Cover

Dieses Buch widme ich einem ehemaligen sehr guten Freund, auf dessen ich die Figur Rokko geschrieben habe. Ich hoffe das Schicksal führt uns irgendwann einmal wieder zusammen.


Prolog


Nervös trat Rokko auf und ab. Seine Stirn lag in Falten. Durch das Neigen seines Kopfes fielen ein paar blonde Stränen seines Haares nach vorn, die er sofort nach hinten strich. Er wartete auf die wichtige Nachricht eines Boten und überlegte sich schon die Strafe für ihn, die ihm blühen würde, wenn dieser nicht binnen einer Stunde hier erscheine. Eine halbe Stunde verstrich bis endlich der Langersehnte Bote eintrat, stehen blieb, sich verbeugte und begann zu berichten: „ Er hat sie bereits, Herr! Sie ist in seinem Wolkenschloss und wird ins Geschehen eingeweiht.“
Wütend blickte Rokko dem Boten in die Augen. Seine Smaragdgrünen Augen funkelten böse. „ Wie kann mein Bruder es wagen mir meine Königin zu stehlen? Wir müssen handeln! Ruft die Grafen zusammen, wir müssen uns zusammen tun und für unser Land stark sein!“, erwiderte Rokko böse und besorgt zugleich.


1. Kapitel


Fröhlich und aufgeweckt wie immer verließ Melody Bones an diesem Morgen das Haus. Gemütlich ging sie zum Schuppen neben dem Haus und holte ihr altes rotes Fahrrad heraus, dessen Lack schon ziemlich mitgenommen aussah. Elegant schwang sie ihr Bein über das Gestell und trat sogleich stark in die Pedale um den großen Hügel vor dem Haus hinauf zu kommen. Über dem Hügel ließ sie sich den Berg hinunter rollen und bekam so eine schöne kühle Briese entgegengeweht. Vorbei an der Schafwiese und den Äpfelbäumen, hinein in die Stadt, auf dem Weg zur Highschool.

Auf dem Schulhof angekommen merkte sie bei einem hastigen Blick auf ihre Uhr, das sie ziemlich spät dran war und stellte deshalb das Fahrrad unangeschlossen in einen der ihr nahen Ständer und rannte ins große hellgelbe Gebäude. Sie hetzte die Treppe zur Aula hinauf und blieb davor stehen. Einmal tief Luft geholt drückte sie vorsichtig die Türklinke hinunter und spähte hinein. Der ganze Jahrgang stand stramm und sah dem Chorleiter zu, wie er verzweifelt nach seiner Lesebrille suchte, die er übrigens wie immer auf seiner Stirn trug. Flink schlüpfte das Mädchen durch die Tür und da winkte Lilly auch schon nach ihr. „ Hier her Mel!“, flüsterte Lilian und winkte in ihre Richtung. Schnell suchte sich Melody einen Weg durch die Menge zu ihrer Freundin, die ihr einen Platz neben ihr freigehalten hatte. „ Mr. Parker ist heute wieder sehr maulig! Er hat Josh und Andrew fast rausgeschmissen!“, erzählte Lilly empört und sah in die Richtung der Beiden gemeinten Störenfriede. Der alte Mr. Parker war ein sonst eher ruhiger Mensch, der auch mal einen Spaß duldete, nicht wie andere Lehrer dieser Schule. Deshalb mochte Mel ihn auch so sehr. Wobei seine Vergesslichkeit bestimmt auch einen Teil dazu beitrug. Nachdem der etwas kräftige alte Mann bemerkt hatte, dass seine Brille auf seiner Stirn prangte, konnten sich die Schüler endlich setzen und der Chorleiter begann ein Klavierstück anzuspielen. Alle wussten um welches Lied es sich handelte und schlugen dementsprechend die dazugehörige Seite im Gesangsbuch auf. Dieses Lied war auf Französisch, das einzige, was Melody daran störte. Ansonsten liebte sie dieses Lied, „Vois sur ton chemin“, da es sich einfach wunderschön anhörte wenn der Chor in dieser himmlischen Stimmlage und noch dazu im Canon sang. Sie schloss die Augen und begann zu singen. Lilly, die etwas textunsicher war, versang sich oft ein wenig, gab sich aber große Mühe das es nicht mehr vorkam, schließlich wollte sie im Auswahlchor, in dem die Besten Sänger und Sängerinnen der Olsen High waren, bleiben. Zumal das das einzige Wahlfach war, das sie zusammen mit Melody besuchen konnte. Denn anders als Mel war Lilian nicht künstlerisch begabt und daher nicht im Malkurs und nicht in der Gruppe der Schülerzeitung. Sie war eher für Hockey und Crocket zu haben, wofür sich Mel aber leider nicht begeisterte. Trotzdem waren die Beiden schon seit langer Zeit befreundet und verstanden sich prima.

Nach der ersten Unterrichtsstunde, als alle wieder in ihre verschiedenen Klassen gingen, viel den beiden Mädchen ein Junge auf, den sie noch nie zuvor an ihrer Schule gesehen hatten. Er hatte braune kurze Haare, trug ein graues T-Shirt und eine schwarze enge Hose, also keine Schuluniform, wie sie alle trugen. Verlegen drehte er sich zu den zwei um, als sie an ihm vorbei gingen. Er blickte ihnen nach als sie in die Klasse gingen, vor deren Eingang er aber stehen blieb. Mrs. Peters, ihre Mathelehrerin, bat den Jungen herein und befahl ihm, sich neben sie zu stellen. Sie wartete bis sich alle gesetzt hatten und begann zu reden: „ Guten Morgen Klasse!“, die Schüler grüßten Mrs. Peters mit Namen und schwiegen wieder. „ Das ist Finn Collins. Seine Eltern sind von Oslo hier hergezogen. Da er noch neu ist bitte ich euch ihn vielleicht herumzuführen und ihn die nächsten Tage etwas zu begleiten, bis er sich allein zu Recht findet. Wer möchte diese Aufgabe übernehmen?“, verriet die Lehrerin und schaute erwartungsvoll in die Runde. Alle begannen zu tuscheln und auch Melody und Lilly redeten darüber, Finn zu betreuen. Schließlich waren sie sich einig, es einzugehen und meldeten sich. „ Ach, Melody und Lilian! Sehr schön! Dann setz dich doch am besten neben Morris, dann bist du jetzt schon in der Nähe der Beiden!“, beschloss Mrs. Peters und deutete auf den freien Platz für Finn. Mit unsicheren Schritten ging dieser zu seinem neuen Platz und setzte sich neben den dicken Morris, der nicht sehr beliebt in der Klasse war. Er freute sich sichtlich jemand neues kennen zu lernen und stellte sich auch sofort Finn vor. Dieser wirkte wenig erfreut, blieb aber höflich. Der neue Junge wandte sich von Morris ab und sah sich in den anderen Sitzreihen um. „Er scheint dir wohl zu gefallen, was?!“, fragte Lilly mit einem Kichern. „ Wie kommst du darauf?“, fragte Melody verwundert. „ Nun ja, du starrst ihn schon die ganze Zeit an und beobachtest ihn! Etwas zu offensichtlich, findest du nicht?“, riet ihr Lilly. „ Hmm!“, erwiderte Melody und wollte grade ihren Kopf wegdrehen, als Finn sie ansah. Sie blickte in seine braunen Augen und war für einen Moment weg.

Lilly schnipste vor Mel` s Augen, sodass diese erschrocken zusammen zuckte und sich wieder konzentrierte. Finn lächelte über Melodys Verhalten und wandte sich nun auch dem Unterricht zu.

Als es zur Pause klingelte warteten Melody und Lilian vor der Klasse auf Finn. Dieser kam auch wenig später hinaus und stellte sich den beiden gegenüber. „ Hi Finn! Ich bin Lilian Cooper, alle nennen mich aber Lilly, und das ist meine beste Freundin Melody Bones!“, stellte Lily Melody und sich vor. Finn lächelte kurz und begann dann: „ Könntet ihr mir vielleicht die Schule zeigen?“, fragte er leise. Die Freundinnen nickten und gingen los. Nun war Lilly in ihrem Element: Reden und erklären! Finn gab sich sichtlich große Mühe sich all das Genannte zu behalten, doch man merkte, dass er etwas überfordert war. Um die Situation aufzulockern fragte Mel, in etwas: „ Welche Wahlfächer hast du denn genommen?“ Der große Junge sah sie etwas erstaunt an, da sie bisher noch kein Wort mit ihm geredet hatte. „ Ich bin im Malkurs und im Hockey!“, antwortete er mit einer enormen Sicherheit im Klang. „Ohh, das trifft sich gut, da Mel im Malkurs ist und ich im Hockey!“, erklärte ihm die kleine blonde Lilly mit einem Grinsen in Melodys Richtung. Mel schaute Lilly mit ernster Miene an, da sie ihre Anspielungen gefälligst lassen sollte. Das war nämlich äußerst unpassend.
Schon war die Pause wieder vorbei und sofort drohte es Ärger zu geben. Jim, der Mädchenschwarm und Macho der Schule, lehnte in der Tür und spielte Türsteher. Seine Freunde ließ er herein und die anderen schupste er zur Seite. Als Mel und Lilly ihr Glück versuchten meinte Jim zu Lilly: „ Hey du bleibst draußen! Zwerge sind hier unerwünscht!“, und lachte hämisch. „ Jim, wir alle wissen das du nur was in den Armen hast und nicht im Kopf, also lass uns bitte vorbei!“, entgegnete Melody sicher und sichtlich genervt von Jims Bossgetue. „Na na na Mrs. Bones! Haben wir heute mal den Mund auf bekommen? „ scherzte Jim, worauf viele der umstehenden lachten. Das war selbst für Melody zu viel. Was bildete er sich eigentlich ein? Zielstrebig ging sie ein paar Schritte auf Jim zu, holte aus und verpasste ihm eine Backpfeife die gesessen hatte und drückte ihn mit aller Kraft aus der Tür in den Flur. „ Kommt!“, rief sie Finn und Lilly zu, die ihr mit offenem Mund folgten. Jim jedoch rieb sich die Backe und staunte nicht schlecht über seine Strafe.

