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1

"Ben," er hörte seinen Namen. Doch es hörte sich an, als würde man ihn aus weiter Ferne rufen. "Ben," schon wieder. Doch er sah niemanden. "Ben," es war die Stimme einer Frau. Doch wo war sie und warum hörte sie sich so weit weg an und als rufe sie ihn aus einem Keller?
Er sah nichts, nichts außer dem Lauf seines Colts. Am Ende des Laufes zog dünner weißgrauer Rauch empor und verlor sich gegen den blauen Himmel.
Was war passiert? Sein Blick klärte sich, Er erkannte die Staubige Straße auf der er stand. Vor ihm wurden die Umrisse eines Gebäudes sichtbar. Es war das Rathaus, es waren nur Schemen, doch er erkannte es und da war noch was. Keine 15 Schritt vor ihm. Was ist es? Die Umrisse einer Person wurden für ihn sichtbar. Ein Mann, ein Mann der am Boden liegt. Seine Gedanken kreisten um den Lauf, den Lauf der Waffe, die er immer noch am ausgestreckten Arm vor sich hielt.
So langsam, wie die Umgebung wieder in sein Sichtfeld rückte, so langsam ließ er den Colt sinken. Was war gerade geschehen? Noch immer ließ ihm sein Verstand im Stich. Dieser Mann, was hatte er, warum lag er da? Etwas Rotes sickerte aus seinem Kopf auf die Straße und vermischte sich mit dem Sand und dem Staub. Jeder Schritt war schwer und dauerte eine Ewigkeit. Er stand über ihm. Ein Loch prangte auf der Stirn des Mannes und lies ihn durch seinen Kopf hindurch auf den Blut Getränken Sand der Straße blicken.
War er es gewesen? "Ben," da schon wieder diese Stimme. Woher kommt sie und wer ruft ihn da? Die Straße vollendete ihren Aufbau, aus den Schemen wurden Gebäude. Personen standen an der Straße auf beiden Seiten aufgereiht. Männer und Frauen, deren Gesichter er kannte, doch dessen Blicke er nicht verstand.
Die Hand des vor ihm liegenden bewegte sich, erst unmerklich doch im Augenwinkel sah er die Bewegung und als wäre es das natürlichste von der Welt, glitt er einen Schritt zurück. Seine Waffe schnellte mit der geschwindichkeit eines Blitzes wieder nach vorn und visierte wie von selbst den Kopf des Mannes an.
Die Hand rutschte von seinem Jackett, wo sie zuvor lag, zu Boden und nahm einen Teil seiner Oberbekleidung mit. Ein Stern erstrahlte auf seiner Brust. Die Gleisende Sonne ließ ihn im strahlenden Silber leuchten.
Ein dumpfes Geräusch und ein ungewolltes vorschnellen seines Kopfes. Ein lautes, unerträgliches klingeln machte sich in seinem Kopf breit und dann wurde alles dunkel.

