Mein Name ist Armando Trovajoli. Ich bin 28 Jahre jung, 1,80 m groß und habe schulterlanges, rabenschwarzes Haar. Ich trage meine Haare meistens offen, damit ich meine glänzenden Locken zur Geltung bringe. Meine Augen sind groß und dunkel, sodass man sich darin verlieren könnte.
Ich treibe gerne Sport, was man mir ansehen kann. Ich habe nämlich eine breite, athletische Brust und lange muskulöse Waden. Im Großen und Ganzen sehe ich zum Anbeißen aus. Ihr fragt euch, warum ich mir so sicher bin? Nun ja, zuerst einmal lege ich großen Wert auf mein Äußeres. Weshalb ich mich jeden Morgen nach meiner erfrischenden Dusche in meinem großen Spiegel begutachte. Und ehrlich, was ich da sehe ist pure Perfektion! Kein einziger Makel. Von oben bis unten perfekte gold- bronzene Haut, straffe Muskeln und einen knackigen Hintern. Und zweitens, egal wo ich abhänge, immer sind hübsche Schnecken um mich herum, die nur darauf brennen mit mir auszugehen. Doch wie das Schicksal so will, habe ich null Interesse an ihnen, denn ich bin stockschwul. Ich stehe nicht auf Weiber, die die ganze Zeit herumnörgeln und herumzicken und wenn es hart auf hart kommt, sich gegenseitig die Augenauskratzen, weil sie auf den gleichen Kerl stehen. Ich meine, das kann man auch anders lösen. Ich stehe auf Männer, die genau wissen was sie wollen und so richtig cool drauf sind. Solche wie der Prinz vom Rapunzelland. Aber zu dem komme ich später.
Wahrscheinlich denkt ihr gerade, dass ein Schönling wie ich bestimmt in einer Modebranche arbeitet. Doch ich muss euch leider enttäuschen. Ich arbeite in einem Märchenunternehmen und bin dort als Erzähler eingestellt. Ich moderiere jedoch auch hier und dort ein wenig. Warum ich nicht in einer Modebranche abreite? Das ist euch gerade bestimmt in den Sinn gekommen, oder? Natürlich. Ich liege selten falsch. Es ist wahr, dass mich viele Modeunternehmer gefragt haben, ob ich das eine oder andere Angebot annehme. Doch ich habe immer dankend abgelehnt, mit der Begründung, dass ich ihnen erklärt habe, dass ich nicht bereit bin, als lebender Kleiderbügel herumzustolzieren. Ich will nicht, dass man mich nur als Werbeträger sieht. Ich will nicht, dass die Menschen, wenn sie mich sehen, denken: Das ist doch der von den Werbung . Ich will, dass alle Blicke auf mich fallen, wenn ich einen Raum betrete, weil ich es bin und nicht das Gesicht von den Plakaten.
Das begründet natürlich nicht, warum ich ausgerechnet in einem Märchenunternehmen arbeite. Nun der Grund ist sehr simpel. Ich stehe auf Märchen. Ich liebe sie wirklich. Ich liebe das „Happy End“. Wenn das Pärchen doch noch zueinander findet und sie gemeinsam glücklich bis an ihr Lebensende leben. DAS- ist mein Traum. DAS- will ich. Ich will meinen Prinz finden, der für mich bestimmt ist. Der alles Mögliche für mich tut. Und wo kann man seinen Prinzen am besten finden? Natürlich in einem Märchenland! Doch ich will mich ja keinem Prinzen aufdrängen. ER soll alles tun, um meine Gunst zu gewinnen. Er soll mir Blumen schicken. Nachts unter meinem Fenster Liebesschwüre flüstern, obwohl es schwer für ihn sein wird, denn ich lebe in einem großen Apartment dreizehnten Stockwerk. Und mal so nebenbei erwähnt, ich habe einen Panoramaausblick.