Die Geschichtsstunde war wie immer sehr trocken und Lilly platzte fast vor Neugier. Schließlich konnte sie nicht mehr warten: „ Jim hast du es aber gezeigt Mel! Endlich hat er mal das bekommen was er verdient! Und ich glaube Finn fand das auch nicht schlecht!“, meinte Lilly und sah zu Finn hinüber, der sie bis zu diesem Moment beobachtete und belauscht hatte. „ Gib es zu, du stehst auf ihn!“, wollte die neugierige und quirlige Lilly wissen. „ Ich kenn ihn doch gar nicht! Aber er ist wenigstens kein Macho wie Jim!“, das war alles was Mel dazu preisgab, da sie erstens wusste das Finn mithörte und 2. mehr dazu nicht sagen konnte.

Am Mittag dann der große Schreck. Als Melody zusammen mit Lilly zu den Fahrradständern lief, fand sie ihr Rotes nicht mehr vor. „Oh nein! Ich habe heute Morgen in der Eile vergessen es abzuschließen!“, stellte Melody entsetzt fest. „ So ein Mist! Aber wer stiehlt schon dein Fahrrad? Ich meine es ist nicht mehr das neuste und schön ist auch etwas anderes.“, trug Lilian dazu bei. „ Ich mochte das Rad und jetzt ist es weg!“, sprach Melody traurig. „ Was ist weg?“, fragte eine Stimme und als die Zwei sich umdrehten stand dort Finn. „ Mein Fahrrad! Ich habe es vergessen heute Morgen abzuschließen!“, erklärte Melody besorgt. „ Wie willst du denn jetzt nachhause kommen?“, fragte Lilly nachdenklich. Das stimmte und bei dem Gedanken, den steilen Berg zu Fuß gehen zu müssen wurde Melody sauer. „Wo wohnst du denn? Wenn du willst kann ich dich ja auf meinem Gepäckträger mitnehmen!“, bot Finn freundlicherweise an.
„Ich wohne in der Bakerstreet, das letzte Haus vor den Feldern. Ist ein ganz einfacher Weg, vorbei an den Schafweiden und Apfelbäumen.“, beschrieb Melody Finn den Weg. „Ich wohne auch in der Bakerstreet wir haben das Haus gegenüber von euch gekauft! Soll ich dich also mitnehmen?“, fragte er abermals mit einem Lächeln auf den Lippen. „ Gerne!“, willigte Melody überlegt ein und folgte Finn, der zu seinem Fahrrad ging. „ Und was ist mit heute Mittag?“, wollte Lil wissen. „ Ähhm komm doch einfach um 2 vorbei!“, rief ihr Mel entgegen und schon fuhr sie mit Finn davon.

In der Stadt war nun viel los, da sie ganzen Busse von außerhalb die Schüler abholten, doch davon bekamen die Zwei wenig mit, da sie sofort links in den Feldweg einbogen. Nach einer Weile kamen sie an der Schafwiese vorbei und die Schafe traten an den Zaun. „ Sieh mal, wie sie schauen! Sie wundern sich bestimmt wo mein rotes Fahrrad geblieben ist.“, scherzte Melody und als auch noch eines der Schafe lustig blökte begannen beide zu lachen. Da sie nun aber den Berg hinauf mussten stiegen sie ab und gingen nebeneinander her. „ Und wie gefällt es dir hier bisher?“, fragte Melody ihren Fahrer. „ Och, eigentlich ganz gut. Unser Haus ist fast fertig eingeräumt und die Schule ist auch okay. Freunde habe ich wie es aussieht ja auch schon gefunden!“, erwiderte er und sah Mel an. Diese wurde rot und entgegnete: „ Ja, es ist schon schön hier und auch die Schule und die meisten Lehrer sind okay! Nur manche Schüler, Jim z.B, sind furchtbar.“, verriet sie.
„ Diesem Jim hast du es aber gezeigt!“, meinte er und grinste sie freudig an. Melody hingegen blickte schüchtern zu Boden und setzte sich auf den Gepäckträger, da es nun wieder Bergab ging.
Schließlich setzte sie ihr Freund & Helfer vor der Haustür ab und versprach sie morgen wieder mitzunehmen. Sie bedankte sich verlegen und betrat das kleine schöne Fachwerkhaus.


2. Kapitel


Nachdem Melody von Finn zuhause abgesetzt wurde, stieg sie die kleinen Treppenstufen zur Haustür empor und schnalzte mit der Zunge. Kurz darauf hörte sie ein Rascheln und ein Klingeln. Gismo war aus dem Gebüsch gekommen und schlängelte sich nun fröhlich maunzend um ihre Beine. Sachte hob Melody den Kater auf ihren Arm und öffnete mit der freien Hand die Haustür. Ihre Mutter saß schon über ihrem Suppenteller, als Mel die kleine Küche betrat. Das braunhaarige Mädchen ging auf sie zu und küsste sie auf die Wange. „Lilly kommt nachher um 2!“, berichtete Melody, während sie ihre Suppe aß. „Geht ihr mit Inu spazieren?“, fragte Mrs. Bones ihre Tochter. „ Ja, ich denke schon!“, gab diese von sich. „Mein Fahrrad ist auch weg!“, sagte sie mit zittriger Stimme zu ihrer Mutter, da sie Angst vor deren Reaktion hatte. Seit dem Tod ihres Vaters vor 2 Jahren mussten beide jeden Penny umdrehen um über die Runden zu kommen. Ihre Mutter war Schneiderin und verdiente grade genug ums überleben zu sichern. Da blieb selten etwas für Extrawünsche wie ein Fahrrad. Deshalb war Melody auch so glücklich gewesen, als sie damals eines bekommen hatte. „ Melody! Wo hast du nur immer deinen Kopf?! Also ein neues ist im Moment nicht drin! Dann musst du wohl laufen!“, meinte die Mutter verärgert und enttäuscht zugleich. Mit gesenktem Kopf stand Mel auf, nahm ihre Schultasche und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Dort setzte sie sich an ihren kleinen Tisch und begann mit den Hausaufgaben. Heute waren dies nicht viele und so war sie in einer halben Stunde damit fertig. Langsam stand sie auf und ging zu dem Großen Fenster. Verträumt sah sie hinaus. Das Weizenfeld war noch nicht abgemäht worden und wehte im sachten Wind. Der schöne große alte Baum, der auf einem Weg zwischen den Feldern stand, wehte ebenfalls. Ihre Schaukel wackelte hin und her. Durch ein Klopfen wurde Melody aus ihrem Tagtraum gerissen. Schnell drehte sie sich um, räumte die Hefte beiseite und rief: „ Herein!“
Lilly trat mit einem Grinsen im Gesicht ein. Die Beiden Mädchen umarmten sich und gingen sogleich nach draußen. Dort wartete schon Lillians Husky Inu schwanzwedelnt. Melody beugte sich zu ihm hinunter und streichelte sein weiß graues Fell. „Gehen wir mit ihm ins Feld?“, fragte Lilly während sie Inu die Leine anklingte. „Gerne!“, erwiderte Melody und schon liefen die Beiden langsam los.


Zur Gleichen Zeit oben über den Wolken:

Tilus stürmte an den Wachen vorbei, hinein in sein Schloss. Hastig sah er sich nach seinem Berater um. Dort oben an der Brüstung des Großen Balkons stand er. In Windeseile rannte Tilus hinauf zu ihm. Die Wolken zogen heute sehr schnell, ließen jedoch große Lücken, durch die der Wolkenkönig am Vorplatz vorbei auf die Erde sehen konnte. Dazu blickte er durchs Fernrohr hinunter. „ Als ich erfuhr, dass sie das Haus verlassen hat, bin ich sofort hier her geeilt!“, sagte Tilus, noch immer außer Puste. „Schließlich möchte ich meine zukünftige Königin sehen, wie sie sich vergnügt!“, stammelte der braunhaarige Junge mit seinen blauen Augen. „ Wir haben das Fahrrad am geplanten Standort platziert, mein Herr!“, sprach Brutus, sein treuer Berater.“ Sie wird anbeißen und dann werden die Wolkenläufer sie hier her bringen! Vorher müssen sie sich aber noch entsprechend einkleiden!“, sprach Brutus mit ruhiger Stimme und sah an Tilus herunter, dessen weiße Klamotten viele graue Kleckse und Spritzer hatten. Bei diesen Worten ging der Wolkenkönig vondannen.


