Cover

1


Und wieder verging ein langweiliger, trostloser Abend dahin. Nur mit einer Chipstüte und einer Flasche Cola verabredet saß ich vor dem gottverdammten Fernseher und zog mir einen Film, dessen Titel ich schon längst vergessen hatte, rein. Die Handlung war öde und total vorhersehbar. SIE baute einen Unfall. ER rettete sie aus dem brennenden Auto. SIE verlor ihr Gedächtnis und verliebte sich unsterblich in ihn und ER tat alles um sie bei sich zu behalten, nachdem er erfahren hatte, dass SIE schon verheiratet war. Wie es endete? Das lag doch klar auf der Hand: Sie verließ ihren Alten und mit dem Neuen zu vögeln!
Ich knipste den Fernseher aus und warf mich auf der Couch zurück. Ausgerechnet in der Woche, wo meine Eltern ihre Flitterwochen erneuern wollten, verschwanden meine Freunde oder sind anderweitig beschäftig. Klar, Mum und Dad schlugen mir vor mit nach Frankreich zu fliegen. Aber mal im Ernst, wer hatte schon Lust, seine Eltern zu beobachten, wie sie wie zwei Turteltauben miteinander rummachten? Also, ich nicht. Und jeder normal denkende Mensch sollte das auch nicht wollen.
Verzweifelt schaute ich auf die rot leuchteten Ziffer der Digitaluhr und seufzte. Es war 21:40. Was sollte ich machen? Ins Bett gehen? Nein, dazu war ich nicht müde. Vor 1:00 Uhr würde ich kein Auge zu kriegen. Mir noch einen Film reinziehen? Nein..., das konnte ich bei Gottes Namen nicht mehr ertragen.
Ich war eine 21-jährige, junge Frau, die ein ganzes Haus und ein Auto eine Woche lang zur Verfügung hatte und das einzige, was ich machte, war dumm daheim zu sitzen, nur weil meine Freunde verreist sind oder lieber mit ihrem Partner was unternahmen? Nein, es wurde Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, keine uninteressant Filme mehr; keine Verabredungen mit leblosen Gegenständen... Mr. Coke, war echt süß, aber es wurde Zeit, etwas Neues zu probieren. Und vor allem keine einsamen Abende mehr.
Voller Tatendrang raffte ich mich auf und lief die Treppe hoch. In meinem Zimmer angekommen blieb ich kurz vor meinen Schrank stehen... Wo wollte ich eigentlich hin? Ich lächelte über mich selbst. Typisch ich. Erst Handeln, dann Überlegen. Während ich mich in meinem Schrank ein wenig umsah und überlegte, wo ich am besten hingehen sollte, blieb mein Blick an einem schwarzen Oberteil hängen mit einer weißen schön geschnörkelten Lilie. Der Ausschnitt war tief und es besaß keine Ärmel. Im Großen und Ganzen sah das Oberteil attraktiv aus. Dennoch besaß es etwas Unschuldiges an sich. Vielleicht wegen der Lilie? Ich holte noch einen kurzen schwarzen Rock raus und betrachte mich im Spiegel. Zurück blickte eine Brünette mit schulterlangem gelocktem Haar und einem zuckersüßen Lächeln.
„Jeep! Mit diesem Lächeln angelt man neue Freunde!“, dachte ich und richte mir die Haare. Zum Schluss trug ich ein wenig Make-up auf, um meine ebenfalls braunen Augen zu betonen. Dann nahm ich meine Tasche, die Autoschlüssel und machte mich auf dem Weg. Ich hatte noch keinen Plan, wo ich hinfahren sollte. Aber eins wusste ich: Die einzigen Orte, die man um diese Uhrzeit aufsuchte, um neue Menschen kennenzulernen, waren Bars oder Clubs. Und da ich keine Lust auf große Menschenmengen und lauten Lärm hatte, beschloss ich, eine Bar aufzusuchen. Ich wollte jedoch nicht zu meiner Stammbar gehen, wo ich mich meistens mit meinem Freund traf. Ich wollte was Neues ausprobieren und ein wenig Action in mein Leben bringen. Sei es auch nur ein Glas Wein in einer wildfremden Bar zu trinken. Ich fuhr nach New York, denn dort gab es die verschiedensten Bars außerdem dauert die Fahrt nur 20 min. Dort angekommen fuhr ich ein wenig in der Stadt herum, aber keine Bar sprach mich wirklich an. So beschloss ich, die nächste Bar aufzusuchen, die sich mir präsentierte. Ich parkte mein Auto und lief die Straße entlang auf der Suche nach einer Bleibe und schon erblickte ich eine Bar mit der Aufschrift "Ear Inn". Der Eingang sah sehr alt aus und war schwarz gestrichen. Die Bar lag noch dazu an der Hauptstraße.
„So kann ich wenigstens, wenn es unangenehm wird, wieder sofort abhauen.“, überlegte ich.
Kaum betrat ich die Bar, schon wurde ich von einem deftigen Alkoholgeruch erschlagen. Die Luft war warm und zäh, man könnte sie förmlich greifen. Doch ich ließ mir nichts anmerken, besonders nicht als der Barkeeper ein wenig überrascht mich ansah. Ich lächelte ihn an und ging auf die Theke zu.
"Was macht ein so junges Fräulein alleine in so einer Ecke?"
"Ein Glas Sekt trinken?", antworte ich ein wenig schroff und zeigte somit dem Keeper, dass ich nicht mit ihm darüber sprechen wollte. Er schaute mich verächtlich an. Doch dann drehte er sich um, holte ein Glas und ließ es mit einem Knall vor mir liegen. Mit einem letzten beleidigten Blick schenkte er mir was ein um dann sich den anderen Gästen zu widmen.
Ich ließ mich von seinem Tun nicht weiter beeindrucken, sondern fing an, die Gäste, die in der Bar saßen, unauffällig zu begutachten. Wie ich leider feststellen musste waren keine Leute in meiner Altersgruppe in der Bar. Die meisten sahen Anfang 30 bis Ende 50 aus. Nicht, dass ich gegen ältere Gesellschaft was auszusetzten hätte, aber mir gleichaltrige konnte man viel mehr Blödsinn anstellen. Ich seufzte.
„Ich hätte doch vielleicht zur Disko gehen sollen“, stellte ich fest und nahm den letzten Schluck zu mir um mich auf den Weg zu machen. Davor aber ließ ich meinen Blick ein letztes Mal im Raum schweifen und plötzlich sah ich ihn. Er saß in der hintersten Ecke der Bar und schaute mich geradewegs an. Bei seinem Anblick packte mich ein seltsames Gefühl, dass meine Härchen sich sträubten. Ich lächelte ihn unwillkürlich an, in der Hoffnung, eine nette Geste von ihm zu ergattern, aber alles, was ich bekam, war dieser starre kalte Blick, der mich forschend musterte.
"Für wen hält er sich überhaupt, was fällt ihm ein, mich so anzustarren?"
Der Fremde machte sich keine Mühe, wegzuschauen. Er forderte mich förmlich heraus. Ich wollte natürlich nicht klein beigeben, weshalb ich seinem Blick standhaft blieb. Ich weiß nicht, wie lange ich einfach da saß und in seinen von hier aus dunklen perfekt geformten Augen zurück starrte. Ich zuckersüß lächelnd, er mürrisch drein blickend. Ich hätte wahrscheinlich Stunden hier sitzen können und ihn angaffen können. Aber langsam lenkte unser Tun die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.
"Was wird das hier, ein Kampf zwischen Freundlichkeit und Gehässigkeit?"
"Sie sitzen schon seit über 20 Minuten nur so rum und starren sich an."
Mein Lächeln wurde zu einem breiten belustigten Grinsen. Ich saß tatsächlich 20 Minuten hier rum und starrte einen Fremden an. Es war wirklich ein Kampf und ich wollte nicht gegen IHN verlieren, aber ich wollte auch nicht die Hauptattraktion dieser Bar werden. Also stand ich auf und ging selbstsicher auf dem Fremden zu. Dieser machte nicht den Anstand weg zu schauen, sondern nahm förmlich jede einzelne Bewegung in sich auf.
"Verdammt sollst du sein", dachte ich bissig, behielt aber mein zuckersüßes Lächeln auf.
Kurz vor seinem Tisch blieb ich unwillkürlich stehen. Erst jetzt konnte ich seine Gesichtskonturen und seinen Körperbau richtig erkennen. Und was ich da sah... WOW. Er hatte ein vollendetes Gesicht. Reine helle Haut, schwarze kurzgeschnittene Haare und volle einladende Lippen. Doch das schönste an ihm waren seine Augen. Diese waren groß und dunkelbraun, sodass man sich in ihnen verlieren könnte. Kein Wunder, dass ich es geschafft habe, ihn so lange anzugaffen.
Als er merkte, wie ich ihn verdutzt ansah, vernahm ich ein Grinsen. Zumindest glaubte ich, dass es eines war. Ich riss mich zusammen und stützte mich auf seinen Tisch.
"Entschuldige mich, aber hat dir niemand beigebracht, dass man eine junge Dame nicht so anstarren soll?"
Keine Reaktion. Keine Wiederworte. Nichts.
"Das ist wohl die Höhe...", sagte ich, eher zu mir als zu ihm. Der Kerl schaut mich immer noch an, doch jetzt sah er wohl ein wenig amüsiert aus.
„Wie alt ist er wohl? 32? Nein, er sieht jünger aus. Irgendwo zwischen 25 und 28. Gott, wie kann jemand in seinem Alter sich nur so, so kindisch benehmen? Wenn er glaubt, dass ich es zulassen werde, dass ich mich zum Affen mache, dann hat er sich aber gewaltig geirrt.“, dachte ich wütend um dann laut, aber dennoch bedacht nett zu klingen, meine Meinung mitzuteilen: „Kaum zu glauben, dass es noch Menschen gibt, die sich in deinem Alter so kindisch benehmen.“
„Ich rate dir das Gaffen zu unterlassen. Das ist belästigend.", fügte ich immer noch bemüht nett zu lächeln hinzu. Danach drehte ich mich um und ging zum Ausgang. Einige Leute, die das Ganze mitbekommen hatten, fingen an belustigt darüber zu diskutieren. Während ich die Ausgangtür öffnete, konnte ich seinen Blick förmlich an mir spüren. Innerlich kämpfte ich, mich nicht noch einmal umzudrehen.