2

War das ein scheiß Traum. Wenn es doch nur einer gewesen wäre, doch leider sind es die Erinnerungen, die immer und immer wieder jede Nacht meinen Schlaf heimsuchen. Meine Augen öffnen sich langsam und ich sehe das langsam vertraute. Mein Zimmer aus Stahlgitter und rotem Backstein. Dieser kleine Bereich, durch die Gitter vom Rest des Raumes abgetrennt. Er gehört mir, jedenfalls noch.
"Hey, aufstehen du dreckiger Sohn ..." "Lass es," der neue Sheriff. Er schnitt seinem Gehilfen das Wort ab. Ich setzte mich auf der Pritsche, welche für mich jedes andere Möbelstück ersetzt auf uns lege mein Gesicht in die Hände. Nicht um zu Weinen, oder etwas zu bereuen. Nein, ich kann das Licht der einfallenden Sonne nur noch nicht ertragen. Ein Holztablett mit einem Blechteller und einem Becher Wasser wird mir von dem freundlichen Hilfssheriff durch die Öffnung in den Stäben hindurchgeschoben. "Lass es dir schmecken, der Richter kommt heute und dann wirst du dir den Hals waschen müssen. Wir wollen doch nicht das du den Strick dreckig machst." Das grinsen im seinem Gesicht ist nicht schwer zu deuten. Er mag mich nicht und fühlt sich im Recht. Ich erwidere sein Grinsen, doch spar ich mir jedes Wort. Er will nur das ich ihm eine Antwort gebe und den Gefallen tue ich ihn nicht, er hat mich schon oft genug geschlagen und darauf habe ich heute Morgen keine Lust.
Das Brot und die Wochen alte Wurst sind Stein hart und kaum zu kauen. Doch was Anderes bekomme ich hier nicht. Es kommt auch nichts anderes in das Büro des Sheriffs. Draußen steht der Lünchmopp und würde gerne das Urteil verhängen, bevor der Richter hier ist und seine Arbeit machen kann. Es wundert mich, dass die Fenster noch heil und die Tür noch in den Angeln hängt. Die Stimmung draußen ist seit jenem Tag nicht anders geworden, wahrscheinlich jeder in der Stadt will mich hängen sehen. Das aus rotem Backstein gefertigte eingeschossige Haus mit dem Flachdach, ist wohl derzeit der sicherste Ort hier. Der Mopp wechselt sich bei der Bewachung ab und lässt keinen rein oder raus. Sie würden den neuen Sheriff wahrscheinlich neben mir aufhängen, weil er sie daran hindert mich zu hängen.
Die drei Zellen, die an die gegenüberliegende Seite der Tür, gebaut wurden. Dienen den beiden Gesetzeshütern und mir als Schlafplatz. Nur das ich aus der scheiß Zelle nicht raus kann.
Mein Becher ist alle, mahl sehen ob ich noch einen Schluck bekomme. "Hey," keine Reaktionen. "Hey, Sonnenschein!" Der neue Sheriff dreht sich zu mir um. "Was willst du?" "Na wenn sie so Fragen, ein Kissen mit Daunen, ein Fenster ohne Gitter und noch einen Becher Wasser." Ich lege ein freundliches Gesicht auf, "wenn sie so Freundlich wären." "Gib ihm Wasser Bob," der Sheriff hob die Kanne mit dem Wasser hoch und streckte sie seinem Gehilfen entgegen.
"Warum?" Der Ausdruck in Bobs Gesicht war wie in der vergangenen Woche schon des Öfteren, nicht sehr intelligent. "Weil er Durst hat und wir Wasser genug haben. Jetzt gib ihm das scheiß Wasser!" Oh, welch eine Freude. Der Trottel muss mir Wasser reichen. Doch zu früh gefreut, Dumm ist er ja, doch auch ein Sadistisches Schwein. "Trink nicht alles auf einmal," waren seine Worte beim vollmachen meines Bechers und dann spuckte er hinein. Oh mein verdammtes Temperament, der Inhalt des Bechers ergoss sich über Bobs Gesicht und der Becher folgte dem Wasser und traf ihn mit dem Henkel an der Stirn.
Naja, treffsicher bin ich.

Bobs Hand, schneller als er es sonst vermochte, zog seinen Colt aus dem Halfter und richtete die Waffe auf mich. "Was tust du Idiot da?" Bobs blicke wanderten zwischen mir und dem Sheriff hin und her. "Lass mich ihn erschießen, lass mich diesen Hund endlich erledigen." Der Sheriff schüttelte langsam und ohne Bob aus den Augen zu lassen den Kopf. "Er hat Sheriff Parker erschossen, Josef. Josef, er hat deinen Bruder erschossen!" Bobs Stimme wurde hektisch und auffordernd. "Steck die Waffe weg, was er getan hat, weiß ich selbst. Doch stellt mich das nicht über das Gesetz, das mein Bruder und ich vertreten."
Oh Mann. Was ist er doch für eines Gesetzestreuer Bursche, unser neuer Sheriff. In seinen Augen kann ich lesen, dass er sich wünschte Bob würde einfach abdrücken und die Sache wäre erledigt. Doch das konnte der große Parker nicht zulassen. Er und sein Bruder waren legenden des Gesetzes. Sie Ritten durch das Land und befriedeten Städte.
"Ben?" Der ruf meines Namens, unterbrach die kuschlige Atmosphäre, in der wir uns gerade befanden. "Ben?" Da war sie wieder, die liebreizende Stimme von Miss Dassy. "Ich lebe noch," rief ich zu ihr hinaus. Leider war es dann auch mal wieder das letzte was ich von ihr hörte. Bobs Pistolengriff, war das letzte was ich sah. es wurde alles schwarz.

