus emotional gewirkt.
Kritix redet weiter: „Er spricht für uns da oben. Sollte er beschimpft werden, prallt es an ihm ab, denn er ist ja keine einzelne, fühlende Person. So kann er viel objektiver an die Sache herangehen.“ Seufzend sieht Kritix in den Gang, an dessen Ende – jetzt unsichtbar – Cole steht. „Er ist perfekt für diesen Kampf.“ Ihre Augen werden leer, als sie das sagt. Enttäuschung liegt darin. Resignation. Trau- rigkeit darüber, dass dieser Kampf überhaupt notwendig ist. Doch noch etwas sagen ihm ihre Augen: Cole mag voran gehen. Cole mag derjenige sein, der für die Oberfläche sichtbar ist. Doch Kritix lebt in Cole. Es ist ihr Kampf, für den sie schon viel geopfert hat. Und sie wird ihn niemals aufgeben.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Sarah Connor und Kyle Rease

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