Obwohl das Verlangen in mir groß war, diesen Schönling ein letztes Mal zu sehen, schritt ich aus der Bar und betrat die Hauptstraße. Die frische Luft tat mir gut und ich atmete einmal tief durch. Da mein Aufenthalt in der Baar nur von kurzer Dauer war, beschloss ich noch etwas in der Innenstadt zu spazieren. Denn immerhin war ich in die Stadt, die nie schläft. Also schlenderte ich durch die Straßen und genoss die warme Sommerbrise, die mein Gesicht umspielte. Die Straßen waren voll mit Menschen. Es war schön, einfach zwischen der Menge zu laufen und das Leben zu genießen. Selig lächelnd lief ich die Straße runter. Ich begutachtete die Läden und überlegte mir, welche Kleider ich bei meiner nächsten Shoppingcenter-Tour unbedingt kaufen sollte. Nach ziellosem herumlaufen beschloss ich, wieder nach Hause zu fahren. Immerhin war es schon kurz nach Mitternacht. Doch dass es schon so spät war, merkte man es nicht. Hier gab es keine Nachtruhe. Hier herrschte immer ein reges Treiben. Um diese Zeit fing erst das Nachtleben an. Doch ich hatte keine Lust mehr alleine herum zu schlendern. Wäre ich mit meinen Mädels zusammen gewesen, hätte uns Judy bestimmt in das nächstbeste Nachtklub geschliffen. Doch sie war mit ihrem Freund Ray auf reisen. Und Evelyn und Cathy…nun…sie waren mit einander beschäftigt. Evelyn hatte sich neuerdings beschwert, dass es mit ihrer Beziehung bergab ginge und sie unbedingt was unternehmen wollte. Nun das tat sie auch. Sie hatte die letzten Wochen so hart geschuftet, dass sie in der Lage war eine Wellness Urlaub für 3 Tage für sie und Cathy zu buchen. Und ich? Nun ich hatte seit drei Monate keinen Freund und mein Versuch neue Freunde zu finden, war auch nicht erfolgreich gewesen.
Ich seufzte und machte mich auf dem Weg zurück zu meinem Auto. Meine Füße schmerzten schon und ich sehnte mich nach meinem weichen Bett, wo ich mich hinlegen und ausstrecken konnte. Als ich die Straße wiederfand, wo ich mein Auto geparkt hatte, fiel mir auf, wie ruhig es hier war. Kaum zu glauben, dass zwei Straßen weiter mehr Leben zu beobachten war als hier. Während ich überlegte, wo ich genau mein Auto geparkt hatte, merkte ich, dass zwei Männer hinter mir waren. Sie lachten und allem Anschein nach waren sie sturzbetrunken. Ich fühlte mich unwohl und beschleunigte meine Schritte.
"Wo ist mein gottverdammtes Auto?"
Und da sah ich es. Wie es einsam unter einer Laterne stand und auf mich wartete. Nichts Böses ahnend ging ich auf mein Auto zu, als ich merkte, wie die Kerle langsam ihre Schritte beschleunigten.
"OK, bloß nicht jetzt die Nerven verlieren. Du gehst auf dein Auto zu, steigst ein und fährst so schnell wie möglich hier weg. Ja nicht rennen, sonst lenkst du nur die Aufmerksamkeit auf dich."
Bemüht regelmäßig zu atmen und nicht über die eigenen Füße zu stolpern, ging ich auf mein Auto zu. Beinahe dort angekommen, holte ich die Schlüsseln aus meiner Tasche. Ein unkontrolliertes Zittern packte meine Hände, doch ich zwang mich zu beruhigen, indem ich auf die Unterlippe biss und einmal tief einatmete. Ich drückte auf dem Entriegeln Knopf und das Auto begrüßte mich mit einem Blinken. Gerade wollte ich die Autotür öffnen, als einer der Kerle sich mit seinem Körper gegen dieses rückartig lehnte.
Unwillkürlich zuckte ich dabei zusammen.
"Wohin des Weges, meine Süße?", fragte mich ein blonder Mann. Dabei beugte er sich über mich, sodass ich seine Fahne deutlich riechen konnte. Ich versuchte so gelassen wie möglich zu antworteten.
"Oh, ich dachte, ich geh mal jetzt nach Haus und ruhe mich ein wenig aus."
"Weißt du was?", grinste sein Freund und trat näher, "Ich hab 'ne bessere Idee. Du kommst mit uns und wir lassen die Sau raus."
"Das hört sich toll an. Aber ich muss leider dankend ablehnen. Ich muss langsam echt los", konterte ich und versuchte die Tür zu öffnen. Doch ich kam nicht weit mit meinem Tun, denn der Kerl mit den rötlichen Haaren packte mich unsanft am Arm und drehte mich zu ihm um.
"Es war keine Bitte", grinste er hämisch und zog mich in seine Arme. Ich verzog das Gesicht, er roch nach Schweiß und Alkohol.
"Lass mich los!", forderte ich den Kerl auf, doch er ließ nicht von mir ab, sondern klemmte mich zwischen mein Auto und ihn.
Ich spürte wie seine Hand unter mein Oberteil glitt und er sich langsam aber sicher nach oben weiter arbeitete. Ich schrie und versuchte, um mich zu treten, aber es half nicht. Er war einfach zu stark für mich.
"LASS MICH LOS DU DRECKSSACK!!! HIIILFE!!!", schrie ich so laut wie möglich in der Hoffnung, von irgendjemand gehört zu werden.
"Noch ein Ton und es wird dein letzter sein", hörte ich den Blonden in mein Ohr hauchen, während er mir ein Messer an die Kehle drückte.
"Na also, es geht doch", lächelte der Blonde und biss mir ins Ohrläppchen. Ich erschauderte vor Ekel. Der Rothaarige grinste zutiefst zufrieden und kniff mir in die Brust.
"Ich muss schon sagen, die sind schön fest."
Mein Magen drehte sich und ich wollte mich am liebsten hier sofort übergeben. Aber ich war zu geschockt, um meinen Magen zu entleeren.
"Entspann dich", meinte der Blonde und fing an, meinen Hals mit Bissen und Küssen zu überhäufen.
"Wenn du brav bleibst, können wir dich vielleicht am Leben lassen", fügte der Rothaarige hinzu und bearbeitete meine Brüste. Ich biss mir erneut in die Unterlippe, diesmal damit ich ja kein Stöhnen von mir gab. Denn obwohl mein Kopf mir sagte, es ist definitiv falsch, was da ablief, hatte mein Körper eine andere Meinung. Ich verhielt mich ruhig und versuchte, alles auszublenden.
"Das alles passiert nicht", versuchte ich mir einzureden. "Es ist nur ein Alptraum..."
Als der Rothaarige von mir abließ, dachte ich, es sei endlich vorbei, doch ich lag mit meiner Vermutung falsch. Es fing alles erst gerade an. Der Kerl begann, sich die Hose auszuziehen. Meine Augen weiteten sich vor Angst und Schweiß lief mir den Rücken runter.
"Das ist doch ein Scherz", dachte ich verzweifelt.
Will dieser Alptraum kein Ende nehmen? Ich hatte nicht vor, mich hier auf offener Straße, mitten in der Nacht, von zwei dreckigen Kerlen vergewaltigen zu lassen. Also musste ich was unternehmen, und zwar sofort! Das einzige, was mir einfiel war, die beiden durch eine List abzulenken und so schnell wie es geht wegzulaufen. Zwei Straßen weiter und ich würde auf der Hauptstraße landen, wo es von Leuten nur so wimmelt.
Ich streckte meinen Körper dem Rothaarigen entgegen und seufzte lustvoll.
"Ja, fühlt sich so gut an", stöhnte ich lustvoll und befeuchtete meine Lippen um dann ein tiefes Schnurren von mir zugeben.
Der Rothaarige lachte und meinte: "Oh ja und gleich wird es besser." Dabei ließ er seine Hose zu Boden sinken. Und ich konnte einen Blick auf sein Organ erhaschen. Bei dem Gedanken, dass ich gleich vergewaltigt werden sollte, wenn ich nichts unternahm, wurde ich leicht panisch. Ich versuchte, diese Unruhe zu bändigen, indem ich meinen Kopf nach oben streckte und lachte. Ich erschauderte, als ich mein Lachen vernahm. Es klang erfreut und belustigt. Das totale Gegenteil meines Inneren.
Ich trat einen Schritt näher auf den Rothaarigen zu und schlang meine Hände um seinen Nacken. Der Blonde, der von mir ablassen musste, war nicht begeistert.
"Wie heißt ihr denn überhaupt?", schnurrte ich und sah ihm tief in die Augen.
"Maik und der John."
"Also Maik und John", säuselte ich honigsüß, und zog ihn noch näher an mich ran. "Da wir schon dabei sind - und ich muss sagen es ist gar nicht so schlecht, wie ich am Anfang gedacht hatte - will ich von euch beiden genommen werden. Ich will euch in mir spüren. Ich will es hart, wild, ich will es nie in meinem Leben wieder vergessen."
Ich beugte mich rüber und presste meine Lippen gegen seine. Ich spürte wie dieser mein Kuss sofort erwidern wollte und mir die Zunge in den Hals stecken wollte, doch ich gab ihm keine Chance dazu. Ich löste mich von ihm und nahm John an die Hand.
"Kommt, lass uns dort hinten hinter dem großen Container unser kleines dreckiges Geschäft erledigen." Ich lachte leise vergnügt. Ok, ich dreh definitiv durch. Ich erkenne mich ja selbst kaum wieder.
Die beiden, denen diese Idee eindeutig gefiel, spielten mit. Ich befahl Maik, sich hinzulegen und sich seiner Hose vollkommen zu entledigen. Dieser, der schon total erregt war, ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern lag da, bereit geritten zu werden.
"Na los, komm her, du kleine dreckige Schlampe!", forderte er mich auf und packte mich an der Hüfte. Ich geriet in Panik, doch ermahnte mich sofort wieder, die Fassung zu kriegen.
