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Seine Worte verblassen im Laufe der Zeit. Buchstaben, die einst Wörter bildeten, ergeben keinen Sinn mehr. Die Zeit nagte zu sehr an den Sätzen, die er mit solcher Hingabe schrieb. Einst blickten lächelnd die Musen auf ihn. Sie führten seine Hand und füllten das weiße Papier mit seinen Gedanken.
Es gab Tage, an denen ihm das schreiben leicht viel und er genau wusste, was er seinen Charakteren in den Mund legen würde. Es gab Tage, an denen er wusste, welche Worte die Leser fesselten. Doch es gab auch Tage, an denen der Sturm seine Sprache der Buchstaben aufzufressen schien. In denen er feststellen musste, dass alles was er niederschrieb zu einer verhöhnenden Fratze wurde, die sich auf dem Pergament abzeichnete.
Er erlernte es, Menschen allein mit Worten zu fesseln. Doch sie ahnten nie, wie viel Seele doch in jeden einzelnen Schriftzeichen steckte.
Wie viel Blut, das reine Blatt besudelte, bevor sich die Harmonie formte, die sie berührte, erfuhren sie nie.
Wie viel Tränen er vergoss, die alles verschwimmen ließen, was er schrieb, interessierte sie nicht.
Er gab ihnen zu viel seiner Seele, seines Blutes, seiner Tränen, seiner Hoffnungen und seiner Träume. Sie wurden ihm genommen von schwarzen Vögeln der Nacht und weggetragen um die Welt zu bezaubern.
Doch die Zeit verrann und ließ ihn verwelken. Das letzte Pergament so unschuldig bleich, blieb leer und dem sterben überlassen.
Denn seine Seele war gebrochen, sein Blut geronnen, seine Tränen versickert im Lauf der Zeit, seine Hoffnungen erloschen und seine Träume verliehen.
Die Echos von den vergangenen Worten, deuten sie noch. Aber langsam verlieren sie sich im Schatten des Windes. Aus einer Zeit die längst verloren gegangen ist, entfliehen sie in stummen Sätzen. Vergehen die Ruinen seines Lebens.
Allein die Erinnerung an dieses verliehene Dasein, treibt ihn auf der einsamen Straße entlang. Der Straße, die alle vor ihm gegangen sind und über die er so manche Episode zu berichten wusste.
Er schuf sich eine Welt, in dem er allein bestimmte was passierte. Er vollendete Schicksale von denen manche dazu verdammt waren zu scheitern.
Diese Welt war sein Leben. Geschaffen mit seinem Blut, gefüllt mit seinen Hoffnungen und Träumen und mit seinen Tränen als Regen.
Nun wandelt er zwischen verblassten Worten, entlang des einsamen Wegs. Er weiß nur noch eins:
Wer jetzt vor einem weißen Blatt Papier sitzt, wer diese Seite, geküsst von der Muse, mit Sätzen füllt, wird einst begreifen, dass diese Worte im Hauch der Zeit verblassen werden.
Denn auch er wird nur ein weiterer Autor des ewigen Lebens sein.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jeden, der die Liebe zur Literatur in seinen Herzen fühlt.

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