Lillian und Melody liefen derweil nebeneinander durchs Feld und legten sich schließlich neben die Schafwiese. Inu gesellte sich zu den Mädchen. „ Wie findest du Finn?“, fragte Lilly Melody und sah sie dabei an. „ Ganz okay, aber nicht mein Fall!“, antwortete Melody, während sie ein Gänseblümchen pflückte und jedes Blütenblatt einzeln ausriss. „ Ich finde ihn süß! Wenn er mir doch nur so viel Aufmerksamkeit schenken würde wie dir!“, sprach Lilly sichtlich traurig aus. Melody hob den Oberköper und stemmte die Arme in den Boden, um sich abzustützen. „ Du stehst auf ihn?“, fragte sie ziemlich verwundert ihre noch daliegende Freundin.“ Ja, das tue ich!“, antwortete Lillian und stand nun auf. „ Nur damit du es weißt ich stehe nicht auf Finn! Du hast freie Bahn! Und dass er dir Aufmerksamkeit schenkt, das kommt bestimmt noch! „, stellte Mel klar. „ Ich hoffe zumindest, dass er das noch tut. Aber eins sag ich dir: Mich wird kein Junge der Welt davon abhalten mit dir befreundet zu sein!“, erklärte Lil mit einem Lächeln im Gesicht. „ Mich auch nicht!“, meinte nun auch Mel und beide umarmten sich. Nun trennten sich ihre Wege. Mel ging in Richtung alter Baum und Lilly wieder nachhause in Richtung Stadt.

Am Baum angekommen traute Mel ihren Augen nicht! Da lag doch tatsächlich ihr rotes Fahrrad im Gras. Schnell stellte sie es auf und lehnte es an den Baum. Das Mädchen trat vor die Schaukel und setzte sich langsam darauf, als hätte sie Bedenken, sie würde einkrachen. Langsam schaukelte sie empor. Immer Höher, immer näher den Wolken, die heute erstaunlich schöne Formen annahmen, wie Melody fand. Plötzlich kam ein Luftzug und sie sah nur noch weiß.
Eine Leere Schaukel fiel zurück in Richtung Baum.


Langsam verzog sich das Weiße nebelige vor Melodys Augen und sie traute ihren Augen nicht. Sie stand wie es aussah auf einer Wolke, neben ihr zwei Männer, die sie festhielten. Kaum das sie gemerkt hatten, das Mel verstanden hatte wo sie war, zogen sie sie auch schon fort. „ Aua, was soll das? Wo bin ich? Wo bringt ihr mich hin?“, fragte Melody wütend und ängstlich zugleich. Die Männer schwiegen und zogen sie weiter hinter sich her. Mel versuchte noch eine Weile sich loszureißen, doch sie sah ein, dass der Griff der Männer an ihren Handgelenken zu fest war um sich dessen zu entziehen. So wurde sie noch eine Weile gezogen, bis sie vor sich ein großes Schloss sah. Es war weiß und sah aus als wäre es aus Zuckerstückchen gebaut worden. An den Zwei Türmen wehten weiß graue Flaggen. Das Tor wurde geöffnet und sie wurde hinein geführt. Das Tor hinter ihnen schloss sich und Mel sah sich um. Sie befanden sich in einem Innenhof und links und rechts verliefen Treppen auf eine Empore über ihnen. Die Wachen ließen sie los. Mit einer Wucht wurde Melody nach vorne gestoßen und taumelte etwas. Unsicher lief sie herum und stieg eine der Treppen hinauf. Dort standen zwei Personen und sahen sie an. Einer der beiden kam auf sie zu und reichte ihr seine Hand. Zögerlich streckte sie ihm ihre entgegen. „Wo bin ich hier?“, fragte Melody den Jungen, der ihr seine Hand entgegengestreckt hatte. „ In meinem Wolkenschloss! Ich bin übrigens Tilus, der König der weißen Wolken.“, erklärte der Fremde. Mel blickte ihn mit großen Augen an und flüsterte vor sich hin: „ Das kann nicht sein, das geht doch gar nicht! Ich muss träumen! Es kann nur ein Traum sein!“.
„Nein Melody, es ist kein Traum! Komm ich führe dich herum!“, mischte sich Tilus in ihre Gedanken ein. Mel nickte verblüfft und folgte Tilus und dem Mann, die die Treppe hinunter gingen. Er führte sie in einen Raum, der sehr groß und hell war. An den Wänden waren graue Malereien auf die weiße Wand gemalt worden. In Mitten des Raumes stand ein großer weißer Tisch aus Holz, der ebenfalls weiß war, wie alles in diesem Raum. Rundherum standen ein paar Holzstühle, die sehr aufwendig verziert waren. Melody fuhr mit den Fingern die Gravuren eines Stuhles nach und wurde nun von Tilus aufgefordert sich doch zu setzen. Als sie dies getan hatte, verließ der andere Mann den Raum und schloss die Türen. Ängstlich blickte Melody Tilus an, der ihr gegenüber saß. „Es gibt einiges, das du wissen musst Melody! Du bist im Moment in Sicherheit, so viel steht fest. Solange du dich auf den weißen Wolken aufhältst ist alles in Ordnung.“, erklärte Tilus weise erscheinend„Und was passiert, wenn ich auf eine schwarze Wolke trete oder laufe?“, unterbrach ihn Mel.
„Nun, lass mich erstmal erklären!“, fuhr der Wolkenkönig fort und hob die Augenbrauen.“ Vor vielen Hundert Jahren, legten meine Eltern eine Regelung fest. Meine Mutter würde über die weißen Wolken herrschen und mein Vater über die schwarzen Wolken. Jeden Morgen helfen die weißen Wolken der Sonne, den Mond und somit auch die Nacht und die schwarzen Wolken zu vertreiben, damit der Tag einsetzen kann. Nachts bekämpfen die schwarzen Wolken, zusammen mit dem Mond, die weißen Wolken und die Sonne, damit es Nacht wird. Das ist schon seit hunderten, ach was tausenden von Jahren so. Ich, Tilus herrsche seit dem Tod meiner Mutter über die weißen Wolken und Rokko, mein Abschaum von Bruder, über die schwarzen Wolken. Da wir aber nicht alleine herrschen können, müssen wir uns beide dieses Jahr eine Königin suchen. Du bist hübsch, temperamentvoll frech und vorlaut. So wie es die Legende besagt bist du die, die ich Suche. Zudem hast du die gleiche Haarfarbe, braun, wie es die Legende besagt. Du wirst also bald zu meiner Königin gekrönt werden!“, beendete Tilus seinen Vortrag. Angst stieg in Melody hoch. Was redete dieser Tilus, der Wolkenkönig da nur? Sie war weder, frech noch vorlaut. Und schon gar nicht erst temperamentvoll. „ Ich bin nicht die, die du suchst!“, gab Melody ihre Abneigung Tilus gegenüber zu spüren. „ Ich bin weder temperamentvoll, noch frech oder vorlaut!“, fügte sie hinzu. „ Achja?!“, fragte Tilus sie mit einem aufgesetztem Lächeln. „ Und was war das heute, als du Jim, deinen Mitschüler eine Lehre erteilt hast?“, lenkte Tilus ein. Melody wurde alles zu viel. Woher wusste Tilus das? Warum grade sie? Sie wollte nicht seine Königin werden! Sie wollte nach Hause! Zu ihrer Mutter, Lillian und ihrem Kater. „Bis zur Krönung ist es noch Zeit Liebes! Du wirst dich schon noch mit dem Gedanken anfreunden!“, zwinkerte Tilus ihr zu.

Die Türen öffneten sich und eine junge Frau trat zu ihr hinein. „ Komm Melody, folge mir, ich bringe dich auf dein Zimmer“, begann die Frau zu reden. Unschlüssig was nun kommen würde folgte Melody ihr und rannte dann weg. Raus aus dem Gebäude in den Innenhof. Vorbei an den Wachen und hinaus durchs Tor. Sie sah sich um. Da bildete sich aus schwarzen Wolken eine Treppe nach unten. Mit einem hastigen Blick über die Schulter stellte sie fest, das Tilus Wachen auf sie zu rannten. In Windeseile war sie auf der Treppe und rannte um ihr Leben. Auf der Hälfte sah sie sich um und stellte erleichtert fest, dass die Wachen ihr nicht folgten. Trotzdem rannte sie weiter, bis sie schließlich den alten Baum sah. Die letzten Stufen übersprang sie und landete im Gras. Überwältigt von den Ereignissen begann sie leise zu wimmern. Solche Angst hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gehabt. Dicke Tränen kullerten ihre Wange hinab. Was, wenn sich nicht die Treppe gebildet hätte? Wenn sie nicht hätte fliehen können? Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr übel. Sie wusste nicht wie lange sie schon dort gelegen hatte, als sie sich endlich stark genug fühlte richtete sie sich langsam auf, klopfte sich den Staub aus der Hose und ging zu ihrem Fahrrad, das immer noch an dem Baum lehnte. Schnell fuhr sie davon.