"Noch nicht, ich will euch beide gleichzeitig spüren. Bleib liegen während ich John helfe", sprach ich heiser und hoffte, dass er die Panik die langsam doch noch die Oberhand gewann, nicht hörte. Der Kerl aber war so sehr berauscht, dass er nur das Wichtigste mitbekam. Ich beugte mich zu Johns Hose und fing an, den Gurt zu öffnen. Dieser, der vergnügt das ganze beobachtete, ließ es geschehen. Ich spürte wie meine Hände wieder leicht zu zittern anfingen. Ich öffnete den Gurt, dann seine Hose und ließ sie langsam an seinen Beinen runter gleiten. Ich konnte schon unter seine Unterhose erkennen, dass sein Glied steif war.
"Warum dauert es so lange? Na mach schon, ich kann es kaum erwarten", schrie Maik halb.
"Ich kann es auch nicht erwarten", erwiderte ich und beendete mein Satz leise für mich: "euch beiden Ekelpakete loszuwerden.“
Ich ließ die Hose bis zum Knie runter, dann zog ich ganz schnell den Gurt ganz eng zusammen und zog es nach vorne, sodass John vor Schreck und Überraschung nach hinten fiel.
"Was wird das?", schrie Mike. Und richtete sich auf.
Doch ich stand schon längst auf meinen Beinen und lief so schnell ich es nur konnte.
"Ich muss zur Hauptstraße. Sofort!" Das war mein einziger Gedanke.
Ich lief um mein Leben, so schnell ich es nur konnte, ich merkte schon, dass Maik die Verfolgung nach mir begonnen hat. Ohne Hosen. Das war gegen mein Plan. Wer hatte gedacht, dass er sich nicht die Mühe gibt etwas anzuziehen. Die Angst, dass er mich erwischen konnte, breitete sich in meiner Brust aus und wurde unerträglich. Mein Atem ging stoßweise und mir rannen heiße Tränen die Wangen runter.
Auf einmal spürte wie etwas mich von hinten ansprang und ich nach vorne fiel.
Ein stechender Schmerz durchlief mich.
"Du kleines, verlogenes Miststück", schrie er aufgebracht, wobei er mich auf den Rücken drehte und mich mit seinem Gewicht auf dem Boden festhielt. Erst jetzt bemerkte ich, dass er ein Messer bei sich trug. Ich wusste, dass meine letzte Stunde geschlagen hat. Maik grinste breit, als er mein panischen Blick bemerkte.
"Hast du Angst? Das brauchst du nicht. Ich werde nur dieses schön geschliffene Metall in deine verfickte Brust stechen und dann werde ich deinen toten Körper so oft vergewaltigen, dass du nicht mal im Tod deine Ruhe findest!" Er lachte laut auf und schwang das Messer. Diese Sekunden kamen mir wie Stunden vor. In diesen Sekunden sollte man eigentlich sein ganzes Leben noch einmal durchleben, doch in meinem Kopf schrie ich nur nach Hilfe. Ich wollte noch nicht sterben, ich wollte noch so vieles unternehmen, so vieles noch machen. Ich wollt vor meinem Tod dem Menschen, den ich verbotener weise und heimlich liebte, zumindest meine Liebe gestehen.
„Oh bitte lieber Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann mach dich doch mir nur einmal sichtbar und hilf mir. Zeig mir, dass es dich wirklich gibt!", schickte ich mein letztes Gebet in den Himmel.
Ich schloss meine Augen ganz fest zusammen und machte mich gefasst, das Messer in meinem Leib zu spüren. Doch stattdessen spürte ich wie Maiks Gewicht verschwand und im nächsten Augenblick hörte ich einen lauten Krach. Als ob sich jemand irgendwo gestoßen hatte. Als ich die Augen öffnete, sah ich noch wie Maik die Wand runter sackte, bis er auf die Knie fiel und dann nach vorne. Ich sah eine Gestalt, die gelassen auf Maik zuging.
Ich wusste nicht was passiert war, aber eins konnte ich mit Sicherheit sagen, diese Person, die mit dem Rücken zu mir stand, hatte mir das Leben gerettet. Mit wackligen Beinen stand ich langsam auf und wollte mich bei dem Fremden bedanken, doch ich kam mit meiner Danksagung nicht weit. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, um was zu sagen, als ich bemerkte, was der Fremde tun wollte. Mit einer Hand packte er Maik an den Haaren und richtete ihn mit Leichtigkeit auf. Dann neigte er seinen Kopf zur Seite und entblößte somit seinen Hals. Was danach folgte, ließ die Worte in meinem Mund gefrieren. Er biss ihn. Nein, es ist kein Scherz. Der Kerl, der mich gerettet hatte, der von Gott zu mir geschickt worden war, biss Maik in den Hals. Mein Peiniger, der zuerst benommen war und deshalb alles verspätet mitbekam, riss die Augen vor Schreck oder auch vor Schmerz auf und schrie panisch. Doch das Geschrei hielt nicht lange an. Mit einem lautem "Knack" verstummte dieser. Maik, dessen Kopf jetzt falsch herum auf seinen Schultern ruhte, sank zur Boden und ich mit ihn, denn meine Kraft entschwand wieder.
„Oh, du heilige Scheiße!"
Ich zuckte unbewusst zusammen, als ich Johns Stimme wahrnahm. Was danach geschah, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Zuerst sah ich, wie John sich die Hosen vollpisste, danach... was war danach passiert? Irgendwie lag er nun über Maik... und... und sah leblos aus.
Ich versuchte krampfhaft nicht loszulachen, aber leider ohne Erfolg. Mein Lachen klang hysterisch und erfreut zu gleich.
„O.k., ich gebe es ja zu, ich hab mir ein wenig Action in meinem Leben gewünscht. Aber muss man gleich so maßlos übertreiben?“, dachte ich verbissen.
"Geht es dir gut?", hörte ich eine angenehme melodische Stimme fragen. Wenn es Engel gibt, dann hören sie sich genauso an. Ich blickte auf und sah in das Gesicht meines außerirdischen Retters. Ich hörte einen Moment auf, zu lachen, um danach noch lauter, noch hysterischer, noch durch geknallter zu lachen.
Der Fremde fasste sich mit einer Hand an die Stirn und lächelte.
„Sie hat tatsächlich den Verstand verloren", stellte er belustigt fest.
„Hab ich nicht!", widersprach ich und unterdrückte einen erneuerten durchgedrehten Lachanfall. Denn die Person, die vor mir stand, war niemand geringerer als der junge Mann aus der Bar, der mich unverfroren angestarrt hat.
Er streckte mir eine Hand hin und half mir auf die Beine.
„Wo sind die Kameras?", hörte ich mich sagen.
„Die was?"
„Wo sind die versteckten Kameras? Ich meine, dass hier ist doch alles ein Scherz, oder? Hey, Maik, John, ihr könnt jetzt damit aufhören, so tot herumzuliegen!"
Der Fremde schaute mich verwundert an.
„Du hältst das alles für einen großen Scherz?", fragte er mich ungläubig.
"Ja, ...", antwortete ich nun ein wenig unsicher.
Mit einem Seufzer ging mein Retter auf die beiden zu und dann nach kurzem Überlegen packte er Maik am Kragen und hob ihn hoch.
"Wenn das alles nur gespielt ist, will ich wissen, wie diese Ratte den Kopf verkehrt herum tragen kann?"
Ich fing an, leicht zu zittern. Auf einmal fand ich das Wetter nicht mehr so warm.
"Das kann nicht wahr sein... man kann einfach nicht Leute mit Leichtigkeit das Genick brechen und töten."
„Warum nicht?", fragte er mich wieder mit einem Lächeln, das ein Mädchenherz da hinschmelzen lassen könnte, wenn nicht ein paar Meter von ihr entfernt zwei Leichen lagen, die sie leblos klagend anstarrten.
„Warum nicht?", wiederholte ich. Ich bin gerade zwei kriminellen Straßengangstern entkommen, um in die Arme eines kalten Psychokillers zu laufen. Na toll!
Mein Kopf fing an, sich zu drehen. Jede einzelne Zelle meines Körpers streikte. Ich wollte nichts mehr wissen und auch nichts mehr tun, ich wollte mich nur noch unter die Dusche begeben und alles von mir abwaschen, sowohl den ganzen Dreck, als auch die ganzen Erinnerungen an diesen Abend.
„Weißt du was, mir ist es jetzt auch egal. Ich will nur noch nach Hause."
„Willst du nicht wissen, wie ich sie so schnell töten könnte?"
„Das liegt doch klar auf der Hand“, dachte ich, „Übung macht den Meister. Das ist bestimmt nicht das erste Mal, dass du gemordet hast.“ Aber das laut sagen, wollte ich nicht. Besonders nicht, wo ich ihm doch mein Leben verdanke.
„Nein", antwortete ich stattdessen.
Der Fremde neigte seinen Kopf ein wenig. Ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen lesen.
Ich lächelte ihn aufmunternd an.
„Vielen Dank für deine Hilfe. Ich geh jetzt mal nach Hause und ruhe mich aus. Ich werde mich morgen um die Sache hier kümmern und der Polizei alles erklären. Ich werde auch sagen, dass ich meinen Retter nicht erkennen konnte, und dass du danach einfach schnell verschwunden bist."
Das hatte ich in Wirklichkeit nicht vor. Ich wollte nur dort weg. Weg von diesem ganzen Scheiß. Ob er mir glaubte oder nicht war es mir egal.
Doch ich merkte schnell, dass er mir nicht richtig zuhörte. Ihm schien die ganze Sache mit der Polizei einerlei zu sein.
"Dann willst du nicht wissen, warum ich sie gebissen habe?", fragte er hartnäckig weiter.
"Weil du ein Psycho bist", gab ich von mir und bereute es sofort, diese Worte laut ausgesprochen zu haben. Denn der Fremde schaute mich beleidigt an.
„So hab ich es nicht gemeint", entschuldigte ich mich sofort und fügt leise hinzu, „Ich bin so am Ende, dass ich nicht klar denken kann. Ich will hier weg."
Die Mine meines psychokranken Retters erhellte sich und er kam einen Schritt auf mich zu.
