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That Day - The Fall of Shiganshina Part 1

Herzlich willkommen zu meiner neuen Story!

Es handelt sich um eine Attack on Titan/Shingeki no Kyojin Fanfiktion.
Diese habe ich nun schon seit einiger Zeit auf meinem Laptop gehabt und mich nun dazu entschieden, sie heute hochzuladen.
Die Updates können etwas langsam sein, da ich momentan etwas viel zu tun habe, aber dafür werden die folgenden Kapitel auch etwas länger sein als dieses hier.

Ich hoffe sehr, dass euch diese FF gefallen wird. Solltet ihr Fehler oder ähnliches finden könnt ihr sie mir gerne mailen.
Nun müsste ich alles gesagt haben, was ich sagen wollte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und freue mich sehr, wenn ich etwas Feedback von euch bekommen könnte um zu wissen was euch gefallen hat und was nicht.

Ganz liebe Grüße,


MissUchiha

 

 

 

 


Die Fanfiktion wurde auch auf meinem Fanfiktion.de Account veröffentlicht (Noeru).

 



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“On that day, mankind received a grim reminder.
We lived in fear of the Titans and were disgraced to live in these cages we called walls.”



Es war ein ruhiger Tag im Shiganshina Distrikt. Die Menschen gingen ihren Tätigkeiten nach und waren glücklich.

Keiner von ihnen bemerkte auch nur den kleinsten Hauch von der ihnen drohenden Gefahr. Der Moment der ihren friedlichen Alltag zerstören würde und Ihnen grausame Erinnerungen an diesen Tag mitgeben würde.

Damals war ich noch klein und schwach…

Für uns alle war es ein schöner Tag, da mein Bruder Wolfram von seinem Dienst bei der Militärpolizei zurück kam um uns zu besuchen.
Unsere Eltern waren in der Küche. Unser Vater las Zeitung während unsere Mutter das Mittagessen mit einem Lächeln auf den Lippen zubereitete.
Währenddessen waren Wolfram und ich draußen. Er spielte oft mit mir, wenn er zu Hause war.
Dieses Mal zeigte er mir voller Stolz seine 3D Manöverausrüstung. Er hatte mir das letzte Mal versprochen mir seine zu zeigen, auch wenn die Militärpolizei diese nicht wirklich verwendete.
Mit großen Augen sah ich ihm zu, als er mir die Ausrüstung und deren Funktionen zeigte und sich freute dabei auch ein paar meiner Fragen zu beantworten.
Gerade als ich zu einer neuen Frage zu den Gurten ansetzte vernahm man einen lauten Knall aus der Richtung der Mauer. Die Erde bebte mehrere Male und dann herrschte eine Totenstille.
Wolfram hielt in seiner Erklärung inne und sah sofort in die Richtung der Mauer. Dabei weiteten sich seine Augen. Sein Gesicht verlor sofort an Farbe. Auch ich sah hinauf und konnte ein Gesicht sehen, welches aus Muskeln bestand.
Nur Muskeln…keine Haut…

Ich verstand zu diesem Zeitpunkt nicht, was los war und dass diese seltsame Gestalt an der Mauer ein Titan war. Das einzige was ich mich fragte war, warum Wolfram neben mir wie versteinert war.

„Das ist unmöglich…“ hauchte Wolfram leise. Es war so als hätte er Angst gehabt, dass das anheben seiner Stimme den Titanen an der Mauer beeinflussen könnte.

Man konnte die ersten Schreie aus der Richtung der Mauer vernehmen. Einige Sekunden später begannen auch die Warnglocken an den Türmen zu läuten.
Genau dann hörte man erneut einen lauten Knall aus der Entfernung. Und genau dann reagierte Wolfram und packte mich sofort am Arm und zog uns mit seiner 3DMG auf das nächstgelegene Dach.
Als wir in der Luft waren, bemerkte ich erst den riesigen Felsen der auf uns zugerast kam und nun auf dem Punkt landete an dem wir eben noch standen. Wir sind unserem Tod nur um wenige Millisekunden entgangen.
Wolfram drückte mein Gesicht an seine Brust um mir den grauenvollen Anblick zu ersparen. Er zitterte so stark…so kannte ich meinen starken Bruder nicht. Ich sah auf, um in das Gesicht meines Bruders zu sehen.
Tränen liefen an seinem Gesicht hinab und ein panischer Blick richtete sich auf das Geschehen hinter mir.

Ich verstand es damals nicht und strampelte mich aus seinem Griff. Als ich mich umdrehte sah ich ein grauenvolles Bild, welches sich auf ewig in mein Gehirn eingebrannt hatte.

Der Felsen hatte wohl auch unser Haus erwischt, da sich dort nun ein riesiger Titan mit einem Grinsen im Gesicht befand.
Er bergte unsere Eltern aus den Trümmern und hielt sie in seinen Händen. Mutter und Vater bewegten sich nicht mehr.
Keine Schreie von ihnen…kein weinen…nichts…

Ich konnte einfach nicht von diesem grauenvollen Moment weg sehen! Mein Blick war wie festgefroren.

Der Titan nahm Vaters Kopf zwischen seine Zähne und biss zu. Das Blut spritze überall hin.
Und genau dann kamen all meine Sinne wieder und ich fing an zu schreien und zu weinen wie am Spieß. Ich drehte mich zu Wolfram um und zerrte an seinen Armen.

„HILF IHNEN WOLFRAM!“ schrie ich.
Immer und immer wieder schrie ich diesen Satz zu Wolfram. Doch dieser bewegte sich nicht von der Stelle.

„Es ist zu spät Anna…ich kann ihnen nicht mehr helfen…“ flüsterte er mir zu als er mich zu sich zog und mich über seine Schulter warf. Dabei setzte er bereits zum Sprung auf das nächste Dach an und entfernte sich somit, mit mir auf dem Rücken, von dem Grauen.
Doch ich wehrte mich und schlug gegen seinen Rücken.

„Wolfram du Feigling!“ schrie ich dabei „MAMA! PAPA!“.

An einem sicheren Dach hielt Wolfram an und nahm mich von seinen Schultern herunter. Er packte meine Arme und zerrte mich zu sich. So, dass ich ihm ins Gesicht sehen musste.

„Verstehst du das nicht Anna?! Mutter und Vater sind tot! Wir können ihnen nicht mehr helfen!“ brüllte er mich mit einem wütenden Gesichtsausdruck an.
Dabei zeigten die Tränen die immer noch an seinem Gesicht herunter liefen wie sehr es ihn schmerzte diese Worte auszusprechen.

Wolfram litt mehr unter dem Geschehenen als er mir damals zeigen wollte. Er versteckte seine Gefühle nur um stark zu sein für uns beide. Dabei war er innen drin aufgelöst und zugleich auch wütend auf sich selbst. Er machte sich zu diesem Zeitpunkt schwere Vorwürfe, unsere Eltern nicht retten zu können.
Doch all diese Gefühle versteckte er vor mir.

„Sieh dich um Anna!“ rief er und deutete auf die Umgebung.
Überall waren Leichen, Menschen die gefressen wurden, Todesschreie, Blut…es war die Hölle auf Erden.
„Wenn wir hier bleiben werden wir auch sterben!“ sagte er.

Er umarmte mich noch einmal bevor er mich etwas weg von sich hielt um mir in die Augen zu sehen.
„Wir müssen weiter. Wenn wir es bis zur Mauer machen haben wir es geschafft Anna.“ Er sah mich mit einem Blick voller Hoffnung und Entschlossenheit an.
„Hast du gehört?“ fragte er mich.

Ich nickte leicht, als ich mir meine Tränen weg wischte.

Wir konnten es noch schaffen, ich glaubte an Wolframs Worte und schöpfte neue Hoffnung.

That Day - The Fall of Shiganshina Part 2

 

Erneut nahm mich Wolfram auf seine Schulter um gemeinsam weiter mit der 3D Ausrüstung zu reisen.

Wir schwangen durch die Luft und landeten jedes Mal auf einem anderen Dach. Mit jedem Sprung näherten wir uns der Mauer.

Unserer Erlösung.

 

Wolfram ließ seine Seile erneut in eine Wand einschlagen und sprang ab. Wir glitten durch die Luft. Doch bevor wir unser Ziel Dach erreichten erschien ein 15 Meter Titan vor uns.

Ich fing an zu schreien während Wolfram versuchte den Kurs zu ändern. Aber dies konnte er nicht mehr, da sich der Titan bereits eins der Seile gepackt hatte.