In den nächsten Tagen wirkte Melody nicht nur Zuhause abwesend, sondern auch Lilly gegenüber. Das Treffen mit dem Wolkenkönig bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder ging sie seine Rede durch um vielleicht eine Lösung für ihr Problem zu finden. Doch eins stand fest: Sie, Melody Bones, würde keinen Tilus, den arroganten Wolkenkönig heiraten, geschweige denn noch einmal wiedersehen wollen. Aber was war eigentlich mit Rokko, dem verhassten Bruder von Tilus? Könnte er Mel vielleicht helfen? Schließlich hatte sich bei ihrer Flucht aus dem Himmelreich aus schwarzen Wolken eine Treppe gebildet und nicht aus weißen. Und die Wachen von Tilus hatten sie gemieden, die schwarzen Wolken. Von ihrer Entführung ins Wolkenreich hatte sie bisher niemandem etwas erzählt. Es würde ihr ja eh keiner glauben.


In der Nacht machte Melody kein Auge zu. Da, da raschelte etwas. „Gismo?“, fragte sie ängstlich. Kein Mauzen kam. In Panik machte sie das Licht auf ihrem Nachttisch an und schrie kurz auf. Eine schwarze Gestalt stand direkt im Raum und sah sie an. Es trug einen schwarzen Umhang, dessen Kapuze das Gesicht der Person bedeckte. Eine Hand kam unter dem Vorhang hervor und zog die Kapuze hinunter. Blonde Haare wurden geschüttelt und zu Recht gelegt. Nun sah sie in die wohl schönsten Augen, die sie je gesehen hatte. Sie waren in einem so schönen grün und leuchteten sie an. „Hab keine Angst! Ich tue dir nichts!“, sprach der Junge mit einer schönen tiefen, aber ruhigen Stimme. Melody bemerkte wie sie ihn immer noch ängstlich anstarrte und lockerte ihren Gesichtsausdruck. Fröhlich lächelte sie ihn an. Er grinste und kam mit schweren Schritten auf sie zu. „ Darf ich mich setzen?“, fragte er und deutete auf ihr Bett. Sie nickte stumm. „ Entschuldige, falls ich dir einen Schrecken eingejagt habe! Ich bin Rokko, der Bruder von Tilus. Wenn das stimmt, was mein Bote mir berichtet hat, hält er dich für seine Königin und hat dich entführt, nicht war?“, berichtete und fragte Rokko zugleich. „Ja, das hat er. Ich hatte solche Angst. Ich verabscheue Tilus und würde nie seine Königin werden.“, entgegnete Melody sicher. Rokko lachte und erhob sich. „ Soll ich dir die ganze Wahrheit erzählen?“, fragte er Mel, die auch aufgestanden war. „ Gerne! Solange ich nicht irgendjemanden heiraten muss, den ich gar nicht kenne!“, scherzte sie in diesem ernsten Moment. Doch Rokko machte es nichts aus. „Ich warte vor dem Haus auf dich! Zieh dir bitte schwarze Sachen an!“, verlangte er und verschwand. Wehmütig sah Mel ihm nach, sammelte sich wieder und zog sich um, wie Rokko gemeint hatte. Nun Schritt sie auf leisen Sohlen hinunter und verließ das Haus. Als sie aus dem Schatten des Hauses trat traute sie ihren Augen nicht. Dort stand Rokko, in den Händen die Zügel von 2 Pferden, die neben ihm standen. Es waren zwei Friesen, schöne große Schwarze Pferde mit lockigem Fellbehang an den Füßen, sowie lockige Mähne und Schweif. „ Komm, steig auf!“, meinte Rokko zu ihr, der bereits auf seinem Pferd saß und warf ihr die Zügel des anderen Pferdes zu. Sie war schon seit 2 Jahren nicht mehr geritten. In der Hoffnung es noch nicht verlernt zu haben stieg sie auf. Sicher im Sattel sitzend trieb sie das Pferd in einen schnellen Galopp und auch Rokko stob mit ihr davon, hinein in den dunklen Wald. Dort wurden sie langsamer und Rokko begann zu erklären. „ Tilus hat damals von meinem Vater die falsche Version der Legende erzählt bekommen. Denn er ist ein schlechter Mensch, das war er schon immer. Mir ist das so wirklich klar geworden, als er nach dem Tod unseres Vaters, als ich über die dunklen Wolken herrschte, unsere Mutter vergiftete, damit er auch an die Macht kam. Er sieht zwar aus wie ein Engel, ist aber der Teufel in Person. Nimm dich vor ihm in Acht. Er wird dich versuchen einzunehmen, dich verzaubern, da er nun weiß, dass du ihn auf normalen Weg nicht willst. Deshalb ist es besser wenn ich dir die Legende erzähle: Da Tilus braunhaarig ist, ist seine Königin laut Legende blond, temperamentvoll, frech, hübsch und vorlaut. Da ich blond bin, ist meine Königin braunhaarig, klug, mutig, ruhig und liebenswert.“ Bei diesen Worten erstarrte Melody. Könnte es sein, das sie Rokkos Königin war? Die Beschreibung passte perfekt auf sie. Doch sie verriet sich lieber nicht, da sie noch nicht wusste, ob sie das überhaupt werden wollte. Nach dem sie nun lange durch den Wald geritten waren, bildete sich vor ihnen ein Tor aus schwarzen Wolken. Als sie näher kamen und Rokko die Hand hob öffnete es sich. Der Friese, der nervös getänzelt hatte, galoppierte sofort im Affenzahn weiter, die Wolken hinauf. Melodys Pferd gab ebenfalls Power und raste ihm nach. Wie in Zeitlupe ritten sie nun auf den Wolken und Melody ließ die Hände aus der Mähne gleiten und hob sie in die Höhe. Sie fühlte sich so frei und unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Nun sah sie auch wieder Rokko, der nun sein Pferd anhielt und abstieg. Mel tat ihm nach und ließ das Pferd, genauso wie Rokko einfach stehen. Sie stieg Rokko nach, der die schwarzen Stufen zur Festung empor stieg. „Warte auf mich!“, rief Melody und rannte die letzten Stufen zu dem nun stehen gebliebenen Rokko. Nebeneinander gingen sie nun die restlichen Stufen hinauf. Oben angekommen konnten sie in den Innenhof der Burg sehen. Dort brannten Lichter und weiße Zelte waren aufgebaut. In der Mitte war ein Brunnen und davor eine kleine Bühne auf der Musiker spielten. Rokko nahm ihre Hand. „ Komm, lass uns hinunter gehen und uns amüsieren!“, schlug er vor. Mel folgte ihm ohne ein Wort zu sagen. Innerlich platzte sie. Sie war immer noch überwältigt von Rokkos Schönheit. Dann seine Hand zu spüren… Melody schwebte fast vor Glück. Während sie vor sich her dachte waren sie schon längst unten angekommen. Alle drehten sich um und murmelten. Glücklich sah sie zu Rokko empor, der ihr in die Augen sah und lächelte. Er führte sie von Stand zu Stand und mal aßen sie dort etwas und mal tranken sie davon. An einem Stand schenkte Rokko ihr ein kleines Schlückchen Met ein, Honigwein, wie er erklärte. Dieser hatte noch einen Hauch von Himbeere in sich. Es schmeckte herrlich, sodass Melody sich sogar noch die Lippen ableckte. Nun spielten die Musikanten ein mystisches Lied an und Melody nahm auch die andere Hand von Rokko und zog ihn sachte auf die Tanzfläche. Sofort begann er sie zu führen und wirbelte sie leicht umher. Rokko sah glücklich aus und sah ihr lange und tief in die Augen. Mel wurde rot und erwiderte seinen Blick. Ihr Herz raste und schlug ihr bis zum Hals. Die Musik wurde langsamer und sie tanzten enger. Rokko zog sie sachte an sich heran. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. So könnte sie immer tanzen. Die ganze Nacht, wenn es nach ihr ging. Nun wurde die Musik wieder schneller und sie gingen ein paar Schritte auseinander und bildeten mit den anderen Tänzern zwei Reihen. In Einer standen die Frauen, in der Andern die Männer. Nun gingen die Frauen zwei Plätze weiter, die Männer einen. Melody war verwirrt. Traurig über die Trennung von Rokko tanzte sie nun mit einem Anderen, schwarzhaarigen Jungen. Doch sie ließ Rokko und das andere Mädchen nicht aus den Augen. Kaum wechselten sie wieder, ging Melody extra zwei Schritte in die falsche Richtung um wieder mit Rokko tanzen zu können. Das Mädchen, das schon vor ihm stand, ignorierte sie einfach und lief in seine Arme. Er ging ein paar Schritte, mit ihr in den Armen, zurück und so tanzten sie etwas abseits von den anderen weiter. Als die Musik stoppte hielt er ihre Hand und sie wollte seine nicht mehr loslassen. Sie sahen sich tief in die Augen. Ihr Herz schlug so schnell und laut, wie Melody fand, dass es Rokko schon fast hätte hören können. Langsam beugte er seinen Kopf zu ihr herunter, wobei ein paar seiner längeren Strähnen nach vorn fiel. Melody strich sie zur Seite und kam ihm ebenfalls näher. Er schloss die Augen und sie tat es ihm nach. Langsam kam sein Mund ihrem immer näher und schließlich küsste er sie. Melody vergrub ihren Kopf auf seiner Brust und sah dann wieder zu ihm hoch. Sie streckte sich, legte ihren Kopf schief und küsste seinen Nacken. Er legte den Hals zur Seite und küsste sie auf die Stirn. Sie umarmten sich fest, als wollten sie sich nie mehr los lassen. „ Es wird langsam hell! Du musst gehen!“, brach Rokko das lange schweigen. „ Ich möchte aber bei dir bleiben!“, entgegnete Mel entsetzt. „ Das kannst du auch, aber noch nicht jetzt! Bitte versteh es!“. Er küsste sie auf beide Wangen. „ Versprich mir, dass du auf dich aufpasst und nicht mehr im Freien schaukelst, damit dich Tilus nicht wieder verschleppen kann?“, fragte er mit besorgter Miene. „ Ich verspreche es! Aber wann werde ich dich wieder sehen?“, fragte sie aufgelöst. „ Wann immer du willst und die Umstände es erlauben. Ich versuche immer da zu sein, wenn du mich brauchst! Ich werde dir jede Nacht ein Pferd zur Verfügung stellen. Mit diesem kannst du dann zu mir in den Wald durch die Pforte in mein Schloss gelangen. Der Friese wartet jede Nacht hinter dem Schuppen. Und nun geh!“, meinte er sichtlich traurig über ihren Abschied. „Und wann wirst du mich aufsuchen?“, fragte Mel. „ Wann immer du willst“, sprach er mit ruhiger Stimme, „ ich muss dich dann nur verlassen, wenn der Wind weht!“ Sie ging auf ihn zu, küsste ihn auf den Mund, ließ seine Hand los und verschwand. Rokko stand noch eine Weile so da. Das war also seine Königin, dachte er. „ Ich werde alles daran setzten, das Tilus nicht wie immer alles bekommt was er will, nicht sie, sie gehört zu mir.“, sagte er vor sich hin und hatte schon wieder das rebellische Funkeln in seinen Augen.