Breit grinsend fragte er mich erneuert: "Willst du denn auch nicht wissen, warum ich ihn leer gesaugt habe?"
„Was?", war das einzige, was mein Gehirn zu Stande bekam.
„Willst du nicht wissen, warum ich sein kostbares Blut zu mir nahm?"
Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Lippen tatsächlich rot waren. Blutrot. Besser mit Blut beschmiert.
Ich seufzte und ließ meine Schulter hängen. Der Kerl hält sich für einen Vampir. Ich wollte wieder laut auflachen, meine Nerven wollten das Ganze nicht mehr ertragen.
„Na gut", gab ich mich geschlagen. „Erzähl es mir, warum und wie."
Der Fremde kehrte mir den Rücken und seufzte theatralisch.
„Ich kann es nicht. Ich darf es dir nicht erzählen."
Der Kerl hat nicht alle Tassen im Schrank. Langsam verlor ich die Geduld. Was wollte er von mir, konnte er mich nicht in Ruhe gehen lassen. Ich hatte mich bei ihm bedankt und hatte ihm versprochen, der Polizei nichts über ihn zu erzählen. Also was um Himmels Willen will er noch von mir?
Ich biss mir auf die Unterlippe, bis ich den metallischen Geschmack wahrnahm.
"Was willst du von mir?", knurrte ich förmlich.
"Ich will, dass du nicht blind durch die Gegend läufst", sagte er erstaunlich ernst. Er drehte sich um und packte mich fest. Dabei schaute er mir ganz tief in die Augen. Mein ganzer Körper pulsierte. Da, wo er meine nackte Haut berührte, fing es an zu kribbeln. Dieses warme Kribbeln durchlief dann meinen ganzen Körper und ließ mich seufzen. So ganz nah sieht er noch attraktiver aus. Sein Gesicht ist wahrlich vollkommen.
„Sag mir", forderte er mich sanft auf, „was glaubst du, bin ich?"
„Ein Vampir", gab ich zurück und diese Worte klangen so verboten falsch in meinen Ohren.
Er lächelte zufrieden und ließ mich los. Augenblicklich hörte das wohltuende Kribbeln auf und zurück blieb nur eine kalte Leere.
Ich seufzte erneuert, diesmal jedoch aus Erschöpfung.
„Kann ich jetzt gehen?"
„Tut mir leid, ich kann dich nicht mehr gehen lassen."
Verdutzt schaute ich ihn an.
„Warum?“, fragte ich verzweifelt und Tränen schossen aus meinem Augen. Ist dieser Kerl so gefühlskalt, kann er nicht nachvollziehen, wie ich mich gerade fühle?
„Du kennst nun mein Geheimnis", antwortete er mit den Schultern zuckend, dabei schaute er mich teuflisch grinsend an.
„Welches Geheimnis?“
„Das ich ein Vampir bin.“
„Das ist nicht dein Ernst?“
„Doch und wie“, sagte er und schritt erneut auf mich zu. „Die Regeln besagen: Findet ein Mensch heraus, was du wirklich bist, so muss er getötet werden.“
„Nein.“
„Doch. So bewahren wir unsere Existenz und Geheimnis“, lächelte er mich honigsüß an und er entblößte seine Fangzähne.
Was danach geschah, passierte aus Reflex. Ich drehte mich um und rannte so schnell, wie es geht zu meinem Auto. Mein einziger Gedanke war nur: „Ich muss hier weg!“

2


In meinem Träumen lief ich immer. Meistens wusste ich nie warum. Lief ich jemanden hinter her oder lief ich vor irgendetwas weg? Nichts konnte mich in meinem Träumen festhalten. Denn wenn ich auf einem Abgrund stieß so konnte ich über den hinweg fliegen. Ja, ich konnte fliegen. Es war eins der schönsten Gefühle, den ich je in meinem ganzen Leben gespürt hatte. Man fühlte sich frei und unbeschwert. Als wäre das Herz erfüllt. Mit was fragt ihr euch? Nun ich weiß es nicht. Aber wie ich in meinen Träumen fliegen könnte, dass wusste ich. Wie absurd es sich auch anhören mag, ich konnte die Technik. Ich wusste schon immer wie es funktionierte. Man nimmt Anlauf, springt und lässt sich dabei einfach nach vorne fallen. Und hier gelangen wir zu unserem Wendepunkt. Entweder schaffte man sein Herz voll mit dieses "Etwas" zu füllen und man stieg wie eine Feder auf oder man schaffte es nicht und fällt. Für mich in meinem Träumen war es immer ein Kinderspiel aufzusteigen. Es stimmt, ab und zu musste ich landen und erneuert Anlauf nehmen um wieder aufsteigen zu können. Dennoch konnte man sagen, dass ich eine begnadete Fliegerin war. Ich hatte nie Probleme gehabt. Na ja, keine bis zu diesem Albtraum. Ich lief wieder mal. Aber dieses Mal konnte ich spüren, dass jemand hinter mir her war. Ich lief so schnell ich nur konnte. Meine Füßen haben kaum den Grund berührt so schnell war ich. Aber dennoch konnte ich spüren wie dieses unheimliche Etwas immer näher kam. Panik überkam mich und ich hoffte, dass ich es irgendwie abhängen konnte. Und als ich einen großen glitzernden See vor mir sah wusste ich, dass meine Einzige Chance dieses "Ding" loszuwerden, war zu fliegen. Denn im Wasser wäre ich verloren. Also atmete ich tief durch und rannte noch schneller. Kurz vor dem See ließ ich mich mit ausgebreiteten Armen fallen. Ich machte mich bereit, dass dieses unbeschreibliche Gefühl mich erfüllt. Doch es geschah nichts. Anstatt aufzusteigen fiel ich in den See. Ich versuchte mich an die Oberfläche zu retten. Doch ich konnte nicht. Algen packten mich am Fuß und zogen mich in die dunklen Tiefen. Ich schlug um mich und versuchte mich zu befreien, doch es gelang mir nicht. Ganz im Gegenteil. Je weiter ich versuchte mich zu befreien umso mehr verheddert ich mich. Langsam spürte ich wie mir die Luft ausging.
„Gleich werde ich ertrinken“, dachte ich panisch und streckte die Hand aus in der Erwartung jemand würde mir daraus helfen. Doch niemand kam und ich spürte wie meine Lungen sich langsam vor Schmerzen zusammen zogen.
„Nein!“
Von panischem Schrecken gepackt richtete ich mich auf. Doch ich bereute es gleich wieder. Denn ein heftiger Schwindelanfall überkam mich, gefolgt von drohenden Kopfschmerzen.
„Verflucht.“
Ich eilte ins Badezimmer und übergab mich. Ein säuerlicher Geschmack breitete sich in meinem Mund aus.
"Ighhh...", gab ich von mir und übergab mich erneuert, "was hab ich den angestellt."
Ich richtete mich auf und drückte die Spülung.
„So eine praktische Erfindung. Mit einem Knopfdrück sind all deine Sorgen weg.“
Müde und mit nicht endenden Kopfschmerzen richtete ich mich auf und schaute in den Spiegel. Ich erkannte mich nicht sofort wieder. Meine Augen waren gerötet und dunkle Mascara Ringe kennzeichneten sie. Meine Lippen spröde und aufgeplatzt. Und mein Gesicht war mit Dreck überseht. Im Ganzen und allen sah ich aus, als ob ich gerade von einem Krieg zurückkam.
"Ich hab nicht mal meine Kleider gewechselt", stellte ich fest und betrachtete meine dreckigen verschwitzten Kleider. Ich schloss die Augen und versuchte mich an gestern Abend zu erinnern. Doch da war nur Dunkelheit.
Ich streifte meine Kleider ab und schlüpfte hinter dem Duschvorhang. Ich stand da den Kopf an der Wand gelehnt und ließ warmes Wasser mein Körper runter rasseln. Schon bald fühlte ich mich besser und mein Kopf und mein Magen gaben ruhe. Ich wusch mich und stand danach solange unter der Dusche bis kein einziger warmer Tropfen übrig war. Ich fühlte mich schon viel besser. Das einzige was mir noch Kraft geben konnte war eine schöne warme Mahlzeit die mein Magen ein wenig halt gibt. Während ich mir Gedanken machte was ich zum Essen herbeizaubern konnte, streckte ich die Hand aus um den Handtuch, der neben der Dusche aufgehängt sein sollte zu nehmen. Doch meine Hand griff ins Nichts.
„Ah!“, schrie ich vor erzürnen vor mich hin, „läuft hier morgen gar nichts richtig?“
„Brauchst du Hilfe?“
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
„Lynn geht es dir gut?“
„...“
„Diese Stimme, sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Hab ich vielleicht jemand gestern mit nach Hause genommen? Gott warum kann ich mich nicht mehr erinnern“, überlegte ich verzweifelt.
„Wenn du nichts sagst werde ich kommen und nach dir sehen.“
Die Stimme klang neckend und amüsiert zu gleich.
„Mir, mir geht es gut“, stotterte ich zurück, „ich brauch nur einen Handtuch.“
„Wenn' s weiter nichts ist.“
Ich bemerkte wie der Vorhang sich ein wenig zur Seite schob und eine Hand hielt mir ein Handtuch entgegen.
„So jetzt ist es besser oder?“
Ich atmete erleichterte aus.
„Wen auch immer ich mit nach Hause verschleppt habe, er ist verdammt nett und aufmerksam“, stellte ich zufrieden fest.
Ich wickelte mich mit dem Handtuch um, schob den Vorhang zur Seite und war dabei aus der Duschwanne zu steigen, als ich in das Gesicht der Person blickte. Vor Schreck rutschte ich aus. Ich kniff die Augen zu und ich machte mich bereit einen gewaltigen Schmerz zu empfangen. Doch ich landete weich. Irgendwie hatte der Fremde es blitzschnell geschafft von der Tür zu mir herzulaufen und mich aufzufangen. Also lag ich da nur mit einem Badehandtuch bekleidet in seine schön kräftigen jedoch auch weichen Armen. Ich spürte wie ich rot anlief.