Ihr wundert euch gerade und denkt: „WOW, kann man sich so eine tolle Bude leisten, wenn mal als Erzähler arbeitet?“ Die Antwort lautet: Nein. Man kann von diesem Job nicht leben, sich vielleicht gerade so über Wasser halten. Aber sich ein 5-Zimmer-Apartment im beliebtesten Wohnblock im dreizehnten Stockwerk mit einem wunderbaren Ausblick leisten? Nein. Doch ich muss zugeben, dass dieser Job richtig gemütlich ist und keine besondere Leistung von mir verlangt, außer die Menschenmenge mit meiner betörenden Anwesenheit und meiner liebreizenden Stimme zu beglücken. Und das tue ich nur allzu gerne. Und das fällt mir, wie ihr euch vorstellen könnt, überhaupt nicht schwer. Geld brauche ich nicht, denn dank meiner verstorbenen Mutter - möge sie im Himmel in Frieden ruhen - habe ich genug Geld, um den Rest meines Lebens in Saus und Braus zu verbringen. Ich habe mich immer gefragt, woher meine Mutter das ganze Geld hatte. Sie erzählte mir damals, dass sie es zum größten Teil geerbt hatte und selber nicht wusste, woher das Geld stammte.
Meine Mutter war genau so wunderschön wie ich. (Ok, ich bin ein wenig schöner.) Außerdem war sie eine erfolgreiche Schauspielerin. Aber genug von ihr und zurück zu mir, denn es handelt sich hier um eine Biografie über mich.
Ja, ich weiß, ich springe von einem Geschehen ins andere, aber mein Leben ist sooo interessant und aufregend, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht sollte ich euch nun etwas von meiner Kindheit erzählen. Nun, ich habe meinen Vater nie -und ehrlich gesagt will ich es auch nicht- kennenlernt. Denn ein Mann, der meine Mutter einfach über Nacht verlässt, ist es nicht Wert, mit mir Bekanntschaft zu schließen. Er soll, wo auch immer er sich gerade befindet, meinetwegen im Dreck verrecken. Ich bin ohne ihn besser dran. Ich brauchte als Kind keinen Vater und nun brauche ich ihn umso weniger. Ich kam in der Schule meistens zurecht, denn jeder hatte mich lieb und fand mich entzückend. Mit meinen großen Augen und meinen süßen Engelslocken. Na ja, jeder außer den meisten Jungs an meiner Schule. Aber sie waren nur eifersüchtig, denn ich hatte immer alles und noch dazu wollten die Mädchen lieber mit mir spielen, als mit ihnen. Also wie gesagt, meine Kindheit war erfüllt mit Harmonie und Liebe. Als ich dann zum Teenager heranwuchs, wuchs meine Mädchenanhängerschaft. Ich wurde des Öfteren gefragt, ob ich nicht mit einer von ihnen ausgehen könnte. Natürlich sagte ich zu und so ging ich mit vielen Mädchen aus. Ich wollte nicht unhöflich sein. Das mochte meine Mutter nicht. Sie hatte mir beigebracht, nie ein Mädchen zum Weinen zu bringen. Und das habe ich auch bis heute nicht getan. Zumindest nicht mit Absicht. Als ich damals immer mit den Mädchen ausging, sagte ich ihnen von vornherein, dass ich nur ein Freund sein wollte, nicht mehr und nicht weniger. Die meisten Mädchen gaben sich damit zufrieden, denn sie liebten es, mit mir anzugeben. Außerdem waren sie nicht wirklich an mir interessiert, sie wollten nur mit mir ausgehen, um ihren Freundinnen eins auszuwischen. Sie wollte ihnen zeigen, dass sie einen großen Fisch an Land gezogen hatten. So wurde es mir zuwider, mit ihnen auszugehen und ich versuchte immer mehr, ihnen höflich aus dem Weg zu gehen, indem ich ihnen sagte, dass ich keine Zeit oder andere wichtige Termine hätte. Ich entschuldigte mich aber natürlich immer lieb. Ich wollte sie nicht zum Weinen bringen. Einmal drängte mich ein Mädchen so sehr, dass ich doch noch mit ihr ausging. Ich dachte wirklich, dass es