3

"Es fehlt an Regen, wir brauchen ihn." "Ja, doch wie sollen wir den Himmel dazu bekommen es regnen zu lassen?" Die zwei Männer am Tisch in der Nähe des Fensters unterhalten sich schon seit Stunden über den Regen und sein ausbleiben. Sie hatten Recht, es muss bald regnen. Die Brunnen trocknen aus und die Felder und Wiesen verdorren. Bis auf die beiden an dem Tisch, stand nur noch ein Mann am Tresen, der Barmann der dahinterstand. Die Doppelschwingtür des Saloons ging auf und der Sheriff kam herein. Eine Hand an seinem Colt und den Hut tief ins Gesicht gezogen. "Ben!" Der Mann am Tresen drehte sich zur Tür. "Ben, was machst du hier? Du hast in dieser Stadt nichts mehr verloren. Wir wollen nicht das du hier bist und Marie …" Marie, den Rest den der Sheriff ihm aufsagte, hörte er nach der Erwähnung ihres Namens nicht mehr. Marie, seine Gedanken verliefen sich in ihrem Namen und in dem, woran er sich von ihr erinnerte. Eine der Türen im oberen Stockwerk wurde mit kraft geschlossen und Schritte hallten zu den Männern herunter. Da kam sie, Marie, sie stieg die Treppe, die neben dem Tresen ins obere Geschoss führte herab. Sie war es.
Ohne sich nach den Anwesenden umzusehen, ging sie zu dem Klavier, das in einer der Ecken des Saloons stand und begann zu Spielen. Sie spielte jeden Abend zur Unterhaltung der Gäste und Sang auch dann und wann. Um diese Tageszeit, übte sie neue Stücke und versuchte sich auch mal daran eigene Lieder zu verfassen. Ihre Stimme durchdrang den Raum und fühlte ihn aus.
Nur so, können sich Engel anhören dachte er und spürte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Die Finger gruben sich in die Weichen stellen unter den Schulterknochen und ein leichter Schmerz ging von den Stellen aus. "Du bist hier nicht willkommen!" Er konnte nur seinen Kopf drehen und sah, dass der Sheriff hinter ihm stand und mit leichtem Druck seinen Körper in Richtung Tür drehen wollte.
"John, lass ihn!" Rief Marie ihren Gesang unterbrechend zu ihnen herüber. Der Sheriff reagierte nicht, sondern verstärkte seinen druck. "Geh jetzt, bevor ich dich einsperren muss." Er ließ sich vom Sheriff zur Tür drehen und setzte sich in Bewegung. Eine kleine Handbewegung stoppte Marie in ihrem erneuten Versuch auf den Sheriff Einfluss zu nehmen und er verließ den Saloon.
Draußen auf der Straße sah er sich um, Sie führte wie mit einem Lineal gezogen gerade von Ost nach West. Im Osten stand der hölzerne Bogen, der das Stadttor symbolisierte. Im Westen stand am Ende der Straße das Rathaus. Dort wohnte und regierte der Dicke, wie alle den Bürgermeister nannten. Er sah nach oben, der Himmel war blau und nichts deutete auf erlösenden Regen hin. Er machte sich auf in Richtung des Stadttores um diesen Ort an dem er nicht mehr willkommen war zu verlassen und nachhause zu gehen.
"Mr. S. Sir?" ein kleiner Junge, nicht älter wie 10, Stand auf einmal neben ihn und griff nach seiner Hand. "Mr. S. Sir, Marie möchte das ich ihnen etwas sage." Der Junge sah mit großen und erwartungsvollen Augen zu ihm auf. Er griff in seine Tasche, holte einen Silberdollar heraus und ging in die Knie. Der Junge flüsterte ihm etwas ins Ohr, bedankte sich überschwänglich für die großzügige Entlohnung und machte sich davon.
"Du solltest gehen Ben .........."

 

4

Schon wieder Kopfschmerzen und mal wieder liege ich auf dem Boden vor den Gitterstäben. Langsam raffe ich mich auf, um meinen Schmerzen Kopf und die Glieder nicht zu überanstrengen. Leises Geplapper dringt zu mir herüber, Bob und Sheriff Parker hatten wohl wichtiges zu besprechen. Dass was ich davon mitbekam, interessierte mich nicht besonders und ich konzentrierte mich lieber darauf, wieder auf die Beine zu kommen und das Dröhnen in meinen Ohren abzuschütteln.
"Oh, sie nur Josef, unser Dornröschen ist erwacht." Die Hand des Sheriffs versetzte Bob einen Schlag auf den Hinterkopf. "Du sollst mich Sheriff Parker nennen!" Bob hielt sich die Stelle mit beiden Händen und duckte sich ein wenig. "SO, du hast also ausgeschlafen." Sheriff Parker erhob sich von seinem Stuhl und kam zu mir herüber. "Das wird den Richter freuen, er ist vor einer Stunde hier angekommen und möchte die Verhandlung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er hat noch wichtigere Sachen zu tun."
Ich bin also nicht wichtig und dass ich einen Sheriff erschossen habe also auch nicht. Das ist merkwürdig. Nicht das es mich stören würde schnell zum Tode verurteilt zu werden. Doch die Gleichgültigkeit, mit der Josef das ganze anging, machte mich ein wenig stutzig. Er und John, sein Bruder waren noch nie gut aufeinander zu sprechen und beide wechselten das Thema oder sogar die Straßenseiten, wenn es um den anderen ging. Doch das war mir für eine Familienangelegenheit zu kühl und distanziert.
Bob bekam den Schlüssel zu meiner Zelle zugeworfen und er machte sich auch sogleich daran mich mit seiner Waffe zu bedrohen und die Zelle aufzuschließen. "Mach keinen Scheiß, ich lege dich um bevor du einen Schritt gemacht hast." Bob meinte wohl er würde mich damit beeindrucken, doch alle wussten, was für ein Schütze er mit dem Colt war. "Ich, ich lauf nicht weg. Sonst würde ich ja meine Verhandlung verpassen und könnte nicht sehen, wie du neben meinem Galgen weinst wie ein Mädchen." Das hatte gesessen. Bob war stink sauer und seine Aggressionen verformten seine Gesichtszüge.
"Findest du dich immer noch so lustig?" Auf die Frage, konnte ich nicht antworten. Bobs Faust raste in meinen Bauch und lies mich vornüber den Zellenboden näher betrachten. Für einen Augenblick blieb mir die Luft weg und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich wieder das Bewusstsein verliere. Doch der Atem fühlte wieder meine Lungen und ich blieb wach, wohl zum Unverständnis Bobs. "Du schlägst zu wie ein kleines Mädchen!" Sheriff Parker war herbeigeeilt und hielt Bob zurück, er hätte mir sonst wahrscheinlich noch ein paar Liebestritte verpasst.
"Lass es sein Ben! Du hast wahrlich genug Probleme und brauchst nicht noch Bob als weiteres." Da könnte er recht haben, doch Bob zu ärgern macht einfach zu viel spaß, selbst in der Situation in der ich mich gerade befand.
Der Pöbel, der das Büro belagert hatte, war verschwunden. Wahrscheinlich waren sie alle im Saloon, wo wir uns jetzt auch hin auf den Weg machten. Die Verurteilung von mir, wollte bestimmt keiner verpassen. Die Straße war wie leergefegt. Weder Mensch noch Tier war zu sehen. "Wow, ich erwecke ja wirkliches Interesse." Ich erntete nur böse Blicke und einen Stoß in die Rippen um meinen Schritt zu beschleunigen und die Dauer des Spaziergangs zu verkürzen. "Ich komme aber doch noch in die Zeitung, oder?" Beide sahen mich noch gereizter an und Bob kochte schon wieder vor Wut, doch er hielt sich zurück. "In die Zeitung will ich aber, so mit Foto und allem." "In die Zeitung kommst du, Sheriffmörder!" Der Gesichtsausdruck sprach Bände. Das Foto würde mich am Strick zeigen und die Verhandlung würde mit keinem Wort erwähnt werden.