„Lass mich runter“, schrie ich schrill. Doch er ignorierte mich gekonnt. Er hob mich auf und trug mich in meinem Zimmer wieder. Ich starrte ihn währenddessen die ganze Zeit böse an. Vergebens. Er schaute starr geradeaus und vermied jeglichen Augenkontakt. Also schloss ich die Augen und versuchte mich zu erinnern vorher ich diese göttliche Person kenne. Denn sein Gesicht kam mir verdammt bekannt vor.
„So“, sagte er und lies mich einfach auf meinem Bett fallen, „du kannst dich an nichts erinnern nehme ich an. Sonst würdest du anders reagieren.“
"Nein, ich weiß nicht was du mit anders reagieren meinst, aber ich kann mich nicht erinnern was ich gestern abends gemacht habe. Und überhaupt wer bist du?", gab ich stumpf von mir.
"Du kannst dich nicht am mich erinnern? Du kannst dich nicht mehr erinnern wie wir, wie die Kaninchen es mit einander getrieben haben und du die Nachbarn mit deinen lustvollen Rufen und Schreien auf die Palme gebracht hast?"
Ich lief rot an. Wie konnte er ohne jegliche Gefühlserregung so was behaupten.
"Das haben wir?", ich spürte wie mein Gesicht langsam kochte vor Scham.
Der Fremde seufzte betrübt und ließ sich neben mich fallen.
„Du kannst dich wirklich an nichts mehr erinnern“, stellte er enttäuscht fest und ließ den Kopf hängen. Ich bekam Mitleid mit ihn wie es aussah lag ihn viel daran mich an unsere gemeinsame Nacht zu erinnern.
„Es tut mir Leid.“, entschuldigte ich mich bei ihn kleinlaut immer noch ein wenig rot im Gesicht. Wobei die Worte "Wie die Kaninchen" in meinem Kopf nun kreisen. Wie konnte ich so was machen? Das was mir nicht ähnlich.
Während wir einfach nur da saßen, viel man Blick auf die leere Whisky Flasche. Die alleine und verlassen am Boden lag.
„Ich glaub ich weiß warum ich mich an nichts mehr erinnern kann“, sagte ich eher zu mir als zu dem Fremden. Dieser schaute mich mit erhobenen Augenbrauen an.
„Wie es aussieht haben wir gestern viel getrunken, und nun haben wir, oder besser gesagt ich einen Filmriss“
Der Fremde stand auf und ging auf die Flasche zu.
„Du hast eine ganze Flasche ausgetrunken?“, fragte er ungläubig.
„Was heißt denn hier "du". Hast du nicht mit getrunken warst du nicht dabei?“
Der Fremde schüttelte langsam seinen Kopf.
„Ich bin später hierhergekommen. Musste ja erst die Leichen beseitigen. Als ich hier war, lagst du schon in deinem Bett und hast tief und fest geschlafen.“
Mir lief es kalt den Rücken runter.
„Leichen? Was für Leichen. Ich weiß nicht was du meinst. Ich dachte wir wären die ganze Nacht zusammen und hätten es wie die Kaninchen getrieben.“
„Nun das können wir nachholen wenn du willst. Soviel ich weiß, wirst du dich früher oder später an gestern Nacht erinnern. Also vielleicht kann ich dir dabei ein wenig behilflich sein.“
„Was?“
Doch weiter kam ich nicht. Der Fremde, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, lag schon über mich und hielt meine Arme mit einer Hand über meinem Kopf fest.
„Was machst du denn da?“, schrie ich beinahe panisch. Doch dieser hielt mich nur noch fester und grinste mich gemein an.
„Wonach sieht es den aus?“
Meine Atem ging stoß weise und meine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Ich sah einen Rothaarigen vor mir und langsam fing ich an mich zu erinnern. Der Fremde merkte dies an meinem blassen Gesichtsausdruck. Sein grinsen wurde noch breiter. Mit der einen freien Hand hielt er meinem Kopf fest und neigte es zur Seite. Ich war unfähig mich zu bewegen geschweige mich zu währen. Dann beugte er sich rüber und fuhr mit seiner Nase über meinem Hals entlang. Dabei atmete er zufrieden ein und aus. Mein Atem stockte, da wo seine Nase meine Haut berührte fing diese sich elektrisch aufzuladen. Und eine weitere Erinnerung schoss durch meinen Kopf.
„Hör auf“, flehte ich ihn an, „Ich will mich nicht mehr daran erinnern.“
„Warum denn nicht?““
“Ich will es nicht“, schluchzte ich.
„Hast du Angst?“, fragte er weiter und knabberte genüsslich an meinem Ohrläppchen.
Und wieder flimmerte eine weitere Erinnerung in meinem Kopf.
„Ja, lass mich gehen, verschwinde!“
„Vor was?“, wolle er wissen und schaute mir tief in die Augen.
Ich verlor mich in seinen. Ich fiel in die Tiefe. Erneuert. Ich wusste, dass ich verloren war. Niemand wird kommen und mir seine Hand strecken. Niemand wird mich aus diesem tiefen dunklen Abgrund rausholen.
„Vor was hast du Angst?“, fragte er mich erneuert. Seine Stimme war wie Samt in meine Ohren.
„Vor dem Ertrinken."
Irritiert zog er die Augenbrauen zusammen. Dann ließ er meine Arme los und strich mir behutsam über die Wange.
„Nein, warum hast du Angst dich zu erinnern.“
Warum ich Angst habe mich zu erinnern? Mein Leben war immer leicht und unbeschwert, ich will meine Eltern und Freunde nicht in Mordfälle verwickeln. Ich will nicht, dass meine Welt sich so sehr ändert. Aber ist es wirklich das wovor ich Angst habe. Oder ist es...
Plötzlich erinnerte ich mich an Alles wieder. An den Vorfall, an meine Rettung und auch an meine Erneuerte Flucht vor dem...Ich wollte das Wort nicht mal denken. So absurd klang dieses Wort in meinem Kopf.
Ich schaute den jungen Mann genauer an. Ist er wirklich ein...
Ich hob langsam meine Hand und berührte seine Lippen. Sie fühlten sich weich, kühl und einladend an. Genau wie die Lippen eines lebenden. Nur nicht das sie so kühl sind.
„Kann ich sie sehen?“, fragte ich wie ein kleines ungläubiges Kind.
Er lächelte mich an und zeigte mir sein Zähne. Sie glichen einem normalen Menschen, wenn man diese nur kurz ansieht. Doch beim genauen betrachten, konnte man erkennen, dass die Eckzähne ein wenig länger als die Restlichen waren. Noch dazu waren die Enden spitz wie zwei kleine Nadeln.
Also doch, er ist kein Psychokiller? Ist tatsächlich ein Vampir? Bei diesen Gedanken musste ich grinsen. Habe ich wirklich einen Vampir getroffen. Obwohl, seine Eckzähne können vielleicht gefeilt sein. Es gab doch Leute, die sogar ihre Augen Rot tätowieren. Warum können die Zähne nicht auch so hergerichtet sein? Überhaupt bin ich ein sehr naturwissenschaftlich veranlagter Mensch. Evolution war eins meiner Lieblingskurse. Und das man sich zu einem Vampir weiter entwickelt oder ähnliches kann ist mir neu. Und mit Magie oder ähnliches kommt man bei mir nicht weit. Obgleich ich manchmal gerne etwas Außergewöhnliches in meinem Leben gewünscht habe. Es stimmt schon, dass ich die Vorstellung eine Fee oder Zwerg zu treffen, sehr angetan hat und ich manchmal an meinem Fenster saß und mir gewünscht habe irgendeine seltsame Gestallt würde vor meinem Fenster laufen. Aber ein Vampir. Damit ich das glaube sollte er mehr tun.
„Was soll ich machen, damit du mir Glauben schenkst?“, wollte er wissen. Dabei ließ er mich endlich los und ich konnte mich aufrichten.
Während ich das Handtuch noch fester um mich wickelte, dachte ich kurz nach. Hatte er nicht gesagt, dass er mich töten will oder muss?
„Nun, wenn du ein Vampir bist. Und ich muss sagen, dass ich das nicht so recht glaube. Ich meine, das ist doch verrückt und unlogisch. Aber, wenn du es wirklich willst, dass ich an eure Existenz glaube, dann musst du schon vor mir zu Asche werden.“
Der Fremde lachte.
„Und wie stellst du dir das vor?“, fragte er amüsiert nach.
„Nun“, ich ließ mein Blick durch den Raum gleiten. Er blieb an meinen weinroten, schweren Vorhängen hängen, die die Sonnenstrahlen davon abhielten, in mein Zimmer einzudringen.
„Du kannst meine Vorhänge zur Seite schieben. Wenn du dich an den Sonnenstrahlen verbrennst, glaub ich dir jedes Wort.“
„Und warum sollte ich mich an Sonnenstrahlen verbrennen?“, fragte er mich noch mal und sein Lächeln wurde noch breiter.
„Du bist doch ein Vampir. Und Vampire verbrennen sich an Sonnenstrahlen. Die Sonne löscht euch doch aus.“, erklärte ich und verschränkte dabei beleidigt die Arme. Ich mochte es überhaupt nicht, wie er mich auf dem Arm nahm.
„Und so einen Unsinn glaubst du? Ich bin oder war doch ein Mensch. Ich bestehe aus Fleisch und Blut. Warum soll die Sonne sowas bei mir bewirken?“
Jetzt war ich diejenige, die loslachte.
„Du behauptest, dass das, was ich von mir gebe Unsinn ist und das, was du von dir gibst nicht.“, stellte ich fest.
„Ich bin ein Vampir und ich werde es dir beweisen“, erwiderte er. Und was danach folgte, ließ mich verstummen. Denn kaum stand er vor mir, schon stand er vor meinem Fenster und schob die Vorhänge zur Seite, dann stand er wieder in Sekundenbruchteilen vor mir.
Ich schluckte. Das war kein Traum und auch kein Scherz. Vampire gab es doch. Und diese ganzen Legenden von Fabelwesen…nun…wahrscheinlich auch. Sagte man nicht, dass in jeder Geschichte ein Stückchen Wahrheit steckte? Unwillkürlich suchte ich die Whiskyflasche, doch die lag leider leer auf dem Fußboden.