Einige Tage später in der Schule:

Langsam nahm Mel ihre Hand von ihrem Kinn, auf der sie sich bisher abgestützt hatte. Verträumt sah sie nach draußen. Langsam färbten sich die Blätter bunt und der blaue Himmel stimmte sie zufrieden. Dünne weiße Wolken zogen langsam vorbei. Es schien ihr vorzukomme, als ob die Wolken sie anstarrten. Sie blendeten sie regelrecht. „ Melody, würdest du bitte antworten?!“, schrie sie Mrs. Phillis an. „Oh, entschuldigen sie, können sie die Frage bitte nochmal wiederholen?“, fragte Melody kleinlaut und zog den Kopf ein. „Das nächste Mal wiederhole ich es nicht nochmal!“, warnte sie ihre Chemielehrerin und stellte die Frage erneut, welche Melody dieses Mal auch beantworten konnte. Nun konzentrierte sie sich wieder auf den Unterricht. Beim Klingeln verließ sie die Klasse und wartete mit Finn zusammen vor dem Schülerraum, indem bis eben eine Klassensprechersitzung stattgefunden hatte, an der Lillian teilgenommen hatte. Die Tür ging auf und alle traten heraus, Lillian ganz zum Schluss. „Wie wär‘s, wenn wir drei ins Café in die Stadt gehen?“, schlug sie vor. Finn und Melody hatten nichts dagegen und so fuhren sie mit ihren Fahrrädern in die kleine Stadt. In der Fußgängerzone setzten sie sich an einen Tisch des Cafés „Old Molly“ und bestellten sich einen Tee. Lil berichtete von der Sitzung, Mel von ihrer Anfuhr durch Mrs. Phillips. Finn war wie immer sehr still und redete kaum etwas. Da Melody nachhause musste um ihrer Mutter zu helfen, fuhr sie schon früher los und Finn und Lillian blieben noch eine Weile und so verlor der Junge nach einer Weile seine Scheue. „Hättest du Lust übermorgen mit mir ins Kino zu gehen?“, fragte er Lilly. „Klar, gerne. Um wie viel Uhr denn?“, erkundigte sich Lillian erfreut. „ So um kurz vor 3.“, gab Finn ihr genauere Auskunft und meinte, das er nun auch nach Hause müsse und umarmte Lillian zum Abschied.


Mitten in der Nacht wachte Melody schweißgebadet auf. Sie hatte wieder einen ihrer Alpträume, von Tilus, die sie nun seit längerer Zeit verfolgten. Noch ganz benommen stand sie auf, zog sich ihre schwarzen Sachen an und schlich sich auf Zehenspitzen hinaus. Vor dem Haus, sah sie sich noch kurz um und stieg nun auf Lona, die Friesenstute, die Rokko ihr immer schickte. Schnell galoppierten sie im Schutz der Dunkelheit in den Wald. Dort angekommen hörte sie bekannte Stimmen und ließ Lona langsamer laufen. Sie versuchte den Stimmen zu folgen und kam so an eine Lichtung.
Sie stieg ab und ließ Lona stehen. Melody versteckte sich hinter einem Baumstamm und war nun sehr nah an den Personen, die sie nun erkannte. Es waren Rokko und Tilus. Ängstlich kauerte sich das Mädchen an den Baumstamm. „ Verstehe doch Tilus. Ich will nur, dass du sie in Ruhe lässt! Warum sollte ich dich belügen? Wir müssen schließlich beide unsere Königinnen finden.“, sprach Rokko Tilus an. „ Und das soll ich dir glauben?“, rief Tilus wütend mit einem Messer in der Hand auf Rokko zu gehend. Dieser wich zurück, stolperte und fiel:“ Weil ich auch möchte, das du eine Königin findest, damit vielleicht bald der Frieden zwischen unseren Völkern eingehrt.“ „Niemals!“, schrie Tilus und wollte grade auf Rokko einstechen, als Mel aufsprang, in Windeseile zu Rokko lief, ihn ansah und dann Tilus anblickte. „ Lass ihn in Frieden! Nimm mich, ich bin es doch was du willst, aber lass ihn in Frieden!“, rief Melody unüberlegt aus.
„Nicht Mel!“, rief Rokko verzweifelt aus und hob die Hände vors Gesicht. „ Du opferst dich also für diesen Niemand, ja?“, fragte Tilus heimtückisch und sah dabei verächtlich auf Rokko hinab. In diesem Moment überkam Melody Hass und sie konnte ihre Wut nicht mehr zügeln. Mit einem gezielten Tritt zwischen Tilus Beine mit einem darauf folgendem Faustschlag, wobei sie sein Messer zu haschen bekam. Tilus sank zu Boden und weinte bitterlich. „ Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich so einen wie dich heiraten würde!“, schleuderte Mel ihm noch an den Kopf. Schnell lief Mel zu Rokko, half ihm hoch und rannte mit ihm zu Lona, die brav auf sie gewartet hatte. „ Bist du unverletzt?“, fragte sie ihn, während er hinter ihr auf dem Pferderücken Platz nahm. „ Ja, mit mir ist alles in Ordnung! Die Frage ist nur was das eben war?“, fragte er sie erstaunt, während sie Lona wendete und aus dem Wald hinaus lenkte. “Aufgestaute Wut und Hass! Nichts weiter. Ich lass nicht zu, das dir dein Bruder was antut, und schon gar nicht erst wegen mir!“, erklärte Mel, drehte sich zu ihm um und küsste ihn auf die Stirn. Völlig perplex schaute Rokko sie an und lächelte kurz. „Danke!“, brachte er aber dann doch hervor und küsste ihre Lippen. Nun wandte sich Mel wieder dem Ritt zu und drehte sich wieder mit dem Rücken zu Rokko. Dieser legte sein Arme um ihre Taille und flüsterte ihr folgendes zu: „ Ich setze alles daran, das er dir nicht wehtut. Ich werde dich beschützen, wenn du mich nicht grade beschützen musst.“ Er lachte kurz und fuhr dann fort: „ Ich liebe dich Melody Bones. Und nichts und niemand, außer du selbst wird mich davon abhalten, das du meine Königin wirst.“ Sinnlich küsste er ihren Hals. Melodys Herz schien für einen Moment still zu stehen. Am liebsten hätte sie jetzt laut losgejubelt und die ganze Welt umarmt, doch sie konnte nicht. Sie brachte kein Wort heraus, noch nicht einmal einen Laut.