Er zog uns beide immer näher zu sich heran.

„Scheiße“ murmelte Wolfram leise während er versuchte einen der Gurte zu lösen. Er sah sich panisch um, da er den Gurt nicht lösen konnte.

Wir näherten uns mit jeder Sekunde mehr dem Titanen, der seinen Mund bereits Meter weit geöffnet hatte.

Genau da reagierte Wolfram ganz schnell und nahm mich von seinen Schultern und warf mich auf ein höher gelegenes Dach in der Nähe.

Ich rollte mich mehrere Male ab bevor ich überhaupt begriff, was mein Bruder getan hatte. Trotz all der Schmerzen die ich durch den harten Aufprall spürte stand ich auf und lief zum Rand des Daches.

 

„Renn! Renn weg Anna!“ schrie mir Wolfram entgegen als er seine Schwerter aus der Halterung zog.

Bevor Wolfram auch nur zum ersten Schnitt ansetzten konnte, wurde er gegen die nächste Wand geschleudert. Man konnte neben dem Geräusch des Aufpralls auch das knacken mehrere Knochen vernehmen.

Seine Schwerter fielen aus seinem Griff und hängten nur noch durch den dünnen Draht, der die Schwerter mit den Halterungen verband, in der Luft.

Er hing fast schon leblos an dem Gurt an dem sich der Titan festgegriffen hatte.

 

„Wolfram!“ schrie ich „WOLFRAM!“

Tränen liefen an meinem Gesicht herunter als ich meinen Bruder ansah und meine Hand nach ihm ausstreckte. So als könne ich ihn mit dieser Geste helfen. Doch das konnte ich nicht…

 

„Das war’s dann wohl…“ sagte er bevor er anfing zu husten. Dabei spuckte er mehrfach Blut.

„Leb‘ weiter Anna!“ rief er mir zu als er mir in die Augen sah „Für Mutter, Vater und für mich!“ erneut spuckte er etwas Blut aus.

 

„Wir lieben dich Anna! Vergiss‘ das nie!“ rief er mir ein letztes Mal mit einem Lächeln auf seinen Lippen zu.

 

Ab hier geschah alles in Zeitlupe vor meinen Augen.

Der Titan ließ den hängenden Wolfram in seine Hand fallen und drückte zu. Man konnte das Geräusch mehrerer brechender Knochen gemischt mit dem Schmerzensschrei von Wolfram hören.

Er war so weit weg von meinem Standpunkt und dennoch kam es mir so vor als wäre er genau neben mir.

 

Doch der Titan hörte nicht auf. Er nahm meinen Bruder, der unnatürlich verrenkt war, in seine andere Hand und legte seinen Kopf zwischen seine Zähne.

Ich wusste bereits was kommen würde, doch ich wendete meinen mit Tränen verschleierten Blick nicht ab.

 

Er biss zu…

 

Blut spritze überall. Es ähnelte einem blutroten Regen.

 

 

Danach warf er Wolfram in meine Richtung. Sein toter Körper landete hinter mir und rollte sich einige Male bevor er an der Kante zum stehen kam.

 

Ich rannte zu Wolfram’s Kopfloser Leiche. Dabei stolperte ich immer und immer wieder über meine Füße, da ich durch all meine Tränen nichts sehen konnte.

Aber ich wollte zu meinem Bruder.

 

Ich fing an hysterisch zu weinen. Es fühlte sich so an als würde die Luft um mich herum nicht mehr zum Atmen ausreichen. Dabei krallte ich mich in die Jacke meines Bruders fest.

Es kam mir wie Stunden vor, die ich schreiend und weinend in dieser Position verbracht hatte.

 

Nach dem ich mich etwas beruhigt hatte, versuchte ich meinen Bruder etwas weiter weg von dem Rand des Daches zu bekommen. Ich zog mit all meiner Kraft, doch Wolfram’s Körper bewegte sich nur wenige Zentimeter. Nach mehreren Versuchen hatte ich ihn wenigstens einen Meter von dem Rand entfernen können, so dass ich mir keine Sorgen machen musste, dass er herunter fallen könnte.

 

Als ich auf die Leiche hinab blickte, kamen mir wieder die Tränen und ich umarmte den Körper meines Bruders. Ich wusste nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Ich hatte doch bereits unsere Eltern verloren. Warum musste Wolfram auch sterben?

Was sollte ich nun tun? Ich war allein…allein und schwach!

 

Ich versank in meinen negativen Gedanken, doch dann kamen mir Wolframs Worte wieder in den Kopf

„Leb‘ weiter Anna!“

 

Immer und immer wieder wiederholten sich seine Worte in meinem Kopf.

„I-ich werde“ fing ich an, doch mein Schluchzen unterbrach mich dabei den Satz vollständig auszusprechen.

 

Bevor ich es noch einmal versuchte wiederholte ich den Satz immer und immer wieder in meinem Kopf. Wie ein Mantra welches mir Kraft gab.

Ich holte tief Luft und setzte erneut zum Sprechen an.

 

„ICH WERDE LEBEN!“ schrie ich mit all meiner Kraft hinaus.

 

Dabei sah ich in den Himmel hinauf. Er war immer noch blau.

Von dem Massaker hier unten konnte man nichts erkennen. Ich sah wieder runter um auf den leblosen Körper meines Bruders zu sehen. Dabei bemerkte ich das leichte glänzen aus seiner Jackentasche.

Ich griff danach und zog den Gegenstand heraus. Es war die Kette, die Wolfram immer um seinen Hals hatte. Ich sah mir den grün-blau leuchtenden Kristall näher an.

Das einzige was mir von meinem Bruder blieb. Ich legte mir die Kette um meinen Hals und umschloss den Kristall fest mit meiner Hand.

„Und…und ich werde dich, Mutter und Vater rechen!“ schwor ich mir.

 

Nun musste ich nachdenken…wie sollte ich es bis zur Mauer schaffen? Ich konnte unmöglich zu Fuß dort ankommen. Und als ich auf die Straßen unter mir blickte, bestätigte es sich mir noch einmal.

Die ganzen Wege waren voller Titanen darunter auch der Titan der meinen Bruder getötet hatte.

Selbst rennend würde ich es nicht überleben.

 

Beim Nachdenken sah ich mich etwas in der Umgebung um. Es musste einen Ausweg geben.

Die Schreie der Menschen um mich herum ignorierte ich gekonnt.

 

Ich musste es schaffen! Für unsere Eltern. Aber vor allem für das Opfer meines Bruders um mich zu retten. Es sollte nicht umsonst gewesen sein, das Wolfram an mich geglaubt hatte.

Wenn ich hier und jetzt sterben sollte, war alles umsonst!

 

Eine Rückblende kam in meinen Kopf geschossen. Mir fielen all die Dinge wieder ein die mir Wolfram über die 3D Ausrüstung erzählt hatte.

 

„Bis zur Mauer…“ flüsterte ich leise, immer noch in Gedanken versunken „Wenn ich es bis dorthin schaffe, habe ich überlebt…“

Ich drehte mich erneut zu dem Leichnam meines Bruders um. Es tauchten wieder einige Tränen in meinen Augen auf, die ich aber sofort weg wischte. Ich musste mich zusammenreißen, sonst würde ich es nicht schaffen!

 

Nachdem ich wieder schärfer sehen konnte, betrachtete ich die Leiche meines Bruders näher.

Alle Einzelheiten prägte ich mir ein. Die Gurte, die Schwerter, die Klingen…

Das war also die 3D Manöver Ausrüstung mit der man gegen Titanen ankommt.

 

Mit leicht zittrigen Händen versuchte ich die Gurte die auf der Brust meines Bruders lagen zu lösen.

„Verzeih mir Wolfram…“ flüsterte ich zu dem leblosen Körper vor mir. Er war bereits eiskalt.

 

Stück für Stück löste ich jeden Gurt und jeden Teil der Ausrüstung und breitete sie vor mir aus.

Ich sah mir alle Teile genau an. Mit so viel Ballast würde ich mich nicht bewegen können…solch eine Ausrüstung wurde für trainierte Soldaten entwickelt…nicht für ein Kind.