„Wenn du mir immer noch nicht glaubst, kann ich ein wenig von dir kosten“, er grinste mich breit an und brachte somit seine Eckzähne zum Vorschein.
Ich schauderte und berührte meinen Hals an der Stelle, wo er mich liebkost hatte. Der Gedanke, dass er mich vorhin einfach beißen und mir das Blut aussaugen hätte können, bereitete mir große Übelkeit. Doch mein Magen war zu leer um sich nochmal zu entleeren.
„Nein, ich glaub dir schon. Du musst mir nichts beweisen“, versicherte ich ihm, „doch eine Sache kann ich nicht verstehen. Du hast doch gesagt, dass du jeden umbringen musst, der von eurer Existenz erfährt. Obwohl ich hier sagen muss, dass es deine Schuld ist, dass ich es herausgefunden habe. Aber...warum bin ich immer noch am Leben? Du hattest doch die ganze Zeit Gelegenheit, mich zu töten.“
„Willst du denn sterben?“, fragte er mich erstaunlich ernst.
„Nein“, schrie ich beinahe, „Es ist nur… Ich will wissen, wie es weiter laufen soll.“
„Ach, das ist einfach. Weißt du, nach ein paar hundert Jahren, hat man so ziemlich alles gemacht, was man hier auf dieser Welt machen kann. Und irgendwann hat man eine unendliche Leere in sich. Man fühlt sich so öde und eine ungeheurere Langeweile überkommt einen. Manche Vampire verlieren den Verstand, manche fangen an, sich wie Menschen zu benehmen, eine Familie zu gründen oder ein Unternehmen zu führen. Doch das ist nur von kurzer Dauer. Wir altern nicht und nach ein paar Jahren, würden die Menschen, die um uns herum verweilen, das merken. Deshalb müssen wir immer von einem Ort zum anderen ziehen. Ich jedoch, hab was viel Besseres gefunden, als eine Familie zu gründen. Ich habe angefangen, euch zu beobachten. Ich such mir immer einen Menschen aus. Und diesen verfolge ich, bis an das Ende seines Lebens. Entweder, er oder sie sind unterhaltsam und sie können einen normalen Tod erleiden. Aber hier muss ich sagen, dass das selten der Fall ist. Oder sie sind so nervig, dass ich sie sofort beseitige. Oder ich lebe ein paar Jahre mit denen bis ich eine interessantere Person treffe.“
Ich saß die ganze Zeit da und versuchte den Müll, den er von sich gab, zu bearbeiten. Das war zu viel des Guten. Ja, ja ich hab mir ein wenig Action in meinem Leben gewünscht, aber das. Das war einfach zu viel.
„Letztendlich bedeutet es, dass ich sterbe werde. Jetzt oder später spielt keine Rolle. Ich werde durch dich sterben. Und noch dazu werde ich in den Tagen, wo ich noch auf Erden verweilen darf, von dir beschattet.“
Er nickte.
„Keine Privatsphäre?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
„Keine Privatsphäre.“, antwortete er, honigsüß lächelnd. Auf einmal schien er mir nicht mehr so attraktiv. Am liebsten wollte ich ihm dieses Lächeln vom Gesicht wischen. Aber da wurde mir eins klar: Es war ein Wettrennen. Ein Wettrennen der über Leben oder Tod entschied. Entweder schaffte ich es, ihn umzubringen, bevor er mich umbrachte, oder es endete andersherum.
„Und muss ich dich die ganze Zeit ertragen? Ich meine, dass geht doch nicht. Was soll ich meinen Eltern erzählen?“
„Du hast einen neuen Freund.“
„Ich hab aber schon bereits einen Freund“, log ich und dachte an Maik, mit dem ich schon seit drei Monaten kein Wort mehr wechselte.
„Nun das glaub ich nicht. Die zerschnittenen Bilder in deiner rechten Schreibtischschublade erzählen mir was anders. Übrigens. Ich stehe total auf die Pfeile, die du bildnerisch durch seinen Kopf schießt“, lachte er laut und ging auf die Tür zu.
„Was fällt dir ein, in meinen persönlichen Sachen rumzustöbern“, schrie ich und dachte an die anderen peinlichen Bilder.
„Nun du bist nun mein neues Spielzeug. Und ich muss alles über meine neue Puppe erfahren. Wie sie tickt, was sie mag. Übrigens, ich schau mich in den anderen Zimmer ein wenig weiter um. Zieh du dir ruhig was an.“, gab er von sich und öffnete die Tür.
„Das kannst du nicht machen“, rief ich und wollte auf ihn zugehen.
„Bevor ich es vergesse. Zieh dir das rosa Spitzendessous an, mit den pinken Schleifen, im unteren Fach. Ich bin mir sicher, die würden spitze an dir aussehen“, sagte er und betrachte mich forschend.
„Duuu...“, war das einzige, was ich vor Wut sagen konnte. Ich packte ein Buch, das in der Nähe lag, um es mit voller Wucht gegen ihn zu werfen. Doch bevor das Buch in erreichen konnte, war er schon längst aus dem Zimmer getreten und mein Buch traf nur die Tür.
„Ich hasse dich“, schrie ich aufgebracht und spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.
„Ich werde nicht weinen, nicht deinetwegen. Ich werde dich loswerden. Egal was ich tun muss.“, dachte ich bitter, während ich mich anzog.

3


3
Fertig angezogen -hier muss ich erwähnen, ich zog nicht das gewünschte Dessous- öffnete ich leise die Tür und schlich in den Flur. Dort blieb ich einen Augenblick stehen, um zu lauschen ob er in eins der benachbarten Zimmern wäre. Doch ich konnte nichts hören. Keine Schritte, nichts.
„Wo kann er nur sein?“, fragte ich mich und schlich die Treppe runter, bedacht leise zu sein. Doch auch als ich unten ankam und einen Blick ins Wohnzimmer ergattern konnte, konnte ich ihn weder sehen noch hören.
„Ist er weg?“, dachte ich und huschte leise in die Küche.
Doch auch dort war er nicht. Das er im Keller oder auf dem Dach wäre schloss ich aus. Was sollte er den dort machen wollen? Da gab es nichts zu sehen.
„Wahrscheinlich ist er weg. Er könnte sich umgeschaut und festgestellt haben, dass es hier nichts Interessantes gibt. Was wäre aber wenn dies nicht der Fall wäre und er ist nur kurz weg. Was soll ich machen?“
Ich blickte einmal um mich. Die Küche sah unmöglich aus. Immerhin, schob ich die Hausarbeit seit 4 Tagen vor mich hin. Doch nicht die Unordnung lenkte meinen Blick sondern die 5 Fleischermesser, die mir fröhlich zuwinkten. Obwohl ich abwinkte, musste ich grinsen, denn das Lied “My friends“ von Sweeny Todd schoss mir sofort in den Kopf.
„These are my friends. See how they glisten. See this one shine. How he smiles in the light…Speak to me friend. Whisper...I'll listen. “
„Ich werde bestimmt nicht mit einem Messer auf ihm losgehen. Niemals.“, dachte ich bestimmt. Dazu war ich einfach nicht fähig. Hätte ich eine MP, würde mir das “Um die Ecke bringen“ bestimmt mit Sicherheit leichter fallen. Aber ein Attentat musste geplant werden. Ich durfte keine Spuren hinterlassen und wer weiß was passieren würde, wenn ein Vampir stirbt. Würde er zur Asche gehen, würde mir das eine Menge Arbeit ersparen. Einmal abschießen und anschließend wegsaugen. Ich musste bei dem Gedanken loslachen. Gott ich drehte echt durch, ein Tag davor hätte ich keine solchen Gedanken gehabt. Ich würde mir wahrscheinlich Gedanken machen, wie ich die ganze Hausarbeit erledigen sollte und nicht wie ich jemanden umbringen konnte.
Ein lautes Magenknurren brachte meine Mordpläne zum stoppen. Vielleicht sollte ich mich stärken bevor ich waghalsige Pläne schmiede.
So faul ich war, beschloss ich einfach eine Champignoncremesuppe zu machen. Ich holte ein paar Champignons raus, ein Fertigbeutel und ließ das Wasser kochen.
Kaum packte ich ein Messer um die weißen Pilze zu schneiden, schon fingen die Missetat-Pläne-Schmiedespielchen an.
„Ich könnte ihn vergiften. Das würde am einfachsten sein. Ich mische ein wenig Rattengift in sein Essen runter und schon wäre ich ihn los. Keine Blutflecken nichts…aber isst er überhaupt…nun in der Baar hat er was getrunken. Ich könnte es in ein Getränk mit untermischen. Würde es funktionieren? Kann ich ihn überhaupt vergiften?“
Ich war tief in meinen Gedanken versunken als ich plötzlich jemanden ganz nah neben mir spürte.
„Was machst du denn da?“ertönte eine betörende Stimme ganz nah an meinem Ohr. So nah, dass ich seinen Atmen auf meinem Hals spürte.
Erschrocken schrie ich laut auf und drehte mich um. Dabei fiel mir das Messer aus der Hand. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass es nur er sein könnte, aber dass er so plötzlich und ohne das ich ein Geräusch wahrnehmen konnte ganz nah hinter mir stand, ließ mich heftig zucken.
„Tu-das-nie-nie-wieder! Hörst du“, schrie ich ihn an.
Er erwiderte nichts sondern starrte die ganze Zeit nach unten. Nicht dass er beschämt zur Boden geschaut hätte, sein Blick hatte nichts Bereuendes an sich oder so. Eher hoch konzentriert oder besser gebannt. Ich konnte nicht anders als nachzusehen was er so anstarrt und da sah ich es. Es waren drei Bluttropfen am Fußboden. Deutlich spürte ich wie mein Herz einmal aussetzte um dann in Hochtouren zu arbeiten. Ich hob meine linke Hand hoch und schaute die kleine Wunde an meinem Finger. Ein weiterer Tropfen fiel zur Boden. Unfähig irgendetwas zu machen blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich weiß nicht ob ich Angst verspürte oder nicht. In diesem Moment konnte ich einfach nicht denken. Auch als mein Peiniger meine linke Hand nahm und sie kurz betrachte nicht. Ich glaubte auch, dass er die Augen verdreht hatte, als er sah wie hilflos ich in diesem Moment war. Ohne ein Wort zog er mich hinter sich her. Zielsicher ging er zum Medizinschrank und öffnete dort die untere Schublade wo Desinfektionsmittel und Pflaster lagen. Innerhalb wenigen Minuten war ich versorg.
„So ist es besser, oder?“, fragte er mit einem milden Lächeln.
Als ich nicht reagierte, seufzte er und zog mich erneuert hinter sich zum Esstisch wo er mich auf einem Stuhl nieder fallen ließ. Danach ging er in die Küche und das Klimpern von Töpfen und Gläsern war zu Hören. Langsam beruhigte ich mich und ich Atmete einmal tief auf. In diesem Moment kam ich mir albern vor. Er hatte mir bis jetzt nichts Böses angetan. Er hatte mich vor zwei Straßenheinis gerettet. Wäre er nicht da gewesen, würde ich mit Sicherheit irgendwo tot in eine Gasse liegen. Die meisten Menschen schauten einfach weg, wenn eine Frau belästigt wird. Ich verdankte ihm mein Leben. Nicht nur das, er hat sich bis jetzt nicht unsittlich verhalten. Ok…er benahm sich ab und zu unmöglich und neigte dazu mich zu necken und zu nerven. Aber meine beste Freundin Judy war viel schlimmer. Sie machte jeden und alles runter und konnte mit ihren Kommentaren echt verletzend sein. So verletzend, dass man ihr am liebsten den Hals umdrehen möchte. Aber Cathy, ihre Kindheitsfreundin, klärte Evelin und mich auf. Judy hat eine große Klappe aber in Wirklichkeit ein sehr weiches liebevolles Herz. Ihre Eltern streiten sehr oft und in der Familie gibt es des Öfteren Streit, da war es normal, dass Judy sich unter diese Umstände so entfaltet. Vampir hin oder her, er ist sehr menschlich und vielleicht menschlicher als andere Menschen, die hier auf der Erde rumlaufen.
„Bon Appetit!“, ertönte seine Stimme, riss mich aus meinem Gedanken heraus und brachte mich erneuert zum Zucken. Ich hatte ihn mal wieder zu spät bemerkt. Doch meine ganze Aufmerksam bekam das Teller, das vor mir lag. Es sah nicht nur köstlich aus, es roch auch verdammt gut. Mir lief das Wasser förmlich im Mund.
„Ist das für mich?“, fragte ich ihn, obwohl ich die Antwort schon bereits kannte.
„Ja, Filetstückchen auf Frühlingsgemüse und Kroketten.“
„Danke“, stammelte ich nur und nahm das Besteck in der Hand.
„Willst du nichts essen? Oder essen Vampire nichts“, fragte ihn.
„Wir können essen, aber ich möchte nichts.“
Ich nickte nur und fing an mein Filetstückchen zu Recht zu schneiden. Ich aß ein Happen und dann musste ich einfach glücklich lächeln, denn das Essen war eins A plus Sternchen.
„Das ist ja himmlisch…“, mampfte ich.
„Du musst wissen, dass ich mal als 5 Sterne Koch gearbeitet habe.“
„Wirklich?“
„Ja, ich hab fast alles gearbeitet. Ich war Pilot, Autorennfahrer, und vieles mehr.“
„WOW“, staune ich, „dann musst du aber verdammt alt sein, wenn du in der Lage warst so vieles zu lernen und in so viele Arbeitsbranchen reinzuschauen. Wie alt bist du eigentlich?“
„Du interessierst dich für mein Alter, aber nicht für die ganzen Jobs die ich gearbeitet habe?“, wollte er wissen wobei er gespielt beleidigt tat.
„Natürlich.“, gab ich prompt zu.
„Nun, es ist nichts dabei, wenn ich dir sage wie alt ich bin“, meinte er grinsend.
Ich richtete mich auf und wartete gespannt auf seine Antwort.
„Vielleicht ist es doch nicht so eine gute Idee…“
„Sag es mir endlich“, gab ich genervt von mir.
Er wartet ein wenig dann sagte er: „Ok, ich bin 26 Jahre alt.“
Ich konnte nichts anders, als ihn entgeistert an zu sehen.
„Wie 26?“
„Ich bin 26 Jahre alt.“
„Du meinst du bist ab 26 nicht mehr gealtert. Du hast doch so viele Jobs gearbeitet, also musst älter als 26 sein.“
„Wirklich? Vielleicht war ich nur ein Wunderkind.“, antwortete er nur mit einem Honig süßem Lächeln und neigte sein Kopf leicht zur Seite. Seine dunklen Augen strahlen so viel Liebe und Wärme aus, dass ich Gänsehaut bekam, als ich daran dachte, dass vor mir ein Mörder saß.
„Warum machst du so ein irritiertes Gesicht?“, wollte er wissen, sein Gesicht überflutete mich förmlich mit Freundlichkeit und Wärme.
„Ich kann nicht glauben, dass du ein Mörder bist.“
Ich glaubte ihn mit meinem Worten verletzt zu haben, denn sein Gesichtsausdrück verriet, dass er ein wenig beleidigt war. Doch als er mir erläuterte, dass vor mir kein Mörder sondern ein Massenmörder saß, konnte ich ihn nur fassungslos anschauen. Wie konnte ich denken, dass ich ihn mit meinem Worten je verletzten könnte.
„Ich wird schon wissen wie alt du in Wirklichkeit bist“, murmelte ich nur.
Eine Weile saßen wir uns nur gegenüber. Ich essend, bemüht nicht auf ihn zu achten er mich forschend anschauend. Irgendwann ging mir sein Gaffen auf die Nerven und ich beschloss ihn doch noch zur Rede zu stellen.
„Hatte ich dir nicht schon einmal gesagt, dass man eine junge Dame nicht so anstarren soll? Das ist so was von nervend, unhöflich und unangebracht“
„Welche Dame?“, fragte er mich ehrlich überrascht.
Das die Frage nicht gespielt vorkam, ließ mich ihn wütend anstarren und ihn gedanklich doch mit dem Fleischermesser abstechen. Vielleicht kann ich mich doch noch mit der Idee anfreunden…
„Suchst du Ärger?“
„Wieso, ich sag doch nur die Wahrheit. Du hast keine Tischmanieren. Du redest während du kaust, du hältst das Messer nicht richtig und du sitzt nicht gerade elegant wie eine Dame. Ich würde niemals mit dir in einen feinen Restaurant gehen wollen.“
Ich war paff. Ich wusste nicht recht was ich antworten sollte den so ganz unrecht hatte er nicht. Ich würde mich nie als elegant bezeichnen. Vom Charakter her war ich ehr aufsässig, temperamentvoll und vorlaut. Das Gegenteil also von einer vornehmen Dame. Da ich dieses wusste, ging ich nicht wirklich darauf ein.
„Als ob ich jemals mit dir ausgehen würde. Nicht mal in deinem Träumen.“
Gekränkt stand ich auf und nahm mein dreckiges Geschirr mit. Ohne ein weiteres Wort ging ich in die Küche und packte das Geschirr in die Spülmaschine. Bemüht ihn nicht anzusehen, obwohl er sofort hinterher lief.
„Bist du jetzt sauer auf mich, weil ich die Wahrheit gesagt habe?“
Na toll, der Kerl versuchte nicht mal sich bei mir zu entschuldigen. Und falls er es doch tat, so musste ich sagen, dass er der größte Vollidiot, der mir je unter der Nase kam. Wie unsensibel konnte man denn sein? Ich beschloss ihn zu ignorieren. Das war die beste Sache die mir einfiel. Und wenn ich Glück hatte, würde er sich langweilen und verschwinden. Denn obwohl er ein Vampir ist und er mir gesagt hat, dass er mich bis zu meinem Tod- sei es durch ihn oder durch natürliche Ereignisse- begleiten wird, glaubte ich nicht, dass er dieses tun wird. Eigentlich dachte ich, er sei ein netter Vampir, der ein wenig Abwechslung in sein langes ödes Leben suchte. Im Gründe so wie ich. Wenn er merken würde, dass bei mir nichts Großartiges ablief, wird er sofort die Weite suchen. Kaum zu glauben, dass ich mir ein Tag davor über mein langweiliges Leben gejammert habe, denn wenn alles so lief wie ich es mir vorstellte würde mein ödes Leben mir das Leben retten.
„Sag doch was!“, forderte er mich auf. Doch ich ignorierte ihn gekonnt. Menschen, Sachen oder Ereignisse zu ignorieren oder zu verdrängen beherrschte ich wie keine andere. Also fiel es mir nicht allzu schwer ihm auszuweichen, wenn er mir einen Fuß stellte oder versuchte mir den Weg zu versperren. Denn ganzen Nachmittag verbrachte ich damit, die ganze Hausarbeit, die ich schon seit Tagen vor mich hinschob zu erledigen. Außerdem fiel mir nicht ein, was noch langweiliger sein konnte als Hausarbeit. Doch er hielt bis zur Vorabendstunde tapfer durch. Also musste ich härtere Geschütze auftreiben, da ich schon die Hausarbeit erledigt hatte und es für mich nichts mehr zu tun gab. Und einfach dazusitzen und nichts zu tun…nun…ich wollte ihn zu Tode langweilen und nicht mich. Also holte ich ein Buch aus dem Bücherregal, machte mich auf der Couch breit und fing zu lesen.
„Needfull thing“, las er laut vor.
Ich tat so als ob ich nichts hörte.
„Ein schönes Buch. Ich liebe den Schreibstiel von Stepfen King. Seine Ideen und somit seine Bücher sind lesenswert. Ich find es auch nicht langweilig seine Bücher mehrmals zu lesen.“
Ich wollte ihn so gerne zustimmen und mit ihn über einige Bücher, die ich schon gelesen hatte diskutieren. Ich selbst war auch ein Fan von diesem Autor und ich liebte all seine Werke, die ich bisher gelesen hatte. Es kam auch des Öfteren vor, dass ich ein Buch mehrmals durchlas. „Needful things“ war eins dieser Bücher. Ich kannte es in und auswendig. Doch obwohl dies der Fall war, schlug ich die erste Seite auf und begann zu lesen.