Wir erreichten den Saloon und ich konnte die aufgeregten und wütenden Stimmen der Stadt hören. Hängen und erschießen waren die meisten Forderungen die laut wurden. Als meine Begleiter zusammen mit mir die Schwingtür durchschritten, wurde es still.
"Ruhe bei Gericht!" Die Aussage war schwachsinnig, alle sahen schweigend wie auch zuvor nicht mehr zu mir, sondern jetzt zu dem in schwarz gekleidete Marschall der neben dem Richter stand. "Sheriff Josef Parker, bringen sie den Angeklagten zu seinem Platz." ein leichtes zucken an meinem Arm, verriet mir, das Josef sich erschrak. Doch wie gesagt so getan, führte er mich zu meinem Platz und Bob blieb an der Tür zurück. "Erheben sie sich!" Ein Raunen ging durch den Saloon, alle standen von ihren meist von zuhause mitgebrachten Stühlen auf und ich bekam einen Stoß in die Rippen um meine Aufmerksamkeit nach vorn zu lenken.
"Der Ehrenwerte Richte O’Brien leitet die Verhandlung gegen den Angeklagten Ben Smith" Der Dicke und grimmig dreinschauende Richter in seiner Robe erhob sich und sah mich durchdringend an. "Ben Smith," fuhr der Marschall fort," wird angeklagt ......" Da hörte ich dann auf. Das brauchte ich nicht zu hören. Nein, Pferde. Pferde sind echt schöne Tiere. Gänseblümchen, den geht es bestimmt gerade gut, sie nach dem Regen. Da haben sie wieder genug Wasser. Ein weiterer Stoß in die Rippen. "Wie befinden sie sich, schuldig oder unschuldig?" Ich maß den Richter und sah mich um. "Weswegen?" Ein leises Gelächter ging durch den Saloon und die Gesichtsfarbe des Richters und des Marschalls wurde leicht rötlich. "Weswegen?" Der Richter sah mich streng an," wegen der Vorwürfe die man gegen sie vorbringt, wegen des Mordes an einem Staatsdiner?" "Ach so, naja. Vielleicht," "Vielleicht?" Der Marschall erhob sich von seinem Platz neben dem Richter. "Das ist hier kein Spiel, wissen sie was auf die Straffe bei einer Verurteilung ist?" Ja, das weiß ich du Arsch. Doch ist es egal was ich sage, ich bin doch schon verurteilt. "Schuldig was den Schuss betrifft," die leisen Stimmen im Publikum wurden Lauter und so erhob auch ich meine Stimme. " Und Unschuldig was den Mord angeht."
Entsetztes Raunen wurde lauter und der Marschall sowie der Richter hatten Mühe, den Mopp wieder ruhig zu bekommen. Alles was jetzt vor sich ging, bekam ich nur noch auf einem Ohr mit. Es war interessanter die Handschellen die ich trug zu untersuchen als das Gebrabbel, der gekauften und zu gering bezahlten Zeugen zu hören.
"Nach Abschluss aller Befragungen und Anhörung aller Zeugen, komme ich jetzt zum Urteil" Es wurde still um mich. Nichts gab mehr ein Geräusch von sich. "Das Gericht von Sheridan im Bundesstaat Wyoming, befindet den Angeklagten Ben Smith," Spannung. Genau das war es was alle hatten. Verstehen kann ich es nicht, es sollte doch jeder wissen, was jetzt kommt. "Für schuldig. Zum Tode durch den Strick."

