Cover

Inhaltsverzeichnis

Vom Scheitern und von Bildung

Erfolgreich durch Scheitern

LL Cool J über Bildung

Zitate über Bildung und Soziales

Vorgehensweise bei der Projektplanung

Mögliche Ursprünge der heutigen Wissenschaftsmethodik

 

Digitale vs. händische Kunst

Das Zeichnen und Malen

Schriftliche und sprachliche Kunst

Musik - eine Perspektive

 

Die Methodik in diesem Buch

Scheitern als Chance

Eigenständigkeit und Selbständigkeit

Der besonnene Umgang mit digitalen Werkzeugen

 

Kolorieren mit Paint

Digitale Bilder zum Kolorieren

Auflösung – einige kolorierte Bilder

Making-of

Einige Paint 3D Bilder

3 Zitate über Kunst

 

Bibliographie

Feedback

Vom Scheitern und von Bildung

Menschen aller Völker und Nationen lassen sich für Bildung begeistern. Zuweilen fehlt jedoch vielen die Motivationen zum Lernen. Doch diese Motivation kommt mit der Zeit von alleine durch die Einhaltung bestimmter Regeln. Man sollte von jedem lernen und sich stets motivieren, um sich fort zu bilden. Gesine Schwan schlägt in ihrem Buch "Bildung: Ware oder öffentliches Gut?" vor, den Slogan "Aufstieg durch Bildung" durch "Teilhabe durch Bildung" zu ersetzen ([1], S.89). Ferner betont sie: "Für eine weitsichtige Bildungspolitik kommt es aber darauf an, den Blick darauf zu richten, dass wir für die gesamte Gesellschaft, für die gegenwärtigen "Wettbewerbsgewinnler", ebenso für die Verlierer eine Win-Win-Situation schaffen, wenn es uns gelingt, durch bessere gemeinsame Bildung eine insgesamt befriedigtere und damit befriedigte Gesellschaft zu entwickeln. Dann brauchen wir auch weniger Ausgaben für soziale Sicherung, Krankensysteme und Gefängnisse. Dafür ist ein Bildungsziel von besonderer Bedeutung, das man traditionell in Deutschland nur Gymnasial- und Universitätsbildung zugeordnet hat: Eigenständigkeit, die Fähigkeit, das eigene Lernen selbst zu organisieren. Nur wer dazu in der Lage ist, kann mit Aussicht auf Erfolg seinen Weg durch die für uns alle unübersichtliche Gegenwart in eine chancenreiche, aber ebenso unübersichtliche Zukunft finden." ([1], S.71)

 

Einige Anregungen zu mehr hochwertiger Bildung werden im weiteren Verlauf in Form von Zitaten vorgestellt.

Erfolgreich durch Scheitern

Der folgende Artikel über das Lernen aus Misserfolgen wurde vom Psychologen und Schriftsteller Christian Jarrett verfasst und erschien ursprünglich am 17.6.2020 in englischer Sprache auf BBC [2]. Der Text handelt vom Scheitern, von der Reflektion darüber, vom Neuanfang und vom Erfolg. Die Übersetzung dieses Artikels erfolgte durch mich, dem Autor des vorliegenden Buches.

 

Versteckte Lernmöglichkeiten in unseren Misserfolgen

 

Häufig wird das Scheitern als ein Ursprung für Scham betrachtet. Wenn wir hingegen unsere Niederlagen genauer untersuchen und sie teilen würden, könnten wir daraus eine Menge lernen.

Erfolge genießen mehr Aufmerksamkeit als Niederlagen. Wir feiern Geschichten des Triumphes und reflektieren darüber, um die Gründe, warum es so gut verlief zu erörtern. Industrien verpacken die Lehren und teilen sie als Tipps für 'bestes Handeln', während Redner zu Tischreden ihre Zuhörer damit ergötzen, wie sie vorgingen, um so erfolgreich zu werden. Im Gegenteil dazu werden Niederlagen und diejenigen, die sie begehen, oft als Auslöser von Scham und Schande gesehen.

Dennoch sind es oftmals die Fehler, Fehltritte und unverblümten Flops, die mehr nützliche praktische Informationen darüber beinhalten, wie man es besser machen könnte, vorausgesetzte wir sind mehr gewillt dazu, sie zu teilen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Das haben Ayelet Fishbach und Lauren Eskreis-Winkler, Psychologen an der Booth Business-Schule der Universität von Chicago, entdeckt.