der größte Fehler meines Lebens gewesen wäre. Denn es stellte sich heraus, dass sie nur mit mir ausging, damit ihr Freund eifersüchtig wird und sie mehr beachtet. Als er uns dann in einem Eiscafé erblickte, sah er natürlich rot und fing an, seine Freundin zur Rede zu stellen. Er war zwei Jahre älter als ich und sah verdammt gut aus. Nicht so gut wie ich, aber dennoch akzeptabel. Als sie ihm dann erklärte, dass sie nur mit mir ausgegangen war, damit er sie mehr beachten würde und ich ihr so was von egal war, merkte ich, wie mir langsam die Tränen die Wangen runter rannen. Ich wusste nicht, warum ich auf einmal weinte und auch nicht, warum ich nicht aufhören konnte. Als ihr Freund Marco mich weinen sah, wurde er sehr wütend. Er meinte zu seiner Freundin, dass er sie langsam nicht mehr ertragen könnte. Dann fasste er mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her. Ich war zu geschockt, um etwas zu unternehmen und nebenbei auch zu verblüfft über seine Reaktion. Er entschuldigte sich für das dumme und gefühllose Verhalten seiner Freundin und wir machten uns einen schönen Tag. Es war mein allererstes, richtiges Date. Ich musste nicht Rücksicht auf irgendjemanden nehmen, ich konnte mich so richtig austoben und Spaß haben. Der Tag, der der schlimmste in meinem Leben schien, wurde zu meinem schönsten. Besonders als Marco mich auch noch nach Hause brachte und mir diesen Abschiedskuss gab. Ich war geschockt und zugleich glücklich. Unfähig, etwas zu sagen oder mich zu bewegen, stand ich da, während Marco sich für den schönen Tag mit mir bedankte und mit einem frechen Grinsen in der Dunkelheit verschwand. Nach diesem Tag sah ich ihn nie wieder. Ich habe versucht, ihn wiederzufinden, aber ohne Erfolg. Aber ich weiß eins und zwar, dass Marco etwas in mir erweckt hatte. Nach diesem Tag ist es mir nicht wichtig, was die Mädchen von mir halten oder wollen. Ich kümmere mich auch nicht mehr darum, ob ich sie mit meinen Worten verletze oder nicht.
Marco war der erste Junge in meinem Leben und leider bis heute der letzte. Ich habe mir fest vorgenommen nie auf jemanden zuzugehen. Ich warte, bis ich denjenigen finde, der sich beim ersten Blick in mich verliebt. Und wenn der erste Blick nicht ausreicht, dann meinetwegen der zweite oder dritte oder der 100. Irgendwann wird es bei dieser Person „Klick“ machen. Bis dahin werde ich nichts vom mir aus unternehmen. Ich werde warten. Es ist wahr, dass ich ein paar Kerlen hinterher schaue und insgeheim hoffe, dass sie auf mich aufmerksam werden. Wie neulich, als ich bei der Neueröffnung von McDonalds in Rapunzelland war. Als meine Chefin (die Ausgeburt der Hölle) mir den Auftrag gab, dorthin zu gehen und dann das Ganze live zu übertragen, war ich nicht sehr begeistert und meiner Meinung nach passte keine Burgerbude in ein Märchenland. OK, ich habe viele sinnlosere Sachen miterlebt, zum Beispiel die Eröffnung von der Krossen Krabbe in der Unterwasser Comicwelt. Ich meine, wie kommt man überhaupt auf die dumme Idee, unter Wasser Burger zu braten...das geht doch nicht, aber wer diesen Job eine Weile macht, der wundert sich nicht mehr, wenn es auf einmal Rosenkohl regnet. Nein, solche Sachen gehören zum Arbeitstag. Also holte ich mein Kamerateam und wir gingen dorthin, um das große Ereignis live zu übertragen. Und tatsächlich, viele benachbarte, berühmte Märchenlandeinwohner waren dort, unter anderem Schneewittchen und die sieben Zwerge, Hänsel und Gretel und auch der nette, böse Wolf. Ich war total gelangweilt und hoffte, dass das Ganze