5

Der Rest war nur noch schlechtes Schauspiel, die plötzliche Entrüstung einiger anwesenden. Das Gejubelte über den Sieg der Gerechtigkeit. Alles gespielt und gelogen. Doch warum ich und warum wollte man mich jetzt hängen sehen?
Mich, ich hatte vor diesem Duell mit Sheriff John Parker noch nie eine Waffe besessen, geschweige denn einen echten Colt in der Hand gehabt. Mein Vater schnitzte mir einen aus Holz und meine Mutter verarbeitete Lederreste zu einem Halfter den ich an meinem Gürtel Trug. Mit 15 legte ich das Spielzeug beiseite und begann auf den Feldern der Umgebung zu arbeiten. So konnte ich meine Mutter unterstützen und zu mindestens versuchen, meinen Vater der im Bürgerkrieg gefallen war zu ersetzen. Sie starb kurz nach ihm und das Haus wurde verkauft. Das Geld reichte mir gerade so, um nicht verhungern zu müssen und diese Geier von der Bank auszuzahlen.
Meinen Colt, ich erinnere mich gerne an ihn. Ich übte das ziehen vor dem Spiegel meiner Mutter oder mit meinem Schatten an der Hauswand. Doch hätte ich nie gedacht, dass ich so schnell sein könnte, wie an diesem Tag. Ich war schnell, ein paar hörte ich sagen. "Lightning, Ben Leightning Smith." Schneller wie der Blitz, hört sich gefährlich an doch fand ich es übertrieben.
Man brachte mich aus der Stadt und der Wagen auf dem ich saß, hätte eine Federung gebraucht. Mir tut der Arsch weh. Reicht es nicht, das mir gleich der Hals weh tut? Sie hatten schon alles vorbereitet, ein Baum auf dem Grundstück der Johnes Familie. Einen der Äste hatten sie mit einem Balken und ein paar Brettern verstärkt. Komisch, sonst beschweren sich immer alle das Baumaterial hier so teuer wäre.
Die schnell zusammengezimmerte Plattform darunter sah nicht besonders stabil aus und sollte wohl auch nicht all zulange genutzt werden. Irgendwie schön, wieviel Arbeit sie sich für mich machen, doch sie hätten sich etwas mehr Mühe geben können.
Der Richter fing wieder an von Gerechtigkeit, Gott und so einem Zeug zu erzählen. Ich hörte ihm nicht zu, er hatte auf der Hinfahrt schon die Predigt aufgesagt und jetzt wollte ich sie genauso wenig hören wie zuvor. Bob freute sich einen Ast. Das zeigte mir auf jedenfalls seine Hose, hatte mir schon gedacht, das er anders ist. Doch so hätte ich es mir nicht vorgestellt. Der Marschall führte mich zu dem Baum und auf die Plattform. "Ganz schön hoch hier, hatte ich erwähnt, dass ich Höhenangst habe?" Ich wurde einfach ignoriert. So eine Frechheit.
"Sie haben noch einen letzten Wunsch Mr. Smith." Der Richter sah mich erwartungsvoll an und auch die anderen warteten jetzt wahrscheinlich auf einen Scherz von mir. "Ich hätte gerne eine Letzt Zigarette und die Chance sie aufzurauchen." Das hatte gesessen, die Enttäuschung in ihren Gesichtern war gut sichtbar. Alle erwarteten anscheinend eine Beleidigung gegenüber Bob oder Josef. "Hier, nehmen sie eine von meinen, auch ein Toter hat Anrecht auf Qualität. Sie sind aus N.Y."
Das war mir eigentlich egal, ich brauchte nur die Zeit. Zeit mir was zu überlegen. Freundlich wie der Marschall war, gab er mir auch Feuer zu der Zigarette. Meine Dankbare Geste, die ich machte um nichts sagen zu müssen und dabei vielleicht die Zigarette, die wirklich gut war, zu verlieren. Sie war wirklich gut, Aromatabak. Veranlasste den Marschall meine Hände mir auf den Rücken zu binden. "Rauchen kann man auch ohne Hände," grinste er mich an.
Na toll, jetzt muss mir wirklich was einfallen. Zug für Zug wurde die Zigarette kleiner und kleiner. Doch so recht hatte ich keine Idee und als man der Meinung war, dass die Schlinge jetzt auch über den Rest der Zigarette passen würde, naja. Sie Passte und lag mir nun um den Hals.
Der letzte Zug, noch einen und ich würde mir die Lippen verbrenne. Ich genoss diesen letzten Zug und behielt den Rauch so lange wie ich konnte in der Lunge. Dann entspannte sich mein Ganzer Körper, der Rauch verlies meinen Mund und die Zigarette oder besser der Rest von ihr glitt mir aus dem Mund und ich schloss die Augen. Ein stechender Schmerz im unteren Rücken ließ sie mich wieder Aufreißen. Der Tritt, den ich bekam versetzte mich in eine Vorwärtsbewegung und lies mich über den Rand der Plattform stürzen.
Der Weg nach unten wurde schlagartig gestoppt, ich verlor das Bewusstsein.

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Tag der Veröffentlichung: 13.09.2014

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