Mit einem lauten Seufzer setzte sich mein Peiniger neben mit auf der Couch und schaute mich demonstrativ an. Ich schenkte ihn dennoch keine Aufmerksamkeit, sondern vertiefte mich immer mehr in das Buch. Irgendwann mussten ich kurz eingenickt sein, denn als ich die Augen kurz zuschloss und diese wieder öffnete war es spät am Nachmittag. Ich gähnte und streckte mich ausgiebig, dabei fiel mein Blick auf die Uhr. Als ich die Ziffern sah, verflog jegliche Müdigkeit, denn es war kurz nach 18:00 Uhr.
Ich stand sofort auf und rannte in meinem Zimmer. Ohne großartig zu überlegen zog ich schnell meine Sportsachen. Meine Kleider warf ich einfach sorglos auf dem Boden und rannte schnell nach unten. Erst als ich die Haustür zuschließen wollte fiel mir auf, dass mein Schinder nirgendwo zu sehen war. Ich konnte nicht anders als breit zu grinsen. Wie es aussah, ging mein Plan auf. Ich hatte aber echt nicht gedacht, dass ich ihn so schnell loswerde. Für ein Moment glaubte ich Trauer zu spüren, doch was auch immer es für ein Gefühl war, ich schob es sofort bei Seite.
„Nein, ich bin nicht Traurig, dass er weg ist.“, sagte ich zu mir.
Warum sollte ich es auch sein. Es gab keinen Grund dafür. Ich wollte nicht in irgendwelche Mordfälle verwickelt werden. Ich wollte nicht in die dunkle unlogische Welt der Fabelwesen fallen. Vampire…also wirklich, wenn ich jemanden das erzählen würde, würde ich mit Sicherheit in die Irrenanstalt kommen. Und darauf hatte ich echt keine Lust. Ich wollte keinen Gedanken mehr an ihm verschwenden, denn ich musste mich beeilen, um rechtzeitig an meinem Treffpunkt zu sein. Heute war Samstag. Samstag, Mittwoch und Donnerstag waren meine Lieblingstage, denn in diesen Tagen konnte ich meinem heimlichen Schwarm zufällig treffen und mit ihm je nachdem eine halbe Stunde oder mehr joggen. Er wohnte nur ein paar Blocks weiter und wenn er joggte, nahm er immer den Waldweg, das von mir aus nur 10 Minuten entfernt war. Ich nahm dennoch einen anderen Waldweg, der sich nach einiger Zeit mit dem Weg von meinem Schwarm zusammenläuft. Und da mein Verehrer sehr pünktlich war, wusste ich immer, wann er ungefähr an der Stelle vorbeilaufen wird, wo sich die beiden Wege treffen.
Voller Vorfreude machte ich mich auf dem Weg. Daran zu denken, dass ich ihn bald wieder sehen werde, ließ mein Herz aufgehen. Ich fühlte mich frei und unbeschwert. Er war die Rettung des Tages. Ab jetzt konnte mein Tag nur besser werden. Doch ich hatte mich geirrt. Obwohl ich rechtzeitig an der Treffstelle war, war er nirgendwo zusehen. Auch als ich eine ganze Stunde auf ihn wartete, kam er nicht.
„Vielleicht ist er krank oder er wurde aufgehalten“, dachte ich betrübt und machte mich niedergeschlagen auf dem Weg nach Hause. Der Tag konnte nicht schlimmer werden, dachte ich erst, doch ich hatte mich geirrt. Schon als ich das Haus betrat, merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich konnte sehr laut und deutlich den Fernseher hören, obwohl ich sicher war, dass ich ihn ausgeschaltet hatte, als ich das Haus verließ. Irgendwie wusste ich wer den Fernseher eingeschaltet hatte. Ich wollte ihn gerne bei seinen Namen rufen, doch mir fiel auf, dass ich ihn bis jetzt nicht danach gefragt hatte und so viel ich mich erinnern konnte hatte er es mir auch nicht verraten.
„Mach den verfluchten Fernseher leiser“, schrie ich und machte mich auf den Weg zum Wohnzimmer. Dort angekommen traf mich der Schlag, das Wohnzimmer sah wie ein Schlachtfeld aus. Stuhle, Bücher und Würmer lagen auf dem Boden. Nun nicht ganz. Vom weiten dachte ich, dass es welche wären, doch beim genauen betrachten entpuppten sie sich als Spagetti.
„Warum liegen Spagetti auf dem Boden…“, flüstere ich und runzelte die Stirn.
Innerlich kochte ich langsam aber sicher zur weiß Glut. Ich versuchte mich zusammenzureißen und nicht loszuschreien. Aber als ich auch noch Spaghetti im Gesicht der Fernsehmoderatoren sah rastete ich aus.
„Ahhhh….du mieser kleiner möchte gerne Vampir!!!“
„Hast du nach mir gerufen?“
Wie aus dem Nichts tauchte er auf und stand mir gegenüber. Wie immer mit einem breiten Lächeln.
„Das warst du!“, schrie ich aufgebracht und funkelte ihn so böse es geht an.
„Selbstverständlich, wer solle es sonst gewesen sein?“, fragte er liebenswert.
„Warum?“, fragte ich gefährlich ruhig. Ich nahm mir fest vor nicht durchzudrehen wenn er einen tüchtigen Grund auf Lager hatte.
„Mir war langweilig.“
Gut, dieser Grund ist nicht gut genug für mich. Kein Bisschen.
„Weißt du wie lange ich heute geschuftet habe, damit die Hausarbeiten, die ich schon seit circa eine Woche vor mir hinschiebe, erledigt bekomme?“, zischte ich.
„Klar, ich hab dich dabei aus meinem gemütlichen Sessel beobachtet“, meinte er seelenruhig.
Er liegt es wirklich drauf an. Er bettelt ja förmlich um einen Streit und wenn er es unbedingt haben will, dann sollte er es auch bekommen. Ich weiß, ich hätte das Gegenteil tun sollen, ihn weiterhin ignorieren sollen, doch ich konnte es nicht. Es war einfach gegen meine Natur etwas auf mich sitzen zu lassen.
„Warum kannst du nicht einfach in deinem Sarg zurückkriechen du Mistkerl. Verschwinde von hier! Hau ab! Geh sterben. Lass mich nicht in Ruhe“
Amüsiert ließ er mich ausreden.
„Im Grunde genommen bin ich schon tot“, entgegnete er.
„Dann benimm dich wie einer!“, schrie ich noch lauter, „buddele dir ein Loch und leg dich darein. Ich helfe dir gerne dabei es wieder zu zubuddeln.“
Wie es aussah machte ihn meine Worte nichts aus. Ganz im Gegenteil er schien sich außerordentlich zu amüsieren.
„Ne, ich mag keine engen finsteren Räume. Zumindest nicht wenn ich alleine meine Zeit darin verbringen muss. Wenn du dich aber dazu gesellst könnte ich deinen Wunsch vielleicht nachgehen“, dabei zwinkerte er mir kurz zu.
Ein warmes mulmiges Gefühl entstand in meinem Bauch und wanderte dann in meinem Gesicht. Dass es Zuneigung oder ähnliches sein konnte schob ich bei Seite. Es musste Wut sein, denn das nächste woran ich mich erinnere war, dass ich mein Roman, dass glücklicherweise nah neben mir lag nach ihm warf. Und zu meiner Überraschung traf ich ihn.
„Aua!“, schrie diese empört, da er es nicht kommen sah.
Der Gedanke, dass er nicht unantastbar war, entflammte in mir einen ungeheuren Kampfgeist. Ich packte alles was mir in den Händen fiel und warf es nach ihm.
„Verschwinde du blutsaugendes Insekt. Verschwinde aus meinem Leben!“
So wie es aussah, hatte ich ihn vorher nur treffen können, weil ich ihn mit meiner Aktion überrascht hatte. Obwohl er alle Sachen, die ich nach warf meisterhaft auffing, hörte ich nicht auf ihn zu bewerfen. Auch als mir Mums Lieblingsvase in die Hände viel machte ich nicht halt.
„KREPIERE!“
„Beruhig dich endlich“, schrie dieser sauer und in weniger als eine Sekunde stand er hinter mir und schüttelte eine kalte Flüssigkeit über meinem Kopf.
„Ahh“, schrie ich empört, als ich die kalte Flüssigkeit in meinem Ausschnitt und meinem Rücken eiskalt runterlief. Ich musste nicht nachsehen um zu wissen was es für eine Flüssigkeit es war.
„Cola…“, murmelte ich niedergeschlagen und ich merkte schon wie Tränen sich in meinem Augen sammelten. Natürlich nicht aus Trauer, nein, es war reine Wut, Frust und Niedergeschlagenheit. Ich senkte den Kopf und verdeckte mit meiner Hand mein Gesicht.
„Ich darf nicht heulen, nicht wegen ihm, nicht vor ihm, ich darf es nicht“, wiederholte ich es immer wieder in meinem Kopf und biss mir auf die Unterlippe bis ich den metallischen Geschmack wahrnahm. Aber das war mir einerlei.
„Lynn? Sag mir nicht, dass du schon am Ende bist…das macht doch keinen Spaß.“
Kein Spaß? Ich wusste schon vorher, dass dieser Kerl nicht alle Tassen im Schrank hat, aber dass es so schlimm ist. Er ist einfach Taktlos, doof und sein Charakter ist unausstehlich. Wie ich ihn hasste.
„Lynn?“, diesmal legte er mir eine Hand auf die Schuler und versuche mich zu sich zudrehen, damit er mir ins Gesicht schauen konnte.
„Hey? Sag was…sag mir nicht, dass du wieder die Redestrafe mir auferlegen willst.“
„Nimm deine dreckigen Pfoten von mir weg!“, zischte ich und schaute ihn hasserfüllt an. Trotz meiner Willenskraft konnte ich nicht alle Tränen zurückhalten. Als er mich so sah, ließ er die Hand sinken. Sein Gesichtsausdrück war unergründlich. Doch es war mir egal was er dachte. Ich drehte mich energisch um und stampfte die Treppe hoch.

Impressum

Texte: Alles Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 14.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
-An alle Vampirfans- und chainy Danke für alles! ^_^

Nächste Seite
Seite 1 /