 

Das Paar glaubt, dass wir oft scheitern, um ausreichende Erkenntnisse zu erlangen, warum Dinge misslingen. Zu erwähnen seien etwa schlechte wirtschaftliche Entscheidungen, die wir machen, weil wir nicht von unseren Fehlern und denen anderer lernen. Auf ähnliche Weise ignorieren wir oftmals Zeichen, die uns mitteilen wollen, dass unsere Beziehungen nicht gut verlaufen oder dass unser Chef unzufrieden mit unserer Leistung ist. Wir übersehen die Fehler und kümmern uns nicht darum, die Lehren daraus zu ziehen, damit wir erfolgreich werden", sagt Fishbach.

 

Das Zögern zu teilen

 

Frühere Untersuchungen haben bereits unsere nicht hilfreiche Abneigung über Kenntnisse zu laufendem oder künftigem Scheitern aufgedeckt - ein Problem, das vom Psychologen Thomas Webb und seinen Kollegen von der Universität Sheffield auch als "Straußeffekt" bezeichnet wird. Der "Straußeffekt" bezieht sich auf unsere fortgesetzte Abneigung gegen aktuelle oder künftige Rückschläge, was ein für uns langfristig gesehen nicht hilfreiches Verhalten ist. Der Mensch neigt dazu den Kopf in den Sand zu stecken, sobald er einen Weg eingeschlagen hat, unabhängig davon ob es um ein neues Fitnessprogramm, dem Erstellen einer Internetseite für ein Unternehmen oder der Planung für eine drohende Pandemie geht. Anstatt unseren Fortschritt zu überwachen, um zu überprüfen, ob wir nicht vom Pfad abgekommen sind, beißen wir unsere Zähne zusammen und hoffen auf das Beste.

 

Wir tendieren außerdem dazu, die Vorstellung zu vernachlässigen, was fehlschlagen könnte, wenn wir auf die Erreichung eines Zieles vorausblicken, wie eine Studie der Psychologin Gabriele Oettingen von der Universität New York und Universität Hamburg gezeigt hat. Doch wenn Leute aufgefordert werden, sich in 'mentale Gegenüberstellungen' zu üben, um die Hürden auf dem Weg zu ihrem Ziel vorweg zu nehmen, neigen sie eher dazu, durch zu halten und in ihren Vorhaben erfolgreich zu sein.

 

Nun haben Eskreis-Winkler und Fishbach zu dieser Literatur beigetragen, indem sie ihren Fokus auf unsere Abneigung, unseren Fehlern Aufmerksamkeit zu schenken, richtete - sowohl unseren eigenen Fehlern als auch den anderer - nachdem sie passierten. In ihrer kürzlich erschienenen Arbeit, baten die Forscher duzende Lehrer, sich an eine bestimmte Zeit zu erinnern, in der sie erfolgreich in der Arbeit waren und an eine bestimmte Zeit, in der sie scheiterten. Als sie die Lehrer fragten, welches Ereignis, sie wählen würden, um anderen Lehrern zu helfen, entschieden sich fast 70% für das Erfolgsereignis anstelle das des Scheiterns.

 

Dasselbe geschah, als sie hunderte von Freiwilligen online ersuchten, darüber nach zu denken, in welchen Situationen sie bei der Konzentration während ihrer Arbeit erfolgreich hatten und in welchen sie scheiterten, indem sie abgelenkt wurden. Die Abneigung, Misserfolge zu teilen blieb bestehen, selbst wenn die Forscher die Freiwilligen baten, diese mit ihrem 'künftigen Ichs' zu teilen, was nahelegt, dass mehr hinter dieser Neigung steckt, als einen guten Eindruck auf Fremde zu machen.

 

Aufschlussreiche Misserfolge

 

Für diese Aufgabe öffneten tausende von Freiwilligen über das Internet zwei von drei Geheimnisbüchsen, mit der Chance Geld zu gewinnen. Eine Büchse enthielt 20 Cents, eine andere 80 Cents, wohingegen die dritte eine Niete war, die sie einen Cent kostete. Als nächstes hatten sie die Gelegenheit, Informationen über eine der Büchsen, die sie geöffnet hatten, weiter zu geben, um dem nächsten Teilnehmer im Spiel zu helfen. Als Anreiz wurde ihnen mitgeteilt, dass dieser andere Spieler bald die Möglichkeit haben würde, die Gefälligkeit zu erwidern, indem dieser wiederum seine Information mit ihnen teilen würde.