bald ein Ende nahm, als ich auf einmal ihn erblickte. Er war groß, schlank und gutaussehend. Er war fast so perfekt wie ich. Aber nur fast. Wie er sich über den Boden schleifte, einfach nur elegant. Und sein Kleidungsstil... so schick und einfach. Die schlabbrigen Hosen und das für ihn definitiv zu groß geratene waren wie für ihn gemacht. Und als ich dann noch erfuhr, dass er keine Prinzessin hatte, dachte ich, dass er vielleicht der Richtige wäre. Deswegen schlich ich ihm immer hinterher und versuchte, in seinem Umfeld mitzumischen. Ich wollte, dass er auf mich aufmerksam wird, aber mit der Zeit merkte ich, dass er kein Interesse an Kerlen hatte, denn als Schneewittchen sich beim Essen verschluckte und beinahe in Ohnmacht fiel, war er der erste, der sie wiederbeleben wollte. Und da dachte ich nur “Schade“. Es wäre auch zu schön gewesen, dass ich den Richtigen finde, aber die Hoffnung gab ich nicht so schnell auf. Vielleicht würde er sich doch noch in mich vergucken. Also behielt ich ihn im Auge und spionierte ihm ein wenig nach. So erfuhr ich, dass er ein „Miss Waikiki“ - Fan war und da dachte ich mir, wenn ich die Wahl gewinnen würde, könnten wir uns irgendwie näher kommen. Ich war mir sicher, dass ich gewinnen würde. Niemand hätte eine Chance gehabt zu gewinnen, nicht einmal diese Möchtegern Raumschiff Crew. Denn ich war einfach viel zu perfekt. Um meinen Plan in die Tat umzusetzen, nahm ich Urlaub, um bei der Wahl teilzunehmen. Natürlich behielt ich den Prinzen die ganze Zeit im Auge. Ich behielt das ganze Märchen im Auge, in der Hoffnung, dass der Prinz nicht auf Rapunzel träfe, denn wir wissen ja was dann passiert. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Wahl zu gewinnen und anschließend zufällig bei McDonalds aufzutauchen, wenn er dort mal wieder seinen doppelten Cheeseburger mit einer großen Coca - Cola bestellte. So würde er sicher auf mich zugehen. Aber leider kam ich nicht mehr dazu, denn kaum kam ich dort an, bekam ich schon den Anruf, dass das Märchen von meinem Prinzen langsam zu beginnen schien. Denn der Prinz veranstaltete einen Ball und hatte jedes Mädchen in seinem Königreich eingeladen. Und ich wusste, wenn mein Prinz „Aschenblödel“ sieht, ist es aus und vorbei. Denn eins hab ich gelernt, wenn ein Prinz seine Prinzessin trifft, kann man sein Schicksal nicht umändern. Ich war außer mir. Konnte dieser idiotische, heiße, bescheuerte, erotische ***** Möchtegern Prinz nicht warten, bis ich die „Miss Waikiki“ – Wahl gewann? Wie es aussah nicht. So bekam ich den Auftrag trotz meines Urlaubes, dem Märchen, das nun zu beginnen schien, als Erzähler beizutreten. Ich konnte und wollte nicht nein sagen, denn ich wollte den Prinzen zumindest ein letztes Mal sehen, bevor er seinem Schicksal entgegentreten würde. Denn die Ereignisse die in der Märchenwelt geschehen, sind zum Teil durch die Brüder Grimm vorhergesehen. Ich weiß deshalb, wenn ein Märchen ins Rollen kommt, kann man es nicht mehr aufgehalten. Deshalb gab ich den Prinzen auf. Und denselben Fehler bei Rapunzel zu machen, kommt nicht in Frage. Aber dies ist eine andere Geschichte, die ich euch in den nächsten kommenden Seiten erzählen werde, wenn ich mal wieder Zeit habe und euch gnädiger weise erlaube, an meinem besonderen Leben Teil zu haben. Bis dahin, haltet die Augen auf! Denn vielleicht laufen wir uns mal über den Weg.
Texte: Alle Rechte ausschließlich Bild, liegen bei mir ;)
Tag der Veröffentlichung: 15.04.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich meiner DS Lehrerin.