Als sie den Wald verließen hatte sich Melody wieder gefasst und hielt Nora an. Geschmeidig wandte sie sich im Sattel um, blickte ihrem Liebsten in die Augen. „ Ich weiß nicht, was mich noch alles erwartet, aber eines weiß ich: Ich liebe dich, werde zu dir stehen, für dich kämpfen und deine Königin werden. Egal was kommt!“, fasste Melody ihre Gefühle in Worte. Rokko sah sie glücklich an und sie küssten sich abermals. Sie fuhr durch seine Wuschelhaare und war glücklich.


3. Kapitel


Früh am Morgen wachte Mel mit Kopfschmerzen auf. Das lange wachbleiben in der Nacht war immer noch ungewohnt für sie. Nun musste sie sich aber für die Schule fertig machen und zog sich an. Schnell stieg sie die Treppe hinunter und sah ihre Mutter im Flur stehen. Mit betroffener Miene begann sie zu reden: „ Melody, hör mir jetzt bitte gut zu! Lillian ist verschwunden! Hast du irgendeine Ahnung wo sie sein könnte, hattet ihr das abgemacht?“, fragte Mrs. Bones mit besorgter Miene. Mel sah erschrocken zu ihrer Mutter empor. Wie konnte sie nur denken, dass sie und Lil durchbrennen wollten? Wieso war Lillian nicht nachhause gekommen, nachdem sie Mel gestern noch nach Hause gebracht hatte? „ Ich habe sie das letzte Mal gesehen, als sie mich gestern nach unserem Spaziergang zuhause abgesetzt hat!“, berichtete Mel ihrer Mutter. „ Die ganze Stadt ist in Aufruhr und ihre Eltern haben sie bereits als vermisst gemeldet!“, erklärte Melodys Mutter, während beide zu frühstücken begannen.

Kurze Zeit später verließ Melody mit besorgter Miene das Haus und fuhr mit Finn zusammen zur Schule. Während der Fahrt wechselten beide kein einziges Wort miteinander, da jeder mit sich selbst und seinen Gedanken über Lillian beschäftigt war. Als sie die Klasse betraten, schauten sie alle traurig an und meinten wie leid es ihnen tun würde. Doch Mel wollte davon nichts wissen. „ Ihr tut ja grade so, als wäre sie tot! Sie wird bestimmt in einer der nächsten Stunden hier auftauchen und allen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“, sprach Melody optimistisch zu ihrer Klasse. Ein paar Murmelten etwas, was sie aber nicht verstand, während sie selbst zu ihren Platz am Fenster ging. Während des ganzen Schultages war Melody unkonzentriert, starrte auf die Tür, von der sie hoffte sie würde jeden Moment aufgehen und die geliebte Freundin käme herein. Was war bloß in Lilly gefahren? Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich einfach so zu verschwinden! Da musste etwas anderes dahinter stecken. Nur was? Sie nahm sich vor am Abend mit Rokko die Gegend nach ihr abzusuchen und verdrängte somit das Thema Lillian aus ihrem Kopf, so gut es ging und dachte an fröhliche Dinge.

In der Nacht wurde sie wach, als sie eine zarte Berührung spürte. Jemand streichelte ihre Wange. „ Rokko?“, fragte sie in den Raum. „Shhht!“, machte Rokko und legte seinen Zeigefinger auf Mels Lippen. Sie knipste das Licht an und sah in seine Smaragdgrünen Augen die so übermenschlich schön waren. Schnell schlich sie ins Bad und zog ihr braunes Kleid über, das Rokko ihr neulich mitgebracht hatte. Nun nur noch den schwarzen Mantel mit der Großen Kapuze überziehen und sie war bereit zu gehen. Langsam gingen sie hintereinander die Holztreppe hinunter zur Haustür. Schließlich standen sie auf der vom Mond bestrahlten Straße, vor ihnen zwei Rappen, die ungeduldig schnaubten. „ Hilfst du mir Lillian zu suchen?“, fragte Mel den Wolkenkönig. „ Sicher, komm lass uns anfangen!“, sprach er und sogleich ritten sie davon, in Richtung Felder. Zum Glück hatte Mel an eine Taschenlampe gedacht und leuchtete nun den Boden des Kornfeldes ab. Da traf der Lichtkegel auf zwei leuchtende Augen, doch es war nur ein Fuchs, der daraufhin ängstlich das Weite suchte. Rokko hatte eben so wenig Erfolg, deshalb schlug er vor ins Wolkenreich hinauf zu klettern und von dort oben zu suchen. Diese Idee fand Mel allemal besser, als hier noch Stunden um Stunden weiter zu suchen. So ließ sich mit einem Mal eine Treppe aus schwarzen Wolken hinunter und die beiden stiegen sie hinauf.


Nachdem Lillian Melody nachhause gebracht hatte kam auf einmal ein starker Wind auf. Schnellen Schrittes lief das blonde Mädchen den Feldweg entlang und blieb jedoch vor der Schaukel am Apfelbaum stehen. Zu groß war die Verlockung und als noch eine Stimme zu ihr sprach: „ Komm schaukel hinauf in die Wolken! Du wirst schon sehen wie schön es hier ist!“ setzte sie sich hinauf. Höher immer Höher wurde sie getragen bis sie schließlich, sie glaubte es kaum, in den Wolken stand. Neben ihr ein Junge mit braunen Haaren und himmelblauen Augen und ein Mann. Lillian starrte gebannt in die Augen des Jungen und brauchte eine Weile um sich zu fassen. „ Willkommen im Wolkenreich des Wolkenkönigs Tilus! Mein Name ist Brutus, ich bin der Berater des Königs. Du musst Lillian sein!“, begann der Mann zu reden. Die Beiden liefen los und Lillian hatte vollkommen den Verstand verloren, so schien es ihr. Ihre Beine zögerten keine Sekunde und obwohl Lillian den Beiden nicht folgen wollte tat sie es doch. Er hatte sie verzaubert.

So folgte sie ihnen bis sie schließlich vor einem großen weißen Schloss standen, das von Männern in weißen Rüstungen bewacht wurde. Tilus hob die Hand und das Tor wurde geöffnet. Sie konnten passieren. Im Innenhof bogen sie rechts ab und erst in einem komplett weißen Raum, indem Tische und Stühle standen, bat ihr Gastgeber sich zu setzten. „ Lillian. Du bist die Außerwählte. Du wirst in 3 Monaten zu meiner Königin gekrönt. Dann herrschst du mit mir zusammen über das Reich der weißen Wolken. Wenn alles klappt, dann sogar auch über die der schwarzen Wolken.“, erklärte Tilus, lachte hämisch und zwinkerte Brutus zu. „Bis dahin wirst du hier am Hof wie alle anderen auf die große Schlacht vorbereitet! Komm, Klara zeigt dir dein Gemach!“, und mit diesen Worten trat eine Zofe hervor und führte die gehorchende Lillian in ein Turmzimmer mit einem Himmelbett, Schrank, Wandspiegel, einem kleinen Tisch und einem Stuhl. Nachdem die Zofe sie allein gelassen hatte, schritt sie zum Kleiderschrank, holte eines der weißen Kleider heraus, zog es an und steckte sich danach die Haare hoch zu einem Knäul, um dessen sie ein kleines Netz legte, welches mit Klammern festgemacht wurde. Nun stieg sie die Stufen herunter zum Speisesaal, der überfüllt von Gästen war, die alle an der langen Tafel saßen. Als sie Lillian bemerkten wurde es totenstill und alle erhoben sich. Als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, setzte sich Lillian an ihren Platz, hob den Kelch mit Wein und sprach: „ Auf Tilus, den König der weißen Wolken, meinen baldigen Gemahl und auf die bald kommende Schlacht!“ Alle grölten und stoßen an. Tilus sah stolz an das andere Tischende, an dem Lillian saß. „ Wie habt ihr sie nur so gefügig bekommen, Herr?“, fragte einer der Gäste. „ Ein komplizierter Zauber, sie macht all das so, wie ich es mir vorstelle!“, verriet Tilus. Nachdem die Gesellschaft gespeist hatte wurde Platz geschaffen und alle tanzten fröhlich umher.

Zur selben Zeit in der Stadt:
Ungeduldig lief Finn vor dem Kino auf und ab. In wenigen Minuten würde der Film anfangen und immer noch keine Spur von Lillian. Zweifel kamen in ihm auf? Hatte Lillian wirklich Interesse an ihm oder empfand sie nur freundschaftliche Gefühle für ihn?! Aber wieso sollte sie trotz alledem zu spät kommen. Während er sich darüber den Kopf zerbrach, betrat er grade den kleinen Kinosaal, setzte sich und wartete darauf, dass der Film beginnen und Lillian endlich kommen würde.