 

Ausschlaggebend war, dass die Forscher die Büchsen so manipulierten, dass jeder freiwillige Teilnehmer immer jeweils eine Verlust-Büchse und eine 20-Cents-Büchse öffnete. Objektiv bedeutete das, dass es immer nützlicher war, wenn die Teilnehmer ihre Misserfolge teilten, also die Stelle der Verlust-Büchse, anstelle ihres relativen Erfolges, also die Stelle der 20-Cents-Büchse. Das Teilen des Misserfolges würde dem nächsten Spieler erlauben, dem Verlust aus zu weichen, während das Teilen ihres Erfolges bedeutete, dass immer noch ein Risiko bestünde, dass der nächste Spieler die Verlust-Büchse öffnete. Dennoch fanden Eskreis-Winkler und Fishbach heraus, dass über mehrere Studien hinweg, zwischen einem Drittel und der Hälfte der Teilnehmer, es bevorzugten, den Erfolg anstelle des Misserfolgs zu teilen, obwohl die Mitteilung des Misserfolges vorteilhafter für den nächsten Spieler gewesen wäre.

 

Die Forscher enthüllten noch mehr Beweise für den Weg, wie wir über den Wert des Scheiterns hinwegsehen, indem sie ein anschließendes quiz-ähnliches Experiment durchführten. Doch fanden sie diesmal auch heraus, dass es sehr einfach war, diese Denkmuster zu beheben.

Internet-Probanden errieten die Bedeutung altertümlicher Symbole, indem sie aus zwei möglichen Lösungen eine auswählten. Einer Teilgruppe teilten die Forscher mit, es sei keine Zeit übrig, um ihre Ergebnisse zu veröffentlichen. Einer anderen Teilgruppe wurde mitgeteilt, all ihre Ergebnisse seien falsch.

 

Insbesondere aufschlussreich war, dass, als die Forscher die Teilnehmer fragten, über welche Teilgruppe sie mehr wussten und welche für andere Personen hilfreicher war, 70% von ihnen sich für die Teilgruppe entschieden, die kein Feedback erhielt, anstelle der Teilgruppe, von der sie wussten, dass alle von ihnen scheiterten, wenngleich aufgrund dessen, dass alle Fragen Selektivfragen mit nur zwei Lösungen waren, die Personen aus der Teilgruppe mit den falschen Antworten nun tatsächlich alle korrekten Antworten kannten.

 

Ähnlich wie bei der Geld-Büchsen-Aufgabe, lag das Problem der Teilnehmer darin, dass sie missachteten, wie aufschlussreich Misserfolge sein können. Dann, als Eskreis-Winkler und Fishbach einer anderen Teilnehmer-Gruppe andeuteten, dass diese jetzt, da sie wussten, dass all ihre Antworten falsch seien, nun die korrekten Antworten kannten, erhöhte sich die Bereitschaft der Teilgruppe, ihr Wissen über das Symbol weiter zu geben.

 

'Extra Aufmerksamkeit'

 

Die neuen Erkenntnisse deuten an, dass viele von uns davon profitieren könnten, indem einfach die Lehren, die in unseren Misserfolgen verborgen sind, vermehrt in unser Bewusstsein rücken.

 

"Frag nach einem Rückschlag, 'Was habe ich gelernt? Wie kann diese Lektion für mich in der Zukunft nützlich sein?'", empfiehlt Fishbach. Sie fügt hinzu, dass es mühsam sein kann, aus Rückschlägen zu lernen da sie das Selbstwertgefühl verletzen. Darüber hinaus muss man die richtige Antwort ableiten oder einen vorteilhafteren Weg finden, etwas zu tun. "Dafür benötigt man nicht nur Aufmerksamkeit, man benötigt Extra-Aufmerksamkeit, weil es beschwerlicher ist, von Misserfolgen zu lernen," teilt sie mit.

 

Des Weiteren hilft es, das Fundament dafür früher zu legen, sogar noch bevor man mit seinem Arbeitsprojekt oder persönlichen Ziel beginnt. Oettingens Untersuchung über mentale Gegenüberstellungen, in denen Leute dazu angeregt werden, sich vor zu stellen, dass sie ihr Ziel erreicht hätten und dann die Hindernisse auf dem Weg voraussehen, hat gezeigt, dass die Durchführung dieser Übung zu Beginn, die Leute ermutigt, empfänglicher für negative Rückmeldungen im Anschluss zu sein.