 

Als ich mir die Schwerthalterung etwas näher ansah, bemerkte ich dass das Seilsystem extra daran befestigt war. Also musste ich die Halterung für die Klingen und die Schwerter nicht mitnehmen. Sie waren nicht zum Fortbewegen notwendig. Ich versuchte beide Teile mit meinen Händen voneinander zu trennen. Doch dies gelang mir nicht. Also zog ich ein Schwert aus der Halterung und schlug mehrere Male darauf ein. Immer noch löste es sich nicht. Aber ich würde nicht aufgeben. Nach meinem dreißigsten Schlag löste sich endlich die Sicherung und ich konnte die Schwerthalter vom Seilsystem lösen.

 

Ich nahm das Seilsystem mit den noch daran hängenden Gurten auf und wickelte die Gurte um meinen kleinen Körper. Wegen meiner Größe konnte ich es nicht wie ein richtiger Soldat tragen, sondern musste es einigermaßen sicher mit mehreren knoten an meinen Körper binden.

Solange ich nicht rausrutschen würde, hatte ich noch eine Chance.

 

Nachdem ich alle Gurte einigermaßen sicher an mir festgebracht hatte sah ich zur Schwerthalterung. So wie Wolfram es mir erklärt hatte, musste sie der Zünder für das Seilsystem sein. Ich besah mir das Schwert näher an. Die Klingen waren abnehmbar, dass hatte ich bei meinem Bruder gesehen…ich musste nur noch herausfinden, wie man sie löste.

Ich hantierte etwas mit den Halterungen herum, bevor die Klingen sich wie von Zauberhand lösten als ich eine Taste am Griff betätigte. Ein leises klirren ertönte als die Klingen den Boden berührten. Ich würde sie nicht benötigen, sie würden mich nur schwerer machen. Außerdem konnte ich nicht mit ihnen umgehen.

 

Mit langsamen Schritten näherte ich mich nun dem Rand des Daches. Ich musste mich mindestens 20-30 Meter oberhalb der Straßen befinden. Ich sah auf die vielen Leichen die sich auf den Straßen befanden. Ihnen wollte ich mich nicht wirklich anschließen.

Wenn mir nur ein Fehler unterlaufen würde, würde ich keine zweite Chance mehr erhalten. Das hier war immerhin kein Spiel.

 

„Ich darf nicht sterben…“

 

Ich hielt den Schwertgriff fest in meiner Hand. Ein letztes Mal drehte ich mich zu meinem Bruder um. Innerlich hoffend, dass er mir von oben helfen würde diesen Tag zu überstehen.

 

Mein Blick richtete sich wieder nach vorne und ich fixierte den Kirchturm vor mir an. Bis jetzt hatte ich nur beobachten können, wie Soldaten diese Ausrüstung verwendeten. Bei ihnen sah alles leichter aus als es eigentlich war.

Als ich mir sicher war, eine gute Position gefunden zu haben um den Turm zu erwischen, drückte ich ab. Doch das Drahtseil schoss mehrere Meter daneben. Ich holte die Fäden wieder ein und versuchte es erneut. Dasselbe passierte mir allerdings auch beim zweiten und dritten Versuch. Aber das Seil näherte sich mit jedem Mal mehr meinem Ziel.

Und beim vierten Mal hatte es sich endlich in die Wand des Kirchturmes gebohrt. Mit jeder Sekunde die verging, wurde mir immer mehr klar was ich nun als nächstes tun musste. Ich ging einige Schritte zurück und holte mehrere Male tief Luft und versuchte mich wenigstens etwas zu beruhigen.

Und dann rannte ich auf den Rand des Daches zu und sprang einfach ab. Ich versuchte mir keine Zeit zum Zweifeln zu lassen.

Für einen Moment dachte ich, dass ich herunter fallen würde, doch dann erinnerte ich mich daran das Seil einzuholen während ich frei in der Luft war.

Ich wurde mit einer recht starken Kraft zum Kirchturm gezogen. Wie man abbremste, wusste ich nicht. Dadurch flog ich mit einem lauten klirren durch das Fenster des Kirchturmes und kam mit voller Wucht an der entgegenliegenden Zimmerwand an.

Mein Rücken schmerzte, als ich versuchte mich wieder aufzustellen und zu dem noch unbeschädigten Fenster neben mir zu gelangen.

 

Ich durfte jetzt nicht aufhören!

Schnell ging ich auf das nächste Fenster zu und verwende den Schwertgriff um die Scheibe einzuschlagen. Dadurch bekam ich einige kleine Schnitte ab, doch diese waren mir im Moment egal.

Ich hatte andere Sorgen.

 

Mit einem lausigen Kletterversuch hievte ich mich auf die Fensterbank und hielt mich leicht an dem Fensterrahmen fest als ich hinaus sah. Ich hatte mein neues Ziel gefunden und versenkte die Drahtseile darin, als ich erneut absprang und auf einem Dach in der Nähe landete. Auch diese Landung war nicht gerade sanft.

 

Immer mehr näherte ich mich der Mauer Rose. Doch mit jedem Schritt mit dem ich mich ihr näherte, tat mir ein neues Körperteil weh und es wurde immer schwerer mich zu bewegen. Doch trotz all dieser Schmerzen konnte ich nicht einfach aufgeben.

 

Ich war nicht einmal mehr zwei Häuser entfernt von der Mauer. Fast hatte ich es geschafft.

Um schneller an mein Ziel zu gelangen visierte ich direkt die Mauer an. Mit einem schwachen Anlauf sprang ich ab und zog mich hoch. Doch mitten drin in meinem Flug erschien ein Titan der versuchte nach mir zu greifen.

Vor lauter Panik find ich an zu schreien.

 

Ich würde sterben….

Mein ganzes Leben lief vor meinen Augen ab.

Die Zeit mit meinen Eltern, wie wir gelacht hatten. Mein Bruder der mich auf seinen Schultern durch den Marktplatz trug. Wie Wolfram voller stolz verkündete ein Teil der Militärpolizei zu sein. Wie mein Vater statt die Hausaufgaben mit mir durchzugehen lieber mit mir gespielt hatte. Und das wunderschöne Lächeln meiner Mutter.

Alle schönen Erinnerungen meines Lebens erschienen.

 

Es war wohl pures Glück, dass ich es überhaupt in die Nähe der Mauer geschafft hatte.

 

Der Titan griff sich das Ausgefahrene Seil, welches mich mit Mauer Rose verband, und zog es aus der Verankerung in der Wand.

Er hob mich über seinen Mund bereit mich zu essen. Ich schwang frei umher während ich in seinen weit aufgerissenen Mund starrte. In den nächsten Sekunden würde ich diese Welt verlassen.

Die Erinnerungen an den Tod meines Bruders erschienen in meinem Kopf. Mein Leben würde das Gleiche Ende nehmen.

 

Mir kamen immer mehr Tränen in die Augen und ich schrie verzweifelt um Hilfe.

„Ich darf noch nicht sterben!“ schrie ich.

 

 

Dabei bemerkte ich mit meiner verschwommenen Sicht etwas von meiner rechten Seite auf mich zufliegen. Genau als der unbekannte Schatten an dem Titanen vorbei raste, spritze Blut aus seinen Händen. In der nächsten Sekunde war ich schon im freien Fall, da der Titan das Seil losließ.

 

Ich schloss meine Augen und bereitete mich auf den Aufprall mit dem Boden unter mir vor. Es würde ein schmerzhafter Tod sein. Doch einige Zentimeter bevor ich aufschlug wurde ich nach oben gezerrt. Ich riss meine Augen auf und rechnete bereits damit, dass der Titan mich wieder gepackt hatte. Aber es war etwas anderes, das mit mir davon flog.

Ein Mann mit braunen Haaren.

 

Wir landeten auf der Mauer und der Mann ließ mich herunter. Erst dann erkannte ich meinen Retter. Es war Ralf. Ein Mitglied des Aufklärungstrupp und ein guter Freund meines Bruders. Er war mehrere Male bei uns zu Hause und hatte ab und zu auch mit mir gespielt.

 

Ralf sah mich besorgt an.

„Ist alles in Ordnung Anna? Hast du starke Schmerzen?“ fragte er sofort, als er meine ganzen Wunden und Prellungen ansah.

Ich schüttelte meinen Kopf. Den Schaden den mein Körper bei dem Versuch zu überleben genommen hatte, tat nicht einmal annährend so weh wie die seelischen Wunden die ich zugefügt bekommen hatte.

Er rief einen Kameraden zu sich, der mich ansah und dann nickte. Ich hörte nicht zu. Mein Blick war immer noch auf das ehemalige Shinganshina gerichtet.

 

Ich hatte alles verloren…alles…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.09.2016

Alle Rechte vorbehalten

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