Einen Abend später:

Als Melody und Rokko das Reich der schwarzen Wolken erreicht hatten legten sie sich nebeneinander auf eine Wolke und sahen hinab, während ihre Wolke langsam weiter zog. „Nichts! Das gibt es doch nicht! Als wäre sie vom Erdboden verschluckt!“, schimpfte Mel verzweifelt. „ Wenn sie sich in einem Gebäude aufhält, sehen wir sie eh nicht! Und das könnte gut der Fall sein oder nicht?“, fragte Rokko sie, während er sie in den Arm nahm. „Wir machen uns nur alle so Sorgen um sie. Das ist einfach nicht ihre Art, verstehst du?“, erklärte das Mädchen, während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. „ Wir können, wenn du willst, jeden Abend nach ihr suchen! Irgendwann finden wir sie schon! Und ich glaube Lillian lässt sich von niemandem etwas antun.“, beruhigte er sie, als grade ein Wind aufkam. Nun war es Zeit für Rokko zu gehen. Sanft setzte er sie wieder auf der Erde ab und verschwand in einem schwarzen Nebel. Traurig ging Mel nach Hause.


Fast 2 Monate später:

Grade ging Rokko mit Ivan, Rokkos Berater noch einmal den Aufstellungsplan für die Schlacht durch, als Melody das Zimmer betrat. Sie trug ein graues Kleid mir hellblauem Saum. „ Was macht ihr da?“, wollte sie von den Beiden wissen. „ Wir gehen noch einmal den Plan für die Schlacht durch!“, erklärte ihr Ivan ohne den Blick von der Aufzeichnung zu heben. „ Rokko? Was für eine Schlacht? Hat Tilus etwa…. Nein, sag das nicht!“, sprach Melody mit zittriger Stimme. „ Vor zwei Tagen kam sein Bote mit der Nachricht des Krieges! Sie könnten jeden Tag da sein!“, erklärte ihr Rokko und sah sie traurig an. Tränen stiegen in Melodys Augen hoch. Sie hatte Angst. Krieg war etwas furchtbares, das wusste sie! Aber hier, bei ihnen im eigentlich friedlichen Wolkenreich? Seit dem sie vor 1 Monat hier hinauf gekommen war hatte sie gehofft hier dem grauen Alltag ohne Lillian, für die inzwischen eine Beerdigung stattgefunden hatte, da man immer noch kein Lebenszeichen von ihr erhalten hatte, zu entfliehen. Doch nun musste ihr geliebter Rokko in die Schlacht ziehen und das ganze Volk ebenfalls. „ Haben wir denn überhaupt eine Chance?“, fragte Mel, als sie sich einiger Maßen gefasst hatte. „ Komm mit, ich zeige dir etwas!“, sprach Rokko zu ihr und verließ den Raum. Sie folgte ihm, als er sie die Stufen hinunter in den Kerker führte. Dort öffnete er eine Kammer in der Glasschränke standen. In ihnen waren schwarze Rüstungen aufgestellt und auch überall im Raum lagen Waffen wie Speere, Schwerter u.s.w. Vor einer Glasvitrine hing ein Tuch, das Rokko hinunter riss. Staub flog umher. Als dieser verzogen war erkannte sie die Rüstung, die dort drinstand. Sie war kleiner, als die übrigen und weiblich geschnitten. „ Das ist die Rüstung, die für meine Königin angefertigt wurde. Komm mal sehen ob sie dir passt.“, sprach Rokko und holte sie heraus. Melody zog die schwarze Rüstung über ihr Kleid und sie passte perfekt. „ Mir wäre lieber wir bräuchten sie nicht, aber da du eh nicht kämpfen wirst, bekommst du nur einen Bogen, Pfeile und einen Dolch. „ Wieso werde ich nicht kämpfen?“, fragte Melody Rokko überraschst. „Weil es zu gefährlich ist und du verletzt oder gar getötet werden könntest! Und ich will dich nicht verlieren und schon gar nicht in einem so sinnlosen Kampf.“, gestand er ihr. „Nun dann was soll ich dann tun? Euch zu sehen? Das würde ich nicht aushalten, du kennst mich!“, entgegnete Melody gereizt. „ Du wirst zusammen mit den anderen Frauen das Schloss bewachen!“, erklärte Rokko. Nachdem Mel die Rüstung wieder ausgezogen hatte stieg sie mit Rokko die Treppen wieder hinauf. Doch diesmal gingen sie hinauf auf den Turm. Dort wehte der Wind und Raben flogen krächzend umher. Rokko stellte sich hinter Melody und legte seine Hände um ihre Taille. Zärtlich küsste er ihren Hals und als sie sich zu ihm umdrehte küssten sie sich zärtlich. Der Wind wehte durch ihre Haare und sie mussten trotz der schwierigen Lage in der sie sich befanden lächeln. Plötzlich kniete Rokko nieder und holte eine kleine Schachtel heraus. Er öffnete sie, holte etwas heraus und sprach: „ Melody, möchtest du mich heiraten und somit die Königin der schwarzen Wolken werden?“ Völlig erstaunt legte Mel ihre Hand vor den Mund, nahm sie kurze Zeit später wieder weg und fiel Rokko mit den Worten: „ Ja, ich will!“ in die Arme. Dieser Wirbelte sie fröhlich umher und legte ihr den Ring an.

3 Tage später:

Langsam schreiten die Verlobten zum Traualtar. Er trägt grau, sie ebenfalls. Ein Schleier verdeckt ihr Gesicht. Vor dem Altar stellen sie sich gegenüber, er schlägt den Schleier zurück.
Der Priester beginnt mit seiner Rede und schließlich nach dem üblichen Gerede küssen sich Rokko und Melody, die nun verheiratet sind. Schnell drehen sie sich um und rennen hinaus aus der Kirche, steigen auf ein Pferd und reiten zurück zum Schloss. Dort wird am Abend noch viel getanzt und gefeiert.

Schon am nächsten Morgen sieht die Welt ganz anders aus. Doch davon wissen sie noch nichts…
Völlig aufgelöst verlässt Finn das Haus. Er kann es einfach nicht glauben dass sie tot sein soll. Vor noch nicht einmal zwei Monaten saßen sie noch zusammen im „Old Molly“ und tranken seelenruhig zusammen ihren Tee. Hätte er ihr damals nur schon gesagt was er für sie empfinden würde, vielleicht wäre sie geblieben oder er wäre bei ihr gewesen als es passierte. Die Ungewissheit machte ihm zu schaffen, vor allem da Mel nun ebenfalls weg war. Bei Verwandten, damit sie auf andere Gedanken käme. Und er musste hier versauern. Gedankenverloren setzte er sich auf die Schaukel, von der die Mädchen immer gesprochen hatten. Leicht schwang er hin und her, eine Windböe kam auf und mit einem Mal befand er sich in den Wolken. Erstaunt und neugierig lief er auf ein weißes Schloss zu. Plötzlich hörte er eine ihm bekannte Stimme. Lillian schon es ihm durch den Kopf, das konnte nur sie sein. Schnell rannte er durch das offene Schlosstor und horchte sich um, doch ehe er der Stimme weiter folgen konnte, wurde er von den Wachen gefangen genommen und ins Verlies gebracht.


4. Kapitel


Die Truppen marschierten einander entgegen. Fair hielten sie die 2 Meter Abstand zu ihren Gegnern und blieben stehen. Die Beiden Wolkenkönige traten vor.
Die Augen des Einen waren leer, er bedauerte, das es so weit kommen musste, die Augen seines Gegenüberstehenden blitzen Böse auf und waren voller Hass. Nun traten beide zurück.

Schnell rannte Mel die steinerne Treppe zur Empore hinauf. Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte in die Tiefe. Ihr Atem stockte. Das riesige Land zwischen den beiden Schlössern im Wolkenreich war überseht mit Kriegern in weißer und schwarzer Kluft, die sich gegenüberstanden. Nie hätte sie gedacht, das es einmal so schlimm werden könnte und das Tilus seine Drohung war gemacht hatte. Rokko wusste dies schon lange, doch Mel wollte es nicht wahr haben. Entsetzt weiteten sich ihre Augen als sie auch noch eine Messerklinge an ihrem Hals spürte. Sie atmete schwer und schnaufte regelrecht. „ Ganz ruhig!“, sagte eine Stimme, die Melody sofort erkannte. „Du bleibst schön hier, verstanden?“, forderte die Stimme weiter. „ Lass mich los und ich verspreche dir zu bleiben!“, keuchte Mel, so gut sie konnte, da sie halb erwürgt wurde. „ Nun gut!“, rief die Person und stummte Mel von sich fort. Als sich das Mädchen im Kriegskostüm umsah wünschte sie, sie sähe alles andere, aber nicht das. Es war ein kleineres blondes Mädchen, die eine weiße leichte Rüstung trug, die Haare zu einem Zopf getragen und sie böse anstarrte. „ Lilly!“, schrie Mel traurig und entsetzt aus. Doch die Freundin ignorierte sie und ging stadtdessen um sie herum und begutachtete sie von allen Seiten. „ Eine Bogenschützin also! Mehr hat der achso tolle Rokko also nicht an Waffen zu bieten?“, rief Lilly abstoßend aus und lachte heimtückisch. Traurig sah Mel zu Boden. Hier war sie also die letzten 2 Monate geblieben. Doch das was sie hier sah, konnte sie wohl kaum ihre Beste Freundin Lillian nennen, sondern eher ein Monster, das Tilus aus ihr gemacht hatte. Ein Geistesblitz schöpfte Mel neue Hoffnung. Noch war nicht alles verloren.