 

"Nicht nur wird Feedback zu Misserfolgen bereitwilliger angenommen, sondern wird auch in den Plänen [der betreffenden Person], diesen Wunsch zu erreichen und tatsächlich zu erfüllen, eingebunden," erklärt Oettingen. Es ist, als ob die Vorwegnahme der Wege, dass Dinge misslingen können, uns empfänglicher für das Lernen von unseren Fehlern und Misserfolgen, wenn sie unvermeidlich auftreten, macht.

 

Natürlich kann die Auseinandersetzung mit Fehltritten und Rückschlägen demotivierend wirken, insbesondere dann, wenn man ein Perfektionist ist oder es einem an Selbstvertrauen mangelt.

 

Thomas Webb, Entdecker des 'Straußeffekt'-Phänomens, ist derzeit Teil eines Teams an der Sheffield University, der diese Angelegenheit untersucht. Seine Arbeit beinhaltet auch die Zusammenarbeit mit Organisationen, um Wege zu ergründen, damit Menschen Rückschläge durch Mitgefühl mit sich selbst überwinden. Sein Team arbeitet mit einem Fitness-Studio, einer Kindererziehungs-Organisation und einem Zeitschriftenverleger - im letzten Fall soll Zeitungskritikern geholfen werden, ihre übliche Neigung, Dinge auf zu schieben, zu überwinden.

 

"Die Haupthypothese ist, dass viele Leute mit sich selbst kritisch sind, wenn sie Fehltritte machen oder Herausforderungen gegenüber stehen," sagt Webb, "aber wenn sie dazu imstande wären, diesen mit Mitgefühl für sichselbst zu begegnen, beispielsweise dadurch, indem sie anerkennen, dass Scheitern ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Seins ist, ist es möglich, die Motivation und Anstrengung [trotz Scheitern] aufrecht zu erhalten ... Teil davon wird eine kulturelle Verschiebung hin zur Akzeptanz von offensichtlichem Scheitern sein."

 

Positiver Trend?

 

Webb hat recht damit, dass es hier umfassendere kulturelle Lektionen gibt. Während wir Niederlagen auf den ersten Blick als etwas Negatives sehen, können wir durchaus von einer Erweiterung des Horizonts profitieren, indem wir in Niederlagen nicht nur die Ursprünge von Scham und Reue sehen, sondern auch sehr informative Lernquellen.

 

Einige Branchen, in denen Sicherheit die höchste Priorität darstellt, wie die Luft- oder Raumfahrt, haben bereits diese Denkweise - jedoch ist es wohl eine Haltung, die weiterverbreitet werden muss.

 

Es gibt positive Signale, dass das in manchen Organisationen Eingang findet. "Ich bin fasziniert von dem Trend, dass Unternehmen 'Versagens-Nächte' veranstalten - der tatsächliche Name ist etwas bunter," sagt Fishbach. "Es handelt sich vielmehr um folgenlose Möglichkeiten für die Angestellten, um zum Mikrofon zu greifen und über die Fehler zu sprechen, die sie in der Arbeit begangen haben."

 

Es braucht Mut, ein zu gestehen, dass man etwas falsch gemacht hat, doch, wenn mehr von uns es tun könnten, würden alle davon profitieren und daraus lernen.

LL Cool J über Bildung

LL Cool J, der eigentlich James Todd Smith heißt und 1968 in Queens, New York City, geboren wurde, ist ein afroamerikanischer Rapper und Schauspieler.

Bildquelle: https://www.grammy.com/grammys/news/ll-cool-j-host-58th-grammy-awards.

 

Etwa um das Jahr 2000, als ich damals die neunte Klasse besuchte, wurde in einer Unterrichtsstunde ein in deutscher Sprache übersetzte Text aus dem Ethik-Buch besprochen. Der besagte Text wurde von ihm verfasst wurde. Er war für mich deshalb so interessant, da ich mich mit dem Text komplett identifizieren konnte. Er handelte von Coolness, jedoch nicht wie der Titel vermuten lässt, von der Art "Coolness", die zu der Zeit so "In" war, sondern vielmehr von wirklicher Coolness. Um einen eigenen Eindruck von Coolness zu erhalten, ist es hilfreich den Text selbst zu lesen und über ihn nach zu denken, denn er ist immer noch zeitgemäß. Glücklicherweise hat sich jemand die Mühe gemacht und den Text abgetippt und in ein Online-Forum gestellt [3].

Es handelt sich dabei um den Text mit dem schlichten Titel "Coolness", der mit meinen Kommentaren in eckigen Klammern [ ] vorgestellt wird:

[LL Cool J war seiner Zeit weit voraus. Er war einer der wenigen Künstler, die aktiv Fitness betrieben und auch die Modebranche prägten. In der Einleitung beschreibt LL Cool J in seinem Essay, wie vage das Wort "cool" doch ist, obwohl es von jedem verwendet wird, der mithalten will und "in", also angesagt und auf dem aktuellsten Stand sein will. Die Begriffe im Jugendjargon ändern sich von Zeit zu Zeit. Früher kamen viele davon aus den USA nach Deutschland. Heute gibt es eine deutschsprachige Jugendsprache, die ihre Wurzeln in diversen Sprachen hat. Eine aktuelle Liste von Jugendwörtern aus dem Jahr 2019 ist unter https://fokus.swiss/2019/10/woerterbuch-der-jugendsprache-2019, Stand 12.7.2020, aufrufbar.]

Cool ist das Wort. Es sagt alles. Und nichts. Zu meiner Zeit, also vor fast zwanzig Jahren, meinte man

mit cool etwas unfassbar Großes und Wichtiges, vielleicht das Allerwichtigste überhaupt. Etwas, das

über den Dingen steht, vielmehr schwebt. Und es war auch mir klar: Man sprach nicht darüber. Das

wäre uncool gewesen. Als ich es zum ersten Mal hörte, nahm ich an, cool habe etwas mit Kälte zu

tun. Mit Eskimos. Oder wenigstens mit Kühlschränken.

Einmal besuchte ich mit meiner Mutter ein Jazzkonzert in Queens. Ich war erst sieben und sehr

aufgeregt. „Coole Band“, hatten meine Freunde aus der Nachbarschaft gesagt, aber als ich die

Gruppe dann auf der Bühne schwitzen und dampfen sah, hatte ich Lektion eins begriffen: Coolsein

hat nichts mit Kühlschränken zu tun.

Was ich noch nicht wusste, dass das Coolste am Wort cool war, dass es so wunderbar unpräzise war.

Für jeden konnte alles irgendwie cool sein. Man konnte einer Begeisterung Luft verschaffen, ohne sie

auch nur mit einem Wort erklären zu müssen. Da wäre der Spaß nämlich schon wieder vorbei. Also

nur „cool“ – und alles war gesagt.

[Im Alter von 14 Jahren, also während der Pubertät, entwickelt der Autor eine These, was "cool" bedeuten könnte. Es ist das Alter, in dem die meisten Jugendlichen dazu gehören wollen und sich zu beweisen versuchen. Man trägt in diesem Alter seine Haltung oft nach außen. So auch LL Cool J, der sich "cool" kleidete, "cool" redete und sich "cool" verhielt.]

Mit 14 wusste ich, was Coolsein bedeutete. Vielmehr gab ich vor, es zu wissen: Es hatte etwas mit

den richtigen Turnschuhen zu tun. Coolness war etwas zum Anziehen. Ich trug also meine Mütze

überall, auf den Konzerten, zu Hause, in der Kirche, bei der Verleihung der Grammy Awards, später

sogar bei meiner Hochzeit. Niemand durfte mich ohne sehen. Mir musste nur jemand im Spaß die

Mütze vom Kopf ziehen, sofort wurde ich furchtbar wütend. Ich verlor die Beherrschung und – alle

Coolness. Lektion Nummer zwei: Eine coole Kappe kann man verlieren, Coolness nie.

Eine ganze Weile war ich auch der Meinung, coole Jungs dürften nicht viel oder nur sehr wenig

reden. Und wenn, dann so nuschelig wie möglich. Das hatte zwei Vorteile: Es hörte sich wahnsinnig

gut an. Und: Man konnte uns nicht verstehen. Bis auf das „Knowhattamean“ nach jedem Satz. Sollte

bloß keiner denken, wir wollten nicht verstanden werden. Dieser „flow“ ist wunderbar, damit kann

man

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 18.02.2016
ISBN: 978-3-7396-3830-0

Alle Rechte vorbehalten

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