Die Brüder verließen nach der Begrüßung den Platz und traten zurück zu ihren Heeren von Kriegern. Mit einem Mal hörte man die Glocke der Nahen Kirche läuten. 7 Schläge. Nach dem letzten Schlag setzten sich die Heere in Bewegung. Zuerst langsam und dann stürmten sie immer schneller aufeinander ein. Katapulte schleuderten Steine umher, aufgebrachte Pferde wieherten, Menschen schrien und Schwerter klirrten. Es war ein grauenvolles Bild.
Nach 2 Stunden unerbittlichem Kampf hatten beide Heere große Teile ihrer Gefolgsleute verloren, doch die Schwarze Partei hatte es schlimm erwischt. Nur noch 30 schwarze Ritter kämpften gegen 60 der weißen, die noch dazu bessere Waffen besaßen.

Rokko wich den Schwerthieben aus und sah sich immer nach einem Kämpfer in einer auffälligen weißen Rüstung um. Zu seinen Füßen lagen bereits verwundete und tote Krieger. Es versetzte ihm einen Stich, als er Ivan in der Ferne sah, wie er grade versuchte mühsam vom Kriegsfeld zu kriechen. Die Zeit verstrich und schließlich zog Rokko seine noch 20 Männer zurück. Tilus rief seinen Kämpfern zu und diese folgten seinem Befehl und zogen ab. Sofort eilte Rokko zu dem verwundeten Ivan und brachte ihn in ein Krankenzelt zu den anderen Verwundeten.


Tilus Bote schob den Vorhang zur Seite und betrat das Zelt.
„ Mein Herrscher fordert, Rokko, den König der schwarzen Wolken zu einem Duell auf Leben und Tod. Wenn er damit einverstanden sei, so möge sich der Feind auf das Schlachtfeld begeben.“


„Lillian ! Ich bin es, Melody!“, rief Mel der eiskalten Lilly entgegen. „ Ich kenne keine Melody!“ „Und Inu, deinen Husky mit dem schönen weichen Fell? Finn, den du so liebst, deine Eltern. Hast du denn alles vergessen?“, schrie Mel sie erwartungsvoll und wütend an.
Langsam senkte Lillian ihren Kopf zu Boden. Das schwere Schwert glitt aus ihrer Hand, fiel auf den Boden. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schämte sich zutiefst für das Geschehene. Da umarmte sie plötzlich jemand. Doch es war nicht Tilus, den sie so gerne bei sich gehabt hätte, sondern Melody. Fest umschlungen schluchzte sie. „ Ich habe das alles nicht gewollt! Ich war so neugierig und die Schaukel und diese Rufe. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte dir nicht ins Wolkenreich folgen sollen.“, rief Lilly aus. „ Noch ist es nicht zu spät!“, sprach Mel mit einem Kämpferischen Funkeln in den Augen und packte Lil am Arm.

Stolz, aber voller Angst, trat der junge Mann aus dem Zelt. 10 Meter von ihm entfernt sein Bruder, gegen den er nun duellieren musste. Langsam schritt er auf ihn zu. Gleichzeitig zogen sie ihre Schwerter, der Kampf um Leben und Tod begann.


In Windeseile hatten Lil und Melody das schwarze Schloss verlassen und schlichen sich zu einem von Tilus Zelten. Davor lagen einige betrunkene Soldaten und neben ihnen ihre weißen Rüstungen. Mit einer Kopfbewegung zu den Rüstungen wies Lil Mel daraufhin ihr zu folgen. Ohne zu zögern ging das blonde Mädchen an den Wachen vorbei und griff nach einer kleinen Rüstung. Mel tat ihr nach. Im Schatten der Zelte kleideten sie sich um und waren nun kampfbereit.


Ein Schwerthieb mehr und er würde dem Erdboden gleich sein. Taumelnd sank er zu Boden. Seine Stirn war blutig und seine Hände wund. Ein langer Kratzer durchfuhr seinen Brustkorb. Er ging in die Knie, alles verschwamm. Er erkannte nur noch zwei weiße Gestalten. Alles wurde schwarz.


Die beiden heraneilenden Mädchen mussten mit ansehen, wie Rokko vor Tilus in die Knie ging. „ NEIN!“, Melody schrie mit einer solchen Kraft, das man es bis zum Schloss hätte hören können. Tränen rannten über ihr Gesicht. Tilus drehte sich entsetzt um, als er den Schrei vernahm und zögerte. Da rannte Mel noch schneller und stand schließlich hinter Tilus, der ihr den Rücken zugekehrt hatte und über die Schulter zu ihr hoch sah. Mel holte aus und wollte grade auf Tilus einstechen, als ihn von hinten ein Schwert durchbohrte. Leblos sank er zu Boden. Mel sah Lilly erstaunt an, welche ihr soeben zur Hilfe geeilt war. Melody robbte sich auf den Knien zu Rokko, der immer noch benommen im Gras lag.

Als er die Augen öffnete, wurde er von einer blendend weißen Rüstung geblendet. „Tilus?“, keuchte er hilflos. „ Nein Rokko ich bin es!“, sprach sie ihn an und beugte sich zu ihm hinunter. Nun erkannte er ihr Gesicht, das voller Kampfspuren war. Sie streichelte seine Wange und küsste ihn zärtlich. Danach half sie ihm empor und stützte ihn. „ Was ist mit Tilus?“, wollte Rokko nun wissen. „ Er, er …. Ist tot! Ich wollte ihn grade erstechen, als er dich töten wollte, doch Lilly kam mir zuvor.“, erklärte Mel und schaute zu Lilly herüber, die betroffen neben ihnen stand. „ Seine Königin!“, staunte Rokko. „ Nein, wir hatten noch keine Zeremonie! Und wenn ich ehrlich bin, ist es auch gut so! Ich liebe nämlich einen anderen, das ist mir nun klar geworden. Nur ist Finn leider noch unter den Wolken!“, entgegnete Lillian. „ Einen Sterblichen? Mir braunen kurzen Haaren? So ein Sterblicher hat sich letztens zu unserem Schloss verirrt, doch Tilus hat ihn in den Kerker geworfen.“, mischte sich Brutus, Tilus Berater ein. „ Das ist Finn!“, schrie Lillian und rannte sofort zu den Pferden und preschte zum Schloss des verstorbenen Königs.

Dort angekommen suchte sie den Kerker und in der schon eingebrochenen Zelle war keiner zu sehen. Plötzlich bemerkte sie, dass jemand hinter ihr stand. „ Lasst mich frei!“, forderte die Stimme. Lill drehte sich um und vor ihr stand kein anderer als Finn. „ Lilly!“, freute er sich und fiel ihr in die Arme. Wenige Minuten später, machten sich beide auf den Weg zum anderen Schloss.

Dort standen bereits Brutus und Melody. „ Gut das ihr kommt!“, begrüßten sie sie. „ Ich werde erst mal bei Rokko bleiben, bis er sich erh…!“, sprach Melody. Weiter kam sie nicht, da Ivan zu ihr gestürmt kam, ihr etwas zuflüsterte und sie kurz drauf mit besorgter Miene ihm nachging. Er führte sie zu Rokkos Zelt. „ Rokko! Du darfst nicht sterben! Jetzt wo wir uns keine Sorgen mehr machen müssen!“, Melody kniete neben Rokkos Bett, hielt seine Hand und weinte. Als sie ihren Kopf auf seine Brust legte, fiel eine ihrer Tränen in seine Wunde. Wie von Zauberhand schloss sie sich. Als Mel dies bemerkte nutzte sie dies um Rokkos Wunden zu heilen. Nachdem dieser nun wieder fit war, gingen sie nach draußen zu den Anderen.
„Da seit ihr ja!“, rief Lilly ihnen entgegen. „ Nun liebe Freunde, heißt es Abschied nehmen! Lilly und Finn werden wieder in ihr altes Leben gelangen und Rokko und Melody? Es liegt an euch.“, sprach Brutus.
„ Ich habe lange genug hier oben in den Wolken gelebt und du hast meine Welt bereits kennengelernt Melody. Ich wäre dafür, wenn wir in deine Welt zurückkehren würden.“, sprach Rokko. „ Nichts lieber als das. Aber wer kümmert sich dann um die Wolkenreiche?“, fragte Mel und sah sich ein letztes Mal um. „ Brutus und ich werden das übernehmen und in Frieden und Absprache regieren!“, erklärte Ivan und lächelte den überglücklichen Rokko zu. Nun verabschiedeten sich alle und gingen Schritt für Schritt die Stufen hinunter. Am alten Apfelbaum angekommen ließen sie sich alle vier ins Gras fallen und schlossen die Augen.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /